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Berliner Kurier 08.10.2019

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*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Gefährlicher<br />

Egoismus<br />

Von<br />

Marina<br />

Kormbaki<br />

Löst eure Probleme doch<br />

selbst –diese Botschaft<br />

hat US-Präsident Donald<br />

Trump am Montagvia Twitter<br />

an Europäer und Türken<br />

gesendet. An ihnensei es, für<br />

Sicherheit in ihrernahöstlichenNachbarschaft<br />

zu sorgen.Selten<br />

zuvor war die<br />

neueamerikanische Selbstbezogenheit<br />

so klar zu erkennen.<br />

Trumps Argument<br />

ist nicht ganz von der Hand<br />

zu weisen. Dennochist der<br />

US-Abzugfalsch –weil er<br />

abrupt und unkoordiniert erfolgt.<br />

Und weil er Folgen haben<br />

könnte, die die Region<br />

nochweiterins Unheil stürzen.<br />

Die USA lassen derTürkei<br />

freie Hand im Norden Syriens.<br />

Eigentlich wollte die<br />

türkische Regierung dort<br />

eine„Sicherheitszone“ einrichten.<br />

Bei aller Kraftmeierei<br />

weiß PräsidentRecep<br />

Tayyip Erdogan um die Gefahr.<br />

Die kurdischen YPG-<br />

Milizen sind im Kampf gegen<br />

den „Islamischen Staat“mit<br />

US-Hilfe professionell aufgerüstet<br />

worden. Sollte Erdogan<br />

wirklich die militärische<br />

Konfrontationsuchen, wird<br />

die Türkei die Folgen zuerst<br />

spüren: Tote Soldaten, mehr<br />

Flüchtlinge,ein Wiederaufflammen<br />

des Kurdenkonflikts<br />

in der Türkei.<br />

Foto: Baderkhan Ahmad/AP/dpa<br />

Die USAlassen derTürkei im NordenSyriens freie<br />

Hand –und Ankara plant nunden Einmarsch<br />

MANN DESTAGES<br />

Albin Kurti<br />

Albin Kurti, ehemaliger Studentenführer<br />

und Rebell, hat<br />

die vorgezogene Parlamentswahl<br />

im Kosovo gewonnen.<br />

Seine bisher<br />

oppositionelle<br />

linke<br />

Partei Vetevendosje<br />

(Selbstverteidigung)<br />

kam bei<br />

einem Auszählungsstand<br />

von<br />

93,7 Prozent<br />

der Stimmen auf 25,8 Prozent,<br />

wie die Zentrale Wahlkommission<br />

in der Nacht zu<br />

Montag mitteilte. Die aus der<br />

Aufstandsmiliz UCK hervorgegangene<br />

Partei PDK stürzte<br />

auf 21,2 Prozent ab.<br />

Foto: Visar Kryeziu/AP<br />

Berlin – Lange waren sie die<br />

besten Verbündetendes Westens<br />

im Kampf gegen den „Islamischen<br />

Staat“: Nun lässt<br />

US-Präsident Donald Trump<br />

plötzlich die Kurden in Syrien<br />

fallen. Ein Einmarsch der<br />

Türkei in die Gebiete scheint<br />

damit unausweichlich.<br />

Staatspräsident Recep<br />

Tayyip Erdogan hat eine<br />

Intervention jedenfalls umgehend<br />

angekündigt.<br />

Die Auswirkungen der Militäraktion<br />

könnten auch für<br />

Deutschland gewaltig sein. Eine<br />

Flüchtlingswelle droht. Die<br />

wichtigsten Fragen und Antworten<br />

zum Konflikt.<br />

▶ Was genau hat Washington<br />

entschieden? DasWeiße Haus<br />

teilte mit, dass die USA ihre<br />

Truppenaus dem Grenzstreifen<br />

im Norden Syriens abziehen<br />

werden. Es handelt sich dabei<br />

um 100 bis 150 Soldaten. Zwar<br />

werde die US-Regierung eine<br />

türkische Militäroffensive in<br />

Nordsyrien nicht unterstützen,<br />

hieß es weiter. Doch das bedeutet<br />

im Umkehrschluss: US-Präsident<br />

Donald Trump, der am<br />

Sonntag mit Erdogan telefonierte,<br />

will sich einer türkischen<br />

Invasion nicht in den Weg stellen.<br />

Trump wischte damit auch<br />

die Bedenken aus dem US-Verteidigungsministerium<br />

und US-<br />

Außenministerium beiseite.<br />

▶ Was plant Erdogan? Er sieht<br />

die kurdischen YPG-Milizen in<br />

Nordsyrien als Terrororganisation<br />

und möchte eine „Sicherheitszone“<br />

unter alleiniger<br />

Kontrolle der türkischen Armee<br />

im Grenzstreifen einrichten. Sie<br />

soll entlang der fast 500 Kilometer<br />

langen türkisch-syrischen<br />

Grenze 30 Kilometer tief nach<br />

Syrien reichen. Die Kurden-Milizen<br />

warfen Washington vor,<br />

die Region zu einem Kriegsgebiet<br />

zu machen. Experten<br />

schließen nicht aus, dass die<br />

kurdischen Soldaten sich auf die<br />

Seite des syrischen Machthabers<br />

Baschar al-Assad schlagen,<br />

um mit dessen Truppen gegen<br />

die Türkei zu kämpfen.<br />

▶ Was geschieht mit den inhaftierten<br />

IS-Kämpfern?<br />

Nach Angaben des Weißen<br />

Hauses soll sich die Türkei um<br />

die in der nordsyrischen Region<br />

inhaftierten IS-Kämpfer kümmern.<br />

Es soll sich dabei um etwa<br />

10000 Kämpfer handeln, unter<br />

ihnen etwa 200, die nicht aus<br />

Syrien stammen. „Die USA werden<br />

sie nicht festhalten“, hießes<br />

in der Stellungnahme. Dies<br />

könne große Kosten für den<br />

amerikanischen Steuerzahler<br />

verursachen. Deutschland,<br />

Frankreich und andere<br />

europäische Länder, aus<br />

denen die IS-Anhänger<br />

stammten, hätten diese<br />

nicht gewollt.<br />

▶ Wie reagiert die<br />

EU? „Wenn die Türkei<br />

völkerrechtswidrig<br />

in Syrien<br />

einmarschiert,<br />

werden viele<br />

Menschen<br />

Foto: Presidential Press/AP

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