Gustav-Meyrink Meister Leonhard
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<strong>Gustav</strong> <strong>Meyrink</strong> • <strong>Meister</strong> <strong>Leonhard</strong> • Novelle<br />
ihm plötzlich ein urfremdes Geschöpf aus einer teuflischen<br />
Welt, halb Kobold, halb boshaftes Tier.<br />
Das Gefühl, daß sie seine Mutter ist, läßt ihn das<br />
eigene Blut als etwas Feindseliges, das ihm Leib und<br />
Seele zerfrißt, empfinden, macht sein Haar sträuben,<br />
jagt ihm Furcht ein vor sich selbst, hetzt ihn hinaus<br />
– nur fort, fort aus ihrer Nähe; er flieht in den Park,<br />
weiß nicht, was er will, wohin er soll, rennt gegen<br />
einen Baum, fällt rücklings zu Boden, verliert das<br />
Bewußtsein.<br />
<strong>Meister</strong> <strong>Leonhard</strong> starrt hinein in ein neues Bild,<br />
das vorüberzieht wie ein Fiebertraum: die Kapelle,<br />
in der er sitzt, ist hell von Kerzenschein, ein Priester<br />
murmelt vor dem Altar, Geruch von welkenden<br />
Kränzen, ein offener Sarg, der Tote im weißen<br />
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