Gustav-Meyrink Meister Leonhard
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<strong>Gustav</strong> <strong>Meyrink</strong> • <strong>Meister</strong> <strong>Leonhard</strong> • Novelle<br />
<strong>Leonhard</strong> glaubt einen Schrei unten im Schloß zu<br />
hören; er horcht: alles liegt stumm.<br />
Er liest die Briefe: das Leben seines Vaters entrollt<br />
sich vor ihm, der Kampf eines unbändigen Geistes,<br />
der sich bäumt gegen alles, was Gesetz heißt; ein<br />
Titan reckt sich vor ihm auf, der keine Ähnlichkeit<br />
hat mit dem gebrochenen Greis, den er als seinen<br />
Vater kennt, die Gestalt eines Menschen, der über<br />
Leichen geht, wenn es sein muß, und sich laut rühmt,<br />
gleich all seinen Ahnen ein geweihter Ritter der echten<br />
Templer zu sein, die den Satan zum Schöpfer der<br />
Welt erheben und schon das Wort »Gnade« als unauslöschlichen<br />
Schimpf empfinden. Tagebuchblätter<br />
sind dazwischen, die die Qual einer verdurstenden<br />
Seele schildern und die Ohnmacht eines Geistes<br />
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