Gustav-Meyrink Meister Leonhard
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<strong>Gustav</strong> <strong>Meyrink</strong> • <strong>Meister</strong> <strong>Leonhard</strong> • Novelle<br />
<strong>Leonhard</strong> hört der schwülstigen Rede zu mit fadem<br />
Geschmack auf der Zunge; Ekelhaftes geht von der<br />
verlorenen Phantastik aus: daß da mitten in einem<br />
Walde deutschen Landes ein verborgener Tempel stehen<br />
soll – aber der fanatische Ton, der in den Worten<br />
schwingt, dröhnt wie Orgelbrausen sein Denken<br />
nieder, er läßt mit sich geschehen, was der Doktor<br />
Schrepfer befiehlt, zieht sich die Schuhe aus, sie<br />
zünden ein Feuer an, Funken spritzen hinein in die<br />
Finsternis der Sommernacht, er trinkt aus einem Napf<br />
den scheußlichen Trank, den ihm jener aus Kräutern<br />
braut, damit er – rein werde.<br />
»Lucifer, der du Unrecht leidest, ich grüße dich!«<br />
soll er sich einprägen als Erkennungszeichen. Er hört<br />
den Satz; die Silben stehen seltsam getrennt wie stei-<br />
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