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Berliner Zeitung 06.05.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 103 · M ontag, 6. Mai 2019 – S eite 20 *<br />

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Sport<br />

Mathias Wittek köpft zum 2:0 für Darmstadt ein. Schlecht fanden die Unioner ihre Leistung nach der Niederlage, zwei Spieltage vor Schluss, trotzdem nicht.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Eine gute Leistung?<br />

Der 1. FC Union verspielt mit der 1:2-Niederlage in Darmstadt zum wiederholten Mal die Chance, sich im Aufstiegskampf von der Konkurrenz abzusetzen<br />

VonMathias Bunkus und Max Ohlert,<br />

Darmstadt<br />

32. Spieltag<br />

Arminia Bielefeld -SCPaderborn 2:0 (1:0)<br />

Dynamo Dresden -FCSt. Pauli 2:1 (1:0)<br />

Hamburger SV -FCIngolstadt 04 0:3 (0:1)<br />

VfL Bochum -1.FCMagdeburg 4:2 (1:0)<br />

Heidenheim -SVSandhausen 2:3 (1:0)<br />

Holstein Kiel -MSV Duisburg 0:2 (0:0)<br />

Jahn Regensburg -Aue 1:3 (0:0)<br />

Darmstadt 98 -1.FCUnion 2:1 (0:0)<br />

Fürth -Köln Mo., 20.30<br />

33. Spieltag<br />

1. FC Köln -Jahn Regensburg So., 15.30<br />

Holstein Kiel -Dynamo Dresden So., 15.30<br />

Duisburg -1.FCHeidenheim So., 15.30<br />

1. FC Union -1.FCMagdeburg So., 15.30<br />

FC Ingolstadt -Darmstadt 98 So., 15.30<br />

Sandhausen -Arminia Bielefeld So., 15.30<br />

FC St. Pauli -VfL Bochum So., 15.30<br />

ErzgebirgeAue -SpVgg Fürth So., 15.30<br />

SC Paderborn-Hamburger SV So., 15.30<br />

ZWEITE LIGA<br />

Tabelle<br />

1. 1. FC Köln 31 76:41 59<br />

2. SC Paderborn 32 71:46 54<br />

3. 1. FC Union Berlin 32 49:31 53<br />

4. Hamburger SV 32 41:38 53<br />

5. 1. FC Heidenheim 32 47:40 49<br />

6. FC St. Pauli 32 45:51 48<br />

7. Holstein Kiel 32 57:50 46<br />

8. Jahn Regensburg 32 48:49 45<br />

9. Arminia Bielefeld 32 48:50 43<br />

10. Darmstadt 98 32 44:50 43<br />

11. VfL Bochum 32 47:48 42<br />

12. ErzgebirgeAue 32 42:45 39<br />

13. Dynamo Dresden 32 38:44 39<br />

14. SpVgg Fürth 31 34:50 38<br />

15. SV Sandhausen 32 43:47 37<br />

16. FC Ingolstadt 32 38:51 32<br />

17. 1. FC Magdeburg 32 34:49 30<br />

18. MSV Duisburg 32 36:58 28<br />

Den Spielern des 1. FC<br />

Union und Trainer Urs<br />

Fischer schien die Tragweite<br />

der 1:2 (0:0)-Niederlage<br />

in Darmstadt nach dem<br />

Schlusspfiff nicht so richtig klar zu<br />

sein. „Die Mannschaft hat eine gute<br />

Leistung gezeigt“, lobte Fischer. Ken<br />

Reichel fand die erste Halbzeit „sehr<br />

ordentlich“, im zweiten Durchgang<br />

habe das „Matchglück“ gefehlt. Und<br />

Michael Parensen hatte ein „sehr bemühtes“<br />

Spiel der Köpenicker erlebt.<br />

Viele Zuschauer wussten jedoch:<br />

Der rote Teppich war vor dem Spiel<br />

vonder Aufstiegskonkurrenz aus Paderborn<br />

und Hamburg ausgerollt<br />

worden und Union war,statt erhobenen<br />

Hauptes drüberzuschreiten, der<br />

Länge nach hingeklatscht.<br />

Nach den Niederlagen der Verfolger<br />

hätten die Eisernen mit einem<br />

Sieg in Darmstadt unter Umständen<br />

schon in der kommenden Woche,im<br />

Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg,<br />

den direkten Aufstieg im eigenen<br />

Wohnzimmer feiern können.<br />

Stattdessen muss nun weiter gezittert<br />

werden. Nicht um den direkten<br />

Aufstieg oder die Relegation, sondernwieder<br />

um das große Ziel selbst.<br />

Umso mehr wäre etwas Frust,<br />

Wutoder Selbstkritik womöglich angebracht<br />

gewesen, auch wenn die<br />

Hessen mit ihrer destruktiven Spielweise<br />

den Offensivkräften der Unioner<br />

einiges abverlangten. Spielmacher<br />

Robert Zulj, der beste Köpenicker<br />

auf dem Platz, fand sich beinahe<br />

pausenlos in der Zange aus Yannick<br />

Stark und Victor Pálsson wieder.<br />

Gleichsam versuchten die Lilien das<br />

Tempodefizit von Unions Innenverteidigung<br />

um Marvin Friedrich und<br />

Routinier Parensen mit dem schnellen<br />

Marcel Heller auszunutzen.<br />

Trotzdem waren es die Rot-Weißen,<br />

die im Angriff zeitig die Akzente<br />

setzten. Doch Suleiman Abdullahi<br />

(2.) und Robert Zulj (12.) zielten zu<br />

ungenau, Julian Ryerson (29.) hatte<br />

Pech, dass Darmstadts Torwart Daniel<br />

Heuer Fernandes bei der Abwehr<br />

seines Schusses direkt auf dem<br />

Ball landete, der ihm zuvor sträflich<br />

durchgerutscht war. Und drei Minuten<br />

später traf erneut Zulj per Freistoß<br />

nur den Pfosten.<br />

„Am Schluss musst du die Tore erzielen“,<br />

hob daher auch Urs Fischer<br />

ein Manko hervor, das die Köpenicker<br />

schon vor dem erhofft richtungsweisenden<br />

2:0-Sieg gegen den<br />

Hamburger SV belastet hatte.<br />

Besser machten es in der zweiten<br />

Hälfte die Darmstädter.Bei ihrer ersten<br />

Torchance des Spiels konnte<br />

Stark aus dem Rückraum unbedrängt<br />

einschießen, nachdem ihn<br />

Heller taktisch klug freigespielt hatte<br />

(49.). Und in der 77. Minute ließ<br />

Unions Kapitän Christopher Trimmel<br />

seinen Gegenspieler Mathias<br />

Wittek nach einem Stark-Freistoß in<br />

Seelenruhe einköpfen. „So etwas<br />

darf nicht passieren“, analysierten<br />

Ken Reichel und Urs Fischer synchron.<br />

Zwar witterten die Köpenicker<br />

nach dem Anschlusstreffer von Sebastian<br />

Andersson (87.) noch einmal<br />

Morgenluft, doch das Aufbäumen<br />

kam zu spät. Auch wenn am Ende in<br />

der Nachspielzeit, in Person eines<br />

überragend parierenden Heuer<br />

Fernandes und in Form von Robert<br />

Zuljs zweitem Pfostenschuss des<br />

Spiels (90+2.), auch Pech dabei war.<br />

Doch: Ob Union untermStrich einen<br />

oder sogar drei Punkte verdient<br />

gehabt hätte, wie es Trainer Fischer<br />

nach dem Spiel zur Debatte stellte,<br />

ist trotzdem fraglich.<br />

Zu wenig präsentierten die Köpenicker<br />

in dieser Partie,dreiSpieltage<br />

vor Saisonende, die Selbstverständlichkeit<br />

eines Aufsteigers und das<br />

nötige Bewusstsein dafür,was mit einem<br />

Sieg im Stadion am Böllenfalltor<br />

möglich gewesen wäre. „In der<br />

Tabelle ist erst mal nichts passiert,<br />

die Konstellation ist noch die gleiche“,<br />

fasste KenReichel den Spieltag<br />

zusammen. Doch was ein Trost für<br />

die Niederlage sein soll, ist in Anbetracht<br />

der starken Union-Saison und<br />

des ebenso starken Ergebnis-Rückgangs<br />

der vergangenen Wochen das<br />

eigentliche Problem.<br />

Er zündet wieder<br />

Bei Herthas Heimsieg gegen Stuttgart gewinnt Javairo Dilrosun die Auszeichnung zum besten Nebendarsteller –erbraucht dazu nur eine Szene<br />

VonPaul Linke<br />

Karim Rekik hatte eine kleine Erinnerungslücke,<br />

was ja schon<br />

mal passieren kann nach so einem<br />

anstrengenden Fußballspiel. Und<br />

dann hatte er noch ein großes Erinnerungsloch,<br />

über das man sich allerdings<br />

mindestens wundernmuss.<br />

Als Herthas Innenverteidiger nach<br />

dem 3:1 gegen den VfB Stuttgartsein<br />

persönliches Wort zum Sonnabend<br />

sprach, war er sich zunächst nicht<br />

mehr sicher, wie viele Spiele in Serie<br />

sein Team nicht mehr gewonnen<br />

hatte: „Es waren sieben, richtig?“<br />

Richtig. Und als Rekik diese eine<br />

Szene erklären sollte, inder er wie<br />

ein Torwart die Hand zur Hilfe genommen<br />

hatte, umein Kopfballgegentor<br />

zu verhindern, fragte er:<br />

„Meine Hand war oben?“ Ja, weit<br />

oben. „Wirklich, ich weiß es nicht.“<br />

DasSeltsame an diesem Elfmeter,<br />

den es nicht gab,war die mangelnde<br />

Aufregung während des Spiels: 37<br />

Minuten waren vorbei, noch kein Tor<br />

gefallen. Der Protest der Stuttgarter<br />

fiel wohl zu verhalten aus, selbst auf<br />

der Trainerbank sprang niemand<br />

auf, um die Sekundenschläfer im<br />

Kölner Videokeller aufzuschrecken.<br />

Erst nach Auswertung der Fernsehbilder<br />

beschwerten sie sich. „Für<br />

mich war es ein klares Handspiel“,<br />

sagte Alexander Esswein, schwäbischer<br />

Leihberliner, „eines der klarsten<br />

der vergangenen Wochen.“<br />

Dardais Erfolgsformel<br />

Es gibt keine exakte Definition von<br />

Spielglück. Aber es gibt dieses ungute<br />

Gefühl, benachteiligt zu werden,<br />

als hätten sich höhere Mächte<br />

gegen einen verschworen. So haben<br />

sie es auch bei Hertha empfunden<br />

zuletzt. Als nun Sonnabend, drei und<br />

acht Minuten nach Rekiks Faustball,<br />

erst das 1:0 (Vedad Ibisevic) und<br />

dann das 2:0 (Ondrej Duda) fiel, nah-<br />

Das Ende eines irrwitzigen Laufs: Javairo Dilrosun<br />

men sie es einfach als ausgleichende<br />

Gerechtigkeit. „Das, was uns in den<br />

vergangenen Wochen gefehlt hat“,<br />

sagte Maximilian Mittelstädt, „war<br />

wieder da.“ Trainer Pal Dardai<br />

brachte es auf diese knappe Erfolgsformel:<br />

„Wir haben im richtigen Moment<br />

wichtige Tore geschossen.“<br />

WITTERS/TIM GROOTHUIS<br />

Das fehlende Spielglück hing ja<br />

auch immer eng mit dem Verletzungspech<br />

zusammen. Und was<br />

Hertha etwa durch die sehr lange<br />

Ausfallzeit – Ende November bis<br />

Ende März – von Javairo Dilrosun<br />

entgangen ist, sah man vor dem 3:0.<br />

DerFlügelstürmer legte sich den Ball<br />

irrwitzig weit vor, sein Rückstand auf<br />

Ozan Kabak schien uneinholbar zu<br />

sein. „Als ich kurz nach meiner Einwechslung<br />

den Ball am Fuß hatte“<br />

sagt Dilrosun, „habe ich den Raum<br />

vormir gesehen.“ Unddann zündete<br />

er die Endstufe, flog wie eine Rakete<br />

Richtung Tor, dass Dardai nicht nur<br />

einen Luftzug, sondern auch „Gänsehaut<br />

bei diesem Sprint“ gespürt<br />

hatte. Dilrosun kam wieder an den<br />

Ball, tunnelte Torwart Ron-Robert<br />

Zieler,und Salomon Kalou grätschte<br />

die Vorlage irgendwie über die Linie<br />

–Spiel entschieden.<br />

Dergute TonimTeam<br />

Das3:1 durch MarioGomezzwanzig<br />

Minuten vor dem Ende war nicht<br />

mehr als eine Randnotiz. Dardai ärgerte<br />

sich mehr darüber,dass die folgenden<br />

Konterchancen an der Passgenauigkeit<br />

seiner Spieler scheiterten.<br />

Duda traf unvorteilhafte Entscheidungen,<br />

manchmal meinte es<br />

auch Valentino Lazaro zuungenau.<br />

Trotzdem stimmte,woran sich Rekik<br />

hinterher problemlos erinnerte:<br />

„Wir hatten alles von Anfang an im<br />

Griff.“ Es sind zwar noch zwei Spiele,<br />

erst in Augsburg, dann kommt Leverkusen,<br />

aber es lässt sich nicht verbergen,<br />

dass viele bereits an die<br />

kommenden Saison denken, dass es<br />

eigentlich nur noch einen Grund<br />

gibt, nicht vorzeitig in den Urlaubsmodus<br />

zu schalten. DerGrund heißt<br />

natürlich PalDardai und war ein wenig<br />

selbst überrascht, dass es ihm gelungen<br />

ist, die Mannschaft noch einmal<br />

zu motivieren, weil: „Das ist<br />

nicht so einfach in dieser Situation.“<br />

Es gehört zurzeit zum guten Ton,<br />

dass die Spieler den Trainer einschließen<br />

in ihre finale Saisonplanung.<br />

Am eifrigsten Kalou: „Natürlich<br />

ist es auch ein Sieg für den Trainer.Esist<br />

wichtig, dass wir ihm einen<br />

guten Abschluss bereiten.“ Am besten<br />

mit zwei weiteren Siegen.

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