Berliner Kurier 22.05.2019
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*<br />
POLITIK<br />
MEINE<br />
MEINUNG<br />
Von<br />
Marina<br />
Kormbaki<br />
Einweg oder Mehrweg<br />
–eine Haltungsfrage<br />
Die Deutschen werfen<br />
jährlich 2,8 Milliarden<br />
Einwegbecher weg. Davon<br />
wird kaum einer dem Recycling<br />
zugeführt. Sie werden<br />
verbrannt oder in ferne Länder<br />
verschifft, wo sie nicht<br />
selten in Flüssen und Meeren<br />
verklappt werden. Gewiss<br />
machen Kunststoffbecher nur<br />
einen Bruchteilder Plastikflut<br />
aus. Doch das darfkeine Ausrede<br />
fürs Nichtstun sein.<br />
Kaum ein Alltagsgegenstand<br />
symbolisiert diefürs Klima<br />
und damit für unsere Lebensgrundlagen<br />
gefährliche „Mir<br />
doch egal“-Haltung besser als<br />
der Coffee-to-go-Becher. Zudem<br />
dürfte kaum ein anderes<br />
umweltschädliches Produkt<br />
so leicht zu ersetzen sein –<br />
ein Mehrwegbecher ist wahrlich<br />
keine Zumutung.<br />
Daher ist es gut, dass die EU<br />
gestern eine Richtlinie zum<br />
Verbot von Einwegplastikproduktenbeschlossen<br />
und<br />
Bundesumweltministerin<br />
Svenja Schulze einen Maßnahmenkatalog<br />
vorgestellt<br />
hat, um Einweg- durch Mehrwegbecherzuersetzen.<br />
Der<br />
Kampf gegen Einwegplastik<br />
im Alltag ist richtig. Doch er<br />
kann erst der Anfang einer<br />
Politik sein, die für die Großindustrie<br />
die Weichen so<br />
stellt, dass Mehrweg gegenüber<br />
Einweg klar im Vorteil<br />
ist.<br />
FRAU DESTAGES<br />
Martina Gedeck<br />
Schauspielerin mit Moral:<br />
Martina Gedeck (57) zeigt sich<br />
als Fan des Grundgesetzes.<br />
„Die Passage, in der es um das<br />
Grundrecht<br />
auf die freie<br />
Entfaltung<br />
der Persönlichkeit<br />
geht,<br />
ist für mich<br />
besonders<br />
wichtig“,<br />
sagte Gedeck<br />
der „<strong>Berliner</strong><br />
Morgenpost“.<br />
„Das<br />
Recht auf freieEntfaltung, auf<br />
körperliche Unversehrtheit<br />
und auf Leben ist ja eben nichts<br />
Selbstverständliches, und das<br />
war es ganz besonders nicht,<br />
als das Grundgesetz Ende der<br />
40er Jahre entwickelt wurde.“<br />
Foto: Carsten Koall/dpa<br />
Fotos: Gregor Fischer/dpa; Carsten Rehder/dpa; Michele Tantussi/Getty Images<br />
Berlin – Die Bundesumweltministerin<br />
hat sich vorgenommen,<br />
Einwegbecher<br />
im Stadtbild zurückzudrängen.<br />
Die SPD-<br />
Politikerin setzt auf<br />
freiwillige Vereinbarungen<br />
mit Herstellern<br />
und Handel –<br />
droht aber vorsichtshalber<br />
auch mit höheren<br />
Kosten.<br />
Es sind eindrucksvolle<br />
Zahlen, die Bundesumweltministerin<br />
Svenja Schulze gestern<br />
in Berlin vorstellte.<br />
Pro Stunde landen der<br />
SPD-Politikerin zufolge<br />
bei uns 320 000 Einwegbecher<br />
im Müll –<br />
nachdem sie im<br />
Schnitt nur 15 Minuten<br />
in Gebrauch gewesen<br />
sind. Zwar hätten die<br />
Becher an den rund<br />
220 Kilo Verpackungsmüll,<br />
die jeder Bundesbürger<br />
jährlich<br />
produziert, nur einen<br />
geringen Anteil. Aber,<br />
so Schulze, der Einwegbecher<br />
sei Symbol<br />
eines weit verbreiteten<br />
Lebenswandels: „Wir<br />
leben in einer Wegwerfgesellschaft.“<br />
Die SPD-Politikerin<br />
hat es zu ihrem Ziel erklärt,<br />
„überflüssige<br />
Einwegverpackungen<br />
so weit wie möglich zu<br />
verdrängen“. Denn<br />
einer gestern von<br />
Schulze vorgestellten<br />
Studie des Bundesumweltamtes<br />
zufolge<br />
schaffen die jährlich in<br />
Deutschland ausgegebenen<br />
rund 2,8 Milliarden<br />
Becher und deren<br />
Deckel erhebliche<br />
Probleme – für kommunale<br />
Entsorger,<br />
aber auch für die Umwelt,<br />
in der sie oft genug<br />
achtlos landen.<br />
Um den Gebrauch von<br />
Einwegbechern zu<br />
verringern, setzt<br />
Schulze zuallererst auf<br />
die Zusammenarbeit<br />
mit Herstellern und<br />
Handel. Es gebe „ökologisch<br />
absolut sinnvolle<br />
Alternativen“, so<br />
Schulze, „nämlich<br />
Mehrwegbecher“.<br />
Schulze will Hersteller<br />
sowie Gastrobetriebe<br />
zur häufigeren<br />
Ausgabe von Mehrweg-<br />
statt Einwegbechern<br />
bewegen. Zunächst<br />
freiwillig. Doch<br />
„wenn die Industrie<br />
den freiwilligen Weg<br />
nicht mitgeht“, so<br />
Schulze, müsse man<br />
über andere Wege<br />
nachdenken. Die wären<br />
dann vor allem finanzieller<br />
Art. So lie-<br />
Seehofer: KampfansageanClans<br />
Bundesinnenminister möchte mehr Polizeibeamte, um gegen kriminelle Großfamilien vorzugehen<br />
Berlin – Das Bundeskriminalamt<br />
(BKA) soll mehr Personal<br />
für den Kampfgegen kriminelle<br />
Clans bekommen. Innenminister<br />
Horst Seehofer (CSU) verwies<br />
in der „Bild“-Zeitung zur<br />
Begründung auf eine neue<br />
Bund-Länder-Initiative namens<br />
Umweltministerin Svenja Schulze setzt auf Kooperation der Industrie<br />
Blick. Ziel sei es, Strukturen,<br />
Arbeitsweisen und Verflechtungen<br />
krimineller Clans aufzudecken<br />
und vor Ort den Fahndungsdruck<br />
zu erhöhen.<br />
Im nächsten Bundeslagebild<br />
zur organisierten Kriminalität<br />
soll es erstmals ein Kapitel mit<br />
dem Titel „Kriminelle Mitglieder<br />
von Großfamilien ethnisch<br />
abgeschotteter Subkulturen“<br />
geben. Zur Begründung sagte<br />
eine Sprecherin dem RedaktionsNetzwerk<br />
Deutschland<br />
(RND) bereits im Januar: „Die<br />
Kriminalität von Angehörigen<br />
türkisch- und arabischstämmiger<br />
Großfamilien zeichnet<br />
sich durch eine grundsätzlich<br />
ethnisch abgeschottete Familienstruktur<br />
aus, die unter<br />
Missachtung der vorherrschenden<br />
staatlichen Strukturen,<br />
deren Werteverständnis