01.11.2019 Aufrufe

Kulturfenster Nr. 05|2019 - Oktober 2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das Thema<br />

der mitzumachen. Man soll sie auch mitgestalten<br />

lassen und nach Möglichkeit ihre<br />

Wünsche aufnehmen. So steigt ihre Motivation<br />

und auch ihre Eigenverantwortung.<br />

Sehr wichtig ist die Gemeinschaft. Wir haben<br />

sehr viel gemeinsam unternommen.<br />

Dies fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

und das Verantwortungsbewusstsein.<br />

Zu bestimmten Jubiläen haben wir<br />

gemeinsam ein Konzert oder ein Musical<br />

besucht, so z. B. „Grease“ in München,<br />

„Rebecca“ in Stuttgart oder „Die Schöne<br />

und das Biest“ in Linz.<br />

Sehr schöne Erinnerungen haben wir an<br />

die Konzertreisen nach Liechtenstein in den<br />

Jahren 2008 und 2012 sowie an das Festival<br />

der jungen Chöre in Zell am See im<br />

Jahre 2011, wo wir in Vertretung des Südtiroler<br />

Chorverbandes teilgenommen haben.<br />

Demnächst besuchen wir gemeinsam das<br />

Konzert mit Max Raabe und dem Palastorchester<br />

im Meraner Kursaal. Dass solche<br />

Reisen und Konzertbesuche überhaupt möglich<br />

sind, verdanken wir unseren verschiedenen<br />

Gönnern, die unsere Arbeit schätzen<br />

und uns immer wieder unterstützen.<br />

KF: Was ist das Schöne an der Chorleitung<br />

für Sie persönlich?<br />

H. Brugger: Das Schöne ist es, die Begeisterung<br />

der Jugendlichen zu spüren und zu<br />

erleben, wie es auch ihnen gut tut, wenn sie<br />

durch ihr Singen vielen Menschen Freude<br />

und Glück bereiten.<br />

KF: Sie sind ja auch Lehrer. Gibt es Gemeinsamkeiten<br />

zwischen den beiden Aufgaben?<br />

H.Brugger: Ja, ich denke, es gibt schon Gemeinsamkeiten:<br />

Man muss selbst begeistert<br />

sein von der Sache, die man macht,<br />

nur dann überträgt sich dies auch auf die<br />

Sängerinnen und Sänger genauso wie auf<br />

die Schülerinnen und Schüler.<br />

Es gibt an unserer Schule Schülerinnen<br />

und Schüler, welche singen oder ein Instrument<br />

spielen. Einige sind immer<br />

gerne bereit, bei den Feierlichkeiten an<br />

der Schule musikalisch mitzuwirken. Dadurch<br />

leisten sie einen wertvollen Beitrag<br />

für die Schulgemeinschaft und bereichern<br />

sich dadurch auch selbst. Für mich ist<br />

es interessant, die Schüler auch außerhalb<br />

des Faches Mathematik kennenzulernen,<br />

und wenn ich zurückdenke, fallen<br />

mir viele schöne Erlebnisse mit meinen<br />

Exschülern ein. Auch sie werden sich an<br />

solche Momente eher erinnern als an die<br />

Mathematikstunden…<br />

Voller Energie: der Jugendchor Prisma aus Meran<br />

KF: Welche Tipps würden Sie einem Chorleiter<br />

geben, damit Chorproben (und Konzerte)<br />

gelingen?<br />

H. Brugger: Auch ich habe kein Patentrezept.<br />

Es ist mir wichtig, dass jemand, der<br />

dabei ist, regelmäßig zu den Proben kommt.<br />

Es ist mir auch wichtig, dass sich man sich<br />

entschuldigt, wenn man ein mal nicht kommen<br />

kann. Jedem, der sich aus irgendeinem<br />

Grund entschuldigt, schreibe ich kurz<br />

zurück. Da kann es schon vorkommen,<br />

dass eine Sängerin kurz vor einem Einsatz<br />

schreibt, ..“Leider kann ich morgen nicht<br />

zum Singen kommen, mein Freund hat mich<br />

eingeladen, an den Gardasee zu fahren…“<br />

Ja was soll ich da sagen? „Schade, dass du<br />

nicht kommst, dann das nächste Mal“, und<br />

da ist sie auch wieder dabei. Würde ich da<br />

zu streng sein, wären die Jugendlichen in<br />

solchen Fällen dann eben nicht mehr dabei.<br />

Bei den Proben ist mir eine gute Atmosphäre<br />

sehr wichtig. Ich versuche stets das<br />

Positive zu betonen und beim Einüben von<br />

schwierigen Passagen genügend Geduld<br />

zu haben. Es ist immer eine Gratwanderung,<br />

die Sängerinnen und Sänger sollten<br />

nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert<br />

sein. Ab und zu lade ich verschiedene<br />

Referenten ein, die mit dem Chor Stimmbildung<br />

machen, damit der Chor neue Erfahrungen<br />

macht und sich stimmlich weiterentwickeln<br />

kann. Manchmal wird auch<br />

ein intensives Chor-Probenwochenende organisiert,<br />

wo musikalisch sehr viel weitergeht<br />

und was gleichzeitig auch zur Stärkung<br />

der Gemeinschaft beiträgt.<br />

KF: Nach welchen Kriterien gehen Sie bei<br />

der Werkauswahl vor?<br />

H. Brugger: Die Kriterien der Stückauswahl<br />

richten sich nach dem Anlass, den wir gestalten.<br />

Da wir sehr oft bei kirchlichen Feierlichkeiten<br />

singen, befassen wir uns vorwiegend<br />

mit neuer geistlicher Musik. Es<br />

sind vor allem rhythmische Lieder mit Elementen<br />

aus Pop und Jazz und inhaltlich<br />

mit sehr guten Texten. Sehr viel von dieser<br />

Literatur habe ich von den verschiedenen<br />

Chorleiterseminaren und den Workshops,<br />

welche der Südtiroler Chorverband und der<br />

Verband der Kirchenchöre immer wieder<br />

organisiert. Bei solchen Seminaren merkt<br />

man sofort, welche Lieder dem Chor gefallen<br />

könnten und welche auch singbar sind.<br />

KF: Welche Bedeutung sehen Sie im Chorgesang<br />

heute, gerade auch bei Kindern<br />

und Jugendlichen?<br />

H.Brugger: Es ist in den letzten Jahren immer<br />

schwieriger geworden, Jugendliche<br />

zu motivieren, durch die vielen Angebote<br />

und Möglichkeiten wird ihre Freizeit immer<br />

knapper. Trotzdem mache ich immer<br />

wieder die Erfahrung, dass sie sich begeistern<br />

lassen, wenn sie es einmal versuchen<br />

und dass es für jeden, eine große persönliche<br />

Bereicherung ist, wenn er singen oder<br />

ein Instrument spielen kann. Dies bestätigt<br />

sich auch bei Fragen an Prominente:<br />

Am meisten tut es diesen leid, dass sie nie<br />

versucht haben zu singen oder ein Instrument<br />

zu erlernen...<br />

KF: Was bedeutet für Sie persönlich Musik<br />

und Chorgesang?<br />

H. Brugger: Musik ist für mich ein wunderbarer<br />

Ausgleich zu meinem Beruf als Mathematiklehrer.<br />

Ich glaube, dass Musik sehr<br />

zum Wohlbefinden beiträgt, und wer selbst<br />

musiziert oder singt, fördert dadurch viele<br />

Kompetenzen. Musik bereichert das Leben!<br />

Interview: Paul Bertagnolli<br />

22<br />

KulturFenster

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!