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KURT Mai/Juni 2019

KURT Mai/Juni 2019. KURT ist das Stadt-, Kultur- und Szenemagazin für die Region Gifhorn.

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Gifhorner Geschichte(n)<br />

Gifhorner Geschichte(n)<br />

Als der Eiserne Vorhang an<br />

Gifhorns Kreisgrenze fiel<br />

Manfred Birth berichtet in der Geschichtswerkstatt über die Wiedervereinigung<br />

Vor fast 30 Jahren – am 9. November 1989 – wurde der bis dahin<br />

unüberwindbare Eiserne Vorhang zwischen Deutscher Demokratischer<br />

Republik (DDR) und Bundesrepublik Deutschland (BRD)<br />

geöffnet. Menschen aus Ost und West trafen erstmals aufeinander –<br />

nicht nur in Berlin, sondern auch an Gifhorns Kreisgrenze zwischen<br />

Zicherie und Böckwitz. Den damaligen Geschehnissen widmet sich<br />

nun eine Ausstellung der Stiftung Kavalierhaus, die Rainer Bischoff<br />

zusammengestellt hat. Und Manfred Birth berichtet in der Gifhorner<br />

Geschichtswerkstatt über die historischen Ereignisse.<br />

Von Bastian Till Nowak<br />

„Es war ein Freudenfest für<br />

die gesamte deutsche Nation“,<br />

erinnert sich Manfred Birth.<br />

„Tausende von DDR-Bürgern<br />

konnten am Abend des 9. November<br />

1989 erstmals ohne<br />

Behinderungen die Bundesrepublik<br />

besuchen“, berichtet<br />

der damalige Gifhorner<br />

Bürgermeister – und wirft einen<br />

Blick zurück: „Nach 1945<br />

war die Grenze zwischen der<br />

sowjetischen und den drei<br />

westlichen Besatzungszonen<br />

Zahlreiche Menschen – darunter auch der damalige VW-Vorstandsvorsitzende<br />

Carl Hahn (links) und der im Jahr 1989 amtierende Gifhorner<br />

Bürgermeister Manfred Birth – empfingen die DDR-Bürger am geöffneten<br />

Grenzübergang zwischen Zicherie und Böckwitz.<br />

noch sehr durchlässig.“ Er<br />

selbst habe die Grenze 1948<br />

zusammen mit Mutter und<br />

Großmutter ohne Schwierigkeiten<br />

und mit Hilfe eines<br />

ostdeutschen Grenzpolizisten<br />

überquert. „Die Grenze war<br />

kaum gesichert, so dass es<br />

zu einem regen Grenzverkehr<br />

kam.“ Da aber immer mehr<br />

Bürger der DDR in den Westen<br />

gingen, wurden 1952 die<br />

ersten Grenzanlagen errichtet.<br />

„Dies hinderte die flüchtenden<br />

DDR-Bürger aber nicht<br />

daran, die Grenze zu überwinden“,<br />

so Manfred Birth. Wie es<br />

zum Bau der Mauer kam und<br />

welche Bedeutung sie hatte,<br />

wird er in seinem Vortrag in<br />

der Gifhorner Geschichtswerkstatt<br />

berichten – wegen<br />

der großen Nachfrage wurden<br />

gleich zwei Termine angesetzt.<br />

Unvergessen sind die Worte,<br />

die Michail Gorbatschow bei<br />

seinem Besuch zum 40. Jahrestag<br />

der DDR an die dortige<br />

Regierung richtete: „Wer zu<br />

spät kommt, den bestraft das<br />

Leben.“ Auch die Veränderungen,<br />

die sich nach diesem<br />

Besuch ergaben, werden von<br />

Manfred Birth beleuchtet.<br />

Ebenso berichtet er über die<br />

Demonstrationen in der DDR,<br />

die am 9. Oktober 1989 in Leipzig<br />

mit rund 70.000 Teilnehmern<br />

ihren Höhepunkt fanden.<br />

Und die Geschichten von<br />

„Halt, Zonengrenze“: Bis 1989 trennten Zicherie und Böckwitz jede Menge Beton und Stacheldraht. Archiv: Heinz Gabriel<br />

DDR-Flüchtlingen, die über<br />

die grüne Grenze zwischen<br />

Ungarn und Österreich flohen<br />

oder in der Prager Botschaft<br />

Zuflucht suchten und später<br />

auf dem Gelände des Bundesgrenzschutzes<br />

in Gifhorn oder<br />

auf dem Truppenübungsplatz<br />

bei Ehra-Lessien unterkamen,<br />

werden im Vortrag ebenfalls<br />

eine Rolle spielen.<br />

Manfred Birth ruft auch die<br />

Öffnung des Grenzübergangs<br />

zwischen den beiden Dörfern<br />

Böckwitz und Zicherie<br />

am 18. November 1989 – und<br />

die vielen Vorbereitungen dafür<br />

– in Erinnerung. Der Abbau<br />

der Grenzanlagen erfolgte<br />

nach der Wiedervereinigung<br />

Deutschlands am 3. Oktober<br />

1990. Exponate der einstigen<br />

Grenzbefestigungen sind noch<br />

heute auf einem eigens dafür<br />

hergerichteten Gelände in<br />

Böckwitz zu sehen.<br />

Auch über die Zeit nach der<br />

Grenzöffnung und die Kontakte<br />

zwischen Gifhorn und seiner<br />

neuen Partnerstadt Gardelegen<br />

wird Manfred Birth<br />

berichten – ebenso über die<br />

positiven Impulse durch die<br />

Grenzöffnung für die Bewohner<br />

der Altmark: Ansiedlung<br />

von Industrie sowie Arbeitsplätze<br />

in der Stadt Wolfsburg<br />

und im Landkreis Gifhorn.<br />

Ausstellung:<br />

13. bis 30. <strong>Juni</strong> im Kavalierhaus<br />

Geschichtswerkstatt:<br />

Donnerstag, 13. und 20. <strong>Juni</strong><br />

jeweils 19 Uhr, Kavalierhaus<br />

Steinweg 3, Gifhorn<br />

Die alten Grenzanlagen zwischen<br />

Zicherie und Böckwitz wurden<br />

beseitigt, eine neue Straße wurde<br />

gebaut.<br />

Archiv: Heinz Gabriel<br />

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