UNION AKTUELL +++þderþaufstiegþ+++þderþaufstiegþ+++þderþaufst ** Rote Trikots, rote Flammen, roter Rauch: Schon vordem Spiel herrscht am Stadion Riesen-Stimmung Um 22.28 Uhr explodiert Eisern Der Verein, seine Menschen, der ganze Bezirk -Jahrzehnte haben sie von diesem Moment geträumt.Das Glück ist ein Köpenicker! Von KERSTIN BISCHOFF Aus, aus, aus! Das Glück explodiert um 22.28 Uhr! In dieser Sekunde ist alles zugleich da: die Jahrzehnte, die den 1.FC Union zu den Eisernen formten, die Aufbaujahre, die Enttäuschungen, das Aufrappeln. In diesem Moment vollendet sich die große, große Familie, die sich Union nennt. Tausende stürmen auf den Platz der Alten Försterei, Spieler und Fans liegen sich in den Armen, taumelnd, fassungslos in ihrer Euphorie. Viele weinen, manche scheinen zu beten. Präsident Dirk Zingler ersticken die Worte, bevor die Tränen kommen können, Trainer Urs Fischer geht in der Bierdusche unter. Alles schien vor diesem Abend möglich –doch das, was jetzt kommt, übertrifft es bei weitem. Vielleicht es das schönste Fußballfest, das Berlin jemals erlebt hat. Ein ganzer Kiez hat ihm entgegen gefiebert. Es ist 16 Uhr, als Frank Möller (36) seine Wohnung für den Abend schmückt. Er wohnt in der dritten Etage eines Altbaus, schräg gegenüber der Fankneipe „Abseitsfalle“. Zwei Union-Fahnen hat er am Balkon befestigt. Er sei „ein bisschen Fan“, sagt Möller. Ein-, zweimal im Jahr gehe er auch ins Stadion gegenüber. Heute nicht, er hat ein kleines Kind zuhause. Und dann nennt er seine Philosophie: „Wer an Gott glaubt, muss nicht unbedingt in die Kirche gehen.“ Vom Balkon kann er die „Abseitsfalle“ sehen. Schon vor 16 Uhr sitzen die ersten Union-Begeisterten auf den Bänken vor dem Lokal. Die, die Karten bekommen haben, laufen in rot-weißen Trikots und Hüten und gleichfarbigen Schals viereinhalb Stunden vor dem Anpfiff den Waldweg nebenan ins Stadion. Scheinbar ein Endlosstrom, offenbar will kein Fan heute allein zuhause bleiben. Dirk Stellwag sitzt vor der Leinwand in der „Abseitsfalle“, neben ihm seine Frau, vor ihm ein Bier. Es ist 19.30 Uhr, die Kneipe ist voll, auch die Terrasse und der Biergarten gegenüber, auch die Straße vor der Fankneipe. Stellwag (50) ist ein Unionfan, seit er zehn Jahre alt ist. Er stammt aus dem Stendal, war aber immer für die Jungs aus Köpenick, die Underdogs, wie er erzählt. Er nippt an seinem Bier und überlegt, wie ihm gerade zumute ist. „Aufgeregt“, schreit er dann, um sich im Trubel verständlich machen zu können. „Ich möchte, dass Union heute den Aufstieg packt“, sagt Stellwag. Was wäre das für eine Karriere. „Ich habe Union von der vierten Klasse bis heute begleitet.“ Hoffnungsfroh ist auch Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick, tippt auf zwei zu eins für Union. Kurz darauf sind die Sprechchöre und Gesänge aus der Alten Försterei zu hören. Die Fans machen sich warm. „Jetzt geht's lohos“, hallt es von der Terrasse der Kneipe. Als das Spiel beginnt, ist es in der Kneipe brechend voll. Trainer Urs Fischer ist vonBier umhüllt –nach dem Sieg bekam er eine Gerstensaft-Dusche. Als die Kamera vor dem Anpfiff auf Stuttgarts Mario Gomez schwenkt, gibt es Buhs. Anstoß. Stellwag stimmt in den Chor der Fans in der „Abstiegsfalle“ ein: „Und wir lieben unseren Klub, und wir sind stolz auf ihn. 1. FC Union aus Berlin.“ Ein Aufschrei geht durch die Menge, als das Freistoßtor für den Union- Gegner fällt, ein Jubel, als das Tor annulliert wird. In der Halbzeitpause schüttelt Stellwag enttäuscht den Kopf, zupft sein Union-Hemd mit der 69 glatt, die für sein Geburtsjahr steht. „Das war nix“, sagt er. Nach der Pause ist kein Reinkommen mehr in die Kneipe. Doch die Euphorie ist bis vor die Tür zu hören. Jan Simon ist seit 1987 Mitglied beim Fußballclub Berlin. Er sagt, wenn Union aufsteigt, dann werde er die ganze Nacht mit seiner Frau feiern. Uns so ist es dann auch. Um 22.28 Uhr rasen die ersten Fans laut schreiend aus der Fankneipe. Simon hat Tränen in den Augen, liegt seiner Frau in den Armen. In Dirk Stellwag tobt das pure Glück. „Ich fühle mich, als würde Weihnachten, Ostern und Silvester auf einen Tag fallen.“ Bürgermeister Igel, der den Aufstieg im Stadion miterlebte, hat zunächst nur ein Wort parat: „Wahnsinn.“ Der Aufstieg bedeute einen unglaublichen Imagegewinn für den Bezirk, ganz Deutschland werde Köpenick jetzt kennenlernen. Morgen will er die Mannschaft im Rathaus empfangen, sagt er, als die ersten Feuerwerksraketen in Köpenicks Himmel zischen.
** SEITE3 BERLINER KURIER,Dienstag, 28. Mai 2019 iegþ+++þderþaufstieg+++þderþaufstieg+++þderþauf Gratulation vonder Dresdner Feinbäckerei. Dieser Kuchen wird den Fans besonders schmecken. Ein Schweizer im Sieges-Rausch: Trainer Urs Fischer reckt die Fäuste in Köpenicks Jubelhimmel. Komm an meinen Bauch: Ein Fanherzt den Union-Spieler Florian Hübner voller Überschwang. Irgendwomusshier doch das Spielfeld gewesen sein: Die Fans haben es nach dem Sieg geflutet. Fotos: City-Press (2), dpa(3), Matthias Koch,