Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KULTUR<br />
SEITE15<br />
BERLINER KURIER, Donnerstag, 15. August 2019<br />
Der Chronist<br />
Brandenburgs<br />
Zwei der Fotografie-Collagen<br />
sind 50 Meter lang und Im Theodor-Fontane-Jahr konfrontiertder<br />
3,50 Meter hoch. Sie zeigen die<br />
Havel und einen Teil der Oder Multimediakünstler Götz LembergMotive des Dichters mit<br />
zwischen Frankfurt und<br />
Kuhns<br />
Schwedt. „Dort schipperte Fontane<br />
lang und beschrieb das<br />
der heutigen Wirklichkeit –inmonumentalen Aufnahmen Kulturstück<br />
sehr eindrucksvoll“, sagt der<br />
<strong>Berliner</strong> Multimediakünstler<br />
Helmut Kuhn<br />
Götz Lemberg (56). Die Bilder<br />
schaut,liest<br />
beschreiben die Ost- und Westgrenze<br />
Brandenburgs. „Ich bin Multimediakünstler<br />
Der <strong>Berliner</strong><br />
und hörtfür<br />
den KURIER.<br />
auf dem Fluss und gucke ins Götz Lembergbeim<br />
Land. Da siehst du, bildlich gesprochen,<br />
bis nach Berlin.“ mit dem <strong>Berliner</strong><br />
Interviewtermin<br />
Überhaupt könne man Brandenburg<br />
ohne Berlin gar nicht<br />
wachsen in der Nähe von Köln,<br />
KURIER.<br />
denken –und umgekehrt. „Es<br />
ist an der Zeit, dass diese Beziehung<br />
geklärt wird“, sagt Lemberg.<br />
studierte er Amerikanistik und<br />
Geschichte. Als Lichtkünstler<br />
machte er sich einen Namen.<br />
Für seine Ausstellung<br />
Seine Rauminstallation „Ex<br />
„Konstruierte Wirklichkeit.<br />
Animo“ im Französischen Dom<br />
Die Mark ist heute Bundesland“<br />
hat er über 10000 Fotos<br />
sahen über 70000 Besucher.<br />
Aus formalen Gründen musste<br />
geschossen. 150 davon sind<br />
er die Kuppel dafür ein Jahr<br />
jetzt in der St.-Marien-Kirche<br />
in Frankfurt (Oder) zu sehen.<br />
Schon aus Platzgründen bietet<br />
der gotische Sakralbau einen<br />
perfekten Rahmen. 45 Minuten<br />
dauert die Fahrt mit dem<br />
Zug, alle Stunde. Das Erlebnis<br />
lohnt die Mühe allemal: „Selbst<br />
wer die Bilder nicht mag, ist<br />
durch den Besuch der großartigen<br />
Kirche beeindruckt“, sagt<br />
lang symbolisch pachten –und<br />
sorgte nebenbei bei über 1000<br />
Hochzeiten fürs rechte Licht.<br />
Lembergs Thema ist seit vielen<br />
Jahren „die Identität Brandenburgs“.<br />
Schon in seiner Ausstellung<br />
„Havelcuts. Porträt einer<br />
Flusslandschaft“ setzte er<br />
sich mit dem Land auseinander.<br />
„Was macht eigentlich Brandenburg<br />
aus? Brandenburg ist<br />
Lemberg bescheiden.<br />
heterogen, widersprüchlich,<br />
Hintergrund ist das Fontane-<br />
Jahr, das im März eingeläutet<br />
wurde. Es ist das 200. Geburtsjahr<br />
des Dichters, der seinen<br />
Apotheker-Beruf an den Nagel<br />
hing, um zu schreiben. Berühmt<br />
sind seine fünfbändigen<br />
ungeschönt und landschaftlich<br />
wenig dramatisch“, sagt der<br />
Künstler. „Das macht auch seinen<br />
Reiz aus. Es ist eine Landschaft<br />
auf den zweiten Blick.“<br />
So wie seine Bilder. Er betrachtete<br />
die Spree aus urbaner<br />
„Wanderungen durch Brandenburg“.<br />
Sicht, als nächstes wird er die<br />
Lemberg ging diesen<br />
Spuren nach.<br />
Oder als grenz- und verbindenden<br />
Strom deutsch-polnischer<br />
Es entstanden Bilder, Collagen,<br />
Geschichte belichten. Vier<br />
scheinbar zerschnittene<br />
Bildbände und ein Fontane-Le-<br />
Panorama-Aufnahmen. Auf<br />
sebuch entstehen daraus. „Fontane<br />
den ersten Blick stimmt alles.<br />
Die Winkel, Giebel der Häuser<br />
passen, die Farben der Flusslandschaften,<br />
der Bäume, Felder.<br />
Und dann stimmt etwas<br />
fundamental gar nicht mehr.<br />
Alle „Teil“-Aufnahmen sind zu<br />
unterschiedlichen Zeiten und<br />
an völlig verschiedenen Orten<br />
Brandenburgs entstanden.<br />
So hat Lemberg allein mehr<br />
als sechzig „Fontane-Straßen“<br />
abgelichtet. Fünf davon hat er<br />
hat mit seinen Wanderun-<br />
gen und anderen Büchern ein<br />
Bild Brandenburgs geschaffen.<br />
Ich wollte dieses Bild mit der<br />
Gegenwart konfrontieren.“<br />
Lemberg tut nicht weniger als<br />
der Schriftsteller. Sein Monumentalwerk<br />
ist ein historisches<br />
Dokument. Am Ende wird man<br />
sagen können: So war Brandenburg<br />
in den Zehner Jahren. Er<br />
ist der Chronist Brandenburgs<br />
unserer Zeit.<br />
zu einer langen „Fontane-Straße“<br />
zusammengesetzt, auf jeder<br />
ist das Schild zu lesen. Erst<br />
„Konstruierte Wirklichkeit.Die Mark<br />
auf den zweiten Blick passt<br />
ist heute Bundesland“, Götz Lemberg,<br />
nichts zusammen. Lemberg trachters neu zusammenzusetzen.<br />
Manchmal gegensätzlich, „Das ist auch immer eine Re-<br />
würde seinem Vorhaben nicht Frankfurt(Oder), 16.8. –30.9., Lese-<br />
der illusionistischen Malerei. Ausstellung zu reduzieren, Ausstellung, St.-Marien-Kirche<br />
zerteilt Wälder, Seen, Orte,<br />
bricht das ganze Land auseinander<br />
um alles im Auge des Be-<br />
l’oeil, ein „Täusche das Auge“ sagt Lemberg. Ihn auf diese Frankfurt (Main) und aufge-<br />
Euro) im Braus<br />
manchmal wie ein Trompe flexion über die Fotografie“, gerecht werden. Geboren in buch (8 Euro) und Bildband (24,95<br />
Verlag<br />
Foto: Sabine Gudath