20.09.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 19.09.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

*<br />

REPORT<br />

Eine Fahrt<br />

mit der Seilbahn<br />

bietet ein tollen<br />

Blick auf die<br />

Hochhäuser von<br />

Marzahn<br />

Von<br />

ELMAR SCHÜTZE<br />

Berlin – Sie war die Attraktion<br />

der Internationalen Garten-<br />

Ausstellung in Marzahn 2017:<br />

Auf der anderthalb Kilometer<br />

langen Trasse der Seilbahn<br />

wurden mehr als drei Millionen<br />

Fahrten absolviert. Mit Schließung<br />

der IGA stellte sich die<br />

Frage, ob –und wenn ja, wie –<br />

die Seilbahn ins Nahverkehrsnetz<br />

eingebunden werden<br />

kann. Aktuell laufen Verhandlungen.<br />

Doch eine Lösung erscheint<br />

alles andere als einfach.<br />

Das liegt vor allem daran, dass die<br />

Seilbahn ein Zuschussgeschäft ist.<br />

Errichtet wurde sie zur IGA von<br />

der Firma Leitner Ropeways aus<br />

Südtirol. Sie betreibt die Bahn von<br />

Anfang an im Auftrag der landeseigenen<br />

Grün Berlin GmbH, die<br />

die Gärten der Welt und den<br />

Kienbergpark verwaltet.<br />

Derzeit kostet eine Hin- und<br />

Rückfahrt 6,50 Euro. Das klingt<br />

nach viel Geld, deckt aber nicht<br />

einmal die Kosten für die Strecke<br />

mit den zwei Endpunkten „Kienbergpark“<br />

in Hellersdorf und<br />

„Gärten der Welt“ in Marzahn<br />

und der Station „Wolkenhain“ dazwischen.<br />

Das liegt in erster Linie<br />

am Rückgang der Fahrgastzahl<br />

seit Ende der IGA. Exakte Zahlen<br />

veröffentlicht Leitner nicht. Sprecherin<br />

Tanja Terruli sagte dem<br />

KURIER, dass man „an den Wochenenden<br />

in der Saison bis zu<br />

18 000 Fahrgäste“ habe. Und das<br />

sei deutlich mehr als noch im Februar,<br />

als man an manchen Wochenenden<br />

nur 12 000 Tickets<br />

verkauft habe. Über die Frequenz<br />

an Werktagen sagte sie nichts.<br />

Der Vertrag mit dem Land Berlin<br />

läuft Ende 2020 aus.<br />

Von der Grün Berlin GmbH war<br />

am Mittwoch nur eine dürre Mit-<br />

teilung zu erhalten, wonach man<br />

sich in Verhandlungen mit Leitner<br />

befinden. Es würden mögliche<br />

Betriebsmodelle ab 2021 besprochen<br />

und geprüft. Ziel sei es,<br />

den „langfristigen Betrieb der<br />

Seilbahn als barrierefreies, nachhaltiges<br />

Verkehrsmittel und Besucherattraktion<br />

zu sichern“.<br />

Zu klären wird sein, wie die Seilbahn<br />

in den öffentlichen Nahverkehr<br />

integriert werden kann –<br />

wer immer auch Betreiber sein<br />

wird. Im Haushalt für das Jahr<br />

2021 soll dafür ein Million Euro<br />

zur Verfügung stehen. Außerdem<br />

soll es bereits Anfang 2020 Gespräche<br />

mit der BVG über „Kombiticket-Lösungen“<br />

geben.<br />

Am politischen Willen fehlt es<br />

jedenfalls nicht. „Meiner Meinung<br />

nach sollte es für BVG-Kunden<br />

einen reduzierten Preis für<br />

die Nutzung der Seilbahn geben“,<br />

sagte der Linke-Verkehrsexperte<br />

Kristian Ronneburg. SPD-Verkehrspolitiker<br />

brachten die Bahn<br />

als Modell für den Technologiepark<br />

ins Spiel. Dieser soll auf dem<br />

Gelände des Flughafens Tegel<br />

entstehen, wenn erst einmal der<br />

BER in Betrieb gegangen ist.<br />

Hierzulande hat es in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder<br />

Initiativen für Seilbahnen in<br />

Großstädten gegeben. Neben der<br />

laufenden Machbarkeitsstudie<br />

für München (siehe Text rechts),<br />

ist ein Projekt in Köln in Planung.<br />

Die Stadtverwaltung will, dass eine<br />

Seilbahn den Hauptbahnhof<br />

mit der Messe verbindet.<br />

Doch es gibt auch Rückschläge<br />

für Seilbahn-Fans. So scheiterten<br />

Projekte in Hamburg und Wuppertal<br />

am Bürgerwillen. In Hamburg<br />

wäre die Bahn nicht ans Netz<br />

des öffentlichen Bahnverkehrs<br />

angeschlossen gewesen, in Wuppertal<br />

wollten Anwohner nicht<br />

hinnehmen, dass man ihnen aus<br />

den Gondeln in die Wohnungen<br />

hätte gucken können.<br />

Eine Seilschaft<br />

für die Seilbahn<br />

Die IGA in Marzahn ist längst<br />

Geschichte. Doch die Gondeln<br />

sollen weiter fahren<br />

Kann losghehen:<br />

IGA-Besucher<br />

Deborah, Steffen<br />

und Grace Engler<br />

Foto: dpa

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!