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Nach dem Bären-Angriff<br />
Wie schütze ich mich<br />
vorwilden Tieren?<br />
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BERLINER KURIER, Donnerstag, 13. Juni 2019<br />
die Weltverändern wollen<br />
Im Rahmen der<br />
Initiative„Die<br />
Aufheber“ sammelt<br />
vonOrlowtäglich<br />
mindestens drei<br />
StückeMüll auf<br />
und entsorgt sie<br />
im nächsten<br />
Abfalleimer.<br />
Er fordert das<br />
Kippen-Pfand<br />
Stephan von Orlow(49) hat eine Petition für ein System zur<br />
Stummel-Rückgabe gestartet –mit 20 Cent Gebühr proZigarette<br />
Stephan von<br />
Orlowärgertsich<br />
über achtlos<br />
weggeworfene<br />
Zigarettenkippen<br />
genauso wie über<br />
deren Packungen<br />
und To-go-Becher.<br />
Von<br />
FLORIAN THALMANN<br />
Berlin – Man nimmt sie kaum<br />
noch wahr, so sehr gehören<br />
sie zum Stadtbild –doch vor<br />
allem Umweltschützern sind<br />
Zigarettenkippen ein Dorn im<br />
Auge. Der <strong>Berliner</strong> Stephan<br />
von Orlow (49) will die endlose<br />
Zigaretten-Flut bremsen.<br />
Er startete eine Petition, fordert<br />
ein Pfandsystem für die<br />
fiesen Filter-Stummel!<br />
Schon seit Jahren setzt sich von<br />
Orlow gegen herumliegenden<br />
Müll ein –mit einer besonderen<br />
Initiative. „Ich ging mit meiner<br />
Tochter immer spazieren“, sagt<br />
er dem KURIER. „Dabei fiel uns<br />
auf, dass überall Abfall lag.“ Gemeinsam<br />
überlegten sie, wer<br />
die Ferkel sein könnten –erwischen<br />
konnten sie aber nie jemanden.<br />
Beim Nachdenken<br />
entstand das Konzept der „Aufheber“.<br />
Die Idee: Jeder kann<br />
pro Tag drei Müllstücke aufsammeln,<br />
sie mit zum nächsten<br />
Abfalleimer nehmen<br />
–beispielsweise<br />
auf dem Weg zur Arbeit.<br />
Inzwischen machen<br />
über 1000 Menschen<br />
mit – kleine<br />
Geste, große Wirkung.<br />
Besonders Zigarettenstummel<br />
sind von<br />
Orlow ein Dorn im Auge.<br />
Und gerade von ihnen<br />
gibt es reichlich.<br />
Laut Statistik werden<br />
in Deutschland täglich<br />
200 Millionen Kippen<br />
geraucht, die meisten<br />
landen auf der Straße.<br />
„Möglicherweise liegt<br />
es daran, dass man sie<br />
ausmachen muss –und<br />
wenn kein Mülleimer<br />
in der Nähe ist, gibt es<br />
kaum andere Möglichkeiten.“<br />
Er habe grundsätzlich<br />
nichts gegen Rau-<br />
cher. „Ich kenne einige –und<br />
das sind alles vernünftige Menschen“,<br />
sagt er. Man müsse sich<br />
fragen, warum es gesellschaftlich<br />
so akzeptiert wird, dass<br />
Raucher ihre Kippen wegwerfen.<br />
Denn: die Giftstoffe aus den<br />
Filtern gehen ins Grundwasser,<br />
verseuchen es. Der Umweltaktivist<br />
hat deshalb nun eine Petition<br />
ins Leben gerufen: Er fordert<br />
ein Pfandsystem für Kippen.<br />
Und hat schon klare Vorstellungen,<br />
wie die Idee<br />
umgesetzt werden könnte.<br />
Für jede Zigarette sollen Raucher,<br />
wenn es nach von Orlow<br />
geht, künftig 20 Cent Pfand bezahlen<br />
–„damit ein hinreichender<br />
wirtschaftlicher Druck zur<br />
Rückgabe der Zigarettenabfälle<br />
animiert“, heißt es im Petitionspapier.<br />
Zusätzlich kauft jeder<br />
Raucher mit der Zigarettenschachtel<br />
einen Taschenaschenbecher.<br />
Die aufgerauchten Kippen<br />
werden imAscher gesammelt<br />
undmit der speziell gebauten<br />
Schachtel zurückgegeben.<br />
„Dann können die Gifte nicht<br />
ausgeschwemmt werden, stattdessen<br />
werden Zigaretten der<br />
Entsorgung zugeführt“, sagt er.<br />
Die Rückgabesolle automatisiert<br />
passieren –wie bei Pfandautomaten.<br />
„Wir sind auf den Mond<br />
geflogen, da sollte sich auch das<br />
irgendwie lösen lassen.“ Die Tabakindustrie<br />
müsse sich auf einen<br />
gemeinsamen Plan einigen.<br />
Bisher gibt es viel Zuspruch,<br />
bis Redaktionsschluss dieser<br />
Ausgabehatten 7100 Menschen<br />
die Petition auf change.org unterzeichnet.<br />
Dass Raucher nicht<br />
begeistert sein werden, kann<br />
von Orlow sich vorstellen. „Andererseits<br />
bekomme ich das<br />
Geld wieder, wie bei Getränken.“<br />
Der Vorteil: Mit dem Modell<br />
könnten die <strong>Berliner</strong> mit<br />
dem Aufsammeln von Kippen<br />
Geld verdienen – die „freien<br />
Sammler“, so werden sie genannt,<br />
profitieren bei 20 Cent<br />
pro Stummel deutlich. Und die<br />
Umwelt natürlich sowieso.