IM FOKUS 134 <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº3.19
MARTIN MAES Letztes Jahr schrieb Martin Maes mit seinem Überraschungssieg beim UCI Downhill World Cup in La Bresse, Frankreich, ein Stück Bike-Geschichte. Wenig später verpasste er bei der Downhill-Weltmeisterschaft in Lenzerheide, Schweiz, ganz knapp den ersten Platz – nur Loïc Bruni war schneller. Gibt’s denn Momente der Angst in einem Rennen oder im Zusammenhang damit? Oh ja, es gibt zumindest immer wieder Momente, in denen man an sich selbst zweifelt. Habe ich genug getan? Bin ich wirklich bereit, um auf höchstem Niveau zu konkurrieren? Und auch am Renntag hat man echt das Gefühl, dass man hart arbeitet, denn es gibt viel mehr Druck, als die meisten Leute sehen. Du hast die Sponsoren, die Marken, die ziemlich viel in dich investieren und du willst einfach alles geben, um das zurückzugeben, was der Sponsor dir gibt. Ich fahre seit über sieben Jahren für GT und es fühlt sich wie eine Familie an und ich möchte einfach, dass sie am Ende des Tages glücklich sind. Was machst du kurz vor dem Rennen? Ich bin da mit den Jahren besser geworden… Es gab Zeiten, wo ich ein paar Nächte vor dem Rennen nicht schlafen konnte. Ich habe mich sehr gestresst. Schlussendlich sage ich mir vor dem Rennen und vor der Startlinie: Du hast einen gewissen Ruhm erlangt, aber am Ende des Tages fährst du einfach Fahrrad. Und du hast genug trainiert. Und du hast die Fähigkeiten, das zu tun. Und Stress und nicht schlafen helfen nicht. Sei du selbst und fahre so, wie du kannst. Es gibt nichts anderes, was du tun kannst, als schnell zu fahren und Spaß zu haben. Was würdest du Neulingen für die EWS oder ein anders <strong>Enduro</strong>-Rennen raten? Tue das, was du immer getan hast. Fahre nur aus Spaß, sei klug, fahre nicht, wenn du krank bist. Aber vor allem: Genieße es und denke nicht zu viel nach! Setz dich nicht zu sehr unter Druck. Wenn es nicht dein Ding ist, Rennen zu fahren, wirst du nicht gut darin sein. Vertraue einfach darauf, was du tust, deinem Kopf, deinen Fähigkeiten und sei einfach happy und viele Dinge kommen von alleine. Wie erholst du dich zwischen den Rennen? Wenn du unterwegs warst, bist du extrem müde, besonders nach einer so langen Reise, wie jetzt nach Neuseeland und Tasmanien. Du kommst nach Hause und der Druck lässt nach. Es dauert einige Tage, bis du dich erholt hast. Ich verbringe sehr gerne viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden und mache verschiedene andere Sportarten. Ich bin überzeugt, wenn du in der Lage sein willst, schnell zu biken, musst du auch mental glücklich sein. Ich laufe viel, fahre viel Motocross. Ich versuche, mein <strong>Enduro</strong>-Bike zwischen den Rennen in der Garage zu lassen. Wenn ich dann beim Rennen bin, bin ich erholt und freue mich darauf, wieder <strong>Enduro</strong> zu fahren. Und zu guter Letzt: Welchen <strong>Trail</strong> in Belgien sollte man unbedingt gefahren sein? Hast du eine Empfehlung? Ja, natürlich! In Chaudfontaine, das ist gerade mal zehn Minuten von meinem Haus entfernt, gibt’s ein paar Downhill-Strecken, die sind sehr felsig und steil. Die <strong>Trail</strong>s sind nicht sehr lang, aber lang genug, um zu trainieren und viel Spaß zu haben. Das ist nicht weit von Lüttich. Da gibt’s viel. Ein großes Waldgebiet mit vielen guten <strong>Trail</strong>s – so viele, dass ich dir nicht alle aufzählen kann. Das müssen wir uns wohl selbst mal anschauen! Danke dir für deine Zeit, Martin! Interview Mirjam Milad <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº3.19 135