FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 12
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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q VOLKER LECHTENBRINK IM INTERVIEW<br />
<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08<br />
» Mir war alles sofort wieder vertraut.«<br />
Bis ich in die erste Schulklasse kam, lebten wir in Bremen. Dann<br />
wurde mein Vater versetzt und wir sind nach Hamburg gezogen.<br />
Auch meine Großeltern wohnten in Findorff, kamen aber vom<br />
Land; insofern war ich als Kind auch viel ländlich unterwegs<br />
in der Nähe von Worpswede. Meine Familie und ich zogen für<br />
kurze Zeit noch auf die andere Seite des Bürgerparks in das<br />
»vornehme« Schwachhausen. Wir hatten eine Wohnung in der<br />
Wachmannstraße, bevor es endgültig nach Hamburg ging.<br />
Welche prägenden Kindheitserinnerungen fallen Ihnen in<br />
Verbindung mit Findorff sofort wieder ein ?<br />
Vor allem fällt mir mein Opa ein, der ein ganz besonderer Opa<br />
war. Er war so einer, der wirklich alles konnte, in jeder Situation<br />
immer sehr ruhig und gelassen blieb und als Spielkamerad<br />
viel Zeit für mich hatte. Opa war von Beruf Finanzbeamter. Er<br />
hat für mich zum Beispiel Drachen oder Flöten aus Weidenholz<br />
gebaut – und mir eine einfach bis heute unvergessliche und sehr<br />
spielerische Kindheit bereitet. Meine Oma hat herrlich gekocht<br />
und immer Kartoffelpuffer gemacht – einer gleich für mich und<br />
einer ging auf den Teller. So schnell, wie die bei mir weggingen,<br />
konnte sie gar nicht nachkommen. Als wir dann in Hamburg<br />
wohnten, habe ich meine Großeltern weiterhin in Bremen<br />
besucht und meine Schulferien weiter in Findorff verbracht. Mit<br />
den Kumpels habe ich immer Fußball gespielt. Wir waren nicht<br />
sehr wohlhabend und für Urlaubsreisen hatte man damals ja<br />
auch noch gar kein Geld.<br />
Ist und bleibt Findorff der Ort Ihrer Kindheit oder sollte man<br />
Vergangenheit Vergangenheit sein lassen ?<br />
Nein, ich erinnere mich bis heute sehr gern; zum Beispiel an<br />
unseren Bäcker an der Ecke der Tölzer Straße. Ich hatte in<br />
Findorff eine wunderbare Kindheit. Viele Jahre später stand<br />
ich in Bremen nochmals vor dem Haus meiner Großeltern. Ich<br />
habe alles wiedererkannt und geklingelt. Die neuen Bewohner<br />
haben mich sehr freundlich begrüßt mit den Worten: »Sind Sie<br />
nicht... ?« und ich habe gesagt: »Ja, bin ich.« Ich wurde gleich<br />
hereingelassen und mir war alles sofort wieder vertraut. In der<br />
Straße und sogar im Haus hatte sich gar nicht so viel verändert.<br />
Ich wußte noch genau: »Dort geht es hoch in das Schlafzimmer<br />
und da hinten führt die Treppe in den Keller.« Es gab immer<br />
noch einen kleinen Vorgarten und hinten den schönen Garten.<br />
Nach Ihrem Schulabschluss entschieden Sie sich dafür, die<br />
Schauspielschule in Hamburg zu besuchen. Sie spielten nicht<br />
nur in Filmen und Serien mit, sondern traten auch viel im<br />
Theater auf. Gefällt Ihnen das eine mehr als das andere ?<br />
Mir gefällt die Abwechslung sehr gut. Ich bin unglaublich neugierig<br />
auf Neues. Wenn ich etwas zu lang gemacht habe, finde<br />
ich es irgendwann einschläfernd. Ich denke dann: »Was könnte<br />
ich denn jetzt machen ?« Gott sei Dank hatte ich in meinem Beruf<br />
viele Optionen – und dann habe ich gesagt: »Jetzt mache ich<br />
mal das; dann mache ich das oder etwas ganz anderes.« Diese<br />
Wechselbäder fand und finde ich nach wie vor am schönsten.<br />
Wenn ich lange gedreht hatte, bekam ich eine große Sehnsucht<br />
nach dem Theater. Wenn ich zu lange Theater gespielt hatte,<br />
wollte ich wieder einen Film drehen.<br />
In den Siebzigerjahren wandten Sie sich auch der Musik zu<br />
und sind sogar mehrmals in der damals sehr angesagten<br />
»ZDF-Hitparade« aufgetreten. Sie hatten echte Hits wie »Der<br />
Spieler«, »Leben so wie ich es mag« oder »Ich mag«. Über die<br />
unvergessene »ZDF-Hitparade« ranken sich einige Legenden.<br />
Wie was es damals wirklich bei Dieter Thomas Heck ?<br />
Das war eine sehr witzige Zeit. Wir freuten uns immer, wenn<br />
man sich wieder sah. Wir haben jedes Mal erst unten im Keller<br />
im »Schweizer Hof« einen Begrüßungstrunk genommen. Es<br />
war immer sehr lustig. Wir kamen aus allen Ecken der Welt und<br />
die Hitparade war für uns irgendwie wie eine Klassentreffen.<br />
Es gab einige, die mochten sich mehr und andere, die mochten<br />
sich weniger – wie das im Leben eben so ist. Die Plattenfirmen<br />
wollten von uns auch immer, dass wir nach Berlin in die Sendung<br />
gingen. Es war damals so: Wenn Du in der »ZDF-Hitparade«<br />
aufgetreten bist, hast Du in den nächsten zwei, drei Tagen<br />
garantiert 20.000 Singles verkauft. Die Zeit hat Spaß gemacht.<br />
Man konnte im Fernsehen damals ja auch nur drei Programme<br />
empfangen. Neben der »ZDF-Hitparade« war noch »Disco«<br />
mit Ilja Richter als Moderator sehr angesagt; rückblickend<br />
eine unglaubliche Sendung, in der auf eine Glamrock-Band<br />
wie »Sweet« ein Schlager-Duo wie Cindy & Bert folgte...<br />
Ja, in »Disco« bin ich auch aufgetreten. Nach diesem Prinzip der<br />
musikalischen Kontraste gab es im SWR auch die Sendungen<br />
»Pop ‘79« und »Lieder & Leute«, die ich moderiert habe. In diesen<br />
Sendungen traten ebenfalls bunt gemischt Rockbands, aber<br />
auch Schlagersänger wie Bernd Clüver oder Politbarden wie<br />
Wolf Biermann auf. Alle haben damals übrigens nicht Playback,<br />
sondern live gesungen. »Lieder & Leute« war die letzte Sendung<br />
im Fernsehen, in der tatsächlich noch live gesungen wurde.<br />
Zum 70. Geburtstag haben Sie mit dem Zwei-Personen-Stück<br />
»Leben, so wie ich es mag«, das Ihre älteste Tochter Saskia<br />
Ehlers für Sie geschrieben hat, Ihre bekanntesten Lieder nach<br />
30 Jahren gesanglicher Abstinenz wieder auf die Bühne gebracht.<br />
Wie kam es dazu ?<br />
Die Idee des Stückes war: »Wie wäre es gewesen, wenn mein<br />
Leben ganz anders verlaufen wäre ?«, also wenn ich vom Leben<br />
nicht immer irgendwie aufgefangen worden wäre. Dafür haben<br />
wir in dem Stück die Songs mit einzelnen Szenen zu meinen<br />
verschiedenen Lebensphasen dramaturgisch verknüpft. Ich<br />
merkte sofort, dass die Lieder von damals immer noch sehr gut<br />
im Publikum ankommen. Dadurch entstand die Idee, mit einer<br />
großen Zehn-Mann-Band und zwei Backgroundsängerinnen im<br />
»St. Pauli Theater« aufzutreten. Diese Auftritte waren unglaublich<br />
schön – und genau das war es, was ich unbedingt noch machen<br />
wollte. Ich wollte sehen, ob die Lieder von früher auch heute in<br />
einem Live-Konzert noch funktionieren. Es hat geklappt. u<br />
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