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19<br />
Die<br />
Nützlichmacher<br />
Pflanzenschädlingen mit Chemiekeulen zu Leibe zu rücken, mag effektiv sein.<br />
Viel besser aber ist es für Ihren Balkon und Ihren Garten, wenn Siesich<br />
mit den natürlichen Feinden von Blattlaus und Co.verbünden<br />
dünnt versprüht. Auch Ackerschachtelhalm<br />
lässt sich zu einer<br />
wirksamen Substanz verarbeiteten<br />
(24 Stunden mit<br />
Wasser ziehen lassen, dann eine<br />
halbe Stunde kochen und<br />
durchsieben), den Extrakt gibt<br />
es auch fertig im Gartenhandel.<br />
Zwiebeln und Knoblauch<br />
sind ebenfalls bewährte Zutaten<br />
für Jauchen und Spitzbrühen,<br />
sie helfen auch gegen Milben<br />
und Pilzkrankheiten. Genauso<br />
Rainfarn, auch ein heimisches<br />
Wildkraut, das<br />
allerdings giftig ist und daher,<br />
wenn überhaupt, mit viel Umsicht<br />
zu behandeln ist.<br />
Außer solchen Sofortmaßnahmen<br />
sollten wir es nützlichen<br />
Tieren so angenehm wie<br />
möglich machen: Mit Hecken<br />
und Nistkästen für Vögel, mit<br />
umgedrehten, mit Holzwolle<br />
oder Heu gefüllten Blumentöpfen<br />
für Ohrenkneifer, mit<br />
nahrhaften Blüten für Florfliegen,<br />
die sich von Nektar, Pollen<br />
und Läusen ernähren.<br />
Laufkäfer, die Läuse, Kartoffelkäfer,<br />
Schnecken und<br />
Drahtwürmer verzehren, freuen<br />
sich über Totholz, Laub<br />
oder Steine, unter denen sie<br />
sich verstecken können.<br />
Schlupfwespen legen ihre Eier<br />
–200 bis 1000 pro Weibchen –<br />
direkt in Blattläuse, sie überwintern<br />
im Baumschnitt und<br />
in abgestorbenen Pflanzenteilen.<br />
Auch Marienkäfer<br />
und ihre Larven, Raubwanzen<br />
und Spinnentiere sind hungrige<br />
Helfer, ihnen nützt ein wenig<br />
„Unordnung“ im Garten<br />
zum Überleben und Überwintern.<br />
Es lohnt sich, bei Blattlausbefall<br />
genau hinzuschauen: Zwischen<br />
Ameisen, die Blattläuse<br />
lieben, umsorgen und auch<br />
verteidigen, weil sie deren süße<br />
Ausscheidungen fressen,<br />
finden sich oft auch die hungrigen<br />
Feinde. Obwohl einige davon<br />
–Ohrenkneifer oder knubbelige<br />
Larven –wirklich nicht<br />
sehr hübsch aussehen, ist es<br />
wichtig, sie kennenzulernen,<br />
damit wir sie nicht versehentlich<br />
töten. Man kann Marienkäfer-<br />
und Florfliegenlarven<br />
auch kaufen. Sinnvoller und<br />
günstiger ist es, die vorhandenen<br />
Populationen ihr Gleichgewicht<br />
finden zu lassen.<br />
Die eleganteste Art der Prophylaxe<br />
ist vorausschauende<br />
Gartenplanung: Zwischen bedrohten<br />
Pflanzen sollten Lavendel,<br />
Bohnenkraut, Knoblauch<br />
oder Zwiebeln wachsen,<br />
ihren Geruch mögen Läuse<br />
Dieärgsten<br />
Plagegeister<br />
sindoft<br />
Schnecken.<br />
nicht. Gegen schädliche Fadenwürmer<br />
im Boden helfen<br />
Studentenblumen im Gemüsebeet,<br />
deren Blüten, sofern ungefüllt,<br />
zudem nützliche Insekten<br />
anziehen.<br />
Kohlraupenbefall vermeidet<br />
man durch Mischkulturen mit<br />
Tomaten, Sellerie oder Spinat<br />
– der Geruch ihrer Blätter<br />
überdeckt das anziehende<br />
Kohlaroma, auch die Möhrenfliege<br />
führt man mit zwischen<br />
Karotten gepflanzten Zwiebeln<br />
in die Irre.<br />
Auch im Garten sind Monokulturen<br />
anfälliger für unerwünschte<br />
Gäste. Ein hübsches,<br />
durchdachtes Durcheinander<br />
hält viele Schädlinge ab oder<br />
zumindest in Grenzen.<br />
Pilzkrankheiten wie Echter<br />
und Falscher Mehltau oder<br />
Kräuselkrankheit werden je<br />
nach Erreger mit Ackerschachtelhalmbrühen<br />
oder anderen<br />
Kräutermitteln bekämpft.<br />
Manche Gärtner<br />
schwören auf verdünnte<br />
Milch, deren Bakterien die Pilze<br />
bekämpfen. Befallene Blätter<br />
werden entfernt und nicht<br />
auf dem Komposthaufen, sondern<br />
in der Biotonne entsorgt.<br />
Natürlich sind gesunde, gut<br />
an den Standort angepasste<br />
Gartenbewohner robuster als<br />
die sprichwörtliche „Treibhauspflanze“<br />
–schnell hochgezogen,<br />
an Insektizide gewöhnt<br />
und oft sehr zart im<br />
Blatt, leiden sie mehr unter einer<br />
Schädlingsattacke als bei<br />
Wind und Wetter langsam gewachsenes<br />
Grün.<br />
Die ärgsten Plagen sind oft<br />
Schnecken, jedenfalls, wenn<br />
der Sommer nicht so trocken<br />
ist wie der letzte. Hier helfen<br />
nur ein Schneckenzaun, eine<br />
Bierfalle und das Absammeln<br />
und, wenn man Glück hat, Igel,<br />
Blindschleichen, Kröten, Frösche,<br />
Spitzmäuse, Maulwürfe,<br />
Eichhörnchen oder der gefleckte<br />
Tigerschnegel, eine<br />
große Nacktschnecke, die von<br />
anderen Nacktschnecken lebt.<br />
Verzichtet man also auf Gift<br />
und bietet Lebensraum, stellen<br />
sich Nützlinge von Florfliege<br />
bis Igel ganz von alleine ein.<br />
Sie machen den Garten mit der<br />
Zeit zu einem vielfältigen, ausbalancierten<br />
Biotop, in dem<br />
Läuse, Raupen oder Schnecken<br />
schon mal gefressen werden,<br />
bevor wir sie überhaupt<br />
bemerken.<br />
Sabine Rohlfs