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PANORAMA<br />
SEITE33<br />
BERLINER KURIER, Mittwoch, 9. Oktober 2019<br />
NACHRICHTEN<br />
Gedenken an KarelGott<br />
Natascha<br />
Dass sie sich nicht<br />
als gebrochenes<br />
Opfer zeige, werde<br />
ihr immer wieder<br />
vorgeworfen, sagt<br />
Natascha<br />
Kampusch.<br />
Prag –Ein Meer aus Kerzen<br />
und Blumen erstreckt<br />
sich vor der Villa von Karel<br />
Gott in Prag. Vor einer Woche<br />
ist der tschechische<br />
Schlagerstar im Alter von<br />
80 Jahren gestorben. Wie<br />
beliebt er war und wie sehr<br />
er verehrt wurde, ist auch<br />
an diesen vielen Zeichen<br />
des Gedenkens zu sehen.<br />
Tödliche Selfies<br />
Neu Delhi –Bei Selfie-Aufnahmen<br />
sind in Indien vier<br />
Menschen ertrunken. Im<br />
hüfthohen Wasser eines<br />
Flusses machten sechs junge<br />
Leute Selbstporträts, als<br />
einer ausrutschte und alle<br />
mit in die Fluten riss. Darunter<br />
eine frisch verheiratete<br />
Frau. Ihrem Mann (24)<br />
gelang es, sich und seine<br />
Schwester (20) zu retten.<br />
60 Rinder gerettet<br />
Kayhude –Die Feuerwehr<br />
hat im Kreis Segeberg rund<br />
60 Rinder aus einem brennenden<br />
Stall gerettet. Bei<br />
dem Einsatz wurden drei<br />
Menschen leicht verletzt.<br />
Einer von ihnen kam in ein<br />
Krankenhaus. Die Tiere<br />
blieben unverletzt.<br />
Todesurteil für Dealer<br />
Hanoi –Wegen illegalen<br />
Drogenhandels sind in Vietnam<br />
elf Menschen zum Tode<br />
verurteilt worden. Ein<br />
GerichtinHo-Chi-Minh-<br />
Stadt verhängte die Todesstrafe<br />
über acht Mitglieder<br />
eines Drogenrings. Sie sollen<br />
132 Kilo Heroin und 55<br />
Kilo Crystal Meth aus Laos<br />
nach Vietnam geschmuggelt<br />
und dort verkauft haben.<br />
Tiger mit Goldzahn<br />
Maßweiler –Dank eines<br />
Goldzahns kann Tigerdame<br />
Cara in der Pfalz wieder in<br />
voller Schönheit ihr Gebiss<br />
fletschen. In der Tierauffangstation<br />
setzte ein Ärzteteam<br />
der sechsjährigen<br />
Großkatze die Krone während<br />
einer etwa 80-minütigen<br />
Operation ein.<br />
KENO-ZAHLEN<br />
1, 2, 3, 4, 7, 10, 15, 17,18, 23, 35,<br />
40, 45, 47,56, 63, 64, 65, 66,70;<br />
plus-5-Gewinnzahl:<br />
90628 (ohne Gewähr)<br />
Foto: imago images/CTK Photo<br />
Kampusch<br />
Ihr Kampf<br />
gegen den<br />
Hass im<br />
Netz<br />
Seit ihrer Flucht aus dem Keller-Kerker ist die Österreicherin immer wieder Anfeindungen<br />
in sozialen Medien ausgesetzt.Nun teilt sie ihreErfahrungen in einem neuen Buch<br />
Wien –„Am meisten getroffen<br />
hat es mich immer, wenn gesagt<br />
wurde, dass meine Gefangenschaft<br />
nur ein Spaziergang gewesen<br />
wäre“, sagt Natascha<br />
Kampusch. Die Österreicherin<br />
wird seit ihrer Flucht aus einem<br />
Kellerverlies in sozialen Medien<br />
und Online-Foren beschimpft<br />
und beleidigt. Viele Userhätten<br />
ihr den Tod gewünscht. In ihrem<br />
heute erscheinenden Buch<br />
„Cyberneider. Diskriminierung<br />
im Internet“ will die 31-Jährige<br />
ihre Erfahrungen teilen und fordert<br />
härtere Strafen für Cyber-<br />
Mobber.<br />
Eine international agierende<br />
„Internet-Polizei“ schwebt<br />
Kampusch vor, die bei Vergehen<br />
sofort eingreifen und Betroffenen<br />
helfen soll. Vor allem<br />
Frauen würden im Internet<br />
häufig zum Ziel von Mobbern.<br />
Opfer sollten die Angriffe nicht<br />
still ertragen, sondern vielmehr<br />
dokumentieren und die Behörden<br />
einschalten, rät die Wienerin.<br />
Kampusch war als Zehnjährige<br />
auf dem Schulweg entführt<br />
und mehr als acht Jahre lang in<br />
einem Keller gefangen gehalten<br />
worden. Im August 2006 gelang<br />
der damals 18-Jährigen die<br />
Flucht. Stunden später brachte<br />
sich der Entführer um.<br />
Dass sie sich nicht als gebrochenes<br />
Opfer in der Öffentlichkeit<br />
zeige, werde ihr seit ihrer<br />
Selbstbefreiung immer wieder<br />
vorgeworfen: „Sie sehen mich<br />
lächeln und kommen gar nicht<br />
auf die Idee, dass ich mich, gerade<br />
weil ich so viel Schreckliches<br />
durchgemacht habe, so<br />
freue, auf der Welt zu sein und<br />
meine Freiheit zu genießen.“<br />
„Man hat mich schon habgierig,<br />
mediengeil, verlogen<br />
oder fresssüchtig geschimpft“,<br />
schreibt Kampusch in ihrem<br />
dritten Buch. Sie habe lange gebraucht,<br />
um sich von diesen<br />
Worten nicht mehr verletzen zu<br />
„Cyberneider“ vonNatascha<br />
Kampusch, Dach-Verlag, 19,99 Euro<br />
Fotos: Matthias Silveri, H. Schneider/ZERO Werbeagentur/Dachbuch Verlag/dpa<br />
lassen. Wieso ihr so viel Hass<br />
entgegenschlage, habe sie aber<br />
bis heute nicht verstanden. Die<br />
Angst, von anderen instrumentalisiert<br />
zu werden, sei ein ständiger<br />
Begleiterfür sie geworden.<br />
Oft bemerke sie auch, dass Passanten<br />
auf der Straße heimlich<br />
Fotos von ihr machten, die später<br />
in Medien auftauchten.<br />
Kampusch, die selbst auf<br />
Twitter und Instagram aktiv ist,<br />
wolle sich aber trotz der negativen<br />
Seiten nicht gänzlich von<br />
sozialen Medien fernhalten. Sie<br />
erhalte auch positive Zusendungen.<br />
Auf bösartige oder verletzende<br />
Zitate ihr gegenüber<br />
aus dem Netz habe sie auf den<br />
192 Seiten ihres Buches bewusst<br />
verzichtet. „Allerdings<br />
habe ich mich dafür entschieden,<br />
keiner dieser Hasstiraden<br />
unnötig Raum zu geben, denn<br />
den haben sich ihre Verfasser<br />
wahrlich nicht verdient.“