KURT Mai/Juni 2019
KURT Mai/Juni 2019. KURT ist das Stadt-, Kultur- und Szenemagazin für die Region Gifhorn.
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Unser Aller Festival<br />
Unser Aller Festival<br />
„In wohne in Berlin –<br />
aber ich bin der Gifhorner“<br />
Rapper MC Fitti kommt zu „Unser Aller Festival“ zurück in seine Heimatstadt<br />
Der Mann verbreitet einfach strahlende Laune, auch wenn es<br />
gerade mal nicht 30 Grad warm ist: Rapper MC Fitti aus Berlin ist auf<br />
den Bühnen der Republik zu Hause – und jetzt kommt er zu „Unser<br />
Aller Festival“ auch endlich mal wieder in seine Heimatstadt Gifhorn.<br />
Es wird sein erstes Gastspiel, seit er unser Städtchen Anfang der<br />
Zweitausender verließ, damals noch als Elektriker Dirk Witek. Im<br />
Interview mit <strong>KURT</strong>-Mitarbeiter Matthias Bosenick klappert er die<br />
Orte seiner Jugend noch einmal ab – und wer weiß, vielleicht macht<br />
er ja eines Tages einen gutgelaunten Song über sein altes Zuhause.<br />
Um Fittis Jugend eingrenzen<br />
zu können, ist es hilfreich, sein<br />
Geburtsjahr in Erfahrung zu<br />
bringen. Und da ergibt sich die<br />
erste Falle in seiner Biografie:<br />
Was auf Wikipedia steht, liegt<br />
um anderthalb Jahre daneben.<br />
Weder der Januar noch 1976<br />
stimmen, es war Sommer und<br />
es war 1977. Doch um das bei<br />
Wikipedia ändern zu lassen,<br />
reicht nicht einfach die Aussage<br />
desjenigen, über den der<br />
Artikel ist. Dazu braucht es<br />
Quellen. Und da glaubt man<br />
lieber der Falschinformation,<br />
die einmal im Fernsehen zu<br />
sehen war – denn das Fernsehen<br />
lügt ja bekanntlich nicht.<br />
Für Fitti kein Ding: „Dann<br />
feiere ich eben zweimal im<br />
Jahr – im Juli den echten und<br />
im Januar den Internetgeburtstag.“<br />
<strong>KURT</strong> will wissen:<br />
Wie hat Dirk Witek<br />
Gifhorn erlebt?<br />
MC Fittis Zuhause ist die Bühne – und natürlich Gifhorn.<br />
<strong>KURT</strong><br />
verlost 2 Gästelistenplätze<br />
für MC Fittis<br />
Auftritt am 13. <strong>Juni</strong> im Gifhorner<br />
Kultbahnhof. Wer gewinnen möchte,<br />
sendet eine <strong>Mai</strong>l mit dem Betreff „MC<br />
Fitti“ sowie Name, Alter, Ort und Telefonnummer<br />
an mail@kurt-gifhorn.de.<br />
Einsendeschluss ist am 5. <strong>Juni</strong>. Die<br />
Gewinner werden benachrichtigt.<br />
Viel Glück!<br />
Foto: Danny Jungslund<br />
Dirk, wann hast Du Gifhorn<br />
verlassen?<br />
Das war Anfang 2000, 2002<br />
oder so. 17, 18 Jahre stecke ich<br />
jetzt in Berlin. Das weiß immer<br />
meine Frau ganz genau –<br />
das war irgendwann im <strong>Mai</strong>, so<br />
viel weiß ich noch.<br />
Dann hast Du ja noch die Achtziger<br />
und Neunziger mitnehmen<br />
können?<br />
Ich hab das noch komplett<br />
erlebt, ich bin mit Mitte 20<br />
weggezogen, ich hab alles mitgekriegt,<br />
sogar das Daskaffee<br />
und den Moorkater. Ich habe<br />
beim Moorkater auch fleißig<br />
mitgeholfen, bei den Nachbarn<br />
drumherum den Garten zu<br />
befruchten – mit meinem Mageninhalt.<br />
Ich kam zum ersten<br />
Mal mit Alkohol in Kontakt,<br />
mit Apfelkorn.<br />
Ich habe halt früher<br />
immer abgehangen<br />
mit den<br />
Jungs. War<br />
geil. Und später<br />
ging es los<br />
mit der Music<br />
Hood, die fand<br />
ich auch cool, das<br />
war da bunt gemischt,<br />
das waren schon geile Zeiten.<br />
Moorkater und Music Hood<br />
lassen jetzt nicht als erstes an Rap<br />
denken. Mit welcher Musik bist Du<br />
aufgewachsen?<br />
Am Donnerstag, 13. <strong>Juni</strong>, tritt MC Fitti bei „Unser Aller Festival“ im Gifhorner Kultbahnhof auf.<br />
Ich habe immer viel gehört,<br />
das war gemischt. Das ging<br />
natürlich los mit Metal und<br />
Rock, Metallica, Guns n‘ Roses<br />
und so Kram, ist aber rübergegangen<br />
durch Body Count mit<br />
Ice-T in den amerikanischen<br />
Hip Hop rein. So kam ich auch<br />
zu deutschem Hip Hop. Die<br />
Hannoveraner waren sehr aktiv,<br />
ich hab die verfolgt und bin<br />
dort auf Partys gefahren. Ich<br />
war aber immer offen für alles:<br />
Mein alter Freund Baschi<br />
von Happy Chicken war in der<br />
Punk-Richtung, wir sind öfter<br />
auf Punkkonzerte gegangen,<br />
in Peine, im Moorkater. Als<br />
Hip-Hopper habe ich gerne<br />
mit den Punks rumgehangen.<br />
Ich bin auch in Hannover auf<br />
dem Hanomag-Gelände auf<br />
Techno-Partys gegangen. Oder<br />
nach Wolfsburg, ins Stardust.<br />
Happy Chicken mit dem Riesenhahn<br />
war ja auch eine Institution<br />
in Gifhorn.<br />
Das war geil, ich bin da auch<br />
Pizza gefahren, das fand ich<br />
cool, weil ich Baschi kannte,<br />
den Sohnemann. Das war<br />
mein Highlight, ich hab erst<br />
Pizza gefahren und bin dann<br />
auf Partys gegangen. Ich bin<br />
rumgefahren, hab was von der<br />
Stadt gesehen und wusste,<br />
wo was abgeht. Ich hatte den<br />
Bezug zur Straße, kannte jeden<br />
Schleichweg. Gifhorn war<br />
wie meine Westentasche, ich<br />
kannte jede Abkürzung, jeden<br />
Foto: Leon Hahn<br />
Geheimgang. Nur irgendwann<br />
hat‘s nicht mehr ausgereicht,<br />
ich musste weg. Aber ich denke<br />
immer noch gern zurück.<br />
Woran genau denkst Du dann?<br />
Das war die Zeit, als man groß<br />
geworden ist. Ein warmes Gefühl,<br />
man kannte alles. In Berlin<br />
steigst Du nicht mehr durch,<br />
alles bewegt sich, alles verändert<br />
sich. Du fährst morgens<br />
ins Büro und zum Feierabend<br />
ist plötzlich die vertraute<br />
Straße für zwei Jahre gesperrt.<br />
In Gifhorn kannte man die<br />
ganzen Straßen auswendig,<br />
mit Namen, kannte überall<br />
jemanden, konnte überall jemanden<br />
grüßen, mal kurz<br />
an den Tankumsee fahren. »<br />
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