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Touring Oktober 2019

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Mein VW Karmann-Ghia<br />

Zuverlässige Mechanik gepaart mit eklusiver<br />

arosserie. ahre ung und<br />

auf der eigentlichen Suche nach einem<br />

gebrauchten VW­äfer tauchte diese<br />

seltene Perle auf: Der er­VW armann­Ghia<br />

wurde im Frühahr zu<br />

einem lächerlichen Preis angeboten,<br />

weil niemand ihn haben wollte. Trotz<br />

seines Alters von ahren hatte er nur<br />

ilometer zurückgelegt, und die<br />

ehemalige Besitzerin, die Frau eines<br />

Arztes in euenburg, hatte ihn sehr gut<br />

gepflegt. VW brachte dann die erste<br />

Serie des eckigen Golf GT auf den<br />

Markt. Die waren so aerodynamisch<br />

wie ein Schuhkarton. hre Besitzer<br />

dekorierten sie mit Frontspoilern und<br />

ebensolchen u chen schaufeln auf<br />

der ückseite, was die Gefährte noch<br />

männlicher machte! Und sie hielten<br />

sich für besonders originell ch hingegen<br />

verfiel dem armann­Ghia, insbesondere<br />

die Form und Farbe der<br />

arosserie haben es mir angetan. Es<br />

scheint, dass sein Designer eine Wolke<br />

stilisieren wollte. Er erhielt sofort rote<br />

und schwarze ängslinien, die mich auf<br />

der Strasse erkennbar machten. Später<br />

Liebe auf den ersten Blick<br />

33 Jahre war ich der glückliche<br />

Besitzer des VW Karmann-Ghia<br />

Liebe geht durch<br />

wurde ein von mir restauriertes und<br />

modifiziertes olzlenkrad mit passendem<br />

Schaltknauf eingebaut. An den Türen<br />

auf beiden Seiten montierte ich verchromte<br />

Aussenspiegel, um eine gute<br />

undumsicht zu gewährleisten. Seine<br />

bescheidene raft machte ihn auf der<br />

Autobahn lächerlich. Doch der ärm<br />

der ühlturbine war eine wahre Freude<br />

beim eisen! Der flat air­cooled­<br />

Motor von Ferdinand Porsche wird bei<br />

vielen Autofahrern Erinnerungen<br />

wachrufen, hat er doch als einer der<br />

Ersten die Wolfsburger Werkstätten<br />

verlassen. m Sommer habe ich<br />

ihn schliesslich an ein unges Paar mit<br />

einem kleinen Sohn verkauft. Er wird<br />

restauriert und noch lange fahren. Es<br />

ist eine Seite in seinem Geschichtsbuch,<br />

die umgeblättert wurde. Das Auto war<br />

ahre in meinem Besitz. Wenn es<br />

noch ein zweites Autoleben lang fährt,<br />

dann aus ostalgie. ch träume immer<br />

noch von ihm. urz gesagt: eine fantastische<br />

Erinnerung an die ugendzeit!<br />

Stephan Bollinger<br />

Das erste Mal<br />

war das Angebot an Autos, welche<br />

sich ein kaufmännischer ehrling mit<br />

Fr. Monatslohn leisten konnte, bescheiden.<br />

Das damalige Mass der Dinge<br />

war der V, welchen ich als fünf-<br />

ährige Occasion für Fr. in einer<br />

itron­ Garage kaufte. Die Fahrschule<br />

für die Prüfung kostete damals lediglich<br />

Fr. Den Fritzli, wie er fortan heissen<br />

sollte, habe ich dann umgehend vom<br />

eher langweiligen Grün auf Silber umgespritzt<br />

und einen imposanten schwarzen<br />

GT­Streifen angebracht. Das ätsel<br />

des vermeintlich günstigen aufpreises<br />

zeigt sich auf Probefahrten ohne Motorhaube.<br />

Beim Bremsen stieg der Motor<br />

um ein ganze Vergaserhöhe an, um sich<br />

beim Gasgeben wieder auf ormalposition<br />

zu bringen. Das hassis war beidseitig<br />

gebrochen, und ich reparierte es<br />

mit zwei dicken Stahlplatten gleich selber.<br />

Die erste sechswöchige Auslandreise<br />

führte mich mit einem Freund<br />

nach Portugal. Dass der Wagen nur über<br />

bescheidene PS verfügte, tat unserer<br />

Begeisterung keinen Abbruch. ch freute<br />

mich sehr auf das Wiedersehen mit meiner<br />

damaligen Freundin Meisa, welche<br />

mich in issabon ihren Eltern vorstellen<br />

wollte. Weder andy noch GPS waren<br />

erfunden. Damals gab es fast keine Autobahnen,<br />

und wir fuhren durch Spanien<br />

noch lange über unasphaltierte Stras sen<br />

die Spezialität des V. Die in­ und<br />

ückfahrt schafften wir unfallfrei, auch<br />

wenn die fliegenden Fahrerwechsel mit<br />

Tempo auf einsamen andstrassen<br />

von ugendlichem bermut zeugten. Die<br />

ückfahrt durch Frankreich gestaltete<br />

sich schwieriger. Der Wagen liess sich<br />

nicht mehr schalten. nsgesamt dreimal<br />

haben wir auf offener andstrasse den<br />

Motor ausgebaut, des ätsels ösung:<br />

Die zentrale Mutter der Fliehkraftkupplung<br />

hatte sich gelöst und presste mit<br />

hohem Druck gegen die upplung. ch<br />

konnte mit aktuell drei V­Oldtimern<br />

etwas ostalgie in die heutige Zeit retten,<br />

fahre aber im Alltag nur noch ein<br />

rein elektrisch angetriebenes Auto.<br />

Joe De Boni<br />

86 touring | <strong>Oktober</strong> <strong>2019</strong>

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