Berliner Zeitung 21.05.2019
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Italien und das tödliche Stahlwerk – Seite 3<br />
Volksbühne?<br />
Gern, sagt<br />
KayVoges<br />
Seite 20<br />
15°/25°<br />
Warm mit Regen<br />
Wetter Seite 2<br />
Fernbus: Die Gefahr<br />
im Linienverkehr<br />
Tagesthema Seite 2<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Mutmachen: Union und<br />
der Ausflug nach Stuttgart<br />
Sport Seite 18<br />
Dienstag,21. Mai 2019 Nr.116 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Trumps Bann: Google geht<br />
auf Distanz zu Huawei<br />
Kommentar Seite 8, NetzwerkSeite 24<br />
Youtuber<br />
Protest in<br />
Zeiten der<br />
Politik 4.0<br />
VonJörg Hunke<br />
Das pubertierende Kind am Frühstückstisch<br />
vor dem ersten Biss<br />
ins Marmeladenbrötchen: „Wisst ihr<br />
eigentlich, was die CDU alles falsch<br />
macht?“ Die überraschten Eltern:<br />
„Also …“ Unddann legte die Tochter<br />
los: Klüngel, Klimawandel, nicht eingelöste<br />
Wahlversprechen –sie hörte<br />
gar nicht auf. So ging es vielleicht in<br />
vielen Familien in den vergangenen<br />
Tagen zu. Auslöser<br />
könnte der<br />
Youtuber Rezo<br />
mit seinem einstündigen<br />
Video<br />
„Die Zerstörung<br />
der CDU“ gewesen<br />
sein. Fast 1,9<br />
Millionen Mal<br />
Rezo hält nicht wurde der Beitrag<br />
seit Sonn-<br />
viel vonder großen<br />
Koalition. abend angeklickt,<br />
für den<br />
deutschen Markt ist das ein Höchstwert.<br />
Rezo, Markenzeichen blau gefärbte<br />
Haare, ist 26 Jahrealt, hat Informatik<br />
studiert, kommt ausWuppertal<br />
und lebt in Aachen. Seinen bürgerlichen<br />
Namen konnte er bisher erfolgreich<br />
geheim halten. Vorvier Jahren<br />
hat er seine ersten Videos hochgeladen,<br />
Youtube-Star zu werden, war<br />
sein Ziel. Bisher hat er sich eher um<br />
Musik und Bällebäder gekümmert,<br />
man könnte meinen, die Diskussion<br />
über das Urheberrecht und die Fridays-for-Future-Initiative<br />
hätten ihn<br />
angespornt. Er sagt, er habe einen intrinsischen<br />
Drang, einen Diskurs anzukurbeln.<br />
Und ergänzt: „Dies in so<br />
einer intensiven positiven Form und<br />
Dimension bewegt zu haben, hätte<br />
ich nicht gedacht.“<br />
Das Video über seine Einschätzung<br />
des Politikbetriebs (nicht nur<br />
die CDU kriegt ihr Fett ab) muss wochenlange<br />
Arbeit gewesen sein,<br />
denn Rezo führt zahlreiche Quellen<br />
an. Seine Kernbotschaft: Vertraut<br />
den Erkenntnissen der Wissenschaft<br />
und dem Engagement der Jugend,<br />
bildet euch eine eigene Meinung.<br />
Und inRichtung der Politiker: „Ey,<br />
ihr sagt doch immer,dass die jungen<br />
Leute mehr Politik machen sollen,<br />
dann kommt auch damit klar, dass<br />
sie eure Politik scheiße finden.“ Am<br />
Schluss fordert erseine Zuschauer<br />
auf, mit den Eltern und Großeltern<br />
über die Fehler der Parteien zu diskutieren.<br />
„Peace, ich bin raus“, so<br />
verabschiedet er sich. Unter dem Video<br />
steht noch die Aufforderung, zur<br />
Europawahl zu gehen. Von Politikverdrossenheit<br />
früherer Generationen<br />
keine Spur.<br />
Der Schlussmacher<br />
Österreichs Bundeskanzler<br />
Sebastian Kurz schlägt<br />
dem Bundespräsidenten die<br />
Entlassung des FPÖ-Innenministers<br />
vor.Daraufhin wollen auch alle<br />
anderen FPÖ-Minister gehen.<br />
Seiten 4, 8und 19<br />
Klagen gegen hohe Mieten<br />
Mietervereine sollen künftig gegen überhöhte Forderungen der Vermieter in der Werbung vorgehen können<br />
VonUlrich Paul<br />
Im Kampf gegen überhöhte<br />
Mieten will Justizministerin<br />
Katarina Barley (SPD) neue<br />
Wege gehen. Vermieternsoll es<br />
künftig in Berlin und im übrigen<br />
Bundesgebiet verboten werden, für<br />
Wohnungen mit überhöhten Mietpreisen<br />
zu werben. Sollten sich die<br />
Anbieter nicht daran halten, dürfen<br />
Mitbewerber oder Verbraucherschutzorganisationen<br />
dagegen vorgehen.<br />
Das geht aus dem Referentenentwurf<br />
von Bundesjustizministerin<br />
Katarina Barley (SPD) für eine<br />
Verschärfung des Mietrechts hervor,<br />
der der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt.<br />
„Wir werden Mietwucher einen<br />
Riegel vorschieben“, sagt Barley.<br />
„Wenn Vermieter überteuerte Wohnungen<br />
inserieren, sollen sie künftig<br />
vonMietervereinen abgemahnt werden<br />
können“, so die Ministerin.„Damit<br />
stärken wir diejenigen, die sich<br />
schon jetzt täglich für Mieterrechte<br />
einsetzen.“ Erstmals liegt es dann<br />
nicht mehr nur an den Mietern, gegen<br />
überhöhte Mieten vorzugehen.<br />
„Mit den Mietervereinen und den<br />
Verbraucherzentralen stehen den<br />
Mietern künftig starke Verbündete<br />
im Kampf gegen Mietwucher zur<br />
Seite“, so Barley, die SPD-Spitzenkandidatin<br />
für die Europawahl ist.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Mieterverein (BMV)<br />
begrüßt die geplante Regelung. „Wir<br />
werden Vermieter bei offenkundigen<br />
Überschreitungen abmahnen“, sagt<br />
BMV-Geschäftsführer Reiner Wild.<br />
Die Mieterorganisationen könnten<br />
dabei viel zu tun bekommen. Denn<br />
das Justizministerium plant, dasVerbot<br />
der Mietpreisüberhöhung wieder<br />
zu einem praxistauglichen Instrument<br />
auszugestalten. Der sogenannte<br />
Wucherparagraf im Wirtschaftsstrafgesetzes<br />
soll zu diesem<br />
Zweck ins Zivilrecht überführt werden.<br />
Als unangemessen hoch sollen<br />
danach Forderungen der Vermieter<br />
gelten, die in einem Gebiet mit einem<br />
geringen Angebot an vergleichbaren<br />
Wohnungen das ortsübliche<br />
Entgelt um mehr als 20 Prozent überschreiten.<br />
Erfasst werden dabei auch<br />
Nebenleistungen, um zu verhindern,<br />
dass zwar die Miete angemes-<br />
„Wenn Vermieter überteuerte Wohnungen inserieren,<br />
sollen sie künftig vonMietervereinen<br />
abgemahnt werden können.“<br />
Katarina Barley (SPD), Bundesjustizministerin<br />
sen hoch ist, aber dafür überteuerte<br />
Beträge beispielsweise für Möbel<br />
oder Internetnutzung verlangt werden.<br />
Deswegen ist im Referentenentwurf<br />
für das neue Gesetz vom ortsüblichen<br />
Entgelt die Rede, nicht von<br />
der ortsüblichen Miete.<br />
Zukünftig soll es für einen Verstoß<br />
nicht mehr darauf ankommen, ob der<br />
Vermieter eine individuelle Zwangssituation<br />
des Mieters ausnutzt, wie<br />
bisher.Maßgeblich soll allein sein, ob<br />
das ortsübliche Entgelt um mehr als<br />
20 Prozent überschritten wird.<br />
Sollte derVermieter eine überhöhte<br />
Miete durchgesetzt haben, hat der<br />
Mieter Anspruch auf Absenkung und<br />
Rückerstattung des zu viel gezahlten<br />
Betrags.Ausgenommen sind Neubauwohnungen.<br />
Der Vermieter soll aber<br />
künftig eine höhere Miete verlangen<br />
dürfen, wenn dies zur Kostendeckung,<br />
etwa bei Investitionen in die Wohnung,<br />
nötig ist. Die äußerste Grenze<br />
liegt da, wo die Miete in einem auffälligen<br />
Missverhältnis zur Leistung des<br />
Vermieters steht –wenn die Miete die<br />
ortsübliche Miete um mehr als 50 Prozent<br />
überschreitet. Für Mieterorganisationen,<br />
die Vermieter für zu hohe<br />
Forderungen abmahnen wollen, bedeuten<br />
die Ausnahmen ein Risiko.<br />
Denn sie können nicht wissen, welche<br />
Beträge in eine Wohnung investiertwurden.<br />
Sieriskieren, dass sie im<br />
Fall einer Niederlage vor Gericht auf<br />
den Kosten sitzen bleiben. Neben der<br />
Regelung zur Mietpreisüberhöhung<br />
plant Barley eine Verschärfung der<br />
Mietpreisbremse. Berlin Seite 10<br />
AP/MICHAEL GRUBER<br />
Radikale<br />
Vorschläge für<br />
Berlins Polizei<br />
SPD-Politiker widerspricht<br />
Reformplan von Geisel<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Wieder einmal soll Berlins Polizeiumstrukturiertwerden.<br />
Die<br />
Vorstellungen dazu hatten Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin<br />
BarbaraSlowik voreinigen<br />
Wochen bekanntgegeben.<br />
Jetzt meldet sich Geisels Parteifreund,<br />
der SPD-Innenexperte Tom<br />
Schreiber,zuWort. Er hat eigeneVorschläge,<br />
die radikal von Geisels und<br />
Slowiks Vorstellungen abweichen.<br />
Unter anderem spricht sich<br />
Schreiber gegen die Schaffung einer<br />
sogenannten Brennpunkt-Direktion<br />
aus, inder sich eine ständige Polizeitruppe<br />
um kriminalitätsbelastete<br />
Orte wie den Alexanderplatz oder<br />
Kottbusser Tor kümmern soll. Auf<br />
diese Weise, so Slowiks Hoffnung,<br />
werde dort die Polizeipräsenz verdreifacht<br />
und andererseits die Präsenz<br />
in den Randbezirken erhöht.<br />
„Das wird aber nicht funktionieren“,<br />
sagt Schreiber der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Schon jetzt seien 290 Stellen bei der<br />
Bereitschaftspolizei unbesetzt.<br />
In einem 13-seitigen Papier trug<br />
Schreiber, der als Polizeiexperte im<br />
Abgeordnetenhaus gilt, seine Vorstellungen<br />
für eine moderne Hauptstadtpolizei<br />
zusammen. So schlägt er vor,<br />
die Zahl der Polizeidirektionen von<br />
sieben auf vier zu reduzieren. Zudem<br />
sollten weitereNebenwachen zu den<br />
bereits vorhandenen Polizeiabschnitten<br />
geschaffen werden. Unterstützt<br />
würden die vier Direktionen<br />
von Direktionskommandos mit je 60<br />
Mitarbeitern, die von der Bereitschaftspolizei<br />
abgezogen werden und<br />
regionale Schwerpunkte bearbeiten<br />
sollen. DerAbbau vonBürokratie und<br />
Leitungsstäben könne zusätzliche<br />
Polizisten auf die Straße bringen. Die<br />
Gewerkschaft der Polizei befürwortete<br />
Schreibers Ideen. Berlin Seite9<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Unfall<br />
Auf der A9 verunglückt ein Fernbus.<br />
Eine Tote ist zu beklagen. Wie sicher<br />
ist das beliebte Verkehrsmittel?<br />
Aus der Spur<br />
geraten<br />
VonMichael Bertram, Bad Dürrenberg<br />
Der Bus des Unternehmens Flixbus hatte sich auf der A9 zwischen den Anschlussstellen Leipzig-West und Bad Dürrenberg überschlagen.<br />
DPA<br />
Einen Tagnach dem schwerenBusunglück<br />
auf der Autobahn<br />
9bei Bad Dürrenberg<br />
mit einer Toten und<br />
mehr als 70 Verletzten wird immer<br />
noch intensiv nach der Unfallursache<br />
gesucht. Bis zum frühen Montagmorgen<br />
war die Spurensicherung<br />
der Polizei am Unfallort. „Der Bus<br />
wurde geborgen und für weitereUntersuchungen<br />
sichergestellt“, sagte<br />
Ulrike Diener, Sprecherin der Polizeiinspektion<br />
Halle der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
An Spekulationen, wonach der<br />
59 Jahrealte Fahrer am Steuer eingeschlafen<br />
sein könnte, wollte sich die<br />
Sprecherin nicht beteiligen. Der<br />
Mann habe bislang noch nicht befragt<br />
werden können.<br />
Auch beim betroffenen Unternehmen<br />
Flixbus hielt man sich zur Unfallursache<br />
am Montag bedeckt. „Wir<br />
stehen in engem Kontakt mit den ermittelnden<br />
Behörden, deren Untersuchungen<br />
aktuell noch andauern“,<br />
teilte das Unternehmen auf Anfrage<br />
schriftlich mit.„Auch unsereinternen<br />
Untersuchungen dauern weiter an<br />
und sind noch nicht abgeschlossen“,<br />
hieß es weiter. Opfer des Busunfalls<br />
oder deren Angehörige könnten sich<br />
nach wie vor anFlixbus wenden, um<br />
Auskünfte und Hilfeleistungen zu erhalten.<br />
Mitarbeiter des Unternehmens<br />
würden sich demnach unter<br />
anderem um den Weitertransport an<br />
die jeweiligen Zielorte kümmern.<br />
Der Bus war im Auftrag von Flixbus<br />
vonBerlin nach München unterwegs<br />
gewesen, wie das Unternehmen<br />
bestätigte. Das Fahrzeug sei im<br />
April inspiziert worden, Beanstandungen<br />
habe es keine gegeben, sagte<br />
ein Flixbussprecher.„Für uns hat die<br />
Sicherheit der Fahrgäste und Fahrer<br />
oberste Priorität.“ Ob der Unfallbus<br />
einen Aufmerksamkeitsassistenten<br />
hat, konnte der Unternehmenssprecher<br />
nicht sagen. Solche Systeme<br />
sollen Sekundenschlaf erkennen<br />
und den Fahrer frühzeitig warnen.<br />
Die Einhaltung der vorgeschriebenen<br />
Lenk- und Ruhezeiten wirdnach<br />
Angaben des Sprechers regelmäßig<br />
kontrolliert, auch mithilfe vonSatellitendaten.<br />
Nach spätestens viereinhalb<br />
Stunden ist ein Busfahrer gesetzlich<br />
verpflichtet, 45 Minuten<br />
Marktanteil<br />
bei Fernbussen gemessen an angebotenen<br />
Streckenkilometern inProzent, 1/2019<br />
Flixbus<br />
95,4<br />
Altersverteilung<br />
der Fernbuskunden in Prozent, 2017<br />
in Jahren<br />
16-19 3<br />
20-24<br />
11<br />
25-29<br />
30-34<br />
35-39<br />
40-44<br />
45-49<br />
50-54<br />
55-59<br />
60-64<br />
über 65<br />
3<br />
3<br />
3<br />
7<br />
8<br />
10<br />
Eurolines<br />
2,6<br />
15<br />
16<br />
IC Bus<br />
1,1<br />
RegioJet<br />
0,9<br />
20<br />
Reisezweck<br />
von Fernbusreisenden in Prozent, 2017<br />
günstiger Fahrpreis<br />
hoher Komfort<br />
WLAN verfügbar<br />
einfache<br />
Gepäckmitnahme<br />
kein Umstieg<br />
Günstige Lage<br />
der Haltestellen<br />
häufig/passende<br />
Abfahrten<br />
kurze Reisezeit<br />
Umweltfreundlich<br />
Gründe<br />
zur Wahl des Fernbusses in Prozent, 2017<br />
privater Besuch<br />
39<br />
keine<br />
Angaben<br />
2<br />
Sonstiges<br />
8<br />
33<br />
31<br />
30<br />
24<br />
20<br />
20<br />
18<br />
39<br />
83<br />
Kurztrip/Tourismus<br />
23<br />
Urlaub<br />
23<br />
Dienst-/<br />
Geschäftsreise<br />
5<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: IGES<br />
Pause zu machen. DieRuhezeit kann<br />
auch aufgeteilt werden. Zweimal wöchentlich<br />
darf ein Busfahrer zehn<br />
Stunden hinter dem Steuer sitzen, an<br />
den anderen Tagen höchstens neun<br />
Stunden. Bei Nachtfahrten sind laut<br />
Flixbus zwei Fahrer an Bord.<br />
Nach einer Reihe vonBusunfällen<br />
in der jüngeren Vergangenheit, betonte<br />
der Automobilclub ADAC am<br />
Montag, dass er grundsätzlich keine<br />
Zweifel an der Sicherheit im Busverkehr<br />
habe.Der Bussei ein vergleichsweise<br />
sicheres Verkehrsmittel für<br />
rund 5,6 Milliarden Fahrgäste im<br />
Jahr, davon rund 24 Millionen Reisende<br />
im Fernbuslinienverkehr,hieß<br />
es.„Wenn es dann aber zu einem Unfall<br />
kommt, dann ist dies häufig mit<br />
einer hohen Zahl von Opfern verbunden“,<br />
sagte ADAC-Sprecherin<br />
Alexandra Kruse. Sobrannte im Juli<br />
2017 auf der A9inBayernein Reisebus<br />
nach einem Auffahrunfall auf einen<br />
Sattelzug in kürzester Zeit komplett<br />
aus. Dabei kamen 18 Insassen<br />
ums Leben, 30 wurden verletzt. Im<br />
August vergangenen Jahres war zudem<br />
ein Fernbus auf einer Autobahn<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
verunglückt, 22 Insassen waren dabei<br />
zum Teil schwer verletzt worden.<br />
Auf Personenkilometer bezogen<br />
erreicht der Buslaut Berechnung des<br />
ADAC mit 0,12 Getöteten Insassen<br />
proeiner Milliarde Personenkilometer<br />
annähernd den Wert des Schienenverkehrs<br />
mit einem Wert von<br />
0,05. Die häufigsten Fehler, die den<br />
unfallbeteiligten Busfahrern seien<br />
Abstandsfehler sowie Fehler beim<br />
Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren<br />
sowie Ein- und Anfahren. Die<br />
Zahlen des Statistischen Bundesamtes<br />
hingegen ergeben kein so positivesBild.<br />
So hat seit 1992 die Zahl der<br />
Unfälle mit Personenschaden unter<br />
Beteiligung von Bussen um 1,2 Prozent<br />
zugenommen. Die Gesamtzahl<br />
der Personen, die in Bussen verunglückten,<br />
erhöhte sich seitdem um<br />
30,7 Prozent. Allerdings nahm auch<br />
die Verkehrsdichte in dieser Zeit<br />
enorm zuund der Fernbusverkehr<br />
hat mit der Liberalisierung des<br />
Marktes sprunghaft zugenommen.<br />
Das Unternehmen Flixbus ist in<br />
Deutschland Marktführer.<br />
VonLutz Schnedelbach<br />
Unaufmerksamkeit des Fahrers<br />
könnte die Ursache für den<br />
schweren Busunfall auf der Autobahn<br />
9bei Leipzig gewesen sein. Das<br />
schließt der Chef der Unfallforschung<br />
der Versicherer, Siegfried<br />
Brockmann aus Berlin nicht aus.<br />
Nach Brockmanns Informationen<br />
fuhr der Unfallbus der FirmaFlixbus<br />
im Linienverkehr. Busreisen gelten<br />
nach dem Zugverkehr als sicherstes<br />
Verkehrsmittel. Nach ersten Untersuchungen<br />
ist der Bus nach 2013<br />
hergestellt worden. Seit jenem Jahr<br />
sind sogenannte Spurverlassungswarner<br />
vorgeschrieben. Das heißt,<br />
so der Unfallforscher, dass ein Piepton<br />
zu hören ist, wenn aus irgendeinem<br />
Grund das Fahrzeug seine Spur<br />
verlässt. Der Fahrer hat dann die<br />
Möglichkeit rechtzeitig in die Spur<br />
zurückzulenken. Eine Frage der<br />
technischen Untersuchung ist es<br />
herauszufinden, ob das System aktiv<br />
war oder nicht. DieweitereEntwicklungsstufe<br />
dieses Sicherheitssystems<br />
wäre ein sogenannter Spurhalteassistent,<br />
der das Fahrzeug in der Spur<br />
hält und einen ungewollten Spurwechsel<br />
verhindert. Das System<br />
helfe somit auch dann, wenn der<br />
Fahrer plötzlich ein gesundheitliches<br />
Problem erleide, sagt der Unfallforscher.<br />
Beide Systeme hält der<br />
Gurtpflicht ist überlebenswichtig<br />
Fachmann für nötig. Die<br />
Zahl der Passagiere mit<br />
Omnibussen hat seit 2012<br />
stetig zugenommen. Nach<br />
Informationen des Statistischen<br />
Bundesamtes stieg<br />
das Passagieraufkommen<br />
im Linienverkehr von drei<br />
Millionen im Jahr 2012 auf<br />
16 Millionen im Jahr 2012<br />
und auf rund 24 Millionen<br />
2016. NeuereZahlen liegen nicht vor.<br />
In den Jahren 2006 bis 2012 war<br />
die Zahl mit drei Millionen Passagieren<br />
auf gleichem Niveau. Im Jahr<br />
2016 verunglückten in Deutschland<br />
5532 Personen bei Busunfällen im<br />
Linien- und Fernreiseverkehr.<br />
Verkehrssicherheit<br />
Forscher Siegfried<br />
Brockmann<br />
DPA<br />
Für Unfallforscher Siegfried<br />
Brockmann ist die<br />
Einhaltung der Gurtpflicht<br />
ein entscheidendes Mittel<br />
zur Verbesserung der Verkehrssicherheit.<br />
Das<br />
werdevon vielen Passagieren<br />
noch nicht eingehalten,<br />
sagt der Versicherungsexperte.<br />
In ganz Europa müssen<br />
Busse mit Gurten ausgerüstet sein.<br />
In der Regel würden Fahrer das Anlegen<br />
der Gurte vor Fahrbeginn nicht<br />
kontrollieren, wissen Polizisten.<br />
Dazu seien sie als Chef im Bus aber<br />
verpflichtet. Bei langen Strecken<br />
sind immer zwei Fahrer an Bord.<br />
Derjenige, der nicht<br />
hinter dem Steuer sitzt,<br />
könnte das auch während<br />
der Fahrt kontrollieren,<br />
schlagen Polizisten vor. „Gurte sind<br />
überlebenswichtig. Nicht nur beim<br />
Frontalaufprall sondern auch beim<br />
Überschlagen.“ Denn viele schwere<br />
Verletzungen kommen daher, dass<br />
Passagiere bei einem Unfall durch<br />
den Innenraum geschleudert werden.<br />
„Da braucht es kein neues Gesetz,<br />
sondern ein entscheidendes<br />
Bewusstsein der Busunternehmer<br />
und deren Fahrer“, betonen Polizisten.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Polizei weiß das.<br />
„Wir werden auch in diesem Jahr<br />
wieder Busse kontrollieren, bevor sie<br />
Werden Sie Teil<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
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die Stadt verlassen“,<br />
sagten Beamte der Verkehrspolizei.<br />
2018 wurden<br />
von ihnen 441 Busse inspiziert.<br />
Ein Jahr zuvor waren es sieben<br />
Kontrollen mehr. Insgesamt<br />
wurden jeweils mehr als 100 gravierende<br />
Mängel entdeckt, so dass die<br />
Weiterfahrtder Busse untersagt werden<br />
musste.<br />
Zuletzt waren im April bei einem<br />
Busunfall auf der Insel Madeira 29<br />
deutsche Touristen getötet worden.<br />
DerFahrer kam vonder Fahrbahn ab<br />
und stürzte einen Abhang hinab.Ob<br />
er in technisch einwandfreiem Zustand<br />
war,ist noch nicht zweifelsfrei<br />
geklärt.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute laden Wolken in der zweiten Tageshälfte Regenschauer ab. Die<br />
Temperaturen steigen auf Wertevon 21 bis 25Grad, und der Wind weht<br />
nur schwach aus Nord. Inder Nacht haben Wolken die Oberhand. Sie lassen<br />
mitunter Schauer zurück. Dabei werden Tiefstwerte von 13 bis<br />
11 Grad gemessen.<br />
Biowetter: Witterungsbedingt werden<br />
Kopfweh und Migräneattacken<br />
verstärkt. Wetterfühlige Menschen<br />
neigen daher häufig zu Beschwerden.<br />
Auch Schwindelgefühle können 13°/21°<br />
Wittenberge<br />
das Wohlbefinden beeinträchtigen.<br />
Pollenflug: Derzeit fliegen Pollen<br />
von Gräsern mäßig bis stark. Die<br />
Belastung durch Kiefern-, Sauerampfer-<br />
und Spitzwegerichpollen ist<br />
schwach bis mäßig.<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 25Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Nord.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
12°/23° 15°/25°<br />
Luckenwalde<br />
10°/24°<br />
Prenzlau<br />
13°/22°<br />
Cottbus<br />
11°/25°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Regen heiter stark bewölkt<br />
13°/16° 7°/20° 11°/22°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
12°/25°<br />
Tief Axel bestimmt das Wetter in Mitteleuropa. Vielerortsist es trüb mit Unwettergefahr<br />
durch teils heftige und länger anhaltende Regenfälle. Die warme und<br />
gewitterträchtige Frühsommerluft wird ins östliche Zentraleuropa zurückgedrängt.<br />
Dabei können sich lokale Unwetter bilden. Ebenfalls wechselhaft, aber<br />
spürbar kühler ist es im Westen des Kontinents.<br />
Sylt<br />
11°/15°<br />
Hannover<br />
12°/16°<br />
Köln<br />
12°/15°<br />
Saarbrücken<br />
11°/15°<br />
Konstanz<br />
11°/15°<br />
Hamburg<br />
13°/18°<br />
Erfurt<br />
14°/18°<br />
Frankfurt/Main<br />
12°/14°<br />
Stuttgart<br />
12°/13°<br />
Rügen<br />
14°/21°<br />
Rostock<br />
13°/16°<br />
Magdeburg<br />
16°/21°<br />
Nürnberg<br />
12°/14°<br />
München<br />
11°/11°<br />
Dresden<br />
12°/22°<br />
Deutschland: Heute teilen sich<br />
etwas Sonne und viele Wolken den<br />
Himmel. Stellenweise gibt eskräftige<br />
Regengüsse, und die Temperaturen<br />
steigen am Tage auf 11bis 25 Grad.<br />
Nachts gehen die Wertedann auf<br />
14 bis 8Grad zurück. Der Wind weht<br />
schwach bis mäßig aus Nordwest,<br />
im Süden stark böig aus West. Morgen<br />
pendeln sich die Höchsttemperaturen<br />
bei 13bis 20 Grad ein. Dazu<br />
ist es stark bewölkt, gebietsweise<br />
regnet es. Der Wind weht schwach<br />
bis mäßig aus Nordwest.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 12°-14°<br />
Nordsee: 11°-13°<br />
Mittelmeer: 15°-25°<br />
Ost-Atlantik: 11°-17°<br />
Mondphasen: 26.05. 03.06. 10.06. 17.06.<br />
Sonnenaufgang: 05:02 Uhr Sonnenuntergang: 21:04 Uhr Mondaufgang: 23:51 Uhr Monduntergang: 06:59 Uhr<br />
Lissabon<br />
23°<br />
Las Palmas<br />
23°<br />
Madrid<br />
24°<br />
Reykjavik<br />
14°<br />
Dublin<br />
15°<br />
London<br />
22°<br />
Paris<br />
20°<br />
Bordeaux<br />
20°<br />
Palma<br />
25°<br />
Algier<br />
26°<br />
Nizza<br />
20°<br />
Trondheim<br />
23°<br />
Oslo<br />
25°<br />
Stockholm<br />
23°<br />
Kopenhagen<br />
17°<br />
Berlin<br />
25°<br />
Mailand<br />
23°<br />
Tunis<br />
28°<br />
Rom<br />
17°<br />
Warschau<br />
21°<br />
Wien<br />
20° Budapest<br />
21°<br />
Palermo<br />
24°<br />
Kiruna<br />
11°<br />
Oulu<br />
24°<br />
Dubrovnik<br />
19°<br />
Athen<br />
29°<br />
St. Petersburg<br />
22°<br />
Wilna<br />
21°<br />
Kiew<br />
22°<br />
Odessa<br />
21°<br />
Varna<br />
23°<br />
Istanbul<br />
26°<br />
Iraklio<br />
25°<br />
Archangelsk<br />
14°<br />
Moskau<br />
23°<br />
Ankara<br />
26°<br />
Antalya<br />
31°<br />
Acapulco 33° wolkig<br />
Bali 34° heiter<br />
Bangkok 38° wolkig<br />
Barbados 28° wolkig<br />
Buenos Aires 17° Regen<br />
Casablanca 21° heiter<br />
Chicago 11° Regen<br />
Dakar 29° wolkig<br />
Dubai 35° sonnig<br />
Hongkong 29° Schauer<br />
Jerusalem 34° sonnig<br />
Johannesburg 23° sonnig<br />
Kairo 39° sonnig<br />
Kapstadt 18° sonnig<br />
Los Angeles 17° wolkig<br />
Manila 36° wolkig<br />
Miami 31° Schauer<br />
Nairobi 26° heiter<br />
Neu Delhi 42° sonnig<br />
New York 23° wolkig<br />
Peking 30° wolkig<br />
Perth 20° bewölkt<br />
Phuket 34° wolkig<br />
Rio de Janeiro 31° sonnig<br />
San Francisco 15° Regen<br />
Santo Domingo 31° wolkig<br />
Seychellen 30° Gewitter<br />
Singapur 34° wolkig<br />
Sydney 27° heiter<br />
Tokio 23° Regen<br />
Toronto 17° heiter
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 3 *<br />
· ·······················································································································································································································································································<br />
·<br />
Seite 3<br />
Der füllige Wirt hinter dem Tresen<br />
der „Mini Bar“ streicht mit dem<br />
Zeigefinger über ein Glasregal.<br />
„Da, heute Morgen erst habe ich<br />
gewischt“, sagt er.„Jetzt ist er wieder da.“ An<br />
seinem Finger klebt eine dicke Schicht gräulich-roter<br />
Staub. Keine 300 Meter entfernt<br />
türmen sich die Mineralien- und Kohlehalden<br />
der Ilva, des größten Stahlwerks Europas.Wenn<br />
der Wind aus Richtung Ilva weht,<br />
müssen die Leute in Tarents Stadtteil Tamburi<br />
ständig wischen, sagt der Wirt. Der rote<br />
Staub bedeckt die Autos, dringt in die Wohnungen,<br />
setzt sich in allen Ritzen ab. Aber<br />
das ist noch das kleinste Übel.<br />
Gegenüber der Espresso-Bar, inder Kirche<br />
Gesù Divin Lavoratore –„Jesus, Göttlicher<br />
Arbeiter“ –läuten jeden Tagzweimal die<br />
Glocken für einen Trauer-Gottesdienst, erzählen<br />
Anwohner. Und in den übrigen drei<br />
Kirchen der Siedlung sei das auch so. Nicht<br />
nur im Arbeiterviertel Tamburisterben mehr<br />
Leute als andernorts in Italien. DieganzeHafenstadt<br />
Tarent mit ihren 200 000 Einwohnernhat<br />
eine erhöhte Sterblichkeitsrate.Das<br />
ist durch Studien belegt. DieMenschen sterben<br />
an Lungenkrebs,Leukämie und anderen<br />
bösartigen Tumoren oder an Herz-Kreislauferkrankungen.<br />
Es hat mit dem Staub, dem Dioxin, polyzyklischen<br />
Kohlenwasserstoffen und den<br />
Schwermetallen zu tun, mit denen das Ilva-<br />
Werk die Stadt vergiftet. Besonders gefährdet<br />
sind Kinder. Das Nationale Gesundheitsinstitut<br />
hat festgestellt, dass sie in Tarent 54<br />
Prozent häufiger Krebs bekommen als in anderen<br />
Gegenden Apuliens. Bekannt ist der<br />
Umwelt-Skandal seit fast eineinhalb Jahrzehnten.<br />
Passiertist so gut wie nichts.<br />
Im Januar hat der europäische Menschenrechtsgerichtshof<br />
Italien verurteilt,<br />
weil es die Bevölkerung rund um das Ilva-<br />
Werk nicht ausreichend schützt. DieProtestbewegung<br />
Fünf Sterne hatte jahrelang versprochen,<br />
die Dreckschleuder zu schließen.<br />
Aber jetzt regieren die Fünf Sterne Italien,<br />
und Ilva produziertwie eh und je.<br />
Dasriesige Stahlwerkwar Anfang der 60er-<br />
Jahre eingeweiht worden, um den armen,<br />
bäuerlichen Süden Italiens zu industrialisieren.<br />
Heute bedeckt es eine Fläche von15Quadratkilometern,<br />
ist zweieinhalb Mal sogroß<br />
wie Tarent. Auch Ölraffinerien wurden gebaut.Vonden<br />
Hügeln des Nationalparks Terra<br />
delle Gravine sind die Schlote, Schornsteine<br />
und Rauchwolken, die Hochöfen, Koksereien<br />
und Verladekräne schon aus mehr als 20 Kilometer<br />
Entfernung zu sehen. Wieeine düstere<br />
Armee von Riesen stehen sie in der grünen<br />
Ebene Apuliens. Sie brachten Stadt und Region<br />
Arbeit und Brot. Mehr als 10 000 Menschen<br />
sind heute bei Ilva beschäftigt, noch<br />
einmal so viele bei den vielen Zulieferern.<br />
Aber schon lange ist bekannt, dass die Stahlindustrie<br />
auch Tausenden den Todbrachte<br />
und bringt. Es ist ein Dilemma.<br />
Dergiftige Staub<br />
„Wir nennen die Ilva das Monster“, erzählen<br />
die Männer,die am Tresen der „Mini Bar“ ihren<br />
Espresso im Stehen trinken. Der Wirt<br />
sagt, er frage seine Gäste schon gar nicht<br />
mehr,wie es so geht. Fast jeder in Tarent hat<br />
einen Krebs- oder Todesfall in der Familie zu<br />
beklagen.<br />
Viele Jalousien in Tamburi sind ständig<br />
geschlossen, die Bewohner weggezogen.<br />
Raffaele La Gioia führtinden fast ausgestorbenen<br />
Straßen des Viertels seinen Hund aus.<br />
Er lebt seit 25 Jahren in der ViaLisippo,ineinem<br />
der Häuser direkt neben dem Ilva-<br />
Zaun.Vorseinen Fensternragen seit ein paar<br />
Monaten zwei riesige Tonnendächer auf,<br />
groß wie Bahnhofshallen und mehr als 70<br />
Meter hoch. Siewurden gebaut, um Umweltauflagen<br />
zu erfüllen, und sollen verhindern,<br />
dass weiter Staub vonden Halden weht. Völlig<br />
nutzlos seien sie,sagt La Gioia. Derhagere<br />
51-Jährige hat zwei Jahrzehnte lang auf dem<br />
Ilva-Gelände gearbeitet. Jetzt ist er arbeitslos<br />
und hat ein Atemwegsleiden. Aber eine andere<br />
Wohnung, weit weg von Ilva und dem<br />
Staub,kann er sich nicht leisten.<br />
Bei der Parlamentswahl 2018 stimmte er<br />
wie so viele andere inTarent für die Fünf<br />
Sterne. Die Politik hatte stets dafür gesorgt,<br />
dass die Ilva-Produktion trotz der Gesundheitsgefahren<br />
weiterlaufen konnte. 2012 erließ<br />
die damalige Regierung eigens ein Ilva-<br />
Rettungsdekret, um die von der Staatsanwaltschaft<br />
verfügte Sperrung der Anlagen<br />
aufzuheben. Die Fünf Sterne dagegen versprachen<br />
Tarent eine saubere Zukunft ohne<br />
Ilva. Alle Arbeiter würden für einen umweltgerechten<br />
Rückbau des Werks umgeschult<br />
und weiter beschäftigt, sagte ihr Spitzenkandidat<br />
Luigi di Maio im Wahlkampf. Die Fünf<br />
Sterne bekamen in Tarent fast 50 Prozent.<br />
Jetzt ist Di Maio seit einem Jahr Vize-Premier<br />
und als Minister für Wirtschaftsentwicklung<br />
auch für Ilva zuständig. Statt dasWerk zu<br />
schließen oder zurückzubauen, wurde es an<br />
den französisch-indischen Stahlkonzern ArcelorMittal<br />
verpachtet. Die Schlote rauchen<br />
Protest vor den Toren des Stahlwerks Ilva Anfang Mai in Tarent<br />
Das Monster<br />
Europas größtes Stahlwerk bedroht im<br />
süditalienischen Tarent das Leben der<br />
Bewohner.Die Krebsrate ist dort stark erhöht<br />
–vor allem Kinder erkranken.<br />
Fünf-Sterne-Politiker,die in Italien<br />
mitregieren, hatten versprochen, das Werk zu<br />
schließen. Doch die Schlote rauchen weiter<br />
weiter.„Vonwegen Regierung des Wandels“,<br />
schimpft Raffaele La Gioa, „die Fünf Sterne<br />
sind genau wie alle anderen.“ Siewaren seine<br />
letzte Hoffnung. Bei der Europawahl wird er<br />
zu Hause bleiben, sagt er.<br />
Es gibt viele Wütende und Enttäuschte in<br />
Tarent. Carla Lucarelli und ihr Mann Angelo<br />
di Ponzio,ein Marine-Angestellter,haben einen<br />
Sohn wegen der Ilva-Gifte verloren. Giorgio,<br />
ein Junge mit dunkelblonden Locken<br />
und fröhlichem Lachen, starb im Januar an<br />
einem Weichteilsarkom, einer seltenen<br />
Krebsart, die durch Dioxin verursacht wird.<br />
Er war 15 Jahrealt. DieFamilie hat nicht weit<br />
vonTamburigelebt, im Stadtteil Paolo Sesto.<br />
Inzwischen ist sie in eine neue Wohnung gezogen,<br />
zwanzig Autominuten entfernt. Um<br />
ihre beiden anderen Söhne zu schützen, die<br />
elf und 17 sind, sagt Carla. DasWohnzimmer<br />
ist noch immer nicht richtig eingerichtet,<br />
nur ein Sofa steht darin.<br />
Ihre Zeit und Energie verwenden Carla<br />
und Angelo jetzt vor allem für ihr neues Lebensziel:<br />
Giorgios Leiden soll nicht umsonst<br />
gewesen sein, es soll sich endlich etwas ändern.<br />
Siehaben den Verein „Forever Giorgio“<br />
gegründet, der andere betroffene Familien<br />
unterstützt. Bei jeder Anti-Ilva-Demonstra-<br />
VonRegina Kerner,Tarent<br />
Rom<br />
Mittelmeer<br />
100 km<br />
ITALIEN<br />
Tarent<br />
Adria<br />
BLZ/TIEDGE<br />
tion stehen sie in der ersten Reihe.Sie tragen<br />
dann T-Shirts mit dem Foto ihres toten Sohnes.<br />
Carla war auch dabei, als Minister Di<br />
Maio Ende AprilinTarent Umwelt- und Bürgerinitiativen<br />
traf. DerFünf-Sterne-Chef behauptete<br />
da, er habe nie eine Schließung des<br />
Werksversprochen. „Eine lächerliche Lüge“,<br />
IMAGO IMAGES/VALERIA FERRARO<br />
ElterninTrauer:Carla Lucarelli und ihr Mann mit dem<br />
T-Shirt, das ihren toten Sohn Giorgio zeigt. R. KERNER<br />
schimpft Carla. Damals sagte sie beim Hinausgehen<br />
den zornigen Satz, sie werde di<br />
Maio erst die Hand reichen, wenn er seine<br />
Versprechungen wahr mache.Erwurde in allen<br />
italienischen Medien zitiert.<br />
Auch Alessandro Marescotti war bei dem<br />
Treffen. Dergraumelierte 61-Jährige in Jeans<br />
und Parka unterrichtet an einem technischen<br />
Gymnasium und ist ein stadtbekannter<br />
Anti-Ilva-Aktivist. Er war derjenige, der<br />
den Umweltskandal 2005 aufdeckte.Ineiner<br />
EU-Datenbank hatte er herausgefunden,<br />
dass die Dioxin-Werte in Tarent stark erhöht<br />
waren. Er ließ Lebensmittel aus der Region<br />
analysieren. Käse und Miesmuscheln waren<br />
bis zu elfmal stärker belastet als gesetzlich<br />
erlaubt. Marescotti brachte Ermittlungen<br />
der Staatsanwaltschaft in Gang, die schließlich<br />
in Anklagen gegen die früheren Besitzer<br />
mündeten, gegen die Industriellenfamilie<br />
Riva, die Milliarden in Steuerparadiese geschafft<br />
haben soll –ganz bewusst auf Kosten<br />
der Gesundheit der Menschen.<br />
Marescotti, ein ernster Mann, hat früher<br />
einmal mit den Fünf Sternen sympathisiert,<br />
erzählt er vor Unterrichtsbeginn im Schulhof.<br />
Heutewirft er ihnen Propaganda vor. Als<br />
sich Di Maio bei dem Treffen in Tarent damit<br />
brüstete,die Schadstoff-Emissionen der Ilva<br />
seien bereits um ein Fünftel zurückgegangen,<br />
widerlegte ihn Marescotti vorlaufenden<br />
Kameras.Ruhig trug er Datenvor,die das Gegenteil<br />
beweisen. Sie stammten unter anderem<br />
von der Internetseite von DiMaios Ministerium.<br />
Nichtnur in Tarent haben die Fünf Sterne<br />
viele ihrer früheren Unterstützer tief enttäuscht,<br />
sagt Marescotti. In Norditalien hatten<br />
sie den Baustopp einer Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />
vonTurin nach Lyon versprochen,<br />
nahe Brindisi wollten sie den Baueiner<br />
Gaspipeline verhindern. Nichts davon haben<br />
sie wahr gemacht. In Umfragen sind sie<br />
mehr als zehn Prozentpunkte abgesackt, seit<br />
sie regieren. „Als Di Maio im April kam, waren<br />
Scharfschützen auf Tarents Dächern<br />
postiert, Helikopter kreisten. Im Wahlkampf<br />
hatte er noch in der begeisterten Menge gebadet“,<br />
erzählt Marescotti.<br />
Ganz anders sehen die Lage die „Freunde<br />
Beppe Grillos“ in ihrem Ladenbüro inTarents<br />
Innenstadt, wo Di Maio als lebensgroße<br />
Pappfigur im Schaufenster steht. Jeden<br />
Dienstag treffen sich hier Fünf-Sterne-<br />
Aktivisten. Sie sind zu siebt an diesem<br />
Abend, mehrere Rentner, ein Freiberufler.<br />
Ihre Namen wollen sie nicht nennen. „Man<br />
kann eine Fabrik nicht von einem auf den<br />
anderen Tagabreißen“,sagt einer vonihnen.<br />
„Di Maio hat immer gesagt, der Rückbau<br />
dauert viele Jahre.“ Man müsse ihm Zeit geben.<br />
Die„Freunde BeppeGrillos“ sind überzeugt<br />
davon, dass die Zustimmung für die<br />
Protestbewegung ungebrochen ist. „Die Unzufriedenen<br />
sind eine Minderheit. Hier kommen<br />
sogar Leute vorbei, um sich zu bedanken.“<br />
Schließlich hätten die Fünf Sterne dafür<br />
gesorgt, dass Arbeitslose und Bedürftige<br />
jetzt das „Bürgergeld“ bekommen.<br />
Die Arbeitslosigkeit in Tarent liegt bei 18<br />
Prozent. Trotz Ilva, trotz der Raffinerie, trotz<br />
des Hafens und eines Marine-Stützpunkts.<br />
Mehr als die Hälfte der Jugendlichen findet<br />
keinen Job. Diehistorische Altstadt, auf einer<br />
Inselzwischendem Ionischen Meer und der<br />
Lagune„Mar Piccolo“, könnte ein Juwelsein.<br />
Aber sie ist entvölkert und verwahrlost. Die<br />
meisten Häuser sind einsturzgefährdet.<br />
Auch im neueren Stadtzentrum gibt es fast<br />
nur Billigläden.<br />
Als ArcelorMittal im vergangenen Herbst<br />
das Ilva-Werk übernahm, wurden 2600 Arbeiter<br />
entlassen. Der Stadtverordnete MassimoBattista<br />
war einer vonihnen. 21 Jahrelang<br />
war er Mechaniker bei Ilva. „Früher hat das<br />
Werk uns Wohlstand gebracht. Inzwischen<br />
sind die Hähne zugedreht“, sagt er. Neueinstellungen<br />
gibt es schon lange nicht mehr.<br />
Voller Wutvor der Europawahl<br />
Battista war für die Fünf Sterne ins Stadtparlament<br />
gewählt worden. Im Herbst ist er aus<br />
der Bewegung ausgetreten, aus Protest. Er<br />
sagt, die Regierung aus Fünf Sternen und<br />
rechter Lega sei schlimmer als alle Vorgänger.<br />
„Die waren wenigstens überzeugte Vertreter<br />
der Industrie und haben das getan,<br />
was man von ihnen erwarten konnte.“ Die<br />
Fünf Sterne sind gescheitert, glaubt Battista.<br />
Bei der Europawahl am Sonntag werden sie<br />
die Quittung bekommen, sagt er. Nicht nur<br />
in Tarent. Für die Stadt sieht er schwarz. Der<br />
Koloss Ilva arbeite seit fast 60 Jahren ununterbrochen,<br />
sagt Battista, 24 Stunden, Tagfür<br />
Tag. Die Anlagen seien völlig veraltet. Zwar<br />
hat sich ArcelorMittal verpflichtet, Teile davon<br />
zuerneuern, den Asbest zu entfernen,<br />
moderne Filter einzubauen. Aber bei laufendem<br />
Betrieb zu sanieren, das sei schlicht unmöglich.<br />
„Ein fahrendes Auto kann man<br />
auch nicht reparieren.“<br />
Und selbst wenn die Fünf Sterne ihr Versprechen<br />
doch wahr machen und das Werk<br />
stilllegen und zurückbauen wollten, so<br />
bräuchten dieMenschen in Tarent doch eine<br />
Alternative. Tourismus,Landwirtschaft, saubere<br />
Technologien zum Beispiel. „Aber die<br />
haben auch nach einem Jahr an der Regierung<br />
überhaupt keinen Plan und keine Zukunftsvision“,<br />
sagt Battista. Ein sotiefgreifender<br />
Strukturwandel würde mindestens 15<br />
Jahre dauern und viele Milliarden kosten.<br />
„Glauben die Fünf Sterne denn, dass sie so<br />
lange an der Regierung bleiben?“, sagt Battista<br />
kopfschüttelnd.<br />
Andere halten durch. Carla und ihr Mann<br />
Angelo etwa, die bei allen Demonstrationen<br />
in der ersten Reihe stehen. Oder der Wirt der<br />
„Mini Bar“, der vor ein paar Jahren gemeinsam<br />
mit einer italienischen TV-Moderatorin<br />
eine Spendenaktion startete. Erließ T-Shirts<br />
mit Dialekt-Sprüchen seiner Gäste drucken<br />
und verkaufte sie. Eine halbe Million Euro<br />
kam zusammen. Mitdem Geld ist eine Krebs-<br />
Station für Kinder eingerichtet worden. Die<br />
hatte es in Tarent bis dahin nicht gegeben.<br />
Regina Kerner war berührtvom Mut all<br />
der Menschen, die in Tarent gegendie<br />
trostlose Lageankämpfen.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Politik<br />
STIMMEN<br />
Die deutsche Bundesregierung<br />
findet das Handeln des österreichischen<br />
Regierungschefs Sebastian<br />
Kurz (ÖVP) in der Ibiza-Affäre<br />
folgerichtig. „Die Bundesregierung<br />
hat die Entscheidung des österreichischen<br />
Bundeskanzlers<br />
Kurz,als Konsequenz aus den<br />
jüngsten Ereignissen Neuwahlen<br />
anzustreben, zur Kenntnis genommen;<br />
und die Entscheidung<br />
vonBundeskanzler Kurz ist nachvollziehbar“,<br />
sagte die stellvertretende<br />
Regierungssprecherin Martina<br />
Fietz am Montag in Berlin.<br />
Der Deutsche Journalisten-Verband<br />
(DJV)hält dieVeröffentlichung des<br />
Skandal-Videos mit dem früheren<br />
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache<br />
für gerechtfertigt. Natürlich sei es<br />
eine Abwägungsfrage,obein nicht<br />
genehmigter Mitschnitt veröffentlicht<br />
werden dürfe,sagte DJV-Vorsitzender<br />
Frank Überall.„Ich<br />
glaube,hier ist es so eindeutig,<br />
diese Aussagen voneiner Person<br />
des öffentlichen Lebens,dass das<br />
an dieser Stelle gedeckt ist.“<br />
Günter Wallraff,Enthüllungsjournalist,<br />
hat die heimlichen Aufnahmen<br />
als „gelungenen Coup“ bezeichnet.<br />
Diejournalistische Methode<br />
der versteckten Kamerasei<br />
in Deutschland längst als „Lex<br />
Wallraff“ rechtlich legitimiert. Sie<br />
habe „nun ein ganzes Land wachgerüttelt.<br />
DerBundesgerichtshof<br />
und das Bundesverfassungsgericht<br />
haben dies für zulässig erklärt,<br />
wenn damit gravierende<br />
Missstände aufgedeckt werden.“<br />
Heinz-Christian Strache auf einem<br />
Screenshot aus dem heimlich gedrehten<br />
Video<br />
DPA<br />
Hans Leyendecker, langjähriger<br />
Investigativ-Journalist vonSpiegel<br />
und Süddeutscher <strong>Zeitung</strong>,<br />
hält das Vorgehen der Medien für<br />
vorbildlich. „Man hat die Veröffentlichung<br />
auf Wesentliches beschränkt:<br />
Aufden Verdacht, dass<br />
jemand käuflich ist und keinerlei<br />
Verhältnis zur Pressefreiheit hat.“<br />
Werdas wahreGesicht des<br />
Rechtspopulismus genauer kennenlernen<br />
wolle,solle sich das<br />
entlarvende Video immer wieder<br />
anschauen, sagte Leyendecker.Es<br />
sei ein Lehrstück, „wie über Demokratie<br />
und Pressefreiheit gedacht<br />
wird, wenn man sich im<br />
privaten Raum glaubt“.<br />
Philippa Strache,Ehefrau des zurückgetretenen<br />
Vizekanzlers,<br />
sagte am Montag dem Boulevardblatt<br />
Heute: „Ich stehe unter<br />
Schock und muss mich und<br />
meine Gedanken erst richtig sammeln.“<br />
IhrMann müsse nun mit<br />
den Konsequenzen leben. „Mein<br />
Naturell ist es,immer nach vorne<br />
zu blicken. Auch jetzt! Meine gesamte<br />
Energie gilt nun meinem<br />
Kind und dem Tierschutz.“ Philippa<br />
Strache hatte am Neujahrstag<br />
den gemeinsamen Sohn<br />
Hendrik zur Welt gebracht.<br />
Marine Le Pen, Vorsitzende der<br />
französischen rechtspopulistischen<br />
Partei Rassemblement National,<br />
attestierte Heinz-Christian<br />
Strache einen„schwerwiegenden<br />
Fehler“. DasFehlverhalten des bisherigen<br />
FPÖ-Chefs sei aber umgehend<br />
durch seinen Rücktritt geahndet<br />
worden, sagte die PolitikerinimRadiosender<br />
France Info.<br />
Good cop –bad cop: Der neue FPÖ-Chef NorbertHofer (l.) bedauerte am Montag das Ende der Koalition, Noch-Innenminister HerbertKickl attackierte die ÖVP.<br />
Machtdemonstrationen<br />
Österreichs Kanzler Kurz kündigt Trennung von FPÖ-Innenminister Kickl an. Die Reaktion folgt prompt<br />
VonAdelheid Wölfl, Wien<br />
Mit großer Spannung<br />
wurde am Montagabend<br />
die Entscheidung<br />
des österreichischen<br />
Kanzlers Sebastian Kurz erwartet.<br />
Wie bereits zuvor angedeutet,<br />
stellte er schließlich klar, dass er bei<br />
Bundespräsident Alexander Vander<br />
Bellen die Entlassung des umstrittenen<br />
Innenministers Herbert Kickl<br />
von der FPÖ vorschlagen werde. Die<br />
ÖVP begründet diese Forderung damit,<br />
dass ein Innenminister,der zum<br />
Zeitpunkt der Entstehung des sogenannten<br />
Ibiza-Videos im Juli 2017<br />
Generalsekretär der Freiheitlichen<br />
war, nicht ein Ressort führen könne,<br />
das gleichzeitig wegen illegaler Parteispenden<br />
oder Korruption in der eigenen<br />
Partei ermitteln müsse.<br />
Die Krise, die Österreichs Regierung<br />
erschütterte, wurde am Freitag<br />
durch ein von Spiegel und Süddeutscher<br />
<strong>Zeitung</strong> veröffentlichte Video<br />
ausgelöst. Darin werden möglicherweise<br />
illegale Parteispenden an die<br />
FPÖ thematisiert. Zudem stellt der<br />
inzwischen als Vizekanzler zurückgetretene<br />
FPÖ-Politiker Heinz-<br />
Christian Strache einer angeblichen<br />
russischen Oligarchen-Nichte bei<br />
dem Treffen öffentliche Aufträge in<br />
Aussicht, sollte sie der FPÖ zum Erfolg<br />
bei den Nationalratswahlen<br />
2017 verhelfen.<br />
VonJan Sternberg<br />
Wer hat Heinz-Christian Strache<br />
und seinem Vertrauten Johann<br />
Gudenus die Falle gestellt? Eine heiße<br />
Spur gibt es nicht, aber jede Menge<br />
Spekulationen. Eine Übersicht.<br />
Bundespräsident Van der Bellen<br />
wirddie Entscheidung vonKurzmittragen.<br />
Sämtliche Schritte sind seit<br />
Freitag zwischen Bundeskanzler und<br />
Bundespräsident abgesprochen.<br />
Dierechtspopulistische FPÖ kündigte<br />
noch am Abend an, sämtliche<br />
Minister,die ihrePartei stellt, aus der<br />
Regierung abzuziehen. Damit steht<br />
die Koalition aus Kurz’konservativer<br />
ÖVP und der rechtspopulistischen<br />
FPÖ vordem Aus.<br />
Drohender Misstrauensantrag<br />
Verschwörungstheorien<br />
Woher kommen die heimlichen Aufnahmen, die Heinz-Christian Strache zu Fall brachten?<br />
Jan Böhmermann: Der Satiriker hat<br />
das heikle Video mit heimlichen Aufnahmen<br />
des FPÖ-Politikers Heinz-<br />
Christian Strache bereits vorWochen<br />
gekannt. Dasbedeutet nicht, dass er<br />
damit etwas zu tun hatte oder ihm<br />
die Aufnahmen angeboten wurden.<br />
Letzteres dementierte sein Manager<br />
Peter Burtz amWochenende.Woher<br />
Böhmermann die Aufnahmen<br />
kannte, wisse er nicht, sagte Burtz.<br />
Böhmermann hatte bereits im April<br />
bei der Verleihung des österreichischen<br />
TV-Preises „Romy“ in einer Video-Botschaft<br />
Andeutungen zu dem<br />
Fall gemacht. Am Montag legte er<br />
nach: Er setzte auf Twitter eine Botschaft<br />
ab,die nur aus der Adresse einer<br />
Internetseite besteht: dotheyknowitseurope.eu<br />
(Wissen sie, dass<br />
es Europa ist?). Auf der Seite ist bislang<br />
nur ein Countdown zu sehen,<br />
der am Mittwochabend<br />
endet.<br />
Zentrum für politische<br />
Schönheit: Auch der Polit-<br />
Künstlergruppe „Zentrum<br />
für politische Schönheit“<br />
(ZPS) war das Video wohl<br />
schon länger bekannt –<br />
auch von ihnen könnte<br />
Böhmermann, der als ZPS-<br />
Unterstützer gilt, seine Informationen<br />
haben. Nach einem Bericht<br />
der Wiener <strong>Zeitung</strong> soll der<br />
Gruppe das Material zuerst zugespielt<br />
worden sein, sie hätte dann die<br />
Weitergabe an Spiegel und Süddeutsche<br />
<strong>Zeitung</strong> organisiert. Philipp<br />
Ruch, Kopf der Gruppe,sagt „Wir äußern<br />
uns grundsätzlich nicht zu den<br />
Jan Böhmermann<br />
kannte das Video.<br />
inneren Angelegenheiten anderer<br />
Länder.“ Das ZPS wies auf ein neues<br />
Twitter-Profil namens @kurzschluss14<br />
hin. Dieser Nutzer veröffentlichte<br />
am Sonnabend Ausschnitte<br />
des Treffens, die<br />
Spiegel und Süddeutsche<br />
nicht gezeigt hatten. Dass<br />
die Aktionskünstler die<br />
Aufnahmen selbst gemacht<br />
haben, ist unwahrscheinlich.<br />
Der österreichische<br />
DPA/SVEN HOPPE<br />
Journalist Armin Wolf berichtete,<br />
dass das Video<br />
Medien in Österreich zunächst<br />
gegen Bezahlung<br />
angeboten worden sei. Das<br />
widerspräche der Arbeitsweise des<br />
ZPS.<br />
Tal Silberstein: Sowohl Strache als<br />
auch Österreich-Kanzler Sebastian<br />
Kurz (ÖVP) erklärten, das Vorgehen<br />
bei der Erstellung desVideos erinnere<br />
sie an die Vorgehensweise des frühe-<br />
AP/MICHAEL GRUBER<br />
Kurz kündigte an, die Ressorts in den<br />
nächsten Monaten mit Experten zu<br />
besetzen. Er wird aller Voraussicht<br />
nach solche Experten suchen, die<br />
auch in der Opposition Unterstützung<br />
finden. Denn für Kurz ist es in<br />
erster Linie nun wichtig, weiterregierenzukönnen<br />
–ohne die Unterstützung<br />
der FPÖ oder der Opposition<br />
im Parlament, hat er allerdings keine<br />
Mehrheit mehr und könnte damit<br />
durch einen Misstrauensantrag zu<br />
Fall gebracht werden. Einen solchen<br />
Misstrauensantrag schloss auch die<br />
FPÖ nicht aus.<br />
DieFPÖ hatte bereits am Sonntag<br />
beschlossen, dass sie sich ihren Innenminister<br />
und Chefstrategen Herbert<br />
Kickl nicht aus der Regierung<br />
„herausschießen“ lassen wolle. Die<br />
Causa Kickl wurde im Rahmen der<br />
Ibiza-AffäreamWochenende also zur<br />
entscheidenden Frage,obesein Weiterbestehen<br />
der türkis-blauen Koalition<br />
bis zurWahl im September geben<br />
wird oder nicht. Es bleibt aber möglich,<br />
dass Kurz nach der Wahl im<br />
Herbst wieder mit der FPÖ koalieren<br />
wird. Deshalb muss Kurz auch äußerst<br />
vorsichtig vorgehen. Es brauche<br />
„volle Transparenz“ und eine lückenlose<br />
Aufklärung, sagte er am Montagabend.<br />
Kickl sei zum Zeitpunkt des<br />
Videos allerdings Generalsekretär der<br />
FPÖ gewesen und somit verantwortlich<br />
für die Parteifinanzen.<br />
Kickl versuchte am Montag seine<br />
Macht im Innenministerium noch<br />
zu festigen und ernannte seinen Vertrauten<br />
Peter Goldgruber zum Generaldirektor<br />
für Öffentliche Sicherheit.<br />
Van der Bellen schloss allerdings<br />
am Montag aus,dass Goldgruber<br />
das Amt übernehmen kann –der<br />
Staatschef müsste die Entscheidung<br />
unterzeichnen. Auch Kurz sagte<br />
nach der Ernennung von Goldgruber<br />
durch Kickl, dass dies zeige,dass<br />
es innerhalb der FPÖ noch „immer<br />
kein notwendiges Bewusstsein“ darüber<br />
gäbe,wie man mit der Ibiza-Affäreumgehen<br />
solle.<br />
Der Hintergrund: Goldgruber<br />
spielte eine merkwürdige Rolle bei<br />
der Affäre rund um den österreichischen<br />
Verfassungsschutz. Am 28. Februar<br />
2018 fand im Bundesamt für<br />
Verfassungsschutz (BVT) in Wien<br />
eine Razzia statt, bei der zahlreiche<br />
Datenträger beschlagnahmt wurden.<br />
Ein Oberlandesgericht in Wien<br />
hat mittlerweile festgestellt, dass einige<br />
Hausdurchsuchungen rechtswidrig<br />
waren. Goldgruber hatte die<br />
Ermittlungen gegen den Verfassungsschutz<br />
mitorganisiert.<br />
Am Montag erklärte sich Kickl<br />
selbst zum Märtyrer und redete in einem<br />
Pressestatement über „aus dem<br />
Ausland gesteuerte Attacken“ gegen<br />
ihn. Er stellte sich als Garant gegen<br />
Migration und für „konsequente Abschiebungen“<br />
dar.<br />
Kickl spielte bei dem Auftritt mit<br />
dem neuen FPÖ-Chef NorbertHofer,<br />
„Good cop –bad cop“. Hofer zeigte<br />
sich schmeichelweich und sagte, es<br />
tue ihm sehr leid, dass die tolle Regierungsarbeit<br />
nun so zu Ende komme.<br />
Wenn man Hofer zuhörte, konnte<br />
man den Eindruck gewinnen, dass er<br />
glauben machen wollte,die FPÖ habe<br />
mit dem Ende der Koalition gar nichts<br />
zu tun. Hofer sagte,erwerde einen respektvollen<br />
Wahlkampf ohne<br />
Schmutzkübelkampagnen führen.<br />
Kickl wiederum attackierte die<br />
„Machtbesoffenheit der ÖVP“.<br />
AufDistanz zur FPÖ gingen unterdessen<br />
auch die Sozialdemokraten<br />
unter Parteichefin Pamela Rendi-<br />
Wagner.InÖsterreich gibt es auf Länderebene<br />
eine Koalition zwischen<br />
SPÖ und FPÖ im Burgenland. Die<br />
SPÖ hat nun entschieden, im Burgenland<br />
vorgezogene Neuwahlen im Jahr<br />
2020 abzuhalten. (mit dpa)<br />
ren Politikberaters der sozialdemokratischen<br />
SPÖ. DerIsraeli hatte 2017<br />
für die SPÖ in den sozialen Netzwerken<br />
Falschmeldungen gestreut, die<br />
sich primär gegen Kurz richteten. Der<br />
Skandal flog im Herbst 2017 auf. Beweise<br />
für Silbersteins neuerliche Aktivität<br />
haben Strache und Kurz nicht.<br />
Sebastian Kurz: Dass Kurz so offensiv<br />
auf Silberstein zielte, mag auch ein<br />
Ablenkungsmanöver sein. Der Kanzler<br />
ist ein potenzieller Profiteur des<br />
FPÖ-Skandals: Er ist den nicht stubenreinen<br />
Koalitionspartner los und<br />
kann auf seineWiederwahl hoffen. Einen<br />
Beweis,dass er schon länger von<br />
demVideo wusste,gibt es nicht.<br />
Russland: Kreml-Sprecher Dmitri<br />
Peskow sagte am Montag, das Video<br />
habe nichts mit Russland oder der<br />
Regierung zu tun. Man wisse nicht,<br />
werdie Frau in dem Film sei oder ob<br />
sie aus Russland stamme.<br />
Verfassungsschutz<br />
Eine<br />
umstrittene<br />
Nähe<br />
VonMarkus Decker<br />
Anlässlich der jüngsten Äußerungen<br />
des ehemaligen Präsidenten<br />
des Bundesamtes für Verfassungsschutz,<br />
Hans-GeorgMaaßen,<br />
zum Skandal um den bisherigen<br />
österreichischen Vizekanzler<br />
Heinz-Christian Strache hat die<br />
stellvertretende Vorsitzende der<br />
SPD-Bundestagsfraktion, Eva<br />
Högl, Konsequenzen gefordert.<br />
„Was Herr Maaßen tut, ist mit dem<br />
Bundesbeamtengesetz und dem<br />
dortverankerten Mäßigungsgebot<br />
nicht zu vereinbaren“, sagte sie der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland).<br />
Maaßen hatte in der Bild-<strong>Zeitung</strong><br />
mit Blick auf das Strache-Video<br />
und die Befürworter einer<br />
Veröffentlichung erklärt: „Für<br />
viele linke und linksextreme Aktivisten<br />
rechtfertigt der ,Kampf gegen<br />
rechts’jedes Mittel. Ichbin da<br />
anderer Meinung: Der Einsatz<br />
derartiger aktiver Maßnahmen ist<br />
ein Tabubruch.“ Gleichzeitig attackierte<br />
er die Mitwirkung deutscher<br />
Medien an der Veröffentlichung.<br />
Högl unterstrich hingegen,<br />
das Problem seien die Äußerungen<br />
Straches, nicht das Video,<br />
und verwies auf Maaßens Erklärungen<br />
der vergangenen Monate.<br />
In die Kritik geraten<br />
Maaßen war 2018 nach relativierenden<br />
Äußerungen über die<br />
rechtsextremistischen Ausschreitungen<br />
vonChemnitz in die Kritik<br />
geraten und abgelöst worden. Später<br />
sprach er von „linksradikalen<br />
Kräften“ in der SPD und trat der<br />
rechtsnationalen Werte-Union<br />
bei, deren vordringlichstes Ziel<br />
darin besteht, Kanzlerin Angela<br />
Merkel abzulösen. Vorzehn Tagen<br />
sagte Maaßen dem Kölner Stadt-<br />
Anzeiger, Deutschland erinnere<br />
ihn an ein „Schwellenland“, in<br />
dem die Infrastruktur marode sei<br />
und in dem „über 235 000 ausreisepflichtige<br />
Ausländer nicht abgeschoben“<br />
würden.<br />
Hans-Georg Maaßen, ehemaliger Verfassungsschutz-Chef<br />
DPA/MICHAEL KAPPELER<br />
Unterdessen forderte die innenpolitische<br />
Sprecherin der<br />
Grünen-Bundestagsfraktion,<br />
Irene Mihalic, die Bundesregierung<br />
auf, dem ehemaligen Staatssekretär<br />
Klaus-Dieter Fritsche die<br />
Genehmigung zur Beratung des<br />
vondem besonders umstrittenen<br />
FPÖ-Politiker Herbert Kickl geführten<br />
österreichischen Innenministeriums<br />
zu entziehen.<br />
„Klaus-Dieter Fritsche,vor kurzer<br />
Zeit noch Koordinator der deutschen<br />
Geheimdienste im Kanzleramt,<br />
berät mit fortgesetzter Billigung<br />
der Bundesregierung das<br />
stramm rechts geleitete Innenministerium<br />
Österreichs“, sagte sie.<br />
„Das ist skandalös und sollte spätestens<br />
jetzt, wo die geballte politische<br />
Unmoral und die antidemokratischen<br />
Machtergreifungsfantasien<br />
des rechtsextremen<br />
FPÖ-Spitzenpersonals noch einmal<br />
offenbar geworden sind, endlich<br />
Konsequenzen haben.“<br />
Fritsche ist seit einem Jahr im<br />
Ruhestand und soll Kickl bei der<br />
Reform des österreichischen Verfassungsschutzes<br />
helfen. Zu Jahresbeginn<br />
sah das Kanzleramt<br />
noch „keine dienstlichen Interessen<br />
im Sinne des Bundesbeamtengesetzes<br />
beeinträchtigt“. Das<br />
könnte sich jetzt geänderthaben.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Vorallem<br />
Nahles muss<br />
zittern<br />
Ergebnisse der Europawahl<br />
haben Folgen für Berlin<br />
VonAndreas Niesmann<br />
Noch fünf Tage sind es bis zur Europawahl,<br />
und im politischen<br />
Berlin ist die Anspannung inzwischen<br />
mit Händen greifbar. Zwar<br />
entscheiden die deutschen Wähler<br />
bei dem Urnengang formell nur darüber,<br />
welche 96 Abgeordneten aus<br />
Deutschland künftig dem 751-köpfigen<br />
Europaparlament angehören<br />
werden. Aber eine bundesweite Abstimmung<br />
ist auch immer ein Stimmungstest.<br />
Sicher ist, dass das Wahlergebnis<br />
eine Auswirkung auf die<br />
Bundespolitik haben wird. Welche<br />
genau, hängt aber von zahlreichen<br />
Faktoren ab.<br />
Die meisten Augen werden sich<br />
auf die Regierungsparteien richten.<br />
Ihnen drohen letzten Umfragen zufolge<br />
erhebliche Verluste. Vor allem<br />
für die SPD könnte der Wahlabend<br />
bitter werden. Es ist gut möglich,<br />
dass die Genossen ihr schlechtestes<br />
Ergebnis bei einer deutschlandweiten<br />
Wahl seit dem Zweiten Weltkrieg<br />
verschmerzen müssen. Bei 17Prozent<br />
sehen die Demoskopen die SPD<br />
derzeit. Wenn es so kommt, hätte die<br />
SPD imVergleich zur letzten Europawahl<br />
zehn Prozentpunkte verloren.<br />
Manch ein Genosse glaubt, dass<br />
dann die Stunde der Abrechnung mit<br />
Partei- und Fraktionschefin Andrea<br />
Nahles gekommen sein könnte –vor<br />
allem, wenn bei der parallel stattfindenden<br />
Bürgerschaftswahl in Bremen<br />
auch noch das seit 1946 vonder<br />
SPD geführte Rathaus verloren<br />
ginge. Andererseits ist die Erwartungshaltung<br />
inzwischen so gering,<br />
dass schon ein Achtungserfolg der<br />
populären Spitzenkandidatin Katarina<br />
Barley reichen könnte,umNahles<br />
zu stabilisieren. Kommt die SPD<br />
eher bei 20 oder eher bei 15 Prozent<br />
raus? Davon hängt jetzt das politische<br />
Schicksal ihrer Parteivorsitzenden<br />
ab.<br />
Kramp-Karrenbauer im Fokus<br />
Auch in der Union stellen sie sich auf<br />
stürmische Zeiten ein. Zwar drohen<br />
weniger schlimme Verluste als bei<br />
den Sozialdemokraten, aber CDU<br />
und CSU können zusammen nur auf<br />
30 Prozent hoffen, das wären fünf<br />
Punkte weniger als noch vor fünf<br />
Jahren. Dieinnerparteilichen Folgen<br />
werden davon abhängen, ob CSU-<br />
Spitzenkandidat Manfred Weber<br />
nach der Wahl eine Chance hat,<br />
Kommissionspräsident zu werden.<br />
Falls ja, werden die Reihen der Konservativen<br />
geschlossen bleiben –allerdings<br />
erwartet die CSU für diesen<br />
Fall, dass Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel in Brüssel bis zum Umfallen<br />
für den Mann aus Bayern kämpft.<br />
Falls Webers Träume am Wahlabend<br />
ausgeträumt sein sollten,<br />
wird eine andere Frau stärker ins<br />
Licht rücken: Parteichefin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer. Zum ersten<br />
Mal muss die ehemalige Generalsekretärin<br />
als CDU-Chefin die alleinige<br />
Verantwortung für ein Wahlergebnis<br />
übernehmen. Eine Niederlage zum<br />
Start wird die Position Kramp-Karrenbauers<br />
in der Partei kaum stärken<br />
–zumal weitereRückschläge bei den<br />
Landtagswahlen im Herbst drohen.<br />
In Berlin wurde am Sonntag für die europäische<br />
Idee demonstriert.<br />
AFP<br />
Wolodymyr Selenskyj will eine andere, europäische Ukraine ohne Korruption.<br />
Humorlose Amtseinführung<br />
Der neue ukrainische Präsident fordert die Regierung zum Rücktritt auf und verkündet Neuwahlen<br />
VonStefan Scholl<br />
Der neue ukrainische Präsident<br />
kam zu Fuß,<br />
klatschte auf dem Weg<br />
durch den Marienpark<br />
zum Parlament die Hände seiner Anhänger<br />
ab, posierte für Selfies,<br />
sprang sogar auf einen Absperrzaun,<br />
um jemanden zu umarmen.<br />
Aber dann, bei der Antrittsrede<br />
im Parlament, lieferte der frühere<br />
TV-Komiker Wolodymyr Selenskyj<br />
ganz andere Überraschungsmomente.<br />
Sie riefen heftigen Beifall, eisiges<br />
Schweigen und wütende Zwischenrufe<br />
hervor. „Ich möchte einen<br />
amerikanischen Schauspieler zitieren,<br />
der ein prima Präsident wurde.<br />
Er sagte: Die Regierung löst unsere<br />
Probleme nicht, die Regierung, das<br />
sind unsere Probleme.“ Selenskyj<br />
forderte die anwesenden Kabinettsmitglieder<br />
zum Rücktritt auf, ihre<br />
Minen gefroren, danach auch die der<br />
meisten Parlamentarier. „Liebe Abgeordnete,<br />
heute gibt es keine Party.<br />
Ichbitte Siesehr,das Gesetz über die<br />
Aufhebung der parlamentarischen<br />
Immunität zu verabschieden, über<br />
Strafverfolgung für ungesetzliche<br />
Bereicherung“, rief Selenskyj. „Tun<br />
Sie das und sammeln Sie Punkte für<br />
vorgeschobene Neuwahlen. Ich löse<br />
das Parlament auf!“ Regierungschef<br />
Wolodymir Groissman reagierte am<br />
Abend und kündigte für Mittwoch<br />
seinen Rücktritt an.<br />
Die Antrittsrede des sechsten<br />
ukrainischen Staatspräsidenten<br />
klang schon vorher zupackend.<br />
„Nicht ich allein, jeder vonuns hat die<br />
Hand zum Amtsschwur auf die Bibel<br />
gelegt.“ Jeder Ukrainer sei Präsident,<br />
trage Verantwortung, ob er Steuern<br />
hinterziehe oder betrunken über eine<br />
rote Ampel fahre. „Eine europäische<br />
Ukraine beginnt bei jedem vonuns.“<br />
Er erinnerte an die isländische Fußballnationalelf,<br />
wo Zahnärzte, Studenten<br />
und Putzmänner gemeinsam<br />
die Ehre ihres Landes verteidigt hätten.<br />
„Wir müssen Fußball spielen wie<br />
Isländer,das Land verteidigen wie Israelis,technologisch<br />
wie Japaner werden<br />
und wie Schweizer bei der Fähigkeit<br />
zum Zusammenleben.“<br />
Russland wurde nicht eingeladen<br />
DieBeamten forderte er auf, keine Selenskyj-Fotos<br />
aufzuhängen.„Der Präsident<br />
ist keine Ikone.Hängen Siedie<br />
Bilder Ihrer Kinder auf und schauen<br />
Sie ihnen vor jeder Entscheidung in<br />
die Augen.“ Um den Krieg im Donbass<br />
zu beenden, sei er bereit, seine<br />
Popularität zu opfern, aber kein<br />
ukrainisches Gebiet. Er wechselte aus<br />
dem Ukrainischen ins Russische,um<br />
zu erklären, der erste Schritt eines<br />
Friedensdialogs sei die Freigabe aller<br />
ukrainischen Gefangenen.<br />
Diese Worte richteten sich an<br />
Moskau, dabei war die außenpolitische<br />
Botschaft der Amtseinführung<br />
schon vorher klar:Man hatte keinen<br />
Vertreter Russlands eingeladen.<br />
Allerdings mangelte es bei der Zeremonie<br />
auch an Prominenz aus<br />
dem Westen. Warenzur Amtseinführung<br />
von Vorgänger Petro Poroschenko<br />
noch US-Vizepräsident Joe<br />
Biden, das deutsche Staatsoberhaupt<br />
Joachim Gauck oder der Präsident<br />
des Europäischen Rates Herman<br />
Van Rompuy gekommen, erschienen<br />
diesmal nur US-Energieminister<br />
Rick Perry, EU-Kommissar<br />
Maros Sefcovic und Altbundespräsident<br />
Christian Wulff.<br />
„Aber den Gästen blieb auch<br />
kaum Zeit zur Anreise“, sagt der<br />
krimtatarische Blogger Aider Muschdabajew<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Erst<br />
nach wochenlangem Hickhack hatte<br />
das Parlament am Donnerstag den<br />
Tagder Amtseinführung festgelegt,<br />
am Freitag aber kündigte die Fraktion<br />
„Volksfront“ die Koalition mit<br />
der Regierungspartei: Laut Verfassung<br />
hat das Parlament nach dem<br />
Ende einer Koalition vier Wochen<br />
Zeit, um ein Regierungsbündnis zu<br />
bilden. Danach wäre eskein halbes<br />
Jahr mehr bis zu den im Oktober ohnehin<br />
anstehenden Neuwahlen gewesen,<br />
dieVerfassung verbietet dann<br />
jede Auflösung.<br />
Trump droht Teheran<br />
Aber das Manöver ist selbst im<br />
Parlament umstritten: Schon 2016<br />
verließen zwei Fraktionen diese Koalition,<br />
sie verlor ihreMehrheit. „Seitdem<br />
hat die Koalition aufgehört zu<br />
existieren“, schreibt der unabhängige<br />
Abgeordnete Sergei Mischtschenko<br />
auf Facebook. „Selenskyj<br />
hat allen Grund, dieses faulende Parlament<br />
aufzulösen.“<br />
Jubel auf der Straße<br />
Jetzt streiten die Experten, ob eine<br />
Koalition im Sinne der Verfassung<br />
wirklich eine Mehrheit sein muss.<br />
„Das Parlament und die Regierung<br />
haben auch ohne diese Mehrheit<br />
drei Jahrelang funktioniert“, sagt der<br />
Politologe Ihor Rejterowitsch.<br />
Die Leute auf der Straße vor dem<br />
Parlament bejubelten die angekündigte<br />
Beurlaubung des als korrupt<br />
verschrienen Parlaments.<br />
Der Präsident der Werchowna<br />
Rada, Andrij Parubij, schloss die Zeremonie<br />
nach Selenskyjs Auftritt mit<br />
bösem Grinsen:„Vielen Dank. Es war<br />
witzig.“ Viele Politiker betrachten<br />
den Präsidenten der Ukraine lieber<br />
weiter als Clown.<br />
Stefan Scholl hatte früher<br />
einen Lieblingshumoristen:<br />
Wolodymyr Selenskyj.<br />
Im Streit zwischen den USA und dem Iran wird der Tonerneutschärfer –und die Sorge vor einer Eskalation wächst<br />
ImKonflikt mit dem Iran hat US-<br />
Präsident Donald Trump Teheran<br />
mit deutlichen Worten vor einer Eskalation<br />
gewarnt. „Wenn der Iran<br />
kämpfen will, wird das das offizielle<br />
Ende des Iran sein. Droht nie wieder<br />
den Vereinigten Staaten!“, schrieb<br />
Trump am Sonntag im Kurznachrichtendienst<br />
Twitter.<br />
DieLage in der Golfregion gilt wegen<br />
des Streits zwischen den beiden<br />
Seiten derzeit als sehr angespannt.<br />
Das US-Verteidigungsministerium<br />
hatte unter anderem einen Flugzeugträger<br />
und eine Bomberstaffel<br />
in den Nahen Osten entsandt und<br />
das damit begründet, es gebe Hinweise<br />
auf mögliche iranische Angriffe<br />
gegen US-Truppen. Die USA<br />
und ihr enger Verbündeter Saudi-<br />
Arabien werfen dem Iran vor, Terrorismus<br />
zu unterstützen.<br />
Die Spannungen mit Teheran haben<br />
sich ein Jahr nach Trumps einseitiger<br />
Kündigung des internationalen<br />
Atomabkommens massiv verschärft.<br />
Washington setzt die Islamische Republik<br />
massiv unter wirtschaftlichen<br />
Jahrelang verhandelten die<br />
UN-Vetomächte, Deutschland<br />
und der Iran,bis sie sich<br />
im Juli 2015 in Wien auf ein<br />
Abkommen einigten, dasTeheran<br />
vomAufbau einer<br />
Atomstreitmacht abbringen<br />
sollte. Im Gegenzug hob der<br />
Westen Sanktionen auf.<br />
Druck, inzwischen wirdoffen die Gefahr<br />
eines Krieges diskutiert.<br />
Am Montag wies der iranische<br />
Außenminister Mohammed Dschawad<br />
Sarifdie Drohung des US-Präsidenten<br />
zurück. Trumps auf einen<br />
„Völkermord“ anspielende „Verhöhnungen“<br />
bedeuteten nicht „das<br />
Ende des Iran“, teilte Sarifvia Twitter<br />
mit. Die Iraner seien über Jahrtau-<br />
DAS ABKOMMEN VON WIEN<br />
Für 25 Jahre unterwirftder<br />
Iran seine Urananreicherung<br />
laut AbkommenKontrollen<br />
durch die Internationale<br />
Atomenergiebehörde. Uran<br />
darf nur noch auf 3,67Prozent<br />
angereichertwerden;für<br />
eine klassische Atombombe<br />
wären 90 Prozent nötig.<br />
Für 15 Jahre wird dieMenge<br />
des bereits angereicherten<br />
Urans vonmehr als 10 000<br />
auf300 Kilogramm reduziert.<br />
An diese Regelung fühlt sich<br />
der Iran nicht mehr gebunden,<br />
will mehr Urananreichern.<br />
Voreinem Jahrkündigte<br />
Trump das Abkommen.<br />
sende hinweg ein großes Volk geblieben,<br />
während alle Angreifer wieder<br />
verschwunden seien, schrieb Sarif<br />
auf Twitter. Trumps Verhöhnungen<br />
und der „Wirtschaftsterrorismus“<br />
der USA bedeuteten nicht das Ende<br />
des Iran. Er rief dasWeiße Haus auf,<br />
„niemals einen Iraner zu bedrohen“.<br />
„Probieren Sie esmit Respekt –das<br />
funktioniert.“<br />
AFP/GENYA SAVILOV<br />
Im Irak wiederum mahnten führende<br />
schiitische Politiker zur Zurückhaltung<br />
in dem Konflikt. Der<br />
Irak gilt als möglicher Schauplatz einer<br />
Eskalation zwischen den USA<br />
und dem Iran. In dem Land sind<br />
zahlreiche schiitische Milizen aktiv,<br />
die enge Kontakte zum Iran haben.<br />
Zugleich sind dort mehrereTausend<br />
US-Soldaten stationiert, die die irakische<br />
Armee ausbilden und im<br />
Kampf gegen die IS-Terrormiliz unterstützen.<br />
Am Sonntag war in der<br />
hoch gesicherten Grünen Zone der<br />
Hauptstadt Bagdad eine Rakete eingeschlagen.<br />
Dort liegt unter anderemdie<br />
US-Botschaft.<br />
Bundesaußenminister Heiko<br />
Maas bezeichnete den Raketenangriff<br />
als „außerordentlich beunruhigend“.<br />
„Wir glauben, dass die Spannungen<br />
mittlerweile so hoch sind,<br />
dass durch unvorhergesehene Ereignisse,<br />
durch Angriffe, Attacken, Anschläge<br />
–ohne dass klar ist, wem sie<br />
zuzuordnen sind – eine Eskalation<br />
der Gewalt in Gang gesetzt werden<br />
kann“,sagte er am Montag. (AFP,dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Antisemitischer Anschlag<br />
auf Wohnhaus bei Hannover<br />
DasWohnhaus eines jüdischen Ehepaares<br />
in Hemmingen bei Hannover<br />
ist Ziel eines mutmaßlich antisemitischen<br />
Angriffs geworden. Nach Angaben<br />
der Staatsanwaltschaft Hannover<br />
wurde eine Fußmatte vorder Haustür<br />
angezündet. Zudem sei mit roter<br />
Farbe im Eingangsbereich dasWort<br />
„Jude“ aufgesprüht worden, sagte<br />
Oberstaatsanwalt Thomas Klinge.<br />
DerStaatsschutz ermittelt. (dpa)<br />
250 Haftbefehle gegen<br />
Gülen-Anhänger<br />
Dietürkischen Behörden haben im<br />
Zusammenhang mit dem Putschversuch<br />
von2016 die Festnahme von249<br />
Verdächtigen aus dem Umfeld des<br />
Außenministeriums in Ankaraangeordnet.<br />
91Verdächtige seien bereits in<br />
Gewahrsam genommen worden,<br />
meldete die staatliche Nachrichtenagentur<br />
Anadolu am Montag. Ihnen<br />
werdenVerbindungen zum in den<br />
USA lebenden islamischen Prediger<br />
FethullahGülen vorgeworfen. (dpa)<br />
Gericht stoppt Wahl-O-Mat<br />
nach Protest von Volt<br />
DersogenannteWahl-O-Mat darf<br />
vorerst nicht weiter betrieben werden.<br />
DasVerwaltungsgericht Köln<br />
verbot der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung am Montag, das Internetangebot<br />
zumVergleich verschiedener<br />
Parteien in seiner derzeitigen<br />
Form zu betreiben. Es gab damit einem<br />
Antrag der ParteiVolt Deutschland<br />
statt. ZurBegründung hieß es,<br />
man könne auf der Seite seine politischen<br />
Auffassungen nur mit dem<br />
Programm vonbis zu acht Parteien<br />
abgleichen. Dassei eine Benachteiligung<br />
unbekannterer Parteien. (dpa)<br />
US-Botschafter<br />
reist nach Tibet<br />
Erstmals seit vier Jahren besucht ein<br />
US-Botschafter das vonChina kontrollierte<br />
Tibet. Peking habe Botschafter<br />
TerryBranstad die Einreise genehmigt,<br />
teilte die Botschaft mit. Im März<br />
hatte das US-Außenministerium Peking<br />
vorgeworfen, Diplomaten, Journalisten<br />
und Touristen systematisch<br />
an der Einreise zu hindern. (AFP)<br />
Italien beschlagnahmt Schiff<br />
von Sea Watch<br />
Das Rettungsschiff „Sea-Watch 3“ im Dezember<br />
vor der Küste Libyens.<br />
DPA<br />
Vier Tage nach der Rettung von65<br />
Bootsflüchtlingen durch die deutsche<br />
Hilfsorganisation Sea-Watch<br />
haben italienische Behörden deren<br />
Schiff beschlagnahmt. DieFinanzpolizei<br />
setzte die „Sea-Watch 3“ am<br />
Sonntag in italienischen Gewässern<br />
fest. Dieverbliebenen 47 Migranten<br />
an Bord wurden nach Lampedusa<br />
gebracht. Innenminister Matteo Salvini<br />
reagierte empört. (AFP)<br />
Schwedisch Ermittler wollen<br />
Assange in Haft nehmen<br />
Schwedens Staatsanwaltschaft hat die<br />
Festnahme vonWikileaks-Gründer Julian<br />
Assange beantragt. Hintergrund<br />
seien dieVergewaltigungsvorwürfe gegen<br />
den Australier.Ersitzt in Großbritannien<br />
in Haft; Ziel des Antrags ist ein<br />
europäischer Haftbefehl. (AFP)
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Ryanair verdient<br />
deutlich weniger<br />
DerPreiskampf in der Luftfahrtbranche,Anlaufverluste<br />
bei der<br />
übernommenen Fluglinie Laudamotion<br />
sowie gestiegene Ölpreise<br />
und Kosten für Personal haben den<br />
irischen Billigflieger Ryanair im Geschäftsjahr<br />
2018/19 starkbelastet.<br />
In den zwölf Monaten bis Ende März<br />
sank der Gewinn um rund 39 Prozent<br />
auf 885 Millionen Euro,wie das<br />
Unternehmen mitteilte. Ohne die<br />
Anlaufverluste bei Laudamotion<br />
hätte der Gewinn bei etwas mehr als<br />
einer Milliarde Euro gelegenund damit<br />
am unteren Rand der Anfang Januar<br />
bereits einmal gesenkten Prognose.Der<br />
Umsatz zogjedoch um<br />
knapp 8Prozent auf 7,7 Milliarden<br />
Euro an. (dpa)<br />
Deutsche Pharmabranche<br />
schwächelt<br />
Diedeutschen Pharmakonzerne<br />
können mit den Schwergewichten<br />
der Branche nicht Schritt halten.<br />
Während die globalen Marktführer<br />
aus den USA und der Schweiz ihren<br />
Umsatz im vergangenen Jahr kräftig<br />
steigerten, fielen die hiesigen Vertreter<br />
zurück, so eine Analyse der Beratungsgesellschaft<br />
EY.Die 22 untersuchten<br />
Konzerne steigerten ihren<br />
Umsatz aus dem Pharmageschäft<br />
insgesamt um 0,9 Prozent auf 460,8<br />
Milliarden Euro gemessen am Vorjahr.Die<br />
deutschenTopunternehmen<br />
Bayer, Merckund Boehringer<br />
Ingelheim mussten indes Rückgänge<br />
von0,3 Prozent hinnehmen<br />
und blieben deutlich hinter Pfizer,<br />
Roche und Novartis zurück. (dpa)<br />
Die höchsten Gehälter gibt<br />
es in San Francisco<br />
Die Skyline von San Francisco.<br />
Taxifahrt, Kinokarte,Restaurantbesuch<br />
–Zürich ist weltweit eines der<br />
teuersten Pflaster.Doch den Spitzenplatz<br />
als Metropole mit den<br />
höchsten Gehälternist die SchweizerStadt<br />
nach jahrelanger Dominanz<br />
los,wie aus einer aktuellen<br />
Auswertung vonDeutsche Bank Research<br />
hervorgeht. AufPlatz eins<br />
dieser Rangliste liegt nun SanFrancisco.Ein<br />
Grund nach Einschätzung<br />
der Analysten: Dasschnelle Wachstum<br />
des US-amerikanischen Technologiesektors.Die<br />
insgesamt<br />
höchsteLebensqualität messen die<br />
Autoren jedoch Zürich bei. (dpa)<br />
Stationäre Elektrohändler<br />
verlieren Umsatz<br />
FOTO: DPA<br />
Mode- und Elektrohändler in den<br />
Einkaufsstraßen verlieren immer<br />
mehr Umsatz an Onlineanbieter.<br />
Aber auch Wohn- und Einrichtungsgeschäften<br />
macht der Siegeszug des<br />
Internethandels zu schaffen. Das<br />
geht aus dem „Online-Monitor<br />
2019“ des Handelsverbandes<br />
Deutschland (HDE) hervor.<br />
Insgesamt gaben die Verbraucher<br />
2018 im Internet rund eine Milliarde<br />
Euro mehrfür Textilien und Accessoires<br />
aus.Das ging zulasten desstationären<br />
Handels.Dennhier gaben<br />
die Verbraucher rund 1,1 Milliarde<br />
Euro weniger aus –ein Minus von<br />
3,1 Prozent. DerElektrohandel in<br />
den Innenstädten büßte sogar<br />
4,3 Prozent Umsatz ein. (dpa)<br />
„Ein Gleichgewicht des Schreckens“<br />
Der Ökonom Rolf Langhammer über den Handelsstreitzwischen China und den USA<br />
Der Handelsstreit zwischen<br />
den USA und China<br />
eskaliert. Präsident<br />
Trump geht nun auch aggressiv<br />
gegen den Technologiekonzern<br />
Huawei vor. Für Rolf Langhammer<br />
vomKieler Institut für Weltwirtschaft<br />
ist klar, dass beide Seiten an<br />
einem„Waffenstillstand“ interessiert<br />
sein müssen. Den Europäern empfiehlt<br />
er, auf die USA zuzugehen und<br />
einseitig Einfuhrzölle zu senken.<br />
Herr Langhammer, imHandelsstreit<br />
zwischen den USA und China bekämpfen<br />
sich beide Seiten mit Zöllen,<br />
Vergeltungszöllen und Attacken auf<br />
Technologiekonzerne. Zugleich beteuern<br />
beide Seiten, dass man im Gespräch<br />
bleiben will. Wasist da los?<br />
Es geht um Gesichtswahrung für<br />
beide Seiten. Auch Trump dämmert,<br />
dass die Chinesen nicht sofort ihre<br />
Preise werden senken müssen, um<br />
ihr Exportvolumen in den USA trotz<br />
sinkender Nachfrage aufrechterhalten<br />
zu können. Es liegen Untersuchungen<br />
vonnamhaften US-Institutenvor,<br />
dieganzklarsagen:DieZeche<br />
zahlt zunächst vorallem der US-Verbraucher<br />
durch höhere Preise. Das<br />
deckt sich mit unseren Erkenntnissen.<br />
Dies gilt umso mehr,wenn–wie<br />
angedroht –sämtliche chinesischen<br />
Exporte in die USA mit Zöllen überzogen<br />
werden. Es wird vor allem die<br />
armen Amerikaner treffen, die diese<br />
Güter mehr konsumieren als die reichen.<br />
Es handelt sich also um eine<br />
sehr unsoziale Maßnahme.<br />
Dann müsste das Volk doch nun rebellieren?<br />
Aber das Gegenteil ist der Fall. Die<br />
Zustimmung für Trump steigt sogar<br />
noch. Die Amerikaner sehen vor allem<br />
eine Art „gelbe Gefahr“. Es<br />
herrscht die Meinung, wir müssen<br />
dagegenhalten, selbst wenn es für<br />
uns Einbußen bringt, Hauptsache,<br />
die Chinesen verlieren noch mehr.<br />
Zugleich muss man sich Hintertürchen<br />
offen halten. Das ist eine Art<br />
Gleichgewicht des Schreckens auf<br />
ökonomischer Basis. Wobei die Chinesen<br />
bei Industriegüternnicht stark<br />
vergelten können, denn sie importieren<br />
jährlich Güter im Wert von nur<br />
rund 120 Milliarden Dollar aus den<br />
USA im Gegensatz zu rund 540 Milliarden<br />
Dollar in der Gegenrichtung.<br />
Welche Handlungsoptionen haben<br />
die Chinesen noch?<br />
DieChinesen können amerikanische<br />
Dienstleistungsanbieter in China<br />
aussperren und letztlich über die<br />
Finanzmärkte gehen und amerikanische<br />
Anleihen aus ihrem riesigen Bestand<br />
verkaufen. Dasist die ultimative<br />
Drohung. Aber auch ein zweischneidiges<br />
Schwert für die Chinesen.<br />
Inwiefern?<br />
Weil der US-Dollar die globale<br />
Leitwährung ist und weil sich in einer<br />
verschärften Krise Anleger in den<br />
Dollar flüchten werden. Der Dollar<br />
würde dann aufwerten. Das würde<br />
chinesische Unternehmen, die sich<br />
sehr stark in Dollar-Krediten verschuldet<br />
haben, harttreffen, weil sie<br />
erheblich mehr,inihrer Währung gerechnet,<br />
für ihren Schuldendienst<br />
leisten müssten. Auch die Europäer<br />
würden in diesem Szenario massiv<br />
leiden, da europäische Wertpapiere<br />
verkauft und amerikanische gekauft<br />
würden. Um diese Flucht aus dem<br />
Euro zuverhindern,müsstedieEuropäische<br />
Zentralbank die Zinsen erhöhen,<br />
was angesichts der rückläufigen<br />
Konjunktur die Gefahr einer Rezession<br />
massiv verstärken würde. Es<br />
wird hart gepokert, und Kurt Tucholsky<br />
wirdbestätigt, der die Nationalökonomie<br />
einmal ironisch als die<br />
Metaphysik des Pokerspielers bezeichnet<br />
hat.<br />
Geht es dabei auch um Grundsätzliches?<br />
Es geht um einen Systemwettbewerb:<br />
Staatskapitalismus versus<br />
Unternehmenskapitalismus.Eine finale<br />
Lösung dieser Konfrontation<br />
EineChinesin sortiertRollen mitGlasfasergarnfür denExport. FOTO: ZHAO DONGSHAN/XINHUA/DPA<br />
wird esnicht geben. Die Chinesen<br />
werden Ende der Jahrzehnts die USA<br />
als größte Volkswirtschaft der Welt<br />
ablösen.TrumpwilldiesenZeitpunkt<br />
bestenfalls hinausschieben. Mehr<br />
kann er nicht tun.<br />
Trumps Forderungen –mehr Schutz<br />
geistigen Eigentums, Abbau staatlicher<br />
Subventionen, Abbau von erzwungenem<br />
Know-how-Transfer bei<br />
US-Firmen, die in China investieren –<br />
greifen die Stützpfeiler der chinesischen<br />
Industriepolitik an. Kann sich<br />
die kommunistische Regierung darauf<br />
einlassen?<br />
Der Staatskapitalismus bleibt erhalten.<br />
Sonst würde das Primat der<br />
Partei infrage gestellt. Wir haben<br />
Staatsunternehmen, die von Staatsbanken<br />
gestützt werden. Trump wird<br />
versuchen, „seine“ US-Unternehmen<br />
–und nur die –vor Know-how-<br />
Transfers und Industriespionage zu<br />
schützen.<br />
Istdas der Wegfür einen Kompromiss<br />
im Handelsstreit?<br />
Das Defizit der USA gegenüber<br />
China in der Handelsbilanz treibt<br />
Trump um, obwohl das ökonomisch<br />
bedeutungslos ist. Seine Importzölle<br />
sind auch für den Abbau des Defizits<br />
kontraproduktiv, da sie wie eine<br />
ZUR PERSON<br />
Rolf Langhammer befasst sich am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IFW) mit den Themen Globalisierung<br />
und internationaler Handel. Langhammer hat Volkswirtschaft studiertund wurde<br />
1995 zum Honorarprofessor ernannt. Zwischen 1997 und 2012 war er Vizepräsident des IFW.<br />
Steuer auf US-Exporte wirken. Denn<br />
Rohstoffe und Vorprodukte werden<br />
für die Industrie teurer, und deshalb<br />
müssen die Endprodukte auch teurer<br />
verkauft werden. Nun hat aber Vizepremier<br />
Liu He schon versprochen,<br />
mehr Agrarprodukte aus den USA zu<br />
importieren. Das soll aber im Einklang<br />
mit der Nachfrage stehen. Deshalb<br />
müsste die chinesische Regierung<br />
die Nachfrage mit zusätzlichen<br />
Konjunkturprogrammen ankurbeln.<br />
Trumpwirdfordern,dassChinanoch<br />
mehr Agrarprodukte wie Sojabohnen<br />
oder Schweinefleisch exklusiv in<br />
den USA kauft. Dies zusammen mit<br />
einem verbesserten Schutz für US-<br />
Unternehmen, die sich in China niederlassen<br />
wollen, sehe ich als die<br />
zwei Voraussetzungen für einen Waffenstillstand.<br />
Nicht für einen Friedensvertrag.<br />
Daswürde Nachteile für Europa bringen?<br />
Nachteile für Europa würden<br />
Trump sogar freuen. Ihn interessieren<br />
nur Aktienkurse, das Zinsniveau<br />
und die Beschäftigung in den USA.<br />
Kommt es doch noch zum großen<br />
Knall, dann stürzen die Aktienkurse<br />
noch viel stärker ab, was US-Pensionsfonds<br />
und damit die Altersversorgung<br />
vonMillionen vonAmerika-<br />
nern belasten würde. Das muss<br />
Trump verhindern, um sich die Gefolgschaft<br />
seiner Wähler zu sichern.<br />
Er muss sich deshalb genau überlegen,<br />
wie weit er gehen kann. Wenn er<br />
eine Rezession auslöst, könnte das<br />
seine Wiederwahl im Herbst nächsten<br />
Jahres gefährden.<br />
Immerhin wurden Strafzölle aufEU-<br />
Autos zunächst einmal ausgesetzt.<br />
Wie müssen sich nun die Europäer<br />
positionieren?<br />
Wirhaben in der EU die außerordentlich<br />
hohen Einfuhrzölle von<br />
zehn Prozent auf Autoimporte. Die<br />
wurden vor 25Jahren aus Angst vor<br />
japanischen Autoimporten eingeführt,<br />
wurden aber auf alle Autoimporte<br />
aus der Welt –nach den Regeln<br />
der Handelspolitik –erhoben. Man<br />
könnte problemlos diese Zölle einseitig<br />
senken. Ichwürde das sehr begrüßen,<br />
denn es wäreauch eine vertrauensbildende<br />
Maßnahme für den<br />
Multilateralismus.<br />
Aber geht es Trump nicht vor allem<br />
darum, dass er für seine Farmer bessere<br />
Absatzmärkte in Europa haben<br />
will?<br />
Ganz klar. Dann kommen aber<br />
wieder die Debatten über Verbraucher-<br />
und Gesundheitsstandards<br />
hoch –Chlorhühnchen und anderes.<br />
Seit Jahrzehnten streitet Europa mit<br />
den USA um die Landwirtschaft. Und<br />
da steht natürlich Frankreich als Bastion<br />
gegen Lockerungen zu Gunsten<br />
der USA.<br />
Droht also ein langer Konflikt?<br />
Eine Öffnung des Agrarmarktes<br />
wäreeine sehr vernünftigeMaßnahme.<br />
Alle Mitgliedsländer der EU –<br />
einschließlich Frankreich –können<br />
sich das problemlos leisten. Das gilt<br />
auch für die Autobranche,zumal wir<br />
ohnehin eine Neujustierung der<br />
Branche in Richtung Elektromobilität<br />
sehen. Die Zölle müssen dabei<br />
nicht nur gegenüber den USA, sondern<br />
gegenüber allen Handelspartnerngesenkt<br />
werden.<br />
Wiemuss sich die EU gegenüber China<br />
verhalten?<br />
China will mit der EU ein Freihandelsabkommen<br />
schließen. DieEuropäer<br />
sagen zu Recht: Schritt für<br />
Schritt. Denn sie haben ein viel wichtigeres<br />
Thema: nämlich ein bilaterales<br />
Investitionsabkommen, das festlegt,<br />
dass europäische Investoren in<br />
China die gleichen Bedingungen vorfinden<br />
wie chinesische Investoren in<br />
Europa.<br />
Also sind wir auch hier bei dem Thema<br />
der erzwungenen Kooperationen<br />
mit chinesischen Firmen und beim<br />
Know-how-Transfer.<br />
Mittelfristig erscheinen mir Eingriffe<br />
bei Direktinvestitionen als gravierender<br />
als Eingriffe in den Handel.<br />
Direktinvestitionen behindern: das<br />
ist die Nuklearwaffe der Industriepolitik.<br />
Deswegen ist mein Plädoyer,<br />
solange wie möglich mit den Amerikanernzuverhandeln<br />
und auch Zölle<br />
zu senken, um dann gemeinsam mit<br />
den AmerikanernfaireBedingungen<br />
für Direktinvestitionen auszuhandeln,<br />
denen sich auch China anschließen<br />
müsste.<br />
Waswürde der Abbau der EU-Agrarzölle<br />
für die europäischen Bauern<br />
bringen? Nurmehr Konkurrenz?<br />
Nein, eine Senkung der Agrarzölle<br />
muss natürlich auf Gegenseitigkeit<br />
beruhen. Damit würden sich für<br />
europäische Landwirte neue Märkte<br />
erschließen. Und dann könnten die<br />
EU-Landwirte auch den Schutz der<br />
geografischen Herkunftsbezeichnung<br />
nutzen. Etwa, um SchwarzwälderSchinkenoderParmaschinkenzu<br />
exportieren. Da liegenriesigePotenziale<br />
–nicht nur in den USA, sondern<br />
in noch viel stärkerem MaßinChina.<br />
Denn China wird inden nächsten<br />
Jahren zu einer Konsumwirtschaft<br />
werden.<br />
DasGespräch führte<br />
Frank-Thomas Wenzel.<br />
Mehr Mittel<br />
gegen<br />
Geldwäsche<br />
Finanzminister plant<br />
Gesetzesänderung<br />
Von Timot Szent-Ivanyi<br />
Bundesfinanzminister Olaf Scholz<br />
(SPD) will stärker gegen Geldwäsche<br />
und Steuertricks vorgehen.<br />
Gegen den Widerstand der Wirtschaft<br />
soll das seit 2017 bestehende<br />
Transparenzregister,indem die wahren<br />
Hintermänner von Unternehmen<br />
genannt werden müssen, künftig<br />
öffentlich zugänglich sein. Das<br />
geht aus einem neuen Gesetzentwurf<br />
von Scholz hervor, der dem Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland (RND)<br />
vorliegt. Scholz will außerdem eine<br />
Reihe von Regelungen verschärfen<br />
und die Befugnisse der Geldwäsche-<br />
Spezialeinheit des Zolls erweitern.<br />
Bisher ist das Register nur für<br />
einen kleinen Kreis von Anspruchsberechtigten<br />
offen. Mit der Öffnung<br />
des Transparenzregisters geht Scholz<br />
auf Forderungen von Organisationen<br />
wie Transparency International<br />
oder dem NetzwerkSteuergerechtigkeit<br />
ein. Sie hatten argumentiert,<br />
dass ohne breite öffentliche Kontrolle<br />
falsche oder unvollständige Informationen<br />
jahrelang unerkannt bleiben<br />
könnten.<br />
In dem Register müssen die sogenannten<br />
wirtschaftlich Berechtigten<br />
genannt werden. Damit werden die<br />
tatsächlich Verantwortlichen hinter<br />
verschachtelten Unternehmenskonstruktionen<br />
oder Briefkastenfirmen<br />
öffentlich, auch wenn sie im<br />
Ausland sitzen. Allerdings geht<br />
Scholz in Teilen auf die Bedenken der<br />
Wirtschaft ein. So hatten Verbände<br />
vor einer Gefahr für Leib und Leben<br />
der in der Datenbank genannten Personen<br />
gewarnt. Künftig werden im<br />
öffentlich zugänglichen Teil zwar Namen,<br />
aber keine Adressen genannt.<br />
Einweiterer Schwerpunkt des Gesetzentwurfs,<br />
mit dem eine EU-<br />
Richtlinie umgesetzt wird, ist eine<br />
stärkere Überwachung sogenannter<br />
Kryptowährungen wie Bitcoin. Um<br />
gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung<br />
vorzugehen, gelten bereits<br />
seit einigen Jahren unter anderem für<br />
Banken, Versicherungen, Steuerberater<br />
oder Immobilienmakler besondere<br />
Transparenz- und Sorgfaltspflichten.<br />
Künftig sind nicht nur die<br />
Umtauschbörsen von Kryptowährungen,<br />
sondern auch die Anbieter<br />
sogenannter elektronischer Geldbörsen<br />
(„Wallet Provider“) erfasst.<br />
Diestrengen Regeln sollen zudem<br />
auch für Immobilienmakler gelten,<br />
sofern sie Mietverträge mit monatlichen<br />
Mieten über 10000 Euro vermitteln.<br />
Notare werden künftig verpflichtet,<br />
bei bestimmten Konstellationen<br />
stets eine Verdachtsmeldung<br />
abzugeben. Im Kunstsektorwirdder<br />
Kreis der Verpflichteten um die Betreiber<br />
von Lagern inFreihäfen erweitert.<br />
Scholz will mit seinem Gesetzentwurf<br />
zudem der Geldwäsche-Spezialeinheit<br />
des Zolls (Financial Intelligence<br />
Unit, abgekürzt FIU) neue<br />
Möglichkeiten geben. Sie soll Informationen<br />
aus der gemeinsamen<br />
Datenbank der Polizeien bekommen<br />
undZugriffaufdasZentrale staatsanwaltschaftliche<br />
Verfahrensregister<br />
erhalten. Das ist aber noch nicht in<br />
der Bundesregierung abgestimmt.<br />
OlafScholz willdas Transparenzregister<br />
öffentlich machen. FOTO: CONTINI/IMAGO IMAGES
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
DAX-30 in Punkten<br />
21.2.19<br />
21.2.19<br />
MÄRKTE<br />
▼ 12041,29 (–1,61 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
21.2.19<br />
Stand der Daten:20.05.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
20.5.19<br />
▼ 72,05 (–0,17 %)<br />
20.5.19<br />
▼ 1,1167 (–0,04 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom20.05.zum Vortag<br />
Qiagen 34,54 +2,92 WWWWWW<br />
Wirecard 143,75 +2,72 WWWWWW<br />
1&1 Drillisch 28,58 +1,35 WWW<br />
Telefonica Deutschl. 2,87<br />
+1,02 WWW<br />
Grand City Prop. 22,68 +0,89 WW<br />
Metro St. 14,41 +0,77 WW<br />
Verlierer<br />
20.5.19<br />
aus DAXund MDAX vom20.05.zum Vortag<br />
Osram Licht NA 27,51 WWWWWWWWWWW –5,95<br />
Siltronic NA 68,44 WWWWWWWWWW –5,63<br />
Infineon NA 17,11 WWWWWWWWW –4,80<br />
Commerzbank 7,35 WWWWWWWW –4,24<br />
DialogSemic. NA 32,97 WWWWWWWW –3,99<br />
Wacker Chemie 70,54 WWWWWWWW –3,92<br />
Leitbörsen imÜberblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 20.05. ±% z. 17.05.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) –1,63<br />
3595/2909 3369,78<br />
CAC 40(FR) – 1,46<br />
5653/4556 5358,59<br />
S&P UK(UK) – 0,48<br />
1590/1323 1479,98<br />
RTS (RU) +0,12<br />
1285/1033 1256,22<br />
IBEX (ES) –0,87<br />
10156/8286 9199,70<br />
Dow Jones (US) –0,32<br />
26952/21713 25681,57<br />
Bovespa (BR) +1,04<br />
100439/69069 90925,14<br />
Nikkei (JP) +0,24<br />
24448/18949 21301,73<br />
Hang Seng (HK) –0,70<br />
31521/24541 27788,77<br />
Stx Singap. 20 (SG) ±0,00<br />
-/- 1541,38<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Advanzia */**<br />
advanzia.com - 1,00 1,00<br />
NIBC Direct */**<br />
nibcdirect.de 0,75 0,75 0,75<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,70 0,70 0,70<br />
PSA Direktbank<br />
psa-direktbank.de 0,25 0,70 0,70<br />
RaboDirect */**<br />
rabodirect.de 0,66 0,66 0,66<br />
ING *<br />
ing.de 1,00 1,00 1,00<br />
Santander<br />
santander.de 0,03 0,03 0,03<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,18 0,18 0,18<br />
*Neukunden /Neuanlagen<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
SeitJahren stillgelegt: Bahnhof imnordhessischenNaumburg.<br />
Von Rasmus Buchsteiner<br />
Abserviert<br />
Die Lufthansawill ihre Cateringsparte LSG Sky Chefs verkaufen, weil sie mit Bordverpflegung nichtgenug verdient<br />
Von Christian Ebner<br />
Der Lufthansa-Konzernwill nicht<br />
mehr selbst kochen und hat daher<br />
seine Cateringtochter LSG Sky<br />
Chefs mit weltweit rund 35000 Mitarbeitern<br />
offiziell zum Verkauf gestellt.<br />
Das Unternehmen steckt mitten<br />
in einer aufwendigen Sanierung<br />
und hat trotzdem mit 115 Millionen<br />
Euro gerade eines der besten operativenErgebnisse<br />
seiner Geschichte an<br />
den Mutterkonzern abgeliefert. In<br />
der Großküche am Frankfurter Flughafen<br />
und anderswo herrschen deshalb<br />
Unverständnis und Unruhe.<br />
Der Billigtrend beim Fliegen hat<br />
die Bordverpflegung zumindest auf<br />
Kurzstrecken fast obsolet gemacht.<br />
Comeback der Nebenstrecke<br />
Wiedie Reaktivierung von Schienen die Verkehrswendevoranbringen könnte<br />
Vertrag: Die EPH-Gruppe<br />
des tschechischen Milliardärs<br />
Daniel Kretinsky steigt<br />
in den Schienengüterverkehr<br />
in Deutschland ein. Das<br />
Tochterunternehmen EP Logistics<br />
International habe<br />
einen Vertrag über den Kauf<br />
von100 Prozent der Anteile<br />
an der Locon Logistik &Consulting<br />
AG unterzeichnet,<br />
teilte ein Sprecher am Montag<br />
in Prag mit.<br />
MILLIARDÄR INVESTIERT IN GÜTERVERKEHR<br />
Sitz in Berlin: Das im Jahr<br />
2002 gegründete Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
mit Sitz in Berlin hat rund<br />
150 Mitarbeiter.Esoperiert<br />
deutschlandweit und verfügt<br />
über rund 30 Lokomotiven<br />
und mehr als 250 Güterwagen.<br />
Zum Kaufpreis wurden<br />
zunächst keine Angaben gemacht.<br />
Die Wettbewerbsbehörden<br />
müssen der Übernahme<br />
noch zustimmen.<br />
Es geht es um Strecken wie<br />
die von Templin nach Joachimsthal<br />
in der Uckermark.<br />
Oder die von Wieren<br />
in Niedersachsen nach Salzwedel in<br />
Sachsen-Anhalt. Auch zwischen dem<br />
bayerischen Wasserburg und dem<br />
30 Kilometer entfernten Mühldorf<br />
fahren inzwischen wieder Züge.<br />
Drei Beispiele sind das für Verbindungen,<br />
die stillgelegt waren, inzwischen<br />
wieder reaktiviert worden<br />
sind. AusFällen wie diesen schöpfen<br />
Bahn-Verbände Hoffnung.<br />
Tatsächlich war zuletzt immer<br />
wieder die Rede davon, dass<br />
Deutschlands Schienennetz<br />
schrumpft. Der Befund stimmt ja<br />
auch: 1994 gab es 44600 Bahnkilometer,heute<br />
sind es noch 38500.<br />
Allerdings: Im gleichen Zeitraum<br />
sind mehr als 1000 Schienenkilometer<br />
wieder in Betrieb genommen<br />
worden. Bundesweit geht es um 827<br />
Kilometer, woeswieder Personenverkehr<br />
gibt. Und um327 Kilometer<br />
Bahntrassen mit neu aufgenommenem<br />
Güterverkehr.<br />
Miteiner Deutschland-Karte zeigt<br />
die „Allianz proSchiene“, ein Zusammenschluss<br />
vonOrganisationen, die<br />
für eine Stärkung des Bahnverkehrs<br />
kämpfen, wo nun wieder Züge unterwegs<br />
sind. Mit169 reaktivierten Streckenkilometernist<br />
Baden-Württemberg<br />
bundesweit Spitze. Nordrhein-<br />
Westfalen kommt auf 135, Bayern auf<br />
132, Niedersachsen auf 112, Brandenburg<br />
auf 56 und Mecklenburg-<br />
Vorpommernauf 48. In Sachsen-Anhalt<br />
waren es 79, in Sachsen 21. „Die<br />
Schiene kommt zurück in Regionen,<br />
die lange verwaist waren“, sagte Dirk<br />
Flege, Geschäftsführer der Allianz<br />
pro Schiene, amMontag in Berlin.<br />
Undererinnert andie Vereinbarungen<br />
von Union und SPD im Koalitionsvertrag.<br />
Dort heißt es, die Bundesregierung<br />
wolle die Fahrgastzahlen<br />
bis zum Ende des kommenden<br />
Jahrzehnts verdoppeln.<br />
„Wenn wir das erreichen wollen,<br />
müssen wir den langjährigen Rückzug<br />
der Schiene aus der Fläche stoppen<br />
und ihn an geeigneten Stellen<br />
rückgängig machen“, so Ingo Wortmann,<br />
Präsident des Verbandes<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen<br />
(VDV). Die beiden Verbände stellen<br />
eine wachsende Bereitschaft für die<br />
Kohletransport: Die EPH-<br />
Gruppe transportiertmittels<br />
ihrer Tochter EP Cargounter<br />
anderem in Polen und<br />
Tschechien jährlich mehr als<br />
3,5 Millionen Tonnen Kohle<br />
und andere Materialien über<br />
die Eisenbahn. In Deutschland<br />
ist die Gruppe durch<br />
die Übernahme der Vattenfall-Braunkohleaktivitäten<br />
in<br />
Ostdeutschland bekannt geworden.<br />
Reaktivierung vonStreckenimdeutschen<br />
Schienennetz fest: „Zunehmend<br />
werden stillgelegte Verbindungen<br />
reaktiviert, weil die Bürger<br />
für ihre Fahrten und Unternehmen<br />
für ihre Gütertransporte den Eisenbahnverkehr<br />
wollen“, so Flege.<br />
„Eine von der Bundesregierung<br />
beauftragte Studie belegt zudem,<br />
dass die Reaktivierung von Schienenstrecken<br />
aus Umweltgründen<br />
sinnvoll ist“, so Wortmann. Manfühle<br />
sich von Regierungsseite zu einer<br />
neuen Debatte über die Wiederinbetriebnahme<br />
stillgelegter Strecken daher<br />
ausdrücklich ermuntert.<br />
„Es gibt keine Reaktivierungsstrategie<br />
des Bundes bisher“, beklagt<br />
Bahn-Experte Flege jedoch. Einige<br />
Länder hätten Potenziale für neuen<br />
DiePassagiere zahlen meist nur noch<br />
den nackten Ticketpreis und nicht<br />
mehr das Rundum-sorglos-Paket<br />
vonfrüher.Wojeder Snack und jeder<br />
Drink extra kostet, sinkt der Absatz,<br />
und auch die verbleibenden Angebote<br />
werden unter hohem Kostendruck<br />
hergestellt. DieLSG hat darauf unter<br />
anderem mit dem Bau eines neuen<br />
Produktionswerks im tschechischen<br />
Bor reagiert, um von den geringeren<br />
Lohnkosten zu profitieren. Trotzdem<br />
gibt es aus Sicht des Lufthansa-Vorstands<br />
bei der Bordverpflegung nicht<br />
mehr richtig viel zu verdienen.<br />
Zumindest das Europa-Geschäft<br />
soll an einen strategischen Investor<br />
gehen, der das Handwerk verstehe,<br />
heißt es in Konzernkreisen. Mindestens<br />
drei Interessenten gebe es bereits<br />
–neben den europäischen Konkurrenten<br />
Do&Cound Gate Gourmet<br />
soll sich auch Dnata aus Dubai<br />
für die LSG-Küchen interessieren.<br />
Die Unternehmensteile in mehr als<br />
100 außereuropäischen Staaten<br />
könnten in einem zweiten Schritt<br />
auch an branchenfremde Finanzinvestoren<br />
gehen.<br />
7000 Jobs in Deutschland<br />
Dienoch gut 7000 deutschen Arbeitnehmer<br />
sind entsetzt über die Verkaufspläne.<br />
Schließlich hätten Betriebsräte<br />
und Gewerkschaft die Sanierungspläne<br />
samt der Auslagerung<br />
nach Tschechien mitgetragen, sagt<br />
Verdi-Vorstandsmitglied Christine<br />
FOTO: UWE ZUCCHI/DPA<br />
Zugbetrieb auf bislang stillgelegten<br />
Strecken bereits systematisch untersucht:<br />
erst Niedersachsen, dann Hessen,<br />
mittlerweile auch Baden-Württemberg.<br />
DerVDV hat eine Liste mit Reaktivierungsvorschlägen<br />
erarbeitet. Dabei<br />
geht es um 186 Strecken mit insgesamt<br />
3072 KilometernLänge.Zum<br />
Vergleich: Seit 1994 ist das deutsche<br />
Schienennetz für den Personenverkehr<br />
untermStrich um mehr 3600 Kilometern<br />
geschrumpft. 90 Prozent<br />
der Einbußen entfallen den Angaben<br />
zufolge auf die ostdeutschen Länder.<br />
Auf manchen Strecken sind die<br />
Gleise inzwischen demontiert worden.<br />
Wo früher Züge führen, verlaufen<br />
etwa Fahrradwege. Die beiden<br />
Verbände verweisen auf Erfahrungen,<br />
wonach sich viele reaktivierte<br />
Strecken durchaus wirtschaftlich betreiben<br />
lassen –insbesonderebei Bestellung<br />
von Zugverkehr im Ein-<br />
Stunden-Takt durch die Länder. Allerdings<br />
müssten sie erst einmal wieder<br />
befahrbar gemacht werden.<br />
„Der Bund ist hier in der Pflicht.<br />
Wir fordern ein Bundesprogramm<br />
Reaktivierung“, so Dirk Flege, der<br />
„Allianz pro Schiene“-Chef. Der<br />
Bund solle dabei 100 Prozent der Aufwendungen<br />
Infrastruktur tragen, die<br />
Länder die Planungskosten. VDV-<br />
Chef Wortmann sagte,Ziel der möglichen<br />
Projekte seien insbesonderedie<br />
Anbindung bisher nicht mehr erschlossener<br />
Mittel- und Unterzentren,<br />
die Entlastung des Straßennetzes<br />
inüberlasteten Ballungsräumen<br />
sowie Umgehungsmöglichkeiten für<br />
störungsanfällige Eisenbahnknoten.<br />
Behle. Laut Unternehmen sind in<br />
Deutschland immer noch rund 580<br />
Vollzeitstellen zu viel an Bord, der<br />
mögliche Verkauf bringt weitereUnsicherheiten.<br />
„Viele wissen jetzt<br />
nicht, was auf sie zukommt“, beschreibt<br />
Behle die Stimmung, die in<br />
den kommenden Wochen verschiedene<br />
Protestaktionen prägen werde.<br />
Die Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Verdi will den Verkauf der Sparte<br />
eigentlich verhindern oder mindestens<br />
Lufthansa als Mehrheitsgesellschafter<br />
behalten. Doch im Lufthansa-Vorstand<br />
ist die Entscheidung<br />
wohl bereits gefallen, sich in einen<br />
reinen Airline-Konzern zuwandeln<br />
und die margenschwache Cateringtochter<br />
abzustoßen. (dpa)<br />
Zahlung im<br />
Schnitt nach<br />
65 Tagen<br />
Euler Hermesuntersucht<br />
weltweite Zahlungsmoral<br />
Von Thomas Magenheim<br />
China gilt für die deutsche Exportindustrie<br />
vielfach als wichtigster<br />
Auslandsmarkt. Dort müssen Wirtschaftstreibende<br />
aber im internationalen<br />
Vergleich am längsten auf die<br />
Bezahlung vonRechnungen warten.<br />
Dashat der weltgrößte und zum Allianz-Konzern<br />
zählende Kreditversicherer<br />
Euler Hermes in einer Studie<br />
ermittelt. Demnach dauertesinChina<br />
im Schnitt 92 Tage,bis eine Rechnung<br />
bezahlt wird, in Deutschland<br />
54 Tage.Das istRangzwölf und damit<br />
oberes Mittelfeld im internationalen<br />
Vergleich. Global gesehen ist die Zahlungsmoral<br />
2018 leicht besser geworden.<br />
Im weltweiten Schnitt wurde<br />
eine Rechnung voriges Jahr binnen<br />
65 Tagen bezahlt und damit einen<br />
Tagschneller als 2017. Für 2019 rechnet<br />
Euler Hermes mit einer weiteren<br />
Verbesserung auf 64 Tage.<br />
Die Verbesserungen sind aber relativ.<br />
2017 hatte die Zahlungsmoral<br />
den schlechtesten Stand seit einem<br />
Jahrzehnt markiert. „In wirtschaftlich<br />
guten Zeiten drücken Unternehmen<br />
bei ihren Kunden gern mal ein<br />
Auge zu“, erklärtEuler-Hermes-Chef<br />
Ronvan hetHof die Entwicklung bis<br />
2017. 2018 hätten drohender Brexit,<br />
Handelskonflikte und stark steigende<br />
Handelsbarrieren das Risikobewusstsein<br />
vielfach wieder geschärft,<br />
was sich 2019 fortsetzen dürfte. Das<br />
erzwinge eine stärkere Zahlungsdisziplin.<br />
Unternehmen brächten lieber<br />
ihreSchäfchen ins Trockene.<br />
Zumindest gilt das für diejenigen,<br />
die Rechnungen stellen. Käufer versuchen<br />
in sich wirtschaftlich eintrübenden<br />
Zeiten dagegen, Zahlungsziele<br />
zu verlängern. Unter dem Strich<br />
erbringen beide gegenläufigen Ziele<br />
aktuell nur eine geringe Verbesserung<br />
der Zahlungsmoral. Zudem<br />
sind die regionalen Unterschiede<br />
groß. In Neuseeland etwa haben<br />
Schuldner ihre Rechnungen 2018<br />
binnen 47 Tagen bezahlt, also ungefähr<br />
in der Hälfte der Zeit verglichen<br />
mitdemglobalenSchlusslichtChina.<br />
Nurein bis zwei Tage länger gedauert<br />
hat es in Südafrika und der Schweiz.<br />
Italien kaum besserals China<br />
Mit am schlechtesten ist die Zahlungsmoral<br />
laut Euler Hermes im<br />
Mittelmeerraum. Hier lag Griechenland<br />
2018 mit 90 Tagen nur wenig<br />
besser als China. Am deutlichsten<br />
verschlechtert hat sich die Lage in<br />
Italien, wo die Zeit bis zur Bezahlung<br />
von Rechnungen seit dem Vorjahr<br />
gleich um fünf Tage auf auf 86 Tage<br />
gestiegen ist. Überdurchschnittlich<br />
lange dauert esauch in der Türkei<br />
und Spanien sowie in Frankreich.<br />
Zahlreiche Südeuropäer seien in<br />
schlechte alte Zahlungsgewohnheiten<br />
zurückgefallen, stellt Euler Hermes<br />
klar.<br />
Große Unterschiede gibt es nicht<br />
nur regional, sondern auch nach<br />
Branchen. So mussten im globalen<br />
Maßstab Elektronikfirmen mit 89 Tagen<br />
2018 am längsten auf das Bezahlen<br />
ihrer Rechnungen warten. Nicht<br />
viel besser sah es im Maschinenbau<br />
mit 86 Tagen und dem Baumit 82 Tagenaus.LetztererwarvorigesJahrzudem<br />
die Branche mit den meisten<br />
Großpleiten. Insgesamt 51 große<br />
Baufirmen haben 2018 Insolvenz angemeldet.<br />
Am schnellsten bezahlt wird dagegen<br />
im Einzelhandel mit 43 Tagen.<br />
Das sei aber kein Indiz für eine sorgenfreie<br />
Entwicklung, warnt Euler<br />
Hermes. Indiesem Fall steckten ein<br />
massiver Strukturwandel in der<br />
Branche und ein vonBanken deshalb<br />
massiv gekürzter Spielraum für<br />
Überziehungskredite dahinter. Betroffene<br />
Handelsfirmen könnten damit<br />
Liquiditätsengpässe immer<br />
schlechter abpuffern. Da einige Firmen<br />
Spitz auf Knopf finanziertseien,<br />
hänge ihreExistenz damit am seidenen<br />
Faden.
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Wahlwerbung<br />
ZITAT<br />
Das geht gar nicht,<br />
liebe Jusos<br />
Christine Dankbar<br />
möchte Baseball-Schläger nur<br />
noch auf dem Spielfeld sehen.<br />
Nur noch fünfmal schlafen, dann ist<br />
Europawahl. Die Umfragen zeigen,<br />
dass es nicht gut aussieht für die SPD. Es<br />
ist also alles andere als verwunderlich,<br />
wenn die Genossen nervös werden und<br />
versuchen, in den noch verbleibenden<br />
Tagen alles an Wählerstimmen zu mobilisieren,<br />
was noch zu mobilisieren ist. Und<br />
klar:Die Rechtsextremen, die sich amWochenende<br />
siegesgewiss in Mailand präsentierten,<br />
können auch die friedfertigsten<br />
Zeitgenossen aggressiv machen mit<br />
ihrem unverhohlenen Angriff gegen Europa.<br />
Das rechtfertigt jedoch nicht, dass<br />
sich auch die Verteidiger Europas in der<br />
Wort-und Bildwahl vergreifen.<br />
Auf der Facebook-Seite der <strong>Berliner</strong><br />
Jungsozialisten ist seit Sonntag ein Foto<br />
zu sehen, das eine junge Frau mit langen<br />
Haaren zeigt, die den typischen blauen<br />
Europa-Hoodie trägt, mit goldenen Sternen<br />
auf der Brust. Ihr Gesicht ist nicht zu<br />
erkennen. Logischerweise möchte man<br />
sagen, denn in der Hand hält sie einen<br />
Baseball-Schläger. Der Text zum Bild:<br />
„Nationalismus eiskalt abservieren.“ Sind<br />
den Jusos die Argumente für Europa ausgegangen,<br />
weshalb sie jetzt auf andere<br />
Weise „klareKante“ zeigen möchten?<br />
Nach einem mittleren Proteststurm<br />
gegen das Motiv sah sich die Landesvorsitzende<br />
der Jusos, Annika Klose, bemüßigt,<br />
eine Stellungnahme abzugeben. Das<br />
Foto sei provokant, und genau das sei die<br />
Absicht gewesen. Siewies darauf hin, dass<br />
Kritik daran vor allem aus dem rechten<br />
Lager gekommen sei. Das wollen wir hier<br />
nicht so stehen lassen. Mit Baseball-<br />
Schlägern ineindeutiger Pose für Europa<br />
werben: Das geht gar nicht, liebe Jusos.<br />
Stellt euch nur einen Moment den Shitstormvor,den<br />
die Rechten für so ein Motiv<br />
geerntet hätten. Merktihr was?<br />
Huawei<br />
Am Ende gibt<br />
es nur Verlierer<br />
Frank Thomas Wenzel<br />
blickt besorgt auf den Handelsstreit<br />
zwischen China und den USA.<br />
Von Kaltem Krieg und der „nuklearen<br />
Option“ ist die Rede,wenn es um den<br />
Handelsstreit zwischen China und den<br />
USA geht. Diese martialischen Beschreibungen<br />
von Analysten sind übertrieben.<br />
Gleichwohl ist der Streit zwischen den<br />
größten Wirtschaftsnationen der Welt bedrohlich.<br />
Präsident Donald Trump hat zu<br />
seiner stärksten Waffe gegriffen und den<br />
chinesischen Tech-Giganten Huawei auf<br />
eine schwarze Liste gesetzt, weil das Unternehmen<br />
nach offizieller Diktion die<br />
nationale Sicherheit gefährdet.Wasweder<br />
erwiesen noch widerlegt ist.<br />
Worumgeht es Trump? Er will maximalen<br />
Druck für die Verhandlungen über ein<br />
Handelsabkommen aufbauen: Unternehmen<br />
in den USA müssen sich ab soforteine<br />
Genehmigung der Regierung holen, wenn<br />
sie mit Huawei weiter zusammenarbeiten<br />
wollen. Große Techkonzerne wie Intel,<br />
Qualcomm und der US-Ableger des deutschen<br />
Chipherstellers Infineon haben daher<br />
die Belieferung vonHuawei eingestellt.<br />
Am härtesten trifft die Chinesen, dass<br />
sie nun auf ein Großteil der Programme<br />
für das Smartphone-Betriebssystem Android<br />
verzichten müssen –das kommt von<br />
der Google-Mutter Alphabet. Allein die<br />
Ankündigung kann genügen, um den Absatz<br />
der chinesischen Handys einbrechen<br />
zu lassen. Dennoch es ist äußerst fraglich,<br />
ob die chinesische Regierung sich dadurch<br />
in die Knie zwingen lässt. Sie will<br />
sich nicht demütigen lassen. Notfalls wird<br />
sie Huawei mit staatlichen Finanzhilfen<br />
durchfütternund mit allen Mitteln helfen,<br />
von US-Zulieferern unabhängig zu werden.<br />
Es droht eine Eskalation des Konflikts,<br />
die nur Verlierer kennt. Dazu würden<br />
auch die Beschäftigten von Infineon,<br />
Intel, Alphabet und Qualcomm zählen.<br />
Die Versuchsmaus und unsere Lehre<br />
Wer den Rechtspopulismus<br />
nicht mag, wird über die Turbulenzen<br />
in Österreich wenigstens<br />
innerlich ein bisschen<br />
jubeln. Hauptleidtragender ist mit dem<br />
bisherigen Vizekanzler Heinz-Christian Strache<br />
schließlich ein Politiker, der dieser Strömung<br />
ein besonders hässliches Gesicht gegeben<br />
hat: Ein frivoler Dampfplauderer, der<br />
keinerlei Tiefe erkennen lässt, außer vielleicht<br />
seiner tiefen Abneigung gegen Zuwanderer,sichtbar<br />
berauscht vonWein, RedBull<br />
und vor allem von sich selbst, zu allerlei<br />
krummen Geschäften bereit, obendrein Burschenschaftler<br />
und politisch sozialisiert in<br />
der Neonazi-Szene. Freuen mag man sich<br />
auch darüber,dass hier ein radikaler Rechter<br />
selbst die Trennlinie zwischen konservativ<br />
und ultrarechts zog, die Österreichs Kanzler<br />
Sebastian Kurz und seine Partei aus Gründen<br />
des Machterwerbs gernverwischt hätten.<br />
Aber der Jubel ist verfrüht. Hinter Straches<br />
„freiheitlicher“ Partei steht ein sattes<br />
Viertel rechter Stammwähler,und das schon<br />
lange. Ihnen ist die Sache wichtiger als die<br />
Führungsfigur. Sie sind von der Parteiparole<br />
„Österreich zuerst“ elektrisiertund wollen es<br />
denen in Brüssel ebenso wie den Ausländern<br />
im eigenen Land so richtig zeigen. So solide,<br />
so breit ist die Unterstützung für den nationalistischen<br />
Kurs,dass er weit über die Wählerschaft<br />
der FPÖ hinausgeht und auch der<br />
ÖVP-Kanzler sich täglich davon nährt.<br />
Nach dem Koalitionsbruch vomWochenende<br />
deutet sich kein Politwechsel an. Die<br />
ÖVP will den „bewährten Kurs“, den sie seit<br />
anderthalb Jahren mit den radikalen Rechten<br />
gefahren ist, jetzt gernohne diese weiterführen.<br />
Zur Not vielleicht sogar wieder mit<br />
ihnen: Zwar steuert Kurz kühn für die fällige<br />
Neuwahl im September die absolute Mehr-<br />
Der Mann ist 93 Jahrealt, sein Körper gebrechlich,<br />
sein Gehirn ein Feuerwerk.<br />
E-Mails beantwortet er in vielen Sprachen<br />
binnen Minuten und rund um den Globus.<br />
Er denkt an neue Bücher und Projekte und<br />
spricht das wunderschöne Deutsch seiner<br />
Geburtsstadt Prag. Ich rede von Yehuda<br />
Bauer, dem gedankenreichen, immer weiter<br />
fragenden Historiker des Judenmords. Er<br />
war Soldat im israelischen Unabhängigkeitskrieg,<br />
Melker im Wüsten-Kibbutz Shoval,<br />
Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem,<br />
ist Ideengeber und einer, der sich<br />
seit jeher für diejenigen interessiert, die anderer<br />
Meinung sind als er, ummit ihnen zu<br />
streiten, von ihnen zu lernen. Bauer wägt<br />
und prüft liebend gern das Neue –die Wiederholung<br />
des wissenschaftlichen Konsenses<br />
langweilt ihn. Deshalb besuchte er mich<br />
im Frühjahr 1988 in Berlin, um eineWissenslücke<br />
zu schließen, um Genaueres über die<br />
damals wenig erforschten Euthanasiemorde<br />
zu erfahren.<br />
Mit linker Tendenz (einst Mitglied der israelischen<br />
Arbeiterpartei) schreibt Bauer bis<br />
heute gegen die rechtsnationale israelische<br />
Regierung an und verwahrt sich gegen jede<br />
politische Instrumentalisierung des Holocaust.<br />
Zugleich warnt er in seinem soeben<br />
auch auf Deutsch erschienenen Büchlein vor<br />
der „aktuellen Bedrohung durch den islamischen<br />
Antisemitismus“. Donald Trump bezeichnet<br />
er als „rechtsgerichteten Anarchisten“,<br />
umgeben von„extrem radikalen“ Politikern.<br />
Als Yehuda Bauer 1998 die Gedenk-<br />
Österreich<br />
Trübe<br />
Aussichten<br />
NobertMappes-Niediek<br />
meint, dass sich auch nach dem Skandalvideo kein<br />
Politikwechsel im Nachbarland abzeichnet.<br />
heit an. Verfehlt er sie, ist eine Neuauflage<br />
mit der Rechten keineswegs ausgeschlossen.<br />
In seiner Partei melden sich erste Befürworter<br />
vonSchwarz-Blau II bereits zu Wort.Eher<br />
wohl wirddie FPÖ sich zieren, es ein zweites<br />
Malmit dem „treulosen“ Kurz zu versuchen.<br />
Ihr neuer Frontmann Norbert Hofer hat<br />
nichts von dem Hauch von Wildheit und<br />
Skandal, das den politischen Borderliner<br />
Strache stets umwehte. Als grundsatztreuer<br />
Rechter hat Hofer die Chance, seinen Vorgänger<br />
an Beliebtheit noch zu übertreffen.<br />
Alternativen gibt es kaum. Die oppositionellen<br />
Sozialdemokraten haben unter dem<br />
Eindruck der Ibiza-Affäreimmerhin angefangen,<br />
klare Kante gegen rechts zu zeigen. Bisher<br />
waren sie da aus Furcht vorder Stimmung<br />
KOLUMNE<br />
Yehuda Bauer<br />
spricht in<br />
Berlin!<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
rede für die Opfer NS-Deutschlands im<br />
Bundestag hielt, lenkte er am Ende den Blick<br />
seines Publikums in diesen Abgrund: „Das<br />
Fürchterliche an der Shoah ist eben nicht,<br />
dass die Nazis unmenschlich waren; das<br />
Fürchterliche ist, dass sie menschlich waren<br />
–wie Sieund ich.“<br />
Ichkönnte noch viel über meinen Freund<br />
Yehuda erzählen. Den Vornamen verpasste<br />
dem 1939 glücklich mit seiner Familie aus<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
eher scheu und haben in einem Bundesland<br />
sogar selbst mit der FPÖ koaliert. DieGrünen<br />
sind bei der letzten Wahl aus dem Parlament<br />
geflogen und berappeln sich nur langsam.<br />
Eine Mehrheit links vonder ÖVP ist auf lange<br />
Zeit außer Sicht. Dass Kurz seinerseits auf keinen<br />
Fall mit den Sozialdemokraten möchte,<br />
hat er am Sonnabend schon klar gemacht.<br />
Die Umstände der Ibiza-Affäre, so unterhaltsam<br />
sie sein mögen, bieten ebenso wenig<br />
Anlass zum Jubel. Zu Fall gebracht hat die Regierung<br />
eine im Dunkeln agierende Macht<br />
mit geheimdienstlichen Methoden. Dasist an<br />
sich schon bedrohlich, ganz gleich, wer da<br />
nun gestürzt werden sollte. In jedem Fall ist es<br />
ein wichtiger Teil des „verstörenden Sittenbilds“,<br />
das nach den Worten von Bundespräsident<br />
Alexander Vander Bellen in der Affäre<br />
erkennbar wurde. WerStrache und seinem<br />
Fraktionschef Johann Gudenus die Video-<br />
Falle gestellt hat, steht in diesen Tagen noch<br />
nicht im Vordergrund. Stellt sich heraus,dass<br />
dahinter ein Geheimdienst, eine künstlerisch-politische<br />
Aktivistengruppe oder,<br />
schlimmster möglicher Fall, „die“ verteufelten<br />
Medien stecken, kann das ganze Unternehmen<br />
auch noch nach hinten losgehen.<br />
Wersich schadenfroh dem Genuss desVideos<br />
hingibt, wird zwar viel schmunzeln,<br />
aber wenig lernen. Dass die FPÖ bis zu den<br />
Knien im Wiener Korruptionssumpf steckt<br />
und heftig mit russischen Oligarchen flirtet,<br />
ist nicht neu. Ihren Wählern ist es egal; sie<br />
haben weit größere Skandale weggesteckt.<br />
Nach dreißig Jahren Rechtspopulismus<br />
herrscht in Österreich ein Grundzynismus,<br />
den wenig erschüttern kann. Empörung,<br />
auch ehrlich gemeinte,kommt alsHeuchelei<br />
und Theatralik an. Wie Klein-Mäxchen sich<br />
die Politik vorstellt, so ist sie: Das wird am<br />
Ende dietraurige Lehresein.<br />
Prag Entkommenen der Klassenlehrer in<br />
Haifa: „Du heißt Martin? Unpassend. Ab<br />
heute bist du Yehuda!“ So wurde der von<br />
Deutschen Verjagte zum zionistischen Pionier,zum<br />
Studenten in England und schließlich<br />
zum Gelehrten. Er ist der Sohn einer Modedesignerin<br />
und eines Ingenieurs,der einst<br />
einer schlagenden jüdischen Studentenverbindung<br />
angehört hatte. Großartig, dass Yehuda<br />
Bauer noch einmal die für ihn strapaziöse<br />
Reise nach Berlin auf sich nimmt –eine<br />
Ehre, eine Freude für unsereStadt.<br />
Sie, liebe Leserinnen und Leser,haben am<br />
Mittwoch, dem 29. Mai um18Uhr die Gelegenheit,<br />
an dem lebensgeschichtlichen Gespräch<br />
mit Yehuda Bauer teilzunehmen, und<br />
zwar im Centrum Judaicum unter der erhaltenen<br />
goldenen Kuppel der 1866 eingeweihten<br />
Neuen Synagoge in der Oranienburger<br />
Straße 28. Da dieVeranstalter einen recht ungünstigen<br />
Termin ausgesucht haben, den<br />
Vorabend des langen Himmelfahrtwochenendes,<br />
und bislang wenig dafür geworben<br />
wurde,musssichdas Ereignis„Yehuda Bauer<br />
in Berlin“ noch herumsprechen. Besuchen<br />
Sie dieses Gespräch mit einem Zeugen und<br />
eigenwilligen Interpreten des 20. Jahrhunderts,<br />
versenden Sie diesen Text, weisen Sie<br />
Ihre Freunde auf die Ankündigung des Centrum<br />
Judaicum hin oder auf https://www.facebook.com/events/2387258011338526/.<br />
Yehuda Bauer zuzuhören, das wird ein Vergnügen.<br />
Sie und ich werden schlauer nach<br />
Hause gehen, als wir gekommen sind. Das<br />
stehtfest.<br />
„Mein erstes kam aus<br />
Norwegen, es war ziemlich<br />
klein und hieß Think.<br />
Es brachte mich morgens<br />
zum königlichen Schloss<br />
und an guten Tagen<br />
auch zurück.“<br />
Haakon, Norwegens Kronprinz,<br />
fährt seit 15 Jahren Elektroauto.<br />
AUSLESE<br />
Die Rechten<br />
und Europa<br />
Am kommenden Sonntag wählt Europa<br />
– in denkbar schlechter Stimmung.<br />
„Es gibt keine gemeinsamen, verbindlichen<br />
Prinzipien mehr,die nicht verletzt<br />
werden dürfen“, kommentiert die<br />
bulgarische <strong>Zeitung</strong> Sega den Zustand der<br />
Europäischen Union. „Es gibt sogar kein<br />
‚Europa der zwei Geschwindigkeiten‘<br />
mehr. Wir leben in einem Europa der 28<br />
Geschwindigkeiten ... Am schwierigsten<br />
wird esinder Wirtschaft sein. Es ist kein<br />
Zufall, dass in diesem Wahlkampf keine<br />
der sogenannten politischen Familien<br />
und kein einziger Spitzenkandidat einen<br />
sinnvollen und umsetzbaren Plan für die<br />
Wirtschaftspolitik vorgelegt hat, die er<br />
führen will.“<br />
Die spanische <strong>Zeitung</strong> El Mundo befasst<br />
sich mit dem Wahlkampfauftritt nationalistischer<br />
Parteien in Mailand. „Die<br />
Bilder vom Samstag spiegelten die alarmierende<br />
und zunehmende Akzeptanz<br />
ausländerfeindlicher und euroskeptischer<br />
Diskurse bei jenen Bürgern wider,<br />
die sich mit dem europäischen Projekt<br />
nicht mehr identifizieren können und die<br />
Werte und Gründungsprinzipien der EU<br />
verachten“, schreibt das Blatt. „In Mailand<br />
wurde offenbar, dass (der italienische<br />
Innenminister) Salvini sich endgültig<br />
als Hauptführer jener Bewegungen<br />
und Parteien konsolidiert hat, die bereit<br />
sind, die Europäische Union in die Luft zu<br />
jagen, um zu einem unsolidarischen und<br />
ausschließenden Nationalismus zurückzukehren.“<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 9 *<br />
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Berlin<br />
Das Auerhuhn<br />
ist zurück<br />
in der Lausitz<br />
Seite 16<br />
Stalking: Eine App soll Betroffenen helfen Seite 11<br />
Auktion: Bezirksamt versteigert Oldtimer Seite 14<br />
Stadtbild<br />
Rasen für<br />
Vierbeiner<br />
Kristina Auer<br />
spürtdem Hundeverbot in<br />
Friedrichshain nach.<br />
Der Traveplatz in Friedrichshain<br />
präsentiert eine <strong>Berliner</strong> Idylle:<br />
Morgens machen dort die Sportlichen<br />
ihre Yoga-Übungen, nachmittags<br />
sonnt man sich auf der Wiese,<br />
auf dem Spielplatz toben Kinder,unter<br />
den Bäumen wird bis in die späten<br />
Abendstunden Tischtennis gespielt,<br />
hinten rechts auf den Bänken<br />
tagt der obligatorisch-bierselige<br />
Pennertreff. Dazwischen, man muss<br />
es kaum erwähnen, tummeln sich<br />
hechelnd, fröhlich mit dem Schwanz<br />
wedelnd und meist unangeleint die<br />
Friedrichshainer Hunde.<br />
Am Eingang des Parks sticht ein<br />
dubioses Schild ins Auge: „Das<br />
Mitfü... von...“ – so viel ist gerade<br />
noch zu lesen von der Anordnung<br />
des Bezirksamts. Der Rest des<br />
Schriftzugs ist in der für den Kiez typischen<br />
Manier überklebt mit Anti-<br />
Nazi-Stickernund einerWerbung für<br />
eine Hundebetreuung inklusive<br />
Gassi-Service. „Das Mitführen von<br />
Hunden ist untersagt“, müsste es<br />
heißen, gefolgt von einem nachdrücklichen<br />
Ausrufezeichen. Nur an<br />
einem der Eingänge ist auf einem<br />
Schild, versteckt im Gebüsch, noch<br />
der vollständige Satz zu entziffern.<br />
Der Leinenzwang, der mit dem<br />
neuen Hundegesetz seit Januar gilt,<br />
hat sich inzwischen herumgesprochen.<br />
Auf Spielplätzen gilt sowieso:<br />
Hunde müssen draußen bleiben.<br />
Dasabsolute Hundeverbot ist –konsequenter<br />
Nichtbeachtung sei Dank<br />
–weniger bekannt. Dabei existiertes<br />
schon viel länger als der Leinenzwang:<br />
Das Verbot auf dem Traveplatz<br />
wurde nach einer Sanierung<br />
2001 eingeführt: „wegen des hohen<br />
Nutzungsdrucks und um Schäden<br />
durch wühlende Hunde einzudämmen“,<br />
wie eine Sprecherin des Bezirksamts<br />
sagt.<br />
In ganz Berlin gibt es 23 öffentliche<br />
Grünflächen oder Parkabschnitte<br />
mit absolutem Hundeverbot.<br />
Mitsieben hundefreien Parksist<br />
Friedrichshain-Kreuzberg Spitzenreiter<br />
unter den Bezirken. BeiVerstößen<br />
kann es teuer werden: „Die Bußgelder<br />
liegen berlinweit bei um die<br />
60 Euro, ist der Hund zusätzlich<br />
nicht angeleint, um die 100 Euro“, so<br />
die Sprecherin. In Friedrichshain-<br />
Kreuzbergwerde das Verbot vonden<br />
derzeit rund 35 Außenmitarbeitern<br />
kontrolliert, „neben ihren anderen<br />
Tätigkeiten“.<br />
Sie sei froh, bisher noch nie das<br />
Ordnungsamt auf dem Traveplatz<br />
angetroffen zu haben, erzählt eine<br />
Hundebesitzerin. Dabei wirft sie mit<br />
einer Schleuder einen Ball über die<br />
Wiese,dem ihr kleiner Mischling begeistertnachjagt.<br />
Dass das eigentlich<br />
verboten sei, wisse sie schon, „aber<br />
was will man machen, damit die<br />
Tiereein bisschen Auslauf kriegen?“<br />
Auch auf dem Boxhagener Platz<br />
herrscht generelles Hundeverbot.<br />
Dortmuss derzeit niemand ein Bußgeld<br />
wegen unerlaubten Hundemitführens<br />
befürchten –auf dem Platz<br />
befindet sich nämlich eine gartenbauliche<br />
Großbaustelle.Der Boxi bekommt<br />
einen Rollrasen, im Juni soll<br />
er fertig sein und muss noch einige<br />
Zeit anwachsen, solange bleibt die<br />
Fläche gesperrt. DieGesetzlosen von<br />
Friedrichshain freuen sich bestimmt<br />
jetzt schon auf ihren ersten illegalen<br />
Besuch auf der neuen Spielwiese.<br />
Die Polizei ist vor allem in der Innenstadt zu sehen. Wie ihre Präsenz auch außerhalb des S-Bahn-Ringes erhöht werden kann –dazu gibt es verschiedene Ideen.<br />
Polizei in die Kieze<br />
Ein SPD-Innenpolitiker macht radikale Gegenvorschläge zur vom SPD-Innensenator geplanten Reform<br />
VonAndreas Kopietz<br />
Nach Jahren des Sparens<br />
ist Berlins Polizei ausgelaugt<br />
und unterbesetzt.<br />
Zahllose Behördenreformen<br />
haben die Polizisten hinter sich,<br />
und immer ging es nur darum, den<br />
Personalabbau auszugleichen. Seit<br />
einiger Zeit sprudeln die Steuereinnahmen,<br />
Personal wird neu eingestellt.<br />
Und wieder steht eine Reform<br />
an: Eine polizeiinterne Arbeitsgruppe<br />
erarbeitete im Auftrag von<br />
Innensenator Andreas Geisel (SPD)<br />
und Polizeipräsidentin Barbara Slowik<br />
neue Pläne für einen Behördenumbau.<br />
Die Polizei soll an künftige<br />
Herausforderungen und die wachsende<br />
Stadt angepasst werden.<br />
Ausgerechnet ein Parteifreund<br />
Geisels, der Abgeordnete Tom<br />
Schreiber, schert nun aus der Reihe<br />
und macht eigene Vorschläge, um<br />
die Hauptstadt-Polizei neu aufzustellen.<br />
In einem 13 Seiten langen<br />
Papier, das dieser <strong>Zeitung</strong> vorliegt,<br />
listet er Vorschläge für eine „moderne<br />
und zukunftsorientierte<br />
Hauptstadtpolizei“ auf.<br />
Schreiber, der als einer der wenigen<br />
Polizei-Experten im Abgeordnetenhaus<br />
gilt, ist im Gegensatz zu Geisel<br />
und Slowik gegen die Schaffung<br />
einer sogenannten Brennpunkt-Direktion.<br />
Diese soll nach Slowiks Willen<br />
in der Innenstadt gegründet werden.<br />
Eine Brennpunkt-Einheit soll<br />
sich dauerhaft um Kriminalitätsschwerpunkte<br />
wie Alexanderplatz,<br />
Kottbusser Tor, Görlitzer Park oder<br />
Warschauer Brücke kümmern. Dort<br />
gibt es immer wieder Messerstechereien,<br />
Körperverletzungen und Drogenkriminalität.<br />
Dadurch würden<br />
Kräfte der Bereitschaftspolizei frei,<br />
die sich stärker um die Außenbezirke<br />
kümmernkönnen, hofft Slowik.<br />
„Das wird nicht funktionieren“,<br />
sagt Schreiber.„Allein bei der Bereitschaftspolizei<br />
sind über 290 Stellen<br />
nicht besetzt.“ Er glaubt, dass die Polizei<br />
den Blick für ganz Berlin noch<br />
stärker verlöre, wenn Slowiks Vorschlag<br />
umgesetzt wird.<br />
In seinem Papier schreibt er, die<br />
tatsächliche Situation in den örtlichen<br />
Polizeiabschnitten und Direktionen<br />
sei prekärer, als es seit Jahren<br />
nach außen vermittelt werde. „Die<br />
Polizei kann in ihrer derzeitigen<br />
Struktur nur noch eingeschränkt<br />
reagieren und bereits länger nicht<br />
mehr präventiv agieren. Kriminalität<br />
wird zunehmend nur noch verwaltet,<br />
anstatt bekämpft.“ DieinnereSicherheit<br />
werde spätestens seit 2014<br />
vornehmlich nur noch innerhalb des<br />
S-Bahn-Rings gewährleistet.<br />
Schreiber fordert, die Polizei wieder<br />
örtlich auszurichten, auf die aktuellen<br />
Herausforderungen in den<br />
Kiezen. Dafür möchte er die Polizeidirektionen<br />
neu zuschneiden und<br />
auf vier reduzieren, benannt nach<br />
den Himmelsrichtungen: Nord, Ost,<br />
Süd, West. Alle würden in etwa die<br />
gleichen Einwohnerzahlen haben.<br />
Ginge es nach ihm, dann würden<br />
die Polizeiabschnitte Nebenwachen<br />
bekommen, um die Wege für die<br />
Bürger kurz zu halten. Unterstützt<br />
würden die vier Direktionen von Direktionskommandos<br />
mit je 60 Mitarbeitern,<br />
die vonder Bereitschaftspolizei<br />
abgezogen und regionale<br />
Schwerpunkte bearbeiten sollen.<br />
Bislang werde neu eingestelltes Personal<br />
nur in die zentralisierten Einsatzhundertschaften<br />
eingegliedert<br />
und nicht an den Schwerpunkten.<br />
Das bringe keine Verbesserung der<br />
gefühlten und tatsächlichen Sicherheit<br />
in den Kiezen.<br />
Perspektivisch, so der Innenpolitiker,müsste<br />
es bei der Bereitschafts-<br />
„Die tatsächliche Situation in<br />
den örtlichen Polizeiabschnitten und<br />
Direktionen ist prekärer, als es<br />
seit Jahren nach außen<br />
vermittelt wird. Kriminalität wird nur<br />
noch verwaltet, anstatt bekämpft.“<br />
TomSchreiber, Innenexperte der SPD im Abgeordnetenhaus<br />
DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />
polizei vier Hundertschaften geben,<br />
die für je eine Direktion zuständig<br />
seien. Das würde wichtige Kiezkenntnisse<br />
festigen und die Sichtbarkeit<br />
auf der Straße erhöhen.<br />
Wo soll all das Personal herkommen?<br />
„Derzeit könnte man aus den<br />
Stäben zirka 300 Beamte in die Fläche<br />
und die örtlichen Polizeiabschnitte<br />
bringen“, so Schreiber.<br />
Klare und verkürzte Dienstwege<br />
könnten nach seiner Ansicht weitere<br />
Vollzugskräfte freisetzen. Die Abschnitte<br />
müssten von administrativenAufgaben<br />
entlastet werden. Polizeiangestellte<br />
könnten die Vollzugskräfte<br />
bei der Sachbearbeitung entlasten.<br />
Ordnungswidrigkeiten und<br />
mindere Unfall- und Bagatellschäden<br />
an Autos könnten künftig durch<br />
den Zentralen Objektschutz oder das<br />
Ordnungsamt bearbeitet werden.<br />
Wegen der guten Finanzlage bildet<br />
Berlin wieder mehr Polizeinachwuchs<br />
aus.Laut Innensenator Geisel<br />
soll es Ende 2020 wieder 18 000 Vollzugsbeamte<br />
geben. Die Pensionierungen<br />
seien dabei berücksichtigt.<br />
„Die jetzige Reform dient dazu, den<br />
Personalaufbau zu meistern“, hatte<br />
Geisel gesagt. Auch er will wieder<br />
den einst eingesparten Kontaktbereichsbeamten<br />
auf der Straße sehen.<br />
Slowik will nach eigenem Bekunden<br />
bei ihrer Reform auch Vorschläge<br />
von Personalvertretern und<br />
Gewerkschaften berücksichtigen.<br />
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP)<br />
machte bereits Vorschläge. Und bei<br />
ihr stoßen Schreibers Ideen auf<br />
Wohlwollen. „Man merkt, dass er<br />
sich seit vielen Jahren ernsthaft und<br />
nachhaltig mit der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />
beschäftigt, denn er bringt eine Vielzahl<br />
der aktuellen Probleme auf den<br />
Punkt“, sagt GdP-Sprecher Benjamin<br />
Jendro. Viele Ideen stimmten<br />
mit den Vorstellungen der Gewerkschaft<br />
überein, so Jendro. „Die Verantwortlichen<br />
sollten sich die sehr<br />
detaillieren Vorschläge genau anschauen,<br />
denn wir brauchen bei einer<br />
derart komplexen Reform eine<br />
Meinungsvielfalt der Innenpolitiker.“<br />
Die Anregungen für seine Ideen<br />
holte sich Schreiber in den vergangenen<br />
Jahren bei zahlreichen Hospitationen<br />
in Polizeidienststellen und<br />
bei Gesprächen mit Beamten.<br />
Schreiber räumt zu seinen Vorschlägen<br />
ein: „Man wird nicht nächste<br />
Woche gleich ein Ergebnis haben.<br />
Diese Pläne müssen mittel- und<br />
langfristig angelegt werden – und<br />
über Wahlperioden hinweg.“<br />
DasPapier mitden Vorschlägenkannauf<br />
www.berliner-zeitung.de heruntergeladenwerden.<br />
Andreas Kopietz<br />
verfolgt die Diskussion um<br />
die nächste Polizeireform.<br />
NACHRICHTEN<br />
AfD sagt zentrale Wahlparty<br />
in Moabit ab<br />
DieAfD kann ihreParty zur Europawahl<br />
am kommenden Sonntag nicht<br />
am geplanten OrtinMoabit abhalten.<br />
DieBetreiberin des Veranstaltungssaals<br />
in den Ludwig-Loewe-<br />
Höfen an der Wiebestraße hat kurzfristig<br />
den Nutzungsvertrag gekündigt.<br />
Grund sind Drohungen aus<br />
dem linksextremen Spektrum. „Die<br />
Drohungen mir gegenüber,meiner<br />
Familie und vorallem der Nachbarschaft<br />
in den Höfen sind sehr extrem“,<br />
teilte die Betreiberin der Partei<br />
schriftlich mit. DieBetreiberin<br />
war am Montag für eine Stellungnahme<br />
nicht zu erreichen. Seit Tagen<br />
gibt es im Internet Aufrufe,die Wahlkampfparty<br />
zu „crashen und sie „zu<br />
einem Desaster“ werden zu lassen“.<br />
DieTelefonnummer der Geschäftsführerin<br />
wurde unter anderem auf<br />
der linksextremen Internetseite Indymedia<br />
veröffentlicht mit der Aufforderung,„per<br />
Telefon kräftig Druck<br />
zu machen“. (kop.)<br />
Heftige Gewitter:Feuerwehr<br />
rief Ausnahmezustand aus<br />
Über Berlin ist am Montag ein kurzes,<br />
aber heftiges Gewitter hinweggezogen.<br />
DieFeuerwehr rückte zu<br />
zahlreichen Einsätzen aus,esblieb<br />
aber bei kleineren Schäden, wie ein<br />
Sprecher am Abend sagte.Wegen der<br />
zahlreichen Anrufe rief die Behörde<br />
aber um 17.45 Uhrfür kurze Zeit den<br />
Ausnahmezustand aus.Das bedeutet,<br />
dass Einsätzejenach Wichtigkeit<br />
bearbeitet werden, nicht nach der<br />
Zeit der eingehenden Notrufe.Die<br />
Feuerwehr bat die <strong>Berliner</strong>,sich um<br />
kleinereSchäden wievoll gelaufene<br />
Keller.InRudow undBritz gerieten<br />
durch Blitzeinschlag zwei Einfamilienhäuser<br />
in Brand, Verletzte gab es<br />
aber nicht, wie ein Feuerwehr-Sprecher<br />
sagte.Die Feuerseien schnell<br />
gelöscht worden. (dpa)<br />
KrankeKontrolleure: Chaos<br />
am Flughafen Tegel<br />
Lange Wartezeiten nervten die Fluggäste<br />
in Tegel.<br />
DPA/CARSTENSEN<br />
Am Flughafen Tegel hat es am Montag<br />
wegen kurzfristig krank gemeldeter<br />
KontrolleureFlugverspätungen<br />
gegeben. Fluggäste berichteten von<br />
chaotischen Zuständen. DieBodenkontrollen<br />
hätten sehr lange gedauert,<br />
dadurch sei es zu langen Schlangen,<br />
überfüllten Toiletten und verpassten<br />
Flügen gekommen. Es gebe<br />
einen Personalengpass bei den Luftsicherheitskontrolleuren,<br />
teilte die<br />
zuständige Bundespolizeidirektion<br />
Berlin später mit. Manführe derzeit<br />
Gespräche mit dem beauftragten<br />
Unternehmen. Dessen Mitarbeiter<br />
kümmernsich um Personen- und<br />
Gepäckkontrollen. Warumeszueiner<br />
Häufung der Krankmeldungen<br />
am Montag kam, wurde zunächst<br />
nicht bekannt. DieBundespolizei<br />
sprach voneinem„bedeutenden Anteil“<br />
der Belegschaft. (dpa)
10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
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Berlin<br />
Überschreitet die vereinbarte Miete das ortsübliche Entgelt um mehr als 20 Prozent, liegt nach der geplanten Neuregelung des Justizministeriums eine Mietpreisüberhöhung vor.<br />
IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
Zu viel gezahlte Miete soll zurückverlangt werden<br />
WieBundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) die Kostenexplosion auf dem Wohnungsmarkt bremsen will. Und was das für die <strong>Berliner</strong> bedeutet<br />
VonUlrich Paul<br />
Eine Verschärfung der Mietpreisbremse,<br />
eine neue<br />
Methode zur Berechnung<br />
des Mietspiegels und Maßnahmen<br />
gegen Mietpreisüberhöhungen<br />
–das sind die Kernpunkte<br />
einer geplanten Mietrechtsänderung<br />
durch Bundesjustizministerin<br />
Katarina Barley (SPD). Hier ein<br />
Überblick darüber, was geplant ist,<br />
und was die mitregierende CDU sowie<br />
der Mieterverein dazu sagen.<br />
Verlängerung der Mietpreisbremse:<br />
Die Mietpreisbremse, die Ende 2020<br />
ausläuft, soll um weitere fünf Jahre<br />
bis zum 31. Dezember 2025 verlängert<br />
werden. Zugleich erhalten die<br />
Bundesländer die Möglichkeit, die<br />
nötigen Rechtsverordnungen dazu<br />
um jeweils bis zu fünf Jahre zuverlängern.<br />
Setzt sich die Justizministerin<br />
mit dem Vorschlag durch, heißt<br />
dies für Berlin, dass die Mietpreisbremse<br />
nicht im nächsten Jahr ausläuft.<br />
Denn der Senat hat die Bremse<br />
als erstes Bundesland Anfang Juni<br />
2015 eingeführt. Ende Mai2020 wäre<br />
sonst Schluss.<br />
Die Mietpreisbremse sieht vor,<br />
dass Vermieter auf angespannten<br />
Wohnungsmärkten beim Abschluss<br />
neuer Mietverträge die ortsübliche<br />
Miete um maximal zehn Prozent<br />
überschreiten dürfen. Ausgenommen<br />
davon sind Neubauwohnungen<br />
(ab Oktober 2014) und umfassend<br />
sanierte Wohnungen. Außerdem genießen<br />
Mieten, die bereits der Vormieter<br />
gezahlt hat, Bestandsschutz.<br />
Verschärfung der Mietpreisbremse:<br />
Die Justizministerin will die Mietpreisbremse<br />
so verändern, dass Vermieter<br />
zu viel kassierte Beträge vom<br />
Mietbeginn an rückerstatten müssen.<br />
Bisher müssen sie den Mietern<br />
erst vondem Zeitpunkt an die zu viel<br />
kassierten Beträge zurückzahlen, zu<br />
dem der Mieter die zu hohe Miete<br />
schriftlich gerügt hat. Eine Rüge soll<br />
künftig nicht mehr nötig sein. Der<br />
Mieter soll die zu viel gezahlten Beträge<br />
künftig auch erst nach Beendigung<br />
des Mietverhältnisses zurückfordern<br />
können. Zu beachten sind<br />
jedoch die Verjährungsfristen, die<br />
bei drei Jahren liegen. Die Länder<br />
sollen bei der Einführung der Mietpreisbremse<br />
außerdem weniger umfangreiche<br />
Begründungen anführen<br />
müssen. Zu hohe Anforderungen<br />
hatten in der Vergangenheit dazu geführt,<br />
dass manche Preisbremsen<br />
vonden Gerichten kassiertwurden.<br />
Berechnung der ortsüblichen Miete:<br />
Beider Berechnung der Mietspiegel,<br />
die Auskunft über die ortsübliche<br />
Miete geben, sollen künftig alle geänderten<br />
und neu abgeschlossenen<br />
Mieten der vergangenen sechs Jahre<br />
berücksichtigt werden, nicht nur die<br />
Mieten der vergangenen vier Jahre.<br />
Davon verspricht sich die Bundesjustizministerin<br />
eine dämpfende<br />
Preiswirkung. Hintergrund: Sowohl<br />
für die Mietpreisbremse als auch für<br />
Erhöhungen in laufenden Mietverhältnissen<br />
ist die ortsübliche Miete<br />
die Richtschnur. Inlaufenden Verträgen<br />
kann der Vermieter die Miete<br />
nur dann erhöhen, wenn die ortsübliche<br />
Miete nicht schon erreicht ist –<br />
in Berlin um 15 Prozent in drei Jahren.<br />
Beim Abschluss neuer Verträge<br />
dürfen Vermieter die ortsübliche<br />
Miete um maximal zehn Prozent<br />
überschreiten. Durch die Einbeziehung<br />
von mehr älteren Mieten<br />
würde die ortsübliche Mieter weniger<br />
stark steigen. Die Folge: DieVermieter<br />
hätten weniger Spielraum für<br />
Mieterhöhungen.<br />
Nach einer Modellrechnung, die<br />
sich im Referentenentwurf des Justizministeriums<br />
zur geplanten Mietrechtsänderung<br />
findet, würde sich<br />
die neue Regelung mit einem sechsjährigen<br />
Betrachtungszeitraum zwar<br />
preisbremsend auswirken, doch der<br />
Effekt wäreüberschaubar.Bei einem<br />
Ausgangsniveau von 7,70 Euro pro<br />
Quadratmeter Wohnfläche (alte Regelung)<br />
und 7,18 Euro je Quadratmeter<br />
(neue Regelung) würde die ortsübliche<br />
Miete nach zehn Jahren bei<br />
einem jährlichen Anstieg der Angebotsmiete<br />
um 7,8 Prozent nach der<br />
alten Regelung auf 16,32 Euro und<br />
auf 15,21 Euro je Quadratmeter nach<br />
der neuen Regelung steigen. Immerhin:<br />
Vergleicht man verschiedene<br />
Wohnungsgrößen, würde eine 110<br />
Quadratmeter große Wohnung nach<br />
einer Modellrechnung gemäß alter<br />
Regelung 847,11 Euro monatlich<br />
kosten, für die gleiche Wohnung<br />
Mietspiegel –geplante Änderung<br />
Vergleichsmiete einer Wohnung im Durchschnitt, geschätzt, monatlich,<br />
Mietwohnungsmarkttyp stark steigend<br />
Alte Regelung (Vierjährig) Neue Regelung (Sechsjährig)<br />
7,70 Euro/m 2 7,18 Euro/m 2<br />
Wohnungsgröße<br />
30 m 2<br />
50 m 2<br />
70 m 2<br />
90 m 2<br />
110 m 2<br />
130 m 2<br />
160 m 2<br />
231,03<br />
215,32<br />
385,05<br />
358,87<br />
539,07<br />
502,42<br />
693,09<br />
645,96<br />
847,11<br />
789,51<br />
1001,13<br />
933,06<br />
1232,16<br />
1148,38<br />
Nach einer Modellrechnung des Justizministeriums würden die Mieten für Wohnungen verschiedener<br />
Größen niedriger liegen, wenn bei der Berechnung der ortsüblichen Miete jeweils die Mieten der vergangenen<br />
sechs Jahre einbezogen werden, nicht nur die Mieten der vergangenen vier Jahre.<br />
Modellrechung des Justizministeriums in Euro je m 2<br />
Ausgangsniveau der ortsüblichen Vergleichsmiete<br />
Vierjährig 7,70 Euro/m 2 Sechsjährig 7,18 Euro/m 2<br />
Ortsübliche Vergleichsmiete nach vierjährigem Betrachtungszeitraum in zehn Jahren<br />
16,32<br />
Ortsübliche Vergleichsmiete nach sechsjährigem Betrachtungszeitraum zehn Jahre<br />
nach Inkrafttreten<br />
15,21<br />
Jährlicher Anstieg der Angebotsmiete (Durchschnitt 2017/2018)<br />
+7,8%<br />
BLZ/GALANTY (2); QUELLE: BUNDESJUSTIZMINISTERIUM<br />
Bei einem Ausgangsniveau von7,70 Euro (alte Regelung) und 7,18 Euro je Quadratmeter (neue Regelung)<br />
würde die ortsübliche Miete nach zehn Jahren bei einem jährlichen Anstieg der Angebotsmiete<br />
von7,8 Prozent auf 16,32 Euro je Quadratmeter und auf 15,21 Euro je Quadratmeter steigen.<br />
wärenach der neuen Regelung dagegen<br />
eine Miete von 789,51 Euro zu<br />
zahlen. Fast 60 Euro weniger.<br />
Mietpreisüberhöhung: DasVerbot der<br />
Mietpreisüberhöhung soll wieder zu<br />
einem praxistauglichen Instrument<br />
ausgestaltet werden. Der bisherige<br />
Paragraf 5des Wirtschaftsstrafgesetzes,<br />
bekannt alsWucherparagraf, soll<br />
zu diesem Zweck ins Zivilrecht überführt<br />
werden. Als unangemessen<br />
hoch sollen danach Forderungen der<br />
Vermieter gelten, die in einem Gebiet<br />
mit einem geringen Angebot an<br />
vergleichbaren Wohnungen das<br />
ortsübliche Entgelt um mehr als 20<br />
Prozent überschreiten. Erfasst werden<br />
dabei auch Nebenleistungen,<br />
um zu verhindern, dass zwar die<br />
Miete angemessen hoch ist, aber dafür<br />
überteuerte Beträge beispielsweise<br />
für Möbel oder die Internetnutzung<br />
verlangt werden. Zukünftig<br />
soll es für einen Verstoß nicht mehr<br />
darauf ankommen, ob der Vermieter<br />
eine individuelle Zwangssituation<br />
des Mieters ausnutzt, wie bisher.<br />
Maßgeblich soll allein sein, ob das<br />
ortsübliche Entgelt um mehr als 20<br />
Prozent überschritten wird. Sollte<br />
der Vermieter eine überhöhte Miete<br />
durchgesetzt haben, hat der Mieter<br />
Anspruch auf Absenkung und Rückerstattung<br />
des zu viel gezahlten Betrags.<br />
Ausgenommen sind Mieten<br />
von Neubauwohnungen, konkret:<br />
Mieten, die in den ersten fünf Jahren<br />
nach erstmaliger Nutzung und Vermietung<br />
einer Wohnung vereinbart<br />
werden. Außerdem soll der Vermieter<br />
auch künftig eine höhere Miete<br />
verlangen dürfen, wenn dies zur<br />
Kostendeckung nötig ist. Die äußerste<br />
Grenze liegt da, wo die Miete<br />
in einem auffälligen Missverhältnis<br />
zur Leistung des Vermieters steht.<br />
Dies ist dann der Fall, wenn die<br />
Miete die ortsübliche Miete um<br />
mehr als 50 Prozent überschreitet.<br />
Wichtig: Die Mietpreisbremse und<br />
die Regelung zur Mietpreisüberhöhung<br />
ergänzen sich. Die Mietpreisbremse<br />
deckt künftig alle Fälle ab,in<br />
denen die ortsübliche Miete um<br />
mehr als zehn Prozent und bis zu 20<br />
Prozent überschritten wird. Hier hat<br />
der Mieter Anspruch darauf, dass die<br />
vereinbarte Miete maximal zehn<br />
Prozent über der ortsüblichen Miete<br />
liegt. Die Regelung gegen die Mietpreisüberhöhung<br />
greift dagegen erst<br />
bei einer Überschreitung der ortsüblichen<br />
Mieten von mehr als 20<br />
Prozent. Hier hat der Mieter sogar einen<br />
Anspruch darauf, dass der Vermieter<br />
die vereinbarte Miete auf die<br />
ortsübliche Miete reduziert. Einen<br />
Aufschlag von zehn Prozent wie bei<br />
der Mietpreisbremse gibt es nicht.<br />
Soll heißen: Bei gravierenden Mietpreisüberhöhungen<br />
bleibt den Vermietern<br />
weniger Geld übrig. Wenn<br />
Vermieter Werbung für Wohnungen<br />
mit überhöhten Mieten machen,<br />
können sie von Verbraucherschutzorganisationen<br />
und Mitbewerbern<br />
abgemahnt werden.<br />
Das sagen Politiker und Experten:<br />
Der<strong>Berliner</strong> Mieterverein (BMV)begrüßt<br />
die geplanten Änderungen zugunsten<br />
der Mieter. Zugleich moniert<br />
eraber, dass die Ausnahmen<br />
von der Mietpreisbremse nicht weiter<br />
eingeschränkt werden. Außerdem<br />
fehle noch eine Bußgeldregelung,<br />
um Verstöße gegen die Preisbremse<br />
zu ahnden, so BMV-Geschäftsführer<br />
Reiner Wild. Die<br />
Verlängerung des Betrachtungszeitraums<br />
von vier auf sechs Jahre bei<br />
der Berechnung der ortsüblichen<br />
Miete bringt laut Wild „kaum etwas“.<br />
Nötig sei, alle Mieten einzubeziehen,<br />
also auch die Mieten, die sich seit<br />
Jahren nicht veränderthaben.<br />
Die CDU, Koalitionspartner der<br />
SPD auf Bundesebene, sieht die Änderungswünsche<br />
der Justizministerin<br />
skeptisch. „Klar ist, Vermieter<br />
müssen sich an Recht und Gesetz<br />
halten und die Mietpreisbremse befolgen“,<br />
sagt der <strong>Berliner</strong> CDU-Abgeordnete<br />
Jan-Marco Luczak. „Wenn<br />
Vermieter bewusst falsche Angaben<br />
machen, ist das strafbarer Betrug.“<br />
Mieter könnten dann „schon jetzt zu<br />
viel gezahlte Miete von Anfang an<br />
zurückverlangen“. Der Vorschlag,<br />
dass Mieter zu viel gezahlte Beträge<br />
zurück verlangen können, führe zu<br />
einer jahrelangen Rechtsunsicherheit,<br />
weil auch noch nach Jahren<br />
eine versehentlich falsch berechnete<br />
Miete zurückverlangt werden<br />
könnte. Das sei nicht sachgerecht<br />
und könne private Kleinvermieter in<br />
ernste wirtschaftliche Not bringen,<br />
sagt Luczak.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Werzur Tafel geht,<br />
bekommt<br />
mehr Wohngeld<br />
Praxis des Bezirksamtes<br />
sorgt für Irritationen<br />
Unterlief einer Sachbearbeiterin<br />
ein Fehler oder wollte sie nur etwas<br />
Gutes tun? Über diese Frage<br />
streiten sich gerade die <strong>Berliner</strong> Tafel<br />
und das Bezirksamt Lichtenberg.<br />
Weil ein Student regelmäßig Lebensmittel<br />
von der Tafel bekam, wurde<br />
ihm das mit 2892 Euro pro Jahr als<br />
Einkommen angerechnet.<br />
DenVorwurf, dass ihm deswegen<br />
Wohngeld gestrichen wurde, wies<br />
das Bezirksamt jetzt zurück. Man<br />
habe die Lebensmittelspenden bewusst<br />
zu seinem 450-Euro-Job addiert:<br />
„Er musste ausreichend Einkommen<br />
nachweisen, um überhaupt<br />
Wohngeld zu bekommen“,<br />
sagte eine Mitarbeiterin der zuständigen<br />
Stadträtin Katrin Framke<br />
(Linke). Sonst<br />
hätte er als Student<br />
gar nichts<br />
bekommen. Die<br />
Sachbearbeiterinhabe<br />
ihm nur<br />
Student Frank<br />
Tiemann<br />
FOTO: VOLMAR OTTO<br />
helfen wollen.<br />
Der Fall Tiemann<br />
hatte vergangenenWoche<br />
für Wirbel gesorgt:<br />
Nachdem<br />
der Informatikstudent im Juli 2018<br />
Wohngeld für seine Einraumwohnung<br />
beantragte,rechnete er mit 150<br />
bis 200 Euro Hilfe im Monat. Doch<br />
dann bekam er nur 85 Euro. Die Lebensmittelspenden<br />
wurde in dem<br />
Bescheid angerechnet.<br />
Frank Tiemann glaubt die jetzige<br />
Richtigstellung des Amts nicht: „Ich<br />
wusste nicht, dass sie mir das so berechnen,<br />
mir hat das keiner erklärt.<br />
Das Bezirksamt will so den Kopf aus<br />
der Schlinge ziehen.“ Anke Trölsch,<br />
Sprecherin der Tafel, fragt: „Wenn es<br />
so war, warum sagt das Bezirksamt<br />
das erst jetzt?“ Warumhabe man das<br />
nicht vor einer Woche schon erklärt,<br />
als der Fall deutschlandweit durch<br />
die Presse ging? Auch die Tafel habe<br />
den Fall lange von Experten prüfen<br />
lassen, so Trölsch. Siesagt: „Spenden<br />
sollten niemals auf Sozialleistungen<br />
angerechnet werden, egal wie der<br />
Fall jetzt ausgeht.“<br />
Juristen sagten, in einigen Fällen<br />
müssten Antragsteller ein bestimmtes<br />
Einkommen nachweisen, um<br />
Wohngeld zu bekommen. Aber nicht<br />
immer. Reiner Wild vom Mieterverein<br />
versteht das Amt nicht: „Es gibt<br />
eine Wohngeldtabelle, die geht bei<br />
null Euro Einkommen los.“ (chg.)<br />
Gesicherte Beweise<br />
Beim Stalking fällt es den Opfern oft schwer,die Straftaten nachzuweisen. Nun soll eine Handy-App helfen<br />
VonJens Blankennagel<br />
Stalking ist inzwischen eine<br />
anerkannte Straftat. Beim<br />
Stalking – also dem kriminellen<br />
und dauerhaften<br />
Nachstellen, Belästigen und Bedrängen<br />
anderer Leute –gibt es ein recht<br />
klares Bild von Tätern und Opfern:<br />
80 Prozent der Täter sind Männer,<br />
die Opfer zu 80 Prozent Frauen.<br />
Doch den Frauen und auch den<br />
männlichen Opfern fällt es oft<br />
schwer, nachzuweisen, dass es sich<br />
tatsächlich um eine Straftat handelt.<br />
„Viele Opfer verzweifeln schon<br />
bei der Anzeige“, sagte Jörg Ziercke,<br />
der ehemalige Präsident des Bundeskriminalamtes<br />
und heutige Vorsitzende<br />
des Weißen Rings am Montag<br />
beim „Deutschen Präventionstag“<br />
im <strong>Berliner</strong> Estrel-Hotel. Oft sei<br />
es so, dass Aussage gegen Aussage<br />
stehe und der Polizei schlüssige Beweise<br />
fehlten. „Deshalb haben wir<br />
eine Handy-App entwickelt, die hilft,<br />
Beweise zu sichern.“<br />
Sehr einfache Bedienung<br />
DieExperten sagen, dass die Opfer in<br />
75 Prozent aller Fälle die Täter kennen,<br />
denn es sind die ehemaligen<br />
Ehepartner oder Geliebten. Die Opfer<br />
leiden darunter, dass nach der<br />
Trennung da nun ständig eine Person<br />
ist, die sie früher mal geliebt haben<br />
und die nun kriminell wird, Tag<br />
und Nacht anruft, Tausende Mails<br />
schickt, die Wohnung beschattet, die<br />
Opfer auf dem Wegzur Arbeit oder<br />
zu Freunden verfolgt. Die Opfer leben<br />
in ständiger Angst, dass jemand<br />
in der Nähe ist. Es kommt aber auch<br />
zu schweren Taten wie Drohungen,<br />
Opfer von Stalking schreiben die Fakten oft erst viel später auf.<br />
Das Bundeskriminalamt hat 2018 insgesamt<br />
19000 Stalking-Fälle registriert. Experten<br />
gehen voneiner hohen Dunkelziffer von<br />
300000 Fällen oder mehr aus. Nur bei einem<br />
Prozent aller angezeigten Fälle wird der<br />
Täter auch verurteilt –meist fehlen Beweise.<br />
ANTI-STALKER-APP<br />
IMAGO IMAGES<br />
Die App gibt es seit Anfang Mai. Seither gab<br />
es 10 700 Zugriffe auf die Internetseite. Die<br />
App wurde 1000 Mal heruntergeladen.<br />
Die App ist erhältlich unter:<br />
www.nostalk.de<br />
Beleidigungen, Sachbeschädigungen<br />
oder sexuellen Nötigungen.<br />
Wenn Opfer zur Polizei gehen,<br />
müssen sie nachweisen, dass sie auf<br />
die angeblich freundlich gemeinten<br />
Annäherungsversuche des Ex-Partners<br />
nicht „übertrieben“ reagieren.<br />
Rainer Ryhs, IT-Teamleiter beim<br />
Weißen Ring, sagte, dass die Opfer<br />
nachweisen müssen, dass sie über<br />
eine längere Zeit belästigt werden.<br />
„Man muss die Hartnäckigkeit der<br />
Täter nachweisen“, sagte er. „Dabei<br />
soll nun die Apphelfen.“<br />
Die App ist extra so programmiert,<br />
dass sie auch jeder Laie sofort<br />
bedienen kann. Betroffene können<br />
sie kostenlos herunterladen. Wenn<br />
dann zum Beispiel der Ex-Freund<br />
eine Frau vor deren Haus anspricht,<br />
kann sie zum Beispiel eine wirklich<br />
sehr laute Alarmfunktion einschalten,<br />
die jeden Täter wohl schnell verschreckt.<br />
Viel wichtiger sind die Aufnahmefunktionen:<br />
Die Frau kann<br />
mit zweimal tippen auf dem Display<br />
alles filmen, was passiert. Sie kann<br />
auch eine Tonaufzeichnung machen<br />
oder –wenn sie sich vorder Aggressivität<br />
des Täters fürchtet –auch gleich<br />
nach dem Vorfall ein Gedächtnisprotokoll<br />
diktieren. Viele Opfer machen<br />
das erst Stunden später, wenn<br />
sie etliche Details vergessen haben.<br />
All diese Dinge könnten Opfer<br />
auch mit dem Handy machen. Doch<br />
da wäredas Problem, dass die Daten<br />
auf dem Handy sind, und der Täter<br />
dem Opfer das Gerät sofortwegnehmen<br />
und die Daten löschen könnte.<br />
Bei der App werden alle aufgezeichneten<br />
Daten sofort auf einen<br />
externen Server überspielt und verschlüsselt.<br />
Sie können nur vom Opfer<br />
selbst mit einem Code entschlüsselt<br />
werden. Damit die Daten für die<br />
Ermittlungen taugen, ist es auch unmöglich,<br />
dass Opfer die Daten später<br />
noch verändern. Sie können auch<br />
nicht so einfach gelöscht werden.<br />
„Tagebuch der Belästigungen“<br />
Die Opfer können ihrem „Tagebuch<br />
der Belästigungen“ nur immer neue<br />
Einträge und Ergänzungen hinzufügen,<br />
so dass die Ermittler ein recht<br />
vollständiges Bild erhalten.<br />
DieApp ist auf dem Display extra<br />
so gestaltet, dass die Opfer auch bei<br />
Panik und mit zitternden Händen<br />
die Appbedienen können.<br />
Das Ganze ist kein Angebot mit<br />
unklarer Herkunft und Absicht –wie<br />
es bei Apps oft der Fall ist. Siewurde<br />
vom Weißen Ring mit Fachleuten<br />
entwickelt. Der gemeinnützige Verein<br />
ist die bundesweit wichtigste und<br />
größte Organisation, die Kriminalitätsopfer<br />
unterstützt und ihnen Beistand<br />
leistet. Ganz ohne öffentliche<br />
Gelder berät der Weiße Ring zum<br />
Beispiel Geschädigte,begleitet sie zu<br />
Aussagen bei der Polizei oder unterstützt<br />
sie bei Gerichtsprozessen.<br />
Aber dem Weißen Ring ist auch die<br />
Prävention wichtig, deshalb hat sie<br />
diese Appentwickelt.<br />
„Die Appsoll Opferndie Möglichkeit<br />
geben, Beweise zu sammeln und<br />
sich zu wehren. Sie soll helfen, dass<br />
die Opfer wieder in ein selbstbestimmtes<br />
Leben zurückzufinden“,<br />
sagte Ziercke.Aber sie solle auch die<br />
Gesellschaft sensibilisieren, denn<br />
Stalking sei noch immer eine unterschätzte<br />
Gefahr.Ziercke: „Außerdem<br />
soll sie die Täter abschrecken. Die<br />
sollen ihre Stalking-Versuche abbrechen,<br />
weil sie wissen, dass sie nun<br />
besser verfolgt werden können.“<br />
Verleger Wieland<br />
Giebel von Raser<br />
schwer verletzt<br />
18-Jähriger war ohne<br />
Führerschein unterwegs<br />
Ein 18-Jähriger raste ohne Führerschein<br />
durch Kreuzberg. Offenbar,<br />
um anzugeben. In Kreuzberg<br />
verursachte er mit seinen Audi A8<br />
dann einen Unfall, bei dem der <strong>Berliner</strong><br />
Kurator und Verleger Wieland<br />
Giebel beinahe ums Leben kam. Giebel<br />
liegt derzeit auf der Intensivstation.<br />
„Ein guter Helm sowie eine Laterne<br />
retteten ihm das Leben“,<br />
schrieb das Berlin Story Museum,<br />
dessen Kurator Giebel ist, am Montag<br />
in seinem Blog.<br />
Der 69-jährige Giebel war gegen<br />
17 Uhr mit seinem Fahrrad in der<br />
Kreuzberger Wilhelmstraße unterwegs,als<br />
er vonder schweren Luxuslimousine<br />
des 18-Jährigen erfasst<br />
wurde. Giebel stürzte und kam<br />
schwer verletzt ins Krankenhaus.<br />
Die Polizei beschrieb das Verhalten<br />
des 18-jährigen Fahranfängers<br />
als rücksichtslos und regelwidrig.<br />
Zeugen hätten berichtet, der junge<br />
Mann habe mit seiner Limousine gedrängelt<br />
und mit quietschenden Reifen<br />
überholt und den Gegenverkehr<br />
gefährdet. Beim Abbiegen in die Wilhelmstraße<br />
verlor er die Kontrolle<br />
über den Wagen und erfasste den radelnden<br />
Giebel. Das Auto prallte<br />
schließlich gegen einen Ampelmast<br />
und riss ihn aus der Verankerung.<br />
Ebenfalls am Sonnabend stoppten<br />
Polizisten ein illegales Autorennen.<br />
Sie verfolgten und stellten einen<br />
Fahrer, der andere entkam.<br />
Junge Männer, die mit hochmotorisierten<br />
Sportwagen und Limousinen<br />
durch die Innenstadt rasen, stellen<br />
die Polizei seit längerem vor Probleme.<br />
Die Strafen wurden verschärft<br />
und einige harte Gerichtsurteile<br />
gefällt. Trotzdem fallen immer<br />
wieder gefährliche Raser auf. (BLZ)<br />
Wieland Giebel wurde von einem 18-jährigen<br />
Raser schwer verletzt. BLZ/PONIZAK<br />
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
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Berlin<br />
Michael Müller hat Tokio im Blick. Derzeit ist er auch Präsident des Städtenetzwerks Metropolis ,dem 140 Millionenstädte aus aller Welt angehören.<br />
SK/CS<br />
Gipfeltreffen in Tokio<br />
Senatschef Michael Müller (SPD) wirbt in der japanischen Hauptstadt für Geschäfte mit Berlin<br />
VonElmar Schütze, Tokio<br />
Michael Müller ist ein<br />
Mann mit Erfahrungen<br />
auf dem internationalen<br />
Parkett. Seit<br />
fünf Jahren ist er Regierender Bürgermeister,<br />
etliche Dienstreisen hat<br />
er in dieser Zeit gemacht und weiß,<br />
wie man Gastgeber anspricht, von<br />
denen man etwas will: freundlich,<br />
zurückhaltend, das Gegenüber lobend.<br />
So tritt er auch in Tokio auf, wo<br />
er sich seit Sonntag aufhält.<br />
Müller will etwas, indiesem Fall<br />
Verträge und Geschäfte für die rund<br />
30 <strong>Berliner</strong> Unternehmen aus der<br />
Verkehrs-, Umwelt-, Energie- und<br />
Gesundheitswirtschaft, deren Vertreter<br />
ihn in die japanische Hauptstadt<br />
begleitet haben.<br />
BVG braucht Ladetechnik<br />
Man kann es aber auch so machen<br />
wie Delegationsteilnehmerin Sigrid<br />
Nikutta. Die resolute BVG-Chefin<br />
überraschte am Montag die Manager<br />
des weltweit agierenden Unternehmens<br />
Mitsubishi Electric, Teil<br />
des Mitsubishi-Imperiums, mit einem<br />
eher fordernden Auftritt. Am<br />
liebsten, so sah es aus, hätte Nikutta<br />
gleich an Ortund Stelle Aufladestationen<br />
für die E-Busse der BVGeingepackt.<br />
Denn die Japaner suchen<br />
nach Kunden, denen sie ihre Expertise<br />
an Batterie- und Aufladetechnik<br />
verkaufen können. Und die BVG<br />
Die Reise: Michael Müller<br />
bleibt bis Mittwoch in Tokio.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Senatschef<br />
reistauch in seiner Funktion<br />
als Präsident des Städtenetzwerks<br />
Metropolis mit<br />
seinen fast140 Mitgliedsstädten.<br />
braucht deutlich mehr Kapazitäten,<br />
damit dereinst tatsächlich die gesamte<br />
Busflotte verbrennungsmotorfrei<br />
durch Berlin surren kann.<br />
Tokio kann dabei freilich nicht als<br />
Vorbild dienen, wie Müller am Montagvormittag<br />
bei einem Stadtspaziergang<br />
mit Teilen seiner Delegation<br />
erfahren durfte. Inder japanischen<br />
Hauptstadt fahren überraschend<br />
wenige Autos, Statistiken<br />
sprechen davon, dass nicht einmal<br />
20 Prozent des Individualverkehrs<br />
mit dem eigenen Pkw unternommen<br />
werden. Das liegt auch an den<br />
horrenden Parkkosten in der City der<br />
Mega-Metropole, die sich im Monat<br />
rasch auf 500 Euro summieren. Ein<br />
anderer Grund ist das hervorragend<br />
ausgebaute Bahnnetz. Müller wohnt<br />
in Tokio in einem Hotel ganz in der<br />
Nähe des Bahnhofs Shinjuku, mit<br />
mehr als einer Million Fahrgästen<br />
täglich eine der größten Stationen<br />
der Welt. Von solchen Ausmaßen<br />
können Müllers <strong>Berliner</strong> nicht einmal<br />
(alp)träumen.<br />
Beim zweiten Blick aufTokios Straßenverkehr<br />
fällt auf, dass dortnur wenige<br />
Elektroautos unterwegs sind, anders<br />
als etwa beim riesigen Nachbarn<br />
China, der den Ausbau der Elektroflotte<br />
massiv fördert, schon um das<br />
Leben in den Großstädten überhaupt<br />
noch erträglich zu halten. Das ist in<br />
Tokio so gar nicht nötig. Zwar sind die<br />
auffallend sauberen Straßen und<br />
Kreuzungen vor allem in den Büround<br />
Ausgehvierteln schwarz von<br />
Menschen, es gibt aber mittendrin<br />
auch lauschige Ecken mit zweistöckigen<br />
Häuschen. Auffällig auch winzige<br />
Friedhöfe und kleine Parks mit<br />
Schreinen, die von einer scheinbar<br />
unbegrenzt wuchernden Stadt fast –<br />
aber nur fast –erstickt werden.<br />
Sein Rundgang führte den Regierenden<br />
auch auf das Dach des Mori-<br />
Towers, mit 238 Metern eines der<br />
höchsten Häuser der Stadt. DasPanorama<br />
war atemberaubend zubetoniert.<br />
„Dagibt es ja wirklich nur ganz<br />
wenige grüne Flecken dazwischen“,<br />
sagte Müller, und ließ seinen Blick<br />
über die einzelnen Stadtteile, den<br />
Hafen und auch auf das große Sportstadion<br />
mitten in der Stadt schweifen,<br />
das nächstes Jahr Zentrum der<br />
Olympischen Spiele sein wird.<br />
DIE TOKIO-REISE<br />
DasDienstag-Programm:<br />
Müller spricht beim U20-<br />
Treffender Bürgermeister<br />
und besucht die FirmaNTT<br />
Communications, die in<br />
Berlin-Mariendorf einen Rechenzentrumscampuseinrichten<br />
will.<br />
Das Mittwoch-Programm:<br />
Müller ist dabei, wenn das<br />
U20-Abschlusskommuniqué<br />
an Premierminister Shinzo<br />
Abe überreicht wird. Am<br />
Abend fliegt er zurück, Donnerstaglmorgen<br />
wird er im<br />
Abgeordnetenhaus erwartet.<br />
Auf Olympia setzen die Japaner<br />
große Stücke. Am Morgen nannte<br />
Tokios Bürgermeisterin, Gouverneurin<br />
Yuriko Koike, die Thronbesteigung<br />
Kaiser Naruhitos, die Ausrichtung<br />
der Rugby-Weltmeisterschaft in<br />
diesem September und die Eröffnung<br />
der Olympischen und der Paralympischen<br />
Spiele nächsten Sommer<br />
als Großereignisse –und zwar in<br />
genau dieser Reihenfolge.<br />
Der Besuch der <strong>Berliner</strong> Delegation<br />
gehörte ganz knapp nicht dazu.<br />
Immerhin nannte Koike das 25-jährige<br />
Bestehen der Städtepartnerschaft<br />
mit Berlin „ein denkwürdiges<br />
Jubiläum“. Tatsächlich setzt zumindest<br />
Müller vieles daran, die Beziehungen<br />
zu Tokio zu intensivieren.<br />
„Ich glaube, wir können viel voneinander<br />
lernen, vorallem, was die Herausforderungen<br />
angeht“, sagte der<br />
SPD-Politiker. Als da wären: die Mobilität<br />
in einer wachsenden Stadt, die<br />
Digitalisierung in einer immer stärker<br />
vernetzten Welt, aber auch die<br />
Gesundheitsversorgung in einer alternden<br />
Gesellschaft.<br />
Vondiesem Phänomen ist vor allem<br />
Japan betroffen. DieGesellschaft<br />
altert rasend schnell, es gibt Schätzungen,<br />
dass Japan im Jahr 2050 noch<br />
rund 100 Millionen Einwohner hat,<br />
im Moment sind es etwa 25 Millionen<br />
mehr. Inzwischen hat die Regierung<br />
ein Facharbeiteranwerbegesetz beschlossen.<br />
Ob davon ausgerechnet<br />
<strong>Berliner</strong> Unternehmen profitieren<br />
werden, ist die Frage.<br />
Zugang zum japanischen Markt<br />
Im Moment haben sich viele japanische<br />
Firmen in und rund um Düsseldorf<br />
angesiedelt –Mitsubishi Electricsitzt<br />
in Ratingen. Unddas,obwohl<br />
<strong>Berliner</strong> Geschäftsleute schon lange<br />
ein besonderes Interesse an Japan<br />
haben. Mit in Tokio ist Jan Eder,<br />
Hauptgeschäftsführer der IHK. In einer<br />
Rede erinnerte er daran, dass bereits<br />
vor160 Jahren der preußisch-japanische<br />
Handelsvertrag unterzeichnet<br />
wurde, also (auch) <strong>Berliner</strong><br />
Unternehmer Zugang zum damals<br />
noch viel stärker abgeschotteten japanischen<br />
Markt gefunden haben.<br />
Eder forderte auf, die 9000 Kilometer<br />
Entfernung nicht als Hemmnis,<br />
sondern als Chance zu begreifen<br />
und bemühte dazu ein japanisches<br />
Sprichwort: „Keine Straße ist zu lang<br />
mit einem Freund an der Seite.“<br />
Ob Gouverneurin Koike nun<br />
gleich ein Freund (korrekt wäre natürlich:<br />
Freundin) von Michael Müller<br />
wird, sei dahingestellt. Er sieht<br />
seinen Besuch jedenfalls in einem<br />
größeren Zusammenhang. Der Senatschef<br />
ist seit einem Jahr auch Präsident<br />
des Städtenetzwerks Metropolis<br />
mit seinen fast 140 Mitgliedsstädten,<br />
deren Vertreter durch Wissens-<br />
und Erfahrungsaustausch die<br />
Lebensverhältnisse ihrer Bewohner<br />
verbessern wollen. In diesem Zusammenschluss<br />
haben sich Großstädte<br />
gefunden, deren Regierungen<br />
sich einmal im Jahr zum G20-Wirtschaftsgipfel<br />
treffen. Ende Juni ist<br />
Tokio an der Reihe, dieser Tage kontakten<br />
die Bürgermeister. Der eigentliche<br />
G20-Gipfel dürfte vom<br />
amerikanisch-chinesischen Handelskrieg<br />
und dem Brexit dominiert<br />
sein –von zwei Ereignissen also,unter<br />
denen auch die japanische Wirtschaft<br />
leidet. Vielleicht, so die ganz<br />
leise Hoffnung der <strong>Berliner</strong> Delegation,<br />
sind die Japaner ja jetzt auf der<br />
Suche nach neuen Partnern.<br />
EinSchritt ist am Montag gemacht<br />
worden: Alba und sein Tokioter Müllverwertungspendant<br />
SEIU, ein Spezialist<br />
für das Recycling von PET-Flaschen<br />
und Aludosen, unterzeichneten<br />
einen Kooperationsvertrag. Und<br />
dann ist da ja noch Sigrid Nikutta.<br />
Zur Erinnerung an den Vater<br />
Beate Hammett ist die Tochter des jüdischen Architekten Alexander Beer,der die Synagoge am Fraenkelufer plante. Am Montag kam sie zu Besuch nach Berlin<br />
VonCaroline Bock<br />
Beate Hammett war neun Jahre<br />
alt, als sie 1939 ohne ihre Eltern<br />
aus Berlin vor den Nazis fliehen<br />
musste.IhreMutter hatte ihr damals<br />
ein Opernglas eingepackt. Auch ein<br />
Teddy namens „Brummelchen“ und<br />
eine Puppe namens „Peter“ kamen<br />
mit. Beate Hammett überlebte den<br />
Holocaust, weil sie ein Kindertransportnach<br />
London brachte.Heute ist<br />
sie „90 Jahre und 9Tage“ alt, wie sie<br />
am Montag in Berlin erzählte. Die<br />
schlechten Erfahrungen hätten ihre<br />
Spuren hinterlassen. Aber ihre Zeit<br />
mit Jammern verbringen, das habe<br />
sie nicht gewollt, sagt sie.<br />
Beate Hammett ist gerade aus<br />
dem 24 Flugstunden entfernten Australien<br />
angereist, das seit 1945 ihre<br />
Heimat ist. Ihr Besuch ist etwas Besonderes.Sie<br />
ist die Tochter des jüdischen<br />
Architekten Alexander Beer,<br />
der das Bauamt der Jüdischen Gemeinde<br />
Berlin leitete und 1944 im<br />
Konzentrationslager Theresienstadt<br />
ermordet wurde. Ihre Mutter starb<br />
1941. Beer plante in Berlin einige<br />
prominente Gebäude, darunter das<br />
Jüdische Waisenhaus in Pankow, die<br />
Synagoge in der Prinzregentenstraße<br />
inWilmersdorfund die Synagoge am<br />
Fraenkelufer in Kreuzberg, die 1938<br />
zerstörtwurde.Letzteresoll jetzt mit<br />
Hilfe vonSpenden wieder aufgebaut<br />
werden. Derzeit wird ein Nebengebäude<br />
für Gottesdienste genutzt.<br />
DerWiederaufbau soll am 9. November<br />
2023 beginnen –und damit Beate Hammett, Tochter des Architekten Alexander Beer,inKreuzberg. DPA<br />
85 Jahre nach der Zerstörung während<br />
der Novemberpogrome der Nazis.<br />
Initiator des Projekts mit prominenten<br />
Unterstützern ist der SPD-<br />
Fraktionschef im Abgeordnetenhaus,Raed<br />
Saleh, ein Muslim.<br />
„Hörtauf diese Frau“, sagte Saleh,<br />
als Beate Hammett das Synagogen-<br />
Projekt besuchte. „Ihr Schicksal soll<br />
nicht vergessen sein.“ Die Botschaft<br />
ist für ihn ein klares Signal gegen alte<br />
und neue Spalter, Nationalisten und<br />
Nazis. „Judentum ist Teil unserer<br />
Leitkultur.“ Wer Schlösser baue,<br />
könne auch Synagogen bauen.<br />
Beate Hammett hatte Saleh einen<br />
Brief geschrieben, als sie durch einen<br />
Freund und die Medien vonden<br />
Wiederaufbau-Plänen erfuhr.Bei ihrerAnkunft<br />
in Kreuzbergscherzte sie<br />
mit ihm. Dass sie einen langen Flug<br />
hinter sich hatte,war der alten Dame<br />
kaum anzumerken.<br />
Beate Hammett erinnerte sich<br />
noch gut an die Zeit, als die Synagogen<br />
brannten. „Meine Mutter hatte<br />
mich mitgenommen, um mir die<br />
rauchenden Ruinen zu zeigen“, erzählte<br />
sie. Ob sie die Stimmung<br />
heute an die 30er Jahre erinnere?<br />
„Die kurze Antwortist: ja.“<br />
Von ihrem Vater, dem Architekten,<br />
hatte sie nur wenig mitbekommen,<br />
sie war ja noch ein Kind. Über<br />
seine berufliche Karriere wisse sie<br />
nichts.Sie nutzte das deutsche Wort,<br />
als sie nach den Erinnerungen an ihn<br />
gefragt wird: „Vati“. DasWortreichte<br />
schon, um zu erahnen, was ihr ein<br />
Leben lang gefehlt hat. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Aktivisten<br />
besetzen<br />
Airbnb-Wohnung<br />
Protest-Ausstellung in<br />
Neuköllner Touri-Apartment<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Dringend benötigte Wohnungen,<br />
die als Ferienbleibe zweckentfremdet<br />
werden –inBerlin ist das ein<br />
großes Problem. Aktivisten haben<br />
nun aus Protest den Spieß umgedreht.<br />
Siebesetzten in Neukölln eine<br />
Airbnb-Ferienwohnung, die sie für<br />
eine Ausstellung zweckentfremdeten.<br />
Wasdie Aktivisten jedoch nicht<br />
wussten: Die Ferienwohnung ist legal<br />
und vom Bezirksamt genehmigt.<br />
Am Ende kam die Polizei.<br />
Die Ferienwohnung im Erdgeschoss<br />
eines Mietshauses an der<br />
Hobrechtstraße: Für 1300 Euro Monatsmiete<br />
wird sie auf dem Vermieter-Portal<br />
Airbnb angeboten. Am<br />
vergangenen Sonntag waren in der<br />
Wohnung aber keine Touristen, sondernAktivisten<br />
der Initiative„Airbnb<br />
&Co. enteignen“, die sich auf noch<br />
ungeklärter Weise Zutritt zu den<br />
Räumen verschafft hatten. Unter<br />
den Fensternstellten sie Plakate auf,<br />
die Besucher zu einer „Ausstellungseröffnung“<br />
mit Sekt einluden. Wer<br />
wollte, konnte über eine kleine rote<br />
Holztreppe durchs Fenster in die<br />
Räume steigen.<br />
Und das taten laut der Initiative<br />
viele neugierige <strong>Berliner</strong>. Zusehen<br />
bekamen sie unter anderem Infotafeln,<br />
die die Aktivisten an den Wänden<br />
der Touri-Schlafzimmer hängten.<br />
Eine hatte viele Punkte, die angeblich<br />
die Anzahl der Ferienwohnungen<br />
in Neukölln und Kreuzberg<br />
zeigen. Die zweite Tafel informierte<br />
über den Wohnungsbesitzer. Ein<br />
Mann namens Mario, der wohl insgesamt<br />
acht Wohnungen bei Airbnb<br />
anbietet. „Ferienwohnungen klauen<br />
notwendigen Wohnraum und treiben<br />
die Mieten in die Höhe“, sagte<br />
Aktivistensprecher Max Gebhardt.<br />
Der Neuköllner Vermieter wäre das<br />
beste Beispiel dafür. Doch die Aktivisten<br />
hatten den Falschen gewählt.<br />
„Dessen Ferienwohnung in der Hobrechtstraße<br />
ist legal“, teilte das Bezirksamt<br />
Neukölln am Montag auf<br />
Anfrage mit. „Es sind genehmigte<br />
Gewerberäume, die keinen benötigten<br />
Wohnraum wegnehmen.“<br />
Die Schau der Aktivisten in der<br />
Ferienwohnung sollte einige Tage<br />
dauern. Doch die offenbar von der<br />
Hausverwaltung alarmierte Polizei<br />
verhinderte dies, versiegelte am<br />
Sonntagabend die Räume. „Wir ermitteln<br />
jetzt wegen des Verdachts<br />
des Wohnungseinbruches und des<br />
Verstoßes gegen das Versammlungsrecht“,<br />
sagte ein Polizeisprecher.<br />
TOM WLASCHIHA<br />
ließ sich den Abschluss nicht entgehen.<br />
Am Montagabend besuchte er<br />
als unser Mann in der Serie„Game of<br />
Thrones“ die vomPay-TV-Sender Sky<br />
veranstaltete Kinopremiere der letzten<br />
Folge in der Kulturbrauerei. Wlaschiha<br />
hatte in der zweiten Staffel der<br />
epochalen Serie als Jaqen H’ghar bescheiden<br />
in einer Nebenrolle angefangen,<br />
die sich dann in der fünften<br />
und sechsten Staffel zur Hauptrolle<br />
auswuchs. Inder siebten Staffel kam<br />
er nicht vor, so dass die Fans voriges<br />
Jahr während der Dreharbeiten zum<br />
Abschluss entzückt feststellten, dass<br />
Wlaschiha sich in Sevilla herumtrieb,<br />
in der Nähe eines wichtigen Drehorts<br />
also. Das Lustige daran: Die Produzenten<br />
haben die Fans damit auf die<br />
falsche Fährte geführt! Wlaschiha<br />
und andere Schauspielerkollegen<br />
wurden sogar in Kostüm und Maske<br />
an den Drehort gestellt, um von der<br />
tatsächlich geplanten Handlung abzulenken.<br />
Der<strong>Berliner</strong> ist heute amüsiert<br />
über das gelungene Versteckspiel.<br />
Für die Karrieredes 45-Jährigen<br />
war „Game of Thrones“ ein großes<br />
Glück: „Wir Schauspieler leben nun<br />
mal vonunserer Bekanntheit. Ichbin<br />
den Produzenten also für diese<br />
Chance sehr dankbar.“Wlaschiha beklagt<br />
sich nicht darüber, dass er täglich<br />
mehrfach um gemeinsame Selfies<br />
gebeten wird: „Ich nehme das als<br />
Kompliment.“ Gefragt nach dem Geheimnis<br />
des Erfolgs der Serieverweist<br />
er auf die Qualität der meisten Drehbücher:<br />
„Das ist eine sehr komplex<br />
geschriebene Parallelwelt, wo für jeden<br />
was dabei ist.“ Einkapitaler Fehler,der<br />
immer noch oft gemacht wird,<br />
ist in GoT vermieden worden: „Auf<br />
gar keinen Fall darf man das Publikum<br />
unterfordern, denn dann langweilt<br />
es sich und bleibt weg.“ FürWlaschiha<br />
als Zuschauer steckt ein Großteil<br />
des Spaßes an so einem folgenreichen<br />
Werk in den Diskussionen<br />
zwischen den einzelnen Folgen: „Die<br />
Gespräche mit Freunden und Familie<br />
darüber, wie es wohl weitergeht, gehören<br />
dazu.“ Der Schauspieler versteht<br />
die Fans,die so gernmehr als die<br />
72 Stunden und 16 Minuten„Game of<br />
Thrones“ gehabt hätten, die es<br />
schließlich geworden sind. Aber nicht<br />
nur: „Ich finde, eswar eine richtige<br />
Entscheidung der Produzenten, es<br />
jetzt zu beenden, wo die Serie soeinen<br />
Hype erlebt. Zu oft wird bei Serien<br />
der richtige Moment für das<br />
Ende verpasst.“ Wlaschiha steht gerade<br />
in Prag und in Frankreich für die<br />
zweite Staffel der Serie„DasBoot“ als<br />
Kriminalrat Hagen Forster vorder Kamera.<br />
In der zweiten Jahreshälfte soll<br />
dann auf Amazon Prime die neue<br />
Staffel der Serie„Jack Ryan“ mit ihm<br />
in einer geheimnisvollen Rolle herauskommen.<br />
Am Ende die Ablenkung<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
TomWlaschiha erlebt gemeinsam<br />
mit den Fans im Kino den Abschied<br />
von der letzten Folge<br />
„Game of Thrones“<br />
TomWlaschiha ist <strong>Berliner</strong> und als Jaqen<br />
H’ghar quasi unser Mann bei GoT.<br />
Schauspielerin Katrin Wrobel zählt zu den<br />
großen GoT-Fans. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />
Zwei, die es bis ans Ende von Game of Thrones geschafft haben: Jon Snow (Kit Harington)<br />
und Daenerys Targaryen (Emilia Clarke)<br />
HBO<br />
KATRIN WROBEL<br />
ist eine Geisel der berühmtesten<br />
Fernsehserie der Welt: „Als ich das<br />
erste Mal Game of Thrones anschaute,<br />
habe ich nicht mit so einem<br />
Mix aus Fantasy und Mittelalter<br />
gerechnet. In den ersten Folgen<br />
irritierte mich das sehr.Irgendwann<br />
habe ich mich reingefunden. Und<br />
dann steckte ich auch schon drin,<br />
konnte mich nicht mehr davon lösen.“<br />
Die Serie ließ sie nicht vom<br />
Haken, immer wieder saß die<br />
Schauspielerin, die auch als Model<br />
arbeitet und mal Miss Germany<br />
war,aus quälender Neugier vordem<br />
Fernseher: „Natürlich wollte ich<br />
wissen, wohin sich die verschiedenen<br />
Charaktere entwickeln. Ich war<br />
richtig gefesselt.“ In vernünftigeren<br />
Momenten versuchte sie sich allerdings<br />
einzureden: „Es ist doch bloß<br />
eine Serie!“ Auf eine Lieblingsfigur<br />
mag sie sich nicht festlegen: „Für<br />
mich war das Ensemble der Star.“<br />
Wer in ihrer Gegenwart Geheimnisse<br />
der Handlung ausplauderte,<br />
bevor sie die entsprechenden Folgen<br />
gesehen hatte, musste mit keinem<br />
großen Zorn rechnen: „Aber<br />
bei Star Wars sollte sich das besser<br />
niemand erlauben!“<br />
SIMON-PAUL WAGNER<br />
ist selbst durch eine Serie bekannt<br />
geworden – in„Marienhof“ in der<br />
ARD spielte er die Hauptrolle des<br />
Marlon Berger. Mit den aktuell besonders<br />
gehypten Serien kann er jedoch<br />
nichts anfangen. Bei„Game of<br />
Thrones“ war es besonders schlimm:<br />
„Diese Seriebedeutetfür mich absoluten<br />
Nerventerror. Ich werde nämlich<br />
von Freunden und Bekannten<br />
ständig genervt, dass ich das unbedingt<br />
schauen muss, weil es so unglaublich<br />
gut gemacht ist. Selbst<br />
Leute, die sonst nie etwas mit Drachen<br />
schauen, wurden vom GoT-<br />
Fieber voll erwischt.“ Wagner hat es<br />
mal versucht: „Ich habe bisher nur<br />
eine einzige Folge gesehen. Diefand<br />
ich auch sehr gut, aber ich habe<br />
nicht die Zeit, das alles anzuschauen.<br />
Ichweiß nicht mal, wie die<br />
Königin heißt.“ Die Einladung zum<br />
Anschauen der letzten Folge hat er<br />
gern angenommen. Ihm tun die<br />
Fans leid, die wegen des Endes barmen:<br />
„Von mir aus soll das weiter<br />
produziert werden. Im Freundeskreis<br />
sehe ich nur noch weinende<br />
Leute, die fertig mit der Welt sind,<br />
weil sie nicht wissen, was sie künftig<br />
mit ihrer Freizeit anfangen sollen.“<br />
WasSerien anbelangt, ist Wagner als<br />
Zuschauer in den Neunzigern hängengeblieben:<br />
„Die letzte Serie, die<br />
ich am Stück gesehen habe, war<br />
’Eine schrecklich nette Familie’ über<br />
den Schuhverkäufer Al Bundy. Das<br />
habe ich geliebt!“<br />
POLIZEIREPORT<br />
Mann ins Gleisbett geschubst.<br />
Beieiner Auseinandersetzung mit einem<br />
Unbekannten auf dem S-Bahnhof<br />
Wittenau stürzte in der Nacht<br />
zum Montag ein 43-jähriger Mann<br />
ins Gleisbett. Während des Streits<br />
hatte der Unbekannte dem Opfer zunächst<br />
mit der Faust ins Gesicht geschlagen.<br />
Anschließend stieß er ihn<br />
ins Gleisbett und flüchtete.Zeugen<br />
informierten den Triebwagenführer<br />
einer herannahenden S-Bahn, so<br />
dass er den Zugrechtzeitig anhielt.<br />
Reisende halfen dem Mann aus dem<br />
Gleisbett. Er wurde leicht verletzt.<br />
Kind angefahren.<br />
Beieinem Verkehrsunfall in Hakenfelde<br />
wurde ein Kind am Sonntag<br />
schwer verletzt. Nach bisherigen Ermittlungen<br />
war ein 55-jähriger Autofahrer<br />
gegen 17.50 Uhrmit seinem<br />
Hyundai auf der Mertensstraße in<br />
Richtung Streitstraße unterwegs.<br />
Kurz vorder Einmündung Pepitapromenade<br />
fuhr ein Junge mit einem<br />
Roller vonlinks auf die Fahrbahn.<br />
Dabei wurde er vondem Auto<br />
erfasst. Beidem Aufprall stürzte der<br />
Zehnjährige auf die Motorhaube<br />
und schlug mit dem Kopf gegen die<br />
Windschutzscheibe.Das Kind wurde<br />
mit schweren Verletzungen am Kopf<br />
und am Rumpf in ein Krankenhaus<br />
gebracht. Polizisten stellten fest,<br />
dass der Autofahrer Alkohol getrunken<br />
hatte.Ein Atemtest ergab einen<br />
Wert vonrund0,6 Promille.<br />
Fuchs erschossen.<br />
Polizeibeamte wurden am Montagnachmittag<br />
gegen 15.40 Uhrauf einen<br />
verletzten FuchsinLichtenrade<br />
aufmerksam. Da dasTier starkblutete<br />
und sich nicht mehr selbstständig<br />
bewegen konnte,zogen Polizisten<br />
das Tier vonder Fahrbahn des<br />
Lichtenrader Damms auf den begrünten<br />
Mittelstreifen und erlösten<br />
es dortmit einem gezielten Schuss<br />
vonseinen Qualen.<br />
Kleintransporter angezündet.<br />
Unbekannte habenamfrühen Montagmorgen<br />
in Friedrichshain einen<br />
Kleintransporter angezündet. Kurz<br />
vor3Uhr bemerkte ein Autofahrer<br />
den brennenden VW Caddyeines<br />
Hausmeisterservices in der Friedenstraße<br />
und alarmierte die Feuerwehr,die<br />
die meterhohen Flammen<br />
löschte.Wegen des Verdachts eines<br />
politischen Motivs übernahm der<br />
Staatsschutz die Ermittlungen.<br />
Sprayer erwischt.<br />
An den Gleisanlagen des S-Bahnhofs<br />
Wannsee sind am Sonntagvier<br />
Sprayerfestgenommen worden. Vier<br />
ihrer Komplizen flüchteten. Siehatten<br />
eine abgestellte S-Bahn auf einer<br />
Fläche von85Quadratmeternbesprüht.<br />
(ls.)<br />
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Japanischer Buddha<br />
„Daibutsu“<br />
Diese Buddha Statue ist dem Daibutsu (= großer Buddha)<br />
nachempfunden. Sie wurde im Steingussverfahren<br />
hergestellt und mit einem Antikfinish veredelt.<br />
Ein Kunstwerk, das Weisheit und Mitgefühl mit allem<br />
Lebendigen ausstrahlt.<br />
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Katze mit Jungem<br />
Hier hat offenkundig ein Katzenkenner<br />
modelliert: Bis ins Detail sind Blick und<br />
Gestus der Katzenmutter und ihres<br />
kleinen Kätzchens eingefangen.<br />
Skulptur in feiner Bronze, von Hand<br />
patiniert.<br />
Material: Bronze<br />
Maße: 11 ×16×9cm<br />
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Kiwi<br />
Eine Filigranarbeit, die Geduld und<br />
Geschick gleichermaßen fordert.<br />
Aus einer Vielzahl dünngeschnittener Bleche<br />
entsteht das aufgeplusterte Federkleid des<br />
neuseeländischen Vogels, der auch bei<br />
afrikanischen Künstlern Anklang findet.<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
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Berlin<br />
Werbung<br />
mit<br />
Baseballschläger<br />
Kritik an den Jusos für<br />
Europa-Wahlplakat<br />
Die <strong>Berliner</strong> Jusos ernten auch<br />
aus der eigenen Partei heftige<br />
Kritik für ein Foto, mit dem sie auf<br />
Facebook für die Europawahl am 26.<br />
Mai werben. Auf dem Bild hält eine<br />
Frau im Europa-Pulli einen Baseballschläger<br />
in den Händen. Daneben<br />
steht der Slogan:„Nationalismus eiskalt<br />
abservieren!“<br />
SPD-Landeschef und Regierender<br />
Bürgermeister Michael Müller<br />
distanzierte sich am Montag deutlich<br />
von der Wahlwerbung der SPD-<br />
Jugendorganisation. Das Motiv<br />
könne als Aufruf zur Gewalt „missverstanden<br />
werden“. Die SPD bedauere<br />
das sehr, die Jusos agierten<br />
eigenständig. „Nicht jedes Mittel<br />
heiligt den Zweck“, so Müller. „Hier<br />
wurde eindeutig über das Ziel hinausgeschossen.“<br />
Auch Stefan Evers, Generalsekretär<br />
der <strong>Berliner</strong> CDU, kritisierte das<br />
Bild scharf. „Ich halte nichts vonNationalisten<br />
–aber noch weniger davon,<br />
politische Debatten mit dem<br />
Baseballschläger zu führen!“ Georg<br />
Pazderski, AfD-Fraktionsvorsitzender<br />
im Abgeordnetenhaus, attestierte<br />
den Jusos ein Demokratiedefizit:<br />
„Mit dem Baseballkeulen-Bild<br />
stellen sich die Jusos intellektuell in<br />
eine Reihe mit Skinheads und Hooligans.“<br />
Die Landesvorsitzende der Jusos,<br />
Annika Klose, erklärte am Montag,<br />
das Bild lasse „Interpretationsspielräume<br />
offen“ und werfe Fragen auf.<br />
„Kurzum: Es ist provokant –und das<br />
war auch unsereAbsicht.“ Manwolle<br />
insbesondere junge Leute wachrütteln,<br />
damit sie an der Wahl teilnehmen.<br />
Gewalt sei für die <strong>Berliner</strong> Jusos<br />
aber kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.<br />
Im Netz sind die Reaktionen auf<br />
das Bild geteilt: DieKommentarereichen<br />
von „abstoßend“, „übel“ und<br />
„unwürdig“ bis hin zu„sehr gut“ und<br />
„klareKante gegen rechts“. (ann.)<br />
Mit diesem Bild werben die <strong>Berliner</strong> Jusos<br />
für die Europawahl.<br />
JUSOS BERLIN<br />
Oldtimer sind ein Hobby<br />
für reiche Leute. Doch<br />
am Freitag dieser Woche<br />
wird dieser Grundsatz<br />
außer Kraft gesetzt. Bei einer Auktion<br />
des Bezirksamts Lichtenberg<br />
kann jeder Autoliebhaber, der ein<br />
paar Euro übrig hat, seinen Oldtimer<br />
ersteigern. Stellvertretend für<br />
alle <strong>Berliner</strong> Bezirke sucht Lichtenberg<br />
neue Besitzer für fast 300<br />
Fahrzeuge, die von den Ordnungsbehörden<br />
sichergestellt worden<br />
sind. Zumeist sind es Autos und<br />
Motorräder, die an Straßenrändern<br />
standen und vom Halter<br />
nicht mehr abgeholt wurden.<br />
Derzeit befinden sich alle Fahrzeuge<br />
auf einem großen Abstellplatz<br />
der Firma Gollnau in Wandlitz.<br />
Dort stehen betagte Sportwagen<br />
und Raritäten neben Klapperkisten,<br />
Wohnmobilen und alten<br />
Imbisswagen. Interessenten können<br />
die Fahrzeuge in dieser Woche<br />
am Donnerstag von von 9bis 17<br />
Uhr und am Freitag von 9bis 12<br />
Uhr besichtigen. Die Spielregeln<br />
im Vorfeld der Versteigerung legen<br />
fest, dass die Autos auf keinen Fall<br />
geöffnet werden dürfen. Wer mitbietet,<br />
muss die Katze im Sack<br />
Eine sportliche, 35 Jahre alte<br />
GMC Corvette XX ist bei der<br />
Versteigerung im Angebot,<br />
ebenso ein 42 Jahre altes<br />
MB Hymerwohnmobil S 660.<br />
In der Rubrik Motorrad zählt<br />
eine Honda Goldwing mit<br />
Erstzulassung von 1984 zu<br />
den Schmuckstücken.<br />
Liebe geht durch den Wagen<br />
Corvette oder Honda Goldwing: Bezirksamt versteigert 300 Oldtimer<br />
Deutschland: Die Zahl der Oldtimer hierzulande<br />
ist erneut gestiegen. Zum 1. Januar<br />
2019 zählte das Kraftfahrt-Bundesamt<br />
(KBA) eigenen Angaben zufolge536 515<br />
Fahrzeuge, die 30 Jahre oder älter waren.<br />
Das sind 58 765 mehr als ein Jahr zuvor.<br />
Der häufigste Oldtimer ist der VW-Käfer.<br />
Definition: Oldtimer sind für das KBAFahrzeuge,<br />
die vormindestens 30 Jahren erstmals<br />
zugelassen wurden, weitestgehend dem<br />
Originalzustand entsprechen, in einem guten<br />
Zustand sind und zur Pflegedes kraftfahrzeugtechnischen<br />
Kulturgutes dienen.<br />
kaufen. Für die meisten Autos gibt<br />
es ohnehin keine Schlüssel mehr.<br />
Als Beispiele für hochwertige<br />
oder seltene Fahrzeuge nennt der<br />
Bezirk Lichtenberg eine schwarze<br />
GMC Corvette XX mit Erstzulassung<br />
von 1984 und ein Oldtimer-<br />
Motorrad Honda Goldwing aus<br />
demselben Jahr. Für Romantiker,<br />
BEZIRKSAMT LICHTENBERG<br />
KÄFER, ENTE & CO<br />
Berlin: Insgesamt sind in der Hauptstadt<br />
15 700 Oldtimer unterwegs, so das KBA. Im<br />
Vorjahr waren es noch knapp 14 300. Rund<br />
1000 Oldtimer in Berlin haben 60 Jahre<br />
oder mehr auf dem Buckel. Rund 6600 der<br />
Fahrzeugewaren jünger als 40 Jahre.<br />
Kennzeichen „H“: Liegt das Erstzulassungsdatum<br />
eines Fahrzeugs mindestens 30 Jahre<br />
zurück, kann dessen Besitzer ein „H“-Kennzeichen<br />
beantragen und zahlt dann weniger<br />
KfZ-Steuer.Dieswirdallerdings nur erteilt,<br />
wenn dasFahrzeug weitgehend dem Original<br />
entspricht und in einem guten Zustand ist.<br />
die sich nach einem Hippie-Urlaub<br />
in der freien Natur sehnen, ist<br />
ein farblich leicht verblasstes MB<br />
Hymer-Wohnmobil S660 aus dem<br />
Jahr 1977 im Angebot. Zu den reizvollen<br />
Fahrzeugen neueren Datums<br />
zählen ein Audi A 3 TFSI<br />
(Erstzulassung 2013), ein BMW<br />
218 D (Erstzulassung 2015) und<br />
ein Jeep Cherokee (Erstzulassung<br />
2017).<br />
DieVersteigerung wird amFreitag<br />
ab 13.30 UhrimSaal der Bezirksversammlung<br />
Pankow inder Fröbelstraße<br />
17 stattfinden. AusSicherheitsgründen<br />
sind höchstens 150 Bieter<br />
zugelassen. Das Mindestgebot pro<br />
Fahrzeug liegt bei 100 Euro, dann<br />
wird in50-Euro-Schritten weitergeboten.<br />
Falls der Bieterwettstreit die<br />
1000-Euro-Marke überschreitet,<br />
geht es in 100-Euro-Schritten weiter.<br />
Teilnehmer, die ein bestimmtes<br />
Schmuckstück unbedingt ersteigern<br />
wollen, können auch höhere Angebote<br />
jenseits der festgelegten Zwischenschritte<br />
abgeben. So kamesbei<br />
einer vorangegangen Auktion im Jahr<br />
2016 zu der kuriosen Situation, dass<br />
ein Teilnehmer 15 000 Euro für einen<br />
Hyundai iX35 bezahlte, obwohl der<br />
Neupreis nur 2000 Euro höher gelegen<br />
hätte. Das Auto hatte zuvor zwei<br />
Jahre lang auf einem öffentlichen<br />
Parkplatz gestanden.<br />
MikeWilms<br />
träumt seit Jahren voneinem<br />
Hippie-Wohnmobil.<br />
Gericht lehnt<br />
Ghettorente<br />
für Roma ab<br />
<strong>Berliner</strong> Richter entscheiden<br />
Musterverfahren<br />
Das Sozialgericht Berlin hat in einem<br />
Musterverfahren entschieden,<br />
dass Angehörigen der Roma aus<br />
Serbien und Nordmazedonien keine<br />
sogenannte Ghettorente zusteht. Es<br />
habe laut einem historischen Gutachten<br />
während der NS-Besatzung<br />
in den Ländern keine Ghettos für<br />
Roma gegeben, begründete das Gericht<br />
das am Montag veröffentlichte<br />
Urteil. Die 1934 geborene Klägerin<br />
aus Serbien hat demnach gegenüber<br />
der Deutschen Rentenversicherung<br />
keinen Anspruch auf Zahlung einer<br />
Altersrente.(Az.S11 R198/17)<br />
In den vergangenen Jahren<br />
machten laut Gerichtmehrere Angehörige<br />
der Roma aus dem ehemaligen<br />
Jugoslawien Ansprüche auf sogenannte<br />
Ghettobeitragszeiten geltend.<br />
In diesem Fall wären Rentenzahlungen<br />
die Folge. Die<br />
Rentenversicherung bestreitet aber,<br />
dass es überhaupt Ghettos im Sinne<br />
des Gesetzes gegeben habe. Diese<br />
Auffassung bestätigte nun das vom<br />
Gericht eingeholte historische Gutachten.<br />
Dievon der Klägerin und anderen<br />
Betroffenen in Parallelverfahren<br />
gemachten Angaben zu ihrer<br />
Verfolgung könnten die Existenz von<br />
Ghettos nicht belegen, erklärte das<br />
Sozialgericht. Dies gelte umso mehr,<br />
als ihre Erklärungen weder „in Einklang<br />
mit den historischen Fakten“<br />
stünden noch persönlich oder individuell<br />
erschienen. Es sei vielmehr<br />
denkbar,dass den Klägern„vorgefertigte<br />
Erklärungen ohne Bezug zum<br />
individuellen Verfolgungsschicksal<br />
zur Unterschrift vorgelegt“ worden<br />
seien. Das Urteil ist noch nicht<br />
rechtskräftig. (AFP)<br />
LOTTO-QUOTEN<br />
Lotto-Zahlen:<br />
10 -13-16-20-24-28, Sz. 32<br />
QUOTEN<br />
Klasse 1: unbesetzt x2652 000,70 Euro<br />
Klasse 2: 7x220 445,60 Euro<br />
Klasse 3: 79 x9766,50Euro<br />
Klasse 4: 747 x3098,60 Euro<br />
Klasse 5: 4566 x168,90 Euro<br />
Klasse 6: 41 582 x37,10 Euro<br />
Klasse 7: 76 833 x20,00 Euro<br />
Klasse 8: 719 859 x9,60 Euro<br />
Klasse 9: 527 112 x5,00 0Euro<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
Unionsteht kurz<br />
vor der1.Liga.<br />
Wir<br />
drücken euch<br />
die Daumen<br />
für die<br />
Relegation!<br />
SO SCHREIBTMAN BERLIN.<br />
GEMEINSAM HOFFEN WIR<br />
AUF EINE LANGE PARTY.<br />
berliner-zeitung.de
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 15<br />
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Brandenburg<br />
Der Dorfkrug<br />
wird zum<br />
Wahllokal<br />
Wirt Gerd Neumann ist bei<br />
der Europa-Wahl im Einsatz<br />
VonSilkeNauschütz, Bagenz<br />
Zugezogen aus Cottbus: der Bagenzer<br />
GastwirtGerd Neumann<br />
DPA/PLEUL<br />
Wenn Gastwirt Gerd Neumann<br />
am kommenden Sonntag im<br />
„Dorfkrug“ von Bagenz (Spree-<br />
Neiße) von seiner Frau Silke Kaffee<br />
und Bier ausschenken lässt, wirdnebenan<br />
im Saal schon einiges los sein.<br />
Der zweite Raum seines Gasthauses<br />
im kleinen südbrandenburgischen<br />
Ortist pünktlich zu den Kommunalund<br />
Europawahlen zur Stimmabgabe<br />
umgeräumt worden. In Bagenz<br />
werden die Kandidaten für den<br />
Kreistag, der Ortsvorsteher und die<br />
Gemeindevertreter gewählt und für<br />
die Europawahl abgestimmt.<br />
Neumann macht das wie in jedem<br />
Wahljahr: ein langer Tisch mit<br />
sieben Stühlen steht rechts im Raum<br />
für denWahlvorstand bereit, die zwei<br />
Wahlurnen mit Kabine werden am<br />
Freitag vorher gebracht. „Ich rechne<br />
eigentlich mit etwa 70 Prozent Wahlbeteiligung“,<br />
sagt Neumann, der<br />
wieder Wahlvorsteher ist.<br />
Schon vor dem Mauerfall hatte<br />
Neumann Wahlen mitbegleitet.<br />
Nach der Wende, seit 1994, ist der<br />
Kneipier fast durchgängig Wahlhelfer<br />
–und zwar für jedeWahl, ob Kommunal-<br />
Europa- oder Landtagswahl.<br />
Den Wahlvorstand aus Alteingesessenen<br />
des Ortes zusammenzubekommen<br />
war bis vorwenigen Jahren<br />
nicht einfach, erzählt Neumann.<br />
„Meist waren es Zugezogene wie ich,<br />
die in den Wahlvorstand gingen.“<br />
Dashabe sich mittlerweile etwas geändert.<br />
In diesem Jahr seien es mehr<br />
Ur-Bagenzer. Der Chef der Feuerwehr<br />
und seine Frau sowie eine Pflegehelferin<br />
hätten sich für den Wahlvorstand<br />
gemeldet. Ob es daran<br />
liege, dass die Einheimischen sich<br />
mehr für ihre Belange einsetzen<br />
wollten, kann der Gastwirt nicht so<br />
genau ausmachen. DieStraße im Ort<br />
solle seit Jahren erneuert werden,<br />
der Lkw-Verkehr über die Dörfer<br />
habe zugenommen. „Das sind Themen,<br />
die hier interessieren.“<br />
EinZugezogener<br />
Gastwirt Neumann sagt, er habe ein<br />
gutes Verhältnis zu den Einwohnern,<br />
ihm fehle aber ein „entscheidendes<br />
Gen“. Der Cottbuser Kneipier ist ein<br />
Zugezogener. Zwar leben und arbeiten<br />
Gerd Neumann und seine Frau<br />
Silke seit 25 Jahren in Bagenz und<br />
sind anerkannt im Ort. „Wir werden<br />
aber nie richtig dazugehören, wir<br />
sind hier nicht geboren“. Dasmache<br />
auf dem Land tatsächlich einen Unterschied.<br />
In Brandenburg werden in diesem<br />
Jahr 27 000 Wahlhelfer eingesetzt.<br />
Die Wahlbeteiligung sei stark<br />
von Kombinationen abhängig, sagt<br />
Bettina Cain, Sprecherin der Landeswahlleitung.<br />
An einer alleinigen Europawahl<br />
hätten in den vergangenen<br />
Jahrzehnten etwa 30 Prozent teilgenommen.<br />
In Kombination mit Kommunalwahlen<br />
waren es schon knapp<br />
50 Prozent. Sind Kommunalwahl<br />
und Bundestagswahl an einem Tag,<br />
wie im Jahr 1998, steige die Zahl der<br />
Wähler sogar bis auf 80 Prozent. „Die<br />
Leute ordnen das für sich selber ein,<br />
welche Wahl für sie persönlich wichtig<br />
ist“, sagt sie. (dpa)<br />
Zum Wohl der Erdmännchen und Eichhörnchen<br />
VonChristian Bark, Potsdam<br />
Die Blütenköchin<br />
Veilchen-Honig zu Lachs oder Lavendel-Zimt zur Ente: Martina Göldner-Kabitzsch macht das Essen bunter<br />
VonTorsten Müller,Schöneiche<br />
Es blüht endlich wieder im<br />
Garten der Manufaktur von<br />
Blythen in Schöneiche<br />
(Oder-Spree). Gänseblümchen,<br />
Löwenzahn, Rosen, Lavendel.<br />
So kann die Chefin Martina Göldner-<br />
Kabitzsch für einen Moment Löffel,<br />
Kelle und Nudelsieb in ihrer Küche<br />
beiseite legen, mit der Pflanzenschere<br />
hinaus in den Garten treten<br />
und sich ein paar frische lila, weiße,<br />
rote und gelbe Farbsprengsel für ihre<br />
Tagliatelle mit Zitronenlavendel und<br />
Pesto direkt vom Beet holen. „Da<br />
gönnen wir uns doch gleich mal das<br />
ganze bunte Konfetti“, sagt die 53-<br />
Jährige.„Dasist nicht nur schön fürs<br />
Auge. Esist auch ein ganz besondererGenuss<br />
für den Gaumen.“<br />
Martina Göldner-Kabitzsch hat<br />
sich in einem langjährigen Self-<br />
Made-Lernprozess zu einer professionellen<br />
und vielseitigen Blütenköchin<br />
ausgebildet und daraus einen<br />
Beruf gemacht, von dem sie gut leben<br />
kann. Ihre Freude an der Vielfalt<br />
der Natur, ihre Entdeckungslust in<br />
fernen Ländern, ihre Liebe zum Kochen<br />
und Backen, das Interesse an<br />
alten Rezepten und ihr Mut, sich<br />
auszuprobieren und stets nach<br />
neuen Wegen zu suchen –all das ist<br />
in ihreLebensmittelmanufaktur eingeflossen,<br />
die sie vorgut 15 Jahren im<br />
ehemaligen Forstamtsgebäude von<br />
Schöneiche eingerichtet hat.<br />
Dortstellt sie mit mittlerweile vier<br />
Mitarbeitern nicht nur ein breites<br />
Spektrum an Gewürzen, Marinaden,<br />
Soßen, Senfvariationen, Sirup oder<br />
Aufstrichen her, die vor Ort und im<br />
Internet verkauft werden. Dort betreibt<br />
sie auch ein Blütencafé und<br />
eine Blütenkochschule, mit denen<br />
sie ihre Mission gern unters Volk<br />
bringt.<br />
Berufaus Leidenschaft<br />
Ob herzhaft oder süß, duftend oder<br />
dekorativ, obfein gemahlen oder als<br />
„ganze Frucht“ –Martina Göldner-<br />
Kabitzsch weiß, wie Dutzende von<br />
Blumen aus dem eigenen Garten,<br />
aber auch exotische Pflanzen aus aller<br />
Welt den Frühstücksaufstrich,<br />
den Mittagstisch, das Kaffeegebäck<br />
oder die Eiskreation zum Nachtisch<br />
reicher und raffinierter machen können.<br />
Im Prinzip hat die gelernte<br />
Krankenschwester ihre Leidenschaft,<br />
die ihr lange Zeit ein Ausgleich<br />
zu Beruf und Familie war, in<br />
einen Topf geschmissen und daraus<br />
Schritt für Schritt das extravagante<br />
und darüber hinaus auch noch sehr<br />
erfolgreiche Unternehmen gemacht.<br />
Dabei ist ihreBlüten-Manufaktur<br />
beileibe kein geheimes Labor. Das<br />
Herzstück ist eine freundliche, helle<br />
Küche mit Töpfen in allen Größen,<br />
mit jeder Menge Rührbesteck und<br />
Kellen an Wandhaken. Auf den Tischen<br />
stehen dazu noch ein, zwei<br />
Ein Händchen für Farben: Martina Göldner-Kabitzsch<br />
Produkte: Mehr als 20 Produkte<br />
gehören zum Stammsortiment<br />
der Schöneicher<br />
Manufaktur vonBlythen.<br />
Darunter sind Spezialitäten<br />
aus Rosen-, Lavendel- oder<br />
Veilchenblüten. Aber auch<br />
Jasmin und Hibiskus werden<br />
mit verschiedenen Früchten<br />
kombiniert. Rosen-Lachsbeize,<br />
Hibiskusblüten-Sirup,<br />
Jasmin-Pflaumen-Soße und<br />
Veilchen-Honig-Senf stehen<br />
zum Beispiel im Angebot.<br />
Thermomixer und ganz gewöhnliche<br />
elektrische Kaffeemühlen für die<br />
Verarbeitung von frischen oder getrockneten<br />
Blüten. „Das ist eigentlich<br />
auch schon alles,womit wir han-<br />
Hunderte Tierpatenschaften ermöglichen Projekte in märkischen Zoos<br />
EIN FEST DER ROSEN<br />
Bestellung: Die Gewürze,<br />
Marinaden, Gelees, Rosenblütensirup<br />
oder Veilchen-<br />
Honig-Senf können online<br />
unter www.von-blythen.de<br />
bestellt oder direkt im Manufaktur-Geschäft<br />
in der Brandenburger<br />
Straße 65,<br />
15566 Schöneiche, erworben<br />
werden. In Berlin gibt es<br />
die Spezialitäten aus Schöneiche<br />
in Coledampf’sCultur<br />
Centrum in der Uhlandstraße<br />
54/55.<br />
GERD ENGELSMANN<br />
Preise: Gewürze gibt es ab<br />
7,90 Euro, Aufstriche ab<br />
8,90 Euro. Wermehr<br />
möchte als nur einkaufen,<br />
der sollte freitags zu der Manufaktur<br />
in Schöneiche kommen.<br />
Dann hat das Café von<br />
12 bis 18 Uhr geöffnet, mit<br />
selbstgebackenem Kuchen<br />
und kleinen Leckereien aus<br />
der Blütenküche. Am 16.<br />
Juni lädt die Manufaktur von<br />
Blythen von14bis 17 Uhr<br />
zum Rosenfest ein.<br />
Da freut sich das Erdmännchen: Dank<br />
Spenden gibt’sein neues Heim.<br />
DPA<br />
tieren. Hier ist alles Handarbeit, hier<br />
ist nichts Zauberei“, sagt die Chefin,<br />
während sie den frisch gezupften<br />
Blütenmix aufs Nudelnest streut. Es<br />
ist ein Gericht, das sie für den nächsten<br />
Kochlehrgang schon einmal für<br />
sich und ihre Mitarbeiter ausprobiert.<br />
Auch wenn sie ein paar Rezeptgeheimnisse<br />
für ihre Gelees und Marmeladen,<br />
für die Zusammensetzung<br />
von Rosenblütenpfeffer und Lavendelzimt<br />
hütet, so versteht sich die<br />
Blütenexpertin doch auch als eine<br />
Botschafterin ihrer Profession. Sie<br />
möchte, dass der Zutatenmix, den<br />
das heimische Blumenbeet vom<br />
Frühjahr bis in den Herbst hinein zur<br />
Verfügung stellt, wieder stärker für<br />
eine gesunde und bewusste Zubereitung<br />
von Speisen genutzt wird. „Das<br />
ist ja nicht neu, das haben unsere<br />
Altvorderen ganz selbstverständlich<br />
gemacht“, sagt sie.<br />
In mehreren Büchernhat Martina<br />
Göldner-Kabitzsch ihre langjährige<br />
Beschäftigung mit dem Thema verarbeitet.<br />
Sie gibt gern Tipps zum<br />
Nachmachen und eigenen Kreieren.<br />
„Die meisten Blüten sind essbar“,<br />
sagt sie, „aber eben doch nicht alle.<br />
Und natürlich dürfen die Blumen<br />
nicht gespritzt sein.“ So könne man<br />
mit ein bisschen Wissen, mit viel<br />
Sorgfalt und vor allem mit der<br />
Freude am Variieren vonFarben, Gerüchen<br />
und Geschmacksnoten einfach<br />
und doch exklusiv für einen völlig<br />
neu gedeckten Tisch sorgen.<br />
Rein ökologisch<br />
Ob süßer Hibiskus, scharfe Kapuzinerkresse<br />
oder saureBegonie,obintensiv<br />
duftender Lavendel oder zarter<br />
Rosenhauch –für Martina Göldner-Kabitzsch<br />
ist es immer wieder<br />
faszinierend, aus dem „essbaren<br />
Garten“ ein Stück Exotik auf den Teller<br />
zu zaubern. Eine Rosenblütenmarinade<br />
zum Grillfleisch – das<br />
passt in ihrer Küche genauso wie frische<br />
Chrysanthemenblüten auf dem<br />
Steak, wie Veilchen-Honig zum<br />
Lachs oder Lavendel-Zimt für die<br />
Ente.<br />
Zumsüßen Buffet gehören bei ihr<br />
ganz selbstverständlich Joghurt-<br />
Törtchen mit Rosenzucker, Schokoladenkuchen<br />
mit fein gemahlenen<br />
Jasminblüten sowie Vanilleeis, auf<br />
dem kandierte Phlox- oder Hibiskusblüten<br />
für den fruchtigen Akzent sorgen.„Ich<br />
würde ja gernnoch mal was<br />
mit der wunderbaren asiatischen<br />
Osmantusblüte kreieren“, sagt die<br />
Blumenköchin. „Aber da fehlt mir<br />
bislang ein zuverlässiger Partner,der<br />
sie in Bioqualität herstellt.“ Denn<br />
egal, ob es Blumen von den eigenen<br />
Beeten sind, oder Extrakte und Aromen<br />
vonRosen aus Bulgarien, Orangen<br />
aus Sizilien, Lavendel aus der<br />
Provence und Jasmin aus Ägypten,<br />
die sie verarbeitet: Alle Pflanzenzutaten<br />
–auch die zugekauften –müssen<br />
aus reinem ökologischen Anbau<br />
stammen und somit so natürlich gewachsen<br />
sein wie die im Blumengarten<br />
gleich neben der Schöneicher<br />
Manufaktur.<br />
Brandenburgs Zoos nehmen<br />
jährlich tausende Euros aus<br />
Tierpatenschaften ein. Das Geld<br />
fließt zumeist in den Bauund die Erweiterung<br />
neuer Anlagen, wie eine<br />
Umfrage ergab. „Wir konnten dadurch<br />
unser Erdmännchengehege<br />
und unsere neue Meerschweinchenanlage<br />
bauen“, sagte Michael<br />
Niesler, Leiter des Tierparks in Perleberg<br />
(Prignitz). Der Förderverein<br />
des Parks erhält von den rund 100<br />
Tierpaten knapp 15 000 Euro im<br />
Jahr an Spenden.<br />
Eine Eichhörnchenanlage konnte<br />
durch Geld aus Tierpatenschaften<br />
im Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin<br />
(Ostprignitz-Ruppin) gebaut<br />
werden. „Wir können jedes Jahr weitere<br />
Besucher für eine Tierpatenschaft<br />
begeistern“, sagte Tierparkleiter<br />
Peter Manke. Über 100 seien es<br />
bereits. Zuden Paten gehörten neben<br />
Privatpersonen auch Firmen.<br />
„Zuletzt hat eine FirmaFuchs die Patenschaft<br />
über das Fuchsgehege<br />
übernommen“, berichtet Manke.<br />
Mitden Patenschaften zeigten die<br />
Leute ihre Verbundenheit zur Heimat<br />
und zum Tierpark, sagt Michael<br />
Niesler. Deshalb biete sein Park in<br />
Perleberg jedes Jahr den Tierpatentag<br />
an. Dann würden die Paten über<br />
das Gelände geführt und erhielten<br />
Informationen zu ihren Patentieren.<br />
Einen Patentag gibt es auch in<br />
Kunsterspring und im Cottbusser<br />
Zoo. „Das wird von den Paten sehr<br />
gut angenommen“, berichtet die<br />
kaufmännische Leiterin des Zoos,<br />
Una Wistuba. Wer eine Tierpatenschaft<br />
ab 200 Euro jährlich abschließe,erhalte<br />
eine Jahreskarte für<br />
den Zoo. Vondem Geld, das der Zoo<br />
von seinen gut 150 Paten einnimmt,<br />
wird Futter oder Spielzeug für die<br />
Tieregekauft.<br />
Futtermittel und Tierarztkosten<br />
begleicht auch der Wildpark Frankfurt<br />
(Oder) durch Spenden aus Tierpatenschaften.<br />
Rund 3500 Euro<br />
kommen dortjährlich durch die derzeit<br />
40 Paten zusammen, wie Leiter<br />
Jochen Hanschel informierte.<br />
Für die Zoos ist jede Zuwendung<br />
wichtig.„Sokönnen wir Projekte realisieren,<br />
die uns der kommunale<br />
Haushalt nicht erlauben würde“,<br />
sagte Peter Manke.Esgibt auch Einrichtungen,<br />
die auf Tierpatenschaften<br />
verzichten, etwa der Zoo Eberswalde<br />
(Barnim). „Wir bieten keine<br />
Tierpatenschaften an“, sagt Zoodirektor<br />
BerndHensch. (dpa)<br />
NACHRICHTEN<br />
Piraten reichen Beschwerde<br />
gegen Parité-Gesetz ein<br />
DieBrandenburger Piraten haben<br />
beim Landesverfassungsgericht Beschwerde<br />
gegen das Parité-Gesetz<br />
eingereicht. Außerdem strebt die<br />
Partei eine Klage gegen den Landtag<br />
an. DasGericht bestätigte am Montag<br />
den Eingang der entsprechenden<br />
Dokumente.Die Piraten kritisieren,<br />
dass das Gesetz die Gestaltungsfreiheit<br />
der Parteien einschränke und<br />
Transgenderpersonen diskriminiere,<br />
sagte Beschwerdeführer Thomas<br />
Bennühr.Bereits im Märzhatte die<br />
NPD laut Verfassungsgericht Beschwerde<br />
gegen das Gesetz eingereicht.<br />
Auch die FDP und die AfD erwägen<br />
rechtliche Schritte.Bennühr<br />
sieht in dem neuen Gesetz eine Ungleichbehandlung<br />
der Geschlechter.<br />
Personen des dritten Geschlechts<br />
hätten die Möglichkeit, als Mann<br />
oder Frau zu kandidieren, während<br />
biologischen Männernund Frauen<br />
nur jeweils eine Möglichkeit offen<br />
stünde.Transgenderpersonen müssten<br />
sich außerdem entscheiden, ob<br />
sie als Frau oder Mann kandidierten<br />
–und würden somit diskriminiert.<br />
Für kleinereParteien stellt das Gesetz<br />
laut Bennühr außerdem ein personelles<br />
Problem dar:Finden sich<br />
nicht genügend Personen der beiden<br />
zugelassenen Geschlechter für die<br />
Liste,wirddiese kürzer. (dpa)<br />
Zeichen gegen<br />
Bienensterben<br />
Die Biene darf nicht sterben. Am Montag<br />
warWeltbienentag.<br />
BDB<br />
DerBrandenburger Landtag will ein<br />
Zeichen gegen das Bienensterben<br />
setzen. Im Laufe der kommenden<br />
sechs Wochen werden auf dem Dach<br />
nahe des Fortuna-Portals am Eingang<br />
des Landtags zwei Bienenstöcke<br />
aufgestellt, wie ein Sprecher am<br />
Montag anlässlich des Weltbienentages<br />
sagte.Ein Imker aus der Region<br />
werdedie Bienen professionell betreuen<br />
und auch den Honig „ernten“.<br />
Im vergangenen Winter haben<br />
Imker in Berlin und Brandenburgeinen<br />
geringeren Teil ihrer Bienenvölker<br />
eingebüßt als im Winter davor.In<br />
Berlin lagen die Verluste bei 14 Prozent,<br />
in Brandenburgbei 12 Prozent,<br />
wie das Fachzentrum Bienen und<br />
Imkerei in Mayen(Rheinland-Pfalz)<br />
in einer Umfrage festgestellt hat. Im<br />
Winter davor lagen die Wertenoch<br />
bei 18,4 beziehungsweise 17,9 Prozent.<br />
EinHauptgrund für das Sterben<br />
vonBienenvölkernist die Varroa-Milbe.Sie<br />
vermehrtsich in den<br />
Bienenstöcken. (dpa)<br />
Polizei sucht nach<br />
wertvollem Zuchtpferd<br />
EinPferdebesitzer und die Polizei in<br />
Nordbrandenburgsuchen weiter<br />
nach einem wertvollen Zuchtpferd.<br />
Dasmännliche Tier war vorknapp<br />
einer Woche zusammen mit einem<br />
Pony voneiner Weide bei Marienfließ<br />
in Brandenburg(Prignitzkreis)<br />
verschwunden, wie eine Polizeisprecherin<br />
am Montag sagte.Indem Zusammenhang<br />
werdeein etwa 50<br />
Jahrealter Mann mit einem schwarzenGeländewagen<br />
gesucht, der am<br />
14. Maiander Weide gesehen worden<br />
war,wie Ermittlungen ergaben.<br />
DerWertdes Pferdes,eines Holsteiner<br />
Warmblutes,sei mit mehr als<br />
21 000 Euro angegeben worden. Marienfließ<br />
liegt bei Frehne unweit zu<br />
der LandesgrenzezuMecklenburg<br />
und südlich vonLübz (Ludwigslust-<br />
Parchim). (dpa)
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
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Wissenschaft<br />
Verarbeitete<br />
Lebensmittel<br />
machen dick<br />
Sie verleiten dazu,<br />
übermäßig viel zu essen<br />
Tiefkühl-Pizza, Chips, Fertigkuchen:<br />
Stark verarbeitete Lebensmittel<br />
sind in den vergangenen Jahren<br />
auch in Deutschland immer beliebter<br />
geworden, mittlerweile machen<br />
sie fast die Hälfte der<br />
verzehrten Nahrung aus. Gleichzeitig<br />
steigt die Zahl der Übergewichtigen,<br />
jeder zweite Erwachsene gilt<br />
hierzulande als zu dick. Eine aktuelle<br />
Studie, veröffentlicht im Fachblatt<br />
Cell Metabolism, legt nun einen Zusammenhang<br />
zwischen den beiden<br />
Trends nahe. Die US-Forscher fanden<br />
heraus, dass Fertiggerichte,<br />
Chips und Co. dazu verleiten, mehr<br />
zu essen und somit zuzunehmen.<br />
Schon länger stehen stark verarbeitete<br />
Nahrungsmittel im Verdacht,<br />
gesundheitsschädlich zu sein. Eine<br />
Studie von 2018 brachte einige davon<br />
mit einem erhöhten Krebsrisiko<br />
in Verbindung, erst vor kurzem berichteten<br />
Forscher gar von einem<br />
höheren Risiko, frühzeitig zu sterben.<br />
Dennoch wirdgerne zu derartigen<br />
Lebensmitteln gegriffen, zu denen<br />
etwa Fertiggerichte, Chips,<br />
Wurst, aber auch Milch- und Fruchtgetränke<br />
gehören. Siesind praktisch,<br />
enthalten aber häufig mehr Kalorien,<br />
Salz, Zucker und Fett als selbst<br />
zubereitete Gerichte.<br />
DasTeam um Kevin Hall vomUSamerikanischen<br />
National Institute of<br />
Diabetes and Digestive and Kidney<br />
Diseases ließ 20 gesunde Freiwillige<br />
einen Monat lang im Labor leben.<br />
Eine Gruppe der Probanden bekam<br />
jeden Tag drei Mahlzeiten plus<br />
Snacks, die aus hoch verarbeiteten<br />
Lebensmitteln bestanden. Zum<br />
Frühstück gab es unter anderem<br />
eine Portion Honig-Nuss-Zerealien<br />
und einen Fertig-Blaubeermuffin.<br />
Die andere Gruppe erhielt genauso<br />
viele Mahlzeiten, allerdings mit unverarbeiteten<br />
Lebensmitteln.<br />
Schnelles Essen<br />
Für sie bestand das Frühstück etwa<br />
aus Joghurt mit Obst und Nüssen.<br />
Beiden Gruppen wurden jeden Tag<br />
die gleichen Mengen an Kalorien sowie<br />
Kohlenhydraten, Fetten, Zucker<br />
und Salz angeboten, nach zwei Wochen<br />
wurde getauscht. Über den<br />
ganzen Zeitraum konnten die Probanden<br />
so viel essen, wie sie wollten.<br />
Nach den zwei Wochen mit stark<br />
verarbeiteten Lebensmitteln nahmen<br />
die Teilnehmer im Durchschnitt<br />
ein knappes Kilogramm zu,<br />
bei den nicht verarbeiteten Lebensmitteln<br />
nahmen sie im gleichen Maß<br />
ab. Ähnlich verhielt es sich mit dem<br />
Körperfettanteil. Die Probanden<br />
nahmen bei den stark verarbeiteten<br />
Lebensmitteln durchschnittlich 508<br />
Kilokalorien proTag mehr auf.<br />
„Tatsächlich aßen sie bei dieser<br />
Ernährungsweise mehr Kalorien,<br />
was zu einer Zunahme an Gewicht<br />
und Körperfett führte“, sagt Studienleiter<br />
Kevin Hall. Der Geschmack<br />
war dafür kein Grund: Beide Ernährungsweisen<br />
schmeckten den Teilnehmern<br />
gleich gut. Die Forscher<br />
vermuten, dass ein schnelleres Esstempo<br />
die Diskrepanz erklären<br />
kann. Hall: „Wenn man sehr schnell<br />
isst, gibt man seinem Magen-Darm-<br />
Trakt möglicherweise nicht genügend<br />
Zeit, um dem Gehirnzusignalisieren,<br />
dass man satt ist.“ (dpa)<br />
Viel Salz, viel Fett, aber wenig Sättigung:<br />
Kartoffelchips.<br />
DPA<br />
Auerhühner sind die größten Hühnervögel Europas. Die Männchen sind auffälliger als die Weibchen und haben an der Brust metallisch glänzende grüne Federn. IMAGO IMAGES/WESTEND61<br />
Zurück in der Niederlausitz<br />
Seit sieben Jahren werden in Brandenburg schwedische Auerhühner ausgewildert –mit großem Erfolg<br />
VonRalf Stork<br />
Wer mit Alexander Zimmermann<br />
auf Auerhuhn-Safari<br />
geht,<br />
sieht zunächst nichts<br />
als Bäume: dicke und dünne Kiefern,<br />
mal als altersgleiche Monokultur,<br />
mal durchmischt mit Birken und<br />
Traubeneichen. Zum Teil stehen die<br />
Stämme so dicht, dass man nur mit<br />
Mühe zwischen ihnen hindurch<br />
käme. Meist sind die Bestände aber<br />
licht und die Morgensonne taucht<br />
die dicke Blaubeerstrauchschicht<br />
am Boden in ein strahlendes Licht.<br />
Zimmermann steuert seinen Wagen<br />
langsam über einen unbefestigten<br />
Waldweg im Naturpark Niederlausitzer<br />
Landrücken. „Das hier ist<br />
ein absolutes Zentrum der Auerhuhnpopulation“,<br />
sagt er. Der Geoökologe<br />
koordiniert ein Auswilderungsprojekt,<br />
das wohl deutschlandweit<br />
einzigartig ist. Seit 2012 fangen<br />
er und seine Kollegen jedes Jahr bis<br />
zu 60 Auerhühner in Nordschweden<br />
ein, um sie in der Lausitz wieder auszuwildern.<br />
In diesem Frühjahr warenes35Hennen<br />
und 6Hähne.<br />
Bereits Anfang der 90er-Jahrehatten<br />
ehrenamtliche Naturschützer<br />
und Förster die Idee, Auerhühner<br />
wieder in der Lausitz heimisch werden<br />
zu lassen. Die Naturparks Niederlausitzer<br />
Landrücken und Niederlausitzer<br />
Heidelandschaft unterstützten<br />
das Vorhaben. Mittlerweile<br />
wird das Projekt auch von der EU<br />
und vom Land Brandenburg gefördert.<br />
Der Fang in Schweden ist eine<br />
kräftezehrende Angelegenheit: Eine<br />
vier Meter lange Kescher-Angel muss<br />
im richtigen Sekundenbruchteil<br />
vom fahrenden Auto aus auf ein<br />
Huhn geworfen werden, das am<br />
Straßenrand das erste Grün genießt.<br />
Im Schnitt ist nur jeder zehnte Wurf<br />
ein Treffer.<br />
Genproben aus Federn<br />
DieArbeit in der Lausitz ist ebenfalls<br />
mühsam. Schließlich müssen die<br />
Hühner in ihrer neuen Heimat wiedergefunden<br />
und gezählt werden,<br />
um den Erfolg des Projektes nachweisen<br />
zu können. Das ist nicht<br />
leicht. Die Auerhühner sind scheu<br />
und können sich im Blaubeerdickicht<br />
fast unsichtbar machen. Und<br />
das Projektgebiet, in dem sie sich<br />
aufhalten, ist 500 Quadratkilometer<br />
groß.<br />
Alexander Zimmermann hat den<br />
Wagen abgestellt. Nungeht es zu Fuß<br />
weiter über das federnde Blaubeerdickicht.<br />
An einem kräftigen Kiefernstamm<br />
bleibt er stehen und geht in<br />
die Hocke. Etwa 50 Zentimeter über<br />
dem Boden ist eine Wildkamera<br />
montiert, deren Akku gewechselt<br />
werden muss. 60 solcher Kameras<br />
sind im Projektgebiet verteilt. „Mittlerweile<br />
wissen wir schon etwas besser<br />
über unsere Auerhühner Bescheid“,<br />
sagt Zimmermann. Die Kameras<br />
werden zum Beispiel dortaufgehängt,<br />
wo häufig Auerhühner<br />
gesichtet wurden.„Häufig“ ist in diesem<br />
Fall jedoch ein sehr relativer Begriff:<br />
Zimmermann selbst entdeckt<br />
vielleicht bei jeder dritten Kontrollfahrt<br />
eines der Tiere. Wenn in einem<br />
mehrere 100 Hektar großen Gebiet<br />
im Abstand von mehreren Wochen<br />
zwei oder drei Tiere gemeldet werden,<br />
dann ist das fast schon ein Auerhuhn-Hotspot.<br />
Am Anfang wurde das Lausitzer<br />
Projekt durchaus skeptisch beäugt.<br />
Schließlich sind viele andereAuswilderungsversuche<br />
in der Vergangenheit<br />
erfolglos verlaufen. Und inden<br />
LausitzerWälderngab es zwar früher<br />
auch schon Auerhühner. Allerdings<br />
ist die Population Ende der 90er-<br />
Jahre ausgestorben. Kritikern erschien<br />
es zu früh, keine 15 Jahrespäter<br />
eine aufwendige Wiederansiedlung<br />
zu versuchen.<br />
„Die Bedingungen haben sich in<br />
den letzten Jahren ganz erheblich<br />
verbessert“, sagt Zimmermann. Zu<br />
DDR-Zeiten sorgten ein Truppenübungsplatz<br />
bei Bad Liebenwerda,<br />
Tanklager der Roten Armee und ein<br />
Tagebau bei Grünhaus für Unruhe<br />
und Zerstörung im Wald. Und die<br />
Forstwirtschaft war noch viel stärker<br />
von Monokulturen und Kahlschlägen<br />
geprägt.<br />
Vorallem wurde die Blaubeere –<br />
neben Kiefernnadeln die wichtigste<br />
Nahrungsquelle der Auerhühner –<br />
durch das konkurrenzstärkereLandreitgras<br />
verdrängt. Das lag am Tagebau,<br />
der eine Absenkung des Grundwasserspiegels<br />
und einen starken<br />
Eintrag vonStickstoff- und Schwefelverbindungen<br />
in die Wälder mit sich<br />
brachte, die eine Ausbreitung des<br />
Landreitgrases begünstigten. Heute<br />
gehen die Stickstoffeinträge zurück,<br />
die Blaubeere breitet sich wieder<br />
aus, Truppenübungsplatz, Tagebau,<br />
Tanklager und große Kahlschläge<br />
sind ohnehin längst Geschichte.Davonprofitieren<br />
die Auerhühner.<br />
Um das auch zweifelsfrei belegen<br />
zu können, wird jedes Jahr so viel<br />
Genmaterial wie möglich eingesammelt.<br />
Dazu suchen dieWissenschaft-<br />
Schnappschuss der Wildtierkamera: ein Auerhuhn in der Niederlausitz.<br />
A. ZIMMERMANN<br />
ler die Plätze auf, die von den Tieren<br />
zum Sandbaden genutzt werden. Als<br />
sogenannte Huderplätze dienen vor<br />
allem umgestürzte Bäume,unter derenWurzeltellernder<br />
sandige Boden<br />
freigelegt wird. Nach der Mauser<br />
werden an diesen Stellen Federneingesammelt<br />
und zur genetischen Untersuchung<br />
ans <strong>Berliner</strong> Institut für<br />
Zoo- und Wildtierforschung geschickt.<br />
„So konnten wir im vergangenen<br />
Jahr 101 Individuen nachweisen“,<br />
sagt Zimmermann.<br />
Eindeutliches Plus zu den Jahren<br />
davor:2015 wurden 18 Tieregezählt,<br />
2016 waren es 41 und 2017 genau 83<br />
Individuen. Der Bestand entwickelt<br />
sich demnach gut. Fast noch wichtiger:<br />
Die Mehrheit der Tiere stammt<br />
nicht aus Schweden, sondernwurde<br />
in der Lausitz geboren. „Von den 101<br />
Individuen, die wir genetisch bestimmen<br />
konnten, stammen 24 aus<br />
Schweden. 77 sind echte Lausitzer.<br />
Die Tiere pflanzen sich also erfolgreich<br />
fort“, sagt Zimmermann.<br />
Das lässt für die Zukunft hoffen.<br />
Je größer die Population im Auswilderungsgebiet<br />
ist, desto besser sind<br />
die Überlebenschancen auch für die<br />
Neuankömmlinge aus Schweden.<br />
Die Auerhühner streifen so lange im<br />
Gebiet umher, bis sie einen Geschlechtspartner<br />
treffen. Zu Beginn<br />
des Projektes war das noch reine<br />
Glückssache. Nicht wenige Tiere<br />
werden bei der Suche den Wald verlassen<br />
haben und im für sie ungeeigneten<br />
Terrain umgekommen sein.<br />
Heute haben die Neuankömmlinge<br />
aus Schweden gute Chancen, einen<br />
Artgenossen zu finden.<br />
Beider Fahrtzur nächsten Kamerafalle<br />
stoppt Alexander Zimmermann<br />
plötzlich den Wagen. Lugt da<br />
ein Auerhahn aus dem Blaubeergestrüpp<br />
hervor? Fehlalarm. Es ist nur<br />
eine Wurzel. Doch keine 100 Meter<br />
weiter steht dann tatsächlich ein Auerhahn.<br />
Der rote Fleck über dem<br />
Auge ist gut zu erkennen. Er hat den<br />
kräftigen weißen Schnabel nach<br />
oben gereckt, den Schwanz leicht gefächert<br />
– Anzeichen einer Bodenbalz.<br />
Undtatsächlich. Nurein paar Meter<br />
entfernt hockt auf einem umgestürzten<br />
Baumstamm, fast unsichtbar,<br />
die Henne. Alexander Zimmermann<br />
strahlt vor Freude –und legt<br />
den Rückwärtsgang ein, um der sich<br />
anbahnenden Paarung nicht im Weg<br />
zu stehen. Später wirderdie Koordinaten<br />
des Paares an den zuständigen<br />
Förster weiterleiten –mit der Bitte,in<br />
diesem Bereich während der Paarungszeit<br />
und Jungenaufzucht auf<br />
Waldarbeiten zu verzichten. Das ist<br />
keine Kleinigkeit, denn die Fläche,<br />
die von der Bewirtschaftung ausgespart<br />
bleiben soll, kann schnell mal<br />
einige 100 Hektar umfassen. „Die<br />
Waldbesitzer sind ganz wichtige<br />
Partner für uns“, sagt Zimmermann.<br />
Kooperation mit den Förstern<br />
Zwei Forstämter der Region haben<br />
sich dazu verpflichtet, die Bewirtschaftung<br />
des Waldes auf die ökologischen<br />
Bedürfnisse des Auerhuhns<br />
auszurichten, also für möglichst<br />
lichte und strukturreiche Baumbestände<br />
zu sorgen. Auch andereWaldbesitzer<br />
helfen mit, indem sie die<br />
Verbreitung der Blaubeere fördern<br />
oder bestehende Zäune abbauen,<br />
weil die für die Vögel nur schwer zu<br />
sehen sind und ein beträchtliches<br />
Verletzungsrisiko darstellen.<br />
Auf der Rückfahrt zeigt sich ein<br />
paar Meter neben dem Weg noch<br />
einmal ein ausgewachsener Hahn,<br />
der das Auto für ein paar Sekunden<br />
taxiertund sich dann im flachen Flug<br />
tiefer in den Wald zurückzieht. Die<br />
Bilanz der morgendlichen Pirsch:<br />
drei Tiere innerhalb einer halben<br />
Stunde –und zwischen erster und<br />
zweiter Sichtung liegen nur ein paar<br />
hundert Meter Wald. Die Auerhühner<br />
sind ganz offensichtlich zurück.<br />
Die Vielfalt der<br />
Insekten wird<br />
erforscht<br />
Bundesweites Projekt des<br />
Nabu gestartet<br />
Die Umweltorganisation Nabu<br />
will dem Insektenschwund mit<br />
einem Forschungsprojekt auf die<br />
Spur kommen. Gemeinsam mit Projektpartnern<br />
sollen in den nächsten<br />
vier Jahren bundesweit in 21 repräsentativen<br />
Gebieten mit standardisierten<br />
Monitoringmethoden Insektenpopulationen<br />
erfasst werden.<br />
Unter anderem soll die Artenvielfalt<br />
von Fluginsekten in regelmäßigen<br />
Abständen erfasst und wissenschaftlich<br />
ausgewertet werden.<br />
Um den Rückgang der biologischen<br />
Vielfalt aufzuhalten und in einen<br />
positiven Trend umzukehren,<br />
seien bessere Datengrundlagen erforderlich,<br />
die mehr Arten –auch in<br />
geschützten Gebieten – erfassen,<br />
teilte Nabu-Landesgeschäftsführer<br />
Ingo Ludwichowski am Montag bei<br />
der Vorstellung des Projekts mit.<br />
„Dieses Insekten-Monitoring<br />
wird die bislang umfangreichsten<br />
Daten für das Vorkommen von fliegenden<br />
Insektenarten in den ausgewählten<br />
Schutzgebieten in Deutschland<br />
generieren“, sagte ProjektleiterinGerlind<br />
Lehmann vomNabu. Dabei<br />
sollen die Insekten gezählt sowie<br />
mit genetischen Methoden eine vollständige<br />
Artenliste erstellt werden.<br />
Gleichzeitig wollen die Forscher unter<br />
anderem auch Zustand und Diversität<br />
der Pflanzengemeinschaften<br />
erfassen –Faktoren, die vermutlich<br />
Einfluss auf die Insektendiversität<br />
haben.<br />
Hintergrund ist, dass es für viele<br />
Insektenarten in Deutschland keine<br />
Daten zur Gefährdung gibt. Vonden<br />
anderen seien 40 Prozent in den Roten<br />
Listen als bedroht eingestuft. Das<br />
Bundesforschungsministerium finanziertdas<br />
Projekt mit 4,2 Millionen<br />
Euro. Projektträger ist das Deutsche<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrt.<br />
Insgesamt beteiligen sich acht Partner-Institutionen,<br />
darunter der EntomologischeVerein<br />
Krefeld. (dpa)<br />
Vorverkauf für<br />
Lange Nacht<br />
beginnt<br />
Tickets für den 15. Juni jetzt<br />
an Fahrausweisautomaten<br />
Die Lange Nacht der Wissenschaften<br />
rückt näher. Jetzt hat<br />
der Vorverkauf der Tickets bei S- und<br />
U-Bahn begonnen. Für das Event,<br />
das am Sonnabend, 15. Juni von 17<br />
bis 24 Uhr inBerlin und Potsdam<br />
stattfindet, können ab sofort Eintrittskarten<br />
an Fahrausweisautomaten<br />
von BVG und S-Bahn erworben<br />
werden. Die Tickets (14 Euro, ermäßigt<br />
9Euro) sind zudem an Theaterkassen,<br />
Touristeninformationen und<br />
online über CTSEventim erhältlich.<br />
Als Wertschätzung gegenüber<br />
dem Engagement der Jugendlichen<br />
in der Fridays-for-Future-Bewegung<br />
bietet der LNDW e.V.indiesem Jahr<br />
Schülergruppentickets kostenfrei an.<br />
Lehrer können diese bis zum 11. Juni<br />
bestellen: www.lndw19.de/schulen.<br />
Exklusiv für Schüler finden im<br />
Vorfeld der Langen Nacht außerdem<br />
Kinovorstellungen im Yorck-Kino in<br />
Kreuzberg statt. Am Mittwoch,<br />
5. Juni, um 9Uhr wirdder Film „Her“<br />
gezeigt, in dem es um künstliche Intelligenz<br />
geht, am 6. Juni um 9Uhr<br />
„Gattaca“, der genmanipulierte<br />
Menschen zum Thema hat. Die Tickets<br />
kosten 4,50 Euro pro Schüler<br />
und sind vorzubestellen bei Günter<br />
Hohl, Tel. 030/26 55 02 76. Nach den<br />
Vorstellungen stehen Wissenschaftler<br />
zur Diskussion bereit. (BLZ)<br />
Mehr über die Wissensnacht:<br />
www.lndw19.de
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 17<br />
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Sport<br />
Von<br />
Bar zu<br />
Bar<br />
Der TTC Eastside feiert<br />
ausgiebig den Meistertitel<br />
VonMichael Jahn<br />
Die Siegesfeier der Tischtennis-<br />
Frauen vom TTC Berlin Eastside<br />
dauerte am Sonntagabend<br />
deutlich länger als das Finale am<br />
späten Nachmittag gegen die DJK<br />
Kolbermoor.Nach drei Stunden hatten<br />
Matilda Ekholm, Gina Pota, Nina<br />
Mittelham, Shan Xiaona und Kathrin<br />
Mühlbach den Titelverteidiger mit<br />
6:3 bezwungen (Hinspiel: 5:5) und<br />
konnten den fünften deutschen<br />
Meistertitel für den Verein bejubeln.<br />
DieFete nahm ihren Anfang im Abacus-Tierpark-Hotel,<br />
wo sich das<br />
Team vor den Spielen trifft, danach<br />
ging es weiter in die Sky-BarimHotel<br />
Andel’s an der Landsberger Allee.<br />
Um Mitternacht war die Meisterparty<br />
noch nicht zu Ende.<br />
Die Erleichterung war groß bei<br />
den Spielerinnen, Trainerin Irina Palina<br />
und den Verantwortlichen des<br />
Vereins,der zwischen 2014 und 2017<br />
das deutsche Frauen-Tischtennis<br />
deutlich dominiert hatte und zu einer<br />
der besten Adressen auch im europäischen<br />
Raum aufgestiegen war.<br />
Doch in der Vorsaison musste das<br />
Team ungewohnte Rückschläge einstecken.<br />
Nationalspielerin Petrissa<br />
Solja nahm eine Auszeit wegen<br />
Überlastung, fiel die komplette<br />
Top: Nina Mittelham gewann ihre erste<br />
Meisterschaft mit Eastside. IMAGO IMAGES<br />
Spielzeit aus. Dazu kamen die<br />
Schwangerschaften von Spitzenspielerin<br />
Shan Xiaona und vonKathrin<br />
Mühlbach. Der Meistertitel ging<br />
nach Kolbermoor.DerVerlust des Titels<br />
beschäftige Eastside lange und<br />
brachte Nachwehen bis in die Spielzeit<br />
2018/19. Anfang Januar ging das<br />
deutsche Pokalfinale in eigener Halle<br />
gegen Kolbermoor mit 1:3 verloren.<br />
In der Champions League steigerte<br />
sich die Mannschaft und scheiterte<br />
erst im Halbfinale an Dr.Casl Zagreb,<br />
einem Team, gespickt mit chinesischen<br />
Spielerinnen. Hätte der TTC<br />
auch noch am Sonntag die Meisterschaft<br />
verspielt, wäre die Saison<br />
„eher bescheiden“ gewesen, so Manager<br />
Andreas Hain. So aber kann<br />
man stolz in die Zukunft schauen.<br />
Ambitionierte Ziele<br />
Dassiegreiche Team bleibt komplett<br />
zusammen, alleVerträge sind verlängert<br />
worden. Da die Bundesliga der<br />
Frauen aber in der neuen Saison mit<br />
neun oder zehn Mannschaften spielt<br />
und es deshalb keine Play-offs geben<br />
wird, stellt sich Eastside breiter auf.<br />
„Hinzu kommt die Olympiaqualifikation<br />
für Tokio“, sagt Präsident Alexander<br />
Teichmann, „da sind alle unsereSpielerinnen<br />
starkbeschäftigt.“<br />
Mit der gebürtigen Chinesin Fu<br />
Yu, die seit Jahren für Portugal Erfolge<br />
feiert, konnte eine europäische<br />
Spitzenkraft verpflichtet werden. Fu<br />
Yu spielte zuletzt in Zagreb bei Dr.<br />
Casl. Mit der Inderin Archana Kamath,<br />
18, stößt ein großes Talent<br />
zum Team, das für Indien bei Olympia<br />
2020 und 2024 Medaillen holen<br />
soll. Kamath ist die aktuelle indische<br />
Meisterin und belegte Platz vier bei<br />
den Olympischen Jugendspielen.<br />
Mit dieser Personalpolitik verfolgt<br />
der Klub ambitionierte Ziele. Manager<br />
Hain sagt: „Unser Anspruch ist<br />
es,viele Titel holen.“<br />
Anhaltendes Hoch<br />
Trotz der jüngsten Niederlagen bestätigt das deutsche Eishockey bei dieser WM den Aufwärtstrend<br />
VonBenedikt Paetzholdt<br />
Auf den ersten Blick wirkt<br />
das vergangene WM-Wochenende<br />
für die deutsche<br />
Eishockey-Nationalmannschaft<br />
ziemlich ernüchternd: 2:11<br />
lautet die Torstatistik nach den Partien<br />
gegen die nordamerikanischen<br />
Teams mit ihren Cracks aus der National<br />
Hockey League.Vor allem das<br />
1:8 gegen Kanada am Sonnabend erinnerte<br />
an schlimme Zeiten. Bei der<br />
WM 2015 in Tschechien setzte es gegen<br />
diesen Gegner ein 0:10, was damals<br />
als Tiefpunkt des deutschen<br />
Eishockeys galt − eine längst vergangene<br />
Ära.<br />
Die jüngsten Niederlagen<br />
schmerzen auch, vor allem weil gegen<br />
die USA am Sonntag ein Punktgewinn<br />
bis weit ins dritte Drittel hinein<br />
möglich zu sein schien. Deshalb<br />
ist es wahrscheinlich, dass das DEB-<br />
Team die Gruppe AinKosice alsVierter<br />
abschließt. Am Dienstag braucht<br />
es nun schon eine Sensation gegen<br />
Mitfavorit Finnland (12.15 Uhr,<br />
Sport1)mitWM-Shootingstar Kaapo<br />
Kakko,umRussland aus dem Wegzu<br />
gehen, das mit seinen NHL-Größen<br />
Alexander Owetschkin, Jewgeni Malkin<br />
oder Nikita Kutscherow die Bratislava-Gruppe<br />
nach Belieben dominiert.<br />
Mangelnde Infrastruktur<br />
Die deutschen Profis wissen, wasToni Söderholm von ihnen verlangt.<br />
Die Gewissheit, dass ein DEB-Team<br />
die K.-o.-Runde erreicht hat, lange<br />
bevor die letzten Gruppenspiele bestritten<br />
sind −gleichbedeutend mit<br />
der Qualifikation für die Olympischen<br />
Spiele 2022 −, spricht für das<br />
Leistungs- und Stimmungshoch, in<br />
dem sich das deutsche Eishockey<br />
derzeit befindet. „Wir haben somit<br />
auf allen Ebenen Planungssicherheit<br />
und können im sportfachlichen Bereich<br />
die Systeme weiter positiv unterstützen“,<br />
sagte DEB-Sportdirektor<br />
Stefan Schaidnagel entsprechend<br />
optimistisch.<br />
Deutschland ist keine Eishockeynation<br />
und wird das auch nie werden.<br />
Dafür ist die Infrastruktur hierzulande<br />
schlichtweg nicht gegeben.<br />
Die Vision des DEB-Verbandspräsidenten<br />
Franz Reindl, bei den übernächsten<br />
Olympischen Spielen um<br />
eine Medaille mitspielen zu können,<br />
ist deshalb ein kühnes Unterfangen.<br />
Denn dieses Konzept, das den Namen<br />
Powerplay 2026 trägt, sieht ja<br />
vor, dass man mit Nationen wie Kanada,<br />
Russland oder Schweden auch<br />
dann mithalten kann, wenn die besten<br />
Profis auflaufen. DasSensationssilber<br />
von Südkorea war ja nur deshalb<br />
möglich, weil die NHL-Cracks<br />
nicht teilnehmen durften. Am Wochenende<br />
wurde deutlich, wie es um<br />
die Kräfteverhältnisse steht. Da<br />
reicht auch ein Leon Draisaitl als<br />
IMAGO IMAGES/SCHATZ<br />
Frontmann nicht aus, der von Bundestrainer<br />
Toni Söderholm zudem<br />
massive Kritik an seinem Defensivverhalten<br />
einstecken musste.<br />
Aber da war eben auch dieses fesselnde<br />
3:2 gegen den Gastgeber Slowakei,<br />
wo Eishockey die populärste<br />
Sportartist. Dass es Deutschland mit<br />
einem solchen Gegner inzwischen<br />
Der mit dem Chip im Kopf<br />
aufnehmen kann, offenbartden Verlust<br />
an Qualität im slowakischen Kader,<br />
aber vor allem die gesteigerte<br />
Wettbewerbsfähigkeit des DEB-<br />
Teams. Esist gerade mal fünf Jahre<br />
her,dass man sich noch freute,Gegner<br />
wie Österreich, Frankreich oder<br />
Italien im Zaum zu halten, die bei<br />
dieser WM abgeschlagen am Tabellenende<br />
rangieren.<br />
Vor allem war ja zu befürchten,<br />
dass der Aufwärtstrend zu eng an die<br />
Person Marco Sturm gekoppelt ist.<br />
Der langjährige NHL-Profi hat als<br />
Bundestrainer den Verband mit seinen<br />
rund 20 000 Mitgliedern wieder<br />
zum Leben erweckt, Missstände angeprangert<br />
und nicht zuletzt Olympiasilber<br />
verantwortet. Als er dann<br />
dem Ruf der Los Angeles Kings<br />
folgte, um Assistenztrainer in der<br />
besten Liga derWelt zu werden, hätte<br />
man Panikattacken in der Münchner<br />
Verbandszentrale vermuten dürfen.<br />
Denn mit Eishockey-Visionären ist<br />
Deutschland wahrlich nicht gesegnet.<br />
Sturms Erbe<br />
Mit Söderholm als Nachfolger lagen<br />
die Verantwortlichen aber offensichtlich<br />
richtig. Dass der Finne zuletzt<br />
nur drittklassig den SC Riessersee<br />
coachte, wirkte nur für Außenstehende<br />
abschreckend. Söderholm,<br />
seit 2016 als Trainer tätig, wurde kurz<br />
nach seinem Karriereende als Profi<br />
in den Mitarbeiterstab des EHC Red<br />
Bull München übernommen.<br />
Schwerpunkt: Spielerentwicklung.<br />
Riessersee ist Kooperationspartner<br />
des Champions der vergangenen<br />
drei Jahre.<br />
Als DEB-Headcoach ist es ihm gelungen,<br />
die richtige Mischung aus talentierten<br />
Nachwuchsprofis und erfahrenen<br />
Leistungsträgern zu finden.<br />
Obwohl er nie in der NHL<br />
spielte, konnte er die Profis aus<br />
Übersee für sich gewinnen. „Er ist<br />
ein Super-Typ“, schwärmt Keeper<br />
Philipp Grubauer, der nach dem<br />
Play-off-Aus der Colorado Avalanche<br />
das Team verstärken sollte,wegen einer<br />
Muskelverletzung bislang aber<br />
nur ein halbes Spiel zum Einsatz<br />
kam. Das offensive, auf Puckbesitz<br />
angelegte Spielsystem kommt bei<br />
den Profis gut an. Dass man sich den<br />
Topteams dieser WM geschlagen geben<br />
muss, liegt in der Natur der Sache.<br />
Deutschland wird als Eishockeyland<br />
noch lange im Aufbruch<br />
sein.<br />
Das zweite Major der Golfsaison geht an Brooks Koepka, der fälschlicherweise als einer der langweiligsten Sportler weltweit gilt<br />
VonBernd Müllender<br />
Erspiele„Golf wie in Chloroform“<br />
schrieb mal jemand, das deutsche<br />
Magazin Golfpunk sprach ihm<br />
eine „dicke Rüstung aus Lakonie“ zu<br />
und jüngst kürte ihn eine US-Website<br />
zum drittlangweiligsten Sportler aller<br />
Zeiten. Brooks Koepka, 29, Golfprofi<br />
ausWest Palm Beach in Florida, ist ein<br />
Phänomen: Er ist immer freundlich<br />
unterwegs,nach allen gängigen Mustern<br />
gut aussehend hat er Potenzial<br />
zum Ideal-Schwiegersohn oder für<br />
eine smarte Hollywood-Karriere. Und<br />
doch: Er weckt keine Emotionen. Der<br />
Mann mit dem Körperbau eines<br />
Footballers spielt sein ungemein dynamisches<br />
Golf, gewinnt, jubelt kurz<br />
und gibt freundliche Antworten.<br />
Nicht mal Ansätze von Skandalen<br />
oder diskursiven Ansichten. Keiner,<br />
der einen zum Lachen oder Staunen<br />
bringt. Einer ohne Dramen, der immer<br />
untermRadar unterwegs ist.<br />
So auch am Sonntagabend im<br />
Bethpage Golfklub bei NewYork. Den<br />
letzten Put ohne Besonderheit versenkt,<br />
strahlendes Gesicht, ein paar<br />
Freudengesten, Kussaustausch mit<br />
der Freundin und gut ist es. Stoisch<br />
wie sein Spiel. Brooks Koepka ist der<br />
Gegenentwurf zum manisch gefeierten<br />
US-Publikumsliebling Tiger<br />
Woods, von dem immer besondere<br />
Rettungsschläge (gernaus tiefenWälderndurch<br />
schmale Schneisen) in Erinnerung<br />
bleiben. Koepka spielt erst<br />
gar nicht in dieWälder.<br />
Dabei war der Sieg, zudem die<br />
erste erfolgreiche Titelverteidigung<br />
bei den PGA<br />
Championships seit 2007,<br />
am Ende durchaus ein<br />
spektakuläres Unterfangen.<br />
Weil Koepka vom ersten<br />
Tagan, als ihm eine rasante<br />
63 gelang, lange das<br />
Feld mit großem Abstand<br />
angeführt hatte. Gemein<br />
von ihm, man will doch<br />
Thrill, strauchelnde Helden,<br />
Hochspannung. Ein bisschen<br />
gab es die noch, als der Riesenvorsprung<br />
durch eine Phase ungenauen<br />
Spiels vier Loch vorSchluss auf nur einen<br />
zusammenschmolz. Sieben<br />
Schläge auf der letzten Runde zu verspielen,<br />
war noch keinem bei einem<br />
Major passiert.<br />
Man sah Koepka die Verunsicherung<br />
an, aber dann machte auch der<br />
aufholende Landsmann Dustin Johnson<br />
im böigen Wind ein paar Fehler.<br />
Beide stolperten ins Ziel. Koepka gewann<br />
mit zwei Schlägen Vorsprung.<br />
TrophyimArm:<br />
Brooks Koepka<br />
GETTY IMAGES/MIKE EHRMANN<br />
Es war sein jetzt schon vierter Major-<br />
Titel, bei leichteren 1b-Turnieren<br />
spielt er kurioserweise nur selten eine<br />
Rolle. Besondere Worte danach waren<br />
zunächst nicht überliefert: „Unglaublich<br />
…cool …wahnsinnig ...“<br />
Koepka wurde immer übersehen:<br />
EinSuperstartzuAmateurzeiten<br />
–erging, völlig ungewöhnlich<br />
für einen US-<br />
Profi, nach Europa und<br />
lernte hier das Siegen. Der<br />
Golf Channel wählte ihn<br />
2018 trotz vorherigem Major-Sieg<br />
nicht in die Liste<br />
der zehn wichtigsten zu beobachtenden<br />
Spieler –<br />
Koepka korrigierte die<br />
Fehleinschätzung durch<br />
den Turniersieg bei den US Open. Er<br />
hat ganze 164 000 Follower auf Twitter,<br />
andere US-Golfer wie der Niegewinner<br />
Rickie Fowler kommen auf die<br />
zehnfache Zahl,Woods hat 6,5 Millionen.<br />
Koepka, der Unbeachtete. Der<br />
immer gewinnt.<br />
Später gab Koepka interessante<br />
Einblicke in das Innenleben eines<br />
Profis bei Stresssituationen, wie er<br />
negative Stimmung drumherum<br />
ganz versammelt in inneren Treibstoff<br />
verwandelt. „Manchmal sind<br />
deine Neider und Hasser die größten<br />
Motivatoren“ hatte er einmal erklärt.<br />
Jetzt seien es,sagte er mit üblich monotoner<br />
Stimme, die vermeintlich<br />
bitteren Anfeuerungsrufe für seinen<br />
Konkurrenten, „sie haben mir geholfen,<br />
mich wieder zu refokussieren“.<br />
Mentaldoping durch indirekte Feindseligkeit.„Ich<br />
glaube,jeder große Athlet<br />
hat eine ArtChip in sich, mit dem<br />
er sich steuernkann. Derarbeitet für<br />
mich. Ichkann Dinge innerlich steuern,<br />
in meinem Kopf, da brauche ich<br />
nichts von außen.“ Zum Lohn für<br />
seine Fokussierung auf die ganz großen<br />
Events führtBrooks Koepka jetzt<br />
auch dieWeltrangliste an.<br />
Martin Kaymer, der einzige deutsche<br />
Teilnehmer, hatte erneut nur<br />
Teilzeitarbeit. Am Freitagabend hatte<br />
er einen Schlag zu viel auf der Scorekarte<br />
und durfte abreisen. Kaymer ist<br />
jetzt auf Rang 191 in derWeltrangliste,<br />
die schlechteste Platzierung seit zehn<br />
Jahren. Dieses Malhatte Kaymer Turnierfavorit<br />
Tiger Woods schlaggleich<br />
an seiner Seite. Der nahm sich den<br />
Unfall des frühen Ausscheidens nicht<br />
übel: „Ein paar Kleinigkeiten haben<br />
nicht korrekt geklappt. Es war auch<br />
sehr schnell nach den Masters.“ Vor<br />
vier Wochen hatte Woods jubelumtost<br />
nach zehn Jahren wieder ein Major<br />
gewonnen, seinen 15. Titel.<br />
NACHRICHTEN<br />
FC Bayernzeigt Interesse<br />
an LeroySané<br />
FUSSBALL. Nationalspieler Leroy<br />
Sané ist nach einem Bericht des Kicker<br />
ein Kandidat für einen Wechsel<br />
zum FC Bayern München. Wiedas<br />
Fachblatt am Montag meldete,wird<br />
die Personalie des Flügelspielers von<br />
Manchester City bei den Münchnerngeprüft.<br />
Da PepGuardiola den<br />
23-Jährigen laut dem Bericht loswerden<br />
möchte,könne Sané„preisgünstiger<br />
und –das ist gut möglich –bald<br />
FCB-Profi“ werden.<br />
Alba rechnet mit mehr<br />
Widerstand in Ulm<br />
BASKETBALL. Wenn Alba Berlin diesen<br />
Dienstag (19 Uhr) zum zweiten<br />
Spiel im Play-off-Viertelfinale in Ulm<br />
antritt, erwartet den Bundesligisten<br />
mehr Widerstand als beim 107:78-<br />
Erfolg am Sonntag.„ZuHause fühlen<br />
sie sich wohler.Sie müssen nicht reisen<br />
und können in ihren eigenen<br />
Betten schlafen. Daswirdkein einfaches<br />
Spiel für uns“, sagte Berlins<br />
GuardMartin Hermannsson.<br />
Kroos verlängertbei<br />
Real Madrid bis 2023<br />
FUSSBALL. Toni Kroos,Weltmeister<br />
von2014, plant langfristig beim spanischen<br />
Rekordmeister Real Madrid.<br />
DieKöniglichen bestätigten am<br />
Montag eine Verlängerung des Kontraktes<br />
mit dem 29 Jahrealten Mittelfeldspieler<br />
bis 30. Juni 2023.<br />
Die Bundesliga trauertum<br />
Manfred Burgsmüller<br />
FUSSBALL. Derlangjährige Bundesliga-Stürmer<br />
Manfred Burgsmüller,<br />
mit 231 Treffernin447 Spielen noch<br />
immer Vierter der ewigen Torjägerliste<br />
der Liga, starb im Alter von69<br />
Jahren. Dies bestätigte sein ehemaliger<br />
Verein Borussia Dortmund via<br />
Twitter,schrieb:„Ein ganz großer Borusse<br />
ist vonuns gegangen. Ruhe in<br />
Frieden, Manni Burgsmüller.“<br />
Burgsmüller spielte für RW Essen,<br />
Dortmund, Nürnbergund Bremen,<br />
holte da 1988 den Meistertitel.<br />
ZAHLEN<br />
Eishockey<br />
WM Vorrunde, 6. Spieltag<br />
Gruppe A<br />
Großbritannien-Slowakei 1:7 (1:3, 0:3, 0:1)<br />
Deutschland-USA 1:3 (1:1, 0:0, 0:2)<br />
Frankreich-Finnland 0:3 (0:1, 0:1, 0:1)<br />
Frankreich-Großbritannien 3:4 n.V.(0:0, 3:2, 0:1)<br />
Kanada-Dänemark 5:0 (3:0, 1:0, 1:0)<br />
1. Finnland 6 20: 7 16<br />
2. Kanada 7 33:11 15<br />
3. USA 6 27:12 14<br />
4. Deutschland 6 14:16 12<br />
5. Slowakei 6 26:18 9<br />
6. Dänemark 5 17:16 5<br />
7. Frankreich 7 14:34 2<br />
8. Großbritannien 7 9:41 2<br />
Gruppe B<br />
Italien-Norwegen 1:7 (0:1, 0:0, 1:6)<br />
Österreich-Tschechien 0:8 (0:2, 0:3, 0:3)<br />
Schweiz-Russland 0:3 (0:1, 0:1, 0:1)<br />
Schweden-Lettland 5:4 (1:0, 1:1, 3:3)<br />
Österreich-Italien 3:4 n.P.(2:1, 0:2, 1:0, 0:0)<br />
1. Russland 6 29: 3 18<br />
2. Tschechien 6 34:10 15<br />
3. Schweden 6 37:14 15<br />
4. Schweiz 6 23: 9 12<br />
5. Lettland 6 17:19 6<br />
6. Norwegen 6 18:29 6<br />
7. Italien 7 5:48 2<br />
8. Österrreich 7 9:39 1<br />
Tennis<br />
WTA-Turnier in Straßburg<br />
1. Runde: Puig (Puerto Rico) -Maria (Bad Saulgau)<br />
6:1, 6:1; Siegemund (Metzingen) -Zarazua<br />
(Mexiko) 6:4, 7:6 (7:5)<br />
ATP-Turnier in Lyon<br />
Herbert(Frankreich/7) -Chardy(Frankreich) 6:2,<br />
7:5; Humbert(Frankreich) -Norrie (Großbritannien)<br />
6:1, 6:3; Johnson (USA) -Harris (Südafrika)<br />
6:2, 7:6 (7:2)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 18 *<br />
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Sport<br />
VorzweiJahren trafen sich Union Berlin und der VfB Stuttgartnoch (fast) auf Augenhöhe in der Zweiten Liga. Jetzt gehen die Köpenicker als Underdog in die Relegationsspiele.<br />
IMAGO IMAGES/SIMON<br />
Eisern gegen alle<br />
Auf dem Papier hat der 1. FC Union in der Relegation gegen den VfB Stuttgart keine Chance. Doch gerade das könnte für die Köpenicker zum Vorteil werden<br />
VonMax Ohlert<br />
Regentropfen prasselten auf<br />
den bereits völlig durchnässten<br />
Union-Trainer Urs<br />
Fischer,der sich nach dem<br />
Schlusspfiff im Bochumer Ruhrstadion<br />
erschöpft in Richtung Boden<br />
krümmte,die Augen schloss und tief<br />
durchatmete. Mittelfeldspieler Joshua<br />
Mees vergrub einige Meter weiter<br />
sein Gesicht im Trikot, ebenso<br />
Mitspieler Felix Kroos, der zuvor<br />
noch frustriert gegen einen Ballsack<br />
getreten hatte.„Es tut gerade richtig<br />
weh“, klagte auch der bemitleidenswerte<br />
Torwart Rafal Gikiewicz, dem<br />
die tiefe Enttäuschung über das 2:2<br />
beim VfL Bochum genauso deutlich<br />
anzusehen war wie seinen Kollegen.<br />
Und sofiel es auch am Tagnach<br />
dem knapp verpassten direkten Aufstieg<br />
schwer zu glauben, dass die<br />
Mannschaft der Eisernen diesen Nackenschlag<br />
pünktlich zum ersten<br />
Entscheidungsspiel gegen den VfB<br />
Stuttgart (Donnerstag, 20.30 Uhr)<br />
überwunden haben könnte.<br />
Hoffnung machte da zunächst<br />
mal nur ein verhältnismäßig gefasst<br />
Zukunft: Der VfB Stuttgart<br />
stellt noch vorder Relegation<br />
weiter dieWeichen für die Zukunft:<br />
TimWalter,bisher<br />
Coach vonHolstein Kiel, wird<br />
ab der kommenden Saison<br />
Trainer bei den krisengeplagten<br />
Schwaben.<br />
wirkender Kapitän Christopher<br />
Trimmel. „Natürlich sind wir jetzt<br />
enttäuscht. Aber in uns ist noch immer<br />
Power und Selbstbewusstsein“,<br />
bekräftigte der 32-Jährige und versprach:<br />
„Wir werden gegen Stuttgart<br />
alles raushauen, was wir haben.“<br />
Das wird auch zwingend nötig<br />
sein, denn auf dem Papier ist der Traditionsklub<br />
aus der Bundesliga mit<br />
Weltmeister Benjamin Pavard, den<br />
ehemaligen Nationalspielern Mario<br />
Gómez, Ron-RobertZieler und Dennis<br />
Aogo sowie einem Talent wie<br />
Ozan Kabak klarer Favorit. Dazu<br />
kommt, dass der Bundesligadrittletzte<br />
seine Leistungen in den letzten<br />
vier Saisonspielen unter Interimstrainer<br />
Nico Willig sichtlich steigern<br />
konnte und so für neue Hoffnung bei<br />
den Fans sorgte. Kein Wunder also,<br />
dass auch VfB-Sportchef Thomas<br />
Hitzlsperger gegen Union „an die<br />
Leistungen der vergangenen Spiele<br />
anknüpfen will“.<br />
Nicht einmal die Statistik meint<br />
es gut mit den Unionern. Denn seit<br />
der Wiedereinführung der Relegation<br />
in der Saison 2008/09 gelang es<br />
lediglich zwei Zweitligisten, sich gegen<br />
die jeweilige Bundesligamannschaft<br />
durchzusetzen: dem 1. FC<br />
Nürnberg (gegen Energie Cottbus<br />
2009) und Fortuna Düsseldorf (gegen<br />
Hertha BSC 2012). In den vergangenen<br />
sechs Jahren siegte also<br />
stets der Bundesligist.<br />
SchlüsselwortDortmund<br />
Wer den Finger in die Wunde drücken<br />
will, könnte meinen: Alles,<br />
wirklich alles spricht in den Relegationsspielen<br />
gegen den 1. FC Union.<br />
WALTER WIRD TRAINER BEIM VFB<br />
Vergangenheit: Der 43-Jährigeunterschrieb<br />
einen Zweijahresvertrag<br />
bis zum 30.<br />
Juni 2021. Walter war vor<br />
seiner Station in Kiel im<br />
Nachwuchsbereich vonBayernMünchen<br />
und des Karlsruher<br />
SC tätig.<br />
Gegenwart: In den Relegationsspielen<br />
gegenUnion Berlin<br />
wird der VfB noch von<br />
Nico Willig betreut. Der 38-<br />
JährigekehrtimSommer<br />
wieder auf seinen Posten als<br />
Trainer der Stuttgarter U19-<br />
Junioren zurück.<br />
Doch könnte ausgerechnet dieser<br />
Umstand für die Eisernen zum entscheidenden<br />
Vorteil werden. Das<br />
Schlüsselwort, das bestens dazu<br />
passt, lautet nämlich: Dortmund!<br />
Im Westfalenstadion lieferten die<br />
Köpenicker im Oktober, als klarer<br />
Außenseiter, einen begnadeten<br />
DFB-Pokalkampf ab, glichen zwei<br />
Führungen aus und verloren erst mit<br />
viel Pech durch einen Elfmeter in der<br />
Nachspielzeit. Diese Meisterleistung<br />
beim BVB funktioniert als perfekte<br />
Blaupause für die Relegationsspiele.<br />
Weil die Unioner sich selbst und ihren<br />
Fans bewiesen, dass sie, entgegen<br />
aller Prophezeiungen, auch mit<br />
den ganz großen Teams mithalten<br />
können −zumindest, wenn es in entscheidenden<br />
Spielen um alles geht.<br />
Denn ziemlich ähnlich traten die<br />
Rot-Weißen auch in den Ligaspielen<br />
gegen den 1. FC Köln (1:1, 2:0) und<br />
den Hamburger SV (2:2, 2:0) auf.<br />
Auch hier spielte Union unglaublich<br />
konzentriert und diszipliniert Fußball,<br />
obwohl, so bewertete Christopher<br />
Trimmel zuletzt den Heimsieg<br />
gegen den HSV, „der direkte Gegenspieler<br />
da individuell weitaus mehr<br />
Qualität hat als du selbst“.<br />
Und wie Dortmund, Köln und<br />
Hamburg ist auch der VfB gegen<br />
Union in der Pflicht, das Spiel selbst<br />
aufziehen zu müssen, den eigenen<br />
Stil aufs Feld zu bringen, während<br />
die Eisernen den Gegner, vor allem<br />
im Hinspiel in Stuttgart, zunächst<br />
mal laufen lassen können. Eine Variante,die<br />
den Unionernindieser Saison<br />
nachweislich ziemlich gut gefällt.<br />
Frei nach dem Fan-Motto: „Alles<br />
kann, nichts muss!“<br />
Vorallem im Hinspiel geht es für<br />
die Eisernen so erst einmal nur<br />
darum, wenig bis keine Gegentore<br />
zuzulassen, um den Schwaben dann<br />
im Rückspiel im brechend vollen, tobenden<br />
Stadion An der Alten Försterei<br />
zuzeigen, dass man „Aufstiegskampf“<br />
in Köpenick mit großem<br />
KAMPF schreibt. Eisern gegen alle!<br />
Und so mochte am Sonntagabend<br />
die Enttäuschung der Eisernen<br />
in Bochum noch überwiegen,<br />
die Statistik ganz grundsätzlich gegen<br />
sie sprechen −doch chancenlos<br />
ist Union gegen den VfB wahrlich<br />
nicht. Im Gegenteil.<br />
„Jetzt ist wieder alles offen“,<br />
ahnte daher auch Rafal Gikiewicz,<br />
der diese Tatsache in seiner Enttäuschung<br />
über die verpasste, direkte<br />
Aufstiegschance wohl eher negativ<br />
als optimistisch meinte. Doch auch<br />
er wird amDonnerstag wieder für<br />
den großen Traum brennen.<br />
Max Ohlert<br />
glaubt noch an den Aufstieg<br />
des 1. FC Union.<br />
Only home we don’tgo<br />
Nach der Saison ist vor der Marketingreise. Doch was will Hertha in den USA? Und warum hat Manager Michael Preetz gute Reiseerinnerungen?<br />
VonPaul Linke<br />
AmMontagmorgen ist sie also losgeflogen,<br />
die sechzigköpfige Reisegruppe<br />
Hertha BSC. Berlin Tegel,<br />
Zwischenlandung Amsterdam, Zielflughafen<br />
Minneapolis, zwölf Stunden<br />
unterwegs.Aber wozu eigentlich<br />
das Ganze nach diese Saison? „Wir<br />
wollen die internationale Weiterentwicklung<br />
der MarkeHertha BSC vorantreiben“,<br />
sagte Manager Michael<br />
Preetz bereits vor ein paar Wochen.<br />
Undauf der Mitgliederversammlung<br />
am Sonntag informierte er:„Wirwollen<br />
neue Märkte erschließen.“ Außerdem<br />
geht es darum: „Wir sind im<br />
dreißigsten Jahr des Mauerfalls, wir<br />
treten als Botschafter Berlins auf.“<br />
Wer die Reise mitverfolgen will,<br />
kann das unter #teardownwallstour<br />
bei Twitter tun und sollte sich vorher<br />
noch einmal die Rede von Ronald<br />
Reagan anhören, der am 12. Juni<br />
1987 vor dem Brandenburger Tor<br />
Debüt für Deutschland 1999: Michael Preetz im Spiel gegen die USA<br />
IMAGO IMAGES<br />
forderte: „Mr. Gorbatschow, tear<br />
down this wall!“ Reißen Sie diese<br />
Mauer nieder!<br />
Hertha –ohne die entschuldigten<br />
Pal Dardai (Balaton), Rainer Widmayer<br />
(Stuttgart), Rune Jarstein, Vladimir<br />
Darida, Mathew Leckie, Arne<br />
Maier,Lukas Klünter (alle angeschlagen<br />
bis verletzt) und Vedad Ibisevic<br />
(zum dritten Mal Papa) –wird neun<br />
Tage in den USA verbringen. Geplant<br />
sind neben lockeren Trainingseinheiten,<br />
Werbeterminen, Pressekonferenzen,<br />
einem Schulbesuch und<br />
der Tribünenanwesenheit bei einem<br />
Baseballspiel auch zwei Freundschaftskicks:<br />
an diesem Mittwoch<br />
gegen Minnesota United FC, Major<br />
League Soccer, esist eine Stadioneinweihung;<br />
und am Freitag im Bundesstaat<br />
Wisconsin gegen den ForwardMadison<br />
FC aus der unterklassigen<br />
USL League One.<br />
Dann geht es weiter nach Chicago<br />
und am vorletzten Tagüber die mechen<br />
Gründen länger bleiben will,<br />
wirdsicherlich die Klubhymne„Only<br />
home we don’t go“ anstimmen.<br />
Finanzchef Ingo Schiller hat versprochen,<br />
dass Hertha einen fünfstelligen<br />
Betrag verdienen wird: Anxikanische<br />
Grenze nach (Mr.Trump,<br />
tear down this wall!) Tijuana, die<br />
Reise endet in Berlins Partnerstadt<br />
Los Angeles.Das noch geheime „Abschlussevent“<br />
findet am Santa Monica<br />
Beach statt. Weraus verständlitrittsgagen<br />
plus Zuschuss von der<br />
DFL, die Bundesligisten seit sechs<br />
Jahren finanziell darin bestärkt, den<br />
deutschen Klubfußball im Ausland<br />
zu repräsentieren. Dastat Hertha zuletzt<br />
vor49Jahren, auf Einladung des<br />
DFB. Damals waren es zehn Testspiele<br />
in vier Wochen, die Mannschaft<br />
reiste mit den Schiff an.<br />
DieVerbindung zwischen Hertha<br />
BSC und den USA ist nicht komplett<br />
ohne die Reise, die der Stürmer Michael<br />
Preetz imFebruar 1999 angetreten<br />
hat –als deutscher Nationalspieler.<br />
Beim Spiel gegen den GastgeberinJacksonville<br />
(0:3) debütierte<br />
er für den DFB, gegen Kolumbien<br />
(3:3) traf er doppelt und durfte hinterher<br />
zu Recht behaupten: „Ich war<br />
einer der wenigen, die die Chance<br />
genutzt haben.“ Undeslag nicht nur<br />
an der Lektüre, in die sich Preetz damals<br />
vertiefte, während die anderen<br />
Karten spielten im Teamhotel:<br />
„Sorge Dich nicht, lebe –Die Kunst,<br />
zu einem von Ängsten und Aufregungen<br />
befreiten Leben zu finden“.<br />
Für die meisten Fans war die<br />
Klasse von 1999 (wieder mit Preetz),<br />
die sich ein halbes Jahr beim Confed<br />
CupinMexiko noch mehr blamieren<br />
sollte, das größte Missverständnis<br />
der deutschen Fußballgeschichte.<br />
Die Bundestrainer hießen übrigens<br />
UliStielike und Erich Ribbeck.<br />
Der Manager Preetz verfolgt eine<br />
Internationalisierungsstrategie, die<br />
auch andere Mannschaften betrifft.<br />
Im vergangenen Jahr reiste Herthas<br />
U19 zueinem Turnier nach Kalifornien,<br />
die U23 nahm am Baltic Sea<br />
Cup und am Premier League International<br />
Cup teil. Im vergangenen<br />
Oktober war Preetz zudem in New<br />
York,als die DFL dortein Büroeröffnete.<br />
Alle Reisen haben das gleiche<br />
Ziel: Bekanntheit des Klubs erhöhen,<br />
Kontakte knüpfen, Geldgeber finden.<br />
So verhalten sich eben Marken<br />
auf Märkten.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 19<br />
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Feuilleton<br />
Im Zeichen des<br />
Elefanten: Ausstellung<br />
in der AkD<br />
Seite 21<br />
„Wenn ich die Lösung wäre, wüsste ich Bescheid.“<br />
Bei der Suche nach einem Volksbühnenintendanten taucht immer mal der Name Kay Voges auf. Mal nachfragen … Seite 20<br />
Streitkultur<br />
Eure Rede sei:<br />
Ja, ja; nein, nein<br />
PetraKohse<br />
hängt einem Gedanken<br />
vonAugust Diehl nach.<br />
Der Schauspieler August Diehl,<br />
der in Terrence Malicks gerade<br />
im Wettbewerb in Cannes gezeigten<br />
Film „Ein verborgenes Leben“ einen<br />
österreichischen Bauern spielt, der<br />
sich weigert, in der Wehrmacht zu<br />
kämpfen, sagte in einem dpa-Interview,<br />
wie sehr ihn dieses „Nein“-Sagen<br />
der Figur beeindruckt habe. Zumal<br />
es ein „Nein“ ohne Anklage sei.<br />
Ein „Nein“, das einer für sich entschieden<br />
habe.Und das anderedazu<br />
inspiriere, auch ihre eigenen Entscheidungen<br />
zu hinterfragen. „Es ist<br />
völlig verlernt worden, in einem guten<br />
Sinne zu streiten. Das ist mit die<br />
größte Katastrophe. Wenn Denkverbote<br />
ausgesprochen werden. Ein<br />
Streit ist an sich etwas Wunderbares,<br />
etwas ganz Wichtiges.Wenn das flöten<br />
geht, dann werden die, die am<br />
lautesten schreien, gewinnen.“<br />
Da hat er sicher sehr recht. Und<br />
zwar genauso recht wie Maria Fleming<br />
vom Dublin Theatre Festival,<br />
die –<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vom 20.5. –<br />
darauf hinwies, wie wichtig es für<br />
Frauen sei, „Ja“ zu sagen, und sich<br />
auf das zu fokussieren, was sie wollen.<br />
„Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein,<br />
nein. Was darüber ist, das ist vom<br />
Übel“, heißt es (Mat. 5:37) in der Lutherbibel.<br />
„Doch die Verhältnisse,sie<br />
sind nicht so!“, könnte man mit<br />
Brecht anschließen. Und wie auch!<br />
Schließlich leben wir in einem System,<br />
in dem 49,9 Prozent Nein<br />
durchaus als Ja gelten.Wozu es in der<br />
Tatkeine Alternativegibt.<br />
Aber um auf die Momente der<br />
Entscheidungen im eigenen Leben<br />
vorbereitet zu sein, um das Parlament<br />
der Argumente aus und den eigenenWillen<br />
einschalten zu können,<br />
wenn es darauf ankommt, laden August<br />
Diehl und ich Sie ein (wie wir<br />
Yogalehrerinnen es gern formulieren),<br />
doch heute einfach einmal<br />
Nein zu sagen, wenn Sie estatsächlich<br />
meinen, Ihr Gegenüber es aber<br />
nicht erwartet. Nein, ich schaffe es<br />
nicht auch zwei Stunden früher.<br />
Nein, das schmeckt mir nicht. Nein,<br />
ich wäre heute lieber allein. Aber ja,<br />
ich lebe sehr gern, warum fragen Sie?<br />
Der große Bluff<br />
Komplott, Falle, Staatsverschwörung –<br />
die Ibiza-Affäre speist sich aus der<br />
Amoralität ihrer Opfer<br />
VonHarry Nutt<br />
Ein Münchner Demo-Besucher vergibt eine gute Note.<br />
IMAGO/MAX VORSTADT<br />
Alles hängt an einem dünnen<br />
Faden und ist eigentlich<br />
nicht zu schaffen,<br />
wenn TomCruise in ein jeweils<br />
neues Abenteuer zu seiner unmöglichen<br />
Mission aufbricht. Geheimdienste,<br />
lautet die Metaerzählung<br />
hinter Actionfilmen wie „Mission<br />
Impossible“, operieren mit<br />
allerlei technischem Gerät und Geschick,<br />
bedürfen am Ende aber doch<br />
des Muts eines Einzelnen. Meist<br />
steht dabei nicht weniger als die<br />
Weltordnung auf dem Spiel, und irgendwann<br />
geht alles wieder von<br />
vorn los. Imjeweiligen Ende einer<br />
Episode ist bereits der Stoff für die<br />
Fortsetzung enthalten.<br />
TomCruise und Daniel Craig gehören<br />
vermutlich nicht zu den<br />
Drahtziehern der österreichischen<br />
Staatsaffäre, aber dass ein westlicher<br />
Geheimdienst die beschämende Demaskierung<br />
des zurückgetretenen<br />
Vizekanzlers Heinz-Christian Strache<br />
und seines Adlatus’ Johann Gudenus<br />
eingefädelt haben könnte,<br />
galt unmittelbar nach Bekanntwerden<br />
des kompromittierenden Videos<br />
als plausible Erklärung. Zu aufwendig<br />
inszeniert und von langer Hand<br />
vorbereitet, lautete das Urteil etwa<br />
am Sonntag im ARD-Presseclub, als<br />
dass sich dahinter ein journalistischer<br />
Coup àlaWallraff verbergen<br />
könnte.Oder vielleicht doch?<br />
Nachvollziehbare Expertise konkurriert<br />
mit der lustvollen Spekulation<br />
in alle Richtungen. Der ewige<br />
Böhmermann spielt wieder mit. Als<br />
ahnungsvoller Stichwortgeber kokettierte<br />
er mit Täterwissen und<br />
stellt einmal mehr unter Beweis,<br />
dass seine Aufführungskunst die<br />
Herausforderung der ganz großen<br />
Tiere zum Ziel hat. Oder war es vielleicht<br />
doch eine KGB-Mission auf<br />
Weisung vonWladimir Putin, um die<br />
an die Macht strebende alpenländische<br />
Rechte zu willfährigen Vasallen<br />
zu machen?<br />
Natürlich interessiert man sich<br />
für die tatsächlichen Akteure und<br />
Abläufe des kuriosen Treffens in dem<br />
Ibiza-Appartement. Insgeheim aber<br />
blüht die Hoffnung, noch eine Weile<br />
vom assoziativen Feuerwerk des<br />
Möglichen, Denkbaren und Abstrusenunterhalten<br />
zu werden.<br />
Das liegt vor allem an der obszönen<br />
Amoralität der Ertappten.<br />
Heinz-Christian Strache hat recht<br />
mit der Einschätzung, Opfer eines<br />
politischen Attentats geworden zu<br />
sein. Etwas hat eingeschlagen mit<br />
der Wirkung einer Art umgekehrter<br />
Neutronenbombe. Ein politisches<br />
Gebilde ist eingestürzt, ohne dass<br />
physisch jemand zu Schaden gekommen<br />
wäre. Einer wie Strache<br />
vermag ohnehin keinen Anspruch<br />
auf den Schutz eines arglos Getäuschten<br />
erheben. Weniger besoffen<br />
vonder Zufuhr alkoholischer Getränke<br />
als vonder Aussicht auf politische<br />
Macht erklärte er sich vor versteckter<br />
Kamera ganz ungeniert<br />
bereit, diese nach Belieben zu missbrauchen.<br />
Gudenus und er sind in<br />
eine Falle gelockt worden, und der<br />
Unterhaltungswert des Publikums<br />
besteht nun vorallem darin, dass sie<br />
als aufgeblähte Machos unbedarft<br />
hineingetorkelt sind.<br />
Auf süffisante Weise schnurren<br />
die Vorstellungen von Geheimdienstverschwörung<br />
und Satire zusammen<br />
undman blättertzurück im<br />
Sammelalbum der schönsten Täuschungsmanöver,<br />
die im Dienst der<br />
politischen Aufklärung oder auch<br />
bloß zur subversiven Erbauung angerichtet<br />
wurden. Zu einer gewissen<br />
Kunstfertigkeit hatte es dabei der<br />
2013 gestorbene Journalist Horst Tomayer<br />
gebracht, der mit fingierten<br />
Telefonaten Scherze auf Kosten anderer<br />
trieb. Zuden größten Erfolgen<br />
seiner für eine Kolumne in der Zeitschrift<br />
Konkret unternommene Camouflage<br />
gehört ein Gespräch, in<br />
dem er mit verstellter Stimme als<br />
Louis Trenker bei Ernst Jünger anrief,<br />
was dieser in seinem Tagebuch<br />
auch verzeichnete, nicht ahnend,<br />
dass er einem durchtriebenen<br />
Schelm aufgesessen war.<br />
Die Methode Tomayer setzte auf<br />
die Eitelkeit der Angerufenen, mindestens<br />
aber auf eine situativ-emotionale<br />
Ungeschütztheit. Das von<br />
Tomayer zu einer künstlerischen Gesprächsform<br />
entwickelte Format<br />
lebt heute in der miesen Betrugsmasche<br />
des Enkeltricks fort, mit dem<br />
gewiefte Gauner versuchen, wohlhabende,aberleichtgläubige<br />
alte Menschen<br />
um ihreHabe zu erleichtern.<br />
Zweifellos stellt sich denn auch<br />
die Frage nach der Rechtmäßigkeit<br />
des Vorgehens. Auf Ibiza ist vermutlich<br />
mehr verletzt worden als das<br />
Recht ameigenen Bild. Aber selbst<br />
solide agierende Finanzminister fragen<br />
kaum noch danach, woher eigentlich<br />
die ominösen Steuer-CDs<br />
stammen, wenn ihnen die darauf enthaltenen<br />
Daten fruchtbar erscheinen.<br />
Werauch immer die Ibiza-Falle<br />
gestellt hat, nimmt für sich in Anspruch,<br />
alles zu dürfen, als sei es eine<br />
durch Tucholsky beglaubigte Satire.<br />
Harry Nutt<br />
blickt neugierig auf Österreich<br />
–und zurück.<br />
NACHRICHTEN<br />
Haus der Statistik soll mit<br />
Kulturprojekt belebt werden<br />
Das„Haus der Statistik“ ist ein seit<br />
Jahren ungenutzter Gebäudekomplex<br />
im Herzen Berlins.ZuDDR-Zeiten<br />
residierte hier die Staatliche<br />
Zentralverwaltung für Statistik, nach<br />
derWende wurdenTeile vomStatistischen<br />
Bundesamt und der Stasi-Behörde<br />
genutzt. EinVerbund von<br />
Kunst-und Kulturinitiativen will nun<br />
den Sommer über das mit 500 000<br />
Euro vonder Kulturverwaltung geförderte<br />
Projekt „Statista“ vorantreiben.<br />
BisDezember soll eine am Gemeinwohl<br />
orientierte Zusammenarbeit<br />
entwickelt werden, die als Teil<br />
der Berlin ArtWeek im September<br />
präsentiertwerden soll. (dpa)<br />
Deutschland übergibt<br />
Manuskripte an Israel<br />
Israels Nationalbibliothek erhält aus<br />
Deutschland weitereDokumente<br />
aus dem Nachlass des Kafka-Freundes<br />
MaxBrod(1884–1968). An diesem<br />
Dienstag wollen Vertreter des<br />
Bundeskriminalamtes (BKA) in der<br />
israelischen Botschaft in Berlin rund<br />
5000 Seiten aus Brods Privatarchiv<br />
an Israel übergeben. DieDokumente<br />
waren vorrund zehn Jahren in Tel<br />
Aviv gestohlen und nach Deutschland<br />
geschmuggelt worden, wo sie<br />
2015 beschlagnahmt wurden. Die<br />
Manuskripte,darunter unveröffentlichte<br />
Passagen aus Brods Tagebuch<br />
sowie frühe Korrespondenz Brods<br />
mit seiner Frau, könnten weiteren<br />
Aufschluss über das Leben vonFranz<br />
Kafka (1883–1924) geben, wie Stefan<br />
Litt, ein Archivar der Nationalbibliothek,<br />
der dpa in TelAviv sagte. (dpa)<br />
Fassbinder-Zentrum in<br />
FrankfurtamMain eröffnet<br />
Seit Montag ist der Nachlass des<br />
Filmregisseurs (1945–1982) Rainer<br />
Werner Fassbinder im DFF Fassbinder<br />
Center in Frankfurtzugänglich.<br />
DasDeutsche Filminstitut und das<br />
Deutsche Filmmuseum (DFF) eröffneten<br />
dortgemeinsam das Zentrum.<br />
DerNachlass des früh verstorbenen<br />
Regisseurs wurde mit Hilfe vonHessischer<br />
Kulturstiftung und der Kulturstiftung<br />
der Länder angekauft.<br />
Auch die Stadt Frankfurthat sich beteiligt.<br />
(dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Maulfeil<br />
Die Scham<br />
fliegt mit<br />
VonUte Cohen<br />
Eswar einmal der kleine Nils Holgersson,<br />
der flog mit den Gänsen davon. Das war<br />
eine wunderbare Reise für den weizenblonden<br />
Schwedenburschi! An den Hals einer<br />
Wildgans gekuschelt, sahen Kullaberg und<br />
Ronnebymärchenhaft aus,entzückender jedenfalls<br />
als durch das Bullauge einer Boeing.<br />
VomCO2-Ausstoß ganz zu schweigen! Nils’<br />
ökologischer Fußabdruck wäre selbst mit<br />
modernsten Methoden nicht messbar. Als<br />
Maskottchen der sich flugs verbreitenden<br />
schwedischen Klimabewegung wäre Selma<br />
Lagerlöfs Held bestens geeignet. Ob ihm<br />
aber das durch Europa flatternde„Flygskam“<br />
(zu Deutsch: „Flugscham“) über die Lippen<br />
gekommen wäre, darfbezweifelt werden. So<br />
gschamig und aufs Gerede der Leute bedacht<br />
war Nils eben nicht. Immerhin ist er<br />
mit Vögeln durchgebrannt.<br />
„Flugscham“ ist eine Wortschöpfung unserer<br />
Zeit. Ein züchtiges „Ich schäme mich“,<br />
wahlweise für Steuerhinterziehung oder<br />
Trunkenheitsfahrten, gehört zujeder politischen<br />
Kommunikationsstrategie. Während<br />
sich Politiker meist mit einem „Ego te absolvo“<br />
aus der Affäre ziehen, kommen die<br />
von Flugscham Befallenen weniger glimpflich<br />
davon. Versuchen sie dieses unangenehme<br />
Gefühl beim Betreten eines Flugzeugs<br />
zu ignorieren, werden sie an den Instagram-Klimaschutz-Pranger<br />
gestellt, sodass<br />
sie erst recht vorScham im Boden versinken.<br />
Das Malheur mit der Scham begann mit<br />
Eva, als sie dem sich in Selbstzufriedenheit<br />
suhlenden Adam den berühmten Apfel anbot.<br />
In der biblischen Erkenntnis schämten<br />
sich beide plötzlich ihrer animalischen Gelüste<br />
und pflückten fleißig Feigenblätter.<br />
KARL BURKHARD TIMM<br />
Im paradiesischen Urzustand hatte die<br />
Scham noch nichts zu suchen. Erst als Gott,<br />
der Teufel und die Religion ins Spiel kamen,<br />
war es vorbei mit der unschuldigen Nudisterei.<br />
Dass Scham schließlich eine gleichsam<br />
überirdische Tugend ist, zeigte uns schon die<br />
griechische Göttin Artemis, als sie den Jäger<br />
Aktaion für seinen Voyeurismus knallhart<br />
bestrafte.Dass er seinen Sehgelüsten frönte,<br />
kam ihm nämlich teuer zu stehen. DieGöttin<br />
der Keuschheit, schamerfüllt, verwandelte<br />
ihn in einen Hirsch, der von seinen eigenen<br />
Kumpanen gejagt und erlegt wird. Drastische<br />
Strafen für Spanner in der Welt der Götter<br />
und der Klimaschützer!<br />
Das Verbotene reizt jedoch um so mehr.<br />
Wer Dr. Spitzvogels Handhabungs-Therapeutik<br />
in T.C. Boyles „Road to Wellville“<br />
kennt, weiß, dass jede Form von Unterdrückung<br />
zu allerlei erquicklichen Umgehungsmanövern<br />
führen kann. Auch Luis Buñuel<br />
thematisierte in seinen Filmen nicht selten<br />
die Scham. AusScham über die eigenen masochistisch-devoten<br />
Bedürfnisse verwandelt<br />
sich Sévérine in„Belle de Jour“. Im„Gespenst<br />
der Freiheit“ lässt er munter auf der Gruppentoilette<br />
smalltalken, während sich die<br />
Gesellschaft zum Essen diskret hinter verschlossene<br />
Türen zurückzieht.<br />
Lässt man die Scham erst wieder zum<br />
Zuge kommen und als „Flugscham“ durchs<br />
Hintertürchen eintreten, hat sie bald ein<br />
paar Begleiter im Schlepptau: die Fleischscham,<br />
die Zuckerscham und nicht zu vergessen<br />
die Zwillinge Autoscham und Rauchscham.<br />
Dasist der Vorteil der Schamkonsorten:<br />
Komposita kann man im Deutschen geschwind<br />
und en masse bilden. Vielleicht ist<br />
es aber an der Zeit, den Schamgesellinnen<br />
Kontra zubieten, bevor sie sich in Harpyien<br />
verwandeln und Racheüben an all jenen, die<br />
ihnen ein Klotz am Flugbein sind.
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
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Feuilleton<br />
„Lederer kann mich noch anrufen“<br />
Zumindest was das Selbstbewusstsein angeht, ist Kay Voges ein Musterbeispiel für einen Intendanten. Vorder Volksbühne hätte er keine Angst<br />
Der Sommer rückt näher<br />
und damit der Tag, an<br />
dem der Kultursenator<br />
Klaus Lederer bekanntgeben<br />
will, wer Klaus Dörr nachfolgen<br />
und ab 2021 Volksbühnenintendant<br />
wird. Ob er noch niemanden<br />
gefunden hat, der geeignet wäre?<br />
Oder ist hinter den Kulissen längst<br />
alles abgemacht? Wasmuss jemand<br />
mitbringen, um das Haus mit dem<br />
dicken Castorf-Stempel und nach<br />
dem Dercon-Desaster zu bewältigen?<br />
Mut, Ausdruckswut und gern<br />
auch ein paar Jahre Leitungserfahrung<br />
dürften nicht schaden. Und<br />
vielleicht findet man jemanden, der<br />
noch nicht fünfzig ist? Wir sprachen<br />
mit dem 46-jährigen Intendanten<br />
Kay Voges, der dem Theater Dortmund<br />
zu überregionaler Aufmerksamkeit<br />
verholfen hat und es 2020<br />
nach zehn Jahren abgibt.<br />
Herr Voges, Sie tauchen immer mal<br />
wieder als ein Kandidat für die Nachfolge<br />
von Klaus Dörr in Gesprächen<br />
gut unterrichteter Kreise auf.Manche<br />
sehen Sieals hoch geeignet an, andere<br />
winken hektisch ab.Wie ist denn der<br />
Stand der Dinge?<br />
Manhat hier erst einmal eine Entscheidung<br />
getroffen, indem man<br />
Klaus Dörr ein Jahr länger weitermachen<br />
lässt. Damit hat Herr Lederer<br />
den Stress rausgenommen.<br />
Im Sommer muss eine Lösung her.<br />
Wenn ich diese Lösung wäre,<br />
würde ich bestimmt Bescheid wissen.<br />
Ich werde an dem Haus inszenieren.<br />
Ichglaube nicht, dass ich den<br />
Intendantenjob erben werde. Mit<br />
mir hat Lederer jedenfalls nicht geredet.<br />
Da kann ich Ihnen jetzt keinen<br />
Scoop liefern.<br />
Immerhin. Ein Dementi ist ja auch<br />
eine Nachricht. Siehatten in aller Bescheidenheit<br />
Interesse an der Volksbühne<br />
bekundet.<br />
Ichhabe gesagt, dass ich gern bereit<br />
wäre, mir Gedanken darüber zu<br />
machen. Ichhörejetzt nach zehn Jahren<br />
inDortmund auf. Das war eine<br />
tolle Zeit. Aber irgendwann ist diese<br />
Bühne zu klein geworden für uns.<br />
Jetzt kommt so die wehmütige Zeit,<br />
wo man merkt, dass man auseinander<br />
geht. Es wäreschön, wenn wir unserekontinuierliche<br />
Theaterarbeit an<br />
einem anderen Haus fortsetzen<br />
könnten. Sonst werden sich die Menschen,<br />
die in einem Verbund miteinander<br />
gearbeitet haben, in alle Winde<br />
verstreuen. Und ich verbringe ein<br />
paar Jahreals freier Regisseur.<br />
Aber Sie wollen lieber ein Haus übernehmen,<br />
warum?<br />
Ich habe in den Neunzigern mit<br />
Ende zwanzig im Leitungsteam des<br />
Theaters Oberhausen angefangen<br />
und mich relativ schnell entwickeln<br />
können, weil ich immer wieder mit<br />
denselben Menschen den nächsten<br />
Schritt machen konnte. Wegen dieser<br />
Kontinuität bin ich Intendant geworden.Wenn<br />
man als Gastregisseur<br />
irgendwo auftaucht, verbringt man<br />
die ersten beiden Wochen damit, auf<br />
einen gemeinsamen Nenner zu<br />
kommen, bevor es mit der Kunst losgehen<br />
kann. Außerdem ist es ein Unterschied,<br />
ob man eine Inszenierung<br />
macht, oder ob man ein ganzes Haus<br />
in einer Stadt inszeniert. Das ist ein<br />
größerer Gedanke.Ich hoffe,dass ich<br />
dazu Gelegenheit bekomme.<br />
Sicher,als einer der wenigen Ihrer Generation.<br />
Es ist eine Generation, die<br />
das vom Künstlergenie geleitete<br />
Theater noch kennt und nun vonden<br />
neuen Forderungen nach Mitbestimmung,<br />
besseren Arbeitsbedingungen<br />
und Parität getrieben wird. Wie ordnen<br />
Sie sich ein zwischen Geniekult<br />
und Kollektivwahn?<br />
Ich sehe mich nicht als Genie.<br />
Vielleicht ist es die gute Mitte.Theater<br />
ist immer Teamarbeit. Meine<br />
Leitbilder sind Respekt und Hingabe:<br />
Lasst uns achtungsvoll miteinander<br />
umgehen, von der Reinigungskraft<br />
bis zum Intendanten.<br />
Unddas Produkt ist wichtiger als die<br />
Eitelkeit der Macher.<br />
Wichtiger auch als die Arbeitsbedingungen?<br />
Sind die nachrangig, wenn<br />
am Ende die Kunst überzeugt? Sie<br />
sind als Arbeitstier bekannt.<br />
Wirachten sehr auf ein gutes,gerechtes<br />
Betriebsklima und auf die<br />
Arbeitszeiten. Wir haben vor Jahren<br />
den Montagmorgen probenfrei erklärt.<br />
Einen Montagmorgen im Monat<br />
haben wir für alle Mitarbeitenden<br />
und das Ensemble reserviert. Da<br />
nehmen wir uns die Zeit zu reflektieren,<br />
was war und was besser geht.<br />
Kommunikation ist notwendig, um<br />
Veränderungen zu vollziehen, die<br />
die Arbeitsbedingungen und künstlerischen<br />
Ergebnisse verbessern.<br />
Washalten Sievon Leitungsteams?<br />
Ichbin Teamarbeiter,glaube aber<br />
nicht an gemeinsam verantwortliche<br />
Leitungsteams im Sinne vonkollektiver<br />
Intendanz. Ich leite das<br />
Haus, habe eine Stellvertreterin, ein<br />
großes Dramaturgieteam, eine technische<br />
Leitung, Betriebsbüro und<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Jeder hat seinen<br />
speziellen Verantwortungsbereich.<br />
Wir beraten miteinander. Entscheidungen<br />
treffen dann die Verantwortlichen<br />
mit mir zusammen.<br />
Der Intendant KayVoges: erfolgreich in Dortmund.<br />
ZUR PERSON<br />
BERLLINER ZEITUNG /PAULUS PONIZAK<br />
Elternhaus und Jugend: Vogeswurde 1972 in Düsseldorf geboren und wuchs in Krefeld als<br />
Sohn eines Programmierers und einer Therapeutin auf. Mit 16 war er als evangelischer Missionar<br />
unterwegs, mit 18 trat er aus der Kirche aus, nachdem er beim Gottesdienst eine Bibel<br />
warf. Er wurde zum Heimerzieher ausgebildet und studierte ein paar Semester Soziologie<br />
Karriere amTheater: 1996 begann er als Regieassistent in Oberhausen, trat 1999 der künstlerischen<br />
Leitung bei, arbeitete 2003 als freier Schauspiel- und Opernregisseur und wurde<br />
2010 Intendant in Dortmund, wo er die Akademie für Theater und Digitalität mitgründete. In<br />
Berlin waren zuletzt „Parallelwelt“ am BE und „Evangelium“ in der Volksbühne zu sehen.<br />
Wie sind Sie inDortmund ausgestattet,<br />
und was würden Sie mit einem<br />
größeren Budget machen? Ihre eigenen<br />
Arbeiten sind doch, was den Aufwand<br />
angeht, kaum zu steigern?<br />
Wirsind ein mittelgroßes Theater<br />
mit 16 Ensemblemitgliedern. Das,<br />
was ich am Hamburger Schauspielhaus<br />
inszeniert habe oder demnächst<br />
an der Wiener Burg machen<br />
werde–entsteht unter ganz anderen<br />
Bedingungen. Das Team ist größer,<br />
die Bühnen sind größer,der finanzielle<br />
Rahmen ist größer.Das Bühnenbild,<br />
das in Hamburg gebaut wurde,<br />
hat so viel gekostet wie alle Bühnenbilder<br />
einer Spielzeit zusammen in<br />
Dortmund. Wir haben tolle Regisseure<br />
in Dortmund: zum Beispiel<br />
Claudia Bauer, Ersan Mondtag,<br />
Thorleiffur ÖrnArnarsson und in der<br />
nächsten Spielzeit Jonathan Meese –<br />
sie kommen wegen des tollen Ensembles<br />
und vielleicht wegen unserer<br />
künstlerischen Arbeit, aber wir<br />
können ihnen lange nicht die Infrastruktur<br />
oder die Gagen bieten, die<br />
an anderen Häusernmöglich wären.<br />
Und Schauspieler wollen bei aufregenden<br />
Regisseuren arbeiten. Wir<br />
sind ein bisschen wie der SC Freiburg<br />
aufgestellt. Wir spielen in der<br />
Ersten Liga mit, haben aber wenig<br />
Mittel und laufen permanent Gefahr,<br />
dass man uns die besten Stürmer<br />
wegkauft. Klar, dass man da einen<br />
größeren Verein trainieren will.<br />
Wasist mit den Fans?<br />
Das Dortmunder Publikum ist<br />
toll, begeisterungsfähig und streitlustig.<br />
Wir werden wahrgenommen<br />
und gewollt. Es ist anders als in anderen<br />
Städten, wo es diese etwas gelangweilte<br />
Haben-wir-alles-schongesehen-Hybris<br />
gibt.<br />
WieinBerlin zum Beispiel. Alle Regisseure,<br />
die Sie nennen, haben wir hier<br />
schon gesehen. Sie selbst gelten als<br />
Castorf-Epigone. Schreckt Siedas ab?<br />
Wenn Angst und Gefallsucht zum<br />
Motor für Kunst werden, ist die<br />
Kunst kaputt. Ich muss glauben, etwas<br />
zu tun, was für mich relevant ist.<br />
Und mit dieser Überzeugung muss<br />
ich versuchen, die Menschen zu erreichen.<br />
Wenn es ums Gefallen geht,<br />
verliert man sich selbst. In Berlin<br />
braucht man einen langen Atem und<br />
ein dickes Fell.<br />
Dazu kommt die selbstbewusste Belegschaft<br />
der Volksbühne?<br />
Ich habe es sehr genossen, hier<br />
arbeiten zu dürfen, als unser „Evangelium“<br />
aus Stuttgart übernommen<br />
wurde. Die Gewerke sind toll. Und<br />
die Theatersozialisation der Volksbühne<br />
ist sehr besonders und stark.<br />
Diehaben mit Castorf, Schlingensief<br />
und Vegard Vinge Theaterexzesse<br />
nicht nur zugelassen, sondern mit<br />
kreiert. Diese Potenz kriegt man<br />
schon mit, und die macht das Haus<br />
auch so attraktiv.<br />
Dörr versucht nun, Ruhe in den Laden<br />
zu bekommen. Vielen ist das<br />
auch wieder nicht recht, weil die<br />
Volksbühne ein Haus ist, das die Krise<br />
braucht und sich durch Exzesse immer<br />
tiefer in ihr behauptet. Wäre das<br />
nichts für Sie?<br />
Lederer kann mich noch anrufen.<br />
Ihre Inszenierungen zeichnen sich<br />
durch komplexe technische Aufbauten<br />
aus, durch Video, durch Zitate<br />
undVirtualität. Zugleich gründen Sie<br />
eine Akademie für Digitalität und<br />
Theater.Ist das die Zukunft des Theaters<br />
in unserer fragmentierten, digitalen,<br />
globalisierten Welt oder ist das<br />
Theater nicht eher ein Gegenortzuall<br />
diesen Phänomenen?<br />
Die Digitalisierung verändert die<br />
Gesellschaft. Diesen Transformationsprozess<br />
müssen wir im Theater<br />
aktiv mitgestalten und erforschen.<br />
Auch um der Frage näher zu kommen,<br />
was am Theater es zu bewahrengilt.<br />
Theater ist eine Gegenwartskunst.<br />
Es muss sich fragen, was für<br />
ein Narrativ die Gegenwart braucht.<br />
Wie sprechen wir, wie nehmen wir<br />
wahr, was zählt, was verbindet uns?<br />
Mankommt nicht an der Digitalisierung<br />
vorbei und muss auch ein paar<br />
Irrwege abschreiten, wenn man adäquate<br />
Erzählformen sucht.<br />
Sie waren als 16-Jähriger als evangelischer<br />
Missionar unterwegs, zwei<br />
Jahrespäter haben Siedie Bibel durch<br />
die Kirche geworfen. Senden Sie mit<br />
Ihrem Theater eine Botschaft?<br />
Ich habe die Bibel durch die Kirche<br />
geworfen, weil ich diese Ideologen<br />
nicht mehr ertragen habe, die<br />
wussten, wie es geht. Fragen, suchen<br />
und zweifeln, das ist mein Motor.Die<br />
Kunst ist nicht für Propaganda und<br />
Antworten da. Für mich ist die Kunst<br />
ein Labor, indem man der komplexen<br />
Schönheit der Welt nachspürt –<br />
um sie zu feiern.<br />
Mirkommt es vorwie ein illustrierter<br />
Verzweiflungsschrei. Da schreit mich<br />
jemand mit allem, was ihm zur Verfügung<br />
steht, an, weil er zum Glück<br />
noch schreien kann.<br />
Wut, Angst, Liebe sind Triebkräfte<br />
für das Schaffen. Aus dieser Energie<br />
heraus kann man inszenieren. Ein<br />
Abend, der ohne solche Triebkräfte<br />
entsteht, will nichts.<br />
DasGespräch führte Ulrich Seidler<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 21<br />
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Feuilleton<br />
Windstöße<br />
im<br />
Orchester<br />
Das RSB spielte<br />
Gérard Grisey<br />
In einem<br />
Kloster in<br />
Toledo<br />
Sammler leiht Spanien 471<br />
Werke für zwei neue Museen<br />
VonClemens Haustein<br />
Selbstironie gehört nicht unbedingt<br />
zu den Haltungen, die in<br />
der sogenannten Neuen Musik besonders<br />
verbreitet wären. Schon gar<br />
nicht in der Musik der Nachkriegs-<br />
Avantgarde bis hinein in die 1980er<br />
Jahre, wo die Komponisten eher dogmatische<br />
Strenge und kosmologische<br />
Ambitionen pflegten bis hin zur<br />
Guruhaftigkeit.<br />
Der französische Komponist<br />
GérardGrisey hingegen liefertinseinen<br />
„Les Espaces Acoustiques“,<br />
komponiert zwischen 1974 und<br />
1985, die ironische Brechnung gleich<br />
mit. Am Sonntagabend wurde das<br />
Werk durch das Rundfunk-Sinfonieorchester<br />
(RSB) und das Ensemble<br />
UnitedBerlin unter der Leitung von<br />
Vladimir Jurowski im Konzerthaus<br />
erstmals in Berlin vollständig aufgeführt.<br />
Schon deshalb ist es außergewöhnlich.<br />
Als gegen Ende des zweiten<br />
Satzes der Solo-Bratscher, der<br />
den ersten Satz ganz allein bestritten<br />
hat, keine gemeinsame Intonation<br />
mit der Konzertmeisterin findet, tritt<br />
das Stück in eine Phase szenischer<br />
Darstellung. Der Bratscher bricht ab<br />
und beginnt sein Instrument zu<br />
stimmen, die Musiker auf der Bühne<br />
schütteln entrüstet die Köpfe,imPublikum<br />
wird gekichert. Solche Desillusionierung<br />
findet noch weitere<br />
Male statt: Wenn die Orchestermusiker<br />
Alltagslärm machen, aufstehen,<br />
Stühle verrücken, mit den Noten rascheln<br />
und der Dirigent sich mit einem<br />
riesigen Taschentuch das Gesicht<br />
abtupft. Vollends zum Komischen<br />
hin entwickelt sich das Stück,<br />
wenn im letzten Satz ein Hornquartett<br />
zum mittlerweile in voller Stärke<br />
spielenden Orchester hinzustößt,<br />
wilde Figuren schmetternd, was wie<br />
eine verballhornende Fortsetzung<br />
erscheint zu Robert Schumanns<br />
glanzvollem „Konzertstück für vier<br />
Hörner“.<br />
Der französische Komponist Gérard Grisey(1946–1998)<br />
BERLINER FESTSPIELE/DANIEL KAWKA<br />
Die Phasen der Desillusionierung,<br />
so zeigt das Konzert höchst<br />
eindrucksvoll, wirken als erdendes<br />
Gegenstück für eine Musik, in der<br />
Gérard Grisey das ganz Große darstellen<br />
will. Das Stück sei nichts weniger<br />
als ein Studie „über Leben und<br />
Todvon Klang“, sagt Vladimir Jurowski<br />
vor dem Konzert und zieht einen<br />
Vergleich zu Richard Wagners „Ring<br />
des Nibelungen“, wo ja auch Werden<br />
und Vergehen thematisiert sei. Grisey<br />
erfindet eine Musik, die dem Ohr<br />
nie fremd ist, die eine eigentümliche<br />
Naturhaftigkeit in sich trägt von Beginn<br />
an, wenn die Solo-Bratsche<br />
(Jean-Claude Velin) wie im Rhythmus<br />
von Aus- und Einatmen die<br />
Obertöne eines Grundtones aufund<br />
abklettert, der in bellendem<br />
Forte immer von neuem in Erinnerung<br />
gerufen wird.Windharfenartige<br />
Verspieltheit hat das. Und wenn<br />
nach und nach die Besetzung größer<br />
wird, bleibt das Bild doch erhalten:<br />
dass gewaltige Windstöße ins Orchester<br />
fahren und dabei komplexe<br />
Klänge hervorrufen. Es ist die Naturgebundenheit<br />
von Musik, die Grisey<br />
mit seinem an Obertönen ausgerichteten<br />
Werk beglückend in Erinnerung<br />
ruft. Dazu gehört auch die<br />
selbstironische Demaskierung als<br />
Menschenwerk.<br />
Cover einer der vier <strong>Zeitung</strong>en zum AdK-Projekt: Komiker Buster Keaton mit „Bimbo, der Elefant“, 1964 ,einer schrägen Werbeaktion für US-Stahl<br />
Der Elefant im Labyrinth<br />
Ein Laborexkurs für Willige: Die Akademie der Künste zielt mit einer dicken Metapher auf Erkenntnis<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Orwells historische Fiktion<br />
„Einen Elefanten erschießen“<br />
von 1936 nimmt in<br />
der Akademie-Halle dramatische<br />
Ausmaße an. Die markantsanfte<br />
Stimme der Schauspielerin<br />
Angela Winkler dringt durch den<br />
Raum, schildertverstörend dieTragödie,<br />
die sich laut George Orwells Text<br />
dereinst in Burmaabspielte.Ein ausgebrochenes<br />
aggressives Arbeitstier<br />
wird von einem britischen weißen<br />
Polizeioffizier, ganz wider Willen, erlegt<br />
–weil alle es so vondem Mann erwarten:<br />
das gaffende, verängstigte<br />
Volk und die Kolonialmacht, die politische<br />
Unruhen befürchtet.<br />
Außerdem hat der Brite Angst, als<br />
Feigling dazustehen, auch repräsentiert<br />
er das Empire als Träger von<br />
Macht und Ordnung. Da er nicht imstande<br />
ist, die Qualen des angeschossenen<br />
Tieres länger mit anzusehen,<br />
verlässt er den Ort des Geschehens.<br />
Es dauertlange,bis der Elefant stirbt,<br />
die Burmesen sein Fleisch zerteilen.<br />
Die Ausstellungshalle der Akademie<br />
der Künste im alten Haus am<br />
Hanseatenweg wird zum imaginierten<br />
Ortdes Geschehens.Sie ist durch<br />
VonPeter Uehling<br />
karge Holzeinbauten verwandelt in<br />
ein Labyrinth, durch den als Projektion<br />
–inden Köpfen von uns Besuchern–ein<br />
großer Elefant stampft. Er<br />
ist die animalische Metapher für ein<br />
Kunstprojekt, das im eigentlichen<br />
Sinne gar keine Ausstellung ist, sondern<br />
ein künstlerisches Forschungslabor<br />
– für Kommunikationskrisen<br />
udn Missverständnisse in unserer<br />
modernen, digitalisierten Gesellschaft.<br />
Mit anderen Worten, dies ist<br />
ein Exkurs für Willige, Experiment-<br />
Geneigte,Geduldige,zumal für Leute,<br />
die nicht unbedingt ikonische Kunstwerke<br />
benötigen, um zu tieferer Erkenntnis<br />
über dieWelt zu gelangen.<br />
Bilder,die im Kopf entstehen<br />
Das „Elefantische“ ist hier Sinnbild<br />
für Größe, Masse, Kraft und die verblüffende,<br />
manchmal auch imposante<br />
oder bedrohlich-respektheischendeWirkung<br />
der Kunst im Raum,<br />
in die man, wie der amerikanische<br />
Maler Ad Reinhardt es beschrieb,<br />
förmlich hineingeht, selbst wenn<br />
man zögernd zurücktritt. In diesem<br />
komplexen, intellektuell verkomplizierten<br />
Akademie-Projekt, dem viele<br />
Besucher gebannt folgen, während<br />
andere aber alsbald mit einem Glas<br />
Im Bann musikalischer Urgewalt<br />
Martin Fröst spielt Aaron Coplands Klarinettenkonzert<br />
Was Charisma ist, und was Charisma<br />
nicht ist, das zeigte das<br />
Konzert des Deutschen Symphonie-<br />
Orchesters am Sonntag in der Philharmonie.<br />
Der finnische Dirigent<br />
Osmo Vänskä hatte ein interessantes<br />
Programm mitgebracht, dessen<br />
beide Symphonien, Samuel Barbers<br />
Erste und Jean Sibelius’ Vierte, das<br />
Klarinettenkonzert von Aaron Copland<br />
einrahmten. Sibelius war für den<br />
rund 50 Jahrejüngeren BarberVorbild<br />
einer Musik „nach den Jahren des<br />
Nachkriegs-Experimentierens“, dem<br />
Sibelius noch nicht, Barber nicht<br />
mehr angehören konnte.<br />
Barbers Erste von1935 ist der Versuch,<br />
dieses „Nachkriegs-Experimentieren“<br />
zu vergessen. Gleichwohl<br />
spinnt das Werk des Mittzwanzigers<br />
nicht einfach einen spätromantischen<br />
Faden weiter. Das hat Sibelius<br />
auch nicht getan: Schon in der Dritten<br />
ging es um klassizistische Entschlackung<br />
der klanglichen und harmonischen<br />
Überfülle der deutschen<br />
Tradition. Das führt inder Vierten zu<br />
musikalischen Situationen von noch<br />
immer nicht geläufig gewordener Eigenartigkeit.<br />
Die fahlen Beleuchtungen<br />
des Scherzos, das Herumirren<br />
des Adagios, der ins Leere laufende<br />
Impetus des Finales –das sind unheimliche<br />
Stellen, weil hier nichts stabil<br />
Gegebenes mehr musikalisch verhandelt<br />
wird.<br />
Derartige Courage wäre von Barber<br />
in seiner Ersten zu viel verlangt,<br />
nicht nur aufgrund seiner Jugend,<br />
sondern auch aufgrund seiner Rückwärtsorientierung.<br />
Die Erste stützt<br />
sich auf reichlich stabile Themen, die<br />
allerdings mit etwas aufgesetzter<br />
Pracht arrangiertsind.<br />
Oder liegt dieser Eindruck an<br />
Vänskäs bedenklich starrer Gestik?<br />
Das DSO versucht sein steifes Fuchteln<br />
nach Kräften in Fluss umzusetzen,<br />
während sich die gediegene<br />
Kompetenz des Dirigenten in schlüssiger<br />
klanglicher Balance zeigt und<br />
durchaus im Vermögen, die Musik atmen<br />
zu lassen. In der Ausstrahlung<br />
bleibt Vänskä allerdings blass: Ein<br />
Konzertmit Sibelius’Vierter zu beenden,<br />
deren Finale immer bleicher<br />
wird und schließlich in ausdruckslos<br />
wiederholten Moll-Akkorden der<br />
Streicher endet, signalisiertgeradezu,<br />
dass man keinen Applaus will.<br />
Ganz anders Martin Fröst, der Solist<br />
des zweisätzigen Copland-Klarinettenkonzerts<br />
und einer der extrovertiertesten<br />
Musiker seit den Tagen<br />
Liszts und Paganinis.ExpressiveKörpersprache<br />
macht einen großen Teil<br />
seiner Wirkung aus, bliebe aber na-<br />
SID AVERY /MPTVIMAGES.CO<br />
Weißwein lieber die Cafétische im<br />
Freien aufsuchen, verschränken sich<br />
labyrinthisch Texte und Ton-Kompositionen<br />
zu Bildern, die vor allem im<br />
Kopf des Publikums entstehen sollen<br />
und es sinnlich durchaus tun.<br />
Diemassigen Gestalten vonDickhäutern<br />
sind lediglich auf ein paar<br />
Filmleinwänden zu sehen: badend,<br />
beim Kampf zweier Elefantenbullen.<br />
UndimFilm „Partyschreck“bei einer<br />
dekadenten Party, wo ein junges Tier,<br />
bunt bemalt, vonder trunkenen, kreischenden<br />
Feiergesellschaft durch<br />
eine Pool-Landschaft gejagt wird.<br />
Jeden Nachmittag und fast jeden<br />
Abend gibt es Führungen, Performances<br />
und Debatten, etwa zu Katrin<br />
Rögglas Projekt „Der Elefant im<br />
Raum“, mit Arbeiten von Alexander<br />
Kluge, Mark Lammert, einer Performance<br />
des unsichtbar,dafür mit eindringlicher<br />
Stimme durch den Raum<br />
führenden Sprachkünstlers Eran<br />
Schaerf. Ein Exkurs zu Antisemitismus<br />
vonWalter Benjamin bis ins heutige<br />
Israel und seiner Palästinenser-<br />
Politik. Am Ende des „Rundgangs“ ist<br />
es sogar möglich, ins ansonsten nicht<br />
frei zugängliche Beckett-Atelier des<br />
Düttmann-Baus zu gelangen. Zum<br />
genius loci sozusagen: Dort, in spartanischster<br />
Einrichtung mit einem<br />
mönchischen Bett und einem alten<br />
stoffbezogenen Volksempfänger, hat<br />
der irische Dichter seine Berlin-Zeit<br />
1965 und 1967 als Regisseur am Schiller-Theater<br />
verbracht.<br />
AdK-Mitglieder und geladene<br />
Gäste wagen mit diesem für die Instanz<br />
bislang ungewöhnlichen Projekt<br />
eine zugleich disparate wie auch<br />
stringente, ästhetisch spartenaufbrechende<br />
Versuchsanordnung. Bis hin<br />
zur Frage, wie Künstliche Intelligenz<br />
den Alltag der Menschen, statt ihn zu<br />
erleichtern, zu kolonisieren droht.<br />
DerganzeAufwand, dazu mit vier<br />
exzellent gemachten <strong>Zeitung</strong>en als<br />
frei verfügbaren Leitfaden durchs<br />
Projekt, hat den ehrgeizigen Zweck eines<br />
gesellschaftlichen Diskurses der<br />
Akademie über die Frage: Wo kommen<br />
wir hin? Oder,wie der Maler und<br />
in diesem Falle auch <strong>Zeitung</strong>smacher<br />
Mark Lammertesals sarkastisch-politischen<br />
Vergleich anführt, wie kommen<br />
wir zu 25 Millionen Mücken, die<br />
die Masse eines Elefanten ergäben.<br />
AdK Haus Hanseatenweg 10. Bis 2. Juni,Konzept<br />
vonKathrin Röggla,Karin Sander,ManosTsangaris,<br />
Veranstaltungszeiten zum Projekt:<br />
Tel.: 20057-20 00.www.wokommenwirhin.de<br />
türlich eitle Spielerei, stünde dahinter<br />
nicht eine schier spektakuläreVirtuosität,<br />
die die langen Linien des ersten<br />
Satzes aus zartestem Pianissimo zu<br />
traumhaft schöner Innigkeit entwickelt<br />
und auch die stilistischen Vexierspiele<br />
des zweiten zu effektvoller<br />
Wirkung bringt. Hier realisiert Fröst<br />
vorbildlich, was ein Interpret tun soll:<br />
das Werk als ein großartiges erscheinen<br />
lassen. In den zwei zugegebenen<br />
Klezmer-Tänzen mit Streicherbegleitung<br />
brennt dann die Hütte,der junge<br />
Musiker erntet teilweise stehende<br />
Ovationen für ein brillantes Feuerwerk<br />
spieltechnischer Tricks und zugleich<br />
beeindruckend authentischen<br />
Klezmer-Stil. Dass Vänskä im Bann<br />
dieser Urgewalt zuweilen geschmeidiger<br />
dirigierte,darfman als inspirierende<br />
Wirkung eines außergewöhnlichen<br />
und hoffentlich bald wieder zu<br />
erlebenden Musikers verstehen.<br />
VonSabine Glaubitz<br />
Max Ernst, Karl Schmidt-Rottluff,<br />
Kurt Schwitters, Oskar<br />
Schlemmer und Edgar Degas sind im<br />
neuen Museum in Toledo, Spanien<br />
zu sehen. DieArbeiten stammen aus<br />
der Sammlung des kubanisch-amerikanischen<br />
Kunstliebhabers und<br />
ehemaligen Brüsseler Galeristen Roberto<br />
Polo. Sie gehören zur 7000<br />
Werke großen Sammlung des 67-<br />
Jährigen. Einen Teil überlässt er nun<br />
Spanien. Für sie sollen mehrereMuseen<br />
entstehen. Daserste hat nun in<br />
Toledo eröffnet.„Sammlung Roberto<br />
Polo.Zentrum für moderne und zeitgenössische<br />
Kunst“ heißt es,vor wenigen<br />
Wochen wurde es in dem ehemaligen<br />
Kloster Santa Fe eingeweiht<br />
und liegt am Eingang derWeltkulturerbe-Altstadt.<br />
Der Kunstliebhaber<br />
hat dem spanischen Staat und der<br />
Region Mancha 471 Werke für 15<br />
Jahreüberlassen– mit der Option der<br />
Verlängerung. Ihr Wert wird auf 400<br />
Millionen Euro geschätzt.<br />
Für 2023 ist die Eröffnung eines<br />
zweiten Museums in Cuenca geplant.<br />
Es soll in das historische Gebäude<br />
einziehen, in dem sich einst<br />
das Gericht der Heiligen Inquisition<br />
befand. Dort sollen die verbleibenden<br />
Werke ausgestellt werden, unter<br />
ihnen vorallem abstrakte Malereien.<br />
Cuenca besitzt bereits ein Museum<br />
für abstrakte spanische Kunst.<br />
Der 1951 in Havanna geborene<br />
Roberto Polo studierte Kunstgeschichte<br />
in NewYorkund gilt als Entdecker<br />
von Talenten. In den 80er-<br />
Jahren war er als unabhängiger<br />
Kunstberater tätig, 2005 eröffnete er<br />
in Paris die Galerie Historismus, bevorernach<br />
Brüssel ging, um dortdie<br />
Roberto Polo Gallery ins Leben zu<br />
rufen. Seine Person ist nicht unumstritten.<br />
1995 wurde er verurteilt,<br />
weil er in seiner Zeit als Investmentberater<br />
Kunden hintergangen haben<br />
soll. Gegen den Vorwurf hat er sich<br />
stets gewehrt. Warum er seine<br />
Sammlung, die sich durch Werkeflämischer<br />
Avantgardisten, Künstlern<br />
aus Ost- und Zentraleuropa und vor<br />
allem Pioniere der abstrakten MalereiinBelgien<br />
auszeichnet, nicht Belgien<br />
überlassen habe? Das Land sei<br />
kompliziert, so seine Antwort. Spanien<br />
habe den Zuschlag auch deshalb<br />
bekommen, weil es auf ihn zugegangen<br />
sei. „Die Kunstsammlung,<br />
die Belgien verpasst hat“ titelte die<br />
belgische <strong>Zeitung</strong> La Libre Belgique<br />
nach dem Transfer. (dpa)<br />
Generös: der kubanisch-amerikanische<br />
Sammler RobertPolo.<br />
DPA<br />
TOP 10<br />
Sonntag,19. Mai<br />
1 Tatort ARD 8,81 27 %<br />
2 Tagesschau ARD 6,90 24 %<br />
3 Marie fängt Feuer ZDF 5,03 15 %<br />
4 heute journal ZDF 4,82 17 %<br />
5 Terra X ZDF 3,68 14 %<br />
6 Anne Will ARD 3,49 14 %<br />
7 heute ZDF 3,48 16 %<br />
8 Mord im Mittsomm. ZDF 3,21 17 %<br />
9 RTL Aktuell RTL 3,19 15 %<br />
10 Berlin direkt ZDF 3,08 13 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
20.00: Die Antigone des Sophokles<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Passagier 23<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Phädra<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30: ugly duckling<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
20.30: Hier bin ich geboren<br />
RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />
19.30: Die Frauen vomMeer<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
19.30: RichardIII.<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Mörder und Mörderinnen<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
20.00: Drei Mal Leben<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: vivelavie (Katharine Mehrling &Band)<br />
Cafe Spreeblick /Zille Stube (✆ 242 52 47)<br />
15.00: Mit Zille in der juten Stube (Albrecht Hoffmann).<br />
Anm. erf.<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Memories of Fools (Cirk La Putyka)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
19.00: Lustig. (Moritz Neumeier)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: The Band –Das Musical<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: Beat Rhapsody(Double Drums)<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Hurra, ab Montag istwieder Wochenende!<br />
(Bernd Stelter)<br />
KLASSIK<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.30: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />
Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Französische Friedrichstadtkirche<br />
(✆ 20 64 99 22) 15.00: KMDNauhaus, 30 Minuten<br />
Orgelmusik, Werkeaus verschiedenen Jahrhunderten<br />
Hochschule für Musik Hanns Eisler im Neuen Marstall<br />
(✆ 203 09 21 01)19.00 Galakutschen-Saal II:<br />
Vortragsabend Violinklasse Prof. Kolja Blacher<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00 Kl. Saal: Quartetto di Cremona, Webern: Langsamer<br />
Satz fürStreichquartett; Respighi: Streichquartett<br />
D-Dur;Beethoven: Streichquartett Es-Dur op.127<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Lunchkonzert<br />
UdK Konzertsaal Bundesallee (✆ 318 50)<br />
19.30: Solisten und Kammermusikensembles der<br />
Gitarrenklassen, crescendo –Musikfestival: Lange<br />
Nacht der Gitarre, Werkevon Johann Sebastian Bach,<br />
Leo Brouwer,Mauro Giuliani,Roland Dyens, Manuel<br />
de Falla, Paco de Lucia u. a., Eintritt mit kostenlosen<br />
Einlasskarten<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Malala (ab 10 J.)<br />
10.30: Rico, Oskar und die Tieferschatten (ab 8J.)<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />
Leben traten, Videogames<br />
Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Wo die wilden Kerle wohnen (ab 4J.)<br />
FELD –Theater für Kinder und Erwachsene<br />
(✆ 54 08 69 48) 10.00: Einmal Schneewittchen,<br />
bitte, Anna Rampe, Puppentheater (ab 4J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.00: Du hast angefangen! Nein, du!, puppen.etc,<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 536 95 15 0/ 52)<br />
10.00: DerWolf und die sieben Geißlein,Artisanen,<br />
Figurentheater (ab 4J.)<br />
Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />
10.30: EinHaus erzählt, Figurentheater mit Projektionen<br />
und Livemusik (ab 6bis 11 J.)<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Anton macht’sklar (ab 8J.)<br />
10.00: Laura war hier (ab 5J.)<br />
Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />
10.30: VonDinos, Seehunden und Kamelen, Theater<br />
Jaro, Puppen und Schauspiel (ab 2bis 7J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902 77 61 63)<br />
14.00: Heimat Berlin, Projektschau und Aktionsraum<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
14.00: Welcome to diversCITY! Queer in Schöneberg<br />
und anderswo<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: 1, 2, 3, Kultummel –Die Ausstellung mit dem<br />
Vielfalter,Lernvielspaß für Mitmachkinder (ab 3bis<br />
11 J.)<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
10.00: Der weite Horizont. Indianische Kulturen &die<br />
Kunst des Kennenlernens, interaktiveAusstellung (ab<br />
3bis 12 J.)<br />
Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />
10.00: Vielfalt-Forscher des Labyrinth Kindermuseums<br />
Berlin, Wasist Vielfalt? Wo ist Vielfalt?<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: Ferdinand, der Stier (ab 4J.)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
10.00: Peter und der Wolf (ab 4J.)<br />
Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />
10.00: Theaterfestival der Erika-Mann-Grundschule:<br />
Gegensätze, Schüler*innen der Erika-Mann-Grundschule<br />
(ab 6bis 13 J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Ritter,Hexen, Frühlingstraum, Carsten vanden<br />
Berg,Mitmachkonzert(ab 3J.)<br />
Strahl.Halle Ostkreuz (✆ 69 59 92 22)<br />
11.00: Klasse Klasse, Masken-Beatbox-Theater (ab<br />
13 J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Zinnober in der grauen Stadt,United Puppets<br />
(ab 4J.)<br />
18.00 Bühne im Bauwagen: Geschichten ausdem<br />
Bauwagen (ab 11 bis 15 J.)<br />
Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />
(✆ 92 35 59 50) 10.00: Buddy&Carl(ab 5J.)<br />
Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />
10.00: Du hast angefangen! Nein du!, TheaterGeist,<br />
Objekttheater (ab 4bis 8J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />
11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />
Vortrag<br />
Wasmacht<br />
das Tier<br />
im Garten?<br />
Seit esGärten gibt, werden<br />
sie nicht nur angelegt, um<br />
zu ernten, also um einen Nutzen<br />
davon zu haben, sondern<br />
auch zu künstlerischen Zwecken.<br />
Zeugnis davon legen die<br />
historischen Gärten ab, inder<br />
Nähe von Berlin liegen etwa<br />
die Parks von Sanssouci und<br />
Babelsberg, zu nennen wäre<br />
auch der Fürst-Pückler-Park<br />
bei Muskau. Wildtiere sind<br />
und waren schon immer wichtiger<br />
Bestandteil solcher Gärten.<br />
Sie waren sogar oftmals<br />
der Grund dafür, sie überhaupt<br />
anzulegen, das trifft auf<br />
Tiergärten zu. In Landschaftsgärten<br />
waren sie Teil der Installation.<br />
Sven Herzog, Inhaber<br />
der Dozentur für Wildökologie<br />
und Jagdwirtschaft an<br />
der Technischen Universität<br />
Dresden, spricht über die Rolle<br />
unterschiedlicher Tierarten in<br />
historischen Gärten, die auch<br />
einen gesellschaftlichen Kontext<br />
hat. Susanne Lenz<br />
Wildtiereinhistorischen Gärten Berlin-<br />
BrandenburgischeAkademie derWissenschaften,<br />
Jägerstr.22/23, Tel.:203700<br />
JoeyRyan<br />
und Kenneth<br />
Pattengale<br />
sind die Milk<br />
Carton Kids.<br />
IMAGO/PATRICK FALLON<br />
Man kann die Milk Carton<br />
Kids einfach als<br />
Retro-Act abtun. Aber<br />
das würde am Ziel vorbeischießen.<br />
Das Duo aus Los Angeles<br />
arbeitet seit seinem ersten Album<br />
2011 an einer authentischen Rekonstruktion<br />
der sogenannten Americana.<br />
Ihre Doppelgitarren –Kenneth<br />
Pattengale pickt sie meisterlich, Joey<br />
Ryan gibt zarte Rhythmen, die man<br />
niemals Beats nennen darf – verschränken<br />
sich auf eine Weise, die<br />
auch von gut abgehangenen Geheimtipps<br />
aus den Appalachen stammen<br />
könnten. Die Harmonien indes<br />
stammen aus dem Folkpop der 60er-<br />
Jahre, klingen also aufgeschlossener,<br />
als es die Tradition vorgibt. Soweit so<br />
ehrlich gesagt nicht so spannend –sie<br />
klangen bisher doch ein bisschen zu<br />
Simon & Garfunkel-artig versäuselt<br />
und verhuscht.<br />
Dieses Momentum, wenn man<br />
die semi-apathische Geste denn so<br />
nennen mag, haben sie erstmal auch<br />
auf ihrem jüngsten Album bewahrt,<br />
„All the Things That IDid, and All the<br />
Things That IDidn’t Do“ aus dem<br />
letzten Jahr. Ein fast beamtisch genauer<br />
Titel: Einerseits hört man sie<br />
mit der gewohnten Weichheit an ihren<br />
oberflächlich schlichten, aber<br />
natürlich folk-virtuosen Vintage-Gitarren<br />
aus den frühen Fünfzigern<br />
und den hellen, leichten Gesangsharmonien<br />
–sie tun also alles, was<br />
sie schon taten. Sie tun jedoch auch<br />
etwas, was sie noch nicht getan haben,<br />
nämlich einen Produzenten ins<br />
Studio zu holen und sich dessen<br />
Ideen gegenüber aufgeschlossen zu<br />
zeigen.<br />
Zum Glück handelt es sich dabei<br />
um den Americana-Experten Joe<br />
Henry. An dem habe ich zwar auch<br />
aus privat-romantischen Gründen<br />
einen Narren gefressen. Aber wie er<br />
auf seinen Solo-Alben seinen Traditionalismus<br />
mit ungewöhnlichen<br />
Arrangements und der Einladung an<br />
komplett genre-ferne Musiker wie<br />
Ornette Coleman mit einem weiten<br />
Horizont und Fernblick ausgestattetes<br />
Land öffnet, das ist exzellent und<br />
gelungen. Dazu ist Henry–übrigens<br />
ein Schwager Madonnas und Komponist<br />
ihres „Don’t Tell Me“ – ein<br />
grammy-belohnter Comeback-Produzent<br />
für Soul- und Soulrock-Größen<br />
wie Aaron Neville, Solomon<br />
Burke und Allen Toussaint. Unter-<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt die vonJoe Henryauf Kurs<br />
gebrachten Neo-Amerikanologen<br />
Milk Carton Kids, die exzellente Singer/<br />
Songwriterin Lucy Dacus und freut sich<br />
am Rummel vonAtari TeenageRiot<br />
und Tokio Hotel<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Van Gogh: An<br />
der Schwelle zur Ewigkeit 15.15; Der Fall Collini<br />
17.45,20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 3119) Das Familienfoto<br />
15.45, 20.30; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />
18.15<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Nur eine Frau<br />
15.50,18.10,20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 931040) Das Ende derWahrheit<br />
13.30, 15.50, 18.15, 20.40; Klasse Deutsch<br />
14.30; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 16.40;<br />
Greta (OmU) 18.45, 21.00; Der Boden unter den<br />
Füßen 15.00, 17.30, 20.00; Der Flohmarkt von<br />
Madame Claire 15.30, 20.00; Das schönste Paar<br />
17.45; Border 14.30, 19.00; Die Kinder der Utopie<br />
17.00; Liebesfilm 21.20;Van Gogh: An der Schwelle<br />
zur Ewigkeit 15.30, 18.00, 20.30; Atlas 14.45,<br />
17.00,19.15; Mid90s (OmU) 21.30<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Stan &Ollie 18.00,<br />
20.00; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag –Nothing Like aDame (OmU) 18.15;<br />
Under theTree 20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 98 66) Urfin: Der Zauberer von<br />
Oz 14.00;Monsieur ClaudeII16.00, 18.15, 20.30;<br />
Stan &Ollie (m. Kurzfilm) 14.50, 17.40, 20.30;<br />
Tea with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag<br />
14.50, 16.50, 18.50; The Favourite –Intrigen<br />
und Irrsinn 20.50; Das Ende der Wahrheit 15.30,<br />
17.50, 20.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />
15.30; Gundermann 17.20; Ein Gauner &Gentleman<br />
20.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 2966) 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
16.30, 20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 15.30; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
18.00, 20.20, 22.45; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
15.00; Der Fall Collini 17.20; The Sun Is<br />
Also aStar 20.10; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
23.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
20.00; Bohemian Rhapsody 22.30; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.45, 21.15; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 18.30;The Sun Is Also aStar 13.00;<br />
After Passion 15.40; Greta (2019 USA) 18.10,<br />
20.35, 23.00; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag 14.50; The Sun Is Also aStar<br />
17.00; Der Fall Collini 19.45; 3D: Avengers: Endgame<br />
(OF) 22.30<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Atlas (OmenglU)<br />
11.00; Birds Of Passage: Das grüne Gold der<br />
Wayuu –Pajaros de verano (OmU) 13.00; Willkommen<br />
im Wunder Park 15.00; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 16.30; Berlin Bouncer (OmenglU) 18.45;<br />
Border –Gräns (OmU) 20.15; Der Goldene Handschuh<br />
22.10; Ray &Liz (OmU) 11.00; Kleine Germanen<br />
(OmenglU) 12.45; Ein letzter Job –King of<br />
Thieves (OmU) 14.15; Beautiful Boy (OmU) 16.15;<br />
Once Again –Eine Liebe in Mumbai (OmU) 18.15;<br />
Dave Made aMaze (OmU) 20.00; One Cut ofthe<br />
Dead 21.30;Antiporno –Antiporuno (OmU) 23.00;<br />
Die Wiese –Ein Paradies nebenan 11.00; Vice –<br />
Der zweite Mann (OmU) 12.30; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 14.50; Green Book –Eine besondere<br />
Freundschaft (OmU) 16.30; Free Solo (OmU)<br />
18.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
20.30;Atlas (OmenglU) 22.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Christo –Walking<br />
on Water (OmU) 16.00; Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit –At Eternity‘s Gate (OmU)<br />
18.00; Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein<br />
20.10; Wir – Us (OmU) 22.45; Der Funktionär<br />
16.15; Kleine Germanen 17.45; Macht das alles<br />
einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert es so<br />
lange? 19.30; Bildbuch –Lelivre d‘image (OmU)<br />
21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Willkommen im<br />
Wunder Park 13.45; IMAX 3D: Hubble –Das Auge<br />
des Universums 13.45; Avengers: Endgame 14.00,<br />
16.30, 20.15; Shazam! 14.15; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.15; Urfin: Der Zauberer von<br />
Oz 14.30, 17.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
14.30; Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks<br />
14.45; IMAX 3D: Avengers: Endgame 15.00,<br />
19.00;Wenn du König wärst 15.15; Monsieur Claude<br />
II 15.15, 20.30; Der Fall Collini 15.20, 18.15,<br />
21.15; Dumbo 15.30, 17.50; Avengers: Endgame<br />
(OF) 16.00; 3D: Avengers: Endgame 16.15, 17.00,<br />
20.30, 21.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.00, 19.45; The Sun Is Also aStar 17.15,<br />
20.00; Nur eine Frau 17.30, 20.15; Greta (2019<br />
USA) 17.45, 20.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 18.00;<br />
The Silence 18.10, 20.30; Im Netz der Versuchung<br />
20.45; 3D: Avengers: Endgame (OF) 20.45; Das<br />
Ende der Wahrheit 21.00<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Free Solo (OmU)<br />
18.00; Border –Gräns (OmU) 20.00; Der Goldene<br />
Handschuh (OmenglU) 22.10; Liebesfilm (OmenglU)<br />
18.00; Under the Tree – Undir trenu (OmU)<br />
19.45; Dave Made aMaze (OmU) 21.30<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Avengers: Endgame<br />
13.00, 16.00, 19.10; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 13.30; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
13.40, 17.00; 3D: Avengers: Endgame 14.00,<br />
16.20, 20.15; Die Goldfische 14.10; Willkommen<br />
im Wunder Park 14.15; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
14.20, 17.50, 20.00; The Silence 16.40,<br />
20.20; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.00,20.00; After Passion 17.15; Monsieur Claude<br />
II 19.50; Der Fall Collini 20.10<br />
Kino Kiste (✆ 998 7481) Der Fall Collini 13.45;<br />
Manou –flieg‘ flink! 16.00; Gestorben wird morgen<br />
18.00; Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein<br />
19.45<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.30, 19.45; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 14.10; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.15, 16.45, 19.30; Willkommen<br />
im Wunder Park 14.20; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.30, 17.10; Dumbo 14.40; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 14.50, 17.15, 19.40; 3D:<br />
Avengers: Endgame 16.10, 20.00; After Passion<br />
17.15; The Silence 17.50, 20.10; Friedhof der Kuscheltiere<br />
19.50; Der Fall Collini 20.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Nur eine Frau 17.15,<br />
19.30, 21.45; B Van Gogh: An der Schwelle zur<br />
Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OmU) 16.40, 19.00,<br />
21.20<br />
ffsk amOranienplatz (✆ 614 2464) Jibril 17.45;<br />
Klasse Deutsch 18.00; Der Boden unter den Füßen<br />
19.30,21.45; Ray &Liz (OmU) 19.45,21.45<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Greta (OmU) 13.45,<br />
16.00, 18.15, 20.30, 22.45; Die sagenhaften Vier<br />
–MarniesWelt 11.15; Unheimlich perfekte Freunde<br />
13.30; Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 15.45; Under the Tree 17.45, 19.45; Under<br />
the Tree –Undir trenu (OmU) 21.45; Monsieur<br />
Claude II–Qu‘est-ce qu‘on aencore fait au Bon<br />
Dieu? (OmU) 10.15, 19.00; Under theTree –Undir<br />
trenu (OmU) 12.30; Die Winzlinge: Abenteuer inder<br />
Karibik 14.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 16.45; The Favourite –Intrigen und Irrsinn<br />
(OmU) 21.15<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Scheich Jackson –<br />
Sheikh Jackson (OmU) 17.00; Jibril 18.45; Ray<br />
&Liz (OmU) 20.15; Border (OmU) 22.00; Klasse<br />
Deutsch 17.00; Was kostet die Welt 18.30; Macht<br />
das alles einen Sinn?20.00; BirdsOfPassage: Das<br />
grüne Gold der Wayuu –Pajaros de verano (OmU)<br />
21.45; Kinobar im Sputnik Filmclub (OmU) 20.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Nur eine Frau 15.30,<br />
17.45, 20.00; New Der Boden unter den Füßen<br />
15.50; Das Familienfoto 18.15; Van Gogh: Ander<br />
Schwelle zur Ewigkeit 20.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Urfin: Der Zauberer<br />
von Oz 14.00; Avengers: Endgame 14.00,<br />
19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 15.00;<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 15.15;<br />
3D: Avengers: Endgame 15.30, 19.30; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 16.00, 18.00, 20.15; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.15, 20.00;<br />
Monsieur Claude II 17.30; Stan &Ollie 17.45; Der<br />
Fall Collini 20.00<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Under the<br />
Tree 13.00, 20.15; Niemandsland –The Aftermath<br />
13.15; Das Ende der Wahrheit 13.30; 3D: Dumbo<br />
15.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 15.45;<br />
Gestorben wird morgen 15.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.45; Das Familienfoto 17.45;<br />
Greta (2019USA) 18.00; Weil Du nur einmallebst –<br />
DieToten Hosen auf Tour 20.00; Green Book –Eine<br />
besondere Freundschaft 20.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60)<br />
Willkommen im Wunder Park 14.00; 3D: Avengers:<br />
Endgame 14.00, 16.15, 19.45; Shazam! 14.10;<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.15;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.30, 17.00;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30; Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 14.45, 17.15, 20.15;<br />
Avengers: Endgame 15.15, 19.30; Die Goldfische<br />
16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.00, 20.15; After Passion 17.15; The Silence<br />
18.00, 20.15; Der Fall Collini 20.00; Monsieur<br />
Claude II20.15; Sneak Preview 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Die sagenhaften Vier –Marnies<br />
Welt 17.00;Wie ich lernte, bei mir selbst Kind<br />
zu sein (OmenglU) 18.45; Liebesfilm (OmenglU)<br />
21.15; Vom Bauen der Zukunft –100 Jahre Bauhaus<br />
(OmU) 18.00; Under the Tree –Undir trenu<br />
(OmU) 20.00; Of Fathers and Sons –Die Kinder des<br />
Kalifats (OmU) 21.45<br />
Babylon (✆ 242 59 69)Anime Berlin: Yoake tsugeru<br />
Ru no uta–Lu Over theWall(OmU) 17.15;Anime<br />
Berlin: Detektiv Conan: Die Sonnenblumen des Infernos<br />
–Meitantei Conan: Goka nohimawari (OmU)<br />
18.00; Was kostet die Welt (OmU) 18.15; Anime<br />
Berlin: Yoru wa mijikashi aruke yootome –Night Is<br />
Short, Walk On Girl (OmU; m.Einführung) 19.30;<br />
Anime Berlin: Loving Vincent (OmU) 20.00; Anime<br />
Berlin: Wings ofHonneamise –Oritsu uchugun oneamisu<br />
no tsubasa (OmenglU) 20.15; Anime Berlin:<br />
Uchiage hanabi,shita kara miru ka?Yoko kara miru<br />
ka? –Fireworks (OmU) 21.30; Anime Berlin: Tokyo<br />
Ghoul –Die Serie (Best of Staffel I) 22.15; Anime<br />
Berlin: Black Butler: Book of the Atlantic –Kuroshitsuji:<br />
Book of theAtlantic (OmU) 22.30<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Greta<br />
(OmU) 13.15,15.15, 17.15, 19.30, 21.45; Monsieur<br />
ClaudeII–Qu‘est-cequ‘on aencore fait au Bon<br />
Dieu? (OmU) 10.00,12.15, 18.45; Border –Gräns<br />
(OmU) 14.15, 21.00; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 16.30<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) 3D:<br />
Avengers: Endgame 11.00, 12.00, 15.00, 16.00,<br />
19.10, 20.00, 22.20; Mascha und der Bär –Die<br />
neuen Abenteuer 11.10; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 11.15, 13.30, 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 11.30, 14.10; Willkommen<br />
im Wunder Park 11.50; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3: Die geheime Welt 11.50; 3D: Dumbo<br />
12.10; Avengers: Endgame 13.00, 17.00, 21.00;<br />
Shazam! 13.50; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
14.15, 17.45, 20.15, 23.00; After Passion 14.30,<br />
17.10;Monsieur ClaudeII15.15, 20.20; 3D:Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 16.50, 19.30, 23.15;<br />
Greta (2019 USA) 16.55, 19.50, 22.30; Der Fall<br />
Collini 17.10, 19.40; The Silence 18.00, 20.30,<br />
23.00; ImNetz derVersuchung 22.40; Friedhof der<br />
Kuscheltiere 22.50<br />
HackescheHöfe (✆ 283 46 03)Der Flohmarkt von<br />
Madame Claire 14.45; Klasse Deutsch (DFmenglU)<br />
17.00; Under the Tree –Undir trenu (OmU) 19.00,<br />
21.00; Berlin Babylon (Omdt+englU) 14.30; Van<br />
Gogh: Ander Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s<br />
Gate (OmU) 16.30; Der Boden unter den Füßen<br />
19.00; Berlin Bouncer (OmU) 21.30; Nur eine Frau<br />
(OmU) 15.15, 19.30; Das schönste Paar 17.30;<br />
Free Solo (OmU) 21.45; Der Funktionär 15.30;<br />
Das Familienfoto –Photo defamille (OmU) 17.15,<br />
19.30; Atlas (DFmenglU) 21.45; Wie ich lernte,bei<br />
mir selbst Kind zu sein (DFmenglU) 14.30; Kleine<br />
Germanen (DFmenglU) 17.30; Das Ende der Wahrheit<br />
19.30, 21.45<br />
International (✆ 24 75 60 11) Nur eine Frau<br />
16.15,18.30; Preview: Blown Away 21.00<br />
Z-inema (✆ 28 38 91 21) Dave Made aMaze<br />
(OmU) 20.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Kurzfilmprogramm<br />
(Alkoholismus) 20.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Avengers: Endgame 10.00, 14.50, 18.40, 20.00;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.00, 16.00;<br />
Rafadan Tayfa: Dehliz Macerasi (OmU) 14.00;<br />
Dumbo 14.10; Urfin: Der Zauberer von Oz14.25;<br />
Willkommen im Wunder Park 14.30; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 14.30, 17.00, 19.30; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.35, 16.00, 17.10,<br />
19.45; 3D: Avengers: Endgame 16.00, 19.00; The<br />
Silence 17.00, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.00;<br />
Kapi (OmU) 17.00, 19.30; Greta (2019 USA)<br />
18.05,20.30; Avengers: Endgame (OF) 19.50<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Free Solo (OmU) 10.00;<br />
BirdsOfPassage:Das grüne Goldder Wayuu–Pajaros<br />
de verano (OmU) 11.50; AMan of Integrity: Ein<br />
integerer Mann –Lerd (OmU) 14.00, 22.15; Border<br />
–Gräns (OmU) 16.10; Greta (OmU) 18.10; Grrl<br />
Haus Cinema Short films 20.00<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Greta (OmU) 17.10,<br />
19.30,21.50<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Das Ende der Wahrheit<br />
15.40, 18.00, 20.30; Sneak Preview 22.30; Der<br />
Boden unter den Füßen 15.30,18.00, 20.30; Atlas<br />
16.45,21.00; Liebesfilm 19.00; DasschönstePaar<br />
16.45; Border 19.00; The Favourite –Intrigen und<br />
Irrsinn (OmU) 21.20<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45)Avengers: Endgame(OF)<br />
16.45, 19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
–Pokemon Detective Pikachu (OF) 17.10, 19.30,<br />
21.50; Stan & Ollie (OmU; m.Vorfilm) 17.45,<br />
20.30; Border –Gräns (OmU) 17.45, 20.10; Tea<br />
with the Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag –<br />
Nothing LikeaDame (OmU)16.30;Vice–Der zweite<br />
Mann (OmU) 18.30; Wir –Us (OF) 21.20<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.00;<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.20, 17.35,<br />
20.05; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 14.30;<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.40; Willkommen<br />
im Wunder Park 14.50; Avengers: Endgame<br />
15.15, 19.30; 3D: Avengers: Endgame 16.15,<br />
19.50; Der Fall Collini 16.50; Greta (2019 USA)<br />
17.00, 19.40; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.15, 20.15; After Passion 20.00
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Ich übernehm’<br />
dann mal die<br />
Nachtschicht<br />
Im Fokus diese Woche: Ein zu neuem<br />
Leben erwachtes Projekt amerikanischer<br />
POP<br />
Milk Carton Kids<br />
23. 5., 21 Uhr,Passionskirche<br />
Lucy Dacus<br />
25 .5., 20 Uhr,Badehaus<br />
Atari TeenageRiot<br />
25. 5., 21 Uhr,Festsaal Kreuzberg<br />
Tokio Hotel<br />
25. 5., 20.30 Uhr Huxley’s<br />
Traditionspflege, eine originelle<br />
Indie-Liedermacherin und deutsche<br />
Helden des Cyber-Age<br />
stützt vonStreichernund Pedal Steel<br />
sowie dem Countrybassisten Dennis<br />
Crouch und Wilcos Pat Sansone an<br />
Klavier und Hammond gewinnen<br />
die Milk Carton Kids genau die soulvolle<br />
Kante – oder besser – den<br />
Raum, derihreMusik aus bloßer Gediegenheit<br />
in ein lebendiges und traditionsbewusstes<br />
Neo-Feld öffnet.<br />
Seltsamerweise erinnern sie mich<br />
jetzt mehr als zuvor an die feinen<br />
(wenn auch arg religiösen) Country-<br />
Harmonists Louvin Brothers. Jedenfalls<br />
haben sie mich nach einer<br />
Nacht mit aufregender elektronischer<br />
Noiseexzentrik in eine angenehme<br />
Stimmung befördert. Live<br />
spielen sie mit einer Backing Band,<br />
es sollte also ein schöner Abendwerden.<br />
Als modernistisches Gegenstück<br />
ließe sich der Indie-Rock der US-Gitarristin<br />
und Sängerin Lucy Dacus<br />
verstehen. Ihr zweites Album „Historian“,<br />
eingespielt in Nashville und ihrer<br />
Heimat Richmond/Virginia,<br />
steckt ein melodisches und breit arrangiertes<br />
Repertoire anIndiestyles<br />
ab. Im Inneren eher ruhig gebaut,<br />
gern träumerisch verhangen, überrascht<br />
es seine Hörer oft mit hübschenWendungen<br />
und dramatischen<br />
Öffnungen, mit beiläufig verdichteten<br />
Lyrics über beendete Beziehungen<br />
und den Tod. In „Night Shift“,<br />
dem Hit des Albums, lässt sie plötzlich<br />
eine dichte,brummend verzerrte<br />
E-Gitarre aus einem zarten Folkzupfen<br />
aufsteigen wie eine befreiende<br />
warme Wolke: „You got a9to5/soI’ll<br />
take the night shift/ and I’ll never see<br />
youagain/ If Ican help it“.<br />
Auch zwei deutsche Legenden<br />
streiten sich am Donnerstag um Ihre<br />
Gunst: Cyberpunk Alec Empire<br />
schickt auch 27 Jahre nach Banderfindung<br />
seine Fans durch brutalistische<br />
Stroboskopgewitter aus weiß<br />
zischendem Industrialtechno-<br />
Noise; anders außer Rand und Band<br />
sind die Mangazwillinge Kaulitz von<br />
Tokio Hotel. Musikalisch interessierensie<br />
mich auch im aktuellen funky<br />
Update nicht weiter. Aber wie sich<br />
die rundum harmlosen Menschen<br />
gemeinsam mit der immer leicht cyborg-verdächtigen<br />
Heidi Klum, mit<br />
Instagram-Nacktbildernund Schlafzimmer-News<br />
als Bubblegum-Trio-<br />
Infernal inszenieren, um dann an<br />
Fußballerkabinen zu scheitern, das<br />
finde ich irgendwie niedlich.<br />
Lesung und Gespräch<br />
Auf ein<br />
Fischbrötchen<br />
mit Finnland<br />
Ostseedialoge“ ist ein schöner<br />
Titel für eine Veranstaltungsreihe.<br />
Auch wenn<br />
Berlin noch nicht am Meer<br />
liegt, hat unsereiner ja durchaus<br />
Anrainergefühle, und tatsächlich<br />
könnte man zur Mittagspause<br />
schon vor Ort sein<br />
und am Strand sitzend ein<br />
Fischbrötchen vorden Möwen<br />
verteidigen müssen. Marjo<br />
Niemi hat es natürlich noch<br />
näher ans Wasser. Die finnische<br />
Schriftstellerin lebt in<br />
Helsinki und hat schon mehrere<br />
Romane und Stücke veröffentlicht,<br />
deren Übersetzungen<br />
ins Deutsche aber noch<br />
ausstehen. Ihren – simultan<br />
übersetzten – Ostseedialog<br />
führt sie mit dem <strong>Berliner</strong><br />
Dichter und Mitgründer der<br />
Lettrétage Tom Bresemann,<br />
und es wirdu.a. darum gehen,<br />
dass schon einer eine Masse ist<br />
und als europäische Muttersprache<br />
die Literatur gelten<br />
sollte.Anker ruhig mal lichten,<br />
würde ich sagen. PetraKohse<br />
OstseedialogeVI. 20 Uhr,Ausland,<br />
Lychener Straße 60<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />
(✆ 802 93 04) 20.00: Ich kann dich hören, Katharina<br />
Mevissen, Lesung und Gespräch<br />
DODO (✆ 53 09 40 72)<br />
20.00: Letzte Worte, Ralf Oberndörfer<br />
Fahimi (Skalitzer Str. 133)<br />
20.00: Verbrecher Versammlung: Ein Abend für<br />
Günther Weisenborn, Carsten Ramm<br />
Geistesblüten (✆ 49 96 17 92)<br />
19.00: Königspark, Paul Ingendaay, Nina Kunzendorf,<br />
Buchvorstellung und Autorengespräch Mod.: Christian<br />
Dunker<br />
Guardini Galerie (✆ 217 35 80)<br />
19.00: Gegen die Mauer –Lyriade,Lutz Rathenow,<br />
Salli Sallmann, Anton G. Leitner,Rumiana Ebert,<br />
NorbertHummelt u. a., Moderation: Andreas Öhler<br />
und Patricia Löwe<br />
Haus für Poesie (✆ 48 52 45 -0)<br />
19.30: La Périphérie –ZuGast ausParis:Marché de<br />
la Poésie, mit UlrikeDraesner, Dagmara Kraus, Patrick<br />
Laupin, Valérie Rouzeau, Nevers, Moderation Barbara<br />
Wahlster<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
20.30: LSD –Liebe Statt Drogen<br />
FÜHRUNG<br />
Bärentouren (✆ 46 06 37 88)<br />
14.00: The most Famous Historical Buildings of Berlin:<br />
Architecturetour to thePrussian kings and their<br />
architects, Meeting point: ‚Granitschale’ (big stone<br />
bowl), Lustgarten, Führung in engl. Spr.. Anm. erf.<br />
14.00: Architekturführung zu den berühmtesten Bauten<br />
Preußens und Berlins: Die Hohenzollernund ihre<br />
Baumeister,Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />
16.00: The Berlin Wall Tour:Along themost famous<br />
wall monuments, Meeting point: Guard House,<br />
„Checkpoint Charlie“, Friedrichstr., Führung in engl.<br />
Spr.. Anm.erf.<br />
16.00: Geschichte der <strong>Berliner</strong> Mauer –Ab„Checkpoint<br />
Charlie“ entlang der bekanntesten Mauerrelikte,<br />
Treff: Wachhäuschen „Checkpoint Charlie“, Friedrichstr..<br />
Anm. erf.<br />
20.00: Kriminaltour: Verbrechen, Gerichtsfälle und<br />
Richtstätten im alten Berlin, Treff: Heiliggeistkapelle,<br />
SpandauerStr.1.Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf den Spuren vonSagenund<br />
GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />
Dalí Berlin (✆ 07 00 32 54 23)<br />
12.30, 14.00, 15.30, 17.00, 18.30: Dalí –Die Ausstellung<br />
am Potsdamer Platz, Treff: Im Museum<br />
Deutsches Historisches Museum (✆ 20 30 40)<br />
10.00: Demokratie-Labor,Führungen für Schulklassen<br />
und Gruppen. Anm. erf.<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
16.00: Mantegna undBellini. Meister der Renaissance,<br />
Treff: Information. Anm. erf.<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />
Berlin (✆ 39 78 34 11) 12.00, 16.00: Materialität<br />
in der Kunst, Treff: Foyer<br />
Meyers Stadtgänge (✆ 442 32 31)<br />
14.00: Prenzlauer Berg.Die Querlatsch-Tour zum<br />
Amüsemang auf’n Berg,Bernd S. Meyer, Treff:<br />
Senefelderdenkmal, Senefelderpl. (U2), Ausg.<br />
Saarbrücker Str.<br />
Märkisches Museum (✆ 308 66 -0)<br />
15.00: Die GeschichteBerlins kennenlernen, Führungenauf<br />
Farsi und Arabisch<br />
NaturparkSchöneberger Südgelände<br />
(✆ 70 09 06 70) 14.30: Natur am Zug,Dr. Gottfried<br />
Wiedenmann, Treff: Parkeingang S-Bahnhof Priesterweg;<br />
Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />
11.00, 13.00, 15.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30, 13.30, 15.30: Tour durchs Olympiastadion<br />
(in English)<br />
Stadt im Ohr (✆ 20 07 88 41)<br />
9.00: Hörspaziergang Friedenau –Eine Reise durch<br />
15 Dekaden deutscher Geschichte, stadt im ohr,Treff:<br />
Süßkramdealer,Varziner Str. 4<br />
11.00: Zwischen Schlangeund Schwan. Audiospaziergang<br />
über das Leben in DDR-Baudenkmälern, stadt<br />
im ohr,Treff: Concierge, Platz der Vereinten Nationen 1<br />
11.00: Wege nach Queertopia. Gehen, wie wir<br />
leben wollen, Treff: CaféBlume an der Hasenheide,<br />
Fontanestr.32<br />
11.00: Werkstatt Wedding.Hörspaziergang durch die<br />
Bilder einer Stadt, stadt im ohr,Treff und Ausgabe der<br />
Audioguides. Rosa Parks Café,Soldiner Straße 32,<br />
13359 Berlin<br />
12.00: Audiotour Mitte-Schritte –Hörspaziergang<br />
durch Berlins historisches Zentrum, stadt im ohr,Treff:<br />
ausberlin –Kaufhaus für Berlinprodukte, Karl-Liebknecht-Str.9<br />
16.00: Hörspaziergang Friedrichshain, Der Hörspaziergang<br />
Friedrichshain ist ausleihbar im Cafe Sibylle,<br />
Karl-Marx-Allee 72<br />
KONZERT<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Lithium<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: The International Blues Duo –„Detroit“ Gary<br />
Wiggins (sax) &Christian Rannenberg (p)<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.30: Drugdealer<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />
20.00: Sweet, Still Got the Rock<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
20.00: Giant Rooks<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
20.00: Alexandr Misko<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
20.00: Cäthe &Mockemalör<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
20.00: Carson McHone<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Talos, Jackson Dyer<br />
Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />
20.00: Orania.Piano Series: Thibault Falk<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />
19.00: Schulkonzertdes Heinz-Berggruen-Gymnasiums<br />
mit Chören, Bigbands, Orchester und Tanz-Ensemble<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Yonaka<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: The Artofthe Quartet feat. Peter Erskine &<br />
KennyWerner<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Composers’ Orchestra Berlin, Ltg.Hazel Leach<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
20.30: The Zig Zag Jazzed Up Jam Session, host: Uri<br />
Gincel<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />
Humboldthain Club (✆ 46 90 53 65)<br />
20.00: Open Decks for VinylDJs &Tischtennis<br />
Maxxim Berlin (✆ 41 76 62 40)<br />
19.00: Farout After Work Party, Tiefton, Dee Noe Ree<br />
Maze (✆ 55 51 84 54)<br />
20.00: Wohnzimmer,kp3000<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.55: Encore.une.fois –Techno Edition, Ester Duijn,<br />
Sven vonThülen, Daniela La Luz (live), Lilly Deupré<br />
BALLROOM<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />
Leandro<br />
KINO<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) BabyWolfgang präsentiert:<br />
AMan of Integrity: Ein integerer Mann –Lerd (OmU)<br />
11.00; Ray &Liz (OmU) 12.10; Von Bienen und<br />
Blumen (OmenglU) 14.10, 19.10; Mid90s (OmU)<br />
14.20; Border –Gräns (OmU) 16.10; Pippi Langstrumpf<br />
16.20; Oberhausen OnTour 2019 –Made<br />
in Germany: Neue Heimat (OmenglU) 19.00; Under<br />
the Tree –Undir trenu (OmU) 21.00; Liebesfilm<br />
(OmenglU) 21.10<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Urfin:<br />
Der Zauberer von Oz 15.45; Nur eine Frau 17.45,<br />
20.00; Der Fall Collini 15.30, 20.30; Das Familienfoto<br />
18.15<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Das Familienfoto<br />
15.30,17.45,20.00; Der Boden unter den<br />
Füßen 16.00;Greta (OmU)18.30,20.45; Das Ende<br />
der Wahrheit 15.20, 17.40, 20.20; Nur eine Frau<br />
20.00; Stan &Ollie (m. Kurzfilm) 15.00, 20.00;<br />
Stan &Ollie (OmU; m. Kurzfilm) 17.45; Urfin: Der<br />
Zauberer von Oz15.30; Van Gogh: An der Schwelle<br />
zur Ewigkeit 17.30<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.45, 15.50;<br />
Der Fall Collini 13.45, 19.30; Das schönste Paar<br />
14.00; Das Familienfoto 14.00, 20.15; Dumbo<br />
14.20; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
14.30; Was kostet die Welt 14.45; Avengers: Endgame<br />
(OmU) 15.30, 17.00, 19.45, 21.00; Nur<br />
eine Frau 16.30, 19.00; Monsieur Claude II16.30;<br />
Das Ende derWahrheit 16.45, 20.00; Greta (2019<br />
USA) 17.15, 21.30; Border 17.15; Tea with the<br />
Dames: Ein unvergesslicher Nachmittag –Nothing<br />
Like aDame (OmU) 18.00; Once Again –Eine Liebe<br />
in Mumbai 19.00; Roads 20.00; Under theTree<br />
21.30; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit –At<br />
Eternity‘s Gate (OmU)22.30; Border–Gräns (OmU)<br />
22.30; Der Goldene Handschuh 22.40<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98)Von Bienen und Blumen<br />
17.15; Svideteli Putina –Putin‘s Witnesses: Putins<br />
Zeugen (OmU) 19.00; Macht das alles einen Sinn?<br />
–Und wenn ja –warum dauert es so lange? 20.45<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Get Me Some<br />
Hair! 17.00; Radical Frame Film Festival Short Film<br />
Series I–Radical Frame Film Festival Short Film<br />
Series 1(OmenglU) 18.30; Berlinized –Sexy an Eis<br />
(OmU) 20.30; Ray &Liz (OmU) 22.15<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 14.15; Royal<br />
Corgi: Der Liebling der Queen 14.20; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.20;<br />
Wenn du König wärst 14.25; Monsieur Claude II<br />
14.25, 19.30; Willkommen im Wunder Park 14.30;<br />
Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.30, 17.05,<br />
19.45, 22.35; Urfin: Der Zauberer von Oz14.35;<br />
Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist zurück 14.35;<br />
Avengers: Endgame 15.15, 19.30; 3D: Avengers:<br />
Endgame 16.15, 19.45, 22.20; Der Fall Collini<br />
16.30, 19.25; 3D: Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 16.45; The Silence 16.50, 19.40, 22.45;<br />
Die Goldfische 16.50; Captain Marvel 16.50; 3D:<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.05, 20.15,<br />
23.00; Greta (2019 USA) 17.05, 19.40, 22.40; Im<br />
Netz der Versuchung 19.40; After Passion 19.40;<br />
Fighting with My Family 22.25; Friedhof der Kuscheltiere<br />
22.40; The Hole in the Ground 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 0200) Avengers:<br />
Endgame 13.30, 16.40, 20.15; Royal Corgi: Der<br />
Liebling der Queen 13.40, 17.40; Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 13.45, 16.50, 19.20; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.00; The Sun Is Also a<br />
Star 14.10, 20.10; Die Goldfische 14.20; Dumbo<br />
14.40; Willkommen im Wunder Park 15.00; 3D:<br />
Avengers: Endgame 15.15, 16.10, 18.30, 19.30;<br />
After Passion 15.50; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 19.50; Der Fall Collini 17.20,<br />
20.00; Monsieur Claude II 17.30; Greta (2019<br />
USA) 20.15; The Silence 20.45<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Der Fall Collini 14.35, 17.30, 20.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) VanGogh: An derSchwelle<br />
zur Ewigkeit 18.00; Der Fall Collini 20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Stan&Ollie (OmU) 15.45,<br />
20.30; Van Gogh:Ander Schwelle zur Ewigkeit –At<br />
Eternity‘s Gate (OmU) 18.00<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Free Solo (OmU) 18.00;<br />
Der Boden unter den Füßen 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Willkommen<br />
im Wunder Park 10.00, 12.00, 14.00; Royal<br />
Corgi: Der Liebling derQueen 10.00, 12.30, 14.00;<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.20,<br />
14.50, 17.20, 20.00; Avengers: Endgame 10.00,<br />
15.00, 16.20, 19.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
16.10, 20.15; Glam Girls: Hinreißend verdorben<br />
17.15, 19.50; Monsieur Claude II 20.15<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Monsieur Claude II 14.00,16.00; Van Gogh: An der<br />
Schwelle zur Ewigkeit 18.00; Ein letzter Job 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11) Stan &Ollie 15.00;<br />
Monsieur Claude II 17.40, 20.15<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20) WillkommenimWunder<br />
Park 10.00, 12.00; RoyalCorgi:<br />
Der Liebling der Queen 10.00, 12.30, 14.10; Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 10.00, 12.40, 13.50,<br />
14.20, 14.45, 17.30, 19.45, 22.40; Misfit 10.00;<br />
Avengers: Endgame 10.00, 15.30, 16.30, 18.00,<br />
20.15, 22.00; Rocca verändert die Welt 11.30; Asterix<br />
und das Geheimnis des Zaubertranks 11.50;<br />
Drachenzähmenleicht gemacht312.00;GlamGirls<br />
14.00, 16.30, 20.20, 22.45; Dumbo 15.00; 3D:<br />
Avengers: Endgame 16.20, 19.00, 22.20; The Sun<br />
Is Also aStar 17.00, 19.55; Avengers: Endgame<br />
(OF) 20.30;Pokemon Meisterdetektiv Pikachu–Pokemon<br />
Detective Pikachu (OF) 23.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Royal Corgi:<br />
Der Liebling der Queen 15.45; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 15.45; Monsieur Claude II 15.45;<br />
Avengers: Endgame 16.30; Captain Marvel 17.45,<br />
20.30; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
18.00; Glam Girls: Hinreißend verdorben 18.00,<br />
20.30; 3D: Avengers: Endgame20.15; Greta (2019<br />
USA) 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00)Commedia all‘italiana:Der<br />
Weg zurück (OmenglU; m. Einführung) 20.00; Magical<br />
History Tour: Licht imWinter (OmenglU) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Willkommen imWunder Park 12.30, 13.50; 3D:<br />
Avengers: Endgame 12.30, 14.00, 16.00, 18.00,<br />
19.30, 20.30, 22.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 12.50, 13.30; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 13.00, 15.30; Ostwind 413.00,13.30;<br />
Avengers: Endgame 13.00, 15.00, 17.00, 19.10,<br />
21.15, 22.20; Dumbo 13.10, 16.20; Drachenzähmenleicht<br />
gemacht 313.20;Die Goldfische13.25;<br />
Der Fall Collini 13.30, 16.40, 19.50; Van Gogh:<br />
An der Schwelle zur Ewigkeit 13.40, 16.15; Misfit<br />
14.00; Glam Girls 14.00, 17.10, 19.30, 23.00;<br />
The Sun Is Also aStar 14.10, 16.40, 19.30, 22.50;<br />
Monsieur Claude II 14.10, 16.40, 19.15; Captain<br />
Marvel 15.50, 20.45, 22.40; Stan &Ollie 16.20;<br />
Shazam! 16.25; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
16.30,19.40, 22.50; DerJunge muss andie<br />
frische Luft 16.30; After Passion 16.30, 19.30;The<br />
Silence 16.50, 19.30, 22.10; Nur eine Frau 16.50,<br />
19.40, 22.30; Der Flohmarkt von Madame Claire<br />
18.00; Green Book –Eine besondere Freundschaft<br />
19.15; Bohemian Rhapsody 19.30; Das Ende der<br />
Wahrheit 19.45; Greta (2019 USA) 19.50, 22.40;<br />
Friedhof der Kuscheltiere 20.00; Wir 21.55; Lloronas<br />
Fluch 22.30; Hellboy –Call Of Darkness 22.30;<br />
Escape Room22.30; Im Netz derVersuchung 22.40<br />
CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />
3D: Avengers: Endgame (OF) 13.30,16.00,16.30,<br />
20.15, 22.00; Breakthrough – Zurück ins Leben<br />
(OF) 13.35; Glam Girls: Hinreißend verdorben –<br />
The Hustle (OF) 14.15, 17.30, 19.30, 23.15; After<br />
Passion (OF) 14.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu –Pokemon Detective Pikachu (OF) 14.20;<br />
Avengers: Endgame (OF) 14.45,19.00,22.30;The<br />
Sun Is Also aStar (OF) 14.55,20.30;Van Gogh:An<br />
der Schwelle zur Ewigkeit –AtEternity‘s Gate (OF)<br />
16.45; Greta (OF) 16.55, 19.35,23.15; 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu –Pokemon Detective<br />
Pikachu (OF) 17.00, 19.45, 23.00; 3D: Captain<br />
Marvel (OF) 17.30; Wir –Us(OF) 20.00; Stan &Ollie(OF)20.30;<br />
CaptainMarvel(OF)22.15;Fighting<br />
with My Family (OF) 23.05<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Avengers:<br />
Endgame (OF) 10.00, 18.30, 22.40; 3D:<br />
Avengers: Endgame 14.15<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Greta (OmU)<br />
22.15<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Royal Corgi: Der Liebling der<br />
Queen 14.00; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
14.00, 16.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos ist<br />
zurück 14.00; Urfin: Der Zauberer von Oz 14.30;<br />
Avengers: Endgame 15.00, 19.00; Glam Girls: Hinreißend<br />
verdorben 16.00, 18.00, 20.15, 22.30;<br />
3D: Avengers:Endgame 16.00, 20.15, 21.30; Monsieur<br />
ClaudeII17.00;3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 19.00,21.30; Der Fall Collini 19.00, 22.30<br />
Casablanca (✆ 677 5752) Ein Gauner &Gentleman<br />
15.45; Bohemian Rhapsody 17.45; Monsieur<br />
Claude II 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />
Royal Corgi: Der Liebling der Queen 13.55; 3D:<br />
Avengers: Endgame 14.00, 15.30, 18.00, 19.30;<br />
Wenn du König wärst 14.15; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.15; Willkommen imWunder Park<br />
14.20; Captain Marvel 14.20; Dumbo 14.30; Glam<br />
Girls: Hinreißend verdorben 15.00, 17.30, 20.15;<br />
Avengers: Endgame 16.00, 20.00; Breakthrough<br />
–Zurück ins Leben 16.45; 3D: Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 17.00, 19.40; Monsieur Claude<br />
II 17.10, 19.45; The Silence 17.15, 19.50; After<br />
Passion 17.15; Der Fall Collini 19.30; Friedhof der<br />
Kuscheltiere 20.15<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Willkommen<br />
im Wunder Park 14.00; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu 14.00, 15.00, 16.45, 17.40,<br />
19.30; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 14.20,<br />
16.10; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.20,<br />
16.50, 19.30; Avengers: Endgame 15.00, 20.15;<br />
3D: Avengers: Endgame 16.00, 19.00; Dumbo<br />
16.40; The Silence 18.20, 20.40; Pokemon Meisterdetektiv<br />
Pikachu –Pokemon Detective Pikachu<br />
(OF) 19.30; Kapi (OmU) 20.10<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 19 76) Macht<br />
das alles einen Sinn? –Und wenn ja –warum dauert<br />
essolange? 19.00; Free Solo (OmU) 21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Ray &Liz (OmU)<br />
18.00; Under the Tree –Undir trenu (OmU) 20.00;<br />
Antiporno (OmU) 21.45<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Das Familienfoto<br />
18.30, 20.45; Der Fall Collini 11.00, 20.15; Das<br />
Familienfoto 13.30; Alfons Zitterbacke –Das Chaos<br />
ist zurück 15.45; Monsieur Claude II 18.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Die Wiese –<br />
Ein Paradies nebenan 15.30; Der Flohmarkt von<br />
Madame Claire 18.00; Das Ende der Wahrheit<br />
20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Monsieur Claude<br />
II 15.15; Tea with the Dames: Ein unvergesslicher<br />
Nachmittag 18.00; Under theTree 20.15<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78)Vice –Der zweite Mann 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) NureineFrau 15.45, 20.30;<br />
Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit 18.00<br />
FREILUFTKINOS<br />
Freiluftkino Insel im Cassiopeia (✆ 35 12 24 49)<br />
Trautmann (OmU) 21.30<br />
Freiluftkino Kreuzberg Womit haben wir das verdient?<br />
(DFmenglU) 21.30<br />
Freiluftkino Rehberge Gundermann 21.30<br />
Open Air Kino Mitte (✆ 28 59 99 73) Call Me By<br />
Your Name (OmU) 21.15<br />
Pompeji –FLK am Ostkreuz (✆ 01 76/56 70 92 98)<br />
Under the Tree –Undir trenu (OmU) 21.15<br />
Radio EINS-Freiluftkino Friedrichshain Der verlorene<br />
Sohn –Boy Erased (OmU) 21.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Vice<br />
–Der zweite Mann 17.00; Waldheims Walzer 19.30<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) KinderwagenKino:<br />
Das Familienfoto 10.30; Urfin: Der Zauberer<br />
von Oz14.15; Alfons Zitterbacke 14.15; Nur<br />
eine Frau 14.45, 18.45; Kleine Germanen 14.45;<br />
Monsieur Claude II 16.15; Das Ende der Wahrheit<br />
16.15, 21.00; Klasse Deutsch 16.45; Asterix<br />
16.45; Van Gogh: An der Schwelle zur Ewigkeit<br />
18.15; Der Boden unter den Füßen 18.30; Das<br />
Familienfoto 18.45; Der Fall Collini 20.45; Das<br />
schönste Paar 20.45; Under the Tree 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
Alfons Zitterbacke 13.40; Willkommen imWunder<br />
Park 13.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
14.00; Glam Girls: Hinreißend verdorben 14.00,<br />
17.00, 20.15; Royal Corgi: Der Liebling der Queen<br />
14.15; Avengers: Endgame 14.15, 15.15, 16.00,<br />
19.30,20.15; Urfin 14.30; 3D: Avengers: Endgame<br />
15.50, 20.00; 3D: Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
17.00, 19.45; Monsieur Claude II 17.00; The<br />
Silence 17.30, 20.15; Der Fall Collini 19.30; After<br />
Passion 19.45<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 14.30,17.00; Der Fall Collini<br />
19.30<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Die Goldfische 17.15;Trautmann 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Urfin: Der<br />
Zauberer von Oz14.00; Avengers: Endgame 14.00,<br />
17.00, 20.00; Breakthrough 14.15; The Sun Is Also<br />
aStar 14.25,19.45; Pokemon Meisterdetektiv Pikachu<br />
14.30; Glam Girls 14.30, 17.10,20.15; Dumbo<br />
14.50; Royal Corgi: Der Liebling der Queen 15.00,<br />
17.15; Die Goldfische 15.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
15.30, 16.15, 19.30; Der Fall Collini 17.10,<br />
20.00; 3D: PokemonMeisterdetektiv Pikachu17.15,<br />
19.50; After Passion 17.40; The Silence 17.45,<br />
20.50; Monsieur Claude II 17.50, 20.20; ImNetz<br />
derVersuchung 20.10; Greta (2019 USA) 20.30<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 15.30; Glam Girls:<br />
Hinreißend verdorben 15.45,20.30; Avengers:Endgame<br />
16.00; Captain Marvel 17.45; 3D: Pokemon<br />
Meisterdetektiv Pikachu 18.00; 3D: Avengers: Endgame<br />
20.15; Ein Gauner &Gentleman 20.30<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Pokemon Meisterdetektiv Pikachu 17.00; Der Fall<br />
Collini 19.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Avengers:<br />
Endgame 15.00, 20.00; Royal Corgi: Der Liebling<br />
der Queen 15.30; After Passion 17.30; Van Gogh<br />
18.30; Der Fall Collini 21.00
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
DOKU<br />
Die kriminelle<br />
Seite des<br />
Netzes<br />
Wer versteht schon alle Zusammenhänge<br />
der vernetzten<br />
Welt?Werkennt sich wirklich aus mit<br />
den technischen Veränderungen?<br />
Und was bringt die digitale Zukunft<br />
für die Menschheit? Dokus und Diskussionen<br />
auf Arte und 3Sat fragen<br />
danach, wie Fälscher und Hacker die<br />
Demokratie gefährden.<br />
Digitale Täuschung: Es gehört nicht<br />
viel Geschick dazu, falsche Bilder in<br />
Umlauf zu bringen –mitunter werden<br />
YouTube-Videos einfach mit einer<br />
neuen Unterschrift versehen,<br />
selbst plumpe Fakes können kurzzeitig<br />
für Hasswellen sorgen. Das<br />
Arte-Wissensmagazin Xenius und<br />
der Wissenschaftsabend am Donnerstag<br />
auf 3Sat widmen sich in dieser<br />
Woche digitalen Täuschungen.<br />
Beide Formate zeigen Beispiele aus<br />
den vergangenen Jahren: So wurde<br />
beim Münchener Amoklauf 2016 ein<br />
Überfall-Video aus Südafrika in Umlauf<br />
gebracht. Die Autoren zeigen,<br />
wie Bilder gefälscht werden können<br />
und besuchen Wissenschaftler, die<br />
Erkennungsprogramme gegen Fälschungen<br />
entwickeln. Die Xenius-<br />
Moderatoren präsentieren ein eigenes<br />
unterhaltsames Fake-Video. In<br />
der 3-Sat-Doku erklären Medienprofis<br />
von ZDF und Reuters, wie sie mit<br />
fremden Videos und eigenen Bildern<br />
umgehen. Gerd Scobel diskutiertdanach<br />
mit Experten darüber, obdie<br />
digitalen Medien eine Bedrohung für<br />
die Demokratie darstellen.<br />
„Dasmanipulierte Bild“ – am Donnerstag,23.<br />
Mai um 20.15Uhr bei 3Sat, Diskussion„Medien,<br />
Macht und Manipulation“ folgt um 21 Uhr,<br />
beide Sendungen in der 3-Sat-Mediathek.<br />
„Xenius: DigitaleTäuschung“ – in der Arte-Mediathek<br />
bis zum 18. August.<br />
Wasist echt und wasgefälscht? Darum<br />
geht es im Film „Digitale Täuschung“. HR<br />
Hacker-Strategien: Viel kriminelle<br />
Energie benötigen Hacker, die in IT-<br />
Systeme fremder Regierungen eindringen<br />
oder ausländische Kraftwerke<br />
lahmlegen. Immer wieder<br />
werden vorallem russische Gruppen<br />
wie „Fancy Bear“ für solche Cyber-<br />
Attacken verantwortlich gemacht.<br />
Die französische Arte-Doku „Russlands<br />
neue Söldner“ versucht aufzuarbeiten,<br />
ob und wie russische Geheimdienste<br />
kriminelle Hacker für<br />
sich arbeiten lassen. DieAutoren reisen<br />
zwischen Frankreich, Moskau,<br />
Kiew und NewYork hin und her, beschreiben<br />
den Unterschied zwischen<br />
den positiven „White Hats“<br />
und den destruktiven „Black Hats“.<br />
Der Amerikaner Michael Hayden,<br />
der erst die NSA und dann die CIA<br />
leitete, gibt offen zu, dass es nicht<br />
ungewöhnlich sei, Hacker gegen<br />
fremde Länder einzuspannen.<br />
„Russlands neueSöldner“ – am Donnerstag,<br />
23. Maium9.55 Uhrauf Arte,inder Arte-Mediathek<br />
bis2021.<br />
Torsten Wahl hat Dokus<br />
über Hacker und Fälscher<br />
gefunden.<br />
Nachdem US-Präsident<br />
Donald Trump Huawei<br />
auf eine schwarze Liste<br />
gesetzt hat, wirdder chinesische<br />
Konzern von wichtiger<br />
Technologie abgeschnitten – und<br />
auch Smartphone-Nutzer im Westen<br />
könnten das zu spüren bekommen.<br />
Auf Druck der US-Regierung stellt<br />
Google die Geschäftsbeziehungen zu<br />
Huawei ein. DerInternetkonzernversorgt<br />
den Hardwarehersteller künftig<br />
nicht mehr mit seiner Software wie<br />
dem Betriebssystem Android. Künftige<br />
Smartphone-Modelle kann Huawei<br />
nicht mehr mit vorinstallierten<br />
Google-Diensten verkaufen, was die<br />
Verkaufsaussichten in Europa drastisch<br />
verschlechtert.<br />
ÄltereGeräte nicht betroffen<br />
Huawei ist ein führender Ausrüster<br />
von Mobilfunk-Netzen unter anderem<br />
inEuropa und der zweitgrößte<br />
Smartphone-Anbieter der Welt. Mit<br />
den US-Sanktionen verliert die<br />
Firmaauch den Zugang zu Chips aus<br />
dem Westen. Große Halbleiteranbieter<br />
wie Qualcomm, Broadcom und<br />
Xilinx hätten ihren Mitarbeiternmitgeteilt,<br />
dass Huawei bis auf weiteres<br />
nicht beliefert werde, berichtete der<br />
Finanzdienst Bloomberg am Montag.<br />
Google ist für Huawei ein wichtiger<br />
Partner, weil bei dem Internet-<br />
Riesen das Mobil-Betriebssystem<br />
Android entwickelt wird, mit dem<br />
auch die Smartphones des chinesischen<br />
Konzerns laufen. Die fertigen<br />
Ärztepräsident fordert Aufklärung<br />
Durch Videosprechstunden und Gesundheits-Apps kommt eine neue Verantwortung auf Patienten und Mediziner zu<br />
Der Fall: Der chinesische<br />
Huawei-Konkurrent ZTE war<br />
im vergangenen Jahr von<br />
ähnlichen US-Einschränkungensoschwer<br />
getroffen worden,<br />
dass die Firmazeitweise<br />
ihr internationales Geschäft<br />
stoppen musste.<br />
Die Ärzte in Deutschland erwarten<br />
deutlich mehr digitale Angebote<br />
für die Patienten –pochen<br />
dabei aber auf höchsten Datenschutz.<br />
Beider Digitalisierung in der<br />
Medizin werde nun „mehr Drive“<br />
hineinkommen, sagte Ärztepräsident<br />
Frank Ulrich Montgomery am<br />
Montag in Berlin. So würden sich Videosprechstunden<br />
als eine von vielen<br />
Formen ärztlicher Patientenversorgung<br />
in Deutschland etablieren.<br />
Vorrang haben müsse dabei die<br />
Sicherheit der Daten: „Höchste Priorität<br />
haben hier der Datenschutz<br />
und eine Einwilligung der Patienten<br />
in digitale Prozesse.“ Es sei gut, dass<br />
Bundesgesundheitsminister Jens<br />
Spahn (CDU) dabei sei, dies zu klären.<br />
DenWeg für die Fernbehandlung<br />
von Patienten hatte vor einem Jahr<br />
der Deutsche Ärztetag geebnet. So<br />
sollen Patienten etwa Überweisungen,<br />
Bescheinigung von Arbeitsunfähigkeit<br />
oder Verschreibungen<br />
ohne Vor-Ort-Besuch einer Praxis erhalten<br />
können. Inzwischen haben<br />
fast alle Landesärztekammern ihre<br />
Berufsordnungen entsprechend<br />
angepasst.<br />
„Als Einstieg in den<br />
Kontakt zu einem Arzt wollen<br />
inzwischen viele Menschen<br />
auch elektronische<br />
Ärztepräsident<br />
Montgomery<br />
menten. Versicherte sollen zudem<br />
elektronische Patientenakten mit ihrenGesundheitsdaten<br />
bekommen.<br />
„Bei der Digitalisierung in der<br />
Medizin sind wir aus jahrelanger<br />
Erfahrung bisher<br />
skeptisch gewesen“, sagte<br />
Montgomery. Die Industrie<br />
habe Geräte nicht immer<br />
zuverlässig geliefert,<br />
ländliche Gebiete seien oft<br />
ohne schnelle Netze. Doch<br />
DPA<br />
bei schnellerer Digitalisierung<br />
insgesamt ergebe<br />
auch mehr Tempo in der<br />
Medizin Sinn.<br />
Zugleich warnte Montgomery<br />
vor Wildwuchs bei den sensiblen<br />
Patientendaten wie Angaben zu Behandlungenoder<br />
Blutwerten. „Es ist<br />
kontraproduktiv, wenn am Ende<br />
keiner mehr wirklich weiß, wo welche<br />
Daten gespeichert sind“, sagte<br />
er.„Es ist für einen Arzt auch unzumutbar,<br />
wenn er mit x-verschiede-<br />
Keine<br />
Verbindung<br />
in die USA<br />
Google hört auf den US-Präsidenten und schneidet den<br />
chinesischen Konzern von wichtigen Technologien ab<br />
NICHT DAS ERSTE MAL<br />
Der Vorwurf: Die US-Regierung<br />
hatte Strafen wegen<br />
angeblicher illegaler Geschäfte<br />
mit dem Iran und<br />
Nordkorea verhängtund<br />
deshalb für sieben Jahre<br />
den Zugang zu US-Technologien<br />
verwehrt.<br />
Die Zahlung: Ohne Chips für<br />
seine Smartphones musste<br />
ZTE daraufhin große Teile der<br />
Produktion stilllegen. Nach<br />
einigen Wochen zahlte ZTE<br />
rund 1,4 Milliarden Dollar<br />
und die Sanktionen wurden<br />
aufgehoben.<br />
VonAndrej Sokolow und Christoph Dernbach<br />
AFP/WANG ZHAO<br />
Versionen des Systems werden zwar<br />
im Android Open Source Project<br />
(AOSP) quelloffen allen zur Verfügung<br />
gestellt – und damit würde<br />
auch Huawei damit arbeiten können.<br />
Außerhalb Chinas werden allerdings<br />
fast nur Android-Smartphones<br />
mit integrierten Google-Diensten<br />
wie GMail, Google Maps oder der<br />
App-PlattformGoogle Play Storeverkauft.<br />
Besitzer von Huawei-Smartphones<br />
und -Tablets müssen nicht<br />
befürchten, dass ihre Geräte von<br />
heute auf morgen nicht mehr funktionieren.<br />
Google darf mit dem chinesischen<br />
Telekommunikationshersteller<br />
zwar nicht mehr zusammenarbeiten.<br />
Nutzernvon Geräten versichertder<br />
Internetkonzernaber,dass<br />
etwa der Zugriff auf den App-Store<br />
weiter erhalten bleibt –sowohl für<br />
Huawei-Produkte als auch für Geräte<br />
der Schwestermarke Honor.<br />
Huawei betonte,alle bereits verkauften<br />
oder in Lagernvorgehaltenen Telefone<br />
werden weiterhin mit Sicherheitsupdates<br />
und Diensten versorgt.<br />
Auch die Chip-Lieferungen aus<br />
den USA sind wichtig für Huawei.<br />
Der chinesische Konzern entwickelt<br />
zwar eigene Prozessoren und Modems<br />
für einige Modelle seiner<br />
Smartphones,bezieht aber Chips für<br />
einen Teil der Telefone von Qualcomm.<br />
Bei seiner Netzwerktechnik<br />
ist Huawei noch viel stärker auf<br />
Chips aus den USA angewiesen. Die<br />
Firma habe aber in Vorbereitung auf<br />
mögliche US-Sanktionen bereits<br />
Halbleiter für mindestens drei Monate<br />
eingelagert, berichtete Bloomberg<br />
unter Berufung auf informierte<br />
Personen.<br />
Die US-Regierung hatte Huawei<br />
und zahlreiche Tochtergesellschaften<br />
vergangene Woche auf eine<br />
schwarze Liste von Unternehmen<br />
gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen<br />
zu US-Partnern strengen Kontrollen<br />
unterliegen. Den Weg dafür<br />
hatte US-Präsident Donald Trump<br />
freigemacht, indem er einen Nationalen<br />
Notstand in der Telekommunikation<br />
ausrief.<br />
Druck auf westliche Länder<br />
Huawei wirdvon den US-Behörden<br />
verdächtigt, seine unternehmerische<br />
Tätigkeit zur Spionage für<br />
China zu nutzen. Beweise dafür<br />
wurden bislang nicht öffentlich gemacht.<br />
DieUSA drängen aber auch<br />
andere westliche Länder wie<br />
Deutschland, Huawei vonden Netzen<br />
für den neuen superschnellen<br />
Mobilfunk-Standard 5Gfernzuhalten.<br />
Auch in deutschen Sicherheitsbehörden<br />
wurden Bedenken<br />
gegen einen Einsatz von Huawei-<br />
Technik laut. Dabei wirdzum einen<br />
darauf verwiesen, dass chinesische<br />
Unternehmen von den Behörden<br />
des Landes zur weitreichenden Kooperation<br />
gezwungen werden<br />
könnten, zum anderen aber auch<br />
auf die Möglichkeiten zur Sabotage<br />
im Fall eines Konflikts. Huawei<br />
weist alle Vorwürfe stets zurück<br />
und betont, dass das Unternehmen<br />
völlig unabhängig sei. Einem Bericht<br />
der japanischen <strong>Zeitung</strong> Nikkei<br />
zufolge stellte auch der deutsche<br />
Chipkonzern Infineon die Geschäftsbeziehungen<br />
zu Huawei<br />
vorerstein. (dpa)<br />
Zugangswege“, sagte<br />
Montgomery. „Dabei müssen<br />
wir als Ärzte klar machen,<br />
was man auf Distanz<br />
machen kann und was einer<br />
weiteren Diagnostik<br />
und Behandlung im direkten Kontakt<br />
bedarf.“<br />
Doch die Digitalisierung geht darüber<br />
hinaus. Sohatte Spahn vor wenigen<br />
Tagen angekündigt, den Versicherten<br />
mit einem neuen Gesetz<br />
etwa Zugang zu Gesundheits-Apps<br />
auf Kassenkosten zu geben –etwa als<br />
Hilfe bei der Einnahme vonMedikanen<br />
Patientenakten arbeiten muss,<br />
die völlig unterschiedlich strukturiertsind.“<br />
Montgomery sieht für mehr Datensicherheit<br />
auch die Patienten in<br />
der Pflicht. „Für mindestens so gefährlich<br />
wie mögliche Hackerangriffe<br />
halte ich den unbedarften<br />
Umgang der Menschen mit ihren<br />
Daten“, sagte er. „Es ist erschreckend,<br />
wie viele persönliche Daten<br />
freiwillig an große Datensammelkonzerne<br />
gegeben werden –auch<br />
zum Beispiel über Fitnessarmbänder<br />
oder Schrittzähler im Smartphone.“<br />
Da kämen wertvolle Daten zusammen,<br />
die die Anbieter teuer verkaufen<br />
könnten. „Damit kann man<br />
unser Leben viel stärker beeinflussen,<br />
als wenn vielleicht jemand versucht,<br />
sich in eine elektronische Patientenakte<br />
hineinzuhacken.“ Aufklärung<br />
müsse in diesem Bereich<br />
verstärkt werden, forderte er. (dpa)<br />
Bund<br />
startet<br />
Großinitiative<br />
Quantenforschung soll<br />
vorangebracht werden<br />
Das Forschungsministerium will<br />
die Entwicklung der Quantentechnologie<br />
für eine künftige sichere<br />
Datenkommunikation in Deutschland<br />
und Europa voranbringen. In<br />
einem ersten Schritt soll die Technologie<br />
erforscht und auf einer Pilotstrecke<br />
zwischen zwei Behörden erprobt<br />
werden. Für das Projekt „Qu-<br />
NET“ sollen dafür in einem ersten<br />
Schritt 165 Millionen Euro über sieben<br />
Jahrehinweg bereit gestellt werden,<br />
kündigte Forschungsministerin<br />
Anja Karliczek (CDU) in Berlin an.<br />
Die Fraunhofer Gesellschaft will bei<br />
dem Projekt „QuNET“ dabei zusammen<br />
mit der Max-Planck-Gesellschaft<br />
und dem Deutschen Zentrum<br />
für Luft- und Raumfahrtdie Basisfür<br />
einerstes Netz zur Quantenkommunikation<br />
entwickeln.<br />
Vertrauenswürdige Kommunikation<br />
sei die Grundlage für eine freie<br />
Gesellschaft, sagte Karliczek. „Im digitalen<br />
Zeitalter sind Wirtschaft und<br />
Gesellschaft auf eine sichere Kommunikation<br />
mehr denn je angewiesen.“<br />
Die Quantentechnologie biete<br />
eine einzigartige Chance, sensible<br />
Informationen abhörsicher zu übertragen,<br />
besser als alle bisherigenVerfahren.<br />
Jeder Abhörversuch könne<br />
unmittelbar bemerkt werden. Die<br />
Initiative soll dafür nun die physikalischen<br />
Grundlagen entwickeln, auf<br />
der ein hochsicheres Netz für die<br />
Bundesregierung entstehen solle.<br />
Die internationale Konkurrenz sei<br />
groß, sagte Karliczek. „Wir müssen<br />
die Forschung dazu deshalb schnell<br />
voranbringen.“ China etwa habe bereits<br />
2017 einen Versuch zur quantenbasierten<br />
Satellitenkommunikation<br />
erfolgreich durchgeführt, sagte<br />
Karliczek. Deutschland und Europa<br />
müssten deshalb eigene Kompetenzen<br />
ausbauen, um nicht von anderen<br />
Ländern abhängig zu werden.<br />
„QuNET“ solle ein erster Schritt hin<br />
zu einer gesamteuropäischen Architektur<br />
werden. (dpa)<br />
Digitalmesse für<br />
den Mittelstand<br />
in Hannover<br />
Nachfolge-Veranstaltung<br />
für die Cebit gefunden<br />
Den Nachholbedarf des Mittelstands<br />
bei der Digitalisierung<br />
soll eine neue Messe in Hannover in<br />
den Fokus rücken. Auf der<br />
„Twenty2x“ werden im März 2020<br />
Lösungen unter anderem für den<br />
Umgang mit sensiblen Kundendaten<br />
oder den Schutz vor Cyberattacken<br />
aufgezeigt, teilte die Deutsche Messe<br />
AG am Montag mit.„Unser Ziel ist es,<br />
gerade die kleinen und mittleren Unternehmen<br />
bei der Digitalisierung zu<br />
unterstützen, um sie fit zu machen<br />
für die Zukunft und sie im jeweiligen<br />
Wettbewerbsumfeld zu stärken“,<br />
sagte Andreas Gruchow, Vorstandsmitglied<br />
der Messe AG.<br />
Nach dem Aus der Cebit konzentriert<br />
sich die „Twenty2x“ auf kleine<br />
Firmen. Sie liefen Gefahr, bei der<br />
Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle<br />
abgehängt zu werden, hieß es<br />
in Hannover. Nach Zahlen der staatlichen<br />
Förderbank KfW investierten<br />
nur 30 Prozent der rund 3,8 Millionen<br />
Mittelständler in den Jahren<br />
2015 bis 2017 in den Einsatz entsprechender<br />
Technologien. In der niedersächsischen<br />
Landeshauptstadt<br />
sollen sich Unternehmen über veränderte<br />
Arbeitsbedingungen und<br />
neue Betriebsabläufe informieren.<br />
Auch der Umgang mit neuen Technologien<br />
wie dem Mobilfunk-Standard<br />
5G steht auf der Agenda der<br />
dreitägigen Veranstaltung. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 25<br />
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TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer weiß<br />
denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15<br />
(für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10<br />
(für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau<br />
15.10 (für HG) Sturm der Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) DieTierärzte –Retter<br />
mit Herz 17.00 (für HG)Tagesschau 17.15 (für<br />
HG) Brisant 18.00 (für HG) Quizduell 18.50 (für<br />
HG) WaPo Bodensee. Verschwunden. Krimiserie<br />
19.45 (für HG) Quizzen vor acht 19.55 (für HG)<br />
Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Um Himmels Willen<br />
Liebe aufBewährung.<br />
Unterhaltungs-serie<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
Zu gut für diese Welt. Arztserie<br />
21.45 (für HG) FAKT Das MDR-Magazin<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Mord mit Aussicht<br />
Moorleiche. Krimiserie<br />
23.35 (für HG) Mord mit Aussicht<br />
Einer muss singen. Krimiserie<br />
0.25 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.45 (für HG) Um Himmels Willen<br />
RTL<br />
5.25 Exclusiv –Das Star-Magazin 5.35 Explosiv<br />
–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />
8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles<br />
was zählt. Soap 10.00 Der Blaulicht-Report<br />
11.00 Der Blaulicht-Report.Doku-Soap 12.00<br />
Punkt 1214.00 Die Superhändler –4Räume, 1<br />
Deal 15.00 Mensch Papa!Väter allein zu Haus<br />
16.00 Vorher Nachher –Dein großer Moment<br />
17.00 Freundinnen –Jetzt erst recht. Unterhaltungsserie<br />
17.30 Unter uns. Daily Soap 18.00<br />
Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –Das<br />
Star-Magazin 18.45 aktuell 19.05 (für HG) Alles<br />
was zählt. Soap 19.40 (für HG) Gute Zeiten,<br />
schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 (für HG) Nachtschwestern<br />
Wendepunkt.Arztserie. Mit Ines Quermann,<br />
Mimi Fiedler,Oliver Franck u.a.<br />
21.15 (für HG) Sankt Maik<br />
Falsche Pfarrer küsst man nicht.<br />
Dramaserie<br />
22.15 Doc meets Dorf<br />
Aufgeben ist für Pussies. Dramaserie<br />
23.10 Schmidt –Chaos auf Rezept<br />
High-Escort für alle! Comedyserie<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Eine Eiszeit vor dem Ende.Krimiserie<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei 15.15 (für HG)<br />
Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) MDR um<br />
vier 17.45 (für HG) Aktuell 18.10 (für HG) Brisant<br />
18.54 (für HG) Sandmann 19.00 (für HG)<br />
MDR Regional 19.30 (für HG) Aktuell 19.50<br />
(für HG) Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau<br />
21.00 (für HG) Die Dresdner Frauenkirche<br />
–Hoffnung,Versöhnung, Sandstein 21.45<br />
(für HG) Aktuell 22.05 Das Politbüro privat (2)<br />
22.50 (für HG) Polizeiruf 110. Der Toddes Professors.<br />
TV-Kriminalfilm,DDR 1974 0.00 (für<br />
HG) Morden im Norden 0.50 (für HG) FAKT<br />
Bayern<br />
15.30 (für HG) Schnittgut. Alles aus dem Garten<br />
16.00 (für HG) Rundschau 16.15 (für HG)<br />
Wir inBayern 17.30 Regional 18.00 (für HG)<br />
Abendschau 18.30 (für HG) Rundschau 19.00<br />
(für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG) Dahoam<br />
is Dahoam 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
(für HG) Tatort. Schwanensee. TV-Kriminalfilm,<br />
D2015 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 (für HG) Capriccio 22.30 Unsterbliches<br />
Mittelalter – Gotik in Bayern 23.15 nacht:sicht<br />
23.45 Andris Nelsons dirigiert Mahlers Zweite<br />
Sinfonie 1.40 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
Vox<br />
6.55 CSI: Vegas 7.50 Verklag mich doch!<br />
10.55 Mein Kind, dein Kind 11.55 Shopping<br />
Queen 12.55 Zwischen Tüll und Tränen 14.00<br />
Mein Kind, dein Kind 15.00 Shopping Queen<br />
16.00 4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 Sing meinen Song –Das Tauschkonzert<br />
(3) 22.10 Die Story. Die Jeanette-Biedermann-<br />
Story 23.15 100 Songs, die die Welt bewegten.<br />
Die sagenhaftesten Comebacks 0.15 nachrichten<br />
0.35 (für HG) Medical Detectives<br />
Super RTL<br />
13.10 Spirit: wild und frei 13.40 Angelo!<br />
14.05 Coop gegen Kat 14.35 Bugs Bunny und<br />
LooneyTunes 15.00 Dragons –Auf zu neuen<br />
Ufern 15.25 Tomund Jerry 15.50 Der gestiefelte<br />
Kater 16.15 Zig &Sharko 16.45 Ninjago<br />
–Garmadons Motorrad-Gang 17.15 Voll zu<br />
spät! 17.40 Spirit: wild und frei 18.10 Bugs<br />
Bunny und Looney Tunes 18.40 Woozle Goozle<br />
und die Weltentdecker 19.10 Tomund Jerry<br />
19.45 Angelo! 20.15 Snapped –Wenn Frauen<br />
töten 22.00 Cold Justice –Verdeckte Spuren<br />
23.35 Comedy total 0.10 Infomercials<br />
Sport1<br />
9.00 Teleshopping 12.00 Eishockey:WM.<br />
Gruppe A: Deutschland –Finnland 14.30<br />
Sport1 Reportage 15.00 Eishockey:WM16.00<br />
Eishockey:WM.Konferenz,Gruppe A: Slowakei<br />
–Dänemark, Gruppe B: Norwegen –Lettland<br />
18.30 Bundesliga aktuell 19.00 Eishockey:WM20.00<br />
Eishockey:WM.Konferenz,<br />
Gruppe A: Kanada –USA, Gruppe B: Schweden<br />
–Russland 22.30 Scooore! –Internationales<br />
Fußball-Magazin 23.15 Bundesliga aktuell<br />
0.00 Sport-Clips<br />
ZDF<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SOKO Stuttgart. Taxi ins Jenseits. Krimiserie<br />
12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 (für<br />
HG) ARD-Mittagsmagazin 14.00 heute –in<br />
Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00<br />
(für HG) heute Xpress 15.05 (für HG) Bares für<br />
Rares 16.00 (für HG) heute –inEuropa 16.10<br />
(für HG) Die Rosenheim-Cops. Späte Rache.<br />
Krimiserie 17.00 (für HG) heute 17.10 (für<br />
HG) hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute<br />
heute 18.00 (für HG) SOKO Köln 19.00 (für<br />
HG) heute 19.25 (für HG) Die Rosenheim-<br />
Cops. Einen auf einen Streich. Krimiserie<br />
20.15 (für HG) Wie geht's, Europa? –<br />
Bürger fragen Politiker zur Wahl<br />
„Wie geht’s, Europa?“<br />
In der Live-Sendung treffen Bürger<br />
auf die sechs deutschen Spitzenkandidaten<br />
für die Europawahl.<br />
22.30 (für HG) heute-journal<br />
23.00 Geht doch! Mit Olaf Schubert, Philip<br />
Simon, Özcan Cosar,Tahnee<br />
23.45 (für HG) Markus Lanz Talkshow<br />
0.55 heute+<br />
1.15 (für HG) Fast &Furious 7<br />
Actionthriller,USA/CHN/J 2015<br />
Sat.1<br />
5.30 Frühstücksfernsehen. Gäste: Charlotte Karlinder,<br />
Daniel Dr.Stelter,Rolf Schmiel 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie!<br />
Mit Alexander Hold, Stephan Lucas, Alexander<br />
Stephens, Isabella Schulien 11.00 Im Namen<br />
der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas,Alexander Stephens,<br />
Isabella Schulien 12.00 AnwälteimEinsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife.Reportagereihe<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten.<br />
Reportagereihe 16.00 Klinik am Südring 17.30<br />
Klinik am Südring –Die Familienhelfer 18.00<br />
Endlich Feierabend! Mod.: Simone Panteleit,<br />
Daniel Boschmann 19.00 Genial daneben –Das<br />
Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 Whiskey Cavalier<br />
Die Honigfalle. Actionserie.<br />
Mit Scott Foley, Lauren Cohan,<br />
Ana Ortiz u.a.<br />
21.15 Lethal Weapon<br />
Offene Türen. Actionserie<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
Schnüffler.Krimiserie<br />
23.10 SpiegelTV–Reportage<br />
Feuerwache Neukölln –Inferno im<br />
Hinterhof. Reportagereihe<br />
Moderation: Maria Gresz<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
13.05 (für HG) PlanetWissen 14.05 (für HG)<br />
In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 14.55<br />
(für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
15.45 (für HG) Aktuell 16.05 Hier und heute<br />
18.00 (für HG) aktuell /Lokalzeit 18.15 (für<br />
HG) Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Lokalzeit 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Abenteuer Erde 21.00 (für HG)<br />
Quarks 21.45 (für HG) Aktuell 22.10 (für HG)<br />
Schimanski. TV-Kriminalfilm, D1998 23.30<br />
(für HG) Prey –Die Beute 0.15 (für HG) Prey –<br />
Die Beute 1.05 (für HG) Prey –Die Beute<br />
NDR<br />
14.15 (für HG) die nordstory 15.15 (für HG)<br />
Wer weiß denn sowas? 16.00 (für HG) aktuell<br />
16.20 (für HG) Mein Nachmittag 17.10 (für<br />
HG) Seehund, Puma &Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 (für HG) NaturNah 18.45 (für HG)<br />
DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15 (für<br />
HG) Panorama 321.45 (für HG) aktuell 22.00<br />
(für HG)Tatort. Das Recht, sich zu sorgen. TV-<br />
Kriminalfilm, D2015 23.30 (für HG)Weltbilder<br />
Spezial 0.00 Manche hatten Krokodile –St.<br />
Pauli-Stories. Dokumentarfilm, D2016<br />
Kabel eins<br />
5.20 Numb3rs 6.05 Without aTrace 6.50 The<br />
Mentalist 7.40 Blue Bloods –Crime Scene New<br />
York 9.30 Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS<br />
11.15 Without aTrace 12.15 Numb3rs 13.10<br />
Castle 14.05 The Mentalist 15.00 Navy CIS:<br />
L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />
Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!<br />
Wir kümmern uns drum 20.15 Tödliches<br />
Vertrauen. Thriller,USA 2001 22.00 Im Netz<br />
der Spinne. Thriller,USA/D/CDN 2001 0.05<br />
Tödliches Vertrauen. Thriller,USA 2001<br />
RTL 2<br />
6.00 Der Trödeltrupp –Das Geld liegt im Keller<br />
7.00 Die Kochprofis –Einsatz am Herd 8.00<br />
Frauentausch 10.00 Frauentausch 13.00 Die<br />
Geissens –Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />
14.00 Die Wollnys –Silvia allein zu Haus<br />
15.00 Hilf mir! Jung,pleite, verzweifelt ...<br />
17.00 News 17.10 Krass Schule –Die jungen<br />
Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag<br />
&Nacht 20.15 Hartz und herzlich 22.15 Armes<br />
Deutschland –Deine Kinder 0.15 Autopsie<br />
–Mysteriöse Todesfälle 1.05 Autopsie –<br />
Mysteriöse Todesfälle 1.50 Autopsie<br />
Eurosport 1<br />
10.30 Bogenschießen 11.35 Tourenwagen<br />
12.00 Radsport: Giro d'Italia. 9. Etappe: Riccione<br />
–San Marino 13.35 Radsport: Giro<br />
d'Italia. 10. Etappe: Ravenna –Modena 17.15<br />
Radsport: Giro extra 17.45 Tennis:ATP World<br />
Tour. Geneva Open 18.00 Tennis:ATP World<br />
Tour. Geneva Open 19.55 News 20.05 Radsport:<br />
Giro Today 22.00 Tourenwagen 22.30<br />
Motorsport: Blancpain GTWorld Challenge<br />
America 22.55 Formel E: FIA-Meisterschaft<br />
23.20 News 23.35 Radsport 0.30 Tennis<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
KABEL EINS, 20.15 UHR THRILLER<br />
Tödliches Vertrauen<br />
Der zwölfjährigeDanny(Matt O’Leary) hat schwer unter der Trennungseiner<br />
Eltern zu leiden und istaufgrund seines rebellischen Verhaltens in den<br />
letzten Zwei Jahren zu einem alten Bekannten aufder Polizeiwache geworden.<br />
Richtigschlimm wird es für den Jungen aber erst, als seine Mutter Susanden<br />
zwielichtigenUnternehmer Rick (Vince Vaughn) heiratet.Kurznachder Hochzeit<br />
wird DannyZeuge,wie derkriminelle Rick seinen ehemaligenKomplizen<br />
Raykaltblütigermordet,dochdie Polizei will dem immer wieder auffälliggewordenen<br />
Jungen nichtglauben. Lediglich VaterFrank schenktdem Jungen<br />
Gehör.Bald schonwirdRickauch für Dannyund Frank zur großen Gefahr.Von<br />
Regisseur Harold Beckerroutiniertinszenierter Krimi mit Starbesetzung(u.a.<br />
John Travolta und SteveBuscemi).<br />
(USA/2001)<br />
Anzeige<br />
KABEL EINS, 22.00 UHR THRILLER<br />
Im<br />
Exklusiv<br />
Netz der<br />
für<br />
Spinne<br />
Abonnenten!<br />
Zusätzlich zur gedruckten Ausgabe:<br />
die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> als E-Paper.<br />
Überallhin mitnehmen &mobil informiert bleiben<br />
Auf bis zu drei Geräten gleichzeitig lesen<br />
Zoomfunktion –höherer Lesekomfort<br />
Foto:Kabel eins<br />
Eigentlichwollteder Polizeipsychologe<br />
Dr.Alex Cross(MorganFreeman)seinen<br />
wohlverdienten Ruhestand genießen,doch<br />
als die kleine Tochter eines Senatorsentführt<br />
wird,sind dieFähigkeiten desErmittlers<br />
erneut gefragt.Für Crossbeginntein Kräftemessen<br />
miteinem überauscleveren Gegner.<br />
*bei bestehendem Printabonnement (Mo. –Sa.) nur<br />
4,99 €statt 29,99 €. Ihnen steht ein gesetzliches<br />
Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht<br />
und die Widerrufsbelehrung fnden Sie unter<br />
www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />
MDR WDR Gleich anrufen und Angebot bestellen: Nach „… denn zum Küssen sind sie da“übernahm<br />
Arte<br />
Morgan Freeman zum zweiten Maldie<br />
(030) 240025 Rolle desErmittlersDr. Alex Cross.Der Thriller<br />
basiertauf einem der„Alex berliner-zeitung.de/vorteil<br />
Cross“-Romane<br />
desKrimiautors James Patterson basiert.<br />
Mit„AlexCross“folgte2012 eine weitere<br />
Buchverfilmung, diesmal jedoch Tyler Perry<br />
in der Rolledes Ermittlers.<br />
(USA/Dtl./Kan./2001) Foto: Kabeleins<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE -mittel<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL<br />
6<br />
8 7 5<br />
2 3 9 1<br />
3 9 7 6<br />
4 1<br />
8<br />
9 1<br />
8 9 7<br />
4 5<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT DIAGONALEN –SCHWER<br />
9<br />
3<br />
1 3 4<br />
8 3<br />
6 8<br />
9<br />
8<br />
3 7 1<br />
5 7<br />
4,99 €<br />
monatlich *<br />
AUFLÖSUNG Auflösung<br />
vom VOM 20.5.2019<br />
2019<br />
MITTEL mittel<br />
3 2 4 5 6 7 9 8 1<br />
7 9 5 1 8 3 4 2 6<br />
6 1 8 9 2 4 5 3 7<br />
2 3 6 4 5 8 1 7 9<br />
5 8 9 2 7 1 3 6 4<br />
1 4 7 6 3 9 2 5 8<br />
9 7 3 8 4 2 6 1 5<br />
8 5 1 3 9 6 7 4 2<br />
4 6 2 7 1 5 8 9 3<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
vom<br />
VOM<br />
20.5.2019<br />
20. 5. 2019<br />
SCHWER schwer<br />
5 7 4 1 6 3 2 8 9<br />
3 2 1 8 5 9 6 4 7<br />
6 9 8 7 4 2 5 1 3<br />
8 4 7 3 9 6 1 5 2<br />
2 6 9 5 1 4 7 3 8<br />
1 3 5 2 8 7 4 9 6<br />
4 1 3 6 2 8 9 7 5<br />
9 8 2 4 7 5 3 6 1<br />
7 5 6 9 3 1 8 2 4<br />
5.15 Potsdam erwacht 5.30 Giraffe, Erdmännchen<br />
&Co. 6.20 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 7.20 Brisant 8.00 Brandenburg<br />
aktuell /Abendschau 9.00 In aller Freundschaft<br />
9.45 In aller Freundschaft 10.30 Rote<br />
Rosen 11.20 Sturm der Liebe 12.10 Tierärztin<br />
Dr.Mertens 13.00 rbb24 13.10 Verrückt nach<br />
Meer 14.00 Land und lecker 14.45 Traumhäuser<br />
15.15 Mit dem Zug ... 16.00 rbb24 16.15<br />
Wer weiß denn sowas? 17.00 rbb24 17.05<br />
Giraffe, Erdmännchen &Co. 17.55 Sandmann<br />
18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin 18.30<br />
zibb. zuhause in berlin &brandenburg 19.30<br />
Brandenburg aktuell /Abendschau 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau<br />
20.15 Geheimnisvolle Orte<br />
Hotel Adlon.<br />
Dokumentationsreihe<br />
21.00 Angst Macht Politik<br />
Entscheidungsjahr für Brandenburg<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 extra 3<br />
22.45 Die Florian Schroeder Satire Show<br />
Gäste: Urban Priol, Philipp Amthor,<br />
Bosse<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Abendshow Live aus Berlin<br />
0.45 Brandenburg aktuell /Abendschau<br />
ProSieben<br />
6.10 Twoand aHalf Men 7.20 The Big Bang<br />
Theory 8.55 The Middle 9.40 Fresh off the<br />
Boat 10.40 Mike &Molly 11.05 How IMet<br />
Your Mother 12.00 2Broke Girls 12.50 Mom.<br />
Ende gut, alles gut. Comedyserie 13.10 Two<br />
and aHalf Men. Ist das meine Hose?/Ich bin<br />
ein Schmetterling/Her mit Mamis BH. Comedyserie<br />
14.30 The Middle. Der Rollentausch/Das<br />
Schaltjahr. Comedyserie 15.15 The Big Bang<br />
Theory. Es muss Liebe sein/Eine Urne für Leonard/Der<br />
Champagnerpakt/Weihnachtswunder<br />
mit Taube. Comedyserie 17.00 taff 18.00<br />
Newstime 18.10 Die Simpsons. Das Wunder<br />
von Burns/Eine Taube macht noch keinen<br />
Sommer. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 We Love: Backstreet Boys –Das<br />
Mega-Comeback Mod.: Annemarie<br />
Carpendale, Thore Schölermann.<br />
Die Sendung begibt sich auf eine<br />
spannende Zeitreise zu den Höhe- und<br />
Tiefpunkten der Karriere der Band.<br />
22.10 WeLove Boybands Reportage<br />
23.10 Die Simpsons<br />
Homers merkwürdiger Chili-Trip /Ein<br />
Sommer für Lisa. Zeichentrickserie<br />
0.10 Die Simpsons Hugo, kleine Wesen<br />
und Kang /Auf inden Kampf!<br />
1.05 We Love Boybands Reportage<br />
12.15 (für HG) Re: 12.50 Arte Journal 13.00<br />
Stadt Land Kunst 13.45 (für HG) Der Untergang.<br />
Drama, D/A/I 2004 16.15 Die Bienenflüsterer<br />
16.45 (für HG) X:enius 17.10 Neben-,gegen-,<br />
miteinander: Deutsch-französische<br />
Geschichten 17.40 (für HG) Metropolen<br />
des Balkans 18.30 (für HG) Universum 19.20<br />
Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Wahlkampf der<br />
Wutbürger 21.05 Die Macht des Geldes 22.00<br />
Gespräch 22.20 Hinter den Kulissen des Brexit.<br />
Dokumentarfilm, GB 2019 0.20 Mit offenen<br />
Karten 0.35 Durch die Nacht mit ...<br />
3Sat<br />
14.20 (für HG) NaturNah 14.50 (für HG) NaturNah<br />
15.20 (für HG) NaturNah 15.50 (für<br />
HG) Ein Jahr unter Kranichen 16.15 Rabenvögel<br />
–Gaukler der Lüfte 17.00 Majestät im Aufwind<br />
17.45 (für HG) Im Reich des Eisvogels –<br />
Westerwalds fleißigster Fischjäger 18.30 nano<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Spuren<br />
des Bösen. Begierde. TV-Kriminalfilm, A/D<br />
2016 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />
22.25 (für HG) Die Architekten. Drama, DDR/D<br />
1990 0.10 Reporter 0.30 10vor10<br />
Phoenix<br />
13.30 phoenix plus. Republik im Umbruch –<br />
Mobilität 14.00 phoenix vorort 14.45 phoenix<br />
plus 16.00 Laut, forsch, national –Wie Salvini,<br />
Orbán &Co. Europa spalten 16.45 Europas Jugend<br />
–EuropasZukunft? 17.30 phoenix der tag<br />
18.00 plan b 18.30 TerraX20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Der große Umbruch 21.45<br />
phoenix runde. KünstlicheIntelligenz –Zum Wohl<br />
der Menschen? 22.30 Charlie, seine Erfinder<br />
und dieMenschen 23.00 phoenix der tag 0.00<br />
phoenix runde. KünstlicheIntelligenz –Zum Wohl<br />
der Menschen? 0.45 Der große Umbruch<br />
Kika<br />
13.20 (für HG) Lassie 13.40 (für HG) Die Pfefferkörner<br />
14.10 Schloss Einstein 15.00 H2O<br />
15.45 Sherlock Yack –Der Zoodetektiv 16.20<br />
Zoom 16.45 Ein Fall für TKKG 17.35 Kein Keks<br />
für Kobolde 18.00 (für HG) Wir Kinder aus dem<br />
Möwenweg 18.10 (für HG) Der kleine Drache<br />
Kokosnuss 18.35 Beccas Bande 18.50 Sandmann<br />
19.00 (für HG) Lassie 19.25 (für HG)<br />
Die beste Klasse Deutschlands 19.50 (für HG)<br />
logo! 20.00 (für HG) KiKA Live 20.10 (für HG)<br />
Schnitzeljagd durch Frankreich 20.35 Die Mädchen-WG<br />
–Elternfrei in Valencia<br />
Dmax<br />
10.15 Outback Truckers 11.15 Combat Dealers<br />
12.15 Das härteste Pfandhaus Detroits 13.15<br />
Yukon Men –Überleben in Alaska 14.15 Das<br />
Survival-Duo: Zwei Männer, ein Ziel 15.15 Coast<br />
GuardAlaska –Rettung aus der Luft 16.10<br />
Highway Cops 17.10 Fast 'N' Loud 19.15 A8 –<br />
AbenteuerAutobahn 20.15 Steel Buddies –<br />
Stahlharte Geschäfte 21.15 112: Feuerwehr im<br />
Einsatz 22.15 Die Wracktaucher –Schätze der<br />
Nordsee 23.15 Jack Maxwell: Hochprozentig um<br />
die Welt 0.10 Crash-Clips 1.10 Crash-Clips<br />
5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Quarks 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
10.15 Super.Markt 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-<br />
Nachrichten 19.15 Feindbild Brüssel –Was wollen<br />
Europas Rechtspopulisten? 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Gipfeltreffen Europa –Die Parteichefsim<br />
Gespräch 21.47 Bremenwählt –Kandidatenamtlich<br />
getestet 22.15 Marktcheck 23.00 Tagesthemen<br />
23.30 FAKT 0.00 Umschau 0.45 Die Tagesschau<br />
vor 20 Jahren 1.00 Nachtmagazin 1.20<br />
Promi,Playboy, frommerPilger 1.50 Brandenburg<br />
aktuell 2.20 Thüringen Journal 2.50 Extra 3.02<br />
SWR Landesschau Baden-Württemberg 3.47 Extra<br />
ONE<br />
10.35 Lindenstraße 11.05 In aller Freundschaft –<br />
Die jungen Ärzte 11.55 Sturmder Liebe 12.40<br />
Sturmder Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.15<br />
Mein Traumvon Afrika. TV-Melodram, D2007<br />
15.45 In aller Freundschaft –Die Krankenschwestern(1)<br />
16.30 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernde<br />
Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Der<br />
Dicke 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder<br />
Liebe 20.15 DoctorWho 20.55 DoctorWho 21.40<br />
Hustle–Unehrlich währtamlängsten 22.30 Torchwood<br />
23.20 DoctorWho 0.05 DoctorWho 0.50<br />
Hustle –Unehrlich währtamlängsten 1.40 Torchwood<br />
2.30 Close Up 3.00 Startrampe 3.30 Der<br />
Dicke 4.20 Lindenstraße 4.50 Um Himmels Willen<br />
ZDF NEO<br />
6.25 Terra X 7.10 Terra X 7.55 Topfgeldjäger 8.45<br />
Lafer! Lichter! Lecker! 9.30 Baresfür Rares 10.25<br />
Bares für Rares 11.15 Duell der Gartenprofis<br />
12.00 Die Rettungsflieger.Rivalen im Cockpit<br />
13.30 Monk. Mr.Monk unddie Frau des Captains<br />
14.50 Heldt. Taubenschlag 15.35 Die Rettungsflieger.Rivalen<br />
im Cockpit 17.05 Monk. Mr.Monk und<br />
dieFrau des Captains 18.30 Bares fürRares<br />
19.20 Bares für Rares 20.15 MünchenMord. TV-<br />
Kriminalfilm, D2013 21.45 EinFall für zwei. Der<br />
geteilte Apfel 22.45 heute-show 23.15 Shapira<br />
Shapira 23.45 Blockbustaz 0.50 Arne Dahl: Opferzahl.<br />
TV-Kriminalfilm, S/D2015 2.40 Fluchtdurch<br />
dieBerge. Actionfilm,F2011<br />
ZDF INFO<br />
6.15 Spurendes Krieges 7.00 ZDF-History 7.45<br />
Erster Weltkrieg –Legendäre Seeschlachten 9.15<br />
Police Patrol –Gefährliches Pflaster 10.45 Mördern<br />
auf der Spur 12.45 Spurendes Krieges<br />
13.30 ZDF-History 14.15 (für HG) Kaisersturz.<br />
TV-Dokudrama, D2018 15.45 „Verrat!” –Das<br />
Endeder HabsburgerimErsten Weltkrieg 16.30<br />
Geheimnissedes Kaiserreichs 18.45 Momente<br />
der Geschichte 20.15 Die Eiserne Zeit–Europa im<br />
Dreißigjährigen Krieg 0.45 (für HG) heute-journal<br />
1.15 (für HG) Freibeuter derMeere –Die Korsaren<br />
2.00 (für HG) Freibeuter derMeere –Sir Francis<br />
Drake 2.45 (für HG)Freibeuter derMeere –Piraten<br />
des Kaisers 3.30 Atlantis–Mythos undWahrheit<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Gérard Grisey: „Les espaces acoustiques”<br />
(Jean-Claude Velin, Viola; Ensemble<br />
unitedberlin; Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin,<br />
Leitung: Vladimir Jurowski), ca. 117 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt Italienischer Futurismus.<br />
Mit Clemens Goldberg.Inder Zeit vor dem<br />
Ersten Weltkrieg entstand in Italien die Kunstrichtung<br />
des Futurismus. Sie begeisterte auch<br />
Komponisten. Ganz in diesem Geiste komponierte<br />
Alfredo Casella „La notte alta”,<br />
ca. 56 Minuten<br />
22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Alte Musik Vielschreiber mit Format. Der<br />
Darmstädter Hofkapellmeister Christoph<br />
Graupner.Von Bernhard Schrammek,<br />
ca. 30 Minuten<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Siri Hustvedt: „Damals” (2/34).<br />
Es liest Iris Berben, ca. 30 Minuten<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Siri Hustvedt: „Damals” (2/34),<br />
ca. 31 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Ostdeutsche Leben (1/4). Kinderreich.<br />
Von Simone Trieder,ca. 45 Minuten<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Märkische Wandlungen Die Bauhaus-Denkmal<br />
Bundesschule in Bernau. Bauhaus in<br />
Brandenburg.Von Sigrid Hoff, ca. 56 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Feature Erdbeerium. Die Früchtchen der Familie<br />
Dahl. Mit Vincent Leittersdorf. VonWiebke<br />
Keuneke, ca. 55 Minuten<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Martina Gebhardt. Mit Susanne<br />
Papawassiliu, ca. 30 Minuten<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Magic Mali. Mit Peter<br />
Rixen, ca. 56 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz live Michel Portal Quintett. Mit Michel<br />
Portal (Klarinette), Bojan Zulfikarpasic (Klavier),<br />
Nils Wogram (Posaune), Bruno Chevillon<br />
(Kontrabass), Lander Gyselinck (Schlagzeug).<br />
Mit Karl Lippegaus, ca. 55 Minuten<br />
22.05 Deutschlandfunk(97.7 MHz)<br />
Musikszene Vorurteile, Chancen, Widersprüche.<br />
Wie asiatische Musiker die Klassik-Szene<br />
prägen. Von Dagmar Penzlinger,ca. 45 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 116 · D ienstag, 21. Mai 2019 – S eite 26 *<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
RobertE.Smith lässt sich nicht lumpen.<br />
Deramerikanische Milliardär<br />
sagte den frischgebackenen Absolventen<br />
bei der Graduiertenfeier des<br />
hauptsächlich vonSchwarzenbesuchten<br />
Morehouse College in Georgia,<br />
dass er komplett für ihreStudienkredite<br />
aufkommen werde. Wir<br />
wiederholen: komplett. Komplett<br />
bedeutet in diesem Fall das erkleckliche<br />
Sümmchen vonrund 40 Millionen<br />
Dollar.Ersei sicher,dass sich die<br />
Absolventen erkenntlich zeigen werden,<br />
indem sie helfen würden, das<br />
Leben anderer Afroamerikaner zu<br />
verbessern, sagte Smith vordem versammelten<br />
Abschlussjahrgang der<br />
Hochschule in Atlanta. Smiths Vermögen<br />
wirdauf rund vier Milliarden<br />
Dollar geschätzt.<br />
Paul Breitner hält Männer für dumm,<br />
nicht per se,aber doch in Fragen der<br />
Gesundheit. „Der Mann an sich ist,<br />
was medizinische Vorsorge angeht,<br />
dumm. Er meint, er braucht das<br />
nicht. Frauen gehen einfach, wir<br />
Männer aber sagen, wir hätten das<br />
nicht nötig“, so der Fußballweltmeister<br />
(67). Er selbst gehe da hingegen<br />
mit leuchtendem Beispiel voran,<br />
regelmäßig lasse er sich den Darm<br />
spiegeln und zwar ohne Narkose.<br />
„Das bisschen Schmerzist lächerlich“,<br />
so der bärbeißige Ballgott.<br />
Herzogin Kate (37) quasselt fröhlich<br />
Belangloses in die Welt hinaus.So<br />
sollen Familien viel Zeit im Freien<br />
verbringen, denn aktiv in der Natur<br />
sein, bringe großeVorteile für Körper<br />
und Geist, so die Britin in einem Video,das<br />
sie und Prinz William (36)<br />
mit ihren Kindernbeim Spielen in einer<br />
als Wald angelegten Parklandschaft<br />
in London zeigt. Hach ja, Mutter<br />
Natur und Mutter Kate,ganz traut<br />
vereint. (mpw./mit dpa)<br />
TIERE<br />
Ein ganzer<br />
Mann dank<br />
Bewegung<br />
in der freien<br />
Natur:Prinz<br />
Louis läuft<br />
ganz gerne.<br />
Chili und der Diensthundeführer<br />
LarsOellermann. DPA/CHRISTOPHE GATEAU<br />
Diese wunderschöne Nase gehörtzu<br />
Chili, einem Labrador Retriever,der<br />
gerade im ZooHannoverseine Ausbildung<br />
zum Personenspürhund absolviert.Warumerdas<br />
in einem Zoo<br />
macht? Nun, Chili soll lernen, sich in<br />
Umgebungen mit vielen und starken<br />
Gerüchen nicht ablenken zu lassen.<br />
Als künftiger Polizeihund in der<br />
Funktion eines sogenannten Mantrailer<br />
muss er bei der Suche verschiedene<br />
menschliche Gerüche voneinander<br />
unterscheiden und sich trotz<br />
vielerVerleitungen –Ablenkungen –<br />
ausschließlich an den Geruchsmerkmalen<br />
der gesuchten Person orientiert.<br />
Ganz schön anstrengend, weshalb<br />
Diensthundeführer Lars Oellermann<br />
(im Hintergrund zu sehen)<br />
sehr auf die Pausen achtet. (schl.)<br />
AP<br />
Mit dem neuen Kaiser<br />
kommt in Japan<br />
eine Frage wieder<br />
auf: Sollten auch<br />
Frauen Kaiser werden können?<br />
DasVerbot, das einst aus<br />
Preußen kam, ist ein existenzielles<br />
Problem der Monarchie.<br />
Und es offenbart Sexismus<br />
in der Gesellschaft überhaupt.<br />
Als vor knapp drei Wochen<br />
die Insignien der Macht überreicht<br />
wurden, schaute nicht<br />
nur die Familie aufgeregt zu. Das<br />
Schwert, der Spiegel und die<br />
Kette, die seit Jahrtausenden symbolhaft<br />
von einem Kaiser zum<br />
nächsten gereicht werden, haben die<br />
nächste Person auf dem Thron erreicht.<br />
Wie Menschen im ganzen<br />
Land dürften in diesem Moment<br />
auch Ehefrau Masako und Tochter<br />
Aiko an die Geschichtsträchtigkeit<br />
des Ereignisses gedacht haben. Nach<br />
der Abdankung des alterskranken<br />
Akihito ist seither dessen 59-jähriger<br />
Sohn Naruhito Japans 126. Kaiser.<br />
Altehrwürdig und konservativ<br />
Wohlbemerkt: der Sohn. Japans<br />
Chrysanthementhron, die älteste<br />
ununterbrochene Monarchie der<br />
Welt, ist für Frauen verschlossen. Tokios<br />
Thronfolger dürfen nur Männer<br />
sein. So war der nun abgetretene<br />
Akihito selbst erst das fünfte Kind<br />
des vorigen Kaisers,dafür der älteste<br />
Sohn. Und Naruhito ist zwar der<br />
erste Spross von Akihito und Michiko.<br />
Er selbst hat aber nur eine<br />
Tochter, weshalb eines Tages dessen<br />
aktuell zwölfjähriger Neffe Hisahito<br />
den Thron besteigen soll. So ist Japans<br />
Monarchie nicht nur die altehrwürdigste,<br />
sondern auch die wohl<br />
konservativste der Welt.<br />
Mitdem Ende der Feierlichkeiten<br />
entfacht hierüber einmal mehr eine<br />
Debatte im Land. Die Rolle des Kaisers,<br />
der mit der Nachkriegsverfassung<br />
von 1947 politisch entmachtet<br />
wurde, beschreibt sich offiziell als<br />
„Symbol des Staates und der Einheit<br />
des Volkes“. In der Praxis bedeutet<br />
das alle möglichen repräsentativen<br />
Tätigkeiten, vonBesuchen bei Schreinen,<br />
um die Toten und Ahnen zu verehren,<br />
über das Abhalten aller möglicher<br />
Zeremonien bis zu Auslandsreisen<br />
dorthin, wo Japan besonders präsentabel<br />
daherkommen will.<br />
Nur fragen sich viele Menschen<br />
heutzutage: Sollte so ein Posten<br />
nicht auch einer Frau offenstehen?<br />
Ohnehin müssen alle Mitglieder der<br />
Kaiserfamilie repräsentative Pflichten<br />
wahrnehmen. Insbesondere Naruhitos<br />
Ehefrau Masako,die vorihrer<br />
Heirat nach Studien an den Eliteuniversitäten<br />
Harvard und Oxford für<br />
Japans<br />
Prinzessin Aiko wird<br />
den Thronnie<br />
Zementierte Struktur:Kaiser Naruhito und seine Frau Masako. IMPERIAL HOUSEHOLD AGENCY, IMAGO<br />
Japans Außenministerium arbeitete,<br />
ist ab jetzt als Ehefrau gefragt. Konservative<br />
erwarten von ihr, dass sie<br />
sich in Anlehnung an ihre Amtsvorgängerin<br />
und Schwiegermutter Michiko<br />
wie eine altmodische japanische<br />
Gattin verhält, die ohne viele<br />
Worteihren Mann unterstützt. Liberale<br />
wünschen sich eine Frau, die<br />
nach den gesetzlichen Möglichkeiten<br />
auch mal das Wort ergreift.<br />
Denn die Frage der Frau am Kaiserhof<br />
ist eine Angelegenheit, die die<br />
Gesellschaft aus mehreren Gründen<br />
beschäftigt. Einerseits ist da das<br />
Thema Gleichstellung. Wenn die<br />
Person auf dem Thron ein Symbol<br />
der Einheit des Volkes sein soll, so<br />
steht die Beschränkung auf Männlichkeit<br />
derzeit auch für eine gewisse<br />
Rückständigkeit.<br />
Aber die Sache der Thronfolge ist<br />
nicht nur auf metaphorischer Ebene<br />
wichtig. Seit geraumer Zeit leidet das<br />
Kaiserhaus derartunter Nachwuchsmangel,<br />
dass man bald dessen Aussterben<br />
fürchten muss.Schon in den<br />
1990er-Jahren wurden diejenigen,<br />
denen an der Monarchie etwas liegt,<br />
besteigen. Oder<br />
Kann<br />
Frau<br />
Kaiser?<br />
vielleicht<br />
Nach der Krönung des japanischen<br />
Thronfolgers keimt in Japan wieder die<br />
doch?<br />
Debatte über die Gleichberechtigung auf<br />
VonFelix Lill, Tokio<br />
allmählich nervös, weil Masako einfach<br />
keinen Jungen zur Welt brachte.<br />
Der Druck auf die einst angehende<br />
Diplomatin war damals so groß, dass<br />
sie in Depressionen verfiel und sich<br />
über einige Zeit von der Öffentlichkeit<br />
zurückzog.<br />
Denn ohne Sohn des Kronprinzen<br />
stand nach einem Ableben von<br />
Naruhito und dann dessen jüngerem<br />
Bruder Akishino kein Thronfolger<br />
mehr zur Verfügung. Auch die Geburt<br />
von Naruhitos und Masakos<br />
Tochter Aiko im Jahr 2001 änderte<br />
daran nichts. Erst als 2006 Hisahito,<br />
das dritte Kind von Akishino, zur<br />
Welt kam, war die Kontinuität der<br />
Monarchie um eine weitere Generation<br />
gesichert.<br />
Eine Regeländerung würde das<br />
Problem lösen. Derzeit dürfen nämlich<br />
nicht bloß nur Männer auf den<br />
Thron, sondernauch nur die männlichen<br />
Nachfolger der männlichen Linie.<br />
Hinzu kommt, dass Frauen, die<br />
einen bürgerlichen Partner heiraten,<br />
den Hof verlassen müssen, wodurch<br />
die Kaiserfamilie weiter schrumpft.<br />
Würden diese Beschränkungen auch<br />
nur teilweise gelockert, stünde es<br />
um den Nachwuchsmangel<br />
schon ein bisschen besser.<br />
Doch die Politik tut sich in<br />
der Sache schwer. Schon im<br />
letzten Jahrzehnt berief der damalige<br />
Premierminister Junichiro<br />
Koizumi ein Gremium<br />
ein, das dazu riet, die Thronfolge<br />
auch Frauen zu ermöglichen.<br />
Die inJapan einflussreiche<br />
Konservative, zu der auch<br />
der aktuelle Premier ShinzoAbe<br />
gehört, mobilisierte dagegen.<br />
Unter den Gegnern solcher<br />
Lockerungen ist häufig der Verweis<br />
auf Tradition zu vernehmen,<br />
was im Kontext von Königshäusern<br />
zunächst halbwegs plausibel scheint.<br />
AnVerfassung hängengeblieben<br />
Aber ganz überzeugend ist das Argument<br />
doch nicht. In seiner Geschichte<br />
hatte Japan unter den bis<br />
jetzt 126 Kaisern schon mindestens<br />
acht, die weiblich waren, die letzte<br />
war Go-Sakuramachi im späten 18.<br />
Jahrhundert. Das Verbot weiblicher<br />
Thronfolge wurde erst in einer Zeit<br />
eingeführt, als Japan es in der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts eilig hatte, sich<br />
mit Hilfe vom Ausland zu modernisieren.<br />
1853 hatten die USA dem über<br />
250 Jahre abgeschotteten Land mit<br />
Krieg gedroht, wenn es nicht seine<br />
Häfen für Handel öffnen würde. Beeindruckt<br />
von den Kanonenschiffen,<br />
die vor der Küste warteten, stimmte<br />
Japans Kaiser zu.<br />
Zugleich schickte er Gelehrte in<br />
die weite Welt, damit diese von dort<br />
mit reichen Inspirationen nach Japan<br />
zurückkehrten. Einer von ihnen, der<br />
hohe Bürokrat Hirobumi Ito, der sich<br />
über mögliche Rechtsreformen informieren<br />
sollte, blieb bei seinen Studien<br />
der Monarchien Europas an der<br />
nicht allzu freizügigen Verfassung<br />
Preußens von 1850 hängen. So holte<br />
man bald den Rostocker Juristen Hermann<br />
Roesler nach Tokio, damit dieser<br />
mit den Japanern eine neue Verfassung<br />
schrieb. Unter anderem weil<br />
der Kaiser künftig den Oberbefehl<br />
über die Streitkräfte erhielt, war man<br />
der Meinung, dass dann nur noch<br />
Männer den Thron besteigen sollten.<br />
Laut einer Umfrage der Tageszeitung<br />
Mainich Shimbun von2017 sind<br />
mehr als zwei Drittel der Japaner dafür,<br />
dass auch Frauen wieder Kaiser<br />
werden dürfen. Undsowohl der abgetretene<br />
Akihito als auch der nun eingeweihte<br />
Naruhito gelten als Befürworter<br />
einer solchen Gesetzesänderung,<br />
Kaisergattin Masako ist wohl<br />
ähnlicher Auffassung.<br />
Aber weder das Volk noch die Kaiserfamilie<br />
können Gesetze ändern.<br />
Unddie derzeitige Regierung hat das<br />
nicht im Sinn.<br />
Mädchen nach Explosion in<br />
Wohnhaus tot aufgefunden<br />
Nach der Explosion in einem Wohnhaus<br />
im Allgäu ist auch ein Kind tot<br />
gefunden worden. Helfer bargen am<br />
Montagmorgen die Leiche eines toten<br />
Mädchens,wie ein Sprecher der<br />
Polizei sagte.Dabei handele es sich<br />
wohl um eine Siebenjährige,die in<br />
dem Haus gewohnt hatte.Inder<br />
Nacht zu Montag war bereits ein<br />
Mensch tot geborgen worden. Die<br />
Explosion hatte das dreistöckige<br />
Haus im bayerischen Rettenbach am<br />
AuerbergamSonntag vollkommen<br />
zerstört. (dpa)<br />
Indonesien: Todesurteil für<br />
Drogenschmuggler<br />
EinGericht in Indonesien hat einen<br />
Franzosen wegen Drogenschmuggels<br />
zum Tode verurteilt. Félix Dorfin<br />
sei für schuldig befunden worden,<br />
Drogen ins Land gebracht zu haben,<br />
weshalb er die Todesstrafe erhalte,<br />
sagte der Vorsitzende Richter in<br />
Lombok am Montag. DasUrteil kam<br />
überraschend, nachdem die Staatsanwaltschaft<br />
20 JahreHaft gefordert<br />
hatte.Der Anwalt kündigte Berufung<br />
an. Dorfin war im September am<br />
Flughafen vonLombok mit einem<br />
Koffer mit doppeltem Boden festgenommen<br />
worden, in dem sich mehr<br />
als drei Kilogramm Drogen befanden.<br />
(AFP)<br />
Dauerregen in Sicht und<br />
Hochwasser drohen<br />
In Thüringen hat „Axel“ schon alles gegeben.<br />
DPA/MARTIN WICHMANN<br />
Tief „Axel“ bringt in den kommenden<br />
Tagen viele Schauer nach<br />
Deutschland. Es deute sich eine<br />
„brisante Dauerregenlage“ an, teilte<br />
der Deutsche Wetterdienst (DWD)<br />
mit. DieMeteorologen erwarteten<br />
heftige Regenfälle vonSüdniedersachsen<br />
über Osthessen, Westthüringen,<br />
Baden-Württembergbis<br />
nach Bayern.Besonders viel soll es<br />
an den Alpen regnen. DieSchneeschmelzekönnte<br />
die Lage verschärfen.<br />
DerDWD gab für mehrereLandkreise<br />
der betroffenen Bundesländer<br />
sowie für Teile Sachsen-Anhalts<br />
Unwetterwarnungen heraus und<br />
warnte zudem vorHochwasser.<br />
Diegrößte Hochwassergefahr besteht<br />
demnach im Allgäu. Erst<br />
am Mittwoch soll der Regen<br />
nachlassen. (dpa)<br />
Elternvergessen<br />
Neugeborenes in Taxi<br />
Frischgebackene Elternaus Hamburghaben<br />
ihr Neugeborenes auf<br />
der Fahrtvom Krankenhaus nach<br />
Hause in einem Taxi vergessen.<br />
Kaum war das Taxi wieder losgefahren,<br />
bemerkten die Eltern, dass ihr<br />
Baby fehlte.Der Versuch, den Fahrer<br />
über eine Taxizentrale zu ermitteln,<br />
sei gescheitert. Erst sehr viel später<br />
entdeckte der Taxifahrer das ruhig<br />
schlafende Kind und rief die Polizei.<br />
Kurz darauf konnten die „am Boden<br />
zerstörten Eltern“ ihr Baby dann im<br />
Polizeikommissariat abholen und<br />
auf direktem Wege nach Hause zu<br />
seinem einjährigen Geschwisterchen<br />
bringen. (dpa)