05.06.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 04.06.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

*<br />

SEITE3<br />

BERLINER KURIER, Dienstag, 4. Juni 2019<br />

▶ Was heißt das für die Gro-<br />

Ko? Alles hängt jetzt davon ab,<br />

ob es dem SPD-Trio gelingt,<br />

die innerparteilichen Wogen<br />

zu glätten. Alles sieht nach<br />

einem Verbleib in der Koalition<br />

aus, weil jede der beteiligten<br />

Parteien im Falle von Neuwahlen<br />

schwere Stimmenverluste<br />

befürchten muss. Als erster<br />

SPD-Landesverband hat<br />

Sachsen-Anhalt den Ausstieg<br />

der SPD aus der GroKo gefordert.<br />

Die Flensburger Oberbürgermeisterin<br />

Simone Lange<br />

(SPD) hat sich für eine Befragung<br />

der SPD-Mitglieder<br />

über den Verbleib in GroKo<br />

ausgesprochen.<br />

▶ Welche Szenarien sind<br />

denkbar, falls die GroKo zerbrechen<br />

sollte? Theoretisch<br />

wäre ein „Partnerwechsel“<br />

möglich, einer neuer Anlauf<br />

für Jamaika (Union, Grüne,<br />

FDP). Doch die Grünen schließen<br />

das (noch!) aus. Denkbar<br />

wäre auch eine Minderheitsregierung<br />

der Union – mit<br />

wechselnden Mehrheiten von<br />

FDP oder den Grünen bei jedem<br />

Vorhaben. Reißen alle<br />

Stricke, gäbe es wohl Neuwahlen.<br />

Wurde Nahlesin<br />

der SPD gemobbt?<br />

DasKlima bei den Sozialdemokraten ist besonders rau, glaubt die<br />

Politologin Ursula Münch. Zudem kritisiertsie „Krokodilstränen“<br />

Andrea Nahles wurde<br />

auch Opfer des rauen<br />

Umgangs in der SPD,<br />

glaubt Prof.Ursula<br />

Münch.<br />

Berlin –„Brutal“. „So wäre<br />

man mit einem Mann nicht<br />

umgesprungen.“ Nach dem<br />

Rücktritt von Parteichefin<br />

Andra Nahles (SPD) mahnen<br />

führende Sozialdemokraten<br />

wie Olaf Scholz oder<br />

Karl Lauterbach einen<br />

menschlichen Umgang in<br />

der Politik an. Ist die bisherige<br />

SPD-Vorsitzende besonders<br />

brutal abgesägt<br />

worden?<br />

„Da werden nun viele<br />

Krokodilstränen vergossen“,<br />

sagt die Münchner<br />

Politikwissenschaftlerin<br />

Prof. Ursula Münch dem RedaktionsNetzwerk<br />

Deutschland<br />

(RND). „Brutale –ich<br />

möchte sagen widerliche –<br />

Machtkämpfe und Intrigen<br />

gab es auf dieser Flughöhe in<br />

der Politik schon in den<br />

50er- und 60er-Jahren. Der<br />

Unterschied heute: Damals<br />

blieben diese oft im Verborgenen.<br />

Das hat Politiker<br />

auch ein Stück weit geschützt.<br />

Heute ist das mit<br />

dem Druck der Öffentlichkeit<br />

und den sozialen Medien<br />

anders. Vieles kommt<br />

an die Oberfläche.“<br />

Nach Ansicht Münchs<br />

hält dieses Phänomen schon<br />

heute viele Menschen davon<br />

ab, nach höheren politischen<br />

Ämtern zu streben,<br />

obwohl sie die Befähigung<br />

dazu hätten. „Da denken<br />

viele: Das tue ich mir und<br />

meiner Familie nicht an.“<br />

Hat das Scheitern von Andrea<br />

Nahles mit „frauenfeindlichen<br />

Anteilen“ inder<br />

Politik zu tun, wie sie Finanzminister<br />

Scholz anprangert?<br />

„Das kann ich<br />

nicht erkennen“, so Münch.<br />

Auch mit männlichen SPD-<br />

Vorsitzenden wie Kurt Beck<br />

sei brutal umgegangen worden.<br />

„Auf mich wirken solche<br />

Äußerungen<br />

fast herablassend,<br />

nach<br />

dem Motto:<br />

Seht her,<br />

was mit<br />

Frauen<br />

in der Politik geschieht,<br />

überlegt es euch gut!“<br />

Dass ausgerechnet die Sozialdemokraten<br />

ihre Vorsitzenden<br />

so oft stürzen,ist für<br />

Münch kein Zufall: „Die<br />

SPD ist eineÜberzeugungspartei.<br />

Ihre Mitglieder tendieren<br />

dazu, in jeder Situation<br />

das Haar in der Suppe<br />

zu suchen unddas auch den<br />

Vorsitzenden anzulasten.<br />

Kommen dann schlechte<br />

Wahlergebnisse hinzu, wird<br />

es kritisch.“<br />

Nahles’ Rückzug aus der<br />

Politik ist für Münch konsequent:<br />

„Sie weiß genau, wie<br />

die Partei mit Vorsitzenden<br />

in ihrer Position umgeht<br />

und was sie die nächsten<br />

Monate erwartet hätte –<br />

schließlich hat sie<br />

selbst oft genug<br />

Intrigen gesponnen.“<br />

Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa<br />

Foto: Matt Dunham/AP<br />

Foto: Reiner Zensen/Imago Imago<br />

NACHRICHTEN<br />

Schweden prüft Haft<br />

Uppsala –Vor dem Bezirksgericht<br />

im schwedischen<br />

Uppsala wird über einen<br />

möglichen Haftbefehl gegen<br />

Wikileaks-Gründer Julian<br />

Assange wegen des Verdachts<br />

der Vergewaltigung<br />

verhandelt. Dem 47-Jährigen<br />

wird vorgeworfen, 2010 eine<br />

Frau in Schweden vergewaltigt<br />

zu haben.<br />

AKK in der Offensive<br />

Berlin –CDU-Chefin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer<br />

will ihre Partei mit einem<br />

Themenbündel aus dem Umfragetief<br />

führen. Schwerpunkte<br />

sollen Digitalisierung,<br />

Innovationen, Klima<br />

und Umwelt, Mobilität sowie<br />

gleichwertige Lebensverhältnisse<br />

zwischen Stadt und<br />

Land bilden.<br />

Bartsch verschiebt Wahl<br />

Berlin –Linksfraktionschef<br />

Dietmar Bartsch hat sich dafür<br />

ausgesprochen, die Fraktionsführung<br />

im Bundestag<br />

erst nach den Landtagswahlen<br />

im Herbst neu zu wählen.<br />

Bis dann will er weiter mit<br />

Sahra Wagenknecht, die<br />

ihren Rückzug plant, die<br />

Doppelspitze bilden.<br />

Altmaier will mehr Staat<br />

Berlin –Bundeswirtschaftsminister<br />

Peter Altmaier<br />

(CDU) will über den Sommer<br />

in einem „Bündnis Zukunft<br />

der Industrie“ über seine<br />

umstrittene Industriestrategie<br />

sprechen. Altmaier setzt<br />

sich für eine aktivere staatliche<br />

Industriepolitik im globalen<br />

Wettbewerb ein.<br />

Tote im Sudan<br />

Khartum –Der regierende<br />

Militärrat im Sudan hat<br />

Kämpfe zwischenSoldaten<br />

und Protestierenden in der<br />

Hauptstadt Khartum bestätigt.<br />

Die Protestierenden<br />

fordern einenÜbergang zu<br />

einer Zivilregierung.Am<br />

Montag kamen mindestens<br />

fünf Menschen ums Leben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!