Kulturfenster Nr. 05|2019 - Oktober 2019
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Das Thema<br />
der mitzumachen. Man soll sie auch mitgestalten<br />
lassen und nach Möglichkeit ihre<br />
Wünsche aufnehmen. So steigt ihre Motivation<br />
und auch ihre Eigenverantwortung.<br />
Sehr wichtig ist die Gemeinschaft. Wir haben<br />
sehr viel gemeinsam unternommen.<br />
Dies fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
und das Verantwortungsbewusstsein.<br />
Zu bestimmten Jubiläen haben wir<br />
gemeinsam ein Konzert oder ein Musical<br />
besucht, so z. B. „Grease“ in München,<br />
„Rebecca“ in Stuttgart oder „Die Schöne<br />
und das Biest“ in Linz.<br />
Sehr schöne Erinnerungen haben wir an<br />
die Konzertreisen nach Liechtenstein in den<br />
Jahren 2008 und 2012 sowie an das Festival<br />
der jungen Chöre in Zell am See im<br />
Jahre 2011, wo wir in Vertretung des Südtiroler<br />
Chorverbandes teilgenommen haben.<br />
Demnächst besuchen wir gemeinsam das<br />
Konzert mit Max Raabe und dem Palastorchester<br />
im Meraner Kursaal. Dass solche<br />
Reisen und Konzertbesuche überhaupt möglich<br />
sind, verdanken wir unseren verschiedenen<br />
Gönnern, die unsere Arbeit schätzen<br />
und uns immer wieder unterstützen.<br />
KF: Was ist das Schöne an der Chorleitung<br />
für Sie persönlich?<br />
H. Brugger: Das Schöne ist es, die Begeisterung<br />
der Jugendlichen zu spüren und zu<br />
erleben, wie es auch ihnen gut tut, wenn sie<br />
durch ihr Singen vielen Menschen Freude<br />
und Glück bereiten.<br />
KF: Sie sind ja auch Lehrer. Gibt es Gemeinsamkeiten<br />
zwischen den beiden Aufgaben?<br />
H.Brugger: Ja, ich denke, es gibt schon Gemeinsamkeiten:<br />
Man muss selbst begeistert<br />
sein von der Sache, die man macht,<br />
nur dann überträgt sich dies auch auf die<br />
Sängerinnen und Sänger genauso wie auf<br />
die Schülerinnen und Schüler.<br />
Es gibt an unserer Schule Schülerinnen<br />
und Schüler, welche singen oder ein Instrument<br />
spielen. Einige sind immer<br />
gerne bereit, bei den Feierlichkeiten an<br />
der Schule musikalisch mitzuwirken. Dadurch<br />
leisten sie einen wertvollen Beitrag<br />
für die Schulgemeinschaft und bereichern<br />
sich dadurch auch selbst. Für mich ist<br />
es interessant, die Schüler auch außerhalb<br />
des Faches Mathematik kennenzulernen,<br />
und wenn ich zurückdenke, fallen<br />
mir viele schöne Erlebnisse mit meinen<br />
Exschülern ein. Auch sie werden sich an<br />
solche Momente eher erinnern als an die<br />
Mathematikstunden…<br />
Voller Energie: der Jugendchor Prisma aus Meran<br />
KF: Welche Tipps würden Sie einem Chorleiter<br />
geben, damit Chorproben (und Konzerte)<br />
gelingen?<br />
H. Brugger: Auch ich habe kein Patentrezept.<br />
Es ist mir wichtig, dass jemand, der<br />
dabei ist, regelmäßig zu den Proben kommt.<br />
Es ist mir auch wichtig, dass sich man sich<br />
entschuldigt, wenn man ein mal nicht kommen<br />
kann. Jedem, der sich aus irgendeinem<br />
Grund entschuldigt, schreibe ich kurz<br />
zurück. Da kann es schon vorkommen,<br />
dass eine Sängerin kurz vor einem Einsatz<br />
schreibt, ..“Leider kann ich morgen nicht<br />
zum Singen kommen, mein Freund hat mich<br />
eingeladen, an den Gardasee zu fahren…“<br />
Ja was soll ich da sagen? „Schade, dass du<br />
nicht kommst, dann das nächste Mal“, und<br />
da ist sie auch wieder dabei. Würde ich da<br />
zu streng sein, wären die Jugendlichen in<br />
solchen Fällen dann eben nicht mehr dabei.<br />
Bei den Proben ist mir eine gute Atmosphäre<br />
sehr wichtig. Ich versuche stets das<br />
Positive zu betonen und beim Einüben von<br />
schwierigen Passagen genügend Geduld<br />
zu haben. Es ist immer eine Gratwanderung,<br />
die Sängerinnen und Sänger sollten<br />
nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert<br />
sein. Ab und zu lade ich verschiedene<br />
Referenten ein, die mit dem Chor Stimmbildung<br />
machen, damit der Chor neue Erfahrungen<br />
macht und sich stimmlich weiterentwickeln<br />
kann. Manchmal wird auch<br />
ein intensives Chor-Probenwochenende organisiert,<br />
wo musikalisch sehr viel weitergeht<br />
und was gleichzeitig auch zur Stärkung<br />
der Gemeinschaft beiträgt.<br />
KF: Nach welchen Kriterien gehen Sie bei<br />
der Werkauswahl vor?<br />
H. Brugger: Die Kriterien der Stückauswahl<br />
richten sich nach dem Anlass, den wir gestalten.<br />
Da wir sehr oft bei kirchlichen Feierlichkeiten<br />
singen, befassen wir uns vorwiegend<br />
mit neuer geistlicher Musik. Es<br />
sind vor allem rhythmische Lieder mit Elementen<br />
aus Pop und Jazz und inhaltlich<br />
mit sehr guten Texten. Sehr viel von dieser<br />
Literatur habe ich von den verschiedenen<br />
Chorleiterseminaren und den Workshops,<br />
welche der Südtiroler Chorverband und der<br />
Verband der Kirchenchöre immer wieder<br />
organisiert. Bei solchen Seminaren merkt<br />
man sofort, welche Lieder dem Chor gefallen<br />
könnten und welche auch singbar sind.<br />
KF: Welche Bedeutung sehen Sie im Chorgesang<br />
heute, gerade auch bei Kindern<br />
und Jugendlichen?<br />
H.Brugger: Es ist in den letzten Jahren immer<br />
schwieriger geworden, Jugendliche<br />
zu motivieren, durch die vielen Angebote<br />
und Möglichkeiten wird ihre Freizeit immer<br />
knapper. Trotzdem mache ich immer<br />
wieder die Erfahrung, dass sie sich begeistern<br />
lassen, wenn sie es einmal versuchen<br />
und dass es für jeden, eine große persönliche<br />
Bereicherung ist, wenn er singen oder<br />
ein Instrument spielen kann. Dies bestätigt<br />
sich auch bei Fragen an Prominente:<br />
Am meisten tut es diesen leid, dass sie nie<br />
versucht haben zu singen oder ein Instrument<br />
zu erlernen...<br />
KF: Was bedeutet für Sie persönlich Musik<br />
und Chorgesang?<br />
H. Brugger: Musik ist für mich ein wunderbarer<br />
Ausgleich zu meinem Beruf als Mathematiklehrer.<br />
Ich glaube, dass Musik sehr<br />
zum Wohlbefinden beiträgt, und wer selbst<br />
musiziert oder singt, fördert dadurch viele<br />
Kompetenzen. Musik bereichert das Leben!<br />
Interview: Paul Bertagnolli<br />
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