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Magazin Wallis - Ausgabe 9 - Mai 2019

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1 «Ich könnte nie in einem Büro arbeiten», sagt<br />

Christophe Prodanu, Käser auf der Alp de Mille.<br />

2 Morgens und spätnachmittags wird die Milch<br />

der gesömmerten Kühe zur Käserei gebracht.<br />

3 Christophe Prodanu packt einen perfekt<br />

gereiften Käse ein. 4 Catherine und Pierre-Alain<br />

Michellod haben langjährige Alperfahrung.<br />

3 4<br />

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Bagnes, «aber mein Mann will im Sommer<br />

auf die Alp. Er liebt die Ruhe hier<br />

oben und die Arbeit mit den Kühen.<br />

Den Alpsommer kann man ihm nicht<br />

wegnehmen», sagt Catherine, um anzufügen,<br />

dass es harte, sehr harte Arbeit<br />

sei. Auch für sie. Sie ist dafür besorgt,<br />

dass Pierre-Alain, die acht Mitarbeiter,<br />

Käser Christophe und seine Frau Carmen<br />

nicht nur immer genug zu essen haben,<br />

sondern auch, dass die Produkte<br />

der harten Arbeit ins Tal zu Affineuren<br />

und in die Läden kommen. Das heisst<br />

konkret: hin- und herfahren mit dem<br />

Auto, Bestellungen aufnehmen, einkaufen,<br />

den Betrieb im Tal führen, den Überblick<br />

behalten, sehr viel telefonieren,<br />

viel Papierkram. 1800 Käse wurden im<br />

letzten Sommer produziert. Dafür nötig<br />

waren rund 85 Tonnen Milch. Das meiste<br />

wurde zu Raclette verkäst, ein Teil als<br />

Tommes. Aus der Molke, die übrig bleibt,<br />

nachdem der Frischkäse entfernt worden<br />

ist, wird Ziger hergestellt, der dann<br />

frisch im Tal verkauft wird.<br />

Eine Alp zu betreiben, ist Schwerstarbeit.<br />

Die Tage sind lang. Für Pächter Pierre-<br />

Alain Michellod beginnen sie gegen vier<br />

Uhr morgens. Dann steht er auf, nimmt<br />

den Melkstuhl und das Melkkessi und<br />

geht zu seinen vierzig Eringerkühen auf<br />

die eingezäunte Weide. Er melkt sie von<br />

Hand, «so geben sie mehr Milch». Neben<br />

den eigenen Eringern sömmern Michellods<br />

noch Simmentaler, die mit einer mobilen<br />

Melkmaschine und von seinen Mitarbeitern<br />

gemolken werden. Nach dem<br />

Melken gibt es Frühstück, dann werden<br />

die Kühe zum Weiden wieder freigelassen<br />

und wenn nötig weiter hoch auf die<br />

Alp getrieben. Zwischen dem Alpaufzug<br />

Anfang Juni und dem Alpabzug im September<br />

weiden die Tiere auf vier Alpen,<br />

im August sind sie auf dem höchsten<br />

Punkt, danach geht es stufenweise wieder<br />

zurück. «Je nach Kräutern und Gras,<br />

das sie fressen, ändert sich die Milch»,<br />

erklärt Michellod. Und das führe zu verschiedenen<br />

Geschmacksausprägungen<br />

des Käses. «Das gibt ihm die Identität»,<br />

beschreibt es Catherine Michellod. Das<br />

Gras auf dem höchsten Punkt ist weniger<br />

saftig und nahrhaft als weiter unten,<br />

und auch die Milchleistung der Kühe<br />

nimmt im Verlauf des Sommers ab.<br />

Pierre-Alain ist gerne bei seinen Kühen,<br />

schaut, dass sie genügend zu fressen haben,<br />

und hört dank den Kuhglocken<br />

auch, wenn eine auf Abwege gerät. Er<br />

muss alles im Blick behalten, genau beobachten,<br />

denn die Kühe sind über grosse<br />

Flächen verteilt.<br />

Zum Mittagessen treffen sich die Sennen<br />

in der Hütte und können einen kurzen<br />

Moment ausruhen. Danach ist bald<br />

schon wieder Zeit zum zweiten Mal Melken<br />

am Tag. Je nach Weideort der Herde<br />

müssen Milchkannen und die mobile

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