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Berliner Kurier 01.11.2019

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BERLIN<br />

Rettungsstellen<br />

Wie die Notdienst-<br />

Praxen funktionieren<br />

SEITE 13<br />

*<br />

BERLINER KURIER, Freitag, 1. November 2019<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Wanderführer<br />

Manfred<br />

Reschkeist<br />

80 Jahrealt.<br />

Familienministerin<br />

Franziska Giffey(SPD)<br />

darfihren Doktortitel<br />

behalten.<br />

Giffey:Der<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Foto: dpa<br />

Schuhe an, Rucksack<br />

aufgesetzt und los.<br />

Wandern entspannt, tut<br />

Körper und Seele gut.<br />

Das weiß auch Brandenburgs<br />

wohl bekanntester<br />

Wanderführer Manfred<br />

Reschke. Der <strong>Berliner</strong> hat<br />

19 Jahre lang Berlin und die<br />

Mark zu Fuß erkundet, vier<br />

Wanderbücher herausgebracht<br />

und die beliebteste<br />

Brandenburger Route, den<br />

66-Seen-Wanderweg, erfunden.<br />

Jetzt geht der 80-<br />

Jährige aus Altersgründen<br />

in den Ruhestand.<br />

Seine letzte offiziell geführte<br />

Tour führte Reschke auf<br />

den Spuren Fontanes an die<br />

Oder. „Es gibt etwa 3000<br />

Kilometer gute Wanderwege<br />

im Land Brandenburg,<br />

rund 2000 davon habe ich<br />

erkundet und in meinen<br />

vier Büchern beschrieben“,<br />

erzählt der Hauptstädter,<br />

der schon in den 1970er<br />

Jahren per Passierschein<br />

über die deutsch-deutsche<br />

Grenze ins Umland fuhr.<br />

„Die Kinder waren aus dem<br />

Haus und wir hatten wieder<br />

mehr Zeit.“ Reschke hat<br />

viele schöne Flecken in der<br />

Welt gesehen, seine Liebe<br />

gilt jedoch Brandenburg.<br />

Nirgendwo anders sei<br />

Deutschland so schön, sagt<br />

er. Die Mischung mache es:<br />

Wälder, variantenreiche<br />

Gewässer und Flusstäler,<br />

Hügel, Auen. „So wird das<br />

Wandern nie langweilig.“<br />

Nachdem sie ihren Titel behalten darf, wird die <strong>Berliner</strong> Politikerin hoch gehandelt<br />

Von<br />

MELANIE REINSCH<br />

Berlin – Es war ein kluger<br />

Schritt, dass Familienministerin<br />

Franziska Giffey (SPD)<br />

im Vorfeld angeboten hatte,<br />

von ihrem Ministeramt zurückzutreten,<br />

wenn ihr der<br />

Doktortitel aberkannt worden<br />

wäre. Der Vorwurf: Sie<br />

soll bei ihrer Arbeit plagiiert<br />

haben. Die Freie Universität<br />

(FU) erteilte nur eine Rüge.<br />

Den Doktor darf sie behalten.<br />

Ihr souveränes Verhalten<br />

wurde der 41-Jährigen hochangerechnet.<br />

Wird sie nun<br />

zur Gefahr für den Regierenden<br />

Michael Müller?<br />

Giffey ist Bundesministerin.<br />

Und sie legte in der Vergangenheit<br />

auch stets Wert darauf, das<br />

zu betonen –vor allem, wenn<br />

sie gefragt wurde, ob sie sich<br />

vorstellen könne, die schwer<br />

angeschlagene <strong>Berliner</strong> SPD zu<br />

retten. Die Umfragewerte sind<br />

miserabel. Die Partei ist gespal-<br />

Fotos: dpa, Getty<br />

ten. Müller gilt als angezählt.<br />

Ob er als Spitzenkandidat die<br />

SPD 2021 in die Abgeordnetenhauswahl<br />

führen wird, ist kaum<br />

abzusehen. 2018 wurde er zwar<br />

im Landesverband mit 64,9<br />

Prozent bestätigt –2016 waren<br />

es aber noch 81,7 Prozent.<br />

Auch vor der Doktortitel-Debatte<br />

schielten nicht wenige<br />

aus dem SPD-Landesverband<br />

Monatelang musste<br />

Giffeyzittern –seit<br />

Mittwoch herrscht Klarheit:<br />

Sie bekommt eine Rüge.<br />

Wegist<br />

wieder frei<br />

daher schon auf die Durchstarterin<br />

Giffey. Denn wirkliche<br />

Nachfolger oder Nachfolgerinnen<br />

für Müller sind nicht in<br />

Sicht.<br />

Der Fraktionsvorsitzende<br />

Raed Saleh hat ebenso wie Müller<br />

keine klare Mehrheit hinter<br />

sich. Dass Giffey nun unbeschadet<br />

ihrem Doktor-Dilemma<br />

entkommen konnte, belebt die<br />

Diskussion um ihre Personalie<br />

nun wieder. Denn über Giffey<br />

verliert kaum einer in der SPD<br />

ein schlechtes Wort. Im Gegenteil:<br />

Hochgeschätzt, angesehen,<br />

klare Sprache, so sehen sie viele<br />

Genossen.<br />

„Franziska Giffey genießt in<br />

der gesamten <strong>Berliner</strong> SPD<br />

über die Lager hinweg Respekt.<br />

Ich kenne viele, die in ihr eine<br />

Hoffnungsträgerin sehen“, sagt<br />

die stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />

Clara West. Daniel<br />

Buchholz, SPD-Mitglied im Abgeordnetenhaus,<br />

sagt, dass Giffey<br />

ein „echtes Naturtalent“ sei,<br />

die noch eine große Zukunft<br />

vor sich habe. „Auf Bundesoder<br />

aber auch auf <strong>Berliner</strong><br />

Landesebene“, bemerkt er. Und<br />

von Ina Czyborra, stellvertretende<br />

SPD-Landesvorsitzende,<br />

heißt es: Giffey repräsentiere<br />

einen Teil der Partei. „Aber es<br />

ist nicht so, dass die SPD nun<br />

auf die Entscheidung der FU<br />

gewartet hat, damit wir die Personalien<br />

jetzt neu diskutieren.<br />

Für solche Debatten ist es viel<br />

zu früh“, sagte sie.

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