RegioBusiness - Oktober 2019
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12 Umwelt & Recycling<br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2019</strong> I Jahrgang 18 I Nr. 207<br />
Kreislaufwirtschaft ist Klimaschutz<br />
Ein Blick auf die gängigen Verpackungen zeigt: Recycling ist nicht immer einfach umzusetzen.<br />
VON HERIBERT LOHR<br />
Nur gut 14 Prozent der in<br />
Wirtschaft eingesetzten<br />
Rohstoffe sind Recyclingrohstoffe.<br />
Obwohl auch in der Region<br />
die Kreislaufwirtschaft gut<br />
entwickelt ist, ist der Verbrauch<br />
an natürlichen Ressourcen höher<br />
als nachwachsen können. Die Abfallwirtschaft<br />
ist als Branche<br />
enorm wichtig, um Energie zu sparen,<br />
CO 2<br />
-Emissionen zu verringern<br />
und natürliche Rohstoffquellen<br />
zu schonen. Gelänge es etwa,<br />
den aktuellen Wert von 14 Prozent<br />
zu verdreifachen, würde die<br />
Kreislaufwirtschaft genauso viele<br />
CO 2<br />
-Emissionen einsparen wie die<br />
gesamte Branche der Erneuerbaren<br />
Energien derzeit erzeugt.<br />
Bis zum Jahr 2030 wird nach Expertenmeinung<br />
der Kreislaufwirtschaft<br />
ein Zuwachs von bis zu<br />
760 000 Arbeitsplätzen prognostiziert.<br />
Sie würde dann mehr Jobs<br />
stellen als derzeit die Autoindustrie.<br />
Der Schritt vom Ressourcenverbrauch<br />
zum Ressourcengebrauch<br />
ist der wohl wichtigste<br />
Schritt, zu einer nachhaltig ausgerichteten<br />
Wirtschaft. Der Bundesverband<br />
der Deutschen Entsorgungs-,<br />
Wasser und Rohstoffwirtschaft<br />
(BDE) hat dazu unter anderem<br />
Mindesteinsatzquoten gefordert,<br />
um so die Nachfrage nach<br />
Recyclingrohstoffen wirksam zu<br />
fördern und so auch den Markt<br />
für die heimischen Betriebe berechenbar<br />
zu machen. Nach Überzeugung<br />
des Verbandes sollte recyclingfreundliche<br />
Produkte<br />
durch ein Recycling-Label unterstützt<br />
werden um das Einkaufsverhalten<br />
der Konsumenten zu steuern.<br />
Generell, so der Verband,<br />
muss die Infrastruktur für Sammlung<br />
und Aufbereitung vieler Produkte<br />
noch verbessert werden,<br />
etwa bei Elektronikschrott oder<br />
gefährlichen Batterien. Für Lithium-Ionen-Akkus<br />
aus Hausgeräten<br />
und Verkehrsmitteln hält der<br />
Verband eine Pfandsystem für<br />
sinnvoll.<br />
Wachsende Branche<br />
Wie wichtig eine funktionierende<br />
Abfallwirtschaft ist, soll die Betrachtung<br />
von Verpackungabfall<br />
deutlich machen. In Deutschland<br />
fielen zuletzt rund 19 Millionen<br />
Tonnen Verpackungsabfall an.<br />
Laut Umweltbundesamtes (UBA)<br />
entspricht das in etwa 223 Kilogramm<br />
Verpackungsabfall pro<br />
Kopf. Der Durchschnitt in Europa<br />
liegt bei etwa 170 Kilogramm. 70<br />
Prozent des Verpackungsabfalls<br />
wurden dem Recycling zugeführt,<br />
der Rest wurde großteils energetisch<br />
verwertet, also verbrannt.<br />
Maria Krautzberger, Präsidentin<br />
des UBA: „Wir produzieren viel zu<br />
viel Verpackungsmüll. Das ist<br />
schlecht für die Umwelt und für<br />
den Rohstoffverbrauch. Deshalb<br />
müssen wir das Recycling und<br />
den Rezyklateinsatz weiter stärken.“<br />
Die Recyclingquote variiert bei<br />
den unterschiedlichen Verpackungen.<br />
Vergleichsweise hoch ist sie<br />
bei Glas (85,5 Prozent), Papier/<br />
Karton (88,7 Prozent), Aluminium<br />
(87,9 Prozent) und Stahl<br />
(92,1 Prozent). Bei Kunststoffen<br />
(49,7 Prozent) und bei Holz (26<br />
Prozent) ist sie vergleichsweise<br />
niedrig.<br />
Gerade Kunststoffverpackungen<br />
sind aufgrund der Materialvielfalt<br />
aber häufig auch schwierig zu sortieren<br />
und recyceln. Trotzdem<br />
wurde zuletzt erstmals mehr<br />
Kunststoff recycelt als der energetischen<br />
Verwertung zugeführt.<br />
Seit Anfang dieses Jahres ist das<br />
neue Verpackungsgesetz in Kraft.<br />
Damit muss zumindest das Kunststoffrecycling<br />
der Verpackungen<br />
Normalität: Schon bei der Verpackung von alltäglichen Gütern wie<br />
Joghurt werden unterschiedliche Materialien verwendet. Das schafft<br />
in der Kreislaufwirtschaft einige Probleme.<br />
Foto: dpa<br />
weiter gesteigert werden. Zunächst<br />
liegt die Quote bei 58,5<br />
Prozent, ab dem Jahr 2022 bei 63<br />
Prozent. Dies betrifft alle Verpackungen,<br />
mit denen sich Hersteller<br />
bei dualen Systemen beteiligen<br />
müssen und die über die Wertstoffsammlungen<br />
(Glas-, Papiersammlung,<br />
Gelber Sack, Gelbe Tonne,<br />
Wertstofftonne und Wertstoffhöfe)<br />
entsorgt werden. Der Anteil von<br />
privaten Endverbrauchern an der<br />
Gesamtmenge betrug 47 Prozent<br />
(insgesamt 8,7 Millionen Tonnen).<br />
Das sind 104 Kilogramm<br />
pro Kopf. Die Ursachen für den<br />
nach wie vor hohen Verpackungsverbrauch<br />
sind vielfältig. Da sind<br />
zusätzliche Funktionen der Verpackungen<br />
wie Dosierhilfen oder<br />
aufwendige Verschlüsse aber<br />
auch der Trend hin zu kleineren<br />
Portionen anstatt Großverpackungen,<br />
zu Versandhandel anstatt<br />
Vor-Ort-Kauf und zu Außer-Haus-<br />
Verzehr.<br />
Immerhin: Der Verbrauch von<br />
Kunststoffverpackungen der privaten<br />
Endverbraucher nahm leicht<br />
ab und liegt bei etwa 24,9 Kilogramm<br />
pro Kopf. Dafür wurden<br />
mehr Glas- und Aluminiumverpackungen<br />
verwendet, was darauf<br />
schließen lässt, dass diese Kunststoffverpackungen<br />
zu Teil ersetzen.<br />
Glas und Aluminium sind in<br />
der Herstellung jedoch sehr energieintensiv.<br />
Maria Krautzberger:<br />
„Kunststoff durch andere Verpackungsmaterialien<br />
zu ersetzen ist<br />
deshalb nicht immer ökologisch<br />
sinnvoll. Besser wäre es, weniger<br />
Verpackungsmaterial zu nutzen<br />
und die Verpackungen weniger<br />
aufwändig zu gestalten.“<br />
Etwa elf Prozent der Verpackungsabfälle<br />
werden exportiert. Bei Papier-<br />
und Kartonabfällen sind Import<br />
und Export ausgeglichen, bei<br />
den Glasverpackungen wurde<br />
mehr importiert als exportiert.<br />
10,6 Prozent der Kunststoffverpackungsabfälle<br />
wurden zuletzt exportiert,<br />
importiert wurde laut<br />
UBA hingegen nichts.<br />
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Klimaschutz-Plus endet am 30.11.<strong>2019</strong><br />
Eine nahtlose Verlängerung der Antragsfrist ist laut UM-BW beabsichtigt.<br />
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Ziele im Bereich der CO2-Reduzierung und<br />
Erweiterung der Klimaschutzaktivitäten in<br />
Baden-Württemberg weiter forcieren und<br />
endet gemäß der festgelegten Laufzeit.<br />
Andreas Schneider<br />
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