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Positive_05_2019_WEB

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Jahren sind wir nun schuldenfrei.<br />

Wie hoch war die Zinslast, als Sie einstiegen?<br />

So um die 300 000 Franken im Jahr. Heute<br />

würde ich ob einer solchen Zinslast in<br />

Panik geraten.<br />

Warum blieben Sie damals ruhig?<br />

Das hat wohl mit einer gewissen Naivität<br />

zu tun. Und damit, dass ich es gewohnt<br />

bin, hart zu arbeiten. Dies habe ich bereits<br />

als Kind gelernt. Ich wuchs mit sieben<br />

Brüdern und zwei Schwestern auf dem<br />

Bauernhof auf. Wir Kinder mussten immer<br />

mit anpacken.<br />

Eine Schule fürs Leben.<br />

Wir lernten, dankbar und fleissig zu sein.<br />

Ich wuchs in einem christlichen Elternhaus<br />

auf. Unsere Werte sind mir auch<br />

heute wichtig. Obwohl wir nichts hatten,<br />

zeigten sich meine Eltern immer grosszügig.<br />

Nie musste jemand bei uns mit leeren<br />

Händen weggehen.<br />

Wie setzen Sie diese Werte heute um?<br />

Unsere Firma hat eine Stiftung gegründet.<br />

Mit dem Zweck, ein Altersheim in<br />

Rumänien zu finanzieren. Wir nehmen<br />

nur die Ärmsten der Armen auf, die sich<br />

nicht mehr selbst helfen können und die<br />

nichts bezahlen können. Schon die Bibel<br />

sagt: Gebt, so wird euch gegeben. Dass<br />

dieser Satz der Wahrheit entspricht, habe<br />

ich in meinem Leben immer wieder erfahren.<br />

Ich kann nicht erklären, weshalb.<br />

Aber es ist dann Segen über unserer Arbeit.<br />

Wie sind Sie auf die Hilfe in Rumänien<br />

gekommen?<br />

Noch zu Zeiten des Ceausescu-Regimes<br />

lernte ich im Rahmen freiwilliger Lebensmitteltransporte<br />

einer Hilfsorganisation<br />

Land und Leute Rumäniens kennen. Daraus<br />

entstand später die Idee, das Altersheim<br />

Bethesda in Cluj nachhaltig zu unterstützen.<br />

Erzählen Sie uns etwas über diese Stiftung.<br />

Aus einem unverhofften Geschäft flossen<br />

der Firma 100 000 Franken zu. Dieses<br />

Geld investierte ich in die Stiftung. Wir<br />

kauften in Rumänien seinerzeit über unser<br />

Altersheim 26 Hektaren Land, das wir<br />

später gewinnbringend wieder verkauften.<br />

Mit dem Erlös bauten wir mehrere<br />

Wohnblöcke, die wiederum regelmässigen<br />

Ertrag abwerfen. Damit sind wir in<br />

der Lage, unser Heim zu sanieren. So wie<br />

es aussieht, wird das Alters- und Pflegeheim<br />

Bethesda bis zu meiner Pensionierung<br />

finanziell unabhängig sein.<br />

Sie sind jetzt 52. Kann ein Unternehmer<br />

mit 65 einfach in Pension gehen?<br />

Ich habe mit meinen zwei Söhnen eine<br />

Vielseitige<br />

Kompetenzen:<br />

Hier werden<br />

Schwingerhosen<br />

genäht.<br />

Die Nähte müssen grossen Belastungen standhalten.<br />

Abmachung: Sie können in der Firma arbeiten,<br />

aber die Verantwortung gebe ich<br />

erst ab, wenn ich 60 bin. In den nächsten<br />

Jahren möchte ich mich noch stärker um<br />

die Entwicklung neuer Geschäftszweige<br />

kümmern. 2021 wollen wir weiter ausbauen.<br />

Nicht, weil wir dringenden Platzbedarf<br />

haben, sondern weil wir uns für<br />

die Zukunft rüsten müssen.<br />

Wo sehen Sie neue Märkte?<br />

Die Firma Lanz-Anliker war ursprünglich<br />

eine Sattlerei. Aber mit klassischer Sattlerei<br />

haben wir eigentlich nichts mehr zu<br />

tun. Die Gürtel für die Schwingerhosen<br />

lassen wir inzwischen auswärts machen.<br />

Unser Markt sind die technischen Textilien.<br />

Beispielsweise machen wir schwer<br />

entflammbare Abdeckungen für Roboter<br />

für Länder wie Dänemark, Belgien, Irland<br />

oder Botswana. In diesem Bereich sind<br />

wir zuletzt stetig stark gewachsen. Inzwischen<br />

gehört auch die Armee wieder zu<br />

unseren Kunden.<br />

Wie konnte es denn so weit kommen?<br />

Durch die Vergabe der Aufträge ins Ausland<br />

hat die Armee unsere einstigen Konkurrenten<br />

zu Grunde gerichtet. Vermutlich<br />

setzt sich nun doch die Einsicht<br />

durch, dass Qualität wichtiger ist als der<br />

Preis.<br />

Was machen Sie heute für die Armee?<br />

Unter anderem die Namensschilder und<br />

den «Grabstein». Wir dürfen allein in diesem<br />

Jahr bereits so viele Aufträge für die<br />

Armee ausführen, wie zuvor während<br />

zehn Jahren. Offensichtlich gibt es auf<br />

politischen Druck ein Umdenken. Zudem<br />

musste ein grosser Lieferant, der für sein<br />

Preisdumping bekannt war, das Handtuch<br />

werfen.<br />

Wichtiger dürften aber Aufträge aus<br />

der Eisenbahn- und Luftfahrtindustrie<br />

sein.<br />

Ja. Stadler Rail ist ein wichtiger Kunde.<br />

Alle Sitze werden bei uns zugeschnitten,<br />

wir polstern die Kopfstützen und Arm-<br />

s’<strong>Positive</strong> 5 / <strong>2019</strong> 9

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