Spökenkieker Nr. 373 - 05/2019

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46 Der Spökenk iieker besucht MdB Re iinho lld Sendker (CDU) Unser „rasender Reporter“ zu Gast iin der Bundeshauptstadt Reinhold Sendker war viele Jahre Lehrer. Dass er die Tricks des spannenden Vortrags und zielführender Frage-Antwort Situationen nicht verlernt hat, wird er am nächsten Tag unseres Besuchs beweisen Zwei aus der „Koalition Rut-Wiess“, dem Fanclub des 1. FC Köln im Reichstag: Michael Brand, Präsident des Fanclubs, und Reinhold Sendker, der Anfang Mai den Aufstieg seiner Kölner feiern durfte. Butterbrote, Bundestag und Biographie Berlin, Reichstagsgelände. Sarah Hein, Mitarbeiterin von Reinhold Sendker, empfängt mich am Paul- Löbe-Haus. Ich bin zu Besuch beim Westkirchener Bundestagsabgeordneten, um mich davon zu überzeugen, wie intensiv Politiker arbeiten – oder eben nicht. Hatte ich von Reinhold Sendker schon lange den Eindruck, dass er tatsächlich „hohe Schlagzahl“ macht, wie er immer sagt, sehe ich mich seit zwei Tagen absolut bestätigt. Im „Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur“, hat Reinhold Sendker, der hier stellvertretender Vorsitzender ist, heute keinen aktiven Part. Der Vorsitzende Cem Özdemir führt die Sitzung straff, zielführend. Eine große Digitaluhr verdeutlicht unübersehbar die zugeteilte Redezeit. Zu TOP1, „Ergebnisse der AG1 der Nationalen Plattform -Zukunft der Mobilität“ erfolgt eine ordentliche Diskussion – einerseits. Andererseits geht es zu wie in einer Oberprima der antiautoritären späten 70er Jahre. Butterbrote und Kaffee vor manchen Abgeordneten, andere löffeln Joghurt oder schreiben SMS. Wenige sind hochkonzentriert, darunter Sendker, denn auf der Tagesordnung stehen einige ihm sehr wichtige Themen. Bei TOP4 „Geplante Verlängerung der Förderung von batterieelektrischen Fahrzeugen über das Jahr 2021 hinaus nach einer Intervention des Vorstandsvorsitzenden eines Automobilkonzerns beim Bundesfinanzminister und Schaffung der notwendigen innerstädtischen Ladeinfrastruktur“ erfolgt eine sehr sachliche Diskussion – so ganz anders, als die aus dem TV bekannten Debatten des Bundestages. Nahezu Einigkeit besteht darin, dass die Energiedebatte technologieoffen geführt werden soll. Ein Wort, das Reinhold Sendker oft benutzt und das tags später noch große Bedeutung für ihn und einen bekannten Betrieb in Warendorf- Milte haben sollte. Vom Einblick in die Arbeit der Abgeordneten geht es in den Bundestag, pardon: Reichstag, die heiligen Hallen der Gesetzesmacher. Die „Hausführung Reichstag mit Besuch weiterer Gebäude“ steht an. Einblick mit profunder Information, quasi aus erster Hand. Sarah Hein weiß enorm viel und versteht es, vielerlei Informationen so geschickt zu platzieren, dass keine Sekunde Langeweile aufkommt. „Abgesehen davon, dass wir nicht in irgendwelche Warteschlangen müssen, ist das hier keine Sonderbehandlung“, sagt sie. Alle Berlinbesucher von Reinhold Sendker bekommen, wenn möglich, diese Führung. Gruppen über 6 Personen müssen allerdings aus Sicherheitsgründen an den Besucherdienst weitergereicht werden – mit Warteschlange. Aktuell sind es 11500 Besucher aus dem Kreis Warendorf, darunter Schulklassen und ganze Jahrgangsstufen, die den Westkirchener Bundestagsabgeordneten seit 2009 in Berlin besucht haben und Einblicke in die Arbeitsweise der Hauptstadt erhalten konnten. Die Hauptstadt selber kennt Sendker wegen des hohen Arbeitspensums kaum, wie er mehrfach bestätigt. Während er sonst „ein paar Kekse bei der Büroarbeit“ nimmt, lädt er heute zum gemeinsamen Mittagessen in der Parlamentarischen Gesellschaft. Trotz des gediegenen Ambientes entscheide ich mich für das Berliner Nationalgericht: „Currywurst“. Sendker schmunzelt. In dieser Atmosphäre geht das Gespräch schnell ins Private. Der glühende Fan des 1. FC Köln (der zu jenem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, dass sein Verein wieder 1. Bundesliga spielen wird) erzählt, wie er seine Frau – Originalton Sendker: „Das Beste was mir im Leben passiert ist!“ – kennenlernte. Urlaub, Sonnenschein, ein wunderbarer Tag, aber Sendker hatte mit einem Mitreisenden gerade ein sehr angeregtes Gespräch über Fußball. In diesem Moment kam die spätere Frau Sendker vorbei und bekundete deutlich ihr Unverständnis, wieso man in solcher Atmosphäre an Fußball denken könne. „Ich war beeindruckt“, lacht Sendker. Der Rest ist Geschichte, sagt man. Elisabeth und Reinhold Sendker haben drei Kinder, Michael, Marion und Stephanie. Und Elisabeth Sendker ist nicht „nur“ Ehefrau. „Sie ist oft unser wichtigstes Teammitglied“, sagen Sendkers Mitarbeiterinnen Sarah Hein und Stephanie Jahn. Und eine gute Beraterin. Reinhold Sendker erinnert sich an die Die regelmäßige Münsterlandrunde musste sich wegen Verhinderung der anderen Teilnehmer auf Johannes Röring, Reinhold Sendker und Marc Henrichmann (v.li.) beschränken. „Ansagen“, die Jürgen Rüttgers, Vorsitzender der NRW-CDU, im Jahr 2000 den neuen Landtagsabgeordneten, darunter auch Sendker, machte. „Dem Volk dienen“, erinnert sich Sendker „denn wir seien Vertreter des Volkes, da habe Arroganz nichts zu suchen“. SO sieht Sendker es noch heute und betuert stets, dass er seinem Wahlkreis „diene“. Aber er schmunzelt auch, denn: „Rüttgers sagte uns ebenfalls, dass unsere Steuerakten ab sofort bei den Leitern der Finanzämter liegen würden. Sollte also jemand Mist gemacht haben, sei es Zeit sofort aufzuhören“. Kein Problem, denn Mist machen war ohnehin nie Sendkers Stil. „Die Ansagen, die mir meine Frau mit auf den Weg gab, waren noch klarer!“ sagt er. Auch wenn er seit 19 Jahren Abgeordneter ist und zuvor Lehrer war, ist er auch heute noch bodenständig und hemdsärmelig. „Und ein totaler Gartenfreak“, bestätigt er. Er stammt von einem Bauernhof – den er vielleicht sogar übernommen hätte – und erzählt aus seiner Kindheit. Wie der Vater das Rübenkraut in den Ruhrpott brachte und gegen Kohlen eintauschte. Die Kohlen dann hier wiederum gegen Ziegel. „Damit wurde die Scheune gebaut“, erinnert sich Sendker, der auch als Bauersjung oft Rübenkraut statt Wurst auf dem Schulbrot hatte. Heute hat er sich für Beelitzer Spargel entschieden. Morgen werden es wieder Kekse sein, denn der Tag wird bereits wieder eng. „Heute wird’s auch nicht vor 22:00 Uhr“, sagt er und fügt an „Wenn nötig schlaf ich auch mal nachts zwei Stunden auf der Couch im Büro“. Das kann zur Zeit häufiger passieren, denn die neue Partei im Bundestag hat sich schnell auf mögliche Geschäftsordnungstricks eingestellt. „Wir haben jetzt eine Art Schichtdienst eingerichtet“, erläutert der Abgeordnete. Damit soll sichergestellt werden, dass keine trickreich in die Nachtstunden verschobenen Abstimmungen verloren gehen. „Die alten Regeln des gegenseitigen Anstands haben enorm gelitten“, stellt er traurig fest und die Enttäuschung ist dem glühenden Demokraten anzumerken. Man darf gespannt sein, wie er diese Zeit in seiner Biographie bewerten wird, die er irgendwann einfach mal schreiben muss. Dass die Münsterlandrunde aus Terminschwierigkeiten sehr klein ausfällt, ist für ihn schade, aber ok. Das ist ja kein Trick der Parteikollegen, sondern ebenfalls viel harter Arbeit geschuldet. Die findet heute Abend eine zweite Unterbrechung, denn der langjährige Mitarbeiter Niklas Werner wird verabschiedet. Wer jetzt an lange Party glaubt, liegt falsch. Schon um 20:30 steht der nächste Termin auf der Agenda – und der kommende Tag beginnt früh um 7:30 Uhr mit der immer donnerstags stattfinden Andacht, die Reinhold Sendker in all den Jahren nur ganz wenige Male versäumen musste.
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