FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 12
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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▼ DAS WIRD MAN DOCH WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN<br />
I<br />
» Braucht Findorff einen Weihnachtsbaum ? «<br />
m Jahr 2014 war die Vorweihnachtszeit in<br />
Findorff noch in Ordnung: Der Verein der<br />
Findorffer Geschäftsleute ließ mit großem<br />
Aufwand an der Kreuzung Hemmstraße/Ecke<br />
Fürther Straße den wohl höchsten Weihnachtsbaum<br />
aufstellen, den man an dieser Stelle jemals<br />
zuvor gesehen hatte – höchstpersönlich ausgesucht<br />
von dem damaligen Vereinsvorsitzenden<br />
Otto Bremicker und seinem Schriftführer.<br />
Auch in den Folgejahren finanzierte man diese schöne, weihnachtliche<br />
Aktion – weiterhin ausschließlich getragen<br />
aus dem Etat des Vereins, der inzwischen einen<br />
anderen Vorstand mit einer neuen 1. Vorsitzenden<br />
gewählt hatte. So weit, so hoch,<br />
so gut. Weil es sich aber begab, dass<br />
die Kosten für die jährliche Aktion<br />
nicht weniger und die Beiträge bei<br />
zugleich stagnierenden Mitgliederzahlen<br />
nicht mehr wurden, entschied<br />
man sich darüber abstimmen<br />
zu lassen, ob der bisherige Traum<br />
von Baum für alle im Stadtteil auch<br />
zukünftig allein von den organisierten<br />
Geschäftsleuten getragen werden sollte –<br />
und siehe da: Die Mehrheit der Mitglieder<br />
stimmte für den Beschluss, einen Weihnachtsbaum<br />
am Platz vor der Jan-Reiners-Lok<br />
nicht mehr aus der Vereinskasse zu<br />
finanzieren.<br />
Ein Gegner der Entscheidung wies<br />
darauf hin, dass man mit der Begründung von zu hohen Kosten<br />
für die Aktion auch die ebenfalls allein vom Verein finanzierte<br />
Winterbeleuchtung im Stadtteil abschaffen könne – und dass<br />
es nichts Schöneres in der Vorweihnachtszeit geben würde,<br />
als leuchtende Kinderaugen unter einem festlich strahlenden<br />
Weihnachtsbaum.<br />
Die Befürworter des Beschlusses hingegen argumentierten, dass<br />
üppige 3.500 Euro – immerhin fast 25 % des gesamten Jahresetats<br />
des Vereins – in einen Baum zu investieren, unverhältnismäßig<br />
sei, zumal der, abgesehen von seiner emotionalen Wirkung,<br />
vermutlich keinerlei geschäftlichen Nutzen für den Umsatz der<br />
23 EinzelhändlerInnen im Verein bringen würde, die teilweise<br />
selbst kleine Bäume vor ihren Geschäften aufstellen – und die<br />
übrigen 45 Mitglieder aus Dienstleistung, Gastronomie und<br />
Handwerk sowieso keinerlei geschäftlichen Mehrwert hätten,<br />
wobei das zuletzt genannte Argument auch für den von den Geschäftsleuten<br />
veranstalteten Nikolaustag und die zum Schulanfang<br />
an Erstklässler kostenlos verschenkten »Flüggebeutel« gilt.<br />
Solche Imagemaßnahmen nutzen nur wenige HändlerInnen,<br />
deren Zielgruppe beispielsweise Kinder und ihre Eltern sind<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 26 | WEIHNACHTSSPECIAL<br />
JA ODER NEIN ?<br />
– wobei die eher sozial ausgerichteten Aktionen vermutlich<br />
wenig bis keinen direkten Umsatz generieren. Ein weiteres<br />
Argument gegen die hohen Kosten der Weihnachtsaktion war,<br />
dass der aufgestellte Baum in der öffentlichen Wahrnehmung<br />
überwiegend dem Bürgerverein Findorff oder der Stadt Bremen<br />
zugeschrieben wird – eine im »Dorff« scheinbar weit verbreitete<br />
Ansicht, der durch professionelle Öffentlichkeitsarbeit zu<br />
begegnen wäre, wenn man die denn könnte und wollte.<br />
Wie auch immer: »Geschenkt« gibt es auch im richtigen Geschäftsleben<br />
eher nichts – auch nicht zu Weihnachten. Über<br />
3.500 Euro in einen grünen Signalgeber zu investieren, der<br />
nur für wenige Tage im Jahr auf ein bekanntermaßen<br />
stets völlig überraschend am 24. Dezember<br />
anstehendes Fest hinweist – darüber kann<br />
man nicht nur unter den Mitgliedern<br />
im Verein, die verstärkt den für sie<br />
individuellen, geschäftlichen Nutzen<br />
von Aktionen und Aktivitäten hinterfragen,<br />
sicherlich weiterhin trefflich<br />
diskutieren. Richtig ist aber auch: Viele<br />
FindorfferInnen hängen an »ihrem« mit<br />
Lichterketten geschmückten Weihnachtsbaum,<br />
weil der ganz einfach zu Weihnachten<br />
eine höchst stimmungsvolle Erscheinung<br />
ist – und zugleich einen emotionalen Mehrwert<br />
bietet. Kein Weihnachtsbaum ist daher auch keine<br />
Lösung.<br />
Vom Himmel fällt ja bekanntermaßen<br />
nichts, wenn man nicht dafür sorgt und<br />
sogar der Weihnachtsmann benutzt<br />
einen von mehreren Rentieren gezogenen Schlitten, um durch<br />
den Kamin kostenlos Geschenke zu verteilen – wobei: Es gibt<br />
Gerüchte, selbst »Father Christmas« sei historisch gesehen einst<br />
von »Coca Cola« erfunden und finanziert worden.<br />
Auch für den großen Findorffer Weihnachtsbaum sollte der<br />
»Schlitten der Finanzierung« zukünftig von mehreren Beteiligten<br />
gemeinsam gezogen werden. Denkbar wäre es, die Kosten<br />
für Fällung, An- und Abtransporte sowie fachgerechte Aufstellung<br />
auf die Schultern mehrerer Akteure in Findorff zu verteilen<br />
– durch Spenden der FindorfferInnen, von ortsansässigen EinzelhändlerInnen<br />
und Unternehmen bis zu dem in Geldsammelaktionen<br />
wie für den Erhalt der Jan-Reiners-Lok sehr engagierten<br />
und bestens erfahrenen Bürgerverein – und auch der neu<br />
konstituierte Beirat könnte helfen, indem er auf kurzen Wegen<br />
solidarisches, finanzielles Engagement im Stadtteil koordiniert,<br />
wenn es möglich ist – zum Beipiel im Fachausschuss »WIKIS«,<br />
der für Wirtschaft und Kultur in Findorff zuständig ist. Mit der<br />
monitären Unterstützung zahlreicher FindorfferInnen wäre der<br />
Weihnachtsbaum zu retten – und nicht nur Kinderaugen könnten<br />
wieder leuchten. Wenn es aber nicht klappen sollte, den<br />
großen Weihnachtsbaum für 2019 zu finanzieren ? Das wäre<br />
dann als Test für den oft beschworenen Gemeinschaftssinn im<br />
Stadtteil im Ergebnis eine ziemlich trostlose Bescherung für alle.<br />
Kay Grimmich ist Autor für Minderheitsmeinungen. Für starken<br />
Gegenwind bezogen auf seine Position hat er sich vorsorglich<br />
bereits eine Schutzweste gekauft. Foto: Butenkov Aleski<br />
F<br />
rüher fand ich es romantisch, zusammen<br />
mit meinen Eltern an einem hübsch beleuchteten<br />
und mit von mir im Kindergarten<br />
selbstgebasteltem Schmuck und Süßigkeiten<br />
dekorierten Weihnachtsbaum zu sitzen und<br />
meine Geschenke auszupacken.<br />
Später als Erwachsener habe ich mich dann<br />
gefragt, was daran romantisch sein soll,<br />
einem Baum über Wochen beim Sterben zuzusehen<br />
und die Reste danach einzusammeln und wegzufegen.<br />
Aus schierem Protest habe ich mir dann in den Achtzigern einen<br />
weißen Plastikweihnachtsbaum mit rosa Nadeln gekauft und<br />
den über viele Jahre treulich zur Weihnacht aufgebaut. Meine<br />
Eltern haben das nicht verstanden und die meisten meiner<br />
Freunde auch nicht. Das hat mich aber nicht davon abgehalten,<br />
nach meiner Façon selig zu werden, wie es schon Friedrich der<br />
Große praktiziert hat. Heute sitze ich an Heiligabend wieder<br />
unter einer Nordmanntanne. Allerdings tue ich das nur meinem<br />
Ehemann zuliebe, von dem ich zum Glück weiß, daß er diesen<br />
Artikel niemals lesen wird.<br />
Daß jede Stadt in der (christlich geprägten) Welt und jeder<br />
Stadtteil einer solchen Stadt meint, sich ebenfalls einen Baum –<br />
möglichst groß natürlich und völlig egal, ob man das Monstrum<br />
dann auch angemessen dekorieren und illuminieren kann – leisten<br />
zu müssen, dieser Gedankengang war mir seit jeher fremd.<br />
Anderswo werden dafür fröhlich die Wälder abgeholzt und<br />
riesige Plantagen werden betrieben, nur um unser perverses Bedürfnis<br />
nach falsch verstandener Naturnähe zu befriedigen. Ich<br />
finde, daß diese Ressourcen in Zeiten eines Klimawandels, der<br />
uns jährlich mit neuen Rekordzahlen beeindruckt, besser in die<br />
Aufforstung der eigenen Landschaft gesteckt werden sollten.<br />
Für mich ist die Diskussion um die Finanzierung eines Weihnachtsbaumes<br />
auf dem Jan-Reiners-Platz lediglich überflüssiger<br />
und teurer Lokalkolorit. Ich finde, daß das Geld besser für die<br />
Instandhaltung und den weiteren Ausbau der Findorffer Winterbeleuchtung<br />
eingesetzt werden sollte. Dort hat es in den letzten<br />
Jahren ebenfalls deutlich hörbar im Gebälk geknackt, weil sich<br />
niemand die laufenden Kosten ans Bein binden wollte. Von<br />
der Winterbeleuchtung haben wir aber alle etwas. Nicht nur zu<br />
Weihnachten. Und romantisch und traditionell ist sie auch.<br />
Detlef Moller ist Administrator der geschlossenen Facebook-<br />
Gruppe »Du kommst aus Good Old Bremen Findorff ...«.<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 27 | WEIHNACHTSSPECIAL