SEE-LEUTE 16 The Out-Takes: „Es gibt einen großen Unterschied zwischen Recht und gefühlter Gerechtigkeit.“ „Wir kümmern uns um die Täter und vergessen die Opfer.“ „Eine Beziehung, die o.k. ist, ist langweilig. Dann hört es für mich auf, interessant zu sein. Dafür lebe ich nicht. Ich will inspiriert werden und aufmerksam sein.“ „Wow, was für eine geile Welt ist das hier.“ (Ingo Lenßen, nachdem er sich überreden ließ, die Verteidigerrolle in Alexander Holds Gerichtsshow zu übernehmen) „Weil unsere Justiz zu wenig Geld, zu wenig Zeit und zu wenig Personal hat.“ „Ich muss gestehen, dass es Urteile gibt, die ich selber nicht nachvollziehen kann.“ „Wir Juristen müssen besser erklären, was wir da tun.“ weise die Auflage an den Jugendlichen erteilt, ein Jahr lang den örtlichen Kinderspielplatz sauber zu halten und darauf zu achten, dass er nicht beschädigt wird. Das finde ich eine interessante Variante und ich glaube, dass da der Erziehungsgedanke stärker zur Geltung kommt als bei einer Verurteilung. Das ist ein Ansatz, den man bei kleineren Delikten auch in das Erwachsenenstrafrecht übertragen könnte. Wir müssen doch nicht den Täter wegen einer Sachbeschädigung unbedingt ins Gefängnis stecken. Wir können ihm eine Aufgabe zuteilwerden lassen, die sinnvoll ist. Wenn er die erfüllt, ist alles ok, dann bekommt er die Strafe erlassen, wie bei einer abgelaufenen Bewährung. Darüber sollten wir nachdenken. <strong>akzent</strong>: Der gegenseitige Respekt in der Gesellschaft geht verloren. Speziell auch gegenüber Frauen. Sehen Sie das auch so? Ingo Lenßen: Ja. Ich sehe das leider auch so. Das liegt an ganz vielen Dingen. Welche Werte werden denn heute im Elternhaus vermittelt? Das geht bei den einfachsten Umgangsformen los. Beim guten Benehmen. Bei der Freundlichkeit. Beim Umgang miteinander. Aber wenn wir unseren Jugendlichen keinen Respekt entgegenbringen, werden wir keinen Respekt erhalten. Jeder Einzelne muss hier Vorbild sein. Wir müssen unseren Kindern und Jugendlichen viel mehr Zeit widmen, Werte vermitteln. Darauf achten, mit welchen Informationen sie gefüttert werden. Die Kinder werden durch den Zugang zu den Medien viel früher an das Erwachsenenleben herangeführt, früher als Jugendliche vor 20 Jahren, die als Zehn- bis Zwölfjährige draußen beim Fußballspielen waren. Allem voran über Smartphones bekommen Jugendliche Sachverhalte, Verhaltensweisen (Gewaltdarstellungen, Pornofilme) mit, die sie intellektuell und emotional überhaupt nicht nachvollziehen oder begreifen können. <strong>akzent</strong>: Was ist mit diesen erschreckenden Fällen, in denen 12-Jährige eine junge Frau vergewaltigt haben? Würde es abschrecken, wenn die Strafmündigkeit auf zwölf Jahre runtergesetzt würde? Ingo Lenßen: Es ist erschreckend, was da gerade passiert. Es sind Anzeichen für eine Verrohung der Gesellschaft. Die Qualität der Gewalt ist eine andere geworden – die Gewaltbereitschaft ist gewachsen. Teils auch von Kindern begangen, die nicht strafmündig sind. Natürlich müssen wir uns darüber Gedanken machen, aber ich bezweifle, dass es der richtige Weg wäre, die Strafmündigkeit auf zwölf Jahre runterzusetzen. Irgendwann kommt dann vielleicht noch der Ruf, die Strafmündigkeit auf zehn oder gar auf sieben Jahre runterzusetzen. Dann haben wir bald amerikanische Verhältnisse. Ich glaube, wir sind dazu da, unsere Kinder zu schützen. Gleichzeitig erleben wir nämlich im Jugendstrafrecht, dass die Delinquenz (die Anfälligkeit zur Straffälligkeit) der gefährdeten Jugendlichen eher abnimmt, je älter sie werden. Da spielt irgendwann die Vernunft eine Rolle, die Integration in den Arbeitsmarkt, die Orientierung gibt, und nicht zuletzt die erste Freundin oder der erste Freund, die einen guten Einfluss haben. Deshalb glaube ich, dass es wichtig ist, dass wir sehr vorsichtig mit dem Jugendstrafgesetz umgehen. <strong>akzent</strong>: Würden Sie jeden Straftäter verteidigen, egal, was er getan hat? Ingo Lenßen: Nein, ich vertrete zum Beispiel keine Sexualstraftäter. Es sei denn, sie sind geständig und es geht um eine reine Strafmaßverteidigung. Und ich vertrete niemanden aus der rechten Szene. <strong>akzent</strong>: Das ist eine gute Aussage … Ingo Lenßen: Weiß ich nicht. Es gibt Leute, die das nicht verstehen. Das stehe mir doch gar nicht zu. Jeder Mensch habe einen Verteidiger verdient. Da könne ich doch nicht sagen, ich vertrete den oder den nicht. Ich tue das aber. Bei der rechten Szene ist es recht einfach zu begründen, weil ich mit diesem Gedankengut nichts zu tun haben will. Da gibt es nichts zu rechtfertigen. Bei Sexualstraftaten ist es anders. Ich könnte da nicht gut verteidigen, da ich allein schon die notwendigen Fragen an das Opfer nicht stellen wollte. <strong>akzent</strong>: Und wie schaut es bei Mord aus? Ingo Lenßen: Zielt die Frage auf die mögliche moralische Verantwortung eines Verteidigers ab? Ich denke, jede Tat hat eine Entwicklungsgeschichte. Nehmen Sie einen Mann, der seit Jahren auf das Schlimmste von seiner Frau und deren Liebhaber erniedrigt und gedemütigt wird. Wenn der verzweifelt und daran zugrunde geht und irgendwann dem Liebhaber auflauert und ihn von hinten ersticht – dann ist das Mord. Aber glauben Sie, dass der keinen Verteidiger verdient hat? Zugegeben, das ist jetzt auf die Spitze getrieben. Aber im Ergebnis reizt mich jede Verteidigung, bei der es um einen Täter geht, dessen Tat ich nachvollziehen kann, was nicht bedeutet, dass ich sie gutheiße. <strong>akzent</strong>: Wer imponiert Ihnen? Ingo Lenßen: Menschen, die Verantwortung übernehmen. <strong>akzent</strong>: Was raten Sie einem jungen Juristen, wie er seinen Beruf heute angehen kann? Ingo Lenßen: Mit Empathie und Begeisterung. Es ist ein großartiger Beruf. Auch wenn es manchmal zäh ist. Dafür haben sie aber auch großartige Erfolgserlebnisse. Es gibt kaum etwas Schöneres, als zu einem Mandanten zu sagen, dass er wieder ruhig schlafen kann, weil wir eine Lösung gefunden haben. www.ingolenssen.de DAS INTERVIEW FÜHRTE: SUSI DONNER FOTOS: KATRIN ZEIDLER, SUSI DONNER STECKBRIEF Ingo Lenßen lebt und arbeitet in Bodmann-Ludwigshafen. Geboren in Krefeld, Studium der Rechtswissenschaften in Konstanz und Brasilien, Europarecht in Saarbrücken, seit 1997 Fachanwalt für Strafrecht, er ist verheiratet und hat einen jungen erwachsenen Sohn. Hobbys: Eishockey und Golf.
Die Geschenkidee zum Weihnachtsfest! Karten für Veranstaltungen im il Boccone! 13.11. Patrizia Moresco #lachmich 28.11. Caveman „Du sammeln, ich jagen“ 31.1. Silvesterparty 9.1. Dui do on de sell „Du lachscht halt“ 16.1. Fischer & Jung „Innen 20, aussen ranzig“ 23.1. Kay Ray 30.1. Cavewoman 6.2. Caveman 9.2. Alain Frey „Grenzenlos“ 12.3. One man Show „Pornosüchtig“ 2.4. Die Magier 3.0 22.4. Lisa Fitz „Flüsterwitz“ 23.4. Stephan Bauer „Vor der Ehe wollt ich ewig leben“ #Weihnachtsfeiern: Feiern Sie doch mal im ! www.culina-events.reservix.de www.ilboccone.de