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Jahren sind wir nun schuldenfrei.<br />
Wie hoch war die Zinslast, als Sie einstiegen?<br />
So um die 300 000 Franken im Jahr. Heute<br />
würde ich ob einer solchen Zinslast in<br />
Panik geraten.<br />
Warum blieben Sie damals ruhig?<br />
Das hat wohl mit einer gewissen Naivität<br />
zu tun. Und damit, dass ich es gewohnt<br />
bin, hart zu arbeiten. Dies habe ich bereits<br />
als Kind gelernt. Ich wuchs mit sieben<br />
Brüdern und zwei Schwestern auf dem<br />
Bauernhof auf. Wir Kinder mussten immer<br />
mit anpacken.<br />
Eine Schule fürs Leben.<br />
Wir lernten, dankbar und fleissig zu sein.<br />
Ich wuchs in einem christlichen Elternhaus<br />
auf. Unsere Werte sind mir auch<br />
heute wichtig. Obwohl wir nichts hatten,<br />
zeigten sich meine Eltern immer grosszügig.<br />
Nie musste jemand bei uns mit leeren<br />
Händen weggehen.<br />
Wie setzen Sie diese Werte heute um?<br />
Unsere Firma hat eine Stiftung gegründet.<br />
Mit dem Zweck, ein Altersheim in<br />
Rumänien zu finanzieren. Wir nehmen<br />
nur die Ärmsten der Armen auf, die sich<br />
nicht mehr selbst helfen können und die<br />
nichts bezahlen können. Schon die Bibel<br />
sagt: Gebt, so wird euch gegeben. Dass<br />
dieser Satz der Wahrheit entspricht, habe<br />
ich in meinem Leben immer wieder erfahren.<br />
Ich kann nicht erklären, weshalb.<br />
Aber es ist dann Segen über unserer Arbeit.<br />
Wie sind Sie auf die Hilfe in Rumänien<br />
gekommen?<br />
Noch zu Zeiten des Ceausescu-Regimes<br />
lernte ich im Rahmen freiwilliger Lebensmitteltransporte<br />
einer Hilfsorganisation<br />
Land und Leute Rumäniens kennen. Daraus<br />
entstand später die Idee, das Altersheim<br />
Bethesda in Cluj nachhaltig zu unterstützen.<br />
Erzählen Sie uns etwas über diese Stiftung.<br />
Aus einem unverhofften Geschäft flossen<br />
der Firma 100 000 Franken zu. Dieses<br />
Geld investierte ich in die Stiftung. Wir<br />
kauften in Rumänien seinerzeit über unser<br />
Altersheim 26 Hektaren Land, das wir<br />
später gewinnbringend wieder verkauften.<br />
Mit dem Erlös bauten wir mehrere<br />
Wohnblöcke, die wiederum regelmässigen<br />
Ertrag abwerfen. Damit sind wir in<br />
der Lage, unser Heim zu sanieren. So wie<br />
es aussieht, wird das Alters- und Pflegeheim<br />
Bethesda bis zu meiner Pensionierung<br />
finanziell unabhängig sein.<br />
Sie sind jetzt 52. Kann ein Unternehmer<br />
mit 65 einfach in Pension gehen?<br />
Ich habe mit meinen zwei Söhnen eine<br />
Vielseitige<br />
Kompetenzen:<br />
Hier werden<br />
Schwingerhosen<br />
genäht.<br />
Die Nähte müssen grossen Belastungen standhalten.<br />
Abmachung: Sie können in der Firma arbeiten,<br />
aber die Verantwortung gebe ich<br />
erst ab, wenn ich 60 bin. In den nächsten<br />
Jahren möchte ich mich noch stärker um<br />
die Entwicklung neuer Geschäftszweige<br />
kümmern. 2021 wollen wir weiter ausbauen.<br />
Nicht, weil wir dringenden Platzbedarf<br />
haben, sondern weil wir uns für<br />
die Zukunft rüsten müssen.<br />
Wo sehen Sie neue Märkte?<br />
Die Firma Lanz-Anliker war ursprünglich<br />
eine Sattlerei. Aber mit klassischer Sattlerei<br />
haben wir eigentlich nichts mehr zu<br />
tun. Die Gürtel für die Schwingerhosen<br />
lassen wir inzwischen auswärts machen.<br />
Unser Markt sind die technischen Textilien.<br />
Beispielsweise machen wir schwer<br />
entflammbare Abdeckungen für Roboter<br />
für Länder wie Dänemark, Belgien, Irland<br />
oder Botswana. In diesem Bereich sind<br />
wir zuletzt stetig stark gewachsen. Inzwischen<br />
gehört auch die Armee wieder zu<br />
unseren Kunden.<br />
Wie konnte es denn so weit kommen?<br />
Durch die Vergabe der Aufträge ins Ausland<br />
hat die Armee unsere einstigen Konkurrenten<br />
zu Grunde gerichtet. Vermutlich<br />
setzt sich nun doch die Einsicht<br />
durch, dass Qualität wichtiger ist als der<br />
Preis.<br />
Was machen Sie heute für die Armee?<br />
Unter anderem die Namensschilder und<br />
den «Grabstein». Wir dürfen allein in diesem<br />
Jahr bereits so viele Aufträge für die<br />
Armee ausführen, wie zuvor während<br />
zehn Jahren. Offensichtlich gibt es auf<br />
politischen Druck ein Umdenken. Zudem<br />
musste ein grosser Lieferant, der für sein<br />
Preisdumping bekannt war, das Handtuch<br />
werfen.<br />
Wichtiger dürften aber Aufträge aus<br />
der Eisenbahn- und Luftfahrtindustrie<br />
sein.<br />
Ja. Stadler Rail ist ein wichtiger Kunde.<br />
Alle Sitze werden bei uns zugeschnitten,<br />
wir polstern die Kopfstützen und Arm-<br />
s’<strong>Positive</strong> 5 / <strong>2019</strong> 9