22.05.2019 Aufrufe

Berliner Zeitung 21.05.2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Italien und das tödliche Stahlwerk – Seite 3<br />

Volksbühne?<br />

Gern, sagt<br />

KayVoges<br />

Seite 20<br />

15°/25°<br />

Warm mit Regen<br />

Wetter Seite 2<br />

Fernbus: Die Gefahr<br />

im Linienverkehr<br />

Tagesthema Seite 2<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Mutmachen: Union und<br />

der Ausflug nach Stuttgart<br />

Sport Seite 18<br />

Dienstag,21. Mai 2019 Nr.116 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Trumps Bann: Google geht<br />

auf Distanz zu Huawei<br />

Kommentar Seite 8, NetzwerkSeite 24<br />

Youtuber<br />

Protest in<br />

Zeiten der<br />

Politik 4.0<br />

VonJörg Hunke<br />

Das pubertierende Kind am Frühstückstisch<br />

vor dem ersten Biss<br />

ins Marmeladenbrötchen: „Wisst ihr<br />

eigentlich, was die CDU alles falsch<br />

macht?“ Die überraschten Eltern:<br />

„Also …“ Unddann legte die Tochter<br />

los: Klüngel, Klimawandel, nicht eingelöste<br />

Wahlversprechen –sie hörte<br />

gar nicht auf. So ging es vielleicht in<br />

vielen Familien in den vergangenen<br />

Tagen zu. Auslöser<br />

könnte der<br />

Youtuber Rezo<br />

mit seinem einstündigen<br />

Video<br />

„Die Zerstörung<br />

der CDU“ gewesen<br />

sein. Fast 1,9<br />

Millionen Mal<br />

Rezo hält nicht wurde der Beitrag<br />

seit Sonn-<br />

viel vonder großen<br />

Koalition. abend angeklickt,<br />

für den<br />

deutschen Markt ist das ein Höchstwert.<br />

Rezo, Markenzeichen blau gefärbte<br />

Haare, ist 26 Jahrealt, hat Informatik<br />

studiert, kommt ausWuppertal<br />

und lebt in Aachen. Seinen bürgerlichen<br />

Namen konnte er bisher erfolgreich<br />

geheim halten. Vorvier Jahren<br />

hat er seine ersten Videos hochgeladen,<br />

Youtube-Star zu werden, war<br />

sein Ziel. Bisher hat er sich eher um<br />

Musik und Bällebäder gekümmert,<br />

man könnte meinen, die Diskussion<br />

über das Urheberrecht und die Fridays-for-Future-Initiative<br />

hätten ihn<br />

angespornt. Er sagt, er habe einen intrinsischen<br />

Drang, einen Diskurs anzukurbeln.<br />

Und ergänzt: „Dies in so<br />

einer intensiven positiven Form und<br />

Dimension bewegt zu haben, hätte<br />

ich nicht gedacht.“<br />

Das Video über seine Einschätzung<br />

des Politikbetriebs (nicht nur<br />

die CDU kriegt ihr Fett ab) muss wochenlange<br />

Arbeit gewesen sein,<br />

denn Rezo führt zahlreiche Quellen<br />

an. Seine Kernbotschaft: Vertraut<br />

den Erkenntnissen der Wissenschaft<br />

und dem Engagement der Jugend,<br />

bildet euch eine eigene Meinung.<br />

Und inRichtung der Politiker: „Ey,<br />

ihr sagt doch immer,dass die jungen<br />

Leute mehr Politik machen sollen,<br />

dann kommt auch damit klar, dass<br />

sie eure Politik scheiße finden.“ Am<br />

Schluss fordert erseine Zuschauer<br />

auf, mit den Eltern und Großeltern<br />

über die Fehler der Parteien zu diskutieren.<br />

„Peace, ich bin raus“, so<br />

verabschiedet er sich. Unter dem Video<br />

steht noch die Aufforderung, zur<br />

Europawahl zu gehen. Von Politikverdrossenheit<br />

früherer Generationen<br />

keine Spur.<br />

Der Schlussmacher<br />

Österreichs Bundeskanzler<br />

Sebastian Kurz schlägt<br />

dem Bundespräsidenten die<br />

Entlassung des FPÖ-Innenministers<br />

vor.Daraufhin wollen auch alle<br />

anderen FPÖ-Minister gehen.<br />

Seiten 4, 8und 19<br />

Klagen gegen hohe Mieten<br />

Mietervereine sollen künftig gegen überhöhte Forderungen der Vermieter in der Werbung vorgehen können<br />

VonUlrich Paul<br />

Im Kampf gegen überhöhte<br />

Mieten will Justizministerin<br />

Katarina Barley (SPD) neue<br />

Wege gehen. Vermieternsoll es<br />

künftig in Berlin und im übrigen<br />

Bundesgebiet verboten werden, für<br />

Wohnungen mit überhöhten Mietpreisen<br />

zu werben. Sollten sich die<br />

Anbieter nicht daran halten, dürfen<br />

Mitbewerber oder Verbraucherschutzorganisationen<br />

dagegen vorgehen.<br />

Das geht aus dem Referentenentwurf<br />

von Bundesjustizministerin<br />

Katarina Barley (SPD) für eine<br />

Verschärfung des Mietrechts hervor,<br />

der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />

„Wir werden Mietwucher einen<br />

Riegel vorschieben“, sagt Barley.<br />

„Wenn Vermieter überteuerte Wohnungen<br />

inserieren, sollen sie künftig<br />

vonMietervereinen abgemahnt werden<br />

können“, so die Ministerin.„Damit<br />

stärken wir diejenigen, die sich<br />

schon jetzt täglich für Mieterrechte<br />

einsetzen.“ Erstmals liegt es dann<br />

nicht mehr nur an den Mietern, gegen<br />

überhöhte Mieten vorzugehen.<br />

„Mit den Mietervereinen und den<br />

Verbraucherzentralen stehen den<br />

Mietern künftig starke Verbündete<br />

im Kampf gegen Mietwucher zur<br />

Seite“, so Barley, die SPD-Spitzenkandidatin<br />

für die Europawahl ist.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Mieterverein (BMV)<br />

begrüßt die geplante Regelung. „Wir<br />

werden Vermieter bei offenkundigen<br />

Überschreitungen abmahnen“, sagt<br />

BMV-Geschäftsführer Reiner Wild.<br />

Die Mieterorganisationen könnten<br />

dabei viel zu tun bekommen. Denn<br />

das Justizministerium plant, dasVerbot<br />

der Mietpreisüberhöhung wieder<br />

zu einem praxistauglichen Instrument<br />

auszugestalten. Der sogenannte<br />

Wucherparagraf im Wirtschaftsstrafgesetzes<br />

soll zu diesem<br />

Zweck ins Zivilrecht überführt werden.<br />

Als unangemessen hoch sollen<br />

danach Forderungen der Vermieter<br />

gelten, die in einem Gebiet mit einem<br />

geringen Angebot an vergleichbaren<br />

Wohnungen das ortsübliche<br />

Entgelt um mehr als 20 Prozent überschreiten.<br />

Erfasst werden dabei auch<br />

Nebenleistungen, um zu verhindern,<br />

dass zwar die Miete angemes-<br />

„Wenn Vermieter überteuerte Wohnungen inserieren,<br />

sollen sie künftig vonMietervereinen<br />

abgemahnt werden können.“<br />

Katarina Barley (SPD), Bundesjustizministerin<br />

sen hoch ist, aber dafür überteuerte<br />

Beträge beispielsweise für Möbel<br />

oder Internetnutzung verlangt werden.<br />

Deswegen ist im Referentenentwurf<br />

für das neue Gesetz vom ortsüblichen<br />

Entgelt die Rede, nicht von<br />

der ortsüblichen Miete.<br />

Zukünftig soll es für einen Verstoß<br />

nicht mehr darauf ankommen, ob der<br />

Vermieter eine individuelle Zwangssituation<br />

des Mieters ausnutzt, wie<br />

bisher.Maßgeblich soll allein sein, ob<br />

das ortsübliche Entgelt um mehr als<br />

20 Prozent überschritten wird.<br />

Sollte derVermieter eine überhöhte<br />

Miete durchgesetzt haben, hat der<br />

Mieter Anspruch auf Absenkung und<br />

Rückerstattung des zu viel gezahlten<br />

Betrags.Ausgenommen sind Neubauwohnungen.<br />

Der Vermieter soll aber<br />

künftig eine höhere Miete verlangen<br />

dürfen, wenn dies zur Kostendeckung,<br />

etwa bei Investitionen in die Wohnung,<br />

nötig ist. Die äußerste Grenze<br />

liegt da, wo die Miete in einem auffälligen<br />

Missverhältnis zur Leistung des<br />

Vermieters steht –wenn die Miete die<br />

ortsübliche Miete um mehr als 50 Prozent<br />

überschreitet. Für Mieterorganisationen,<br />

die Vermieter für zu hohe<br />

Forderungen abmahnen wollen, bedeuten<br />

die Ausnahmen ein Risiko.<br />

Denn sie können nicht wissen, welche<br />

Beträge in eine Wohnung investiertwurden.<br />

Sieriskieren, dass sie im<br />

Fall einer Niederlage vor Gericht auf<br />

den Kosten sitzen bleiben. Neben der<br />

Regelung zur Mietpreisüberhöhung<br />

plant Barley eine Verschärfung der<br />

Mietpreisbremse. Berlin Seite 10<br />

AP/MICHAEL GRUBER<br />

Radikale<br />

Vorschläge für<br />

Berlins Polizei<br />

SPD-Politiker widerspricht<br />

Reformplan von Geisel<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Wieder einmal soll Berlins Polizeiumstrukturiertwerden.<br />

Die<br />

Vorstellungen dazu hatten Innensenator<br />

Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin<br />

BarbaraSlowik voreinigen<br />

Wochen bekanntgegeben.<br />

Jetzt meldet sich Geisels Parteifreund,<br />

der SPD-Innenexperte Tom<br />

Schreiber,zuWort. Er hat eigeneVorschläge,<br />

die radikal von Geisels und<br />

Slowiks Vorstellungen abweichen.<br />

Unter anderem spricht sich<br />

Schreiber gegen die Schaffung einer<br />

sogenannten Brennpunkt-Direktion<br />

aus, inder sich eine ständige Polizeitruppe<br />

um kriminalitätsbelastete<br />

Orte wie den Alexanderplatz oder<br />

Kottbusser Tor kümmern soll. Auf<br />

diese Weise, so Slowiks Hoffnung,<br />

werde dort die Polizeipräsenz verdreifacht<br />

und andererseits die Präsenz<br />

in den Randbezirken erhöht.<br />

„Das wird aber nicht funktionieren“,<br />

sagt Schreiber der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Schon jetzt seien 290 Stellen bei der<br />

Bereitschaftspolizei unbesetzt.<br />

In einem 13-seitigen Papier trug<br />

Schreiber, der als Polizeiexperte im<br />

Abgeordnetenhaus gilt, seine Vorstellungen<br />

für eine moderne Hauptstadtpolizei<br />

zusammen. So schlägt er vor,<br />

die Zahl der Polizeidirektionen von<br />

sieben auf vier zu reduzieren. Zudem<br />

sollten weitereNebenwachen zu den<br />

bereits vorhandenen Polizeiabschnitten<br />

geschaffen werden. Unterstützt<br />

würden die vier Direktionen<br />

von Direktionskommandos mit je 60<br />

Mitarbeitern, die von der Bereitschaftspolizei<br />

abgezogen werden und<br />

regionale Schwerpunkte bearbeiten<br />

sollen. DerAbbau vonBürokratie und<br />

Leitungsstäben könne zusätzliche<br />

Polizisten auf die Straße bringen. Die<br />

Gewerkschaft der Polizei befürwortete<br />

Schreibers Ideen. Berlin Seite9<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr10-16 Uhr), Fax-499;<br />

leser-blz@dumont.de<br />

Leser-Service: (030)23 27-77, Fax-76;<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: (030) 23 27-50, Fax: -66 97;<br />

berlin.anzeigen@dumont.de<br />

Postvertriebsstück A6517<br />

Entgelt bezahlt<br />

4<br />

194050<br />

501603<br />

21021<br />

Wie viele Entdeckungen<br />

passen in ein Wochenende?<br />

Herzlich willkommen inunserem Museum auf Zeit.<br />

Grisebach zeigt 1.642 Kunstwerke vom<br />

24. bis 28. Mai 2019, bevor sie abdem 29. Mai 2019<br />

versteigert werden. Eintritt frei.<br />

Fasanenstraße 25, 27 und 73, 10719 Berlin<br />

grisebach.com


2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Unfall<br />

Auf der A9 verunglückt ein Fernbus.<br />

Eine Tote ist zu beklagen. Wie sicher<br />

ist das beliebte Verkehrsmittel?<br />

Aus der Spur<br />

geraten<br />

VonMichael Bertram, Bad Dürrenberg<br />

Der Bus des Unternehmens Flixbus hatte sich auf der A9 zwischen den Anschlussstellen Leipzig-West und Bad Dürrenberg überschlagen.<br />

DPA<br />

Einen Tagnach dem schwerenBusunglück<br />

auf der Autobahn<br />

9bei Bad Dürrenberg<br />

mit einer Toten und<br />

mehr als 70 Verletzten wird immer<br />

noch intensiv nach der Unfallursache<br />

gesucht. Bis zum frühen Montagmorgen<br />

war die Spurensicherung<br />

der Polizei am Unfallort. „Der Bus<br />

wurde geborgen und für weitereUntersuchungen<br />

sichergestellt“, sagte<br />

Ulrike Diener, Sprecherin der Polizeiinspektion<br />

Halle der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

An Spekulationen, wonach der<br />

59 Jahrealte Fahrer am Steuer eingeschlafen<br />

sein könnte, wollte sich die<br />

Sprecherin nicht beteiligen. Der<br />

Mann habe bislang noch nicht befragt<br />

werden können.<br />

Auch beim betroffenen Unternehmen<br />

Flixbus hielt man sich zur Unfallursache<br />

am Montag bedeckt. „Wir<br />

stehen in engem Kontakt mit den ermittelnden<br />

Behörden, deren Untersuchungen<br />

aktuell noch andauern“,<br />

teilte das Unternehmen auf Anfrage<br />

schriftlich mit.„Auch unsereinternen<br />

Untersuchungen dauern weiter an<br />

und sind noch nicht abgeschlossen“,<br />

hieß es weiter. Opfer des Busunfalls<br />

oder deren Angehörige könnten sich<br />

nach wie vor anFlixbus wenden, um<br />

Auskünfte und Hilfeleistungen zu erhalten.<br />

Mitarbeiter des Unternehmens<br />

würden sich demnach unter<br />

anderem um den Weitertransport an<br />

die jeweiligen Zielorte kümmern.<br />

Der Bus war im Auftrag von Flixbus<br />

vonBerlin nach München unterwegs<br />

gewesen, wie das Unternehmen<br />

bestätigte. Das Fahrzeug sei im<br />

April inspiziert worden, Beanstandungen<br />

habe es keine gegeben, sagte<br />

ein Flixbussprecher.„Für uns hat die<br />

Sicherheit der Fahrgäste und Fahrer<br />

oberste Priorität.“ Ob der Unfallbus<br />

einen Aufmerksamkeitsassistenten<br />

hat, konnte der Unternehmenssprecher<br />

nicht sagen. Solche Systeme<br />

sollen Sekundenschlaf erkennen<br />

und den Fahrer frühzeitig warnen.<br />

Die Einhaltung der vorgeschriebenen<br />

Lenk- und Ruhezeiten wirdnach<br />

Angaben des Sprechers regelmäßig<br />

kontrolliert, auch mithilfe vonSatellitendaten.<br />

Nach spätestens viereinhalb<br />

Stunden ist ein Busfahrer gesetzlich<br />

verpflichtet, 45 Minuten<br />

Marktanteil<br />

bei Fernbussen gemessen an angebotenen<br />

Streckenkilometern inProzent, 1/2019<br />

Flixbus<br />

95,4<br />

Altersverteilung<br />

der Fernbuskunden in Prozent, 2017<br />

in Jahren<br />

16-19 3<br />

20-24<br />

11<br />

25-29<br />

30-34<br />

35-39<br />

40-44<br />

45-49<br />

50-54<br />

55-59<br />

60-64<br />

über 65<br />

3<br />

3<br />

3<br />

7<br />

8<br />

10<br />

Eurolines<br />

2,6<br />

15<br />

16<br />

IC Bus<br />

1,1<br />

RegioJet<br />

0,9<br />

20<br />

Reisezweck<br />

von Fernbusreisenden in Prozent, 2017<br />

günstiger Fahrpreis<br />

hoher Komfort<br />

WLAN verfügbar<br />

einfache<br />

Gepäckmitnahme<br />

kein Umstieg<br />

Günstige Lage<br />

der Haltestellen<br />

häufig/passende<br />

Abfahrten<br />

kurze Reisezeit<br />

Umweltfreundlich<br />

Gründe<br />

zur Wahl des Fernbusses in Prozent, 2017<br />

privater Besuch<br />

39<br />

keine<br />

Angaben<br />

2<br />

Sonstiges<br />

8<br />

33<br />

31<br />

30<br />

24<br />

20<br />

20<br />

18<br />

39<br />

83<br />

Kurztrip/Tourismus<br />

23<br />

Urlaub<br />

23<br />

Dienst-/<br />

Geschäftsreise<br />

5<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: IGES<br />

Pause zu machen. DieRuhezeit kann<br />

auch aufgeteilt werden. Zweimal wöchentlich<br />

darf ein Busfahrer zehn<br />

Stunden hinter dem Steuer sitzen, an<br />

den anderen Tagen höchstens neun<br />

Stunden. Bei Nachtfahrten sind laut<br />

Flixbus zwei Fahrer an Bord.<br />

Nach einer Reihe vonBusunfällen<br />

in der jüngeren Vergangenheit, betonte<br />

der Automobilclub ADAC am<br />

Montag, dass er grundsätzlich keine<br />

Zweifel an der Sicherheit im Busverkehr<br />

habe.Der Bussei ein vergleichsweise<br />

sicheres Verkehrsmittel für<br />

rund 5,6 Milliarden Fahrgäste im<br />

Jahr, davon rund 24 Millionen Reisende<br />

im Fernbuslinienverkehr,hieß<br />

es.„Wenn es dann aber zu einem Unfall<br />

kommt, dann ist dies häufig mit<br />

einer hohen Zahl von Opfern verbunden“,<br />

sagte ADAC-Sprecherin<br />

Alexandra Kruse. Sobrannte im Juli<br />

2017 auf der A9inBayernein Reisebus<br />

nach einem Auffahrunfall auf einen<br />

Sattelzug in kürzester Zeit komplett<br />

aus. Dabei kamen 18 Insassen<br />

ums Leben, 30 wurden verletzt. Im<br />

August vergangenen Jahres war zudem<br />

ein Fernbus auf einer Autobahn<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

verunglückt, 22 Insassen waren dabei<br />

zum Teil schwer verletzt worden.<br />

Auf Personenkilometer bezogen<br />

erreicht der Buslaut Berechnung des<br />

ADAC mit 0,12 Getöteten Insassen<br />

proeiner Milliarde Personenkilometer<br />

annähernd den Wert des Schienenverkehrs<br />

mit einem Wert von<br />

0,05. Die häufigsten Fehler, die den<br />

unfallbeteiligten Busfahrern seien<br />

Abstandsfehler sowie Fehler beim<br />

Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren<br />

sowie Ein- und Anfahren. Die<br />

Zahlen des Statistischen Bundesamtes<br />

hingegen ergeben kein so positivesBild.<br />

So hat seit 1992 die Zahl der<br />

Unfälle mit Personenschaden unter<br />

Beteiligung von Bussen um 1,2 Prozent<br />

zugenommen. Die Gesamtzahl<br />

der Personen, die in Bussen verunglückten,<br />

erhöhte sich seitdem um<br />

30,7 Prozent. Allerdings nahm auch<br />

die Verkehrsdichte in dieser Zeit<br />

enorm zuund der Fernbusverkehr<br />

hat mit der Liberalisierung des<br />

Marktes sprunghaft zugenommen.<br />

Das Unternehmen Flixbus ist in<br />

Deutschland Marktführer.<br />

VonLutz Schnedelbach<br />

Unaufmerksamkeit des Fahrers<br />

könnte die Ursache für den<br />

schweren Busunfall auf der Autobahn<br />

9bei Leipzig gewesen sein. Das<br />

schließt der Chef der Unfallforschung<br />

der Versicherer, Siegfried<br />

Brockmann aus Berlin nicht aus.<br />

Nach Brockmanns Informationen<br />

fuhr der Unfallbus der FirmaFlixbus<br />

im Linienverkehr. Busreisen gelten<br />

nach dem Zugverkehr als sicherstes<br />

Verkehrsmittel. Nach ersten Untersuchungen<br />

ist der Bus nach 2013<br />

hergestellt worden. Seit jenem Jahr<br />

sind sogenannte Spurverlassungswarner<br />

vorgeschrieben. Das heißt,<br />

so der Unfallforscher, dass ein Piepton<br />

zu hören ist, wenn aus irgendeinem<br />

Grund das Fahrzeug seine Spur<br />

verlässt. Der Fahrer hat dann die<br />

Möglichkeit rechtzeitig in die Spur<br />

zurückzulenken. Eine Frage der<br />

technischen Untersuchung ist es<br />

herauszufinden, ob das System aktiv<br />

war oder nicht. DieweitereEntwicklungsstufe<br />

dieses Sicherheitssystems<br />

wäre ein sogenannter Spurhalteassistent,<br />

der das Fahrzeug in der Spur<br />

hält und einen ungewollten Spurwechsel<br />

verhindert. Das System<br />

helfe somit auch dann, wenn der<br />

Fahrer plötzlich ein gesundheitliches<br />

Problem erleide, sagt der Unfallforscher.<br />

Beide Systeme hält der<br />

Gurtpflicht ist überlebenswichtig<br />

Fachmann für nötig. Die<br />

Zahl der Passagiere mit<br />

Omnibussen hat seit 2012<br />

stetig zugenommen. Nach<br />

Informationen des Statistischen<br />

Bundesamtes stieg<br />

das Passagieraufkommen<br />

im Linienverkehr von drei<br />

Millionen im Jahr 2012 auf<br />

16 Millionen im Jahr 2012<br />

und auf rund 24 Millionen<br />

2016. NeuereZahlen liegen nicht vor.<br />

In den Jahren 2006 bis 2012 war<br />

die Zahl mit drei Millionen Passagieren<br />

auf gleichem Niveau. Im Jahr<br />

2016 verunglückten in Deutschland<br />

5532 Personen bei Busunfällen im<br />

Linien- und Fernreiseverkehr.<br />

Verkehrssicherheit<br />

Forscher Siegfried<br />

Brockmann<br />

DPA<br />

Für Unfallforscher Siegfried<br />

Brockmann ist die<br />

Einhaltung der Gurtpflicht<br />

ein entscheidendes Mittel<br />

zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.<br />

Das<br />

werdevon vielen Passagieren<br />

noch nicht eingehalten,<br />

sagt der Versicherungsexperte.<br />

In ganz Europa müssen<br />

Busse mit Gurten ausgerüstet sein.<br />

In der Regel würden Fahrer das Anlegen<br />

der Gurte vor Fahrbeginn nicht<br />

kontrollieren, wissen Polizisten.<br />

Dazu seien sie als Chef im Bus aber<br />

verpflichtet. Bei langen Strecken<br />

sind immer zwei Fahrer an Bord.<br />

Derjenige, der nicht<br />

hinter dem Steuer sitzt,<br />

könnte das auch während<br />

der Fahrt kontrollieren,<br />

schlagen Polizisten vor. „Gurte sind<br />

überlebenswichtig. Nicht nur beim<br />

Frontalaufprall sondern auch beim<br />

Überschlagen.“ Denn viele schwere<br />

Verletzungen kommen daher, dass<br />

Passagiere bei einem Unfall durch<br />

den Innenraum geschleudert werden.<br />

„Da braucht es kein neues Gesetz,<br />

sondern ein entscheidendes<br />

Bewusstsein der Busunternehmer<br />

und deren Fahrer“, betonen Polizisten.<br />

Die <strong>Berliner</strong> Polizei weiß das.<br />

„Wir werden auch in diesem Jahr<br />

wieder Busse kontrollieren, bevor sie<br />

Werden Sie Teil<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

und holen Sie sich unsere App:<br />

Verreisen Sie heute mit<br />

dem Bus? Schicken Sie<br />

uns Ihre Bilder.Die App<br />

bekommen Sie kostenlos im<br />

Apple Store oder Google<br />

PlayStore.<br />

Machen Sie mit<br />

die Stadt verlassen“,<br />

sagten Beamte der Verkehrspolizei.<br />

2018 wurden<br />

von ihnen 441 Busse inspiziert.<br />

Ein Jahr zuvor waren es sieben<br />

Kontrollen mehr. Insgesamt<br />

wurden jeweils mehr als 100 gravierende<br />

Mängel entdeckt, so dass die<br />

Weiterfahrtder Busse untersagt werden<br />

musste.<br />

Zuletzt waren im April bei einem<br />

Busunfall auf der Insel Madeira 29<br />

deutsche Touristen getötet worden.<br />

DerFahrer kam vonder Fahrbahn ab<br />

und stürzte einen Abhang hinab.Ob<br />

er in technisch einwandfreiem Zustand<br />

war,ist noch nicht zweifelsfrei<br />

geklärt.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />

Heute laden Wolken in der zweiten Tageshälfte Regenschauer ab. Die<br />

Temperaturen steigen auf Wertevon 21 bis 25Grad, und der Wind weht<br />

nur schwach aus Nord. Inder Nacht haben Wolken die Oberhand. Sie lassen<br />

mitunter Schauer zurück. Dabei werden Tiefstwerte von 13 bis<br />

11 Grad gemessen.<br />

Biowetter: Witterungsbedingt werden<br />

Kopfweh und Migräneattacken<br />

verstärkt. Wetterfühlige Menschen<br />

neigen daher häufig zu Beschwerden.<br />

Auch Schwindelgefühle können 13°/21°<br />

Wittenberge<br />

das Wohlbefinden beeinträchtigen.<br />

Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />

von Gräsern mäßig bis stark. Die<br />

Belastung durch Kiefern-, Sauerampfer-<br />

und Spitzwegerichpollen ist<br />

schwach bis mäßig.<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 25Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Nord.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

12°/23° 15°/25°<br />

Luckenwalde<br />

10°/24°<br />

Prenzlau<br />

13°/22°<br />

Cottbus<br />

11°/25°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Regen heiter stark bewölkt<br />

13°/16° 7°/20° 11°/22°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

12°/25°<br />

Tief Axel bestimmt das Wetter in Mitteleuropa. Vielerortsist es trüb mit Unwettergefahr<br />

durch teils heftige und länger anhaltende Regenfälle. Die warme und<br />

gewitterträchtige Frühsommerluft wird ins östliche Zentraleuropa zurückgedrängt.<br />

Dabei können sich lokale Unwetter bilden. Ebenfalls wechselhaft, aber<br />

spürbar kühler ist es im Westen des Kontinents.<br />

Sylt<br />

11°/15°<br />

Hannover<br />

12°/16°<br />

Köln<br />

12°/15°<br />

Saarbrücken<br />

11°/15°<br />

Konstanz<br />

11°/15°<br />

Hamburg<br />

13°/18°<br />

Erfurt<br />

14°/18°<br />

Frankfurt/Main<br />

12°/14°<br />

Stuttgart<br />

12°/13°<br />

Rügen<br />

14°/21°<br />

Rostock<br />

13°/16°<br />

Magdeburg<br />

16°/21°<br />

Nürnberg<br />

12°/14°<br />

München<br />

11°/11°<br />

Dresden<br />

12°/22°<br />

Deutschland: Heute teilen sich<br />

etwas Sonne und viele Wolken den<br />

Himmel. Stellenweise gibt eskräftige<br />

Regengüsse, und die Temperaturen<br />

steigen am Tage auf 11bis 25 Grad.<br />

Nachts gehen die Wertedann auf<br />

14 bis 8Grad zurück. Der Wind weht<br />

schwach bis mäßig aus Nordwest,<br />

im Süden stark böig aus West. Morgen<br />

pendeln sich die Höchsttemperaturen<br />

bei 13bis 20 Grad ein. Dazu<br />

ist es stark bewölkt, gebietsweise<br />

regnet es. Der Wind weht schwach<br />

bis mäßig aus Nordwest.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 12°-14°<br />

Nordsee: 11°-13°<br />

Mittelmeer: 15°-25°<br />

Ost-Atlantik: 11°-17°<br />

Mondphasen: 26.05. 03.06. 10.06. 17.06.<br />

Sonnenaufgang: 05:02 Uhr Sonnenuntergang: 21:04 Uhr Mondaufgang: 23:51 Uhr Monduntergang: 06:59 Uhr<br />

Lissabon<br />

23°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

24°<br />

Reykjavik<br />

14°<br />

Dublin<br />

15°<br />

London<br />

22°<br />

Paris<br />

20°<br />

Bordeaux<br />

20°<br />

Palma<br />

25°<br />

Algier<br />

26°<br />

Nizza<br />

20°<br />

Trondheim<br />

23°<br />

Oslo<br />

25°<br />

Stockholm<br />

23°<br />

Kopenhagen<br />

17°<br />

Berlin<br />

25°<br />

Mailand<br />

23°<br />

Tunis<br />

28°<br />

Rom<br />

17°<br />

Warschau<br />

21°<br />

Wien<br />

20° Budapest<br />

21°<br />

Palermo<br />

24°<br />

Kiruna<br />

11°<br />

Oulu<br />

24°<br />

Dubrovnik<br />

19°<br />

Athen<br />

29°<br />

St. Petersburg<br />

22°<br />

Wilna<br />

21°<br />

Kiew<br />

22°<br />

Odessa<br />

21°<br />

Varna<br />

23°<br />

Istanbul<br />

26°<br />

Iraklio<br />

25°<br />

Archangelsk<br />

14°<br />

Moskau<br />

23°<br />

Ankara<br />

26°<br />

Antalya<br />

31°<br />

Acapulco 33° wolkig<br />

Bali 34° heiter<br />

Bangkok 38° wolkig<br />

Barbados 28° wolkig<br />

Buenos Aires 17° Regen<br />

Casablanca 21° heiter<br />

Chicago 11° Regen<br />

Dakar 29° wolkig<br />

Dubai 35° sonnig<br />

Hongkong 29° Schauer<br />

Jerusalem 34° sonnig<br />

Johannesburg 23° sonnig<br />

Kairo 39° sonnig<br />

Kapstadt 18° sonnig<br />

Los Angeles 17° wolkig<br />

Manila 36° wolkig<br />

Miami 31° Schauer<br />

Nairobi 26° heiter<br />

Neu Delhi 42° sonnig<br />

New York 23° wolkig<br />

Peking 30° wolkig<br />

Perth 20° bewölkt<br />

Phuket 34° wolkig<br />

Rio de Janeiro 31° sonnig<br />

San Francisco 15° Regen<br />

Santo Domingo 31° wolkig<br />

Seychellen 30° Gewitter<br />

Singapur 34° wolkig<br />

Sydney 27° heiter<br />

Tokio 23° Regen<br />

Toronto 17° heiter


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 3 *<br />

· ·······················································································································································································································································································<br />

·<br />

Seite 3<br />

Der füllige Wirt hinter dem Tresen<br />

der „Mini Bar“ streicht mit dem<br />

Zeigefinger über ein Glasregal.<br />

„Da, heute Morgen erst habe ich<br />

gewischt“, sagt er.„Jetzt ist er wieder da.“ An<br />

seinem Finger klebt eine dicke Schicht gräulich-roter<br />

Staub. Keine 300 Meter entfernt<br />

türmen sich die Mineralien- und Kohlehalden<br />

der Ilva, des größten Stahlwerks Europas.Wenn<br />

der Wind aus Richtung Ilva weht,<br />

müssen die Leute in Tarents Stadtteil Tamburi<br />

ständig wischen, sagt der Wirt. Der rote<br />

Staub bedeckt die Autos, dringt in die Wohnungen,<br />

setzt sich in allen Ritzen ab. Aber<br />

das ist noch das kleinste Übel.<br />

Gegenüber der Espresso-Bar, inder Kirche<br />

Gesù Divin Lavoratore –„Jesus, Göttlicher<br />

Arbeiter“ –läuten jeden Tagzweimal die<br />

Glocken für einen Trauer-Gottesdienst, erzählen<br />

Anwohner. Und in den übrigen drei<br />

Kirchen der Siedlung sei das auch so. Nicht<br />

nur im Arbeiterviertel Tamburisterben mehr<br />

Leute als andernorts in Italien. DieganzeHafenstadt<br />

Tarent mit ihren 200 000 Einwohnernhat<br />

eine erhöhte Sterblichkeitsrate.Das<br />

ist durch Studien belegt. DieMenschen sterben<br />

an Lungenkrebs,Leukämie und anderen<br />

bösartigen Tumoren oder an Herz-Kreislauferkrankungen.<br />

Es hat mit dem Staub, dem Dioxin, polyzyklischen<br />

Kohlenwasserstoffen und den<br />

Schwermetallen zu tun, mit denen das Ilva-<br />

Werk die Stadt vergiftet. Besonders gefährdet<br />

sind Kinder. Das Nationale Gesundheitsinstitut<br />

hat festgestellt, dass sie in Tarent 54<br />

Prozent häufiger Krebs bekommen als in anderen<br />

Gegenden Apuliens. Bekannt ist der<br />

Umwelt-Skandal seit fast eineinhalb Jahrzehnten.<br />

Passiertist so gut wie nichts.<br />

Im Januar hat der europäische Menschenrechtsgerichtshof<br />

Italien verurteilt,<br />

weil es die Bevölkerung rund um das Ilva-<br />

Werk nicht ausreichend schützt. DieProtestbewegung<br />

Fünf Sterne hatte jahrelang versprochen,<br />

die Dreckschleuder zu schließen.<br />

Aber jetzt regieren die Fünf Sterne Italien,<br />

und Ilva produziertwie eh und je.<br />

Dasriesige Stahlwerkwar Anfang der 60er-<br />

Jahre eingeweiht worden, um den armen,<br />

bäuerlichen Süden Italiens zu industrialisieren.<br />

Heute bedeckt es eine Fläche von15Quadratkilometern,<br />

ist zweieinhalb Mal sogroß<br />

wie Tarent. Auch Ölraffinerien wurden gebaut.Vonden<br />

Hügeln des Nationalparks Terra<br />

delle Gravine sind die Schlote, Schornsteine<br />

und Rauchwolken, die Hochöfen, Koksereien<br />

und Verladekräne schon aus mehr als 20 Kilometer<br />

Entfernung zu sehen. Wieeine düstere<br />

Armee von Riesen stehen sie in der grünen<br />

Ebene Apuliens. Sie brachten Stadt und Region<br />

Arbeit und Brot. Mehr als 10 000 Menschen<br />

sind heute bei Ilva beschäftigt, noch<br />

einmal so viele bei den vielen Zulieferern.<br />

Aber schon lange ist bekannt, dass die Stahlindustrie<br />

auch Tausenden den Todbrachte<br />

und bringt. Es ist ein Dilemma.<br />

Dergiftige Staub<br />

„Wir nennen die Ilva das Monster“, erzählen<br />

die Männer,die am Tresen der „Mini Bar“ ihren<br />

Espresso im Stehen trinken. Der Wirt<br />

sagt, er frage seine Gäste schon gar nicht<br />

mehr,wie es so geht. Fast jeder in Tarent hat<br />

einen Krebs- oder Todesfall in der Familie zu<br />

beklagen.<br />

Viele Jalousien in Tamburi sind ständig<br />

geschlossen, die Bewohner weggezogen.<br />

Raffaele La Gioia führtinden fast ausgestorbenen<br />

Straßen des Viertels seinen Hund aus.<br />

Er lebt seit 25 Jahren in der ViaLisippo,ineinem<br />

der Häuser direkt neben dem Ilva-<br />

Zaun.Vorseinen Fensternragen seit ein paar<br />

Monaten zwei riesige Tonnendächer auf,<br />

groß wie Bahnhofshallen und mehr als 70<br />

Meter hoch. Siewurden gebaut, um Umweltauflagen<br />

zu erfüllen, und sollen verhindern,<br />

dass weiter Staub vonden Halden weht. Völlig<br />

nutzlos seien sie,sagt La Gioia. Derhagere<br />

51-Jährige hat zwei Jahrzehnte lang auf dem<br />

Ilva-Gelände gearbeitet. Jetzt ist er arbeitslos<br />

und hat ein Atemwegsleiden. Aber eine andere<br />

Wohnung, weit weg von Ilva und dem<br />

Staub,kann er sich nicht leisten.<br />

Bei der Parlamentswahl 2018 stimmte er<br />

wie so viele andere inTarent für die Fünf<br />

Sterne. Die Politik hatte stets dafür gesorgt,<br />

dass die Ilva-Produktion trotz der Gesundheitsgefahren<br />

weiterlaufen konnte. 2012 erließ<br />

die damalige Regierung eigens ein Ilva-<br />

Rettungsdekret, um die von der Staatsanwaltschaft<br />

verfügte Sperrung der Anlagen<br />

aufzuheben. Die Fünf Sterne dagegen versprachen<br />

Tarent eine saubere Zukunft ohne<br />

Ilva. Alle Arbeiter würden für einen umweltgerechten<br />

Rückbau des Werks umgeschult<br />

und weiter beschäftigt, sagte ihr Spitzenkandidat<br />

Luigi di Maio im Wahlkampf. Die Fünf<br />

Sterne bekamen in Tarent fast 50 Prozent.<br />

Jetzt ist Di Maio seit einem Jahr Vize-Premier<br />

und als Minister für Wirtschaftsentwicklung<br />

auch für Ilva zuständig. Statt dasWerk zu<br />

schließen oder zurückzubauen, wurde es an<br />

den französisch-indischen Stahlkonzern ArcelorMittal<br />

verpachtet. Die Schlote rauchen<br />

Protest vor den Toren des Stahlwerks Ilva Anfang Mai in Tarent<br />

Das Monster<br />

Europas größtes Stahlwerk bedroht im<br />

süditalienischen Tarent das Leben der<br />

Bewohner.Die Krebsrate ist dort stark erhöht<br />

–vor allem Kinder erkranken.<br />

Fünf-Sterne-Politiker,die in Italien<br />

mitregieren, hatten versprochen, das Werk zu<br />

schließen. Doch die Schlote rauchen weiter<br />

weiter.„Vonwegen Regierung des Wandels“,<br />

schimpft Raffaele La Gioa, „die Fünf Sterne<br />

sind genau wie alle anderen.“ Siewaren seine<br />

letzte Hoffnung. Bei der Europawahl wird er<br />

zu Hause bleiben, sagt er.<br />

Es gibt viele Wütende und Enttäuschte in<br />

Tarent. Carla Lucarelli und ihr Mann Angelo<br />

di Ponzio,ein Marine-Angestellter,haben einen<br />

Sohn wegen der Ilva-Gifte verloren. Giorgio,<br />

ein Junge mit dunkelblonden Locken<br />

und fröhlichem Lachen, starb im Januar an<br />

einem Weichteilsarkom, einer seltenen<br />

Krebsart, die durch Dioxin verursacht wird.<br />

Er war 15 Jahrealt. DieFamilie hat nicht weit<br />

vonTamburigelebt, im Stadtteil Paolo Sesto.<br />

Inzwischen ist sie in eine neue Wohnung gezogen,<br />

zwanzig Autominuten entfernt. Um<br />

ihre beiden anderen Söhne zu schützen, die<br />

elf und 17 sind, sagt Carla. DasWohnzimmer<br />

ist noch immer nicht richtig eingerichtet,<br />

nur ein Sofa steht darin.<br />

Ihre Zeit und Energie verwenden Carla<br />

und Angelo jetzt vor allem für ihr neues Lebensziel:<br />

Giorgios Leiden soll nicht umsonst<br />

gewesen sein, es soll sich endlich etwas ändern.<br />

Siehaben den Verein „Forever Giorgio“<br />

gegründet, der andere betroffene Familien<br />

unterstützt. Bei jeder Anti-Ilva-Demonstra-<br />

VonRegina Kerner,Tarent<br />

Rom<br />

Mittelmeer<br />

100 km<br />

ITALIEN<br />

Tarent<br />

Adria<br />

BLZ/TIEDGE<br />

tion stehen sie in der ersten Reihe.Sie tragen<br />

dann T-Shirts mit dem Foto ihres toten Sohnes.<br />

Carla war auch dabei, als Minister Di<br />

Maio Ende AprilinTarent Umwelt- und Bürgerinitiativen<br />

traf. DerFünf-Sterne-Chef behauptete<br />

da, er habe nie eine Schließung des<br />

Werksversprochen. „Eine lächerliche Lüge“,<br />

IMAGO IMAGES/VALERIA FERRARO<br />

ElterninTrauer:Carla Lucarelli und ihr Mann mit dem<br />

T-Shirt, das ihren toten Sohn Giorgio zeigt. R. KERNER<br />

schimpft Carla. Damals sagte sie beim Hinausgehen<br />

den zornigen Satz, sie werde di<br />

Maio erst die Hand reichen, wenn er seine<br />

Versprechungen wahr mache.Erwurde in allen<br />

italienischen Medien zitiert.<br />

Auch Alessandro Marescotti war bei dem<br />

Treffen. Dergraumelierte 61-Jährige in Jeans<br />

und Parka unterrichtet an einem technischen<br />

Gymnasium und ist ein stadtbekannter<br />

Anti-Ilva-Aktivist. Er war derjenige, der<br />

den Umweltskandal 2005 aufdeckte.Ineiner<br />

EU-Datenbank hatte er herausgefunden,<br />

dass die Dioxin-Werte in Tarent stark erhöht<br />

waren. Er ließ Lebensmittel aus der Region<br />

analysieren. Käse und Miesmuscheln waren<br />

bis zu elfmal stärker belastet als gesetzlich<br />

erlaubt. Marescotti brachte Ermittlungen<br />

der Staatsanwaltschaft in Gang, die schließlich<br />

in Anklagen gegen die früheren Besitzer<br />

mündeten, gegen die Industriellenfamilie<br />

Riva, die Milliarden in Steuerparadiese geschafft<br />

haben soll –ganz bewusst auf Kosten<br />

der Gesundheit der Menschen.<br />

Marescotti, ein ernster Mann, hat früher<br />

einmal mit den Fünf Sternen sympathisiert,<br />

erzählt er vor Unterrichtsbeginn im Schulhof.<br />

Heutewirft er ihnen Propaganda vor. Als<br />

sich Di Maio bei dem Treffen in Tarent damit<br />

brüstete,die Schadstoff-Emissionen der Ilva<br />

seien bereits um ein Fünftel zurückgegangen,<br />

widerlegte ihn Marescotti vorlaufenden<br />

Kameras.Ruhig trug er Datenvor,die das Gegenteil<br />

beweisen. Sie stammten unter anderem<br />

von der Internetseite von DiMaios Ministerium.<br />

Nichtnur in Tarent haben die Fünf Sterne<br />

viele ihrer früheren Unterstützer tief enttäuscht,<br />

sagt Marescotti. In Norditalien hatten<br />

sie den Baustopp einer Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />

vonTurin nach Lyon versprochen,<br />

nahe Brindisi wollten sie den Baueiner<br />

Gaspipeline verhindern. Nichts davon haben<br />

sie wahr gemacht. In Umfragen sind sie<br />

mehr als zehn Prozentpunkte abgesackt, seit<br />

sie regieren. „Als Di Maio im April kam, waren<br />

Scharfschützen auf Tarents Dächern<br />

postiert, Helikopter kreisten. Im Wahlkampf<br />

hatte er noch in der begeisterten Menge gebadet“,<br />

erzählt Marescotti.<br />

Ganz anders sehen die Lage die „Freunde<br />

Beppe Grillos“ in ihrem Ladenbüro inTarents<br />

Innenstadt, wo Di Maio als lebensgroße<br />

Pappfigur im Schaufenster steht. Jeden<br />

Dienstag treffen sich hier Fünf-Sterne-<br />

Aktivisten. Sie sind zu siebt an diesem<br />

Abend, mehrere Rentner, ein Freiberufler.<br />

Ihre Namen wollen sie nicht nennen. „Man<br />

kann eine Fabrik nicht von einem auf den<br />

anderen Tagabreißen“,sagt einer vonihnen.<br />

„Di Maio hat immer gesagt, der Rückbau<br />

dauert viele Jahre.“ Man müsse ihm Zeit geben.<br />

Die„Freunde BeppeGrillos“ sind überzeugt<br />

davon, dass die Zustimmung für die<br />

Protestbewegung ungebrochen ist. „Die Unzufriedenen<br />

sind eine Minderheit. Hier kommen<br />

sogar Leute vorbei, um sich zu bedanken.“<br />

Schließlich hätten die Fünf Sterne dafür<br />

gesorgt, dass Arbeitslose und Bedürftige<br />

jetzt das „Bürgergeld“ bekommen.<br />

Die Arbeitslosigkeit in Tarent liegt bei 18<br />

Prozent. Trotz Ilva, trotz der Raffinerie, trotz<br />

des Hafens und eines Marine-Stützpunkts.<br />

Mehr als die Hälfte der Jugendlichen findet<br />

keinen Job. Diehistorische Altstadt, auf einer<br />

Inselzwischendem Ionischen Meer und der<br />

Lagune„Mar Piccolo“, könnte ein Juwelsein.<br />

Aber sie ist entvölkert und verwahrlost. Die<br />

meisten Häuser sind einsturzgefährdet.<br />

Auch im neueren Stadtzentrum gibt es fast<br />

nur Billigläden.<br />

Als ArcelorMittal im vergangenen Herbst<br />

das Ilva-Werk übernahm, wurden 2600 Arbeiter<br />

entlassen. Der Stadtverordnete MassimoBattista<br />

war einer vonihnen. 21 Jahrelang<br />

war er Mechaniker bei Ilva. „Früher hat das<br />

Werk uns Wohlstand gebracht. Inzwischen<br />

sind die Hähne zugedreht“, sagt er. Neueinstellungen<br />

gibt es schon lange nicht mehr.<br />

Voller Wutvor der Europawahl<br />

Battista war für die Fünf Sterne ins Stadtparlament<br />

gewählt worden. Im Herbst ist er aus<br />

der Bewegung ausgetreten, aus Protest. Er<br />

sagt, die Regierung aus Fünf Sternen und<br />

rechter Lega sei schlimmer als alle Vorgänger.<br />

„Die waren wenigstens überzeugte Vertreter<br />

der Industrie und haben das getan,<br />

was man von ihnen erwarten konnte.“ Die<br />

Fünf Sterne sind gescheitert, glaubt Battista.<br />

Bei der Europawahl am Sonntag werden sie<br />

die Quittung bekommen, sagt er. Nicht nur<br />

in Tarent. Für die Stadt sieht er schwarz. Der<br />

Koloss Ilva arbeite seit fast 60 Jahren ununterbrochen,<br />

sagt Battista, 24 Stunden, Tagfür<br />

Tag. Die Anlagen seien völlig veraltet. Zwar<br />

hat sich ArcelorMittal verpflichtet, Teile davon<br />

zuerneuern, den Asbest zu entfernen,<br />

moderne Filter einzubauen. Aber bei laufendem<br />

Betrieb zu sanieren, das sei schlicht unmöglich.<br />

„Ein fahrendes Auto kann man<br />

auch nicht reparieren.“<br />

Und selbst wenn die Fünf Sterne ihr Versprechen<br />

doch wahr machen und das Werk<br />

stilllegen und zurückbauen wollten, so<br />

bräuchten dieMenschen in Tarent doch eine<br />

Alternative. Tourismus,Landwirtschaft, saubere<br />

Technologien zum Beispiel. „Aber die<br />

haben auch nach einem Jahr an der Regierung<br />

überhaupt keinen Plan und keine Zukunftsvision“,<br />

sagt Battista. Ein sotiefgreifender<br />

Strukturwandel würde mindestens 15<br />

Jahre dauern und viele Milliarden kosten.<br />

„Glauben die Fünf Sterne denn, dass sie so<br />

lange an der Regierung bleiben?“, sagt Battista<br />

kopfschüttelnd.<br />

Andere halten durch. Carla und ihr Mann<br />

Angelo etwa, die bei allen Demonstrationen<br />

in der ersten Reihe stehen. Oder der Wirt der<br />

„Mini Bar“, der vor ein paar Jahren gemeinsam<br />

mit einer italienischen TV-Moderatorin<br />

eine Spendenaktion startete. Erließ T-Shirts<br />

mit Dialekt-Sprüchen seiner Gäste drucken<br />

und verkaufte sie. Eine halbe Million Euro<br />

kam zusammen. Mitdem Geld ist eine Krebs-<br />

Station für Kinder eingerichtet worden. Die<br />

hatte es in Tarent bis dahin nicht gegeben.<br />

Regina Kerner war berührtvom Mut all<br />

der Menschen, die in Tarent gegendie<br />

trostlose Lageankämpfen.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

STIMMEN<br />

Die deutsche Bundesregierung<br />

findet das Handeln des österreichischen<br />

Regierungschefs Sebastian<br />

Kurz (ÖVP) in der Ibiza-Affäre<br />

folgerichtig. „Die Bundesregierung<br />

hat die Entscheidung des österreichischen<br />

Bundeskanzlers<br />

Kurz,als Konsequenz aus den<br />

jüngsten Ereignissen Neuwahlen<br />

anzustreben, zur Kenntnis genommen;<br />

und die Entscheidung<br />

vonBundeskanzler Kurz ist nachvollziehbar“,<br />

sagte die stellvertretende<br />

Regierungssprecherin Martina<br />

Fietz am Montag in Berlin.<br />

Der Deutsche Journalisten-Verband<br />

(DJV)hält dieVeröffentlichung des<br />

Skandal-Videos mit dem früheren<br />

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache<br />

für gerechtfertigt. Natürlich sei es<br />

eine Abwägungsfrage,obein nicht<br />

genehmigter Mitschnitt veröffentlicht<br />

werden dürfe,sagte DJV-Vorsitzender<br />

Frank Überall.„Ich<br />

glaube,hier ist es so eindeutig,<br />

diese Aussagen voneiner Person<br />

des öffentlichen Lebens,dass das<br />

an dieser Stelle gedeckt ist.“<br />

Günter Wallraff,Enthüllungsjournalist,<br />

hat die heimlichen Aufnahmen<br />

als „gelungenen Coup“ bezeichnet.<br />

Diejournalistische Methode<br />

der versteckten Kamerasei<br />

in Deutschland längst als „Lex<br />

Wallraff“ rechtlich legitimiert. Sie<br />

habe „nun ein ganzes Land wachgerüttelt.<br />

DerBundesgerichtshof<br />

und das Bundesverfassungsgericht<br />

haben dies für zulässig erklärt,<br />

wenn damit gravierende<br />

Missstände aufgedeckt werden.“<br />

Heinz-Christian Strache auf einem<br />

Screenshot aus dem heimlich gedrehten<br />

Video<br />

DPA<br />

Hans Leyendecker, langjähriger<br />

Investigativ-Journalist vonSpiegel<br />

und Süddeutscher <strong>Zeitung</strong>,<br />

hält das Vorgehen der Medien für<br />

vorbildlich. „Man hat die Veröffentlichung<br />

auf Wesentliches beschränkt:<br />

Aufden Verdacht, dass<br />

jemand käuflich ist und keinerlei<br />

Verhältnis zur Pressefreiheit hat.“<br />

Werdas wahreGesicht des<br />

Rechtspopulismus genauer kennenlernen<br />

wolle,solle sich das<br />

entlarvende Video immer wieder<br />

anschauen, sagte Leyendecker.Es<br />

sei ein Lehrstück, „wie über Demokratie<br />

und Pressefreiheit gedacht<br />

wird, wenn man sich im<br />

privaten Raum glaubt“.<br />

Philippa Strache,Ehefrau des zurückgetretenen<br />

Vizekanzlers,<br />

sagte am Montag dem Boulevardblatt<br />

Heute: „Ich stehe unter<br />

Schock und muss mich und<br />

meine Gedanken erst richtig sammeln.“<br />

IhrMann müsse nun mit<br />

den Konsequenzen leben. „Mein<br />

Naturell ist es,immer nach vorne<br />

zu blicken. Auch jetzt! Meine gesamte<br />

Energie gilt nun meinem<br />

Kind und dem Tierschutz.“ Philippa<br />

Strache hatte am Neujahrstag<br />

den gemeinsamen Sohn<br />

Hendrik zur Welt gebracht.<br />

Marine Le Pen, Vorsitzende der<br />

französischen rechtspopulistischen<br />

Partei Rassemblement National,<br />

attestierte Heinz-Christian<br />

Strache einen„schwerwiegenden<br />

Fehler“. DasFehlverhalten des bisherigen<br />

FPÖ-Chefs sei aber umgehend<br />

durch seinen Rücktritt geahndet<br />

worden, sagte die PolitikerinimRadiosender<br />

France Info.<br />

Good cop –bad cop: Der neue FPÖ-Chef NorbertHofer (l.) bedauerte am Montag das Ende der Koalition, Noch-Innenminister HerbertKickl attackierte die ÖVP.<br />

Machtdemonstrationen<br />

Österreichs Kanzler Kurz kündigt Trennung von FPÖ-Innenminister Kickl an. Die Reaktion folgt prompt<br />

VonAdelheid Wölfl, Wien<br />

Mit großer Spannung<br />

wurde am Montagabend<br />

die Entscheidung<br />

des österreichischen<br />

Kanzlers Sebastian Kurz erwartet.<br />

Wie bereits zuvor angedeutet,<br />

stellte er schließlich klar, dass er bei<br />

Bundespräsident Alexander Vander<br />

Bellen die Entlassung des umstrittenen<br />

Innenministers Herbert Kickl<br />

von der FPÖ vorschlagen werde. Die<br />

ÖVP begründet diese Forderung damit,<br />

dass ein Innenminister,der zum<br />

Zeitpunkt der Entstehung des sogenannten<br />

Ibiza-Videos im Juli 2017<br />

Generalsekretär der Freiheitlichen<br />

war, nicht ein Ressort führen könne,<br />

das gleichzeitig wegen illegaler Parteispenden<br />

oder Korruption in der eigenen<br />

Partei ermitteln müsse.<br />

Die Krise, die Österreichs Regierung<br />

erschütterte, wurde am Freitag<br />

durch ein von Spiegel und Süddeutscher<br />

<strong>Zeitung</strong> veröffentlichte Video<br />

ausgelöst. Darin werden möglicherweise<br />

illegale Parteispenden an die<br />

FPÖ thematisiert. Zudem stellt der<br />

inzwischen als Vizekanzler zurückgetretene<br />

FPÖ-Politiker Heinz-<br />

Christian Strache einer angeblichen<br />

russischen Oligarchen-Nichte bei<br />

dem Treffen öffentliche Aufträge in<br />

Aussicht, sollte sie der FPÖ zum Erfolg<br />

bei den Nationalratswahlen<br />

2017 verhelfen.<br />

VonJan Sternberg<br />

Wer hat Heinz-Christian Strache<br />

und seinem Vertrauten Johann<br />

Gudenus die Falle gestellt? Eine heiße<br />

Spur gibt es nicht, aber jede Menge<br />

Spekulationen. Eine Übersicht.<br />

Bundespräsident Van der Bellen<br />

wirddie Entscheidung vonKurzmittragen.<br />

Sämtliche Schritte sind seit<br />

Freitag zwischen Bundeskanzler und<br />

Bundespräsident abgesprochen.<br />

Dierechtspopulistische FPÖ kündigte<br />

noch am Abend an, sämtliche<br />

Minister,die ihrePartei stellt, aus der<br />

Regierung abzuziehen. Damit steht<br />

die Koalition aus Kurz’konservativer<br />

ÖVP und der rechtspopulistischen<br />

FPÖ vordem Aus.<br />

Drohender Misstrauensantrag<br />

Verschwörungstheorien<br />

Woher kommen die heimlichen Aufnahmen, die Heinz-Christian Strache zu Fall brachten?<br />

Jan Böhmermann: Der Satiriker hat<br />

das heikle Video mit heimlichen Aufnahmen<br />

des FPÖ-Politikers Heinz-<br />

Christian Strache bereits vorWochen<br />

gekannt. Dasbedeutet nicht, dass er<br />

damit etwas zu tun hatte oder ihm<br />

die Aufnahmen angeboten wurden.<br />

Letzteres dementierte sein Manager<br />

Peter Burtz amWochenende.Woher<br />

Böhmermann die Aufnahmen<br />

kannte, wisse er nicht, sagte Burtz.<br />

Böhmermann hatte bereits im April<br />

bei der Verleihung des österreichischen<br />

TV-Preises „Romy“ in einer Video-Botschaft<br />

Andeutungen zu dem<br />

Fall gemacht. Am Montag legte er<br />

nach: Er setzte auf Twitter eine Botschaft<br />

ab,die nur aus der Adresse einer<br />

Internetseite besteht: dotheyknowitseurope.eu<br />

(Wissen sie, dass<br />

es Europa ist?). Auf der Seite ist bislang<br />

nur ein Countdown zu sehen,<br />

der am Mittwochabend<br />

endet.<br />

Zentrum für politische<br />

Schönheit: Auch der Polit-<br />

Künstlergruppe „Zentrum<br />

für politische Schönheit“<br />

(ZPS) war das Video wohl<br />

schon länger bekannt –<br />

auch von ihnen könnte<br />

Böhmermann, der als ZPS-<br />

Unterstützer gilt, seine Informationen<br />

haben. Nach einem Bericht<br />

der Wiener <strong>Zeitung</strong> soll der<br />

Gruppe das Material zuerst zugespielt<br />

worden sein, sie hätte dann die<br />

Weitergabe an Spiegel und Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong> organisiert. Philipp<br />

Ruch, Kopf der Gruppe,sagt „Wir äußern<br />

uns grundsätzlich nicht zu den<br />

Jan Böhmermann<br />

kannte das Video.<br />

inneren Angelegenheiten anderer<br />

Länder.“ Das ZPS wies auf ein neues<br />

Twitter-Profil namens @kurzschluss14<br />

hin. Dieser Nutzer veröffentlichte<br />

am Sonnabend Ausschnitte<br />

des Treffens, die<br />

Spiegel und Süddeutsche<br />

nicht gezeigt hatten. Dass<br />

die Aktionskünstler die<br />

Aufnahmen selbst gemacht<br />

haben, ist unwahrscheinlich.<br />

Der österreichische<br />

DPA/SVEN HOPPE<br />

Journalist Armin Wolf berichtete,<br />

dass das Video<br />

Medien in Österreich zunächst<br />

gegen Bezahlung<br />

angeboten worden sei. Das<br />

widerspräche der Arbeitsweise des<br />

ZPS.<br />

Tal Silberstein: Sowohl Strache als<br />

auch Österreich-Kanzler Sebastian<br />

Kurz (ÖVP) erklärten, das Vorgehen<br />

bei der Erstellung desVideos erinnere<br />

sie an die Vorgehensweise des frühe-<br />

AP/MICHAEL GRUBER<br />

Kurz kündigte an, die Ressorts in den<br />

nächsten Monaten mit Experten zu<br />

besetzen. Er wird aller Voraussicht<br />

nach solche Experten suchen, die<br />

auch in der Opposition Unterstützung<br />

finden. Denn für Kurz ist es in<br />

erster Linie nun wichtig, weiterregierenzukönnen<br />

–ohne die Unterstützung<br />

der FPÖ oder der Opposition<br />

im Parlament, hat er allerdings keine<br />

Mehrheit mehr und könnte damit<br />

durch einen Misstrauensantrag zu<br />

Fall gebracht werden. Einen solchen<br />

Misstrauensantrag schloss auch die<br />

FPÖ nicht aus.<br />

DieFPÖ hatte bereits am Sonntag<br />

beschlossen, dass sie sich ihren Innenminister<br />

und Chefstrategen Herbert<br />

Kickl nicht aus der Regierung<br />

„herausschießen“ lassen wolle. Die<br />

Causa Kickl wurde im Rahmen der<br />

Ibiza-AffäreamWochenende also zur<br />

entscheidenden Frage,obesein Weiterbestehen<br />

der türkis-blauen Koalition<br />

bis zurWahl im September geben<br />

wird oder nicht. Es bleibt aber möglich,<br />

dass Kurz nach der Wahl im<br />

Herbst wieder mit der FPÖ koalieren<br />

wird. Deshalb muss Kurz auch äußerst<br />

vorsichtig vorgehen. Es brauche<br />

„volle Transparenz“ und eine lückenlose<br />

Aufklärung, sagte er am Montagabend.<br />

Kickl sei zum Zeitpunkt des<br />

Videos allerdings Generalsekretär der<br />

FPÖ gewesen und somit verantwortlich<br />

für die Parteifinanzen.<br />

Kickl versuchte am Montag seine<br />

Macht im Innenministerium noch<br />

zu festigen und ernannte seinen Vertrauten<br />

Peter Goldgruber zum Generaldirektor<br />

für Öffentliche Sicherheit.<br />

Van der Bellen schloss allerdings<br />

am Montag aus,dass Goldgruber<br />

das Amt übernehmen kann –der<br />

Staatschef müsste die Entscheidung<br />

unterzeichnen. Auch Kurz sagte<br />

nach der Ernennung von Goldgruber<br />

durch Kickl, dass dies zeige,dass<br />

es innerhalb der FPÖ noch „immer<br />

kein notwendiges Bewusstsein“ darüber<br />

gäbe,wie man mit der Ibiza-Affäreumgehen<br />

solle.<br />

Der Hintergrund: Goldgruber<br />

spielte eine merkwürdige Rolle bei<br />

der Affäre rund um den österreichischen<br />

Verfassungsschutz. Am 28. Februar<br />

2018 fand im Bundesamt für<br />

Verfassungsschutz (BVT) in Wien<br />

eine Razzia statt, bei der zahlreiche<br />

Datenträger beschlagnahmt wurden.<br />

Ein Oberlandesgericht in Wien<br />

hat mittlerweile festgestellt, dass einige<br />

Hausdurchsuchungen rechtswidrig<br />

waren. Goldgruber hatte die<br />

Ermittlungen gegen den Verfassungsschutz<br />

mitorganisiert.<br />

Am Montag erklärte sich Kickl<br />

selbst zum Märtyrer und redete in einem<br />

Pressestatement über „aus dem<br />

Ausland gesteuerte Attacken“ gegen<br />

ihn. Er stellte sich als Garant gegen<br />

Migration und für „konsequente Abschiebungen“<br />

dar.<br />

Kickl spielte bei dem Auftritt mit<br />

dem neuen FPÖ-Chef NorbertHofer,<br />

„Good cop –bad cop“. Hofer zeigte<br />

sich schmeichelweich und sagte, es<br />

tue ihm sehr leid, dass die tolle Regierungsarbeit<br />

nun so zu Ende komme.<br />

Wenn man Hofer zuhörte, konnte<br />

man den Eindruck gewinnen, dass er<br />

glauben machen wollte,die FPÖ habe<br />

mit dem Ende der Koalition gar nichts<br />

zu tun. Hofer sagte,erwerde einen respektvollen<br />

Wahlkampf ohne<br />

Schmutzkübelkampagnen führen.<br />

Kickl wiederum attackierte die<br />

„Machtbesoffenheit der ÖVP“.<br />

AufDistanz zur FPÖ gingen unterdessen<br />

auch die Sozialdemokraten<br />

unter Parteichefin Pamela Rendi-<br />

Wagner.InÖsterreich gibt es auf Länderebene<br />

eine Koalition zwischen<br />

SPÖ und FPÖ im Burgenland. Die<br />

SPÖ hat nun entschieden, im Burgenland<br />

vorgezogene Neuwahlen im Jahr<br />

2020 abzuhalten. (mit dpa)<br />

ren Politikberaters der sozialdemokratischen<br />

SPÖ. DerIsraeli hatte 2017<br />

für die SPÖ in den sozialen Netzwerken<br />

Falschmeldungen gestreut, die<br />

sich primär gegen Kurz richteten. Der<br />

Skandal flog im Herbst 2017 auf. Beweise<br />

für Silbersteins neuerliche Aktivität<br />

haben Strache und Kurz nicht.<br />

Sebastian Kurz: Dass Kurz so offensiv<br />

auf Silberstein zielte, mag auch ein<br />

Ablenkungsmanöver sein. Der Kanzler<br />

ist ein potenzieller Profiteur des<br />

FPÖ-Skandals: Er ist den nicht stubenreinen<br />

Koalitionspartner los und<br />

kann auf seineWiederwahl hoffen. Einen<br />

Beweis,dass er schon länger von<br />

demVideo wusste,gibt es nicht.<br />

Russland: Kreml-Sprecher Dmitri<br />

Peskow sagte am Montag, das Video<br />

habe nichts mit Russland oder der<br />

Regierung zu tun. Man wisse nicht,<br />

werdie Frau in dem Film sei oder ob<br />

sie aus Russland stamme.<br />

Verfassungsschutz<br />

Eine<br />

umstrittene<br />

Nähe<br />

VonMarkus Decker<br />

Anlässlich der jüngsten Äußerungen<br />

des ehemaligen Präsidenten<br />

des Bundesamtes für Verfassungsschutz,<br />

Hans-GeorgMaaßen,<br />

zum Skandal um den bisherigen<br />

österreichischen Vizekanzler<br />

Heinz-Christian Strache hat die<br />

stellvertretende Vorsitzende der<br />

SPD-Bundestagsfraktion, Eva<br />

Högl, Konsequenzen gefordert.<br />

„Was Herr Maaßen tut, ist mit dem<br />

Bundesbeamtengesetz und dem<br />

dortverankerten Mäßigungsgebot<br />

nicht zu vereinbaren“, sagte sie der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland).<br />

Maaßen hatte in der Bild-<strong>Zeitung</strong><br />

mit Blick auf das Strache-Video<br />

und die Befürworter einer<br />

Veröffentlichung erklärt: „Für<br />

viele linke und linksextreme Aktivisten<br />

rechtfertigt der ,Kampf gegen<br />

rechts’jedes Mittel. Ichbin da<br />

anderer Meinung: Der Einsatz<br />

derartiger aktiver Maßnahmen ist<br />

ein Tabubruch.“ Gleichzeitig attackierte<br />

er die Mitwirkung deutscher<br />

Medien an der Veröffentlichung.<br />

Högl unterstrich hingegen,<br />

das Problem seien die Äußerungen<br />

Straches, nicht das Video,<br />

und verwies auf Maaßens Erklärungen<br />

der vergangenen Monate.<br />

In die Kritik geraten<br />

Maaßen war 2018 nach relativierenden<br />

Äußerungen über die<br />

rechtsextremistischen Ausschreitungen<br />

vonChemnitz in die Kritik<br />

geraten und abgelöst worden. Später<br />

sprach er von „linksradikalen<br />

Kräften“ in der SPD und trat der<br />

rechtsnationalen Werte-Union<br />

bei, deren vordringlichstes Ziel<br />

darin besteht, Kanzlerin Angela<br />

Merkel abzulösen. Vorzehn Tagen<br />

sagte Maaßen dem Kölner Stadt-<br />

Anzeiger, Deutschland erinnere<br />

ihn an ein „Schwellenland“, in<br />

dem die Infrastruktur marode sei<br />

und in dem „über 235 000 ausreisepflichtige<br />

Ausländer nicht abgeschoben“<br />

würden.<br />

Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutz-Chef<br />

DPA/MICHAEL KAPPELER<br />

Unterdessen forderte die innenpolitische<br />

Sprecherin der<br />

Grünen-Bundestagsfraktion,<br />

Irene Mihalic, die Bundesregierung<br />

auf, dem ehemaligen Staatssekretär<br />

Klaus-Dieter Fritsche die<br />

Genehmigung zur Beratung des<br />

vondem besonders umstrittenen<br />

FPÖ-Politiker Herbert Kickl geführten<br />

österreichischen Innenministeriums<br />

zu entziehen.<br />

„Klaus-Dieter Fritsche,vor kurzer<br />

Zeit noch Koordinator der deutschen<br />

Geheimdienste im Kanzleramt,<br />

berät mit fortgesetzter Billigung<br />

der Bundesregierung das<br />

stramm rechts geleitete Innenministerium<br />

Österreichs“, sagte sie.<br />

„Das ist skandalös und sollte spätestens<br />

jetzt, wo die geballte politische<br />

Unmoral und die antidemokratischen<br />

Machtergreifungsfantasien<br />

des rechtsextremen<br />

FPÖ-Spitzenpersonals noch einmal<br />

offenbar geworden sind, endlich<br />

Konsequenzen haben.“<br />

Fritsche ist seit einem Jahr im<br />

Ruhestand und soll Kickl bei der<br />

Reform des österreichischen Verfassungsschutzes<br />

helfen. Zu Jahresbeginn<br />

sah das Kanzleramt<br />

noch „keine dienstlichen Interessen<br />

im Sinne des Bundesbeamtengesetzes<br />

beeinträchtigt“. Das<br />

könnte sich jetzt geänderthaben.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 5 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

Vorallem<br />

Nahles muss<br />

zittern<br />

Ergebnisse der Europawahl<br />

haben Folgen für Berlin<br />

VonAndreas Niesmann<br />

Noch fünf Tage sind es bis zur Europawahl,<br />

und im politischen<br />

Berlin ist die Anspannung inzwischen<br />

mit Händen greifbar. Zwar<br />

entscheiden die deutschen Wähler<br />

bei dem Urnengang formell nur darüber,<br />

welche 96 Abgeordneten aus<br />

Deutschland künftig dem 751-köpfigen<br />

Europaparlament angehören<br />

werden. Aber eine bundesweite Abstimmung<br />

ist auch immer ein Stimmungstest.<br />

Sicher ist, dass das Wahlergebnis<br />

eine Auswirkung auf die<br />

Bundespolitik haben wird. Welche<br />

genau, hängt aber von zahlreichen<br />

Faktoren ab.<br />

Die meisten Augen werden sich<br />

auf die Regierungsparteien richten.<br />

Ihnen drohen letzten Umfragen zufolge<br />

erhebliche Verluste. Vor allem<br />

für die SPD könnte der Wahlabend<br />

bitter werden. Es ist gut möglich,<br />

dass die Genossen ihr schlechtestes<br />

Ergebnis bei einer deutschlandweiten<br />

Wahl seit dem Zweiten Weltkrieg<br />

verschmerzen müssen. Bei 17Prozent<br />

sehen die Demoskopen die SPD<br />

derzeit. Wenn es so kommt, hätte die<br />

SPD imVergleich zur letzten Europawahl<br />

zehn Prozentpunkte verloren.<br />

Manch ein Genosse glaubt, dass<br />

dann die Stunde der Abrechnung mit<br />

Partei- und Fraktionschefin Andrea<br />

Nahles gekommen sein könnte –vor<br />

allem, wenn bei der parallel stattfindenden<br />

Bürgerschaftswahl in Bremen<br />

auch noch das seit 1946 vonder<br />

SPD geführte Rathaus verloren<br />

ginge. Andererseits ist die Erwartungshaltung<br />

inzwischen so gering,<br />

dass schon ein Achtungserfolg der<br />

populären Spitzenkandidatin Katarina<br />

Barley reichen könnte,umNahles<br />

zu stabilisieren. Kommt die SPD<br />

eher bei 20 oder eher bei 15 Prozent<br />

raus? Davon hängt jetzt das politische<br />

Schicksal ihrer Parteivorsitzenden<br />

ab.<br />

Kramp-Karrenbauer im Fokus<br />

Auch in der Union stellen sie sich auf<br />

stürmische Zeiten ein. Zwar drohen<br />

weniger schlimme Verluste als bei<br />

den Sozialdemokraten, aber CDU<br />

und CSU können zusammen nur auf<br />

30 Prozent hoffen, das wären fünf<br />

Punkte weniger als noch vor fünf<br />

Jahren. Dieinnerparteilichen Folgen<br />

werden davon abhängen, ob CSU-<br />

Spitzenkandidat Manfred Weber<br />

nach der Wahl eine Chance hat,<br />

Kommissionspräsident zu werden.<br />

Falls ja, werden die Reihen der Konservativen<br />

geschlossen bleiben –allerdings<br />

erwartet die CSU für diesen<br />

Fall, dass Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel in Brüssel bis zum Umfallen<br />

für den Mann aus Bayern kämpft.<br />

Falls Webers Träume am Wahlabend<br />

ausgeträumt sein sollten,<br />

wird eine andere Frau stärker ins<br />

Licht rücken: Parteichefin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer. Zum ersten<br />

Mal muss die ehemalige Generalsekretärin<br />

als CDU-Chefin die alleinige<br />

Verantwortung für ein Wahlergebnis<br />

übernehmen. Eine Niederlage zum<br />

Start wird die Position Kramp-Karrenbauers<br />

in der Partei kaum stärken<br />

–zumal weitereRückschläge bei den<br />

Landtagswahlen im Herbst drohen.<br />

In Berlin wurde am Sonntag für die europäische<br />

Idee demonstriert.<br />

AFP<br />

Wolodymyr Selenskyj will eine andere, europäische Ukraine ohne Korruption.<br />

Humorlose Amtseinführung<br />

Der neue ukrainische Präsident fordert die Regierung zum Rücktritt auf und verkündet Neuwahlen<br />

VonStefan Scholl<br />

Der neue ukrainische Präsident<br />

kam zu Fuß,<br />

klatschte auf dem Weg<br />

durch den Marienpark<br />

zum Parlament die Hände seiner Anhänger<br />

ab, posierte für Selfies,<br />

sprang sogar auf einen Absperrzaun,<br />

um jemanden zu umarmen.<br />

Aber dann, bei der Antrittsrede<br />

im Parlament, lieferte der frühere<br />

TV-Komiker Wolodymyr Selenskyj<br />

ganz andere Überraschungsmomente.<br />

Sie riefen heftigen Beifall, eisiges<br />

Schweigen und wütende Zwischenrufe<br />

hervor. „Ich möchte einen<br />

amerikanischen Schauspieler zitieren,<br />

der ein prima Präsident wurde.<br />

Er sagte: Die Regierung löst unsere<br />

Probleme nicht, die Regierung, das<br />

sind unsere Probleme.“ Selenskyj<br />

forderte die anwesenden Kabinettsmitglieder<br />

zum Rücktritt auf, ihre<br />

Minen gefroren, danach auch die der<br />

meisten Parlamentarier. „Liebe Abgeordnete,<br />

heute gibt es keine Party.<br />

Ichbitte Siesehr,das Gesetz über die<br />

Aufhebung der parlamentarischen<br />

Immunität zu verabschieden, über<br />

Strafverfolgung für ungesetzliche<br />

Bereicherung“, rief Selenskyj. „Tun<br />

Sie das und sammeln Sie Punkte für<br />

vorgeschobene Neuwahlen. Ich löse<br />

das Parlament auf!“ Regierungschef<br />

Wolodymir Groissman reagierte am<br />

Abend und kündigte für Mittwoch<br />

seinen Rücktritt an.<br />

Die Antrittsrede des sechsten<br />

ukrainischen Staatspräsidenten<br />

klang schon vorher zupackend.<br />

„Nicht ich allein, jeder vonuns hat die<br />

Hand zum Amtsschwur auf die Bibel<br />

gelegt.“ Jeder Ukrainer sei Präsident,<br />

trage Verantwortung, ob er Steuern<br />

hinterziehe oder betrunken über eine<br />

rote Ampel fahre. „Eine europäische<br />

Ukraine beginnt bei jedem vonuns.“<br />

Er erinnerte an die isländische Fußballnationalelf,<br />

wo Zahnärzte, Studenten<br />

und Putzmänner gemeinsam<br />

die Ehre ihres Landes verteidigt hätten.<br />

„Wir müssen Fußball spielen wie<br />

Isländer,das Land verteidigen wie Israelis,technologisch<br />

wie Japaner werden<br />

und wie Schweizer bei der Fähigkeit<br />

zum Zusammenleben.“<br />

Russland wurde nicht eingeladen<br />

DieBeamten forderte er auf, keine Selenskyj-Fotos<br />

aufzuhängen.„Der Präsident<br />

ist keine Ikone.Hängen Siedie<br />

Bilder Ihrer Kinder auf und schauen<br />

Sie ihnen vor jeder Entscheidung in<br />

die Augen.“ Um den Krieg im Donbass<br />

zu beenden, sei er bereit, seine<br />

Popularität zu opfern, aber kein<br />

ukrainisches Gebiet. Er wechselte aus<br />

dem Ukrainischen ins Russische,um<br />

zu erklären, der erste Schritt eines<br />

Friedensdialogs sei die Freigabe aller<br />

ukrainischen Gefangenen.<br />

Diese Worte richteten sich an<br />

Moskau, dabei war die außenpolitische<br />

Botschaft der Amtseinführung<br />

schon vorher klar:Man hatte keinen<br />

Vertreter Russlands eingeladen.<br />

Allerdings mangelte es bei der Zeremonie<br />

auch an Prominenz aus<br />

dem Westen. Warenzur Amtseinführung<br />

von Vorgänger Petro Poroschenko<br />

noch US-Vizepräsident Joe<br />

Biden, das deutsche Staatsoberhaupt<br />

Joachim Gauck oder der Präsident<br />

des Europäischen Rates Herman<br />

Van Rompuy gekommen, erschienen<br />

diesmal nur US-Energieminister<br />

Rick Perry, EU-Kommissar<br />

Maros Sefcovic und Altbundespräsident<br />

Christian Wulff.<br />

„Aber den Gästen blieb auch<br />

kaum Zeit zur Anreise“, sagt der<br />

krimtatarische Blogger Aider Muschdabajew<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Erst<br />

nach wochenlangem Hickhack hatte<br />

das Parlament am Donnerstag den<br />

Tagder Amtseinführung festgelegt,<br />

am Freitag aber kündigte die Fraktion<br />

„Volksfront“ die Koalition mit<br />

der Regierungspartei: Laut Verfassung<br />

hat das Parlament nach dem<br />

Ende einer Koalition vier Wochen<br />

Zeit, um ein Regierungsbündnis zu<br />

bilden. Danach wäre eskein halbes<br />

Jahr mehr bis zu den im Oktober ohnehin<br />

anstehenden Neuwahlen gewesen,<br />

dieVerfassung verbietet dann<br />

jede Auflösung.<br />

Trump droht Teheran<br />

Aber das Manöver ist selbst im<br />

Parlament umstritten: Schon 2016<br />

verließen zwei Fraktionen diese Koalition,<br />

sie verlor ihreMehrheit. „Seitdem<br />

hat die Koalition aufgehört zu<br />

existieren“, schreibt der unabhängige<br />

Abgeordnete Sergei Mischtschenko<br />

auf Facebook. „Selenskyj<br />

hat allen Grund, dieses faulende Parlament<br />

aufzulösen.“<br />

Jubel auf der Straße<br />

Jetzt streiten die Experten, ob eine<br />

Koalition im Sinne der Verfassung<br />

wirklich eine Mehrheit sein muss.<br />

„Das Parlament und die Regierung<br />

haben auch ohne diese Mehrheit<br />

drei Jahrelang funktioniert“, sagt der<br />

Politologe Ihor Rejterowitsch.<br />

Die Leute auf der Straße vor dem<br />

Parlament bejubelten die angekündigte<br />

Beurlaubung des als korrupt<br />

verschrienen Parlaments.<br />

Der Präsident der Werchowna<br />

Rada, Andrij Parubij, schloss die Zeremonie<br />

nach Selenskyjs Auftritt mit<br />

bösem Grinsen:„Vielen Dank. Es war<br />

witzig.“ Viele Politiker betrachten<br />

den Präsidenten der Ukraine lieber<br />

weiter als Clown.<br />

Stefan Scholl hatte früher<br />

einen Lieblingshumoristen:<br />

Wolodymyr Selenskyj.<br />

Im Streit zwischen den USA und dem Iran wird der Tonerneutschärfer –und die Sorge vor einer Eskalation wächst<br />

ImKonflikt mit dem Iran hat US-<br />

Präsident Donald Trump Teheran<br />

mit deutlichen Worten vor einer Eskalation<br />

gewarnt. „Wenn der Iran<br />

kämpfen will, wird das das offizielle<br />

Ende des Iran sein. Droht nie wieder<br />

den Vereinigten Staaten!“, schrieb<br />

Trump am Sonntag im Kurznachrichtendienst<br />

Twitter.<br />

DieLage in der Golfregion gilt wegen<br />

des Streits zwischen den beiden<br />

Seiten derzeit als sehr angespannt.<br />

Das US-Verteidigungsministerium<br />

hatte unter anderem einen Flugzeugträger<br />

und eine Bomberstaffel<br />

in den Nahen Osten entsandt und<br />

das damit begründet, es gebe Hinweise<br />

auf mögliche iranische Angriffe<br />

gegen US-Truppen. Die USA<br />

und ihr enger Verbündeter Saudi-<br />

Arabien werfen dem Iran vor, Terrorismus<br />

zu unterstützen.<br />

Die Spannungen mit Teheran haben<br />

sich ein Jahr nach Trumps einseitiger<br />

Kündigung des internationalen<br />

Atomabkommens massiv verschärft.<br />

Washington setzt die Islamische Republik<br />

massiv unter wirtschaftlichen<br />

Jahrelang verhandelten die<br />

UN-Vetomächte, Deutschland<br />

und der Iran,bis sie sich<br />

im Juli 2015 in Wien auf ein<br />

Abkommen einigten, dasTeheran<br />

vomAufbau einer<br />

Atomstreitmacht abbringen<br />

sollte. Im Gegenzug hob der<br />

Westen Sanktionen auf.<br />

Druck, inzwischen wirdoffen die Gefahr<br />

eines Krieges diskutiert.<br />

Am Montag wies der iranische<br />

Außenminister Mohammed Dschawad<br />

Sarifdie Drohung des US-Präsidenten<br />

zurück. Trumps auf einen<br />

„Völkermord“ anspielende „Verhöhnungen“<br />

bedeuteten nicht „das<br />

Ende des Iran“, teilte Sarifvia Twitter<br />

mit. Die Iraner seien über Jahrtau-<br />

DAS ABKOMMEN VON WIEN<br />

Für 25 Jahre unterwirftder<br />

Iran seine Urananreicherung<br />

laut AbkommenKontrollen<br />

durch die Internationale<br />

Atomenergiebehörde. Uran<br />

darf nur noch auf 3,67Prozent<br />

angereichertwerden;für<br />

eine klassische Atombombe<br />

wären 90 Prozent nötig.<br />

Für 15 Jahre wird dieMenge<br />

des bereits angereicherten<br />

Urans vonmehr als 10 000<br />

auf300 Kilogramm reduziert.<br />

An diese Regelung fühlt sich<br />

der Iran nicht mehr gebunden,<br />

will mehr Urananreichern.<br />

Voreinem Jahrkündigte<br />

Trump das Abkommen.<br />

sende hinweg ein großes Volk geblieben,<br />

während alle Angreifer wieder<br />

verschwunden seien, schrieb Sarif<br />

auf Twitter. Trumps Verhöhnungen<br />

und der „Wirtschaftsterrorismus“<br />

der USA bedeuteten nicht das Ende<br />

des Iran. Er rief dasWeiße Haus auf,<br />

„niemals einen Iraner zu bedrohen“.<br />

„Probieren Sie esmit Respekt –das<br />

funktioniert.“<br />

AFP/GENYA SAVILOV<br />

Im Irak wiederum mahnten führende<br />

schiitische Politiker zur Zurückhaltung<br />

in dem Konflikt. Der<br />

Irak gilt als möglicher Schauplatz einer<br />

Eskalation zwischen den USA<br />

und dem Iran. In dem Land sind<br />

zahlreiche schiitische Milizen aktiv,<br />

die enge Kontakte zum Iran haben.<br />

Zugleich sind dort mehrereTausend<br />

US-Soldaten stationiert, die die irakische<br />

Armee ausbilden und im<br />

Kampf gegen die IS-Terrormiliz unterstützen.<br />

Am Sonntag war in der<br />

hoch gesicherten Grünen Zone der<br />

Hauptstadt Bagdad eine Rakete eingeschlagen.<br />

Dort liegt unter anderemdie<br />

US-Botschaft.<br />

Bundesaußenminister Heiko<br />

Maas bezeichnete den Raketenangriff<br />

als „außerordentlich beunruhigend“.<br />

„Wir glauben, dass die Spannungen<br />

mittlerweile so hoch sind,<br />

dass durch unvorhergesehene Ereignisse,<br />

durch Angriffe, Attacken, Anschläge<br />

–ohne dass klar ist, wem sie<br />

zuzuordnen sind – eine Eskalation<br />

der Gewalt in Gang gesetzt werden<br />

kann“,sagte er am Montag. (AFP,dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Antisemitischer Anschlag<br />

auf Wohnhaus bei Hannover<br />

DasWohnhaus eines jüdischen Ehepaares<br />

in Hemmingen bei Hannover<br />

ist Ziel eines mutmaßlich antisemitischen<br />

Angriffs geworden. Nach Angaben<br />

der Staatsanwaltschaft Hannover<br />

wurde eine Fußmatte vorder Haustür<br />

angezündet. Zudem sei mit roter<br />

Farbe im Eingangsbereich dasWort<br />

„Jude“ aufgesprüht worden, sagte<br />

Oberstaatsanwalt Thomas Klinge.<br />

DerStaatsschutz ermittelt. (dpa)<br />

250 Haftbefehle gegen<br />

Gülen-Anhänger<br />

Dietürkischen Behörden haben im<br />

Zusammenhang mit dem Putschversuch<br />

von2016 die Festnahme von249<br />

Verdächtigen aus dem Umfeld des<br />

Außenministeriums in Ankaraangeordnet.<br />

91Verdächtige seien bereits in<br />

Gewahrsam genommen worden,<br />

meldete die staatliche Nachrichtenagentur<br />

Anadolu am Montag. Ihnen<br />

werdenVerbindungen zum in den<br />

USA lebenden islamischen Prediger<br />

FethullahGülen vorgeworfen. (dpa)<br />

Gericht stoppt Wahl-O-Mat<br />

nach Protest von Volt<br />

DersogenannteWahl-O-Mat darf<br />

vorerst nicht weiter betrieben werden.<br />

DasVerwaltungsgericht Köln<br />

verbot der Bundeszentrale für politische<br />

Bildung am Montag, das Internetangebot<br />

zumVergleich verschiedener<br />

Parteien in seiner derzeitigen<br />

Form zu betreiben. Es gab damit einem<br />

Antrag der ParteiVolt Deutschland<br />

statt. ZurBegründung hieß es,<br />

man könne auf der Seite seine politischen<br />

Auffassungen nur mit dem<br />

Programm vonbis zu acht Parteien<br />

abgleichen. Dassei eine Benachteiligung<br />

unbekannterer Parteien. (dpa)<br />

US-Botschafter<br />

reist nach Tibet<br />

Erstmals seit vier Jahren besucht ein<br />

US-Botschafter das vonChina kontrollierte<br />

Tibet. Peking habe Botschafter<br />

TerryBranstad die Einreise genehmigt,<br />

teilte die Botschaft mit. Im März<br />

hatte das US-Außenministerium Peking<br />

vorgeworfen, Diplomaten, Journalisten<br />

und Touristen systematisch<br />

an der Einreise zu hindern. (AFP)<br />

Italien beschlagnahmt Schiff<br />

von Sea Watch<br />

Das Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ im Dezember<br />

vor der Küste Libyens.<br />

DPA<br />

Vier Tage nach der Rettung von65<br />

Bootsflüchtlingen durch die deutsche<br />

Hilfsorganisation Sea-Watch<br />

haben italienische Behörden deren<br />

Schiff beschlagnahmt. DieFinanzpolizei<br />

setzte die „Sea-Watch 3“ am<br />

Sonntag in italienischen Gewässern<br />

fest. Dieverbliebenen 47 Migranten<br />

an Bord wurden nach Lampedusa<br />

gebracht. Innenminister Matteo Salvini<br />

reagierte empört. (AFP)<br />

Schwedisch Ermittler wollen<br />

Assange in Haft nehmen<br />

Schwedens Staatsanwaltschaft hat die<br />

Festnahme vonWikileaks-Gründer Julian<br />

Assange beantragt. Hintergrund<br />

seien dieVergewaltigungsvorwürfe gegen<br />

den Australier.Ersitzt in Großbritannien<br />

in Haft; Ziel des Antrags ist ein<br />

europäischer Haftbefehl. (AFP)


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Ryanair verdient<br />

deutlich weniger<br />

DerPreiskampf in der Luftfahrtbranche,Anlaufverluste<br />

bei der<br />

übernommenen Fluglinie Laudamotion<br />

sowie gestiegene Ölpreise<br />

und Kosten für Personal haben den<br />

irischen Billigflieger Ryanair im Geschäftsjahr<br />

2018/19 starkbelastet.<br />

In den zwölf Monaten bis Ende März<br />

sank der Gewinn um rund 39 Prozent<br />

auf 885 Millionen Euro,wie das<br />

Unternehmen mitteilte. Ohne die<br />

Anlaufverluste bei Laudamotion<br />

hätte der Gewinn bei etwas mehr als<br />

einer Milliarde Euro gelegenund damit<br />

am unteren Rand der Anfang Januar<br />

bereits einmal gesenkten Prognose.Der<br />

Umsatz zogjedoch um<br />

knapp 8Prozent auf 7,7 Milliarden<br />

Euro an. (dpa)<br />

Deutsche Pharmabranche<br />

schwächelt<br />

Diedeutschen Pharmakonzerne<br />

können mit den Schwergewichten<br />

der Branche nicht Schritt halten.<br />

Während die globalen Marktführer<br />

aus den USA und der Schweiz ihren<br />

Umsatz im vergangenen Jahr kräftig<br />

steigerten, fielen die hiesigen Vertreter<br />

zurück, so eine Analyse der Beratungsgesellschaft<br />

EY.Die 22 untersuchten<br />

Konzerne steigerten ihren<br />

Umsatz aus dem Pharmageschäft<br />

insgesamt um 0,9 Prozent auf 460,8<br />

Milliarden Euro gemessen am Vorjahr.Die<br />

deutschenTopunternehmen<br />

Bayer, Merckund Boehringer<br />

Ingelheim mussten indes Rückgänge<br />

von0,3 Prozent hinnehmen<br />

und blieben deutlich hinter Pfizer,<br />

Roche und Novartis zurück. (dpa)<br />

Die höchsten Gehälter gibt<br />

es in San Francisco<br />

Die Skyline von San Francisco.<br />

Taxifahrt, Kinokarte,Restaurantbesuch<br />

–Zürich ist weltweit eines der<br />

teuersten Pflaster.Doch den Spitzenplatz<br />

als Metropole mit den<br />

höchsten Gehälternist die SchweizerStadt<br />

nach jahrelanger Dominanz<br />

los,wie aus einer aktuellen<br />

Auswertung vonDeutsche Bank Research<br />

hervorgeht. AufPlatz eins<br />

dieser Rangliste liegt nun SanFrancisco.Ein<br />

Grund nach Einschätzung<br />

der Analysten: Dasschnelle Wachstum<br />

des US-amerikanischen Technologiesektors.Die<br />

insgesamt<br />

höchsteLebensqualität messen die<br />

Autoren jedoch Zürich bei. (dpa)<br />

Stationäre Elektrohändler<br />

verlieren Umsatz<br />

FOTO: DPA<br />

Mode- und Elektrohändler in den<br />

Einkaufsstraßen verlieren immer<br />

mehr Umsatz an Onlineanbieter.<br />

Aber auch Wohn- und Einrichtungsgeschäften<br />

macht der Siegeszug des<br />

Internethandels zu schaffen. Das<br />

geht aus dem „Online-Monitor<br />

2019“ des Handelsverbandes<br />

Deutschland (HDE) hervor.<br />

Insgesamt gaben die Verbraucher<br />

2018 im Internet rund eine Milliarde<br />

Euro mehrfür Textilien und Accessoires<br />

aus.Das ging zulasten desstationären<br />

Handels.Dennhier gaben<br />

die Verbraucher rund 1,1 Milliarde<br />

Euro weniger aus –ein Minus von<br />

3,1 Prozent. DerElektrohandel in<br />

den Innenstädten büßte sogar<br />

4,3 Prozent Umsatz ein. (dpa)<br />

„Ein Gleichgewicht des Schreckens“<br />

Der Ökonom Rolf Langhammer über den Handelsstreitzwischen China und den USA<br />

Der Handelsstreit zwischen<br />

den USA und China<br />

eskaliert. Präsident<br />

Trump geht nun auch aggressiv<br />

gegen den Technologiekonzern<br />

Huawei vor. Für Rolf Langhammer<br />

vomKieler Institut für Weltwirtschaft<br />

ist klar, dass beide Seiten an<br />

einem„Waffenstillstand“ interessiert<br />

sein müssen. Den Europäern empfiehlt<br />

er, auf die USA zuzugehen und<br />

einseitig Einfuhrzölle zu senken.<br />

Herr Langhammer, imHandelsstreit<br />

zwischen den USA und China bekämpfen<br />

sich beide Seiten mit Zöllen,<br />

Vergeltungszöllen und Attacken auf<br />

Technologiekonzerne. Zugleich beteuern<br />

beide Seiten, dass man im Gespräch<br />

bleiben will. Wasist da los?<br />

Es geht um Gesichtswahrung für<br />

beide Seiten. Auch Trump dämmert,<br />

dass die Chinesen nicht sofort ihre<br />

Preise werden senken müssen, um<br />

ihr Exportvolumen in den USA trotz<br />

sinkender Nachfrage aufrechterhalten<br />

zu können. Es liegen Untersuchungen<br />

vonnamhaften US-Institutenvor,<br />

dieganzklarsagen:DieZeche<br />

zahlt zunächst vorallem der US-Verbraucher<br />

durch höhere Preise. Das<br />

deckt sich mit unseren Erkenntnissen.<br />

Dies gilt umso mehr,wenn–wie<br />

angedroht –sämtliche chinesischen<br />

Exporte in die USA mit Zöllen überzogen<br />

werden. Es wird vor allem die<br />

armen Amerikaner treffen, die diese<br />

Güter mehr konsumieren als die reichen.<br />

Es handelt sich also um eine<br />

sehr unsoziale Maßnahme.<br />

Dann müsste das Volk doch nun rebellieren?<br />

Aber das Gegenteil ist der Fall. Die<br />

Zustimmung für Trump steigt sogar<br />

noch. Die Amerikaner sehen vor allem<br />

eine Art „gelbe Gefahr“. Es<br />

herrscht die Meinung, wir müssen<br />

dagegenhalten, selbst wenn es für<br />

uns Einbußen bringt, Hauptsache,<br />

die Chinesen verlieren noch mehr.<br />

Zugleich muss man sich Hintertürchen<br />

offen halten. Das ist eine Art<br />

Gleichgewicht des Schreckens auf<br />

ökonomischer Basis. Wobei die Chinesen<br />

bei Industriegüternnicht stark<br />

vergelten können, denn sie importieren<br />

jährlich Güter im Wert von nur<br />

rund 120 Milliarden Dollar aus den<br />

USA im Gegensatz zu rund 540 Milliarden<br />

Dollar in der Gegenrichtung.<br />

Welche Handlungsoptionen haben<br />

die Chinesen noch?<br />

DieChinesen können amerikanische<br />

Dienstleistungsanbieter in China<br />

aussperren und letztlich über die<br />

Finanzmärkte gehen und amerikanische<br />

Anleihen aus ihrem riesigen Bestand<br />

verkaufen. Dasist die ultimative<br />

Drohung. Aber auch ein zweischneidiges<br />

Schwert für die Chinesen.<br />

Inwiefern?<br />

Weil der US-Dollar die globale<br />

Leitwährung ist und weil sich in einer<br />

verschärften Krise Anleger in den<br />

Dollar flüchten werden. Der Dollar<br />

würde dann aufwerten. Das würde<br />

chinesische Unternehmen, die sich<br />

sehr stark in Dollar-Krediten verschuldet<br />

haben, harttreffen, weil sie<br />

erheblich mehr,inihrer Währung gerechnet,<br />

für ihren Schuldendienst<br />

leisten müssten. Auch die Europäer<br />

würden in diesem Szenario massiv<br />

leiden, da europäische Wertpapiere<br />

verkauft und amerikanische gekauft<br />

würden. Um diese Flucht aus dem<br />

Euro zuverhindern,müsstedieEuropäische<br />

Zentralbank die Zinsen erhöhen,<br />

was angesichts der rückläufigen<br />

Konjunktur die Gefahr einer Rezession<br />

massiv verstärken würde. Es<br />

wird hart gepokert, und Kurt Tucholsky<br />

wirdbestätigt, der die Nationalökonomie<br />

einmal ironisch als die<br />

Metaphysik des Pokerspielers bezeichnet<br />

hat.<br />

Geht es dabei auch um Grundsätzliches?<br />

Es geht um einen Systemwettbewerb:<br />

Staatskapitalismus versus<br />

Unternehmenskapitalismus.Eine finale<br />

Lösung dieser Konfrontation<br />

EineChinesin sortiertRollen mitGlasfasergarnfür denExport. FOTO: ZHAO DONGSHAN/XINHUA/DPA<br />

wird esnicht geben. Die Chinesen<br />

werden Ende der Jahrzehnts die USA<br />

als größte Volkswirtschaft der Welt<br />

ablösen.TrumpwilldiesenZeitpunkt<br />

bestenfalls hinausschieben. Mehr<br />

kann er nicht tun.<br />

Trumps Forderungen –mehr Schutz<br />

geistigen Eigentums, Abbau staatlicher<br />

Subventionen, Abbau von erzwungenem<br />

Know-how-Transfer bei<br />

US-Firmen, die in China investieren –<br />

greifen die Stützpfeiler der chinesischen<br />

Industriepolitik an. Kann sich<br />

die kommunistische Regierung darauf<br />

einlassen?<br />

Der Staatskapitalismus bleibt erhalten.<br />

Sonst würde das Primat der<br />

Partei infrage gestellt. Wir haben<br />

Staatsunternehmen, die von Staatsbanken<br />

gestützt werden. Trump wird<br />

versuchen, „seine“ US-Unternehmen<br />

–und nur die –vor Know-how-<br />

Transfers und Industriespionage zu<br />

schützen.<br />

Istdas der Wegfür einen Kompromiss<br />

im Handelsstreit?<br />

Das Defizit der USA gegenüber<br />

China in der Handelsbilanz treibt<br />

Trump um, obwohl das ökonomisch<br />

bedeutungslos ist. Seine Importzölle<br />

sind auch für den Abbau des Defizits<br />

kontraproduktiv, da sie wie eine<br />

ZUR PERSON<br />

Rolf Langhammer befasst sich am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IFW) mit den Themen Globalisierung<br />

und internationaler Handel. Langhammer hat Volkswirtschaft studiertund wurde<br />

1995 zum Honorarprofessor ernannt. Zwischen 1997 und 2012 war er Vizepräsident des IFW.<br />

Steuer auf US-Exporte wirken. Denn<br />

Rohstoffe und Vorprodukte werden<br />

für die Industrie teurer, und deshalb<br />

müssen die Endprodukte auch teurer<br />

verkauft werden. Nun hat aber Vizepremier<br />

Liu He schon versprochen,<br />

mehr Agrarprodukte aus den USA zu<br />

importieren. Das soll aber im Einklang<br />

mit der Nachfrage stehen. Deshalb<br />

müsste die chinesische Regierung<br />

die Nachfrage mit zusätzlichen<br />

Konjunkturprogrammen ankurbeln.<br />

Trumpwirdfordern,dassChinanoch<br />

mehr Agrarprodukte wie Sojabohnen<br />

oder Schweinefleisch exklusiv in<br />

den USA kauft. Dies zusammen mit<br />

einem verbesserten Schutz für US-<br />

Unternehmen, die sich in China niederlassen<br />

wollen, sehe ich als die<br />

zwei Voraussetzungen für einen Waffenstillstand.<br />

Nicht für einen Friedensvertrag.<br />

Daswürde Nachteile für Europa bringen?<br />

Nachteile für Europa würden<br />

Trump sogar freuen. Ihn interessieren<br />

nur Aktienkurse, das Zinsniveau<br />

und die Beschäftigung in den USA.<br />

Kommt es doch noch zum großen<br />

Knall, dann stürzen die Aktienkurse<br />

noch viel stärker ab, was US-Pensionsfonds<br />

und damit die Altersversorgung<br />

vonMillionen vonAmerika-<br />

nern belasten würde. Das muss<br />

Trump verhindern, um sich die Gefolgschaft<br />

seiner Wähler zu sichern.<br />

Er muss sich deshalb genau überlegen,<br />

wie weit er gehen kann. Wenn er<br />

eine Rezession auslöst, könnte das<br />

seine Wiederwahl im Herbst nächsten<br />

Jahres gefährden.<br />

Immerhin wurden Strafzölle aufEU-<br />

Autos zunächst einmal ausgesetzt.<br />

Wie müssen sich nun die Europäer<br />

positionieren?<br />

Wirhaben in der EU die außerordentlich<br />

hohen Einfuhrzölle von<br />

zehn Prozent auf Autoimporte. Die<br />

wurden vor 25Jahren aus Angst vor<br />

japanischen Autoimporten eingeführt,<br />

wurden aber auf alle Autoimporte<br />

aus der Welt –nach den Regeln<br />

der Handelspolitik –erhoben. Man<br />

könnte problemlos diese Zölle einseitig<br />

senken. Ichwürde das sehr begrüßen,<br />

denn es wäreauch eine vertrauensbildende<br />

Maßnahme für den<br />

Multilateralismus.<br />

Aber geht es Trump nicht vor allem<br />

darum, dass er für seine Farmer bessere<br />

Absatzmärkte in Europa haben<br />

will?<br />

Ganz klar. Dann kommen aber<br />

wieder die Debatten über Verbraucher-<br />

und Gesundheitsstandards<br />

hoch –Chlorhühnchen und anderes.<br />

Seit Jahrzehnten streitet Europa mit<br />

den USA um die Landwirtschaft. Und<br />

da steht natürlich Frankreich als Bastion<br />

gegen Lockerungen zu Gunsten<br />

der USA.<br />

Droht also ein langer Konflikt?<br />

Eine Öffnung des Agrarmarktes<br />

wäreeine sehr vernünftigeMaßnahme.<br />

Alle Mitgliedsländer der EU –<br />

einschließlich Frankreich –können<br />

sich das problemlos leisten. Das gilt<br />

auch für die Autobranche,zumal wir<br />

ohnehin eine Neujustierung der<br />

Branche in Richtung Elektromobilität<br />

sehen. Die Zölle müssen dabei<br />

nicht nur gegenüber den USA, sondern<br />

gegenüber allen Handelspartnerngesenkt<br />

werden.<br />

Wiemuss sich die EU gegenüber China<br />

verhalten?<br />

China will mit der EU ein Freihandelsabkommen<br />

schließen. DieEuropäer<br />

sagen zu Recht: Schritt für<br />

Schritt. Denn sie haben ein viel wichtigeres<br />

Thema: nämlich ein bilaterales<br />

Investitionsabkommen, das festlegt,<br />

dass europäische Investoren in<br />

China die gleichen Bedingungen vorfinden<br />

wie chinesische Investoren in<br />

Europa.<br />

Also sind wir auch hier bei dem Thema<br />

der erzwungenen Kooperationen<br />

mit chinesischen Firmen und beim<br />

Know-how-Transfer.<br />

Mittelfristig erscheinen mir Eingriffe<br />

bei Direktinvestitionen als gravierender<br />

als Eingriffe in den Handel.<br />

Direktinvestitionen behindern: das<br />

ist die Nuklearwaffe der Industriepolitik.<br />

Deswegen ist mein Plädoyer,<br />

solange wie möglich mit den Amerikanernzuverhandeln<br />

und auch Zölle<br />

zu senken, um dann gemeinsam mit<br />

den AmerikanernfaireBedingungen<br />

für Direktinvestitionen auszuhandeln,<br />

denen sich auch China anschließen<br />

müsste.<br />

Waswürde der Abbau der EU-Agrarzölle<br />

für die europäischen Bauern<br />

bringen? Nurmehr Konkurrenz?<br />

Nein, eine Senkung der Agrarzölle<br />

muss natürlich auf Gegenseitigkeit<br />

beruhen. Damit würden sich für<br />

europäische Landwirte neue Märkte<br />

erschließen. Und dann könnten die<br />

EU-Landwirte auch den Schutz der<br />

geografischen Herkunftsbezeichnung<br />

nutzen. Etwa, um SchwarzwälderSchinkenoderParmaschinkenzu<br />

exportieren. Da liegenriesigePotenziale<br />

–nicht nur in den USA, sondern<br />

in noch viel stärkerem MaßinChina.<br />

Denn China wird inden nächsten<br />

Jahren zu einer Konsumwirtschaft<br />

werden.<br />

DasGespräch führte<br />

Frank-Thomas Wenzel.<br />

Mehr Mittel<br />

gegen<br />

Geldwäsche<br />

Finanzminister plant<br />

Gesetzesänderung<br />

Von Timot Szent-Ivanyi<br />

Bundesfinanzminister Olaf Scholz<br />

(SPD) will stärker gegen Geldwäsche<br />

und Steuertricks vorgehen.<br />

Gegen den Widerstand der Wirtschaft<br />

soll das seit 2017 bestehende<br />

Transparenzregister,indem die wahren<br />

Hintermänner von Unternehmen<br />

genannt werden müssen, künftig<br />

öffentlich zugänglich sein. Das<br />

geht aus einem neuen Gesetzentwurf<br />

von Scholz hervor, der dem Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland (RND)<br />

vorliegt. Scholz will außerdem eine<br />

Reihe von Regelungen verschärfen<br />

und die Befugnisse der Geldwäsche-<br />

Spezialeinheit des Zolls erweitern.<br />

Bisher ist das Register nur für<br />

einen kleinen Kreis von Anspruchsberechtigten<br />

offen. Mit der Öffnung<br />

des Transparenzregisters geht Scholz<br />

auf Forderungen von Organisationen<br />

wie Transparency International<br />

oder dem NetzwerkSteuergerechtigkeit<br />

ein. Sie hatten argumentiert,<br />

dass ohne breite öffentliche Kontrolle<br />

falsche oder unvollständige Informationen<br />

jahrelang unerkannt bleiben<br />

könnten.<br />

In dem Register müssen die sogenannten<br />

wirtschaftlich Berechtigten<br />

genannt werden. Damit werden die<br />

tatsächlich Verantwortlichen hinter<br />

verschachtelten Unternehmenskonstruktionen<br />

oder Briefkastenfirmen<br />

öffentlich, auch wenn sie im<br />

Ausland sitzen. Allerdings geht<br />

Scholz in Teilen auf die Bedenken der<br />

Wirtschaft ein. So hatten Verbände<br />

vor einer Gefahr für Leib und Leben<br />

der in der Datenbank genannten Personen<br />

gewarnt. Künftig werden im<br />

öffentlich zugänglichen Teil zwar Namen,<br />

aber keine Adressen genannt.<br />

Einweiterer Schwerpunkt des Gesetzentwurfs,<br />

mit dem eine EU-<br />

Richtlinie umgesetzt wird, ist eine<br />

stärkere Überwachung sogenannter<br />

Kryptowährungen wie Bitcoin. Um<br />

gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung<br />

vorzugehen, gelten bereits<br />

seit einigen Jahren unter anderem für<br />

Banken, Versicherungen, Steuerberater<br />

oder Immobilienmakler besondere<br />

Transparenz- und Sorgfaltspflichten.<br />

Künftig sind nicht nur die<br />

Umtauschbörsen von Kryptowährungen,<br />

sondern auch die Anbieter<br />

sogenannter elektronischer Geldbörsen<br />

(„Wallet Provider“) erfasst.<br />

Diestrengen Regeln sollen zudem<br />

auch für Immobilienmakler gelten,<br />

sofern sie Mietverträge mit monatlichen<br />

Mieten über 10000 Euro vermitteln.<br />

Notare werden künftig verpflichtet,<br />

bei bestimmten Konstellationen<br />

stets eine Verdachtsmeldung<br />

abzugeben. Im Kunstsektorwirdder<br />

Kreis der Verpflichteten um die Betreiber<br />

von Lagern inFreihäfen erweitert.<br />

Scholz will mit seinem Gesetzentwurf<br />

zudem der Geldwäsche-Spezialeinheit<br />

des Zolls (Financial Intelligence<br />

Unit, abgekürzt FIU) neue<br />

Möglichkeiten geben. Sie soll Informationen<br />

aus der gemeinsamen<br />

Datenbank der Polizeien bekommen<br />

undZugriffaufdasZentrale staatsanwaltschaftliche<br />

Verfahrensregister<br />

erhalten. Das ist aber noch nicht in<br />

der Bundesregierung abgestimmt.<br />

OlafScholz willdas Transparenzregister<br />

öffentlich machen. FOTO: CONTINI/IMAGO IMAGES


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

DAX-30 in Punkten<br />

21.2.19<br />

21.2.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 12041,29 (–1,61 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

21.2.19<br />

Stand der Daten:20.05.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

20.5.19<br />

▼ 72,05 (–0,17 %)<br />

20.5.19<br />

▼ 1,1167 (–0,04 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom20.05.zum Vortag<br />

Qiagen 34,54 +2,92 WWWWWW<br />

Wirecard 143,75 +2,72 WWWWWW<br />

1&1 Drillisch 28,58 +1,35 WWW<br />

Telefonica Deutschl. 2,87<br />

+1,02 WWW<br />

Grand City Prop. 22,68 +0,89 WW<br />

Metro St. 14,41 +0,77 WW<br />

Verlierer<br />

20.5.19<br />

aus DAXund MDAX vom20.05.zum Vortag<br />

Osram Licht NA 27,51 WWWWWWWWWWW –5,95<br />

Siltronic NA 68,44 WWWWWWWWWW –5,63<br />

Infineon NA 17,11 WWWWWWWWW –4,80<br />

Commerzbank 7,35 WWWWWWWW –4,24<br />

DialogSemic. NA 32,97 WWWWWWWW –3,99<br />

Wacker Chemie 70,54 WWWWWWWW –3,92<br />

Leitbörsen imÜberblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 20.05. ±% z. 17.05.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –1,63<br />

3595/2909 3369,78<br />

CAC 40(FR) – 1,46<br />

5653/4556 5358,59<br />

S&P UK(UK) – 0,48<br />

1590/1323 1479,98<br />

RTS (RU) +0,12<br />

1285/1033 1256,22<br />

IBEX (ES) –0,87<br />

10156/8286 9199,70<br />

Dow Jones (US) –0,32<br />

26952/21713 25681,57<br />

Bovespa (BR) +1,04<br />

100439/69069 90925,14<br />

Nikkei (JP) +0,24<br />

24448/18949 21301,73<br />

Hang Seng (HK) –0,70<br />

31521/24541 27788,77<br />

Stx Singap. 20 (SG) ±0,00<br />

-/- 1541,38<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Advanzia */**<br />

advanzia.com - 1,00 1,00<br />

NIBC Direct */**<br />

nibcdirect.de 0,75 0,75 0,75<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />

PSA Direktbank<br />

psa-direktbank.de 0,25 0,70 0,70<br />

RaboDirect */**<br />

rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />

ING *<br />

ing.de 1,00 1,00 1,00<br />

Santander<br />

santander.de 0,03 0,03 0,03<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,18 0,18 0,18<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle:FMH-Finanzberatung<br />

SeitJahren stillgelegt: Bahnhof imnordhessischenNaumburg.<br />

Von Rasmus Buchsteiner<br />

Abserviert<br />

Die Lufthansawill ihre Cateringsparte LSG Sky Chefs verkaufen, weil sie mit Bordverpflegung nichtgenug verdient<br />

Von Christian Ebner<br />

Der Lufthansa-Konzernwill nicht<br />

mehr selbst kochen und hat daher<br />

seine Cateringtochter LSG Sky<br />

Chefs mit weltweit rund 35000 Mitarbeitern<br />

offiziell zum Verkauf gestellt.<br />

Das Unternehmen steckt mitten<br />

in einer aufwendigen Sanierung<br />

und hat trotzdem mit 115 Millionen<br />

Euro gerade eines der besten operativenErgebnisse<br />

seiner Geschichte an<br />

den Mutterkonzern abgeliefert. In<br />

der Großküche am Frankfurter Flughafen<br />

und anderswo herrschen deshalb<br />

Unverständnis und Unruhe.<br />

Der Billigtrend beim Fliegen hat<br />

die Bordverpflegung zumindest auf<br />

Kurzstrecken fast obsolet gemacht.<br />

Comeback der Nebenstrecke<br />

Wiedie Reaktivierung von Schienen die Verkehrswendevoranbringen könnte<br />

Vertrag: Die EPH-Gruppe<br />

des tschechischen Milliardärs<br />

Daniel Kretinsky steigt<br />

in den Schienengüterverkehr<br />

in Deutschland ein. Das<br />

Tochterunternehmen EP Logistics<br />

International habe<br />

einen Vertrag über den Kauf<br />

von100 Prozent der Anteile<br />

an der Locon Logistik &Consulting<br />

AG unterzeichnet,<br />

teilte ein Sprecher am Montag<br />

in Prag mit.<br />

MILLIARDÄR INVESTIERT IN GÜTERVERKEHR<br />

Sitz in Berlin: Das im Jahr<br />

2002 gegründete Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

mit Sitz in Berlin hat rund<br />

150 Mitarbeiter.Esoperiert<br />

deutschlandweit und verfügt<br />

über rund 30 Lokomotiven<br />

und mehr als 250 Güterwagen.<br />

Zum Kaufpreis wurden<br />

zunächst keine Angaben gemacht.<br />

Die Wettbewerbsbehörden<br />

müssen der Übernahme<br />

noch zustimmen.<br />

Es geht es um Strecken wie<br />

die von Templin nach Joachimsthal<br />

in der Uckermark.<br />

Oder die von Wieren<br />

in Niedersachsen nach Salzwedel in<br />

Sachsen-Anhalt. Auch zwischen dem<br />

bayerischen Wasserburg und dem<br />

30 Kilometer entfernten Mühldorf<br />

fahren inzwischen wieder Züge.<br />

Drei Beispiele sind das für Verbindungen,<br />

die stillgelegt waren, inzwischen<br />

wieder reaktiviert worden<br />

sind. AusFällen wie diesen schöpfen<br />

Bahn-Verbände Hoffnung.<br />

Tatsächlich war zuletzt immer<br />

wieder die Rede davon, dass<br />

Deutschlands Schienennetz<br />

schrumpft. Der Befund stimmt ja<br />

auch: 1994 gab es 44600 Bahnkilometer,heute<br />

sind es noch 38500.<br />

Allerdings: Im gleichen Zeitraum<br />

sind mehr als 1000 Schienenkilometer<br />

wieder in Betrieb genommen<br />

worden. Bundesweit geht es um 827<br />

Kilometer, woeswieder Personenverkehr<br />

gibt. Und um327 Kilometer<br />

Bahntrassen mit neu aufgenommenem<br />

Güterverkehr.<br />

Miteiner Deutschland-Karte zeigt<br />

die „Allianz proSchiene“, ein Zusammenschluss<br />

vonOrganisationen, die<br />

für eine Stärkung des Bahnverkehrs<br />

kämpfen, wo nun wieder Züge unterwegs<br />

sind. Mit169 reaktivierten Streckenkilometernist<br />

Baden-Württemberg<br />

bundesweit Spitze. Nordrhein-<br />

Westfalen kommt auf 135, Bayern auf<br />

132, Niedersachsen auf 112, Brandenburg<br />

auf 56 und Mecklenburg-<br />

Vorpommernauf 48. In Sachsen-Anhalt<br />

waren es 79, in Sachsen 21. „Die<br />

Schiene kommt zurück in Regionen,<br />

die lange verwaist waren“, sagte Dirk<br />

Flege, Geschäftsführer der Allianz<br />

pro Schiene, amMontag in Berlin.<br />

Undererinnert andie Vereinbarungen<br />

von Union und SPD im Koalitionsvertrag.<br />

Dort heißt es, die Bundesregierung<br />

wolle die Fahrgastzahlen<br />

bis zum Ende des kommenden<br />

Jahrzehnts verdoppeln.<br />

„Wenn wir das erreichen wollen,<br />

müssen wir den langjährigen Rückzug<br />

der Schiene aus der Fläche stoppen<br />

und ihn an geeigneten Stellen<br />

rückgängig machen“, so Ingo Wortmann,<br />

Präsident des Verbandes<br />

Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

(VDV). Die beiden Verbände stellen<br />

eine wachsende Bereitschaft für die<br />

Kohletransport: Die EPH-<br />

Gruppe transportiertmittels<br />

ihrer Tochter EP Cargounter<br />

anderem in Polen und<br />

Tschechien jährlich mehr als<br />

3,5 Millionen Tonnen Kohle<br />

und andere Materialien über<br />

die Eisenbahn. In Deutschland<br />

ist die Gruppe durch<br />

die Übernahme der Vattenfall-Braunkohleaktivitäten<br />

in<br />

Ostdeutschland bekannt geworden.<br />

Reaktivierung vonStreckenimdeutschen<br />

Schienennetz fest: „Zunehmend<br />

werden stillgelegte Verbindungen<br />

reaktiviert, weil die Bürger<br />

für ihre Fahrten und Unternehmen<br />

für ihre Gütertransporte den Eisenbahnverkehr<br />

wollen“, so Flege.<br />

„Eine von der Bundesregierung<br />

beauftragte Studie belegt zudem,<br />

dass die Reaktivierung von Schienenstrecken<br />

aus Umweltgründen<br />

sinnvoll ist“, so Wortmann. Manfühle<br />

sich von Regierungsseite zu einer<br />

neuen Debatte über die Wiederinbetriebnahme<br />

stillgelegter Strecken daher<br />

ausdrücklich ermuntert.<br />

„Es gibt keine Reaktivierungsstrategie<br />

des Bundes bisher“, beklagt<br />

Bahn-Experte Flege jedoch. Einige<br />

Länder hätten Potenziale für neuen<br />

DiePassagiere zahlen meist nur noch<br />

den nackten Ticketpreis und nicht<br />

mehr das Rundum-sorglos-Paket<br />

vonfrüher.Wojeder Snack und jeder<br />

Drink extra kostet, sinkt der Absatz,<br />

und auch die verbleibenden Angebote<br />

werden unter hohem Kostendruck<br />

hergestellt. DieLSG hat darauf unter<br />

anderem mit dem Bau eines neuen<br />

Produktionswerks im tschechischen<br />

Bor reagiert, um von den geringeren<br />

Lohnkosten zu profitieren. Trotzdem<br />

gibt es aus Sicht des Lufthansa-Vorstands<br />

bei der Bordverpflegung nicht<br />

mehr richtig viel zu verdienen.<br />

Zumindest das Europa-Geschäft<br />

soll an einen strategischen Investor<br />

gehen, der das Handwerk verstehe,<br />

heißt es in Konzernkreisen. Mindestens<br />

drei Interessenten gebe es bereits<br />

–neben den europäischen Konkurrenten<br />

Do&Cound Gate Gourmet<br />

soll sich auch Dnata aus Dubai<br />

für die LSG-Küchen interessieren.<br />

Die Unternehmensteile in mehr als<br />

100 außereuropäischen Staaten<br />

könnten in einem zweiten Schritt<br />

auch an branchenfremde Finanzinvestoren<br />

gehen.<br />

7000 Jobs in Deutschland<br />

Dienoch gut 7000 deutschen Arbeitnehmer<br />

sind entsetzt über die Verkaufspläne.<br />

Schließlich hätten Betriebsräte<br />

und Gewerkschaft die Sanierungspläne<br />

samt der Auslagerung<br />

nach Tschechien mitgetragen, sagt<br />

Verdi-Vorstandsmitglied Christine<br />

FOTO: UWE ZUCCHI/DPA<br />

Zugbetrieb auf bislang stillgelegten<br />

Strecken bereits systematisch untersucht:<br />

erst Niedersachsen, dann Hessen,<br />

mittlerweile auch Baden-Württemberg.<br />

DerVDV hat eine Liste mit Reaktivierungsvorschlägen<br />

erarbeitet. Dabei<br />

geht es um 186 Strecken mit insgesamt<br />

3072 KilometernLänge.Zum<br />

Vergleich: Seit 1994 ist das deutsche<br />

Schienennetz für den Personenverkehr<br />

untermStrich um mehr 3600 Kilometern<br />

geschrumpft. 90 Prozent<br />

der Einbußen entfallen den Angaben<br />

zufolge auf die ostdeutschen Länder.<br />

Auf manchen Strecken sind die<br />

Gleise inzwischen demontiert worden.<br />

Wo früher Züge führen, verlaufen<br />

etwa Fahrradwege. Die beiden<br />

Verbände verweisen auf Erfahrungen,<br />

wonach sich viele reaktivierte<br />

Strecken durchaus wirtschaftlich betreiben<br />

lassen –insbesonderebei Bestellung<br />

von Zugverkehr im Ein-<br />

Stunden-Takt durch die Länder. Allerdings<br />

müssten sie erst einmal wieder<br />

befahrbar gemacht werden.<br />

„Der Bund ist hier in der Pflicht.<br />

Wir fordern ein Bundesprogramm<br />

Reaktivierung“, so Dirk Flege, der<br />

„Allianz pro Schiene“-Chef. Der<br />

Bund solle dabei 100 Prozent der Aufwendungen<br />

Infrastruktur tragen, die<br />

Länder die Planungskosten. VDV-<br />

Chef Wortmann sagte,Ziel der möglichen<br />

Projekte seien insbesonderedie<br />

Anbindung bisher nicht mehr erschlossener<br />

Mittel- und Unterzentren,<br />

die Entlastung des Straßennetzes<br />

inüberlasteten Ballungsräumen<br />

sowie Umgehungsmöglichkeiten für<br />

störungsanfällige Eisenbahnknoten.<br />

Behle. Laut Unternehmen sind in<br />

Deutschland immer noch rund 580<br />

Vollzeitstellen zu viel an Bord, der<br />

mögliche Verkauf bringt weitereUnsicherheiten.<br />

„Viele wissen jetzt<br />

nicht, was auf sie zukommt“, beschreibt<br />

Behle die Stimmung, die in<br />

den kommenden Wochen verschiedene<br />

Protestaktionen prägen werde.<br />

Die Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Verdi will den Verkauf der Sparte<br />

eigentlich verhindern oder mindestens<br />

Lufthansa als Mehrheitsgesellschafter<br />

behalten. Doch im Lufthansa-Vorstand<br />

ist die Entscheidung<br />

wohl bereits gefallen, sich in einen<br />

reinen Airline-Konzern zuwandeln<br />

und die margenschwache Cateringtochter<br />

abzustoßen. (dpa)<br />

Zahlung im<br />

Schnitt nach<br />

65 Tagen<br />

Euler Hermesuntersucht<br />

weltweite Zahlungsmoral<br />

Von Thomas Magenheim<br />

China gilt für die deutsche Exportindustrie<br />

vielfach als wichtigster<br />

Auslandsmarkt. Dort müssen Wirtschaftstreibende<br />

aber im internationalen<br />

Vergleich am längsten auf die<br />

Bezahlung vonRechnungen warten.<br />

Dashat der weltgrößte und zum Allianz-Konzern<br />

zählende Kreditversicherer<br />

Euler Hermes in einer Studie<br />

ermittelt. Demnach dauertesinChina<br />

im Schnitt 92 Tage,bis eine Rechnung<br />

bezahlt wird, in Deutschland<br />

54 Tage.Das istRangzwölf und damit<br />

oberes Mittelfeld im internationalen<br />

Vergleich. Global gesehen ist die Zahlungsmoral<br />

2018 leicht besser geworden.<br />

Im weltweiten Schnitt wurde<br />

eine Rechnung voriges Jahr binnen<br />

65 Tagen bezahlt und damit einen<br />

Tagschneller als 2017. Für 2019 rechnet<br />

Euler Hermes mit einer weiteren<br />

Verbesserung auf 64 Tage.<br />

Die Verbesserungen sind aber relativ.<br />

2017 hatte die Zahlungsmoral<br />

den schlechtesten Stand seit einem<br />

Jahrzehnt markiert. „In wirtschaftlich<br />

guten Zeiten drücken Unternehmen<br />

bei ihren Kunden gern mal ein<br />

Auge zu“, erklärtEuler-Hermes-Chef<br />

Ronvan hetHof die Entwicklung bis<br />

2017. 2018 hätten drohender Brexit,<br />

Handelskonflikte und stark steigende<br />

Handelsbarrieren das Risikobewusstsein<br />

vielfach wieder geschärft,<br />

was sich 2019 fortsetzen dürfte. Das<br />

erzwinge eine stärkere Zahlungsdisziplin.<br />

Unternehmen brächten lieber<br />

ihreSchäfchen ins Trockene.<br />

Zumindest gilt das für diejenigen,<br />

die Rechnungen stellen. Käufer versuchen<br />

in sich wirtschaftlich eintrübenden<br />

Zeiten dagegen, Zahlungsziele<br />

zu verlängern. Unter dem Strich<br />

erbringen beide gegenläufigen Ziele<br />

aktuell nur eine geringe Verbesserung<br />

der Zahlungsmoral. Zudem<br />

sind die regionalen Unterschiede<br />

groß. In Neuseeland etwa haben<br />

Schuldner ihre Rechnungen 2018<br />

binnen 47 Tagen bezahlt, also ungefähr<br />

in der Hälfte der Zeit verglichen<br />

mitdemglobalenSchlusslichtChina.<br />

Nurein bis zwei Tage länger gedauert<br />

hat es in Südafrika und der Schweiz.<br />

Italien kaum besserals China<br />

Mit am schlechtesten ist die Zahlungsmoral<br />

laut Euler Hermes im<br />

Mittelmeerraum. Hier lag Griechenland<br />

2018 mit 90 Tagen nur wenig<br />

besser als China. Am deutlichsten<br />

verschlechtert hat sich die Lage in<br />

Italien, wo die Zeit bis zur Bezahlung<br />

von Rechnungen seit dem Vorjahr<br />

gleich um fünf Tage auf auf 86 Tage<br />

gestiegen ist. Überdurchschnittlich<br />

lange dauert esauch in der Türkei<br />

und Spanien sowie in Frankreich.<br />

Zahlreiche Südeuropäer seien in<br />

schlechte alte Zahlungsgewohnheiten<br />

zurückgefallen, stellt Euler Hermes<br />

klar.<br />

Große Unterschiede gibt es nicht<br />

nur regional, sondern auch nach<br />

Branchen. So mussten im globalen<br />

Maßstab Elektronikfirmen mit 89 Tagen<br />

2018 am längsten auf das Bezahlen<br />

ihrer Rechnungen warten. Nicht<br />

viel besser sah es im Maschinenbau<br />

mit 86 Tagen und dem Baumit 82 Tagenaus.LetztererwarvorigesJahrzudem<br />

die Branche mit den meisten<br />

Großpleiten. Insgesamt 51 große<br />

Baufirmen haben 2018 Insolvenz angemeldet.<br />

Am schnellsten bezahlt wird dagegen<br />

im Einzelhandel mit 43 Tagen.<br />

Das sei aber kein Indiz für eine sorgenfreie<br />

Entwicklung, warnt Euler<br />

Hermes. Indiesem Fall steckten ein<br />

massiver Strukturwandel in der<br />

Branche und ein vonBanken deshalb<br />

massiv gekürzter Spielraum für<br />

Überziehungskredite dahinter. Betroffene<br />

Handelsfirmen könnten damit<br />

Liquiditätsengpässe immer<br />

schlechter abpuffern. Da einige Firmen<br />

Spitz auf Knopf finanziertseien,<br />

hänge ihreExistenz damit am seidenen<br />

Faden.


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Wahlwerbung<br />

ZITAT<br />

Das geht gar nicht,<br />

liebe Jusos<br />

Christine Dankbar<br />

möchte Baseball-Schläger nur<br />

noch auf dem Spielfeld sehen.<br />

Nur noch fünfmal schlafen, dann ist<br />

Europawahl. Die Umfragen zeigen,<br />

dass es nicht gut aussieht für die SPD. Es<br />

ist also alles andere als verwunderlich,<br />

wenn die Genossen nervös werden und<br />

versuchen, in den noch verbleibenden<br />

Tagen alles an Wählerstimmen zu mobilisieren,<br />

was noch zu mobilisieren ist. Und<br />

klar:Die Rechtsextremen, die sich amWochenende<br />

siegesgewiss in Mailand präsentierten,<br />

können auch die friedfertigsten<br />

Zeitgenossen aggressiv machen mit<br />

ihrem unverhohlenen Angriff gegen Europa.<br />

Das rechtfertigt jedoch nicht, dass<br />

sich auch die Verteidiger Europas in der<br />

Wort-und Bildwahl vergreifen.<br />

Auf der Facebook-Seite der <strong>Berliner</strong><br />

Jungsozialisten ist seit Sonntag ein Foto<br />

zu sehen, das eine junge Frau mit langen<br />

Haaren zeigt, die den typischen blauen<br />

Europa-Hoodie trägt, mit goldenen Sternen<br />

auf der Brust. Ihr Gesicht ist nicht zu<br />

erkennen. Logischerweise möchte man<br />

sagen, denn in der Hand hält sie einen<br />

Baseball-Schläger. Der Text zum Bild:<br />

„Nationalismus eiskalt abservieren.“ Sind<br />

den Jusos die Argumente für Europa ausgegangen,<br />

weshalb sie jetzt auf andere<br />

Weise „klareKante“ zeigen möchten?<br />

Nach einem mittleren Proteststurm<br />

gegen das Motiv sah sich die Landesvorsitzende<br />

der Jusos, Annika Klose, bemüßigt,<br />

eine Stellungnahme abzugeben. Das<br />

Foto sei provokant, und genau das sei die<br />

Absicht gewesen. Siewies darauf hin, dass<br />

Kritik daran vor allem aus dem rechten<br />

Lager gekommen sei. Das wollen wir hier<br />

nicht so stehen lassen. Mit Baseball-<br />

Schlägern ineindeutiger Pose für Europa<br />

werben: Das geht gar nicht, liebe Jusos.<br />

Stellt euch nur einen Moment den Shitstormvor,den<br />

die Rechten für so ein Motiv<br />

geerntet hätten. Merktihr was?<br />

Huawei<br />

Am Ende gibt<br />

es nur Verlierer<br />

Frank Thomas Wenzel<br />

blickt besorgt auf den Handelsstreit<br />

zwischen China und den USA.<br />

Von Kaltem Krieg und der „nuklearen<br />

Option“ ist die Rede,wenn es um den<br />

Handelsstreit zwischen China und den<br />

USA geht. Diese martialischen Beschreibungen<br />

von Analysten sind übertrieben.<br />

Gleichwohl ist der Streit zwischen den<br />

größten Wirtschaftsnationen der Welt bedrohlich.<br />

Präsident Donald Trump hat zu<br />

seiner stärksten Waffe gegriffen und den<br />

chinesischen Tech-Giganten Huawei auf<br />

eine schwarze Liste gesetzt, weil das Unternehmen<br />

nach offizieller Diktion die<br />

nationale Sicherheit gefährdet.Wasweder<br />

erwiesen noch widerlegt ist.<br />

Worumgeht es Trump? Er will maximalen<br />

Druck für die Verhandlungen über ein<br />

Handelsabkommen aufbauen: Unternehmen<br />

in den USA müssen sich ab soforteine<br />

Genehmigung der Regierung holen, wenn<br />

sie mit Huawei weiter zusammenarbeiten<br />

wollen. Große Techkonzerne wie Intel,<br />

Qualcomm und der US-Ableger des deutschen<br />

Chipherstellers Infineon haben daher<br />

die Belieferung vonHuawei eingestellt.<br />

Am härtesten trifft die Chinesen, dass<br />

sie nun auf ein Großteil der Programme<br />

für das Smartphone-Betriebssystem Android<br />

verzichten müssen –das kommt von<br />

der Google-Mutter Alphabet. Allein die<br />

Ankündigung kann genügen, um den Absatz<br />

der chinesischen Handys einbrechen<br />

zu lassen. Dennoch es ist äußerst fraglich,<br />

ob die chinesische Regierung sich dadurch<br />

in die Knie zwingen lässt. Sie will<br />

sich nicht demütigen lassen. Notfalls wird<br />

sie Huawei mit staatlichen Finanzhilfen<br />

durchfütternund mit allen Mitteln helfen,<br />

von US-Zulieferern unabhängig zu werden.<br />

Es droht eine Eskalation des Konflikts,<br />

die nur Verlierer kennt. Dazu würden<br />

auch die Beschäftigten von Infineon,<br />

Intel, Alphabet und Qualcomm zählen.<br />

Die Versuchsmaus und unsere Lehre<br />

Wer den Rechtspopulismus<br />

nicht mag, wird über die Turbulenzen<br />

in Österreich wenigstens<br />

innerlich ein bisschen<br />

jubeln. Hauptleidtragender ist mit dem<br />

bisherigen Vizekanzler Heinz-Christian Strache<br />

schließlich ein Politiker, der dieser Strömung<br />

ein besonders hässliches Gesicht gegeben<br />

hat: Ein frivoler Dampfplauderer, der<br />

keinerlei Tiefe erkennen lässt, außer vielleicht<br />

seiner tiefen Abneigung gegen Zuwanderer,sichtbar<br />

berauscht vonWein, RedBull<br />

und vor allem von sich selbst, zu allerlei<br />

krummen Geschäften bereit, obendrein Burschenschaftler<br />

und politisch sozialisiert in<br />

der Neonazi-Szene. Freuen mag man sich<br />

auch darüber,dass hier ein radikaler Rechter<br />

selbst die Trennlinie zwischen konservativ<br />

und ultrarechts zog, die Österreichs Kanzler<br />

Sebastian Kurz und seine Partei aus Gründen<br />

des Machterwerbs gernverwischt hätten.<br />

Aber der Jubel ist verfrüht. Hinter Straches<br />

„freiheitlicher“ Partei steht ein sattes<br />

Viertel rechter Stammwähler,und das schon<br />

lange. Ihnen ist die Sache wichtiger als die<br />

Führungsfigur. Sie sind von der Parteiparole<br />

„Österreich zuerst“ elektrisiertund wollen es<br />

denen in Brüssel ebenso wie den Ausländern<br />

im eigenen Land so richtig zeigen. So solide,<br />

so breit ist die Unterstützung für den nationalistischen<br />

Kurs,dass er weit über die Wählerschaft<br />

der FPÖ hinausgeht und auch der<br />

ÖVP-Kanzler sich täglich davon nährt.<br />

Nach dem Koalitionsbruch vomWochenende<br />

deutet sich kein Politwechsel an. Die<br />

ÖVP will den „bewährten Kurs“, den sie seit<br />

anderthalb Jahren mit den radikalen Rechten<br />

gefahren ist, jetzt gernohne diese weiterführen.<br />

Zur Not vielleicht sogar wieder mit<br />

ihnen: Zwar steuert Kurz kühn für die fällige<br />

Neuwahl im September die absolute Mehr-<br />

Der Mann ist 93 Jahrealt, sein Körper gebrechlich,<br />

sein Gehirn ein Feuerwerk.<br />

E-Mails beantwortet er in vielen Sprachen<br />

binnen Minuten und rund um den Globus.<br />

Er denkt an neue Bücher und Projekte und<br />

spricht das wunderschöne Deutsch seiner<br />

Geburtsstadt Prag. Ich rede von Yehuda<br />

Bauer, dem gedankenreichen, immer weiter<br />

fragenden Historiker des Judenmords. Er<br />

war Soldat im israelischen Unabhängigkeitskrieg,<br />

Melker im Wüsten-Kibbutz Shoval,<br />

Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem,<br />

ist Ideengeber und einer, der sich<br />

seit jeher für diejenigen interessiert, die anderer<br />

Meinung sind als er, ummit ihnen zu<br />

streiten, von ihnen zu lernen. Bauer wägt<br />

und prüft liebend gern das Neue –die Wiederholung<br />

des wissenschaftlichen Konsenses<br />

langweilt ihn. Deshalb besuchte er mich<br />

im Frühjahr 1988 in Berlin, um eineWissenslücke<br />

zu schließen, um Genaueres über die<br />

damals wenig erforschten Euthanasiemorde<br />

zu erfahren.<br />

Mit linker Tendenz (einst Mitglied der israelischen<br />

Arbeiterpartei) schreibt Bauer bis<br />

heute gegen die rechtsnationale israelische<br />

Regierung an und verwahrt sich gegen jede<br />

politische Instrumentalisierung des Holocaust.<br />

Zugleich warnt er in seinem soeben<br />

auch auf Deutsch erschienenen Büchlein vor<br />

der „aktuellen Bedrohung durch den islamischen<br />

Antisemitismus“. Donald Trump bezeichnet<br />

er als „rechtsgerichteten Anarchisten“,<br />

umgeben von„extrem radikalen“ Politikern.<br />

Als Yehuda Bauer 1998 die Gedenk-<br />

Österreich<br />

Trübe<br />

Aussichten<br />

NobertMappes-Niediek<br />

meint, dass sich auch nach dem Skandalvideo kein<br />

Politikwechsel im Nachbarland abzeichnet.<br />

heit an. Verfehlt er sie, ist eine Neuauflage<br />

mit der Rechten keineswegs ausgeschlossen.<br />

In seiner Partei melden sich erste Befürworter<br />

vonSchwarz-Blau II bereits zu Wort.Eher<br />

wohl wirddie FPÖ sich zieren, es ein zweites<br />

Malmit dem „treulosen“ Kurz zu versuchen.<br />

Ihr neuer Frontmann Norbert Hofer hat<br />

nichts von dem Hauch von Wildheit und<br />

Skandal, das den politischen Borderliner<br />

Strache stets umwehte. Als grundsatztreuer<br />

Rechter hat Hofer die Chance, seinen Vorgänger<br />

an Beliebtheit noch zu übertreffen.<br />

Alternativen gibt es kaum. Die oppositionellen<br />

Sozialdemokraten haben unter dem<br />

Eindruck der Ibiza-Affäreimmerhin angefangen,<br />

klare Kante gegen rechts zu zeigen. Bisher<br />

waren sie da aus Furcht vorder Stimmung<br />

KOLUMNE<br />

Yehuda Bauer<br />

spricht in<br />

Berlin!<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

rede für die Opfer NS-Deutschlands im<br />

Bundestag hielt, lenkte er am Ende den Blick<br />

seines Publikums in diesen Abgrund: „Das<br />

Fürchterliche an der Shoah ist eben nicht,<br />

dass die Nazis unmenschlich waren; das<br />

Fürchterliche ist, dass sie menschlich waren<br />

–wie Sieund ich.“<br />

Ichkönnte noch viel über meinen Freund<br />

Yehuda erzählen. Den Vornamen verpasste<br />

dem 1939 glücklich mit seiner Familie aus<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

eher scheu und haben in einem Bundesland<br />

sogar selbst mit der FPÖ koaliert. DieGrünen<br />

sind bei der letzten Wahl aus dem Parlament<br />

geflogen und berappeln sich nur langsam.<br />

Eine Mehrheit links vonder ÖVP ist auf lange<br />

Zeit außer Sicht. Dass Kurz seinerseits auf keinen<br />

Fall mit den Sozialdemokraten möchte,<br />

hat er am Sonnabend schon klar gemacht.<br />

Die Umstände der Ibiza-Affäre, so unterhaltsam<br />

sie sein mögen, bieten ebenso wenig<br />

Anlass zum Jubel. Zu Fall gebracht hat die Regierung<br />

eine im Dunkeln agierende Macht<br />

mit geheimdienstlichen Methoden. Dasist an<br />

sich schon bedrohlich, ganz gleich, wer da<br />

nun gestürzt werden sollte. In jedem Fall ist es<br />

ein wichtiger Teil des „verstörenden Sittenbilds“,<br />

das nach den Worten von Bundespräsident<br />

Alexander Vander Bellen in der Affäre<br />

erkennbar wurde. WerStrache und seinem<br />

Fraktionschef Johann Gudenus die Video-<br />

Falle gestellt hat, steht in diesen Tagen noch<br />

nicht im Vordergrund. Stellt sich heraus,dass<br />

dahinter ein Geheimdienst, eine künstlerisch-politische<br />

Aktivistengruppe oder,<br />

schlimmster möglicher Fall, „die“ verteufelten<br />

Medien stecken, kann das ganze Unternehmen<br />

auch noch nach hinten losgehen.<br />

Wersich schadenfroh dem Genuss desVideos<br />

hingibt, wird zwar viel schmunzeln,<br />

aber wenig lernen. Dass die FPÖ bis zu den<br />

Knien im Wiener Korruptionssumpf steckt<br />

und heftig mit russischen Oligarchen flirtet,<br />

ist nicht neu. Ihren Wählern ist es egal; sie<br />

haben weit größere Skandale weggesteckt.<br />

Nach dreißig Jahren Rechtspopulismus<br />

herrscht in Österreich ein Grundzynismus,<br />

den wenig erschüttern kann. Empörung,<br />

auch ehrlich gemeinte,kommt alsHeuchelei<br />

und Theatralik an. Wie Klein-Mäxchen sich<br />

die Politik vorstellt, so ist sie: Das wird am<br />

Ende dietraurige Lehresein.<br />

Prag Entkommenen der Klassenlehrer in<br />

Haifa: „Du heißt Martin? Unpassend. Ab<br />

heute bist du Yehuda!“ So wurde der von<br />

Deutschen Verjagte zum zionistischen Pionier,zum<br />

Studenten in England und schließlich<br />

zum Gelehrten. Er ist der Sohn einer Modedesignerin<br />

und eines Ingenieurs,der einst<br />

einer schlagenden jüdischen Studentenverbindung<br />

angehört hatte. Großartig, dass Yehuda<br />

Bauer noch einmal die für ihn strapaziöse<br />

Reise nach Berlin auf sich nimmt –eine<br />

Ehre, eine Freude für unsereStadt.<br />

Sie, liebe Leserinnen und Leser,haben am<br />

Mittwoch, dem 29. Mai um18Uhr die Gelegenheit,<br />

an dem lebensgeschichtlichen Gespräch<br />

mit Yehuda Bauer teilzunehmen, und<br />

zwar im Centrum Judaicum unter der erhaltenen<br />

goldenen Kuppel der 1866 eingeweihten<br />

Neuen Synagoge in der Oranienburger<br />

Straße 28. Da dieVeranstalter einen recht ungünstigen<br />

Termin ausgesucht haben, den<br />

Vorabend des langen Himmelfahrtwochenendes,<br />

und bislang wenig dafür geworben<br />

wurde,musssichdas Ereignis„Yehuda Bauer<br />

in Berlin“ noch herumsprechen. Besuchen<br />

Sie dieses Gespräch mit einem Zeugen und<br />

eigenwilligen Interpreten des 20. Jahrhunderts,<br />

versenden Sie diesen Text, weisen Sie<br />

Ihre Freunde auf die Ankündigung des Centrum<br />

Judaicum hin oder auf https://www.facebook.com/events/2387258011338526/.<br />

Yehuda Bauer zuzuhören, das wird ein Vergnügen.<br />

Sie und ich werden schlauer nach<br />

Hause gehen, als wir gekommen sind. Das<br />

stehtfest.<br />

„Mein erstes kam aus<br />

Norwegen, es war ziemlich<br />

klein und hieß Think.<br />

Es brachte mich morgens<br />

zum königlichen Schloss<br />

und an guten Tagen<br />

auch zurück.“<br />

Haakon, Norwegens Kronprinz,<br />

fährt seit 15 Jahren Elektroauto.<br />

AUSLESE<br />

Die Rechten<br />

und Europa<br />

Am kommenden Sonntag wählt Europa<br />

– in denkbar schlechter Stimmung.<br />

„Es gibt keine gemeinsamen, verbindlichen<br />

Prinzipien mehr,die nicht verletzt<br />

werden dürfen“, kommentiert die<br />

bulgarische <strong>Zeitung</strong> Sega den Zustand der<br />

Europäischen Union. „Es gibt sogar kein<br />

‚Europa der zwei Geschwindigkeiten‘<br />

mehr. Wir leben in einem Europa der 28<br />

Geschwindigkeiten ... Am schwierigsten<br />

wird esinder Wirtschaft sein. Es ist kein<br />

Zufall, dass in diesem Wahlkampf keine<br />

der sogenannten politischen Familien<br />

und kein einziger Spitzenkandidat einen<br />

sinnvollen und umsetzbaren Plan für die<br />

Wirtschaftspolitik vorgelegt hat, die er<br />

führen will.“<br />

Die spanische <strong>Zeitung</strong> El Mundo befasst<br />

sich mit dem Wahlkampfauftritt nationalistischer<br />

Parteien in Mailand. „Die<br />

Bilder vom Samstag spiegelten die alarmierende<br />

und zunehmende Akzeptanz<br />

ausländerfeindlicher und euroskeptischer<br />

Diskurse bei jenen Bürgern wider,<br />

die sich mit dem europäischen Projekt<br />

nicht mehr identifizieren können und die<br />

Werte und Gründungsprinzipien der EU<br />

verachten“, schreibt das Blatt. „In Mailand<br />

wurde offenbar, dass (der italienische<br />

Innenminister) Salvini sich endgültig<br />

als Hauptführer jener Bewegungen<br />

und Parteien konsolidiert hat, die bereit<br />

sind, die Europäische Union in die Luft zu<br />

jagen, um zu einem unsolidarischen und<br />

ausschließenden Nationalismus zurückzukehren.“<br />

Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

Michael Heun, Michaela Pfisterer.<br />

Textchefin: Bettina Cosack.<br />

Newsroom-Manager: Jan Schmidt.<br />

Teams:<br />

Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

Sport: Markus Lotter.<br />

Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />

Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

ArtDirektion: Annette Tiedge.<br />

Newsleader Regio: Sabine Deckwerth, Stefan Henseke, Susanne Rost.<br />

Newsleader Sport: Matthias Fritzsche, Christian Schwager.<br />

Hauptstadtredaktion: Gordon Repinski (Ltg.), StevenGeyer (Stv.).<br />

RND Berlin GmbH, GF: Wolfgang Büchner,Uwe Dulias.<br />

Autoren: Joachim Frank, Holger Schmale, Dieter Schröder,ArnoWidmann.<br />

Istanbul: Frank Nordhausen,<br />

Moskau: Stefan Scholl, Paris: Axel Veiel,<br />

Rom: Regina Kerner,<br />

TelAviv: Anja Reich, Washington: KarlDoemens.<br />

Redaktion: <strong>Berliner</strong> Newsroom GmbH, Berlin24 Digital GmbH,<br />

Geschäftsführung: Aljoscha Brell, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

Lesertelefon: 030-63 33 11-457, E-Mail: leser-blz@dumont.de<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH Geschäftsführer:Jens Kauerauf.<br />

Postadresse 11509 Berlin. Besucher:Alte Jakobstraße 105,<br />

Telefon: (030) 23 27-9; Fax: (030) 23 27-55 33;<br />

Internet: www.berliner-zeitung.de.<br />

Vertrieb: BVZ <strong>Berliner</strong> Lesermarkt GmbH, KayRentsch.<br />

Leserservice Tel.: (030) 23 27-77, Fax: (030) 23 27-76<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (BerlinMedien), Andree Fritsche.<br />

Postfach 11 05 06, 10835 Berlin;<br />

Anzeigenannahme: (030) 23 27-50; Fax(030) 23 27-66 97<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr.30, gültig seit 1.1.2019.<br />

Druck: BVZ <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH, Am Wasserwerk 11,<br />

10365 Berlin, Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

45,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und Brandenburg<br />

49,50 €; AboPlus, inklusiveStadtmagazin tip 54,19 €(nur in Berlin und<br />

Brandenburg). Bezugspreis des Studentenabonnements monatlich 27,60 €,<br />

außerhalb vonBerlin und Brandenburg 28,50 €. Das E-Paper kostet monatlich<br />

29,99 €einschl. 7% Mehrwertsteuer.Der Preis für Studenten beträgt monatlich<br />

18,99 €.Im Fallehöherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung)<br />

besteht kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch. Erfüllung und<br />

Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterial<br />

wird keineHaftung übernommen.<br />

Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Das Auerhuhn<br />

ist zurück<br />

in der Lausitz<br />

Seite 16<br />

Stalking: Eine App soll Betroffenen helfen Seite 11<br />

Auktion: Bezirksamt versteigert Oldtimer Seite 14<br />

Stadtbild<br />

Rasen für<br />

Vierbeiner<br />

Kristina Auer<br />

spürtdem Hundeverbot in<br />

Friedrichshain nach.<br />

Der Traveplatz in Friedrichshain<br />

präsentiert eine <strong>Berliner</strong> Idylle:<br />

Morgens machen dort die Sportlichen<br />

ihre Yoga-Übungen, nachmittags<br />

sonnt man sich auf der Wiese,<br />

auf dem Spielplatz toben Kinder,unter<br />

den Bäumen wird bis in die späten<br />

Abendstunden Tischtennis gespielt,<br />

hinten rechts auf den Bänken<br />

tagt der obligatorisch-bierselige<br />

Pennertreff. Dazwischen, man muss<br />

es kaum erwähnen, tummeln sich<br />

hechelnd, fröhlich mit dem Schwanz<br />

wedelnd und meist unangeleint die<br />

Friedrichshainer Hunde.<br />

Am Eingang des Parks sticht ein<br />

dubioses Schild ins Auge: „Das<br />

Mitfü... von...“ – so viel ist gerade<br />

noch zu lesen von der Anordnung<br />

des Bezirksamts. Der Rest des<br />

Schriftzugs ist in der für den Kiez typischen<br />

Manier überklebt mit Anti-<br />

Nazi-Stickernund einerWerbung für<br />

eine Hundebetreuung inklusive<br />

Gassi-Service. „Das Mitführen von<br />

Hunden ist untersagt“, müsste es<br />

heißen, gefolgt von einem nachdrücklichen<br />

Ausrufezeichen. Nur an<br />

einem der Eingänge ist auf einem<br />

Schild, versteckt im Gebüsch, noch<br />

der vollständige Satz zu entziffern.<br />

Der Leinenzwang, der mit dem<br />

neuen Hundegesetz seit Januar gilt,<br />

hat sich inzwischen herumgesprochen.<br />

Auf Spielplätzen gilt sowieso:<br />

Hunde müssen draußen bleiben.<br />

Dasabsolute Hundeverbot ist –konsequenter<br />

Nichtbeachtung sei Dank<br />

–weniger bekannt. Dabei existiertes<br />

schon viel länger als der Leinenzwang:<br />

Das Verbot auf dem Traveplatz<br />

wurde nach einer Sanierung<br />

2001 eingeführt: „wegen des hohen<br />

Nutzungsdrucks und um Schäden<br />

durch wühlende Hunde einzudämmen“,<br />

wie eine Sprecherin des Bezirksamts<br />

sagt.<br />

In ganz Berlin gibt es 23 öffentliche<br />

Grünflächen oder Parkabschnitte<br />

mit absolutem Hundeverbot.<br />

Mitsieben hundefreien Parksist<br />

Friedrichshain-Kreuzberg Spitzenreiter<br />

unter den Bezirken. BeiVerstößen<br />

kann es teuer werden: „Die Bußgelder<br />

liegen berlinweit bei um die<br />

60 Euro, ist der Hund zusätzlich<br />

nicht angeleint, um die 100 Euro“, so<br />

die Sprecherin. In Friedrichshain-<br />

Kreuzbergwerde das Verbot vonden<br />

derzeit rund 35 Außenmitarbeitern<br />

kontrolliert, „neben ihren anderen<br />

Tätigkeiten“.<br />

Sie sei froh, bisher noch nie das<br />

Ordnungsamt auf dem Traveplatz<br />

angetroffen zu haben, erzählt eine<br />

Hundebesitzerin. Dabei wirft sie mit<br />

einer Schleuder einen Ball über die<br />

Wiese,dem ihr kleiner Mischling begeistertnachjagt.<br />

Dass das eigentlich<br />

verboten sei, wisse sie schon, „aber<br />

was will man machen, damit die<br />

Tiereein bisschen Auslauf kriegen?“<br />

Auch auf dem Boxhagener Platz<br />

herrscht generelles Hundeverbot.<br />

Dortmuss derzeit niemand ein Bußgeld<br />

wegen unerlaubten Hundemitführens<br />

befürchten –auf dem Platz<br />

befindet sich nämlich eine gartenbauliche<br />

Großbaustelle.Der Boxi bekommt<br />

einen Rollrasen, im Juni soll<br />

er fertig sein und muss noch einige<br />

Zeit anwachsen, solange bleibt die<br />

Fläche gesperrt. DieGesetzlosen von<br />

Friedrichshain freuen sich bestimmt<br />

jetzt schon auf ihren ersten illegalen<br />

Besuch auf der neuen Spielwiese.<br />

Die Polizei ist vor allem in der Innenstadt zu sehen. Wie ihre Präsenz auch außerhalb des S-Bahn-Ringes erhöht werden kann –dazu gibt es verschiedene Ideen.<br />

Polizei in die Kieze<br />

Ein SPD-Innenpolitiker macht radikale Gegenvorschläge zur vom SPD-Innensenator geplanten Reform<br />

VonAndreas Kopietz<br />

Nach Jahren des Sparens<br />

ist Berlins Polizei ausgelaugt<br />

und unterbesetzt.<br />

Zahllose Behördenreformen<br />

haben die Polizisten hinter sich,<br />

und immer ging es nur darum, den<br />

Personalabbau auszugleichen. Seit<br />

einiger Zeit sprudeln die Steuereinnahmen,<br />

Personal wird neu eingestellt.<br />

Und wieder steht eine Reform<br />

an: Eine polizeiinterne Arbeitsgruppe<br />

erarbeitete im Auftrag von<br />

Innensenator Andreas Geisel (SPD)<br />

und Polizeipräsidentin Barbara Slowik<br />

neue Pläne für einen Behördenumbau.<br />

Die Polizei soll an künftige<br />

Herausforderungen und die wachsende<br />

Stadt angepasst werden.<br />

Ausgerechnet ein Parteifreund<br />

Geisels, der Abgeordnete Tom<br />

Schreiber, schert nun aus der Reihe<br />

und macht eigene Vorschläge, um<br />

die Hauptstadt-Polizei neu aufzustellen.<br />

In einem 13 Seiten langen<br />

Papier, das dieser <strong>Zeitung</strong> vorliegt,<br />

listet er Vorschläge für eine „moderne<br />

und zukunftsorientierte<br />

Hauptstadtpolizei“ auf.<br />

Schreiber, der als einer der wenigen<br />

Polizei-Experten im Abgeordnetenhaus<br />

gilt, ist im Gegensatz zu Geisel<br />

und Slowik gegen die Schaffung<br />

einer sogenannten Brennpunkt-Direktion.<br />

Diese soll nach Slowiks Willen<br />

in der Innenstadt gegründet werden.<br />

Eine Brennpunkt-Einheit soll<br />

sich dauerhaft um Kriminalitätsschwerpunkte<br />

wie Alexanderplatz,<br />

Kottbusser Tor, Görlitzer Park oder<br />

Warschauer Brücke kümmern. Dort<br />

gibt es immer wieder Messerstechereien,<br />

Körperverletzungen und Drogenkriminalität.<br />

Dadurch würden<br />

Kräfte der Bereitschaftspolizei frei,<br />

die sich stärker um die Außenbezirke<br />

kümmernkönnen, hofft Slowik.<br />

„Das wird nicht funktionieren“,<br />

sagt Schreiber.„Allein bei der Bereitschaftspolizei<br />

sind über 290 Stellen<br />

nicht besetzt.“ Er glaubt, dass die Polizei<br />

den Blick für ganz Berlin noch<br />

stärker verlöre, wenn Slowiks Vorschlag<br />

umgesetzt wird.<br />

In seinem Papier schreibt er, die<br />

tatsächliche Situation in den örtlichen<br />

Polizeiabschnitten und Direktionen<br />

sei prekärer, als es seit Jahren<br />

nach außen vermittelt werde. „Die<br />

Polizei kann in ihrer derzeitigen<br />

Struktur nur noch eingeschränkt<br />

reagieren und bereits länger nicht<br />

mehr präventiv agieren. Kriminalität<br />

wird zunehmend nur noch verwaltet,<br />

anstatt bekämpft.“ DieinnereSicherheit<br />

werde spätestens seit 2014<br />

vornehmlich nur noch innerhalb des<br />

S-Bahn-Rings gewährleistet.<br />

Schreiber fordert, die Polizei wieder<br />

örtlich auszurichten, auf die aktuellen<br />

Herausforderungen in den<br />

Kiezen. Dafür möchte er die Polizeidirektionen<br />

neu zuschneiden und<br />

auf vier reduzieren, benannt nach<br />

den Himmelsrichtungen: Nord, Ost,<br />

Süd, West. Alle würden in etwa die<br />

gleichen Einwohnerzahlen haben.<br />

Ginge es nach ihm, dann würden<br />

die Polizeiabschnitte Nebenwachen<br />

bekommen, um die Wege für die<br />

Bürger kurz zu halten. Unterstützt<br />

würden die vier Direktionen von Direktionskommandos<br />

mit je 60 Mitarbeitern,<br />

die vonder Bereitschaftspolizei<br />

abgezogen und regionale<br />

Schwerpunkte bearbeiten sollen.<br />

Bislang werde neu eingestelltes Personal<br />

nur in die zentralisierten Einsatzhundertschaften<br />

eingegliedert<br />

und nicht an den Schwerpunkten.<br />

Das bringe keine Verbesserung der<br />

gefühlten und tatsächlichen Sicherheit<br />

in den Kiezen.<br />

Perspektivisch, so der Innenpolitiker,müsste<br />

es bei der Bereitschafts-<br />

„Die tatsächliche Situation in<br />

den örtlichen Polizeiabschnitten und<br />

Direktionen ist prekärer, als es<br />

seit Jahren nach außen<br />

vermittelt wird. Kriminalität wird nur<br />

noch verwaltet, anstatt bekämpft.“<br />

TomSchreiber, Innenexperte der SPD im Abgeordnetenhaus<br />

DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />

polizei vier Hundertschaften geben,<br />

die für je eine Direktion zuständig<br />

seien. Das würde wichtige Kiezkenntnisse<br />

festigen und die Sichtbarkeit<br />

auf der Straße erhöhen.<br />

Wo soll all das Personal herkommen?<br />

„Derzeit könnte man aus den<br />

Stäben zirka 300 Beamte in die Fläche<br />

und die örtlichen Polizeiabschnitte<br />

bringen“, so Schreiber.<br />

Klare und verkürzte Dienstwege<br />

könnten nach seiner Ansicht weitere<br />

Vollzugskräfte freisetzen. Die Abschnitte<br />

müssten von administrativenAufgaben<br />

entlastet werden. Polizeiangestellte<br />

könnten die Vollzugskräfte<br />

bei der Sachbearbeitung entlasten.<br />

Ordnungswidrigkeiten und<br />

mindere Unfall- und Bagatellschäden<br />

an Autos könnten künftig durch<br />

den Zentralen Objektschutz oder das<br />

Ordnungsamt bearbeitet werden.<br />

Wegen der guten Finanzlage bildet<br />

Berlin wieder mehr Polizeinachwuchs<br />

aus.Laut Innensenator Geisel<br />

soll es Ende 2020 wieder 18 000 Vollzugsbeamte<br />

geben. Die Pensionierungen<br />

seien dabei berücksichtigt.<br />

„Die jetzige Reform dient dazu, den<br />

Personalaufbau zu meistern“, hatte<br />

Geisel gesagt. Auch er will wieder<br />

den einst eingesparten Kontaktbereichsbeamten<br />

auf der Straße sehen.<br />

Slowik will nach eigenem Bekunden<br />

bei ihrer Reform auch Vorschläge<br />

von Personalvertretern und<br />

Gewerkschaften berücksichtigen.<br />

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP)<br />

machte bereits Vorschläge. Und bei<br />

ihr stoßen Schreibers Ideen auf<br />

Wohlwollen. „Man merkt, dass er<br />

sich seit vielen Jahren ernsthaft und<br />

nachhaltig mit der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />

beschäftigt, denn er bringt eine Vielzahl<br />

der aktuellen Probleme auf den<br />

Punkt“, sagt GdP-Sprecher Benjamin<br />

Jendro. Viele Ideen stimmten<br />

mit den Vorstellungen der Gewerkschaft<br />

überein, so Jendro. „Die Verantwortlichen<br />

sollten sich die sehr<br />

detaillieren Vorschläge genau anschauen,<br />

denn wir brauchen bei einer<br />

derart komplexen Reform eine<br />

Meinungsvielfalt der Innenpolitiker.“<br />

Die Anregungen für seine Ideen<br />

holte sich Schreiber in den vergangenen<br />

Jahren bei zahlreichen Hospitationen<br />

in Polizeidienststellen und<br />

bei Gesprächen mit Beamten.<br />

Schreiber räumt zu seinen Vorschlägen<br />

ein: „Man wird nicht nächste<br />

Woche gleich ein Ergebnis haben.<br />

Diese Pläne müssen mittel- und<br />

langfristig angelegt werden – und<br />

über Wahlperioden hinweg.“<br />

DasPapier mitden Vorschlägenkannauf<br />

www.berliner-zeitung.de heruntergeladenwerden.<br />

Andreas Kopietz<br />

verfolgt die Diskussion um<br />

die nächste Polizeireform.<br />

NACHRICHTEN<br />

AfD sagt zentrale Wahlparty<br />

in Moabit ab<br />

DieAfD kann ihreParty zur Europawahl<br />

am kommenden Sonntag nicht<br />

am geplanten OrtinMoabit abhalten.<br />

DieBetreiberin des Veranstaltungssaals<br />

in den Ludwig-Loewe-<br />

Höfen an der Wiebestraße hat kurzfristig<br />

den Nutzungsvertrag gekündigt.<br />

Grund sind Drohungen aus<br />

dem linksextremen Spektrum. „Die<br />

Drohungen mir gegenüber,meiner<br />

Familie und vorallem der Nachbarschaft<br />

in den Höfen sind sehr extrem“,<br />

teilte die Betreiberin der Partei<br />

schriftlich mit. DieBetreiberin<br />

war am Montag für eine Stellungnahme<br />

nicht zu erreichen. Seit Tagen<br />

gibt es im Internet Aufrufe,die Wahlkampfparty<br />

zu „crashen und sie „zu<br />

einem Desaster“ werden zu lassen“.<br />

DieTelefonnummer der Geschäftsführerin<br />

wurde unter anderem auf<br />

der linksextremen Internetseite Indymedia<br />

veröffentlicht mit der Aufforderung,„per<br />

Telefon kräftig Druck<br />

zu machen“. (kop.)<br />

Heftige Gewitter:Feuerwehr<br />

rief Ausnahmezustand aus<br />

Über Berlin ist am Montag ein kurzes,<br />

aber heftiges Gewitter hinweggezogen.<br />

DieFeuerwehr rückte zu<br />

zahlreichen Einsätzen aus,esblieb<br />

aber bei kleineren Schäden, wie ein<br />

Sprecher am Abend sagte.Wegen der<br />

zahlreichen Anrufe rief die Behörde<br />

aber um 17.45 Uhrfür kurze Zeit den<br />

Ausnahmezustand aus.Das bedeutet,<br />

dass Einsätzejenach Wichtigkeit<br />

bearbeitet werden, nicht nach der<br />

Zeit der eingehenden Notrufe.Die<br />

Feuerwehr bat die <strong>Berliner</strong>,sich um<br />

kleinereSchäden wievoll gelaufene<br />

Keller.InRudow undBritz gerieten<br />

durch Blitzeinschlag zwei Einfamilienhäuser<br />

in Brand, Verletzte gab es<br />

aber nicht, wie ein Feuerwehr-Sprecher<br />

sagte.Die Feuerseien schnell<br />

gelöscht worden. (dpa)<br />

KrankeKontrolleure: Chaos<br />

am Flughafen Tegel<br />

Lange Wartezeiten nervten die Fluggäste<br />

in Tegel.<br />

DPA/CARSTENSEN<br />

Am Flughafen Tegel hat es am Montag<br />

wegen kurzfristig krank gemeldeter<br />

KontrolleureFlugverspätungen<br />

gegeben. Fluggäste berichteten von<br />

chaotischen Zuständen. DieBodenkontrollen<br />

hätten sehr lange gedauert,<br />

dadurch sei es zu langen Schlangen,<br />

überfüllten Toiletten und verpassten<br />

Flügen gekommen. Es gebe<br />

einen Personalengpass bei den Luftsicherheitskontrolleuren,<br />

teilte die<br />

zuständige Bundespolizeidirektion<br />

Berlin später mit. Manführe derzeit<br />

Gespräche mit dem beauftragten<br />

Unternehmen. Dessen Mitarbeiter<br />

kümmernsich um Personen- und<br />

Gepäckkontrollen. Warumeszueiner<br />

Häufung der Krankmeldungen<br />

am Montag kam, wurde zunächst<br />

nicht bekannt. DieBundespolizei<br />

sprach voneinem„bedeutenden Anteil“<br />

der Belegschaft. (dpa)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Überschreitet die vereinbarte Miete das ortsübliche Entgelt um mehr als 20 Prozent, liegt nach der geplanten Neuregelung des Justizministeriums eine Mietpreisüberhöhung vor.<br />

IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

Zu viel gezahlte Miete soll zurückverlangt werden<br />

WieBundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) die Kostenexplosion auf dem Wohnungsmarkt bremsen will. Und was das für die <strong>Berliner</strong> bedeutet<br />

VonUlrich Paul<br />

Eine Verschärfung der Mietpreisbremse,<br />

eine neue<br />

Methode zur Berechnung<br />

des Mietspiegels und Maßnahmen<br />

gegen Mietpreisüberhöhungen<br />

–das sind die Kernpunkte<br />

einer geplanten Mietrechtsänderung<br />

durch Bundesjustizministerin<br />

Katarina Barley (SPD). Hier ein<br />

Überblick darüber, was geplant ist,<br />

und was die mitregierende CDU sowie<br />

der Mieterverein dazu sagen.<br />

Verlängerung der Mietpreisbremse:<br />

Die Mietpreisbremse, die Ende 2020<br />

ausläuft, soll um weitere fünf Jahre<br />

bis zum 31. Dezember 2025 verlängert<br />

werden. Zugleich erhalten die<br />

Bundesländer die Möglichkeit, die<br />

nötigen Rechtsverordnungen dazu<br />

um jeweils bis zu fünf Jahre zuverlängern.<br />

Setzt sich die Justizministerin<br />

mit dem Vorschlag durch, heißt<br />

dies für Berlin, dass die Mietpreisbremse<br />

nicht im nächsten Jahr ausläuft.<br />

Denn der Senat hat die Bremse<br />

als erstes Bundesland Anfang Juni<br />

2015 eingeführt. Ende Mai2020 wäre<br />

sonst Schluss.<br />

Die Mietpreisbremse sieht vor,<br />

dass Vermieter auf angespannten<br />

Wohnungsmärkten beim Abschluss<br />

neuer Mietverträge die ortsübliche<br />

Miete um maximal zehn Prozent<br />

überschreiten dürfen. Ausgenommen<br />

davon sind Neubauwohnungen<br />

(ab Oktober 2014) und umfassend<br />

sanierte Wohnungen. Außerdem genießen<br />

Mieten, die bereits der Vormieter<br />

gezahlt hat, Bestandsschutz.<br />

Verschärfung der Mietpreisbremse:<br />

Die Justizministerin will die Mietpreisbremse<br />

so verändern, dass Vermieter<br />

zu viel kassierte Beträge vom<br />

Mietbeginn an rückerstatten müssen.<br />

Bisher müssen sie den Mietern<br />

erst vondem Zeitpunkt an die zu viel<br />

kassierten Beträge zurückzahlen, zu<br />

dem der Mieter die zu hohe Miete<br />

schriftlich gerügt hat. Eine Rüge soll<br />

künftig nicht mehr nötig sein. Der<br />

Mieter soll die zu viel gezahlten Beträge<br />

künftig auch erst nach Beendigung<br />

des Mietverhältnisses zurückfordern<br />

können. Zu beachten sind<br />

jedoch die Verjährungsfristen, die<br />

bei drei Jahren liegen. Die Länder<br />

sollen bei der Einführung der Mietpreisbremse<br />

außerdem weniger umfangreiche<br />

Begründungen anführen<br />

müssen. Zu hohe Anforderungen<br />

hatten in der Vergangenheit dazu geführt,<br />

dass manche Preisbremsen<br />

vonden Gerichten kassiertwurden.<br />

Berechnung der ortsüblichen Miete:<br />

Beider Berechnung der Mietspiegel,<br />

die Auskunft über die ortsübliche<br />

Miete geben, sollen künftig alle geänderten<br />

und neu abgeschlossenen<br />

Mieten der vergangenen sechs Jahre<br />

berücksichtigt werden, nicht nur die<br />

Mieten der vergangenen vier Jahre.<br />

Davon verspricht sich die Bundesjustizministerin<br />

eine dämpfende<br />

Preiswirkung. Hintergrund: Sowohl<br />

für die Mietpreisbremse als auch für<br />

Erhöhungen in laufenden Mietverhältnissen<br />

ist die ortsübliche Miete<br />

die Richtschnur. Inlaufenden Verträgen<br />

kann der Vermieter die Miete<br />

nur dann erhöhen, wenn die ortsübliche<br />

Miete nicht schon erreicht ist –<br />

in Berlin um 15 Prozent in drei Jahren.<br />

Beim Abschluss neuer Verträge<br />

dürfen Vermieter die ortsübliche<br />

Miete um maximal zehn Prozent<br />

überschreiten. Durch die Einbeziehung<br />

von mehr älteren Mieten<br />

würde die ortsübliche Mieter weniger<br />

stark steigen. Die Folge: DieVermieter<br />

hätten weniger Spielraum für<br />

Mieterhöhungen.<br />

Nach einer Modellrechnung, die<br />

sich im Referentenentwurf des Justizministeriums<br />

zur geplanten Mietrechtsänderung<br />

findet, würde sich<br />

die neue Regelung mit einem sechsjährigen<br />

Betrachtungszeitraum zwar<br />

preisbremsend auswirken, doch der<br />

Effekt wäreüberschaubar.Bei einem<br />

Ausgangsniveau von 7,70 Euro pro<br />

Quadratmeter Wohnfläche (alte Regelung)<br />

und 7,18 Euro je Quadratmeter<br />

(neue Regelung) würde die ortsübliche<br />

Miete nach zehn Jahren bei<br />

einem jährlichen Anstieg der Angebotsmiete<br />

um 7,8 Prozent nach der<br />

alten Regelung auf 16,32 Euro und<br />

auf 15,21 Euro je Quadratmeter nach<br />

der neuen Regelung steigen. Immerhin:<br />

Vergleicht man verschiedene<br />

Wohnungsgrößen, würde eine 110<br />

Quadratmeter große Wohnung nach<br />

einer Modellrechnung gemäß alter<br />

Regelung 847,11 Euro monatlich<br />

kosten, für die gleiche Wohnung<br />

Mietspiegel –geplante Änderung<br />

Vergleichsmiete einer Wohnung im Durchschnitt, geschätzt, monatlich,<br />

Mietwohnungsmarkttyp stark steigend<br />

Alte Regelung (Vierjährig) Neue Regelung (Sechsjährig)<br />

7,70 Euro/m 2 7,18 Euro/m 2<br />

Wohnungsgröße<br />

30 m 2<br />

50 m 2<br />

70 m 2<br />

90 m 2<br />

110 m 2<br />

130 m 2<br />

160 m 2<br />

231,03<br />

215,32<br />

385,05<br />

358,87<br />

539,07<br />

502,42<br />

693,09<br />

645,96<br />

847,11<br />

789,51<br />

1001,13<br />

933,06<br />

1232,16<br />

1148,38<br />

Nach einer Modellrechnung des Justizministeriums würden die Mieten für Wohnungen verschiedener<br />

Größen niedriger liegen, wenn bei der Berechnung der ortsüblichen Miete jeweils die Mieten der vergangenen<br />

sechs Jahre einbezogen werden, nicht nur die Mieten der vergangenen vier Jahre.<br />

Modellrechung des Justizministeriums in Euro je m 2<br />

Ausgangsniveau der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />

Vierjährig 7,70 Euro/m 2 Sechsjährig 7,18 Euro/m 2<br />

Ortsübliche Vergleichsmiete nach vierjährigem Betrachtungszeitraum in zehn Jahren<br />

16,32<br />

Ortsübliche Vergleichsmiete nach sechsjährigem Betrachtungszeitraum zehn Jahre<br />

nach Inkrafttreten<br />

15,21<br />

Jährlicher Anstieg der Angebotsmiete (Durchschnitt 2017/2018)<br />

+7,8%<br />

BLZ/GALANTY (2); QUELLE: BUNDESJUSTIZMINISTERIUM<br />

Bei einem Ausgangsniveau von7,70 Euro (alte Regelung) und 7,18 Euro je Quadratmeter (neue Regelung)<br />

würde die ortsübliche Miete nach zehn Jahren bei einem jährlichen Anstieg der Angebotsmiete<br />

von7,8 Prozent auf 16,32 Euro je Quadratmeter und auf 15,21 Euro je Quadratmeter steigen.<br />

wärenach der neuen Regelung dagegen<br />

eine Miete von 789,51 Euro zu<br />

zahlen. Fast 60 Euro weniger.<br />

Mietpreisüberhöhung: DasVerbot der<br />

Mietpreisüberhöhung soll wieder zu<br />

einem praxistauglichen Instrument<br />

ausgestaltet werden. Der bisherige<br />

Paragraf 5des Wirtschaftsstrafgesetzes,<br />

bekannt alsWucherparagraf, soll<br />

zu diesem Zweck ins Zivilrecht überführt<br />

werden. Als unangemessen<br />

hoch sollen danach Forderungen der<br />

Vermieter gelten, die in einem Gebiet<br />

mit einem geringen Angebot an<br />

vergleichbaren Wohnungen das<br />

ortsübliche Entgelt um mehr als 20<br />

Prozent überschreiten. Erfasst werden<br />

dabei auch Nebenleistungen,<br />

um zu verhindern, dass zwar die<br />

Miete angemessen hoch ist, aber dafür<br />

überteuerte Beträge beispielsweise<br />

für Möbel oder die Internetnutzung<br />

verlangt werden. Zukünftig<br />

soll es für einen Verstoß nicht mehr<br />

darauf ankommen, ob der Vermieter<br />

eine individuelle Zwangssituation<br />

des Mieters ausnutzt, wie bisher.<br />

Maßgeblich soll allein sein, ob das<br />

ortsübliche Entgelt um mehr als 20<br />

Prozent überschritten wird. Sollte<br />

der Vermieter eine überhöhte Miete<br />

durchgesetzt haben, hat der Mieter<br />

Anspruch auf Absenkung und Rückerstattung<br />

des zu viel gezahlten Betrags.<br />

Ausgenommen sind Mieten<br />

von Neubauwohnungen, konkret:<br />

Mieten, die in den ersten fünf Jahren<br />

nach erstmaliger Nutzung und Vermietung<br />

einer Wohnung vereinbart<br />

werden. Außerdem soll der Vermieter<br />

auch künftig eine höhere Miete<br />

verlangen dürfen, wenn dies zur<br />

Kostendeckung nötig ist. Die äußerste<br />

Grenze liegt da, wo die Miete<br />

in einem auffälligen Missverhältnis<br />

zur Leistung des Vermieters steht.<br />

Dies ist dann der Fall, wenn die<br />

Miete die ortsübliche Miete um<br />

mehr als 50 Prozent überschreitet.<br />

Wichtig: Die Mietpreisbremse und<br />

die Regelung zur Mietpreisüberhöhung<br />

ergänzen sich. Die Mietpreisbremse<br />

deckt künftig alle Fälle ab,in<br />

denen die ortsübliche Miete um<br />

mehr als zehn Prozent und bis zu 20<br />

Prozent überschritten wird. Hier hat<br />

der Mieter Anspruch darauf, dass die<br />

vereinbarte Miete maximal zehn<br />

Prozent über der ortsüblichen Miete<br />

liegt. Die Regelung gegen die Mietpreisüberhöhung<br />

greift dagegen erst<br />

bei einer Überschreitung der ortsüblichen<br />

Mieten von mehr als 20<br />

Prozent. Hier hat der Mieter sogar einen<br />

Anspruch darauf, dass der Vermieter<br />

die vereinbarte Miete auf die<br />

ortsübliche Miete reduziert. Einen<br />

Aufschlag von zehn Prozent wie bei<br />

der Mietpreisbremse gibt es nicht.<br />

Soll heißen: Bei gravierenden Mietpreisüberhöhungen<br />

bleibt den Vermietern<br />

weniger Geld übrig. Wenn<br />

Vermieter Werbung für Wohnungen<br />

mit überhöhten Mieten machen,<br />

können sie von Verbraucherschutzorganisationen<br />

und Mitbewerbern<br />

abgemahnt werden.<br />

Das sagen Politiker und Experten:<br />

Der<strong>Berliner</strong> Mieterverein (BMV)begrüßt<br />

die geplanten Änderungen zugunsten<br />

der Mieter. Zugleich moniert<br />

eraber, dass die Ausnahmen<br />

von der Mietpreisbremse nicht weiter<br />

eingeschränkt werden. Außerdem<br />

fehle noch eine Bußgeldregelung,<br />

um Verstöße gegen die Preisbremse<br />

zu ahnden, so BMV-Geschäftsführer<br />

Reiner Wild. Die<br />

Verlängerung des Betrachtungszeitraums<br />

von vier auf sechs Jahre bei<br />

der Berechnung der ortsüblichen<br />

Miete bringt laut Wild „kaum etwas“.<br />

Nötig sei, alle Mieten einzubeziehen,<br />

also auch die Mieten, die sich seit<br />

Jahren nicht veränderthaben.<br />

Die CDU, Koalitionspartner der<br />

SPD auf Bundesebene, sieht die Änderungswünsche<br />

der Justizministerin<br />

skeptisch. „Klar ist, Vermieter<br />

müssen sich an Recht und Gesetz<br />

halten und die Mietpreisbremse befolgen“,<br />

sagt der <strong>Berliner</strong> CDU-Abgeordnete<br />

Jan-Marco Luczak. „Wenn<br />

Vermieter bewusst falsche Angaben<br />

machen, ist das strafbarer Betrug.“<br />

Mieter könnten dann „schon jetzt zu<br />

viel gezahlte Miete von Anfang an<br />

zurückverlangen“. Der Vorschlag,<br />

dass Mieter zu viel gezahlte Beträge<br />

zurück verlangen können, führe zu<br />

einer jahrelangen Rechtsunsicherheit,<br />

weil auch noch nach Jahren<br />

eine versehentlich falsch berechnete<br />

Miete zurückverlangt werden<br />

könnte. Das sei nicht sachgerecht<br />

und könne private Kleinvermieter in<br />

ernste wirtschaftliche Not bringen,<br />

sagt Luczak.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 11 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Werzur Tafel geht,<br />

bekommt<br />

mehr Wohngeld<br />

Praxis des Bezirksamtes<br />

sorgt für Irritationen<br />

Unterlief einer Sachbearbeiterin<br />

ein Fehler oder wollte sie nur etwas<br />

Gutes tun? Über diese Frage<br />

streiten sich gerade die <strong>Berliner</strong> Tafel<br />

und das Bezirksamt Lichtenberg.<br />

Weil ein Student regelmäßig Lebensmittel<br />

von der Tafel bekam, wurde<br />

ihm das mit 2892 Euro pro Jahr als<br />

Einkommen angerechnet.<br />

DenVorwurf, dass ihm deswegen<br />

Wohngeld gestrichen wurde, wies<br />

das Bezirksamt jetzt zurück. Man<br />

habe die Lebensmittelspenden bewusst<br />

zu seinem 450-Euro-Job addiert:<br />

„Er musste ausreichend Einkommen<br />

nachweisen, um überhaupt<br />

Wohngeld zu bekommen“,<br />

sagte eine Mitarbeiterin der zuständigen<br />

Stadträtin Katrin Framke<br />

(Linke). Sonst<br />

hätte er als Student<br />

gar nichts<br />

bekommen. Die<br />

Sachbearbeiterinhabe<br />

ihm nur<br />

Student Frank<br />

Tiemann<br />

FOTO: VOLMAR OTTO<br />

helfen wollen.<br />

Der Fall Tiemann<br />

hatte vergangenenWoche<br />

für Wirbel gesorgt:<br />

Nachdem<br />

der Informatikstudent im Juli 2018<br />

Wohngeld für seine Einraumwohnung<br />

beantragte,rechnete er mit 150<br />

bis 200 Euro Hilfe im Monat. Doch<br />

dann bekam er nur 85 Euro. Die Lebensmittelspenden<br />

wurde in dem<br />

Bescheid angerechnet.<br />

Frank Tiemann glaubt die jetzige<br />

Richtigstellung des Amts nicht: „Ich<br />

wusste nicht, dass sie mir das so berechnen,<br />

mir hat das keiner erklärt.<br />

Das Bezirksamt will so den Kopf aus<br />

der Schlinge ziehen.“ Anke Trölsch,<br />

Sprecherin der Tafel, fragt: „Wenn es<br />

so war, warum sagt das Bezirksamt<br />

das erst jetzt?“ Warumhabe man das<br />

nicht vor einer Woche schon erklärt,<br />

als der Fall deutschlandweit durch<br />

die Presse ging? Auch die Tafel habe<br />

den Fall lange von Experten prüfen<br />

lassen, so Trölsch. Siesagt: „Spenden<br />

sollten niemals auf Sozialleistungen<br />

angerechnet werden, egal wie der<br />

Fall jetzt ausgeht.“<br />

Juristen sagten, in einigen Fällen<br />

müssten Antragsteller ein bestimmtes<br />

Einkommen nachweisen, um<br />

Wohngeld zu bekommen. Aber nicht<br />

immer. Reiner Wild vom Mieterverein<br />

versteht das Amt nicht: „Es gibt<br />

eine Wohngeldtabelle, die geht bei<br />

null Euro Einkommen los.“ (chg.)<br />

Gesicherte Beweise<br />

Beim Stalking fällt es den Opfern oft schwer,die Straftaten nachzuweisen. Nun soll eine Handy-App helfen<br />

VonJens Blankennagel<br />

Stalking ist inzwischen eine<br />

anerkannte Straftat. Beim<br />

Stalking – also dem kriminellen<br />

und dauerhaften<br />

Nachstellen, Belästigen und Bedrängen<br />

anderer Leute –gibt es ein recht<br />

klares Bild von Tätern und Opfern:<br />

80 Prozent der Täter sind Männer,<br />

die Opfer zu 80 Prozent Frauen.<br />

Doch den Frauen und auch den<br />

männlichen Opfern fällt es oft<br />

schwer, nachzuweisen, dass es sich<br />

tatsächlich um eine Straftat handelt.<br />

„Viele Opfer verzweifeln schon<br />

bei der Anzeige“, sagte Jörg Ziercke,<br />

der ehemalige Präsident des Bundeskriminalamtes<br />

und heutige Vorsitzende<br />

des Weißen Rings am Montag<br />

beim „Deutschen Präventionstag“<br />

im <strong>Berliner</strong> Estrel-Hotel. Oft sei<br />

es so, dass Aussage gegen Aussage<br />

stehe und der Polizei schlüssige Beweise<br />

fehlten. „Deshalb haben wir<br />

eine Handy-App entwickelt, die hilft,<br />

Beweise zu sichern.“<br />

Sehr einfache Bedienung<br />

DieExperten sagen, dass die Opfer in<br />

75 Prozent aller Fälle die Täter kennen,<br />

denn es sind die ehemaligen<br />

Ehepartner oder Geliebten. Die Opfer<br />

leiden darunter, dass nach der<br />

Trennung da nun ständig eine Person<br />

ist, die sie früher mal geliebt haben<br />

und die nun kriminell wird, Tag<br />

und Nacht anruft, Tausende Mails<br />

schickt, die Wohnung beschattet, die<br />

Opfer auf dem Wegzur Arbeit oder<br />

zu Freunden verfolgt. Die Opfer leben<br />

in ständiger Angst, dass jemand<br />

in der Nähe ist. Es kommt aber auch<br />

zu schweren Taten wie Drohungen,<br />

Opfer von Stalking schreiben die Fakten oft erst viel später auf.<br />

Das Bundeskriminalamt hat 2018 insgesamt<br />

19000 Stalking-Fälle registriert. Experten<br />

gehen voneiner hohen Dunkelziffer von<br />

300000 Fällen oder mehr aus. Nur bei einem<br />

Prozent aller angezeigten Fälle wird der<br />

Täter auch verurteilt –meist fehlen Beweise.<br />

ANTI-STALKER-APP<br />

IMAGO IMAGES<br />

Die App gibt es seit Anfang Mai. Seither gab<br />

es 10 700 Zugriffe auf die Internetseite. Die<br />

App wurde 1000 Mal heruntergeladen.<br />

Die App ist erhältlich unter:<br />

www.nostalk.de<br />

Beleidigungen, Sachbeschädigungen<br />

oder sexuellen Nötigungen.<br />

Wenn Opfer zur Polizei gehen,<br />

müssen sie nachweisen, dass sie auf<br />

die angeblich freundlich gemeinten<br />

Annäherungsversuche des Ex-Partners<br />

nicht „übertrieben“ reagieren.<br />

Rainer Ryhs, IT-Teamleiter beim<br />

Weißen Ring, sagte, dass die Opfer<br />

nachweisen müssen, dass sie über<br />

eine längere Zeit belästigt werden.<br />

„Man muss die Hartnäckigkeit der<br />

Täter nachweisen“, sagte er. „Dabei<br />

soll nun die Apphelfen.“<br />

Die App ist extra so programmiert,<br />

dass sie auch jeder Laie sofort<br />

bedienen kann. Betroffene können<br />

sie kostenlos herunterladen. Wenn<br />

dann zum Beispiel der Ex-Freund<br />

eine Frau vor deren Haus anspricht,<br />

kann sie zum Beispiel eine wirklich<br />

sehr laute Alarmfunktion einschalten,<br />

die jeden Täter wohl schnell verschreckt.<br />

Viel wichtiger sind die Aufnahmefunktionen:<br />

Die Frau kann<br />

mit zweimal tippen auf dem Display<br />

alles filmen, was passiert. Sie kann<br />

auch eine Tonaufzeichnung machen<br />

oder –wenn sie sich vorder Aggressivität<br />

des Täters fürchtet –auch gleich<br />

nach dem Vorfall ein Gedächtnisprotokoll<br />

diktieren. Viele Opfer machen<br />

das erst Stunden später, wenn<br />

sie etliche Details vergessen haben.<br />

All diese Dinge könnten Opfer<br />

auch mit dem Handy machen. Doch<br />

da wäredas Problem, dass die Daten<br />

auf dem Handy sind, und der Täter<br />

dem Opfer das Gerät sofortwegnehmen<br />

und die Daten löschen könnte.<br />

Bei der App werden alle aufgezeichneten<br />

Daten sofort auf einen<br />

externen Server überspielt und verschlüsselt.<br />

Sie können nur vom Opfer<br />

selbst mit einem Code entschlüsselt<br />

werden. Damit die Daten für die<br />

Ermittlungen taugen, ist es auch unmöglich,<br />

dass Opfer die Daten später<br />

noch verändern. Sie können auch<br />

nicht so einfach gelöscht werden.<br />

„Tagebuch der Belästigungen“<br />

Die Opfer können ihrem „Tagebuch<br />

der Belästigungen“ nur immer neue<br />

Einträge und Ergänzungen hinzufügen,<br />

so dass die Ermittler ein recht<br />

vollständiges Bild erhalten.<br />

DieApp ist auf dem Display extra<br />

so gestaltet, dass die Opfer auch bei<br />

Panik und mit zitternden Händen<br />

die Appbedienen können.<br />

Das Ganze ist kein Angebot mit<br />

unklarer Herkunft und Absicht –wie<br />

es bei Apps oft der Fall ist. Siewurde<br />

vom Weißen Ring mit Fachleuten<br />

entwickelt. Der gemeinnützige Verein<br />

ist die bundesweit wichtigste und<br />

größte Organisation, die Kriminalitätsopfer<br />

unterstützt und ihnen Beistand<br />

leistet. Ganz ohne öffentliche<br />

Gelder berät der Weiße Ring zum<br />

Beispiel Geschädigte,begleitet sie zu<br />

Aussagen bei der Polizei oder unterstützt<br />

sie bei Gerichtsprozessen.<br />

Aber dem Weißen Ring ist auch die<br />

Prävention wichtig, deshalb hat sie<br />

diese Appentwickelt.<br />

„Die Appsoll Opferndie Möglichkeit<br />

geben, Beweise zu sammeln und<br />

sich zu wehren. Sie soll helfen, dass<br />

die Opfer wieder in ein selbstbestimmtes<br />

Leben zurückzufinden“,<br />

sagte Ziercke.Aber sie solle auch die<br />

Gesellschaft sensibilisieren, denn<br />

Stalking sei noch immer eine unterschätzte<br />

Gefahr.Ziercke: „Außerdem<br />

soll sie die Täter abschrecken. Die<br />

sollen ihre Stalking-Versuche abbrechen,<br />

weil sie wissen, dass sie nun<br />

besser verfolgt werden können.“<br />

Verleger Wieland<br />

Giebel von Raser<br />

schwer verletzt<br />

18-Jähriger war ohne<br />

Führerschein unterwegs<br />

Ein 18-Jähriger raste ohne Führerschein<br />

durch Kreuzberg. Offenbar,<br />

um anzugeben. In Kreuzberg<br />

verursachte er mit seinen Audi A8<br />

dann einen Unfall, bei dem der <strong>Berliner</strong><br />

Kurator und Verleger Wieland<br />

Giebel beinahe ums Leben kam. Giebel<br />

liegt derzeit auf der Intensivstation.<br />

„Ein guter Helm sowie eine Laterne<br />

retteten ihm das Leben“,<br />

schrieb das Berlin Story Museum,<br />

dessen Kurator Giebel ist, am Montag<br />

in seinem Blog.<br />

Der 69-jährige Giebel war gegen<br />

17 Uhr mit seinem Fahrrad in der<br />

Kreuzberger Wilhelmstraße unterwegs,als<br />

er vonder schweren Luxuslimousine<br />

des 18-Jährigen erfasst<br />

wurde. Giebel stürzte und kam<br />

schwer verletzt ins Krankenhaus.<br />

Die Polizei beschrieb das Verhalten<br />

des 18-jährigen Fahranfängers<br />

als rücksichtslos und regelwidrig.<br />

Zeugen hätten berichtet, der junge<br />

Mann habe mit seiner Limousine gedrängelt<br />

und mit quietschenden Reifen<br />

überholt und den Gegenverkehr<br />

gefährdet. Beim Abbiegen in die Wilhelmstraße<br />

verlor er die Kontrolle<br />

über den Wagen und erfasste den radelnden<br />

Giebel. Das Auto prallte<br />

schließlich gegen einen Ampelmast<br />

und riss ihn aus der Verankerung.<br />

Ebenfalls am Sonnabend stoppten<br />

Polizisten ein illegales Autorennen.<br />

Sie verfolgten und stellten einen<br />

Fahrer, der andere entkam.<br />

Junge Männer, die mit hochmotorisierten<br />

Sportwagen und Limousinen<br />

durch die Innenstadt rasen, stellen<br />

die Polizei seit längerem vor Probleme.<br />

Die Strafen wurden verschärft<br />

und einige harte Gerichtsurteile<br />

gefällt. Trotzdem fallen immer<br />

wieder gefährliche Raser auf. (BLZ)<br />

Wieland Giebel wurde von einem 18-jährigen<br />

Raser schwer verletzt. BLZ/PONIZAK<br />

Vermischtes<br />

dienstleistungen<br />

berliner<br />

adressen<br />

Klinker verfugen<br />

reinigen, restaurieren<br />

0160-96354981 www.Die Fuger.com<br />

zapf umzüge, 61 061, www.zapf.de<br />

an- und Verkäufe<br />

Kaufgesuche<br />

4€Ansichtsk. vor45030 4443802<br />

Bis zu 10.000 € für DDR-Kunst!<br />

Tel.: 0151 54 35 87 86<br />

Kaufe Ölgemälde, Münzen, Antiquität.Dr.<br />

Richter, 01705009959<br />

Telefonische anzeigenannahme: 030 2327-50<br />

Jeder Tag<br />

ist ein Geschenk<br />

Helfen Sie unheilbar kranken Kindern!<br />

Bitte unterstützen Sie das Kinderhospiz Bethel.<br />

Zukunftschance.<br />

Spendenkonto 4077, Sparkasse Bielefeld,<br />

BLZ 480 501 61, Stichwort „Hospizkind“<br />

www.kinderhospiz-bethel.de<br />

109<br />

Anzeigenannahme: ( 030) 2327-50


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Michael Müller hat Tokio im Blick. Derzeit ist er auch Präsident des Städtenetzwerks Metropolis ,dem 140 Millionenstädte aus aller Welt angehören.<br />

SK/CS<br />

Gipfeltreffen in Tokio<br />

Senatschef Michael Müller (SPD) wirbt in der japanischen Hauptstadt für Geschäfte mit Berlin<br />

VonElmar Schütze, Tokio<br />

Michael Müller ist ein<br />

Mann mit Erfahrungen<br />

auf dem internationalen<br />

Parkett. Seit<br />

fünf Jahren ist er Regierender Bürgermeister,<br />

etliche Dienstreisen hat<br />

er in dieser Zeit gemacht und weiß,<br />

wie man Gastgeber anspricht, von<br />

denen man etwas will: freundlich,<br />

zurückhaltend, das Gegenüber lobend.<br />

So tritt er auch in Tokio auf, wo<br />

er sich seit Sonntag aufhält.<br />

Müller will etwas, indiesem Fall<br />

Verträge und Geschäfte für die rund<br />

30 <strong>Berliner</strong> Unternehmen aus der<br />

Verkehrs-, Umwelt-, Energie- und<br />

Gesundheitswirtschaft, deren Vertreter<br />

ihn in die japanische Hauptstadt<br />

begleitet haben.<br />

BVG braucht Ladetechnik<br />

Man kann es aber auch so machen<br />

wie Delegationsteilnehmerin Sigrid<br />

Nikutta. Die resolute BVG-Chefin<br />

überraschte am Montag die Manager<br />

des weltweit agierenden Unternehmens<br />

Mitsubishi Electric, Teil<br />

des Mitsubishi-Imperiums, mit einem<br />

eher fordernden Auftritt. Am<br />

liebsten, so sah es aus, hätte Nikutta<br />

gleich an Ortund Stelle Aufladestationen<br />

für die E-Busse der BVGeingepackt.<br />

Denn die Japaner suchen<br />

nach Kunden, denen sie ihre Expertise<br />

an Batterie- und Aufladetechnik<br />

verkaufen können. Und die BVG<br />

Die Reise: Michael Müller<br />

bleibt bis Mittwoch in Tokio.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Senatschef<br />

reistauch in seiner Funktion<br />

als Präsident des Städtenetzwerks<br />

Metropolis mit<br />

seinen fast140 Mitgliedsstädten.<br />

braucht deutlich mehr Kapazitäten,<br />

damit dereinst tatsächlich die gesamte<br />

Busflotte verbrennungsmotorfrei<br />

durch Berlin surren kann.<br />

Tokio kann dabei freilich nicht als<br />

Vorbild dienen, wie Müller am Montagvormittag<br />

bei einem Stadtspaziergang<br />

mit Teilen seiner Delegation<br />

erfahren durfte. Inder japanischen<br />

Hauptstadt fahren überraschend<br />

wenige Autos, Statistiken<br />

sprechen davon, dass nicht einmal<br />

20 Prozent des Individualverkehrs<br />

mit dem eigenen Pkw unternommen<br />

werden. Das liegt auch an den<br />

horrenden Parkkosten in der City der<br />

Mega-Metropole, die sich im Monat<br />

rasch auf 500 Euro summieren. Ein<br />

anderer Grund ist das hervorragend<br />

ausgebaute Bahnnetz. Müller wohnt<br />

in Tokio in einem Hotel ganz in der<br />

Nähe des Bahnhofs Shinjuku, mit<br />

mehr als einer Million Fahrgästen<br />

täglich eine der größten Stationen<br />

der Welt. Von solchen Ausmaßen<br />

können Müllers <strong>Berliner</strong> nicht einmal<br />

(alp)träumen.<br />

Beim zweiten Blick aufTokios Straßenverkehr<br />

fällt auf, dass dortnur wenige<br />

Elektroautos unterwegs sind, anders<br />

als etwa beim riesigen Nachbarn<br />

China, der den Ausbau der Elektroflotte<br />

massiv fördert, schon um das<br />

Leben in den Großstädten überhaupt<br />

noch erträglich zu halten. Das ist in<br />

Tokio so gar nicht nötig. Zwar sind die<br />

auffallend sauberen Straßen und<br />

Kreuzungen vor allem in den Büround<br />

Ausgehvierteln schwarz von<br />

Menschen, es gibt aber mittendrin<br />

auch lauschige Ecken mit zweistöckigen<br />

Häuschen. Auffällig auch winzige<br />

Friedhöfe und kleine Parks mit<br />

Schreinen, die von einer scheinbar<br />

unbegrenzt wuchernden Stadt fast –<br />

aber nur fast –erstickt werden.<br />

Sein Rundgang führte den Regierenden<br />

auch auf das Dach des Mori-<br />

Towers, mit 238 Metern eines der<br />

höchsten Häuser der Stadt. DasPanorama<br />

war atemberaubend zubetoniert.<br />

„Dagibt es ja wirklich nur ganz<br />

wenige grüne Flecken dazwischen“,<br />

sagte Müller, und ließ seinen Blick<br />

über die einzelnen Stadtteile, den<br />

Hafen und auch auf das große Sportstadion<br />

mitten in der Stadt schweifen,<br />

das nächstes Jahr Zentrum der<br />

Olympischen Spiele sein wird.<br />

DIE TOKIO-REISE<br />

DasDienstag-Programm:<br />

Müller spricht beim U20-<br />

Treffender Bürgermeister<br />

und besucht die FirmaNTT<br />

Communications, die in<br />

Berlin-Mariendorf einen Rechenzentrumscampuseinrichten<br />

will.<br />

Das Mittwoch-Programm:<br />

Müller ist dabei, wenn das<br />

U20-Abschlusskommuniqué<br />

an Premierminister Shinzo<br />

Abe überreicht wird. Am<br />

Abend fliegt er zurück, Donnerstaglmorgen<br />

wird er im<br />

Abgeordnetenhaus erwartet.<br />

Auf Olympia setzen die Japaner<br />

große Stücke. Am Morgen nannte<br />

Tokios Bürgermeisterin, Gouverneurin<br />

Yuriko Koike, die Thronbesteigung<br />

Kaiser Naruhitos, die Ausrichtung<br />

der Rugby-Weltmeisterschaft in<br />

diesem September und die Eröffnung<br />

der Olympischen und der Paralympischen<br />

Spiele nächsten Sommer<br />

als Großereignisse –und zwar in<br />

genau dieser Reihenfolge.<br />

Der Besuch der <strong>Berliner</strong> Delegation<br />

gehörte ganz knapp nicht dazu.<br />

Immerhin nannte Koike das 25-jährige<br />

Bestehen der Städtepartnerschaft<br />

mit Berlin „ein denkwürdiges<br />

Jubiläum“. Tatsächlich setzt zumindest<br />

Müller vieles daran, die Beziehungen<br />

zu Tokio zu intensivieren.<br />

„Ich glaube, wir können viel voneinander<br />

lernen, vorallem, was die Herausforderungen<br />

angeht“, sagte der<br />

SPD-Politiker. Als da wären: die Mobilität<br />

in einer wachsenden Stadt, die<br />

Digitalisierung in einer immer stärker<br />

vernetzten Welt, aber auch die<br />

Gesundheitsversorgung in einer alternden<br />

Gesellschaft.<br />

Vondiesem Phänomen ist vor allem<br />

Japan betroffen. DieGesellschaft<br />

altert rasend schnell, es gibt Schätzungen,<br />

dass Japan im Jahr 2050 noch<br />

rund 100 Millionen Einwohner hat,<br />

im Moment sind es etwa 25 Millionen<br />

mehr. Inzwischen hat die Regierung<br />

ein Facharbeiteranwerbegesetz beschlossen.<br />

Ob davon ausgerechnet<br />

<strong>Berliner</strong> Unternehmen profitieren<br />

werden, ist die Frage.<br />

Zugang zum japanischen Markt<br />

Im Moment haben sich viele japanische<br />

Firmen in und rund um Düsseldorf<br />

angesiedelt –Mitsubishi Electricsitzt<br />

in Ratingen. Unddas,obwohl<br />

<strong>Berliner</strong> Geschäftsleute schon lange<br />

ein besonderes Interesse an Japan<br />

haben. Mit in Tokio ist Jan Eder,<br />

Hauptgeschäftsführer der IHK. In einer<br />

Rede erinnerte er daran, dass bereits<br />

vor160 Jahren der preußisch-japanische<br />

Handelsvertrag unterzeichnet<br />

wurde, also (auch) <strong>Berliner</strong><br />

Unternehmer Zugang zum damals<br />

noch viel stärker abgeschotteten japanischen<br />

Markt gefunden haben.<br />

Eder forderte auf, die 9000 Kilometer<br />

Entfernung nicht als Hemmnis,<br />

sondern als Chance zu begreifen<br />

und bemühte dazu ein japanisches<br />

Sprichwort: „Keine Straße ist zu lang<br />

mit einem Freund an der Seite.“<br />

Ob Gouverneurin Koike nun<br />

gleich ein Freund (korrekt wäre natürlich:<br />

Freundin) von Michael Müller<br />

wird, sei dahingestellt. Er sieht<br />

seinen Besuch jedenfalls in einem<br />

größeren Zusammenhang. Der Senatschef<br />

ist seit einem Jahr auch Präsident<br />

des Städtenetzwerks Metropolis<br />

mit seinen fast 140 Mitgliedsstädten,<br />

deren Vertreter durch Wissens-<br />

und Erfahrungsaustausch die<br />

Lebensverhältnisse ihrer Bewohner<br />

verbessern wollen. In diesem Zusammenschluss<br />

haben sich Großstädte<br />

gefunden, deren Regierungen<br />

sich einmal im Jahr zum G20-Wirtschaftsgipfel<br />

treffen. Ende Juni ist<br />

Tokio an der Reihe, dieser Tage kontakten<br />

die Bürgermeister. Der eigentliche<br />

G20-Gipfel dürfte vom<br />

amerikanisch-chinesischen Handelskrieg<br />

und dem Brexit dominiert<br />

sein –von zwei Ereignissen also,unter<br />

denen auch die japanische Wirtschaft<br />

leidet. Vielleicht, so die ganz<br />

leise Hoffnung der <strong>Berliner</strong> Delegation,<br />

sind die Japaner ja jetzt auf der<br />

Suche nach neuen Partnern.<br />

EinSchritt ist am Montag gemacht<br />

worden: Alba und sein Tokioter Müllverwertungspendant<br />

SEIU, ein Spezialist<br />

für das Recycling von PET-Flaschen<br />

und Aludosen, unterzeichneten<br />

einen Kooperationsvertrag. Und<br />

dann ist da ja noch Sigrid Nikutta.<br />

Zur Erinnerung an den Vater<br />

Beate Hammett ist die Tochter des jüdischen Architekten Alexander Beer,der die Synagoge am Fraenkelufer plante. Am Montag kam sie zu Besuch nach Berlin<br />

VonCaroline Bock<br />

Beate Hammett war neun Jahre<br />

alt, als sie 1939 ohne ihre Eltern<br />

aus Berlin vor den Nazis fliehen<br />

musste.IhreMutter hatte ihr damals<br />

ein Opernglas eingepackt. Auch ein<br />

Teddy namens „Brummelchen“ und<br />

eine Puppe namens „Peter“ kamen<br />

mit. Beate Hammett überlebte den<br />

Holocaust, weil sie ein Kindertransportnach<br />

London brachte.Heute ist<br />

sie „90 Jahre und 9Tage“ alt, wie sie<br />

am Montag in Berlin erzählte. Die<br />

schlechten Erfahrungen hätten ihre<br />

Spuren hinterlassen. Aber ihre Zeit<br />

mit Jammern verbringen, das habe<br />

sie nicht gewollt, sagt sie.<br />

Beate Hammett ist gerade aus<br />

dem 24 Flugstunden entfernten Australien<br />

angereist, das seit 1945 ihre<br />

Heimat ist. Ihr Besuch ist etwas Besonderes.Sie<br />

ist die Tochter des jüdischen<br />

Architekten Alexander Beer,<br />

der das Bauamt der Jüdischen Gemeinde<br />

Berlin leitete und 1944 im<br />

Konzentrationslager Theresienstadt<br />

ermordet wurde. Ihre Mutter starb<br />

1941. Beer plante in Berlin einige<br />

prominente Gebäude, darunter das<br />

Jüdische Waisenhaus in Pankow, die<br />

Synagoge in der Prinzregentenstraße<br />

inWilmersdorfund die Synagoge am<br />

Fraenkelufer in Kreuzberg, die 1938<br />

zerstörtwurde.Letzteresoll jetzt mit<br />

Hilfe vonSpenden wieder aufgebaut<br />

werden. Derzeit wird ein Nebengebäude<br />

für Gottesdienste genutzt.<br />

DerWiederaufbau soll am 9. November<br />

2023 beginnen –und damit Beate Hammett, Tochter des Architekten Alexander Beer,inKreuzberg. DPA<br />

85 Jahre nach der Zerstörung während<br />

der Novemberpogrome der Nazis.<br />

Initiator des Projekts mit prominenten<br />

Unterstützern ist der SPD-<br />

Fraktionschef im Abgeordnetenhaus,Raed<br />

Saleh, ein Muslim.<br />

„Hörtauf diese Frau“, sagte Saleh,<br />

als Beate Hammett das Synagogen-<br />

Projekt besuchte. „Ihr Schicksal soll<br />

nicht vergessen sein.“ Die Botschaft<br />

ist für ihn ein klares Signal gegen alte<br />

und neue Spalter, Nationalisten und<br />

Nazis. „Judentum ist Teil unserer<br />

Leitkultur.“ Wer Schlösser baue,<br />

könne auch Synagogen bauen.<br />

Beate Hammett hatte Saleh einen<br />

Brief geschrieben, als sie durch einen<br />

Freund und die Medien vonden<br />

Wiederaufbau-Plänen erfuhr.Bei ihrerAnkunft<br />

in Kreuzbergscherzte sie<br />

mit ihm. Dass sie einen langen Flug<br />

hinter sich hatte,war der alten Dame<br />

kaum anzumerken.<br />

Beate Hammett erinnerte sich<br />

noch gut an die Zeit, als die Synagogen<br />

brannten. „Meine Mutter hatte<br />

mich mitgenommen, um mir die<br />

rauchenden Ruinen zu zeigen“, erzählte<br />

sie. Ob sie die Stimmung<br />

heute an die 30er Jahre erinnere?<br />

„Die kurze Antwortist: ja.“<br />

Von ihrem Vater, dem Architekten,<br />

hatte sie nur wenig mitbekommen,<br />

sie war ja noch ein Kind. Über<br />

seine berufliche Karriere wisse sie<br />

nichts.Sie nutzte das deutsche Wort,<br />

als sie nach den Erinnerungen an ihn<br />

gefragt wird: „Vati“. DasWortreichte<br />

schon, um zu erahnen, was ihr ein<br />

Leben lang gefehlt hat. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 13 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Aktivisten<br />

besetzen<br />

Airbnb-Wohnung<br />

Protest-Ausstellung in<br />

Neuköllner Touri-Apartment<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Dringend benötigte Wohnungen,<br />

die als Ferienbleibe zweckentfremdet<br />

werden –inBerlin ist das ein<br />

großes Problem. Aktivisten haben<br />

nun aus Protest den Spieß umgedreht.<br />

Siebesetzten in Neukölln eine<br />

Airbnb-Ferienwohnung, die sie für<br />

eine Ausstellung zweckentfremdeten.<br />

Wasdie Aktivisten jedoch nicht<br />

wussten: Die Ferienwohnung ist legal<br />

und vom Bezirksamt genehmigt.<br />

Am Ende kam die Polizei.<br />

Die Ferienwohnung im Erdgeschoss<br />

eines Mietshauses an der<br />

Hobrechtstraße: Für 1300 Euro Monatsmiete<br />

wird sie auf dem Vermieter-Portal<br />

Airbnb angeboten. Am<br />

vergangenen Sonntag waren in der<br />

Wohnung aber keine Touristen, sondernAktivisten<br />

der Initiative„Airbnb<br />

&Co. enteignen“, die sich auf noch<br />

ungeklärter Weise Zutritt zu den<br />

Räumen verschafft hatten. Unter<br />

den Fensternstellten sie Plakate auf,<br />

die Besucher zu einer „Ausstellungseröffnung“<br />

mit Sekt einluden. Wer<br />

wollte, konnte über eine kleine rote<br />

Holztreppe durchs Fenster in die<br />

Räume steigen.<br />

Und das taten laut der Initiative<br />

viele neugierige <strong>Berliner</strong>. Zusehen<br />

bekamen sie unter anderem Infotafeln,<br />

die die Aktivisten an den Wänden<br />

der Touri-Schlafzimmer hängten.<br />

Eine hatte viele Punkte, die angeblich<br />

die Anzahl der Ferienwohnungen<br />

in Neukölln und Kreuzberg<br />

zeigen. Die zweite Tafel informierte<br />

über den Wohnungsbesitzer. Ein<br />

Mann namens Mario, der wohl insgesamt<br />

acht Wohnungen bei Airbnb<br />

anbietet. „Ferienwohnungen klauen<br />

notwendigen Wohnraum und treiben<br />

die Mieten in die Höhe“, sagte<br />

Aktivistensprecher Max Gebhardt.<br />

Der Neuköllner Vermieter wäre das<br />

beste Beispiel dafür. Doch die Aktivisten<br />

hatten den Falschen gewählt.<br />

„Dessen Ferienwohnung in der Hobrechtstraße<br />

ist legal“, teilte das Bezirksamt<br />

Neukölln am Montag auf<br />

Anfrage mit. „Es sind genehmigte<br />

Gewerberäume, die keinen benötigten<br />

Wohnraum wegnehmen.“<br />

Die Schau der Aktivisten in der<br />

Ferienwohnung sollte einige Tage<br />

dauern. Doch die offenbar von der<br />

Hausverwaltung alarmierte Polizei<br />

verhinderte dies, versiegelte am<br />

Sonntagabend die Räume. „Wir ermitteln<br />

jetzt wegen des Verdachts<br />

des Wohnungseinbruches und des<br />

Verstoßes gegen das Versammlungsrecht“,<br />

sagte ein Polizeisprecher.<br />

TOM WLASCHIHA<br />

ließ sich den Abschluss nicht entgehen.<br />

Am Montagabend besuchte er<br />

als unser Mann in der Serie„Game of<br />

Thrones“ die vomPay-TV-Sender Sky<br />

veranstaltete Kinopremiere der letzten<br />

Folge in der Kulturbrauerei. Wlaschiha<br />

hatte in der zweiten Staffel der<br />

epochalen Serie als Jaqen H’ghar bescheiden<br />

in einer Nebenrolle angefangen,<br />

die sich dann in der fünften<br />

und sechsten Staffel zur Hauptrolle<br />

auswuchs. Inder siebten Staffel kam<br />

er nicht vor, so dass die Fans voriges<br />

Jahr während der Dreharbeiten zum<br />

Abschluss entzückt feststellten, dass<br />

Wlaschiha sich in Sevilla herumtrieb,<br />

in der Nähe eines wichtigen Drehorts<br />

also. Das Lustige daran: Die Produzenten<br />

haben die Fans damit auf die<br />

falsche Fährte geführt! Wlaschiha<br />

und andere Schauspielerkollegen<br />

wurden sogar in Kostüm und Maske<br />

an den Drehort gestellt, um von der<br />

tatsächlich geplanten Handlung abzulenken.<br />

Der<strong>Berliner</strong> ist heute amüsiert<br />

über das gelungene Versteckspiel.<br />

Für die Karrieredes 45-Jährigen<br />

war „Game of Thrones“ ein großes<br />

Glück: „Wir Schauspieler leben nun<br />

mal vonunserer Bekanntheit. Ichbin<br />

den Produzenten also für diese<br />

Chance sehr dankbar.“Wlaschiha beklagt<br />

sich nicht darüber, dass er täglich<br />

mehrfach um gemeinsame Selfies<br />

gebeten wird: „Ich nehme das als<br />

Kompliment.“ Gefragt nach dem Geheimnis<br />

des Erfolgs der Serieverweist<br />

er auf die Qualität der meisten Drehbücher:<br />

„Das ist eine sehr komplex<br />

geschriebene Parallelwelt, wo für jeden<br />

was dabei ist.“ Einkapitaler Fehler,der<br />

immer noch oft gemacht wird,<br />

ist in GoT vermieden worden: „Auf<br />

gar keinen Fall darf man das Publikum<br />

unterfordern, denn dann langweilt<br />

es sich und bleibt weg.“ FürWlaschiha<br />

als Zuschauer steckt ein Großteil<br />

des Spaßes an so einem folgenreichen<br />

Werk in den Diskussionen<br />

zwischen den einzelnen Folgen: „Die<br />

Gespräche mit Freunden und Familie<br />

darüber, wie es wohl weitergeht, gehören<br />

dazu.“ Der Schauspieler versteht<br />

die Fans,die so gernmehr als die<br />

72 Stunden und 16 Minuten„Game of<br />

Thrones“ gehabt hätten, die es<br />

schließlich geworden sind. Aber nicht<br />

nur: „Ich finde, eswar eine richtige<br />

Entscheidung der Produzenten, es<br />

jetzt zu beenden, wo die Serie soeinen<br />

Hype erlebt. Zu oft wird bei Serien<br />

der richtige Moment für das<br />

Ende verpasst.“ Wlaschiha steht gerade<br />

in Prag und in Frankreich für die<br />

zweite Staffel der Serie„DasBoot“ als<br />

Kriminalrat Hagen Forster vorder Kamera.<br />

In der zweiten Jahreshälfte soll<br />

dann auf Amazon Prime die neue<br />

Staffel der Serie„Jack Ryan“ mit ihm<br />

in einer geheimnisvollen Rolle herauskommen.<br />

Am Ende die Ablenkung<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

TomWlaschiha erlebt gemeinsam<br />

mit den Fans im Kino den Abschied<br />

von der letzten Folge<br />

„Game of Thrones“<br />

TomWlaschiha ist <strong>Berliner</strong> und als Jaqen<br />

H’ghar quasi unser Mann bei GoT.<br />

Schauspielerin Katrin Wrobel zählt zu den<br />

großen GoT-Fans. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />

Zwei, die es bis ans Ende von Game of Thrones geschafft haben: Jon Snow (Kit Harington)<br />

und Daenerys Targaryen (Emilia Clarke)<br />

HBO<br />

KATRIN WROBEL<br />

ist eine Geisel der berühmtesten<br />

Fernsehserie der Welt: „Als ich das<br />

erste Mal Game of Thrones anschaute,<br />

habe ich nicht mit so einem<br />

Mix aus Fantasy und Mittelalter<br />

gerechnet. In den ersten Folgen<br />

irritierte mich das sehr.Irgendwann<br />

habe ich mich reingefunden. Und<br />

dann steckte ich auch schon drin,<br />

konnte mich nicht mehr davon lösen.“<br />

Die Serie ließ sie nicht vom<br />

Haken, immer wieder saß die<br />

Schauspielerin, die auch als Model<br />

arbeitet und mal Miss Germany<br />

war,aus quälender Neugier vordem<br />

Fernseher: „Natürlich wollte ich<br />

wissen, wohin sich die verschiedenen<br />

Charaktere entwickeln. Ich war<br />

richtig gefesselt.“ In vernünftigeren<br />

Momenten versuchte sie sich allerdings<br />

einzureden: „Es ist doch bloß<br />

eine Serie!“ Auf eine Lieblingsfigur<br />

mag sie sich nicht festlegen: „Für<br />

mich war das Ensemble der Star.“<br />

Wer in ihrer Gegenwart Geheimnisse<br />

der Handlung ausplauderte,<br />

bevor sie die entsprechenden Folgen<br />

gesehen hatte, musste mit keinem<br />

großen Zorn rechnen: „Aber<br />

bei Star Wars sollte sich das besser<br />

niemand erlauben!“<br />

SIMON-PAUL WAGNER<br />

ist selbst durch eine Serie bekannt<br />

geworden – in„Marienhof“ in der<br />

ARD spielte er die Hauptrolle des<br />

Marlon Berger. Mit den aktuell besonders<br />

gehypten Serien kann er jedoch<br />

nichts anfangen. Bei„Game of<br />

Thrones“ war es besonders schlimm:<br />

„Diese Seriebedeutetfür mich absoluten<br />

Nerventerror. Ich werde nämlich<br />

von Freunden und Bekannten<br />

ständig genervt, dass ich das unbedingt<br />

schauen muss, weil es so unglaublich<br />

gut gemacht ist. Selbst<br />

Leute, die sonst nie etwas mit Drachen<br />

schauen, wurden vom GoT-<br />

Fieber voll erwischt.“ Wagner hat es<br />

mal versucht: „Ich habe bisher nur<br />

eine einzige Folge gesehen. Diefand<br />

ich auch sehr gut, aber ich habe<br />

nicht die Zeit, das alles anzuschauen.<br />

Ichweiß nicht mal, wie die<br />

Königin heißt.“ Die Einladung zum<br />

Anschauen der letzten Folge hat er<br />

gern angenommen. Ihm tun die<br />

Fans leid, die wegen des Endes barmen:<br />

„Von mir aus soll das weiter<br />

produziert werden. Im Freundeskreis<br />

sehe ich nur noch weinende<br />

Leute, die fertig mit der Welt sind,<br />

weil sie nicht wissen, was sie künftig<br />

mit ihrer Freizeit anfangen sollen.“<br />

WasSerien anbelangt, ist Wagner als<br />

Zuschauer in den Neunzigern hängengeblieben:<br />

„Die letzte Serie, die<br />

ich am Stück gesehen habe, war<br />

’Eine schrecklich nette Familie’ über<br />

den Schuhverkäufer Al Bundy. Das<br />

habe ich geliebt!“<br />

POLIZEIREPORT<br />

Mann ins Gleisbett geschubst.<br />

Beieiner Auseinandersetzung mit einem<br />

Unbekannten auf dem S-Bahnhof<br />

Wittenau stürzte in der Nacht<br />

zum Montag ein 43-jähriger Mann<br />

ins Gleisbett. Während des Streits<br />

hatte der Unbekannte dem Opfer zunächst<br />

mit der Faust ins Gesicht geschlagen.<br />

Anschließend stieß er ihn<br />

ins Gleisbett und flüchtete.Zeugen<br />

informierten den Triebwagenführer<br />

einer herannahenden S-Bahn, so<br />

dass er den Zugrechtzeitig anhielt.<br />

Reisende halfen dem Mann aus dem<br />

Gleisbett. Er wurde leicht verletzt.<br />

Kind angefahren.<br />

Beieinem Verkehrsunfall in Hakenfelde<br />

wurde ein Kind am Sonntag<br />

schwer verletzt. Nach bisherigen Ermittlungen<br />

war ein 55-jähriger Autofahrer<br />

gegen 17.50 Uhrmit seinem<br />

Hyundai auf der Mertensstraße in<br />

Richtung Streitstraße unterwegs.<br />

Kurz vorder Einmündung Pepitapromenade<br />

fuhr ein Junge mit einem<br />

Roller vonlinks auf die Fahrbahn.<br />

Dabei wurde er vondem Auto<br />

erfasst. Beidem Aufprall stürzte der<br />

Zehnjährige auf die Motorhaube<br />

und schlug mit dem Kopf gegen die<br />

Windschutzscheibe.Das Kind wurde<br />

mit schweren Verletzungen am Kopf<br />

und am Rumpf in ein Krankenhaus<br />

gebracht. Polizisten stellten fest,<br />

dass der Autofahrer Alkohol getrunken<br />

hatte.Ein Atemtest ergab einen<br />

Wert vonrund0,6 Promille.<br />

Fuchs erschossen.<br />

Polizeibeamte wurden am Montagnachmittag<br />

gegen 15.40 Uhrauf einen<br />

verletzten FuchsinLichtenrade<br />

aufmerksam. Da dasTier starkblutete<br />

und sich nicht mehr selbstständig<br />

bewegen konnte,zogen Polizisten<br />

das Tier vonder Fahrbahn des<br />

Lichtenrader Damms auf den begrünten<br />

Mittelstreifen und erlösten<br />

es dortmit einem gezielten Schuss<br />

vonseinen Qualen.<br />

Kleintransporter angezündet.<br />

Unbekannte habenamfrühen Montagmorgen<br />

in Friedrichshain einen<br />

Kleintransporter angezündet. Kurz<br />

vor3Uhr bemerkte ein Autofahrer<br />

den brennenden VW Caddyeines<br />

Hausmeisterservices in der Friedenstraße<br />

und alarmierte die Feuerwehr,die<br />

die meterhohen Flammen<br />

löschte.Wegen des Verdachts eines<br />

politischen Motivs übernahm der<br />

Staatsschutz die Ermittlungen.<br />

Sprayer erwischt.<br />

An den Gleisanlagen des S-Bahnhofs<br />

Wannsee sind am Sonntagvier<br />

Sprayerfestgenommen worden. Vier<br />

ihrer Komplizen flüchteten. Siehatten<br />

eine abgestellte S-Bahn auf einer<br />

Fläche von85Quadratmeternbesprüht.<br />

(ls.)<br />

Künstlerische Blickfänge für Ihren Garten<br />

Einfach Bellissimo<br />

Lesershop<br />

030–201 64 004<br />

www.berliner-zeitung.de/shop<br />

Japanischer Buddha<br />

„Daibutsu“<br />

Diese Buddha Statue ist dem Daibutsu (= großer Buddha)<br />

nachempfunden. Sie wurde im Steingussverfahren<br />

hergestellt und mit einem Antikfinish veredelt.<br />

Ein Kunstwerk, das Weisheit und Mitgefühl mit allem<br />

Lebendigen ausstrahlt.<br />

Maße: 27 ×30×20cm<br />

(B/H/T)<br />

Gewicht: 14 kg<br />

Art.-Nr. 1371760 €118,–*<br />

Katze mit Jungem<br />

Hier hat offenkundig ein Katzenkenner<br />

modelliert: Bis ins Detail sind Blick und<br />

Gestus der Katzenmutter und ihres<br />

kleinen Kätzchens eingefangen.<br />

Skulptur in feiner Bronze, von Hand<br />

patiniert.<br />

Material: Bronze<br />

Maße: 11 ×16×9cm<br />

(B/H/T)<br />

Art.-Nr. 1371720 €128,–*<br />

Kiwi<br />

Eine Filigranarbeit, die Geduld und<br />

Geschick gleichermaßen fordert.<br />

Aus einer Vielzahl dünngeschnittener Bleche<br />

entsteht das aufgeplusterte Federkleid des<br />

neuseeländischen Vogels, der auch bei<br />

afrikanischen Künstlern Anklang findet.<br />

Maße:<br />

27 ×19×10cm(B/H/T)<br />

Jede Skulptur ist ein Unikat<br />

(Maße und Farben können abweichen).<br />

Art.-Nr. 1371441 €68,–*<br />

*inkl. MwSt., zzgl. €6,95 Versand, ab €75,- versandkostenfrei. Die Lieferzeit beträgt ca.10 Tage.<br />

Ihnen steht ein gesetzliches Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht und die Widerrufsbelehrung finden Sie unter www.berliner-zeitung.de/shop<br />

Ein Angebot der M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen <strong>Zeitung</strong> GmbH &Co. KG, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln.


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Werbung<br />

mit<br />

Baseballschläger<br />

Kritik an den Jusos für<br />

Europa-Wahlplakat<br />

Die <strong>Berliner</strong> Jusos ernten auch<br />

aus der eigenen Partei heftige<br />

Kritik für ein Foto, mit dem sie auf<br />

Facebook für die Europawahl am 26.<br />

Mai werben. Auf dem Bild hält eine<br />

Frau im Europa-Pulli einen Baseballschläger<br />

in den Händen. Daneben<br />

steht der Slogan:„Nationalismus eiskalt<br />

abservieren!“<br />

SPD-Landeschef und Regierender<br />

Bürgermeister Michael Müller<br />

distanzierte sich am Montag deutlich<br />

von der Wahlwerbung der SPD-<br />

Jugendorganisation. Das Motiv<br />

könne als Aufruf zur Gewalt „missverstanden<br />

werden“. Die SPD bedauere<br />

das sehr, die Jusos agierten<br />

eigenständig. „Nicht jedes Mittel<br />

heiligt den Zweck“, so Müller. „Hier<br />

wurde eindeutig über das Ziel hinausgeschossen.“<br />

Auch Stefan Evers, Generalsekretär<br />

der <strong>Berliner</strong> CDU, kritisierte das<br />

Bild scharf. „Ich halte nichts vonNationalisten<br />

–aber noch weniger davon,<br />

politische Debatten mit dem<br />

Baseballschläger zu führen!“ Georg<br />

Pazderski, AfD-Fraktionsvorsitzender<br />

im Abgeordnetenhaus, attestierte<br />

den Jusos ein Demokratiedefizit:<br />

„Mit dem Baseballkeulen-Bild<br />

stellen sich die Jusos intellektuell in<br />

eine Reihe mit Skinheads und Hooligans.“<br />

Die Landesvorsitzende der Jusos,<br />

Annika Klose, erklärte am Montag,<br />

das Bild lasse „Interpretationsspielräume<br />

offen“ und werfe Fragen auf.<br />

„Kurzum: Es ist provokant –und das<br />

war auch unsereAbsicht.“ Manwolle<br />

insbesondere junge Leute wachrütteln,<br />

damit sie an der Wahl teilnehmen.<br />

Gewalt sei für die <strong>Berliner</strong> Jusos<br />

aber kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.<br />

Im Netz sind die Reaktionen auf<br />

das Bild geteilt: DieKommentarereichen<br />

von „abstoßend“, „übel“ und<br />

„unwürdig“ bis hin zu„sehr gut“ und<br />

„klareKante gegen rechts“. (ann.)<br />

Mit diesem Bild werben die <strong>Berliner</strong> Jusos<br />

für die Europawahl.<br />

JUSOS BERLIN<br />

Oldtimer sind ein Hobby<br />

für reiche Leute. Doch<br />

am Freitag dieser Woche<br />

wird dieser Grundsatz<br />

außer Kraft gesetzt. Bei einer Auktion<br />

des Bezirksamts Lichtenberg<br />

kann jeder Autoliebhaber, der ein<br />

paar Euro übrig hat, seinen Oldtimer<br />

ersteigern. Stellvertretend für<br />

alle <strong>Berliner</strong> Bezirke sucht Lichtenberg<br />

neue Besitzer für fast 300<br />

Fahrzeuge, die von den Ordnungsbehörden<br />

sichergestellt worden<br />

sind. Zumeist sind es Autos und<br />

Motorräder, die an Straßenrändern<br />

standen und vom Halter<br />

nicht mehr abgeholt wurden.<br />

Derzeit befinden sich alle Fahrzeuge<br />

auf einem großen Abstellplatz<br />

der Firma Gollnau in Wandlitz.<br />

Dort stehen betagte Sportwagen<br />

und Raritäten neben Klapperkisten,<br />

Wohnmobilen und alten<br />

Imbisswagen. Interessenten können<br />

die Fahrzeuge in dieser Woche<br />

am Donnerstag von von 9bis 17<br />

Uhr und am Freitag von 9bis 12<br />

Uhr besichtigen. Die Spielregeln<br />

im Vorfeld der Versteigerung legen<br />

fest, dass die Autos auf keinen Fall<br />

geöffnet werden dürfen. Wer mitbietet,<br />

muss die Katze im Sack<br />

Eine sportliche, 35 Jahre alte<br />

GMC Corvette XX ist bei der<br />

Versteigerung im Angebot,<br />

ebenso ein 42 Jahre altes<br />

MB Hymerwohnmobil S 660.<br />

In der Rubrik Motorrad zählt<br />

eine Honda Goldwing mit<br />

Erstzulassung von 1984 zu<br />

den Schmuckstücken.<br />

Liebe geht durch den Wagen<br />

Corvette oder Honda Goldwing: Bezirksamt versteigert 300 Oldtimer<br />

Deutschland: Die Zahl der Oldtimer hierzulande<br />

ist erneut gestiegen. Zum 1. Januar<br />

2019 zählte das Kraftfahrt-Bundesamt<br />

(KBA) eigenen Angaben zufolge536 515<br />

Fahrzeuge, die 30 Jahre oder älter waren.<br />

Das sind 58 765 mehr als ein Jahr zuvor.<br />

Der häufigste Oldtimer ist der VW-Käfer.<br />

Definition: Oldtimer sind für das KBAFahrzeuge,<br />

die vormindestens 30 Jahren erstmals<br />

zugelassen wurden, weitestgehend dem<br />

Originalzustand entsprechen, in einem guten<br />

Zustand sind und zur Pflegedes kraftfahrzeugtechnischen<br />

Kulturgutes dienen.<br />

kaufen. Für die meisten Autos gibt<br />

es ohnehin keine Schlüssel mehr.<br />

Als Beispiele für hochwertige<br />

oder seltene Fahrzeuge nennt der<br />

Bezirk Lichtenberg eine schwarze<br />

GMC Corvette XX mit Erstzulassung<br />

von 1984 und ein Oldtimer-<br />

Motorrad Honda Goldwing aus<br />

demselben Jahr. Für Romantiker,<br />

BEZIRKSAMT LICHTENBERG<br />

KÄFER, ENTE & CO<br />

Berlin: Insgesamt sind in der Hauptstadt<br />

15 700 Oldtimer unterwegs, so das KBA. Im<br />

Vorjahr waren es noch knapp 14 300. Rund<br />

1000 Oldtimer in Berlin haben 60 Jahre<br />

oder mehr auf dem Buckel. Rund 6600 der<br />

Fahrzeugewaren jünger als 40 Jahre.<br />

Kennzeichen „H“: Liegt das Erstzulassungsdatum<br />

eines Fahrzeugs mindestens 30 Jahre<br />

zurück, kann dessen Besitzer ein „H“-Kennzeichen<br />

beantragen und zahlt dann weniger<br />

KfZ-Steuer.Dieswirdallerdings nur erteilt,<br />

wenn dasFahrzeug weitgehend dem Original<br />

entspricht und in einem guten Zustand ist.<br />

die sich nach einem Hippie-Urlaub<br />

in der freien Natur sehnen, ist<br />

ein farblich leicht verblasstes MB<br />

Hymer-Wohnmobil S660 aus dem<br />

Jahr 1977 im Angebot. Zu den reizvollen<br />

Fahrzeugen neueren Datums<br />

zählen ein Audi A 3 TFSI<br />

(Erstzulassung 2013), ein BMW<br />

218 D (Erstzulassung 2015) und<br />

ein Jeep Cherokee (Erstzulassung<br />

2017).<br />

DieVersteigerung wird amFreitag<br />

ab 13.30 UhrimSaal der Bezirksversammlung<br />

Pankow inder Fröbelstraße<br />

17 stattfinden. AusSicherheitsgründen<br />

sind höchstens 150 Bieter<br />

zugelassen. Das Mindestgebot pro<br />

Fahrzeug liegt bei 100 Euro, dann<br />

wird in50-Euro-Schritten weitergeboten.<br />

Falls der Bieterwettstreit die<br />

1000-Euro-Marke überschreitet,<br />

geht es in 100-Euro-Schritten weiter.<br />

Teilnehmer, die ein bestimmtes<br />

Schmuckstück unbedingt ersteigern<br />

wollen, können auch höhere Angebote<br />

jenseits der festgelegten Zwischenschritte<br />

abgeben. So kamesbei<br />

einer vorangegangen Auktion im Jahr<br />

2016 zu der kuriosen Situation, dass<br />

ein Teilnehmer 15 000 Euro für einen<br />

Hyundai iX35 bezahlte, obwohl der<br />

Neupreis nur 2000 Euro höher gelegen<br />

hätte. Das Auto hatte zuvor zwei<br />

Jahre lang auf einem öffentlichen<br />

Parkplatz gestanden.<br />

MikeWilms<br />

träumt seit Jahren voneinem<br />

Hippie-Wohnmobil.<br />

Gericht lehnt<br />

Ghettorente<br />

für Roma ab<br />

<strong>Berliner</strong> Richter entscheiden<br />

Musterverfahren<br />

Das Sozialgericht Berlin hat in einem<br />

Musterverfahren entschieden,<br />

dass Angehörigen der Roma aus<br />

Serbien und Nordmazedonien keine<br />

sogenannte Ghettorente zusteht. Es<br />

habe laut einem historischen Gutachten<br />

während der NS-Besatzung<br />

in den Ländern keine Ghettos für<br />

Roma gegeben, begründete das Gericht<br />

das am Montag veröffentlichte<br />

Urteil. Die 1934 geborene Klägerin<br />

aus Serbien hat demnach gegenüber<br />

der Deutschen Rentenversicherung<br />

keinen Anspruch auf Zahlung einer<br />

Altersrente.(Az.S11 R198/17)<br />

In den vergangenen Jahren<br />

machten laut Gerichtmehrere Angehörige<br />

der Roma aus dem ehemaligen<br />

Jugoslawien Ansprüche auf sogenannte<br />

Ghettobeitragszeiten geltend.<br />

In diesem Fall wären Rentenzahlungen<br />

die Folge. Die<br />

Rentenversicherung bestreitet aber,<br />

dass es überhaupt Ghettos im Sinne<br />

des Gesetzes gegeben habe. Diese<br />

Auffassung bestätigte nun das vom<br />

Gericht eingeholte historische Gutachten.<br />

Dievon der Klägerin und anderen<br />

Betroffenen in Parallelverfahren<br />

gemachten Angaben zu ihrer<br />

Verfolgung könnten die Existenz von<br />

Ghettos nicht belegen, erklärte das<br />

Sozialgericht. Dies gelte umso mehr,<br />

als ihre Erklärungen weder „in Einklang<br />

mit den historischen Fakten“<br />

stünden noch persönlich oder individuell<br />

erschienen. Es sei vielmehr<br />

denkbar,dass den Klägern„vorgefertigte<br />

Erklärungen ohne Bezug zum<br />

individuellen Verfolgungsschicksal<br />

zur Unterschrift vorgelegt“ worden<br />

seien. Das Urteil ist noch nicht<br />

rechtskräftig. (AFP)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Lotto-Zahlen:<br />

10 -13-16-20-24-28, Sz. 32<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt x2652 000,70 Euro<br />

Klasse 2: 7x220 445,60 Euro<br />

Klasse 3: 79 x9766,50Euro<br />

Klasse 4: 747 x3098,60 Euro<br />

Klasse 5: 4566 x168,90 Euro<br />

Klasse 6: 41 582 x37,10 Euro<br />

Klasse 7: 76 833 x20,00 Euro<br />

Klasse 8: 719 859 x9,60 Euro<br />

Klasse 9: 527 112 x5,00 0Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Unionsteht kurz<br />

vor der1.Liga.<br />

Wir<br />

drücken euch<br />

die Daumen<br />

für die<br />

Relegation!<br />

SO SCHREIBTMAN BERLIN.<br />

GEMEINSAM HOFFEN WIR<br />

AUF EINE LANGE PARTY.<br />

berliner-zeitung.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 15<br />

·························································································································································································································································································<br />

Brandenburg<br />

Der Dorfkrug<br />

wird zum<br />

Wahllokal<br />

Wirt Gerd Neumann ist bei<br />

der Europa-Wahl im Einsatz<br />

VonSilkeNauschütz, Bagenz<br />

Zugezogen aus Cottbus: der Bagenzer<br />

GastwirtGerd Neumann<br />

DPA/PLEUL<br />

Wenn Gastwirt Gerd Neumann<br />

am kommenden Sonntag im<br />

„Dorfkrug“ von Bagenz (Spree-<br />

Neiße) von seiner Frau Silke Kaffee<br />

und Bier ausschenken lässt, wirdnebenan<br />

im Saal schon einiges los sein.<br />

Der zweite Raum seines Gasthauses<br />

im kleinen südbrandenburgischen<br />

Ortist pünktlich zu den Kommunalund<br />

Europawahlen zur Stimmabgabe<br />

umgeräumt worden. In Bagenz<br />

werden die Kandidaten für den<br />

Kreistag, der Ortsvorsteher und die<br />

Gemeindevertreter gewählt und für<br />

die Europawahl abgestimmt.<br />

Neumann macht das wie in jedem<br />

Wahljahr: ein langer Tisch mit<br />

sieben Stühlen steht rechts im Raum<br />

für denWahlvorstand bereit, die zwei<br />

Wahlurnen mit Kabine werden am<br />

Freitag vorher gebracht. „Ich rechne<br />

eigentlich mit etwa 70 Prozent Wahlbeteiligung“,<br />

sagt Neumann, der<br />

wieder Wahlvorsteher ist.<br />

Schon vor dem Mauerfall hatte<br />

Neumann Wahlen mitbegleitet.<br />

Nach der Wende, seit 1994, ist der<br />

Kneipier fast durchgängig Wahlhelfer<br />

–und zwar für jedeWahl, ob Kommunal-<br />

Europa- oder Landtagswahl.<br />

Den Wahlvorstand aus Alteingesessenen<br />

des Ortes zusammenzubekommen<br />

war bis vorwenigen Jahren<br />

nicht einfach, erzählt Neumann.<br />

„Meist waren es Zugezogene wie ich,<br />

die in den Wahlvorstand gingen.“<br />

Dashabe sich mittlerweile etwas geändert.<br />

In diesem Jahr seien es mehr<br />

Ur-Bagenzer. Der Chef der Feuerwehr<br />

und seine Frau sowie eine Pflegehelferin<br />

hätten sich für den Wahlvorstand<br />

gemeldet. Ob es daran<br />

liege, dass die Einheimischen sich<br />

mehr für ihre Belange einsetzen<br />

wollten, kann der Gastwirt nicht so<br />

genau ausmachen. DieStraße im Ort<br />

solle seit Jahren erneuert werden,<br />

der Lkw-Verkehr über die Dörfer<br />

habe zugenommen. „Das sind Themen,<br />

die hier interessieren.“<br />

EinZugezogener<br />

Gastwirt Neumann sagt, er habe ein<br />

gutes Verhältnis zu den Einwohnern,<br />

ihm fehle aber ein „entscheidendes<br />

Gen“. Der Cottbuser Kneipier ist ein<br />

Zugezogener. Zwar leben und arbeiten<br />

Gerd Neumann und seine Frau<br />

Silke seit 25 Jahren in Bagenz und<br />

sind anerkannt im Ort. „Wir werden<br />

aber nie richtig dazugehören, wir<br />

sind hier nicht geboren“. Dasmache<br />

auf dem Land tatsächlich einen Unterschied.<br />

In Brandenburg werden in diesem<br />

Jahr 27 000 Wahlhelfer eingesetzt.<br />

Die Wahlbeteiligung sei stark<br />

von Kombinationen abhängig, sagt<br />

Bettina Cain, Sprecherin der Landeswahlleitung.<br />

An einer alleinigen Europawahl<br />

hätten in den vergangenen<br />

Jahrzehnten etwa 30 Prozent teilgenommen.<br />

In Kombination mit Kommunalwahlen<br />

waren es schon knapp<br />

50 Prozent. Sind Kommunalwahl<br />

und Bundestagswahl an einem Tag,<br />

wie im Jahr 1998, steige die Zahl der<br />

Wähler sogar bis auf 80 Prozent. „Die<br />

Leute ordnen das für sich selber ein,<br />

welche Wahl für sie persönlich wichtig<br />

ist“, sagt sie. (dpa)<br />

Zum Wohl der Erdmännchen und Eichhörnchen<br />

VonChristian Bark, Potsdam<br />

Die Blütenköchin<br />

Veilchen-Honig zu Lachs oder Lavendel-Zimt zur Ente: Martina Göldner-Kabitzsch macht das Essen bunter<br />

VonTorsten Müller,Schöneiche<br />

Es blüht endlich wieder im<br />

Garten der Manufaktur von<br />

Blythen in Schöneiche<br />

(Oder-Spree). Gänseblümchen,<br />

Löwenzahn, Rosen, Lavendel.<br />

So kann die Chefin Martina Göldner-<br />

Kabitzsch für einen Moment Löffel,<br />

Kelle und Nudelsieb in ihrer Küche<br />

beiseite legen, mit der Pflanzenschere<br />

hinaus in den Garten treten<br />

und sich ein paar frische lila, weiße,<br />

rote und gelbe Farbsprengsel für ihre<br />

Tagliatelle mit Zitronenlavendel und<br />

Pesto direkt vom Beet holen. „Da<br />

gönnen wir uns doch gleich mal das<br />

ganze bunte Konfetti“, sagt die 53-<br />

Jährige.„Dasist nicht nur schön fürs<br />

Auge. Esist auch ein ganz besondererGenuss<br />

für den Gaumen.“<br />

Martina Göldner-Kabitzsch hat<br />

sich in einem langjährigen Self-<br />

Made-Lernprozess zu einer professionellen<br />

und vielseitigen Blütenköchin<br />

ausgebildet und daraus einen<br />

Beruf gemacht, von dem sie gut leben<br />

kann. Ihre Freude an der Vielfalt<br />

der Natur, ihre Entdeckungslust in<br />

fernen Ländern, ihre Liebe zum Kochen<br />

und Backen, das Interesse an<br />

alten Rezepten und ihr Mut, sich<br />

auszuprobieren und stets nach<br />

neuen Wegen zu suchen –all das ist<br />

in ihreLebensmittelmanufaktur eingeflossen,<br />

die sie vorgut 15 Jahren im<br />

ehemaligen Forstamtsgebäude von<br />

Schöneiche eingerichtet hat.<br />

Dortstellt sie mit mittlerweile vier<br />

Mitarbeitern nicht nur ein breites<br />

Spektrum an Gewürzen, Marinaden,<br />

Soßen, Senfvariationen, Sirup oder<br />

Aufstrichen her, die vor Ort und im<br />

Internet verkauft werden. Dort betreibt<br />

sie auch ein Blütencafé und<br />

eine Blütenkochschule, mit denen<br />

sie ihre Mission gern unters Volk<br />

bringt.<br />

Berufaus Leidenschaft<br />

Ob herzhaft oder süß, duftend oder<br />

dekorativ, obfein gemahlen oder als<br />

„ganze Frucht“ –Martina Göldner-<br />

Kabitzsch weiß, wie Dutzende von<br />

Blumen aus dem eigenen Garten,<br />

aber auch exotische Pflanzen aus aller<br />

Welt den Frühstücksaufstrich,<br />

den Mittagstisch, das Kaffeegebäck<br />

oder die Eiskreation zum Nachtisch<br />

reicher und raffinierter machen können.<br />

Im Prinzip hat die gelernte<br />

Krankenschwester ihre Leidenschaft,<br />

die ihr lange Zeit ein Ausgleich<br />

zu Beruf und Familie war, in<br />

einen Topf geschmissen und daraus<br />

Schritt für Schritt das extravagante<br />

und darüber hinaus auch noch sehr<br />

erfolgreiche Unternehmen gemacht.<br />

Dabei ist ihreBlüten-Manufaktur<br />

beileibe kein geheimes Labor. Das<br />

Herzstück ist eine freundliche, helle<br />

Küche mit Töpfen in allen Größen,<br />

mit jeder Menge Rührbesteck und<br />

Kellen an Wandhaken. Auf den Tischen<br />

stehen dazu noch ein, zwei<br />

Ein Händchen für Farben: Martina Göldner-Kabitzsch<br />

Produkte: Mehr als 20 Produkte<br />

gehören zum Stammsortiment<br />

der Schöneicher<br />

Manufaktur vonBlythen.<br />

Darunter sind Spezialitäten<br />

aus Rosen-, Lavendel- oder<br />

Veilchenblüten. Aber auch<br />

Jasmin und Hibiskus werden<br />

mit verschiedenen Früchten<br />

kombiniert. Rosen-Lachsbeize,<br />

Hibiskusblüten-Sirup,<br />

Jasmin-Pflaumen-Soße und<br />

Veilchen-Honig-Senf stehen<br />

zum Beispiel im Angebot.<br />

Thermomixer und ganz gewöhnliche<br />

elektrische Kaffeemühlen für die<br />

Verarbeitung von frischen oder getrockneten<br />

Blüten. „Das ist eigentlich<br />

auch schon alles,womit wir han-<br />

Hunderte Tierpatenschaften ermöglichen Projekte in märkischen Zoos<br />

EIN FEST DER ROSEN<br />

Bestellung: Die Gewürze,<br />

Marinaden, Gelees, Rosenblütensirup<br />

oder Veilchen-<br />

Honig-Senf können online<br />

unter www.von-blythen.de<br />

bestellt oder direkt im Manufaktur-Geschäft<br />

in der Brandenburger<br />

Straße 65,<br />

15566 Schöneiche, erworben<br />

werden. In Berlin gibt es<br />

die Spezialitäten aus Schöneiche<br />

in Coledampf’sCultur<br />

Centrum in der Uhlandstraße<br />

54/55.<br />

GERD ENGELSMANN<br />

Preise: Gewürze gibt es ab<br />

7,90 Euro, Aufstriche ab<br />

8,90 Euro. Wermehr<br />

möchte als nur einkaufen,<br />

der sollte freitags zu der Manufaktur<br />

in Schöneiche kommen.<br />

Dann hat das Café von<br />

12 bis 18 Uhr geöffnet, mit<br />

selbstgebackenem Kuchen<br />

und kleinen Leckereien aus<br />

der Blütenküche. Am 16.<br />

Juni lädt die Manufaktur von<br />

Blythen von14bis 17 Uhr<br />

zum Rosenfest ein.<br />

Da freut sich das Erdmännchen: Dank<br />

Spenden gibt’sein neues Heim.<br />

DPA<br />

tieren. Hier ist alles Handarbeit, hier<br />

ist nichts Zauberei“, sagt die Chefin,<br />

während sie den frisch gezupften<br />

Blütenmix aufs Nudelnest streut. Es<br />

ist ein Gericht, das sie für den nächsten<br />

Kochlehrgang schon einmal für<br />

sich und ihre Mitarbeiter ausprobiert.<br />

Auch wenn sie ein paar Rezeptgeheimnisse<br />

für ihre Gelees und Marmeladen,<br />

für die Zusammensetzung<br />

von Rosenblütenpfeffer und Lavendelzimt<br />

hütet, so versteht sich die<br />

Blütenexpertin doch auch als eine<br />

Botschafterin ihrer Profession. Sie<br />

möchte, dass der Zutatenmix, den<br />

das heimische Blumenbeet vom<br />

Frühjahr bis in den Herbst hinein zur<br />

Verfügung stellt, wieder stärker für<br />

eine gesunde und bewusste Zubereitung<br />

von Speisen genutzt wird. „Das<br />

ist ja nicht neu, das haben unsere<br />

Altvorderen ganz selbstverständlich<br />

gemacht“, sagt sie.<br />

In mehreren Büchernhat Martina<br />

Göldner-Kabitzsch ihre langjährige<br />

Beschäftigung mit dem Thema verarbeitet.<br />

Sie gibt gern Tipps zum<br />

Nachmachen und eigenen Kreieren.<br />

„Die meisten Blüten sind essbar“,<br />

sagt sie, „aber eben doch nicht alle.<br />

Und natürlich dürfen die Blumen<br />

nicht gespritzt sein.“ So könne man<br />

mit ein bisschen Wissen, mit viel<br />

Sorgfalt und vor allem mit der<br />

Freude am Variieren vonFarben, Gerüchen<br />

und Geschmacksnoten einfach<br />

und doch exklusiv für einen völlig<br />

neu gedeckten Tisch sorgen.<br />

Rein ökologisch<br />

Ob süßer Hibiskus, scharfe Kapuzinerkresse<br />

oder saureBegonie,obintensiv<br />

duftender Lavendel oder zarter<br />

Rosenhauch –für Martina Göldner-Kabitzsch<br />

ist es immer wieder<br />

faszinierend, aus dem „essbaren<br />

Garten“ ein Stück Exotik auf den Teller<br />

zu zaubern. Eine Rosenblütenmarinade<br />

zum Grillfleisch – das<br />

passt in ihrer Küche genauso wie frische<br />

Chrysanthemenblüten auf dem<br />

Steak, wie Veilchen-Honig zum<br />

Lachs oder Lavendel-Zimt für die<br />

Ente.<br />

Zumsüßen Buffet gehören bei ihr<br />

ganz selbstverständlich Joghurt-<br />

Törtchen mit Rosenzucker, Schokoladenkuchen<br />

mit fein gemahlenen<br />

Jasminblüten sowie Vanilleeis, auf<br />

dem kandierte Phlox- oder Hibiskusblüten<br />

für den fruchtigen Akzent sorgen.„Ich<br />

würde ja gernnoch mal was<br />

mit der wunderbaren asiatischen<br />

Osmantusblüte kreieren“, sagt die<br />

Blumenköchin. „Aber da fehlt mir<br />

bislang ein zuverlässiger Partner,der<br />

sie in Bioqualität herstellt.“ Denn<br />

egal, ob es Blumen von den eigenen<br />

Beeten sind, oder Extrakte und Aromen<br />

vonRosen aus Bulgarien, Orangen<br />

aus Sizilien, Lavendel aus der<br />

Provence und Jasmin aus Ägypten,<br />

die sie verarbeitet: Alle Pflanzenzutaten<br />

–auch die zugekauften –müssen<br />

aus reinem ökologischen Anbau<br />

stammen und somit so natürlich gewachsen<br />

sein wie die im Blumengarten<br />

gleich neben der Schöneicher<br />

Manufaktur.<br />

Brandenburgs Zoos nehmen<br />

jährlich tausende Euros aus<br />

Tierpatenschaften ein. Das Geld<br />

fließt zumeist in den Bauund die Erweiterung<br />

neuer Anlagen, wie eine<br />

Umfrage ergab. „Wir konnten dadurch<br />

unser Erdmännchengehege<br />

und unsere neue Meerschweinchenanlage<br />

bauen“, sagte Michael<br />

Niesler, Leiter des Tierparks in Perleberg<br />

(Prignitz). Der Förderverein<br />

des Parks erhält von den rund 100<br />

Tierpaten knapp 15 000 Euro im<br />

Jahr an Spenden.<br />

Eine Eichhörnchenanlage konnte<br />

durch Geld aus Tierpatenschaften<br />

im Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin<br />

(Ostprignitz-Ruppin) gebaut<br />

werden. „Wir können jedes Jahr weitere<br />

Besucher für eine Tierpatenschaft<br />

begeistern“, sagte Tierparkleiter<br />

Peter Manke. Über 100 seien es<br />

bereits. Zuden Paten gehörten neben<br />

Privatpersonen auch Firmen.<br />

„Zuletzt hat eine FirmaFuchs die Patenschaft<br />

über das Fuchsgehege<br />

übernommen“, berichtet Manke.<br />

Mitden Patenschaften zeigten die<br />

Leute ihre Verbundenheit zur Heimat<br />

und zum Tierpark, sagt Michael<br />

Niesler. Deshalb biete sein Park in<br />

Perleberg jedes Jahr den Tierpatentag<br />

an. Dann würden die Paten über<br />

das Gelände geführt und erhielten<br />

Informationen zu ihren Patentieren.<br />

Einen Patentag gibt es auch in<br />

Kunsterspring und im Cottbusser<br />

Zoo. „Das wird von den Paten sehr<br />

gut angenommen“, berichtet die<br />

kaufmännische Leiterin des Zoos,<br />

Una Wistuba. Wer eine Tierpatenschaft<br />

ab 200 Euro jährlich abschließe,erhalte<br />

eine Jahreskarte für<br />

den Zoo. Vondem Geld, das der Zoo<br />

von seinen gut 150 Paten einnimmt,<br />

wird Futter oder Spielzeug für die<br />

Tieregekauft.<br />

Futtermittel und Tierarztkosten<br />

begleicht auch der Wildpark Frankfurt<br />

(Oder) durch Spenden aus Tierpatenschaften.<br />

Rund 3500 Euro<br />

kommen dortjährlich durch die derzeit<br />

40 Paten zusammen, wie Leiter<br />

Jochen Hanschel informierte.<br />

Für die Zoos ist jede Zuwendung<br />

wichtig.„Sokönnen wir Projekte realisieren,<br />

die uns der kommunale<br />

Haushalt nicht erlauben würde“,<br />

sagte Peter Manke.Esgibt auch Einrichtungen,<br />

die auf Tierpatenschaften<br />

verzichten, etwa der Zoo Eberswalde<br />

(Barnim). „Wir bieten keine<br />

Tierpatenschaften an“, sagt Zoodirektor<br />

BerndHensch. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Piraten reichen Beschwerde<br />

gegen Parité-Gesetz ein<br />

DieBrandenburger Piraten haben<br />

beim Landesverfassungsgericht Beschwerde<br />

gegen das Parité-Gesetz<br />

eingereicht. Außerdem strebt die<br />

Partei eine Klage gegen den Landtag<br />

an. DasGericht bestätigte am Montag<br />

den Eingang der entsprechenden<br />

Dokumente.Die Piraten kritisieren,<br />

dass das Gesetz die Gestaltungsfreiheit<br />

der Parteien einschränke und<br />

Transgenderpersonen diskriminiere,<br />

sagte Beschwerdeführer Thomas<br />

Bennühr.Bereits im Märzhatte die<br />

NPD laut Verfassungsgericht Beschwerde<br />

gegen das Gesetz eingereicht.<br />

Auch die FDP und die AfD erwägen<br />

rechtliche Schritte.Bennühr<br />

sieht in dem neuen Gesetz eine Ungleichbehandlung<br />

der Geschlechter.<br />

Personen des dritten Geschlechts<br />

hätten die Möglichkeit, als Mann<br />

oder Frau zu kandidieren, während<br />

biologischen Männernund Frauen<br />

nur jeweils eine Möglichkeit offen<br />

stünde.Transgenderpersonen müssten<br />

sich außerdem entscheiden, ob<br />

sie als Frau oder Mann kandidierten<br />

–und würden somit diskriminiert.<br />

Für kleinereParteien stellt das Gesetz<br />

laut Bennühr außerdem ein personelles<br />

Problem dar:Finden sich<br />

nicht genügend Personen der beiden<br />

zugelassenen Geschlechter für die<br />

Liste,wirddiese kürzer. (dpa)<br />

Zeichen gegen<br />

Bienensterben<br />

Die Biene darf nicht sterben. Am Montag<br />

warWeltbienentag.<br />

BDB<br />

DerBrandenburger Landtag will ein<br />

Zeichen gegen das Bienensterben<br />

setzen. Im Laufe der kommenden<br />

sechs Wochen werden auf dem Dach<br />

nahe des Fortuna-Portals am Eingang<br />

des Landtags zwei Bienenstöcke<br />

aufgestellt, wie ein Sprecher am<br />

Montag anlässlich des Weltbienentages<br />

sagte.Ein Imker aus der Region<br />

werdedie Bienen professionell betreuen<br />

und auch den Honig „ernten“.<br />

Im vergangenen Winter haben<br />

Imker in Berlin und Brandenburgeinen<br />

geringeren Teil ihrer Bienenvölker<br />

eingebüßt als im Winter davor.In<br />

Berlin lagen die Verluste bei 14 Prozent,<br />

in Brandenburgbei 12 Prozent,<br />

wie das Fachzentrum Bienen und<br />

Imkerei in Mayen(Rheinland-Pfalz)<br />

in einer Umfrage festgestellt hat. Im<br />

Winter davor lagen die Wertenoch<br />

bei 18,4 beziehungsweise 17,9 Prozent.<br />

EinHauptgrund für das Sterben<br />

vonBienenvölkernist die Varroa-Milbe.Sie<br />

vermehrtsich in den<br />

Bienenstöcken. (dpa)<br />

Polizei sucht nach<br />

wertvollem Zuchtpferd<br />

EinPferdebesitzer und die Polizei in<br />

Nordbrandenburgsuchen weiter<br />

nach einem wertvollen Zuchtpferd.<br />

Dasmännliche Tier war vorknapp<br />

einer Woche zusammen mit einem<br />

Pony voneiner Weide bei Marienfließ<br />

in Brandenburg(Prignitzkreis)<br />

verschwunden, wie eine Polizeisprecherin<br />

am Montag sagte.Indem Zusammenhang<br />

werdeein etwa 50<br />

Jahrealter Mann mit einem schwarzenGeländewagen<br />

gesucht, der am<br />

14. Maiander Weide gesehen worden<br />

war,wie Ermittlungen ergaben.<br />

DerWertdes Pferdes,eines Holsteiner<br />

Warmblutes,sei mit mehr als<br />

21 000 Euro angegeben worden. Marienfließ<br />

liegt bei Frehne unweit zu<br />

der LandesgrenzezuMecklenburg<br />

und südlich vonLübz (Ludwigslust-<br />

Parchim). (dpa)


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wissenschaft<br />

Verarbeitete<br />

Lebensmittel<br />

machen dick<br />

Sie verleiten dazu,<br />

übermäßig viel zu essen<br />

Tiefkühl-Pizza, Chips, Fertigkuchen:<br />

Stark verarbeitete Lebensmittel<br />

sind in den vergangenen Jahren<br />

auch in Deutschland immer beliebter<br />

geworden, mittlerweile machen<br />

sie fast die Hälfte der<br />

verzehrten Nahrung aus. Gleichzeitig<br />

steigt die Zahl der Übergewichtigen,<br />

jeder zweite Erwachsene gilt<br />

hierzulande als zu dick. Eine aktuelle<br />

Studie, veröffentlicht im Fachblatt<br />

Cell Metabolism, legt nun einen Zusammenhang<br />

zwischen den beiden<br />

Trends nahe. Die US-Forscher fanden<br />

heraus, dass Fertiggerichte,<br />

Chips und Co. dazu verleiten, mehr<br />

zu essen und somit zuzunehmen.<br />

Schon länger stehen stark verarbeitete<br />

Nahrungsmittel im Verdacht,<br />

gesundheitsschädlich zu sein. Eine<br />

Studie von 2018 brachte einige davon<br />

mit einem erhöhten Krebsrisiko<br />

in Verbindung, erst vor kurzem berichteten<br />

Forscher gar von einem<br />

höheren Risiko, frühzeitig zu sterben.<br />

Dennoch wirdgerne zu derartigen<br />

Lebensmitteln gegriffen, zu denen<br />

etwa Fertiggerichte, Chips,<br />

Wurst, aber auch Milch- und Fruchtgetränke<br />

gehören. Siesind praktisch,<br />

enthalten aber häufig mehr Kalorien,<br />

Salz, Zucker und Fett als selbst<br />

zubereitete Gerichte.<br />

DasTeam um Kevin Hall vomUSamerikanischen<br />

National Institute of<br />

Diabetes and Digestive and Kidney<br />

Diseases ließ 20 gesunde Freiwillige<br />

einen Monat lang im Labor leben.<br />

Eine Gruppe der Probanden bekam<br />

jeden Tag drei Mahlzeiten plus<br />

Snacks, die aus hoch verarbeiteten<br />

Lebensmitteln bestanden. Zum<br />

Frühstück gab es unter anderem<br />

eine Portion Honig-Nuss-Zerealien<br />

und einen Fertig-Blaubeermuffin.<br />

Die andere Gruppe erhielt genauso<br />

viele Mahlzeiten, allerdings mit unverarbeiteten<br />

Lebensmitteln.<br />

Schnelles Essen<br />

Für sie bestand das Frühstück etwa<br />

aus Joghurt mit Obst und Nüssen.<br />

Beiden Gruppen wurden jeden Tag<br />

die gleichen Mengen an Kalorien sowie<br />

Kohlenhydraten, Fetten, Zucker<br />

und Salz angeboten, nach zwei Wochen<br />

wurde getauscht. Über den<br />

ganzen Zeitraum konnten die Probanden<br />

so viel essen, wie sie wollten.<br />

Nach den zwei Wochen mit stark<br />

verarbeiteten Lebensmitteln nahmen<br />

die Teilnehmer im Durchschnitt<br />

ein knappes Kilogramm zu,<br />

bei den nicht verarbeiteten Lebensmitteln<br />

nahmen sie im gleichen Maß<br />

ab. Ähnlich verhielt es sich mit dem<br />

Körperfettanteil. Die Probanden<br />

nahmen bei den stark verarbeiteten<br />

Lebensmitteln durchschnittlich 508<br />

Kilokalorien proTag mehr auf.<br />

„Tatsächlich aßen sie bei dieser<br />

Ernährungsweise mehr Kalorien,<br />

was zu einer Zunahme an Gewicht<br />

und Körperfett führte“, sagt Studienleiter<br />

Kevin Hall. Der Geschmack<br />

war dafür kein Grund: Beide Ernährungsweisen<br />

schmeckten den Teilnehmern<br />

gleich gut. Die Forscher<br />

vermuten, dass ein schnelleres Esstempo<br />

die Diskrepanz erklären<br />

kann. Hall: „Wenn man sehr schnell<br />

isst, gibt man seinem Magen-Darm-<br />

Trakt möglicherweise nicht genügend<br />

Zeit, um dem Gehirnzusignalisieren,<br />

dass man satt ist.“ (dpa)<br />

Viel Salz, viel Fett, aber wenig Sättigung:<br />

Kartoffelchips.<br />

DPA<br />

Auerhühner sind die größten Hühnervögel Europas. Die Männchen sind auffälliger als die Weibchen und haben an der Brust metallisch glänzende grüne Federn. IMAGO IMAGES/WESTEND61<br />

Zurück in der Niederlausitz<br />

Seit sieben Jahren werden in Brandenburg schwedische Auerhühner ausgewildert –mit großem Erfolg<br />

VonRalf Stork<br />

Wer mit Alexander Zimmermann<br />

auf Auerhuhn-Safari<br />

geht,<br />

sieht zunächst nichts<br />

als Bäume: dicke und dünne Kiefern,<br />

mal als altersgleiche Monokultur,<br />

mal durchmischt mit Birken und<br />

Traubeneichen. Zum Teil stehen die<br />

Stämme so dicht, dass man nur mit<br />

Mühe zwischen ihnen hindurch<br />

käme. Meist sind die Bestände aber<br />

licht und die Morgensonne taucht<br />

die dicke Blaubeerstrauchschicht<br />

am Boden in ein strahlendes Licht.<br />

Zimmermann steuert seinen Wagen<br />

langsam über einen unbefestigten<br />

Waldweg im Naturpark Niederlausitzer<br />

Landrücken. „Das hier ist<br />

ein absolutes Zentrum der Auerhuhnpopulation“,<br />

sagt er. Der Geoökologe<br />

koordiniert ein Auswilderungsprojekt,<br />

das wohl deutschlandweit<br />

einzigartig ist. Seit 2012 fangen<br />

er und seine Kollegen jedes Jahr bis<br />

zu 60 Auerhühner in Nordschweden<br />

ein, um sie in der Lausitz wieder auszuwildern.<br />

In diesem Frühjahr warenes35Hennen<br />

und 6Hähne.<br />

Bereits Anfang der 90er-Jahrehatten<br />

ehrenamtliche Naturschützer<br />

und Förster die Idee, Auerhühner<br />

wieder in der Lausitz heimisch werden<br />

zu lassen. Die Naturparks Niederlausitzer<br />

Landrücken und Niederlausitzer<br />

Heidelandschaft unterstützten<br />

das Vorhaben. Mittlerweile<br />

wird das Projekt auch von der EU<br />

und vom Land Brandenburg gefördert.<br />

Der Fang in Schweden ist eine<br />

kräftezehrende Angelegenheit: Eine<br />

vier Meter lange Kescher-Angel muss<br />

im richtigen Sekundenbruchteil<br />

vom fahrenden Auto aus auf ein<br />

Huhn geworfen werden, das am<br />

Straßenrand das erste Grün genießt.<br />

Im Schnitt ist nur jeder zehnte Wurf<br />

ein Treffer.<br />

Genproben aus Federn<br />

DieArbeit in der Lausitz ist ebenfalls<br />

mühsam. Schließlich müssen die<br />

Hühner in ihrer neuen Heimat wiedergefunden<br />

und gezählt werden,<br />

um den Erfolg des Projektes nachweisen<br />

zu können. Das ist nicht<br />

leicht. Die Auerhühner sind scheu<br />

und können sich im Blaubeerdickicht<br />

fast unsichtbar machen. Und<br />

das Projektgebiet, in dem sie sich<br />

aufhalten, ist 500 Quadratkilometer<br />

groß.<br />

Alexander Zimmermann hat den<br />

Wagen abgestellt. Nungeht es zu Fuß<br />

weiter über das federnde Blaubeerdickicht.<br />

An einem kräftigen Kiefernstamm<br />

bleibt er stehen und geht in<br />

die Hocke. Etwa 50 Zentimeter über<br />

dem Boden ist eine Wildkamera<br />

montiert, deren Akku gewechselt<br />

werden muss. 60 solcher Kameras<br />

sind im Projektgebiet verteilt. „Mittlerweile<br />

wissen wir schon etwas besser<br />

über unsere Auerhühner Bescheid“,<br />

sagt Zimmermann. Die Kameras<br />

werden zum Beispiel dortaufgehängt,<br />

wo häufig Auerhühner<br />

gesichtet wurden.„Häufig“ ist in diesem<br />

Fall jedoch ein sehr relativer Begriff:<br />

Zimmermann selbst entdeckt<br />

vielleicht bei jeder dritten Kontrollfahrt<br />

eines der Tiere. Wenn in einem<br />

mehrere 100 Hektar großen Gebiet<br />

im Abstand von mehreren Wochen<br />

zwei oder drei Tiere gemeldet werden,<br />

dann ist das fast schon ein Auerhuhn-Hotspot.<br />

Am Anfang wurde das Lausitzer<br />

Projekt durchaus skeptisch beäugt.<br />

Schließlich sind viele andereAuswilderungsversuche<br />

in der Vergangenheit<br />

erfolglos verlaufen. Und inden<br />

LausitzerWälderngab es zwar früher<br />

auch schon Auerhühner. Allerdings<br />

ist die Population Ende der 90er-<br />

Jahre ausgestorben. Kritikern erschien<br />

es zu früh, keine 15 Jahrespäter<br />

eine aufwendige Wiederansiedlung<br />

zu versuchen.<br />

„Die Bedingungen haben sich in<br />

den letzten Jahren ganz erheblich<br />

verbessert“, sagt Zimmermann. Zu<br />

DDR-Zeiten sorgten ein Truppenübungsplatz<br />

bei Bad Liebenwerda,<br />

Tanklager der Roten Armee und ein<br />

Tagebau bei Grünhaus für Unruhe<br />

und Zerstörung im Wald. Und die<br />

Forstwirtschaft war noch viel stärker<br />

von Monokulturen und Kahlschlägen<br />

geprägt.<br />

Vorallem wurde die Blaubeere –<br />

neben Kiefernnadeln die wichtigste<br />

Nahrungsquelle der Auerhühner –<br />

durch das konkurrenzstärkereLandreitgras<br />

verdrängt. Das lag am Tagebau,<br />

der eine Absenkung des Grundwasserspiegels<br />

und einen starken<br />

Eintrag vonStickstoff- und Schwefelverbindungen<br />

in die Wälder mit sich<br />

brachte, die eine Ausbreitung des<br />

Landreitgrases begünstigten. Heute<br />

gehen die Stickstoffeinträge zurück,<br />

die Blaubeere breitet sich wieder<br />

aus, Truppenübungsplatz, Tagebau,<br />

Tanklager und große Kahlschläge<br />

sind ohnehin längst Geschichte.Davonprofitieren<br />

die Auerhühner.<br />

Um das auch zweifelsfrei belegen<br />

zu können, wird jedes Jahr so viel<br />

Genmaterial wie möglich eingesammelt.<br />

Dazu suchen dieWissenschaft-<br />

Schnappschuss der Wildtierkamera: ein Auerhuhn in der Niederlausitz.<br />

A. ZIMMERMANN<br />

ler die Plätze auf, die von den Tieren<br />

zum Sandbaden genutzt werden. Als<br />

sogenannte Huderplätze dienen vor<br />

allem umgestürzte Bäume,unter derenWurzeltellernder<br />

sandige Boden<br />

freigelegt wird. Nach der Mauser<br />

werden an diesen Stellen Federneingesammelt<br />

und zur genetischen Untersuchung<br />

ans <strong>Berliner</strong> Institut für<br />

Zoo- und Wildtierforschung geschickt.<br />

„So konnten wir im vergangenen<br />

Jahr 101 Individuen nachweisen“,<br />

sagt Zimmermann.<br />

Eindeutliches Plus zu den Jahren<br />

davor:2015 wurden 18 Tieregezählt,<br />

2016 waren es 41 und 2017 genau 83<br />

Individuen. Der Bestand entwickelt<br />

sich demnach gut. Fast noch wichtiger:<br />

Die Mehrheit der Tiere stammt<br />

nicht aus Schweden, sondernwurde<br />

in der Lausitz geboren. „Von den 101<br />

Individuen, die wir genetisch bestimmen<br />

konnten, stammen 24 aus<br />

Schweden. 77 sind echte Lausitzer.<br />

Die Tiere pflanzen sich also erfolgreich<br />

fort“, sagt Zimmermann.<br />

Das lässt für die Zukunft hoffen.<br />

Je größer die Population im Auswilderungsgebiet<br />

ist, desto besser sind<br />

die Überlebenschancen auch für die<br />

Neuankömmlinge aus Schweden.<br />

Die Auerhühner streifen so lange im<br />

Gebiet umher, bis sie einen Geschlechtspartner<br />

treffen. Zu Beginn<br />

des Projektes war das noch reine<br />

Glückssache. Nicht wenige Tiere<br />

werden bei der Suche den Wald verlassen<br />

haben und im für sie ungeeigneten<br />

Terrain umgekommen sein.<br />

Heute haben die Neuankömmlinge<br />

aus Schweden gute Chancen, einen<br />

Artgenossen zu finden.<br />

Beider Fahrtzur nächsten Kamerafalle<br />

stoppt Alexander Zimmermann<br />

plötzlich den Wagen. Lugt da<br />

ein Auerhahn aus dem Blaubeergestrüpp<br />

hervor? Fehlalarm. Es ist nur<br />

eine Wurzel. Doch keine 100 Meter<br />

weiter steht dann tatsächlich ein Auerhahn.<br />

Der rote Fleck über dem<br />

Auge ist gut zu erkennen. Er hat den<br />

kräftigen weißen Schnabel nach<br />

oben gereckt, den Schwanz leicht gefächert<br />

– Anzeichen einer Bodenbalz.<br />

Undtatsächlich. Nurein paar Meter<br />

entfernt hockt auf einem umgestürzten<br />

Baumstamm, fast unsichtbar,<br />

die Henne. Alexander Zimmermann<br />

strahlt vor Freude –und legt<br />

den Rückwärtsgang ein, um der sich<br />

anbahnenden Paarung nicht im Weg<br />

zu stehen. Später wirderdie Koordinaten<br />

des Paares an den zuständigen<br />

Förster weiterleiten –mit der Bitte,in<br />

diesem Bereich während der Paarungszeit<br />

und Jungenaufzucht auf<br />

Waldarbeiten zu verzichten. Das ist<br />

keine Kleinigkeit, denn die Fläche,<br />

die von der Bewirtschaftung ausgespart<br />

bleiben soll, kann schnell mal<br />

einige 100 Hektar umfassen. „Die<br />

Waldbesitzer sind ganz wichtige<br />

Partner für uns“, sagt Zimmermann.<br />

Kooperation mit den Förstern<br />

Zwei Forstämter der Region haben<br />

sich dazu verpflichtet, die Bewirtschaftung<br />

des Waldes auf die ökologischen<br />

Bedürfnisse des Auerhuhns<br />

auszurichten, also für möglichst<br />

lichte und strukturreiche Baumbestände<br />

zu sorgen. Auch andereWaldbesitzer<br />

helfen mit, indem sie die<br />

Verbreitung der Blaubeere fördern<br />

oder bestehende Zäune abbauen,<br />

weil die für die Vögel nur schwer zu<br />

sehen sind und ein beträchtliches<br />

Verletzungsrisiko darstellen.<br />

Auf der Rückfahrt zeigt sich ein<br />

paar Meter neben dem Weg noch<br />

einmal ein ausgewachsener Hahn,<br />

der das Auto für ein paar Sekunden<br />

taxiertund sich dann im flachen Flug<br />

tiefer in den Wald zurückzieht. Die<br />

Bilanz der morgendlichen Pirsch:<br />

drei Tiere innerhalb einer halben<br />

Stunde –und zwischen erster und<br />

zweiter Sichtung liegen nur ein paar<br />

hundert Meter Wald. Die Auerhühner<br />

sind ganz offensichtlich zurück.<br />

Die Vielfalt der<br />

Insekten wird<br />

erforscht<br />

Bundesweites Projekt des<br />

Nabu gestartet<br />

Die Umweltorganisation Nabu<br />

will dem Insektenschwund mit<br />

einem Forschungsprojekt auf die<br />

Spur kommen. Gemeinsam mit Projektpartnern<br />

sollen in den nächsten<br />

vier Jahren bundesweit in 21 repräsentativen<br />

Gebieten mit standardisierten<br />

Monitoringmethoden Insektenpopulationen<br />

erfasst werden.<br />

Unter anderem soll die Artenvielfalt<br />

von Fluginsekten in regelmäßigen<br />

Abständen erfasst und wissenschaftlich<br />

ausgewertet werden.<br />

Um den Rückgang der biologischen<br />

Vielfalt aufzuhalten und in einen<br />

positiven Trend umzukehren,<br />

seien bessere Datengrundlagen erforderlich,<br />

die mehr Arten –auch in<br />

geschützten Gebieten – erfassen,<br />

teilte Nabu-Landesgeschäftsführer<br />

Ingo Ludwichowski am Montag bei<br />

der Vorstellung des Projekts mit.<br />

„Dieses Insekten-Monitoring<br />

wird die bislang umfangreichsten<br />

Daten für das Vorkommen von fliegenden<br />

Insektenarten in den ausgewählten<br />

Schutzgebieten in Deutschland<br />

generieren“, sagte ProjektleiterinGerlind<br />

Lehmann vomNabu. Dabei<br />

sollen die Insekten gezählt sowie<br />

mit genetischen Methoden eine vollständige<br />

Artenliste erstellt werden.<br />

Gleichzeitig wollen die Forscher unter<br />

anderem auch Zustand und Diversität<br />

der Pflanzengemeinschaften<br />

erfassen –Faktoren, die vermutlich<br />

Einfluss auf die Insektendiversität<br />

haben.<br />

Hintergrund ist, dass es für viele<br />

Insektenarten in Deutschland keine<br />

Daten zur Gefährdung gibt. Vonden<br />

anderen seien 40 Prozent in den Roten<br />

Listen als bedroht eingestuft. Das<br />

Bundesforschungsministerium finanziertdas<br />

Projekt mit 4,2 Millionen<br />

Euro. Projektträger ist das Deutsche<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt.<br />

Insgesamt beteiligen sich acht Partner-Institutionen,<br />

darunter der EntomologischeVerein<br />

Krefeld. (dpa)<br />

Vorverkauf für<br />

Lange Nacht<br />

beginnt<br />

Tickets für den 15. Juni jetzt<br />

an Fahrausweisautomaten<br />

Die Lange Nacht der Wissenschaften<br />

rückt näher. Jetzt hat<br />

der Vorverkauf der Tickets bei S- und<br />

U-Bahn begonnen. Für das Event,<br />

das am Sonnabend, 15. Juni von 17<br />

bis 24 Uhr inBerlin und Potsdam<br />

stattfindet, können ab sofort Eintrittskarten<br />

an Fahrausweisautomaten<br />

von BVG und S-Bahn erworben<br />

werden. Die Tickets (14 Euro, ermäßigt<br />

9Euro) sind zudem an Theaterkassen,<br />

Touristeninformationen und<br />

online über CTSEventim erhältlich.<br />

Als Wertschätzung gegenüber<br />

dem Engagement der Jugendlichen<br />

in der Fridays-for-Future-Bewegung<br />

bietet der LNDW e.V.indiesem Jahr<br />

Schülergruppentickets kostenfrei an.<br />

Lehrer können diese bis zum 11. Juni<br />

bestellen: www.lndw19.de/schulen.<br />

Exklusiv für Schüler finden im<br />

Vorfeld der Langen Nacht außerdem<br />

Kinovorstellungen im Yorck-Kino in<br />

Kreuzberg statt. Am Mittwoch,<br />

5. Juni, um 9Uhr wirdder Film „Her“<br />

gezeigt, in dem es um künstliche Intelligenz<br />

geht, am 6. Juni um 9Uhr<br />

„Gattaca“, der genmanipulierte<br />

Menschen zum Thema hat. Die Tickets<br />

kosten 4,50 Euro pro Schüler<br />

und sind vorzubestellen bei Günter<br />

Hohl, Tel. 030/26 55 02 76. Nach den<br />

Vorstellungen stehen Wissenschaftler<br />

zur Diskussion bereit. (BLZ)<br />

Mehr über die Wissensnacht:<br />

www.lndw19.de


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 17<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Von<br />

Bar zu<br />

Bar<br />

Der TTC Eastside feiert<br />

ausgiebig den Meistertitel<br />

VonMichael Jahn<br />

Die Siegesfeier der Tischtennis-<br />

Frauen vom TTC Berlin Eastside<br />

dauerte am Sonntagabend<br />

deutlich länger als das Finale am<br />

späten Nachmittag gegen die DJK<br />

Kolbermoor.Nach drei Stunden hatten<br />

Matilda Ekholm, Gina Pota, Nina<br />

Mittelham, Shan Xiaona und Kathrin<br />

Mühlbach den Titelverteidiger mit<br />

6:3 bezwungen (Hinspiel: 5:5) und<br />

konnten den fünften deutschen<br />

Meistertitel für den Verein bejubeln.<br />

DieFete nahm ihren Anfang im Abacus-Tierpark-Hotel,<br />

wo sich das<br />

Team vor den Spielen trifft, danach<br />

ging es weiter in die Sky-BarimHotel<br />

Andel’s an der Landsberger Allee.<br />

Um Mitternacht war die Meisterparty<br />

noch nicht zu Ende.<br />

Die Erleichterung war groß bei<br />

den Spielerinnen, Trainerin Irina Palina<br />

und den Verantwortlichen des<br />

Vereins,der zwischen 2014 und 2017<br />

das deutsche Frauen-Tischtennis<br />

deutlich dominiert hatte und zu einer<br />

der besten Adressen auch im europäischen<br />

Raum aufgestiegen war.<br />

Doch in der Vorsaison musste das<br />

Team ungewohnte Rückschläge einstecken.<br />

Nationalspielerin Petrissa<br />

Solja nahm eine Auszeit wegen<br />

Überlastung, fiel die komplette<br />

Top: Nina Mittelham gewann ihre erste<br />

Meisterschaft mit Eastside. IMAGO IMAGES<br />

Spielzeit aus. Dazu kamen die<br />

Schwangerschaften von Spitzenspielerin<br />

Shan Xiaona und vonKathrin<br />

Mühlbach. Der Meistertitel ging<br />

nach Kolbermoor.DerVerlust des Titels<br />

beschäftige Eastside lange und<br />

brachte Nachwehen bis in die Spielzeit<br />

2018/19. Anfang Januar ging das<br />

deutsche Pokalfinale in eigener Halle<br />

gegen Kolbermoor mit 1:3 verloren.<br />

In der Champions League steigerte<br />

sich die Mannschaft und scheiterte<br />

erst im Halbfinale an Dr.Casl Zagreb,<br />

einem Team, gespickt mit chinesischen<br />

Spielerinnen. Hätte der TTC<br />

auch noch am Sonntag die Meisterschaft<br />

verspielt, wäre die Saison<br />

„eher bescheiden“ gewesen, so Manager<br />

Andreas Hain. So aber kann<br />

man stolz in die Zukunft schauen.<br />

Ambitionierte Ziele<br />

Dassiegreiche Team bleibt komplett<br />

zusammen, alleVerträge sind verlängert<br />

worden. Da die Bundesliga der<br />

Frauen aber in der neuen Saison mit<br />

neun oder zehn Mannschaften spielt<br />

und es deshalb keine Play-offs geben<br />

wird, stellt sich Eastside breiter auf.<br />

„Hinzu kommt die Olympiaqualifikation<br />

für Tokio“, sagt Präsident Alexander<br />

Teichmann, „da sind alle unsereSpielerinnen<br />

starkbeschäftigt.“<br />

Mit der gebürtigen Chinesin Fu<br />

Yu, die seit Jahren für Portugal Erfolge<br />

feiert, konnte eine europäische<br />

Spitzenkraft verpflichtet werden. Fu<br />

Yu spielte zuletzt in Zagreb bei Dr.<br />

Casl. Mit der Inderin Archana Kamath,<br />

18, stößt ein großes Talent<br />

zum Team, das für Indien bei Olympia<br />

2020 und 2024 Medaillen holen<br />

soll. Kamath ist die aktuelle indische<br />

Meisterin und belegte Platz vier bei<br />

den Olympischen Jugendspielen.<br />

Mit dieser Personalpolitik verfolgt<br />

der Klub ambitionierte Ziele. Manager<br />

Hain sagt: „Unser Anspruch ist<br />

es,viele Titel holen.“<br />

Anhaltendes Hoch<br />

Trotz der jüngsten Niederlagen bestätigt das deutsche Eishockey bei dieser WM den Aufwärtstrend<br />

VonBenedikt Paetzholdt<br />

Auf den ersten Blick wirkt<br />

das vergangene WM-Wochenende<br />

für die deutsche<br />

Eishockey-Nationalmannschaft<br />

ziemlich ernüchternd: 2:11<br />

lautet die Torstatistik nach den Partien<br />

gegen die nordamerikanischen<br />

Teams mit ihren Cracks aus der National<br />

Hockey League.Vor allem das<br />

1:8 gegen Kanada am Sonnabend erinnerte<br />

an schlimme Zeiten. Bei der<br />

WM 2015 in Tschechien setzte es gegen<br />

diesen Gegner ein 0:10, was damals<br />

als Tiefpunkt des deutschen<br />

Eishockeys galt − eine längst vergangene<br />

Ära.<br />

Die jüngsten Niederlagen<br />

schmerzen auch, vor allem weil gegen<br />

die USA am Sonntag ein Punktgewinn<br />

bis weit ins dritte Drittel hinein<br />

möglich zu sein schien. Deshalb<br />

ist es wahrscheinlich, dass das DEB-<br />

Team die Gruppe AinKosice alsVierter<br />

abschließt. Am Dienstag braucht<br />

es nun schon eine Sensation gegen<br />

Mitfavorit Finnland (12.15 Uhr,<br />

Sport1)mitWM-Shootingstar Kaapo<br />

Kakko,umRussland aus dem Wegzu<br />

gehen, das mit seinen NHL-Größen<br />

Alexander Owetschkin, Jewgeni Malkin<br />

oder Nikita Kutscherow die Bratislava-Gruppe<br />

nach Belieben dominiert.<br />

Mangelnde Infrastruktur<br />

Die deutschen Profis wissen, wasToni Söderholm von ihnen verlangt.<br />

Die Gewissheit, dass ein DEB-Team<br />

die K.-o.-Runde erreicht hat, lange<br />

bevor die letzten Gruppenspiele bestritten<br />

sind −gleichbedeutend mit<br />

der Qualifikation für die Olympischen<br />

Spiele 2022 −, spricht für das<br />

Leistungs- und Stimmungshoch, in<br />

dem sich das deutsche Eishockey<br />

derzeit befindet. „Wir haben somit<br />

auf allen Ebenen Planungssicherheit<br />

und können im sportfachlichen Bereich<br />

die Systeme weiter positiv unterstützen“,<br />

sagte DEB-Sportdirektor<br />

Stefan Schaidnagel entsprechend<br />

optimistisch.<br />

Deutschland ist keine Eishockeynation<br />

und wird das auch nie werden.<br />

Dafür ist die Infrastruktur hierzulande<br />

schlichtweg nicht gegeben.<br />

Die Vision des DEB-Verbandspräsidenten<br />

Franz Reindl, bei den übernächsten<br />

Olympischen Spielen um<br />

eine Medaille mitspielen zu können,<br />

ist deshalb ein kühnes Unterfangen.<br />

Denn dieses Konzept, das den Namen<br />

Powerplay 2026 trägt, sieht ja<br />

vor, dass man mit Nationen wie Kanada,<br />

Russland oder Schweden auch<br />

dann mithalten kann, wenn die besten<br />

Profis auflaufen. DasSensationssilber<br />

von Südkorea war ja nur deshalb<br />

möglich, weil die NHL-Cracks<br />

nicht teilnehmen durften. Am Wochenende<br />

wurde deutlich, wie es um<br />

die Kräfteverhältnisse steht. Da<br />

reicht auch ein Leon Draisaitl als<br />

IMAGO IMAGES/SCHATZ<br />

Frontmann nicht aus, der von Bundestrainer<br />

Toni Söderholm zudem<br />

massive Kritik an seinem Defensivverhalten<br />

einstecken musste.<br />

Aber da war eben auch dieses fesselnde<br />

3:2 gegen den Gastgeber Slowakei,<br />

wo Eishockey die populärste<br />

Sportartist. Dass es Deutschland mit<br />

einem solchen Gegner inzwischen<br />

Der mit dem Chip im Kopf<br />

aufnehmen kann, offenbartden Verlust<br />

an Qualität im slowakischen Kader,<br />

aber vor allem die gesteigerte<br />

Wettbewerbsfähigkeit des DEB-<br />

Teams. Esist gerade mal fünf Jahre<br />

her,dass man sich noch freute,Gegner<br />

wie Österreich, Frankreich oder<br />

Italien im Zaum zu halten, die bei<br />

dieser WM abgeschlagen am Tabellenende<br />

rangieren.<br />

Vor allem war ja zu befürchten,<br />

dass der Aufwärtstrend zu eng an die<br />

Person Marco Sturm gekoppelt ist.<br />

Der langjährige NHL-Profi hat als<br />

Bundestrainer den Verband mit seinen<br />

rund 20 000 Mitgliedern wieder<br />

zum Leben erweckt, Missstände angeprangert<br />

und nicht zuletzt Olympiasilber<br />

verantwortet. Als er dann<br />

dem Ruf der Los Angeles Kings<br />

folgte, um Assistenztrainer in der<br />

besten Liga derWelt zu werden, hätte<br />

man Panikattacken in der Münchner<br />

Verbandszentrale vermuten dürfen.<br />

Denn mit Eishockey-Visionären ist<br />

Deutschland wahrlich nicht gesegnet.<br />

Sturms Erbe<br />

Mit Söderholm als Nachfolger lagen<br />

die Verantwortlichen aber offensichtlich<br />

richtig. Dass der Finne zuletzt<br />

nur drittklassig den SC Riessersee<br />

coachte, wirkte nur für Außenstehende<br />

abschreckend. Söderholm,<br />

seit 2016 als Trainer tätig, wurde kurz<br />

nach seinem Karriereende als Profi<br />

in den Mitarbeiterstab des EHC Red<br />

Bull München übernommen.<br />

Schwerpunkt: Spielerentwicklung.<br />

Riessersee ist Kooperationspartner<br />

des Champions der vergangenen<br />

drei Jahre.<br />

Als DEB-Headcoach ist es ihm gelungen,<br />

die richtige Mischung aus talentierten<br />

Nachwuchsprofis und erfahrenen<br />

Leistungsträgern zu finden.<br />

Obwohl er nie in der NHL<br />

spielte, konnte er die Profis aus<br />

Übersee für sich gewinnen. „Er ist<br />

ein Super-Typ“, schwärmt Keeper<br />

Philipp Grubauer, der nach dem<br />

Play-off-Aus der Colorado Avalanche<br />

das Team verstärken sollte,wegen einer<br />

Muskelverletzung bislang aber<br />

nur ein halbes Spiel zum Einsatz<br />

kam. Das offensive, auf Puckbesitz<br />

angelegte Spielsystem kommt bei<br />

den Profis gut an. Dass man sich den<br />

Topteams dieser WM geschlagen geben<br />

muss, liegt in der Natur der Sache.<br />

Deutschland wird als Eishockeyland<br />

noch lange im Aufbruch<br />

sein.<br />

Das zweite Major der Golfsaison geht an Brooks Koepka, der fälschlicherweise als einer der langweiligsten Sportler weltweit gilt<br />

VonBernd Müllender<br />

Erspiele„Golf wie in Chloroform“<br />

schrieb mal jemand, das deutsche<br />

Magazin Golfpunk sprach ihm<br />

eine „dicke Rüstung aus Lakonie“ zu<br />

und jüngst kürte ihn eine US-Website<br />

zum drittlangweiligsten Sportler aller<br />

Zeiten. Brooks Koepka, 29, Golfprofi<br />

ausWest Palm Beach in Florida, ist ein<br />

Phänomen: Er ist immer freundlich<br />

unterwegs,nach allen gängigen Mustern<br />

gut aussehend hat er Potenzial<br />

zum Ideal-Schwiegersohn oder für<br />

eine smarte Hollywood-Karriere. Und<br />

doch: Er weckt keine Emotionen. Der<br />

Mann mit dem Körperbau eines<br />

Footballers spielt sein ungemein dynamisches<br />

Golf, gewinnt, jubelt kurz<br />

und gibt freundliche Antworten.<br />

Nicht mal Ansätze von Skandalen<br />

oder diskursiven Ansichten. Keiner,<br />

der einen zum Lachen oder Staunen<br />

bringt. Einer ohne Dramen, der immer<br />

untermRadar unterwegs ist.<br />

So auch am Sonntagabend im<br />

Bethpage Golfklub bei NewYork. Den<br />

letzten Put ohne Besonderheit versenkt,<br />

strahlendes Gesicht, ein paar<br />

Freudengesten, Kussaustausch mit<br />

der Freundin und gut ist es. Stoisch<br />

wie sein Spiel. Brooks Koepka ist der<br />

Gegenentwurf zum manisch gefeierten<br />

US-Publikumsliebling Tiger<br />

Woods, von dem immer besondere<br />

Rettungsschläge (gernaus tiefenWälderndurch<br />

schmale Schneisen) in Erinnerung<br />

bleiben. Koepka spielt erst<br />

gar nicht in dieWälder.<br />

Dabei war der Sieg, zudem die<br />

erste erfolgreiche Titelverteidigung<br />

bei den PGA<br />

Championships seit 2007,<br />

am Ende durchaus ein<br />

spektakuläres Unterfangen.<br />

Weil Koepka vom ersten<br />

Tagan, als ihm eine rasante<br />

63 gelang, lange das<br />

Feld mit großem Abstand<br />

angeführt hatte. Gemein<br />

von ihm, man will doch<br />

Thrill, strauchelnde Helden,<br />

Hochspannung. Ein bisschen<br />

gab es die noch, als der Riesenvorsprung<br />

durch eine Phase ungenauen<br />

Spiels vier Loch vorSchluss auf nur einen<br />

zusammenschmolz. Sieben<br />

Schläge auf der letzten Runde zu verspielen,<br />

war noch keinem bei einem<br />

Major passiert.<br />

Man sah Koepka die Verunsicherung<br />

an, aber dann machte auch der<br />

aufholende Landsmann Dustin Johnson<br />

im böigen Wind ein paar Fehler.<br />

Beide stolperten ins Ziel. Koepka gewann<br />

mit zwei Schlägen Vorsprung.<br />

TrophyimArm:<br />

Brooks Koepka<br />

GETTY IMAGES/MIKE EHRMANN<br />

Es war sein jetzt schon vierter Major-<br />

Titel, bei leichteren 1b-Turnieren<br />

spielt er kurioserweise nur selten eine<br />

Rolle. Besondere Worte danach waren<br />

zunächst nicht überliefert: „Unglaublich<br />

…cool …wahnsinnig ...“<br />

Koepka wurde immer übersehen:<br />

EinSuperstartzuAmateurzeiten<br />

–erging, völlig ungewöhnlich<br />

für einen US-<br />

Profi, nach Europa und<br />

lernte hier das Siegen. Der<br />

Golf Channel wählte ihn<br />

2018 trotz vorherigem Major-Sieg<br />

nicht in die Liste<br />

der zehn wichtigsten zu beobachtenden<br />

Spieler –<br />

Koepka korrigierte die<br />

Fehleinschätzung durch<br />

den Turniersieg bei den US Open. Er<br />

hat ganze 164 000 Follower auf Twitter,<br />

andere US-Golfer wie der Niegewinner<br />

Rickie Fowler kommen auf die<br />

zehnfache Zahl,Woods hat 6,5 Millionen.<br />

Koepka, der Unbeachtete. Der<br />

immer gewinnt.<br />

Später gab Koepka interessante<br />

Einblicke in das Innenleben eines<br />

Profis bei Stresssituationen, wie er<br />

negative Stimmung drumherum<br />

ganz versammelt in inneren Treibstoff<br />

verwandelt. „Manchmal sind<br />

deine Neider und Hasser die größten<br />

Motivatoren“ hatte er einmal erklärt.<br />

Jetzt seien es,sagte er mit üblich monotoner<br />

Stimme, die vermeintlich<br />

bitteren Anfeuerungsrufe für seinen<br />

Konkurrenten, „sie haben mir geholfen,<br />

mich wieder zu refokussieren“.<br />

Mentaldoping durch indirekte Feindseligkeit.„Ich<br />

glaube,jeder große Athlet<br />

hat eine ArtChip in sich, mit dem<br />

er sich steuernkann. Derarbeitet für<br />

mich. Ichkann Dinge innerlich steuern,<br />

in meinem Kopf, da brauche ich<br />

nichts von außen.“ Zum Lohn für<br />

seine Fokussierung auf die ganz großen<br />

Events führtBrooks Koepka jetzt<br />

auch dieWeltrangliste an.<br />

Martin Kaymer, der einzige deutsche<br />

Teilnehmer, hatte erneut nur<br />

Teilzeitarbeit. Am Freitagabend hatte<br />

er einen Schlag zu viel auf der Scorekarte<br />

und durfte abreisen. Kaymer ist<br />

jetzt auf Rang 191 in derWeltrangliste,<br />

die schlechteste Platzierung seit zehn<br />

Jahren. Dieses Malhatte Kaymer Turnierfavorit<br />

Tiger Woods schlaggleich<br />

an seiner Seite. Der nahm sich den<br />

Unfall des frühen Ausscheidens nicht<br />

übel: „Ein paar Kleinigkeiten haben<br />

nicht korrekt geklappt. Es war auch<br />

sehr schnell nach den Masters.“ Vor<br />

vier Wochen hatte Woods jubelumtost<br />

nach zehn Jahren wieder ein Major<br />

gewonnen, seinen 15. Titel.<br />

NACHRICHTEN<br />

FC Bayernzeigt Interesse<br />

an LeroySané<br />

FUSSBALL. Nationalspieler Leroy<br />

Sané ist nach einem Bericht des Kicker<br />

ein Kandidat für einen Wechsel<br />

zum FC Bayern München. Wiedas<br />

Fachblatt am Montag meldete,wird<br />

die Personalie des Flügelspielers von<br />

Manchester City bei den Münchnerngeprüft.<br />

Da PepGuardiola den<br />

23-Jährigen laut dem Bericht loswerden<br />

möchte,könne Sané„preisgünstiger<br />

und –das ist gut möglich –bald<br />

FCB-Profi“ werden.<br />

Alba rechnet mit mehr<br />

Widerstand in Ulm<br />

BASKETBALL. Wenn Alba Berlin diesen<br />

Dienstag (19 Uhr) zum zweiten<br />

Spiel im Play-off-Viertelfinale in Ulm<br />

antritt, erwartet den Bundesligisten<br />

mehr Widerstand als beim 107:78-<br />

Erfolg am Sonntag.„ZuHause fühlen<br />

sie sich wohler.Sie müssen nicht reisen<br />

und können in ihren eigenen<br />

Betten schlafen. Daswirdkein einfaches<br />

Spiel für uns“, sagte Berlins<br />

GuardMartin Hermannsson.<br />

Kroos verlängertbei<br />

Real Madrid bis 2023<br />

FUSSBALL. Toni Kroos,Weltmeister<br />

von2014, plant langfristig beim spanischen<br />

Rekordmeister Real Madrid.<br />

DieKöniglichen bestätigten am<br />

Montag eine Verlängerung des Kontraktes<br />

mit dem 29 Jahrealten Mittelfeldspieler<br />

bis 30. Juni 2023.<br />

Die Bundesliga trauertum<br />

Manfred Burgsmüller<br />

FUSSBALL. Derlangjährige Bundesliga-Stürmer<br />

Manfred Burgsmüller,<br />

mit 231 Treffernin447 Spielen noch<br />

immer Vierter der ewigen Torjägerliste<br />

der Liga, starb im Alter von69<br />

Jahren. Dies bestätigte sein ehemaliger<br />

Verein Borussia Dortmund via<br />

Twitter,schrieb:„Ein ganz großer Borusse<br />

ist vonuns gegangen. Ruhe in<br />

Frieden, Manni Burgsmüller.“<br />

Burgsmüller spielte für RW Essen,<br />

Dortmund, Nürnbergund Bremen,<br />

holte da 1988 den Meistertitel.<br />

ZAHLEN<br />

Eishockey<br />

WM Vorrunde, 6. Spieltag<br />

Gruppe A<br />

Großbritannien-Slowakei 1:7 (1:3, 0:3, 0:1)<br />

Deutschland-USA 1:3 (1:1, 0:0, 0:2)<br />

Frankreich-Finnland 0:3 (0:1, 0:1, 0:1)<br />

Frankreich-Großbritannien 3:4 n.V.(0:0, 3:2, 0:1)<br />

Kanada-Dänemark 5:0 (3:0, 1:0, 1:0)<br />

1. Finnland 6 20: 7 16<br />

2. Kanada 7 33:11 15<br />

3. USA 6 27:12 14<br />

4. Deutschland 6 14:16 12<br />

5. Slowakei 6 26:18 9<br />

6. Dänemark 5 17:16 5<br />

7. Frankreich 7 14:34 2<br />

8. Großbritannien 7 9:41 2<br />

Gruppe B<br />

Italien-Norwegen 1:7 (0:1, 0:0, 1:6)<br />

Österreich-Tschechien 0:8 (0:2, 0:3, 0:3)<br />

Schweiz-Russland 0:3 (0:1, 0:1, 0:1)<br />

Schweden-Lettland 5:4 (1:0, 1:1, 3:3)<br />

Österreich-Italien 3:4 n.P.(2:1, 0:2, 1:0, 0:0)<br />

1. Russland 6 29: 3 18<br />

2. Tschechien 6 34:10 15<br />

3. Schweden 6 37:14 15<br />

4. Schweiz 6 23: 9 12<br />

5. Lettland 6 17:19 6<br />

6. Norwegen 6 18:29 6<br />

7. Italien 7 5:48 2<br />

8. Österrreich 7 9:39 1<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Straßburg<br />

1. Runde: Puig (Puerto Rico) -Maria (Bad Saulgau)<br />

6:1, 6:1; Siegemund (Metzingen) -Zarazua<br />

(Mexiko) 6:4, 7:6 (7:5)<br />

ATP-Turnier in Lyon<br />

Herbert(Frankreich/7) -Chardy(Frankreich) 6:2,<br />

7:5; Humbert(Frankreich) -Norrie (Großbritannien)<br />

6:1, 6:3; Johnson (USA) -Harris (Südafrika)<br />

6:2, 7:6 (7:2)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 18 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

VorzweiJahren trafen sich Union Berlin und der VfB Stuttgartnoch (fast) auf Augenhöhe in der Zweiten Liga. Jetzt gehen die Köpenicker als Underdog in die Relegationsspiele.<br />

IMAGO IMAGES/SIMON<br />

Eisern gegen alle<br />

Auf dem Papier hat der 1. FC Union in der Relegation gegen den VfB Stuttgart keine Chance. Doch gerade das könnte für die Köpenicker zum Vorteil werden<br />

VonMax Ohlert<br />

Regentropfen prasselten auf<br />

den bereits völlig durchnässten<br />

Union-Trainer Urs<br />

Fischer,der sich nach dem<br />

Schlusspfiff im Bochumer Ruhrstadion<br />

erschöpft in Richtung Boden<br />

krümmte,die Augen schloss und tief<br />

durchatmete. Mittelfeldspieler Joshua<br />

Mees vergrub einige Meter weiter<br />

sein Gesicht im Trikot, ebenso<br />

Mitspieler Felix Kroos, der zuvor<br />

noch frustriert gegen einen Ballsack<br />

getreten hatte.„Es tut gerade richtig<br />

weh“, klagte auch der bemitleidenswerte<br />

Torwart Rafal Gikiewicz, dem<br />

die tiefe Enttäuschung über das 2:2<br />

beim VfL Bochum genauso deutlich<br />

anzusehen war wie seinen Kollegen.<br />

Und sofiel es auch am Tagnach<br />

dem knapp verpassten direkten Aufstieg<br />

schwer zu glauben, dass die<br />

Mannschaft der Eisernen diesen Nackenschlag<br />

pünktlich zum ersten<br />

Entscheidungsspiel gegen den VfB<br />

Stuttgart (Donnerstag, 20.30 Uhr)<br />

überwunden haben könnte.<br />

Hoffnung machte da zunächst<br />

mal nur ein verhältnismäßig gefasst<br />

Zukunft: Der VfB Stuttgart<br />

stellt noch vorder Relegation<br />

weiter dieWeichen für die Zukunft:<br />

TimWalter,bisher<br />

Coach vonHolstein Kiel, wird<br />

ab der kommenden Saison<br />

Trainer bei den krisengeplagten<br />

Schwaben.<br />

wirkender Kapitän Christopher<br />

Trimmel. „Natürlich sind wir jetzt<br />

enttäuscht. Aber in uns ist noch immer<br />

Power und Selbstbewusstsein“,<br />

bekräftigte der 32-Jährige und versprach:<br />

„Wir werden gegen Stuttgart<br />

alles raushauen, was wir haben.“<br />

Das wird auch zwingend nötig<br />

sein, denn auf dem Papier ist der Traditionsklub<br />

aus der Bundesliga mit<br />

Weltmeister Benjamin Pavard, den<br />

ehemaligen Nationalspielern Mario<br />

Gómez, Ron-RobertZieler und Dennis<br />

Aogo sowie einem Talent wie<br />

Ozan Kabak klarer Favorit. Dazu<br />

kommt, dass der Bundesligadrittletzte<br />

seine Leistungen in den letzten<br />

vier Saisonspielen unter Interimstrainer<br />

Nico Willig sichtlich steigern<br />

konnte und so für neue Hoffnung bei<br />

den Fans sorgte. Kein Wunder also,<br />

dass auch VfB-Sportchef Thomas<br />

Hitzlsperger gegen Union „an die<br />

Leistungen der vergangenen Spiele<br />

anknüpfen will“.<br />

Nicht einmal die Statistik meint<br />

es gut mit den Unionern. Denn seit<br />

der Wiedereinführung der Relegation<br />

in der Saison 2008/09 gelang es<br />

lediglich zwei Zweitligisten, sich gegen<br />

die jeweilige Bundesligamannschaft<br />

durchzusetzen: dem 1. FC<br />

Nürnberg (gegen Energie Cottbus<br />

2009) und Fortuna Düsseldorf (gegen<br />

Hertha BSC 2012). In den vergangenen<br />

sechs Jahren siegte also<br />

stets der Bundesligist.<br />

SchlüsselwortDortmund<br />

Wer den Finger in die Wunde drücken<br />

will, könnte meinen: Alles,<br />

wirklich alles spricht in den Relegationsspielen<br />

gegen den 1. FC Union.<br />

WALTER WIRD TRAINER BEIM VFB<br />

Vergangenheit: Der 43-Jährigeunterschrieb<br />

einen Zweijahresvertrag<br />

bis zum 30.<br />

Juni 2021. Walter war vor<br />

seiner Station in Kiel im<br />

Nachwuchsbereich vonBayernMünchen<br />

und des Karlsruher<br />

SC tätig.<br />

Gegenwart: In den Relegationsspielen<br />

gegenUnion Berlin<br />

wird der VfB noch von<br />

Nico Willig betreut. Der 38-<br />

JährigekehrtimSommer<br />

wieder auf seinen Posten als<br />

Trainer der Stuttgarter U19-<br />

Junioren zurück.<br />

Doch könnte ausgerechnet dieser<br />

Umstand für die Eisernen zum entscheidenden<br />

Vorteil werden. Das<br />

Schlüsselwort, das bestens dazu<br />

passt, lautet nämlich: Dortmund!<br />

Im Westfalenstadion lieferten die<br />

Köpenicker im Oktober, als klarer<br />

Außenseiter, einen begnadeten<br />

DFB-Pokalkampf ab, glichen zwei<br />

Führungen aus und verloren erst mit<br />

viel Pech durch einen Elfmeter in der<br />

Nachspielzeit. Diese Meisterleistung<br />

beim BVB funktioniert als perfekte<br />

Blaupause für die Relegationsspiele.<br />

Weil die Unioner sich selbst und ihren<br />

Fans bewiesen, dass sie, entgegen<br />

aller Prophezeiungen, auch mit<br />

den ganz großen Teams mithalten<br />

können −zumindest, wenn es in entscheidenden<br />

Spielen um alles geht.<br />

Denn ziemlich ähnlich traten die<br />

Rot-Weißen auch in den Ligaspielen<br />

gegen den 1. FC Köln (1:1, 2:0) und<br />

den Hamburger SV (2:2, 2:0) auf.<br />

Auch hier spielte Union unglaublich<br />

konzentriert und diszipliniert Fußball,<br />

obwohl, so bewertete Christopher<br />

Trimmel zuletzt den Heimsieg<br />

gegen den HSV, „der direkte Gegenspieler<br />

da individuell weitaus mehr<br />

Qualität hat als du selbst“.<br />

Und wie Dortmund, Köln und<br />

Hamburg ist auch der VfB gegen<br />

Union in der Pflicht, das Spiel selbst<br />

aufziehen zu müssen, den eigenen<br />

Stil aufs Feld zu bringen, während<br />

die Eisernen den Gegner, vor allem<br />

im Hinspiel in Stuttgart, zunächst<br />

mal laufen lassen können. Eine Variante,die<br />

den Unionernindieser Saison<br />

nachweislich ziemlich gut gefällt.<br />

Frei nach dem Fan-Motto: „Alles<br />

kann, nichts muss!“<br />

Vorallem im Hinspiel geht es für<br />

die Eisernen so erst einmal nur<br />

darum, wenig bis keine Gegentore<br />

zuzulassen, um den Schwaben dann<br />

im Rückspiel im brechend vollen, tobenden<br />

Stadion An der Alten Försterei<br />

zuzeigen, dass man „Aufstiegskampf“<br />

in Köpenick mit großem<br />

KAMPF schreibt. Eisern gegen alle!<br />

Und so mochte am Sonntagabend<br />

die Enttäuschung der Eisernen<br />

in Bochum noch überwiegen,<br />

die Statistik ganz grundsätzlich gegen<br />

sie sprechen −doch chancenlos<br />

ist Union gegen den VfB wahrlich<br />

nicht. Im Gegenteil.<br />

„Jetzt ist wieder alles offen“,<br />

ahnte daher auch Rafal Gikiewicz,<br />

der diese Tatsache in seiner Enttäuschung<br />

über die verpasste, direkte<br />

Aufstiegschance wohl eher negativ<br />

als optimistisch meinte. Doch auch<br />

er wird amDonnerstag wieder für<br />

den großen Traum brennen.<br />

Max Ohlert<br />

glaubt noch an den Aufstieg<br />

des 1. FC Union.<br />

Only home we don’tgo<br />

Nach der Saison ist vor der Marketingreise. Doch was will Hertha in den USA? Und warum hat Manager Michael Preetz gute Reiseerinnerungen?<br />

VonPaul Linke<br />

AmMontagmorgen ist sie also losgeflogen,<br />

die sechzigköpfige Reisegruppe<br />

Hertha BSC. Berlin Tegel,<br />

Zwischenlandung Amsterdam, Zielflughafen<br />

Minneapolis, zwölf Stunden<br />

unterwegs.Aber wozu eigentlich<br />

das Ganze nach diese Saison? „Wir<br />

wollen die internationale Weiterentwicklung<br />

der MarkeHertha BSC vorantreiben“,<br />

sagte Manager Michael<br />

Preetz bereits vor ein paar Wochen.<br />

Undauf der Mitgliederversammlung<br />

am Sonntag informierte er:„Wirwollen<br />

neue Märkte erschließen.“ Außerdem<br />

geht es darum: „Wir sind im<br />

dreißigsten Jahr des Mauerfalls, wir<br />

treten als Botschafter Berlins auf.“<br />

Wer die Reise mitverfolgen will,<br />

kann das unter #teardownwallstour<br />

bei Twitter tun und sollte sich vorher<br />

noch einmal die Rede von Ronald<br />

Reagan anhören, der am 12. Juni<br />

1987 vor dem Brandenburger Tor<br />

Debüt für Deutschland 1999: Michael Preetz im Spiel gegen die USA<br />

IMAGO IMAGES<br />

forderte: „Mr. Gorbatschow, tear<br />

down this wall!“ Reißen Sie diese<br />

Mauer nieder!<br />

Hertha –ohne die entschuldigten<br />

Pal Dardai (Balaton), Rainer Widmayer<br />

(Stuttgart), Rune Jarstein, Vladimir<br />

Darida, Mathew Leckie, Arne<br />

Maier,Lukas Klünter (alle angeschlagen<br />

bis verletzt) und Vedad Ibisevic<br />

(zum dritten Mal Papa) –wird neun<br />

Tage in den USA verbringen. Geplant<br />

sind neben lockeren Trainingseinheiten,<br />

Werbeterminen, Pressekonferenzen,<br />

einem Schulbesuch und<br />

der Tribünenanwesenheit bei einem<br />

Baseballspiel auch zwei Freundschaftskicks:<br />

an diesem Mittwoch<br />

gegen Minnesota United FC, Major<br />

League Soccer, esist eine Stadioneinweihung;<br />

und am Freitag im Bundesstaat<br />

Wisconsin gegen den ForwardMadison<br />

FC aus der unterklassigen<br />

USL League One.<br />

Dann geht es weiter nach Chicago<br />

und am vorletzten Tagüber die mechen<br />

Gründen länger bleiben will,<br />

wirdsicherlich die Klubhymne„Only<br />

home we don’t go“ anstimmen.<br />

Finanzchef Ingo Schiller hat versprochen,<br />

dass Hertha einen fünfstelligen<br />

Betrag verdienen wird: Anxikanische<br />

Grenze nach (Mr.Trump,<br />

tear down this wall!) Tijuana, die<br />

Reise endet in Berlins Partnerstadt<br />

Los Angeles.Das noch geheime „Abschlussevent“<br />

findet am Santa Monica<br />

Beach statt. Weraus verständlitrittsgagen<br />

plus Zuschuss von der<br />

DFL, die Bundesligisten seit sechs<br />

Jahren finanziell darin bestärkt, den<br />

deutschen Klubfußball im Ausland<br />

zu repräsentieren. Dastat Hertha zuletzt<br />

vor49Jahren, auf Einladung des<br />

DFB. Damals waren es zehn Testspiele<br />

in vier Wochen, die Mannschaft<br />

reiste mit den Schiff an.<br />

DieVerbindung zwischen Hertha<br />

BSC und den USA ist nicht komplett<br />

ohne die Reise, die der Stürmer Michael<br />

Preetz imFebruar 1999 angetreten<br />

hat –als deutscher Nationalspieler.<br />

Beim Spiel gegen den GastgeberinJacksonville<br />

(0:3) debütierte<br />

er für den DFB, gegen Kolumbien<br />

(3:3) traf er doppelt und durfte hinterher<br />

zu Recht behaupten: „Ich war<br />

einer der wenigen, die die Chance<br />

genutzt haben.“ Undeslag nicht nur<br />

an der Lektüre, in die sich Preetz damals<br />

vertiefte, während die anderen<br />

Karten spielten im Teamhotel:<br />

„Sorge Dich nicht, lebe –Die Kunst,<br />

zu einem von Ängsten und Aufregungen<br />

befreiten Leben zu finden“.<br />

Für die meisten Fans war die<br />

Klasse von 1999 (wieder mit Preetz),<br />

die sich ein halbes Jahr beim Confed<br />

CupinMexiko noch mehr blamieren<br />

sollte, das größte Missverständnis<br />

der deutschen Fußballgeschichte.<br />

Die Bundestrainer hießen übrigens<br />

UliStielike und Erich Ribbeck.<br />

Der Manager Preetz verfolgt eine<br />

Internationalisierungsstrategie, die<br />

auch andere Mannschaften betrifft.<br />

Im vergangenen Jahr reiste Herthas<br />

U19 zueinem Turnier nach Kalifornien,<br />

die U23 nahm am Baltic Sea<br />

Cup und am Premier League International<br />

Cup teil. Im vergangenen<br />

Oktober war Preetz zudem in New<br />

York,als die DFL dortein Büroeröffnete.<br />

Alle Reisen haben das gleiche<br />

Ziel: Bekanntheit des Klubs erhöhen,<br />

Kontakte knüpfen, Geldgeber finden.<br />

So verhalten sich eben Marken<br />

auf Märkten.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 19<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Im Zeichen des<br />

Elefanten: Ausstellung<br />

in der AkD<br />

Seite 21<br />

„Wenn ich die Lösung wäre, wüsste ich Bescheid.“<br />

Bei der Suche nach einem Volksbühnenintendanten taucht immer mal der Name Kay Voges auf. Mal nachfragen … Seite 20<br />

Streitkultur<br />

Eure Rede sei:<br />

Ja, ja; nein, nein<br />

PetraKohse<br />

hängt einem Gedanken<br />

vonAugust Diehl nach.<br />

Der Schauspieler August Diehl,<br />

der in Terrence Malicks gerade<br />

im Wettbewerb in Cannes gezeigten<br />

Film „Ein verborgenes Leben“ einen<br />

österreichischen Bauern spielt, der<br />

sich weigert, in der Wehrmacht zu<br />

kämpfen, sagte in einem dpa-Interview,<br />

wie sehr ihn dieses „Nein“-Sagen<br />

der Figur beeindruckt habe. Zumal<br />

es ein „Nein“ ohne Anklage sei.<br />

Ein „Nein“, das einer für sich entschieden<br />

habe.Und das anderedazu<br />

inspiriere, auch ihre eigenen Entscheidungen<br />

zu hinterfragen. „Es ist<br />

völlig verlernt worden, in einem guten<br />

Sinne zu streiten. Das ist mit die<br />

größte Katastrophe. Wenn Denkverbote<br />

ausgesprochen werden. Ein<br />

Streit ist an sich etwas Wunderbares,<br />

etwas ganz Wichtiges.Wenn das flöten<br />

geht, dann werden die, die am<br />

lautesten schreien, gewinnen.“<br />

Da hat er sicher sehr recht. Und<br />

zwar genauso recht wie Maria Fleming<br />

vom Dublin Theatre Festival,<br />

die –<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 20.5. –<br />

darauf hinwies, wie wichtig es für<br />

Frauen sei, „Ja“ zu sagen, und sich<br />

auf das zu fokussieren, was sie wollen.<br />

„Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein,<br />

nein. Was darüber ist, das ist vom<br />

Übel“, heißt es (Mat. 5:37) in der Lutherbibel.<br />

„Doch die Verhältnisse,sie<br />

sind nicht so!“, könnte man mit<br />

Brecht anschließen. Und wie auch!<br />

Schließlich leben wir in einem System,<br />

in dem 49,9 Prozent Nein<br />

durchaus als Ja gelten.Wozu es in der<br />

Tatkeine Alternativegibt.<br />

Aber um auf die Momente der<br />

Entscheidungen im eigenen Leben<br />

vorbereitet zu sein, um das Parlament<br />

der Argumente aus und den eigenenWillen<br />

einschalten zu können,<br />

wenn es darauf ankommt, laden August<br />

Diehl und ich Sie ein (wie wir<br />

Yogalehrerinnen es gern formulieren),<br />

doch heute einfach einmal<br />

Nein zu sagen, wenn Sie estatsächlich<br />

meinen, Ihr Gegenüber es aber<br />

nicht erwartet. Nein, ich schaffe es<br />

nicht auch zwei Stunden früher.<br />

Nein, das schmeckt mir nicht. Nein,<br />

ich wäre heute lieber allein. Aber ja,<br />

ich lebe sehr gern, warum fragen Sie?<br />

Der große Bluff<br />

Komplott, Falle, Staatsverschwörung –<br />

die Ibiza-Affäre speist sich aus der<br />

Amoralität ihrer Opfer<br />

VonHarry Nutt<br />

Ein Münchner Demo-Besucher vergibt eine gute Note.<br />

IMAGO/MAX VORSTADT<br />

Alles hängt an einem dünnen<br />

Faden und ist eigentlich<br />

nicht zu schaffen,<br />

wenn TomCruise in ein jeweils<br />

neues Abenteuer zu seiner unmöglichen<br />

Mission aufbricht. Geheimdienste,<br />

lautet die Metaerzählung<br />

hinter Actionfilmen wie „Mission<br />

Impossible“, operieren mit<br />

allerlei technischem Gerät und Geschick,<br />

bedürfen am Ende aber doch<br />

des Muts eines Einzelnen. Meist<br />

steht dabei nicht weniger als die<br />

Weltordnung auf dem Spiel, und irgendwann<br />

geht alles wieder von<br />

vorn los. Imjeweiligen Ende einer<br />

Episode ist bereits der Stoff für die<br />

Fortsetzung enthalten.<br />

TomCruise und Daniel Craig gehören<br />

vermutlich nicht zu den<br />

Drahtziehern der österreichischen<br />

Staatsaffäre, aber dass ein westlicher<br />

Geheimdienst die beschämende Demaskierung<br />

des zurückgetretenen<br />

Vizekanzlers Heinz-Christian Strache<br />

und seines Adlatus’ Johann Gudenus<br />

eingefädelt haben könnte,<br />

galt unmittelbar nach Bekanntwerden<br />

des kompromittierenden Videos<br />

als plausible Erklärung. Zu aufwendig<br />

inszeniert und von langer Hand<br />

vorbereitet, lautete das Urteil etwa<br />

am Sonntag im ARD-Presseclub, als<br />

dass sich dahinter ein journalistischer<br />

Coup àlaWallraff verbergen<br />

könnte.Oder vielleicht doch?<br />

Nachvollziehbare Expertise konkurriert<br />

mit der lustvollen Spekulation<br />

in alle Richtungen. Der ewige<br />

Böhmermann spielt wieder mit. Als<br />

ahnungsvoller Stichwortgeber kokettierte<br />

er mit Täterwissen und<br />

stellt einmal mehr unter Beweis,<br />

dass seine Aufführungskunst die<br />

Herausforderung der ganz großen<br />

Tiere zum Ziel hat. Oder war es vielleicht<br />

doch eine KGB-Mission auf<br />

Weisung vonWladimir Putin, um die<br />

an die Macht strebende alpenländische<br />

Rechte zu willfährigen Vasallen<br />

zu machen?<br />

Natürlich interessiert man sich<br />

für die tatsächlichen Akteure und<br />

Abläufe des kuriosen Treffens in dem<br />

Ibiza-Appartement. Insgeheim aber<br />

blüht die Hoffnung, noch eine Weile<br />

vom assoziativen Feuerwerk des<br />

Möglichen, Denkbaren und Abstrusenunterhalten<br />

zu werden.<br />

Das liegt vor allem an der obszönen<br />

Amoralität der Ertappten.<br />

Heinz-Christian Strache hat recht<br />

mit der Einschätzung, Opfer eines<br />

politischen Attentats geworden zu<br />

sein. Etwas hat eingeschlagen mit<br />

der Wirkung einer Art umgekehrter<br />

Neutronenbombe. Ein politisches<br />

Gebilde ist eingestürzt, ohne dass<br />

physisch jemand zu Schaden gekommen<br />

wäre. Einer wie Strache<br />

vermag ohnehin keinen Anspruch<br />

auf den Schutz eines arglos Getäuschten<br />

erheben. Weniger besoffen<br />

vonder Zufuhr alkoholischer Getränke<br />

als vonder Aussicht auf politische<br />

Macht erklärte er sich vor versteckter<br />

Kamera ganz ungeniert<br />

bereit, diese nach Belieben zu missbrauchen.<br />

Gudenus und er sind in<br />

eine Falle gelockt worden, und der<br />

Unterhaltungswert des Publikums<br />

besteht nun vorallem darin, dass sie<br />

als aufgeblähte Machos unbedarft<br />

hineingetorkelt sind.<br />

Auf süffisante Weise schnurren<br />

die Vorstellungen von Geheimdienstverschwörung<br />

und Satire zusammen<br />

undman blättertzurück im<br />

Sammelalbum der schönsten Täuschungsmanöver,<br />

die im Dienst der<br />

politischen Aufklärung oder auch<br />

bloß zur subversiven Erbauung angerichtet<br />

wurden. Zu einer gewissen<br />

Kunstfertigkeit hatte es dabei der<br />

2013 gestorbene Journalist Horst Tomayer<br />

gebracht, der mit fingierten<br />

Telefonaten Scherze auf Kosten anderer<br />

trieb. Zuden größten Erfolgen<br />

seiner für eine Kolumne in der Zeitschrift<br />

Konkret unternommene Camouflage<br />

gehört ein Gespräch, in<br />

dem er mit verstellter Stimme als<br />

Louis Trenker bei Ernst Jünger anrief,<br />

was dieser in seinem Tagebuch<br />

auch verzeichnete, nicht ahnend,<br />

dass er einem durchtriebenen<br />

Schelm aufgesessen war.<br />

Die Methode Tomayer setzte auf<br />

die Eitelkeit der Angerufenen, mindestens<br />

aber auf eine situativ-emotionale<br />

Ungeschütztheit. Das von<br />

Tomayer zu einer künstlerischen Gesprächsform<br />

entwickelte Format<br />

lebt heute in der miesen Betrugsmasche<br />

des Enkeltricks fort, mit dem<br />

gewiefte Gauner versuchen, wohlhabende,aberleichtgläubige<br />

alte Menschen<br />

um ihreHabe zu erleichtern.<br />

Zweifellos stellt sich denn auch<br />

die Frage nach der Rechtmäßigkeit<br />

des Vorgehens. Auf Ibiza ist vermutlich<br />

mehr verletzt worden als das<br />

Recht ameigenen Bild. Aber selbst<br />

solide agierende Finanzminister fragen<br />

kaum noch danach, woher eigentlich<br />

die ominösen Steuer-CDs<br />

stammen, wenn ihnen die darauf enthaltenen<br />

Daten fruchtbar erscheinen.<br />

Werauch immer die Ibiza-Falle<br />

gestellt hat, nimmt für sich in Anspruch,<br />

alles zu dürfen, als sei es eine<br />

durch Tucholsky beglaubigte Satire.<br />

Harry Nutt<br />

blickt neugierig auf Österreich<br />

–und zurück.<br />

NACHRICHTEN<br />

Haus der Statistik soll mit<br />

Kulturprojekt belebt werden<br />

Das„Haus der Statistik“ ist ein seit<br />

Jahren ungenutzter Gebäudekomplex<br />

im Herzen Berlins.ZuDDR-Zeiten<br />

residierte hier die Staatliche<br />

Zentralverwaltung für Statistik, nach<br />

derWende wurdenTeile vomStatistischen<br />

Bundesamt und der Stasi-Behörde<br />

genutzt. EinVerbund von<br />

Kunst-und Kulturinitiativen will nun<br />

den Sommer über das mit 500 000<br />

Euro vonder Kulturverwaltung geförderte<br />

Projekt „Statista“ vorantreiben.<br />

BisDezember soll eine am Gemeinwohl<br />

orientierte Zusammenarbeit<br />

entwickelt werden, die als Teil<br />

der Berlin ArtWeek im September<br />

präsentiertwerden soll. (dpa)<br />

Deutschland übergibt<br />

Manuskripte an Israel<br />

Israels Nationalbibliothek erhält aus<br />

Deutschland weitereDokumente<br />

aus dem Nachlass des Kafka-Freundes<br />

MaxBrod(1884–1968). An diesem<br />

Dienstag wollen Vertreter des<br />

Bundeskriminalamtes (BKA) in der<br />

israelischen Botschaft in Berlin rund<br />

5000 Seiten aus Brods Privatarchiv<br />

an Israel übergeben. DieDokumente<br />

waren vorrund zehn Jahren in Tel<br />

Aviv gestohlen und nach Deutschland<br />

geschmuggelt worden, wo sie<br />

2015 beschlagnahmt wurden. Die<br />

Manuskripte,darunter unveröffentlichte<br />

Passagen aus Brods Tagebuch<br />

sowie frühe Korrespondenz Brods<br />

mit seiner Frau, könnten weiteren<br />

Aufschluss über das Leben vonFranz<br />

Kafka (1883–1924) geben, wie Stefan<br />

Litt, ein Archivar der Nationalbibliothek,<br />

der dpa in TelAviv sagte. (dpa)<br />

Fassbinder-Zentrum in<br />

FrankfurtamMain eröffnet<br />

Seit Montag ist der Nachlass des<br />

Filmregisseurs (1945–1982) Rainer<br />

Werner Fassbinder im DFF Fassbinder<br />

Center in Frankfurtzugänglich.<br />

DasDeutsche Filminstitut und das<br />

Deutsche Filmmuseum (DFF) eröffneten<br />

dortgemeinsam das Zentrum.<br />

DerNachlass des früh verstorbenen<br />

Regisseurs wurde mit Hilfe vonHessischer<br />

Kulturstiftung und der Kulturstiftung<br />

der Länder angekauft.<br />

Auch die Stadt Frankfurthat sich beteiligt.<br />

(dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Maulfeil<br />

Die Scham<br />

fliegt mit<br />

VonUte Cohen<br />

Eswar einmal der kleine Nils Holgersson,<br />

der flog mit den Gänsen davon. Das war<br />

eine wunderbare Reise für den weizenblonden<br />

Schwedenburschi! An den Hals einer<br />

Wildgans gekuschelt, sahen Kullaberg und<br />

Ronnebymärchenhaft aus,entzückender jedenfalls<br />

als durch das Bullauge einer Boeing.<br />

VomCO2-Ausstoß ganz zu schweigen! Nils’<br />

ökologischer Fußabdruck wäre selbst mit<br />

modernsten Methoden nicht messbar. Als<br />

Maskottchen der sich flugs verbreitenden<br />

schwedischen Klimabewegung wäre Selma<br />

Lagerlöfs Held bestens geeignet. Ob ihm<br />

aber das durch Europa flatternde„Flygskam“<br />

(zu Deutsch: „Flugscham“) über die Lippen<br />

gekommen wäre, darfbezweifelt werden. So<br />

gschamig und aufs Gerede der Leute bedacht<br />

war Nils eben nicht. Immerhin ist er<br />

mit Vögeln durchgebrannt.<br />

„Flugscham“ ist eine Wortschöpfung unserer<br />

Zeit. Ein züchtiges „Ich schäme mich“,<br />

wahlweise für Steuerhinterziehung oder<br />

Trunkenheitsfahrten, gehört zujeder politischen<br />

Kommunikationsstrategie. Während<br />

sich Politiker meist mit einem „Ego te absolvo“<br />

aus der Affäre ziehen, kommen die<br />

von Flugscham Befallenen weniger glimpflich<br />

davon. Versuchen sie dieses unangenehme<br />

Gefühl beim Betreten eines Flugzeugs<br />

zu ignorieren, werden sie an den Instagram-Klimaschutz-Pranger<br />

gestellt, sodass<br />

sie erst recht vorScham im Boden versinken.<br />

Das Malheur mit der Scham begann mit<br />

Eva, als sie dem sich in Selbstzufriedenheit<br />

suhlenden Adam den berühmten Apfel anbot.<br />

In der biblischen Erkenntnis schämten<br />

sich beide plötzlich ihrer animalischen Gelüste<br />

und pflückten fleißig Feigenblätter.<br />

KARL BURKHARD TIMM<br />

Im paradiesischen Urzustand hatte die<br />

Scham noch nichts zu suchen. Erst als Gott,<br />

der Teufel und die Religion ins Spiel kamen,<br />

war es vorbei mit der unschuldigen Nudisterei.<br />

Dass Scham schließlich eine gleichsam<br />

überirdische Tugend ist, zeigte uns schon die<br />

griechische Göttin Artemis, als sie den Jäger<br />

Aktaion für seinen Voyeurismus knallhart<br />

bestrafte.Dass er seinen Sehgelüsten frönte,<br />

kam ihm nämlich teuer zu stehen. DieGöttin<br />

der Keuschheit, schamerfüllt, verwandelte<br />

ihn in einen Hirsch, der von seinen eigenen<br />

Kumpanen gejagt und erlegt wird. Drastische<br />

Strafen für Spanner in der Welt der Götter<br />

und der Klimaschützer!<br />

Das Verbotene reizt jedoch um so mehr.<br />

Wer Dr. Spitzvogels Handhabungs-Therapeutik<br />

in T.C. Boyles „Road to Wellville“<br />

kennt, weiß, dass jede Form von Unterdrückung<br />

zu allerlei erquicklichen Umgehungsmanövern<br />

führen kann. Auch Luis Buñuel<br />

thematisierte in seinen Filmen nicht selten<br />

die Scham. AusScham über die eigenen masochistisch-devoten<br />

Bedürfnisse verwandelt<br />

sich Sévérine in„Belle de Jour“. Im„Gespenst<br />

der Freiheit“ lässt er munter auf der Gruppentoilette<br />

smalltalken, während sich die<br />

Gesellschaft zum Essen diskret hinter verschlossene<br />

Türen zurückzieht.<br />

Lässt man die Scham erst wieder zum<br />

Zuge kommen und als „Flugscham“ durchs<br />

Hintertürchen eintreten, hat sie bald ein<br />

paar Begleiter im Schlepptau: die Fleischscham,<br />

die Zuckerscham und nicht zu vergessen<br />

die Zwillinge Autoscham und Rauchscham.<br />

Dasist der Vorteil der Schamkonsorten:<br />

Komposita kann man im Deutschen geschwind<br />

und en masse bilden. Vielleicht ist<br />

es aber an der Zeit, den Schamgesellinnen<br />

Kontra zubieten, bevor sie sich in Harpyien<br />

verwandeln und Racheüben an all jenen, die<br />

ihnen ein Klotz am Flugbein sind.


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

„Lederer kann mich noch anrufen“<br />

Zumindest was das Selbstbewusstsein angeht, ist Kay Voges ein Musterbeispiel für einen Intendanten. Vorder Volksbühne hätte er keine Angst<br />

Der Sommer rückt näher<br />

und damit der Tag, an<br />

dem der Kultursenator<br />

Klaus Lederer bekanntgeben<br />

will, wer Klaus Dörr nachfolgen<br />

und ab 2021 Volksbühnenintendant<br />

wird. Ob er noch niemanden<br />

gefunden hat, der geeignet wäre?<br />

Oder ist hinter den Kulissen längst<br />

alles abgemacht? Wasmuss jemand<br />

mitbringen, um das Haus mit dem<br />

dicken Castorf-Stempel und nach<br />

dem Dercon-Desaster zu bewältigen?<br />

Mut, Ausdruckswut und gern<br />

auch ein paar Jahre Leitungserfahrung<br />

dürften nicht schaden. Und<br />

vielleicht findet man jemanden, der<br />

noch nicht fünfzig ist? Wir sprachen<br />

mit dem 46-jährigen Intendanten<br />

Kay Voges, der dem Theater Dortmund<br />

zu überregionaler Aufmerksamkeit<br />

verholfen hat und es 2020<br />

nach zehn Jahren abgibt.<br />

Herr Voges, Sie tauchen immer mal<br />

wieder als ein Kandidat für die Nachfolge<br />

von Klaus Dörr in Gesprächen<br />

gut unterrichteter Kreise auf.Manche<br />

sehen Sieals hoch geeignet an, andere<br />

winken hektisch ab.Wie ist denn der<br />

Stand der Dinge?<br />

Manhat hier erst einmal eine Entscheidung<br />

getroffen, indem man<br />

Klaus Dörr ein Jahr länger weitermachen<br />

lässt. Damit hat Herr Lederer<br />

den Stress rausgenommen.<br />

Im Sommer muss eine Lösung her.<br />

Wenn ich diese Lösung wäre,<br />

würde ich bestimmt Bescheid wissen.<br />

Ich werde an dem Haus inszenieren.<br />

Ichglaube nicht, dass ich den<br />

Intendantenjob erben werde. Mit<br />

mir hat Lederer jedenfalls nicht geredet.<br />

Da kann ich Ihnen jetzt keinen<br />

Scoop liefern.<br />

Immerhin. Ein Dementi ist ja auch<br />

eine Nachricht. Siehatten in aller Bescheidenheit<br />

Interesse an der Volksbühne<br />

bekundet.<br />

Ichhabe gesagt, dass ich gern bereit<br />

wäre, mir Gedanken darüber zu<br />

machen. Ichhörejetzt nach zehn Jahren<br />

inDortmund auf. Das war eine<br />

tolle Zeit. Aber irgendwann ist diese<br />

Bühne zu klein geworden für uns.<br />

Jetzt kommt so die wehmütige Zeit,<br />

wo man merkt, dass man auseinander<br />

geht. Es wäreschön, wenn wir unserekontinuierliche<br />

Theaterarbeit an<br />

einem anderen Haus fortsetzen<br />

könnten. Sonst werden sich die Menschen,<br />

die in einem Verbund miteinander<br />

gearbeitet haben, in alle Winde<br />

verstreuen. Und ich verbringe ein<br />

paar Jahreals freier Regisseur.<br />

Aber Sie wollen lieber ein Haus übernehmen,<br />

warum?<br />

Ich habe in den Neunzigern mit<br />

Ende zwanzig im Leitungsteam des<br />

Theaters Oberhausen angefangen<br />

und mich relativ schnell entwickeln<br />

können, weil ich immer wieder mit<br />

denselben Menschen den nächsten<br />

Schritt machen konnte. Wegen dieser<br />

Kontinuität bin ich Intendant geworden.Wenn<br />

man als Gastregisseur<br />

irgendwo auftaucht, verbringt man<br />

die ersten beiden Wochen damit, auf<br />

einen gemeinsamen Nenner zu<br />

kommen, bevor es mit der Kunst losgehen<br />

kann. Außerdem ist es ein Unterschied,<br />

ob man eine Inszenierung<br />

macht, oder ob man ein ganzes Haus<br />

in einer Stadt inszeniert. Das ist ein<br />

größerer Gedanke.Ich hoffe,dass ich<br />

dazu Gelegenheit bekomme.<br />

Sicher,als einer der wenigen Ihrer Generation.<br />

Es ist eine Generation, die<br />

das vom Künstlergenie geleitete<br />

Theater noch kennt und nun vonden<br />

neuen Forderungen nach Mitbestimmung,<br />

besseren Arbeitsbedingungen<br />

und Parität getrieben wird. Wie ordnen<br />

Sie sich ein zwischen Geniekult<br />

und Kollektivwahn?<br />

Ich sehe mich nicht als Genie.<br />

Vielleicht ist es die gute Mitte.Theater<br />

ist immer Teamarbeit. Meine<br />

Leitbilder sind Respekt und Hingabe:<br />

Lasst uns achtungsvoll miteinander<br />

umgehen, von der Reinigungskraft<br />

bis zum Intendanten.<br />

Unddas Produkt ist wichtiger als die<br />

Eitelkeit der Macher.<br />

Wichtiger auch als die Arbeitsbedingungen?<br />

Sind die nachrangig, wenn<br />

am Ende die Kunst überzeugt? Sie<br />

sind als Arbeitstier bekannt.<br />

Wirachten sehr auf ein gutes,gerechtes<br />

Betriebsklima und auf die<br />

Arbeitszeiten. Wir haben vor Jahren<br />

den Montagmorgen probenfrei erklärt.<br />

Einen Montagmorgen im Monat<br />

haben wir für alle Mitarbeitenden<br />

und das Ensemble reserviert. Da<br />

nehmen wir uns die Zeit zu reflektieren,<br />

was war und was besser geht.<br />

Kommunikation ist notwendig, um<br />

Veränderungen zu vollziehen, die<br />

die Arbeitsbedingungen und künstlerischen<br />

Ergebnisse verbessern.<br />

Washalten Sievon Leitungsteams?<br />

Ichbin Teamarbeiter,glaube aber<br />

nicht an gemeinsam verantwortliche<br />

Leitungsteams im Sinne vonkollektiver<br />

Intendanz. Ich leite das<br />

Haus, habe eine Stellvertreterin, ein<br />

großes Dramaturgieteam, eine technische<br />

Leitung, Betriebsbüro und<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Jeder hat seinen<br />

speziellen Verantwortungsbereich.<br />

Wir beraten miteinander. Entscheidungen<br />

treffen dann die Verantwortlichen<br />

mit mir zusammen.<br />

Der Intendant KayVoges: erfolgreich in Dortmund.<br />

ZUR PERSON<br />

BERLLINER ZEITUNG /PAULUS PONIZAK<br />

Elternhaus und Jugend: Vogeswurde 1972 in Düsseldorf geboren und wuchs in Krefeld als<br />

Sohn eines Programmierers und einer Therapeutin auf. Mit 16 war er als evangelischer Missionar<br />

unterwegs, mit 18 trat er aus der Kirche aus, nachdem er beim Gottesdienst eine Bibel<br />

warf. Er wurde zum Heimerzieher ausgebildet und studierte ein paar Semester Soziologie<br />

Karriere amTheater: 1996 begann er als Regieassistent in Oberhausen, trat 1999 der künstlerischen<br />

Leitung bei, arbeitete 2003 als freier Schauspiel- und Opernregisseur und wurde<br />

2010 Intendant in Dortmund, wo er die Akademie für Theater und Digitalität mitgründete. In<br />

Berlin waren zuletzt „Parallelwelt“ am BE und „Evangelium“ in der Volksbühne zu sehen.<br />

Wie sind Sie inDortmund ausgestattet,<br />

und was würden Sie mit einem<br />

größeren Budget machen? Ihre eigenen<br />

Arbeiten sind doch, was den Aufwand<br />

angeht, kaum zu steigern?<br />

Wirsind ein mittelgroßes Theater<br />

mit 16 Ensemblemitgliedern. Das,<br />

was ich am Hamburger Schauspielhaus<br />

inszeniert habe oder demnächst<br />

an der Wiener Burg machen<br />

werde–entsteht unter ganz anderen<br />

Bedingungen. Das Team ist größer,<br />

die Bühnen sind größer,der finanzielle<br />

Rahmen ist größer.Das Bühnenbild,<br />

das in Hamburg gebaut wurde,<br />

hat so viel gekostet wie alle Bühnenbilder<br />

einer Spielzeit zusammen in<br />

Dortmund. Wir haben tolle Regisseure<br />

in Dortmund: zum Beispiel<br />

Claudia Bauer, Ersan Mondtag,<br />

Thorleiffur ÖrnArnarsson und in der<br />

nächsten Spielzeit Jonathan Meese –<br />

sie kommen wegen des tollen Ensembles<br />

und vielleicht wegen unserer<br />

künstlerischen Arbeit, aber wir<br />

können ihnen lange nicht die Infrastruktur<br />

oder die Gagen bieten, die<br />

an anderen Häusernmöglich wären.<br />

Und Schauspieler wollen bei aufregenden<br />

Regisseuren arbeiten. Wir<br />

sind ein bisschen wie der SC Freiburg<br />

aufgestellt. Wir spielen in der<br />

Ersten Liga mit, haben aber wenig<br />

Mittel und laufen permanent Gefahr,<br />

dass man uns die besten Stürmer<br />

wegkauft. Klar, dass man da einen<br />

größeren Verein trainieren will.<br />

Wasist mit den Fans?<br />

Das Dortmunder Publikum ist<br />

toll, begeisterungsfähig und streitlustig.<br />

Wir werden wahrgenommen<br />

und gewollt. Es ist anders als in anderen<br />

Städten, wo es diese etwas gelangweilte<br />

Haben-wir-alles-schongesehen-Hybris<br />

gibt.<br />

WieinBerlin zum Beispiel. Alle Regisseure,<br />

die Sie nennen, haben wir hier<br />

schon gesehen. Sie selbst gelten als<br />

Castorf-Epigone. Schreckt Siedas ab?<br />

Wenn Angst und Gefallsucht zum<br />

Motor für Kunst werden, ist die<br />

Kunst kaputt. Ich muss glauben, etwas<br />

zu tun, was für mich relevant ist.<br />

Und mit dieser Überzeugung muss<br />

ich versuchen, die Menschen zu erreichen.<br />

Wenn es ums Gefallen geht,<br />

verliert man sich selbst. In Berlin<br />

braucht man einen langen Atem und<br />

ein dickes Fell.<br />

Dazu kommt die selbstbewusste Belegschaft<br />

der Volksbühne?<br />

Ich habe es sehr genossen, hier<br />

arbeiten zu dürfen, als unser „Evangelium“<br />

aus Stuttgart übernommen<br />

wurde. Die Gewerke sind toll. Und<br />

die Theatersozialisation der Volksbühne<br />

ist sehr besonders und stark.<br />

Diehaben mit Castorf, Schlingensief<br />

und Vegard Vinge Theaterexzesse<br />

nicht nur zugelassen, sondern mit<br />

kreiert. Diese Potenz kriegt man<br />

schon mit, und die macht das Haus<br />

auch so attraktiv.<br />

Dörr versucht nun, Ruhe in den Laden<br />

zu bekommen. Vielen ist das<br />

auch wieder nicht recht, weil die<br />

Volksbühne ein Haus ist, das die Krise<br />

braucht und sich durch Exzesse immer<br />

tiefer in ihr behauptet. Wäre das<br />

nichts für Sie?<br />

Lederer kann mich noch anrufen.<br />

Ihre Inszenierungen zeichnen sich<br />

durch komplexe technische Aufbauten<br />

aus, durch Video, durch Zitate<br />

undVirtualität. Zugleich gründen Sie<br />

eine Akademie für Digitalität und<br />

Theater.Ist das die Zukunft des Theaters<br />

in unserer fragmentierten, digitalen,<br />

globalisierten Welt oder ist das<br />

Theater nicht eher ein Gegenortzuall<br />

diesen Phänomenen?<br />

Die Digitalisierung verändert die<br />

Gesellschaft. Diesen Transformationsprozess<br />

müssen wir im Theater<br />

aktiv mitgestalten und erforschen.<br />

Auch um der Frage näher zu kommen,<br />

was am Theater es zu bewahrengilt.<br />

Theater ist eine Gegenwartskunst.<br />

Es muss sich fragen, was für<br />

ein Narrativ die Gegenwart braucht.<br />

Wie sprechen wir, wie nehmen wir<br />

wahr, was zählt, was verbindet uns?<br />

Mankommt nicht an der Digitalisierung<br />

vorbei und muss auch ein paar<br />

Irrwege abschreiten, wenn man adäquate<br />

Erzählformen sucht.<br />

Sie waren als 16-Jähriger als evangelischer<br />

Missionar unterwegs, zwei<br />

Jahrespäter haben Siedie Bibel durch<br />

die Kirche geworfen. Senden Sie mit<br />

Ihrem Theater eine Botschaft?<br />

Ich habe die Bibel durch die Kirche<br />

geworfen, weil ich diese Ideologen<br />

nicht mehr ertragen habe, die<br />

wussten, wie es geht. Fragen, suchen<br />

und zweifeln, das ist mein Motor.Die<br />

Kunst ist nicht für Propaganda und<br />

Antworten da. Für mich ist die Kunst<br />

ein Labor, indem man der komplexen<br />

Schönheit der Welt nachspürt –<br />

um sie zu feiern.<br />

Mirkommt es vorwie ein illustrierter<br />

Verzweiflungsschrei. Da schreit mich<br />

jemand mit allem, was ihm zur Verfügung<br />

steht, an, weil er zum Glück<br />

noch schreien kann.<br />

Wut, Angst, Liebe sind Triebkräfte<br />

für das Schaffen. Aus dieser Energie<br />

heraus kann man inszenieren. Ein<br />

Abend, der ohne solche Triebkräfte<br />

entsteht, will nichts.<br />

DasGespräch führte Ulrich Seidler<br />

Maritim Hafendorf Rheinsberg<br />

3oder 5Sommertage direkt amRheinsberger See<br />

Saison a: Juni &September<br />

Saison B: Juli &august<br />

LeSeRReiSen<br />

infoRmationen und Buchung<br />

033931 –800 813<br />

Kennwort: <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

01.06.2019 –30.09.2019<br />

*außer Feiertage &6.9., 20.9., 21.9., 24.9.2019<br />

2nächte<br />

ab €133,–<br />

Preis p. P. im dZ<br />

©Maritim Hafendorf Rheinsberg<br />

4nächte<br />

ab €266,–<br />

Preis p. P. im dZ<br />

im Preis enthaltene Leistungen:<br />

•2oder 4ÜFimClassic Doppelzimmer<br />

•Fontane 200 Begrüßungscocktail<br />

•1×Kaffee &Kuchen<br />

•1×Abendessen am2.Abend<br />

•Kuschliger Leihbademantel &Saunatücher<br />

•Nutzung der Wellnessoase<br />

mit Schwimmbad<br />

•kostenfreie Hotelparkplatz-Nutzung<br />

und WLAN<br />

Zusätzliche Kosten p.P.:<br />

•EZ-Zuschlag:<br />

2ÜN€30,–; 4ÜN€60,–<br />

•Saisonzuschlag B:<br />

2ÜN€20,–; 4ÜN€40,–<br />

Besuchen Sie den Ort, andem Friedrich der Große<br />

als Kronprinz die glücklichste Zeit seines Lebens verbrachte.<br />

Genießen Sie einen Kurzurlaub im Maritim<br />

Hafenhotel Rheinsberg in bezaubernder Lage direkt<br />

am Rheinsberger See – und dies in unmittelbarer<br />

Nähe zu Berlin. An der Südspitze der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte bietet das Hotel eine wunderbare<br />

Hafenidylle mit Leuchtturm, eigenem Bootssteg,<br />

kleinen Brücken und bester Aussicht. Hier finden<br />

Sie die perfekte Mischung aus entspanntem Urlaub,<br />

gemütlichen Wellness-Momenten und abwechslungsreicher<br />

Freizeitgestaltung.<br />

Anreise:<br />

2ÜN=Sonntag bis Mittwoch<br />

4ÜN=Sonntag bis Montag<br />

mehr informationen unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />

Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vom Reiseveranstalter.<br />

Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Maritim Hafenhotel Rheinsberg, Hafendorfstr. 1,16831 Rheinsberg<br />

©Maritim Hafendorf Rheinsberg


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 21<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Windstöße<br />

im<br />

Orchester<br />

Das RSB spielte<br />

Gérard Grisey<br />

In einem<br />

Kloster in<br />

Toledo<br />

Sammler leiht Spanien 471<br />

Werke für zwei neue Museen<br />

VonClemens Haustein<br />

Selbstironie gehört nicht unbedingt<br />

zu den Haltungen, die in<br />

der sogenannten Neuen Musik besonders<br />

verbreitet wären. Schon gar<br />

nicht in der Musik der Nachkriegs-<br />

Avantgarde bis hinein in die 1980er<br />

Jahre, wo die Komponisten eher dogmatische<br />

Strenge und kosmologische<br />

Ambitionen pflegten bis hin zur<br />

Guruhaftigkeit.<br />

Der französische Komponist<br />

GérardGrisey hingegen liefertinseinen<br />

„Les Espaces Acoustiques“,<br />

komponiert zwischen 1974 und<br />

1985, die ironische Brechnung gleich<br />

mit. Am Sonntagabend wurde das<br />

Werk durch das Rundfunk-Sinfonieorchester<br />

(RSB) und das Ensemble<br />

UnitedBerlin unter der Leitung von<br />

Vladimir Jurowski im Konzerthaus<br />

erstmals in Berlin vollständig aufgeführt.<br />

Schon deshalb ist es außergewöhnlich.<br />

Als gegen Ende des zweiten<br />

Satzes der Solo-Bratscher, der<br />

den ersten Satz ganz allein bestritten<br />

hat, keine gemeinsame Intonation<br />

mit der Konzertmeisterin findet, tritt<br />

das Stück in eine Phase szenischer<br />

Darstellung. Der Bratscher bricht ab<br />

und beginnt sein Instrument zu<br />

stimmen, die Musiker auf der Bühne<br />

schütteln entrüstet die Köpfe,imPublikum<br />

wird gekichert. Solche Desillusionierung<br />

findet noch weitere<br />

Male statt: Wenn die Orchestermusiker<br />

Alltagslärm machen, aufstehen,<br />

Stühle verrücken, mit den Noten rascheln<br />

und der Dirigent sich mit einem<br />

riesigen Taschentuch das Gesicht<br />

abtupft. Vollends zum Komischen<br />

hin entwickelt sich das Stück,<br />

wenn im letzten Satz ein Hornquartett<br />

zum mittlerweile in voller Stärke<br />

spielenden Orchester hinzustößt,<br />

wilde Figuren schmetternd, was wie<br />

eine verballhornende Fortsetzung<br />

erscheint zu Robert Schumanns<br />

glanzvollem „Konzertstück für vier<br />

Hörner“.<br />

Der französische Komponist Gérard Grisey(1946–1998)<br />

BERLINER FESTSPIELE/DANIEL KAWKA<br />

Die Phasen der Desillusionierung,<br />

so zeigt das Konzert höchst<br />

eindrucksvoll, wirken als erdendes<br />

Gegenstück für eine Musik, in der<br />

Gérard Grisey das ganz Große darstellen<br />

will. Das Stück sei nichts weniger<br />

als ein Studie „über Leben und<br />

Todvon Klang“, sagt Vladimir Jurowski<br />

vor dem Konzert und zieht einen<br />

Vergleich zu Richard Wagners „Ring<br />

des Nibelungen“, wo ja auch Werden<br />

und Vergehen thematisiert sei. Grisey<br />

erfindet eine Musik, die dem Ohr<br />

nie fremd ist, die eine eigentümliche<br />

Naturhaftigkeit in sich trägt von Beginn<br />

an, wenn die Solo-Bratsche<br />

(Jean-Claude Velin) wie im Rhythmus<br />

von Aus- und Einatmen die<br />

Obertöne eines Grundtones aufund<br />

abklettert, der in bellendem<br />

Forte immer von neuem in Erinnerung<br />

gerufen wird.Windharfenartige<br />

Verspieltheit hat das. Und wenn<br />

nach und nach die Besetzung größer<br />

wird, bleibt das Bild doch erhalten:<br />

dass gewaltige Windstöße ins Orchester<br />

fahren und dabei komplexe<br />

Klänge hervorrufen. Es ist die Naturgebundenheit<br />

von Musik, die Grisey<br />

mit seinem an Obertönen ausgerichteten<br />

Werk beglückend in Erinnerung<br />

ruft. Dazu gehört auch die<br />

selbstironische Demaskierung als<br />

Menschenwerk.<br />

Cover einer der vier <strong>Zeitung</strong>en zum AdK-Projekt: Komiker Buster Keaton mit „Bimbo, der Elefant“, 1964 ,einer schrägen Werbeaktion für US-Stahl<br />

Der Elefant im Labyrinth<br />

Ein Laborexkurs für Willige: Die Akademie der Künste zielt mit einer dicken Metapher auf Erkenntnis<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Orwells historische Fiktion<br />

„Einen Elefanten erschießen“<br />

von 1936 nimmt in<br />

der Akademie-Halle dramatische<br />

Ausmaße an. Die markantsanfte<br />

Stimme der Schauspielerin<br />

Angela Winkler dringt durch den<br />

Raum, schildertverstörend dieTragödie,<br />

die sich laut George Orwells Text<br />

dereinst in Burmaabspielte.Ein ausgebrochenes<br />

aggressives Arbeitstier<br />

wird von einem britischen weißen<br />

Polizeioffizier, ganz wider Willen, erlegt<br />

–weil alle es so vondem Mann erwarten:<br />

das gaffende, verängstigte<br />

Volk und die Kolonialmacht, die politische<br />

Unruhen befürchtet.<br />

Außerdem hat der Brite Angst, als<br />

Feigling dazustehen, auch repräsentiert<br />

er das Empire als Träger von<br />

Macht und Ordnung. Da er nicht imstande<br />

ist, die Qualen des angeschossenen<br />

Tieres länger mit anzusehen,<br />

verlässt er den Ort des Geschehens.<br />

Es dauertlange,bis der Elefant stirbt,<br />

die Burmesen sein Fleisch zerteilen.<br />

Die Ausstellungshalle der Akademie<br />

der Künste im alten Haus am<br />

Hanseatenweg wird zum imaginierten<br />

Ortdes Geschehens.Sie ist durch<br />

VonPeter Uehling<br />

karge Holzeinbauten verwandelt in<br />

ein Labyrinth, durch den als Projektion<br />

–inden Köpfen von uns Besuchern–ein<br />

großer Elefant stampft. Er<br />

ist die animalische Metapher für ein<br />

Kunstprojekt, das im eigentlichen<br />

Sinne gar keine Ausstellung ist, sondern<br />

ein künstlerisches Forschungslabor<br />

– für Kommunikationskrisen<br />

udn Missverständnisse in unserer<br />

modernen, digitalisierten Gesellschaft.<br />

Mit anderen Worten, dies ist<br />

ein Exkurs für Willige, Experiment-<br />

Geneigte,Geduldige,zumal für Leute,<br />

die nicht unbedingt ikonische Kunstwerke<br />

benötigen, um zu tieferer Erkenntnis<br />

über dieWelt zu gelangen.<br />

Bilder,die im Kopf entstehen<br />

Das „Elefantische“ ist hier Sinnbild<br />

für Größe, Masse, Kraft und die verblüffende,<br />

manchmal auch imposante<br />

oder bedrohlich-respektheischendeWirkung<br />

der Kunst im Raum,<br />

in die man, wie der amerikanische<br />

Maler Ad Reinhardt es beschrieb,<br />

förmlich hineingeht, selbst wenn<br />

man zögernd zurücktritt. In diesem<br />

komplexen, intellektuell verkomplizierten<br />

Akademie-Projekt, dem viele<br />

Besucher gebannt folgen, während<br />

andere aber alsbald mit einem Glas<br />

Im Bann musikalischer Urgewalt<br />

Martin Fröst spielt Aaron Coplands Klarinettenkonzert<br />

Was Charisma ist, und was Charisma<br />

nicht ist, das zeigte das<br />

Konzert des Deutschen Symphonie-<br />

Orchesters am Sonntag in der Philharmonie.<br />

Der finnische Dirigent<br />

Osmo Vänskä hatte ein interessantes<br />

Programm mitgebracht, dessen<br />

beide Symphonien, Samuel Barbers<br />

Erste und Jean Sibelius’ Vierte, das<br />

Klarinettenkonzert von Aaron Copland<br />

einrahmten. Sibelius war für den<br />

rund 50 Jahrejüngeren BarberVorbild<br />

einer Musik „nach den Jahren des<br />

Nachkriegs-Experimentierens“, dem<br />

Sibelius noch nicht, Barber nicht<br />

mehr angehören konnte.<br />

Barbers Erste von1935 ist der Versuch,<br />

dieses „Nachkriegs-Experimentieren“<br />

zu vergessen. Gleichwohl<br />

spinnt das Werk des Mittzwanzigers<br />

nicht einfach einen spätromantischen<br />

Faden weiter. Das hat Sibelius<br />

auch nicht getan: Schon in der Dritten<br />

ging es um klassizistische Entschlackung<br />

der klanglichen und harmonischen<br />

Überfülle der deutschen<br />

Tradition. Das führt inder Vierten zu<br />

musikalischen Situationen von noch<br />

immer nicht geläufig gewordener Eigenartigkeit.<br />

Die fahlen Beleuchtungen<br />

des Scherzos, das Herumirren<br />

des Adagios, der ins Leere laufende<br />

Impetus des Finales –das sind unheimliche<br />

Stellen, weil hier nichts stabil<br />

Gegebenes mehr musikalisch verhandelt<br />

wird.<br />

Derartige Courage wäre von Barber<br />

in seiner Ersten zu viel verlangt,<br />

nicht nur aufgrund seiner Jugend,<br />

sondern auch aufgrund seiner Rückwärtsorientierung.<br />

Die Erste stützt<br />

sich auf reichlich stabile Themen, die<br />

allerdings mit etwas aufgesetzter<br />

Pracht arrangiertsind.<br />

Oder liegt dieser Eindruck an<br />

Vänskäs bedenklich starrer Gestik?<br />

Das DSO versucht sein steifes Fuchteln<br />

nach Kräften in Fluss umzusetzen,<br />

während sich die gediegene<br />

Kompetenz des Dirigenten in schlüssiger<br />

klanglicher Balance zeigt und<br />

durchaus im Vermögen, die Musik atmen<br />

zu lassen. In der Ausstrahlung<br />

bleibt Vänskä allerdings blass: Ein<br />

Konzertmit Sibelius’Vierter zu beenden,<br />

deren Finale immer bleicher<br />

wird und schließlich in ausdruckslos<br />

wiederholten Moll-Akkorden der<br />

Streicher endet, signalisiertgeradezu,<br />

dass man keinen Applaus will.<br />

Ganz anders Martin Fröst, der Solist<br />

des zweisätzigen Copland-Klarinettenkonzerts<br />

und einer der extrovertiertesten<br />

Musiker seit den Tagen<br />

Liszts und Paganinis.ExpressiveKörpersprache<br />

macht einen großen Teil<br />

seiner Wirkung aus, bliebe aber na-<br />

SID AVERY /MPTVIMAGES.CO<br />

Weißwein lieber die Cafétische im<br />

Freien aufsuchen, verschränken sich<br />

labyrinthisch Texte und Ton-Kompositionen<br />

zu Bildern, die vor allem im<br />

Kopf des Publikums entstehen sollen<br />

und es sinnlich durchaus tun.<br />

Diemassigen Gestalten vonDickhäutern<br />

sind lediglich auf ein paar<br />

Filmleinwänden zu sehen: badend,<br />

beim Kampf zweier Elefantenbullen.<br />

UndimFilm „Partyschreck“bei einer<br />

dekadenten Party, wo ein junges Tier,<br />

bunt bemalt, vonder trunkenen, kreischenden<br />

Feiergesellschaft durch<br />

eine Pool-Landschaft gejagt wird.<br />

Jeden Nachmittag und fast jeden<br />

Abend gibt es Führungen, Performances<br />

und Debatten, etwa zu Katrin<br />

Rögglas Projekt „Der Elefant im<br />

Raum“, mit Arbeiten von Alexander<br />

Kluge, Mark Lammert, einer Performance<br />

des unsichtbar,dafür mit eindringlicher<br />

Stimme durch den Raum<br />

führenden Sprachkünstlers Eran<br />

Schaerf. Ein Exkurs zu Antisemitismus<br />

vonWalter Benjamin bis ins heutige<br />

Israel und seiner Palästinenser-<br />

Politik. Am Ende des „Rundgangs“ ist<br />

es sogar möglich, ins ansonsten nicht<br />

frei zugängliche Beckett-Atelier des<br />

Düttmann-Baus zu gelangen. Zum<br />

genius loci sozusagen: Dort, in spartanischster<br />

Einrichtung mit einem<br />

mönchischen Bett und einem alten<br />

stoffbezogenen Volksempfänger, hat<br />

der irische Dichter seine Berlin-Zeit<br />

1965 und 1967 als Regisseur am Schiller-Theater<br />

verbracht.<br />

AdK-Mitglieder und geladene<br />

Gäste wagen mit diesem für die Instanz<br />

bislang ungewöhnlichen Projekt<br />

eine zugleich disparate wie auch<br />

stringente, ästhetisch spartenaufbrechende<br />

Versuchsanordnung. Bis hin<br />

zur Frage, wie Künstliche Intelligenz<br />

den Alltag der Menschen, statt ihn zu<br />

erleichtern, zu kolonisieren droht.<br />

DerganzeAufwand, dazu mit vier<br />

exzellent gemachten <strong>Zeitung</strong>en als<br />

frei verfügbaren Leitfaden durchs<br />

Projekt, hat den ehrgeizigen Zweck eines<br />

gesellschaftlichen Diskurses der<br />

Akademie über die Frage: Wo kommen<br />

wir hin? Oder,wie der Maler und<br />

in diesem Falle auch <strong>Zeitung</strong>smacher<br />

Mark Lammertesals sarkastisch-politischen<br />

Vergleich anführt, wie kommen<br />

wir zu 25 Millionen Mücken, die<br />

die Masse eines Elefanten ergäben.<br />

AdK Haus Hanseatenweg 10. Bis 2. Juni,Konzept<br />

vonKathrin Röggla,Karin Sander,ManosTsangaris,<br />

Veranstaltungszeiten zum Projekt:<br />

Tel.: 20057-20 00.www.wokommenwirhin.de<br />

türlich eitle Spielerei, stünde dahinter<br />

nicht eine schier spektakuläreVirtuosität,<br />

die die langen Linien des ersten<br />

Satzes aus zartestem Pianissimo zu<br />

traumhaft schöner Innigkeit entwickelt<br />

und auch die stilistischen Vexierspiele<br />

des zweiten zu effektvoller<br />

Wirkung bringt. Hier realisiert Fröst<br />

vorbildlich, was ein Interpret tun soll:<br />

das Werk als ein großartiges erscheinen<br />

lassen. In den zwei zugegebenen<br />

Klezmer-Tänzen mit Streicherbegleitung<br />

brennt dann die Hütte,der junge<br />

Musiker erntet teilweise stehende<br />

Ovationen für ein brillantes Feuerwerk<br />

spieltechnischer Tricks und zugleich<br />

beeindruckend authentischen<br />

Klezmer-Stil. Dass Vänskä im Bann<br />

dieser Urgewalt zuweilen geschmeidiger<br />

dirigierte,darfman als inspirierende<br />

Wirkung eines außergewöhnlichen<br />

und hoffentlich bald wieder zu<br />

erlebenden Musikers verstehen.<br />

VonSabine Glaubitz<br />

Max Ernst, Karl Schmidt-Rottluff,<br />

Kurt Schwitters, Oskar<br />

Schlemmer und Edgar Degas sind im<br />

neuen Museum in Toledo, Spanien<br />

zu sehen. DieArbeiten stammen aus<br />

der Sammlung des kubanisch-amerikanischen<br />

Kunstliebhabers und<br />

ehemaligen Brüsseler Galeristen Roberto<br />

Polo. Sie gehören zur 7000<br />

Werke großen Sammlung des 67-<br />

Jährigen. Einen Teil überlässt er nun<br />

Spanien. Für sie sollen mehrereMuseen<br />

entstehen. Daserste hat nun in<br />

Toledo eröffnet.„Sammlung Roberto<br />

Polo.Zentrum für moderne und zeitgenössische<br />

Kunst“ heißt es,vor wenigen<br />

Wochen wurde es in dem ehemaligen<br />

Kloster Santa Fe eingeweiht<br />

und liegt am Eingang derWeltkulturerbe-Altstadt.<br />

Der Kunstliebhaber<br />

hat dem spanischen Staat und der<br />

Region Mancha 471 Werke für 15<br />

Jahreüberlassen– mit der Option der<br />

Verlängerung. Ihr Wert wird auf 400<br />

Millionen Euro geschätzt.<br />

Für 2023 ist die Eröffnung eines<br />

zweiten Museums in Cuenca geplant.<br />

Es soll in das historische Gebäude<br />

einziehen, in dem sich einst<br />

das Gericht der Heiligen Inquisition<br />

befand. Dort sollen die verbleibenden<br />

Werke ausgestellt werden, unter<br />

ihnen vorallem abstrakte Malereien.<br />

Cuenca besitzt bereits ein Museum<br />

für abstrakte spanische Kunst.<br />

Der 1951 in Havanna geborene<br />

Roberto Polo studierte Kunstgeschichte<br />

in NewYorkund gilt als Entdecker<br />

von Talenten. In den 80er-<br />

Jahren war er als unabhängiger<br />

Kunstberater tätig, 2005 eröffnete er<br />

in Paris die Galerie Historismus, bevorernach<br />

Brüssel ging, um dortdie<br />

Roberto Polo Gallery ins Leben zu<br />

rufen. Seine Person ist nicht unumstritten.<br />

1995 wurde er verurteilt,<br />

weil er in seiner Zeit als Investmentberater<br />

Kunden hintergangen haben<br />

soll. Gegen den Vorwurf hat er sich<br />

stets gewehrt. Warum er seine<br />

Sammlung, die sich durch Werkeflämischer<br />

Avantgardisten, Künstlern<br />

aus Ost- und Zentraleuropa und vor<br />

allem Pioniere der abstrakten MalereiinBelgien<br />

auszeichnet, nicht Belgien<br />

überlassen habe? Das Land sei<br />

kompliziert, so seine Antwort. Spanien<br />

habe den Zuschlag auch deshalb<br />

bekommen, weil es auf ihn zugegangen<br />

sei. „Die Kunstsammlung,<br />

die Belgien verpasst hat“ titelte die<br />

belgische <strong>Zeitung</strong> La Libre Belgique<br />

nach dem Transfer. (dpa)<br />

Generös: der kubanisch-amerikanische<br />

Sammler RobertPolo.<br />

DPA<br />

TOP 10<br />

Sonntag,19. Mai<br />

1 Tatort ARD 8,81 27 %<br />

2 Tagesschau ARD 6,90 24 %<br />

3 Marie fängt Feuer ZDF 5,03 15 %<br />

4 heute journal ZDF 4,82 17 %<br />

5 Terra X ZDF 3,68 14 %<br />

6 Anne Will ARD 3,49 14 %<br />

7 heute ZDF 3,48 16 %<br />

8 Mord im Mittsomm. ZDF 3,21 17 %<br />

9 RTL Aktuell RTL 3,19 15 %<br />

10 Berlin direkt ZDF 3,08 13 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

20.00: Die Antigone des Sophokles<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Passagier 23<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Phädra<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: ugly duckling<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

20.30: Hier bin ich geboren<br />

RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />

19.30: Die Frauen vomMeer<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30: RichardIII.<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Mörder und Mörderinnen<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Drei Mal Leben<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: vivelavie (Katharine Mehrling &Band)<br />

Cafe Spreeblick /Zille Stube (✆ 242 52 47)<br />

15.00: Mit Zille in der juten Stube (Albrecht Hoffmann).<br />

Anm. erf.<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

19.00: Lustig. (Moritz Neumeier)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: The Band –Das Musical<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: Beat Rhapsody(Double Drums)<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Hurra, ab Montag istwieder Wochenende!<br />

(Bernd Stelter)<br />

KLASSIK<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(✆ 20 64 99 22) 15.00: KMDNauhaus, 30 Minuten<br />

Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />

Hochschule für Musik Hanns Eisler im Neuen Marstall<br />

(✆ 203 09 21 01)19.00 Galakutschen-Saal II:<br />

Vortragsabend Violinklasse Prof. Kolja Blacher<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: Quartetto di Cremona, Webern: Langsamer<br />

Satz fürStreichquartett; Respighi: Streichquartett<br />

D-Dur;Beethoven: Streichquartett Es-Dur op.127<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />

UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />

19.30: Solisten und Kammermusikensembles der<br />

Gitarrenklassen, crescendo –Musikfestival: Lange<br />

Nacht der Gitarre, Werkevon Johann Sebastian Bach,<br />

Leo Brouwer,Mauro Giuliani,Roland Dyens, Manuel<br />

de Falla, Paco de Lucia u. a., Eintritt mit kostenlosen<br />

Einlasskarten<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Malala (ab 10 J.)<br />

10.30: Rico, Oskar und die Tieferschatten (ab 8J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Wo die wilden Kerle wohnen (ab 4J.)<br />

FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />

(✆ 54 08 69 48) 10.00: Einmal Schneewittchen,<br />

bitte, Anna Rampe, Puppentheater (ab 4J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: Du hast angefangen! Nein, du!, puppen.etc,<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />

10.00: DerWolf und die sieben Geißlein,Artisanen,<br />

Figurentheater (ab 4J.)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

10.30: EinHaus erzählt, Figurentheater mit Projektionen<br />

und Livemusik (ab 6bis 11 J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Anton macht’sklar (ab 8J.)<br />

10.00: Laura war hier (ab 5J.)<br />

Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />

10.30: VonDinos, Seehunden und Kamelen, Theater<br />

Jaro, Puppen und Schauspiel (ab 2bis 7J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />

14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />

und anderswo<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />

Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />

11 J.)<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />

Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />

3bis 12 J.)<br />

Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />

10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />

Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Ferdinand, der Stier (ab 4J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Peter und der Wolf (ab 4J.)<br />

Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />

10.00: Theaterfestival der Erika-Mann-Grundschule:<br />

Gegensätze, Schüler*innen der Erika-Mann-Grundschule<br />

(ab 6bis 13 J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Ritter,Hexen, Frühlingstraum, Carsten vanden<br />

Berg,Mitmachkonzert(ab 3J.)<br />

Strahl.Halle Ostkreuz (✆ 69 59 92 22)<br />

11.00: Klasse Klasse, Masken-Beatbox-Theater (ab<br />

13 J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Zinnober in der grauen Stadt,United Puppets<br />

(ab 4J.)<br />

18.00 Bühne im Bauwagen: Geschichten ausdem<br />

Bauwagen (ab 11 bis 15 J.)<br />

Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />

(✆ 92 35 59 50) 10.00: Buddy&Carl(ab 5J.)<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />

10.00: Du hast angefangen! Nein du!, TheaterGeist,<br />

Objekttheater (ab 4bis 8J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

Vortrag<br />

Wasmacht<br />

das Tier<br />

im Garten?<br />

Seit esGärten gibt, werden<br />

sie nicht nur angelegt, um<br />

zu ernten, also um einen Nutzen<br />

davon zu haben, sondern<br />

auch zu künstlerischen Zwecken.<br />

Zeugnis davon legen die<br />

historischen Gärten ab, inder<br />

Nähe von Berlin liegen etwa<br />

die Parks von Sanssouci und<br />

Babelsberg, zu nennen wäre<br />

auch der Fürst-Pückler-Park<br />

bei Muskau. Wildtiere sind<br />

und waren schon immer wichtiger<br />

Bestandteil solcher Gärten.<br />

Sie waren sogar oftmals<br />

der Grund dafür, sie überhaupt<br />

anzulegen, das trifft auf<br />

Tiergärten zu. In Landschaftsgärten<br />

waren sie Teil der Installation.<br />

Sven Herzog, Inhaber<br />

der Dozentur für Wildökologie<br />

und Jagdwirtschaft an<br />

der Technischen Universität<br />

Dresden, spricht über die Rolle<br />

unterschiedlicher Tierarten in<br />

historischen Gärten, die auch<br />

einen gesellschaftlichen Kontext<br />

hat. Susanne Lenz<br />

Wildtiereinhistorischen Gärten Berlin-<br />

BrandenburgischeAkademie derWissenschaften,<br />

Jägerstr.22/23, Tel.:203700<br />

JoeyRyan<br />

und Kenneth<br />

Pattengale<br />

sind die Milk<br />

Carton Kids.<br />

IMAGO/PATRICK FALLON<br />

Man kann die Milk Carton<br />

Kids einfach als<br />

Retro-Act abtun. Aber<br />

das würde am Ziel vorbeischießen.<br />

Das Duo aus Los Angeles<br />

arbeitet seit seinem ersten Album<br />

2011 an einer authentischen Rekonstruktion<br />

der sogenannten Americana.<br />

Ihre Doppelgitarren –Kenneth<br />

Pattengale pickt sie meisterlich, Joey<br />

Ryan gibt zarte Rhythmen, die man<br />

niemals Beats nennen darf – verschränken<br />

sich auf eine Weise, die<br />

auch von gut abgehangenen Geheimtipps<br />

aus den Appalachen stammen<br />

könnten. Die Harmonien indes<br />

stammen aus dem Folkpop der 60er-<br />

Jahre, klingen also aufgeschlossener,<br />

als es die Tradition vorgibt. Soweit so<br />

ehrlich gesagt nicht so spannend –sie<br />

klangen bisher doch ein bisschen zu<br />

Simon & Garfunkel-artig versäuselt<br />

und verhuscht.<br />

Dieses Momentum, wenn man<br />

die semi-apathische Geste denn so<br />

nennen mag, haben sie erstmal auch<br />

auf ihrem jüngsten Album bewahrt,<br />

„All the Things That IDid, and All the<br />

Things That IDidn’t Do“ aus dem<br />

letzten Jahr. Ein fast beamtisch genauer<br />

Titel: Einerseits hört man sie<br />

mit der gewohnten Weichheit an ihren<br />

oberflächlich schlichten, aber<br />

natürlich folk-virtuosen Vintage-Gitarren<br />

aus den frühen Fünfzigern<br />

und den hellen, leichten Gesangsharmonien<br />

–sie tun also alles, was<br />

sie schon taten. Sie tun jedoch auch<br />

etwas, was sie noch nicht getan haben,<br />

nämlich einen Produzenten ins<br />

Studio zu holen und sich dessen<br />

Ideen gegenüber aufgeschlossen zu<br />

zeigen.<br />

Zum Glück handelt es sich dabei<br />

um den Americana-Experten Joe<br />

Henry. An dem habe ich zwar auch<br />

aus privat-romantischen Gründen<br />

einen Narren gefressen. Aber wie er<br />

auf seinen Solo-Alben seinen Traditionalismus<br />

mit ungewöhnlichen<br />

Arrangements und der Einladung an<br />

komplett genre-ferne Musiker wie<br />

Ornette Coleman mit einem weiten<br />

Horizont und Fernblick ausgestattetes<br />

Land öffnet, das ist exzellent und<br />

gelungen. Dazu ist Henry–übrigens<br />

ein Schwager Madonnas und Komponist<br />

ihres „Don’t Tell Me“ – ein<br />

grammy-belohnter Comeback-Produzent<br />

für Soul- und Soulrock-Größen<br />

wie Aaron Neville, Solomon<br />

Burke und Allen Toussaint. Unter-<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt die vonJoe Henryauf Kurs<br />

gebrachten Neo-Amerikanologen<br />

Milk Carton Kids, die exzellente Singer/<br />

Songwriterin Lucy Dacus und freut sich<br />

am Rummel vonAtari TeenageRiot<br />

und Tokio Hotel<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Van Gogh: An<br />

der Schwelle zur Ewigkeit 15.15; Der Fall Collini<br />

17.45,20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 3119) Das Familienfoto<br />

15.45, 20.30; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />

18.15<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Nur eine Frau<br />

15.50,18.10,20.30<br />

Delphi LUX (✆ 322 931040) Das Ende derWahrheit<br />

13.30, 15.50, 18.15, 20.40; Klasse Deutsch<br />

14.30; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 16.40;<br />

Greta (OmU) 18.45, 21.00; Der Boden unter den<br />

Füßen 15.00, 17.30, 20.00; Der Flohmarkt von<br />

Madame Claire 15.30, 20.00; Das schönste Paar<br />

17.45; Border 14.30, 19.00; Die Kinder der Utopie<br />

17.00; Liebesfilm 21.20;Van Gogh: An der Schwelle<br />

zur Ewigkeit 15.30, 18.00, 20.30; Atlas 14.45,<br />

17.00,19.15; Mid90s (OmU) 21.30<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Stan &Ollie 18.00,<br />

20.00; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 18.15;<br />

Under theTree 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Urfin: Der Zauberer von<br />

Oz 14.00;Monsieur ClaudeII16.00, 18.15, 20.30;<br />

Stan &Ollie (m. Kurzfilm) 14.50, 17.40, 20.30;<br />

Tea with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag<br />

14.50, 16.50, 18.50; The Favourite –Intrigen<br />

und Irrsinn 20.50; Das Ende der Wahrheit 15.30,<br />

17.50, 20.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />

15.30; Gundermann 17.20; Ein Gauner &Gentleman<br />

20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 2966) 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

16.30, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 15.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

18.00, 20.20, 22.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

15.00; Der Fall Collini 17.20; The Sun Is<br />

Also aStar 20.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

23.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

20.00; Bohemian Rhapsody 22.30; 3D: Avengers:<br />

Endgame 14.45, 21.15; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 18.30;The Sun Is Also aStar 13.00;<br />

After Passion 15.40; Greta (2019 USA) 18.10,<br />

20.35, 23.00; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag 14.50; The Sun Is Also aStar<br />

17.00; Der Fall Collini 19.45; 3D: Avengers: Endgame<br />

(OF) 22.30<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Atlas (OmenglU)<br />

11.00; Birds Of Passage: Das grüne Gold der<br />

Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 13.00; Willkommen<br />

im Wunder Park 15.00; Bohemian Rhapsody<br />

(OmU) 16.30; Berlin Bouncer (OmenglU) 18.45;<br />

Border –Gräns (OmU) 20.15; Der Goldene Handschuh<br />

22.10; Ray &Liz (OmU) 11.00; Kleine Germanen<br />

(OmenglU) 12.45; Ein letzter Job –King of<br />

Thieves (OmU) 14.15; Beautiful Boy (OmU) 16.15;<br />

Once Again –Eine Liebe in Mumbai (OmU) 18.15;<br />

Dave Made aMaze (OmU) 20.00; One Cut ofthe<br />

Dead 21.30;Antiporno –Antiporuno (OmU) 23.00;<br />

Die Wiese –Ein Paradies nebenan 11.00; Vice –<br />

Der zweite Mann (OmU) 12.30; Der Junge muss an<br />

die frische Luft 14.50; Green Book –Eine besondere<br />

Freundschaft (OmU) 16.30; Free Solo (OmU)<br />

18.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

20.30;Atlas (OmenglU) 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Christo –Walking<br />

on Water (OmU) 16.00; Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU)<br />

18.00; Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein<br />

20.10; Wir – Us (OmU) 22.45; Der Funktionär<br />

16.15; Kleine Germanen 17.45; Macht das alles<br />

einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert es so<br />

lange? 19.30; Bildbuch –Lelivre d‘image (OmU)<br />

21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Willkommen im<br />

Wunder Park 13.45; IMAX 3D: Hubble –Das Auge<br />

des Universums 13.45; Avengers: Endgame 14.00,<br />

16.30, 20.15; Shazam! 14.15; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 14.15; Urfin: Der Zauberer von<br />

Oz 14.30, 17.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

14.30; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />

14.45; IMAX 3D: Avengers: Endgame 15.00,<br />

19.00;Wenn du König wärst 15.15; Monsieur Claude<br />

II 15.15, 20.30; Der Fall Collini 15.20, 18.15,<br />

21.15; Dumbo 15.30, 17.50; Avengers: Endgame<br />

(OF) 16.00; 3D: Avengers: Endgame 16.15, 17.00,<br />

20.30, 21.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.00, 19.45; The Sun Is Also aStar 17.15,<br />

20.00; Nur eine Frau 17.30, 20.15; Greta (2019<br />

USA) 17.45, 20.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 18.00;<br />

The Silence 18.10, 20.30; Im Netz der Versuchung<br />

20.45; 3D: Avengers: Endgame (OF) 20.45; Das<br />

Ende der Wahrheit 21.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Free Solo (OmU)<br />

18.00; Border –Gräns (OmU) 20.00; Der Goldene<br />

Handschuh (OmenglU) 22.10; Liebesfilm (OmenglU)<br />

18.00; Under the Tree – Undir trenu (OmU)<br />

19.45; Dave Made aMaze (OmU) 21.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Avengers: Endgame<br />

13.00, 16.00, 19.10; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 13.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

13.40, 17.00; 3D: Avengers: Endgame 14.00,<br />

16.20, 20.15; Die Goldfische 14.10; Willkommen<br />

im Wunder Park 14.15; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

14.20, 17.50, 20.00; The Silence 16.40,<br />

20.20; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.00,20.00; After Passion 17.15; Monsieur Claude<br />

II 19.50; Der Fall Collini 20.10<br />

Kino Kiste (✆ 998 7481) Der Fall Collini 13.45;<br />

Manou –flieg‘ flink! 16.00; Gestorben wird morgen<br />

18.00; Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein<br />

19.45<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Avengers:<br />

Endgame 14.00, 16.30, 19.45; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 14.10; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.15, 16.45, 19.30; Willkommen<br />

im Wunder Park 14.20; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.30, 17.10; Dumbo 14.40; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 14.50, 17.15, 19.40; 3D:<br />

Avengers: Endgame 16.10, 20.00; After Passion<br />

17.15; The Silence 17.50, 20.10; Friedhof der Kuscheltiere<br />

19.50; Der Fall Collini 20.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Nur eine Frau 17.15,<br />

19.30, 21.45; B Van Gogh: An der Schwelle zur<br />

Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU) 16.40, 19.00,<br />

21.20<br />

ffsk amOranienplatz (✆ 614 2464) Jibril 17.45;<br />

Klasse Deutsch 18.00; Der Boden unter den Füßen<br />

19.30,21.45; Ray &Liz (OmU) 19.45,21.45<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Greta (OmU) 13.45,<br />

16.00, 18.15, 20.30, 22.45; Die sagenhaften Vier<br />

–MarniesWelt 11.15; Unheimlich perfekte Freunde<br />

13.30; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />

Planeten 15.45; Under the Tree 17.45, 19.45; Under<br />

the Tree –Undir trenu (OmU) 21.45; Monsieur<br />

Claude II–Qu‘est-ce qu‘on aencore fait au Bon<br />

Dieu? (OmU) 10.15, 19.00; Under theTree –Undir<br />

trenu (OmU) 12.30; Die Winzlinge: Abenteuer inder<br />

Karibik 14.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 16.45; The Favourite –Intrigen und Irrsinn<br />

(OmU) 21.15<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Scheich Jackson –<br />

Sheikh Jackson (OmU) 17.00; Jibril 18.45; Ray<br />

&Liz (OmU) 20.15; Border (OmU) 22.00; Klasse<br />

Deutsch 17.00; Was kostet die Welt 18.30; Macht<br />

das alles einen Sinn?20.00; BirdsOfPassage: Das<br />

grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU)<br />

21.45; Kinobar im Sputnik Filmclub (OmU) 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Nur eine Frau 15.30,<br />

17.45, 20.00; New Der Boden unter den Füßen<br />

15.50; Das Familienfoto 18.15; Van Gogh: Ander<br />

Schwelle zur Ewigkeit 20.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Urfin: Der Zauberer<br />

von Oz 14.00; Avengers: Endgame 14.00,<br />

19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 15.00;<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 15.15;<br />

3D: Avengers: Endgame 15.30, 19.30; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 16.00, 18.00, 20.15; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.15, 20.00;<br />

Monsieur Claude II 17.30; Stan &Ollie 17.45; Der<br />

Fall Collini 20.00<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Under the<br />

Tree 13.00, 20.15; Niemandsland –The Aftermath<br />

13.15; Das Ende der Wahrheit 13.30; 3D: Dumbo<br />

15.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 15.45;<br />

Gestorben wird morgen 15.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.45; Das Familienfoto 17.45;<br />

Greta (2019USA) 18.00; Weil Du nur einmallebst –<br />

DieToten Hosen auf Tour 20.00; Green Book –Eine<br />

besondere Freundschaft 20.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />

Willkommen im Wunder Park 14.00; 3D: Avengers:<br />

Endgame 14.00, 16.15, 19.45; Shazam! 14.10;<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.15;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.30, 17.00;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30; Glam<br />

Girls: Hinreißend verdorben 14.45, 17.15, 20.15;<br />

Avengers: Endgame 15.15, 19.30; Die Goldfische<br />

16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.00, 20.15; After Passion 17.15; The Silence<br />

18.00, 20.15; Der Fall Collini 20.00; Monsieur<br />

Claude II20.15; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Die sagenhaften Vier –Marnies<br />

Welt 17.00;Wie ich lernte, bei mir selbst Kind<br />

zu sein (OmenglU) 18.45; Liebesfilm (OmenglU)<br />

21.15; Vom Bauen der Zukunft –100 Jahre Bauhaus<br />

(OmU) 18.00; Under the Tree –Undir trenu<br />

(OmU) 20.00; Of Fathers and Sons –Die Kinder des<br />

Kalifats (OmU) 21.45<br />

Babylon (✆ 242 59 69)Anime Berlin: Yoake tsugeru<br />

Ru no uta–Lu Over theWall(OmU) 17.15;Anime<br />

Berlin: Detektiv Conan: Die Sonnenblumen des Infernos<br />

–Meitantei Conan: Goka nohimawari (OmU)<br />

18.00; Was kostet die Welt (OmU) 18.15; Anime<br />

Berlin: Yoru wa mijikashi aruke yootome –Night Is<br />

Short, Walk On Girl (OmU; m.Einführung) 19.30;<br />

Anime Berlin: Loving Vincent (OmU) 20.00; Anime<br />

Berlin: Wings ofHonneamise –Oritsu uchugun oneamisu<br />

no tsubasa (OmenglU) 20.15; Anime Berlin:<br />

Uchiage hanabi,shita kara miru ka?Yoko kara miru<br />

ka? –Fireworks (OmU) 21.30; Anime Berlin: Tokyo<br />

Ghoul –Die Serie (Best of Staffel I) 22.15; Anime<br />

Berlin: Black Butler: Book of the Atlantic –Kuroshitsuji:<br />

Book of theAtlantic (OmU) 22.30<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Greta<br />

(OmU) 13.15,15.15, 17.15, 19.30, 21.45; Monsieur<br />

ClaudeII–Qu‘est-cequ‘on aencore fait au Bon<br />

Dieu? (OmU) 10.00,12.15, 18.45; Border –Gräns<br />

(OmU) 14.15, 21.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />

ist zurück 16.30<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) 3D:<br />

Avengers: Endgame 11.00, 12.00, 15.00, 16.00,<br />

19.10, 20.00, 22.20; Mascha und der Bär –Die<br />

neuen Abenteuer 11.10; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 11.15, 13.30, 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 11.30, 14.10; Willkommen<br />

im Wunder Park 11.50; Drachenzähmen leicht<br />

gemacht 3: Die geheime Welt 11.50; 3D: Dumbo<br />

12.10; Avengers: Endgame 13.00, 17.00, 21.00;<br />

Shazam! 13.50; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

14.15, 17.45, 20.15, 23.00; After Passion 14.30,<br />

17.10;Monsieur ClaudeII15.15, 20.20; 3D:Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 16.50, 19.30, 23.15;<br />

Greta (2019 USA) 16.55, 19.50, 22.30; Der Fall<br />

Collini 17.10, 19.40; The Silence 18.00, 20.30,<br />

23.00; ImNetz derVersuchung 22.40; Friedhof der<br />

Kuscheltiere 22.50<br />

HackescheHöfe (✆ 283 46 03)Der Flohmarkt von<br />

Madame Claire 14.45; Klasse Deutsch (DFmenglU)<br />

17.00; Under the Tree –Undir trenu (OmU) 19.00,<br />

21.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 14.30; Van<br />

Gogh: Ander Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s<br />

Gate (OmU) 16.30; Der Boden unter den Füßen<br />

19.00; Berlin Bouncer (OmU) 21.30; Nur eine Frau<br />

(OmU) 15.15, 19.30; Das schönste Paar 17.30;<br />

Free Solo (OmU) 21.45; Der Funktionär 15.30;<br />

Das Familienfoto –Photo defamille (OmU) 17.15,<br />

19.30; Atlas (DFmenglU) 21.45; Wie ich lernte,bei<br />

mir selbst Kind zu sein (DFmenglU) 14.30; Kleine<br />

Germanen (DFmenglU) 17.30; Das Ende der Wahrheit<br />

19.30, 21.45<br />

International (✆ 24 75 60 11) Nur eine Frau<br />

16.15,18.30; Preview: Blown Away 21.00<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) Dave Made aMaze<br />

(OmU) 20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Kurzfilmprogramm<br />

(Alkoholismus) 20.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Avengers: Endgame 10.00, 14.50, 18.40, 20.00;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.00, 16.00;<br />

Rafadan Tayfa: Dehliz Macerasi (OmU) 14.00;<br />

Dumbo 14.10; Urfin: Der Zauberer von Oz14.25;<br />

Willkommen im Wunder Park 14.30; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 14.30, 17.00, 19.30; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.35, 16.00, 17.10,<br />

19.45; 3D: Avengers: Endgame 16.00, 19.00; The<br />

Silence 17.00, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.00;<br />

Kapi (OmU) 17.00, 19.30; Greta (2019 USA)<br />

18.05,20.30; Avengers: Endgame (OF) 19.50<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Free Solo (OmU) 10.00;<br />

BirdsOfPassage:Das grüne Goldder Wayuu–Pajaros<br />

de verano (OmU) 11.50; AMan of Integrity: Ein<br />

integerer Mann –Lerd (OmU) 14.00, 22.15; Border<br />

–Gräns (OmU) 16.10; Greta (OmU) 18.10; Grrl<br />

Haus Cinema Short films 20.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Greta (OmU) 17.10,<br />

19.30,21.50<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Das Ende der Wahrheit<br />

15.40, 18.00, 20.30; Sneak Preview 22.30; Der<br />

Boden unter den Füßen 15.30,18.00, 20.30; Atlas<br />

16.45,21.00; Liebesfilm 19.00; DasschönstePaar<br />

16.45; Border 19.00; The Favourite –Intrigen und<br />

Irrsinn (OmU) 21.20<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45)Avengers: Endgame(OF)<br />

16.45, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

–Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.10, 19.30,<br />

21.50; Stan & Ollie (OmU; m.Vorfilm) 17.45,<br />

20.30; Border –Gräns (OmU) 17.45, 20.10; Tea<br />

with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag –<br />

Nothing LikeaDame (OmU)16.30;Vice–Der zweite<br />

Mann (OmU) 18.30; Wir –Us (OF) 21.20<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.00;<br />

Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.20, 17.35,<br />

20.05; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30;<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.40; Willkommen<br />

im Wunder Park 14.50; Avengers: Endgame<br />

15.15, 19.30; 3D: Avengers: Endgame 16.15,<br />

19.50; Der Fall Collini 16.50; Greta (2019 USA)<br />

17.00, 19.40; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.15, 20.15; After Passion 20.00


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Ich übernehm’<br />

dann mal die<br />

Nachtschicht<br />

Im Fokus diese Woche: Ein zu neuem<br />

Leben erwachtes Projekt amerikanischer<br />

POP<br />

Milk Carton Kids<br />

23. 5., 21 Uhr,Passionskirche<br />

Lucy Dacus<br />

25 .5., 20 Uhr,Badehaus<br />

Atari TeenageRiot<br />

25. 5., 21 Uhr,Festsaal Kreuzberg<br />

Tokio Hotel<br />

25. 5., 20.30 Uhr Huxley’s<br />

Traditionspflege, eine originelle<br />

Indie-Liedermacherin und deutsche<br />

Helden des Cyber-Age<br />

stützt vonStreichernund Pedal Steel<br />

sowie dem Countrybassisten Dennis<br />

Crouch und Wilcos Pat Sansone an<br />

Klavier und Hammond gewinnen<br />

die Milk Carton Kids genau die soulvolle<br />

Kante – oder besser – den<br />

Raum, derihreMusik aus bloßer Gediegenheit<br />

in ein lebendiges und traditionsbewusstes<br />

Neo-Feld öffnet.<br />

Seltsamerweise erinnern sie mich<br />

jetzt mehr als zuvor an die feinen<br />

(wenn auch arg religiösen) Country-<br />

Harmonists Louvin Brothers. Jedenfalls<br />

haben sie mich nach einer<br />

Nacht mit aufregender elektronischer<br />

Noiseexzentrik in eine angenehme<br />

Stimmung befördert. Live<br />

spielen sie mit einer Backing Band,<br />

es sollte also ein schöner Abendwerden.<br />

Als modernistisches Gegenstück<br />

ließe sich der Indie-Rock der US-Gitarristin<br />

und Sängerin Lucy Dacus<br />

verstehen. Ihr zweites Album „Historian“,<br />

eingespielt in Nashville und ihrer<br />

Heimat Richmond/Virginia,<br />

steckt ein melodisches und breit arrangiertes<br />

Repertoire anIndiestyles<br />

ab. Im Inneren eher ruhig gebaut,<br />

gern träumerisch verhangen, überrascht<br />

es seine Hörer oft mit hübschenWendungen<br />

und dramatischen<br />

Öffnungen, mit beiläufig verdichteten<br />

Lyrics über beendete Beziehungen<br />

und den Tod. In „Night Shift“,<br />

dem Hit des Albums, lässt sie plötzlich<br />

eine dichte,brummend verzerrte<br />

E-Gitarre aus einem zarten Folkzupfen<br />

aufsteigen wie eine befreiende<br />

warme Wolke: „You got a9to5/soI’ll<br />

take the night shift/ and I’ll never see<br />

youagain/ If Ican help it“.<br />

Auch zwei deutsche Legenden<br />

streiten sich am Donnerstag um Ihre<br />

Gunst: Cyberpunk Alec Empire<br />

schickt auch 27 Jahre nach Banderfindung<br />

seine Fans durch brutalistische<br />

Stroboskopgewitter aus weiß<br />

zischendem Industrialtechno-<br />

Noise; anders außer Rand und Band<br />

sind die Mangazwillinge Kaulitz von<br />

Tokio Hotel. Musikalisch interessierensie<br />

mich auch im aktuellen funky<br />

Update nicht weiter. Aber wie sich<br />

die rundum harmlosen Menschen<br />

gemeinsam mit der immer leicht cyborg-verdächtigen<br />

Heidi Klum, mit<br />

Instagram-Nacktbildernund Schlafzimmer-News<br />

als Bubblegum-Trio-<br />

Infernal inszenieren, um dann an<br />

Fußballerkabinen zu scheitern, das<br />

finde ich irgendwie niedlich.<br />

Lesung und Gespräch<br />

Auf ein<br />

Fischbrötchen<br />

mit Finnland<br />

Ostseedialoge“ ist ein schöner<br />

Titel für eine Veranstaltungsreihe.<br />

Auch wenn<br />

Berlin noch nicht am Meer<br />

liegt, hat unsereiner ja durchaus<br />

Anrainergefühle, und tatsächlich<br />

könnte man zur Mittagspause<br />

schon vor Ort sein<br />

und am Strand sitzend ein<br />

Fischbrötchen vorden Möwen<br />

verteidigen müssen. Marjo<br />

Niemi hat es natürlich noch<br />

näher ans Wasser. Die finnische<br />

Schriftstellerin lebt in<br />

Helsinki und hat schon mehrere<br />

Romane und Stücke veröffentlicht,<br />

deren Übersetzungen<br />

ins Deutsche aber noch<br />

ausstehen. Ihren – simultan<br />

übersetzten – Ostseedialog<br />

führt sie mit dem <strong>Berliner</strong><br />

Dichter und Mitgründer der<br />

Lettrétage Tom Bresemann,<br />

und es wirdu.a. darum gehen,<br />

dass schon einer eine Masse ist<br />

und als europäische Muttersprache<br />

die Literatur gelten<br />

sollte.Anker ruhig mal lichten,<br />

würde ich sagen. PetraKohse<br />

OstseedialogeVI. 20 Uhr,Ausland,<br />

Lychener Straße 60<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />

(✆ 802 93 04) 20.00: Ich kann dich hören, Katharina<br />

Mevissen, Lesung und Gespräch<br />

DODO (✆ 53 09 40 72)<br />

20.00: Letzte Worte, Ralf Oberndörfer<br />

Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />

20.00: Verbrecher Versammlung: Ein Abend für<br />

Günther Weisenborn, Carsten Ramm<br />

Geistesblüten (✆ 49 96 17 92)<br />

19.00: Königspark, Paul Ingendaay, Nina Kunzendorf,<br />

Buchvorstellung und Autorengespräch Mod.: Christian<br />

Dunker<br />

Guardini Galerie (✆ 217 35 80)<br />

19.00: Gegen die Mauer –Lyriade,Lutz Rathenow,<br />

Salli Sallmann, Anton G. Leitner,Rumiana Ebert,<br />

NorbertHummelt u. a., Moderation: Andreas Öhler<br />

und Patricia Löwe<br />

Haus für Poesie (✆ 48 52 45 -0)<br />

19.30: La Périphérie –ZuGast ausParis:Marché de<br />

la Poésie, mit UlrikeDraesner, Dagmara Kraus, Patrick<br />

Laupin, Valérie Rouzeau, Nevers, Moderation Barbara<br />

Wahlster<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />

FÜHRUNG<br />

Bärentouren (✆ 46 06 37 88)<br />

14.00: The most Famous Historical Buildings of Berlin:<br />

Architecturetour to thePrussian kings and their<br />

architects, Meeting point: ‚Granitschale’ (big stone<br />

bowl), Lustgarten, Führung in engl. Spr.. Anm. erf.<br />

14.00: Architekturführung zu den berühmtesten Bauten<br />

Preußens und Berlins: Die Hohenzollernund ihre<br />

Baumeister,Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />

16.00: The Berlin Wall Tour:Along themost famous<br />

wall monuments, Meeting point: Guard House,<br />

„Checkpoint Charlie“, Friedrichstr., Führung in engl.<br />

Spr.. Anm.erf.<br />

16.00: Geschichte der <strong>Berliner</strong> Mauer –Ab„Checkpoint<br />

Charlie“ entlang der bekanntesten Mauerrelikte,<br />

Treff: Wachhäuschen „Checkpoint Charlie“, Friedrichstr..<br />

Anm. erf.<br />

20.00: Kriminaltour: Verbrechen, Gerichtsfälle und<br />

Richtstätten im alten Berlin, Treff: Heiliggeistkapelle,<br />

SpandauerStr.1.Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf den Spuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />

Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />

12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –Die Ausstellung<br />

am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />

Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />

10.00: Demokratie-Labor,Führungen für Schulklassen<br />

und Gruppen. Anm. erf.<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

16.00: Mantegna undBellini. Meister der Renaissance,<br />

Treff: Information. Anm. erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />

Berlin (✆ 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />

in der Kunst, Treff: Foyer<br />

Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />

14.00: Prenzlauer Berg.Die Querlatsch-Tour zum<br />

Amüsemang auf’n Berg,Bernd S. Meyer, Treff:<br />

Senefelderdenkmal, Senefelderpl. (U2), Ausg.<br />

Saarbrücker Str.<br />

Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />

15.00: Die GeschichteBerlins kennenlernen, Führungenauf<br />

Farsi und Arabisch<br />

NaturparkSchöneberger Südgelände<br />

(✆ 70 09 06 70) 14.30: Natur am Zug,Dr. Gottfried<br />

Wiedenmann, Treff: Parkeingang S-Bahnhof Priesterweg;<br />

Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />

11.00, 13.00, 15.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30, 13.30, 15.30: Tour durchs Olympiastadion<br />

(in English)<br />

Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />

9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />

15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />

Süßkramdealer,Varziner Str. 4<br />

11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />

über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />

im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />

11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />

leben wollen, Treff: CaféBlume an der Hasenheide,<br />

Fontanestr.32<br />

11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durch die<br />

Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe der<br />

Audioguides. Rosa Parks Café,Soldiner Straße 32,<br />

13359 Berlin<br />

12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />

durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />

ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />

16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />

Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />

Karl-Marx-Allee 72<br />

KONZERT<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Lithium<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: The International Blues Duo –„Detroit“ Gary<br />

Wiggins (sax) &Christian Rannenberg (p)<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.30: Drugdealer<br />

Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />

20.00: Sweet, Still Got the Rock<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

20.00: Giant Rooks<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.00: Alexandr Misko<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: Cäthe &Mockemalör<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: Carson McHone<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00: Talos, Jackson Dyer<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

20.00: Orania.Piano Series: Thibault Falk<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

19.00: Schulkonzertdes Heinz-Berggruen-Gymnasiums<br />

mit Chören, Bigbands, Orchester und Tanz-Ensemble<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Yonaka<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: The Artofthe Quartet feat. Peter Erskine &<br />

KennyWerner<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Composers’ Orchestra Berlin, Ltg.Hazel Leach<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

20.30: The Zig Zag Jazzed Up Jam Session, host: Uri<br />

Gincel<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Humboldthain Club (✆ 46 90 53 65)<br />

20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />

Maxxim Berlin (✆ 41 76 62 40)<br />

19.00: Farout After Work Party, Tiefton, Dee Noe Ree<br />

Maze (✆ 55 51 84 54)<br />

20.00: Wohnzimmer,kp3000<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />

23.55: Encore.une.fois –Techno Edition, Ester Duijn,<br />

Sven vonThülen, Daniela La Luz (live), Lilly Deupré<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

KINO<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />

AMan of Integrity: Ein integerer Mann –Lerd (OmU)<br />

11.00; Ray &Liz (OmU) 12.10; Von Bienen und<br />

Blumen (OmenglU) 14.10, 19.10; Mid90s (OmU)<br />

14.20; Border –Gräns (OmU) 16.10; Pippi Langstrumpf<br />

16.20; Oberhausen OnTour 2019 –Made<br />

in Germany: Neue Heimat (OmenglU) 19.00; Under<br />

the Tree –Undir trenu (OmU) 21.00; Liebesfilm<br />

(OmenglU) 21.10<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Urfin:<br />

Der Zauberer von Oz 15.45; Nur eine Frau 17.45,<br />

20.00; Der Fall Collini 15.30, 20.30; Das Familienfoto<br />

18.15<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Das Familienfoto<br />

15.30,17.45,20.00; Der Boden unter den<br />

Füßen 16.00;Greta (OmU)18.30,20.45; Das Ende<br />

der Wahrheit 15.20, 17.40, 20.20; Nur eine Frau<br />

20.00; Stan &Ollie (m. Kurzfilm) 15.00, 20.00;<br />

Stan &Ollie (OmU; m. Kurzfilm) 17.45; Urfin: Der<br />

Zauberer von Oz15.30; Van Gogh: An der Schwelle<br />

zur Ewigkeit 17.30<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.45, 15.50;<br />

Der Fall Collini 13.45, 19.30; Das schönste Paar<br />

14.00; Das Familienfoto 14.00, 20.15; Dumbo<br />

14.20; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

14.30; Was kostet die Welt 14.45; Avengers: Endgame<br />

(OmU) 15.30, 17.00, 19.45, 21.00; Nur<br />

eine Frau 16.30, 19.00; Monsieur Claude II16.30;<br />

Das Ende derWahrheit 16.45, 20.00; Greta (2019<br />

USA) 17.15, 21.30; Border 17.15; Tea with the<br />

Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing<br />

Like aDame (OmU) 18.00; Once Again –Eine Liebe<br />

in Mumbai 19.00; Roads 20.00; Under theTree<br />

21.30; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –At<br />

Eternity‘s Gate (OmU)22.30; Border–Gräns (OmU)<br />

22.30; Der Goldene Handschuh 22.40<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98)Von Bienen und Blumen<br />

17.15; Svideteli Putina –Putin‘s Witnesses: Putins<br />

Zeugen (OmU) 19.00; Macht das alles einen Sinn?<br />

–Und wenn ja –warum dauert es so lange? 20.45<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Get Me Some<br />

Hair! 17.00; Radical Frame Film Festival Short Film<br />

Series I–Radical Frame Film Festival Short Film<br />

Series 1(OmenglU) 18.30; Berlinized –Sexy an Eis<br />

(OmU) 20.30; Ray &Liz (OmU) 22.15<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 14.15; Royal<br />

Corgi: Der Liebling der Queen 14.20; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.20;<br />

Wenn du König wärst 14.25; Monsieur Claude II<br />

14.25, 19.30; Willkommen im Wunder Park 14.30;<br />

Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.30, 17.05,<br />

19.45, 22.35; Urfin: Der Zauberer von Oz14.35;<br />

Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.35;<br />

Avengers: Endgame 15.15, 19.30; 3D: Avengers:<br />

Endgame 16.15, 19.45, 22.20; Der Fall Collini<br />

16.30, 19.25; 3D: Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 16.45; The Silence 16.50, 19.40, 22.45;<br />

Die Goldfische 16.50; Captain Marvel 16.50; 3D:<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.05, 20.15,<br />

23.00; Greta (2019 USA) 17.05, 19.40, 22.40; Im<br />

Netz der Versuchung 19.40; After Passion 19.40;<br />

Fighting with My Family 22.25; Friedhof der Kuscheltiere<br />

22.40; The Hole in the Ground 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 0200) Avengers:<br />

Endgame 13.30, 16.40, 20.15; Royal Corgi: Der<br />

Liebling der Queen 13.40, 17.40; Glam Girls: Hinreißend<br />

verdorben 13.45, 16.50, 19.20; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.00; The Sun Is Also a<br />

Star 14.10, 20.10; Die Goldfische 14.20; Dumbo<br />

14.40; Willkommen im Wunder Park 15.00; 3D:<br />

Avengers: Endgame 15.15, 16.10, 18.30, 19.30;<br />

After Passion 15.50; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 19.50; Der Fall Collini 17.20,<br />

20.00; Monsieur Claude II 17.30; Greta (2019<br />

USA) 20.15; The Silence 20.45<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Der Fall Collini 14.35, 17.30, 20.30<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) VanGogh: An derSchwelle<br />

zur Ewigkeit 18.00; Der Fall Collini 20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Stan&Ollie (OmU) 15.45,<br />

20.30; Van Gogh:Ander Schwelle zur Ewigkeit –At<br />

Eternity‘s Gate (OmU) 18.00<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Free Solo (OmU) 18.00;<br />

Der Boden unter den Füßen 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Willkommen<br />

im Wunder Park 10.00, 12.00, 14.00; Royal<br />

Corgi: Der Liebling derQueen 10.00, 12.30, 14.00;<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.20,<br />

14.50, 17.20, 20.00; Avengers: Endgame 10.00,<br />

15.00, 16.20, 19.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

16.10, 20.15; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />

17.15, 19.50; Monsieur Claude II 20.15<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />

Monsieur Claude II 14.00,16.00; Van Gogh: An der<br />

Schwelle zur Ewigkeit 18.00; Ein letzter Job 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Stan &Ollie 15.00;<br />

Monsieur Claude II 17.40, 20.15<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20) WillkommenimWunder<br />

Park 10.00, 12.00; RoyalCorgi:<br />

Der Liebling der Queen 10.00, 12.30, 14.10; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.40, 13.50,<br />

14.20, 14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Misfit 10.00;<br />

Avengers: Endgame 10.00, 15.30, 16.30, 18.00,<br />

20.15, 22.00; Rocca verändert die Welt 11.30; Asterix<br />

und das Geheimnis des Zaubertranks 11.50;<br />

Drachenzähmenleicht gemacht312.00;GlamGirls<br />

14.00, 16.30, 20.20, 22.45; Dumbo 15.00; 3D:<br />

Avengers: Endgame 16.20, 19.00, 22.20; The Sun<br />

Is Also aStar 17.00, 19.55; Avengers: Endgame<br />

(OF) 20.30;Pokemon Meisterdetektiv Pikachu–Pokemon<br />

Detective Pikachu (OF) 23.00<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Royal Corgi:<br />

Der Liebling der Queen 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 15.45; Monsieur Claude II 15.45;<br />

Avengers: Endgame 16.30; Captain Marvel 17.45,<br />

20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

18.00; Glam Girls: Hinreißend verdorben 18.00,<br />

20.30; 3D: Avengers: Endgame20.15; Greta (2019<br />

USA) 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00)Commedia all‘italiana:Der<br />

Weg zurück (OmenglU; m. Einführung) 20.00; Magical<br />

History Tour: Licht imWinter (OmenglU) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Willkommen imWunder Park 12.30, 13.50; 3D:<br />

Avengers: Endgame 12.30, 14.00, 16.00, 18.00,<br />

19.30, 20.30, 22.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 12.50, 13.30; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 13.00, 15.30; Ostwind 413.00,13.30;<br />

Avengers: Endgame 13.00, 15.00, 17.00, 19.10,<br />

21.15, 22.20; Dumbo 13.10, 16.20; Drachenzähmenleicht<br />

gemacht 313.20;Die Goldfische13.25;<br />

Der Fall Collini 13.30, 16.40, 19.50; Van Gogh:<br />

An der Schwelle zur Ewigkeit 13.40, 16.15; Misfit<br />

14.00; Glam Girls 14.00, 17.10, 19.30, 23.00;<br />

The Sun Is Also aStar 14.10, 16.40, 19.30, 22.50;<br />

Monsieur Claude II 14.10, 16.40, 19.15; Captain<br />

Marvel 15.50, 20.45, 22.40; Stan &Ollie 16.20;<br />

Shazam! 16.25; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

16.30,19.40, 22.50; DerJunge muss andie<br />

frische Luft 16.30; After Passion 16.30, 19.30;The<br />

Silence 16.50, 19.30, 22.10; Nur eine Frau 16.50,<br />

19.40, 22.30; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />

18.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />

19.15; Bohemian Rhapsody 19.30; Das Ende der<br />

Wahrheit 19.45; Greta (2019 USA) 19.50, 22.40;<br />

Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Wir 21.55; Lloronas<br />

Fluch 22.30; Hellboy –Call Of Darkness 22.30;<br />

Escape Room22.30; Im Netz derVersuchung 22.40<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

3D: Avengers: Endgame (OF) 13.30,16.00,16.30,<br />

20.15, 22.00; Breakthrough – Zurück ins Leben<br />

(OF) 13.35; Glam Girls: Hinreißend verdorben –<br />

The Hustle (OF) 14.15, 17.30, 19.30, 23.15; After<br />

Passion (OF) 14.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 14.20;<br />

Avengers: Endgame (OF) 14.45,19.00,22.30;The<br />

Sun Is Also aStar (OF) 14.55,20.30;Van Gogh:An<br />

der Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OF)<br />

16.45; Greta (OF) 16.55, 19.35,23.15; 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu –Pokemon Detective<br />

Pikachu (OF) 17.00, 19.45, 23.00; 3D: Captain<br />

Marvel (OF) 17.30; Wir –Us(OF) 20.00; Stan &Ollie(OF)20.30;<br />

CaptainMarvel(OF)22.15;Fighting<br />

with My Family (OF) 23.05<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Avengers:<br />

Endgame (OF) 10.00, 18.30, 22.40; 3D:<br />

Avengers: Endgame 14.15<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Greta (OmU)<br />

22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Royal Corgi: Der Liebling der<br />

Queen 14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

14.00, 16.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />

zurück 14.00; Urfin: Der Zauberer von Oz 14.30;<br />

Avengers: Endgame 15.00, 19.00; Glam Girls: Hinreißend<br />

verdorben 16.00, 18.00, 20.15, 22.30;<br />

3D: Avengers:Endgame 16.00, 20.15, 21.30; Monsieur<br />

ClaudeII17.00;3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 19.00,21.30; Der Fall Collini 19.00, 22.30<br />

Casablanca (✆ 677 5752) Ein Gauner &Gentleman<br />

15.45; Bohemian Rhapsody 17.45; Monsieur<br />

Claude II 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.55; 3D:<br />

Avengers: Endgame 14.00, 15.30, 18.00, 19.30;<br />

Wenn du König wärst 14.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.15; Willkommen imWunder Park<br />

14.20; Captain Marvel 14.20; Dumbo 14.30; Glam<br />

Girls: Hinreißend verdorben 15.00, 17.30, 20.15;<br />

Avengers: Endgame 16.00, 20.00; Breakthrough<br />

–Zurück ins Leben 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 17.00, 19.40; Monsieur Claude<br />

II 17.10, 19.45; The Silence 17.15, 19.50; After<br />

Passion 17.15; Der Fall Collini 19.30; Friedhof der<br />

Kuscheltiere 20.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Willkommen<br />

im Wunder Park 14.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu 14.00, 15.00, 16.45, 17.40,<br />

19.30; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.20,<br />

16.10; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.20,<br />

16.50, 19.30; Avengers: Endgame 15.00, 20.15;<br />

3D: Avengers: Endgame 16.00, 19.00; Dumbo<br />

16.40; The Silence 18.20, 20.40; Pokemon Meisterdetektiv<br />

Pikachu –Pokemon Detective Pikachu<br />

(OF) 19.30; Kapi (OmU) 20.10<br />

City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Macht<br />

das alles einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert<br />

essolange? 19.00; Free Solo (OmU) 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Ray &Liz (OmU)<br />

18.00; Under the Tree –Undir trenu (OmU) 20.00;<br />

Antiporno (OmU) 21.45<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Das Familienfoto<br />

18.30, 20.45; Der Fall Collini 11.00, 20.15; Das<br />

Familienfoto 13.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />

ist zurück 15.45; Monsieur Claude II 18.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Die Wiese –<br />

Ein Paradies nebenan 15.30; Der Flohmarkt von<br />

Madame Claire 18.00; Das Ende der Wahrheit<br />

20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Monsieur Claude<br />

II 15.15; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />

Nachmittag 18.00; Under theTree 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78)Vice –Der zweite Mann 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) NureineFrau 15.45, 20.30;<br />

Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.00<br />

FREILUFTKINOS<br />

Freiluftkino Insel im Cassiopeia (✆ 35 12 24 49)<br />

Trautmann (OmU) 21.30<br />

Freiluftkino Kreuzberg Womit haben wir das verdient?<br />

(DFmenglU) 21.30<br />

Freiluftkino Rehberge Gundermann 21.30<br />

Open Air Kino Mitte (✆ 28 59 99 73) Call Me By<br />

Your Name (OmU) 21.15<br />

Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />

Under the Tree –Undir trenu (OmU) 21.15<br />

Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Der verlorene<br />

Sohn –Boy Erased (OmU) 21.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Vice<br />

–Der zweite Mann 17.00; Waldheims Walzer 19.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) KinderwagenKino:<br />

Das Familienfoto 10.30; Urfin: Der Zauberer<br />

von Oz14.15; Alfons Zitterbacke 14.15; Nur<br />

eine Frau 14.45, 18.45; Kleine Germanen 14.45;<br />

Monsieur Claude II 16.15; Das Ende der Wahrheit<br />

16.15, 21.00; Klasse Deutsch 16.45; Asterix<br />

16.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />

18.15; Der Boden unter den Füßen 18.30; Das<br />

Familienfoto 18.45; Der Fall Collini 20.45; Das<br />

schönste Paar 20.45; Under the Tree 21.00<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />

Alfons Zitterbacke 13.40; Willkommen imWunder<br />

Park 13.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

14.00; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.00,<br />

17.00, 20.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />

14.15; Avengers: Endgame 14.15, 15.15, 16.00,<br />

19.30,20.15; Urfin 14.30; 3D: Avengers: Endgame<br />

15.50, 20.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

17.00, 19.45; Monsieur Claude II 17.00; The<br />

Silence 17.30, 20.15; Der Fall Collini 19.30; After<br />

Passion 19.45<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 14.30,17.00; Der Fall Collini<br />

19.30<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Die Goldfische 17.15;Trautmann 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Urfin: Der<br />

Zauberer von Oz14.00; Avengers: Endgame 14.00,<br />

17.00, 20.00; Breakthrough 14.15; The Sun Is Also<br />

aStar 14.25,19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />

14.30; Glam Girls 14.30, 17.10,20.15; Dumbo<br />

14.50; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 15.00,<br />

17.15; Die Goldfische 15.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

15.30, 16.15, 19.30; Der Fall Collini 17.10,<br />

20.00; 3D: PokemonMeisterdetektiv Pikachu17.15,<br />

19.50; After Passion 17.40; The Silence 17.45,<br />

20.50; Monsieur Claude II 17.50, 20.20; ImNetz<br />

derVersuchung 20.10; Greta (2019 USA) 20.30<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 15.30; Glam Girls:<br />

Hinreißend verdorben 15.45,20.30; Avengers:Endgame<br />

16.00; Captain Marvel 17.45; 3D: Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 18.00; 3D: Avengers: Endgame<br />

20.15; Ein Gauner &Gentleman 20.30<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.00; Der Fall<br />

Collini 19.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Avengers:<br />

Endgame 15.00, 20.00; Royal Corgi: Der Liebling<br />

der Queen 15.30; After Passion 17.30; Van Gogh<br />

18.30; Der Fall Collini 21.00


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

DOKU<br />

Die kriminelle<br />

Seite des<br />

Netzes<br />

Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />

der vernetzten<br />

Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />

den technischen Veränderungen?<br />

Und was bringt die digitale Zukunft<br />

für die Menschheit? Dokus und Diskussionen<br />

auf Arte und 3Sat fragen<br />

danach, wie Fälscher und Hacker die<br />

Demokratie gefährden.<br />

Digitale Täuschung: Es gehört nicht<br />

viel Geschick dazu, falsche Bilder in<br />

Umlauf zu bringen –mitunter werden<br />

YouTube-Videos einfach mit einer<br />

neuen Unterschrift versehen,<br />

selbst plumpe Fakes können kurzzeitig<br />

für Hasswellen sorgen. Das<br />

Arte-Wissensmagazin Xenius und<br />

der Wissenschaftsabend am Donnerstag<br />

auf 3Sat widmen sich in dieser<br />

Woche digitalen Täuschungen.<br />

Beide Formate zeigen Beispiele aus<br />

den vergangenen Jahren: So wurde<br />

beim Münchener Amoklauf 2016 ein<br />

Überfall-Video aus Südafrika in Umlauf<br />

gebracht. Die Autoren zeigen,<br />

wie Bilder gefälscht werden können<br />

und besuchen Wissenschaftler, die<br />

Erkennungsprogramme gegen Fälschungen<br />

entwickeln. Die Xenius-<br />

Moderatoren präsentieren ein eigenes<br />

unterhaltsames Fake-Video. In<br />

der 3-Sat-Doku erklären Medienprofis<br />

von ZDF und Reuters, wie sie mit<br />

fremden Videos und eigenen Bildern<br />

umgehen. Gerd Scobel diskutiertdanach<br />

mit Experten darüber, obdie<br />

digitalen Medien eine Bedrohung für<br />

die Demokratie darstellen.<br />

„Dasmanipulierte Bild“ – am Donnerstag,23.<br />

Mai um 20.15Uhr bei 3Sat, Diskussion„Medien,<br />

Macht und Manipulation“ folgt um 21 Uhr,<br />

beide Sendungen in der 3-Sat-Mediathek.<br />

„Xenius: DigitaleTäuschung“ – in der Arte-Mediathek<br />

bis zum 18. August.<br />

Wasist echt und wasgefälscht? Darum<br />

geht es im Film „Digitale Täuschung“. HR<br />

Hacker-Strategien: Viel kriminelle<br />

Energie benötigen Hacker, die in IT-<br />

Systeme fremder Regierungen eindringen<br />

oder ausländische Kraftwerke<br />

lahmlegen. Immer wieder<br />

werden vorallem russische Gruppen<br />

wie „Fancy Bear“ für solche Cyber-<br />

Attacken verantwortlich gemacht.<br />

Die französische Arte-Doku „Russlands<br />

neue Söldner“ versucht aufzuarbeiten,<br />

ob und wie russische Geheimdienste<br />

kriminelle Hacker für<br />

sich arbeiten lassen. DieAutoren reisen<br />

zwischen Frankreich, Moskau,<br />

Kiew und NewYork hin und her, beschreiben<br />

den Unterschied zwischen<br />

den positiven „White Hats“<br />

und den destruktiven „Black Hats“.<br />

Der Amerikaner Michael Hayden,<br />

der erst die NSA und dann die CIA<br />

leitete, gibt offen zu, dass es nicht<br />

ungewöhnlich sei, Hacker gegen<br />

fremde Länder einzuspannen.<br />

„Russlands neueSöldner“ – am Donnerstag,<br />

23. Maium9.55 Uhrauf Arte,inder Arte-Mediathek<br />

bis2021.<br />

Torsten Wahl hat Dokus<br />

über Hacker und Fälscher<br />

gefunden.<br />

Nachdem US-Präsident<br />

Donald Trump Huawei<br />

auf eine schwarze Liste<br />

gesetzt hat, wirdder chinesische<br />

Konzern von wichtiger<br />

Technologie abgeschnitten – und<br />

auch Smartphone-Nutzer im Westen<br />

könnten das zu spüren bekommen.<br />

Auf Druck der US-Regierung stellt<br />

Google die Geschäftsbeziehungen zu<br />

Huawei ein. DerInternetkonzernversorgt<br />

den Hardwarehersteller künftig<br />

nicht mehr mit seiner Software wie<br />

dem Betriebssystem Android. Künftige<br />

Smartphone-Modelle kann Huawei<br />

nicht mehr mit vorinstallierten<br />

Google-Diensten verkaufen, was die<br />

Verkaufsaussichten in Europa drastisch<br />

verschlechtert.<br />

ÄltereGeräte nicht betroffen<br />

Huawei ist ein führender Ausrüster<br />

von Mobilfunk-Netzen unter anderem<br />

inEuropa und der zweitgrößte<br />

Smartphone-Anbieter der Welt. Mit<br />

den US-Sanktionen verliert die<br />

Firmaauch den Zugang zu Chips aus<br />

dem Westen. Große Halbleiteranbieter<br />

wie Qualcomm, Broadcom und<br />

Xilinx hätten ihren Mitarbeiternmitgeteilt,<br />

dass Huawei bis auf weiteres<br />

nicht beliefert werde, berichtete der<br />

Finanzdienst Bloomberg am Montag.<br />

Google ist für Huawei ein wichtiger<br />

Partner, weil bei dem Internet-<br />

Riesen das Mobil-Betriebssystem<br />

Android entwickelt wird, mit dem<br />

auch die Smartphones des chinesischen<br />

Konzerns laufen. Die fertigen<br />

Ärztepräsident fordert Aufklärung<br />

Durch Videosprechstunden und Gesundheits-Apps kommt eine neue Verantwortung auf Patienten und Mediziner zu<br />

Der Fall: Der chinesische<br />

Huawei-Konkurrent ZTE war<br />

im vergangenen Jahr von<br />

ähnlichen US-Einschränkungensoschwer<br />

getroffen worden,<br />

dass die Firmazeitweise<br />

ihr internationales Geschäft<br />

stoppen musste.<br />

Die Ärzte in Deutschland erwarten<br />

deutlich mehr digitale Angebote<br />

für die Patienten –pochen<br />

dabei aber auf höchsten Datenschutz.<br />

Beider Digitalisierung in der<br />

Medizin werde nun „mehr Drive“<br />

hineinkommen, sagte Ärztepräsident<br />

Frank Ulrich Montgomery am<br />

Montag in Berlin. So würden sich Videosprechstunden<br />

als eine von vielen<br />

Formen ärztlicher Patientenversorgung<br />

in Deutschland etablieren.<br />

Vorrang haben müsse dabei die<br />

Sicherheit der Daten: „Höchste Priorität<br />

haben hier der Datenschutz<br />

und eine Einwilligung der Patienten<br />

in digitale Prozesse.“ Es sei gut, dass<br />

Bundesgesundheitsminister Jens<br />

Spahn (CDU) dabei sei, dies zu klären.<br />

DenWeg für die Fernbehandlung<br />

von Patienten hatte vor einem Jahr<br />

der Deutsche Ärztetag geebnet. So<br />

sollen Patienten etwa Überweisungen,<br />

Bescheinigung von Arbeitsunfähigkeit<br />

oder Verschreibungen<br />

ohne Vor-Ort-Besuch einer Praxis erhalten<br />

können. Inzwischen haben<br />

fast alle Landesärztekammern ihre<br />

Berufsordnungen entsprechend<br />

angepasst.<br />

„Als Einstieg in den<br />

Kontakt zu einem Arzt wollen<br />

inzwischen viele Menschen<br />

auch elektronische<br />

Ärztepräsident<br />

Montgomery<br />

menten. Versicherte sollen zudem<br />

elektronische Patientenakten mit ihrenGesundheitsdaten<br />

bekommen.<br />

„Bei der Digitalisierung in der<br />

Medizin sind wir aus jahrelanger<br />

Erfahrung bisher<br />

skeptisch gewesen“, sagte<br />

Montgomery. Die Industrie<br />

habe Geräte nicht immer<br />

zuverlässig geliefert,<br />

ländliche Gebiete seien oft<br />

ohne schnelle Netze. Doch<br />

DPA<br />

bei schnellerer Digitalisierung<br />

insgesamt ergebe<br />

auch mehr Tempo in der<br />

Medizin Sinn.<br />

Zugleich warnte Montgomery<br />

vor Wildwuchs bei den sensiblen<br />

Patientendaten wie Angaben zu Behandlungenoder<br />

Blutwerten. „Es ist<br />

kontraproduktiv, wenn am Ende<br />

keiner mehr wirklich weiß, wo welche<br />

Daten gespeichert sind“, sagte<br />

er.„Es ist für einen Arzt auch unzumutbar,<br />

wenn er mit x-verschiede-<br />

Keine<br />

Verbindung<br />

in die USA<br />

Google hört auf den US-Präsidenten und schneidet den<br />

chinesischen Konzern von wichtigen Technologien ab<br />

NICHT DAS ERSTE MAL<br />

Der Vorwurf: Die US-Regierung<br />

hatte Strafen wegen<br />

angeblicher illegaler Geschäfte<br />

mit dem Iran und<br />

Nordkorea verhängtund<br />

deshalb für sieben Jahre<br />

den Zugang zu US-Technologien<br />

verwehrt.<br />

Die Zahlung: Ohne Chips für<br />

seine Smartphones musste<br />

ZTE daraufhin große Teile der<br />

Produktion stilllegen. Nach<br />

einigen Wochen zahlte ZTE<br />

rund 1,4 Milliarden Dollar<br />

und die Sanktionen wurden<br />

aufgehoben.<br />

VonAndrej Sokolow und Christoph Dernbach<br />

AFP/WANG ZHAO<br />

Versionen des Systems werden zwar<br />

im Android Open Source Project<br />

(AOSP) quelloffen allen zur Verfügung<br />

gestellt – und damit würde<br />

auch Huawei damit arbeiten können.<br />

Außerhalb Chinas werden allerdings<br />

fast nur Android-Smartphones<br />

mit integrierten Google-Diensten<br />

wie GMail, Google Maps oder der<br />

App-PlattformGoogle Play Storeverkauft.<br />

Besitzer von Huawei-Smartphones<br />

und -Tablets müssen nicht<br />

befürchten, dass ihre Geräte von<br />

heute auf morgen nicht mehr funktionieren.<br />

Google darf mit dem chinesischen<br />

Telekommunikationshersteller<br />

zwar nicht mehr zusammenarbeiten.<br />

Nutzernvon Geräten versichertder<br />

Internetkonzernaber,dass<br />

etwa der Zugriff auf den App-Store<br />

weiter erhalten bleibt –sowohl für<br />

Huawei-Produkte als auch für Geräte<br />

der Schwestermarke Honor.<br />

Huawei betonte,alle bereits verkauften<br />

oder in Lagernvorgehaltenen Telefone<br />

werden weiterhin mit Sicherheitsupdates<br />

und Diensten versorgt.<br />

Auch die Chip-Lieferungen aus<br />

den USA sind wichtig für Huawei.<br />

Der chinesische Konzern entwickelt<br />

zwar eigene Prozessoren und Modems<br />

für einige Modelle seiner<br />

Smartphones,bezieht aber Chips für<br />

einen Teil der Telefone von Qualcomm.<br />

Bei seiner Netzwerktechnik<br />

ist Huawei noch viel stärker auf<br />

Chips aus den USA angewiesen. Die<br />

Firma habe aber in Vorbereitung auf<br />

mögliche US-Sanktionen bereits<br />

Halbleiter für mindestens drei Monate<br />

eingelagert, berichtete Bloomberg<br />

unter Berufung auf informierte<br />

Personen.<br />

Die US-Regierung hatte Huawei<br />

und zahlreiche Tochtergesellschaften<br />

vergangene Woche auf eine<br />

schwarze Liste von Unternehmen<br />

gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen<br />

zu US-Partnern strengen Kontrollen<br />

unterliegen. Den Weg dafür<br />

hatte US-Präsident Donald Trump<br />

freigemacht, indem er einen Nationalen<br />

Notstand in der Telekommunikation<br />

ausrief.<br />

Druck auf westliche Länder<br />

Huawei wirdvon den US-Behörden<br />

verdächtigt, seine unternehmerische<br />

Tätigkeit zur Spionage für<br />

China zu nutzen. Beweise dafür<br />

wurden bislang nicht öffentlich gemacht.<br />

DieUSA drängen aber auch<br />

andere westliche Länder wie<br />

Deutschland, Huawei vonden Netzen<br />

für den neuen superschnellen<br />

Mobilfunk-Standard 5Gfernzuhalten.<br />

Auch in deutschen Sicherheitsbehörden<br />

wurden Bedenken<br />

gegen einen Einsatz von Huawei-<br />

Technik laut. Dabei wirdzum einen<br />

darauf verwiesen, dass chinesische<br />

Unternehmen von den Behörden<br />

des Landes zur weitreichenden Kooperation<br />

gezwungen werden<br />

könnten, zum anderen aber auch<br />

auf die Möglichkeiten zur Sabotage<br />

im Fall eines Konflikts. Huawei<br />

weist alle Vorwürfe stets zurück<br />

und betont, dass das Unternehmen<br />

völlig unabhängig sei. Einem Bericht<br />

der japanischen <strong>Zeitung</strong> Nikkei<br />

zufolge stellte auch der deutsche<br />

Chipkonzern Infineon die Geschäftsbeziehungen<br />

zu Huawei<br />

vorerstein. (dpa)<br />

Zugangswege“, sagte<br />

Montgomery. „Dabei müssen<br />

wir als Ärzte klar machen,<br />

was man auf Distanz<br />

machen kann und was einer<br />

weiteren Diagnostik<br />

und Behandlung im direkten Kontakt<br />

bedarf.“<br />

Doch die Digitalisierung geht darüber<br />

hinaus. Sohatte Spahn vor wenigen<br />

Tagen angekündigt, den Versicherten<br />

mit einem neuen Gesetz<br />

etwa Zugang zu Gesundheits-Apps<br />

auf Kassenkosten zu geben –etwa als<br />

Hilfe bei der Einnahme vonMedikanen<br />

Patientenakten arbeiten muss,<br />

die völlig unterschiedlich strukturiertsind.“<br />

Montgomery sieht für mehr Datensicherheit<br />

auch die Patienten in<br />

der Pflicht. „Für mindestens so gefährlich<br />

wie mögliche Hackerangriffe<br />

halte ich den unbedarften<br />

Umgang der Menschen mit ihren<br />

Daten“, sagte er. „Es ist erschreckend,<br />

wie viele persönliche Daten<br />

freiwillig an große Datensammelkonzerne<br />

gegeben werden –auch<br />

zum Beispiel über Fitnessarmbänder<br />

oder Schrittzähler im Smartphone.“<br />

Da kämen wertvolle Daten zusammen,<br />

die die Anbieter teuer verkaufen<br />

könnten. „Damit kann man<br />

unser Leben viel stärker beeinflussen,<br />

als wenn vielleicht jemand versucht,<br />

sich in eine elektronische Patientenakte<br />

hineinzuhacken.“ Aufklärung<br />

müsse in diesem Bereich<br />

verstärkt werden, forderte er. (dpa)<br />

Bund<br />

startet<br />

Großinitiative<br />

Quantenforschung soll<br />

vorangebracht werden<br />

Das Forschungsministerium will<br />

die Entwicklung der Quantentechnologie<br />

für eine künftige sichere<br />

Datenkommunikation in Deutschland<br />

und Europa voranbringen. In<br />

einem ersten Schritt soll die Technologie<br />

erforscht und auf einer Pilotstrecke<br />

zwischen zwei Behörden erprobt<br />

werden. Für das Projekt „Qu-<br />

NET“ sollen dafür in einem ersten<br />

Schritt 165 Millionen Euro über sieben<br />

Jahrehinweg bereit gestellt werden,<br />

kündigte Forschungsministerin<br />

Anja Karliczek (CDU) in Berlin an.<br />

Die Fraunhofer Gesellschaft will bei<br />

dem Projekt „QuNET“ dabei zusammen<br />

mit der Max-Planck-Gesellschaft<br />

und dem Deutschen Zentrum<br />

für Luft- und Raumfahrtdie Basisfür<br />

einerstes Netz zur Quantenkommunikation<br />

entwickeln.<br />

Vertrauenswürdige Kommunikation<br />

sei die Grundlage für eine freie<br />

Gesellschaft, sagte Karliczek. „Im digitalen<br />

Zeitalter sind Wirtschaft und<br />

Gesellschaft auf eine sichere Kommunikation<br />

mehr denn je angewiesen.“<br />

Die Quantentechnologie biete<br />

eine einzigartige Chance, sensible<br />

Informationen abhörsicher zu übertragen,<br />

besser als alle bisherigenVerfahren.<br />

Jeder Abhörversuch könne<br />

unmittelbar bemerkt werden. Die<br />

Initiative soll dafür nun die physikalischen<br />

Grundlagen entwickeln, auf<br />

der ein hochsicheres Netz für die<br />

Bundesregierung entstehen solle.<br />

Die internationale Konkurrenz sei<br />

groß, sagte Karliczek. „Wir müssen<br />

die Forschung dazu deshalb schnell<br />

voranbringen.“ China etwa habe bereits<br />

2017 einen Versuch zur quantenbasierten<br />

Satellitenkommunikation<br />

erfolgreich durchgeführt, sagte<br />

Karliczek. Deutschland und Europa<br />

müssten deshalb eigene Kompetenzen<br />

ausbauen, um nicht von anderen<br />

Ländern abhängig zu werden.<br />

„QuNET“ solle ein erster Schritt hin<br />

zu einer gesamteuropäischen Architektur<br />

werden. (dpa)<br />

Digitalmesse für<br />

den Mittelstand<br />

in Hannover<br />

Nachfolge-Veranstaltung<br />

für die Cebit gefunden<br />

Den Nachholbedarf des Mittelstands<br />

bei der Digitalisierung<br />

soll eine neue Messe in Hannover in<br />

den Fokus rücken. Auf der<br />

„Twenty2x“ werden im März 2020<br />

Lösungen unter anderem für den<br />

Umgang mit sensiblen Kundendaten<br />

oder den Schutz vor Cyberattacken<br />

aufgezeigt, teilte die Deutsche Messe<br />

AG am Montag mit.„Unser Ziel ist es,<br />

gerade die kleinen und mittleren Unternehmen<br />

bei der Digitalisierung zu<br />

unterstützen, um sie fit zu machen<br />

für die Zukunft und sie im jeweiligen<br />

Wettbewerbsumfeld zu stärken“,<br />

sagte Andreas Gruchow, Vorstandsmitglied<br />

der Messe AG.<br />

Nach dem Aus der Cebit konzentriert<br />

sich die „Twenty2x“ auf kleine<br />

Firmen. Sie liefen Gefahr, bei der<br />

Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle<br />

abgehängt zu werden, hieß es<br />

in Hannover. Nach Zahlen der staatlichen<br />

Förderbank KfW investierten<br />

nur 30 Prozent der rund 3,8 Millionen<br />

Mittelständler in den Jahren<br />

2015 bis 2017 in den Einsatz entsprechender<br />

Technologien. In der niedersächsischen<br />

Landeshauptstadt<br />

sollen sich Unternehmen über veränderte<br />

Arbeitsbedingungen und<br />

neue Betriebsabläufe informieren.<br />

Auch der Umgang mit neuen Technologien<br />

wie dem Mobilfunk-Standard<br />

5G steht auf der Agenda der<br />

dreitägigen Veranstaltung. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 25<br />

·························································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />

HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />

9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />

Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />

denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />

(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10<br />

(für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />

15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) DieTierärzte –Retter<br />

mit Herz 17.00 (für HG)Tagesschau 17.15 (für<br />

HG) Brisant 18.00 (für HG) Quizduell 18.50 (für<br />

HG) WaPo Bodensee. Verschwunden. Krimiserie<br />

19.45 (für HG) Quizzen vor acht 19.55 (für HG)<br />

Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />

Liebe aufBewährung.<br />

Unterhaltungs-serie<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Zu gut für diese Welt. Arztserie<br />

21.45 (für HG) FAKT Das MDR-Magazin<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Mord mit Aussicht<br />

Moorleiche. Krimiserie<br />

23.35 (für HG) Mord mit Aussicht<br />

Einer muss singen. Krimiserie<br />

0.25 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.45 (für HG) Um Himmels Willen<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Star-Magazin 5.35 Explosiv<br />

–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles<br />

was zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report<br />

11.00 Der Blaulicht-Report.Doku-Soap 12.00<br />

Punkt 1214.00 Die Superhändler –4Räume, 1<br />

Deal 15.00 Mensch Papa!Väter allein zu Haus<br />

16.00 Vorher Nachher –Dein großer Moment<br />

17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />

17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />

Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />

Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles<br />

was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />

schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 (für HG) Nachtschwestern<br />

Wendepunkt.Arztserie. Mit Ines Quermann,<br />

Mimi Fiedler,Oliver Franck u.a.<br />

21.15 (für HG) Sankt Maik<br />

Falsche Pfarrer küsst man nicht.<br />

Dramaserie<br />

22.15 Doc meets Dorf<br />

Aufgeben ist für Pussies. Dramaserie<br />

23.10 Schmidt –Chaos auf Rezept<br />

High-Escort für alle! Comedyserie<br />

0.00 Nachtjournal<br />

0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Eine Eiszeit vor dem Ende.Krimiserie<br />

14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />

Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR um<br />

vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />

18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />

MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />

(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau<br />

21.00 (für HG) Die Dresdner Frauenkirche<br />

–Hoffnung,Versöhnung, Sandstein 21.45<br />

(für HG) Aktuell 22.05 Das Politbüro privat (2)<br />

22.50 (für HG) Polizeiruf 110. Der Toddes Professors.<br />

TV-Kriminalfilm,DDR 1974 0.00 (für<br />

HG) Morden im Norden 0.50 (für HG) FAKT<br />

Bayern<br />

15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />

16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />

Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />

Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />

(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />

is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Tatort. Schwanensee. TV-Kriminalfilm,<br />

D2015 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />

22.00 (für HG) Capriccio 22.30 Unsterbliches<br />

Mittelalter – Gotik in Bayern 23.15 nacht:sicht<br />

23.45 Andris Nelsons dirigiert Mahlers Zweite<br />

Sinfonie 1.40 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

Vox<br />

6.55 CSI: Vegas 7.50 Verklag mich doch!<br />

10.55 Mein Kind, dein Kind 11.55 Shopping<br />

Queen 12.55 Zwischen Tüll und Tränen 14.00<br />

Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping Queen<br />

16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 Sing meinen Song –Das Tauschkonzert<br />

(3) 22.10 Die Story. Die Jeanette-Biedermann-<br />

Story 23.15 100 Songs, die die Welt bewegten.<br />

Die sagenhaftesten Comebacks 0.15 nachrichten<br />

0.35 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

13.10 Spirit: wild und frei 13.40 Angelo!<br />

14.05 Coop gegen Kat 14.35 Bugs Bunny und<br />

LooneyTunes 15.00 Dragons –Auf zu neuen<br />

Ufern 15.25 Tomund Jerry 15.50 Der gestiefelte<br />

Kater 16.15 Zig &Sharko 16.45 Ninjago<br />

–Garmadons Motorrad-Gang 17.15 Voll zu<br />

spät! 17.40 Spirit: wild und frei 18.10 Bugs<br />

Bunny und Looney Tunes 18.40 Woozle Goozle<br />

und die Weltentdecker 19.10 Tomund Jerry<br />

19.45 Angelo! 20.15 Snapped –Wenn Frauen<br />

töten 22.00 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />

23.35 Comedy total 0.10 Infomercials<br />

Sport1<br />

9.00 Teleshopping 12.00 Eishockey:WM.<br />

Gruppe A: Deutschland –Finnland 14.30<br />

Sport1 Reportage 15.00 Eishockey:WM16.00<br />

Eishockey:WM.Konferenz,Gruppe A: Slowakei<br />

–Dänemark, Gruppe B: Norwegen –Lettland<br />

18.30 Bundesliga aktuell 19.00 Eishockey:WM20.00<br />

Eishockey:WM.Konferenz,<br />

Gruppe A: Kanada –USA, Gruppe B: Schweden<br />

–Russland 22.30 Scooore! –Internationales<br />

Fußball-Magazin 23.15 Bundesliga aktuell<br />

0.00 Sport-Clips<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />

Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SOKO Stuttgart. Taxi ins Jenseits. Krimiserie<br />

12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />

HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />

Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />

(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />

Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />

(für HG) Die Rosenheim-Cops. Späte Rache.<br />

Krimiserie 17.00 (für HG) heute 17.10 (für<br />

HG) hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute<br />

heute 18.00 (für HG) SOKO Köln 19.00 (für<br />

HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-<br />

Cops. Einen auf einen Streich. Krimiserie<br />

20.15 (für HG) Wie geht's, Europa? –<br />

Bürger fragen Politiker zur Wahl<br />

„Wie geht’s, Europa?“<br />

In der Live-Sendung treffen Bürger<br />

auf die sechs deutschen Spitzenkandidaten<br />

für die Europawahl.<br />

22.30 (für HG) heute-journal<br />

23.00 Geht doch! Mit Olaf Schubert, Philip<br />

Simon, Özcan Cosar,Tahnee<br />

23.45 (für HG) Markus Lanz Talkshow<br />

0.55 heute+<br />

1.15 (für HG) Fast &Furious 7<br />

Actionthriller,USA/CHN/J 2015<br />

Sat.1<br />

5.30 Frühstücksfernsehen. Gäste: Charlotte Karlinder,<br />

Daniel Dr.Stelter,Rolf Schmiel 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie!<br />

Mit Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander<br />

Stephens, Isabella Schulien 11.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />

Hold, Stephan Lucas,Alexander Stephens,<br />

Isabella Schulien 12.00 AnwälteimEinsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife.Reportagereihe<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten.<br />

Reportagereihe 16.00 Klinik am Südring 17.30<br />

Klinik am Südring –Die Familienhelfer 18.00<br />

Endlich Feierabend! Mod.: Simone Panteleit,<br />

Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben –Das<br />

Quiz 19.55 Nachrichten<br />

20.15 Whiskey Cavalier<br />

Die Honigfalle. Actionserie.<br />

Mit Scott Foley, Lauren Cohan,<br />

Ana Ortiz u.a.<br />

21.15 Lethal Weapon<br />

Offene Türen. Actionserie<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Schnüffler.Krimiserie<br />

23.10 SpiegelTV–Reportage<br />

Feuerwache Neukölln –Inferno im<br />

Hinterhof. Reportagereihe<br />

Moderation: Maria Gresz<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

13.05 (für HG) PlanetWissen 14.05 (für HG)<br />

In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 14.55<br />

(für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />

15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier und heute<br />

18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />

HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Abenteuer Erde 21.00 (für HG)<br />

Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />

Schimanski. TV-Kriminalfilm, D1998 23.30<br />

(für HG) Prey –Die Beute 0.15 (für HG) Prey –<br />

Die Beute 1.05 (für HG) Prey –Die Beute<br />

NDR<br />

14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />

Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) aktuell<br />

16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />

HG) Seehund, Puma &Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 (für HG) NaturNah 18.45 (für HG)<br />

DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15 (für<br />

HG) Panorama 321.45 (für HG) aktuell 22.00<br />

(für HG)Tatort. Das Recht, sich zu sorgen. TV-<br />

Kriminalfilm, D2015 23.30 (für HG)Weltbilder<br />

Spezial 0.00 Manche hatten Krokodile –St.<br />

Pauli-Stories. Dokumentarfilm, D2016<br />

Kabel eins<br />

5.20 Numb3rs 6.05 Without aTrace 6.50 The<br />

Mentalist 7.40 Blue Bloods –Crime Scene New<br />

York 9.30 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS<br />

11.15 Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.10<br />

Castle 14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS:<br />

L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />

Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!<br />

Wir kümmern uns drum 20.15 Tödliches<br />

Vertrauen. Thriller,USA 2001 22.00 Im Netz<br />

der Spinne. Thriller,USA/D/CDN 2001 0.05<br />

Tödliches Vertrauen. Thriller,USA 2001<br />

RTL 2<br />

6.00 Der Trödeltrupp –Das Geld liegt im Keller<br />

7.00 Die Kochprofis –Einsatz am Herd 8.00<br />

Frauentausch 10.00 Frauentausch 13.00 Die<br />

Geissens –Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />

14.00 Die Wollnys –Silvia allein zu Haus<br />

15.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ...<br />

17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag<br />

&Nacht 20.15 Hartz und herzlich 22.15 Armes<br />

Deutschland –Deine Kinder 0.15 Autopsie<br />

–Mysteriöse Todesfälle 1.05 Autopsie –<br />

Mysteriöse Todesfälle 1.50 Autopsie<br />

Eurosport 1<br />

10.30 Bogenschießen 11.35 Tourenwagen<br />

12.00 Radsport: Giro d'Italia. 9. Etappe: Riccione<br />

–San Marino 13.35 Radsport: Giro<br />

d'Italia. 10. Etappe: Ravenna –Modena 17.15<br />

Radsport: Giro extra 17.45 Tennis:ATP World<br />

Tour. Geneva Open 18.00 Tennis:ATP World<br />

Tour. Geneva Open 19.55 News 20.05 Radsport:<br />

Giro Today 22.00 Tourenwagen 22.30<br />

Motorsport: Blancpain GTWorld Challenge<br />

America 22.55 Formel E: FIA-Meisterschaft<br />

23.20 News 23.35 Radsport 0.30 Tennis<br />

TV-Tipps RBB<br />

Tagesschau 24<br />

KABEL EINS, 20.15 UHR THRILLER<br />

Tödliches Vertrauen<br />

Der zwölfjährigeDanny(Matt O’Leary) hat schwer unter der Trennungseiner<br />

Eltern zu leiden und istaufgrund seines rebellischen Verhaltens in den<br />

letzten Zwei Jahren zu einem alten Bekannten aufder Polizeiwache geworden.<br />

Richtigschlimm wird es für den Jungen aber erst, als seine Mutter Susanden<br />

zwielichtigenUnternehmer Rick (Vince Vaughn) heiratet.Kurznachder Hochzeit<br />

wird DannyZeuge,wie derkriminelle Rick seinen ehemaligenKomplizen<br />

Raykaltblütigermordet,dochdie Polizei will dem immer wieder auffälliggewordenen<br />

Jungen nichtglauben. Lediglich VaterFrank schenktdem Jungen<br />

Gehör.Bald schonwirdRickauch für Dannyund Frank zur großen Gefahr.Von<br />

Regisseur Harold Beckerroutiniertinszenierter Krimi mit Starbesetzung(u.a.<br />

John Travolta und SteveBuscemi).<br />

(USA/2001)<br />

Anzeige<br />

KABEL EINS, 22.00 UHR THRILLER<br />

Im<br />

Exklusiv<br />

Netz der<br />

für<br />

Spinne<br />

Abonnenten!<br />

Zusätzlich zur gedruckten Ausgabe:<br />

die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> als E-Paper.<br />

Überallhin mitnehmen &mobil informiert bleiben<br />

Auf bis zu drei Geräten gleichzeitig lesen<br />

Zoomfunktion –höherer Lesekomfort<br />

Foto:Kabel eins<br />

Eigentlichwollteder Polizeipsychologe<br />

Dr.Alex Cross(MorganFreeman)seinen<br />

wohlverdienten Ruhestand genießen,doch<br />

als die kleine Tochter eines Senatorsentführt<br />

wird,sind dieFähigkeiten desErmittlers<br />

erneut gefragt.Für Crossbeginntein Kräftemessen<br />

miteinem überauscleveren Gegner.<br />

*bei bestehendem Printabonnement (Mo. –Sa.) nur<br />

4,99 €statt 29,99 €. Ihnen steht ein gesetzliches<br />

Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht<br />

und die Widerrufsbelehrung fnden Sie unter<br />

www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

MDR WDR Gleich anrufen und Angebot bestellen: Nach „… denn zum Küssen sind sie da“übernahm<br />

Arte<br />

Morgan Freeman zum zweiten Maldie<br />

(030) 240025 Rolle desErmittlersDr. Alex Cross.Der Thriller<br />

basiertauf einem der„Alex berliner-zeitung.de/vorteil<br />

Cross“-Romane<br />

desKrimiautors James Patterson basiert.<br />

Mit„AlexCross“folgte2012 eine weitere<br />

Buchverfilmung, diesmal jedoch Tyler Perry<br />

in der Rolledes Ermittlers.<br />

(USA/Dtl./Kan./2001) Foto: Kabeleins<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE -mittel<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL<br />

6<br />

8 7 5<br />

2 3 9 1<br />

3 9 7 6<br />

4 1<br />

8<br />

9 1<br />

8 9 7<br />

4 5<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />

9<br />

3<br />

1 3 4<br />

8 3<br />

6 8<br />

9<br />

8<br />

3 7 1<br />

5 7<br />

4,99 €<br />

monatlich *<br />

AUFLÖSUNG Auflösung<br />

vom VOM 20.5.2019<br />

2019<br />

MITTEL mittel<br />

3 2 4 5 6 7 9 8 1<br />

7 9 5 1 8 3 4 2 6<br />

6 1 8 9 2 4 5 3 7<br />

2 3 6 4 5 8 1 7 9<br />

5 8 9 2 7 1 3 6 4<br />

1 4 7 6 3 9 2 5 8<br />

9 7 3 8 4 2 6 1 5<br />

8 5 1 3 9 6 7 4 2<br />

4 6 2 7 1 5 8 9 3<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

vom<br />

VOM<br />

20.5.2019<br />

20. 5. 2019<br />

SCHWER schwer<br />

5 7 4 1 6 3 2 8 9<br />

3 2 1 8 5 9 6 4 7<br />

6 9 8 7 4 2 5 1 3<br />

8 4 7 3 9 6 1 5 2<br />

2 6 9 5 1 4 7 3 8<br />

1 3 5 2 8 7 4 9 6<br />

4 1 3 6 2 8 9 7 5<br />

9 8 2 4 7 5 3 6 1<br />

7 5 6 9 3 1 8 2 4<br />

5.15 Potsdam erwacht 5.30 Giraffe, Erdmännchen<br />

&Co. 6.20 zibb. zuhause in berlin &<br />

brandenburg 7.20 Brisant 8.00 Brandenburg<br />

aktuell /Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />

9.45 In aller Freundschaft 10.30 Rote<br />

Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin<br />

Dr.Mertens 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />

Meer 14.00 Land und lecker 14.45 Traumhäuser<br />

15.15 Mit dem Zug ... 16.00 rbb24 16.15<br />

Wer weiß denn sowas? 17.00 rbb24 17.05<br />

Giraffe, Erdmännchen &Co. 17.55 Sandmann<br />

18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30<br />

zibb. zuhause in berlin &brandenburg 19.30<br />

Brandenburg aktuell /Abendschau 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau<br />

20.15 Geheimnisvolle Orte<br />

Hotel Adlon.<br />

Dokumentationsreihe<br />

21.00 Angst Macht Politik<br />

Entscheidungsjahr für Brandenburg<br />

21.45 rbb24<br />

22.00 extra 3<br />

22.45 Die Florian Schroeder Satire Show<br />

Gäste: Urban Priol, Philipp Amthor,<br />

Bosse<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Abendshow Live aus Berlin<br />

0.45 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />

ProSieben<br />

6.10 Twoand aHalf Men 7.20 The Big Bang<br />

Theory 8.55 The Middle 9.40 Fresh off the<br />

Boat 10.40 Mike &Molly 11.05 How IMet<br />

Your Mother 12.00 2Broke Girls 12.50 Mom.<br />

Ende gut, alles gut. Comedyserie 13.10 Two<br />

and aHalf Men. Ist das meine Hose?/Ich bin<br />

ein Schmetterling/Her mit Mamis BH. Comedyserie<br />

14.30 The Middle. Der Rollentausch/Das<br />

Schaltjahr. Comedyserie 15.15 The Big Bang<br />

Theory. Es muss Liebe sein/Eine Urne für Leonard/Der<br />

Champagnerpakt/Weihnachtswunder<br />

mit Taube. Comedyserie 17.00 taff 18.00<br />

Newstime 18.10 Die Simpsons. Das Wunder<br />

von Burns/Eine Taube macht noch keinen<br />

Sommer. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />

20.15 We Love: Backstreet Boys –Das<br />

Mega-Comeback Mod.: Annemarie<br />

Carpendale, Thore Schölermann.<br />

Die Sendung begibt sich auf eine<br />

spannende Zeitreise zu den Höhe- und<br />

Tiefpunkten der Karriere der Band.<br />

22.10 WeLove Boybands Reportage<br />

23.10 Die Simpsons<br />

Homers merkwürdiger Chili-Trip /Ein<br />

Sommer für Lisa. Zeichentrickserie<br />

0.10 Die Simpsons Hugo, kleine Wesen<br />

und Kang /Auf inden Kampf!<br />

1.05 We Love Boybands Reportage<br />

12.15 (für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.00<br />

Stadt Land Kunst 13.45 (für HG) Der Untergang.<br />

Drama, D/A/I 2004 16.15 Die Bienenflüsterer<br />

16.45 (für HG) X:enius 17.10 Neben-,gegen-,<br />

miteinander: Deutsch-französische<br />

Geschichten 17.40 (für HG) Metropolen<br />

des Balkans 18.30 (für HG) Universum 19.20<br />

Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Wahlkampf der<br />

Wutbürger 21.05 Die Macht des Geldes 22.00<br />

Gespräch 22.20 Hinter den Kulissen des Brexit.<br />

Dokumentarfilm, GB 2019 0.20 Mit offenen<br />

Karten 0.35 Durch die Nacht mit ...<br />

3Sat<br />

14.20 (für HG) NaturNah 14.50 (für HG) NaturNah<br />

15.20 (für HG) NaturNah 15.50 (für<br />

HG) Ein Jahr unter Kranichen 16.15 Rabenvögel<br />

–Gaukler der Lüfte 17.00 Majestät im Aufwind<br />

17.45 (für HG) Im Reich des Eisvogels –<br />

Westerwalds fleißigster Fischjäger 18.30 nano<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Spuren<br />

des Bösen. Begierde. TV-Kriminalfilm, A/D<br />

2016 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 (für HG) Die Architekten. Drama, DDR/D<br />

1990 0.10 Reporter 0.30 10vor10<br />

Phoenix<br />

13.30 phoenix plus. Republik im Umbruch –<br />

Mobilität 14.00 phoenix vorort 14.45 phoenix<br />

plus 16.00 Laut, forsch, national –Wie Salvini,<br />

Orbán &Co. Europa spalten 16.45 Europas Jugend<br />

–EuropasZukunft? 17.30 phoenix der tag<br />

18.00 plan b 18.30 TerraX20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Der große Umbruch 21.45<br />

phoenix runde. KünstlicheIntelligenz –Zum Wohl<br />

der Menschen? 22.30 Charlie, seine Erfinder<br />

und dieMenschen 23.00 phoenix der tag 0.00<br />

phoenix runde. KünstlicheIntelligenz –Zum Wohl<br />

der Menschen? 0.45 Der große Umbruch<br />

Kika<br />

13.20 (für HG) Lassie 13.40 (für HG) Die Pfefferkörner<br />

14.10 Schloss Einstein 15.00 H2O<br />

15.45 Sherlock Yack –Der Zoodetektiv 16.20<br />

Zoom 16.45 Ein Fall für TKKG 17.35 Kein Keks<br />

für Kobolde 18.00 (für HG) Wir Kinder aus dem<br />

Möwenweg 18.10 (für HG) Der kleine Drache<br />

Kokosnuss 18.35 Beccas Bande 18.50 Sandmann<br />

19.00 (für HG) Lassie 19.25 (für HG)<br />

Die beste Klasse Deutschlands 19.50 (für HG)<br />

logo! 20.00 (für HG) KiKA Live 20.10 (für HG)<br />

Schnitzeljagd durch Frankreich 20.35 Die Mädchen-WG<br />

–Elternfrei in Valencia<br />

Dmax<br />

10.15 Outback Truckers 11.15 Combat Dealers<br />

12.15 Das härteste Pfandhaus Detroits 13.15<br />

Yukon Men –Überleben in Alaska 14.15 Das<br />

Survival-Duo: Zwei Männer, ein Ziel 15.15 Coast<br />

GuardAlaska –Rettung aus der Luft 16.10<br />

Highway Cops 17.10 Fast 'N' Loud 19.15 A8 –<br />

AbenteuerAutobahn 20.15 Steel Buddies –<br />

Stahlharte Geschäfte 21.15 112: Feuerwehr im<br />

Einsatz 22.15 Die Wracktaucher –Schätze der<br />

Nordsee 23.15 Jack Maxwell: Hochprozentig um<br />

die Welt 0.10 Crash-Clips 1.10 Crash-Clips<br />

5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Quarks 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Super.Markt 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 19.15 Feindbild Brüssel –Was wollen<br />

Europas Rechtspopulisten? 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Gipfeltreffen Europa –Die Parteichefsim<br />

Gespräch 21.47 Bremenwählt –Kandidatenamtlich<br />

getestet 22.15 Marktcheck 23.00 Tagesthemen<br />

23.30 FAKT 0.00 Umschau 0.45 Die Tagesschau<br />

vor 20 Jahren 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />

Promi,Playboy, frommerPilger 1.50 Brandenburg<br />

aktuell 2.20 Thüringen Journal 2.50 Extra 3.02<br />

SWR Landesschau Baden-Württemberg 3.47 Extra<br />

ONE<br />

10.35 Lindenstraße 11.05 In aller Freundschaft –<br />

Die jungen Ärzte 11.55 Sturmder Liebe 12.40<br />

Sturmder Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.15<br />

Mein Traumvon Afrika. TV-Melodram, D2007<br />

15.45 In aller Freundschaft –Die Krankenschwestern(1)<br />

16.30 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernde<br />

Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Der<br />

Dicke 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder<br />

Liebe 20.15 DoctorWho 20.55 DoctorWho 21.40<br />

Hustle–Unehrlich währtamlängsten 22.30 Torchwood<br />

23.20 DoctorWho 0.05 DoctorWho 0.50<br />

Hustle –Unehrlich währtamlängsten 1.40 Torchwood<br />

2.30 Close Up 3.00 Startrampe 3.30 Der<br />

Dicke 4.20 Lindenstraße 4.50 Um Himmels Willen<br />

ZDF NEO<br />

6.25 Terra X 7.10 Terra X 7.55 Topfgeldjäger 8.45<br />

Lafer! Lichter! Lecker! 9.30 Baresfür Rares 10.25<br />

Bares für Rares 11.15 Duell der Gartenprofis<br />

12.00 Die Rettungsflieger.Rivalen im Cockpit<br />

13.30 Monk. Mr.Monk unddie Frau des Captains<br />

14.50 Heldt. Taubenschlag 15.35 Die Rettungsflieger.Rivalen<br />

im Cockpit 17.05 Monk. Mr.Monk und<br />

dieFrau des Captains 18.30 Bares fürRares<br />

19.20 Bares für Rares 20.15 MünchenMord. TV-<br />

Kriminalfilm, D2013 21.45 EinFall für zwei. Der<br />

geteilte Apfel 22.45 heute-show 23.15 Shapira<br />

Shapira 23.45 Blockbustaz 0.50 Arne Dahl: Opferzahl.<br />

TV-Kriminalfilm, S/D2015 2.40 Fluchtdurch<br />

dieBerge. Actionfilm,F2011<br />

ZDF INFO<br />

6.15 Spurendes Krieges 7.00 ZDF-History 7.45<br />

Erster Weltkrieg –Legendäre Seeschlachten 9.15<br />

Police Patrol –Gefährliches Pflaster 10.45 Mördern<br />

auf der Spur 12.45 Spurendes Krieges<br />

13.30 ZDF-History 14.15 (für HG) Kaisersturz.<br />

TV-Dokudrama, D2018 15.45 „Verrat!” –Das<br />

Endeder HabsburgerimErsten Weltkrieg 16.30<br />

Geheimnissedes Kaiserreichs 18.45 Momente<br />

der Geschichte 20.15 Die Eiserne Zeit–Europa im<br />

Dreißigjährigen Krieg 0.45 (für HG) heute-journal<br />

1.15 (für HG) Freibeuter derMeere –Die Korsaren<br />

2.00 (für HG) Freibeuter derMeere –Sir Francis<br />

Drake 2.45 (für HG)Freibeuter derMeere –Piraten<br />

des Kaisers 3.30 Atlantis–Mythos undWahrheit<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Konzert Gérard Grisey: „Les espaces acoustiques”<br />

(Jean-Claude Velin, Viola; Ensemble<br />

unitedberlin; Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin,<br />

Leitung: Vladimir Jurowski), ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Italienischer Futurismus.<br />

Mit Clemens Goldberg.Inder Zeit vor dem<br />

Ersten Weltkrieg entstand in Italien die Kunstrichtung<br />

des Futurismus. Sie begeisterte auch<br />

Komponisten. Ganz in diesem Geiste komponierte<br />

Alfredo Casella „La notte alta”,<br />

ca. 56 Minuten<br />

22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Alte Musik Vielschreiber mit Format. Der<br />

Darmstädter Hofkapellmeister Christoph<br />

Graupner.Von Bernhard Schrammek,<br />

ca. 30 Minuten<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Siri Hustvedt: „Damals” (2/34).<br />

Es liest Iris Berben, ca. 30 Minuten<br />

23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Siri Hustvedt: „Damals” (2/34),<br />

ca. 31 Minuten<br />

MAGAZIN<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Ostdeutsche Leben (1/4). Kinderreich.<br />

Von Simone Trieder,ca. 45 Minuten<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Märkische Wandlungen Die Bauhaus-Denkmal<br />

Bundesschule in Bernau. Bauhaus in<br />

Brandenburg.Von Sigrid Hoff, ca. 56 Minuten<br />

0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Feature Erdbeerium. Die Früchtchen der Familie<br />

Dahl. Mit Vincent Leittersdorf. VonWiebke<br />

Keuneke, ca. 55 Minuten<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Martina Gebhardt. Mit Susanne<br />

Papawassiliu, ca. 30 Minuten<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Magic Mali. Mit Peter<br />

Rixen, ca. 56 Minuten<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz live Michel Portal Quintett. Mit Michel<br />

Portal (Klarinette), Bojan Zulfikarpasic (Klavier),<br />

Nils Wogram (Posaune), Bruno Chevillon<br />

(Kontrabass), Lander Gyselinck (Schlagzeug).<br />

Mit Karl Lippegaus, ca. 55 Minuten<br />

22.05 Deutschlandfunk(97.7 MHz)<br />

Musikszene Vorurteile, Chancen, Widersprüche.<br />

Wie asiatische Musiker die Klassik-Szene<br />

prägen. Von Dagmar Penzlinger,ca. 45 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

RobertE.Smith lässt sich nicht lumpen.<br />

Deramerikanische Milliardär<br />

sagte den frischgebackenen Absolventen<br />

bei der Graduiertenfeier des<br />

hauptsächlich vonSchwarzenbesuchten<br />

Morehouse College in Georgia,<br />

dass er komplett für ihreStudienkredite<br />

aufkommen werde. Wir<br />

wiederholen: komplett. Komplett<br />

bedeutet in diesem Fall das erkleckliche<br />

Sümmchen vonrund 40 Millionen<br />

Dollar.Ersei sicher,dass sich die<br />

Absolventen erkenntlich zeigen werden,<br />

indem sie helfen würden, das<br />

Leben anderer Afroamerikaner zu<br />

verbessern, sagte Smith vordem versammelten<br />

Abschlussjahrgang der<br />

Hochschule in Atlanta. Smiths Vermögen<br />

wirdauf rund vier Milliarden<br />

Dollar geschätzt.<br />

Paul Breitner hält Männer für dumm,<br />

nicht per se,aber doch in Fragen der<br />

Gesundheit. „Der Mann an sich ist,<br />

was medizinische Vorsorge angeht,<br />

dumm. Er meint, er braucht das<br />

nicht. Frauen gehen einfach, wir<br />

Männer aber sagen, wir hätten das<br />

nicht nötig“, so der Fußballweltmeister<br />

(67). Er selbst gehe da hingegen<br />

mit leuchtendem Beispiel voran,<br />

regelmäßig lasse er sich den Darm<br />

spiegeln und zwar ohne Narkose.<br />

„Das bisschen Schmerzist lächerlich“,<br />

so der bärbeißige Ballgott.<br />

Herzogin Kate (37) quasselt fröhlich<br />

Belangloses in die Welt hinaus.So<br />

sollen Familien viel Zeit im Freien<br />

verbringen, denn aktiv in der Natur<br />

sein, bringe großeVorteile für Körper<br />

und Geist, so die Britin in einem Video,das<br />

sie und Prinz William (36)<br />

mit ihren Kindernbeim Spielen in einer<br />

als Wald angelegten Parklandschaft<br />

in London zeigt. Hach ja, Mutter<br />

Natur und Mutter Kate,ganz traut<br />

vereint. (mpw./mit dpa)<br />

TIERE<br />

Ein ganzer<br />

Mann dank<br />

Bewegung<br />

in der freien<br />

Natur:Prinz<br />

Louis läuft<br />

ganz gerne.<br />

Chili und der Diensthundeführer<br />

LarsOellermann. DPA/CHRISTOPHE GATEAU<br />

Diese wunderschöne Nase gehörtzu<br />

Chili, einem Labrador Retriever,der<br />

gerade im ZooHannoverseine Ausbildung<br />

zum Personenspürhund absolviert.Warumerdas<br />

in einem Zoo<br />

macht? Nun, Chili soll lernen, sich in<br />

Umgebungen mit vielen und starken<br />

Gerüchen nicht ablenken zu lassen.<br />

Als künftiger Polizeihund in der<br />

Funktion eines sogenannten Mantrailer<br />

muss er bei der Suche verschiedene<br />

menschliche Gerüche voneinander<br />

unterscheiden und sich trotz<br />

vielerVerleitungen –Ablenkungen –<br />

ausschließlich an den Geruchsmerkmalen<br />

der gesuchten Person orientiert.<br />

Ganz schön anstrengend, weshalb<br />

Diensthundeführer Lars Oellermann<br />

(im Hintergrund zu sehen)<br />

sehr auf die Pausen achtet. (schl.)<br />

AP<br />

Mit dem neuen Kaiser<br />

kommt in Japan<br />

eine Frage wieder<br />

auf: Sollten auch<br />

Frauen Kaiser werden können?<br />

DasVerbot, das einst aus<br />

Preußen kam, ist ein existenzielles<br />

Problem der Monarchie.<br />

Und es offenbart Sexismus<br />

in der Gesellschaft überhaupt.<br />

Als vor knapp drei Wochen<br />

die Insignien der Macht überreicht<br />

wurden, schaute nicht<br />

nur die Familie aufgeregt zu. Das<br />

Schwert, der Spiegel und die<br />

Kette, die seit Jahrtausenden symbolhaft<br />

von einem Kaiser zum<br />

nächsten gereicht werden, haben die<br />

nächste Person auf dem Thron erreicht.<br />

Wie Menschen im ganzen<br />

Land dürften in diesem Moment<br />

auch Ehefrau Masako und Tochter<br />

Aiko an die Geschichtsträchtigkeit<br />

des Ereignisses gedacht haben. Nach<br />

der Abdankung des alterskranken<br />

Akihito ist seither dessen 59-jähriger<br />

Sohn Naruhito Japans 126. Kaiser.<br />

Altehrwürdig und konservativ<br />

Wohlbemerkt: der Sohn. Japans<br />

Chrysanthementhron, die älteste<br />

ununterbrochene Monarchie der<br />

Welt, ist für Frauen verschlossen. Tokios<br />

Thronfolger dürfen nur Männer<br />

sein. So war der nun abgetretene<br />

Akihito selbst erst das fünfte Kind<br />

des vorigen Kaisers,dafür der älteste<br />

Sohn. Und Naruhito ist zwar der<br />

erste Spross von Akihito und Michiko.<br />

Er selbst hat aber nur eine<br />

Tochter, weshalb eines Tages dessen<br />

aktuell zwölfjähriger Neffe Hisahito<br />

den Thron besteigen soll. So ist Japans<br />

Monarchie nicht nur die altehrwürdigste,<br />

sondern auch die wohl<br />

konservativste der Welt.<br />

Mitdem Ende der Feierlichkeiten<br />

entfacht hierüber einmal mehr eine<br />

Debatte im Land. Die Rolle des Kaisers,<br />

der mit der Nachkriegsverfassung<br />

von 1947 politisch entmachtet<br />

wurde, beschreibt sich offiziell als<br />

„Symbol des Staates und der Einheit<br />

des Volkes“. In der Praxis bedeutet<br />

das alle möglichen repräsentativen<br />

Tätigkeiten, vonBesuchen bei Schreinen,<br />

um die Toten und Ahnen zu verehren,<br />

über das Abhalten aller möglicher<br />

Zeremonien bis zu Auslandsreisen<br />

dorthin, wo Japan besonders präsentabel<br />

daherkommen will.<br />

Nur fragen sich viele Menschen<br />

heutzutage: Sollte so ein Posten<br />

nicht auch einer Frau offenstehen?<br />

Ohnehin müssen alle Mitglieder der<br />

Kaiserfamilie repräsentative Pflichten<br />

wahrnehmen. Insbesondere Naruhitos<br />

Ehefrau Masako,die vorihrer<br />

Heirat nach Studien an den Eliteuniversitäten<br />

Harvard und Oxford für<br />

Japans<br />

Prinzessin Aiko wird<br />

den Thronnie<br />

Zementierte Struktur:Kaiser Naruhito und seine Frau Masako. IMPERIAL HOUSEHOLD AGENCY, IMAGO<br />

Japans Außenministerium arbeitete,<br />

ist ab jetzt als Ehefrau gefragt. Konservative<br />

erwarten von ihr, dass sie<br />

sich in Anlehnung an ihre Amtsvorgängerin<br />

und Schwiegermutter Michiko<br />

wie eine altmodische japanische<br />

Gattin verhält, die ohne viele<br />

Worteihren Mann unterstützt. Liberale<br />

wünschen sich eine Frau, die<br />

nach den gesetzlichen Möglichkeiten<br />

auch mal das Wort ergreift.<br />

Denn die Frage der Frau am Kaiserhof<br />

ist eine Angelegenheit, die die<br />

Gesellschaft aus mehreren Gründen<br />

beschäftigt. Einerseits ist da das<br />

Thema Gleichstellung. Wenn die<br />

Person auf dem Thron ein Symbol<br />

der Einheit des Volkes sein soll, so<br />

steht die Beschränkung auf Männlichkeit<br />

derzeit auch für eine gewisse<br />

Rückständigkeit.<br />

Aber die Sache der Thronfolge ist<br />

nicht nur auf metaphorischer Ebene<br />

wichtig. Seit geraumer Zeit leidet das<br />

Kaiserhaus derartunter Nachwuchsmangel,<br />

dass man bald dessen Aussterben<br />

fürchten muss.Schon in den<br />

1990er-Jahren wurden diejenigen,<br />

denen an der Monarchie etwas liegt,<br />

besteigen. Oder<br />

Kann<br />

Frau<br />

Kaiser?<br />

vielleicht<br />

Nach der Krönung des japanischen<br />

Thronfolgers keimt in Japan wieder die<br />

doch?<br />

Debatte über die Gleichberechtigung auf<br />

VonFelix Lill, Tokio<br />

allmählich nervös, weil Masako einfach<br />

keinen Jungen zur Welt brachte.<br />

Der Druck auf die einst angehende<br />

Diplomatin war damals so groß, dass<br />

sie in Depressionen verfiel und sich<br />

über einige Zeit von der Öffentlichkeit<br />

zurückzog.<br />

Denn ohne Sohn des Kronprinzen<br />

stand nach einem Ableben von<br />

Naruhito und dann dessen jüngerem<br />

Bruder Akishino kein Thronfolger<br />

mehr zur Verfügung. Auch die Geburt<br />

von Naruhitos und Masakos<br />

Tochter Aiko im Jahr 2001 änderte<br />

daran nichts. Erst als 2006 Hisahito,<br />

das dritte Kind von Akishino, zur<br />

Welt kam, war die Kontinuität der<br />

Monarchie um eine weitere Generation<br />

gesichert.<br />

Eine Regeländerung würde das<br />

Problem lösen. Derzeit dürfen nämlich<br />

nicht bloß nur Männer auf den<br />

Thron, sondernauch nur die männlichen<br />

Nachfolger der männlichen Linie.<br />

Hinzu kommt, dass Frauen, die<br />

einen bürgerlichen Partner heiraten,<br />

den Hof verlassen müssen, wodurch<br />

die Kaiserfamilie weiter schrumpft.<br />

Würden diese Beschränkungen auch<br />

nur teilweise gelockert, stünde es<br />

um den Nachwuchsmangel<br />

schon ein bisschen besser.<br />

Doch die Politik tut sich in<br />

der Sache schwer. Schon im<br />

letzten Jahrzehnt berief der damalige<br />

Premierminister Junichiro<br />

Koizumi ein Gremium<br />

ein, das dazu riet, die Thronfolge<br />

auch Frauen zu ermöglichen.<br />

Die inJapan einflussreiche<br />

Konservative, zu der auch<br />

der aktuelle Premier ShinzoAbe<br />

gehört, mobilisierte dagegen.<br />

Unter den Gegnern solcher<br />

Lockerungen ist häufig der Verweis<br />

auf Tradition zu vernehmen,<br />

was im Kontext von Königshäusern<br />

zunächst halbwegs plausibel scheint.<br />

AnVerfassung hängengeblieben<br />

Aber ganz überzeugend ist das Argument<br />

doch nicht. In seiner Geschichte<br />

hatte Japan unter den bis<br />

jetzt 126 Kaisern schon mindestens<br />

acht, die weiblich waren, die letzte<br />

war Go-Sakuramachi im späten 18.<br />

Jahrhundert. Das Verbot weiblicher<br />

Thronfolge wurde erst in einer Zeit<br />

eingeführt, als Japan es in der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts eilig hatte, sich<br />

mit Hilfe vom Ausland zu modernisieren.<br />

1853 hatten die USA dem über<br />

250 Jahre abgeschotteten Land mit<br />

Krieg gedroht, wenn es nicht seine<br />

Häfen für Handel öffnen würde. Beeindruckt<br />

von den Kanonenschiffen,<br />

die vor der Küste warteten, stimmte<br />

Japans Kaiser zu.<br />

Zugleich schickte er Gelehrte in<br />

die weite Welt, damit diese von dort<br />

mit reichen Inspirationen nach Japan<br />

zurückkehrten. Einer von ihnen, der<br />

hohe Bürokrat Hirobumi Ito, der sich<br />

über mögliche Rechtsreformen informieren<br />

sollte, blieb bei seinen Studien<br />

der Monarchien Europas an der<br />

nicht allzu freizügigen Verfassung<br />

Preußens von 1850 hängen. So holte<br />

man bald den Rostocker Juristen Hermann<br />

Roesler nach Tokio, damit dieser<br />

mit den Japanern eine neue Verfassung<br />

schrieb. Unter anderem weil<br />

der Kaiser künftig den Oberbefehl<br />

über die Streitkräfte erhielt, war man<br />

der Meinung, dass dann nur noch<br />

Männer den Thron besteigen sollten.<br />

Laut einer Umfrage der Tageszeitung<br />

Mainich Shimbun von2017 sind<br />

mehr als zwei Drittel der Japaner dafür,<br />

dass auch Frauen wieder Kaiser<br />

werden dürfen. Undsowohl der abgetretene<br />

Akihito als auch der nun eingeweihte<br />

Naruhito gelten als Befürworter<br />

einer solchen Gesetzesänderung,<br />

Kaisergattin Masako ist wohl<br />

ähnlicher Auffassung.<br />

Aber weder das Volk noch die Kaiserfamilie<br />

können Gesetze ändern.<br />

Unddie derzeitige Regierung hat das<br />

nicht im Sinn.<br />

Mädchen nach Explosion in<br />

Wohnhaus tot aufgefunden<br />

Nach der Explosion in einem Wohnhaus<br />

im Allgäu ist auch ein Kind tot<br />

gefunden worden. Helfer bargen am<br />

Montagmorgen die Leiche eines toten<br />

Mädchens,wie ein Sprecher der<br />

Polizei sagte.Dabei handele es sich<br />

wohl um eine Siebenjährige,die in<br />

dem Haus gewohnt hatte.Inder<br />

Nacht zu Montag war bereits ein<br />

Mensch tot geborgen worden. Die<br />

Explosion hatte das dreistöckige<br />

Haus im bayerischen Rettenbach am<br />

AuerbergamSonntag vollkommen<br />

zerstört. (dpa)<br />

Indonesien: Todesurteil für<br />

Drogenschmuggler<br />

EinGericht in Indonesien hat einen<br />

Franzosen wegen Drogenschmuggels<br />

zum Tode verurteilt. Félix Dorfin<br />

sei für schuldig befunden worden,<br />

Drogen ins Land gebracht zu haben,<br />

weshalb er die Todesstrafe erhalte,<br />

sagte der Vorsitzende Richter in<br />

Lombok am Montag. DasUrteil kam<br />

überraschend, nachdem die Staatsanwaltschaft<br />

20 JahreHaft gefordert<br />

hatte.Der Anwalt kündigte Berufung<br />

an. Dorfin war im September am<br />

Flughafen vonLombok mit einem<br />

Koffer mit doppeltem Boden festgenommen<br />

worden, in dem sich mehr<br />

als drei Kilogramm Drogen befanden.<br />

(AFP)<br />

Dauerregen in Sicht und<br />

Hochwasser drohen<br />

In Thüringen hat „Axel“ schon alles gegeben.<br />

DPA/MARTIN WICHMANN<br />

Tief „Axel“ bringt in den kommenden<br />

Tagen viele Schauer nach<br />

Deutschland. Es deute sich eine<br />

„brisante Dauerregenlage“ an, teilte<br />

der Deutsche Wetterdienst (DWD)<br />

mit. DieMeteorologen erwarteten<br />

heftige Regenfälle vonSüdniedersachsen<br />

über Osthessen, Westthüringen,<br />

Baden-Württembergbis<br />

nach Bayern.Besonders viel soll es<br />

an den Alpen regnen. DieSchneeschmelzekönnte<br />

die Lage verschärfen.<br />

DerDWD gab für mehrereLandkreise<br />

der betroffenen Bundesländer<br />

sowie für Teile Sachsen-Anhalts<br />

Unwetterwarnungen heraus und<br />

warnte zudem vorHochwasser.<br />

Diegrößte Hochwassergefahr besteht<br />

demnach im Allgäu. Erst<br />

am Mittwoch soll der Regen<br />

nachlassen. (dpa)<br />

Elternvergessen<br />

Neugeborenes in Taxi<br />

Frischgebackene Elternaus Hamburghaben<br />

ihr Neugeborenes auf<br />

der Fahrtvom Krankenhaus nach<br />

Hause in einem Taxi vergessen.<br />

Kaum war das Taxi wieder losgefahren,<br />

bemerkten die Eltern, dass ihr<br />

Baby fehlte.Der Versuch, den Fahrer<br />

über eine Taxizentrale zu ermitteln,<br />

sei gescheitert. Erst sehr viel später<br />

entdeckte der Taxifahrer das ruhig<br />

schlafende Kind und rief die Polizei.<br />

Kurz darauf konnten die „am Boden<br />

zerstörten Eltern“ ihr Baby dann im<br />

Polizeikommissariat abholen und<br />

auf direktem Wege nach Hause zu<br />

seinem einjährigen Geschwisterchen<br />

bringen. (dpa)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!