BILDUNGSPRAXIS 02 2019
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IM FOKUS<br />
Ein Beispiel: In der Betriebswirtschaft<br />
gibt es den Begriff des Point of Service,<br />
in dem alle diese Aspekte drinstecken.<br />
Der Techniker steht zum Beispiel bei<br />
einem Wartungsauftrag mit dem Kunden<br />
vor der Anlage. Er braucht Zugriff<br />
auf die Daten, dazu benötigt er ein<br />
Endgerät. Zudem muss er kompetent<br />
und gut ausgebildet sein. Dann muss<br />
die erbrachte Leistung dokumentiert<br />
werden, damit sie in Rechnung gestellt<br />
werden kann. An diesem Punkt läuft<br />
alles zusammen, was relevant ist: Das<br />
Produkt, die Dienstleistung und die<br />
Informationstechnologie. Es geht darum,<br />
wie diese Faktoren möglichst gut<br />
zusammenspielen.<br />
Betrachten die Unternehmen die<br />
Digitalisierung denn so systematisch?<br />
Nein, auch wenn es in einzelnen Projekten<br />
sehr gut funktioniert. Dass es<br />
hier ein Defizit gibt, zeigen schon die<br />
Schlagwörter „Smart Services“ und<br />
„Industrie 4.0“: Solche Begriffe sind<br />
notwendig, werden aber oft missverstanden<br />
oder fehlinterpretiert. Industrie<br />
4.0 ist nicht nur die reine Automatisierung<br />
der Produktion, es müssen die<br />
intelligenten Dienstleistungen dabei<br />
mitgedacht und integriert werden. Aber<br />
für diesen Punkt fehlt oft das Verständnis.<br />
Stattdessen wurde mit den „Smart<br />
Services“ ein eigenes Schlagwort geprägt.<br />
Es ist wichtig, dass diese Ebenen<br />
und Initiativen, die es derzeit gibt, auch<br />
zusammengeführt werden.<br />
Eine Ihrer Aufgaben ist es, Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter auf technologische<br />
Veränderungen vorzubereiten.<br />
Wie ist deren Bereitschaft, sich auf<br />
neue Methoden einzulassen?<br />
Ich mag zwar den Begriff „Digital Native“<br />
nicht so gerne, aber es ist schon<br />
so, dass junge Menschen Informationen<br />
und Technologien besser annehmen<br />
als Ältere. Der Bedarf an Technologieunterstützung<br />
ist sehr hoch. Man kann<br />
aber die Ausbildung nicht einfach in<br />
einem Schritt digital machen. Analoge<br />
Lernmethoden sind in vielerlei Hinsicht<br />
auch für die neuen Arbeitsverhältnisse<br />
noch gut geeignet. Es geht also<br />
nicht darum, analoges Lernen abzuschaffen,<br />
sondern alle Lernmöglichkeiten<br />
geschickt zu verknüpfen. Ich sehe<br />
auch die Lehrer in der Pflicht. Nur darauf<br />
zu verweisen, dass die technischen<br />
Möglichkeiten oder die Infrastruktur<br />
an den Berufsschulen fehlen, ist zu<br />
wenig. Auch wenn in vielen Schulen<br />
die Rahmenbedingungen besser sein<br />
könnten.<br />
Sollten Lehrkräfte, die selbst<br />
aktiv werden wollen, sich an die<br />
Betriebe als Partner wenden?<br />
Auf jeden Fall. Die Unternehmen<br />
haben ein vielschichtiges Interesse an<br />
einer Digitalisierung ihrer eigenen Ausund<br />
Weiterbildungsprozesse. Das hat<br />
für sie auch eine gute Außenwirkung,<br />
denn vielen Unternehmen bietet die<br />
Digitalisierung eine Möglichkeit, sich<br />
als modern und innovativ darzustellen.<br />
So können solche Projekte zum Beispiel<br />
auch als Ausbildungsmarketingtool<br />
funktionieren – ganz abgesehen davon,<br />
dass die nachwachsenden Mitarbeiter<br />
neue Technologien so auch selbst besser<br />
in die Arbeit integrieren können. ■<br />
Im Überblick:<br />
»»<br />
Bei der Digitalisierung der<br />
Arbeitswelt sollten Produktfertigung<br />
und Dienstleistungen<br />
wie Wartung und Auftragsbearbeitung<br />
zusammengedacht werden.<br />
»»<br />
Die Aus- und Weiterbildung spielt<br />
bei diesen Digitalisierungsprozessen<br />
eine wichtige Rolle.<br />
»»„Wearable Devices“, also tragbare<br />
Hilfsmittel wie AR-Brillen, werden<br />
bereits für Dienstleistungen wie<br />
Wartung und Reparatur eingesetzt.<br />
8 | ›› <strong>BILDUNGSPRAXIS</strong> – <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>