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Positive_05_2019_WEB

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LEOPARDEN<br />

der Farmer. «Aber es hat nicht geholfen.<br />

Wenn wir einen geschossen hatten, war<br />

kurz darauf wieder ein anderer da.» Man<br />

habe sich dann intensiv mit der Lebensweise<br />

der Raubtiere befasst und schliesslich<br />

eine Lösung gefunden. «Die Leoparden<br />

besetzen ein grosses Territorium und<br />

verteidigen es gegen jeden Artgenossen<br />

oft bis auf den Tod.» Weibchen werden<br />

vom Männchen im Revier nur zur Paarung<br />

geduldet. Die Weibchen verziehen<br />

sich anschliessend wieder in ihr Revier,<br />

um nicht in Gefahr zu geraten. Nach 90<br />

Tagen kommen in der Regel drei oder vier<br />

Junge zur Welt. Sie bleiben zwei Jahre<br />

lang bei der Mutter, um alles zu erlernen,<br />

was es im Leben braucht. Dann verlassen<br />

sie die Mutter und suchen ein eigenes Revier,<br />

das sie einem alternden Artgenossen<br />

oft im Kampf entreissen.<br />

Dieses territoriale Verhalten sei der<br />

Grund, warum die Jagd nicht geholfen<br />

hat: «Wenn wir einen Leoparden geschossen<br />

hatten, kam einfach ein anderer und<br />

besetzte sofort das Revier des getöteten<br />

Artgenossen.» Also verfolge man nun eine<br />

ganz andere Strategie. «Wir legen tote<br />

Kälber als Köder aus und präparieren sie<br />

so, dass der Leopard, sobald er den vermeintlichen<br />

Leckerbissen holen will, von<br />

einem Stromschlag getroffen wird. Leoparden<br />

sind intelligente Tiere und lernfähig.<br />

Der betreffende Leopard lässt fortan<br />

seine Pfoten von Kälbern. Und da er ja<br />

sein Revier verteidigt, haben wir Ruhe.»<br />

BEWEGUNG<br />

Schleichen, sprinten, klettern<br />

Die normale Fortbewegungsart<br />

des Leoparden ist der Schritt der<br />

Grosskatzen im typischen Kreuzgang.<br />

So können Leoparden grosse<br />

Strecken zurücklegen. Schneller<br />

ist der Trab, mit dem kurze Strecken<br />

zurückgelegt werden. Bei<br />

der Anschleichjagd kann es vorkommen,<br />

dass die ersten 10 bis<br />

30 Meter im Trab zurückgelegt<br />

werden, wobei der Körper sich<br />

zunehmend mehr duckt. Hier<br />

spricht man auch vom Schleichlauf.<br />

Auf der Jagd wird dieser<br />

Schleichlauf dann durch das<br />

Schleichkriechen abgelöst, bei<br />

dem der Bauch fast den Boden<br />

berührt und ein ganz langsamer<br />

Schritt eingehalten wird, der in<br />

jeder Phase unterbrochen werden<br />

kann. Das geschieht meistens<br />

dann, wenn das angeschlichene<br />

Beutetier aufmerksam wird. Der<br />

Leopard bleibt in dieser Position,<br />

bis die Wachsamkeit des Opfers<br />

nachlässt und er weiter schleichen<br />

kann. Ganz selten gelingt es,<br />

in freier Wildbahn einen solchen<br />

Schleichangriff zu beobachten.<br />

Im Sprint kann ein Leopard mehr<br />

als 60 km/h erreichen. Er benutzt<br />

Leoparden<br />

legen auch<br />

mal lange<br />

Strecken<br />

zurück.<br />

für die letzten Meter nach dem<br />

Anschleichen oder aus dem Ansitz<br />

heraus die raumgreifenden Sprünge,<br />

bei denen er meistens mit beiden<br />

Hinterbeinen zugleich losspringt.<br />

Mit hoher Geschwindigkeit<br />

können Leoparden allerdings<br />

nur kurze Strecken überwinden.<br />

Eine besondere Fortbewegungsart<br />

ist das Erklettern von Bäumen<br />

und das Umherklettern auf Ästen<br />

verschiedener Dicke innerhalb<br />

der Baumkrone. Beim Erklettern<br />

des Baumes werden die Krallen,<br />

die normalerweise eingezogen<br />

sind, ausgefahren. Sie fixieren den<br />

schweren Leopardenkörper selbst<br />

an einem glatten, senkrechten, dicken<br />

Stamm, indem sie tief in die<br />

Rinde eindringen. Ein Baum wird<br />

in Sprüngen bezwungen. Häufig<br />

macht der Leopard vom Boden<br />

aus einen besonders grossen<br />

Sprung nach oben, der schon den<br />

Schwung für die weiteren Sprünge<br />

liefert. Beim Absteigen springt er<br />

aus zwei bis vier Metern Höhe<br />

herunter. Leoparden sind nicht<br />

nur schlaue Schleicher, gute Sprinter<br />

und geschickte Kletterer. Sie<br />

sind auch gute Schwimmer.<br />

DIE AUSNAHME VON BERN<br />

So einfach ist das also. Der Farmer muss<br />

nicht mehr um seine Kälber und der Leopard<br />

nicht mehr um sein Leben fürchten.<br />

Und nun löst mein Gesprächspartner<br />

auch den «Fall Dählhölzli» auf. «Es gibt<br />

tatsächlich ganz seltene Fälle von zwei<br />

Leoparden, die sich ein Revier teilen.<br />

Warum sie sich vertragen, wissen wir<br />

nicht. Vielleicht hängt es damit zusammen,<br />

dass sie zusammen aufgewachsen<br />

sind. Vielleicht gibt es auch andere Gründe.<br />

So ein seltener Fall dürfte das Leoparden-Pärchen<br />

in Bern gewesen sein. Aber<br />

der Umzug in ein neues Gehege hat wohl<br />

die gleiche Wirkung gehabt wie der Umzug<br />

in ein neues Revier. Der Urinstinkt<br />

der Revier-Verteidigung ist dadurch wieder<br />

geweckt worden und das eine Tier ist<br />

auf das andere losgegangen.»<br />

Ich habe nur zahlreiche Reisen im südlichen<br />

Afrika unternommen, um die faszinierende<br />

Tierwelt zu beobachten. Aber<br />

ich bin nur Chronist und weder Zoologe<br />

noch Tierwärter und hüte mich deshalb,<br />

das damalige «Dählhölzli-Drama» zu beurteilen.<br />

Ich kann nur erzählen, was ich in<br />

Afrika, in Namibia erfahren habe. Aber<br />

die Erklärung des Farmers hat mich als<br />

Laien überzeugt. Und als das Feuer erlischt,<br />

bekommen wir noch eine Mahnung<br />

mit auf den Weg. «Verlassen Sie während<br />

der Nacht den Bungalow nicht. Manchmal<br />

sitzt ein Leopard auf dem Dach unserer<br />

Gebäude.» Und so erfahre ich noch einmal<br />

eine Besonderheit über diese Raubtiere.<br />

Sie sind so anpassungsfähig, dass sie sich<br />

– wie bei uns die Füchse – auch in dichtbesiedelten<br />

Gebieten zurechtfinden können.<br />

Dort machen sie Jagd auf freilaufende<br />

Hunde und Katzen – und die sind hier<br />

nicht selten. Ob das alles tatsächlich so ist<br />

oder nicht, weiss ich nicht. Aber hier mein<br />

Tipp: Wenn Sie einen Leoparden auf dem<br />

Hausdach sehen, lassen Sie Hund und<br />

Katze besser nicht mehr aus dem Haus.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK/YLQ<br />

22 s’<strong>Positive</strong> 5 / <strong>2019</strong>

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