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1 «Ich könnte nie in einem Büro arbeiten», sagt<br />
Christophe Prodanu, Käser auf der Alp de Mille.<br />
2 Morgens und spätnachmittags wird die Milch<br />
der gesömmerten Kühe zur Käserei gebracht.<br />
3 Christophe Prodanu packt einen perfekt<br />
gereiften Käse ein. 4 Catherine und Pierre-Alain<br />
Michellod haben langjährige Alperfahrung.<br />
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Bagnes, «aber mein Mann will im Sommer<br />
auf die Alp. Er liebt die Ruhe hier<br />
oben und die Arbeit mit den Kühen.<br />
Den Alpsommer kann man ihm nicht<br />
wegnehmen», sagt Catherine, um anzufügen,<br />
dass es harte, sehr harte Arbeit<br />
sei. Auch für sie. Sie ist dafür besorgt,<br />
dass Pierre-Alain, die acht Mitarbeiter,<br />
Käser Christophe und seine Frau Carmen<br />
nicht nur immer genug zu essen haben,<br />
sondern auch, dass die Produkte<br />
der harten Arbeit ins Tal zu Affineuren<br />
und in die Läden kommen. Das heisst<br />
konkret: hin- und herfahren mit dem<br />
Auto, Bestellungen aufnehmen, einkaufen,<br />
den Betrieb im Tal führen, den Überblick<br />
behalten, sehr viel telefonieren,<br />
viel Papierkram. 1800 Käse wurden im<br />
letzten Sommer produziert. Dafür nötig<br />
waren rund 85 Tonnen Milch. Das meiste<br />
wurde zu Raclette verkäst, ein Teil als<br />
Tommes. Aus der Molke, die übrig bleibt,<br />
nachdem der Frischkäse entfernt worden<br />
ist, wird Ziger hergestellt, der dann<br />
frisch im Tal verkauft wird.<br />
Eine Alp zu betreiben, ist Schwerstarbeit.<br />
Die Tage sind lang. Für Pächter Pierre-<br />
Alain Michellod beginnen sie gegen vier<br />
Uhr morgens. Dann steht er auf, nimmt<br />
den Melkstuhl und das Melkkessi und<br />
geht zu seinen vierzig Eringerkühen auf<br />
die eingezäunte Weide. Er melkt sie von<br />
Hand, «so geben sie mehr Milch». Neben<br />
den eigenen Eringern sömmern Michellods<br />
noch Simmentaler, die mit einer mobilen<br />
Melkmaschine und von seinen Mitarbeitern<br />
gemolken werden. Nach dem<br />
Melken gibt es Frühstück, dann werden<br />
die Kühe zum Weiden wieder freigelassen<br />
und wenn nötig weiter hoch auf die<br />
Alp getrieben. Zwischen dem Alpaufzug<br />
Anfang Juni und dem Alpabzug im September<br />
weiden die Tiere auf vier Alpen,<br />
im August sind sie auf dem höchsten<br />
Punkt, danach geht es stufenweise wieder<br />
zurück. «Je nach Kräutern und Gras,<br />
das sie fressen, ändert sich die Milch»,<br />
erklärt Michellod. Und das führe zu verschiedenen<br />
Geschmacksausprägungen<br />
des Käses. «Das gibt ihm die Identität»,<br />
beschreibt es Catherine Michellod. Das<br />
Gras auf dem höchsten Punkt ist weniger<br />
saftig und nahrhaft als weiter unten,<br />
und auch die Milchleistung der Kühe<br />
nimmt im Verlauf des Sommers ab.<br />
Pierre-Alain ist gerne bei seinen Kühen,<br />
schaut, dass sie genügend zu fressen haben,<br />
und hört dank den Kuhglocken<br />
auch, wenn eine auf Abwege gerät. Er<br />
muss alles im Blick behalten, genau beobachten,<br />
denn die Kühe sind über grosse<br />
Flächen verteilt.<br />
Zum Mittagessen treffen sich die Sennen<br />
in der Hütte und können einen kurzen<br />
Moment ausruhen. Danach ist bald<br />
schon wieder Zeit zum zweiten Mal Melken<br />
am Tag. Je nach Weideort der Herde<br />
müssen Milchkannen und die mobile