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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 145 · M ittwoch, 26. Juni 2019 19 ** ························································································································································································································································································· Sport Tempomacher aus der Ajax-Schule Sheraldo Becker soll künftig für den 1. FC Union flitzen VonMathias Bunkus Der Name geisterte seit Wochen schon durch die Gazetten. Doch jetzt scheint es richtig ernst zu werden. Die niederländische <strong>Zeitung</strong> De Telegraaf meldete in ihrem Newsticker, dass Sheraldo Becker ADO Den Haag verlässt und zum 1. FC Union wechselt. Union hält sich bekanntermaßen bei solchen Vorgängen bedeckt. Der 24-jährige Flügelflitzer surinamesischer Abstammung, der auch zentral in der Spitze agieren kann, kommt vornehmlich über rechts. Seine Zweitposition wäre eher Linksaußen. In Den Haag absolvierte er in der abgelaufenen Saison 33 Spiele, erzielte dabei sieben Tore und glänzte mit zehn Vorlagen. Insgesamt kommt der 1,80 große Rechtsfuß, der aus der großen Ajax- Amsterdam-Schule stammt, auf 120 Spiele in der niederländischen Eliteklasse für Den Haag und Zwolle (19 Tore/26 Assists). BeiUnion soll der in Holland geborene Angreifer laut De Telegraaf einen Vierjahresvertrag unterschrieben haben. Diese <strong>Zeitung</strong> erreichte Unions Manager Oliver Ruhnert in Italien bei der U21-EM. Mit den Namen Sheraldo Becker konfrontiert, wollte er das zunächst nicht bestätigen. „Der Name wird jaseit zwei, oder drei Wochen schon immer wieder mit uns in Verbindung gebracht. Am Ende des Tages werde ich das aber nicht kommentieren, solange nicht alles geklärtist“, blieb der 46-Jährige gewohnt defensiv. Derzeit ist Ruhnert bei der Nachwuchs-EM unterwegs.Vor allem die ausländischen Kicker sind für ihn da von Interesse. „Die deutschen Spie- Wuselt offenbar künftig an der Wuhle: Sheraldo Becker IMAGO IMAGES ler können wir doch nicht bezahlen“, gab er entwaffnend ehrlich zu. Becker schnupperte in den Playoffs zur Europa League internationale Luft. Und erist ablösefrei, weil sein Vertragbei ADO ausläuft. Union hat ja in Anthony Ujah (2 Mio.), Robert Andrich (1,5 Mio) und Marcus Ingvartsen (1,7 Mio) schon reichlich Geld auf den Tisch gelegt. Eine Verpflichtung ohne große Nebenkosten wäredaher begrüßenswert. Becker wäre nach Florian Flecket (TSV Hartberg) der zweite Rechtsaußen, der diesen Sommer an die Wuhle kommt. Da auch Akaki Gogia und Suleiman Abdullahi vornehmlich um die Postion wetteifern, scheint dort ein Hauen und Stechen programmiert. Auch Marcel Hartel, der mit Hannover 96inVerbindung gebracht wird, hat sich dort schon versucht. Becker wäre Neuverpflichtung Nummer sieben. Er gilt als temporeicher Spieler, was für die kommende Saison in der Bundesliga vonVorteil wäre, da Union sein Heil im Umschaltspiel und Kontern suchen muss. Für Becker wäre die Bundesliga eine Chance,sich auf höherklassigem Niveau zu präsentieren, nachdem er bei Ajax Amsterdam nach der Juniorenlaufbahn keine echte Verwendung fand. VonAndreas Baingo Eigentlich ist sie legendär, diese DDR-Nationalmannschaft, die am 12. September 1990 in Brüssel ihr letztes Länderspiel bestreitet. Dabei ist sie nicht mehr als ein Häuflein von 14 Aufrechten, denn mehr Spieler bekommt Trainer EduardGeyer zum Abschied nicht mehr zusammen. Matthias Sammer ist dabei, der kommende Weltstar, der die beiden Tore zum 2:0-Sieg erzielt, auch Dariusz Wosz, der später unter anderem im Trikot vonHertha BSC glänzt. Platini ohne Chance Ein stiller Held Die Dresdner Fußballlegende Jörg Stübner stirbt im Alter von 53 Jahren Jörg Stübner wurde mit Dynamo Dresden 1990 DDR-Meister. Der eigentliche Star aber ist Jörg Stübner, einer aus der einzigartigen Dresdener Dynamo-Schule,der sein 47. Länderspiel bestreitet und damit allein fast so viele Einsätze hat wie der Rest der Mannschaft zusammen. „Rasenmäher“ nennen sie ihn oder „Staubsauger“, weil er zwar nur 174 Zentimeter Körpergröße mitbringt, mit seiner Pferdelunge aber jeden an die Leine legt. Selbst der große Franzose Michel Platini sieht in einem Länderspiel gegen „Stübs“ keine Sonne. „Der hat sich beizeiten zurückgezogen“, sagte Stübner danach, „da war es gegen andere schwerer.“ Doch richtig schwer war nichts für den Mittelfeld-Malocher, für den Dauerläufer,der als 17-Jähriger erstmals in Dynamos erster Mannschaft spielt und als 19-Jähriger 1984 an der Seite von Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner,Ralf Minge und Matthias Döschner, drei weiteren Dynamo-Idolen, in der Nationalelf debütiert. Stübner gehört als Stammspieler 1989 zu jener Dresdner Mannschaft, die die zehnjährige Titelherrschaft des BFC Dynamo beendet, ins Halbfinale des Uefa-Pokals stürmt und dabei den AS Rommit Rudi Völler ausschaltet. Ein Held ist er. Ein stiller zwar, aber einer, den nichts abschrecken kann, weil er es als körperlicher David mit jedem Goliath aufzunehmen vermag. Zweimal wird er mit den Schwarz-Gelben Meister, dreimal Pokalsieger. Ihm, so scheint es, stehen die Türen nach der Wende meilenweit offen. Nach einem Mannschaftsspieler seiner Extraklasse lechzen sie auch in der Bundesliga. Dieser Traum ist schnell vorbei. Nie hat Stübner gelernt, mit Freiheiten umzugehen. Das reglementierte Leben in der Kinder- und Jugendsportschule,die Struktur,die ihm der Sportgab –mit dem Mauerfall ist alles weg. Nur fünf Bundesligaspiele darf erfür die Dynamos noch bestreiten, dann ist diese Ära vorbei. Immer tiefer rutscht der einstige Teenieschwarm, der sich nicht einmal mehr traut, ein Mädchen auch IMAGO IMAGES/DEHLI NEWS nur anzusprechen, ab und unter.Selten wird erimStadion von den Fans gesehen, die ihm regelrecht zu Füßen lagen. 2003 nur, beim Abschiedsspiel für Ulf Kirsten, 33 000 sind gekommen, läuft Stübner auf Und die Glocken läuten und erzielt für „Ulfs Dream Team“ ein Tor. Es ist sein letztes. „Ich war am Boden“, gesteht er, „ich habe dieWende nicht verkraftet, sie war für mich eine emotionale Katastrophe.“ Angebote von Hertha BSC und von Austria Wien hat er nicht weiter verfolgt, dafür weit unter seinen Möglichkeiten unterklassig gespielt. Mitspieler von einst haben zu helfen versucht, Eduard Geyerholte ihn zu Sachsen Leipzig, ein weiterer Versuch startete in Neubrandenburg, doch „Stübs“ blieb nirgendwo lange. Einige Jahre lebte er vonErsparnissen, danach vonSozialhilfe.„HartzIV, Regelsatz, 11 Euro am Tag“, nannte er einst sein Einkommen und trotzdem ein festes Ziel: „Ich muss versuchen, zu einem geregelten Tagesablauf zu kommen.“ Nachbarnbedroht Dazu ist es selten gekommen. Zu schwer sind die Erkrankungen, die den einst vorEnergie geradezu strotzenden Stübner zu Boden reißen. Ein„klassisches Burn-out-Syndrom“ habe er,hat er einst gesagt und dabei eingeräumt,„zu gewissen Zeiten den Weg des geringsten Widerstandes mit Alkohol und Medikamenten“ gegangen zu sein. Emotionalen Hochs folgen abgründige Tiefs, einen versuchten Suizid spielt er als „versehentliche Überdosierung mit Medikamenten“ herab. In seiner Wohnung macht er Radau, bedroht Nachbarn mit einer Schreckschusspistole und wirdverurteilt. Doch die 35 Tagessätze, die er zahlen soll, bringt er nicht auf. Dabei sind es lediglich 350 Euro plus Prozesskosten. Damit er nicht 35 Tage in Haft muss, hilft Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, von 1990 bis 1992 Dynamo-Präsident. Auch zuletzt haben sich die Dynamos um „Stübs“ gekümmert, ihm die Hand ausgestreckt, um im Verein mitzuarbeiten und Halt zu finden. Ab und anhat er wieder Heimspiele besucht, der Wegschien nach oben zu gehen, Schritt für Schritt zwar nur, aber nach Jahrzehnten des Falls ein ganz zarter Neubeginn. Eine neue Wohnung haben sie ihm zudem besorgt, in Dresden-Prohlis. Dort nun ist Jörg Stübner am Montag im Alter von 53Jahren gestorben. Andreas Baingo erlebte Stübner beim 2:0 der DDR 1985 gegenFrankreich. Italien feiert die Vergabeder Winterspiele 2026 nach Mailand und Cortina d’Ampezzo als Erfolg einer ungewohnten Einigkeit VonRegina Kerner,Rom Mailands Bürgermeister Giuseppe Sala war zusammen mit der italienischen Delegation in Lausanne minutenlang vor Freude schreiend auf und ab gehüpft.„Bellissimo“ fand er die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), seiner Stadt zusammen mit Cortina d’Ampezzoden Zuschlag für die Winterspiele 2026 zu geben. Die Begeisterung darüber, dass Italien 20 Jahre nach den Winterspielen in Turin erneut Olympia-Gastgeber wird, ist nicht nur in den beiden Austragungsorten groß. In Mailand feierten am Montagabend Hunderte inmitten der imposanten Hochhaus- Kulisse der Piazza Gae Aulenti, Symbol einer neuen Dynamik in der Modestadt. In Cortina d’Ampezzo, das 1956 schon einmal Winterspiele austrug, läuteten die Kirchenglocken. Auch Italiens Medien und Politiker jubeln.„DasWunder vonMailand“ titelte die <strong>Zeitung</strong> La Repubblica am Dienstag. Das Berlusconi-Blatt Libero nannte den Zuschlag eine „Fackel der Hoffnung“ für das verschuldete Krisenland. Der Erfolg sei möglich geworden, weil sich die zerstrittene Politik endlich mal einig gewesen sei und gemeinsam mit der Bevölkerung die Bewerbung unterstützt habe,soder Tenor. „Ein ganzes Land hat vereint und geschlossen gearbeitet mit dem Ehrgeiz, der Welt ein denkwürdiges sportliches Ereignis zu bieten“, sagte Premier Giuseppe Conte.SeinVizeMatteo Salvini, Chef der rechtsnationalen Lega, sprach von einem Sieg für alle Italiener.„WirwerdenderWelt unsere Exzellenz und unsere Fähigkeiten beweisen.“ Die Spiele würden seinem Land mindestens fünf Milliarden Euro Wertschöpfung, 20 000 zusätzliche Arbeitsplätzeund viele neue Straßen und Sportanlagen bringen. Italien droht derzeit wegen seiner Schulden ein EU-Strafverfahren. Den Ausschlag bei der IOC-Wahl gab die mit 83 Prozent außerordentlich hohe Zustimmung der italienischen Bevölkerung, wie IOC-Präsident Thomas Bach bestätigte. Im konkurrierenden Schweden waren es nur 55 Prozent. Giovanni Malagó, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (Coni) betonte,essei wohl nicht nur in seinem Land, sondern weltweit einmalig, dass es von keiner Seite der Gesellschaft Kritik an der Bewerbung gegeben habe. Die Einigkeit ist eher neu. Die von der Fünf- GETTY IMAGES Sterne-Bewegung regierte Hauptstadt Rom hatte ihre Bürgermeister Giuseppe Sala Bewerbung um die Sommerspiele 2024 vordreiJahren unter Verweis auf die hohen Kosten zurückgezogen. Und die ebenfalls Fünf-Sterne-regierte ehemalige Olympia-Stadt Turinhatte eine gemeinsame Bewerbung mit Mailand und Cortina abgelehnt. Deren Konzept für die Winterspiele vom 6. bis 22. Februar 2026 setzt auf die Kombination aus renommiertem Dolomiten-Skigebiet und moderner Metropole. Mailand hat 2015 mit Erfolg die Weltausstellung Expo auf die Beine gestellt. Es sei eine der besten Städte derWelt,mit Tradi- tion, Mode, Schönheit, gutem Essen und Geschichte, warb Coni-Chef Malagó. Vorallem aber sind 90 Prozent der olympischen Sportstätten bereits vorhandenund dieSpiele sollen entsprechend kostengünstig werden. Das Budget liegt bei knapp 1,4 Milliarden Euro. Drei Viertel werden vom IOC beigesteuert, der Rest von den beteiligten Regionen Lombardei, Venetien, Trentino-Südtirol. Cortina gehört zum Skigebiet Dolomiti Superski mit 1200 Kilometern Piste.Hiersollen die alpinen Rennen ausgetragen werden, ebenso in Bormio. In Livigno werden Snowboarder antreten, im Fleimstal Langläufer und Skispringer, in Mailand Eiskunstläufer und Eishockey-Teams. Die Eröffnungszeremonie ist im Mailänder San-Siro-Stadion geplant, der AbschlussimAmphitheater vonVerona. Mailands Bürgermeister verspricht zudem Nachhaltigkeit und geringe Umweltauswirkungen. Kritiker verweisen aber darauf, dass es nicht gerade umweltschonend sei, wenn Athleten und Zuschauer 400 Kilometer zwischen Mailand und den alpinen Skigebieten zurücklegen müssen. NACHRICHTEN Union bindet Jugendspieler Dehl und Opfermann FUSSBALL. Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Union stattet die Talente Laurenz Dehl, 17, und Maurice Opfermann, 19, mit Profiverträgen bis 2021 aus.Das teilte der Bundesliga- Debütant am Dienstag mit. Mittelfeldspieler Dehl durchlief sämtliche Jugendmannschaften der Eisernen und spielte zuletzt für die U19- Mannschaft. Opfermann kam 2016 in das U17-Team und wurde später in der U19 im defensiven Mittelfeld zur Stammkraft.„AlsVerein legen wir großen Wert darauf, unseren Nachwuchsspielerndie Möglichkeit zu geben, sich zu beweisen“, sagte OliverRuhnert, Geschäftsführer Profifußball des 1. FC Union. Reneses unterzieht sich zwei Augenoperationen BASKETBALL. Trainer Aito Garcia Reneses,72, vonVizemeister Alba Berlin muss in Kürze an den Augen operiertwerden. Erst links,dann rechts.Erst nach den Eingriffen will der Spanier entscheiden, ob und wie es mit ihm in Berlin weitergeht. Lotto Soudal nominiert Roger Kluge für die Tour RADSPORT. Bahn-Weltmeister Roger Kluge wirdnach 2010 und 2014 zum dritten Malbei einer Tour de France an den Startgehen. Dasteilte der 33 Jahrealte Radprofi, der in Berlin lebt, am Dienstag mit. Beider am 6. Juli in Brüssel beginnenden 106. Frankreich-Rundfahrtsoll Kluge für seinen belgischen Rennstall Lotto Soudal bei den Sprintankünften ein Helfer für Caleb Ewan sein. Williams-Rennstall entlässt Technik-Chef Lowe FORMEL1. Williams hat sich offiziell vonTechnik-Direktor Paddy Lowe getrennt. Der57-Jährige verlässt den englischen Traditionsrennstall und tritt auch mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand zurück. Lowe hatte es zu verantworten, dass das Auto des Rennstalls nicht rechtzeitig zu Beginn der Testfahrten fertig wurde. SpVgg Unterhaching strebt an die Börse FUSSBALL. DerfrühereBundesligist SpVgg Unterhaching geht als zweiter deutscher Fußball-Klub an die Börse.19Jahrenach Borussia Dortmund werden die Oberbayernim Juli Aktien an der Münchner Börse ausgeben. Dasbestätigte Präsident Manfred Schwabl am Dienstag. Der Drittligist möchte mit dem Börsengang den Schuldenkreislauf durchbrechen und innerhalb der nächsten drei Jahreindie 2. Liga aufsteigen. ZAHLEN Fußball Frauen, WM in Frankreich Achtelfinale: Deutschland -Nigeria 3:0 Norwegen Australien 4:1 n.E England -Kamerun 3:0 Frankreich -Brasilien 2:1 n. V. Spanien -USA 1:2 Schweden -Kanada 1:0 Italien -China 2:0 Niederlande -Japan 2:1 Viertelfinale: Norwegen -England Do., 21.00 Frankreich -USA Fr., 21.00 Italien -Niederlande Sa., 15.00 Deutschland -Schweden Sa., 18.30 Männer U21-EM Halbfinale: Deutschland -Rumänien Do., 18.00 Spanien -Frankreich Do., 21.00