world of mtb Magazin Enduro & Trail 2019

GESCHICHTEN
Aus dem morgendlichen Trubel im Zentrum der Hafenmetropole Thessaloniki geht es mit den Mountainbikes direkt zum oberhalb der Stadt gelegenen Trailbau-Spot.
Die Großstadt an der Ägäis ist mit mehr als 300.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Griechenlands.
mit George ein Guiding-Unternehmen hier in Thessaloniki führt, dreht
ordentlich am Gas. Und ich mache beinahe Bekanntschaft mit einer
knorrigen Kiefer am Trailrand! Nach der kalten, schneereichen Jahreszeit
scheint meine Koordination auf dem Bike etwas eingerostet zu sein.
Soviel Spaß die Trails hier machen, so schnell wird auch klar, wo Handlungsbedarf
besteht. Über die Jahre haben sich in vielen der Wege tiefe
Wasserrinnen gebildet; Motocross-Fahrer haben die Erosion gefördert,
und keiner sich der Wegerhaltung angenommen. Ohne Eingriff zersetzen
sich die Wege mit der Zeit selbst. Genau das gilt es zu verhindern.
Am nächsten Morgen stehen wir schon früh in den Startlöchern,
um endlich schaufeln gehen zu dürfen. Für den zweiten von George
geplanten Bau-Spot haben wir nun doch eine Genehmigung erhalten.
Jedoch nur unter der Auflage, dass die Forstverwaltung unser Bauvorhaben
genau observieren darf. Man ist sichtlich skeptisch, was die
Herrschaften mit den seltsam anmutenden Werkzeugen und langhubigen
Geländefahrrädern anstellen wollen. Und schließlich ist es das
allererste Mal, dass hier in der Region ein Weg offiziell zum Biken errichtet
wird. Doch am Spot angekommen sind die Beamten sichtlich
verwundert, erstaunt und positiv überrascht von dem, was wir hier vorhaben
– und wie wir es ausführen. Denn da wird nicht mit Gewalt ein
Weg querfeldein durch den Wald geholzt. Akribisch mustert und prüft
Trailbuilder Marco vorab das Gelände, kennzeichnet Wasserläufe, geht
verschiedene Varianten durch, ehe er die Linie festlegt. Kein Tiefenmeter
wird verschenkt, bevor damit begonnen wird, den Trail in unzähligen
Windungen talwärts zu präparieren. Denn jeder Meter direkte Falllinie
bedeutet später starkes Bremsen – und damit Erosion. Und die gilt es
zu vermeiden!
„No Mauricio, wenn du den Anlieger so tief ausgräbst, ohne davor
einen Wasserablauf zu setzen, bleibt das Regenwasser immer hier drin
stehen!“, kritisiert Marco völlig zu Recht die gerade von mir ausgehobene
Linkskurve. Aber Regen? Den kann ich mir gerade nur schwer
vorstellen. Der trockene Boden staubt, als wäre gerade ein Sandsturm
im Anmarsch. Doch Marco weiß genau, wovon er spricht. Unzählige
Trails in seinem Heimrevier Massa Vecchia sowie im Bike-Hotspot La
Thuile tragen seine Handschrift. Und auch für die EWS ist er jedes Jahr
im Zuge des Saison-Finales in Finale Ligure unterwegs. Also schnappe
ich mir eine Spitzhacke und beginne nach seinen Anweisungen einen
Wasserablauf auszugraben. Eigentlich sollte ich ja inzwischen auch
schon aus dem Vorjahr wissen, worauf es ankommt. Schon in den vergangenen
zwei Jahren war ein Trupp von Freiwilligen nach Kos und
Leros gereist, um im Zuge des Projektes gemeinsam mit Locals Wege
zu schaufeln. Ein Alternativkonzept zum krisengebeutelten, klassischen
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world of mtb Nº3.19