06.11.2019 Aufrufe

Berliner Zeitung 05.11.2019

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Honeckers Enkel –Porträt einer überforderten Generation – Seite 3<br />

Kolumne:<br />

Auf eine<br />

Curry mitGysi<br />

Seite 14<br />

7°/10°<br />

Es regnet öfter.<br />

Wetter Seite 2<br />

Charité-Arzt: Aufklären<br />

hilft gegen die Impf-Angst<br />

Berlin Seite 10<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Der FC Bayern hat nicht<br />

nur ein Trainerproblem<br />

Sport Seite 17<br />

Dienstag,5.November 2019 Nr.257 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Ist Elektromobilität<br />

wirklich die Zukunft?<br />

Tagesthema Seite 2, Leitartikel Seite 8<br />

Blockierer<br />

bei der<br />

Grundrente<br />

VonDaniela Vates<br />

Vor kurzem hat Unionsfraktionschef<br />

Ralph Brinkhaus mal eben<br />

die Koalition vom Tisch gewischt.<br />

Wenn es mit der SPD keine Einigung<br />

gebe bei der Grundrente, dann sei<br />

das eben so,verkündete der Unions-<br />

Fraktionsvorsitzende in einer internen<br />

Runde.Dann ende eben die Koalition,<br />

im Frühjahr werde neu gewählt,<br />

zack, fertig.<br />

So zumindest<br />

berichten es Teilnehmer.<br />

Es war<br />

eine etwas rabiatere<br />

Form dessen,<br />

was Brinkhaus<br />

seit einigen<br />

Wochen öffentlich<br />

sagt: „Wir<br />

Ralf Brinkhaus<br />

führtein wenig<br />

unberechenbar.<br />

CDU<br />

werden uns<br />

nicht verbiegen,<br />

um diese Koalition<br />

zu halten.“<br />

In der Koalition gilt der 51-Jährige<br />

mittlerweile als zentrales Hindernis<br />

für eine Einigung bei der Grundrente.<br />

Selbst die sonst gerne auch<br />

sperrige CSU hat intern offenbar<br />

mehr Kompromissbereitschaft erkennen<br />

lassen. Ein Jahr nachdem<br />

Brinkhaus den Kanzlerinnen-Vertrauten<br />

Volker Kauder mit einer<br />

überraschenden Gegenkandidatur<br />

vom Fraktionsvorsitz gefegt hat, erlebt<br />

die Union nun also einen zweiten<br />

Revolutionsmoment mit dem<br />

Westfalen –zumindest einen Anlauf.<br />

Brinkhaus übernimmt die Rolle<br />

als Mann mit klaren, scharfen Ansagen<br />

–die Art der öffentlichen Positionsbestimmung,<br />

die ein Teil der CDU<br />

so schmerzlich vermisst. Bei seiner<br />

Wahl zum Fraktionschef hat Brinkhaus<br />

diese Sehnsucht schon einmal<br />

bedient. Er stehe für „einen neuen<br />

Aufbruch“, verkündete er der Fraktion,<br />

die sich vonKauder untergebuttertund<br />

vonMerkel zu wenig beachtet<br />

fühlte. Merkel-Gegner sahen in<br />

ihm ihren neuen Helden –die Kanzlerinhatte<br />

Kauder unterstützt.<br />

Das Bild vom Merkel-Gegner hat<br />

Brinkhaus dann im ersten Jahr seiner<br />

Amtszeit nicht erfüllt. Er ging nicht<br />

auf Konfrontation zur Regierung,<br />

sondern suchte mit nach Kompromissen.<br />

Er positionierte sich, aber<br />

schlug sich nicht immer auf die erwartete<br />

Seite: Für eine Abschaffung<br />

des Solidaritätszuschlags, die der<br />

Wirtschaftsflügel gerne gehabt hätte,<br />

verkämpfte sich der gelernte Steuerberater<br />

nicht. Brinkhaus, der unbekümmert<br />

selbstbewusst auftritt, sei<br />

schon ein bisschen unberechenbar,<br />

sagen CDU-Abgeordnete.<br />

Brinkhaus’ harte Haltung kann<br />

auch eine andereFolge haben: Wenn<br />

es doch noch einen Kompromiss bei<br />

der Grundrente gibt, kann er ihn<br />

möglicherweise glaubhafter vertreten<br />

als andere und etwa auf dem<br />

CDU-Parteitag Ende November eine<br />

Ablehnung abwehren – und damit<br />

einen Bruch der Koalition.<br />

VonPatrick Berger und Lutz Schnedelbach<br />

Die Ausschreitungen beim<br />

Derby der Fußball-Bundesliga<br />

zwischen Union<br />

Berlin und Hertha BSC<br />

(1:0) könnten drastische Strafen zur<br />

Folge haben. „Wir wollen die Linie<br />

der Geldstrafen beibehalten, wann<br />

immer es vertretbar ist“, sagt Hans E.<br />

Lorenz, der Vorsitzende des DFB-<br />

Sportgerichts, dem Magazin kicker.<br />

In gravierenden Fällen könne aber<br />

auch weiterhin auf den Teilausschluss<br />

oder Totalausschluss zurückgegriffen<br />

werden, sagt er. Die<br />

Austragung von Geisterspielen ist<br />

also möglich.<br />

BeidenVorfällen am Sonabend in<br />

Köpenick wurden drei Personen verletzt.<br />

Ein Union-Fan sowie ein Polizist<br />

kamen durch aus dem Gästeblock<br />

abgefeuerte Leuchtraketen zu<br />

Schaden. Nach dem Spiel kletterten<br />

Unioner in den Innenraum. Ein<br />

Platzsturmwurde durch den Einsatz<br />

der Spieler verhindert. „Diese Bilder<br />

will kein Verein sehen“, sagt Max<br />

Jung, Mediendirektor bei Hertha.<br />

Manwerde nun wie vomDFB aufgefordert<br />

Stellungnahmen abgeben.<br />

Strafen werdeman versuchen, an die<br />

Einzeltäter weiterzugeben. Unions<br />

Sprecher Christian Arbeit findet:<br />

„Kollektivstrafen aufbrummen und<br />

alle raus –ist das die Lösung? Bestimmt<br />

nicht!“<br />

Ohne Mauern<br />

Mit Videoprojektionen und Performances begann auf dem<br />

Alexanderplatz die Feierwoche zum 30. Jahrestag der friedlichen<br />

Revolution. Michael Müller würdigte den Mut der <strong>Berliner</strong>. Seite 9<br />

Geisterspiel für Union?<br />

Nach den Ausschreitungen beim Stadt-Derby müssen beide Clubs mit harten Strafen rechnen<br />

Der Fall liegt beim DFB-Kontrollausschuss.<br />

„Es geht hier nicht um<br />

eine kleine Geschichte“, sagt ein<br />

DFB-Richter der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Der Strafenkatalog des DFB schreibt<br />

vor: 1000 Euro propyrotechnischem<br />

Gegenstand im Block, 3000 Euro für<br />

Pyro außerhalb. Die gleiche Summe<br />

muss bezahlt werden, wenn eine<br />

Person in den Innenraum drängt.<br />

Erschwerend kommt für die DFB-<br />

Justiziare hinzu, dass Union und<br />

Hertha in ihren Augen Wiederholungstäter<br />

sind. 56 800 Euro musste<br />

Union im Sommer zahlen, weil beim<br />

Aufstiegstrubel die Fans den Rasen<br />

gestürmt hatten und eine Feuerwerksrakete<br />

im Gästeblock landete.<br />

Zwischen Herthanern und der Polizeikam<br />

es voreinem Jahr zu heftigen<br />

Ausschreitungen bei einem Gastspiel<br />

in Dortmund.<br />

Nach einer Statistik der Polizei<br />

werden gegenwärtig 974 Fans beider<br />

Vereine als „gewaltbereit“ und 256<br />

„Kollektivstrafen aufbrummen<br />

und alle raus –ist das die Lösung?“<br />

Christian Arbeit,<br />

Presse- und Stadionsprecher des 1. FC Union<br />

als „gewaltsuchend“ eingestuft. Die<br />

meisten gewalttätigen Fans gebe es<br />

bei Hertha, so die Spezialisten des<br />

Landeskriminalamtes. 412 gehören<br />

zur Kategorie Bund 61 zur Kategorie<br />

C. BeiUnion sollen es 342 gewaltbereite<br />

Anhänger sein und 55 gewaltsuchende<br />

–alle namentlich bekannt.<br />

Derweil laufen die Ermittlungen<br />

auf Hochtouren. 18 Ermittlungsverfahren<br />

wegen Körperverletzung,<br />

Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung,<br />

Landfriedensbruchs sowie Verstößen<br />

gegen das Versammlungs-,<br />

Waffen- und Sprengstoffgesetz wurden<br />

eingeleitet. Sieben weitere Ermittlungsverfahren<br />

gibt es wegen gefährlicher<br />

Körperverletzung, Landfriedensbruchs<br />

und Zusammenrottung.<br />

DieErmittler sind zurzeit dabei,<br />

die Aufnahmen der Überwachungskamerasauszuwerten.<br />

Wesentlich bei ihren Ermittlungen<br />

sei die Frage, wie es dazu kommen<br />

konnte, dass eine Einlasskontrolle<br />

am Stadion von Union-Fans<br />

überfallen wurde, damit sie unkontrolliert<br />

indie Sportstätte gelangen<br />

konnten, sagt ein Beamter. Union-<br />

Sprecher Arbeit sagt dazu: „Kein<br />

Ordner ist verpflichtet, sich zusammenschlagen<br />

zu lassen.“<br />

Wie kann der Pyro-Wahnsinn gestoppt<br />

werden? „Das ist das Thema,<br />

an dem wir uns alleWoche fürWoche<br />

abarbeiten“, sagt Arbeit. Hauptproblem<br />

sind die „Clips“ genannten Raketen<br />

in der Größe eines Kugelschreibers.<br />

Sie werden bei Kontrollen<br />

oft übersehen. Ein Sicherheitschef<br />

eines Fußball-Bundesligisten,<br />

der anonym bleiben will, sagt: „Eine<br />

Identifikation der Übeltäter ist für<br />

uns oft ausgeschlossen. Wirtun alles<br />

dafür.Die Täter ziehen sich im Block<br />

aber unter Fahnen komplett um,<br />

tauschen ihre Klamotten. Es gibt<br />

kaum eine Chance für uns, sie einwandfrei<br />

rauszupicken.“<br />

In Dänemarkkommt „kalte Pyro“<br />

zum Einsatz. Der Unterschied: Die<br />

Feuer werden 230 statt 2000 Grad<br />

heiß. Hautverbrennungen kann es<br />

aber bei direktem Kontakt ebenfalls<br />

geben. Das Risiko für Verletzungen<br />

ist aber viel kleiner.Fanvertreter von<br />

Bundesligavereinen waren bereits in<br />

Skandinavien und informierten sich<br />

darüber. Der Sicherheitschef: „Eine<br />

mögliche Lösung.“ Aber: „Der Reiz<br />

liegt immer im Verbotenen.“<br />

Kolumne Seite 14, SportSeite 18<br />

AFP/JOHN MACDOUGALL<br />

Eine weiße<br />

Rose für die<br />

Opfer des NSU<br />

Merkel gedenkt der Toten<br />

am Mahnmal in Zwickau<br />

Enver Simsek war das erste Opfer<br />

des Nationalsozialistischen Untergrunds.Ihm<br />

zu Ehren war ein Gedenkbaum<br />

gepflanzt worden. Bislang<br />

Unbekannte haben den Baum<br />

dann Anfang Oktober abgesägt. Nun<br />

ist die Gedenkstätte nicht nur erneuert,<br />

sondern erweitert worden. In<br />

Zwickau wirdnun mit zehn Bäumen<br />

an alle Opfer des rechten Mörder-<br />

Trios gedacht. Zur Einweihung kam<br />

sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />

Die Kanzlerin legte an der Gedenkstätte<br />

eine weiße Rose nieder.<br />

Sie sei ganz bewusst gekommen,<br />

sagte sie. Sie war allerdings ohnehin<br />

in der Nähe.Sie nahm teil am Festakt<br />

ausAnlass des Produktionsstarts des<br />

E-Autos im VW-WerkinZwickau.<br />

Am 4. November 2011 war die<br />

NSU-Terrorgruppe von Uwe Böhnhardt,<br />

Uwe Mundlos und Beate<br />

Zschäpe aufgeflogen. Zwischen 2000<br />

und 2007 töteten die Terroristen acht<br />

türkischstämmige und einen griechischstämmigen<br />

Kleinunternehmer<br />

sowie eine Polizistin. Außerdem<br />

werden sie für zwei Sprengstoffanschläge<br />

und diverse Raubüberfälle<br />

verantwortlich gemacht. Böhnhardt,<br />

Mundlos und Zschäpe hatten sich<br />

zuletzt in Zwickau versteckt.<br />

Während die Kanzlerin, begleitet<br />

von Sachsens Ministerpräsident Michael<br />

Kretschmer (CDU) und der<br />

Zwickauer Oberbürgermeisterin Pia<br />

Findeiß (SPD), die Gedenkstätte besucht,<br />

demonstrieren in Sicht- und<br />

Hörweite hinter einer abgeriegelten<br />

Kreuzung Vertreter von rechten und<br />

rechtsradikalen Organisationen.<br />

Kretschmer sagt, man sei zusammengekommen,<br />

um Menschen die<br />

Ehre zu erweisen, die unschuldig<br />

und auf heimtückische Weise umgebracht<br />

worden seien. „Und es gibt<br />

Leute, die dagegen demonstrieren.<br />

Daranmerken Sie, welchen Zeitgeist<br />

und welche Haltung diese Leute haben.“<br />

Merkel lässt nicht erkennen,<br />

ob sie die Proteste wahrnimmt. Sie<br />

hört aufmerksam den Erklärungen<br />

zum Gedenkort zu. Die Bäume werden<br />

vonder Polizei nachts bewacht.<br />

Merkel sagte: „Wir haben Blumen<br />

niedergelegt und damit möchte ich<br />

ausdrücken, für die ganzeBundesregierung<br />

auch, dass wir alles tun werden,<br />

das habe ich den Angehörigen<br />

auch versprochen vor vielen Jahren<br />

schon, damit sich solche Dinge nicht<br />

wiederholen.“ Danilo Starosta vom<br />

Kulturbüro Sachsen sagt zum Besuch<br />

derKanzlerin: „Es ist eine Wertschätzung<br />

für die Akteure vor Ort.“<br />

Sein Verein gehört zum bundesweiten<br />

Aktionsbündnis „NSU-Komplex<br />

auflösen“. DieInitiativen setzen sich<br />

dafür ein, dass in Zwickau ein ständiges<br />

Bildungs-, Dokumentationsund<br />

Archivzentrum zu den Verbrechen<br />

des NSU-Trios und seines Unterstützerumfeldes<br />

eingerichtet<br />

wird. (tom., dpa) PolitikSeite 4<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457 (Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499<br />

Leser-blz@dumont.de, Leser-Service: (030)23 27-77,<br />

Fax-76; www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: (030) 23 27-50, Fax: -66 97;<br />

berlin.anzeigen@dumont.de<br />

Postvertriebsstück A6517<br />

Entgelt bezahlt<br />

4<br />

194050<br />

501603<br />

21045


2** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Die Bundesregierung will vor allem die E-Mobilität fördern. Alternativen kommen zu kurz –obwohl sie die Umwelt meist weniger belasten.<br />

ZuBeginn dieser Woche gibt<br />

es gleich zwei Anlässe, um<br />

einmal auf den Status quo<br />

der Elektromobilität zu blicken.<br />

Zumeinen der Auto-Gipfel mit<br />

Kanzlerin Merkel und zum anderen<br />

der Produktionsstart des ID.3 –<br />

Volkswagens erstem rein elektrisch<br />

angetriebenem Auto. Bei aller<br />

E-Auto-Euphorie im Rahmen der aktuellen<br />

CO 2 -Diskussion sollte man<br />

nicht vergessen, dass die E-Mobilität<br />

zurzeit noch die wahrscheinlich umweltbelastendste<br />

Technologie ist –<br />

außer den Verbrennungsmotoren.<br />

Eine Bestandsaufnahme.<br />

Die Bundesregierung setzt auf E-<br />

Autos. Angela Merkel, Verkehrsminister<br />

Andreas Scheuer, Finanzminister<br />

Olaf Scholz und Arbeitsminister<br />

Hubertus Heil wollen eine Million<br />

Ladepunkte bis zum Jahr 2030 schaffen.<br />

Außerdem sollen auch weitere<br />

alternative Antriebe gefördert werden,<br />

was durch eine Kaufprämie unterstützt<br />

werden könnte, ander sich<br />

die Bundesregierung und die Automobilfirmen<br />

beteiligen. Bei den<br />

neuen Antriebstechnologien soll neben<br />

der Elektromobilität auch Wasserstoff<br />

eine strategische Rolle spielen.<br />

„Bei der Bewertung von Antrieben<br />

darf esnicht nur um den CO 2 -<br />

Ausstoß während der Fahrt gehen“,<br />

sagt Peter Gutzmer, ehemaliger Vorstand<br />

des Technikzulieferers Schaeffler.<br />

„Wir müssen uns den gesamten<br />

Lebenszyklus anschauen, angefangen<br />

von der Rohstoffgewinnung<br />

über die Produktion und den Betrieb<br />

bis zum Recycling. Aber das tun wir<br />

nicht, jedenfalls nicht ausreichend.“<br />

Die jüngste Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes<br />

zeigt, dass von<br />

den 47,1 Millionen Pkw in Deutschland<br />

Anfang dieses Jahres gerade mal<br />

83 175 elektrisch betrieben wurden.<br />

In Berlin, wo die Zahl der Autos<br />

jüngst die 1,2-Millionen-Marke<br />

überschritten hat, waren 2713 Elektro-Pkw<br />

zugelassen. Zusammen mit<br />

Plug-in-Hybriden, Brennstoffzellenautos<br />

und verwandter Technik<br />

waren es in Berlin 5537 und in Brandenburg<br />

3 358 Fahrzeuge. Um die<br />

CO 2 -Ziele der EU bis 2030 zu erreichen,<br />

müssten bis dahin auf deutschen<br />

Straßen sieben bis 10,5 Millionen<br />

E-Autos unterwegs sein.<br />

Ist ein E-Antrieb wirklich der<br />

Wahrheit letzter Schluss –und welche<br />

Alternativen gibt es? Ein Überblick:<br />

Elektroantrieb. Die Herstellung der<br />

in Elektroautos verbauten Batterien<br />

ist mit einem enormen Energieaufwand<br />

verbunden, der sich negativ<br />

auf die Gesamtenergiebilanz auswirkt.<br />

Außerdem sind die Autos nur<br />

so sauber wie der Strom, den sie nutzen<br />

–zurzeit zu einem Großteil aus<br />

Kohlekraftwerken statt aus regenerativen<br />

Quellen. Deutscher Strom<br />

kommt noch zu zwölf Prozent aus<br />

Atomkraftwerken. Und: Für die<br />

enormen Batteriemengen der Mobilitätswende<br />

gibt es noch gar kein Recycling-System.<br />

Das für die Lithium-Ionen-Batterien<br />

benötigte Kobalt wird in<br />

Afrika unter oft fragwürdigen Bedingungen<br />

abgebaut. Menschen<br />

E-Ladestationen in Deutschland<br />

Anzahl Ladestationen<br />

16 641<br />

15 616<br />

14 179<br />

11 609 12 793<br />

6780<br />

8839<br />

Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2<br />

2018 2019<br />

Q3<br />

sind nicht ausreichend vor giftigem<br />

Kobaltstaub in der Atemluft geschützt.<br />

Zehntausende Kinder müssen<br />

in den engen Schächten arbeiten.<br />

Ein großer Teil der Einnahmen<br />

Auto-Gipfel<br />

Die Regierung berücksichtigt nicht alle<br />

neuen technischen Möglichkeiten<br />

Besser ohne Strom<br />

VonKlaus Kronsbein<br />

Verteilung der Anschlüsse nach<br />

Ladegeschwindigkeit in Prozent, 2019<br />

Schnelle<br />

11,6<br />

Normale<br />

9,5<br />

Halb-Beschleunigte<br />

14,5<br />

Beschleunigte<br />

64,4<br />

BLZ/HECHER; QUELLE: CHARGEMAP.COM, AFP<br />

IMAGO IMAGES/KAPTNALI<br />

wird von Warlords für Waffenkäufe<br />

genutzt.<br />

In Chile werden große Mengen an<br />

Lithium im größten Salzsee der Atacamawüste<br />

gewonnen. Mineralhaltiges<br />

Grundwasser verdunstet monatelang<br />

unter der Sonne, der<br />

Grundwasserspiegel sinkt.<br />

Wissenschaftler aus Pennsylvania<br />

haben jetzt eine Technologie vorgestellt,<br />

mit der die Elektrobatterien in<br />

der gleichen Zeit bis zu 80 Prozent<br />

aufgeladen werden können, wie<br />

Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren<br />

zum Tanken benötigen. Nach<br />

zehn Minuten ist die Batterie wieder<br />

voll.<br />

Wasserstoff-Antrieb. Aus dem Auspuff<br />

kommt nur Wasserdampf. Sogenannte<br />

Bipolarplatten sind Energiewandler,die<br />

H 2 und O 2 zu Wasser<br />

reagieren lassen. Dabei entsteht<br />

Strom, der für den Antrieb eines<br />

E-Motors im Fahrzeug genutzt werden<br />

kann. Aktuell wird Wasserstoff<br />

aber noch unter hohem Energieaufwand<br />

aus Erdgas hergestellt und ist<br />

deshalb noch keine Alternative.<br />

Auch die Lagerung ist oft noch ungeklärt.<br />

Erdgas. In Deutschland gibt es bis<br />

zum 31. Dezember 2025 eine Steuerbegünstigung<br />

bei der Besteuerung<br />

des Erdgases.Bis 2020 sollen Erdgasfahrzeuge<br />

einen Anteil vonzehn Prozent<br />

am europäischen Kraftfahrzeugbestand<br />

ausmachen. Im Vergleich<br />

zu anderen fossilen Brennstoffen<br />

wie Kohle oder Erdöl<br />

schneidet Erdgas gut ab,denn es verbrennt<br />

besonders schadstoffarm.<br />

Grund dafür ist der geringe Kohlenstoffanteil.<br />

Erdgas verursacht 18 Prozent<br />

weniger CO 2 als Benzin, 50 bis<br />

95 Prozent weniger Stickoxide als<br />

Diesel und nahezu gar keinen Feinstaub.<br />

Die Planung von längeren<br />

Fahrten ist aber mühsam. In<br />

Deutschland gibt es derzeit nicht<br />

einmal 1000 Tankstellen für Erdgas-<br />

Fahrzeuge.<br />

Bio-Methangas. Es entsteht bei der<br />

Vergärung von Lebensmittelresten,<br />

Kompostabfällen und Gülle. Chemisch<br />

ist Biomethan mit Erdgas<br />

identisch. Jeder Erdgasmotor kann<br />

Biomethan verbrennen. Reines Biomethan<br />

kann an etwas mehr als 120<br />

Zapfsäulen getankt werden.<br />

LPG/Flüssiggas. Rund 400 000 Fahrzeuge<br />

sind aktuell mit Flüssiggasantrieb<br />

unterwegs.Derzeit bieten bundesweit<br />

über 7000 Tankstellen Autogas<br />

an. Der CO 2 -Vorteil fällt im Vergleich<br />

zum Benziner mit etwa 15<br />

Prozent ins Gewicht. Stickoxide sinken<br />

gegenüber einem Benziner um<br />

20 Prozent und im Vergleich zu einem<br />

Dieselmotor um 95 Prozent<br />

Hybridmotoren. Hybridfahrzeuge<br />

nutzen einen Verbrennungs- und<br />

einen Elektromotor für den Antrieb.<br />

DasAufladen der Hybridbatterie erfolgt<br />

während der Fahrt mittels sogenannter<br />

Rekuperation. Dasheißt,<br />

beim Bremsvorgang wird Energie<br />

zurückgewonnen. Beim Verbrauch<br />

sparen Hybrid-Nutzer zehn bis 15<br />

Prozent gegenüber einem Benziner.<br />

Hybrid-Fahrzeuge stoßen weniger<br />

CO 2 aus. Die Plug-in-Hybrid-Variante<br />

erlaubt das Laden des E-Motors<br />

auch an der heimischen Steckdose.<br />

Bundesregierung und Autoindustrie<br />

haben sich bei einem Spitzentreffen<br />

auf eine milliardenschwere<br />

höhere Kaufprämie für<br />

Elektroautos verständigt. Beide Seiten<br />

übernehmen wie bisher jeweils<br />

zur Hälfte die Kosten, wie die Deutsche<br />

Presse-Agentur am Montagabend<br />

aus Regierungskreisen erfuhr.<br />

Die Kaufprämie soll bis Ende<br />

2025 verlängert werden, wie aus einer<br />

Vorlage für das Spitzentreffen<br />

hervorging vorliegt. Dievor mehr als<br />

drei Jahren eingeführte Prämie ist<br />

bisher bis Ende 2020 befristet. Die<br />

Verlängerung soll Unternehmen und<br />

Gipfeltreffen beschließt: Kaufprämie wird mit Milliarden aufgestockt<br />

Verbrauchernlangfristig Planungssicherheit<br />

geben.<br />

Vorgesehen ist auch, die Prämie<br />

deutlich anzuheben. Für rein elektrische<br />

Autos unterhalb eines Listenpreises<br />

von 40000 Euro soll der Zuschuss<br />

von bisher 4000 Euro auf<br />

6000 Euro steigen. Für sogenannte<br />

Plug-In-Hybride soll es laut Vorlage<br />

künftig in dieser Preisklasse statt<br />

3000 dann 4500 Euro geben.<br />

Für Autos mit einem Listenpreis<br />

über 40 000 Euro soll der Zuschuss<br />

für reine E-Autos künftig bei 5000<br />

Euro liegen, für Plug-in-Hybride bei<br />

4000 Euro.Bisher werden Elektroau-<br />

tos nur bis zu einem Netto-Listenpreises<br />

von 60000 Euro gefördert.<br />

Diese Deckelung soll entfallen.<br />

Zuerst hatte der deutsche Marktführer<br />

Volkswagen<br />

Bereitschaft<br />

signali-<br />

E-Mobilität<br />

siert, die höhere Kaufprämie für<br />

Elektroautos weiter zur Hälfte mitzufinanzieren.<br />

Zur bestehenden<br />

Kaufprämie hatten Bund und Industrie<br />

jeweils 600 Millionen Euro<br />

beitragen.<br />

An dem Spitzentreffen<br />

nahmen neben<br />

Kanzlerin Angela<br />

Merkel (CDU) mehrere<br />

Bundesminis-<br />

So soll bei VW die<br />

Zukunft aussehen:<br />

der Stromer ID.3.<br />

GETTY<br />

ter und Ministerpräsidenten teil,<br />

dazu die Chefs des Autoverbandes<br />

VDA sowie von Autoherstellern, Zulieferernund<br />

Gewerkschaften.<br />

Mit den höheren Kaufprämien<br />

soll der Verkauf von E-Fahrzeugen<br />

angekurbelt werden. Zwar steigen<br />

die Neuzulassungen, aber auf einem<br />

immer noch niedrigen Niveau. Die<br />

Autohersteller wollen in den kommenden<br />

Monaten und Jahren zahlreiche<br />

E-Autos auf den Markt bringen,<br />

auch im Massenmarkt.<br />

Auf dem „Autogipfel“ ging es neben<br />

der Kaufprämie auch darum,<br />

den Aufbau eines flächendeckenden<br />

Netzes an Ladestationen für E-Autos<br />

zu beschleunigen.<br />

Gleichfalls an diesem Montag<br />

startete Volkswagen in Zwickau den<br />

Bau seiner erste E-Großserie –die<br />

wichtigste Umwälzung der jüngeren<br />

Konzerngeschichte.Der ersteVertreter<br />

der neuen Modellfamilie, ID.3,<br />

wird seit Montag hier produziert.<br />

„Wir rüsten zum ersten Mal eine<br />

große Autofabrik komplett auf Elektro<br />

um“, sagt Vorstandschef Herbert<br />

Diess. Angela Merkel kam zum Start<br />

und sagte: „Zwickau wird ein Eckpfeiler<br />

der deutschen Autoindustrie<br />

sein.“ (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute gibt es zeitweise schauerartige Regenfälle bei stark bewölktem<br />

Himmel, und die Höchsttemperaturen liegen bei 10bis 12 Grad. Der Wind<br />

weht schwach bis mäßig aus West. In der Nacht werden 7bis 3Grad erwartet.<br />

Dazu wechseln sich viele Wolken und schauerartiger Regen ab.<br />

Biowetter: Die aktuelle Witterung<br />

führt zuverstärktem Stoffwechsel<br />

und erhöhtem Blutdruck. Rheumatiker<br />

müssen mit Gelenk-, Gliederund<br />

Narbenschmerzen rechnen. Zu-<br />

7°/10°<br />

Wittenberge<br />

sätzlich plagen Kopfschmerzen.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 27 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 24 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 9µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 86%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 10Grad.<br />

Wind: schwach aus West.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

6°/11° 7°/10°<br />

Luckenwalde<br />

4°/11°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Regen wolkig wolkig<br />

6°/9° 5°/11° 5°/10°<br />

Prenzlau<br />

7°/10°<br />

Cottbus<br />

5°/12°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

6°/11°<br />

Am Rand eines Sturmtiefs über dem Ärmelkanal weht mit stark böigen Südwestwinden<br />

erwärmte Meeresluft zu uns. Inder feuchten Luft entwickeln sich wiederholt<br />

Schauer. Diese reichen vom Nordwesten der Iberischen Halbinsel bis zum<br />

Baltikum und vom Alpenraum bis zur algerischen Küste.<br />

Sylt<br />

6°/10°<br />

Hannover<br />

7°/11°<br />

Köln<br />

8°/13°<br />

Saarbrücken<br />

6°/11°<br />

Konstanz<br />

5°/10°<br />

Hamburg<br />

7°/9°<br />

Erfurt<br />

5°/9°<br />

Frankfurt/Main<br />

7°/12°<br />

Stuttgart<br />

6°/11°<br />

Rostock<br />

6°/11°<br />

Magdeburg<br />

6°/12°<br />

Nürnberg<br />

5°/9°<br />

München<br />

5°/11°<br />

Rügen<br />

7°/10°<br />

Dresden<br />

7°/12°<br />

Deutschland: Heute befindet sich die<br />

Sonne oft hinter Wolken. Örtlich kann<br />

es Schauer geben. Die Höchsttemperaturen<br />

belaufen sich auf 9bis<br />

13 Grad, die Tiefstwerte auf 7bis<br />

3Grad. Der Wind weht schwach aus<br />

West. Morgen herrscht bei größtenteils<br />

stark bewölktem Himmel unbeständiges<br />

Schauerwetter. Dabei<br />

klettern die Temperaturen auf Werte<br />

von 8bis 11 Grad, und der Wind<br />

weht schwach aus westlichen Richtungen.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 10°-12°<br />

Nordsee: 11°-13°<br />

Mittelmeer: 18°-27°<br />

Ost-Atlantik: 12°-18°<br />

Mondphasen: 12.11. 19.11. 26.11. 04.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:09 Uhr Sonnenuntergang: 16:29 Uhr Mondaufgang: 14:35 Uhr Monduntergang: 23:56 Uhr<br />

Lissabon<br />

19°<br />

Las Palmas<br />

23°<br />

Madrid<br />

16°<br />

Reykjavik<br />

2°<br />

Dublin<br />

11°<br />

London<br />

13°<br />

Paris<br />

12°<br />

Bordeaux<br />

14°<br />

Palma<br />

21°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

-1°<br />

Oslo<br />

1°<br />

Stockholm<br />

4°<br />

Kopenhagen<br />

8°<br />

Berlin<br />

10°<br />

Mailand<br />

13°<br />

Tunis<br />

26°<br />

Rom<br />

20°<br />

Warschau<br />

15°<br />

Wien<br />

9° Budapest<br />

17°<br />

Palermo<br />

23°<br />

Kiruna<br />

-9°<br />

Oulu<br />

-3°<br />

Dubrovnik<br />

22°<br />

Athen<br />

24°<br />

St. Petersburg<br />

2°<br />

Wilna<br />

12°<br />

Kiew<br />

15°<br />

Odessa<br />

19°<br />

Varna<br />

22°<br />

Istanbul<br />

24°<br />

Iraklio<br />

25°<br />

Archangelsk<br />

-3°<br />

Moskau<br />

12°<br />

Ankara<br />

19°<br />

Antalya<br />

24°<br />

Acapulco 32° heiter<br />

Bali 31° heiter<br />

Bangkok 32° wolkig<br />

Barbados 29° Gewitter<br />

Buenos Aires 23° heiter<br />

Casablanca 18° Regen<br />

Chicago 4° wolkig<br />

Dakar 31° wolkig<br />

Dubai 32° sonnig<br />

Hongkong 27° sonnig<br />

Jerusalem 26° heiter<br />

Johannesburg 31° heiter<br />

Kairo 29° sonnig<br />

Kapstadt 27° heiter<br />

Los Angeles 24° sonnig<br />

Manila 31° Gewitter<br />

Miami 30° wolkig<br />

Nairobi 30° wolkig<br />

Neu Delhi 31° sonnig<br />

New York 18° bedeckt<br />

Peking 15° sonnig<br />

Perth 25° heiter<br />

Phuket 31° Gewitter<br />

Rio de Janeiro 39° Gewitter<br />

San Francisco 21° sonnig<br />

Santo Domingo 30° heiter<br />

Seychellen 29° wolkig<br />

Singapur 32° Gewitter<br />

Sydney 18° Schauer<br />

Tokio 19° sonnig<br />

Toronto 10° bedeckt


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 3 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Seite 3<br />

Roberto und ich hatten nur zwei Mal<br />

Kontakt, und das auch nur per<br />

Mail. Und doch verbindet uns etwas.<br />

Ein Schatten, für den wir<br />

nichts können.<br />

Ichhatte Roberto Yanezgeschrieben, weil<br />

die Redaktion sich fragte,wie wohl der Enkel<br />

von Erich Honecker, der seit 30 Jahren in<br />

Chile lebt, heute auf den Mauerfall und auf<br />

seinen Opablickt. Ichselbst wollte eher wissen,<br />

ob er die neue Ost-West-Debatte verfolgt<br />

und wie er sieht, was seit der Flucht seiner<br />

Familie 1990 aus jenem Landstrich<br />

wurde, indem einst in jeder Schule das Porträt<br />

seines Großvaters hing.<br />

Wasaus Roberto selbst geworden ist, hat<br />

er in Interviews,einem Dokumentarfilm und<br />

einem Buch erzählt. Es erschien nach dem<br />

Todseiner OmaMargot, den er darin seinen<br />

persönlichen Mauerfall nennt. Daher wusste<br />

ich, dass ich zwar zur gleichen Generation<br />

gehörewie er,der Sohn der Honecker-Tochter<br />

Sonja und des Exil-Chilenen Leo Yanez:<br />

Wir sind beide Mitte der Siebziger in der<br />

DDR geboren worden, er in der Hauptstadt,<br />

ich wie seine Großmutter in Halle/Saale.Ich<br />

ahnte,dass sich unsereLeben vordem Mauerfall<br />

ähnlicher waren als danach. Obwohl<br />

meine Eltern weder privilegiert noch Honecker-Fans<br />

waren, im Gegenteil. Aber der<br />

Schnitt von 1989, der im Osten auch die für<br />

immer prägt, die noch Kinder waren, hat<br />

mich beflügelt –und Roberto traumatisiert.<br />

Mit 15endete über Nacht sein Leben als<br />

Lieblingsenkel des Staatschefs, wurde der<br />

Opa von der Respekts- zur Unperson, von<br />

der eigenen Partei aus dem Häuschen geworfen,<br />

auf der Flucht vor wütenden DDR-<br />

Bürgern. Honecker an den Galgen, stand auf<br />

Plakaten. Robertos Eltern gingen mit ihm<br />

und der kleinen Schwester in die Heimat des<br />

Vaters,woRoberto nicht zurechtkam, die Eltern<br />

sich trennten, Opa Erich nach einer<br />

Odyssee todkrank ankam, starb. Roberto<br />

rutschte in Drogensucht und Depression. Es<br />

dauerte lange, bis er aus der Krise fand, die<br />

1989 für ihn begann.<br />

Seine Antwort auf meine E-Mail kam<br />

trotzdem schnell und war sehr freundlich.<br />

Über uns als Vertreter derselben DDR-Generation<br />

zu sprechen, „ist natürlich interessant“,<br />

schreibt er, sieben Tage nach seinem<br />

45. Geburtstag. „Prinzipiell aber mache ich<br />

Interviews nur gegen Bezahlung, denn –das<br />

wissen Siebestimmt –wir leben im Kapitalismus.<br />

Niemand kann es sich leisten, etwas<br />

kostenlos zu tun, ich auch nicht.“<br />

DerOpa schenkt Westspielzeug<br />

Ichkenne diesen halb sarkastischen, halb resignierten<br />

Ton, den Subtext, dass heute auch<br />

nicht alles Gold ist, sehr gut. Aus meiner<br />

sächsischen Heimat. Aber nicht von meiner<br />

Generation, sondernvon der unserer Eltern.<br />

Sie erkämpften vor 30Jahren die Wende, sie<br />

spürten damals Hass auf Honecker, der für<br />

uns Jüngere nur noch ein allgegenwärtiger<br />

Opi war, dem die Stimme wegkippte, wenn<br />

er mal wieder dasselbe faselte.<br />

Kapitalismus war sein Wort, sein Dauerfeindbild.<br />

Nun verwenden es unsere Eltern,<br />

wenn sie über ihreEnttäuschungen mit dem<br />

Westen sprechen, über die Schwächen des<br />

Sozialstaats, über die hohen moralischen<br />

Ansprüche des Westens,andenen er ständig<br />

selbst scheitert.<br />

Anfang der Neunziger, als Roberto längst<br />

in Chile lebt und sein Großvater in Berlin wegen<br />

der Mauertoten vorGericht steht, sagten<br />

die Erwachsenen uns Wendekindern: Ihr<br />

werdet die Einheit vollenden. Wenn erst unsere<br />

Generation die Verantwortung trage,<br />

würde niemand mehr entlang einer innerdeutschen<br />

Grenzedenken.<br />

Heute blickt der Westen verständnisloser<br />

denn je auf die Wahlergebnisse,den Krawall,<br />

die Ansichten im Osten. Wir 2,5 Millionen,<br />

die zwischen Mitte der Siebziger und Mitte<br />

der Achtziger in der DDR geboren sind, sind<br />

nicht zur ersten gesamtdeutschen, sondern<br />

zur „Dritten Generation Ost“ geworden: in<br />

der DDR nur Kinder, heute trotzdem nicht<br />

assimiliert. Erichs Enkel. Wiekann das sein?<br />

Als Roberto Yanez Betancourt 1974 zur<br />

Welt kommt, ist Oma Margot seit elf Jahren<br />

Bildungsministerin, Opa Erich seit drei JahrenParteichef,<br />

zwei Jahrespäter wirderauch<br />

Staatsratsvorsitzender.Roberto wächst in einer<br />

der begehrten Neubauwohnungen in<br />

Berlins Mitte auf, bekommt vom Opa Westspielzeug,<br />

am Wochenende fährt ihn ein<br />

Chauffeur nach Wandlitz, wo 600 Angestellte<br />

die Waldsiedlung der SED-Kader in Gang<br />

halten. Roberto begleitet Opa zur Jagd,<br />

raucht mit den Personenschützern, spürtim<br />

Schulalltag Omas schützende Hand.<br />

Aber er geht zur Polytechnischen Oberschule<br />

wie wir alle, Privatschulen gibt es<br />

nicht in der DDR.<br />

Unser Schulalltag unterschied sich nicht<br />

vom Westen, mit Kindergeburtstagen und<br />

Pausenbroten, Strebern und Rowdies und<br />

Löcherninden Jeans.Nur,dass es auch Fahnenappell<br />

gab und ich, als meine Eltern die<br />

Roberto Yanez, Sohn der Honecker-Tochter Sonja und des Exil-Chilenen Leo Yanez<br />

Erich Honeckers echter Enkel Roberto Yanez, 1974 geboren,<br />

floh 1990 nach Chile. Und tat sich lange schwer mit dem Leben.<br />

Die Gleichaltrigen, die wie er in der DDR aufwuchsen<br />

und –anders als er –inDeutschland geblieben sind,<br />

kamen nicht so einfach im Westen an wie gedacht<br />

Nase von „diesem Staat“ längst voll hatten,<br />

zum Republikgeburtstag in Pionieruniform<br />

Ehrenwache voreinem Parteidenkmal in der<br />

Innenstadt stand.<br />

Über die Pioniernachmittage schrieb ich<br />

als stellvertretender Gruppenratsvorsitzender<br />

Rechenschaftsberichte, indenen ich sicher<br />

auch mal Honecker zitierte. Daheim<br />

hörten wir Stones und Lindenbergund wurden<br />

darauf eingeschworen, in der Schule<br />

nicht zu erzählen, dass wir fast nurWestfernsehen<br />

gucken.<br />

VordemWehrkundeunterricht ab Klasse 9<br />

(den Margot Honecker einst eingeführt<br />

hatte) und der Pflichtzeit bei der Nationalen<br />

Volksarmee fürchtete ich mich –aber nur,<br />

weil ich unsportlich war.<br />

Ehe es für mich ernst wurde,war alles vorbei.<br />

Mein Vater ging heimlich zu den Montagsdemos<br />

in Leipzig, meine Mutter zu Diskussionsveranstaltungen,<br />

dann entfiel<br />

meine Popsendung im ZDF für Sondersendungen<br />

zum Mauerfall. Da war ich knapp 13.<br />

Der Westen brach über alle Familien,<br />

Freundschaften, auch über uns Pubertierende<br />

herein wie ein Tsunami. Als sich das<br />

WirEnkel<br />

Roberto Yanez mit seinem Großvater<br />

VonSteven Geyer<br />

PRIVATARCHIV<br />

Wasser wieder senkte, gab es Gewinner und<br />

Verlierer, wobei die Verlierer fast alle in Ostdeutschland<br />

lebten. Und wenn man im Osten<br />

Gewinner und jung genug war,sowie ich,<br />

dann blieb man nicht mehr lange da. Der<br />

Aufbruch der Jugend war halb Flucht vor<br />

dem Mangel an Möglichkeiten, halb die Verlockung<br />

der Freiheit, der wir westwärts folgten<br />

–oft weit über Westdeutschland hinaus.<br />

Roberto spürt 1990 in Chile keine neue<br />

Freiheit. Er geht zur deutschen Schule, ist<br />

aber überlastet mit der fremden Welt, der<br />

zerrütteten Familie, der Belagerung durch<br />

die Medien, dem gnadenlosen Umgang mit<br />

dem Opa. Honecker erliegt 1994 dem Krebs.<br />

Roberto überwirft sich mit der Mutter,dafür<br />

zieht er bald zu OmaMargot, damals Anfang<br />

70. Für uns DDR-Kinder war sie „der lila Drache“<br />

(wegen des Violettstichs im weißen<br />

Haar), für Roberto bietet sie ein Zuhause.<br />

Das Kommando hatte sie schon geführt, als<br />

Opanoch Staatschef war.<br />

In der WG mit „Robi“ gelten preußische<br />

Disziplin und sozialistische Ideologie, doch<br />

dem Gestrauchelten gibt das Halt. Undwährend<br />

Oma Kontakte zu Altkommunisten aus<br />

DPA/JÖRG CARSTENSEN<br />

allerWelt pflegt, Kuba besucht und die Dankbarkeit<br />

Tausender Chilenen genießt, die<br />

einst vor der Militärdiktatur in der DDR untergeschlüpft<br />

waren, bricht nun auch Roberto<br />

auf: in Poesie und Kunst. Sein Ausweg<br />

ist der Surrealismus.<br />

Äußerlich erinnert nichts an ihm an den<br />

Großvater. Erist groß, stämmig, sein Haar<br />

schütter und lang, er trägt Bart und Latino-<br />

Hippie-Klamotten. Offen kritisiert er bald<br />

Selbstgerechtigkeit und Dogmatismus der<br />

Großeltern. 1999 erscheint sein erster Gedichtband.<br />

Seit 2002 lebt er von der Kunst,<br />

eher schlecht als recht. Seit 2004 ist er clean.<br />

2013 stellt er seine Bilder in Berlin aus,betritt<br />

erstmals „großdeutschen“ Boden, wie Oma<br />

sagt. 2016 stirbt Margot Honecker.<br />

„Sie war leider niemals in der Lage, ihre<br />

revolutionäre Gesinnung mit Selbstkritik zu<br />

verbinden“, sagt er später. Solange sie lebte,<br />

war er deshalb „von der DDR eingefangen:<br />

ihr letzter Bürger“.<br />

Ichbin da nicht so sicher.Esstimmt zwar:<br />

Als ich zum vorigen Mauerfalljubiläum in dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> über uns Wendekinder schrieb,<br />

war auch ich sicher,dass es das letzte Malist.<br />

30 Jahre nach dem Mauerfall würde die<br />

Mauer ja länger weg sein, als sie überhaupt<br />

stand. Auch ich glaubte,wir könnten die Einheit<br />

vollenden. Für mich hieß das da allerdings<br />

längst nicht mehr, dass wir Ostler einfach<br />

genauso werden, wie es die Westler<br />

schon immer waren. „Zusammenwachsen“<br />

würde bedeuten, dass auch wir den Westen<br />

verändern. Etwas einzubringen hätten.<br />

Gleichberechtigung der Frau, flächendeckende<br />

Kitas, Polikliniken, längeres gemeinsames<br />

Lernen, Brücke nach Osteuropa.<br />

Wir hatten inzwischen das nötige Selbstbewusstsein.Wirwaren<br />

imWesten wie im Osten<br />

zuHause, hatten einen fundamentalen<br />

Umbruch gemeistert, dann Auslands- und<br />

Praktikumsstationen. Ich habe inFrankfurt<br />

am Main und in Ohio gelebt, in Südafrika und<br />

Washington gearbeitet und fühle mich doch<br />

als Ostler. Das sei folglich keine Schwäche<br />

mehr,„nur weil wirvon derWestnormabweichen“,<br />

endete mein Text damals.Und: „Wenn<br />

das mit den eingetretenen Wegen nicht vereinbar<br />

ist, bitteschön. Es wäre nichtdas erste<br />

Mal, dass wiruns eigene suchen.“ Es war optimistisch<br />

gemeint, konstruktiv. Eswar mein<br />

Traum vonDeutschland.<br />

Er endete mit Pegida und AfD,mit Heidenau<br />

und Höcke, mit Chemnitz und den Statistiken,<br />

wonach Ossis nicht mal im Osten<br />

eine nennenswerte Zahl an Spitzenpositionen<br />

besetzen. Was die „dritte Generation<br />

Ost“ einbringen wollte,hatte sich im Westen<br />

schnell versendet. Wir hatten übersehen,<br />

dass wir hochqualifizierten und weltoffenen<br />

Ossis zwar erfolgreich waren – aber anderswo.<br />

Wenn wir zuWeihnachten heimkehrten,<br />

erwartete uns nicht unsere unter einer Zeitglocke<br />

konservierte Kindheit, vonder unsere<br />

Altersgenossen aus Schwaben, Bayern und<br />

Westfalen schwärmten. Unsere Heimat, das<br />

waren plötzlich die Städte und Dörfer in völlig<br />

neuem Glanz. Aber auch menschenleere<br />

Innenstädte; ein schleichender Niedergang,<br />

für den die Schließung der großen Fabriken<br />

alserste Mauerfall-Folge nur der Anfang war;<br />

die mal lauten und mal unausgesprochenen<br />

Klagen der Eltern, dass davon im Fernsehen<br />

wenig die Rede war. Es war Westfernsehen<br />

geblieben.<br />

Im Gutenwie im Schlechten<br />

WirWeihnachtsbesucher sind wie glückliche<br />

Versionen vonRobertoYanez:Wirhaben den<br />

Osten hinter uns gelassen und da vor allem<br />

jene,die den abschätzigenBlick des Westens<br />

und dasschlecht nachgeäffte Sächsisch bald<br />

nicht mehr weglächeln mochten; und auch<br />

die, die als Jugendliche in den wilden NeunzigernOrientierung<br />

am rechten Rand gefunden<br />

hatten. Ich hatte mich nie gefragt, was<br />

aus ihnen geworden war, seit sie erwachsen<br />

und selbst Elternsind.<br />

Nun wissen wir es. Die Ossis gehen tatsächlich<br />

eigene Wege.Ich hatte nurnicht geahnt,<br />

wie sehr der Frust dabei die Richtung<br />

weisen würde.<br />

Werdas immer noch mit Erichs Erbe erklären<br />

will, wurde gerade vonder größten Jugendstudie<br />

des Landes widerlegt: Sie ergab,<br />

dass auch die 12- bis 25-Jährigen imOsten<br />

ganz anders ticken als im Westen, imGuten<br />

wie imSchlechten. Ich habe die Studie gerade<br />

in mein Regal gestellt, zwischen DutzendeBücher<br />

über Mauerfall,Einheitsprobleme<br />

und, ja, auch über die DDR. Die„Letzten<br />

Aufzeichnungen“, die Erich Honecker<br />

1992 im Knast in Moabit niedergeschrieben<br />

hatte,fandich 2012 so spannend, dass ich sie<br />

sofort gekauft und gelesen habe. ImUrlaub.<br />

Im Ernst. Wann mich die DDR und ihr Personal<br />

samt Nachfahren wohl nicht mehr interessiert?<br />

Nach 40 Jahren Mauerfall? Einem<br />

halben Jahrhundert?<br />

In meiner zweiten Mail an ihn habe ich<br />

Roberto Yanez gefragt, ob er noch über die<br />

DDR nachdenkt oder spricht, drüben in<br />

Chile.Auch weil ichvermute,dassesvielseltener<br />

ist als bei mir.Das dürfte stimmen, sagt<br />

mancher,der noch sporadischen Kontakt zu<br />

ihm hat.<br />

Yanezselbstschrieb in seiner letzten Mail<br />

nichts dazu. „Einige meiner Beiträge erhalten<br />

hohe Einschaltquoten, die Medien verdienen<br />

damit“, antwortete er nur auf meinen<br />

Hinweis, dass wir Interviewpartner nie bezahlen.<br />

„Warum sollte ich ohne einen Euro<br />

nach Hause kommen? Ist das nicht ein klassisches<br />

Ausbeutungsschema?“<br />

Heute lädt er auf YouTube Videos hoch, in<br />

denen er zur Gitarre eigene Lieder vorträgt.<br />

„Ein alter Vogel hat schwere Augen. Er weiß<br />

zu viel“, singt er in einem der melancholischen<br />

Stücke. „Es wird genossen, dass er<br />

nicht hier ist. Er istweit weg.“<br />

Egal, wen Roberto damit meint: Weit genug<br />

ist er wohl noch nicht weg.<br />

Steven Geyer hat schon mit vielen<br />

über den Mauerfall gesprochen, aber<br />

nie mit einem der Honeckers.


4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Angriff auf Prokuristin einer<br />

Immobilienfirma in Leipzig<br />

Zwei vermummte Täter haben in<br />

Leipzig die Prokuristin einer Immobilienfirma<br />

in ihrerWohnung angegriffen.<br />

Die34-jährige Frau sei am Sonntagabend<br />

durch Faustschläge verletzt<br />

worden, teilte das Landeskriminalamt<br />

am Montag mit. DiePolizei vermutet<br />

einen linksextremistischen<br />

Hintergrund. DieAngreifer flüchteten.<br />

DieFirma baut im Stadtteil Connewitz<br />

Eigentumswohnungen. (dpa)<br />

USA kündigen Pariser<br />

Klimaabkommen<br />

DieUSA kehren Bemühungen zum<br />

Kampf gegen den Klimawandel offiziell<br />

den Rücken zu. DieUS-Regierung<br />

habe zum erstmöglichen Termin<br />

ihreKündigung für das Klimaabkommen<br />

vonParis eingereicht,<br />

teilte Außenminister Mike Pompeo<br />

am Montag. DieUSA verträten weiter<br />

ein „realistisches und pragmatisches<br />

Modell“, so Pompeo. (dpa)<br />

Tote in London: Verdächtige<br />

in Vietnam festgenommen<br />

Nach dem Fund von39Leichen in einem<br />

Lastwagen nahe London hat die<br />

vietnamesische Polizei acht Verdächtige<br />

in der Provinz Nghe An festgenommen.<br />

Siesollen nach Ansicht<br />

der Behörden Teil eines Schleuserrings<br />

sein, der Vietnamesen illegal<br />

nach Großbritannien bringt, wie<br />

staatliche Medien am Montag berichteten.<br />

(dpa)<br />

Schriftsteller Altan aus<br />

türkischer Haft entlassen<br />

Dertürkische Schriftsteller und Journalist<br />

Ahmet Altan kommt unter Auflagen<br />

frei. Diestaatliche Nachrichtenagentur<br />

Anadolu meldete am<br />

Montag, ein Gericht habe Altan zwar<br />

zu zehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt,<br />

aber zugleich seine Freilassung<br />

unter Auflagen angeordnet. Altan<br />

soll mit dem Geschwister-Scholl-<br />

Preis ausgezeichnet werden. (AFP)<br />

LindsayHoyle ist der neue<br />

Sprecher des Unterhauses<br />

LindsayHoyle, fortan Mister „Order“, an<br />

seinem Arbeitsplatz<br />

DPA/PRU<br />

Lindsay Hoyle ist am Montag zum<br />

neuen Präsidenten des britischen<br />

Unterhauses gewählt worden. Der<br />

Labour-Abgeordnete und bisherige<br />

Vize-Sprecher setzte sich in der viertenWahlrunde<br />

gegen seinen Parteifreund<br />

Chris Bryant durch. Derneue<br />

„Speaker of the House of Commons“<br />

wirdtraditionell vonseinen Kollegen<br />

zu seinem Stuhl gezerrt–eine Tradition<br />

aus Zeiten, als der Speaker im<br />

Konflikt mit der Krone auch mal auf<br />

dem Schafott landete.HoylesVorgänger<br />

John Bercow hatte vergangene<br />

Woche das Amt abgegeben. (dpa)<br />

Iran steigertProduktion<br />

angereicherten Urans<br />

Im Konflikt um das Atomabkommen<br />

mit dem Iran droht eine neue Eskalation.<br />

DerIranarbeitet nach Angaben<br />

des Atomchefs Ali Akbar Salehi inzwischen<br />

mit schnelleren Zentrifugen,<br />

die den Prozess der Urananreicherung<br />

wesentlich beschleunigen<br />

sollen. Dieseit September genutzten<br />

neuen Geräte seien zehnmal schneller<br />

als die alten Zentrifugen. (dpa)<br />

Morddrohung per E-Mail<br />

Die Nazi-Terrorgruppe „Atomwaffen Division Deutschland“ bezieht sich auch auf die Verbrechen des NSU<br />

VonJan Sternberg<br />

Deutsche Sicherheitsbehörden<br />

wissen so gut wie<br />

nichts über die radikale<br />

Neonazi-Terrorgruppe<br />

„Atomwaffen Division Deutschland“<br />

(AWD), die für Todesdrohungen gegen<br />

die Grünen-Politiker CemÖzdemir<br />

und Claudia Roth verantwortlich<br />

sein soll. Dabei ist die aus USA stammende<br />

Gruppierung bereits seit<br />

2018 in Deutschland aktiv. Damals<br />

veröffentlichte sie ein Rekrutierungsvideo,<br />

in dem zum „langen<br />

letzten Kampf, der bald kommen<br />

wird“ aufgerufen wird. Eine schwarz<br />

vermummte Person hält darin eine<br />

schwarze Flagge mit grünen Streifen<br />

und einem Atom-Symbol vor der<br />

ostwestfälischen Wewelsburg, einer<br />

früheren SS-Kultstätte.<br />

Die <strong>Zeitung</strong>en der Funke-Mediengruppe<br />

hatten berichtet, dass Özdemir<br />

als erster Name auf einer Todesliste<br />

stehe. Das habe die AWD<br />

Ende Oktober in einer E-Mail an das<br />

Büro des türkischstämmigen Bundestagsabgeordneten<br />

geschrieben.<br />

Bundestagsvizepräsidentin Roth<br />

drohten sie,sie stehe auf Platz zwei.<br />

Die AWD wurde 2018 einmal im<br />

Gemeinsamen Extremismus- und<br />

Terrorismusabwehrzentrum –<br />

Rechts (GETZ-R) vonBund und Ländernthematisiert.<br />

Dasgeht aus einer<br />

Anfrage der Linksfraktion im Bundestag<br />

hervor. Die Bundesregierung<br />

habe aber keine Anhaltspunkte, die<br />

darauf hindeuten, dass es sich bei<br />

der AWDumeine terroristische Vereinigung<br />

handelt.<br />

Mitden Mitteln des Rechtsstaats<br />

Cem Özdemir erhielt eine Drohmail der „Atomwaffen Division Deutschland“.<br />

„Wir werden diese Angriffe<br />

gegen unsere freiheitlich demokratische<br />

Grundordnung nicht hinnehmen und gehen<br />

mit den Mitteln unseres Rechtsstaats<br />

entschieden dagegen vor.“<br />

Ulrike Demmer, stellvertretende Regierungssprecherin, über die Todesdrohungen gegen<br />

Grünen-Politiker Claudia Roth und Cem Özdemir<br />

NS-Erinnerungen auf dem Abstellgleis<br />

DieInnenexpertin der Grünen-Bundestagsfraktion,<br />

Irene Mihalic, fordert<br />

die Bundesregierung auf, diese<br />

Einschätzung zu ändern. Der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland) sagte sie, es könne<br />

nicht sein, „dass wir immer nur reagieren<br />

können, wenn das Kind in<br />

den Brunnen gefallen ist“. Ein Sprecher<br />

des Bundesinnenministeriums<br />

teilte mit, die Gruppe würde „sehr<br />

aufmerksam und intensiv“ verfolgt.<br />

Laut Bundesjustizministerium<br />

prüfen die Justizminister der Länder<br />

derzeit, wie Bedrohungen klar und<br />

effektiv verfolgt werden können. Bis<br />

Mitte November würden sie ihre Erfahrungen<br />

mitteilen. „Danach werden<br />

wir uns Gedanken machen, wie<br />

wir diesen Straftatbestand verschärfen<br />

können“, sagte eine Sprecherin.<br />

Die Gruppe ist ein Ableger einer<br />

amerikanischen Neonazi-Vereinigung<br />

mit der deutschen Bezeichnung<br />

„Atomwaffen Division“. Ihren<br />

Mitgliedern werden mehrere Tötungsdelikte<br />

zur Last gelegt. 2017 erschoss<br />

ein junger Mann in Florida<br />

seine beiden Mitbewohner. Der Ex-<br />

Neonazi war zum Islam konvertiert,<br />

was die beiden anderen nicht akzeptierten.<br />

Sie gehörten ebenso wie der<br />

vierte Mitbewohner, Brandon Russell,<br />

zur „Atomwaffen Division“. In<br />

Russells Zimmer wurden nach Angaben<br />

der Ermittler Teile für den Bombenbau<br />

gefunden –und ein gerahmtes<br />

Foto des Bombenlegers vonOklahoma<br />

City,Timothy McVeigh. Im Januar<br />

2018 erstach ein junger Mann<br />

in Kalifornien einen ehemaligen<br />

Mitschüler, der jüdisch und homosexuell<br />

war. Der Täter gehörte der<br />

„Atomwaffen Division“ an.<br />

Flyerinder Humboldt-Uni<br />

In Deutschland wurden bisher an<br />

Universitäten in Frankfurt amMain<br />

und voreinem Jahr in der Bibliothek<br />

der Humboldt-Universität in Berlin<br />

Flugblätter der Gruppe gefunden.<br />

Die<strong>Berliner</strong> Polizei hatte damals ein<br />

Ermittlungsverfahren wegen des<br />

Verdachts auf „Verwenden von<br />

Kennzeichen verfassungswidriger<br />

Organisationen eingeleitet“. Der<br />

Staatsschutz wurde eingeschaltet, es<br />

wurden aber keine Tatverdächtigen<br />

ermittelt.<br />

Im Juni warfen Unbekannte Flugblätter<br />

in Briefkästen im Umkreis der<br />

Kölner Keupstraße. Dort hatten die<br />

Terroristen des „Nationalsozialistischen<br />

Untergrunds“ (NSU) am 9.<br />

Juni 2004 eine Nagelbombe gezündet.<br />

Die Flugblätter tauchten direkt<br />

vor dem 15. Jahrestag des Anschlags<br />

auf. Auf ihnen prangten ein Hakenkreuz<br />

und ein Atom-Symbol. Gerichtet<br />

sind sie an die „Moslems in<br />

Deutschland“. DieVerfasser drohen:<br />

„Gezielte Angriffe auf euch werden<br />

bald starten.“ Sie bezeichnen die<br />

Muslime als „das willfährige Werkzeug<br />

der Juden, um Deutschland<br />

und Europa zu zerstören“. Ähnlichen<br />

Verschwörungstheorien hing<br />

auch der Attentäter vonHalle an, der<br />

zunächst eine Synagoge und dann<br />

einen Döner-Imbiss angriff und zwei<br />

Menschen erschoss.<br />

Nordrhein-Westfalens Innenminister<br />

Herbert Reul (CDU) sagte im<br />

Innenausschuss des Landtags, die<br />

aus den USA stammende „Atomwaffen<br />

Division“ und ihr mutmaßlicher<br />

deutscher Ableger propagierten das<br />

Ziel, einen „Rassenkrieg“ vorzubereiten<br />

und zu entfachen. Doch schon allein<br />

die Frage,wie viele Mitglieder die<br />

Gruppe in Deutschland hat, können<br />

die Behörden nicht beantworten.<br />

Bei einem internationalen Treffen der Antisemitismus-Beauftragten in Jerusalem stand der Anschlag in Halle im Mittelpunkt<br />

VonAnja Reich, Jerusalem<br />

Wie schwierig es in diesen Zeiten<br />

ist, über Antisemitismus zu<br />

sprechen, zeigt die Sache mit der<br />

Rede.Felix Klein, Deutschlands Antisemitismusbeauftragter,<br />

sollte sie<br />

am Montag auf einem Treffen in Jerusalem<br />

halten. In der ersten Version<br />

wird auf den Beschluss des Deutschen<br />

Bundestages vom 18. Januar<br />

2018 verwiesen. Deutschland, heißt<br />

es darin, werde„aufgrund seiner Geschichte<br />

einen noch wirkungsvolleren<br />

Kampf gegen Antisemitismus<br />

führen“.<br />

In der zweiten Version wird ein<br />

weiterer Bundestagsbeschluss zitiert.<br />

Er stammt vomMai dieses Jahres.<br />

Die BDS-Bewegung, die Israel<br />

politisch, wirtschaftlich und kulturell<br />

isolieren will, wirddarin als antisemitisch<br />

verurteilt. Es gibt Diskussionen<br />

um diesen Beschluss.Gerade<br />

haben mehrere Uno-Sonderberichterstatter<br />

wegen Einschränkung der<br />

Meinungsfreiheit Beschwerde dagegen<br />

eingereicht. Felix Klein hat sich<br />

dennoch für die zweite Version entschieden.<br />

Es war ihm wichtig. Er<br />

habe sich ja auch für den BDS-Beschluss<br />

eingesetzt, sagt er. Dass er<br />

am Ende keine der beiden Reden<br />

hielt, hatte dann aber ganz andere<br />

Gründe. Reden waren beim Treffen<br />

in Jerusalem nicht vorgesehen, nur<br />

Fragen sollten beantwortet werden.<br />

Immerhin aber lobte Israels Staatspräsident<br />

Reuven Rivlin den Bundestag<br />

für seinen BDS-Entschluss.<br />

Und der britische Kollege kündigte<br />

an, im Unterhaus einen ähnlichen<br />

Antrag einzuführen.<br />

Grenzüberschreitende Initiativen<br />

Felix Klein nickt entschieden. Es ist<br />

Montagmittag, er sitzt auf einer<br />

Wiese vor dem Präsidentenpalast in<br />

Jerusalem, um seine Füße streicht<br />

eine weiß-rot-braune Katze, hinter<br />

ihm steht Elan Carr, der amerikanische<br />

Antisemitismus-Beauftragte.<br />

Der französische, der britische und<br />

die EU-Beauftragte sind auch da. Internationale<br />

Amtskollegen, gewissermaßen,<br />

die sich im Palast des israelischen<br />

Staatspräsidenten über<br />

ein Thema austauschen, das 80 Jahre<br />

nach dem Holocaust wieder beunruhigend<br />

aktuell ist, vor allem in<br />

Deutschland.<br />

Organisiert wurde das Treffen<br />

vom Jüdischen Weltkongress. Es<br />

sollte um den 75. Jahrestag der Befreiung<br />

vonAuschwitz gehen, um gemeinsame<br />

Initiativen. Nun aber bestimmt<br />

der Anschlag auf die Synagoge<br />

in Halle die Diskussion, noch<br />

mehr als das BDS-Thema.<br />

Katherina von Schnurbein, EU-<br />

Beauftragte im Kampf gegen Antisemitismus,<br />

sagt, Halle hätte das<br />

größte Massaker nach dem Holocaust<br />

werden können. Präsident<br />

Rivlin erinnert daran, dass Antisemitismus<br />

kein jüdisches Problem,<br />

sonderndas der gesamten Menschheit<br />

sei. Felix Klein berichtet von<br />

den jüngsten Bundestagsbeschlüssen.<br />

Schon wieder neue Beschlüsse.<br />

Diesmal geht es um die bessere Bewachung<br />

jüdischer Einrichtungen<br />

und um Maßnahmen gegen Hass<br />

im Internet. Darüber hinaus gibt es<br />

ein Programm, das die Deutschen<br />

von den Engländern übernommen<br />

haben: Jeder antisemitische Vorfall<br />

AP<br />

wird sofort gemeldet, recherchiert<br />

und ausgewertet, Opfer werden betreut,<br />

Täter konsequent verfolgt.<br />

„Dieses Programm ist ein großer Erfolg“,<br />

sagt der Antisemitismusbeauftragte.<br />

Mehr Einfluss<br />

Er klingt optimistisch an diesem Tag<br />

in Jerusalem. Halle hat ihm, so makaber<br />

es klingt, die Arbeit erleichtert.<br />

Felix Klein hat jetzt mehr Einfluss,<br />

mehr Befugnisse. Gerade hat er das<br />

Verkehrsministerium um Unterstützung<br />

gebeten, erzählt er. Esgeht um<br />

die Bahn, mit deren Deportationszügen<br />

Millionen von Juden in den Tod<br />

geschickt wurden. Der Konzern hat<br />

zwar kürzlich eine Million Euro für<br />

den Ausbau der Holocaust-Gedenkstätte<br />

YadVashem gespendet, aber<br />

einen privaten Verein, der mit einem<br />

Museumszug an die Rolle der Deutschen<br />

Reichsbahn in der Nazizeit erinnern<br />

will, unterstützt er nicht. Der<br />

Verein soll für seinen Zug Standgebühren<br />

zahlen. Nicht nur auf Bahnhöfen,<br />

sondern auch auf dem Abstellgleis.<br />

Fragwürdige<br />

Therapien für<br />

Schwule<br />

Wassteckt hinter den<br />

Konversionsbehandlungen?<br />

Homosexualität ist keine Krankheit<br />

und muss deshalb nicht<br />

therapiert werden. Dies ist seit langem<br />

Konsens unter Ärzteorganisationen,<br />

Wissenschaftlern und Psychotherapeutenverbänden.<br />

Dennoch<br />

gibt es auch in Deutschland<br />

immer noch Therapieangebote mit<br />

dem Ziel, homosexuelle Menschen<br />

„umpolen“ zu wollen. Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn<br />

(CDU) will solche Konversionstherapien<br />

weitgehend verbieten, dazu hat<br />

er nun einen Gesetzentwurf vorgelegt.<br />

Um was geht es eigentlich bei<br />

diesen Behandlungsmethoden?<br />

Wassind Konversionstherapien? Solche<br />

Therapieangebote zielen darauf<br />

ab, die homosexuelle Orientierung<br />

eines Menschen zu ändern beziehungsweise<br />

zu „heilen“ und in heterosexuelles<br />

beziehungsweise asexuelles<br />

Verhalten umzuwandeln. Zu<br />

den angebotenen Behandlungen gehören<br />

neben der Psychotherapie unter<br />

anderem Lichttherapie, Homöopathie<br />

und offenbar auch Elektroschocktherapie.<br />

Was sagen Wissenschaft, nationale<br />

wie internationale Organisationen<br />

dazu? Es gibt keine wissenschaftlichen<br />

Belege für dieWirksamkeit von<br />

Konversionstherapien. Im Gegenteil<br />

können solche Behandlungen<br />

nach Auffassung von Experten<br />

schwerwiegende psychische Belastungen<br />

wie Depressionen, Ängste<br />

und soziale Isolation bis hin zu einem<br />

erhöhten Suizidrisiko nach<br />

sich ziehen. Viele internationale<br />

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn<br />

geht gegen Konversionstherapien vor. DPA<br />

und auch deutsche Organisationen<br />

haben sich klar gegen solche Therapieverfahren<br />

ausgesprochen. Die<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) strich Homosexualität tatsächlich<br />

erst 1990 vonder Liste psychischer<br />

Erkrankungen.<br />

Der Weltärztebund, dem auch<br />

die Bundesärztekammer angehört,<br />

bezeichnete gegen Homosexualität<br />

gerichtete Therapien als „ernste Gefährdung<br />

für die Gesundheit und<br />

die Menschenrechte“. Auch der<br />

Deutsche Ärztetag sprach sich 2014<br />

deutlich gegen jegliche Stigmatisierung<br />

und Benachteiligung von<br />

Menschen unterschiedlicher sexueller<br />

Orientierungen aus. Konversionstherapien,<br />

die behaupteten, Homosexualität<br />

in heterosexuelles<br />

Verhalten umwandeln zu können,<br />

seien abzulehnen.<br />

Verbote dieser fragwürdigen<br />

Therapien kamen spät. Als erstes<br />

europäisches Land untersagte<br />

Malta 2015 solche Methoden, auch<br />

in Brasilien und mehreren US-Bundesstaaten<br />

gibt es solche Verbote.<br />

Werbietet solche Therapien an? Das<br />

geschieht Kritikern zufolge oft verdeckt<br />

und meist im evangelikalen<br />

Spektrum, wobei sich auch dortkritische<br />

Stimmen mehrten. Der Bund<br />

Katholischer Ärzte (BKÄ) schreibt<br />

auf seiner Webseite ganz offen, es<br />

gebe „religiöse, psychotherapeutische<br />

und medizinisch-homöopathische<br />

Möglichkeiten der ,Behandlung‘<br />

bei Homosexualität und homosexuellen<br />

Neigungen“. (AFP)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 5 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

Gesicht zeigen<br />

Frankreichs Regierung will den Zugang zu Behördendiensten über das Handy ermöglichen. Die Frage der Sicherheit der Nutzerdaten ist ungeklärt<br />

VonBirgit Holzer,Paris<br />

Einen neuen Reisepass oder<br />

Personalausweis online bestellen,<br />

ohne ins Gemeindebüro<br />

fahren und<br />

Schlange stehen zu müssen? Nur<br />

noch ein einziges Konto und Passwort<br />

brauchen, um die Steuererklärung<br />

zu machen, eine Sozialwohnung<br />

oder seinen Rentenbescheid<br />

online zu beantragen? Den einfachen<br />

Zugang per Handy zu über 500<br />

Behördendiensten verspricht die<br />

Software Alicem, die die französische<br />

Sicherheitsbehörde ATNS, die<br />

zum Innenministerium gehört, zur<br />

Zeit ausarbeiten lässt. Das soll den<br />

Nutzerninder Zukunft ermöglichen,<br />

im Kontakt mit den staatlichen Stellen<br />

ihre „digitale Identität“ nachzuweisen.<br />

Testphase mit Freiwilligen<br />

Doch schon vor seiner Einführung<br />

stößt das Programm auf Misstrauen:<br />

Welche Daten werden wie lange und<br />

für welche Zwecke gesammelt? Datenschützer<br />

warnen vor missbräuchlichem<br />

Umgang mit sensiblen<br />

Informationen, deren Klau<br />

durch Hacker oder gar vor den Anfängen<br />

eines Überwachungsstaates.<br />

Denn die App Alicem –eine Abkürzung<br />

für „Zertifizierte Online-Authentifizierung<br />

auf dem Mobiltelefon“<br />

(„Authentification en ligne<br />

certifiée sur mobile“) –soll über Gesichtserkennung<br />

funktionieren. Seit<br />

Juni läuft eine Testphase mit Tausenden<br />

Freiwilligen. Wenn das System<br />

Die Authentifizierung durch Gesichtserkennung soll über die App Alicem erfolgen. Die Informationen sollen anschließend wieder gelöscht werden, versprechen die Behörden.<br />

dann voraussichtlich im nächsten<br />

Jahr startet, wird Frankreich das<br />

erste EU-Land sein, das die neue<br />

Technologie in diesem Ausmaß anwendet.<br />

DasInnenministerium geht<br />

davon aus,dass zunächst rund zehn<br />

Millionen Franzosen, die einen biometrischen<br />

Ausweis,einen Internet-<br />

Zugang und ein an die Technik angepasstes<br />

Smartphone besitzen, Alicem<br />

nutzen könnten. Den persönlichen<br />

Empfang in den<br />

Behördenbüros ersetzt dies aber<br />

nicht vollständig: Noch wird Frankreich<br />

keine rein digital verwaltete<br />

Gesellschaft. Um das „Vorzeichen einer<br />

Politik der digitalen Identität“<br />

handele es sich bei dem Projekt aber<br />

durchaus, ließ Innenminister Christophe<br />

Castaner wissen.<br />

Die Gesichtserkennung ist demnach<br />

lediglich notwendig, um den<br />

Nutzer bei der ersten Anmeldung auf<br />

seinem Smartphone mithilfe vonFotos<br />

und Videoaufnahmen eindeutig<br />

zu identifizieren. Laut ATNS werden<br />

diese daraufhin sofort wieder gelöscht,<br />

während andere persönliche<br />

Informationen wie Name, Adresse,<br />

Geburtstag und -ort sowie Augenfarbe<br />

und Größe gespeichertbleiben.<br />

Dies ist einer der Punkte,die Kritiker<br />

auf den Plan bringen. „Jedes Sys-<br />

ISTOCKPHOTO<br />

tem ist hackbar“, sagt der Spezialist<br />

für Netzsicherheit Baptiste Robert.<br />

ATNS-Chef Jérôme Létier räumt ein,<br />

dass es kein Null-Risiko gebe: „Wir<br />

gehen diese Mission ohne Naivität<br />

an. Unsist klar, dass wir von Anfang<br />

an die Sicherheit von Alicem garantieren<br />

müssen.“<br />

Die Organisation für Bürgerrechte<br />

im Internet La Quadraturedu<br />

Net warnt vor einer „Banalisierung“<br />

dieser Technologie und hat Klage<br />

eingereicht. „Die Regierung will die<br />

Leute zwingen, die Gesichtserkennung<br />

zu nutzen. Sie übergeht die<br />

Wichtigkeit eines klaren Einverständnisses<br />

und der Wahlfreiheit“,<br />

argumentiertder Anwalt der Organisation,<br />

Martin Drago. Wer die Gesichtserkennung<br />

ablehne,könne Alicem<br />

nicht verwenden. Man befürchte<br />

zudem die Bedrohung der<br />

Anonymität im öffentlichen Raum<br />

und das Ausspionieren von Personen<br />

durch Überwachungskameras:<br />

Wer garantiere, dass nicht irgendwann<br />

die Polizei die entsprechenden<br />

Technologien nutze, um beispielsweise<br />

Demonstranten zu identifizieren?<br />

Schutz der Identität<br />

Um diese im Falle eines Anschlags<br />

oder anderer Verbrechen anwenden<br />

zu können, ließ der Bürgermeister<br />

vonNizza, Christian Estrosi, tatsächlich<br />

beim diesjährigen Karneval im<br />

Februar auf einem klar ausgewiesenen<br />

Raum und mit 1000 Freiwilligen<br />

Gesichtserkennung mittels Videokameras<br />

testen. Die Nationale Kommission<br />

für Internet und Freiheitsrechte<br />

CNIL hatte Bedenken dagegen<br />

angemeldet, ebenso wie jetzt gegenüber<br />

Alicem. Die Behörden<br />

versuchen, die Bedenken auszuräumen.<br />

„Es geht nicht darum, eine<br />

Überwachungsgesellschaft wie in<br />

China einzurichten“, versichert<br />

ATNS-Chef Létier. „Das einzige Ziel<br />

besteht darin, die Identität der Franzosen<br />

zu schützen.“<br />

Bordsprache deutsch<br />

Reisetermine 2020<br />

Reise 1<br />

s) 16.05. -23.05.20<br />

a) 23.05. -30.05.20<br />

b) 30.05. -06.06.20<br />

b) 06.06. -13.06.20<br />

b) 20.06. -27.06.20<br />

c) 27.06. -04.07.20<br />

c) 04.07. -11.07.20<br />

d) 18.07. -25.07.20<br />

d) 25.07. -01.08.20<br />

d) 01.08. -08.08.20<br />

c) 15.08. -22.08.20<br />

c) 22.08. -29.08.20<br />

b) 29.08. -05.09.20<br />

Reise 2<br />

s) 13.06. -20.06.20<br />

a) 11.07. -18.07.20<br />

a) 08.08. -15.08.20<br />

Reisezeit a,b,c,d mit Zuschlag,<br />

Reisezeit sohne Zuschlag<br />

Typisch Elbflorenz!<br />

✔ Sensationell: Nordland 2020<br />

schon ab € 699,- p.P.<br />

✔ Balkonkabinen<br />

schon ab € 899,- p.P.<br />

✔ Inklusive Getränke inden<br />

Buffet-Restaurants &<br />

Trinkgelder an Bord<br />

Jetzt buchen und noch nie dagewesene<br />

AIDA Frühbucherpreise sichern!<br />

Erleben Sie Tallinn, St. Petersburg, Flam &Bergen &mehr<br />

AIDAprima<br />

Reise 1 Reise 2<br />

Rund um die Uhr buchen unter:<br />

www.seereisedienst.de<br />

Mo. bis Fr. 09.00 -18.00 Uhr<br />

Sa. &So. 10.00 -17.00 Uhr<br />

0351 /437570<br />

Elbflorenz Reisedienst GmbH &Co. KG, Wiener Strasse 80, 01219 Dresden<br />

TagHafen An Ab<br />

01. Anreise<br />

01. Kiel 18.00<br />

02. Erholung auf See - -<br />

03. Tallinn/Estland 10.00 18.00<br />

04. St. Petersburg/Russland 08.00 20.00<br />

05. Helsinki/Finnland 10.00 17.00<br />

06. Stockholm/Schweden 09.00 18.00<br />

07. Erholung auf See - -<br />

08. Kiel 08.00<br />

08. Abreise<br />

Reise 1: 8-tägige Kreuzfahrt<br />

Ostsee Highlights<br />

Termin 01.08./15.08/22.08./29.08.20 statt Stockholm: Nynäshamn<br />

KREUZFAHRTPREISE p.P. INEURO*<br />

Kategorie<br />

Kategorie<br />

Innenkabine<br />

Meerblickkabine<br />

Verandakabine mit Balkon<br />

Verandakabine Komfort mit Balkon<br />

TagHafen An Ab<br />

01. Anreise<br />

01. Kiel 18.00<br />

02. Erholung auf See - -<br />

03. Bergen/Norwegen 10.00 20.00<br />

04. Nordfjordeid/Norwegen 08.00 20.00<br />

05. Flam/Norwegen 10.00 20.00<br />

06. Stavanger/Norwegen 12.30 22.00<br />

07. Erholung auf See - -<br />

08. Kiel 08.00<br />

08. Abreise<br />

Reise 2: 8-tägige Kreuzfahrt<br />

Norwegens Küste &Fjorde<br />

Termin 13.06.20 statt Flam: Alesund<br />

Inkl. Getränke inden<br />

Buffet-Restaurants und Trinkgelder<br />

Elbflorenz Spezial Preis<br />

Reise 1 Reise 2<br />

699,-<br />

799,-<br />

899,-<br />

929,-<br />

749,-<br />

849,-<br />

949,-<br />

979,-<br />

•Zuschlag Reise 1: Saison a) Innenkabine + € 50,- p.P. /Meerblickkabine + € 100,- p.P./ Verandakabinen + € 80,- p.P.<br />

•Zuschlag Reise 1: Saison b) Innenkabine + € 100,- p.P. /Meerblickkabine + € 100,- p.P./ Verandakabinen + € 100,- p.P.<br />

•Zuschlag Reise 1: Saison c) Innenkabine + € 150,- p.P. /Meerblickkabine + € 200,- p.P./ Verandakabinen + € 150,- p.P.<br />

•Zuschlag Reise 1: Saison d) Innenkabine + € 200,- p.P. /Meerblickkabine + € 250,- p.P./ Verandakabinen + € 250,- p.P.<br />

•Zuschlag Reise 2: Saison a) Innenkabine + € 50,- p.P. /Meerblickkabine + € 50,- p.P./ Verandakabinen + € 50,- p.P.<br />

•Einzelkabinen-Aufschlag 65%<br />

•Bahn An- und Abreise €77,- p. P. oder bewachter Parkplatz in Kiel €77,- p.Pkw<br />

•Kinder& JugendlichenPreise aufAnfrage<br />

• InkludierteLeistungen:Vollpensionund ausgewählteGetränkeinden Buffet- Restaurants, Trinkgelder an Bord<br />

• Nichteingeschlossen sind: Ausgabenfür Landausflüge,weiterepersönliche Ausgaben<br />

• Sonstige Hinweise: Reise1:Reisepass , Reise2:Personalausweis mit 6-monatiger GültigkeitnachReiseende erforderlich<br />

•Reiseveranstalter: AIDA Cruises,German Branch of CostaCrociereS.p.A, Am Strande3d, 18055Rostock<br />

*AIDAVARIO Preise bei 2er-Belegung,limitiertes Kontingent.Esgelten dieAllgemeinen Reisebedingungen, Hinweise und<br />

Informationendes AIDA Katalogs „März 2020 bisApril 2021,2.Auflage"


6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

▲ 13136,28 (+1,35 %)<br />

5.8.19<br />

4.11.19<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

▲ 62,12 (+0,93 %)<br />

5.8.19<br />

4.11.19<br />

Euro in US-Dollar<br />

▲ 1,1158 (+0,17 %)<br />

Reform wirkt bei<br />

Ein-Euro-Jobs<br />

Seit der Arbeitsmarktreform2012 ist<br />

die Zahl der Ein-Euro-Jobber deutlich<br />

gesunken. Außerdem erreichen<br />

diese die Zielgruppe –schwervermittelbareEmpfängerdes<br />

Arbeitslosengelds<br />

II –besser als in früheren<br />

Jahren, wie eine Studie des Nürnberger<br />

Instituts für Arbeitsmarkt- und<br />

Berufsforschung ergab.Die wenigsten<br />

Ein-Euro-Jobber nahmen jedoch<br />

in den drei Jahren danach eine sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung<br />

auf. In den ersten Jahren<br />

nach der Einführung der Ein-Euro-<br />

Jobs wurden diese auch an Arbeitslose<br />

vermittelt, die bessereChancen<br />

auf dem Arbeitsmarkt haben. (dpa)<br />

5.8.19<br />

Stand der Daten: 04.11.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

Quelle<br />

aus DAX und MDAX vom 04.11. zum Vortag<br />

4.11.19<br />

Healthineers 42,00 +9,46 WWWWWWWWWWW<br />

Hella 47,14 +6,65 WWWWWWWW<br />

Dürr 29,00 +5,07 WWWWWW<br />

ProSiebenSat.1 13,90 +4,87 WWWWWW<br />

Commerzbank 5,69 +4,61 WWWWWW<br />

Continental 127,54 +3,93 WWWWW<br />

Verlierer<br />

aus DAX und MDAX vom 04.11. zum Vortag<br />

Deutsche Börse NA137,15 WWW –1,90<br />

DeliveryHero 41,00 WW –1,28<br />

1&1 Drillisch 23,44 WW –1,10<br />

RWESt. 27,50 WW –0,94<br />

CompuGroup Med. 57,50 WW –0,86<br />

Brenntag NA 45,50 WW –0,78<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 04.11. ±% z. 01.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) +1,14<br />

3672/2909 3665,21<br />

CAC 40(FR) +1,08<br />

5834/4556 5824,30<br />

S&P UK (UK) +0,91<br />

1562/1323 1485,89<br />

RTS (RU) +2,29<br />

1455/1033 1455,44*<br />

IBEX (ES) +0,95<br />

9588/8286 9416,40<br />

Dow Jones (US) +0,36<br />

27518/21713 27446,58<br />

Bovespa (BR) +0,60<br />

109532/83892 108847,90<br />

Nikkei (JP) –0,33<br />

23008/18949 22850,77*<br />

Hang Seng (HK) +1,65<br />

30280/24897 27528,94<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,14<br />

1657/1390 1616,40<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,50 0,50 0,50<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,40 0,40<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,30 0,30 0,30<br />

RaboDirect **<br />

rabodirect.de 0,30 0,30 0,30<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,13 0,13 0,13<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen<br />

(Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Im Hafen von Emden stehenAutos des Volkswagen-Konzerns zurVerschiffung bereit.<br />

Flugbegleiter wollen zwei volle Tage streiken<br />

Von Christian Ebner<br />

Passagiere der Lufthansa müssen<br />

zum Ende dieser Woche wieder<br />

mit Streiks der Flugbegleiter rechnen.<br />

Die Gewerkschaft Ufo hat zu<br />

einem 48-Stunden-Ausstand bei der<br />

Lufthansa am kommenden Donnerstag<br />

und Freitag (7. und 8. November)<br />

aufgerufen. Betroffen seien<br />

alle Abflüge aus Deutschland, teilte<br />

die Gewerkschaft am Montag mit.<br />

„Weitere Aufrufe bei anderen<br />

deutschen Flugbetrieben des Konzerns<br />

sind jederzeit möglich“, kündigte<br />

der Ufo-Vize Daniel Flohr an.<br />

Erneut werde der gesamte Konzern<br />

betroffen sein. Grundsätzlich sind<br />

Arbeitsniederlegungen bei der Lufthansa-Kerngesellschaft<br />

ebenso<br />

möglich wie bei vier weiteren Flugbe-<br />

Der nächste Deal<br />

Die USA halten Strafzölle auf Autoimporte aus Europa und Asien nun für vermeidbar<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Was zwei, drei Sätze bewirken<br />

können: US-<br />

Handelsminister Wilbur<br />

Ross rückt in<br />

einem Fernsehinterview vonStrafzöllen<br />

gegen die europäische Autoindustrie<br />

ab.Prompt schießen die Aktien<br />

von großen Konzernen und Zulieferernanden<br />

europäischen Börsen<br />

in die Höhe.Sowurde am Montag der<br />

Deutsche Aktienindex (Dax) erstmals<br />

seit anderthalb Jahren deutlich über<br />

dieMarkevon13000Punktengehievt.<br />

Ross sagte in dem Interview mit<br />

dem US-Sender Bloomberg Television,<br />

man habe sehr gute Gespräche<br />

mit den europäischen, japanischen<br />

und koreanischen Freunden geführt.<br />

Diese seien auch die weltweit wichtigsten<br />

Autobauer.Die US-Regierung<br />

hoffe nun, dass die Verhandlungen<br />

mit „individuellen Unternehmen“<br />

über deren Investitionen ausreichend<br />

Früchte tragen würden, um Strafzölle<br />

nach dem US-Handelsrecht überflüssig<br />

zu machen, so der Minister. Auch<br />

in den Diskussionen mit den Regierungen<br />

gehe es voran.<br />

Der Stoxx-600-Index für Automobile,der<br />

aus europäischen Aktien aus<br />

der Branche besteht, stieg auf den<br />

höchsten Wertseit Ende April. Wenige<br />

Tagespätersollteneigentlichzusätzliche<br />

Zölle von 25Prozent für Importe<br />

vonFahrzeugen undTeilen aus Europa<br />

in die Vereinigten Staaten in Kraft<br />

gesetzt werden. Aber US-Präsident<br />

Donald Trump vertagte seinerzeit<br />

Handelskrieg: Der vonUS-<br />

Präsident Donald Trump losgetretene<br />

Handelskrieg mit<br />

der Volksrepublik China hat<br />

eine Kettenreaktion ausgelöst,<br />

die auch die deutsche<br />

Wirtschaft massiv zu spüren<br />

bekommt. Bereits im vorigen<br />

Jahr sind nach zwei Jahrzehnten<br />

stetigen Wachstums<br />

die Autoverkäufe im Reich<br />

der Mitte deutlich zurückgegangen.<br />

KETTENREAKTIONEN<br />

Auftragsrückgänge: Das<br />

Center AutomotiveResearch<br />

(CAR) geht davonaus,dass<br />

dieses Jahr in China 20,5<br />

Millionen Neuwagen verkauft<br />

werden. 2017 waren es<br />

noch fast vier Millionen Fahrzeugemehr.Das<br />

macht nicht<br />

nur VW,Daimler und BMW<br />

und vielen Zulieferernzu<br />

schaffen. Auch die deutschen<br />

Maschinenbauer klagenüber<br />

Auftragsrückgänge.<br />

Umsatzeinbußen: Die CAR-<br />

Experten haben errechnet,<br />

dass bei einer Fortführung<br />

vonTrumpsHandelskriegen<br />

allein für die Autobranche in<br />

den Jahren bis 2024 weltweit<br />

insgesamt Umsatzeinbußen<br />

von700 Milliarden<br />

Euro zusammenkommen<br />

können. Die chinesische<br />

Schwäche beträfe nicht nur<br />

Deutschland, sondernwürde<br />

global Auswirkungen haben.<br />

kurzfristig die Entscheidung. Mitte<br />

November soll – nach derzeitigem<br />

Stand –eineendgültige Entscheidung<br />

fallen.<br />

Die Strafabgabe würde vor allem<br />

die deutschen Autobauer treffen –<br />

aber auch US-Hersteller, daviele auf<br />

Komponenten aus Europa angewiesen<br />

sind. Ferner würden die Fabriken<br />

europäischer Autobauer gebeutelt,<br />

die in den USA produzieren. Auch<br />

Tausende Arbeiter wären betroffen.<br />

Das trifft insbesondere auf BeschäftigtevonBMWundDaimlerzu–beide<br />

Konzerne fertigen ausschließlich jenseits<br />

des Atlantiks die lukrativen SUV<br />

für den gesamten Weltmarkt.<br />

Zahlreiche US-Firmen, Unternehmensverbände<br />

und Gewerkschaften<br />

haben deshalb ihre Regierung mit<br />

Nachdruck vor den Sanktionen gewarnt.<br />

Trump hat bereits vor geraumer<br />

Zeit mit erhöhten Abgaben auf<br />

Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus<br />

der EU einen Handelskonflikt losgetreten.<br />

Offizielle Begründung waren<br />

Gefahren für die nationale Sicherheit.<br />

Dies wurde auch bei den Zolldrohungen<br />

für Fahrzeuge ins Feld geführt.<br />

Die EU-Kommission hat diese Argumentation<br />

mehrfach zurückgewiesen.<br />

Bemerkenswert an Ross’ Statement<br />

ist, dass er ausdrücklich Südkoreaund<br />

Japan angeführt hat. MitSüdkorea<br />

hat die US-Regierung kürzlich<br />

Der festgefahrene Tarifkonflikt bei der Lufthansa erreicht die nächste Stufe<br />

trieben mit deutschem Tarifrecht.<br />

Die Töchter sind für die Lufthansa<br />

selbst, für Eurowings und Sunexpress<br />

unterwegs.Für alle fünf Flugbetriebe<br />

hat die Ufo jeweils separate Tarifforderungen<br />

aufgestellt und sich in Urabstimmungen<br />

die Zustimmung der<br />

Mitglieder zu Streiks geholt. Die Zustimmung<br />

lag nach gewerkschaftlichen<br />

Angaben vomFreitag zwischen<br />

„Weitere Streikaufrufe<br />

sind jederzeit möglich.“<br />

Daniel Flohr, stellvertretender Ufo-Chef<br />

77,5 und 96,2 Prozent der abgegebenen<br />

Stimmen.<br />

Die Lufthansa will den Streik mit<br />

juristischen Mitteln stoppen. Man<br />

verurteile den „massiven“ Aufruf der<br />

Gewerkschaft Ufo auf das Schärfste<br />

und prüfe rechtliche Schritte dagegen,<br />

erklärte ein Unternehmenssprecher.<br />

Gleichzeitig werde an<br />

einem Ersatzflugplan gearbeitet. Die<br />

FOTO: JÖRG SARBACH/DPA<br />

ein Handelsabkommen geschlossen,<br />

das Strafzölle für Fahrzeuge ausschließt.<br />

Auch mit Japan wurde Anfang<br />

Oktober eine ArtTeileinigunger-<br />

zielt,mitderZöllefürImportevonUS-<br />

Agrarprodukten gesenkt werden.<br />

Unter anderem geht es um Schweineund<br />

Rindfleisch. Präsident Trump hat<br />

die Vereinbarung als „game changer“<br />

für Farmer bezeichnet, die zu seinen<br />

wichtigsten Unterstützern zählen.<br />

US-Landwirte leiden derzeit darunter,<br />

dass im Zuge des Handelsstreits<br />

mit China die Exporte ins Reich<br />

der Mitte starkzurückgegangen sind.<br />

In dem Nippon-Deal wird der Verzicht<br />

auf Autozölle nicht ausdrücklich<br />

erwähnt. Ministerpräsident Shinzo<br />

Abebetonteaber,erhabedieZusicherung,<br />

dass keine erhöhten Abgaben<br />

für Exporte in die Vereinigten Staaten<br />

erhoben würden. DieUSA sind für Toyota,<br />

die weltweite Nummer zwei der<br />

Branche, und andere Hersteller aus<br />

Japan extrem wichtig.<br />

Die verquere Art des Deals deutet<br />

aber darauf hin, dass Trump sich –wie<br />

häufig –zugleich ein Hintertürchen<br />

offen gelassen hat, um doch noch<br />

gegenjapanischeAutobauervorzugehen,wennesihmopportunerscheint.<br />

Beobachter vermuten, dass die Vereinbarung<br />

zum Vorbild für eine Einigung<br />

mit der EU-Kommission werden<br />

könnte. Das würde darauf hinauslaufen,<br />

dass Brüssel Zugeständnisse<br />

bei Agrarimporten aus den USA<br />

machen müsste.Das haben die KommissionunddienationalenRegierungen<br />

bislang aber immer abgelehnt.<br />

Lufthansa erkennt den Gewerkschaftsvorstand<br />

nicht als vertretungsberechtigt<br />

an und lehnt Verhandlungen<br />

mit der Ufo seit Monaten<br />

ab.Die DGB-Gewerkschaft Verdi<br />

stünde als Alternativezur Verfügung,<br />

hat aber nicht die Mehrheit der Beschäftigten<br />

hinter sich.<br />

In der Auseinandersetzung hatte<br />

die Ufobereits am 20. Oktober einen<br />

19-stündigen Warnstreik bei vier<br />

Lufthansa-Töchternausgerufen und<br />

damit mehr als 100 Flüge ausfallen<br />

lassen. Derletzte reguläreUfo-Streik<br />

bei der Lufthansa-Kerngesellschaft<br />

datiertaus dem Jahr 2015. DieUfo hat<br />

erhebliche innergewerkschaftliche<br />

Auseinandersetzungen hinter sich.<br />

DieNeuwahl der Gewerkschaftsspitze<br />

ist für den 14. Februar kommenden<br />

Jahres geplant. (dpa)<br />

ING fördert Weiterbildung<br />

per Tarifvertrag<br />

DieDirektbank ING will in den<br />

nächsten drei Jahren mehrereMillionen<br />

Euro in die Weiterbildung ihrer<br />

Mitarbeiterinvestieren und schreibt<br />

dies in einem Tarifvertrag fest. „Das<br />

tariflich vereinbarteWeiterbildungsbudget<br />

bei der ING in Deutschland<br />

ist ein Alleinstellungsmerkmal in der<br />

Branche.Wir würden uns wünschen,<br />

dass dasSchule macht“, sagte Jan<br />

Duscheck,Verdi-Bundesfachgruppenleiter<br />

Bankgewerbe. Konkret<br />

stehtden 4000 Mitarbeitern jährlich<br />

ein Weiterbildungsbudget vonje<br />

500 Euro zurVerfügung, das über<br />

drei Jahreauf 1500 Euro angespart<br />

werden kann. (dpa)<br />

Bolivien stoppt<br />

Lithium-Projekt<br />

Unter derKruste des Salzsees Uyuni lagernLithiumreserven.<br />

FOTO: GEORG ISMAR/DPA<br />

Boliviens Regierung hat ein Joint<br />

Venturezur Lithiumgewinnung mit<br />

einem deutschen Unternehmen annulliert.<br />

DerGouverneur des Departements<br />

Potosí erklärte,die Regierung<br />

vonPräsident EvoMorales<br />

habe das Projekt per Dekret gestoppt.<br />

Dasdeutsch-bolivianische<br />

Gemeinschaftsprojekt war erst vor<br />

einem Jahr ins Leben gerufen worden.<br />

Dasimvergangenen Dezember<br />

in Berlin vereinbarte Joint Venture<br />

des Staatsunternehmens YLB und<br />

der baden-württembergischen Firma<br />

ACISystems zielte darauf ab,Lithium<br />

aus dem Salzsee Uyuni zu gewinnen.<br />

Eine Begründung für den<br />

Rückzieher der Regierung wurde<br />

nicht bekannt gegeben. Lithium<br />

wirdunter anderem zur Produktion<br />

vonBatterienfür Elektroautos benötigt.<br />

(dpa)<br />

Chinesen kaufen<br />

Steigenberger-Hotels<br />

DieSteigenberger-Hotels werden<br />

chinesisch: DerKonzernHuazhu<br />

Group hat die Dachgesellschaft der<br />

Hotelmarke,die Deutsche Hospitality,durch<br />

eine Tochtergesellschaft<br />

vollständig erworben, wie beide Seiten<br />

am Montag mitteilten. Laut dem<br />

neuen chinesischen Eigentümer<br />

liegt der Kaufpreis bei 700 Millionen<br />

Euro.Neben Steigenberger gehören<br />

zu der in Frankfurtansässigen Deutschen<br />

Hospitality auch Marken wie<br />

Intercity-Hotel und Jazinthe City.<br />

Steigenberger hatte bereits Expansionspläne<br />

vorgestellt: Demnach<br />

soll die Anzahl der Häuser vonaktuell<br />

118 bis 2024 auf 250 steigen. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 7 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

Wachstum mit künstlicherIntelligenz<br />

Zwei von drei Geschäftsfeldern laufen bei Siemens Healthineers ausgezeichnet.Inder Diagnostiksparte aber hat sich das Management kräftig verrechnet<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Der Chef des Siemens-Medizintechnikkonzerns<br />

Healthineers redet nicht<br />

lange um den heißen Brei<br />

herum. „Wir waren zu optimistisch“,<br />

gestehtBerndMontagbeider Bilanzvorlage<br />

des eigenständig an der Börse<br />

notierenden Siemens-Zweitkonzernsein.<br />

Er meint damit das mit großen<br />

Vorschusslorbeeren gestartete<br />

Laborsystem Atellica. Das sollte die<br />

ansehnlichen Gewinnmargen des<br />

hochprofitablen Siemens-Geschäfts<br />

weiter steigern. Stattdessen ist es<br />

zum Hemmschuh geworden. „Atellica<br />

macht Verlust“, räumt Montag ein.<br />

An sich sei das zum Start eines<br />

neuen Produkts dieser Dimension<br />

nicht überraschend, sagt er.Das Ausmaß<br />

der Margenbelastung ist es aber<br />

schon. Von12,9 auf 9,9 Prozent ist die<br />

operativeGewinnmargeimDiagnostikgeschäft<br />

von Healthineers im Geschäftsjahr<br />

2018/2019 (zum 30. September)<br />

gefallen. Das klingt immer<br />

noch nach viel, ist aber weniger als<br />

die Hälfte der Profitabilität im Geschäft<br />

mit bildgebenden Geräten wie<br />

Computertomografen und fortschrittlichen<br />

Therapien, die jeweils<br />

Margen von rund 22Prozent schaffen.<br />

Nachdem Montag schon vor einigen<br />

Monaten die Auslieferziele für<br />

Atellica von 2200 bis 2500 Systemen<br />

kassiertund auf noch 1800 Einheiten<br />

für 2018/2019 gesenkt hatte, verabschiedet<br />

er sich nun auch von den<br />

Bernd Montagist Chef desMedizintechnikkonzerns Siemens Healthineers.<br />

mittelfristigen Erwartungen, die mit<br />

dem Hoffnungsträger verbunden<br />

waren. Nicht vor2024 werdeSiemens<br />

Healthineers im Diagnostikgeschäft<br />

auf eine Marge von etwa 15 Prozent<br />

kommen. Dasist nicht nur zwei Jahre<br />

später, sondern auch weniger als erwartet.<br />

Geplant waren 16 bis 19 Prozent<br />

Marge. Ob ein solches Niveau<br />

überhaupt einmal erreichbar ist, will<br />

Montag derzeit nicht vorhersagen.<br />

„Erst müssen wir die Hausaufgaben<br />

machen“, sagt er. Das heißt: Atellica<br />

zum Laufen bringen. Versprochen<br />

ist, mit dem System die Arbeitszeiten<br />

in Großlaboren um 70 Prozent zu reduzieren<br />

und beispielsweise Blut<br />

binnen acht Minuten analysieren zu<br />

können. Dasist viermal schneller als<br />

bisher möglich. Theorie und Praxis<br />

sind aber verschiedene Dinge. „Wir<br />

waren auf die hochkomplexe Installation<br />

nicht ausreichend vorbereitet“,<br />

sagt Montag. Er hat Atellica nun<br />

zur Chefsache gemacht. Der zuvor<br />

dafür verantwortliche Manager Michael<br />

Reitermann musste jüngst gehen.<br />

Trotz dieser Belastung konnte Siemens<br />

Healthineers nach starkem<br />

FOTO: DANIEL KARMANN/DPA<br />

Schlussquartal die Konzernumsätze<br />

2018/2019 insgesamt um knapp<br />

6Prozent auf 14,5 Milliarden Euro<br />

steigern. Der Gewinn nach Steuern<br />

sprang auch durch einen Sondereffekt<br />

sogar um ein Viertel auf knapp<br />

1,6 Milliarden Euro. Während der<br />

Konzern mit seinen weltweit 52000<br />

Beschäftigten in den beiden Geschäften<br />

mit bildgebenden Großgeräten<br />

und fortschrittlicher Therapie<br />

aber damit als Weltmarktführer in<br />

dem Bereich Marktanteile gewinnen<br />

konnte,geht es bei der Diagnostik in<br />

die andere Richtung. Hier haben die<br />

Erlanger nur 2 Prozent Umsatzwachstum<br />

geschafft, während der<br />

Marktderzeit um gut 5Prozent jährlich<br />

zulegt.<br />

Diese gespaltene Entwicklung<br />

bleibt vorerst erhalten. Für den Gesamtkonzernsagt<br />

Montag im laufenden<br />

Geschäftsjahr 2019/2020 5 bis<br />

6Prozent Umsatzwachstum und 6-<br />

bis 12-prozentiges Gewinnwachstum<br />

voraus. Für das von Atellica belastete<br />

Diagnostikgeschäft wird jedoch<br />

eine weitereleichte Erosion der<br />

Margeerwartet. „Wir werden die Talsohle<br />

aber 2020 durchschreiten“,<br />

kündigte Montag mit Blick auf das<br />

Laborsystem an. Für die Folgejahre<br />

veranschlagt er anhaltend mindestens<br />

5Prozent mehr Konzernumsatz<br />

und ein doppelt so starkes Gewinnwachstum.<br />

TechnologischsetzendieErlanger<br />

auf Digitalisierung und künstliche<br />

Intelligenz(KI).MitderenHilfesollen<br />

die von eigenen Geräten gesammelten<br />

medizinischen Daten analysiert<br />

werden. „Mit 750 Millionen Bildern<br />

haben wir den größten Datenfundus<br />

der Branche“, betont Montag. KI-<br />

Analyse soll den nutzen, um Ärzten<br />

künftig Vorschläge für Diagnose und<br />

Therapie zu machen. Kurzfristig<br />

drängender ist es aber, die Zusagen<br />

zu Atellica endlich einzulösen.<br />

Westwing in der Bredouille<br />

Seit dem Börsenganggeht es für den Möbelhändler bergab<br />

Von Thomas Magenheim<br />

E swareinesderwenigendeutschen<br />

Vorzeige-Start-ups im hierzuLande<br />

nichtgeradeüppig repräsentierten<br />

Onlinehandel. ImOktober 2018 ging<br />

der Münchner Online-Möbelhändler<br />

Westwing für 26 Euro je Aktie an die<br />

Börse. Nun notiert das Papier nur<br />

nochzwischen vier und fünf Euro.Immerhin.Vor<br />

fünf Wochen waren es sogar<br />

weniger als zwei Euro. Mehrmals<br />

mussten Prognosen nach unten korrigiert<br />

werden. Das wirft Fragen auf.<br />

Aber wer mit dem börsennotierten<br />

Unternehmen über seinen rasanten<br />

Niedergangreden will, erhält nur eine<br />

karge Antwort. „Das kommentieren<br />

wir nicht.“<br />

So zugeknöpft waren Westwing<br />

und Firmengründerin Delia Fischer<br />

nichtimmer.Mittlerweileheißtdie35-<br />

Jährige Delia Lachance. Diesen Sommer<br />

hat die Königinder Inneneinrichtung,<br />

wie die als Kreativ-Vorstand<br />

agierende Onlinepionierin bisweilen<br />

tituliert wird, begleitet von großer öffentlicher<br />

Inszenierung den kanadischen<br />

ImmobilienentwicklerMaxime<br />

Lachanceauf Ibiza geheiratet.Das Interesse<br />

an Möbeln und Wohnaccessoires<br />

von Westwing war jedoch zuletzt<br />

sehr überschaubar. Zum Halbjahr<br />

2019 sind die Erlöse leicht auf<br />

unter 120 Millionen Euro geschrumpft.<br />

Im Gesamtjahr 2018 stand<br />

noch ein Umsatzplus um 16 Prozent<br />

auf254MillionenEurozuBuche.Operativ<br />

(vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen)sinddie<br />

Münchner,die<br />

unter dem Strich noch nie schwarze<br />

Zahlen geschrieben haben,zudem im<br />

erstenHalbjahr2019wiederindieVerlustzone<br />

gerutscht.<br />

Die Entwicklung ist alarmierend,<br />

dennder allgemeine Trend im Online-<br />

Möbelhandel geht nach oben. Von<br />

den gut 37 Milliarden Euro,die derzeit<br />

bundesweit jährlich mit Möbeln umgesetztwerden,entfielen2018beisteigender<br />

Tendenz über sechs Milliarden<br />

Euro auf den Onlinekanal. Bis 2023<br />

sagtdieUnternehmensberatungPWC<br />

in einer aktuellen Studie dem Onlineverkauf<br />

von Möbeln inDeutschland<br />

jährlich gut acht Prozent Wachstum<br />

voraus.<br />

Ausgerechnet beim Pionier Westwinggehtesnunaberabwärts.Alsdessen<br />

Manager im Frühherbst nochFragen<br />

beantwortet haben, erklärte Finanzchef<br />

Florian Drabeck das Debakelmit<br />

mangelhaftemMarketing und<br />

falschem Sortiment nebst länderspezifischen<br />

Problemen. Manwerde spätestens<br />

ab dem vierten Quartal 2019<br />

wiederprofitabelwachsen.Branchenkenner<br />

sindsichallerdingsnicht so sicher,<br />

ob eine Trendwende gelingt. Bei<br />

Westwing sei die Glaubwürdigkeit<br />

schwer beschädigt und die Geschäftsentwicklung<br />

nur noch schwer vorherzusagen,<br />

warnt AnalystGraham Renwick.<br />

Patrick Ziechmann,der für PWC<br />

an der Branchenstudie gearbeitet hat,<br />

erklärt die für Westwing gefährlichen<br />

Veränderungen im Markt: Mittlerweile<br />

hätten Branchengrößen wie Ikea<br />

das Internetgeschäftfür sichentdeckt.<br />

AmDonnerstagmussWestwingreden.Andiesem<br />

Tagist die Vorlage der<br />

Zwischenbilanz für das dritte Quartal<br />

fällig. Aktionäre könnten gute Nachrichten<br />

gebrauchen.<br />

Vonhier: klimaneutraleWärme<br />

fürs Quartier.<br />

Das Märkische Viertel ist das größte<br />

zusammenhängende Wohngebiet in<br />

Deutschland, das komplett mit Warmwasser<br />

und Wärme aus regionaler<br />

Biomasse versorgt wird. Zusammen mit<br />

der GESOBAU beliefert Vattenfall hier<br />

rund 13.500 Wohnungen.<br />

Für ein fossilfreies Leben innerhalb einer<br />

Generation.<br />

Mehr auf vattenfall.de/fossilfrei<br />

Delia Lachance hatmit 26 JahrenWestwing gegründet.<br />

FOTO: PETRA SCHÖNBERGER/DPA


8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Anschlagsserie<br />

ZITAT<br />

Lieber schneller<br />

als zu spät<br />

Jens Blankennagel<br />

teilt den Ruf nach einem<br />

Untersuchungsausschuss.<br />

„Es wird mir nicht<br />

langweilig, und ich<br />

werde meiner Frau nicht<br />

auf die Nerven gehen.“<br />

Jeden Donnerstag stehen Leute vordem<br />

Landeskriminalamt und halten Schilder<br />

hoch. Ihre Frage: Warumsind nach 55<br />

Anschlägen seit 2016 noch keine Täter ermittelt?<br />

Es geht um eine Serievon Gewalttaten<br />

in Neukölln, vor allem Brandanschläge,<br />

bei denen immer Vertreter des<br />

linken politischen Spektrums angegriffen<br />

werden, Politiker, Gewerkschafter, Leute,<br />

die sich gegen Neonazis engagieren.<br />

Vermutet wird, dass es sich um eine<br />

rechtsextremistische Terrorgruppe handelt,<br />

aber die Ermittler können sie nicht<br />

fassen. Da Polizisten meist ein konservatives<br />

Weltbild unterstellt wird, lautet der<br />

Vorwurf: DiePolizei sei –wie einst bei den<br />

NSU-Morden – auf dem rechten Auge<br />

blind. Es wird sogar behauptet, das LKA<br />

würde die Neonazis schützen.<br />

Ungeheuerliche Vorwürfe. Niemand<br />

kann sagen, ob dies stimmt oder nicht.<br />

Deshalb ist die Forderung nach einem<br />

parlamentarischen Untersuchungsausschuss<br />

richtig. Solche Ausschüsse geben<br />

die Möglichkeit, in Akten zu schauen, die<br />

der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich<br />

sind, es werden Ermittler, Opfer und Angehörige<br />

gehört.<br />

Der Vorteil: Im Ausschuss säßen Vertreter<br />

aller Parlamentsparteien, er wäre<br />

also nicht einseitig. Es ginge nicht um Unterstellungen,<br />

sondernmöglichst um Fakten.<br />

Ein solcher Ausschuss mag viel Geld<br />

kosten und viel Zeit und Kraft. Und er<br />

könnte einzelne Ermittler belasten, aber<br />

eben auch entlasten. Aufklärung ist notwendig,<br />

denn es geht um Vorwürfe, die<br />

das Vertrauen in den Rechtsstaat untergraben.<br />

Undein solcher Ausschuss würde<br />

früher oder später sowieso kommen:<br />

Wenn keine Täter gefasst werden, wenn<br />

die Anschlagsserie weitergeht, wenn Todesopfer<br />

zu beklagen wären.<br />

Konversionstherapie<br />

Abschied vom<br />

Mittelalter<br />

Rasmus Buchsteiner<br />

hätte sich ein Komplettverbot<br />

gewünscht.<br />

Man muss sich nur diese Erfahrungsberichte<br />

durchlesen. Sie handeln<br />

vondubiosen, selbst ernanntenTherapeuten,<br />

die Homosexualität verdammen, zur<br />

Krankheit erklären und „Heilung“ versprechen.<br />

Sie berichten von Scham und<br />

Schuldgefühlen, die Schwulen und Lesben<br />

eingeredet werden. Sie dokumentieren<br />

krudes Religionsverständnis, Bevormundung,<br />

Zwang und innere Konflikte, nicht<br />

selten Depressionen und Suizidgedanken.<br />

Dasalles ist schaurig. Es wirkt wie Mittelalter<br />

–und nicht wie 2019. DieFrage ist<br />

also nicht, ob es richtig ist, dass Gesundheitsminister<br />

Jens Spahn dieseTherapien,<br />

die nachweislich großes Leid mit sich<br />

bringen, per Gesetz verbieten möchte.<br />

DieFrage ist vielmehr,warum das in einer<br />

aufgeklärten Gesellschaft wie der unseren<br />

nicht schon längst geschehen ist. Es ist die<br />

Folge einer Politik, die nicht wissen wollte,<br />

wozu diese angeblichen Therapien führen.<br />

Dieser Gesetzentwurf samt Strafvorschriften<br />

war lange überfällig.<br />

Zu wünschen wäresicherlich ein Komplettverbot<br />

gewesen. Dass es nicht im<br />

Entwurf steht, ist die Folge einer Abwägung<br />

des Ministers. Natürlich ist der Gesetzgeber<br />

immer gehalten, verhältnismäßig<br />

zu handeln, nicht ins Selbstbestimmungsrecht<br />

des Einzelnen einzugreifen,<br />

wo dies nicht unbedingt geboten ist. Nur<br />

was bedeutet das alles beim Thema Konversionstherapien?<br />

Wo endet die Fürsorgepflicht<br />

des Staates? Undwobeginnt die<br />

Verantwortung des Individuums? Die<br />

Frage, ob tatsächlich der Nachweis erbracht<br />

werden kann, dass ein 16-Jähriger<br />

oder eine 16-Jährige die seelischen Folgen<br />

einer solchen Therapie überblickt, bevor<br />

sie die Einwilligung erteilen, sollte noch<br />

einmal gründlich beleuchtet werden.<br />

Im-Mobilität<br />

Technische Innovation hat in<br />

Deutschland meist mit dem Auto<br />

zu tun. Ob Sensoren oder Kunststoffschaum,<br />

ob Roboter, LED-<br />

Leuchten, hochfester Stahl oder Klebestreifen<br />

–kaum eine Industrie liefertnicht im großen<br />

Stil an die Autohersteller.Was sie brauchen,<br />

wird produziert, was ihre Probleme<br />

löst, wird entwickelt. Und weil Autos teuer<br />

und die Ansprüche der Kunden entsprechend<br />

hoch sind, haben es viele Lieferanten<br />

weit gebracht. Seit Jahrzehnten bürgt das für<br />

wirtschaftlichen Erfolg.<br />

Eine komplette Wertschöpfungskette ist<br />

entstanden, die dafür sorgt, dass jeder Beteiligte<br />

sein Produkt perfektioniert–mehr allerdings<br />

nicht. Denn das Ganze ist auch eine<br />

Schicksalsgemeinschaft, aus der niemand<br />

ausbrechen kann. Was nicht in die hergebrachte<br />

Autologik passt, hat wenig Chancen.<br />

So ist das deutsche System prädestiniert für<br />

Feinschliff am bekannten Produkt. Für den<br />

großen Bruch ist es nicht gemacht.<br />

Das beweist die Einführung der Elektromobilität<br />

seit über einem Jahrzehnt. Es war<br />

der Herbst 2008, als erstmals eine „Nationale<br />

Strategiekonferenz Elektromobilität“ ehrgeizige<br />

Ziele formulierte. Unter anderem sollte<br />

2020 eine Million Elektroautos auf deutschen<br />

Straßen fahren. Wenig wurde erreicht,<br />

und manche Erkenntnis von damals wird<br />

seitdem bei jedem der ungezählten Autogipfel<br />

wiederholt. Plattformen wurden gegründet<br />

und Arbeitsgruppen installiert. Werihre<br />

Berichte liest, denkt hinterher zweierlei: Darauf<br />

wäre ich auch gekommen und –soentsteht<br />

nichts Neues.<br />

Wenn die Elektromobilität jetzt doch mit<br />

Macht vorankommt, hat das zwei ganz andere,<br />

viel einfachere Gründe: Wir verdanken<br />

es radikalen Abgasvorschriften, die mit Fein-<br />

Seit knapp sechs Jahren ist Monika Grütters<br />

(CDU) Kulturstaatsministerin. Sie<br />

wirkt charmant. Aber abgesehen von der<br />

Fassade ihrer Politik, der sich die Ministerin<br />

mit Hingabe widmet, geht im Praktischen<br />

manches drunter und drüber.<br />

Nehmen wir das Museum der Moderne.<br />

Es soll auf einer Brache des einst westlichen<br />

<strong>Berliner</strong> Kulturforums errichtet werden.<br />

Nichts gegen das Projekt. Aber es ist obszön,<br />

dass dieser Bau ursprünglich 130 Millionen<br />

und dann 200 Millionen Euro kosten sollte,<br />

jetzt aber mehr als 450 Millionen Euro –und<br />

zwar bevor der erste Spatenstich getan ist.<br />

Die Kostensteigerungen gehen wesentlich<br />

auf die von der Ministerin nachträglich geforderten<br />

Tiefgeschosse zurück. Und wie jeder<br />

Kundige weiß, wird das Gebäude am<br />

Ende weit mehr als ein halbe Milliarde Euro<br />

verschlingen. Berichten Journalisten darüber,<br />

lässt Grütters verbreiten: „Die Zahlen<br />

sind völlig aus der Luft gegriffen.“ Ein paar<br />

Wochen später stimmen sie dann doch. Am<br />

14. November soll der Bundestag die Gelder<br />

bewilligen –muss er aber nicht.<br />

Für das Einheitsdenkmal, die sogenannte<br />

Wippe, ist Grütters ebenfalls zuständig. Ich<br />

halte es für geschichtsvergessen, das schaukelnde<br />

deutsche Volk als Herrin der Geschichte<br />

zu verewigen: In Thüringen sieht<br />

das Schaukeln derzeit so aus,dass die Nichtwähler<br />

zusammen mit den AfD-Wählernfast<br />

die Mehrheit bilden; in großen Teilen Sachsens<br />

dito; 1932 stimmten zwei Drittel der<br />

Deutschen für NSDAP, DNVP und KPD, also<br />

Industrie<br />

Schicksal<br />

Auto<br />

Stefan Winter<br />

fragt sich, werden nötigen Wandel, nicht nur<br />

in der Autoindustrie, gestaltet und voranbringt.<br />

KOLUMNE<br />

Monika Grütters,<br />

Ministerin des<br />

schönen Scheins<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

für jene drei Parteien, die eine antidemokratische<br />

totalitäreWende versprachen; im August<br />

1914 jubelte das Volk dem kriegführenden<br />

Kaiser zu. Stets nehmen solche Mehrheiten<br />

für sich in Anspruch „Wir sind das Volk“.<br />

Sind das gute Gründe, umdiesem immer<br />

wieder zwischen Ressentiment, Revolution,<br />

Krieg und Pogrom schwankenden Volk ausgerechnet<br />

für sein überwiegend verhängnisvolles,<br />

oft genug irrationales politisches<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

schliff am Verbrennungsmotor nicht mehr<br />

zu schaffen sind, und einem Abgasskandal,<br />

der alle Schlupflöcher geschlossen hat.<br />

Das Symbol des Wandels ist Volkswagens<br />

ID.3, der in Zwickau vom Band läuft. Es gibt<br />

ihn nicht wegen der 2008 gesetzten Ziele oder<br />

wegen Autogipfeln, Mobilitätsplattformen<br />

und Arbeitsgruppen. Es gibt ihn, weil VW<br />

nach dem Abgasbetrug um fast jeden Preis<br />

neue Wege gehen muss.Plötzlich scheint das<br />

Risiko der radikalen Innovation kleiner zu<br />

sein als das Festhalten am Bekannten.<br />

Nun rollen die neuen Autos an, aber an<br />

den Rahmenbedingungen fehlt es immer<br />

noch –elf Jahrenach dem ersten E-Autogipfel.<br />

Das Ladenetz ist noch nicht so weit, es<br />

gibt keine einheitlichen Abrechnungssysteme,<br />

manche Unternehmen scheinen<br />

plötzlich vom Tempo des Wandels überrascht,<br />

und die Beteiligten geben sich gegenseitig<br />

die Schuld: DieIndustrie habe die Zeichen<br />

der Zeit zu spät erkannt, heißt es in der<br />

Politik. Die Politik müsse endlich für klare<br />

Rahmenbedingungen sorgen, heißt es in der<br />

Industrie. All das wird sich in den nächsten<br />

Jahren zurecht rütteln. Bleiben wirdaber die<br />

Frage, wie Wirtschaft und Gesellschaft in<br />

Deutschland mit den grundlegenden technologischen<br />

Umbrüchen dieser Zeit umgehen,<br />

der vielzitierten Disruption? Wertreibt<br />

sie voran, gestaltet sie, vermittelt sie, federt<br />

die Folgen ab? Wo kommen Innovationen<br />

her, die nicht auf einem hundert Jahre alten<br />

Produkt aufbauen?<br />

Das ist keine akademische Frage, wenn<br />

man bedenkt, dass für mindestens ein Drittel<br />

der Großkonzerne im Daxihr traditionelles<br />

Geschäftsmodell wackelt –von Banken<br />

über Energiekonzerne bis zu Autobauern. Es<br />

wird wenig helfen, in großen Runden Konsenspapierefür<br />

ihregewünschte Strategie zu<br />

formulieren. Aber es wäreschon viel gewonnen,<br />

wenn man in solchen Runden die Verantwortlichkeiten<br />

klären würde: Wie kann<br />

der Staat Veränderung begleiten, und was<br />

kann er nicht? In den Auto-Runden wurde<br />

das jahrelang nicht geklärt.<br />

DieWelt zeigt im Moment zwei Beispiele<br />

für radikale Innovation. Da ist auf der einen<br />

Seite das Silicon Valley, wo Milliarden auf<br />

neue Ideen gesetzt werden, ohne alte Strukturen<br />

weiterzuentwickeln. Unddaist aufder<br />

anderen Seite China, das in einer wilden Mischung<br />

aus Kapitalismus und Kommunismus<br />

strategische Industrien aufbaut. Europa<br />

–nicht nur Deutschland –muss seinenWeg<br />

finden. DieMobilität der Zukunft wäremehr<br />

als nur ein Probelauf.<br />

Schaukeln ein Denkmal zu setzen? Wahrscheinlich<br />

lässt sich dieser irrsinnige Symbolismus<br />

nicht mehr stoppen, denn bald soll<br />

der erste Spatenstich für die Volkswippe erfolgen.<br />

Politisch verantwortlich ist MinisterinGrütters.<br />

Aber sie kneift, wenn es um zwingende<br />

rechtliche Vorgaben des Natur- und Denkmalschutzes<br />

geht (Fledermäuse, denkmalgeschütztes<br />

Gewölbe und Mosaiken, sumpfiger<br />

Untergrund). Wie der Tagesspiegel am<br />

vergangenen Sonntag berichtete,„umging“<br />

das von Grütters geleitete Ministerium<br />

„eine konkrete Antwort“ auf solche Fragen.<br />

Das kennt man längst. Ende Juli hatte eine<br />

Grütters-Sprecherin auf eine ähnliche Anfrage<br />

dieser <strong>Zeitung</strong> mitteilen lassen, es<br />

handle sich „um ein einmaliges Bauprojekt,<br />

das in dieser Form noch nie realisiertwurde<br />

und für das deshalb Unwägbarkeiten (…)<br />

nicht ausgeschlossen werden können“. Alles<br />

Weitere möge man den Generalunternehmer<br />

Milla &Partner fragen. Ähnlich verantwortungsfaul<br />

und schnoddrig windet<br />

sich Grütters im Fall des Museums der Moderne.<br />

Im Frühjahr dieses Jahres war es dieser<br />

<strong>Zeitung</strong> unmöglich gewesen, Genaueres<br />

über den Zustand jener Glasskulptur zu erfahren,<br />

die einst den Palast der Republik<br />

zierte. Sie befindet sich in einem Depot, das<br />

der Ministerin untersteht. Warum darf das<br />

geschichtlich bedeutsame Kunstwerk niemand<br />

sehen? Wasist da los? Keine Antwort.<br />

Nebel. Fortsetzung folgt.<br />

Uli Hoeneß,<br />

Noch-Präsident des FC Bayern München in der ARD<br />

über seine Zeit nach seinem schon länger<br />

angekündigtem Ausscheiden aus<br />

seinem Amt am 15. November. Andem Taggibt es<br />

eine Mitgliederversammlung.<br />

AUSLESE<br />

Befremden über die<br />

Grundrente<br />

SPD und Union kommen bei der Grundrente<br />

nicht voran. Hauptstreitpunkt<br />

scheint zu sein, ob und wie die Bedürftigkeit<br />

potenzieller Grundrentenempfänger<br />

geprüft werden solle,schreibt die Mainzer<br />

Allgemeine <strong>Zeitung</strong>. „Wie sollte man dem<br />

Steuerzahler, der letztlich für alles gerade<br />

steht, erklären, dass etwa Kapitalertragsoder<br />

Vermietungseinkünfte derer, die<br />

Grundrente möchten, nicht exakt geprüft<br />

oder bei der Bedürftigkeitsfrage nicht berücksichtigt<br />

werden? Geht es in Wahrheit<br />

um Ideologie? Das Grundrententhema<br />

droht zum Symbolthema zu werden.“<br />

Die Hessische Niedersächsische Allgemeine<br />

schreibt:„Offensichtlich ist die CDU<br />

nach demWahldesaster im Ostenwild entschlossen,<br />

ausgerechnet bei den Menschen<br />

klare Kante zu zeigen, die im Alter<br />

trotz jahrzehntelanger Arbeit nur eine<br />

kleine Rente bekommen. Die Grundrente<br />

auch noch mit Bedingungen wie Steuersenkungenfür<br />

Unternehmenzuverknüpfen,<br />

dürfte nicht nur die Menschen, um die<br />

es geht, befremden. Das wäre kein Kompromiss,sondernein<br />

Kuhhandel.“<br />

„Die Nerven liegen blank“, heißt es im<br />

Tagesspiegel. „Setzt sich die SPD nicht<br />

durch, dürfte auch demletzten Groko-Verteidiger<br />

die Luft ausgehen. Setzt sie sich<br />

durch, könnte es in der CDU noch ungemütlicher<br />

werden.“ DieFrage sei nicht, wie<br />

viel Kraft zum Kompromiss die Regierung<br />

selbst noch hat, „entscheidender ist, wie<br />

viel Kraft CDU und SPD noch haben, diese<br />

Kompromisse mitzutragen“. Ingo Preißler<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

Chefredakteur: Jochen Arntz.<br />

Mitglied der Chefredaktion: Elmar Jehn.<br />

Newsdesk-Chefs (Nachrichten/Politik/Wirtschaft): Tobias Miller,<br />

Michael Heun.<br />

Textchefin: Bettina Cosack.<br />

Newsroom-Manager: Jan Schmidt.<br />

Teams:<br />

Investigativ: Kai Schlieter.<br />

Kultur: Harry Nutt.<br />

Regio: Arno Schupp, Karim Mahmoud.<br />

Service: Klaus Kronsbein.<br />

Sport: Markus Lotter.<br />

Story: Christian Seidl.<br />

Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report: Bettina Cosack.<br />

Die für das jeweiligeRessortanerster Stelle Genannten sind<br />

verantwortliche Redakteure im Sinne des <strong>Berliner</strong> Pressegesetzes.<br />

Reporterin: Sabine Rennefanz.<br />

ArtDirektion: Annette Tiedge.<br />

Newsleader Regio: Stefan Henseke, Susanne Rost, Marcus Weingärtner.<br />

Newsleader Sport: Matthias Fritzsche, Christian Schwager.<br />

Hauptstadtredaktion: Gordon Repinski (Ltg.), StevenGeyer (Stv.).<br />

RND Berlin GmbH, GF: UweDulias, Marco Fenske.<br />

Autoren: Joachim Frank, Holger Schmale, Dieter Schröder,ArnoWidmann.<br />

Istanbul: Frank Nordhausen,<br />

Moskau: Stefan Scholl,<br />

Rom: Regina Kerner,<br />

TelAviv: Anja Reich, Washington: KarlDoemens.<br />

Redaktion: <strong>Berliner</strong> Newsroom GmbH, Berlin24 Digital GmbH,<br />

Geschäftsführung: Aljoscha Brell, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />

Lesertelefon: 030-63 33 11-457, E-Mail: leser-blz@dumont.de<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH Geschäftsführer:Jens Kauerauf.<br />

Postadresse 11509 Berlin. Besucher:Alte Jakobstraße 105,<br />

Telefon: (030) 23 27-9; Fax: (030) 23 27-55 33;<br />

Internet: www.berliner-zeitung.de.<br />

Vertrieb: BVZ <strong>Berliner</strong> Lesermarkt GmbH, KayRentsch.<br />

Leserservice Tel.: (030) 23 27-77, Fax: (030) 23 27-76<br />

www.berliner-zeitung.de/leserservice<br />

Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (BerlinMedien), Andree Fritsche.<br />

Postfach 11 05 06, 10835 Berlin;<br />

Anzeigenannahme: (030) 23 27-50; Fax(030) 23 27-66 97<br />

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr.30, gültig seit 1.1.2019.<br />

Druck: BVZ <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>sdruck GmbH, Am Wasserwerk 11,<br />

10365 Berlin, Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erscheint sechs Mal in der Woche. Bezugspreis monatlich<br />

45,90 €einschl. 7% Mehrwertsteuer,außerhalb vonBerlin und Brandenburg<br />

49,50 €; AboPlus, inklusiveStadtmagazin tip 54,19 €(nur in Berlin und<br />

Brandenburg). Bezugspreis des Studentenabonnements monatlich 27,60 €,<br />

außerhalb vonBerlin und Brandenburg 28,50 €. Das E-Paper kostet monatlich<br />

29,99 €einschl. 7% Mehrwertsteuer.Der Preis für Studenten beträgt monatlich<br />

18,99 €.Im Falle höherer Gewalt und bei Arbeitskampf (Streik/Aussperrung)<br />

besteht kein Belieferungs- und Entschädigungsanspruch. Erfüllung und<br />

Gerichtsstand Berlin-Mitte. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterial<br />

wird keineHaftung übernommen.<br />

Die Auflageder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> wird vonder unabhängigen Informationsgemeinschaft<br />

zur Feststellung der Verbreitung vonWerbeträgerngeprüft.<br />

Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> ist die reichweitenstärkste Abonnementzeitung Berlins<br />

und erreicht laut Mediaanalyse 2018 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 274 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Gault&Millau kürt<br />

Günther Jauch zum<br />

„Gastronom des Jahres“<br />

Seite 15<br />

Umstrittener Mietendeckel: Neues Gutachten bringt keine Klarheit Seite 11<br />

Rechte Gewalt: Betroffene fordern Untersuchungsausschuss Seite 11<br />

Stadtbild<br />

Brumm<br />

und bumm<br />

Florian Thalmann<br />

entdeckte dank Fruchtfliegenseinen<br />

Jagdinstinkt.<br />

Die Menschen behaupten oft von<br />

mir,ich könne keiner Fliege was<br />

zuleide tun. Nunhabe ich gelernt: Es<br />

stimmt nicht. Gerade hatte ich Urlaub,<br />

eine Pause vom Redaktionsalltag,<br />

die ich nicht mit Reisen verbrachte,<br />

sondern auf der Couch,<br />

hauptsächlich in liegender Position.<br />

Ohne Auftrag, ohne Ziel. Doch dann<br />

sind sie plötzlich da: Fruchtfliegen.<br />

Am Anfang schenke ich ihnen kaum<br />

Beachtung, auch nicht mein Partner.<br />

Doch dann, als sich unser Blick<br />

schärft, sehen wir sie sitzen: an der<br />

Decke,mal allein, mal in Gruppen.<br />

Nun ist mein Vater im Forst tätig,<br />

sitzt auch auf dem Hochsitz –den<br />

Jagdinstinkt hat er an mich vererbt.<br />

Und: Ich bin Besitzer einer Elektro-<br />

Fliegenklatsche, das Schießgewehr<br />

des kleinen Mannes. Das Gerät sieht<br />

aus wie ein Tennisschläger, mit Metallstreben<br />

dort, wo sonst das Netz ist,<br />

und wirdmit Batterien betrieben. Am<br />

Griff ein Knopf. Er wird gedrückt, die<br />

Fliege anvisiert, gezielt, dann gibt es<br />

einen Knall –und das Insekt sinkt darnieder.<br />

Bevor jetzt Peta kommt: Mir<br />

tut es leid um jede einzelne Fliege.<br />

Die Jagdsaison ist dennoch eröffnet.<br />

Es knallt und zischt, weil Grüppchen<br />

an der Decke sitzen. Drei, vier,<br />

fünf auf einen Streich. Ich schwinge<br />

den Schläger wie Boris Becker in seinen<br />

besten Jahren. Spiel, Satz, Sieg.<br />

Am Ende, als keine Gegner mehr in<br />

Sicht sind, krieche<br />

ich über das<br />

Laminat und<br />

sammle die leblosen<br />

Körper ein,<br />

während ich im<br />

Kopf „’s ist Feierabend“<br />

summe.<br />

Hass-Objekt: Es bleibt die beinahe<br />

wissen-<br />

die Fruchtfliege.<br />

schaftliche Erkenntnis:<br />

Dicke Fliegen knallen leiser.<br />

Je kleiner das Insekt, desto bumm.<br />

Doch dann, ich komme voneinem<br />

Spaziergang, haben es sich neue Fliegen<br />

bequem gemacht. Ich jage, bekämpfe<br />

alle, entsorge sie, Stunden<br />

später sitzen neue da. Ichsuche nach<br />

Tipps gegen Fruchtfliegen und probiere<br />

Omas Klassiker: ein Tellerchen,<br />

eine Mischung aus Essig, Wasser,Saft<br />

und Spüli. DerTeller steht, die Fliegen<br />

scheinen darüber zu lachen. Am<br />

Ende ersäuft eine in der Mische, die<br />

anderen, die nur auf dem Rand landen,<br />

scheinen die Gefahr zu spüren.<br />

Es bleibt die einzige Lösung, der<br />

Plage auf den Grund zu gehen. Also<br />

wird jeder Schrank aus- und wieder<br />

eingeräumt. Mit Rohrreiniger puste<br />

ich die Abflüsse durch, dort nisten<br />

die Plagegeister gern, lese ich. Die<br />

Fliegen bleiben. Im letzten Schrank<br />

entdecke ich den Übeltäter: Eine<br />

Einkaufstüte mit vier Kartoffeln, irgendwann<br />

abgelegt, um sie aus dem<br />

Wegzuhaben. Ich atme durch. Entsorge<br />

sie. Und jage die letzten Fliegen<br />

mit dem Tennisschläger.<br />

Seitdem ist Ruhe, zum Glück.<br />

Nunja, fast. Eine Fliege gibt es noch,<br />

wir sehen sie manchmal, wenn wir<br />

vor dem Fernseher sitzen, galant<br />

durch unser Blickfeld schweben, als<br />

würde sie sich über uns lustig machen.<br />

Aber auch sie werden wir kriegen,<br />

mit dem Schläger, wenn sie am<br />

wenigsten damit rechnet. Vielleicht<br />

wird esdauern. Aber eine Sache haben<br />

wir mehr als Fliegen: Batterien.<br />

IMAGO<br />

Videoinstallation auf dem Alexanderplatz: Erscheinungen aus der alten Welt –Wojciech Jaruzelski, Michail Gorbatschow,Erich Honecker<br />

Nichts ist unendlich<br />

Berlins Regierender Bürgermeister Müller eröffnete die Gedenkwoche „30 Jahre friedliche Revolution“<br />

VonHarry Nutt<br />

Die Trambahnen der Linien<br />

M4, M5 und M6<br />

bahnten sich zischend<br />

und bimmelnd den Weg<br />

über den Alexanderplatz, wo am 4.<br />

November vor30Jahren kein Durchkommen<br />

war. Die stolzeWeltzeituhr<br />

war eine kleine Insel im Menschenmeer,<br />

viele Fotos einer Geschichtsausstellung<br />

auf Wandtafeln erinnern<br />

daran.<br />

Für die Eröffnung der <strong>Berliner</strong> Gedenkwoche<br />

zum 30. Jahrestag der<br />

friedlichen Revolution hätte es kein<br />

besseres Datum geben können. Auf<br />

der großen Demonstration auf dem<br />

Alexanderplatz entdeckte die Bevölkerung<br />

der Hauptstadt der DDR die<br />

demokratischen Kräfte, die in ihr<br />

wuchsen. Ein Passant vermag sich<br />

noch immer darüber empören, dass<br />

am nächsten Taginden <strong>Zeitung</strong>en lediglich<br />

von 30000 Teilnehmern die<br />

Rede war. Die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> erschien<br />

allerdings mit der Schlagzeile<br />

„Hunderttausende demonstrierten<br />

im Zentrum Berlins“.Tatsächlich warenrund<br />

eine halbe Millionen Bürger<br />

gekommen, um Rednernwie Christa<br />

Wolf, Stefan Heym, Friedrich Schorlemmer<br />

und anderen zuzuhören.<br />

Geschichte für den Heimweg<br />

Am Montagabend wollten kurz vor<br />

18 Uhrnur ein paar Hundert<strong>Berliner</strong><br />

dabei sein, als der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD) das<br />

Startsignal für eine große Videoinstallation<br />

gab, inder Szenen der Demonstration,<br />

aber auch derenVorgeschichte,etwa<br />

O-Ton-Einspielungen<br />

zu den Wahlfälschungen zur Volkskammerwahl<br />

im Mai1989, zu einem<br />

Potpourri zusammengeschnitten<br />

worden waren. Geschichtslektionen<br />

für den Nachhauseweg, einige Passanten<br />

blieben kurz mit dem Fahrrad<br />

stehen, andere rannten der einfahrenden<br />

Tram hinterher.<br />

Unter den Besuchern, die gezielt<br />

zur Eröffnung gekommen waren, befand<br />

sich Wolfgang Thierse.Trotz der<br />

Dunkelheit wurde der frühere Präsident<br />

des Bundestags natürlich erkannt.<br />

„Waren Sievor 30 Jahren auch<br />

Das Theaterkombinat Panzerkreuzer Rotkäppchen spielt auf.<br />

Michael Müller eröffnet knapp und unprätentiös die Gedenkwoche. DPA/PAUL ZINKEN (2)<br />

hier?“ fragte jemand höflich. Thierse<br />

nickte und zeigte stumm auf den Ort,<br />

an dem er sich damals am 4. November<br />

postiert hatte. „Wir waren auch<br />

hier“, so der Fragende.„Genau hier.“<br />

Vielleicht hat Michael Müller es<br />

sich genau so vorgestellt. In einer<br />

kurzen, angenehm unprätentiösen<br />

Rede erläuterte er das Konzept der<br />

Gedenkwoche,inder es darum gehe,<br />

das historische Ereignis der friedlichen<br />

Revolution erlebbar zu machen.<br />

Man wolle ausdrücklich würdigen,<br />

dass es kein Blutvergießen<br />

gab.„Es war danach nicht immer ein<br />

glatter Weg“, sagte Müller. „Aber es<br />

ist etwas gelungen.“<br />

Müllers Understatement wurde<br />

dankbar angenommen. Bereits vor<br />

Veranstaltungsbeginn kam es vor<br />

den Schautafeln, die Überschriften<br />

trugen wie „Auf die Straße“, „Massen<br />

für Veränderung“ und „Die Reaktion“<br />

zu angeregten Diskussionen<br />

über historische Details oder einem<br />

großen: „Was wäre gewesen, wenn<br />

...?“ Eine Mutter erklärte ihrer Tochter<br />

das Foto einer Frau, die weint. Es<br />

ist ein Schnappschuss in das Fenster<br />

eines Zuges, der Familien aus der<br />

Prager Botschaft mit dem Umweg<br />

über die DDR in den Westen beförderte.„Manchmal<br />

gibt es das“, sagte<br />

die Mutter,„dass Menschen weinen,<br />

obwohl sie glücklich sind.“<br />

Solche Regungen gab es am Montag<br />

auf dem Alexanderplatz nicht zu<br />

beobachten. Die assoziativ-kunstvolle<br />

Videoinstallation will zu historischem<br />

Interesse anregen. Mehr als<br />

die Vermittlung geschichtlicher<br />

Ereignisse sollen sie der Auslöser<br />

sein für weiterführende Auseinandersetzungen.<br />

Die Bilder flirren um<br />

die Hausfassaden reihum, aber sie<br />

werden auch jäh unterbrochen an<br />

der hell erleuchteten Weihnachtswerbung<br />

vonGaleria Kaufhof.<br />

Als die warmen Worte zur Gebrauchsanweisung<br />

verklungen waren,<br />

wurde noch ein künstlerisches<br />

Dessert feilgeboten. Das Theaterkombinat<br />

Panzerkreuzer Rotkäppchen<br />

musste sich per Megafon zunächst<br />

einmal den Spielplatz für Performance<br />

und Tanz freikämpfen. Auf<br />

der Bühne erklang eine elegisch verlangsamte<br />

Live-Version des großen<br />

Karussell-Hits „Als ich fortging“.<br />

„Nichts ist unendlich“ heißt es darin,<br />

und so schön gesungen nahm es<br />

umgehend die pathetische Botschaft<br />

der historischen Augenblicke an, auf<br />

die in den nächsten Tagen in rund<br />

200 Veranstaltungen und an sieben<br />

Open-Air-Schauplätzen in der Stadt<br />

angespielt werden soll.<br />

Emotrouble Ost<br />

GETTY/CARSTEN KOALL<br />

Auf dem Rückweg in die Redaktion<br />

führte der kurze Fußweg am Roten<br />

Rathaus und dem wuchtig aufragenden<br />

Humboldt-Forum vorbei. Auf<br />

dessen Ostfassade wurden zu Musik<br />

ebenfalls Filmausschnitte,Fotos und<br />

Transparente projiziert. Immer wieder<br />

waren dabei –von außen und<br />

voninnen –Bilder vomPalast der Republik<br />

zu sehen. Klar,auf den musste<br />

hier am historischen Ort unweigerlich<br />

verwiesen werden. In der Anmutung<br />

der künstlerischen Spielerei<br />

wirkte es aber zugleich auch wie eine<br />

verspätete und vorallem vergebliche<br />

Korrektur des politisch durchgesetzten<br />

Abrisses.<br />

DasTheaterkombinat hatte zu seiner<br />

Vorführung ein großes Transparent<br />

mit dem Schriftzug „Emotrouble<br />

Ost“ aufgehängt. „Erinnern, wiederholen,<br />

durcharbeiten“ könnte die zurückhaltend-eindringliche<br />

Regieanweisung<br />

für diese Gedenkwoche in<br />

politisch umtosten Zeiten sein. Wem<br />

nicht danach ist, nimmt die Tram.<br />

NACHRICHTEN<br />

Bis Donnerstag werden<br />

Autokennzeichen gescannt<br />

DieKfz-Kennzeichen vonAutofahrern<br />

sollen in den kommenden Tagen<br />

an zehn ausgewählten Straßenabschnitten<br />

per Videokameraerfasst<br />

werden. DasZiel ist es,vor den kommenden<br />

streckenbezogenen Dieseldurchfahrtverboten<br />

zu ermitteln,<br />

welche Fahrzeuge unterwegs sind.<br />

Einbesonderes Augenmerkliegt auf<br />

der Bestimmung desAnteils saubererDieselfahrzeuge,<br />

teilte die Senatsverwaltung<br />

fürVerkehr am Montag<br />

mit. DieKennzeichen sollen vom<br />

5. bis 7. November im Auftrag der Senatsverwaltung<br />

erfasst werden. Die<br />

Videokameras registrieren der Senatsverwaltung<br />

zufolge nur das<br />

Kennzeichen, kein Bild des Fahrzeugsoderder<br />

Insassen.Die Daten<br />

gingen ohne Ortsangaben an die Zulassungsbehörde,Halterdaten<br />

würden<br />

nicht abgefragt. (dpa)<br />

Die meisten <strong>Berliner</strong> Taxis<br />

am BER chancenlos<br />

Fluggäste am neuen Hauptstadtflughafen<br />

BER werden voraussichtlich<br />

vorallem in Taxis mit LDS-Kennzeichen<br />

einsteigen. DerLandkreis<br />

Dahme-Spreewald (LDS) wolle <strong>Berliner</strong><br />

Taxen dortnur zulassen, wenn<br />

der Bedarfnicht mit eigenen Taxen<br />

gedeckt werden kann, teilte die Senatsverkehrsverwaltung<br />

mit. „Für<br />

eine Zulassung sämtlicher 8000 <strong>Berliner</strong><br />

Taxen sieht der Landkreis keinen<br />

Raum“, antwortete Staatssekretär<br />

Ingmar Streese auf eine Anfrage<br />

der Linken im Abgeordnetenhaus.<br />

Streese hat im Oktober mit Landrat<br />

Stephan Loge verhandelt. DieKreisverwaltung<br />

geht demnach davon<br />

aus,dass wegen der guten Bahnund<br />

Busanbindung des Flughafens<br />

1000 TaxenamBER reichen. (dpa)<br />

Bürgermeister planen Treff<br />

an früherem Grenzübergang<br />

DieBürgermeister aus Pankowund<br />

Mitte treffen sich am 30. Jahrestag des<br />

Mauerfalls am früheren Grenzübergang<br />

an der Bornholmer Straße.Die<br />

symbolische Begegnung der beiden<br />

Vertreterder Bezirke östlich und<br />

westlich der ehemaligen Grenze ist<br />

für 21 Uhrander Bösebrücke geplant,<br />

teilte Mittes Bezirksbürgermeister<br />

Stephanvon Dassel mit. Er hat sich<br />

dortmit seinem PankowerKollegen<br />

Sören Benn verabredet. (dpa)<br />

Schießstandaffäre: Ein<br />

Polizist verklagt das Land<br />

EinPolizist im Ruhestand will vor<br />

Gericht erreichen, dass eine Schwermetallvergiftung<br />

als Berufskrankheit<br />

anerkannt wird. DerProzess gegen<br />

das Land Berlin wirdamnächsten<br />

Montag das Verwaltungsgericht in<br />

der Hauptstadt beschäftigen, teilte<br />

ein Sprecher am Montag mit. Der<br />

54-Jährige argumentiertlaut Gericht,<br />

er habe sich die Vergiftung<br />

durch seine Tätigkeit auf unzureichend<br />

belüfteten Schießständen der<br />

<strong>Berliner</strong> Polizei zugezogen. DieParteien<br />

streiten nach Gerichtsangaben<br />

um einen Zusammenhang zwischen<br />

der Schadstoffbelastung und der Erkrankung<br />

des Klägers.Voraussichtlich<br />

werdesich auch die Frage stellen,<br />

ob der Beamte,der die Krankheit<br />

erst 2016 angezeigt hat, gesetzliche<br />

Meldefristen versäumt habe.Erwar<br />

laut Angaben bereits seit 2003 durchgängig<br />

dienstunfähig erkrankt. (dpa)


10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

„Die Impfstoffe sind gut untersucht und sicher“<br />

Eltern brauchen sachliche Informationen über das Impfen, sagt der Kinderarzt Thomas Schmitz von der Charité. Das helfe am besten gegen Vorbehalte<br />

Grundsätzlich finden wohl<br />

die meisten Menschen<br />

Schutzimpfungen eine<br />

gute Sache.Aber wenn es<br />

um ihre eigenen, frisch geborenen<br />

Kinder geht, kommen viele ins Grübeln.<br />

Gab esdanicht diesen Autismus-Verdacht?<br />

Sind die Krankheiten<br />

wirklich noch zu fürchten? Auch die<br />

Tatsache, dass Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn nun die Masern-Impfung<br />

zur Pflicht für Kitaund<br />

Schulkinder macht, wirdandiesen<br />

Zweifeln wohl nicht viel ändern.<br />

Der Informationsbedarf ist groß,<br />

sagt der Pädiater Thomas Schmitz<br />

von der Charité. Doch in der Praxis<br />

fehle oft die Zeit für ausführliche Gespräche<br />

–und im Internet wimmele<br />

es vordubiosen Informationen.<br />

Herr Dr.Schmitz, ist Ihr eigener Impfschutz<br />

auf dem neuesten Stand?<br />

Dasist er.Das wirdmir als Arzt im<br />

öffentlichen Dienst aber auch leicht<br />

gemacht: Der Betriebsarzt erinnert<br />

regelmäßig an die Auffrischungen<br />

und impft gleich.<br />

Sie haben zwei Söhne, 12 und 15<br />

Jahrealt. Haben Siedie immer genau<br />

nach Plan impfen lassen?<br />

Ja,auch während eines Auslandsaufenthaltes.<br />

Als wir zwei Jahre in<br />

den USA gelebt haben, war das etwas<br />

schwieriger, weil es dort zum Beispiel<br />

den Sechsfach-Kombinationsimpfstoff<br />

gegen Diphtherie,Tetanus,<br />

Kinderlähmung, Keuchhusten, Haemophilus<br />

influenzae Typbund Hepatitis<br />

Bnicht gibt. Um uns an die<br />

deutschen Impfempfehlungen zu<br />

halten, mussten unsere Kinder ein<br />

paar Nadelstiche mehr über sich ergehen<br />

lassen.<br />

Können Sie nachvollziehen, dass<br />

Müttern und Vätern Bedenken kommen,<br />

wenn sie vor der Entscheidung<br />

stehen, ihrem zarten Baby Mehrfachimpfstoffe<br />

spritzen zu lassen?<br />

Ich kann ganz und gar nachvollziehen,<br />

dass alle Eltern wissen wollen,<br />

wovor diese Impfungen schützenund<br />

was die potenziellen Nebenwirkungen<br />

sind. Kinderärzte nehmen<br />

dies in der Regel sehr ernst und<br />

sind auch gehalten, den Eltern die<br />

Informationen zu geben, die sie für<br />

die Entscheidung brauchen.<br />

Wenn sich der mündige Bürger informieren<br />

will, fängt er an, im Internet<br />

zu recherchieren –oder er kauft ein<br />

Buch. Sind das gute Ideen?<br />

Ein Buch zu kaufen, ist eine sehr<br />

gute Idee. Aber wenn man zum Beispiel<br />

im Versandhandel nach Ratgebern<br />

sucht, landet man schnell bei<br />

kritischen oder sogar verschwörerischen<br />

Titeln. Es ist gar nicht so einfach,<br />

einen Ratgeber zu finden, der<br />

sich damit befasst, wovor überhaupt<br />

geschützt wird und was Impfstoffe<br />

Positives bewirken. Undauch im Internet<br />

ist es schwierig für Eltern, objektive,<br />

sachliche und unabhängige<br />

Information zu finden. Es gibt zwar<br />

offizielle Webseiten wie Impfen-<br />

Info.de von der Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung. Aber<br />

auch die muss man als Laie erst mal<br />

finden und vondem weit verbreiteten<br />

polemischen Getöse unterscheiden.<br />

„Die Öffentlichkeit zum Thema Impfen<br />

besteht zum großen Teil aus Gegenöffentlichkeit“,<br />

beklagen SieinIhrem<br />

Buch „Klartext Impfen“. Hat Sie<br />

das dazu bewogen, das Buch zu<br />

schreiben?<br />

Dass diese Gegenöffentlichkeit so<br />

laut und präsent ist, war eine erschreckende<br />

Erkenntnis für uns. Zu<br />

dem Zeitpunkt hatten der Biologe<br />

und Journalist Sven Siebert und ich<br />

aber schon beschlossen, das Buch zu<br />

schreiben. Denn ich hatte bei meiner<br />

täglichen Arbeit als Kinderarzt<br />

an der Charité gemerkt, dass die<br />

meisten Eltern mehr Informationen<br />

benötigen, um die Entscheidung zu<br />

treffen. Die Allermeisten sprechen<br />

sich nach gründlicher Aufklärung<br />

auch für das Impfen aus. Viele sind<br />

aber zunächst verunsichert und<br />

brauchen sachliche Informationen.<br />

In den ersten beiden Lebensjahren stehen für Kinder viele Impfungen auf dem Plan. So erhalten sie eine Grundimmunisierung gegen 12 Krankheiten.<br />

In dem Buch berichten Sie auch von<br />

den Anfängen der Impfungen und<br />

wie gravierend die Krankheiten einst<br />

waren, die wir heute nur noch vom<br />

Hörensagen kennen.<br />

Uns geht es darum klarzumachen,<br />

was das für schlimme Krankheiten<br />

sind, vor denen wir uns<br />

heutzutage schützen können.<br />

Denn die Kehrseite der großen Erfolgsgeschichte<br />

der Impfungen ist<br />

ja, dass gefährliche Infektionen wie<br />

Polio und Diphtherie kaum noch<br />

bekannt sind –darum leuchtet es<br />

vielen Menschen auch nicht ein,<br />

dass es wichtig ist, sich dagegen<br />

impfenzulassen.<br />

Stattdessen ist die Gegenöffentlichkeit<br />

im Aufwind –und zwar vorallem<br />

seit 1998, dem Jahr, indem der britische<br />

Mediziner Andrew Wakefield behauptete,<br />

dass die Dreifachimpfung<br />

gegen Masern, Mumps und Röteln<br />

Autismus verursacht. Er veröffentlichte<br />

seine Erkenntnisse in der renommierten<br />

Medizinzeitschrift Lancet.<br />

Spielt er immer noch eine wichtige<br />

Rolle?<br />

Leider ja. Die Autismus-Story ist<br />

ein Paradebeispiel für Fake News in<br />

der Wissenschaft. Es hat sich gezeigt,<br />

dass Wakefield betrogen und Daten<br />

manipuliert hat. Er arbeitete mit<br />

Rechtsanwälten zusammen, die<br />

Schadensersatzansprüche gegen<br />

Impfstoffhersteller durchsetzen<br />

wollten. Leider wurde das alles aber<br />

erst zwölf Jahre später klar. Dahat<br />

auch der Wissenschaftsbetrieb lange<br />

Zeit versagt. Letztendlich zogLancet<br />

den Artikel zurück, die Co-Autoren<br />

distanzierten sich und Wakefield<br />

wurde die Approbation entzogen.<br />

Aber die Verunsicherung war da –<br />

und sie scheint sich bis heute zu halten.<br />

Warum sind seine Thesen immer<br />

noch in der Welt?<br />

So etwas ist offensichtlich schwer<br />

wieder einzufangen. Daswar wie ein<br />

Lauffeuer.Wakefield ging in die USA<br />

und wurde dort zum Star der Anti-<br />

Vaxx-Bewegung, also der radikalen<br />

Impfgegner. Das ist eine sehr emotionale<br />

Bewegung, fast sektenhaft,<br />

für die wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

und Sachargumente gar keine<br />

Rolle spielen. Da wirdein starkideologisches<br />

Weltbild aufrechterhalten.<br />

Wie viele sind es in Deutschland, die<br />

Impfungen ablehnen?<br />

Skeptisch und wissbegierig sind<br />

recht viele in Bevölkerung, das ist ja<br />

auch gut so. Aber echte Gegner sind<br />

wohl nur ein paar Prozent. Dassieht<br />

man ja auch an den Impfraten, die in<br />

der Regel deutlich über 90 Prozent<br />

liegen. Die Ansichten der harten<br />

Gegner sind also gar nicht repräsentativ<br />

für das, was die Mehrheit der<br />

ZUR PERSON<br />

Thomas Schmitz (48) ist Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Neonatologie. Er arbeitet<br />

als Oberarzt, Wissenschaftler und Dozent in der Klinik für Neonatologie an der <strong>Berliner</strong><br />

Charité, Campus Virchowklinikum.<br />

Das Buch „Klartext Impfen! Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit“ (Harper<br />

Collins, 2019, 208 Seiten, 15 Euro) hat er zusammen mit dem <strong>Berliner</strong> Biologen und Journalisten<br />

Sven Siebert(53) geschrieben.<br />

Bevölkerung denkt. Aber immer wieder<br />

geht es zunächst und ausführlich<br />

um die Gegner, wenn das Stichwort<br />

Impfen fällt.<br />

Hat Impfskepsis auch etwas mit Bildung<br />

zu tun?<br />

Generell ist die Impfskepsis bei<br />

Akademikerfamilien verbreiteter als<br />

bei den weniger Gebildeten. Das<br />

hängt wohl damit zusammen, dass<br />

studierte Leute es gewohnt sind,<br />

Dinge generell kritisch zu hinterfragen<br />

und Entscheidungen selbstständig<br />

zu treffen. Beim Thema Impfen<br />

fehlt dann manchmal einerseits das<br />

Vertrauen dem Arzt gegenüber und<br />

andererseits die Bereitschaft, der Sache<br />

dann auch wirklich auf den<br />

Grund zu gehen. Die Informationen<br />

über die Ständige Impfkommission<br />

etwa, die die Empfehlungen erstellt,<br />

sind einsehbar, und man kann sich<br />

schnell Gewissheit darüber verschaffen,<br />

dass das Gremium unabhängig<br />

IMAGO IMAGES, SCIENCE PHOTO LIBRARY<br />

und nicht von Pharmafirmen beeinflusst<br />

ist. Aber trotzdem scheint es<br />

vielen Menschen schwer zu fallen,<br />

von einer skeptischen Haltung zu einer<br />

Pro-Haltung zu wechseln.<br />

Sie räumen in dem Buch ein, es sei<br />

verdammt schwierig, sich von allen<br />

Aspekten des Impfens ein umfassendes<br />

Bild zu machen. Warum ist das<br />

so?<br />

Es sind sehr viele Krankheiten,<br />

mit denen man sich da befassen<br />

muss. Nach den schon genannten,<br />

die mit der Sechsfach-Impfung abgedeckt<br />

sind, gibt es da noch die<br />

Pneumokokken, später Masern,<br />

Mumps, Röteln, Windpocken, HPV.<br />

Dassind komplexe Themen, die die<br />

Infektiologie und die Mikrobiologie<br />

berühren. Auch der Umgang<br />

mit den Risiken, die es gibt, auch<br />

wenn sie sehr gering sind, ist alles<br />

andereals trivial. Eine ausführliche<br />

Aufklärung darüber ist nicht immer<br />

so leicht im Alltagsbetrieb einer<br />

Kinderarztpraxis oder in einer Klinik<br />

zu leisten. Im Winter sitzen in<br />

den Praxen oft täglich 80 bis 100<br />

Kinder im Wartezimmer und müssen<br />

behandelt werden.<br />

Waskönnte man verbessern?<br />

Eigentlich müsste das Wissen<br />

über die Bedeutung vonImpfstoffen<br />

zum Grundwissen gehören und verpflichtend<br />

im schulischen Lehrplan<br />

stehen. Vielleicht ist es auch möglich,<br />

dass Gynäkologen im Rahmen<br />

der Betreuung der Schwangeren bereits<br />

stichhaltig über das Impfen informieren.<br />

Der wissenschaftliche Rat wird trotzdem<br />

oft nicht befolgt. Wasmuss sich<br />

ändern, um Vertrauen zurückzugewinnen?<br />

Den Impfskeptikern ist es zu verdanken,<br />

dass sich schon einiges geändert<br />

hat. Die Ständige Impfkommission<br />

zum Beispiel ist viel transparenter<br />

geworden. Auf der Internetseite<br />

der Stiko kann man alle wichtigen<br />

Fakten über die Mitglieder nachlesen<br />

–sie müssen sogar offenlegen, ob sie<br />

Familienangehörige haben, die<br />

schon mal bei einer Pharmafirma einen<br />

Vortrag gehalten haben. Die<br />

Transparenz ist also in hohem Maße<br />

gegeben. Ich finde, das fördert das<br />

Vertrauen in dieses Gremium und<br />

seine Entscheidungen sehr.<br />

Es gibt diese These, dass es Kindern<br />

guttut, eine Kinderkrankheit durchzumachen,<br />

weil sie dadurch reifen. Ist<br />

da etwas dran?<br />

Eine Krankheit macht krank,<br />

nicht gesund. Eine Impfung dagegen<br />

ist wie ein Training. Die Sechsfachimpfung<br />

zum Beispiel enthält Bestandteile<br />

von Bakterien und Viren,<br />

die dem Immunsystem angeboten<br />

werden, um daran zu reifen. Es lernt<br />

den Fingerabdruck von Krankheitserregern<br />

kennen und kann sie danach<br />

abwehren. Man hat also den<br />

Reifungsprozess, spart sich aber die<br />

Erkrankungen. Dasist doch super.<br />

Offenbar wurde aber vielfach beobachtet,<br />

dass Kinder nach überstandener<br />

Infektionskrankheit einen regelrechten<br />

Entwicklungsschub haben.<br />

Wir haben den renommierten<br />

Schweizer Entwicklungsmediziner<br />

Remo Largo dazu befragt. Seine Meinung<br />

dazu ist: Auch wenn man ein<br />

gesundes Kind zwei Wochen lang ins<br />

Bett steckt, wirdesanschließend aktiver<br />

und wissbegieriger sein. Zudem<br />

kann auch die Zuwendung, die die<br />

Kinder während einer Krankheitsphase<br />

erhalten, förderlich für die<br />

Entwicklung sein.<br />

Typische Vorbehalte gegenüber Impfungen<br />

sind außerdem: Mehrfachimpfungen<br />

überfordern das Immunsystem,<br />

die Hilfs- und Konservierungsstoffe<br />

richten Schaden an. Was<br />

sagen Siedazu?<br />

Mehrfachimpfungen haben den<br />

großen Vorteil, dass man den Kindern<br />

Nadelstiche und damit auch<br />

Schmerzenerspart. Deshalb wurden<br />

diese Kombinationen überhaupt<br />

entwickelt. Manmuss auch nicht befürchten,<br />

das Immunsystem damit<br />

zu überfordern. Das Immunsystem<br />

wirdviel mehr durch die alltäglichen<br />

Kontakte zum Beispiel in der Kindergartengruppe<br />

herausgefordert als<br />

durch Impfungen.<br />

Undwas ist mit den Hilfs- und Konservierungsstoffen?<br />

Die Impfstoffe, die Kindern verabreicht<br />

werden, sind alle gut untersucht<br />

und werden seit Jahrzehnten<br />

verwendet. Manweiß daher sehr gut,<br />

wie sicher sie sind.<br />

Was halten Sie von der Impfpflicht<br />

gegen Masern, die Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn durchgesetzt<br />

hat? Ab 1. März 2020 müssen<br />

alle Kinder beim Eintritt in die Schule<br />

oder den Kindergarten Masern-Impfungen<br />

vorweisen.<br />

Die Impflücke bei Masern,<br />

Mumps und Röteln ist in hohem<br />

Maße dadurch entstanden, dass<br />

viele Kinder oder auch Erwachsene<br />

nicht die zweite der beiden empfohlenen<br />

Impfungen bekommen haben.<br />

Fünf bis zehn Prozent der Menschen<br />

brauchen eine zweite Impfung,<br />

um voll geschützt zu sein. Weil<br />

früher erst im Schulalter das zweite<br />

Mal geimpft wurde, ist das besonders<br />

häufig versäumt worden und es<br />

gibt viele Jugendliche und junge Erwachsene<br />

mit unzureichendem<br />

Impfschutz. Vielen Eltern kann die<br />

Impfpflicht für Masern rein praktisch<br />

helfen, an die zweite Impfung<br />

zu denken. Wirmüssen aber aufpassen,<br />

dass eine gesetzliche Pflicht<br />

nicht zu verstärkter Gegenwehr<br />

führt. Wirwerden mehr denn je über<br />

das Impfen aufklären müssen.<br />

DasGespräch führte Anne Brüning.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 11 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Welle von rechts<br />

Seit 2016 gab es 55 mutmaßliche rechtsextremistische Anschläge im Süden Neuköllns. Betroffene fordern nun einen Untersuchungsausschuss<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Nach einem Anschlag brennt das Auto von Ferat Kocak lichterloh. Das Fahrzeug stand sehr dicht am Haus der Elterndes Linken-Politikers.<br />

In der Nacht zu Montag hat<br />

Ferat Kocak wieder bei seinen<br />

Eltern inRudow übernachtet.<br />

Mit einem mulmigen Gefühl.<br />

Er habe kein Auge zugemacht, sagt<br />

er.Immer in Angst, dass wieder so etwas<br />

geschehen würde wie in der<br />

Nacht zum 1. Februar vorigen Jahres.<br />

Damals wurde Kocak in seinem Elternhaus<br />

durch einen hellen Schein<br />

wach. Er glaubte zunächst, verschlafen<br />

zu haben. Doch es war drei Uhr<br />

morgens,das Licht stammte vonden<br />

Flammen vordem Fenster.Sein Auto<br />

brannte. Esstand nahe der Gasleitung.<br />

Kocak weckte seine Eltern, er<br />

rannte hinaus, versuchte den Brand<br />

zu löschen.<br />

„Die Feuerwehr sagte mir damals,<br />

fünf Minuten später hätte das ganze<br />

Haus gebrannt“, erinnert sich der<br />

Linken-Politiker aus Neukölln, der<br />

sich gegen Rechts engagiert. Seine<br />

Mutter habe in jener Nacht einen<br />

Herzinfarkt erlitten. Verfassungsschutz<br />

und Landeskriminalamt<br />

wussten offenbar, dass Kocak seit<br />

langem von zwei Rechtsextremisten<br />

ausgespäht wurde – doch gewarnt<br />

wurde er nicht.<br />

Der40-Jährige übergab an diesem<br />

Montag zusammen mit weiteren Opfern<br />

rechtsextremistischer Anschläge<br />

im Süden Neuköllns die Petition<br />

„Rechter Terror in Berlin –Untersuchungsausschuss<br />

jetzt!“ an Vertreter<br />

von SPD, Linken und Grünen im Abgeordnetenhaus.<br />

Vertreter von CDU<br />

und FDP waren nicht erschienen.<br />

Miteinem Untersuchungsausschuss<br />

sollen die Ermittlungen und eventuelle<br />

rechte Strukturen innerhalb der<br />

Polizei beleuchtet werden.<br />

25 679 Menschen haben die Petition<br />

bisher unterschrieben. Sie<br />

wurde auf den Taggenau acht Jahre<br />

nach der „Selbstenttarnung des<br />

NSU“ überreicht, wie Kocak sagte.<br />

Sie sei notwendig, weil seit Jahren<br />

eine Welle rechten Terrors Neukölln<br />

überziehe. Und man nicht warten<br />

wolle, bis aus Brandanschlägen<br />

Morde würden. Seit 2016 gab es in<br />

Neukölln 55 Anschläge,hinter denen<br />

Rechtsextremisten vermutet werden.<br />

Betroffen waren Menschen, die<br />

sich gegen Rechts engagieren.<br />

Lasse Jahn vonder sozialistischen<br />

Jugendorganisation „Die Falken“ aus<br />

Neukölln bestätigt Kocaks Angaben.<br />

Zuerst hätten man einfache Drohungen<br />

erhalten. Dann seien Schmierereien<br />

dazugekommen, später telefonische<br />

Morddrohungen oder Morddrohungen,<br />

die mit der Post kamen:<br />

„die besagen sollten: Wir wissen, wo<br />

du wohnst“. Höhepunkt sei der<br />

Brandanschlag auf das Falkenhaus<br />

gewesen, in dem in der Nacht zuvor<br />

noch Kinder geschlafen hätten. Seit-<br />

IMAGO IMAGES<br />

dem gebe es einen Sicherheitszaun<br />

mit Überkletterschutz und Kameras.<br />

„Wir dachten, nun ist Ruhe, bis die<br />

nächste Brandserie gegen Mitarbeiter<br />

der Falken und ehrenamtlich aktive<br />

Elternbegann“, sagt Jahn.<br />

Die Politikwissenschaftlerin<br />

Claudia von Gélieu spricht hinsichtlich<br />

der rechtsextremistischen Übergriffe<br />

in Neukölln vonVersagen und<br />

Pannen bei den Sicherheitsbehörden.<br />

Im Februar 2017 brannte ihr<br />

Auto.Ihr Anwalt habe davon gesprochen,<br />

„selten so schlampig geführte<br />

Ermittlungen gesehen“ zu haben.<br />

Ergebnis sei, dass die Täter nichts<br />

befürchten müssten, dass sie einfach<br />

weiteragieren könnten.<br />

DieBetroffenen haben sich bereits<br />

an den Generalbundesanwalt in<br />

Karlsruhe gewandt mit der Bitte, die<br />

Serievon Anschlägen als Terrorismus<br />

einzustufen.VorwenigenWochen hat<br />

das auch Innensenator Andreas Geisel<br />

(SPD) getan. Ohne Erfolg. Karlsruhe<br />

erklärte sich für nicht zuständig.<br />

Eine im Maigegründete Sonderkommission<br />

Fokus soll nun die Ermittlungen<br />

noch einmal prüfen.<br />

Fraktionschef Raed Saleh, der die<br />

Petition an diesem Montag im Abgeordnetenhaus<br />

für die SPD entgegennimmt,<br />

plädiert für einen Sonderermittler.<br />

Ersagt, der rechte Terror sei<br />

derzeit die größte Gefahr in Deutschland.<br />

Auch Susanne Kahlefeld von<br />

den Grünen spricht sich für einen solchen<br />

Ermittler aus.Die Linken-Abgeordnete<br />

Anne Helm unterstützt hingegen<br />

einen Untersuchungsausschuss.Ein<br />

Sonderermittler sei zu allgemein.<br />

DiePolitiker wollen sich nun<br />

mit den Überbringern des Antrags<br />

noch einmal treffen.<br />

Für Ferat Kocak ist das ein erster<br />

Erfolg im Kampf gegen den rechten<br />

Terror in Neukölln. Er ist nach dem<br />

Brandanschlag weggezogen aus Rudow–umseine<br />

Elternnicht weiter zu<br />

gefährden.<br />

Neue Fragen zum<br />

Mietendeckel<br />

CDU bezeichnet Rückwirkung als „offenbar rechtswidrig“<br />

VonUlrich Paul<br />

Ist es rechtlich zulässig, die Mieten<br />

in Berlin mit dem geplanten Mietendeckel<br />

rückwirkend auf dem<br />

Stand vom 18. Juni 2019 einzufrieren?<br />

Mit dieser Frage hat sich jetzt<br />

derWissenschaftliche Dienst des Abgeordnetenhauses<br />

auf Bitten der<br />

CDU-Fraktion auseinandergesetzt.<br />

Das Ergebnis ist jedoch alles andere<br />

als eindeutig: Ein rückwirkendes<br />

Verbot von Mieterhöhungen<br />

zum 18. Juni ist nach Ansicht der Experten<br />

zwar „nicht gänzlich ausgeschlossen“,<br />

aber zugleich „nicht als<br />

rechtssicher“ einzustufen. Hintergrund:<br />

Am 18. Juni hatte der rot-rotgrüne<br />

Senat die Eckpunkte für den<br />

geplanten Mietendeckel beschlossen.<br />

Nach dem für Anfang 2020 vorgesehenen<br />

Inkrafttreten des neuen<br />

„Ein Gericht wird<br />

entscheiden, ob<br />

der Mietendeckel<br />

Bestand hat.“<br />

Katrin Dietl, Sprecherin der<br />

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />

und Wohnen<br />

Gesetzes sollen die Mieten mit Stand<br />

vom 18. Juni 2019 für fünf Jahre eingefroren<br />

werden. So soll verhindert<br />

werden, dass Vermieter die Zeit bis<br />

zum Inkrafttreten des Gesetzes nutzen,<br />

um die Miete zu erhöhen. Tatsächlich<br />

hatte der Eigentümerverband<br />

Haus und Grund vor dem Senatsbeschluss<br />

dazu aufgerufen, die<br />

Mieten bis zum 17. Juni heraufzusetzen.<br />

Darauf folgte eine Welle von<br />

Mieterhöhungen. Die Rückwirkung<br />

des Mietendeckels soll Mietern ermöglichen,<br />

eine Rückzahlung von<br />

Mieten zu verlangen, die ab 18. Juni<br />

vereinbartwurden. Nach Ansicht des<br />

Wissenschaftlichen Dienstes ist an-<br />

gesichts der uneinheitlichen Rechtsprechung<br />

des Bundesverfassungsgerichts<br />

nicht sicher prognostizierbar,wie<br />

dieses Gericht oder der <strong>Berliner</strong><br />

Verfassungsgerichtshof den<br />

Stichtag 18. Juni 2019 beurteilen<br />

wird. Gewichtige Gründe sprächen<br />

jedoch dafür, dass der Stichtag 18.<br />

Juni 2019 einer gerichtlichen Überprüfung<br />

nicht standhalten werde.<br />

Zur Begründung verweisen die<br />

Gutachter auf eine Entscheidung des<br />

Bundesverfassungsgerichts aus dem<br />

Jahr 1997. Die Richter entschieden,<br />

dass der rückwirkende Wegfall von<br />

steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten<br />

für Schiffe und Flugzeuge<br />

auf den Tagder Ankündigung durch<br />

die Bundesregierung zulässig sei –<br />

um zu verhindern, dass es zu „Mitnahmeeffekten“<br />

komme, also zu<br />

weiteren Bestellungen von Flugzeugen<br />

und Schiffen nach dem bisherigen<br />

Modell. Die damalige Ankündigung<br />

der Bundesregierung zur Abschaffung<br />

der Steuervorteile und die<br />

Ankündigung des Senats zum Mietendeckel<br />

sind laut Parlamentsdienst<br />

zwar„als vergleichbar anzusehen“.<br />

In einem zweiten Schritt sei jedoch<br />

zu prüfen, ob die Rückwirkung<br />

der Regelung mit den Grundrechten<br />

der Betroffenen zu vereinbaren sei.<br />

Während es im Fall von 1997 um<br />

Subventionen gegangen sei, deren<br />

Erhalt grundrechtlich nicht geschützt<br />

sei, handele es sich beim<br />

Mietendeckel„um einen Eingriff in<br />

das Eigentumsrecht“, so die Gutachter.<br />

Eine rechtssichere Einschätzung<br />

darüber, ob die Rückwirkung des<br />

Mietendeckels zulässig ist, ist laut<br />

den Experten aber nicht möglich.<br />

DieCDU stellt in einer Mitteilung<br />

trotzdem fest, dass ein „rückwirkender<br />

Preisstopp offenbar rechtswidrig“<br />

sei. Im Hause vonStadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher<br />

(Linke) zeigt man sich zurückhaltender.<br />

„Allen Beteiligten war von Anfang<br />

an bewusst, dass sie an dieser<br />

Stelle juristisches Neuland betreten“,<br />

sagt eine Sprecherin. „Am Ende<br />

wirdein Gericht entscheiden, ob der<br />

Mietendeckel Bestand hat.“<br />

Für <strong>Berliner</strong>,<br />

von <strong>Berliner</strong>n.<br />

Silke und Holger Friedrich,<br />

dieneuen Verleger der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />

mit einer Sonderedition am 8. November und der<br />

Wochenendausgabe zum 9./10. November.


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Der November bietet uns<br />

am Abendhimmel eine<br />

wahre Planetenparade.<br />

Auch so manches Sternbild<br />

und die Raumstation ISS sind in<br />

kalten Novembernächten gut zu beobachten.<br />

Während über Berlin der<br />

Schleier der Nacht liegt, wird die<br />

Raumstation in 400 KilometernHöhe<br />

über uns von der Sonne beleuchtet<br />

und reflektiert genügend Photonen,<br />

sodass man sie als hellen Lichtpunkt<br />

am Himmel erspähen kann. Bis zum<br />

12. November beobachten wir die<br />

Raumstation am Morgen und nach<br />

einer kurzen Pause ab dem 23. November<br />

wiederum am Abend.<br />

Merkur, der innerste Planet des<br />

Sonnensystems, gibt in diesem Monat<br />

ein besonderes Schauspiel, das<br />

man unter speziellen Vorsichtsmaßnahmen<br />

beobachten kann. In nur 88<br />

Tagen umrundet Merkur unsere<br />

Sonne,sodass er vonder Erde aus gesehen<br />

nicht nur schnell unterwegs ist,<br />

sondernauch nie einen großen Winkelabstand<br />

zu unserem Stern erreichen<br />

kann und daher in unseren Breiten<br />

generell schwer zu beobachten<br />

ist. Hinzu<br />

kommt, dass<br />

Merkur so dicht<br />

an der Sonne<br />

steht, dass es der<br />

Allgemeinen Relativitätstheorie<br />

bedarf, um seine<br />

Bahn korrekt zu<br />

berechnen. Am<br />

TimFlorian Horn, 11. November<br />

Direktor des Zeiss- wandert Merkur<br />

Großplanetariums, nun von der<br />

Prenzlauer Allee 80 Erde aus gesehen<br />

von Ost<br />

nach West vor der Sonnenscheibe<br />

entlang. Da seine Bahn gegenüber<br />

der Ebene Sonne–Erde stark geneigt<br />

ist, kommt es nur sehr selten zu einem<br />

solchen Merkurtransit. Die<br />

Sonne ist gleißend hell, sodass für die<br />

Beobachtung spezielle Sonnenfilter<br />

angeraten sind. Denn Merkur ist im<br />

Verhältnis so klein, dass er bei diesem<br />

Transit nur 0,004 Prozent der Sonnenscheibe<br />

bedeckt.<br />

EDINGER<br />

Beobachtung in der Sternwarte<br />

Bitte schauen Sie niemals direkt mit<br />

einem Fernglas oder einem Teleskop<br />

zu unserem Tagesgestirn. Sie hätten<br />

anatomisch nur kurze Möglichkeiten,<br />

etwas zu sehen –und danach nie wieder.<br />

Mit professionellem Equipment<br />

laden die Archenhold-Sternwarte im<br />

Treptower Park und die Wilhelm-<br />

Foerster-Sternwarte auf dem Insulaner<br />

am 11. November ab 13 Uhr bei<br />

freiem Eintritt zur gemeinsamen Beobachtung<br />

ein. Merkur wandert von<br />

13:35 Uhrbis 19:04 Uhrvor der Sonne<br />

entlang –jedoch geht die Sonne bereits<br />

um 16:20 Uhr über Berlin unter.<br />

Aufden nächsten Merkurtransit müssen<br />

wir dann ein wenig warten. Dieser<br />

ist für den Vormittag des 13. November<br />

2032 vorausberechnet.<br />

Nach Sonnenuntergang macht<br />

der Planet Venus den Anfang der kosmischen<br />

Objekte. Auch wenn Venus<br />

noch nicht in vollem Glanzeerstrahlt,<br />

kann sie nun endlich wieder als<br />

Abendstern fungieren. Zunächst<br />

wandert Venus durch das Sternbild<br />

Skorpion, wechselt am 8. November<br />

in den Schlangenträger und am 23.<br />

November in den Schützen. Dabei<br />

bleiben ihre Untergangszeiten um<br />

17:20 Uhr herum nahezu konstant.<br />

Durch ihre dichten Wolken wird ein<br />

Großteil des ankommenden Sonnenlichtes<br />

reflektiert. Wolken, die auf der<br />

Oberfläche der Venus für eine Gluthölle<br />

mit Temperaturen um 400 Grad<br />

Celsius sorgen –Tag wie Nacht. Da<br />

kann auch die konzentrierte Schwefelsäure<br />

nicht helfen, die dort als Regen<br />

niedergeht, aber schon auf dem<br />

Weg zur Oberfläche wieder verdampft.<br />

Venus ist dem Riesenplaneten<br />

Jupiter dicht auf den Fersen und<br />

überholt ihn am 24. November.<br />

Jupiter im Sternbild Schlangenträger<br />

verzeichnet große Verluste in der<br />

Beobachtungszeit und will dennoch<br />

die Planetenparade anführen<br />

und Saturn ablösen.<br />

Am 1. November geht das<br />

kosmische Schwergewicht<br />

um 18:39 Uhr unter,<br />

am30. November<br />

bereits um 17:09 Uhr.<br />

Saturn wandert unweit<br />

durch das<br />

Sternbild Schütze<br />

und kann noch gut<br />

eineinhalb Stunden<br />

tief in süd-<br />

Pollux<br />

westlicher Richtung<br />

beobachtet O<br />

Zwillinge<br />

werden, bis der<br />

gelblich schimmernde<br />

Ringpla-<br />

Prokyon<br />

Kl. Hund<br />

net am 1. November<br />

um 20:19 Uhr<br />

und zum 30. November<br />

bereits um<br />

18:37 Uhr untergeht.<br />

Zu dieser besonderen Gr. Hund<br />

Konstellation gesellt sich Sirius<br />

am Abend des 28. November<br />

die schmale Mondsichel.<br />

DerNovember lädt ein, die<br />

Planeten in einem Teleskop genauer<br />

anzuschauen –etwa in einer<br />

der Sternwarten in Berlin. Venus als<br />

innerer Planet zeigt eine Phasengestalt,<br />

die sich durch ihren zügigen<br />

Umlauf um die Sonne schnell verändert.<br />

Noch ist Venus zu 90 Prozent<br />

beleuchtet und erscheint im Fernrohr<br />

als kleines Scheibchen. Jupiter<br />

offenbart neben Details in den Wolkenbändern<br />

seiner Atmosphäre und<br />

dem schrumpfenden Wettersystem<br />

des sogenannten GRF (Großer Roter<br />

Fleck) nur einen Bruchteil seiner 79<br />

Monde. Saturn kann mit seinem<br />

Ring, der aus unzähligen Eis- und<br />

Gesteinsbrocken besteht, visuell<br />

mehr aufwarten. Auch in Bezug auf<br />

seine Gefolgschaft überbietet er Jupiter.<br />

82Monde sind es, die diesem<br />

Himmelsanblick Berlin<br />

Kastor<br />

Merkur passiert<br />

die Sonne<br />

TimFlorian Horn erklärt<br />

das Firmament im November<br />

am 1. November, 23 Uhr<br />

Gr. Bärin<br />

Beteigeuze<br />

Aldebaran<br />

Orion<br />

Rigel<br />

Hase<br />

Fuhrmann<br />

DER HIMMEL ÜBER BERLIN<br />

Gr. Wagen<br />

Kapella<br />

Stier<br />

Perseus<br />

Plejaden<br />

N<br />

Kl. Wagen/<br />

Kl. Bär<br />

Polarstern<br />

S<br />

Drache<br />

15. November 22 Uhr, 30. November 21Uhr<br />

Kepheus<br />

Kassiopeia<br />

Andromeda<br />

Dreieck<br />

Widder<br />

Fische<br />

Walfisch<br />

Deneb<br />

Wega<br />

B L Z/ H ECHER; QUELLE: STIFTUNG<br />

Gasplaneten ihre Aufwartung machen.<br />

Die Sternkarte zeigt den Sternenhimmel<br />

am späten Abend: am 1. November<br />

um 23 Uhr, am 15. November<br />

um 22 Uhr, am 30. November um 21<br />

Uhr. Im Nordosten steht das Sternbild<br />

des Großen Bären als immerwährenden<br />

Wegweiser zum Polarstern,<br />

der uns wiederum denWeggen<br />

Norden weist. Einen Teil des Sternbildes<br />

kennen wir als den Großen Wagen.<br />

Verlängern wir die gedachte Linie<br />

über den Polarstern weiter, erreichen<br />

wir das Himmel-W, das Sternbild<br />

Kassiopeia. Da die Erdachse<br />

zufällig auf den Polarstern zeigt,<br />

scheint sich der Himmel um ihn zu<br />

drehen. DieSterneund Sternbilder in<br />

seiner direkten Umgebung wandern<br />

um den Himmelspol herum, gehen<br />

aber von unseren Breiten aus gesehen<br />

nicht unter, wir bezeichnen sie<br />

als zirkumpolar.<br />

In südwestlicher Richtung erblicken<br />

wir die ganz irdisch erscheinenden<br />

Geschichten der Herbststernbilder<br />

um das Sternviereck des Pegasus.<br />

Hier sahen die großen Geschichtenerzähler<br />

der Antike<br />

ein auf dem Rücken fliegendes<br />

Pferd. Direkt an dieses<br />

Leier<br />

Fabelwesen schließt sich<br />

dasSternbild derschönen<br />

Königstochter<br />

Andromeda an, die<br />

Schwan<br />

mit ihrenElternKassiopeia<br />

und Kepheus,<br />

sowieihrem<br />

Pegasus<br />

Herbstviereck<br />

Wassermann<br />

P L AN ET ARIUM BERLIN<br />

Delphin<br />

zukünftigen Ehemann,<br />

dem Helden<br />

Perseus, auf<br />

ewig am Himmel<br />

vereint steht. Mithilfe<br />

der Kassiopeia<br />

finden wirden<br />

Andromedanebel.<br />

Nutzt man die<br />

rechte Seite des<br />

Himmels-W als Pfeil<br />

und folgt derRichtung<br />

W<br />

gen Horizont, trifft man<br />

genau auf unsere Nachbargalaxie,die<br />

in 2,5 Millionen<br />

Lichtjahren Entfernung<br />

steht. Im Osten kündigen sich<br />

bereits die Wintersternbilder um<br />

den Himmelsjäger Orion an, der in<br />

der winterlichen Gemengelage die<br />

auffälligste Sternenanordnung darstellt.<br />

Dennoch ist viel Phantasie gefragt,<br />

um aus einer Reihe aus drei<br />

Sternen seinen Gürtel zu erkennen.<br />

Diezweihellen Sterne „oben“ stellen<br />

die Schulterndar und die zwei Sterne<br />

Rigel und Saiph die Knie.Hier finden<br />

wir auch das berühmte Sternentstehungsgebiet<br />

M42, den Orionnebel.<br />

Dort können wir mit Teleskopen nahezu<br />

direkt bei der Entstehung neuer<br />

Sterne zuschauen.<br />

In unseren Städten sorgt die allgegenwärtige<br />

Beleuchtung für eine<br />

Aufhellung des Himmels,sodass nur<br />

wenige Himmelsobjekte bleiben. Ein<br />

brauner Schleier des Lichtschmutzes,<br />

der von Osten zu kommen<br />

scheint, zieht sich in Berlin über das<br />

gesamte Firmament und versucht,<br />

den leuchtenden Himmel gänzlich<br />

zu verdrängen.<br />

Ein wahrer Heilsbringer ist das<br />

Licht des Mondes, des zweithellsten<br />

Objekts am Himmel. Auf ewiger<br />

Bahn umrundet der Mond unsere<br />

Erde und zeigt je nach Beleuchtung<br />

die bekannten Mondphasen: Der<br />

Monat beginnt am 4. November mit<br />

dem zunehmenden Halbmond (erstes<br />

Viertel) am Abendhimmel, der<br />

Vollmond erleuchtet die Nacht am<br />

12. November, am 19. November<br />

steht der abnehmende Halbmond<br />

(letztes Viertel) am Morgenhimmel,<br />

und am 26. November steht der<br />

Mond unbeobachtbar als Neumond<br />

zwischen Sonne und Erde. Am<br />

Abend des 13. November wandert<br />

der Mond durch den Sternhaufen<br />

der Hyaden im Sternbild Stier. Ein<br />

wunderbarer Anblick –nicht nur im<br />

Feldstecher.<br />

Ewiger Kreislauf<br />

In der zweiten Nachthälfte lohnt es<br />

sich auch, nach Sternschnuppen<br />

Ausschau zu halten, wenn auch eine<br />

geringe Aktivität vorausgesagt ist.<br />

Sternschnuppen sind kleine Staubkörnchen,<br />

die beim Eintritt in die Erdatmosphäre<br />

verglühen. Auf der Erde<br />

können wir dann als flüchtiges Zeugnis<br />

einen Kanal heißer Luft betrachten,<br />

da die Sternschnuppe so heiß<br />

verglüht,dass siedie Luft zumLeuchten<br />

bringt. Besonders helle Sternschnuppen<br />

können gar grünlich<br />

leuchten und hinterlassen beim Betrachter<br />

eine besonders nachhaltige<br />

Erinnerung. Im November sind die<br />

Leoniden mit dem scheinbaren Ursprungspunkt<br />

(Radiant) im Sternbild<br />

Löwe (lateinisch Leo) vom 13. bis 30.<br />

November aktiv. Das Maximum des<br />

Sternschnuppenstroms, der sich auf<br />

den Kometen 55P/Tempel-Tuttle zurückführen<br />

lässt, wird inder Nacht<br />

vom17. auf den 18. November erwartet.<br />

Es bleibt noch etwas abgeschlagen<br />

am Morgenhimmel der Rote Planet<br />

Mars, der einsam durch das<br />

Sternbild Jungfrau schreitet. Unser<br />

Nachbarplanet geht im November<br />

um kurz nach fünf Uhrmorgens auf.<br />

Der Kosmos ist ein ewiger Kreislauf.<br />

Neue Sterne und Planeten entstehen,<br />

andere Sterne blähen sich zu<br />

RotenRiesensternen auf, um dann in<br />

gigantischen Explosionen als Neutronensterne<br />

oder gar Schwarze Löcher<br />

zu enden. In den 13,787 Milliarden<br />

Jahren, die das Universum alt ist, hat<br />

der Kosmos schon einiges gesehen.<br />

Wechselnde Koalitionen, wechselnde<br />

Galaxien, verschmelzende Schwarze<br />

Löcher, unbrauchbare Braune<br />

Zwerge und vieles mehr. Wichtig erscheint,<br />

dass wir als Teil des Universums<br />

auf dem vielleicht einzig bewohnbaren<br />

Planeten leben, der intelligentes<br />

Leben hervorgebracht hat.<br />

Mögen wiresnutzen.<br />

Langsame Annäherung<br />

Im Streit um die Karstadt-Filiale am Hermannplatz zeigen sich Investor René Benko und Baustadtrat Florian Schmidt jetzt diskussionsbereit<br />

VonAnnika Leister<br />

Karstadt-Eigentümer und Immobilien-Investor<br />

René Benko ist<br />

zurzeit häufig Thema in Berlin –oder<br />

zumindest seine <strong>Berliner</strong> Bauprojekte.<br />

Denn der österreichische Milliardär<br />

besitzt schon zahlreiche prominente<br />

Immobilien in der Stadt –das<br />

KaDeWe am Kurfürstendamm oder<br />

das „Stream“-Hochhaus neben der<br />

Mercedes-Benz-Arena zählen dazu.<br />

Zuletzt machte sein Konzern Signa<br />

mit dem geplanten Umbau des Karstadts<br />

am Hermannplatz Schlagzeilen<br />

–vor allem weil Florian Schmidt,<br />

grüner Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg,<br />

dem pompösen<br />

Bau seine Genehmigung verweigerte.Selten<br />

aber lässt Benko sich in<br />

der Öffentlichkeit blicken, auch mit<br />

der Presse spricht er nicht oft.<br />

Am Montag aber stellte sich der<br />

42-Jährige bei der Industrie- und<br />

Handelskammer anderthalb Stunden<br />

lang den Fragen des Publikums.<br />

Die aktuellen Diskussionen um den<br />

Karstadt-Umbau und der Protest<br />

von Schmidt beeindrucken Benko<br />

wenig. Signa ist in mehreren europäischen<br />

Ländernals Investor unterwegs.<br />

Man versuche außerdem gerade,<br />

sich ein zweites Standbein in<br />

den USA aufzubauen, so Benko.Sein<br />

erster Schritt dahin: Signa hat das<br />

Chrysler-Gebäude, ein Wahrzeichen<br />

NewYorks,aufgekauft.<br />

Diskussionen und scharfe Kritik<br />

wie in Berlin seien nichts Besonderes,<br />

so Benko. „Man führt sie in unterschiedlichen<br />

Formen in jeder<br />

Stadt.“ ZumGlück habe Signa im Gegensatz<br />

zu kleineren Projektentwicklern<br />

die Möglichkeit, solche Streitigkeiten<br />

auch auszusitzen. „Wir können<br />

ein Projekt auch zehn Jahre liegen<br />

lassen“, so Benko.<br />

EinProblem mit Schmidt habe er<br />

nicht. Man habe sich vor kurzem<br />

erstmals persönlich kennengelernt,<br />

stehe in „professionellem Austausch“<br />

und „vernünftigem Dialog“.<br />

Schmidt sei mit seiner Kritik „mal<br />

kurzvorgeprescht“, dafür habe er bei<br />

PolitikernVerständnis.<br />

Kauft gerne und oft Häuser in Berlin: Karstadt-Eigentümer René Benko.<br />

Die Pläne für die Karstadt-Filiale<br />

am Hermannplatz verteidigte Benko<br />

–zeigte aber zugleich Gesprächsbereitschaft.<br />

Am Hermannplatz will<br />

Signa 450 Millionen Euro in die Hand<br />

nehmen, um das Gebäude teilweise<br />

abzureißen und nach einem Entwurf<br />

DPA/BIRGIT REICHERT<br />

des Star-Architekten David Chipperfield<br />

im Stil der 20er-Jahrewiederzuerrichten.<br />

Dem Vorwurf einer Linken-Politikerin<br />

im Publikum, Benko<br />

wolle die Stadt mit einem „Monumentalbau<br />

vereinnahmen“, widersprach<br />

der Unternehmer.„Ichwollte<br />

noch nie Monumentalbauten aus<br />

Ego-Gründen betreiben“, sagte er.<br />

Signa wolle nachhaltig bauen und<br />

Stadtentwicklung vorantreiben. „Wir<br />

reden mit allen, scheuen keine guten<br />

Diskussionen“, so Benko. „Wir wollen<br />

nicht nur den kurzenErfolg.“<br />

Die Situation am Hermannplatz<br />

verglich Benko mit einer Diskussion<br />

um ein Haus inWien, das Protest von<br />

Denkmalschützern und Anwohnern<br />

hervorrief. Man habe sich gemeinsam<br />

an einen Tisch gesetzt, einen<br />

„qualitätsvollen Dialog“ geführt, der<br />

am Ende in einen Architekten-Entwurf<br />

gemündet sei. „Wir gehen entspannt<br />

auf so einen Dialog zu“, so<br />

Benko. Klar sei: Man werde am Hermannplatz<br />

bauen, den Standort<br />

wolle Karstadt unbedingt langfristig<br />

halten. Aber wie genau, da gebe es<br />

Spielraum: „Wie das nachher ausschaut,<br />

werden wir sehen.“<br />

Dialogbereit zeigt sich inzwischen<br />

auch Florian Schmidt. Auf<br />

seine strikte mehrseitige Absage an<br />

den Konzern folgte Kritik nicht nur<br />

aus der Wirtschaft, sondern auch<br />

von Parteikollegen wie der Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop<br />

(Grüne) und dem Regierenden Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD)<br />

selbst. Denkbar, erklärt Schmidt auf<br />

Nachfrage der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am<br />

Montag, sei eine Diskussion mit unabhängigen<br />

Experten, der Nachbarschaft<br />

und Signa, um zu erörtern,<br />

welche Entwicklung gewünscht sei.<br />

Noch gebe es dafür keine konkreten<br />

Termine. „Aber es gab Gespräche<br />

dazu mit Signa, die einen ergebnisoffenen<br />

Neustart wohl mittragen.“<br />

Scheint also, als bewegen sich<br />

beide Seiten langsam aufeinander<br />

zu. UndRené Benkos Lust aufBerlin<br />

ist weiterhin ungetrübt. Laut Morgenpost<br />

will der Signa-Konzern in<br />

den kommenden Jahren weitere 3,5<br />

Milliarden Euro in der Hauptstadt<br />

investieren. „Ich bin absoluter Berlin-Fan“,<br />

so Benko am Montag. Seit<br />

15 Jahren sei Signa hier aktiv, neben<br />

Benkos Heimat Wien sei die Stadt für<br />

ihn der wichtigste Standort. „Für<br />

mich ist Berlin die neue Hauptzentrale.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 13 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Visa<br />

und<br />

Touristennepp<br />

Checkpoint Charlie: Keine<br />

falschen Soldaten mehr<br />

Soldaten-Darsteller, die von Touristen<br />

Geld für Fotos verlangen –<br />

am berühmten <strong>Berliner</strong> Checkpoint<br />

Charlie soll es das nicht länger geben.<br />

Wegen vieler Beschwerden von<br />

Bürgern und Touristen habe man<br />

entschieden, gegen das bisher geduldete<br />

Treiben am früheren Grenzkontrollpunkt<br />

vorzugehen, teilte das<br />

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg<br />

am Montag auf Anfrage mit.<br />

„Dem Betreiber wurde mitgeteilt,<br />

dass die Duldung ab sofortaufgehoben<br />

ist und er mit Verfolgung einer<br />

Zuwiderhandlung rechnen muss.“<br />

Passanten seien gedrängt beziehungsweise<br />

„regelrecht genötigt“<br />

worden, am Kontrollhäuschen für<br />

ein Foto mit den Schaustellern zu<br />

zahlen, begründete der Bezirk den<br />

Schritt. Demnach fiel die Entscheidung<br />

bereits im August. Sollten die<br />

Schausteller ihre Tätigkeit wieder<br />

aufnehmen, werde das Ordnungsamt<br />

im Rahmen seiner Personalkapazitäten<br />

das Verbot durchsetzen –<br />

gegebenenfalls mit Unterstützung<br />

der Polizei, hieß es.<br />

Angeblich kassierten falsche Soldaten<br />

für Fotos vier Euro, die Tageseinnahmen<br />

hätten bei 1500 bis<br />

5000 Euro gelegen. Auch Scheinvisa<br />

mit falschen Stempeln sollen verkauft<br />

worden sein. DerBetreiber reagierte<br />

mit Unverständnis. Der<br />

Checkpoint Charlie war während der<br />

Teilung Berlins Grenzübergang für<br />

Diplomaten und Ausländer. Nach<br />

dem Mauerbau 1961 standen sich<br />

hier amerikanische und sowjetische<br />

Panzer gegenüber. Der heutige Mix<br />

aus Geschichtsvermittlung, Touristennepp<br />

und Kommerz rief in der<br />

Vergangenheit immer wieder Kritik<br />

hervor. (dpa)<br />

Die Zeit der falschen Soldaten am Checkpoint<br />

Charlie geht zu Ende. IMAGO IMAGES<br />

In der Willy-Brandt-Oberschule in Wedding will man es nicht hinnehmen, dass Schüler es nicht schaffen. Dazu gehören auch Regeln und Grenzen.<br />

Gegen den Trend<br />

Wieeine Brennpunktschule in Wedding trotz schwierigen Milieus die Fehlzeiten der Schüler halbiert hat<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Die Willy-Brandt-Oberschule<br />

liegt mitten im<br />

Gesundbrunnenkiez in<br />

Wedding –einem Brennpunktviertel.<br />

87 Prozent der Kinder<br />

und Jugendlichen der Integrierten<br />

Sekundarschule (ISS) sprechen zu<br />

Hause eine andere Sprache als<br />

Deutsch. Schulen wie die Willy-<br />

Brandt-Oberschule kämpfen mit<br />

Problemen: Schüler schwänzen den<br />

Unterricht, es gibt viele Fehlzeiten,<br />

Schulabbrecher. Eltern sind schwer<br />

erreichbar. Schulleiterin Andrea<br />

Franke will das nicht hinnehmen.<br />

Mithilfe des <strong>Berliner</strong> Indikatorenmodells,<br />

das Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD) vor drei Jahren<br />

auf den Wegbrachte, hat Franke<br />

geschafft, wovon viele andere Schulen<br />

nur träumen.<br />

Das Indikatorenmodell ist eine<br />

Art Programm, mit dem die Schulen<br />

möglichst viele Daten sammeln,<br />

protokollieren und auswerten können,<br />

um sich zu verbessern. So soll<br />

die Entwicklung der Schule verfolgt<br />

werden können. Über das Instrument<br />

sollen die verschiedenen Qualitätsindikatoren<br />

für eine Schule<br />

über eine längere Zeit verfolgbar<br />

sein. Für die ISS sind zum Beispiel<br />

Quoten zur Erstwunschanmeldung<br />

an der Schule, zuAbgängern ohne<br />

Abschluss,zuVertretungsleistungen,<br />

unentschuldigten Fehltagen oder<br />

Übergriffen, auf das Schulpersonal<br />

relevant. Auf Grundlage des Modells<br />

wird dann gemeinsam mit der<br />

Schulaufsicht ein Schulvertrag aufgesetzt,<br />

der Ziele enthält, damit die<br />

Schule zum Beispiel ihre Schulabbrecher-Quote<br />

verbessern kann<br />

oder keine Lehrkräfte mehr angegriffen<br />

werden. Franke sagt, dass sie seit<br />

Einführung des Modells 2016 die<br />

Fehlzeiten an der Schule halbiert<br />

habe. So musste die Schulleiterin<br />

2015 noch 500 Schulversäumnissanzeigen<br />

schreiben, in diesem Jahr nur<br />

100. Zu einer Versäumnisanzeige<br />

kommt es, wenn Schüler fünf Tage<br />

unentschuldigt fehlen. Auch die<br />

Schul-Abgänger-Quote soll 2015<br />

fünfmal so hoch gewesen sein.<br />

So wurde an der Weddinger<br />

Schule unter anderem ein Leseunterricht<br />

eingeführt, jedes Jahr wird<br />

der Lernstand und der Fortschritt<br />

der Schüler erhoben, es gibt einheitliche<br />

Klassenarbeiten, um eine bessere<br />

Vergleichbarkeit zu schaffen,<br />

eine Stunde mehr Deutsch- und Matheunterricht<br />

wurde eingeführt, es<br />

finden Antidiskriminierungsveran-<br />

„An der Willy-Brandt-Oberschule<br />

kann man gut sehen, wie sich eine Schule<br />

auf den Weggemacht hat.“<br />

Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie (SPD)<br />

staltungen statt, ein Schulsozialarbeiter<br />

wurde extra für die Elternarbeit<br />

engagiert. „Das Indikatorenmodell<br />

hat uns dabei geholfen, entsprechende<br />

Ziele für den Schulvertrag zu<br />

generieren“, erklärtFranke.<br />

Scheeres sagte, dass es nicht<br />

darum gehe, Schulen miteinander<br />

zu vergleichen. Stattdessen gehe es<br />

darum, dass jede Schule sich mit ihren<br />

eigenen Daten befassen solle,<br />

um positive sowie negative Tendenzen<br />

zu erkennen. „An der Willy-<br />

Brandt-Oberschule kann man gut<br />

sehen, wie sich eine Schule auf den<br />

FLORIAN BOILLOT<br />

Weg gemacht“, sagte Scheeres. So<br />

habe es auch keine Angriffe mehr auf<br />

Lehrkräfte gegeben. Das sei ein<br />

Punkt gewesen, den sich diese<br />

Schule vorgenommen habe.<br />

350 Schulverträge zwischen<br />

Schulen und Schulaufsicht wurden<br />

auf dieser Grundlage in Berlin schon<br />

abgeschlossen. Bisher haben 121<br />

Schulen der Integrierten Gesamtschulen/Gemeinschaftsschulen<br />

und<br />

221 Grundschulen Zugang zu dem<br />

Instrument des Indikatorenmodells.<br />

Die Gymnasien und Berufsschulen<br />

sollen bis 2021 ebenfalls damit arbeiten<br />

können.<br />

Jörg Nolte, Geschäftsführer Wirtschaft<br />

und Politik der Industrie- und<br />

Handelskammer (IHK) Berlin, lobte<br />

das Indikatorenmodell. Berlin dürfe<br />

nicht nachlassen, möglichst viele Jugendliche<br />

zu einem erfolgreichen<br />

Schulabschluss zu führen. „Es ist ein<br />

richtiger Schritt, um die Schulqualität<br />

an den <strong>Berliner</strong> Schulen zu steigern.<br />

Für viele Unternehmen gehören<br />

Indikatoren zum betrieblichen<br />

Alltag, um den eigenen Unternehmenserfolg<br />

realistisch zu bewerten“,<br />

so Nolte. Objektive Indikatoren<br />

könnten auch Schulen bei der Evaluation<br />

ihrer Entwicklungsprozesse<br />

unterstützen. Wichtige Voraussetzung<br />

sei allerdings, dass sich alle<br />

Schulen beteiligten und die Daten<br />

auch nutzen.<br />

POLIZEIREPORT<br />

Tankstelle überfallen.<br />

EinUnbekannter hat am Sonntagabend<br />

am Sachsendamm in Schönebergeine<br />

Tankstelle überfallen. Der<br />

Räuber betrat gegen 22 Uhrden Verkaufsraum<br />

und bedrohte die beiden<br />

Angestellten mit einem Messer.<br />

Dann verlangte er das Geld aus der<br />

Kasse.Mit dem Geld und einigen<br />

Schachteln Zigaretten flüchtete der<br />

Mann über den Tempelhofer Damm<br />

in Richtung Bahnhof Südkreuz. Die<br />

beiden Angestellten der Tankstelle<br />

blieben unverletzt.<br />

Dealer gestellt.<br />

Zivilfahnder haben am Sonntagabend<br />

in Hakenfelde in Spandau einen<br />

22 Jahrealten Mann in einem<br />

Wald festgenommen. Er hatte zuvor<br />

versucht, vorden Beamten in einem<br />

Smartzuflüchten. In der Umhängetasche<br />

des Mannes,die er zuvor weggeworfen<br />

hatte,fanden die Fahnder<br />

insgesamt rund 500 Gramm Marihuana,<br />

drei Mobiltelefone und mehrere<br />

HundertEuro. DerDealer war<br />

den Beamten wegen seiner riskanten<br />

Fahrweise aufgefallen.<br />

Taxifahrer ausgeraubt.<br />

In Neukölln haben zwei Männer am<br />

Sonntagabend einen Taxifahrer ausgeraubt.<br />

Siewaren gegen 19.40 Uhr<br />

am Kottbusser Torindas Auto des<br />

64-Jährigen eingestiegen. Aufdem<br />

Wegzudem vereinbarten Fahrziel in<br />

der Bornsdorfer Straße sollte der<br />

Fahrer anhalten. Derhinter ihm sitzende<br />

Täter soll ihn dann unvermittelt<br />

vonhinten gewürgt und Geld geforderthaben,<br />

während der zweite<br />

Täter zusätzlich mit einem Messer<br />

drohte.Die Täter nutzten das anschließende<br />

Gerangel, um mit dem<br />

Geld aus der Börse zu entkommen.<br />

DerTaxifahrer blieb unverletzt.<br />

Polizisten geschlagen.<br />

In der Nacht zum Montag hat ein 26-<br />

Jähriger auf dem Bahnsteig des U-<br />

Bahnhofs Hermannstraße in Neukölln<br />

randaliert. Sicherheitsmitarbeiter<br />

der BVGhielten ihn fest und<br />

riefen die Polizei. Als zwei Polizisten<br />

des Polizeiabschnitts 55 eintrafen,<br />

ging der Randalierer unvermittelt<br />

auf die Beamten los und schlug ihnen<br />

ins Gesicht. Dabei wurden die<br />

Beamten leicht verletzt. DieStreife<br />

überwältigte den Mann. Anschließend<br />

wurde er gefesselt. Dabei wurden<br />

sie anhaltend vondem 26-Jährigen<br />

beleidigt. DerFestgenommene<br />

kam in Gewahrsam, wo er nach einer<br />

erkennungsdienstlichen Behandlung<br />

und Blutentnahme wieder entlassen<br />

wurde.Gegen ihn wirdwegen<br />

Widerstands und Körperverletzung<br />

ermittelt. (ls.)<br />

Verkaufsschlager.<br />

Ihr Anzeigenmarkt<br />

in der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

berliner<br />

adressen<br />

renov. preisw. v. A–Z,eig. Tap./Tepp.<br />

Laminat, Möbelrücken &Entrümpeln,<br />

10% Rabatt f. Senioren bei Leerwhg.<br />

Anzeigenannahme:<br />

( 030) 2327-50<br />

Telefonische anzeigenannahme: 030 2327-50<br />

Jeder Tag<br />

ist ein Geschenk<br />

Helfen Sie unheilbar kranken Kindern!<br />

Bitte unterstützen Sie das Kinderhospiz Bethel.<br />

Spendenkonto 4077, Sparkasse Bielefeld,<br />

BLZ 480 501 61, Stichwort „Hospizkind“<br />

www.kinderhospiz-bethel.de<br />

109<br />

Vermischtes<br />

dienstleistungen<br />

Wir liefern Getränke in ganz Berlin.<br />

Tel.5661837•www.getraenke-basar.de<br />

Fragen Sie nach unserem Geschenk für Neukunden.<br />

an- und Verkäufe<br />

Kaufgesuche<br />

Kaufe Ölgemälde, Münzen, Antiquität.Dr.<br />

Richter, 01705009959


14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Stoß vor<br />

U-Bahn: Mord<br />

aus Heimtücke<br />

26-Jähriger muss in<br />

Untersuchungshaft<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Grüne wollen<br />

Zwangsticket<br />

für Touristen<br />

Leitantrag für Parteitag<br />

verlangt radikales Handeln<br />

Nach der neuen Festnahme im<br />

Fall des tödlichen Stoßes vor<br />

eine U-Bahn in Kreuzberg gehen<br />

die Ermittler davon aus, nun den<br />

richtigen Mann gefasst zu haben.<br />

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft,<br />

Martin Steltner,verwies am<br />

Montag auf den am Sonntag erlassenen<br />

Haftbefehl gegen einen 26-<br />

Jährigen wegen Mordes aus Heimtücke.<br />

Hintergrund der Tatseien mutmaßlich<br />

Drogengeschäfte gewesen.<br />

Der Tatverdächtige stammt<br />

aus Marokko, er befindet sich in<br />

U-Haft und hat sich bisher nicht<br />

zu den Vorwürfen geäußert. Er war<br />

am Sonnabendabend in einer<br />

Flüchtlingsunterkunft in Berlin-<br />

Wannsee festgenommen worden,<br />

wie Steltner sagte.<br />

Zunächst war am Samstag ein<br />

ebenfalls als tatverdächtig gefasster<br />

Mann wieder auf freien Fuß gesetzt<br />

worden –der Mann habe für<br />

die Tatzeit ein Alibi vorweisen<br />

können und gelte als entlastet,<br />

hieß es. Steltner sprach von großem<br />

Engagement der Mordkommission<br />

und insgesamt schwierigen<br />

Ermittlungen im Bereich der<br />

Drogenkriminalität – mit widersprüchlichen<br />

Zeugenaussagen.<br />

Das Opfer, der fälschlicherweise<br />

Festgenommene und der<br />

mutmaßliche Täter seien alle dieser<br />

Szene zuzurechnen. Die Aufnahmen<br />

der Überwachungskameras<br />

vom Bahnsteig seien nicht besonders<br />

ergiebig gewesen, so<br />

Steltner. Letztlich hätten Angaben<br />

von Zeugen zu dem 26-Jährigen<br />

geführt.<br />

In der Nacht zu Mittwoch war<br />

ein 30-jähriger Iraner vor eine U-<br />

Bahn gestoßen worden. Er wurde<br />

durch den einfahrenden Zug so<br />

schwer verletzt, dass er noch vor<br />

Ort starb. Zuvor soll es auf dem<br />

Bahnsteig einen Streit zwischen<br />

dem Opfer und einem Begleiter<br />

sowie einer größeren Gruppe, zu<br />

der der Täter gehörte, gegeben haben.<br />

In dem U-Bahnhof sind regelmäßig<br />

Dealer und Drogenabhängige<br />

unterwegs. Das Kottbusser<br />

Tor, auch „Kotti“ genannt, zählt für<br />

die Polizei zu den sogenannten<br />

kriminalitätsbelasteten Orten.<br />

(dpa)<br />

Herr Gysi, wir kommen um das<br />

Thema Fußball auch in dieser Woche<br />

nicht herum. Sie waren am<br />

Sonnabend beim Derby inder Alten<br />

Försterei. Warihnen mulmig, als die<br />

Leuchtraketen flogen?<br />

Sagen wir so, es störte mich.<br />

Letztlich war es nur Glück, dass niemand<br />

ernsthaft verletzt wurde, als<br />

die Leuchtraketen aus dem Hertha-<br />

Block auf den Rasen und in andere<br />

Blöcke flogen. Diese Verletzungsgefahr<br />

billigend in Kauf zu nehmen, ist<br />

durch nichts zu entschuldigen.<br />

Haben Sie eine Ahnung, warum die<br />

Vereine es nicht hinkriegen, so etwas<br />

zu verhindern?<br />

Um zu verhindern, dass das ins<br />

Stadion gelangt, müsste man am<br />

Eingang wahrscheinlich mit Körperscannern<br />

und Sprengstoffhunden<br />

arbeiten. Aber einen solchen<br />

Aufwand kann niemand leisten und<br />

er bietet auch keine Garantie. Vielleicht<br />

muss man androhen und<br />

dann auch praktizieren, Feuerlöschgeräte<br />

einzusetzen.<br />

Wären Sie für mehr Härte im Umgang<br />

mit den sogenannten Ultras?<br />

Die Sportgerichtsbarkeit des<br />

DFB verurteilt die Vereine zu hohen<br />

Strafen. Klar können dieVereine mehr<br />

tun, sie kennen doch auch ihre Pappenheimer.<br />

Andererseits geben die<br />

Ultras für ihren Verein das letzte<br />

Hemd und sorgen mit kreativen Choreos<br />

und permanenter lautstarker<br />

Unterstützung maßgeblich für die<br />

Stimmung in den Stadien. Ich finde,<br />

dass der Gesprächsfaden zwischen<br />

aktiver Fan-Szene,Vereinen und Verband<br />

wieder geknüpft werden muss.<br />

Vielleicht sollte man das mal unter<br />

neutralerVermittlung versuchen.<br />

Union-Boss Dirk Zingler hat das<br />

Wort geprägt vom Fußball-Klassenkampf<br />

in Berlin. Das kann man natürlich<br />

augenzwinkernd sehen, als<br />

cooles Wortspiel sozusagen. Andere<br />

kriegen bei solchen Aussagen Bau-<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar<br />

Jehn reden jede Woche mit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und die Welt<br />

bewegt. Kurz und klar,ein paar Minutennur,<br />

solange man eben zusammensteht für eine<br />

Curry am Mittag. Unser Thema in dieser Woche:<br />

Die Ausschreitungen beim Derby<br />

Elmar Jehn, Gregor Gysi und Jochen Arntz (v.l.n.r)<br />

„Letztlich war es nur Glück, dass niemand<br />

ernsthaft verletzt wurde, als die<br />

Leuchtraketen aus dem Hertha-Block auf den<br />

Rasen und in andere Blöcke flogen. Diese<br />

Verletzungsgefahr billigend in Kauf zu<br />

nehmen, ist durch nichts zu entschuldigen.“<br />

Gregor Gysi<br />

schmerzen. Wie ist Ihre Haltung<br />

dazu?<br />

Dirk Zingler hat damit vermutlich<br />

augenzwinkernd auf den beträchtlichen<br />

Unterschied zwischen beiden<br />

Vereinen angespielt. Der Marktwert<br />

des Hertha-Kaders ist sechs Mal größer<br />

als bei Union. In der Frage,welche<br />

Rolle Investoren spielen oder eben<br />

nicht spielen, unterscheiden sich die<br />

Vereine fundamental. Aber zwischen<br />

Millionenvereinen, auch wenn der<br />

eine deutlich mehr davon hat als der<br />

andere, ist es nicht wirklich ein Klassenkampf.<br />

Zu DDR-Zeiten war es Liebe zwischen<br />

Union und Hertha, jetzt ist es<br />

Rivalität, die sich bis hin zu den<br />

Szenen vom Sonnabend entlädt.<br />

Was ist das eigentlich schiefgelaufen<br />

zwischen den beiden?<br />

Solche Derbys leben immer von<br />

einergewissen Rivalität. Aber dieOstdeutschen<br />

fühlten sich zu Recht<br />

schlecht behandelt und entwickeln<br />

jetzt ostdeutsches Selbstbewusstsein.<br />

Und für den quasi geborenen Erstligisten<br />

Hertha ist es nicht leicht, dass<br />

es plötzlich auch Union aus dem Osten<br />

auf Augenhöhe gibt und sie nun<br />

auch noch gewonnen haben. Ich<br />

hoffe, die beiden gewöhnen sich aneinander,sodass<br />

es sich nicht so entwickelt<br />

wie zwischen Schalke und<br />

Dortmund.<br />

Was kann Fußball grundsätzlich<br />

leisten –und was nicht?<br />

In den Vereinen wird eine beträchtliche<br />

Sozialarbeit geleistet.<br />

Aber selbstverständlich ist Fußball<br />

ein Teil der Gesellschaft und ihrer<br />

Probleme.Erkann aber helfen, dagegen<br />

zu steuern. Dass die Spieler von<br />

Union am Samstag eine Eskalation<br />

verhinderten, als sie ihre Fans nach<br />

dem Spiel aus dem Innenraum auf<br />

die Tribüne zurückschickten, war ein<br />

wichtiges Zeichen. Sie haben eine<br />

Grenze gesetzt. Die Vorbildwirkung<br />

auf und neben dem Platz ist nicht zu<br />

unterschätzen.<br />

Mehr Geld und mehr Arbeit für<br />

den Klimaschutz: Der Landesverband<br />

der Grünen will die Hauptstadt<br />

weiter gegen den Klimawandel<br />

rüsten. Auf dem nächsten Parteitag,<br />

der am 7. Dezember im Park-Inn-<br />

Hotel stattfinden soll, will die Partei<br />

einen Leitantrag mit dem Titel „Wer<br />

vernünftig ist, handelt radikal“ beschließen.<br />

Darin fordert der Landesverband<br />

unter anderem, den sogenannten<br />

Klimavorbehalt einzuführen. Jede<br />

Vorlage aus einer Senatsverwaltung<br />

–egal aus welcher –soll in Zukunft<br />

also nicht nur eine Kostenprognose,<br />

sondern auch eine Klimafolgenschätzung<br />

beinhalten. „Es ist wichtig,<br />

dass hier alle Senatsverwaltungen<br />

mit ins Boot geholt werden“, so<br />

Grünen-Landesvorsitzender Werner<br />

Graf. Es sei nicht nur Aufgabe der<br />

Umweltsenatorin, auf diese Parameter<br />

zu achten. „Egal, ob in der Bildung<br />

oder beim Bauen –das Klima<br />

muss immer mitgedacht werden.“<br />

Auch in den Bezirken wollen die<br />

Grünen eine zentrale Stellschraube<br />

drehen: Sie möchten das Budget für<br />

klimafreundliche Maßnahmen erhöhen<br />

und im Bestfall zu 100 Prozent<br />

vomSenat übernehmen lassen.<br />

Zurzeit laufe das durch die Kosten-<br />

Leistungs-Rechnung der Bezirke oft<br />

anders, erklärt Graf mit einem Beispiel:<br />

Ein Bezirk bezahle für einen<br />

Baum 80 Euro, erhalte vom Senat –<br />

der einzigen Geldquelle –aber nur<br />

40 Euro an Unterstützung. Werviele<br />

Bäume pflanze, gebe also zwangsweise<br />

mehr Geld aus als ein Bezirk,<br />

der weniger fürs Stadtgrün tue.„Wir<br />

müssen Anreize schaffen, damit die<br />

Bezirke ökologische Maßnahmen ergreifen.“<br />

Außerdem im 18-seitigen Leitantrag<br />

enthalten: AufLandesebene soll<br />

ein Bauinformationszentrum eingeführtwerden,<br />

das Investoren und Eigentümer<br />

dabei berät, wie ökologisch<br />

und zugleich günstig zu bauen<br />

ist. Eine bereits in der Fraktion diskutierte<br />

Idee hat es auch in den Antrag<br />

geschafft: Für den Nahverkehr<br />

will der Landesverband in Zukunft<br />

eine zusätzliche Finanzierungsquelle<br />

schaffen – durch ein BVG-<br />

Zwangsticket für Touristen. Die sollen<br />

in Zukunft dann fünf bis sieben<br />

Euro proNacht zahlen. (ann.)<br />

Das ist genau !<br />

Jetzt 1€ günstiger!<br />

Händlerstempel:<br />

GUTSCHEIN<br />

für nur 1,95 statt 2,95<br />

Gültig bis 31.12.2019 im teilnehmenden Fachzeitschriftenhandel.<br />

Nur für ein Exemplar„Meins“ gültig.<br />

Das Magazin für<br />

Frauen 50plus.<br />

www.cafemeins.de<br />

gespart<br />

Kreislauf-Debatte um Straßenstrich<br />

CDU unterliegt mit Antrag auf Prostitutionsverbot auf der Kurfürstenstraße<br />

VonGerhard Lehrke<br />

Der Umgang mit der Prostitution<br />

in der Kurfürstenstraße in Tiergarten<br />

und Schöneberg bleibt ein<br />

Thema: Unversöhnlich stehen sich<br />

die Lager gegenüber, wie sich am<br />

Montag im Gesundheitsausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses zeigte. Die<br />

CDU-Fraktion, nur von der AfD unterstützt,<br />

unterlag mit ihrem Antrag,<br />

den Straßenstrich auf der Kurfürstenstraße<br />

und in ihrer Umgebung zu<br />

verbieten.<br />

Mit ihrem Antrag wusste sie sich<br />

zwar im Einklang mit der Mehrzahl<br />

der Anwohner und mit dem grünen<br />

Bezirksbürgermeister vonMitte,Stephan<br />

von Dassel. Aber selbst die<br />

drastischen Schilderungen der<br />

CDU-Abgeordneten Katrin Vogel,<br />

die kürzlich die Straße aufgesucht<br />

hatte,vermochten es nicht, die Fraktionen<br />

vonSPD,Grünen, Linken und<br />

FDP zu überzeugen.<br />

Vogel berichtete von grauenhaften<br />

hygienischen Zuständen in der<br />

kürzlich aufgestellten Toilette, die<br />

bei ihr einen „bleibenden Eindruck“<br />

hinterlassen habe. Sie sprach weiter<br />

von Müll und benutzten Drogenspritzen.<br />

Vonder Unsichtbarkeit des<br />

Der Strich auf der Kurfürstenstraße ist<br />

vielen ein DornimAuge.<br />

GETTY IMAGES<br />

Ordnungsamts sowie von minderjährigen<br />

Prostituierten, deren Auftreten<br />

die „Mär von den selbstbestimmten<br />

Sexarbeitern“ als Fiktion<br />

entlarve. Offenkundig werde hier<br />

auch Menschenhandel betrieben.<br />

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci<br />

(SPD) erklärte, essei in Berlin<br />

„Tradition, Prostitution in der Stadt<br />

zu halten“. Die Prostituierten seien<br />

sicherer in der Stadt, als wenn sie ihrem<br />

Gewerbe in „Verrichtungsboxen“<br />

am Rand der Stadt nachgehen<br />

würden. Im Übrigen werdeesProstitution<br />

geben, solange die Menschheit<br />

existiert.<br />

Die Senatorin meinte, Polizei, Kitas,<br />

Schulen, Quartiersmanagement<br />

und Berater würden erfolgreich arbeiten.<br />

Jetzt warte man auf die Empfehlungen<br />

des Runden Tischs Sexarbeit,<br />

der am Donnerstag zum letzten<br />

Mal tagen wird. Für die Umsetzung<br />

stünden 500 000 Euro bereit.<br />

DieFDP-Abgeordnete MarenJasper-Winter<br />

sprang Kalayci bei.<br />

Durch ein Verbot des Straßenstrichs<br />

verbessere sich nichts, die Prostitution<br />

werde lediglich ins Nirgendwo<br />

verlagert, was auch nicht im Sinne<br />

der Polizei sei. Die kenne den Kiez<br />

und wisse, wopotenziell Straftaten<br />

begangen werden könnten.<br />

Mit Anja Kofbinger (Grüne) legte<br />

die FDP-Abgeordnete jedoch Wert<br />

darauf, dass die Vorschläge des Runden<br />

Tischs auch schleunigst umgesetzt<br />

werden, weil die Situation für<br />

die Anwohnerschaft unerträglich geworden<br />

sei. Unter anderem deshalb,<br />

weil in der Kurfürstenstraße Baulücken<br />

geschlossen werden und sich<br />

die sogenannte „Verrichtung“ zunehmend<br />

voraller Augen abspiele.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 15 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin/Brandenburg<br />

Wegen<br />

Streits<br />

erschossen<br />

Ein Hundebesitzer muss<br />

für sechs Jahre in Haft<br />

Weil er seinen Nachbarn wegen<br />

eines Streits um seine Hunde<br />

mit der Schrotflinte erschossen hat,<br />

muss ein 60-Jähriger für sechs Jahre<br />

wegen Totschlags in Haft. Nach einem<br />

Jahr soll er in eine Entziehungsanstalt<br />

verlegt werden, wie das Landgericht<br />

Potsdam am Montag anordnete.<br />

Die Staatsanwaltschaft hatte<br />

die Tatals Mord eingestuft. DieVerteidigung<br />

hatte auf Totschlag plädiert<br />

und eine Freiheitsstrafe von<br />

fünf Jahren und sechs Monaten gefordert.<br />

Der betrunkene Mann hatte seinen<br />

Nachbarn imFebruar erschossen,<br />

nachdem ihn dieser darauf hingewiesen<br />

hatte, dass seine Hunde in<br />

der Hofanlage verboten seien. (dpa)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Mittwoch-Lotto:<br />

6-15-17-21-25-41, Sz. 3<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: unbesetzt 6838228,60 Euro<br />

Klasse 2: unbesetzt 2394074,40 Euro<br />

Klasse 3: 90 x8824,00 Euro<br />

Klasse 4: 3835 x2853,20 Euro<br />

Klasse 5: 5269 x150,70 Euro<br />

Klasse 6: 44670 x35,50 Euro<br />

Klasse 7: 89195 x17,80 Euro<br />

Klasse 8: 757962 x9,40 Euro<br />

Klasse 9: 628289 x5,00 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!<br />

Mahlzeit!<br />

Günther Jauchs Potsdamer Restaurant mit dem Starkoch TimRaue wird vom Gault&Millau ausgezeichnet<br />

VonBritta Schultejans und<br />

Jens Blankennagel, Potsdam<br />

Offiziell ist Fernsehmoderator<br />

Günther Jauch erst<br />

seit Ende September ein<br />

Gastronom. Damals eröffnete<br />

der 63-Jährige in Potsdam<br />

sein Restaurant „Villa Kellermann“.<br />

Nicht einmal sechs Wochen später<br />

sorgt er mit dem Restaurant nun für<br />

bundesweite Schlagzeilen: Am Montag<br />

gab der Restaurant-Führer<br />

„Gault &Millau“ bekannt, dass Jauch<br />

der „Gastronom des Jahres“ ist.<br />

Jauch, der seit Jahren in Potsdam<br />

wohnt, hat die Villa gegenüber dem<br />

Schloss Cecilienhof vor gut drei Jahren<br />

gekauft und denkmalgerecht sanieren<br />

lassen. In dem Restaurant<br />

führt für ihn der <strong>Berliner</strong> Spitzenkoch<br />

Tim Raue (45) die Küche. Die<br />

Tester des „Gault &Millau“ urteilten<br />

über Jauch: „Erließ ein Stück Kulturgut<br />

aufwendig renovieren, öffnet es<br />

für ein genussfreudiges Publikum<br />

und schenkt Potsdam in Zusammenarbeit<br />

mit Tim Raue ein Vorzeigerestaurant<br />

mit weltläufigem Flair.“<br />

Auch Besitzer eines Weingutes<br />

Günther Jauch bei der Eröffnung der „Villa Kellermann“ im September. DPA/FRIEDRICH BUNGERT<br />

Der Gault&Millau ist neben<br />

dem Guide Michelin der<br />

wichtigste Restaurantführer.<br />

Ihre Kochmützen und Sterne<br />

sind die höchsten Auszeichnungen<br />

der Haute Cuisine.<br />

Koch des Jahres istTohruNakamura<br />

aus in München.<br />

PREISTRÄGER GAULT & MILLAU 2020<br />

Gastgeber des Jahres ist<br />

David Breuer („Schwarzwaldstube“<br />

in Baiersbronn),<br />

Aufsteiger des Jahres: Christian<br />

Eckhardt („Purs“ bei Koblenz).<br />

Entdeckung des Jahres<br />

ist Dustin Dankelmann<br />

(„959“ in Heidelberg).<br />

Sommelier des Jahres: Nina<br />

Mann („Victor’sFine Dining“<br />

im Saarland), Pâtissier des<br />

Jahres: Marco D’Andrea<br />

(„The Fontenay“ Hamburg).<br />

Bester deutscher Koch im<br />

Ausland: Heinz Beck („La<br />

Pergola“ in Rom)<br />

Aufder Speisekarte stehen unter anderem<br />

Entenleberterrine Sanssouci,<br />

Rindertatarstulle mit Sauerampfer<br />

und Saiblingskaviar oder Königsberger<br />

Klopse.Die Hauptspeisen kosten<br />

19 bis 26 Euro.<br />

Jauch, 1956 in Münster geboren,<br />

ist einer der beliebtesten Fernsehmoderatoren<br />

Deutschlands: 20 Jahre<br />

lang führte er durch die Sendung<br />

„SternTV“, seit 1999 moderierterdie<br />

Ratesendung „Wer wirdMillionär?“<br />

Seit 2010 besitzt er einWeingut an<br />

der Saar, das bereits seit etwa 200<br />

Jahren im Besitz seiner Vorfahren<br />

war.Außerdem werden seit 2018 unter<br />

seinem Namen auch Weine bei<br />

Aldi verkauft, die allerdings bei den<br />

Kritikernnicht gerade gut ankamen.<br />

In Potsdam besitzt Jauch einige<br />

Häuser.Ernutzt nach eigenen Angaben<br />

all seine Einkünfte aus der Werbung<br />

für wohltätige Zwecke. Mit einer<br />

Millionen-Spende sorgte er dafür,<br />

dass in Potsdam das Fortuna-<br />

Portal wieder aufgebaut wurde. Das<br />

gehörte zum Stadtschloss der Hohenzollern,<br />

das im ZweitenWeltkrieg<br />

schwer beschädigt und später in der<br />

DDR gesprengt wurde. Nachdem<br />

Jauchs Portal stand, entschloss sich<br />

das Land, das Schloss nachzubauen.<br />

Nun dient es dem Brandenburger<br />

Landtag als Sitz des Parlaments.<br />

Die Villa Kellermann wurde 1914<br />

am Heiligen See gebaut, zu DDR-<br />

Zeiten saß dort der Kulturbund, es<br />

war ein öffentlicher Treffpunkt für<br />

Künstler und Intellektuelle. Nach<br />

dem Fall der Mauer befand sich dort<br />

ein beliebtes italienisches Restaurant,<br />

das aber vor zehn Jahren<br />

schloss.Dann übernahm Jauch.<br />

Jauchs Koch unter den Besten<br />

Für die Deutschland-Ausgabe des<br />

„Gault &Millau“, die am Dienstag erscheint,<br />

haben 32 Kritiker mehr als<br />

1000 Restaurants getestet. Diewichtigste<br />

Auszeichnung „Koch des Jahres“<br />

geht an den Münchner Küchenchef<br />

TohruNakamura.<br />

In der Gruppe deutscher Spitzenköche<br />

hat sich nichts getan. Acht<br />

Männer gelten weiter als Deutschlands<br />

beste Köche: darunter Sven Elverfeld<br />

vom „Aqua“ in Wolfsburg,<br />

Christian Jürgens von der „Überfahrt“<br />

in Rottach-Egern und Jauchs<br />

Koch TimRaue –allerdings nicht mit<br />

der „Villa Kellermann“, sondern mit<br />

dem nach ihm selbst benannten<br />

Restaurant in Berlin. (mit dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Angeklagte bestreiten<br />

Vorwürfe<br />

Fünf ehemalige Mitarbeiter der<br />

Brandenburgischen Boden Gesellschaft<br />

(BBG) müssen sich seit Montag<br />

wegen Untreue vordem Landgericht<br />

Potsdam verantworten. Laut<br />

Anklage wirdihnen vorgeworfen,<br />

zwei Grundstücke 2008 und 2009 billiger<br />

als zum Verkehrswertverkauft<br />

zu haben. Damit sei dem Land ein<br />

Schaden vondreiMillionen Euro<br />

entstanden. Über ihreVerteidiger<br />

teilten die Beschuldigten mit, dass<br />

sie die Vorwürfe abstreiten. (dpa)<br />

Vier Fälle von West-Nil-Virus<br />

in Südbrandenburg<br />

Im Landkreis Spree-Neiße und der<br />

Stadt Cottbus sind vier Fälle desWest-<br />

Nil-Virus nachgewiesen worden. Das<br />

teilten die zuständigen Behörden am<br />

Montag mit. Dazu, welche Tierarten<br />

betroffen sind, wollte sich der Landkreis<br />

nicht äußern. DasVeterinäramt<br />

empfiehlt Pferdehaltern, ihreTiere<br />

impfen zu lassen. BeiPferden kann<br />

eine Infektion nach Angaben des<br />

Friedrich-Loeffler-Instituts tödlich<br />

oder mit bleibenden Schäden verlaufen.<br />

DieInfektion ist eine anzeigepflichtige<br />

Tierseuche. (dpa)<br />

Randalierender Mann<br />

löst SEK-Einsatz aus<br />

EinSEK der Polizei hat wegen eines<br />

randalierenden Mannes in Brandenburg/Havel<br />

ein Mehrfamilienhaus<br />

evakuiert. Wiedie Polizei mitteilte,<br />

hatte der 44-Jährige Gegenstände<br />

aus dem Fester geworfen. Es gab<br />

Knallgeräusche in derWohnung. Gegen<br />

Mitternacht wurde der Mann<br />

vomSEK überwältigt. (dpa)<br />

Mittel-/Südamerika in kleiner Gruppe<br />

LESERREISEN<br />

INFORMATIONEN UNTER<br />

033209-2174290<br />

KENNWORT:<br />

BERLINER ZEITUNG<br />

Galapagos<br />

Ecuador ausführlich und authentisch –15Tage –<br />

max. 12 Teilnehmer –Deutsch geführt<br />

Kolibri<br />

Natur-Erlebnis Costa Rica –17Tage –<br />

max. 12 Teilnehmer –Deutsch geführt<br />

Glockenblume<br />

Chile ausführlich und authentisch –15 Tage –<br />

max. 12 Teilnehmer –Deutsch geführt<br />

©TARUK ©TARUK ©TARUK<br />

Kein anderes Land Südamerikas<br />

vereint auf so kleinem<br />

Raum derart vielfältige<br />

Landschaften wie Ecuador.<br />

Die ersten acht Tage<br />

reisen Sie entlang der Alle<br />

der Vulkane. Höhepunkt:<br />

6 Tage Tierbeobachtung<br />

nonstop auf Galápagos mit<br />

Übernachtung auf zwei der<br />

schönsten Inseln des Archipels<br />

und Tagesausflügen mit<br />

einer komfortablen Yacht zu<br />

unbewohnten Inseln. Oder<br />

Sie kombinieren 2Inselnächte<br />

mit einer Kreuzfahrt von<br />

5Tagen!<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

•Linienflug (Economy) mit Iberia ab Berlin<br />

nach Quito undzurück<br />

•Inlandsflüge Guayaquil –Galápagos –Guayaquil/Quito<br />

mit LAN Ecuador<br />

•13Übernachtungen im DZ<br />

•Täglich Frühstück, 7x Mittag-, 5x Abendessen<br />

•Deutschsprachige Reiseleitung<br />

•AlleAusflüge inkl. Nationalpark-Eintrittsgebühren<br />

und Eintrittsgeldern lt. Reiseverlauf,<br />

u.a. Boots-Tagesausflüge, Ausflug Tintoreras<br />

u.v.m.<br />

•Fahrten im landestypischen, klimatisierten<br />

Kleinbus<br />

EineReisemittenindenUrwald:<br />

Ihre Route imentspannten<br />

Reise-Rhytmus kombiniert<br />

die schönsten Nationalparks<br />

und Vulkane mit<br />

den abgeschiedensten Gebieten<br />

im Regen- und<br />

Nebelwald –ein wirklich ursprüngliches<br />

Naturerlebnis.<br />

Sie entdeckendie beiden Küsten<br />

am Pazifik und Atlantik<br />

und wohnen in naturnahen,<br />

komfortablen Unterkünften<br />

mit persönlicher Note, häufig<br />

mit privater Terrasse Richtung<br />

Dschungel..<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

•Linienflug (Economy) mit Condor ab Frankfurt<br />

nach San José und zurück<br />

•Ausreisegebührvon derzeit US$ 29<br />

•14Übernachtungen im DZ<br />

•Täglich Frühstück, 4x Mittag-, 4x Abendessen<br />

•Deutschsprachige Reiseleitung<br />

•Alle Ausflüge inklusive Nationalpark-Eintrittsgebühren<br />

und -geldern lt. Reiseverlauf, u.a.<br />

zwei Bootsfahrten auf dem Río San Carlos<br />

und dem Río Bebedero u.v.m.<br />

•Fahrten im landestypischen, klimatisierten<br />

Kleinbus<br />

Chile ist über 4.000 kmlang<br />

und keine 190 kmbreit. Sie<br />

erleben ganz Chile von Nord<br />

bis Süd und landschaftliche<br />

Gegensätze, die kaum spannender<br />

sein könnten: Von<br />

der Atacama-Wüste im Norden<br />

bis zum Gletscherparadies<br />

Patagoniens im Torres<br />

del Paine Nationalpark<br />

im Süden. Ruhiger Reisetakt<br />

mit leichten und mittleren<br />

Wanderungen zwischen<br />

Feuer und Eis, Übernachtungen<br />

in landestypischen,komfortablen,naturnahen<br />

Hotels.<br />

Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

•Linienflug (Economy) mit Iberia ab Berlin<br />

über Madrid nach Santiago de Chile und<br />

zurück<br />

•Inlandsflüge Santiago –Calama –Santiago<br />

–Puerto Montt –Punta Arenas –Santiago<br />

•12Übernachtungen im DZ<br />

•Täglich Frühstück, 2x Mittagessen<br />

•Alle Ausflüge inkl. Nationalpark-Eintrittsgebühren<br />

und Eintrittsgeldern lt. Reiseverlauf,<br />

u.a.<br />

Lamawanderung in der Atacamawüste<br />

u.v.m.<br />

•Fahrten im landestypischen, komfortablen<br />

Kleinbus<br />

06.03. –20.03.2020 Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

05.04. –21.04.2020 Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

07.11. –21.11.2020<br />

•EZ-Zuschlag: €790,–<br />

•EZ-Zuschlag: €760,–<br />

•Variante Kreuzfahrt in Doppelkabine €200,-<br />

•Rail &Fly Hin &Zurück (2.Kl., ICE): €69,–<br />

ab €5.199,–<br />

Preis p. P. im DZ<br />

Weitere Termine bis Dezember 2020 online<br />

ab €3.499,–<br />

Preis p. P. im DZ<br />

Weitere Termine bis Dezember2020online<br />

ab €5.099,–<br />

Preis p. P. im DZ<br />

Zusätzliche Kosten p. P.:<br />

•EZ-Zuschlag: €750,–<br />

Weitere Termine bis Dezember 2020 online<br />

Mehr Informationen auch unter www.berliner-zeitung.de/leserreisen |leserreisen@berliner-zeitung.de<br />

Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vom Reiseveranstalter.<br />

Reiseveranstalter (i. S. d. G.): TARUK International GmbH, Str. der Einheit 54, 14548 Caputh, 033209 2174 290<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wissenschaft<br />

Meeresspiegel<br />

droht bis 2300<br />

stark zu steigen<br />

Forscher fordern striktere<br />

Pläne für den Klimaschutz<br />

Die gegenwärtigen Klimaschutzverpflichtungen<br />

von Regierungen<br />

weltweit reichen Wissenschaftlern<br />

zufolge nicht aus, umden Anstieg<br />

des Meeresspiegels aufzuhalten.<br />

Selbst wenn sich die Länder im<br />

Zeitraum von 2016 bis 2030 an die<br />

Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen<br />

hielten, würde dies den Meeresspiegel<br />

bis ins Jahr 2300 um 20 Zentimeter<br />

ansteigen lassen. Dasgeht aus<br />

einer Studie hervor, die am Montag<br />

im Fachmagazin PNAS veröffentlicht<br />

wurde. „Um den langfristigen<br />

Anstieg des Meeresspiegels zu begrenzen,<br />

ist es entscheidend, dass<br />

bei den Klimaplänen der Länder<br />

nachgebessertwirdund die Anstrengungen<br />

zur Vermeidung von Emissionen<br />

verstärkt werden“, erläutert<br />

Studien-Koautor Johannes Gütschow<br />

vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung<br />

(PIK).<br />

Wie die Wissenschaftler berechnet<br />

haben, wäre mehr als die Hälfte<br />

des erwarteten Meeresspiegelanstiegs<br />

auf die fünf größten Verursacher<br />

von Treibhausgasemissionen<br />

zurückzuführen: China, USA, EU, Indien<br />

und Russland. Auf ihr Konto<br />

würden 12 der 20 Zentimeter des erwarteten<br />

Anstiegs gehen –und dies<br />

für den Fall, dass sie die Klimaziele<br />

aus dem Pariser Abkommen bis 2030<br />

einhalten.<br />

Langsame Reaktion<br />

Werden diese verfehlt, könnte das in<br />

einem noch höheren Anstieg der<br />

Meere resultieren. Erstellt wurde die<br />

Studie von Forschern des Instituts<br />

Climate Analytics in Berlin und des<br />

Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung<br />

(PIK). Sie zeigt den Autoren<br />

zufolge erstmals die konkreten<br />

Auswirkungen der bislang vereinbarten<br />

Vorhaben der einzelnen Länder<br />

zur Emissionsreduktion im Rahmen<br />

des Pariser Klimaabkommens<br />

mit Blick auf den längerfristigen<br />

Meeresspiegelanstieg.<br />

„Unsere Ergebnisse zeigen: Was<br />

wir heute tun, wird einen großen<br />

Einfluss bis zum Jahr 2300 haben“,<br />

sagt Leitautor Alexander Nauels von<br />

Climate Analytics. „20 Zentimeter<br />

sind keine kleine Zahl, das entspricht<br />

grob dem bislang im gesamten<br />

20. Jahrhundert beobachteten<br />

Meeresspiegelanstieg.“ Durch das<br />

langsame Tempo, mit dem der<br />

Ozean, die Eisschilde und Gletscher<br />

auf die globale Erwärmung reagieren,<br />

entfalteten sich die wahren Folgen<br />

unserer Emissionen für den<br />

Meeresspiegelanstieg erst über Jahrhunderte,warnt<br />

er.„Je mehr Kohlendioxid-Emissionen<br />

jetzt freigesetzt<br />

werden, desto stärker bestimmen<br />

wir auch bereits den Meeresspiegelanstieg<br />

der Zukunft.“<br />

Mit dem steigenden Meeresspiegel<br />

steigt auch das Risiko für häufigereund<br />

stärkereÜberflutungen. Das<br />

könne für viele Küsten- und Inselgemeinschaften<br />

verheerende Auswirkungen<br />

haben. „Unsere Ergebnisse<br />

zeigen klar, dass unsere heutigen<br />

Emissionen unweigerlich dazu führen,<br />

dass die Meerebis weit in die Zukunft<br />

hinein ansteigen“, betont Ko-<br />

Autor Carl-Friedrich Schleußner von<br />

Climate Analytics. „Dieser Prozess<br />

lässt sich nicht zurückdrehen.“ (AFP)<br />

Vonsteigenden Pegeln bedroht: Male, die<br />

Hauptstadt der Malediven. IMAGO IMAGES/XINHUA<br />

Bei Patienten mit Mukoviszidose ist unter anderem die Lunge betroffen. Dortbildet sich zähflüssiger Schleim, der das Organ verklebt.<br />

Neue Therapie gegen Mukoviszidose<br />

Drei in den USA jetzt zugelassene Wirkstoffe helfen der Mehrheit der Patienten deutlich<br />

VonWalter Willems<br />

Selten reagiertdie Fachwelt so<br />

euphorisch auf eine neue<br />

Therapie: von einem<br />

„Durchbruch“, einem „Meilenstein“<br />

und einem „Grund für eine<br />

große Feier“ ist die Rede. Der Anlass:<br />

Ärzte um Peter Middleton von der<br />

University of Sydney stellen im New<br />

England Journal of Medicine eine<br />

Kombination dreier Wirkstoffe gegen<br />

Mukoviszidose vor, die viel bewirkt.<br />

DieBehandlung besseredie Situation<br />

bei bis zu 90 Prozent der an der Stoffwechselerkrankung<br />

leidenden Patienten<br />

deutlich, berichten die Forscher.Inden<br />

USA wurde das Präparat<br />

Trikafta nach einem beschleunigten<br />

Verfahren am 21. Oktober für Patienten<br />

ab zwölf Jahren zugelassen.<br />

Zähflüssiger Schleim<br />

Mukoviszidose –auch cystische Fibrose<br />

(CF) genannt –ist in Europa die<br />

häufigste angeborene Stoffwechselerkrankung.<br />

Weltweit haben mehr<br />

als 70 000 Menschen die Krankheit.<br />

Fehlerhafte Kanäle auf der Oberfläche<br />

von Zellen führen bei den Patienten<br />

dazu, dass Schleim in Bronchien,<br />

Bauchspeicheldrüse,<br />

Schweißdrüsen, Verdauungstrakt<br />

und anderen Organen so zähflüssig<br />

wird, dass er nicht mehr richtig abfließen<br />

kann. Folgen der lebensbedrohlichen<br />

und bislang unheilbaren<br />

Erkrankung sind Dauerhusten, chronischer<br />

Durchfall und Lungenentzündungen.<br />

Ursache der Krankheit sind Veränderungen<br />

am GenCFTR. Mehr als<br />

1700 solcher Mutationen können<br />

Mukoviszidose auslösen. Die neue<br />

Das Leiden: Bei der erblichen<br />

Stoffwechselkrankheit<br />

Mukoviszidose sind Transportkanäle<br />

an der Oberfläche<br />

vonZellen defekt, die<br />

normalerweise Wasser aus<br />

der Zelle schleusen und so<br />

Schleimhäute befeuchten.<br />

RUND 8000 BETROFFENE IN DEUTSCHLAND<br />

Die Symptome: Bei Erkrankten<br />

bildet sich deshalb zähflüssiger<br />

Schleim, der vorallem<br />

die Lungeund Abführgängevon<br />

inneren Organen<br />

verklebt. Die Erkrankung wird<br />

auch cystische Fibrose genannt,<br />

kurz CF.<br />

DieZahlen: In Deutschland<br />

gibt es 8000 CF-Patienten.<br />

Jährlich werden 200 Kinder<br />

mitder Erkrankung geboren.<br />

DieLebenserwartung istgestiegen.<br />

Mehrals 60 Prozent<br />

der Betroffenen hierzulande<br />

sind älterals 18 Jahre.<br />

Therapie zielt auf die mit Abstand<br />

häufigste Mutation ab, sie trägt die<br />

Bezeichnung Phe508del. Zwar wurden<br />

in den vergangenen Jahren diverse<br />

Therapien zugelassen, sie<br />

kommen jedoch nur für Teilgruppen<br />

der Patienten infrage.<br />

An der nun publizierten Studie<br />

nahmen mehr als 100 Zentren in 13<br />

Ländern teil. Insgesamt waren es etwas<br />

mehr als 400 Patienten, die alle<br />

die Phe508del-Mutation in sich tragen.<br />

Eine Hälfte von ihnen bekam<br />

die drei Wirkstoffe Elexacaftor,Tezacaftor<br />

und Ivacaftor, die übrigen erhielten<br />

ein Scheinpräparat. Nach<br />

vierWochen war die Lungenfunktion<br />

im Vergleich zum Placebo um rund<br />

14 Prozent verbessert. Verschlechterungen<br />

der Lungenfunktion traten<br />

mit den neuen Wirkstoffen deutlich<br />

seltener auf.<br />

„Bereits nach zwei Wochen sind<br />

die Patienten unter der Therapie fitter,<br />

respiratorisch verbessert und<br />

zeigen die enorme Lungenfunktionsverbesserung“,<br />

sagt Sabine Renner<br />

vonder Medizinischen Universität<br />

Wien, deren Ambulanz für cystische<br />

Fibrose an der Studie teilgenommen<br />

hatte. „Zusätzlich zeigt<br />

sich eine völlig unkomplizierte Gewichtszunahme,auch<br />

bei Patienten,<br />

die bisher immer um jedes Gramm<br />

kämpfen mussten.“<br />

Zwei der insgesamt 200 mit dem<br />

Präparat behandelten Patienten brachen<br />

die Therapie ab –wegen Bluthochdruck<br />

und wegen Hautausschlag.<br />

Insgesamt hatten 28 mit der<br />

Kombination behandelte Patienten<br />

ernste Nebenwirkungen, verglichen<br />

mit 42 in der ebenso großen Placebogruppe.Generell<br />

sprechen die Autoren<br />

von einem akzeptablen Nebenwirkungsprofil.<br />

Zugelassen wurde das Präparat<br />

Trikafta in den USA für Patienten ab<br />

zwölf Jahren mit der entsprechenden<br />

Mutation am CFTR-Gen. Die<br />

Zulassungsbehörde FDA schreibt,<br />

dass das Dreier-Präparat in der zweiten,<br />

noch unveröffentlichten Studie<br />

die Lungenfunktion im Vergleich zur<br />

IMAGO/SCIENCE PHOTO LIBRARY<br />

derzeitigen Zweier-Kombination um<br />

10 Prozent besserte.<br />

Erstmals stehe für die Mehrheit<br />

der Patienten eine kausale Therapie<br />

zur Verfügung, sagt Mirjam Stahl<br />

vom Deutschen Zentrum für Lungenforschung<br />

in Heidelberg. Das sei<br />

tatsächlich ein großer Durchbruch.<br />

Dasbestätigt auch die Wiener Expertin<br />

Renner. „Im Rahmen der Studie<br />

konnte (und kann) ich Patienten mit<br />

der Triple-Therapie begleiten“, erläutert<br />

sie. Essei eine Freude zu sehen,<br />

wie wenig CF-Beschwerden sie<br />

beklagten.<br />

Dennoch, betont Sabine Renner,<br />

dürfe man nicht jene Betroffenen<br />

vergessen, die nicht für die Therapie<br />

infrage kämen. Dazu zählten Patienten<br />

mit anderen Mutationen, mit<br />

Unverträglichkeit der Triple-Therapie<br />

und mit einer deutlichen Lebererkrankung<br />

–was bei Mukoviszidose<br />

recht häufig ist.<br />

StrengereKriterien in Europa<br />

Wann und für welche Patienten die<br />

Therapie in Deutschland zugelassen<br />

wird, sei noch nicht ganz absehbar,<br />

sagt CF-Experte Simon Gräber von<br />

der Charité Berlin. Da die europäische<br />

Arzneimittelbehörde in der Vergangenheit<br />

deutlich strengere Kriterien<br />

zur Zulassung in einzelnen Patientengruppen<br />

angewendet habe,<br />

seien Prognosen schwierig. Es sei<br />

möglich, dass die Dreifachkombination<br />

erst in verschiedenen Stufen für<br />

europäische Patienten zur Verfügung<br />

stehe. Erbetont: „Auch wenn die Behandlung<br />

ein großer Durchbruch für<br />

90 Prozent der Patienten ist, bedeutet<br />

sie bisher keine komplette Heilung<br />

für diese Patienten.“ (dpa/fwt)<br />

Im interstellaren Raum ist es wärmer als gedacht<br />

Das zeigen erste Daten der Sonde „Voyager 2“, die vor einem Jahr den Innenraum unseres Sonnensystems verlassen hat<br />

VonTill Mundzeck<br />

Messungen der Raumsonde„Voyager<br />

2“ zeigen eine erstaunlich<br />

scharfe Grenze des Innenraums<br />

unseres Sonnensystems. Die Sonde<br />

hatte vor einem Jahr diese sogenannte<br />

Heliosphäre verlassen und<br />

war damit in den interstellaren<br />

Raum eingetaucht.<br />

Daten vonNovember 2018<br />

Im Fachblatt NatureAstronomy präsentieren<br />

Forscher jetzt die Auswertung<br />

der Messdaten von dieser Passage,die<br />

am 5. November 2018 stattfand.<br />

Sie lief demnach etwas anders<br />

ab als bei der Schwestersonde„Voyager<br />

1“, die diese Grenze am25. August<br />

2012 überquert hatte. Die beiden<br />

Sonden werden nun voraussichtlich<br />

Milliarden Jahre lang<br />

durchs All driften.<br />

Unsere Sonne bläst einen kontinuierlichen<br />

Teilchenstrom ins All.<br />

Dieser heiße Sonnenwind hat eine<br />

große Blase im interstellaren Gas<br />

ausgehöhlt, die Heliosphäre. Sie endet<br />

dort, wo der Druck des dünnen,<br />

heißen Sonnenwinds dem des dichteren<br />

und kühleren lokalen interstellaren<br />

Mediums gleicht. Die Schwerkraft<br />

der Sonne reicht noch viel weiter<br />

in den interstellaren Raum hinein,<br />

so dass auch dort noch ferne<br />

Asteroiden und Kometen unseres<br />

Systems kreisen.<br />

Als die beiden Sonden vor mehr<br />

als 40 Jahren gestartet wurden, hatten<br />

Forscher keine Vorstellung, wie groß<br />

die Blase ist, die die Sonne in das interstellare<br />

Medium geschnitten hat.<br />

Beide Raumsonden haben die<br />

Grenze der Heliosphäre nun in fast<br />

gleicher Distanz passiert: „Voyager 1“<br />

in etwa 121 Astronomischen Einheiten,<br />

„Voyager 2“ in rund 119. Eine Astronomische<br />

Einheit ist die Entfernung<br />

der Erde vonder Sonne.<br />

Das deutet auf eine symmetrische<br />

Kugelformder Heliosphärehin,<br />

zumindest auf einer Seite. Denn<br />

beide Sonden haben dieselbe Halbkugel<br />

der Heliosphäre durchquert<br />

und sie schräg in Flugrichtung unseres<br />

Sonnensystems verlassen, das<br />

sich durch die Galaxis bewegt.<br />

„Voyager 2“ hat die Grenzeder Heliosphäre<br />

innur einem Tagpassiert,<br />

was einen scharfen Übergang bedeutet.<br />

„Die alte, historische Vorstellung,<br />

dass der Sonnenwind sich einfach allmählich<br />

reduziert, je weiter man in<br />

den interstellaren Raum vordringt,<br />

trifft nicht zu“, erläutertDon Gurnett<br />

vonder University of Iowa. Erste Messungen<br />

jenseits der Grenzezeigen zudem,<br />

dass die Temperatur des lokalen<br />

interstellaren Mediums mit 30 000 bis<br />

50 000 Grad merklich höher liegt als<br />

die erwarteten 15 000 bis 30 000<br />

Grad.<br />

Batterien reichen noch fünf Jahre<br />

Die Forscher spekulieren, dass die<br />

Heliosphäre eine Art Bugwelle durch<br />

das interstellareMedium vorsich herschieben<br />

könnte. Den „Voyager“-<br />

Sonden wird allerdings voraussichtlich<br />

die Energie ausgehen, bevor sie<br />

eine solche Bugwelle erreichen und<br />

vermessen könnten. Dieradioaktiven<br />

Batterien werden Experten zufolge<br />

noch etwa fünf Jahrereichen. (dpa)<br />

Fischbestände<br />

leiden unter<br />

Insektiziden<br />

Futtermangel, weil die<br />

Kleinstlebewesen fehlen<br />

Bestimmte Pflanzenschutzmittel<br />

könnten erhebliche Auswirkungen<br />

auf Fischbestände haben. Das<br />

ergab eine Langzeitstudie an einem<br />

japanischen See. Demnach fiel der<br />

erstmalige Einsatz bestimmter Pestizide<br />

auf nahe gelegenen Reisfeldern<br />

mit dem Zusammenbruch ganzer<br />

Fischpopulationen im Lake Shinji<br />

zusammen. Die Forscher vermuten,<br />

dass kleinste Wassertiere, und damit<br />

die Nahrung der Fische, zerstört<br />

wurden. Diedorteingesetzten Insektizide,<br />

sogenannte Neonikotinoide,<br />

sind weltweit stark verbreitet. Ähnliche<br />

Szenarien könnten nach Expertenaussagen<br />

daher auch in der EU<br />

geschehen sein. Dortgibt es seit einiger<br />

Zeit jedoch weitgehende Verbote<br />

dieser Substanzen.<br />

Neonikotinoide sind in der Kritik,<br />

weil sie neben Schädlingen auch<br />

nützlichen Insekten wie Bienen<br />

schaden. Die Auswirkungen dieser<br />

Mittel auf Ökosysteme in Gewässern<br />

könnten beträchtlicher sein als bisher<br />

angenommen. Das Team um<br />

Masumi Yamamuro von der Universität<br />

Tokio untersuchte die Wasserqualität<br />

und die Lebewesen im Lake<br />

Shinji. Dieser liegt in Küstennähe<br />

und enthält Brackwasser.<br />

Wiedie Forscher im Fachmagazin<br />

Science berichten, kam es seit dem<br />

ersten Einsatz der Insektengifte im<br />

Jahr 1993 bis zu ihrer letzten Wasseranalyse<br />

im Jahr 2016 zu erheblichen<br />

Veränderungen im Ökosystem des<br />

Sees.Sowaren eine Reihe vonkleinsten<br />

Wasserlebewesen, die zuvor<br />

reichlich vorkamen, entweder ganz<br />

verschwunden oder nur noch in geringem<br />

Maß zufinden. Dazu gehören<br />

zum Beispiel bestimmte Arten<br />

von Mücken, Asseln, Würmern oder<br />

Krebsen. Diese dienen als Teil des<br />

Zooplanktons insbesondere jungen<br />

Fischen als Nahrung. Eine der Folgen:<br />

DieBestände an Aalen und Stinten<br />

brachen ein (dpa)<br />

Starke Symbole: zwei Krallen eines<br />

Kaiseradlers.<br />

ANTONIO RODRÍGUEZ-HIDALGO<br />

Neandertaler<br />

schmückten sich<br />

mit Vogelkrallen<br />

Das schließen Forscher aus<br />

einem Fund in Spanien<br />

Neandertaler nutzten offenbar<br />

die Krallen großer Greifvögel als<br />

Ornamente.Deren Gebrauch sei vor<br />

allem in Südeuropa üblich gewesen,<br />

berichtet ein spanisch-französisches<br />

Forscherteam im Fachblatt Science<br />

Advances. Darin stellen die Wissenschaftler<br />

ein rund drei Zentimeter<br />

langes Zehenglied eines Adlers vor,<br />

das in der Karsthöhle Cova Foradada<br />

in der katalanischen Provinz Tarragona<br />

gefunden wurde.<br />

Es ist etwa 39 000 Jahre alt und<br />

stammt somit aus der Spätphase der<br />

Neandertaler,kurzbevor diese Menschenartausstarb.Der<br />

Knochen, der<br />

vermutlich vom linken Fuß eines<br />

Kaiseradlers stammt, weist zwölf<br />

Kerben auf. Diese wurden nach Ansicht<br />

der Forscher absichtlich hineingetrieben<br />

– möglicherweise<br />

beimVersuch, die Kralle abzuschneiden.<br />

(dpa/fwt)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 17 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Rückschlag<br />

vor der<br />

Spielpause<br />

Eisbären hadern mit ihren<br />

Schwächen beim Powerplay<br />

Nach dem 3:5 der Eisbären Berlin<br />

bei den Straubing Tigers im letzten<br />

Spiel vor der Deutschland-Cup-<br />

Pause der Deutschen Eishockey Liga<br />

haderte Marcel Noebels mit dem Ergebnis.<br />

„Das war schade, denn<br />

schlecht haben wir nicht gespielt“,<br />

sagte der Nationalspieler bei Magentasport.<br />

„Leider haben wir es verpasst,<br />

Punkte mitzunehmen.“<br />

Dass die Liga nun für eine Woche<br />

aussetzt, kommt für den 27-jährigen<br />

Angreifer nicht unbedingt zum richtigen<br />

Zeitpunkt. „Wir hatten einen<br />

ziemlich guten Lauf. Uns geht es sicherlich<br />

nicht so,dass wir wegwollen<br />

oder eine Pause voneinander brauchen“,<br />

sagte Noebels.Schließlich haben<br />

sich die <strong>Berliner</strong> mit sieben Siegen<br />

in den jüngsten zehn Spielen auf<br />

den sechsten Tabellenrang vorgearbeitet.<br />

Nach einem holprigen Saisonstart<br />

ist der als Ziel für die Hauptrunde<br />

–ein Platz unter den erstenVier<br />

–wieder in Reichweite.<br />

Doch es bleiben Schwächen, etwa<br />

im Überzahlspiel. AusSicht vonTrainer<br />

Serge Aubin fiel gegen Straubing<br />

die Vorentscheidung, als die Eisbären<br />

im Schlussdrittel beim Stand von 2:3<br />

fast anderthalb Minuten lang sogar<br />

zwei Spieler mehr auf dem Eishatten,<br />

aber kein Torerzielten. „Damuss das<br />

Powerplay treffen“, sagte er.„Wirhatten<br />

die Chance zum Ausgleich und<br />

sind dabei gescheitert.“<br />

DemCoach geht es nun darum, in<br />

der Ligapause bereits die Grundlagen<br />

für die entscheidende Phase der<br />

Hauptrunde zu legen:„Wir geben den<br />

Spielern fünf Tage frei, um die Batterien<br />

wieder aufzuladen“, sagte der<br />

Kanadie. „Das wird nicht so sehr für<br />

die Woche nach der Pause wichtig<br />

sein, sondernabJanuar,wenn es richtig<br />

eng wird.“ (dpa)<br />

Der Herbst der<br />

müden<br />

Beine<br />

Alba klagt über den<br />

engen Terminkalender<br />

D<br />

er Heimerfolg für Alba Berlin im<br />

Ligaspiel gegen Ulm war mehr<br />

Arbeit, als es das klare109:89-Ergebnis<br />

vermuten ließ. „Es ist ganz<br />

schwer, gleich von Anfang an die<br />

Konzentration hochzufahren. Über<br />

Energie und ganz viel Wille haben<br />

wir sie aber noch gefunden“, sagte<br />

Manager MarcoBaldi.<br />

Für das lange Zeit müde Spiel seines<br />

Teams machte Baldi auch den<br />

engen Terminkalender verantwortlich.„Man<br />

hat praktisch nicht einmal<br />

ein Training, um etwas rauszuschütteln.<br />

Das hatten wir in der Form so<br />

noch nicht“, sagte der Alba-Macher.<br />

Nur 45Stunden zuvor hatte Alba in<br />

der Euroleague bei Real Madrid verloren.<br />

„Das sind einfach zu viele<br />

Spiele.Man muss das auch aus Sicht<br />

der Spieler sehen. Es gibt eine gewisse<br />

Anzahl, die vertretbar ist und<br />

Sinn macht“, betonte Baldi.<br />

Besonders das Format der aufgeblähten<br />

Euroleague mit 18 Teams<br />

und 34 Vorrundenspielen missfällt<br />

ihm. „Wir müssen aufpassen. Die<br />

Euroleague ist ja nicht die NBA. Und<br />

wir können nicht besser werden als<br />

die“, warnte er.Baldi fordertdeshalb,<br />

ein gesundes Mittelmaß zu finden.<br />

„Das ist für den europäischen Basketball<br />

ein zentrales Thema für die<br />

Zukunft“, sagte er. Auf europäischer<br />

Ebene wird eraber nur wenig Mitstreiter<br />

für seine Idee finden. Denn<br />

der Großteil der Euroleague-Teilnehmer<br />

ist für die Liga in dieser<br />

Form.„Diemeisten nationalen Ligen<br />

haben nicht diese Breite wie die<br />

BBL“, sagte Baldi. (dpa)<br />

Die Uneinigen<br />

Der FC Bayern hat offensichtlich Probleme, die über die Frage nach dem neuen Trainer hinausgehen<br />

VonMaik Rosner,München<br />

Am Sonntagabend, etwas<br />

mehr als 24 Stunden nach<br />

dem 1:5 bei Eintracht<br />

Frankfurt, folgten beim FC<br />

Bayern die für so einen Fall üblichen<br />

Vorgehensmuster. Um kurz vor 21<br />

Uhr teilten die Münchner mit, dass<br />

die im Juli 2018 begonnene Zusammenarbeit<br />

mitTrainer Niko Kovac, 48,<br />

beendet ist. Sein bisheriger Assistent<br />

Hansi Flick, 54, übernimmt für die<br />

Spiele in der Champions League am<br />

Mittwoch gegen Olympiakos Piräus<br />

und in der Bundesliga am Sonnabend<br />

gegen Borussia Dortmund, für die<br />

Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge<br />

am Montag zwei Siege in Auftrag<br />

gab. Zudem teilten die Münchner<br />

mit, dass Hermann Gerland, 65,<br />

als Flicks Co-Trainer fungieren wird.<br />

Offen blieb,wie es danach in der Länderspielpause<br />

weitergeht.<br />

Namen kurzfristig verfügbarer<br />

Trainer, von Ralf Rangnick, 61, über<br />

Massimiliano Allegri, 52, bis hin zu<br />

Arsène Wenger, 70, und José Mourinho,<br />

56, werden nun debattiert.<br />

Ebenso wie die nur mittelfristig denkbaren<br />

Lösungen Erik ten Hag, 49, der<br />

derzeit Ajax Amsterdam trainiert,<br />

Mauricio Pochettino, 47, vonTottenham<br />

Hotspur, oder Thomas Tuchel,<br />

46, vonParis Saint-Germain. Doch ob<br />

und wann diese drei Fußballlehrer<br />

überhaupt verfügbar wären, ist<br />

ebenso unklar wie eine Antwort auf<br />

die eigentlich vorrangige Frage nach<br />

der großen Linie mitten im Umbruch.<br />

Fast allen Kandidaten gemein ist ja,<br />

dass sie allenfalls bedingt zu den Vorstellungen<br />

im Verein passen, und das<br />

Problem dieses Vereins ist seit einiger<br />

Zeit auch, dass die führenden Köpfe<br />

keine gemeinsamen Vorstellungen<br />

entwickeln können. Bliebe noch<br />

Mark van Bommel, der ehemalige<br />

Bayern-Profi, der derzeit doch ziemlich<br />

erfolgreich beim PSV Eindhoven<br />

arbeitet, aber sein Talent als Trainer<br />

eben noch nicht auf höchster Ebene<br />

nachweisen konnte.<br />

Angeblich einvernehmlich<br />

Ein bisschen ablesen ließen sich die<br />

übergeordneten Probleme auch an<br />

jenen drei Pressemitteilungen, die<br />

der Verein in rascher Folge verschickte.<br />

„FC Bayern trennt sich von<br />

Trainer Niko Kovac“ stand über den<br />

ersten beiden Erklärungen, wobei<br />

erst in der zweiten Kovac zitiert<br />

wurde.Die dritte Mitteilung war dann<br />

mit der Zeile „FC Bayern und Niko<br />

Kovac trennen sich“ überschrieben,<br />

was die angeblich einvernehmliche<br />

NikoKovac muss gehen, Hansi Flick kommt –für zwei Spiele.<br />

Entscheidung dokumentieren sollte.<br />

Doch eher entstand bei diesen Kommuniqués<br />

der Eindruck, dass einiges<br />

drunter und drüber geht beim Meister<br />

und sich diese auch ins Bild der<br />

Kakofonie vonRummenigge und Präsident<br />

UliHoeneß fügen.<br />

Zu den Merkwürdigkeiten zählten<br />

dabei auch die Zitate vonKovac, der in<br />

Frankfurt wiederholt ausgeschlossen<br />

hatte,aufzugeben.Tags darauf hieß es,<br />

er habe seinen Rücktritt angeboten.<br />

„Ich denke, dass dies zum jetzigen<br />

Zeitpunkt die richtige Entscheidung<br />

für den Klub ist. Die Ergebnisse und<br />

IMAGO IMAGES/LACI PERENYI<br />

auch die ArtundWeise,wie wir zuletzt<br />

gespielt haben, haben mich zu diesem<br />

Entschluss kommen lassen“, wurde<br />

Kovac zitiert. Es klang wie eine goldene<br />

Brücke für einen Abschied mit Stil eines<br />

Trainers,der die Kabine längst verloren<br />

und ohnehin nie richtig gewonnen<br />

hatte. Andererseits griffen die<br />

Münchner einfach ins Archiv.<br />

Auf Twitter kursierten rasch Vergleiche<br />

mit den Sprachregelungen<br />

beim Abschied vonCarlo Ancelotti im<br />

September 2017. Wie beim Italiener<br />

war voneinem „offenen und seriösen<br />

Gespräch“ die Rede, hinzu kamen<br />

Die Jagd auf Nummer sieben<br />

weitere Parallelen in Rummenigges<br />

Zitaten. Sportdirektor Hasan Salihamidzic<br />

wurde nun mit fast exakt jenen<br />

Worten zitiert, die Rummenigge<br />

2017 gewählt haben soll. „Ich erwarte<br />

jetzt von der Mannschaft eine positiveEntwicklung<br />

und absoluten Leistungswillen,<br />

damit wir unsere Ziele<br />

für diese Saison erreichen“, hieß es<br />

damals bei Rummenigge. Bei Salihamidzic<br />

wurde nun „von der Mannschaft“<br />

durch „von unseren Spielern“<br />

ersetzt, sonst war das angebliche Zitat<br />

deckungsgleich.<br />

Ohne erkennbareLinie<br />

Tatsächlich aber ist der FC Bayern in<br />

den vergangenen Jahren vor allem<br />

durch fehlende Einigkeit aufgefallen.<br />

Zu beobachten war das bei der Nachfolge<br />

von Sportvorstand Matthias<br />

Sammer ebenso wie bei der Frage<br />

nach der Besetzung des Trainerpostens.<br />

Rummenigge wollte nach Sammer<br />

Philipp Lahm. Rummenigge<br />

wollte nach Ancelotti und dem eingesprungenen<br />

Jupp Heynckes Tuchel,<br />

Hoeneß legte jeweils sein Veto ein.<br />

Am Ende wurden es Salihamidzic<br />

und Kovac. Ohne erkennbare Linie<br />

verlief im Sommer auch der Kaderumbruch.<br />

Philippe Coutinho wurde<br />

vom FC Barcelona ausgeliehen,<br />

nachdem sich die Bayern vergeblich<br />

und von Verletzungspech begleitet<br />

um die Flügelspieler Callum Hudson-<br />

Odoi und Leroy Sané bemüht hatten.<br />

Seither schwächten beide Kovacs Autorität<br />

auf ihre Art: Kritiker Rummenigge<br />

durch unverhohlene Skepsis,<br />

Förderer Hoeneß durch Empfehlungen<br />

für die Aufstellung.<br />

In zehn Tagen steht auf der Jahreshauptversammlung<br />

der Abtritt von<br />

Präsident Hoeneß, 67, von der Vereinsspitze<br />

an. Danach wird erauch<br />

den Vorsitz im Aufsichtsrat abgeben,<br />

aber einfaches Mitglied im Gremium<br />

bleiben. Herbert Hainer, 65, wird<br />

beide Ämter übernehmen. Zuvor<br />

möchte Hoeneß dem Vernehmen<br />

nach noch Salihamidzic zum Sportvorstand<br />

befördern. Rummenigge,<br />

64, wirdsein Amt an der Spitzeder AG<br />

Ende 2021 aufgeben. VonJanuar an<br />

soll Oliver Kahn, 50, als Nachfolger<br />

aufgebaut werden. Der wahre Umbruch<br />

im Verein kommt also erst<br />

noch, und fraglich ist, ob ein Trainerwechsel<br />

allein die Symptome der<br />

übergeordneten Probleme lösen<br />

wird. Zumal Rummenigge am Montag<br />

ankündigte: „Auch in Zukunft<br />

werden Uli, Hasan und ich in Abstimmung<br />

mit dem Aufsichtsrat wichtige<br />

Entscheidungen gemeinsam diskutieren<br />

und beschließen.“<br />

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton jagt Michael Schumachers Rekorde. Der Brite will eine neue Ära begründen<br />

VonElmar Brümmer,Austin<br />

Der Reporter im Mercedes-Pavillon<br />

am Circuit of the Americas<br />

hört einfach nicht auf zu zählen: „...<br />

sechs,sieben, acht, neun, zehn.“ Lewis<br />

Hamilton ist derjenige,der sagen<br />

soll, bei wie vielen Formel-1-Weltmeisterschaften<br />

er denn stoppen<br />

wolle. Der Brite wirkt fast verlegen,<br />

als er antwortet: „Hör' bitte auf. Ich<br />

weiß es doch nicht.“ Den sechsten<br />

jedenfalls hat der Mercedes-Pilot seit<br />

dem Großen Preis der USA sicher,<br />

der zweite Platz hinter ValtteriBottas<br />

im Rennen ist der erste insgesamt.<br />

Damit ist Hamilton in der ewigen<br />

Wertung an Juan-Manuel Fangio<br />

vorbeigezogen und liegt nur noch einen<br />

Titel hinter Michael Schumacher.<br />

Aber auch das soll nur ein Zwischenschritt<br />

sein. Für 2020 besitzt<br />

der 34-Jährige noch einen Vertrag<br />

mit Mercedes, danach gilt ein neues<br />

Reglement in der Königsklasse. Hamilton<br />

hat in Austin erstmals bekräftigt,<br />

dass er noch nicht an die Rente<br />

denkt: „Ich will ein Pionier in dieser<br />

neuen Ära sein. Und ich habe den<br />

Gipfel noch nicht erreicht.“ Das ist<br />

eine verklausulierte Botschaft: Er<br />

will nicht nur Schumachers Rekord<br />

einstellen, er möchte den Rekordweltmeister<br />

auch übertreffen. Hamilton<br />

behauptet, dass er sich mit<br />

niemand vergleiche. Tatsächlich, in<br />

der aktuellen Formel 1ist<br />

er ein Unvergleichlicher.<br />

Bei der Erwähnung des<br />

Namens Schumacher bekommt<br />

er feuchte Augen:<br />

„Es war nie mein erklärtes<br />

Ziel, Michaels Rekorde zu<br />

brechen. Jetzt scheint er so<br />

samt 83, auch in dieser Wertung<br />

rückt er Schumachers Bestmarke<br />

(91) näher. Diese ungeheure Konstanz<br />

und Konsequenz zeichnet ihn<br />

auch in dieser Saison aus, inderen<br />

zweitem Abschnitt er nicht mehr im<br />

überlegenen Auto saß.<br />

Hamilton ist jetzt schon<br />

der beste Fahrer des Jahrtausends,<br />

erhat alle sechs<br />

Titel in diesem Millennium<br />

gewonnen, Schumacher<br />

fünf. Wenn er selbst Bilanz<br />

ziehen soll über die neuerliche<br />

Champion-Saison,<br />

dann bezieht sich diese auf<br />

Erfolgshungrig: seinen persönlichen Energiehaushalt:<br />

„In diesem<br />

Lewis Hamilton<br />

Jahr habe ich mehr denn je<br />

gelacht, mehr denn je geweint, Barrieren<br />

in mir abgebaut und Verhaltensmuster<br />

geändert, um zu einem<br />

besseren Ichzufinden.“<br />

Dieser Hamilton wirdimmer eine<br />

Reizfigur sein, darin ähnelt er Michael<br />

Schumacher. Doch er polarisiert<br />

völlig anders, provoziert viel<br />

mehr,will auch viel mehr sein als nur<br />

der weltbeste Rennfahrer. Manchmal<br />

will er auch noch kurz die Welt<br />

DPA/KINA<br />

nah –und ist doch noch so<br />

weit weg.“<br />

Unwirklich fühle sich<br />

dieser Titel an, aber das<br />

war beim fünften auch schon so.<br />

Denn das Prinzip Hamiltons, der<br />

beim Saisonfinale in Abu Dhabi seinen<br />

250. Grand Prix bestreiten wird,<br />

ist seit Jahren immer gleich: „Ich beabsichtige,noch<br />

stärker zu werden.“<br />

Sein mentaler Trick ist es, von Rennen<br />

zu Rennen zu denken, manchmal<br />

vergesse er sogar, wie viel Siege<br />

er habe. Dem kann nachgeholfen<br />

werden: zehn in diesem Jahr, insgeretten.<br />

„Man kann sich selbst ein Limit<br />

setzen, oder das eigene Bewusstsein<br />

erweitern“, sagt Lewis Hamilton.<br />

Noch nie habe er auf einer<br />

Rennstrecke Angst verspürt; freimütig<br />

gesteht er ein, Adrenalin-Junkie<br />

zu sein. Nach der Zieldurchfahrt in<br />

Texas tönt eine Drohung aus dem<br />

Cockpit: „Wir werden immer noch<br />

weiter wachsen.“ Genau diese Botschaft<br />

hat er sich auch auf den Rücken<br />

tätowieren lassen.<br />

Hamiltons Eltern, auch seine<br />

Stiefmutter und der Stiefvater standen<br />

unten in der Boxengasse,alle zusammen<br />

beim Großen Preis der USA<br />

zum ersten Mal überhaupt bei einem<br />

Rennen. Vater Anthony, ein Eisenbahnarbeiter,<br />

erinnert sich: „Es<br />

ist kein Unterschied zu 2007, als er<br />

zum ersten Mal die Chance hatte,<br />

Weltmeister zu werden.“ Auch er<br />

sieht keinen Grund, dass die Erfolgsserie<br />

reißen sollte: „Ich sage ihm immer,dass<br />

er 34 Jahrejung ist, nicht 34<br />

Jahre alt. Seine Mentalität hat sich<br />

nicht geändert, seit er acht war.<br />

Nicht schlecht für einen Jungen aus<br />

einer Sozialwohnung im Londoner<br />

Norden, oder?“<br />

NACHRICHTEN<br />

BVB bangt um den Einsatz<br />

von Kapitän Reus<br />

FUSSBALL. Borussia Dortmund<br />

bangt vordem Gruppenspiel der<br />

Champions League am Dienstag (21<br />

Uhr/DAZN) gegen Inter Mailand<br />

weiter um den Einsatz vonKapitän<br />

MarcoReus.Der Nationalspieler<br />

Reus hatte sich beim 3:0 über WolfsburgamSonnabend<br />

eine Kapselverletzung<br />

am Sprunggelenk zugezogen<br />

und bereits beim 0:2 vorzweiWochen<br />

in Mailand gefehlt.<br />

Al Saadi coacht die<br />

deutschen Hockey-Männer<br />

HOCKEY. Einen Tagnach der gelungenen<br />

Qualifikation für die Olympischen<br />

Spiele in Tokio hat der Deutsche<br />

Hockey-Bund (DHB) den<br />

neuen Bundestrainer der Männer-<br />

Nationalmannschaft bekannt gegeben.<br />

Der42Jahrealte Hamburger<br />

Kais al Saadi folgt auf Interimscoach<br />

Markus Weise,der die DHB-Auswahl<br />

am Wochenende in Mönchengladbach<br />

zum Tokio-Ticket führte.<br />

Zweite Liga: Bochum<br />

besiegt Nürnberg 3:1<br />

FUSSBALL. Im Montagsspiel der<br />

Zweiten Bundesliga gewann der VfL<br />

Bochum das Duell der Ex-Erstligisten<br />

gegen dem 1. FC Nürnberg3:1<br />

(3:0). Danilo Soares (9.), Simon Lorenz<br />

(40.) und Manuel Wintzheimer<br />

(45.) trafen für die Gastgeber,Asger<br />

Sörensen gelang das 3:1 (63.) für die<br />

Gäste.Der VfL verbesserte sich auf<br />

Tabellenplatz 17 auf 16, der Club ist<br />

rutscht vonRang neun auf elf ab.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Champions League, 4. Spieltag<br />

Gruppe E<br />

Lok. Moskau -Bayer Leverkusen Di., 18.55<br />

Juventus Turin -Atlético Madrid Di., 21.00<br />

1. SSC Neapel 3 5: 2 7<br />

2. FC Liverpool 3 8: 6 6<br />

3. RB Salzburg 3 11: 9 3<br />

4. KRC Genk 3 3:10 1<br />

Gruppe F<br />

FC Barcelona -Slavia Prag Di., 18.55<br />

Borussia Dortmund -Inter Mailand Di., 21.00<br />

1. FC Barcelona 3 4:2 7<br />

2. Inter Mailand 3 4:3 4<br />

3. Borussia Dortmund 3 2:2 4<br />

4. Slavia Prag 3 2:5 1<br />

Gruppe G<br />

Zenit St. Petersburg -RBLeipzig Di., 18.55<br />

Olympique Lyon -Benfica Lissabon Di., 21.00<br />

1. RB Leipzig 3 4:4 6<br />

2. Zenit St. Petersburg 3 5:4 4<br />

3. Olympique Lyon 3 4:3 4<br />

4. Benfica Lissabon 3 4:6 3<br />

Gruppe H<br />

FC Valencia -OSC Lille Di., 21.00<br />

FC Chelsea -Ajax Amsterdam Di., 21.00<br />

1. Ajax Amsterdam 3 6:1 6<br />

2. FC Chelsea 3 3:2 6<br />

3. FC Valencia 3 2:4 4<br />

4. OSC Lille 3 2:6 1<br />

Gruppe A<br />

Real Madrid -GalatasarayIstanbul Mi., 21.00<br />

Paris Saint-Germain -FCBrügge Mi., 21.00<br />

1. Paris Saint-Germain 3 9:0 9<br />

2. Real Madrid 3 3:5 4<br />

3. FC Brügge 3 2:7 2<br />

4. Galatasaray 3 0:2 1<br />

Gruppe B<br />

Bayern München -Olympiakos Piräus Mi., 18.55<br />

RS Belgrad -Tottenham Hotspur Mi., 21.00<br />

1. Bayern München 3 13:4 9<br />

2. Tottenham Hotspur 3 9:9 4<br />

3. Roter SternBelgrad 3 3:9 3<br />

4. Olympiakos Piräus 3 5:8 1<br />

Gruppe C<br />

Atalanta Bergamo -Manchester City Mi., 21.00<br />

Dinamo Zagreb -Schachtjor Donezk Mi., 21.00<br />

1. Manchester City 3 10: 1 9<br />

2. Dinamo Zagreb 3 6: 4 4<br />

3. Schachtjor Donezk 3 4: 6 4<br />

4. Atalanta Bergamo 3 2:11 0<br />

Gruppe D<br />

LokomotiveMoskau -Juventus Turin Mi., 18.55<br />

BayerLeverkusen -Atlético Madrid Mi., 21.00<br />

1. Juventus Turin 3 7:3 7<br />

2. Atlético Madrid 3 5:2 7<br />

3. LokomotiveMoskau 3 3:5 3<br />

4. BayerLeverkusen 3 1:6 0


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 – S eite 18 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Die Profis des 1. FC Union feiernmit ihren Fans auf der Waldseite das 1:0 gegen Hertha BSC.<br />

GETTY IMAGES/HITJI<br />

In die Harmlosigkeit gepresst<br />

Die Spieldaten des Stadtderbys decken die Einschätzung von Union-Trainer Urs Fischer,wonach der Sieg seiner Mannschaft hochverdient war<br />

VonSteffen Görsdorf<br />

Nach dem 1:0 im Stadtderby<br />

gegen Hertha BSC<br />

sprach Union-Coach Urs<br />

Fischer von einem<br />

„hochverdienten Sieg“, wollte aber<br />

in seiner Spielanalyse auch nicht das<br />

Wettkampf-Glück seiner Mannschaft<br />

außer Acht lassen. Immerhin<br />

resultierte der Erfolg gegen den Ortsrivalen<br />

ja aus einem nicht ganz unumstrittenen<br />

Strafstoß, den der eingewechselte<br />

Sebastian Polter mit<br />

Wucht verwandelte. Fischers Einschätzungen<br />

werden jedenfalls auch<br />

durch die Spieldaten, die die Redaktion<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in Kooperation<br />

mit dem Institut für Spielanalyse<br />

ausgewertet haben, gedeckt.<br />

Doch der Reihe nach.<br />

Keine zwei Minuten waren in der<br />

Alten Försterei gespielt, da lag den<br />

Anhängern der Eisernen bereits der<br />

Torschrei auf den Lippen. Nach einer<br />

längeren Stafette landete der Ball bei<br />

Christopher Lenz, der diesen auch<br />

Richtung Torbrachte. Doch statt im<br />

Tornetz landete der Ball so unglücklich<br />

am Innenpfosten, dass das<br />

Spielgerät wieder heraussprang. Der<br />

Auftakt nach Maß blieb also aus,<br />

Die Derby-MIPs<br />

Union<br />

Hertha<br />

Torbeteiligungen<br />

1<br />

Sebastian<br />

Polter<br />

kein Tor<br />

dere der zur Pause eingewechselte<br />

Eduard Löwen (zwei Torschuss-Beteiligungen)<br />

und Marius Wolf (drei<br />

Torschuss-Beteiligungen) taten sich<br />

vonder 60. bis zur 75. Minute hervor.<br />

Das Ergebnis: In der Viertelstunde<br />

kam Hertha BSC zu drei und die<br />

Unioner zu gar keinem Torschuss.<br />

Urs Fischer blieb diese Entwicklung<br />

nicht verborgen und brachte<br />

daher zur Entlastung der eigenen<br />

Abwehr mit Sebastian Polter einen<br />

neuen Stürmerindie Partie.Das Angriffsspiel<br />

der Unioner gewann wieder<br />

an Fahrt und führte zur Schlüsselszene<br />

der Partie, als Gentner im<br />

Strafraum den Abschluss suchte und<br />

gefoult wurde. Der eingewechselte<br />

Polter sammelte in der Schlussphase<br />

die meisten Torschuss-Beteiligungen<br />

(2) seines Teams und verwandelte<br />

–wie bereits erwähnt –den Elfmeter<br />

zum Derby-Sieg. Beeindruckend:<br />

Hatten im Head-to-Head-<br />

Vergleich vor der Partie die<br />

Herthaner knapp die Nase vorne,<br />

gingen im Derby die Vergleiche der<br />

positionsähnlichen Spieler klar an<br />

die Union-Kicker. Der Derby-Sieg<br />

war also kein Zufall, sondern die<br />

Konsequenz einer guten Mannschaftsleistung.<br />

Torschussbeteiligungen<br />

Robert<br />

Andrich<br />

4 68<br />

Dodi<br />

Lukebakio<br />

Episoden<br />

8 70<br />

Robert<br />

Andrich<br />

Lukas<br />

Klünter<br />

Die Derby-Bilanz von Union und Hertha<br />

Der 1. FC Union Berlin gabimDerbydoppelt so viele Torschüsse (16) ab wie Hertha BSC (8).<br />

Insbesondere in derersten Hälftewar Unionindieser Kategorieklar überlegen(8:2).<br />

Torschuss<br />

von Union<br />

Minute<br />

Torschuss<br />

von Hertha<br />

Torfür<br />

Union<br />

0–15 16 –30 31 –45* 46 –60 61 –75 76 –90 90+<br />

*bis zum Ende der ersten Halbzeit<br />

VISUALDRIVEN.BY, BLZ/HECHER; QUELLE: INSTITUT FÜR SPIELANALYSE<br />

dennoch war es ein Signal der Hausherren.<br />

Denn die Köpenicker sollten<br />

weite Strecken der Partie kontrollieren,<br />

was sich auch in den erhobenen<br />

Leistungsdaten beider Mannschaften<br />

widerspiegelte.<br />

Denn in den folgenden 28 Minuten<br />

beließen es die Eisernen nicht<br />

bei dem einen Angriffsversuch. Bis<br />

zur 30. Spielminute gab das Team<br />

von Urs Fischer noch fünf weitere<br />

Torschüsse ab.Hertha BSC hingegen<br />

nur einen einzigen. Insgesamt kamen<br />

die Gäste im Stadion An der Alten<br />

Försterei bis zur 60. Minute überhaupt<br />

nur noch zu einem weiteren<br />

Torschuss (siehe Grafik Derby-Bilanz).<br />

So harmlos agierte man zuletzt<br />

gegen den SC Paderborn imersten<br />

Durchgang. Torgefahr oder Angriffsfußball<br />

made by Ante Covic also in<br />

dieser Partie absolute Fehlanzeige.<br />

Das hohe Pressing der Köpenicker<br />

erstickte viel mehr den Spielaufbau<br />

der Blau-Weißen bereits in den<br />

ersten Ansätzen. Dabei kam es oftmals<br />

zum Duell der Most Involved<br />

Player beider Teams (siehe Grafik<br />

Derby-MIPs): RobertAndrich aufseiten<br />

der Unioner, Marko Grujic aufseiten<br />

der Herthaner.Die Mittelfeldspieler<br />

sind im bisherigen Saisonverlauf<br />

die Spieler mit den meisten Beteiligungen<br />

an Torschüssen in ihrem<br />

Kader.<br />

Insbesondere in der ersten halben<br />

Stunde ging das Duell klar an<br />

Andrich. DerSommerzugang vom1.<br />

FC Heidenheim kam in dem Zeitraum<br />

auf vier Beteiligungen an Torschüssen<br />

und 21 Episoden. Derweil<br />

gab es bei Grujic nur eine Beteiligung<br />

an Torschüssen zu verzeichnen.<br />

Denn Andrich lief ihn im Pressing<br />

auch oftmals persönlich an und<br />

zwang die Leihgabe vom FCLiverpool<br />

immer wieder zum Rückpass in<br />

dieVerteidigung. Ergebnis: Diemeisten<br />

Beteiligungen an Episoden hatte<br />

zum Auftakt in die Partie der Defensivverbund<br />

der Herthaner,insbesondereTorhüter<br />

Rune Jarstein (23). Immer<br />

ein klares Indiz dafür, dass der<br />

Spielaufbau einer Mannschaft nicht<br />

funktioniert.<br />

Auch zum Beginn der zweiten<br />

Hälfte setzte der 1. FC Union die stärkeren<br />

Impulse. Abermals Andrich,<br />

der vomWiederanpfiff bis zur 60. Minute<br />

zwei weitere seiner insgesamt<br />

acht Beteiligungen an Torschüssen<br />

sammelte, stach dabei heraus.<br />

Fortan entwickelte jedoch auch Hertha<br />

BSC mehr Torgefahr. Insbeson-<br />

Auch die Daten sagen: Union war die bessere Mannschaft<br />

Die Bilanz aus 90 Minuten Derby: Im datenbasierten Head-to-Head-Vergleich stellen wir die annähernd positionsgleichen Spieler gegenüber.Der Spieler mit der besseren Gesamtleistung gewinnt den Vergleich.<br />

Torbeteiligungen<br />

Torschussbeteiligungen<br />

Episoden<br />

Zweikampfquote in Prozent<br />

Passquote in Prozent<br />

Laufleistung in km<br />

Torwart<br />

Gikiewicz<br />

0 0<br />

3 1<br />

38 57<br />

0 0<br />

71 54<br />

3,1 2,4<br />

Jarstein<br />

Verteidigung<br />

Trimmel<br />

Schlotterbeck<br />

Friedrich<br />

Subotic<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

9 3<br />

7 0<br />

5 0<br />

5 0<br />

50 65<br />

64 48<br />

53 50<br />

57 53<br />

33 64<br />

57 46<br />

57 83<br />

25 50<br />

68 80<br />

82 89<br />

85 82<br />

83 67<br />

6,0 5,8<br />

5,7 5,5<br />

5,8 5,6<br />

5,8 5,9<br />

Klünter<br />

Boyata<br />

Stark<br />

Mittelstädt<br />

Mittelfeld<br />

Lenz<br />

Gentner<br />

Andrich<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

5 1<br />

6 3<br />

10 4<br />

65 23<br />

39 62<br />

67 49<br />

33 0<br />

33 58<br />

55 45<br />

73 88<br />

56 72<br />

79 75<br />

6,2 5,9<br />

6,5 6,6<br />

6,3 6,0<br />

Skjelbred<br />

Grujic<br />

Lukebakio<br />

Angriff<br />

Ingvartsen<br />

Andersson<br />

Bülter<br />

0 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

6 5<br />

3 1<br />

1 1<br />

50 45<br />

44 27<br />

15 30<br />

46 60<br />

73 50<br />

0 57<br />

65 61<br />

52 59<br />

75 77<br />

6,1 6,4<br />

6,1 5,7<br />

5,1 5,5<br />

Wolf<br />

Ibisevic<br />

Dilrosun<br />

Einwechselspieler<br />

Polter<br />

Mees<br />

Ryerson<br />

1 0<br />

0 0<br />

0 0<br />

2 1<br />

2 0<br />

0 4<br />

12 5<br />

18 4<br />

0 36<br />

40 50<br />

22 0<br />

0 75<br />

67 33<br />

73 0<br />

0 91<br />

2,2 1,0<br />

0,5 1,8<br />

0,7 0,4<br />

Selke<br />

Kalou<br />

Löwen


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 – S eite 19 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Frank Junghänel<br />

über Bob Dylan und<br />

JohnnyCash<br />

Seite 21<br />

„Im Jazz herrschen inzwischen die Kollektive.“<br />

Tobi Müller blickt auf das 56. Jazzfest zurück Seite 20<br />

Tier des Jahres<br />

Unter<br />

Tage<br />

Harry Nutt<br />

hat noch nie einen Maulwurf<br />

gesehen.<br />

Untergraben ist sein Geschäft.<br />

Undobwohl er alsbald ein inneres<br />

Bild evoziert, in dem er listig aus<br />

einem kleinen, vonihm selbst aufgeworfenen<br />

Erdhügel hervorlugt, haben<br />

ihn viele Menschen in natura<br />

noch nie oder allenfalls selten gesehen.<br />

Das hat den Maulwurf jenseits<br />

des Ärgernisses,das er bei Kleingärtnern<br />

durch seine intensiven Grabungsaktivitäten<br />

hervorzurufen vermag,<br />

zu einem mythischen Wesen<br />

gemacht. DasGeheimnisvolle seiner<br />

loriot-haften Erscheinung rührt<br />

wohl von seinen im Verhältnis zur<br />

Körpergröße –zwischen sechs und<br />

22 Zentimetern–immensen Buddelleistungen<br />

her.Der Maulwurfschafft<br />

was weg, aber er ist dabei durchaus<br />

wählerisch. Selbst geschädigte Gartenfreunde<br />

wissen zu schätzen, dass<br />

er als Insektenfresser meist nur dort<br />

unterwegs ist, wo es etwas zu holen<br />

gibt, die Bodenqualität also ertragreich<br />

ist.<br />

Weltweit reüssiert der Maulwurf<br />

in großer Artenvielfalt, in hiesigen<br />

Breitengraden aber gilt der Europäische<br />

Maulwurfals einzigartig. Gegen<br />

den beachtlichen Niedlichkeitsfaktor<br />

spricht, dass er als typischer Einzelgänger<br />

überaus aggressiv gegen<br />

Artgenossen vorzugehen vermag.<br />

Mit den possierlichen Schaufeln<br />

kann er auch anders. Zum Tier des<br />

Jahres 2020 ist der Maulwurfvon der<br />

Deutschen Wildtierstiftung nicht zuletzt<br />

deshalb auserkoren, weil er<br />

durch die Bodenversiegelung durch<br />

Asphalt und Beton selbst im ländlichen<br />

Raum erheblich in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden ist. Der Titel<br />

möge ihn schützen.<br />

Der schafft wasweg: ein Europäischer<br />

Maulwurf bei der Arbeit.<br />

DPA<br />

Dietrich Lehmann singt zusammen mit Nina Lorck-Schiernig bei der Geburtstagsgala des Grips-TheatersimJuni 2019.<br />

Der Herr Lehmann vom Grips<br />

Ein kleiner Lobgesang auf einen Schauspieler,der seit 50 Jahren am selben Theater spielt<br />

VonCornelia Geißler<br />

Als das Grips-Theater Anfang<br />

Juni seinen 50. Geburtstag<br />

feierte, ließ er bei<br />

der Gala ganz schön lange<br />

auf sich warten. Dietrich Lehmann<br />

wird doch wohl nicht krank geworden<br />

sein an solch einem Tag? Warer<br />

nicht. Mit Lockenperücke und in<br />

Pelz gehüllt kam er dann mit drei<br />

Kollegen hervor, tanzend, marschierend,<br />

einen der vielen Klassiker aus<br />

dem Musical „Linie 1“ trällernd: „Die<br />

Wilmersdorfer Witwen verteidigen<br />

Berlin …“ Unddas Publikum tobte.<br />

Dietrich Lehmann wird offenbar<br />

sowieso nie krank oder wenn, dann<br />

nur in den Theaterferien. Eine einzige<br />

Vorstellung, erzählt er am Telefon,<br />

hatte er absagen müssen, weil er<br />

eineVerletzung an der Hand hatte.Er<br />

war nicht nur in allen bisher 1917<br />

„Linie 1“-Vorstellungen als Witwe<br />

Agathe und Rentner Hermann zu sehen,<br />

er war an 70 Produktionen des<br />

Grips-Theaters wenigstens in der<br />

Stückentwicklung beteiligt, in 50 davonhat<br />

er mitgespielt, 17 Malwar er<br />

der Regisseur. Neben dem Gründer<br />

Volker Ludwig muss man eigentlich<br />

auch seinen langjährigsten Beschäftigten<br />

mit dem Grips-Theater identifizieren.<br />

Zumal Ludwig sich 2010 von<br />

der Künstlerischen Leitung und sieben<br />

Jahre später auch von der Geschäftsführung<br />

des Theaters zurückzog.<br />

Lehmann aber, der Volker Ludwig<br />

1960 erstmals im <strong>Berliner</strong><br />

Reichskabarett begegnet war und<br />

von ihm 1969 engagiert wurde, bezieht<br />

zwar seit 2005 Rente,ist weiterhin<br />

aber fester Gast. In „Linie 1“ sieht<br />

man ihn also regelmäßig. Außerdem<br />

gehört erzum Ensemble des Kabarett-Stücks<br />

„Eine linke Geschichte“<br />

und von„Ab heute heißt du Sara“, im<br />

Februar 1989 uraufgeführt. Beide<br />

Stücke stehen im März wieder auf<br />

dem Spielplan.<br />

„Ab heute heißt du Sara“ ist dem<br />

Grips-Theater sehr wichtig. Es erzählt<br />

von Inge Deutschkron, die als<br />

jüdische junge Frau im Berlin der<br />

Nazizeit nur überleben konnte, weil<br />

der Bürstenmacher Otto Weidt sie in<br />

seiner Werkstatt beschäftigte. Dass<br />

ihre Geschichte mit diesem Grips-<br />

Stück einen sichtbaren Platz in Berlin<br />

bekommen hat, bewog Inge<br />

Deutschkron, die die Bundesrepublik<br />

Deutschland in den 50er-Jahren<br />

enttäuscht Richtung Israel verlassen<br />

hatte, wieder nach Berlin zu ziehen.<br />

DAVID BALTZER/BILDBÜHNE<br />

Vielleicht ist es sogar ein Grund dafür,<br />

dass der 79 Jahre alte Herr Lehmann<br />

immer noch auf der Bühne<br />

steht, singt und tanzt. Auf die Frage<br />

nach seiner Gesundheit nennt er zunächst<br />

die „guten ostpreußischen<br />

Gene“ –erist in Königsberggeboren,<br />

als er fünf Jahre alt war, floh die Familie<br />

nach Sachsen-Anhalt, später<br />

weiter nach Nordrhein-Westfalen –,<br />

und die Tatsache,dass er im Zuge der<br />

Proben zu „Ab heute heißt du Sara“<br />

das Rauchen aufgab. „Das ist so ein<br />

anspruchsvolles Stück“, sagt er,„das<br />

hätte ich nicht durchgehalten.“<br />

Was Dietrich Lehmann außerdem<br />

auszeichnet, ist ein bewundernswertes<br />

Zeitmanagement.<br />

Nicht nur nahm er wie die meisten<br />

Schauspieler der Theaterarbeit immer<br />

wieder Fernsehrollen an, sondern<br />

erleitet auch eine Schule. Und<br />

das kam so: Zusätzlich zum Studium<br />

von Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte<br />

und Germanistik an der<br />

FU absolvierte er von 1961 bis 1964<br />

eine Schauspielausbildung in der<br />

Schauspielschule „Der Kreis“. Diesem<br />

Haus,das heute Fritz-Kirchhoff-<br />

Schule heißt, blieb er zunächst als<br />

Lehrer für Szenenarbeit, Improvisation<br />

und Theatergeschichte erhalten,<br />

1981 übernahm er den Chefposten.<br />

So hängt es zusammen, dass die<br />

Premiere von „Maximilian Pfeiferling“,<br />

einem Stück von Carsten Krüger<br />

und Volker Ludwig, uraufgeführt<br />

am 5. 11. 1969 im Reichskabarett Berlin,<br />

am 5. 11.2019 zur Ehrung für<br />

Dietrich Lehmann zum 50-jährigen<br />

Bühnenjubiläum wird, obwohl er gar<br />

nicht mitspielt. Damals agierte er als<br />

strenger Hausbesitzer. Diesmal entstand<br />

die Inszenierung auf Lehmanns<br />

Wunsch als Koproduktion<br />

mit der Fritz-Kirchhoff-Schule.<br />

Der Jugend auf diese Weise eine<br />

Chance zu geben, ehrtihn selbst, der<br />

andersals viele Kollegen nie eine Kinder-Rolle<br />

gespielt hat. Er spielt nicht<br />

nur vornehmlich für Kinder und Jugendliche,wie<br />

am Grips üblich, er bildet<br />

Nachwuchs aus.Als Dietrich Lehmann<br />

zur Galavorstellung im Juni<br />

noch mal auf die Bühne kam, sang er<br />

den Song „Weniger ist mehr“. Er<br />

passt in unsereGegenwart, da Schüler<br />

ihreElterndarauf stoßen müssen,<br />

wie schlecht es ums Klima bestellt<br />

ist. „Noch mehr Autos um uns her/<br />

machen uns das Atmen schwer/<br />

Mehr Verschwendung, mehr Konsum/<br />

bringt woanders Menschen<br />

um“, heißt es im Lied.<br />

NACHRICHTEN<br />

Schlüsselübergabe der<br />

sanierten Staatsbibliothek<br />

Nach umfassender Sanierung und<br />

Modernisierung ist die <strong>Berliner</strong><br />

Staatsbibliothek Unter den Linden<br />

wieder bereit zur kompletten Nutzung<br />

(<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vom2.11.).<br />

DieGeneraldirektorin der Staatsbibliothek,<br />

BarbaraSchneider-Kempf,<br />

übernahm am Montag symbolisch<br />

die Schlüsselgewalt für den renovierten<br />

Komplex vonder Präsidentin des<br />

bei den Arbeiten federführenden<br />

Bundesamtes für Bauwesen und<br />

Raumordnung, PetraWesseler.Kulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters<br />

(CDU) sprach während eines Festaktesvon<br />

derStaatsbibliothek als Teil<br />

des „Gedächtnis unseres Landes“,<br />

das bewahrtwerden müsse.Die<br />

Staatsbibliothek ist die größte wissenschaftliche<br />

Universalbibliothek<br />

im deutschsprachigen Raum. (dpa)<br />

Schriftsteller Ernst Augustin<br />

92-jährig gestorben<br />

Wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag<br />

ist der Autor Ernst Augustin<br />

am Sonntag in München gestorben.<br />

Dasteilte der Verlag C.H. Beck mit.<br />

Augustin war Mitglied der Deutschen<br />

Akademie für Sprache und Dichtung.<br />

Sein literarisches Schaffen war eng<br />

verbunden mit seiner Arbeit als Mediziner<br />

und Psychiater.Augustin<br />

wurde 1927 in HirschbergimRiesengebirge<br />

geboren und wuchs in<br />

Schwerin auf. Er war Assistenzarzt für<br />

Neurologie und Psychiatrie in Ost-<br />

Berlin, ehe er 1958 in denWesten floh.<br />

Sein Roman„Robinsons blaues<br />

Haus“ stand 2012 auf der Shortlist<br />

für den Deutschen Buchpreis. (dpa)<br />

Billie Eilish erhält MTV<br />

Europe Music Award<br />

Für ihren Hit„BadGuy“ ist Billie Eilish<br />

mit dem MTVEurope Music<br />

Awardausgezeichnet worden. Die<br />

17-jährige US-Sängerin wurde bei<br />

der Preisverleihung am Sonntag in<br />

Sevilla außerdem zur besten Newcomerin<br />

gekürt. Leer ging hingegen<br />

Ariana Grande aus –trotz sieben Nominierungen.<br />

DerPreis für das beste<br />

Musikvideo ging an Taylor Swift für<br />

ihr Video „ME!“. Als bester Künstler<br />

wurde der kanadische Popstar<br />

Shawn Mendes geehrt. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Meine Tiere<br />

Bilder<br />

von Kühen<br />

VonHilal Sezgin<br />

Im Oktober sendeten landwirtschaftliche<br />

Lobbyisten auf allen Kanälen. Es fing mit<br />

dem Streit um den neuen Werbespot für Katjes<br />

an. Für vegane Schokolade hatte Katjes<br />

einen Cartoon gedreht, in dem eine Armee<br />

aus grauen Kühen den Melkmaschinen entgegenstampft.<br />

Der Text dazu: „Jedes Leben<br />

ist wertvoll. Und Kühe sind keine Milchmaschinen,<br />

auch nicht für Schokolade.“<br />

Schön ausgedrückt, nicht wahr? DerBayerische<br />

Bauernverband allerdings reichte<br />

beim Deutschen Werberat Beschwerde ein:<br />

„In dem Fernsehspot werden Kühe als<br />

,Milchmaschinen’ bezeichnet ...“– (nein, gerade<br />

nicht!) –„... und wird Tierhaltern die<br />

Ausbeutung ihrer Kühe unterstellt. Das ist<br />

diskriminierend und ungerechtfertigt.“ Auch<br />

das Landvolk Diepholz hat sich an den Deutschen<br />

Werberat gewandt: „Es muss doch<br />

möglich sein, ein veganes Produkt zu bewerben,<br />

ohne Lügen über die Landwirtschaft zu<br />

verbreiten.“– Was genau ist die Lüge –ist<br />

etwa nicht jedes Leben wertvoll? Oder sind<br />

Kühe jetzt doch Milchmaschinen?<br />

Ob die Cartoon-Kühe „alle“ Bauern als<br />

„Ausbeuter“ dastehen lassen, darüber kann<br />

man geteilter Meinung sein. Zumindest<br />

wenn man noch nie einen Zeichentrickfilm<br />

gesehen hat. Aber wenn Werbespots erlaubt<br />

sind, in denen lilafarbene Kühe Milch geben<br />

und Plüschteddys Kaffeesahne aus einem Eimer<br />

umfüllen, müsste eine graue Cartoon-<br />

Kuhauch okay sein, oder? Dennoch hat sich<br />

der Deutsche Werberat so ins Bockshorn jagen<br />

lassen, dass er eine Stellungnahme von<br />

Katjes verlangte,denn:„Der Clip ist eine sehr<br />

einseitige und überzogene Visualisierung<br />

von Massentierhaltung.“ Ja, genau. Anders<br />

HENDRIK JONAS<br />

als andereWerbung, die unparteiisch ist und<br />

voller Sachinformationen steckt.<br />

Sogar Landwirtschaftsministerin Julia<br />

Klöckner –die ebenfalls für ihre große Unparteilichkeit<br />

und Sachlichkeit bei landwirtschaftlichen<br />

Themen bekannt ist –hat auf<br />

Facebook von einem „Landwirtschaftsbashing<br />

+plumpem Abwerten aller Milchbauern“<br />

gesprochen, das „nicht anständig“ sei.<br />

Klöckners neues „Agrarpaket“ wird bekanntlich<br />

von Natur- und Tierschützern für<br />

zu wenig Reformen –und vomGrosder Bauern<br />

für das exakte Gegenteil kritisiert. Wiederum<br />

empfanden Landwirte das ihnen zugefügte<br />

Leid als so stark, dass sie vehement<br />

gegen das Agrarpaket protestierten und mit<br />

Traktoren in diversen Städten Einzug hielten.<br />

In allen Branchenmedien und auf dazugehörigen<br />

Online-Foren wurden bejubelt, dass<br />

sich Bauern endlich dagegen zur Wehr setzten,<br />

als „Sündenböcke“, als „Tierquäler,Umweltvergifter<br />

oder Klimaschädiger“ abgestempelt<br />

zu werden.<br />

Am selben Abend zeigte das ARD-Magazin<br />

„ReportMainz“ heimlich gefilmtes Material<br />

aus zwei großen deutschen Schweineställen.<br />

Schweine,die verletzt waren und deren<br />

Mast bis zur Schlachtung sich ökonomisch<br />

nicht lohnte, wurden mit etlichen<br />

Schlägen zu Tode geprügelt. Man sah Tiere<br />

schwer verletzt über den Boden robben. Das<br />

waren Bilder, die hundertmal grausamer<br />

sind als jede Cartoon-Kuh-Armee. Und anders<br />

als jene: ganz real.<br />

Wieder habe ich auf allen mir bekannten<br />

Bauernverbands-Seiten und bei Klöckner<br />

auf Facebook vorbeigeschaut: kein Wort<br />

dazu. Dabei könnte es so einfach sein: Wer<br />

als Tierfreund gelten will, schlachtet, erschlägt,<br />

verstümmelt, unterwirft und knechtet<br />

keine Tiere. Dafür braucht man weder<br />

Werberat noch Pressesprecher.


20 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Der Toddes Solisten<br />

Dass Berlin die Jazzhauptstadt Europas ist, weiß man fast überall. Das 56. Jazzfest zeigte viele Kollektive und schuf offene Räume<br />

VonTobi Müller<br />

Jazz ist in einer Phase der Häutung.<br />

Er schillert zeitgenössischer<br />

als noch vor wenigen<br />

Jahren und zieht andere Leute<br />

an, auch junge. Denn Jazz ist nun<br />

„woke“, wie junge Menschen auf<br />

Englisch sagen, wenn sie politisch<br />

erwacht meinen. An dieser Stelle<br />

ragt von der Seite oft ein älterer Zeigefinger<br />

in das Gespräch und sagt<br />

ungefragt: Schnickschnack, auf der<br />

Seite der Marginalisierten stand Jazz<br />

ja immer. Dass beide recht haben,<br />

die neuen Häute aber dennoch ein<br />

anderes Muster zeigen, war am 56.<br />

Jazzfest schön zu sehen. Wichtig bei<br />

Nadin Deventers zweiter Ausgabe<br />

als künstlerische Leiterin: die Betonung<br />

der Kollektive und die Architektur<br />

der Immersion, wie das seit<br />

ein paar Jahren bei den <strong>Berliner</strong><br />

Festspielen heißt, wenn die Bühnen<br />

nicht mehr säuberlich von den Sitzreihen<br />

getrennt werden.<br />

Jenseits der Dialektik<br />

AnthonyBraxton aus Chicago bespielte mit seinem „Sonic Genome“ den gesamten Martin-Gropius-Bau.<br />

Zur Eröffnung beantwortete das<br />

„Sonic Genome“ vonAnthony Braxton<br />

im Martin-Gropius-Bau räumliche<br />

Fragen komplex und leicht zugleich.<br />

Der 74-jährige Musiker und<br />

Komponist aus Chicago bespielte<br />

das ganze Museum während sechs<br />

Stunden mit fast 60 Leuten, davon<br />

40 aus Berlin. Im zentralen Lichthof<br />

begann das Konzert mit einem<br />

Drone, einem anschwellenden<br />

Klang auf einer Note. Dann teilte<br />

sich das Kollektive indrei Gruppen,<br />

die je vier Untergruppen bilden<br />

konnten. Braxtons Musik spielt jenseits<br />

der Jazzdialektik von Improvisation<br />

und Komposition. Auch die<br />

Spannung zwischen Kollektiv und<br />

Solist ist bei ihm aufgehoben. Es<br />

wirkte, als würden die über 300<br />

Kompositionen zwischen Jazzklang<br />

und Neuer Musik ständig neu überschrieben.<br />

In der Ausstellung „Der Garten<br />

der irdischen Freuden“ im Gropius-<br />

Bau gibt es wunderbare Pflanzenpornos<br />

und Videos über die Zukunft<br />

des Menschen als organisches Wesen<br />

unter seinesgleichen, etwa Würmernund<br />

Bakterien. Undsokonnte<br />

man Braxtons Musik auch hören: als<br />

organisches Pulsieren, als eine wuselige<br />

Erotik des Fließens und kontaktfreudigen<br />

Flanierens.<br />

In sechs Stunden bei Braxton:<br />

kein einziges Solo gehört, die Zentralperspektiveauf<br />

das Subjekt ist gebrochen.<br />

Und nicht nur da. Der<br />

junge <strong>Berliner</strong> Schlagzeuger Christian<br />

Lillinger sorgte am Freitag mit<br />

seinem Nonett „Open Form for Society“<br />

für ein Highlight des Festivals.<br />

Zwei Klaviere, zwei Kontrabässe,ein<br />

Keyboarder, ein Cello, zwei Vibraphone<br />

und mit Lillinger ein Schlagzeuger,der<br />

wie mindestens zwei explodiert.<br />

Aber kein Solo. Klar, Lillingers<br />

nervöses, aber extrem kontrolliertes<br />

Spiel könnte ein einziges Solo<br />

sein: die scharfen Beckenklänge,die<br />

spitzen Stiche der Snaretrommel,<br />

das fast digitale Stottern, das er händisch<br />

erzeugt. Und doch hört man<br />

da immer wieder die Komposition<br />

heraus und das Kollektiv als massigen<br />

Klangkörper. Gehäuteter Jazz<br />

heißt heute nicht mehr, dass man<br />

ihn mit HipHop paartund mit Streichern.<br />

Das Konzert des kalifornischen<br />

Weltklassetrompeters Ambrose<br />

Akinmusire mit dem Rapper<br />

und Sänger Koyaki sowie dem Mivos<br />

Quartet zeigte zwar genau in diese<br />

etwas vergessene Richtung. Wäre<br />

das Niveau nicht so hoch gewesen,<br />

man hätte von Effektkalkül spre-<br />

VOTOS/ROLAND OWSNITZKI<br />

chen müssen. Aber ach, Sonnabend<br />

ist Publikumstag, Radiotag. Denn<br />

die Rundfunkanstalten sind wichtige<br />

Partner des Jazzfestes und reden<br />

auch viel mit. Manchmal zu viel: Die<br />

Big-Band-Projekte waren in den<br />

letzten Jahren von ausgesuchter<br />

Langeweile. Doch nicht dieses Jahr!<br />

Das Projekt „Melodic Ornette“ mit<br />

der Big Band des Hessischen Rundfunks<br />

plus einem Quartett war ein<br />

weiteres Highlight.<br />

Joachim Kühn, 75-jähriger Pianist<br />

und deutscher Fackelträger des<br />

Jazz, spielte in den späten Neunzigerjahren<br />

oft mit Ornette Coleman<br />

und hütet über 150 Stücke. Ein paar<br />

davon haben Kühn und Jim<br />

McNeely von der HR-Big-Band arrangiert.<br />

Ein kleines bisschen klang<br />

es manchmal zu notiert. Doch auch<br />

hier lag der Reiz in der Konstellation:<br />

Hier die BigBand, und daneben das<br />

Quartett mit dem coolen, verspielten,<br />

disziplinierten Kühn, dem musikalisch<br />

noch immer verblüffenden<br />

83-jährigen Michel Portal an den<br />

Klarinetten und einer irren Rhythmusgruppe.<br />

Immer wieder:Kollektive<br />

Das waren die besten Momente des<br />

Jazzfestes: Wenn die Musik von Begegnungen<br />

erzählte und das Genie<br />

sich im Sozialen entfalten musste,<br />

nicht in der Virtuosität des Einzelnen.<br />

Dieser Schwerpunkt auf Kollektive<br />

kehrte mehrmals wieder. Das<br />

KIM Kollektiv, das den oberen Stock<br />

der Festspiele installativ bespielte,<br />

trägt den Fokus schon im Namen.<br />

Die zwei Late Night Labs ließen<br />

gleich mehrere Ensembles miteinander<br />

reagieren. Die Aufmerksamkeit<br />

des eh schon gut zugeballerten<br />

Publikums reichte bei KIM nicht immer,<br />

man braucht ja mal ein Getränk.<br />

Das zweite Lab am Sonnabend<br />

war besser besucht und auch<br />

dialogfähiger.<br />

Die Einzelstimme im Jazz ist<br />

nicht tot, aber sie beherrscht nicht<br />

mehr. ImClub Quasimodo gab es<br />

zwar in der Band des Saxofonisten<br />

James Brandon Lewis Top-Solistinnen<br />

zu hören, etwa Jaimie Branch.<br />

Aber auch da schleichen die Soli in<br />

die Struktur von gemeinsamen, zarten<br />

und wütenden Klangwänden.<br />

Die große Bühne im Festspielhaus<br />

hat dieser musikalischen Tendenz<br />

auch räumlich Rechnung getragen.<br />

Zwei Tribünen rund um die ebenerdige<br />

Hauptbühne, davor Matratzenund<br />

erst weiter hinten die ersten<br />

Sitzreihen: Die alten wie die neuen<br />

Kollektive wollen niederschwelliger<br />

gehörtwerden.<br />

Dass dieses Jazzfest stark von<br />

<strong>Berliner</strong> Musikern und Musikerinnen<br />

mit vielen unterschiedlichen<br />

Pässen durchsetzt war, muss man<br />

schon gar nicht mehr nach außen<br />

kehren. Denn dass Berlin die Jazzhauptstadt<br />

Europas ist, weiß man<br />

überall. Außer in Restdeutschland.<br />

Mit Hubert Fichte in Salvador de Bahia<br />

Eine Ausstellung zur kolonialen Dialektik der Empfindlichkeit im <strong>Berliner</strong> Haus der Kulturen der Welt<br />

VonHarry Nutt<br />

Esraucht, zirpt und rattert, und<br />

bald nach Betreten der Ausstellung<br />

verlocken bereitgelegte Kopfhörer<br />

dazu, den Gehörsinn ein wenig<br />

konzentrierter einzusetzen. Sie<br />

lieferndie Tonspur zu einem Film in<br />

Endlosschleife. Talking Heads,<br />

nachdenkliche Künstler, lange Pausen,<br />

einmal fällt der Name Pasolini.<br />

Kontext und Verstehen, will diese<br />

schroff ausgrenzende Einladung<br />

zum weit verzweigten Themenfeld<br />

Liebe und Ethnologie wohl sagen,<br />

sind grundsätzlich flüchtiger Natur.<br />

Also weiter zu den Bildern, denn<br />

diese Ausstellung auf den Spuren<br />

des Hamburger Schriftstellers Hubert<br />

Fichte operiert natürlich auch<br />

mit visuellem Überschuss.<br />

Das wohl bekannteste Porträt<br />

Fichtes zeigt den 1935 in Perleberg<br />

geborenen, 1986 in Hamburg gestorbenen<br />

Schriftsteller und Ethnografen<br />

sitzend als seltsam verpupptes<br />

Mann-Frau-Wesen. Ruht er aus?<br />

Thront er? Hört erjemandem zu?<br />

Die Erscheinung entführt in eine<br />

ferne Vorstellungswelt, in die es<br />

HubertFichte in Hamburg mit Bauchmaskeund einer Tonkopfmaske.<br />

zu HubertFichte angesehen wurde.<br />

Assoziationen, Querverweise, Analogien.<br />

Während die Ausstellung<br />

eine Leitidee verweigert, erhält man<br />

als beflissener Leser vonHinweistader<br />

einer Performance des chilenischen<br />

Künstlers, Performers und<br />

Schriftstellers und schwulen Aktivisten<br />

Pedro Lemebel zu sehen, der<br />

in Santiago als eine Art Parallelfigur<br />

LEONORE MAU<br />

Fichte bald zog, nachdem er 1968<br />

mit seinem Roman „Die Palette“<br />

über einen Hamburger Szene-Treffpunkt<br />

bekannt geworden war.Intellektuelle<br />

Rastlosigkeit war sein Programm.<br />

1971 studierte er die afrobrasilianischen<br />

Religionen in Salvador<br />

da Bahia, reiste nach<br />

Argentinien zu Jorge Luis Borges<br />

und nach Chile zu Salvador Allende.<br />

Es folgten Aufenthalte in Haiti, Reisen<br />

nach Tansania, Äthiopien, Trinidad<br />

und in die Dominikanische Republik.<br />

Am Ende dieser Exkursionen<br />

sollte seine gut zwei Dutzend<br />

Bände umfassende „Geschichte der<br />

Empfindlichkeit“ stehen, die der an<br />

Aids erkrankte Fichte jedoch nicht<br />

mehr abschließen konnte.<br />

Man darf sich vom Bilderreichtum<br />

der Ausstellung im Haus der<br />

Kulturen nicht täuschen lassen. Es<br />

geht um Text, sehr viel Text. Und<br />

letztlich ist die Schau nur ein Verweis<br />

auf andere Ausstellungen, die<br />

in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut<br />

zuvor in Lissabon, Salvador<br />

de Bahia, Rio de Janeiro, Santiago<br />

de Chile, Dakar und NewYork<br />

erarbeitet worden sind. So sind Bil-<br />

feln immerhin eine zweite Chance,<br />

doch noch mit einer linearen Erzählung<br />

nach Hause zu gehen.<br />

Aber Ausstellungsmacher wollen<br />

natürlich mehr. Der Auseinandersetzung<br />

mit Fichte lag der Gedanke<br />

eines Re-Imports zugrunde. „Lassen<br />

sich die ethnologischen Beobachtungen<br />

und Empfindungen<br />

eines deutschen Schriftstellers zu<br />

afro-diasporischen Kulturen restituieren?“,<br />

lautet eine an aktuellen<br />

Diskursen orientierte Frage, indenen<br />

Worte wie „postkolonial“ und<br />

„Dekolonisierung“ zu Schlüsselbegriffen<br />

geworden sind. Fichte hat<br />

sein Thema nicht nur theoretisch<br />

erschlossen, sondern mit allen Sinnen<br />

und nicht zuletzt auch mit sexuellem<br />

Begehren erspürt. „Welche<br />

Möglichkeiten“, so fragen die Kuratoren<br />

Anselm Franke und Diedrich<br />

Diederichsen, „eröffnet und an welche<br />

Grenzen stößt der Einsatz von<br />

Selbstreflexion und schwuler Sexualität<br />

als Forschungswerkzeuge?“<br />

Fichte sprach provokativ von einer<br />

„Verschwulung der Welt“.<br />

Wasesmit all dem auf sich haben<br />

könnte,erfährtman sehr viel plausibler<br />

als in der Ausstellung aus einem<br />

literarischen Text. In seinem Roman<br />

„Lookalikes“ aus dem Jahr 2003<br />

wandelte der poptheoretisch bewanderte<br />

Schriftsteller Thomas<br />

Meinecke ebenfalls auf Hubert<br />

Fichtes Pfaden. Meinecke lässt<br />

darin Forschungsergebnisse der Literaturwissenschaftlerin<br />

Wiebke<br />

Kannengießer einfließen, die in Salvador<br />

de Bahia (wo sie am Goethe-<br />

Institut arbeitete) einen Text Fichtes<br />

mit der sich ihr darstellenden Wirklichkeit<br />

abgeglichen hat.<br />

Und während die quasi-wissenschaftliche<br />

Position Fichtes im Haus<br />

der Kulturen der Welt heroisiertund<br />

durch Assoziationsketten verklärt<br />

wird, wirft Kannengießer zumindest<br />

Fragen zur postmodernen Selbstinszenierung<br />

einer bisexuellen Figur<br />

desWeder-Noch auf. HubertFichtes<br />

Exotismus habe, so legt Wiebke<br />

Kannengießer nahe, etwas seltsam<br />

Prahlerisches gehabt.<br />

Liebeund Ethnologie. Die kolonialeDialektik<br />

der Empfindlichkeit(nach HubertFichte) bis zum<br />

6. Januar 2020 im Haus der Kulturen der Welt.<br />

John-Foster-Dulles-Allee 10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 21 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Feuilleton<br />

Passagen<br />

keimender<br />

Zuversicht<br />

„Ein deutsches Requiem“<br />

in der Philharmonie<br />

VonGerald Felber<br />

Die Blätter fallen von den Bäumen<br />

und die Zeit der Requiems<br />

beginnt. Doch das Rundfunk-Sinfonieorchester<br />

sowie die Chöre des<br />

Jungen Ensembles Berlin (Einstudierung:<br />

Vinzenz Weissenburger)<br />

und von„Cantus Domus“ –zusammen<br />

ein respektabler Klangblock<br />

vonrund 250 Mitwirkenden, der das<br />

Podium in der Philharmonie satt<br />

ausfüllte –beließen es am Sonntagnachmittag<br />

nicht dabei. Indem sie<br />

Johannes Brahms’ „Deutschem Requiem“<br />

zwei Psalm-Vertonungen<br />

von Heinrich Schütz voranstellten,<br />

verwiesen sie auf die Kontinuität des<br />

Humanistischen und Emphatischen<br />

bei diesen prägenden Gestalten der<br />

deutschen Musikgeschichte.<br />

Dass beide, trotz der fundamentalen<br />

stilistischen Wandlungen in<br />

den zwischen ihnen liegenden Jahrhunderten,<br />

auch musikalisch viel<br />

verbindet, wurde daran deutlich,<br />

wie erst Dirigent Ralf Sochaczewsky<br />

mit dem „Cantus Domus“-Ensemble<br />

bei Schütz und dannVladimir Jurowski<br />

im Requiem gleichermaßen<br />

die innig trostvolle, aber in ihren<br />

Ausdrucksformen oft herbe Rhetorikder<br />

Werkeunterstrichen.<br />

In den älteren Kompositionen<br />

wurde eine zupackend direkte,<br />

durchaus auch etwas blockige Gestaltung<br />

zusätzlich durch den Verzicht<br />

auf jede (mögliche und sonst<br />

meist auch praktizierte) instrumentale<br />

Unterstützung betont. Jurowski<br />

nahm diese Linie insofern auf, als<br />

auch er weniger auf lyrische Durchlichtung<br />

denn auf kraftvolle Fülle<br />

des Vokalklangs setzte –mit leuchtenden<br />

Sopranspitzen und besonders<br />

anrührend in Passagen keimender<br />

Zuversicht wie dem „Soseid<br />

nun geduldig“ des zweiten Abschnitts.<br />

Auf ins drächische Kummerland: Georgina Melville als Jim Knopf und Carsten Sabrowski als Lukas.<br />

Mit ungebremster Freude<br />

Die Komische Oper zeigt Michael Endes „Jim Knopf“ als Kinderoper von Elena Kats-Chernin<br />

VonClemens Haustein<br />

Das sollte man wohl im<br />

übertragenen Sinn verstehen:„Wir<br />

sind Heimat<br />

für alle, egal aus welchem<br />

Land man stammt!“ Denn<br />

gleichzeitig schickt König Alfons der<br />

Viertel-vor-Zwölfte, seines Zeichens<br />

Herrscher über den Inselstaat Lummerland,<br />

doch einViertel seiner vierköpfigen<br />

Untertanenschaft, den Lokomotivführer<br />

Lukas nämlich, von<br />

der Insel, weil der Platz eng zu werden<br />

droht. Er tut das verdruckst und<br />

peinlich berührt, aber Ausweisung<br />

bleibt Ausweisung: keine allzu<br />

schöne Sache. Etwas voll nimmt Alfons<br />

also den Mund mit seiner Parole<br />

vonder „Heimat für alle“, die ihm im<br />

Kindermusical „Jim Knopf und Lukas<br />

der Lokomotivführer“ – am<br />

Sonntag hatte es in der Komischen<br />

Oper Premiere –von Librettistin Susanne<br />

Felicitas Wolf in den Mund gelegt<br />

wird. Wohl mit politisch-pädagogischer<br />

Absicht.<br />

Besser also im übertragenen Sinn.<br />

Denn die Zahl derer, denen Michal<br />

Endes Buch und damit Lummerland<br />

als ironische,aber gar nicht so harmlose<br />

Kleinststaat-Erfindung zu einer<br />

literarischen Heimat wurde, dürfte<br />

riesig sein. Wassteckt nicht alles in<br />

diesem Buch, das auch noch den<br />

psychologisierenden Erwachsenen<br />

anrührt: ein Kind, das einst im Postpaket<br />

ankam und sich nun auf Identitätssuche<br />

begibt, ein Riese,der nur<br />

aus der Ferneriesig wirkt und kleiner<br />

wird, je näher man ihm kommt, ein<br />

Lehrer-Drache, der aus Frust über<br />

die eigene Boshaftigkeit nur immer<br />

boshafter wird und der von Jim und<br />

Lukas nicht getötet wird, wie das in<br />

früheren Mythen noch üblich war,<br />

sondern gefangengenommen und<br />

damit einem inneren Lernprozess<br />

übergeben: Am Ende wird sich der<br />

Drache Mahlzahn in den Drachen<br />

der Weisheit verwandeln.<br />

All das kommt auch in Susanne<br />

Felicitas Wolfs Libretto-Fassung vor<br />

und doch erscheint JimKnopfs Reise<br />

von Lummerland ins drächische<br />

Kummerland und wieder zurück<br />

(dann mit unterwegs eingefangenem<br />

Eiland als territorialer Erweiterung<br />

für die Heimatinsel) seltsam<br />

holzschnitthaft und zauberarm.<br />

Ganz klassisch folgt man hier dem<br />

Musical mit seiner Abfolge einzelner<br />

Nummern. Im gesprochenen Dialog<br />

schreitet die Handlung voran, zwischengeschobene<br />

Songs und Tanzeinlagen<br />

verzögern sie. Beides steht<br />

weitgehend unverbunden nebeneinander,<br />

recht stockend geht es dadurch<br />

voran. Das Reisetempo von<br />

Lokomotive Emma in allen Ehren,<br />

ein wenig flüssiger dürfte es schon<br />

gewesen sein.<br />

Die Dehnung, die die Erzählung<br />

damit erhält, versucht Elena Kats-<br />

Chernin mit einer munter-farbigen<br />

Musik zu gestalten. Tanzrhythmen<br />

herrschen vor, Kats-Chernin, die für<br />

die Komische Oper bereits die Musik<br />

für „Schneewittchen und die 77<br />

Zwerge“ schrieb, liefert eine poinitierte<br />

Musical-Instrumentation,<br />

auch Emma wird mit einem angemessen<br />

schrillen Pfeifen bedacht,<br />

das aus Clusterakkorden der Holzbläser<br />

tönt. Zwei famose Zwischenspiele<br />

komponierte Kats-Chernin:<br />

eines, das schwung- und machtvoll<br />

die Meerfahrt auf der seefest gemachten<br />

Lokomotive schildert, und<br />

eines für die Fahrt durchs „Tal der<br />

Dämmerung“ mit seinen bis zur Katastrophe<br />

sich verstärkenden Echos.<br />

Einen eigenen Jim-Knopf-Ton findet<br />

IMAGO IMAGES<br />

sie dabei nicht.Vielleicht würde man<br />

ihn auch nicht erwarten, hätte es<br />

nicht das kongeniale Titellied zur<br />

Marionetten-Fassung der Augsburger<br />

Puppenkiste gegeben:„Eine Insel<br />

und zwei Berge“.<br />

Ivo Hentschel am Dirigentenpult<br />

leitet das Orchester der Komischen<br />

Oper mit Schwung und ungebremster<br />

Freude an großer Lautstärke<br />

durch das Stück, Georgina Melville<br />

gibt den JimKnopf als unerschrockenen<br />

Klein-Siegfried mit zeitgemäßer<br />

Baseballkappe auf dem Kopf, mit<br />

Carsten Sabrowskis gemütlichem<br />

Lukas würde wohl jeder gerne auf<br />

Reisen gehen, Julia Domkes Ping<br />

Pong lässt Regisseur Christian von<br />

Götz an der Grenze zum Nervenverträglichen<br />

herumhüpfen und -quieken.<br />

Lukas Nolls Bühnenbild<br />

schließlich verbindet Ökonomie mit<br />

Witz. Krabben spielen dort Karten,<br />

Seepferdchen schnäbeln zärtlich<br />

miteinander und auf einer Acht fährt<br />

unermüdlich Emma.<br />

JimKnopf undLukas der Lokomotivführer<br />

nächste Vorstellungen:9., 14.,17. 11,jeweils<br />

11 Uhr,Komische Oper,Behrenstr.55–57,<br />

Karten unter 47 99 74 00<br />

NACHRICHTEN<br />

Zeitschriftenverleger<br />

fordernstaatliche Förderung<br />

Deutsche Zeitschriftenverleger fordernvom<br />

Bund finanzielle Hilfe bei<br />

der teurer gewordenen Postzustellung<br />

ihrer Magazine.„Angesichts<br />

dieser Situation fordernwir Regierung<br />

und Gesetzgeber auf, den Fortbestand<br />

einer wirtschaftlich verkraftbaren<br />

Postzustellung zu ermöglichen<br />

und dies möglichst auch<br />

werktäglich und zwar überall, flächendeckend“,<br />

sagte der Präsident<br />

des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger<br />

(VDZ), Rudolf Thiemann,<br />

am Montag bei einem Branchentreffen<br />

in Berlin. (dpa)<br />

Chinesische Staatsmedien<br />

fordernhärteres Vorgehen<br />

Nach erneuten gewaltsamen Protesten<br />

in Hongkong haben mehrerechinesische<br />

Staatsmedien eine „härtere<br />

Linie“ gegenüber der Demokratie-<br />

Bewegung in der chinesischen Sonderverwaltungszone<br />

gefordert. Die<br />

Hongkonger Strafverfolgungsbehörden<br />

müssten „die Meute so schnell<br />

wie möglich zur Rechenschaft ziehen“,<br />

schrieb die Staatszeitung Global<br />

Times am Montag. Demonstranten<br />

hatten am Sonnabend ein Büro<br />

der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur<br />

Xinhua beschädigt,<br />

was diese als „barbarischen Akt“ bezeichnete.Eine<br />

„härtereLinie zur<br />

Wiederherstellung der Ordnung“<br />

müsse die Antwortauf die „sich verstärkende<br />

Gewalt in Hongkong“<br />

sein, schrieb die englischsprachige<br />

<strong>Zeitung</strong> China Daily. (AFP)<br />

Reste der „Lindenstraße“<br />

kommen in Museen<br />

DieKüche vonMutter Beimer aus<br />

der „Lindenstraße“ kommt ins Museum.<br />

DasHaus der Geschichte in<br />

Bonn werdedie Küche und auch die<br />

Bushaltestelle Lindenstraße/Kastanienstraße<br />

aus der im Märzkommenden<br />

Jahres endenden ARD-Serie<br />

übernehmen, teilte der Westdeutsche<br />

Rundfunk am Montag mit.<br />

Auch für andereObjekte der Serie<br />

laufen demnach Gespräche mit Museen.<br />

So wolle die Deutsche Kinemathek<br />

in Berlin etwa die Speisekarten<br />

des „Akropolis“ sowie die Bademäntel<br />

vonMutter Beimer und Anna<br />

Ziegler übernehmen. (AFP)<br />

Der Bariton Matthias Goerne prägte das<br />

Konzert.<br />

MARCO BORGGREVE<br />

Die abgestufte Farbgestaltung in<br />

diesem bergenden, die Hörer auch<br />

in den leiseren Abschnitten gleichsam<br />

umhüllenden Klangstrom ging<br />

dann eher vom Orchester aus. Dessen<br />

körperliche Plastizität besonders<br />

in den rahmengebenden Randregistern–tiefes<br />

Blech und Orgel auf<br />

der einen, die hohen Holzbläser auf<br />

der anderen Seite –verlieh der Monumentalität<br />

des Ganzen gleichermaßen<br />

festen Halt wie atmosphärische<br />

Differenzierung.<br />

Für eine nachhaltige,höchst einprägsame<br />

Individualisierung innerhalb<br />

der gewaltigen Massenszenen<br />

sorgten die Bariton-Soli Matthias<br />

Goernes. Anders als seine Soprankollegin<br />

Maria Bengtsson, deren seraphisch<br />

lichtes Timbre sich weitab<br />

von allem weltlichen Getümmel<br />

entfaltete, hörte man bei Goerne einen<br />

innerlich zerrissenen Menschen<br />

im verzweifelten Zwiespalt<br />

zwischen Nihilismus und Glaubenshoffnung,<br />

der dann in der dunkel<br />

leuchtenden Vision des vorletzten<br />

Teiles quasi in seine geistliche Heimat<br />

zurückgefunden hat: eine Sehnsucht<br />

nach Sinn und Perspektive,<br />

die im übertragenen Sinne auch das<br />

ganze Konzert prägte und im komplett<br />

gefüllten Saal deutliche Resonanz<br />

fand.<br />

Kreide genascht<br />

Die 15. Folge von Bob Dylans offizieller Bootleg-Serie dokumentiert die Country-Phase des Musikers<br />

VonFrank Junghänel<br />

Der schönste Moment ist hier ein<br />

Studiospaß, der es damals nie<br />

und nimmer auf ein reguläres Album<br />

geschafft hätte.Nachdem der Song„I<br />

Still Miss Someone“ im Kasten war,<br />

haben sich Bob Dylan und Johnny<br />

Cash noch etwas Zeit genommen<br />

und gemeinsam ein Lied gesungen,<br />

zu dem es zwei verschiedene Texte<br />

gibt.„Don’t Think Twice,It’sAllright“,<br />

ein Dylan-Original, das vonCash zur<br />

selben Melodie als„UnderstandYour<br />

Man“ eingespielt wurde. Esist der<br />

17. Februar 1967, als zwei Welten der<br />

Popmusik, nein, nicht kollidieren,<br />

sondern in einem denkwürdigen<br />

Duett auf eine ebenso rührende wie<br />

linkische Weise zusammenfinden.<br />

Auf der einen Seite Johnny Cash,<br />

der unangefochtene Countrystar<br />

dieser Ära, der mit majestätischer Attitüde<br />

und seinem sonoren Bariton<br />

den Dylan-Text singt –und daneben<br />

etwas zappelig und giggelnd der<br />

größte Proteststar der Sechziger, der<br />

freilich die Protestierei und das<br />

Rockstarsein vor einer Weile schon<br />

zugunsten eines ausbalancierten Familienlebens<br />

in den Hügeln am<br />

Hudson aufgegeben hatte. Wie sich<br />

diese beiden Führungsfiguren der zu<br />

Bob Dylan (l.) und JohnnyCash am 1. Mai 1969 bei der Aufzeichnung zu einer TV-Show<br />

jener Zeit unversöhnlichen Kulturen<br />

von konservativer Countrymusic<br />

und revolutionärem Pop die Zeilen<br />

und Akkorde zuspielen, ist mehr als<br />

ein Spaß –esist eine Offenbarung<br />

vonFreiheit und Selbstbestimmung.<br />

Unddas auf beiden Seiten.<br />

Nach einem guten Jahr Ruhe und<br />

Rekonvaleszenz infolge eines Motorradunfalls<br />

war ein sichtlich erholter<br />

Dylan als Landmann mit Fusselbart<br />

in die Öffentlichkeit zurückgekehrt.<br />

Wieder Wolf im Märchen hatte er an<br />

der Kreide genascht und sang nun<br />

mit dem weichesten Timbre ever<br />

Liebeslieder und Countrysongs wie<br />

„I Threw It All Away“, „To BeAlone<br />

With You“, „Lay Lady Lay“ und „One<br />

More Night“ –versammelt auf den<br />

LPs „John Wesley Harding“ und<br />

„Nashville Skyline“, die in ihrer<br />

schlichten Instrumentierung dem<br />

psychedelischen Wahn des ausgehenden<br />

Jahrzehnts ein Konzept von<br />

innerer Ruhe und äußerem Frieden<br />

entgegenzusetzen suchten.<br />

Die Sessions zu den beiden in<br />

Nashville aufgenommenen Alben<br />

werden auf der ersten von drei<br />

CDs/LPsder 15. Ausgabe vonDylans<br />

Bootleg-Serie dokumentiert. Die<br />

Herausgeber beschränken sich auf<br />

das Wesentliche und bieten –anders<br />

als bei früheren Editionen dieser im<br />

Pop beispiellosen Archivreihe – in<br />

diesem Fall nur je eine alternative<br />

Version bekannter Songs an, man<br />

muss sich nicht durch den gesamten<br />

Schaffensprozess hindurchhhören.<br />

Den Kern des mit insgesamt 50<br />

Songs vergleichsweise moderat bemessenen<br />

Triplealbums bilden die<br />

Aufnahmen vom 18. Februar 1967,<br />

als sich Bob Dylan und Johnny Cash<br />

bei einer Studioprobe in Nashville an<br />

ein gemeinsames Album herantasteten,<br />

aus dem dann nichts wurde,<br />

dessen Warm-up jedoch in mehr<br />

oder minder guter Qualität seit einer<br />

Ewigkeit unter Sammlernkursiert.<br />

Nunendlich ist dieses tatsächlich<br />

einmalige Material mit Traditionals<br />

und Cash-Standards („Big River“) in<br />

einem adäquaten Sound zu hören.<br />

Als Zugabe gibt es die drei Songs,die<br />

Dylan zusammen mit Cash in dessen<br />

TV-Show vorgetragen hat, und einen<br />

Auftritt mit dem Bluegrass-Pionier<br />

Earl Scruggs.Danach war das Kapitel<br />

Nashville für BobDylan geschlossen.<br />

im Ryman Auditorium von Nashville SONY MUSIC<br />

TOP 10<br />

BobDylan(featuring JohnnyCash) –Travelin’<br />

Thru, 1967–1969 (Sony)<br />

Tucholsky-Preis für<br />

Hongkonger Publizist<br />

Derinhaftierte Hongkonger Buchhändler<br />

und Publizist GuiMinhai<br />

bekommt den diesjährigen Tucholsky-Preis<br />

der schwedischen Sektion<br />

des PEN-Clubs.Verliehen werdedie<br />

mit umgerechnet rund 14 000 Euro<br />

dotierte Auszeichnung am 15. November,teilte<br />

der Autorenverband<br />

am Montag mit. Einleerer Stuhl<br />

werdeGui Minhais Abwesenheit<br />

symbolisieren. DerinChina geborene<br />

Publizist ist einer vonfünf<br />

Buchhändlernaus Hongkong, die<br />

politisch heikle Bücher über China<br />

herausgegeben hatten, bis sie 2015<br />

verschwanden. Alle fünf tauchten in<br />

China auf. Bisauf GuiMinhai sind<br />

alle wieder auf freiem Fuß. (dpa)<br />

Sonntag,3.November<br />

1 Tatort ARD 12,63 34 %<br />

2 Tagesschau ARD 6,79 20 %<br />

3 Formel 1, Berichte RTL 4,19 12 %<br />

4 heute ZDF 4,01 14 %<br />

5 Terra X ZDF 3,89 12 %<br />

6 Rosamunde Pilcher ZDF 3,85 10 %<br />

7 heute-journal ZDF 3,81 12 %<br />

8 RTL aktuell RTL 3,75 13 %<br />

9 Anne Will ARD 3,62 13 %<br />

10 Berlin direkt ZDF 3,53 12 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · 5 . b is 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

20.00: Theater ohne Probe:ImSinne vonBrecht<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Der Plan vonder Abschaffung des Dunkels<br />

(Junges DT)<br />

Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.00: The Bassarids<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Außer sich<br />

20.00 Container:4.<strong>Berliner</strong> Herbstsalon: Futureland<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00 Saal B: Zeppelin<br />

20.30 Studio: März<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />

Scotty (Oranienstr.46)<br />

16.00: 4. <strong>Berliner</strong> Herbstsalon –DE-Heimatize it!:<br />

Atem (Mehtap Baydu)<br />

TAK–Theater Aufbau Kreuzberg (✆ 50 56 70 00)<br />

20.00: cellar andsecrets –insights (DINA13<br />

Tanzcompany)<br />

Tanzfabrik Wedding in den Uferstudios<br />

(✆ 20 05 92 70) 18.00 Studio 13: Open Spaces:<br />

The Morning Show(Celine &Renana)<br />

19.00 Studio 14: Open Spaces: Chora (Moritz Majce<br />

+Sandra Man)<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

20.00: Der Nazi &der Friseur<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Die 5glorreichen Sieben (Meret Becker,<br />

Anna Fischer,AnnaMateur,Andreja Schneider und<br />

Katharina Thalbach)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

20.00: Skandal im Spreebezirk<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.00 Salon: Aha? Egal (David Kebekus)<br />

LaLuz (✆ 45 08 92 30)<br />

19.30Theater-Restaurant: La Famiglia –Dinner-Komödie<br />

(Claudio Maniscalco, Pascale Camele,<br />

SantiagoZiesmer,Swinging Rossinis, Cara Ciutan<br />

u. a.)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Emmi &Willnowksy –Tour 19<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Der sprunghafte Dienstag –Vom Feinsten (Die<br />

Gorillas)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater Berlin (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Flieg Fisch, lies und gesunde! oder:Glück, wo<br />

ist Dein Stachel?! (Jochen Malmsheimer)<br />

KLASSIK<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Die UnerhörteMusik, Neue und zeitgenössische<br />

Musik des ausgehenden 20. und des 21.<br />

Jahrhunderts<br />

Französische Friedrichstadtkirche<br />

(✆ 20 64 99 22) 15.00: Gunter Kennel,30Minuten<br />

Orgelmusik, Orgelwerkeverschiedener Jahrhunderte<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl.Saal: Kammerorchester aus Studierenden<br />

der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Ltg.<br />

Wolfgang Redik (Violine), Musikforum Gendarmenmarkt,<br />

Mozart: Sonate für Klavier und Violine e-Moll;<br />

Schönberg: „Verklärte Nacht“ für Streichsextett op.<br />

4; Schubert: Streichquartett d-Moll „Der Todund das<br />

Mädchen“<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Cornelia Gartemann, Christophvon<br />

der Nahmer (Violine), Julia Gartemann (Viola),<br />

Martin Menking (Violoncello), Stefan Dohr,Sarah<br />

Willis (Horn), Lunchkonzert, Ludwig vanBeethoven:<br />

Streichquartett D-Durop. 18 Nr.3,Hornsextett Es-Dur<br />

op. 81b<br />

20.00: <strong>Berliner</strong> Oratorien-Chor,Singakademie<br />

Potsdam, Mitglieder des Nikolaichors Potsdam,<br />

Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt, Ltg.<br />

Thomas Hennig,Anton Bruckner:Ave Maria, drei<br />

Fassungen; Te Deum<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

19.15: Einführung (Alice Sara Ott)<br />

20.00: Alice Sara Ott (Klavier), Debussy: Suite<br />

bergamasque, Rêverie; Satie: Gnossienne Nr.1,<br />

Gymnopédie Nr.1,Gnossienne Nr.3;Chopin: Nocturne<br />

b-Moll op. 9Nr. 1, Nocturne Es-Dur op. 9Nr. 2,<br />

Ballade Nr.1g-Moll op. 23<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

19.30: Mitglieder des RIAS Kammerchors, Sheridan<br />

Ensemble, Ltg.RobertHollingworth (Cembalo),<br />

Barocktage2019, Monteverdi: Sinfonia, aus „Musiche<br />

de alcuni eccellentissimi Musici composte per la<br />

Maddalena“, „L’Orfeo“, Auszüge, „Lamento d’Arianna“<br />

aus „L’Arianna“; John Blow: Chöre aus „Venus and<br />

Adonis“; Vecchi: Drei Szenen aus „L’Amfiparnaso“;<br />

Purcell: „If love’s asweet passion“ aus „The Fairy<br />

Queen“, „The Sparrowand the Gentle Dove“aus<br />

„From HardyClimes and Dangerous Toils of War“<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

19.30: Angela Wingerath (Gesang), Antonis Anissegos<br />

(Piano), Lieder und Klavierwerkevon J. Brahms,<br />

G. Crumb,S.Barber,P.Hindemith, P. Glass sowie<br />

Improvisationen<br />

Villa Elisabeth (✆ 44 04 36 44)<br />

19.00: Oratorio –Mitsingkonzertder Sing-Akademie,<br />

Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />

9.45 Kinderbibliothek: Bücherbabys, Workshop (bis<br />

3J.). Anm. erf.<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Malala (ab 10 J.)<br />

10.30: Emil und die Detektive(ab 6bis 12 J.)<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

10.00: Socke, Mond undSterne, Materialtheater (ab<br />

2bis 5J.)<br />

Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (✆ 29 04 78 40)<br />

16.00: „Im Kiez zu Hause“ bei CABUWAZI Kreuzberg,<br />

Mitmachzirkus für die ganze Familie (ab 8J.)<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele in unser<br />

Leben traten, Videogames<br />

Das weite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Jorinde und Joringel (ab 4bis 12 J.)<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

11.00: Der kleine König Dezember (ab 6J.)<br />

FELD –Theater fürKinder und Erwachsene<br />

(✆ 54 08 69 48) 11.00: Die Paten, Turbo Pascal<br />

(ab 12 J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: 3kleine Schweinchen, Artisanen, Puppenspiel<br />

(ab 4J.)<br />

FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />

9.00: Der Krieg und ich –Kriegskinder 1939-1945,<br />

multimediale Familienausstellung (ab 10 J.)<br />

Buchpremiere<br />

Ai Weiweis<br />

Plädoyer für<br />

Menschlichkeit<br />

Laut UN befinden sich derzeit<br />

70,8 Millionen Menschen<br />

auf der Flucht, die<br />

größte Zahl aller Zeiten“,<br />

schreibt Ai Weiwei in seinem<br />

neuen Buch „Manifest ohne<br />

Grenzen“ (Kursbuch Edition).<br />

Für den 62-jährigen Konzeptkünstler<br />

und Bildhauer ist<br />

Flucht auch ein persönliches<br />

Thema. Als Sohn eines chinesischen<br />

Dissidenten wuchs er<br />

im Exil auf und wurde, als er<br />

schließlich nach China zog,<br />

festgenommen und lange an<br />

der Ausreise gehindert. In<br />

„Manifest ohne Grenzen“ ruft<br />

er zu mehr Menschlichkeit im<br />

Umgang mit Fliehenden und<br />

Geflohenen auf. „Flüchtling<br />

sein ist eine anthropologische<br />

Grundkonstante. Esist bewiesen,<br />

dass es keine einzige entwickelte<br />

Gesellschaft gibt, die<br />

sich nie bewegen musste oder<br />

die nicht als Resultat eines<br />

Fortziehens und Ankommens<br />

entstanden wäre.“ PetraKohse<br />

Ai Weiwei:Manifestohne Grenzen<br />

19 Uhr,Palais in der Kulturbrauerei,<br />

Schönhauser Allee 36<br />

Gewinnbringende<br />

Zentralinformationen<br />

Diese Woche beschert eine Gebrauchsanleitung<br />

zum Pop, ein norwegisches Label, das sie verstanden hat<br />

und Punks, die sie ignorieren<br />

Marisha Dabice, Sängerin und Gitarristin der Neo-Punks Mannequin Pussy.<br />

Was Sie schon immer<br />

über Pop wissen wollten,<br />

aber nie zu fragen<br />

wagten, beantwortet<br />

Rolling Stone-Redakteur Maik Brüggemeyer<br />

in seinem neuen Buch<br />

„Pop“ (Penguin Verlag). Es trägt den<br />

Untertitel „Eine Gebrauchsanweisung“.<br />

Die kann man brauchen, so<br />

Brüggemeyer, weil Pop nicht nur<br />

Musik ist, sondern ein Bedeutungszusammenhang,<br />

der sich um ein<br />

(hier vorwiegend musikalisches)<br />

„Produkt der Unterhaltungsindustrie“<br />

herum entfaltet:„Aus kulturellen<br />

Zeichen und versteckten Codes,<br />

Praktiken und Strategien, Outfits,<br />

Haltungen und Geschichten.“ Brüggemeyer<br />

entwirft dabei keine umfassende<br />

Pop-Theorie, er beleuchtet<br />

vielmehr auf leichthändige, flinke<br />

und immer auch selbstbiografisch<br />

erhellte Weise, wie viel und welche<br />

verschiedenen Geschichten, kulturellen<br />

und sozialen Entwicklungen<br />

hinter Begriff und Praxis stehen.<br />

Als Vorbild hat er sich lustigerweise<br />

das kleine Vademecum „Sprechen<br />

wir über Musik“ des 2017 verstorbenen<br />

Musikkritikers Joachim<br />

Kaiser genommen; wie dieser nimmt<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt Maik Brüggemeyers Popbuch<br />

samt Lesung,dazu den Jubiläumsabend<br />

des norwegischen Labels Hubro. Und die<br />

Neo-Punks Mannequin Pussy sowie den<br />

Ur-Rapper Kurtis Blow.<br />

auch Brüggemeyer Leser-oder sonstige<br />

Fragen zum Anlass, inknappen<br />

Kapiteln die großen Fragen der Popmenschheit<br />

anzugehen. Ob das<br />

Motto Sex, Drugs, and Rock’n’Roll<br />

denn noch zeitgemäß sei, fragt er<br />

zum Beispiel (Antwort: Nein, eher<br />

„Queer, Quasi & Connected“), ob<br />

Reggae denn auch ohne Kiffen gehe<br />

(Ja, wenn er gut ist) und: „Lebt Elvis<br />

wirklich noch?“ (ich will nicht spoilern).<br />

Naturgemäß geht es auch um<br />

beste Alben der Welt, die Bedeutung<br />

deutscher Musik, die Weltherrschaft<br />

des HipHop und die jüngste feministische<br />

Revolution im Pop. Sowie,<br />

auch wichtig, den „Fluch des Robert<br />

Wilson“, die Zukunft des Popstars<br />

und die Sinnhaftigkeit von musikjournalistischen<br />

Existenzen wie ihm<br />

und mir (Ergebnis: relativ sinnhaft).<br />

Er kommt dabei tief aus der Geschichte,<br />

vom Rock’n’Roll, vom<br />

Songwriter,von der Band (klar:„Beatles<br />

oder Stones?“ wirdauch verhandelt).<br />

Aber er zieht sehr lässig die Fäden<br />

von den Urszenen zur digitalen<br />

Gegenwartdes Streamings und Samplens.<br />

ImPlauderton und anekdotisch<br />

statt apodiktisch gibt es dabei<br />

auch für fortgeschrittene Benutzer<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.30, 17.15; Ballett aus dem Royal<br />

Opera House London: Concerto /Enigma-Variationen<br />

/ Raimonda 20.15<br />

Cinema Paris (✆ 881 3119) Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen 14.50, 17.40, 20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Parasite 14.00,<br />

17.00; Ballett aus dem Royal Opera House London:<br />

Concerto /Enigma-Variationen /Raimonda 20.15<br />

Delphi LUX (✆ 322 931040) Parasite (OmU)<br />

15.00, 18.00, 21.00; Parasite 20.00; Parasite<br />

(OmenglU) 21.30; Das perfekte Geheimnis 14.30,<br />

17.15, 20.00; Verteidiger des Glaubens 15.00;<br />

Der Glanz der Unsichtbaren 17.15; Systemsprenger<br />

13.50, 18.50; Das Kapital im 21. Jahrhundert<br />

16.30; Deutschstunde 14.00, 16.45; Joker (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Joker (OF) 19.45, 21.20; M.<br />

C. Escher: Reise in die Unendlichkeit 14.15; Lieber<br />

Antoine als gar keinen Ärger 16.15; Downton Abbey<br />

(OmU) 18.40<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53)Ich warnoch niemals<br />

in New York 17.30; Deutschstunde 20.00; Born in<br />

Evin –Alles über Evin 17.45; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 98 66) Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.45,20.30; Shaun das Schaf: UFO-Alarm<br />

15.40; Zoros Solo 15.15,20.00;After the Wedding<br />

17.20; Ich war noch niemals in New York 14.30,<br />

17.15,20.00; Invisible Sue 15.15; Nurejew 17.20,<br />

20.00<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 16.45; Joker 20.00, 23.00; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45; Joker<br />

17.40; Das perfekte Geheimnis 20.30, 23.15; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 17.15; Hauptrolle<br />

Berlin: Die Architekten 20.00; Joker (OF) 22.40;<br />

Ich war noch niemals in New York 14.30; Joker<br />

(OF) 17.30; Terminator –Dark Fate 20.20, 23.15;<br />

Die Addams Family 14.30; Terminator –Dark Fate<br />

16.30; Maleficent: Mächte der Finsternis 20.10;<br />

Gemini Man 22.50; Ich war noch niemals in New<br />

York 15.30, 18.30; Das perfekte Geheimnis 21.30<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Nurejew<br />

(OmU) 11.00; Datsche 13.15; The Dead Don‘t Die<br />

(OmU) 14.45; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 16.30;<br />

Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles (OmU)<br />

18.00; Systemsprenger (DFmenglU) 19.45; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 21.50; Paranza:<br />

Der Clan der Kinder –Laparanza dei bambini<br />

(OmU) 11.00;<br />

Memory Games (OmU) 12.45; Cleo (OmenglU)<br />

14.15; Djon Africa (OmU) 15.50; Deutschstunde<br />

17.30;BorninEvin(OmU) 19.40; Halloween Haunt<br />

(OF) 21.20; Midsommar (OmU) 22.50; Skin (OmU)<br />

11.00; Nurejew (OmU) 13.00; M.C.Escher: Reise<br />

in die Unendlichkeit –Escher: Het oneindige zoeken<br />

–Journey Into Infinity (OmU) 15.20; Invisible Sue<br />

16.45; Joker (OmU) 18.15,20.20; Joker 22.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Das Kapital im<br />

21.Jahrhundert–Capital in the Twenty-FirstCentury<br />

(OmU) 14.00; Und der Zukunft zugewandt 16.00;<br />

Systemsprenger 18.00; Parasite (OmU) 20.15; Gelobt<br />

sei Gott –Grace aDieu (OmU) 22.45; Congo<br />

Calling (OmU) 14.00; Über Grenzen –Der Film einer<br />

langen Reise 15.45; Verteidiger des Glaubens<br />

18.00; Frau Stern 19.45; Lebe schon lange hier<br />

21.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Ich war noch niemals<br />

inNew York 13.45, 16.15; Das perfekte Geheimnis13.45,16.30,<br />

17.00, 19.10, 19.30, 20.00;<br />

Angry Birds 2 13.45, 16.45; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 14.00; Terminator –Dark Fate 14.10,<br />

17.10, 20.00; Joker 14.10, 16.30, 20.15, 20.30,<br />

20.45; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

14.15, 17.30; Dora und die goldene Stadt 14.30,<br />

17.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45;<br />

Gemini Man 14.45, 19.30; Dem Horizont sonah<br />

14.45, 17.45; Invisible Sue 15.00; Everest 15.00;<br />

Die Addams Family 15.00; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis (OF) 16.15; Spider-Man: Far From Home<br />

17.30; 3D: Die Addams Family 17.30; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.40, 20.45; Downton<br />

Abbey 17.45; Joker (OF) 19.15; Halloween Haunt<br />

19.45; Ballett aus dem Royal Opera House London:<br />

Concerto /Enigma-Variationen /Raimonda 20.15;<br />

Scary Stories toTell in the Dark 20.45<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.00; Joker (OmU) 20.20, 22.40; Weitermachen<br />

Sanssouci (OmenglU) 18.00; Easy Love<br />

(OmenglU) 19.45; Bonnie &Bonnie (OmU) 21.30<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.40, 16.50; Dora und<br />

die goldene Stadt 13.45; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 13.45; Angry Birds 213.50; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Die Addams<br />

Family 14.10, 17.10; Everest14.20;Terminator<br />

–Dark Fate 16.20, 19.45; Joker 16.30, 19.30;<br />

Downton Abbey16.30; Ich warnochniemals in New<br />

York 16.40,19.40; 7. Kogustaki Mucize –Das Wunder<br />

in Zelle Sieben (OmU) 19.20; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 19.50; Scary Stories toTell<br />

in the Dark 20.10<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81)Eine ganz heißeNummer<br />

2.0 14.00; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 16.00;<br />

Downton Abbey 17.45; Deutschstunde 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.15, 17.20, 20.10; Dora und die<br />

goldene Stadt 14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.30, 17.40, 20.20; Angry Birds 214.30;<br />

Ich war noch niemals in New York 14.40, 16.50,<br />

19.40; Everest 14.45; Invisible Sue 14.50; Die Addams<br />

Family 15.00, 17.30; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 15.10; Der König der Löwen 16.45;<br />

Terminator –Dark Fate 17.00, 20.00; Scary Stories<br />

to Tell in the Dark 17.10, 19.50; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.15, 19.30; Joker 17.15,<br />

20.00; Gemini Man 19.45; Halloween Haunt 19.50<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Joker (OmU) 16.45,<br />

19.30,22.15; B Once Upon aTime in...Hollywood<br />

(OmU) 17.20, 20.40<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmU) 18.00,20.30;Parasite (OmU) 18.30,<br />

21.00<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Invisible Sue 14.45;<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 17.00; Iuventa:<br />

Seenotrettung – Ein Akt der Menschlichkeit<br />

19.00; Systemsprenger 21.45; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

10.00;InvisibleSue 12.00;Mein<br />

Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo! 14.15;<br />

Systemsprenger 16.30, 19.15; Pornfilmfestival:<br />

Die traurigen Mädchen aus den Bergen (OmenglU)<br />

22.00;BenjaminBlümchen10.00; Systemsprenger<br />

12.15;Porträt einer jungen Frau in Flammen15.00;<br />

Porträteiner jungen Frau in Flammen–Portrait de la<br />

jeune fille en feu (OmU) 17.45, 20.30<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Deutschstunde 16.00;<br />

Systemsprenger 18.15; Parasite (OmU) 20.30;<br />

Scary Stories to Tell in the Dark (OmU) 22.45; M.<br />

C. Escher: Reise in die Unendlichkeit – Escher:<br />

Het oneindige zoeken –Journey Into Infinity (OmU)<br />

16.00; Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles<br />

(OmU) 17.30; Scary Stories to Tell in the Dark<br />

(OmU) 19.30; Joker (OmU) 21.30; Kinobar im<br />

Sputnik Bonnie &Bonnie (OmenglU) 18.30; Filmclub<br />

(OmU) 20.30<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Parasite 14.20, 17.10,<br />

20.00; New Der Glanz der Unsichtbaren 16.00,<br />

20.50; Systemsprenger 18.15<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 5389590) DieAddamsFamily<br />

14.00, 16.00, 18.00; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

14.00, 16.00; 3D: Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 14.45, 17.45; Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.30, 20.15; Invisible Sue 15.15,<br />

18.00; Terminator –Dark Fate 17.30, 20.30; Zwingli<br />

–Der Reformator 20.00; Ich war noch niemals in<br />

NewYork 20.15; Joker 20.30<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Lino: Ein voll<br />

verkatertes Abenteuer 13.00; Lieber Antoine als gar<br />

keinen Ärger 13.00,17.45; Immer und ewig 13.00,<br />

20.15; Ich war noch niemals inNew York 15.00,<br />

20.15; 3D:GeminiMan 15.15; Dora und diegoldene<br />

Stadt 15.30; Dem Horizont sonah 17.45; Das<br />

perfekte Geheimnis 17.45, 20.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.00; Joker 14.00,<br />

17.00, 20.00; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />

17.00, 20.00; Everest 14.15; Invisible Sue 14.30;<br />

Die Addams Family 14.30; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.30; Angry Birds 214.30; Terminator<br />

–Dark Fate 16.45, 19.45; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 16.45, 19.40; Ich war noch<br />

niemals inNew York 16.45; Dem Horizont so nah<br />

16.45; 3D: Die Addams Family 17.00; Dora und<br />

die goldene Stadt 17.15;Gemini Man19.45; Scary<br />

Stories toTell in the Dark 20.00; Ballett aus dem<br />

Royal Opera House London: Concerto /Enigma-Variationen<br />

/Raimonda 20.15; Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

17.00; Betongold –Wie die Finanzkrise<br />

in mein Wohnzimmer kam (m. Gast u. Gespräch)<br />

19.00; Zwingli –Der Reformator 21.00; DasKapital<br />

im 21.Jahrhundert–Capital in the Twenty-First Century<br />

(OmU) 17.45; Ein Licht zwischen den Wolken<br />

–Streha mes reve (OmU) 19.45; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 21.30<br />

Babylon (✆ 242 5969) Korea Independent: I-tami<br />

Jun-ui Ba-da –The Sea ofItami Jun (OmenglU)<br />

17.15; Salmas Geheimnis –Dia de muertos<br />

(OmU) 18.00; Alpgeister –Mythen und Mysterien<br />

der Bayerischen Alpen 18.00; Grenzgebiet (OmenglU)<br />

19.30; Korea Independent: Uri Jigeum Manna<br />

–Let Us Meet Now(OmenglU) 20.00;Gundermann<br />

21.45; Downton Abbey (OmU) 21.45; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 22.00<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Kinderfilm<br />

des Monats: Unheimlich perfekte Freunde<br />

10.00; Joker (OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00,<br />

22.45; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 13.15;<br />

Invisible Sue 15.00; Cleo (OmenglU) 18.30; Joker<br />

(OmU) 21.15<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) Die Addams<br />

Family 11.00, 13.20, 18.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 11.00, 14.00, 17.00, 20.00, 23.00;<br />

Shaun das Schaf: UFO-Alarm 11.10, 15.40; Der<br />

König der Löwen 11.10; Angry Birds 211.15; Everest<br />

11.20, 13.50; Dora und die goldene Stadt<br />

11.40, 14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

11.45, 13.45, 16.45; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

11.50, 14.00; Joker 13.30, 16.30,<br />

19.30, 23.10; Ich war noch niemals in New York<br />

14.10, 16.20, 19.30; Terminator–Dark Fate 14.45,<br />

17.00, 19.45, 22.45; AdAstra –Zuden Sternen<br />

16.20; Downton Abbey 17.20; Scary Stories toTell<br />

in the Dark 17.45, 20.30, 23.15; Joker (OF) 19.30;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 20.10; Halloween<br />

Haunt 20.20, 22.50; Dem Horizont so nah<br />

20.20; EsII22.30; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

22.40; 7.Kogustaki Mucize –Das Wunder in<br />

Zelle Sieben (OmU) 23.10; Rambo 5: Last Blood<br />

23.15<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Berlin Babylon<br />

(DFmenglU)14.15; Nurejew(OmU) 16.15; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 19.00; Joker (OmU) 21.30;<br />

Weitermachen Sanssouci (DFmenglU) 15.00,<br />

22.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu(OmU)17.00, 19.30;M.<br />

C. Escher: Reise in die Unendlichkeit (OmU) 15.00;<br />

Brittany Runs aMarathon (OmU) 17.00; Parasite<br />

(OmU) 19.15, 22.00; Deutschstunde 14.30; Joker<br />

(OmU) 17.00, 19.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 22.15; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

–Les invisibles (OmU) 14.00; Parasite (OmenglU)<br />

16.15; Food Coop (OmU; m.Gästen u. Gespräch)<br />

20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Invasion 1897<br />

(OmenglU) 19.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 11.00, 14.20; Joker<br />

14.05, 17.10, 19.30; Das perfekte Geheimnis<br />

14.15, 17.00, 19.45; Die Addams Family 14.20;<br />

Angry Birds 214.20; Invisible Sue 14.30; Everest<br />

14.30; Dora und die goldene Stadt 14.30, 17.00;<br />

Bayala –Das magische Elfenabenteuer 14.50; 7.<br />

Kogustaki Mucize –Das Wunder in Zelle Sieben<br />

(OmU) 16.40,19.45;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 16.55,<br />

20.10; Gemini Man 17.00; Cinayet Süsü 17.00,<br />

19.50; Terminator –Dark Fate 17.05, 19.50; 3D:<br />

DieAddams Family 17.10; Halloween Haunt 19.40;<br />

Joker (OF) 20.00; Scary Stories toTell in the Dark<br />

20.05<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Systemsprenger 10.00,<br />

16.50; Joker(OmU) 12.15,21.30;Diego Maradona<br />

(OmenglU) 14.30; Parasite (OmenglU) 19.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Porträt einer jungen<br />

Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille enfeu<br />

(OmU) 16.20; Joker (OF) 19.00; Parasite (OmenglU)<br />

21.45<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Joker (OmU) 17.15,<br />

20.00, 21.20; Sneak Preview 22.30; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.30, 17.15, 20.00, 22.40; Systemsprenger<br />

14.30, 18.40<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite (OmenglU)<br />

17.30, 20.30; Joker (OF) 17.00, 19.45, 22.30;<br />

Porträt einer jungen Frau in Flammen–Portraitdela<br />

jeune fille enfeu (OmenglU) 16.40, 19.20, 22.00;<br />

M. C. Escher: Reise indie Unendlichkeit –Escher:<br />

Het oneindige zoeken –Journey Into Infinity (OF)<br />

16.40; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 18.40, 21.20;<br />

Parasite (OmU) 16.10, 19.00, 21.50<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Dora und die goldene Stadt 14.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Dem Horizont so<br />

nah 14.15; Die Addams Family 14.25; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.30; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 15.00; Terminator –Dark Fate<br />

16.30, 19.30; Joker 16.50, 19.40; Ich war noch<br />

niemals inNew York 17.10, 19.50; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.15, 20.15; 3D: Die Addams<br />

Family 17.30; Ballett aus dem Royal Opera<br />

House London: Concerto /Enigma-Variationen /<br />

Raimonda 20.15<br />

Wolf (✆ 921 039333) Baby Wolfgang präsentiert:<br />

Parasite (OmU) 11.00; Die Insel der hungrigen<br />

Geister –Island of the Hungry Ghosts (OmU)<br />

12.10; Djon Africa (OmU) 14.00; Weitermachen<br />

Sanssouci (OmenglU) 14.20; Der kleine Maulwurf<br />

(1963-1975) 16.00; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en<br />

feu (OmU) 16.10, 21.00;Tonari noTotoro –Mein<br />

Nachbar Totoro 17.20; Campo (OmU; m. Gast u.<br />

Gespräch) 19.00; Bait (OmU) 19.10; Parasite<br />

(OmU) 21.30


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · 5 . b is 5. November 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

viel Zentralinformatives und gewinnbringend<br />

Seitdiskursives bis zu<br />

ein paar Bastian-Sick-artigen Verwerfungen<br />

des Kritikerjargons:<br />

„Frontmann/Frontfrau“, „Scheibe“<br />

oder „Kult“, aber auch „wundervoll,<br />

fabelhaft, toll, brillant“ gehen gar<br />

nicht. Da muss ich sein Buch eben<br />

hübsch und unterhaltsam finden.<br />

Ziemlich brillant erscheint mir<br />

wiederum die Arbeit des norwegischen<br />

Hubro-Labels. Eshat in den<br />

zehn Jahren seit Gründung ein eigenes<br />

Profil, wenn nicht gar eine eigene<br />

Ästhetik gefunden, die neben<br />

jenen der norwegischen ECM-Jazzer<br />

und der Elektrofusion des experimentellen<br />

Rune Grammophon bestehen<br />

kann. Wie diese lässt sie sich<br />

nicht von Genres fassen, aber grob<br />

handelt es sich um Verbindungen<br />

von(norwegischen) Folktraditionen,<br />

Jazz und elektronischer, auch rockbeeinflusster<br />

Musik auf der Basis von<br />

Improvisation ebenso wie Komposition.<br />

Aberanders als in diesem freien<br />

Bereich oft üblich, fügen die Bands<br />

ihre ausufernden Klangmalereien<br />

per Edit zu strukturell und melodisch<br />

leichter zu erschließenden<br />

Songs zusammen.<br />

POP<br />

Maik Brüggemeyer: Lesung am 5. 11.,<br />

19.30 Uhr,Maschinenhaus/Kulturfabrik,<br />

Schönhauser Allee 36<br />

10 Jahre Hubro: 5. 11., 19 Uhr,Austerclub,Pücklerstr.34<br />

Mannequin Pussy: 6. 11., 20 Uhr,Berghain<br />

Kantine, Am Wriezener Bahnhof<br />

Kurtis Blow: 10. 11., 20 Uhr,Humboldthain<br />

Club,Hochstr.46<br />

JOSH BRASTED/WIREIMAGE<br />

Zum Katalog gehören auch sehr<br />

zeitgenössische Kompositionen,<br />

aber meist hörtman kleinereFusionkapellen<br />

wie die Trios, die das Label<br />

für die Jubiläumstour zusammengestellt<br />

hat: Bushman’sRevenge kommen<br />

eher vonProgrock, spielen aber<br />

mit Ambient, Blues, Noise verschiedenster<br />

Herkunft. Humor haben sie<br />

auch, ihr aktuelles Album heißt auf<br />

deutsch „Die Oberschicht verhöhnen“;<br />

Erlend Apneseth hat Folkgeige<br />

studiert, baut dies aber elegant in<br />

zeitgenössisches Kompositionstreiben<br />

ein; Building Instrument ist ein<br />

Vokaltrio, das einen vagen Gothfolk-<br />

Ansatz mit ordentlich Elektronik<br />

ätherisiertund proggig ausdehnt.<br />

Zwei kurze Hinweise. Einen auf<br />

die melodisch fragilen wie ins Gesicht-springend<br />

unübersichtlichen<br />

Neo-Punks Mannequin Pussy (Vorsicht<br />

beim Googlen!) um Frontfrau,<br />

also Sängerin und Gitarristin, Marisa<br />

Dabice.Ihr fabelhaftes drittes Album<br />

heißt „Patience“, aber Geduld klingt<br />

hier recht kontrafaktisch. Denanderen<br />

auf Kurtis Blow, einen der allerersten<br />

Rapper, der 1980 mit „The<br />

Breaks“ einen der langlebigsten Rap-<br />

Klassiker geschaffen hat. Toll.<br />

Pop<br />

Stylisch<br />

in den<br />

Konflikt<br />

Popkarrieren handeln immer<br />

auch vonAufstieg und<br />

Fall –und in der Luxus-Edition<br />

auch von Zerfall. Die Bandgeschichte<br />

der Libertines hat<br />

über einen beträchtlichen<br />

Zeitraum vonEskapaden ihres<br />

auf Verausgabung versessenen<br />

Sängers Pete Doherty gezehrt.<br />

Aber so aufreizend exzessiv er<br />

dabei auch mit dem eigenen<br />

Körper umzugehen schien,<br />

verblüffte Doherty bei aller<br />

Neigung zur Selbstzerstörung<br />

immer wieder mit der geballten<br />

Konzentration von Talent<br />

und künstlerischem Ausdruckswillen.<br />

Wenn junge<br />

Leute – etwa in dem Stück<br />

„Time for Heroes“– zu besingen<br />

waren, dann fiel den Libertines,<br />

von denen vor allem<br />

noch Gitarrist Carl Barât hervorzuheben<br />

ist, auf, wie stylisch<br />

es bei den „riots“ zuging.<br />

Nach Niedergang und Band-<br />

Auflösung haben die Libertines<br />

nun wieder neues Material<br />

einstudiert. HarryNutt<br />

TheLibertines 19.30Uhr Columbiahalle,<br />

Columbiadamm 13–21<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 53 69 51 50)<br />

10.00: Wundersame Wurzelwelten, Theater Rafael<br />

Zwischenraum &Tineola Theater,Multimediales<br />

Figurentheater (ab 3J.)<br />

Fliegendes Theater (✆ 692 21 00)<br />

10.30: Matti Patti Bu, Fliegendes Theater,Schattentheater<br />

(ab 3bis 6J.)<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00, 18.00: Maximilian Pfeiferling,Gastspiel<br />

Fritz-Kirchhoff-Schauspielschule Berlin (ab 5J.)<br />

Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />

10.30: Die Eichhörnchen Story, TheaterJaro, Puppenund<br />

Schauspiel (ab3bis 8J.)<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

9.30, 11.00: DieGeschichte vomheiligen Martin<br />

(ab 4J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Kasper unddas Krokodil vomNil<br />

Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />

10.00: Der gestiefelte Kater,Spannendes Märchenpuppenspiel<br />

(ab 4J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Schlaf jetzt, Willi!, Theater Vagabunt, Puppenspiel<br />

(ab 3J.)<br />

Theater Lichterfelde (✆ 84 31 46 46)<br />

10.00: Das ist Anton Daumesdick, Kobalt Figurentheater<br />

(ab 2bis 7J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Backfabrik (✆ 44 03 16 11)<br />

20.00 Clinker Lounge: Hinfallen ist keine Schande,<br />

nur Liegenbleiben, Muriel Baumeister,Buchpräsentation<br />

mit Muriel Baumeister &Annabelle Mandeng<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

19.00: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg: „Ultimatum<br />

–Der Preis des Lebens“, Bernhard Kreutner<br />

und Christianvon Ditfurth, Polit-Thriller-Abend,<br />

Moderiertvon Diana Ebert<br />

Buchhandlung Braun &Hassenpflug<br />

(✆ 802 93 04) 20.00: DreiKilometer,Nadine<br />

Schneider,Lesung und Gespräch<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

20.30: Altenbourggesehen, mit Ilse Zilch-Döpke,<br />

Ausstellungseröffnung und Lesung<br />

Deutsches Spionagemuseum (✆ 398 20 04 51)<br />

19.00: Die Wende –Ein Spionageroman zum Mauerfall,<br />

ThedyVan Goy<br />

Dorotheenstädtische Buchhandlung Moabit<br />

(✆ 394 30 47) 20.00: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg:<br />

„ImWald wirst du schweigen“, Unni<br />

Lindell, Norwegen Special, Moderation: Bernhard<br />

Robben. Anm. erf.<br />

exploratorium berlin (✆ 84 72 10 52)<br />

18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur, Lesung und<br />

Diskussion mit Reinhard Gagel. Anm.erf.<br />

Haus für Poesie (✆ 48 52 45 -0)<br />

19.30: Hier sein. VomAnkommen, Schreiben und<br />

Verlegen, Widad Nabi, Madjid Mohit, Joachim von<br />

Zepelin, Aref Hamza, SherkoFatah<br />

Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />

18.00: LEA Leseklub<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

19.30: Pop–eine Gebrauchsanweisung,Maik Brüggemeyer,<br />

Mod: Birgit Fuß (Rolling Stone)<br />

Kulturbrauerei/Palais (✆ 405 04 73 10)<br />

19.00: Ai Weiwei „Manifest ohneGrenzen“, Buchvorstellung<br />

&moderiertes Gespräch mit Ai Weiwei,<br />

Markus Löning,Moderation: Gisela Mahlmann<br />

.Anm. erf.<br />

Kulturhaus Karlshorst (✆ 475 94 06 10)<br />

19.00: Buchpremieren: „Lenin –Hitler –Ulbricht.<br />

VonHunde-, Wander- und anderen Führern“ und<br />

„Winterblues“, Dr.Lutz Saltner,Dr. Heidrun Fritzsche,<br />

Lesungen, Mod.: Dr.Martin A. Völker<br />

Landesvertretung Sachsen-Anhalt (✆ 24 34 58 -0)<br />

19.00: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg: „Im<br />

Schatten der Hexen“, Kathrin R. Hotowetz. Anm. erf.<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

20.00: Über die Lippen,AlbertOstermaier,Buchvorstellung,Lesung<br />

und Gespräch mit AlbertOstermaier<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Wolfszeit. Deutschland und die Deutschen<br />

1945 -1955, Harald Jähner,Buchvorstellung und<br />

Gespräch Mod.: Erhard Schütz<br />

Paasburg’sWeinAusLeidenschaft (✆ -61 10 18 38)<br />

19.00: 10. Krimimarathon Berlin-Brandenburg:<br />

„Hinterhalt“, Øistein Borge, Norwegen Special, Mod.:<br />

Patricia Holland Moritz<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: LSD–Liebe Statt Drogen<br />

Tucholsky-Buchhandlung (✆ 27 57 76 63)<br />

19.30: Buchpremiere: „Das Licht vergangener Tage“,<br />

Nicoletta Kiss<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.15: Schutzzone, Nora Bossong,Lesung und<br />

Gespräch, Moderation: Britta Gansebohm<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: Elias Stemeseder (Solo-Piano), Aly Keita&<br />

The Magic Balafon, JAB105 –Jazz aus Berlin<br />

Aufsturz (✆ 28 04 74 07)<br />

20.00: Aufsturz Jam –Freebop /NoStandards, Ltg.<br />

Willi Kellers, Jazzkeller 69<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Reggie Moore Jazz Trio, Cookin’ with Jazz<br />

Cafe Tasso (✆ 48 62 47 08)<br />

20.00: Subsystem<br />

Columbiahalle (✆ 69 81 75 86)<br />

19.30: The Libertines, Gabi Garbutt &The Illuminates,<br />

The DSM IV,Purest<br />

Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />

20.00: P.O.D, Alien Ant Farm,special guest:Dead<br />

Girls Academy<br />

Gethsemanekirche (✆ 44 71 55 68)<br />

20.00: Patti Smith &TonyShanahan<br />

Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />

20.00: Alyona Alyona, support: Yetundey&Stella<br />

Zekri<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

20.00: Songslam –Der Sängerwettstreit im Heimathafen<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

20.00: Why? +World Brain<br />

Metropol (Nollendorfpl. 5)<br />

20.00: Blood Red Shoes, Queen Kwong<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: TheBlue Stones<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

20.00: Frank Carter &The Rattlesnakes, Kid Kapichi<br />

VertiMusic Hall (✆ 20 60 70 88 11)<br />

20.00: Celtic Women, Ancient Land<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.00: The Zig ZagJazzed Up Jam Session,host: Uri<br />

Gincel<br />

Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />

19.30: Alittle Soiree<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Endless Lable Night, Luca Olivotto,Akali Akali<br />

SuicideClub (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

23.00 Roter Salon: Interfilm 35 –Festival Opening Party<br />

BALLROOM<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00 Spiegelsaal: Argentinischer Tango, Gaia,<br />

Leandro<br />

KINO<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Systemsprenger<br />

15.00; Parasite 17.40, 20.30; Everest<br />

15.00; Ich war noch niemals in New York 17.15,<br />

20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Das perfekte<br />

Geheimnis 15.30, 17.45, 20.30; Parasite<br />

14.20, 17.10, 20.00; Parasite (OmU) 20.50; Systemsprenger<br />

14.40, 18.10; Joker (OmU) 18.00,<br />

20.45; Porträt einerjungen Frau in Flammen15.20,<br />

17.20, 20.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 13.45, 17.10,<br />

20.10; Systemsprenger 13.50, 22.00; Joker (OmU)<br />

14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Das perfekte Geheimnis<br />

14.00, 16.50, 19.45, 22.40; Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 14.15; Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.15, 16.45; Deutschstunde<br />

14.20, 19.15; Invisible Sue 14.45; Parasite 16.30,<br />

19.30; Der Glanz der Unsichtbaren 16.30; Porträt<br />

einer jungen Frau in Flammen 16.40, 19.30; Nurejew<br />

17.15;Ich war noch niemals in NewYork19.00;<br />

Sneak Preview (OF) 20.00; Once Upon aTime in...<br />

Hollywood (OmU) 22.15; Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen (OmU) 22.30; Parasite (OmU) 22.40;<br />

Lieber Antoine als gar keinen Ärger (OmU) 22.45;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen (OmU) 23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Der seltsame Klang des<br />

Glücks 19.00; Vulkan –Volcano (OmU) 20.30<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79)Lebeschon lange<br />

hier 17.00; Born inEvin –Alles über Evin (OmU)<br />

18.30; Parasite (OmenglU) 20.15; Weitermachen<br />

Sanssouci 22.30<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.15; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.15, 17.15, 20.15, 23.00;<br />

Joker 14.20, 16.50, 19.50, 22.55; Dora und die<br />

goldene Stadt 14.20, 16.45; Die Addams Family<br />

14.20, 17.00; Angry Birds 214.30; Der König der<br />

Löwen 14.35, 17.15; Everest 14.45; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.45; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 14.50; Ichwar noch niemals in NewYork<br />

16.35,19.45; Terminator –DarkFate16.55, 19.35,<br />

22.55; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

17.05, 19.55, 22.55; Dem Horizont sonah 17.20;<br />

Systemsprenger 19.25; Downton Abbey19.55;Halloween<br />

Haunt 20.00, 22.30; Scary Stories to Tell<br />

in the Dark 20.05; Ballett aus dem Royal Opera<br />

House London: Concerto /Enigma-Variationen /<br />

Raimonda 20.15; EsII22.20; Midsommar 22.40;<br />

3D: Gemini Man 22.45<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ 42 18 45 12)Interfilm-<br />

Kurzfilmfestival (Reality Bites) 19.30<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Deutschstunde 14.45; Lieber Antoine alsgar keinen<br />

Ärger 17.35, 20.15<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02)Nurejew18.00;Deutschstunde<br />

20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

15.00,17.45,20.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Spatzenkino –Hüben wie<br />

drüben10.00; Porträt einerjungen FrauinFlammen<br />

17.30; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Shaun<br />

das Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.15; Everest<br />

10.00; Die Addams Family 10.00, 12.00, 14.30;<br />

Angry Birds 210.00; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

12.00, 14.50; Maleficent: Mächte<br />

der Finsternis 12.10, 14.00; AToy Story: Alles hört<br />

auf kein Kommando 12.15; Das perfekte Geheimnis<br />

14.00, 16.45, 19.50; Terminator –Dark Fate<br />

16.45, 19.45; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

16.50, 20.15; Ichwar noch niemals in NewYork<br />

17.00, 19.55; Joker 17.20, 19.30<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />

Und der Zukunft zugewandt 13.00; Downton Abbey<br />

15.15; Systemsprenger 17.45; Deutschstunde<br />

20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Ich war noch niemals<br />

in NewYork 14.00, 17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 0520)<br />

Shaun das Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.05; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 10.00, 12.15, 14.25;<br />

Everest 10.00, 12.00; Dora und die goldene Stadt<br />

10.00, 12.10, 14.20; Die Addams Family 10.00,<br />

12.05, 14.20; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

10.00, 12.35, 15.00; Angry Birds 210.00,<br />

12.10, 14.40; Joker 14.20, 17.10, 19.50, 22.30;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.30, 16.35, 17.20,<br />

19.30, 20.05, 23.00; 3D: Die Addams Family<br />

17.00; Terminator–DarkFate17.10, 20.05, 23.00;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 17.15; Gemini<br />

Man 17.20, 23.00; Downton Abbey 20.05;<br />

Halloween Haunt 20.10, 23.00; Ballett aus dem<br />

Royal Opera House London: Concerto /Enigma-<br />

Variationen /Raimonda 20.15; Es II 22.40<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 3440) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.30, 18.00, 20.30; Das<br />

perfekte Geheimnis 15.30, 18.00, 20.30; Everest<br />

15.45; Die Addams Family 15.45;Terminator–Dark<br />

Fate 17.45, 20.30; DowntonAbbey 18.00, 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Rithy Pahn: L‘image<br />

manquante –Das fehlendeBild:The Missing Picture<br />

(OmenglU) 20.00; Magical History Tour: Ich denke<br />

oft anHawaii –Ein Film für jedes Wohnzimmer<br />

19.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Das perfekte Geheimnis 12.40, 14.50, 15.50,<br />

18.00, 19.00, 21.15, 22.10, 22.50; Terminator<br />

– Dark Fate 13.00, 17.00, 19.45, 23.00; Joker<br />

13.00, 13.30, 16.10, 16.40, 19.20, 19.50, 22.30;<br />

AToy Story: Alles hört auf kein Kommando 13.10;<br />

Ich war noch niemals in New York 13.20, 16.10,<br />

19.20; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 13.30; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 13.30, 16.30,<br />

19.30, 22.30; Dora und die goldene Stadt 13.30,<br />

17.00; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

13.30; Pets II 13.40; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

13.40, 17.00; Die Addams Family 13.50;Angry<br />

Birds 213.50; Playmobil 14.00; Der König der<br />

Löwen 14.00, 16.40, 19.20; Invisible Sue 14.10;<br />

Es II 16.00, 20.15, 22.20; Everest 16.10; Downton<br />

Abbey 16.10, 19.15; Good Boys 16.15; Parasite<br />

16.30, 19.20, 22.50; Gemini Man 16.40, 19.40,<br />

23.00; 3D: Die Addams Family 16.40; Scary Stories<br />

toTell in the Dark 17.00, 20.10, 23.00; Halloween<br />

Haunt 17.00, 19.30, 22.10; Systemsprenger<br />

19.00; Dem Horizont so nah 19.45; Yesterday<br />

19.50; Gut gegen Nordwind 19.50; Once Upon a<br />

Time in... Hollywood 20.10, 22.20; Fast &Furious:<br />

Hobbs &Shaw 22.15; Midsommar 22.30; Ad Astra<br />

–Zuden Sternen 22.50; 47 Meters Down: Uncaged<br />

23.00<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis (OF) 13.30,<br />

17.15, 22.15; Joker (OF) 13.30, 16.30, 19.30,<br />

20.45, 22.45; Terminator –Dark Fate (OF) 13.40,<br />

16.50,20.00, 23.10; Shaun das Schaf: UFO-Alarm<br />

(OF) 13.40; Die Addams Family (OF) 14.10, 16.30;<br />

Der König der Löwen (OF) 14.10; Dora und die goldeneStadt<br />

(OF)14.30; Downton Abbey(OF)16.00;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis (OF) 16.20,<br />

19.20; Once Upon a Time in... Hollywood (OF)<br />

17.00, 19.00; Parasite (OmenglU) 19.00, 22.50;<br />

Scary Stories to Tell in the Dark (OF) 20.15,23.00;<br />

Ad Astra –Zuden Sternen (OF) 22.20<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 0200) 3D: Galapagos:<br />

Rätsel der verlorenen Welt 11.45; Terminator<br />

–Dark Fate (OF) 13.00, 19.15, 22.30; Terminator<br />

–Dark Fate 16.10<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Midsommar<br />

(OmU) 17.30; Parasite (OmU) 20.00; Nevrland<br />

(OF) 22.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Die Addams Family 14.00,<br />

16.00; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

14.00; Dora und die goldene Stadt 14.30; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 15.00, 17.30,<br />

20.30; Das perfekte Geheimnis 15.00, 17.30,<br />

20.00, 22.30; Ich war noch niemals inNew York<br />

16.00, 20.45;Terminator –Dark Fate 17.00, 20.00,<br />

22.30; Joker 18.00, 20.00, 22.30; Halloween<br />

Haunt 19.00,22.45<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) M.C.Escher: Reise<br />

in die Unendlichkeit 16.15; Deutschstunde 18.00;<br />

Leberkäsjunkie 20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

Terminator –Dark Fate 14.00, 16.45, 20.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.10, 17.00; Joker<br />

14.15, 17.15, 20.15; Dora und die goldene Stadt<br />

14.15; Die Addams Family 14.20, 17.10; Bayala –<br />

Das magische Elfenabenteuer 14.20; Angry Birds 2<br />

14.30; Everest 14.40; Ad Astra –Zuden Sternen<br />

16.40; Ich war noch niemals inNew York 16.50,<br />

19.30; Shaun das Schaf: UFO-Alarm 17.10; Scary<br />

Stories toTell inthe Dark 17.15, 20.00; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 19.30; 7. Kogustaki Mucize<br />

–Das Wunder inZelle Sieben (OmU) 19.35; 3D:<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 19.50; Halloween<br />

Haunt 20.15<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Die<br />

Addams Family 14.15; Bayala – Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.15; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 14.20; AToy Story: Alles hört auf kein<br />

Kommando 14.20; Everest 14.30; Dora und die<br />

goldene Stadt 14.30; Das perfekte Geheimnis<br />

14.30, 16.35, 20.00; Cinayet Süsü 16.30, 19.30;<br />

7. Kogustaki Mucize –Das Wunder in Zelle Sieben<br />

(OmU) 16.45,19.30; Terminator–Dark Fate 17.00,<br />

20.00; Joker 17.10, 20.00; 3D: Die Addams Family<br />

17.10; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

17.15, 19.40; Joker (OF) 19.45<br />

City KinoWedding (✆ 01 77/270 19 76)30Jahre<br />

Mauerfall: Good Bye, Lenin!(OmfrzU) 19.00;Sneak<br />

Preview (OF) 21.15<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) InEx. Filmfestival:<br />

Aaltra (OmU) 19.30<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

9.30; Ich war noch niemals in<br />

New York 12.45; Das perfekte Geheimnis 15.30,<br />

18.00, 20.30; Das perfekte Geheimnis 10.00,<br />

12.30; Invisible Sue 15.00; Ich war noch niemals<br />

in NewYork 17.15,20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) M.C.Escher:<br />

Reise in die Unendlichkeit 16.00; Systemsprenger<br />

18.00; Der Glanz der Unsichtbaren 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Gelobt sei Gott<br />

15.00; Nurejew 17.45; Downton Abbey 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Verteidiger des Glaubens<br />

18.00; Zwingli –Der Reformator 20.30<br />

Capitol (✆ 831 64 17) Parasite 14.50, 20.30;<br />

Nurejew 17.45<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Lebenszeichen<br />

(mit Vorfilm u. Einführung) 17.00; Film<br />

und Diskussion (mit Einführung) 19.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Das perfekte<br />

Geheimnis 10.30, 15.45, 18.15, 20.45;<br />

Verteidiger des Glaubens 13.45; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

13.45; Deutschstunde 13.45;<br />

Wenn wir erst tanzen 14.30; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 15.45; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen 16.15, 21.00; Invisible Sue 16.30; Parasite<br />

17.45, 20.30; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

18.30; Der zweite Anschlag (m. Gästen) 19.00;<br />

Systemsprenger 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) Ich<br />

war noch niemals in NewYork 13.40, 16.40, 19.50;<br />

Everest 13.50, 17.10; Angry Birds 213.50; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 13.55, 16.45; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Shaun<br />

das Schaf: UFO-Alarm 14.10; Die Addams Family<br />

14.10; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

14.20; Terminator –Dark Fate 16.30, 19.45; Der<br />

König der Löwen 16.50; Joker 16.55, 20.15; 3D:<br />

DieAddamsFamily17.15; GeminiMan 19.35; Dem<br />

Horizont so nah 19.40; 3D: Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 19.50; Ballett aus dem Royal Opera<br />

House London: Concerto /Enigma-Variationen /<br />

Raimonda 20.15<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Die AddamsFamily15.00;Das<br />

perfekte Geheimnis 17.15,<br />

20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Der Glanz der Unsichtbaren 17.15; Nurejew 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 14.30; Gut gegen Nordwind<br />

14.30; Everest 14.30; Dora und die goldene Stadt<br />

14.30; Ich war noch niemals in New York 14.45,<br />

17.00, 20.00; Die Addams Family 14.45, 17.30;<br />

Angry Birds 214.45; Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.50, 17.00; Bayala –Das magische Elfenabenteuer<br />

15.00, 17.20; Joker 17.00, 20.00;<br />

Dem Horizont so nah 17.00; Terminator –Dark Fate<br />

17.15, 20.15; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

17.30, 19.45; Scary Stories to Tell in the Dark<br />

17.45,20.15; Es II 19.40; 3D: Gemini Man 19.45;<br />

Halloween Haunt 20.15; Angel Has Fallen 20.15<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 15.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 15.00, 17.45, 20.30; Die Addams Family<br />

15.30; Downton Abbey 17.45; 3D: Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 17.45; Der Distelfink 20.30;<br />

Terminator –Dark Fate 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />

Die Addams Family 16.10; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 17.04, 19.34; Das perfekte Geheimnis<br />

17.24, 19.54, 22.34, 0.00; Ich war noch niemals<br />

in New York 17.39, 20.09; 3D: Die Addams Family<br />

17.55; Joker 20.22, 0.00; Das zweite Leben des<br />

Monsieur Alain 22.40; The Big Lebowski 22.45;Terminator<br />

–Dark Fate 22.54, 0.00; Shaun das Schaf:<br />

UFO-Alarm 0.00; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

0.00; Justice –Verstrickt imNetz der Macht<br />

0.00; Everest 0.00; Dora und die goldene Stadt<br />

0.00; Der König der Löwen 0.00; Bruce Springsteen:<br />

Western Stars 0.00;Angry Birds 20.00<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Dem Horizont so nah 17.00; Joker 19.15<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 15.00; Everest 15.45; Ich war<br />

noch niemals in New York 17.00; Joker 18.00,<br />

20.00; Systemsprenger 20.30<br />

Union Fürstenwalde (✆ 033 61/73 64 40) Downton<br />

Abbey 16.00; Der Glanz der Unsichtbaren<br />

18.15; Zwischen uns die Mauer 20.15<br />

Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />

Ich war noch niemals in New York 17.15, 20.00;<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

17.30; Joker 20.00


24 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Cyber-Angriffe auf<br />

deutsche Unternehmen<br />

CHAT<br />

„Mein Tag<br />

beginnt mit<br />

Nachrichten“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Menschen<br />

zu Wort, die sich beruflich in<br />

der digitalen Welt bewegen: Axel<br />

Schmiegelowist erfahrener Gründer<br />

und Serial Entrepreneur in den Bereichen<br />

Social Media, E-Commerce<br />

und Touristik. Seit 2012 konzentriert<br />

er sich im Wesentlichen auf den digitalen<br />

Reiseveranstalter itravel.<br />

Womit beginnt morgens Ihr Einstieg<br />

in die digitale Welt?<br />

Mein Tagbeginnt mit Nachrichtencheck<br />

bei CNN und BBC-News,<br />

dann Facebook. Ich habe über Jahre<br />

meinen Newsfeed so trainiert, dass<br />

ich vor allem Posts von Fachmedien<br />

wie National Geographic, Smithsonian,<br />

dem Economist, Phys.org und<br />

anderen bekomme. Für das Thema<br />

Reise checke ich Instagram und unser<br />

firmeninternes Tool Slack. So bin<br />

ich über das Tagesgeschehen informiert,<br />

bevor ich überhaupt das Büro<br />

erreicht habe.Das ist in unserem Geschäft<br />

sehr wichtig.<br />

Ohne welche App könnten Sie nicht<br />

leben?<br />

Oh,ich sollte ohne jede Appleben<br />

können. Die meisten Anwendungen<br />

unterliegen ja einem permanenten<br />

Wandel, und ich will flexibel bleiben.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt, was verurteilen Sie?<br />

Das Problem der propagandistischen<br />

Verbreitung von unwahren<br />

Nachrichten und deren Eskalation<br />

bei bestimmten Bevölkerungsgruppen<br />

ist noch nicht gelöst. Noch haben<br />

wir keine echte Alternative für<br />

die Filterfunktion gefunden, die früher<br />

von etablierten Medienhäusern<br />

und Journalisten übernommen<br />

wurde. Inder Theorie sind digitale<br />

Nutzer mündig und bilden sich nach<br />

Abwägung frei zugänglicher Information<br />

eine eigene, souveräne Meinung.<br />

In der Praxis verbreiten sich<br />

leider schädliche und verlogene Inhalte<br />

schneller und nachhaltiger als<br />

die sachlich-objektive Richtigstellung.<br />

Welchen Science-Fiction-Film haben<br />

Sienicht nur einmal gesehen?<br />

Das war auf jeden Fall „Interstellar“<br />

(2014) vonRegisseur Christopher<br />

Nolan. Natürlich auch Kubricks„2001<br />

Odyssee im Weltraum“ und die guten<br />

„Star Wars“- und „Star Trek“-Filme.<br />

Undsicher waren auch ein paar etwas<br />

peinliche Filme dabei.<br />

Es gibt Menschen, die behaupten,<br />

Computer sind nur erfunden worden,<br />

damit gespielt werden kann.<br />

Spielen Sieauch?<br />

Zum Spielen fehlt mir meist die<br />

Zeit. Aber ich empfehle jedem, sich<br />

damit zu beschäftigen. Es ist immer<br />

wieder faszinierend, wie die virtuelle<br />

Welt eigene Realitäten schafft.<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

In der Familie haben wir die Absprache<br />

getroffen, Digitalgeräte<br />

abends wegzulegen und uns auf die<br />

Interaktion miteinander oder auf<br />

Bücher zu konzentrieren. Denn<br />

Screens haben suchtauslösende<br />

Merkmale, deren man sich bewusst<br />

sein muss.<br />

Axel Schmiegelow legt bei<br />

seinen Projekten Wert auf<br />

Nachhaltigkeit.<br />

Querschnitt durch ein Seekabel, wie es Tausende Kilometer lang in den Ozeanen verlegt wird.<br />

VonAdrian Lobe<br />

Wenn man sich das Internet<br />

als einen Ort<br />

vorstellen müsste,<br />

dann stünde im Zentrum<br />

eine mit Werbung zugekleisterte<br />

Auskunftei (Google), ein Blockbuster-Kino<br />

(YouTube), eine Shopping-Mall<br />

(Amazon) sowie einige<br />

Erotikmärkte. Die Geschäfte in der<br />

Peripherie werden dagegen kaum<br />

frequentiert. Laut dem Analytics-<br />

Dienst Similar Web ist Google.com<br />

die meistbesuchte Webseite des Internets,<br />

gefolgt von YouTube, Facebook,<br />

Amazon und Yahoo. Auf den<br />

Plätzen sechs bis acht folgen die Pornoseiten<br />

pornhub.com, xnxx.com<br />

und xvideos.com.<br />

Ein6600 Kilometer langes Kabel<br />

Um die Besucherströme in der virtuellen<br />

Stadt schnell und ohne Hindernisse<br />

zu kanalisieren, bauen Tech-<br />

Konzerne Internetleitungen rund<br />

um den Globus. Google legt derzeit<br />

in Kooperation mit dem französischen<br />

Telekommunikationsanbieter<br />

Orange ein Seekabel durch den Atlantik.<br />

Die 6600 Kilometer lange<br />

Glasfaserleitung, die den US-Bundesstaat<br />

Virginia mit der französischen<br />

Atlantikküste verbindet, soll<br />

bei ihrer Fertigstellung Daten mit einer<br />

Geschwindigkeit von250 Terabit<br />

pro Sekunde transferieren –schnell<br />

genug, um alle drei Sekunden den<br />

gesamten Inhalt der Library ofCongress<br />

über den großen Teich zu senden.<br />

Berlin bleibt Spitzenreiter<br />

Die Zahlen des Start-up-Bundesverbandes zeigen, dass die Hauptstadt weiterhin das Zentrum für junge Unternehmen ist<br />

VonJörg Hunke<br />

Die Cloud liegt im Ozean<br />

IT-Konzerne wie Amazon, Microsoft und Facebook investieren in eigene Seekabel<br />

SEEKABEL SIND EIN SENSIBLES THEMA<br />

Google hat in den vergangenen<br />

Jahren zahlreiche Seekabel in den<br />

Weltmeeren verlegt. In diesem Jahr<br />

wird das Curie-Kabel ans Netz gehen,<br />

das mehr als 10 000 Kilometer<br />

durch den Pazifik verläuft und den<br />

Knotenpunkt Los Angeles mit dem<br />

chilenischen Valparaíso verbindet.<br />

In Chile betreibt Google eines seiner<br />

größten Rechenzentren. Experten<br />

schätzen, dass das Prestigeprojekt<br />

im Pazifik 350 Millionen Dollar kosten<br />

wird (offizielle Zahlen nennt<br />

Google nicht).<br />

Der Tech-Konzern benötigt<br />

schnelle Datenverbindungen, um<br />

seine Karten-, Cloud- und E-Mail-<br />

Dienste abzuwickeln. Pro Minute<br />

werden 400 Stunden Videomaterial<br />

auf YouTube hochgeladen. Der Bedarf<br />

anBandbreite steigt rapide. Bis<br />

2021 wird das globale Datenvolumen<br />

durch Technologien wie 5G<br />

Berlin hat seine Spitzenposition<br />

im Bereich der Start-ups auch im<br />

vergangenen Jahr bestätigt. Dasgeht<br />

aus den Zahlen hervor, die der Startup-Bundesverband<br />

gestern in seinem<br />

jährlichen Monitor vorgestellt<br />

hat. Dabei konnte die Hauptstadt ihren<br />

Anteil im Bundesvergleich um<br />

0,3 Prozent auf 16,1 Prozent steigern.<br />

„Der Start-up-Monitor bestätigt die<br />

herausragende Stellung Berlins als<br />

zentrales Start-up-Ökosystem<br />

Deutschlands“, freute sich Berlins<br />

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop<br />

im einem Statement für die <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>.<br />

Wasdie Zahlen auch deutlich machen:<br />

Keine andereder ambitionierten<br />

Großstädte in Deutschland erreicht<br />

auch nur ansatzweise die<br />

Nähe von Berlin. München kommt<br />

auf 7,4 Prozent, München auf 6,9<br />

Prozent. Wasdie Zahlen auch belegen:<br />

Die Start-ups fühlen sich wohl<br />

in Berlin. 74,1 Prozent der befragten<br />

<strong>Berliner</strong> Unternehmen bezeichneten<br />

das sogenannte Öko-System,<br />

also die Rahmenbedingungen, als<br />

gut oder sehr gut. Nurbei der Förderung<br />

durch den Senat sind die Startups<br />

in Berlin nach wie vor nicht so<br />

ganz zufrieden, der Wert verbesserte<br />

sich minimal um 0,1Prozent auf 3,6,<br />

also in Schulnoten eher ausreichend<br />

als befriedigend.<br />

Der Bau vonSeekabeln ist<br />

eine ingenieurtechnische<br />

Herausforderung.Die tonnenschweren<br />

Kabel sind<br />

Glasfaser-Paare, die in einem<br />

Kupferrohr liegen, das<br />

wiederum mit Stahl und<br />

mehreren Kunststoffschichten<br />

ummantelt ist. Sie werden<br />

auf dem Meeresboden<br />

verlegt. Große Kabelschiffe<br />

können bis zu 6400 Kilometer<br />

Kabelmaterial transportieren.<br />

Entlang der Route<br />

wird der Untergrund mit speziellen<br />

Röntgen- und Radargeräten<br />

auf Unebenheiten<br />

gescannt. In Küstennähe, wo<br />

das Schadensrisikodurch<br />

ankernde Schiffe oder<br />

Schleppnetze größer ist, werden<br />

die Kabel in den Meeressand<br />

vergraben. Die NATO<br />

hatverstärkt Spionageangriffe<br />

russischer U-Boote<br />

registriert, die Daten von<br />

Seekabeln abgreifen.<br />

oder das Internet der Dinge auf 3,3<br />

Zettabyte anschwellen. Dafür<br />

braucht es robuste und vor allem sichere<br />

Verbindungen. Seekabel sind<br />

die Arterien der Digitalwirtschaft.<br />

Mit beinahe Lichtgeschwindigkeit<br />

rasen die Daten durch Glasfaserleitungen.<br />

Unterbrechungen beim Datenverkehr<br />

kann sich kein Unternehmen<br />

leisten.<br />

IT-Konzerne wie Amazon, Microsoft<br />

und Facebook investieren daher<br />

massiv in eigene Kabel. Facebook,<br />

Google und Microsoft haben in einem<br />

Joint Venture mit dem spanischen<br />

Telekommunikationskonzern<br />

Telxius 2017 ein 6400 Kilometer langes<br />

Transatlantikkabel fertiggestellt.<br />

Dasneue Kabel Marea, das zwischen<br />

den Landungspunkten Virginia<br />

Beach und Bilbao verläuft, soll den<br />

Datenverkehr besser gegen Naturkatastrophen<br />

schützen. Beim Hurrikan<br />

ups.„Die Szene ist für Berlin ein bedeutender<br />

Wirtschaftsfaktor, deshalb<br />

nehme ich die Förderung sehr<br />

ernst. Ichwürde mir vonder Bundesregierung<br />

wünschen, dass sie ebenfalls<br />

das Tempo im Bereich Digitalisierung<br />

deutlich erhöht. Die nationalen<br />

Rahmenbedingungen für<br />

Gründerinnen und Gründer müssen<br />

verbessertund überfällige politische<br />

Grundsatzentscheidungen getroffen<br />

werden.“ Sie nannte die Bereiche<br />

Energie und Verkehr.<br />

Wasdie junge Branche aber weiterhin<br />

nachdenklich stimmen sollte,<br />

sind die Zahlen zu den weiblichen<br />

Gründern. Nach wie vor wird die<br />

Szene von Männern geprägt. Die<br />

Auswertung der Zahlen ergab, dass<br />

über zwei Drittel der Unternehmen<br />

Sandy waren 2012 Rechenzentren<br />

überflutet worden, in zahlreichen<br />

Serverzentren fiel der Strom aus, die<br />

Leitungen brachen zusammen. Das<br />

soll sich nicht wiederholen.<br />

VW will Cloud für 122 Fabriken<br />

DPA<br />

Facebook hat in zahlreiche Unterseekabel<br />

im Pazifik und Atlantik investiert,auchMicrosoft<br />

ist Teileigentümer<br />

mehrerer Kabel. Amazon hat<br />

sich derweil mit Facebook und dem<br />

japanischen Telekommunikationskonzern<br />

Softbank zusammengetan,<br />

um ein 14 000 Kilometer langes<br />

Transpazifikkabel zu errichten. Der<br />

Online-Riese verdient sein Geld vor<br />

allem mit der Cloud-Sparte AWS<br />

(Amazon WebServices). VorMonaten<br />

haben die Amazon-Tochter und<br />

VW eine Kooperation geschlossen:<br />

Der Autobauer will seine weltweit<br />

122 Fabriken in einer Cloud vernetzen.<br />

Die Daten müssen möglichst<br />

schnell geschickt werden.<br />

Die Tech-Giganten beherrschen<br />

die Weltmeere –zumindest was den<br />

Datenverkehr betrifft. Nach Angaben<br />

der Analysefirma TeleGeography<br />

besitzen oder leasen Content-<br />

Provider wie Microsoft, Google, Facebook<br />

oder Amazon mittlerweile<br />

mehr als die Hälfte der unterseeischen<br />

Bandbreite. „Die Leute denken,<br />

dass die Daten in der Cloud<br />

sind“, sagte der Google-Ingenieur<br />

Jayne Stowell der New York Times.<br />

„Aber das stimmt nicht. Sie sind im<br />

Ozean.“ Dass die Arterien ungeschützt<br />

am Meeresgrund liegen, ist<br />

ein geopolitisches Risiko.<br />

Wirtschaftssenatorin Pop<br />

wünschte in dem Zusammenhang<br />

Unterstützung für die jungen Startausschließlich<br />

von Männern gegründet<br />

wurden (68,9 Prozent). Zwar<br />

steigt die Zahl der Gründerinnen seit<br />

fünf Jahren konstant an, aber auf<br />

niedrigerem Niveau.<br />

Wasbei der Befragung in diesem<br />

Jahr auch deutlich geworden ist: Die<br />

jungen Gründer sind in der Regel<br />

Optimisten. „Während in vielen<br />

Branchen die Sorgen voreiner Wirtschaftskrise<br />

zunehmen, sehen<br />

Start-ups weiterhin gute Marktchancen.<br />

Ein Erfolgsrezept der<br />

Gründer: Sie setzen in ihren Geschäftsmodellen<br />

konsequent auf<br />

Zukunftsthemen wie Digitalisierung<br />

und Nachhaltigkeit“, kommentierte<br />

Franziska Teubert, Geschäftsführerin<br />

des Start-up-Bundesverbandes<br />

die Zahlen.<br />

Mehr als jedes zehnte Unternehmen<br />

in Deutschland war einer Umfrage<br />

zufolge in den vergangenen zwölf<br />

Monaten Opfer eines Cyber-Angriffs.<br />

Beirund zwei Prozent der Befragten<br />

war das in dem Zeitraum sogar<br />

mehrfach der Fall, wie aus einer am<br />

Montag in Berlin vorgestellten Untersuchung<br />

des TÜV-Verbands<br />

(VdTÜV)hervorgeht. „Die Angriffslage<br />

bei den großen Unternehmen<br />

ist noch signifikant größer als bei<br />

den kleinen“, sagte Verbandspräsident<br />

MichaelFübi. Beirundeinem<br />

Drittel der Angriffe habe es sich um<br />

sogenannte Phishing-Attacken gehandelt,<br />

bei denen etwa Kontonummern,<br />

Passwörter oder anderesensible<br />

Daten abgeschöpft werden. Jeder<br />

fünfte Angriff kam in Form einer<br />

Ransomware, die IT-Systeme lahmlegt<br />

oder den Zugriff auf wichtige<br />

Daten eines Unternehmens verhindertmit<br />

dem Ziel, das Unternehmen<br />

zu erpressen. (dpa)<br />

WhatsApp jetzt auch per<br />

Fingerabdruck sichern<br />

WhatsApp lässt sich nun auch auf<br />

Android-Smartphones mithilfe des<br />

Fingerprint-Sensors zusätzlich absichern.<br />

Wird das neue Featureaktiviert,<br />

ist der Zugang zur Messenger-<br />

Appnur möglich, wenn man sich mit<br />

einem Fingerabdruck authentifiziert,<br />

wie die Facebook-Tochter mitteilt.<br />

So bleiben die eigenen Nachrichten<br />

anderen selbst dann verborgen,<br />

wenn das Smartphone an sich<br />

entsperrtsein sollte.<br />

Uber testet sein erstes<br />

Land-Taxi in Bayern<br />

Uber setzt weiter auf Expansion und<br />

blickt aufs flache Land.<br />

IMAGO<br />

In sechs deutschen Großstädten ist<br />

der Fahrdienstvermittler Uber bereits<br />

unterwegs –jetzt wagt er sich zum<br />

ersten Malauch aufs Land: In fünf<br />

Kleinstädten östlich vonMünchen<br />

bietet der US-Konzernnun Fahrten<br />

zum Festpreis von5Euroan, auch in<br />

den Nachbarort. Undnachts fahre<br />

Uber für15Euronach München oder<br />

zurück, kündigte Deutschlandchef<br />

ChristophWeigler am Montag in<br />

Kirchheim an. Nurein„Feigenblatt-<br />

Test fürs Image“, wie der Bundesverband<br />

Taxi kritisiert? Nein, sagteWeigler.Essei<br />

vielmehr ein Test für ein<br />

neues Geschäftsfeld außerhalb der<br />

Metropolen:„Mitdem Pilotprojekt<br />

wollen wir verstehen, wie ein On-Demand-Fahrservice<br />

auch in weniger<br />

dicht besiedelten Regionen (...) funktionieren<br />

kann.“ (dpa)<br />

Google macht sich fit<br />

mit dem Kauf von Fitbit<br />

Für zwei Milliarden kauft sich Google<br />

mit Fitbit in den Marktmit<br />

Smartwatches ein. Undverspricht,<br />

Gesundheitsdaten der Fitbit-Kunden<br />

nicht für Anzeigen zu nutzen.<br />

Apple ist inzwischen wohl der führende<br />

Verkäufer vonSmartwatches<br />

weltweit. Konkurrent Google hat bisher<br />

kein entsprechendes Produkt zu<br />

bieten. DasUnternehmen beschränkte<br />

sich darauf, Apps und mit<br />

Wear OS ein Betriebssystem für sogenannte<br />

Wearables zu entwickeln.<br />

Daskönnte sich jetzt bald ändern.<br />

Fitbit hat 28 Millionen aktiveNutzer<br />

unddamit eine Menge an Bewegungs-<br />

und Gesundheitsdaten. (kk)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Fluss<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Natur 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />

Arztserie. Carpe Diem. In Dresden trifft<br />

Susanne unerwartet Hannes Zoller<br />

wieder.Nach einer gemeinsamen Nacht<br />

bittet Hannes sie, ihn für das Wochenende<br />

nach Berlin zu begleiten.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

Arztserie. Vereint und entzweit<br />

21.45 (für HG) Fakt<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) NDR Talk Show<br />

0.45 (für HG) Nachtmagazin<br />

1.05 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />

RTL<br />

5.25 Exclusiv –Das Starmagazin 5.35 Explosiv<br />

–Das Magazin 6.00 Guten Morgen Deutschland<br />

8.30 (für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily<br />

Soap 9.00 Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht<br />

Report 11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt<br />

12 –Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die<br />

Superhändler –4Räume, 1Deal 15.00 Schätze<br />

aus Schrott 16.00 Mensch Papa! Väter allein zu<br />

Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela 17.30<br />

Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv–Das<br />

Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Bachelor in Paradise<br />

Dateshow. Männer braucht das Paradies:<br />

Rafi und Daniel sorgen diese Woche für<br />

frischen Wind und werden das Resort<br />

ordentlich aufmischen. Diese Woche<br />

vergeben die Frauen die Rosen.<br />

22.15 Bachelor in Paradise –Der Talk<br />

23.00 Adam sucht Eva –Promis im Paradies<br />

Dateshow<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Bachelor in Paradise<br />

2.20 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

MDR<br />

15.15 (für HG) 1989 –Aufbruch ins Ungewisse<br />

16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR<br />

aktuell 18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für<br />

HG) Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR<br />

aktuell 19.50 (für HG) Einfach genial 20.15 (für<br />

HG) Umschau 21.00 (für HG) Miteinander<br />

grenzenlos in Thüringen und Franken 21.45 (für<br />

HG) MDR aktuell 22.05 Honeckers unheimlicher<br />

Plan 22.48 MDR aktuell 22.50 (für HG) Polizeiruf<br />

110: Das Duell. Krimireihe, D/DDR1990 0.05<br />

(für HG) WaPo Bodensee<br />

Bayern<br />

13.30 (für HG) weiß blau 14.15 (für HG)<br />

Hofgeschichten 14.45 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

15.30 (für HG) Schnittgut 16.00 (für HG)<br />

Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern 17.30<br />

Regionales 18.00 (für HG) Abendschau 18.30<br />

(für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Gesundheit!<br />

19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Tatort: Tempelräuber.Krimireihe,<br />

D2009 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 (für HG) Capriccio<br />

22.30 Einübung ins Paradies 23.15 nacht:sicht<br />

23.45 KlickKlack 0.15 Thibaudet spielt Ravel<br />

Vox<br />

5.20 (für HG) CSI: NY 6.50 (für HG) CSI: Den<br />

Täternauf der Spur 8.45 Verklag mich doch!<br />

10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein Kind, dein<br />

Kind 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind<br />

15.00 Shopping Queen 16.00 4Hochzeiten und<br />

eine Traumreise 17.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />

18.00 First Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das<br />

perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für<br />

HG) Die Höhle der Löwen 22.55 Goodbye<br />

Deutschland! Viva Mallorca! 0.00 Vox<br />

Nachrichten 0.20 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

8.55 PawPatrol 9.25 Die Oktonauten 9.45<br />

Calimero 10.05 Sammy 10.40 Grizzy &die<br />

Lemminge 11.05 Alvinnn!!! 11.35 Go Wild!<br />

12.05 Friends 12.25 Trolls 12.45 Polly Pocket<br />

13.15 Tomund Jerry 13.45 Bugs Bunny&<br />

LooneyTunes 14.15 Angelo! 14.45 Dragons<br />

15.15 Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10 Sally<br />

Bollywood 16.40 Die Nektons 17.10 Mighty<br />

Mops 17.40 Angelo! 18.10 Bugs Bunny&<br />

LooneyTunes 18.35 Woozle Goozle 19.05<br />

Alvinnn!!! 19.45 Tomund Jerry 20.15 Snapped<br />

23.55 Böse Mädchen 0.25 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.50 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />

Normal 16.00 Cajun Pawn Stars –Pfandhaus<br />

Louisiana 16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap.<br />

Griff ins Klo 17.00 Storage<br />

Wars –Die Geschäftemacher.Doku-Soap. Neue<br />

Gesichter 17.30 3. LigaPur.14. Spieltag 18.15<br />

Wetten? Was! Fußball &mehr! 18.25 Volleyball.<br />

Bundesligader Männer.VfB Friedrichshafen –<br />

United Volleys Frankfurt, live 20.30 Fantalk<br />

23.15 Magenta Sport: Arena 0.15 Die PS Profis<br />

–Mehr Poweraus dem Pott. Doku-Soap<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />

(für HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />

Todauf der Walz 17.00 (für HG)<br />

heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />

(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) Soko<br />

Hamburg.Tödliche Wende 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />

Rosenheim-Cops. Ein mysteriöser Blumenstrauß<br />

20.15 (für HG) Preis der Freiheit (2/3)<br />

Historienfilm, D2019. Januar 1988: Die<br />

Stasi versucht, die Opposition zum<br />

Schweigen zu bringen, und verhaftet unter<br />

anderem viele Mitglieder der Umweltbibliothek,<br />

darunter auch Lottes Freunde.<br />

21.55 (für HG) heute journal<br />

22.25 (für HG) Die Anstalt<br />

23.10 Leschs Kosmos<br />

Die Macht vonRitualen<br />

23.40 (für HG) Markus Lanz<br />

0.55 heute+<br />

1.10 Neu im Kino<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen. Moderation:<br />

Matthias Killing,Alina Merkau 10.00 Im Namen<br />

der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! 11.00<br />

Im Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfen für<br />

Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im<br />

Einsatz 14.00 AufStreife 15.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten 16.00 Klinik am Südring.<br />

Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring –Die<br />

Familienhelfer.Die achtjährigeLara leidet unter<br />

Symptomen einer Frühpubertät. Doch weder der<br />

Kinderarzt noch die Gynäkologin können eine<br />

körperliche Ursache dafür finden. 17.30 Klinik<br />

am Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine.<br />

18.00 Die Ruhrpottwache 19.00 Genial<br />

daneben –das Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Navy CIS<br />

Krimiserie.Kalte Wut. In einem<br />

Krankenhaus findetein Amoklauf statt. Im<br />

Eingangsbereich tötet der Schütze eine<br />

Navy-Soldatin und ein Polizist wird schwer<br />

verletzt. Der Attentäter kann fliehen.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Krimiserie.Der Schuss ins Bein<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Krimiserie.Die Schuldfrage<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

AufStreife im Revier<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

WDR<br />

11.55 (für HG) Nashorn, Zebra &Co. 12.45 (für<br />

HG) Aktuell 13.05 (für HG) Elefant, Tiger&Co.<br />

13.55 (für HG) Lichters Schnitzeljagd 14.25 (für<br />

HG) Tierärztin Dr.Mertens 16.00 (für HG) Aktuell<br />

16.15 Hier und heute 18.00 (für HG) Aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit 18.45 (für<br />

HG) Aktuelle Stunde 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Abenteuer<br />

Erde 21.00 (für HG) Quarks 21.45 (für HG)<br />

Aktuell 22.10 (für HG) Babylon Berlin 23.40 (für<br />

HG) Freistatt. Drama, D2015 1.20 (für HG) Wer<br />

seine Kinder liebt, der züchtigt sie<br />

NDR<br />

14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00<br />

(für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />

(für HG) Panorama 3 21.45 (für HG) NDR Info<br />

22.00 (für HG) Polizeiruf 110: Das Duell.<br />

Krimireihe, D/DDR 1990 23.20 (für HG)<br />

Weltbilder 23.50 Usedom –Der freie Blick aufs<br />

Meer 1.25 Norderney... mit Judith Rakers<br />

Kabel eins<br />

9.30 (für HG) Navy CIS: L.A. 10.25 Navy CIS<br />

11.15 Without aTrace 12.10 Numb3rs 13.05<br />

(für HG) Castle 14.00 (für HG) The Mentalist<br />

14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50 News<br />

16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich<br />

17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi kommt<br />

18.55 Achtung Kontrolle! Wirkümmernuns<br />

drum 20.15 (für HG) Die Chroniken vonNarnia<br />

–Die Reise auf der Morgenröte. Fantasyfilm, USA<br />

2010 22.30 (für HG) Die letzte Legion.<br />

Abenteuerfilm, GB/I/F/TN 2007 0.25 (für HG)<br />

Alarmstufe: Rot 2. Actionfilm, USA 1995<br />

RTLZWEI<br />

5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />

Straßencops West –Jugend im Visier 8.00<br />

Frauentausch 12.00 Die Geissens –Eine<br />

schrecklich glamouröse Familie! 13.00 Die<br />

Reimanns –Ein außergewöhnliches Leben 14.00<br />

Station B1 –Kinderärzte mit Herz 15.00 Die<br />

Wache Hamburg 16.00 Die Wache Hamburg<br />

17.00 News 17.05 Krass Schule –Die jungen<br />

Lehrer 18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />

Nacht 20.15 Hartz und herzlich 22.15 Armes<br />

Deutschland –Stempeln oder abrackern? 0.15<br />

Autopsie –Mysteriöse Todesfälle<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Judo 9.00 Legenden Hautnah 9.30 Camps<br />

to Champs 10.00 PowerOfOne 10.30 Radsport<br />

11.30 Radsport 12.30 Radsport 13.30 Ski<br />

Freestyle 14.35 Snooker.World Open in Yushan.<br />

Das Finale 16.00 Judo 16.30 Leichtathletik<br />

17.30 Pferderennen 18.30 Springreiten 19.30<br />

Horse Excellence 20.00 Nachrichten 20.05<br />

Snooker.World Open in Yushan. Das Finale 21.55<br />

Nachrichten 22.00 Ski Freestyle 23.00<br />

Nachrichten 23.05 Motorsport 23.35 Test Drive<br />

Magazin 23.50 Horse Excellence 0.20 Snooker<br />

TV-Tipps<br />

3SAT,22.25 UHR DOKUMENTATION<br />

Die Tochter von ...<br />

Als Micaela drei Jahrewar,wurde ihreMutter entführt. Micaelas Kindheit<br />

war geprägt von der Suche nach ihr.Mit 19 Jahren lebt sie erstmals allein<br />

–ohne Polizeischutz. In ihrer Heimat Argentinien gilt der Fall ihrer Mutter<br />

Marita Verón als Politikum: eine junge Frau, die von Menschenhändlern verschleppt<br />

wurde und bis heute verschwunden blieb.Micaela suchte von Kindheit<br />

an nach der Mutter,angetrieben von ihrer kämpferischen Großmutter.<br />

Wielebt man ein Leben, in dem man in erster Linie „die Tochter von“ ist?<br />

Micaela muss ihren Wegerst noch finden. Dazu gehörtauch, ihreHeimatstadt<br />

Tucumán sowie das Haus und die Einflusssphäreder übermächtigen<br />

Verwandten zu verlassen. EinNeuanfang gelingt ihr in der Universitätsstadt<br />

Córdoba, wo sie zum ersten Malauf sich allein gestellt ist.<br />

(D/2019)<br />

Foto: ZDF<br />

Anzeige<br />

Immer und überall.<br />

www.berliner-kurier.de/mobil<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

5 2 1<br />

9 4 2<br />

8 4 5<br />

7 4<br />

1 8<br />

2<br />

9 7<br />

4 9 1<br />

6 5 7<br />

1 7 6<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

9 8<br />

4 1 9<br />

5 9<br />

3<br />

6<br />

SUDOKU<br />

3<br />

5<br />

1 2<br />

Nur fürs<br />

Smartphone:<br />

Rätsel, Videos,<br />

Sonderausgaben<br />

u.v.m.<br />

Auflösung<br />

AUFLÖSUNG<br />

vom VOM4.11.2019<br />

mittel MITTEL<br />

3 2 4 8 6 9 1 7 5<br />

9 1 8 7 3 5 4 6 2<br />

7 5 6 2 1 4 8 3 9<br />

4 7 5 3 8 6 2 9 1<br />

1 9 3 5 4 2 7 8 6<br />

8 6 2 1 9 7 3 5 4<br />

2 8 7 6 5 1 9 4 3<br />

6 4 1 9 7 3 5 2 8<br />

5 3 9 4 2 8 6 1 7<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 4. 11. 2019<br />

vom 4.11.2019<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

7 9 2 6 5 1 8 3 4<br />

4 1 8 7 3 9 6 2 5<br />

3 6 5 4 8 2 7 1 9<br />

9 7 4 3 1 8 5 6 2<br />

8 5 1 2 6 7 9 4 3<br />

6 2 3 5 9 4 1 8 7<br />

5 8 9 1 4 3 2 7 6<br />

2 3 6 8 7 5 4 9 1<br />

1 4 7 9 2 6 3 5 8<br />

RBB<br />

5.05 rbb UM6 5.35 <strong>Berliner</strong> Nächte 5.50 (für<br />

HG) Aktuelle Kamera 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />

Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />

(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />

Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen.<br />

Telenovela 11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10<br />

(für HG) Julia –Eine ungewöhnliche Frau 13.00<br />

rbb24 13.10 (für HG) Verrückt nach Meer 14.00<br />

(für HG) Geschichten übernGartenzaun 16.00<br />

(für HG) rbb24 16.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

17.00 (für HG) rbb24 17.05 (für HG) Panda,<br />

Gorilla &Co. 17.55 (für HG) Sandmännchen<br />

18.00 rbb wetter 18.02 rbb UM6 18.27 zibb<br />

19.27 rbb wetter 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Geheimnisvolle Orte<br />

Brennpunkt <strong>Berliner</strong> Mauer.Die Bernauer<br />

Straße fungierte als Trennlinie zwischen<br />

Ost und West. Ihre Bewohner wurden in<br />

das Mahlwerk des Kalten Krieges<br />

hineingeworfen.<br />

21.00 (für HG) Grenzenlos<br />

Das Jahr 1989<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Nuhr im Ersten<br />

22.45 (für HG) Ladies Night<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Zur Person<br />

ProSieben<br />

5.00 2BrokeGirls. Sitcom 5.20 The Middle.<br />

Comedyserie 6.05 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 7.25 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom 8.45 (für HG) HowIMet Your Mother.<br />

Sitcom 10.35 Fresh Off the Boat. Sitcom. Brave<br />

Jungs 11.05 Mike&Molly.Sitcom. Der erste<br />

Valentinstag 11.30 2BrokeGirls. Sitcom 12.25<br />

Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 14.40 The Middle. Comedyserie. Der<br />

besondere Tag/Der Typvon nebenan 15.35 (für<br />

HG) The Big Bang Theory. Sitcom. Kuscheln mit<br />

dem Gürteltier /Wochenendkrieger /Traum mit<br />

Spock 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für<br />

HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie. El Barto /<br />

HowIWetYour Mother 19.05 Galileo<br />

20.15 Das #OstWestDing –Geboren am 9.<br />

November. FKK im Osten und Prüderie<br />

im Westen? Die Klischeesum „Wessi“<br />

und „Ossi“ halten sich bis heute. Um<br />

dem auf den Grund zu gehen, begleitet<br />

die Doku sieben junge<strong>Berliner</strong>.<br />

22.50 Big Countdown: Die 50 größten Idole<br />

der 90er<br />

2.05 ProSieben Spätnachrichten<br />

2.10 Das #OstWestDing –Geboren am<br />

9. November<br />

4.00 Mom<br />

Sitcom. Baxter in besseren Kreisen<br />

Arte<br />

7.15 (für HG) 360° 8.00 Afrika 8.45 Stadt Land<br />

Kunst 9.30 Wiedererstarkte Wildnis 11.45 Wie<br />

das Land, so der Mensch 12.15 Re: 12.50 Arte<br />

Journal 13.00 Stadt Land Kunst 14.10 Im Juli.<br />

Roadmovie, D2000 15.50 (für HG) Flüsse des<br />

Lichts 16.40 (für HG) Xenius 17.10 Fotografen<br />

auf Reisen 17.40 Südamerika 18.35 (für HG)<br />

Kreuzfahrtindie Ostsee 19.20 Arte Journal<br />

19.40 (für HG) Re: 20.15 Verdun. Dokumentarfilm,<br />

F2014 21.40 Soldaten der Lüfte 23.20<br />

1918 –Aufstand der Matrosen. Doku-Drama, D<br />

2018 0.55 Mit offenenKarten<br />

3Sat<br />

5.10 SWR3 NewPop Festival2019 5.55<br />

Erlebnisreisen-Tipp 6.20 Kulturzeit 7.00 nano<br />

7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05<br />

Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG) Hartaber<br />

fair 11.40 Natur im Garten 12.10 38 Erben<br />

13.00 (für HG) ZIB 13.20 Mission Arche Noah<br />

16.15 Die neue Wildnis 18.30 nano 19.00 (für<br />

HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Blutadler.Thriller,D/A<br />

2012 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 Die Tochter von... 22.55 Dazwischen Elsa<br />

23.25 Ich will Gerechtigkeit! 0.10 Wunderkinder<br />

Phoenix<br />

10.30 Unsere Welt in Zukunft –Wirtschaft 11.00<br />

Wasserstoff und Energiewende 11.45 Wirwollen<br />

Freiheit –2Frauen im Visier der Stasi 12.00<br />

phoenix vorort 12.45 Heimat deutscher Wald<br />

14.00 phoenix vorort 14.45 Terror vonRechts<br />

16.00 Gekaufte Sterne 16.45 Klima retten<br />

17.30 phoenix der tag 18.00 Nur die eine Welt!<br />

18.30 (für HG) Todesstraßen 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 Malaysia vonoben 21.00 Die<br />

Wildnis Malaysias 21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 Phoenix Runde 23.00 phoenix der tag<br />

0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

12.50 Marcus Level 13.15 Die Wilden Kerle<br />

13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10 Schloss<br />

Einstein –Erfurt 15.00 (für HG) Helium 15.30<br />

Livespiel 15.35 Ein Fall für TKKG 16.00 Miss<br />

Moon 16.25 Die Piraten vonnebenan 16.50<br />

Geronimo Stilton 17.35 Der kleine Ritter Trenk<br />

18.00 Ein Fall für die Erdmännchen 18.10 (für<br />

HG) Der kleine Drache Kokosnuss 18.35 Ernest<br />

&Celestine 18.47 Baumhaus 18.50 Unser<br />

Sandmännchen 19.00 (für HG) Yakari 19.25 (für<br />

HG) Pur+ 19.50 (für HG) logo! 20.00 (für HG)<br />

Kika Live 20.10 (für HG) Alarm<br />

Dmax<br />

5.35 Historyinthe Making 6.00 Die Aquarium-<br />

Profis 6.55 Infomercial 8.55 Hardcore Pawn<br />

9.20 Auction Hunters 9.55 Infomercial 10.15<br />

BaggageBattles 11.15 Die Zwangsvollstrecker<br />

13.15 Dubai Airport 14.15 Ausgesetzt in der<br />

Wildnis 15.15 Naked Survival XXL 16.15 Die<br />

Zwangsvollstrecker 17.15 Combat Dealers 18.15<br />

Steel Buddies 19.15 A8 –Abenteuer Autobahn<br />

20.15 SteelBuddies 21.15 Die Austausch-Cops<br />

22.15 112: Feuerwehr im Einsatz 23.15 DMAX<br />

News 23.18 Outback Inferno 0.15 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 AlarmimAll –wie Satellitenunser<br />

Leben verändern 10.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

10.15 Super.Markt 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ARD-Mittagsmagazin 14.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 19.15 Plastikmüll statt<br />

Mode –ersticken wir in Billig-Altkleidern 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Hartaber fair 21.30<br />

Tagesschau 21.32 Ist die Mauer wirklich weg?<br />

22.00 Marktcheck 22.45 Tagesschau vor20<br />

Jahren 23.00 Tagesthemen 23.30 Fakt 0.00<br />

Umschau 0.45 Die Schiffshebewerkedes Canal<br />

du Centre 1.00 Nachtmagazin 1.20 7Tage...<br />

ONE<br />

6.10 Morden im Norden 6.55 Erlebnisreisen<br />

7.05 Brisant 7.45 Die Landärztin: Der<br />

Vaterschaftstest. Arztreihe,D/A2007 9.15<br />

Brisant 9.55 Hot in Cleveland 10.15 Hot in<br />

Cleveland 10.40 Lindenstraße 11.10 Mordenim<br />

Norden 11.55 Sturmder Liebe 12.40 Sturmde<br />

Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 Der<br />

Mann an ihrer Seite. Romanze, D2008 15.50<br />

Morden im Norden 16.40 Hot in Cleveland<br />

17.00 Hot in Cleveland 17.20 Lindenstraße<br />

17.50 Hartaber herzlich 18.40 Sturmder Liebe<br />

19.25 Sturmder Liebe 20.15 Doctor Who 21.0<br />

Doctor Who 21.45 Doctor Who 22.30 Doctor<br />

Who 23.15 Hustle 0.10 Doctor Who<br />

ZDF NEO<br />

5.05 (für HG) Sternstunden der Evolution mit<br />

Dirk Steffens 5.50 (für HG) Russland vonoben<br />

6.35 (für HG) Faszination Erde 8.05 Topfgeldjäger<br />

9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG)<br />

Bares für Rares 11.30 Dinner Date 12.15 (für<br />

HG) Monk 13.35 Psych 15.00 (für HG) Monk<br />

16.20 Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares<br />

18.35 Dinner Date 19.20 (für HG) Bares für<br />

Rares 20.15 (für HG) Kommissarin Heller:<br />

Querschläger. Krimireihe, D2014 21.45 (für HG)<br />

Professor T. 22.45 (für HG) heute-show 23.15<br />

Shapira Shapira 23.45 Blockbustaz 0.50 (für<br />

HG) Arne Dahl: Rosenrot. Krimireihe, S/D 2012<br />

2.50 Die Nacht der Jäger.Thriller,S2011<br />

ZDF INFO<br />

5.05 (für HG) Sternstunden der Evolution mit<br />

Dirk Steffens 5.50 (für HG) Russland vonoben<br />

6.35 (für HG) Faszination Erde –mit Dirk Steffen<br />

8.05 Topfgeldjäger 9.00 Lafer!Lichter!Lecker!<br />

9.45 (für HG) Bares für Rares 11.30 Dinner Dat<br />

12.15 (für HG) Monk 13.35 Psych 15.00 (für<br />

HG) Monk 16.20 Psych 17.45 (für HG) Bares fü<br />

Rares 18.35 Dinner Date 19.20 (für HG) Bares<br />

für Rares 20.15 (für HG) Kommissarin Heller:<br />

Querschläger. Krimireihe,D2014 21.45 (für HG)<br />

Professor T. 22.45 (für HG) heute-show 23.15<br />

Shapira Shapira 23.45 Blockbustaz 0.50 (für<br />

HG) Arne Dahl: Rosenrot. Krimireihe, S/D 2012<br />

2.50 Die Nacht der Jäger.Thriller,S2011<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzügedurch das<br />

klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />

Luehrs-Kaiser,ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert Hamburger Kammermusikfest<br />

International. Elbphilharmonie, KleinerSaal:<br />

Caroline Adelaide Shaw/Kalevi Aho /Antonín<br />

Dvorák /Richard Galliano /Astor Piazzolla /Dre<br />

finnischeTangos, ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt Mendelssohn Bartholdy:<br />

Sinfonie Nr.1.Mit Clemens Goldberg,ca. 56 Min<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Der Ursprung der Welt (12/16) von<br />

Ulrich Tukur.Gelesenvom Autor, ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz) Das<br />

Feature Wendeländer (2/5): Das Erbe von<br />

Belene.Bulgariens verdrängte Vergangenheit. Von<br />

Diana Dineva,ca. 45 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Hörspiel Masse Mensch. Nach dem gleichnamigenTheaterstück<br />

vonErnst Toller,ca. 50 Min.<br />

MAGAZIN<br />

9.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz) Im<br />

Gespräch 30 Jahre Mauerfall: Historiker<br />

Ilko-Sascha Kowalczuk im Gespräch mit Britta<br />

Bürger,ca. 55 Min.<br />

10.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Sprechstunde Diabetes1,2und3–Rätselhaft<br />

Zuckerkrankheit. Gast: Prof. Dr.med. Klaus<br />

Badenhoop, Leiter des Schwerpunktes<br />

Endokrinologie und Diabetologie,Zentrum der<br />

Inneren Medizin, Universitätsklinikum Frankfurt/<br />

Am Mikrofon:Martin Winkelheide, ca. 80 Min.<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Weltzeit Fabrizierte Vorwürfe –Deutsche Mutter<br />

und Tochter in Haft in der Türkei. Gespräch mit<br />

Agit Keser, Cousin vonGönül Örs und Dogan<br />

Akhanli, Schriftsteller,ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz) Kultur<br />

termin Vergessene Kinder? Die Nachkommen<br />

politisch Verfolgter in der DDR, ca. 26 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Der moderne Barde Leo Sidran. Mit<br />

Lothar Jänichen, ca. 30 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente African Troubadours. Mit<br />

Peter Rixen, ca. 56 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Konzert Daniel García Trio (2/2), ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 257 · D ienstag, 5. November 2019 – S eite 26 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Ian McKellen (80) will sich im fortgeschritten<br />

Alter nicht länger mit Unwichtigem<br />

beschäftigen. Undsoerklärte<br />

der Brite,der uns vorallem als<br />

Gandalf-Darsteller aus den„Herr der<br />

Ringe“-Filmen bekannt sein dürfte,<br />

seine Haltung zum Brexit: „Wenn ich<br />

längst tot bin, werden sie noch immer<br />

keinen Deal haben. Ichhabe<br />

mich emotional völlig aus der Debatte<br />

rausgenommen.“ Überdies hat<br />

der Mann noch das schöne Bonmot<br />

auf Lager,dass er die Diskussion um<br />

einen Ausstieg Großbritanniens aus<br />

der EU als Schachspiel betrachte,bei<br />

dem die Akteurekeine Ahnung von<br />

den Figuren haben.<br />

Bianca „Bibi“ Claßen (26) und Julian<br />

„Julienco“ Claßen (26) bekommen erneut<br />

Nachwuchs.Ineinem rund elfminütigenVideo<br />

auf ihremYouTube-<br />

Kanal„Bibi’sBeauty Palace“ verrät<br />

Bibi, dass sie bereits im sechsten Monat<br />

schwanger sei und sie ihreFans in<br />

den kommenden Monaten an„dieser<br />

spannenden Reise“ teilhaben lassen<br />

wolle.Kreisch:„Der Arzt meinte,esist<br />

einVorzeigebaby. Wirhaben das erste<br />

Bauchfoto auch heute hochgeladen<br />

auf Instagram. So süß, dieses Foto,ihr<br />

müsst euch das unbedingt angucken!“<br />

DasPaar hat bereits einen einjährigen<br />

Sohn.<br />

Nadeschda Tolokonnikowa (29) von<br />

der Punkband Pussy Riot zieht für<br />

ihrekünstlerische Arbeit viel Energie<br />

aus der Politik in Russland<br />

und in den USA. Quasi<br />

antagonistisch: „Wir<br />

kämpfen hier gegen einige<br />

der wohl einflussreichsten<br />

Menschen<br />

auf diesem<br />

Planeten. Siewerden<br />

nicht einfach<br />

vonder Macht lassen.“<br />

Wladimir<br />

Putin und Donald<br />

Trump –Chauvinismus,Autokratismus,<br />

Rassismus und Sexismus!<br />

Viel Feind, viel<br />

Ehr. (schl.)<br />

Ein wahrer Punk fürchtet<br />

weder Putin noch<br />

Trump. IMAGO PICTURES<br />

TIERE<br />

Demo in Bukarest: Im Tierkostüm<br />

gegen die Holzmafia. AP/ALEXANDRU DOBRE<br />

Europas grüne Lunge: Zwei Drittel<br />

der noch verbliebenen Urwälder auf<br />

unserem Kontinent liegen in Rumänien.<br />

In den Karpaten soll sogar ein<br />

Naturparkentstehen, um diesen<br />

kostbaren Schatz zu bewahren –die<br />

Wälder bieten ja auch Bären,Wölfen,<br />

Bibern, Luchsen oder Hirschen in<br />

großer Zahl eine Heimat. Echte<br />

Wildnis,mitten in Europa! Doch ist<br />

das Naturparadies bedroht. Seit<br />

Jahrzehnten rodet die Holzmafia die<br />

Wälder,Bedarfund Gewinne scheinen<br />

groß zu sein, die Skrupel deswegen<br />

umso geringer –vor wenigen Tagen<br />

erst wurde wieder ein Förster ermordet.<br />

Greenpeace schätzt, das in<br />

den Karpaten stündlich drei Hektar<br />

Wald verschwinden. Dagegen haben<br />

am Sonntag in Bukarest Tausende<br />

Menschen demonstriert. Teilweise<br />

trugen die Protestierenden Tierkostüme.Unser<br />

Bild des Tages. (schl.)<br />

Der einbogige Triumphbogen gehörteigentlich zu Neu-Delhis Toptouristenattraktionen: das „All India WarMemorial“.<br />

„Esst Karotten und hört Musik“<br />

Apokalyptischer Smog macht das Leben der Einwohner in New-Delhi zur Hölle. Politiker reagieren hilflos<br />

VonAgnes Tandler,New-Delhi<br />

Jeder Atemzug erzeugt Hustenreiz,<br />

Kopfschmerzen und<br />

Übelkeit. Seit der vergangenen<br />

Woche ist Indiens Hauptstadt<br />

New-Delhi weltweit die Stadt<br />

mit der giftigsten Luft. Doch Indiens<br />

Gesundheitsminister Harsh<br />

Vardan hat einen guten Tipp für die<br />

20 Millionen Einwohner, die die lebensgefährliche<br />

Luft einatmen müssen.<br />

„Esst Karotten!“ Das gelbe Wintergemüse<br />

helfe gegen die Gesundheitsrisiken<br />

durch Abgase,meint der<br />

Politiker.<br />

Vergleich mit „Gaskammer“<br />

Auch Indiens Umweltminister Prakash<br />

Javadekar ist um einen Ratschlag<br />

nicht verlegen und empfiehlt<br />

den Menschen, „den Tagmit Musik<br />

zu beginnen“. Die Luftverschmutzung<br />

werdevon der Opposition „politisiert“,<br />

beklagt Javadekar und zeigt<br />

mit dem Finger auf den Ministerpräsidenten<br />

vonNew-Delhi, Arvind Kejriwal.<br />

Derhatte es nämlich entgegen<br />

der Guten-Laune-Initiative seiner<br />

Kollegen gewagt, die Metropole mit<br />

einer „Gaskammer“ zu vergleichen,<br />

und darüber hinaus die Apathie der<br />

Zentralregierung kritisiert.<br />

Der Luftqualitätsindex lag auch<br />

am Montag mehr als zehnmal über<br />

dem Grenzwert. Messungen für die<br />

gesundheitsschädlichen Feinstaubpartikel<br />

PM 2,5, die so klein sind, dass<br />

sie in die Lunge eindringen und sich<br />

vondortüber das Blut im ganzen Körper<br />

verteilen, erreichten stellenweise<br />

Spitzenwerte von über 1000 Mikrogramm<br />

pro Kubikmeter. Dies entspricht<br />

Forschern zufolge dem Rauchen<br />

von50Zigaretten am Tag.<br />

Wenn der Winter in Nord-Indien<br />

beginnt, beginnen auch die trüben,<br />

feuchten Tage, die dichten Nebel<br />

bringen, der sich rasch in Smog verwandelt.<br />

Autoabgase, Fabrik-Emissionen,<br />

Staub von Baustellen und<br />

Feuer von Feldern und Müllhalden<br />

verschärfen das Luftproblem. Für<br />

Einwohner wirddann das Leben zur<br />

Qual. Delhis Ministerpräsident Kejriwal<br />

erließ am Montag ein Teil-<br />

Fahrverbot für Autos: vom 4.bis 15.<br />

November sollen jeweils alternierend<br />

nur noch Fahrzeuge mit geraden<br />

oder ungeraden Kennzeichennummernunterwegs<br />

sein.<br />

Viele Autofahrer hielten sich aber<br />

offenbar nicht an die Fahrverbote.<br />

Zudem gibt es viele Ausnahmen, unter<br />

anderem für die sieben Millionen<br />

Motorrad- und Rollerfahrer, den öffentlichen<br />

Nahverkehr und Autos,<br />

die nur von Frauen genutzt werden.<br />

DasSystem, das bereits bei früheren<br />

Smog-Krisen zum Einsatz kam, hat<br />

also nur eingeschränkten Erfolg.<br />

Und ob die anderen Maßnahmen<br />

Abhilfe schaffen, ist ebenso fraglich:<br />

In Schulen findet schon seit Freitag<br />

Neu Delhi im Smog<br />

Feinstaubkonzentration (PM2,5)<br />

in Indiens Hauptstadtinµg/m3<br />

800<br />

in Mikrogramm/<br />

Kubikmeter<br />

500<br />

300<br />

200<br />

100<br />

1. November<br />

1Uhr<br />

4. November<br />

7Uhr<br />

EU-<br />

Grenzwert:<br />

25 µg/m3<br />

BLZ/HECHER;<br />

QUELLE: US-BOTSCHAFT, WORLD AIR QUALITY REPORT, AFP<br />

kein Unterricht statt, die Behörden<br />

verteilten Atemschutzmasken an<br />

Schulkinder. Baustellen wurden bis<br />

Dienstag gesperrt und bestimmte<br />

Industrieanlagen stillgelegt.<br />

Auch andere Teile des Landes<br />

sind von dem dichten Smog betroffen.<br />

Zum Schutz des berühmten<br />

Mausoleums TajMahal brachten die<br />

Behörden einen Luftreiniger zu Indiens<br />

wichtigstem touristischen Wahrzeichen,<br />

das rund 250 Kilometer<br />

südlich der Hauptstadt steht.Wiedie<br />

Nachrichtenagentur PTI berichtete,<br />

befürchten die Behörden, dass die<br />

teilweise giftige Luft die Marmorkonstruktion<br />

aus dem 17. Jahrhundertschädigen<br />

könnte.<br />

In die falsche Richtung gereist<br />

AFP/SAJJAD HUSSAIN<br />

14 Städte in Indien gehören nach<br />

Angaben der Weltgesundheitsorganisation<br />

zu den 15 am stärksten verschmutzten<br />

Städten weltweit. Doch<br />

die Zentral- und Landesregierungen<br />

schieben sich gegenseitig den<br />

SchwarzenPeter zu. Dies wurde dem<br />

Obersten Gericht nun zu bunt. Die<br />

obersten Juristen des Landes sparten<br />

nicht an klaren Worten und kritisierten<br />

die Untätigkeit der Politik. Es<br />

stünden Menschenleben auf dem<br />

Spiel, klagten die Richter.<br />

DerRegengott solls richten<br />

Eine der Ursachen des Gift-Smogs ist<br />

auch in diesem Jahr das Abbrennen<br />

von abgeernteten Feldern in den<br />

umliegenden Bundesstaaten. Doch<br />

Minister Sunil Bharala aus dem<br />

Nachbarbundesland Uttar Pradesh<br />

verteidigte die Praxis: „Dies ist eine<br />

alte Methode.“ Mansolle einfach Gebete<br />

abhalten, riet Bharala. „Lord<br />

Indra“, der Regengott, werde „es<br />

schon richten“.<br />

DieObersten Richter hingegen erklärten:„Bauernkönnen<br />

nicht andere<br />

umbringen, nur um ihr Auskommen<br />

zu haben.“ Am Mittwoch will das<br />

Oberste Gericht weiter über die dicke<br />

Luft in der Hauptstadt beraten und<br />

hat die Regierungschefs der Nachbarstaaten<br />

von New-Delhi einbestellt.<br />

„Wir können es nicht zulassen, dass<br />

Menschen sterben“, begründete die<br />

Richterrunde ihreEntscheidung.<br />

Greta Thunberg will die USA verlassen und lotet Reise-Optionen nach Madrid aus. Ein Flug ist ausgeschlossen<br />

Die schwedische Klimaaktivistin<br />

Greta Thunberg sucht weiter<br />

nach einer Möglichkeit, aus Nordamerika<br />

rechtzeitig zur Weltklimakonferenz<br />

nach Madrid zu gelangen.<br />

Die 16-Jährige erwägt derzeit verschiedene<br />

Optionen, bestätigt ist<br />

aber noch nichts, wie es am Montag<br />

aus dem Umfeld der jungen Schwedin<br />

hieß. Eine Reise per Flugzeug<br />

schließt sie demnach aber definitiv<br />

aus.Wegen der hohen CO 2 -Emissionen<br />

von Flugreisen fliegt Thunberg<br />

generell nicht.<br />

Damit bleibt ihr im Grunde nur<br />

eine Schiffsreise –und die Zeit drängt.<br />

Eigentlich sollte die Weltklimakonferenz<br />

diesmal in Santiago de Chile<br />

stattfinden. Die Konferenz war einer<br />

der Hauptgründe dafür gewesen,<br />

warum Thunberg im August per<br />

Hochsee-Segeljacht über den Atlantik<br />

gereist war. Chile sagte die Konferenz<br />

aber wegen der heftigen sozialen<br />

Proteste im Land ab, Spanien sprang<br />

daraufhin als Gastgeber ein.<br />

Die spanische Regierung hat<br />

Thunberg unterdessen Hilfe ange-<br />

boten, um ihre Teilnahme an der<br />

UN-Klimakonferenz im Dezember<br />

in Madrid zu ermöglichen. „Liebe<br />

Greta, es wäretoll, Dich hier in Madrid<br />

zu haben“, schrieb die amtierende<br />

Umweltministerin Teresa Ribera<br />

auf Twitter. „Wir würden Dir<br />

sehr gerne bei der Überquerung<br />

des Atlantiks helfen“, fügte sie in<br />

dem Tweet am Freitagabend hinzu<br />

und lobte Thunbergs Engagement<br />

fürs Klima. Wie die Reise-Hilfe aussehen<br />

könnte, sagte Ribera allerdings<br />

nicht.<br />

Thunberg sucht auch per Twitter<br />

nach einer Reisemöglichkeit. „Es<br />

stellt sich heraus, dass ich um die<br />

halbe Welt gereist bin, in die falsche<br />

Richtung“, schrieb sie aus den USA.<br />

Wenn jemand helfen könne,ein Verkehrsmittel<br />

zu finden, sei sie dankbar.<br />

Der norddeutsche Profisegler<br />

Boris Herrmann und sein Co-Skipper<br />

PierreCasiraghi hatten die junge<br />

Schwedin, ihren Vater Svante sowie<br />

einen Filmemacher im August per<br />

Hochsee-Segeljacht über den Atlantik<br />

gebracht. (dpa)<br />

Palme erschlägt Frau bei<br />

Sturmauf Mallorca<br />

Beieinem Sturmauf der spanischen<br />

Urlaubsinsel Mallorca ist<br />

eine Frau voneiner umstürzenden<br />

Palme erschlagen worden. DasUnglück<br />

ereignete sich am Sonntag in<br />

der Nähe der Kathedrale in der<br />

Hauptstadt Palma, wie die örtliche<br />

<strong>Zeitung</strong> Diario de Mallorca unter<br />

Berufung auf die Behörden mitteilte.Die<br />

Windböen hätten teilweise<br />

Geschwindigkeiten von<br />

mehr als 110 Stundenkilometern<br />

erreicht, hieß es. (dpa)<br />

Großreinemachen im Canal<br />

Grande mit reicher Ausbeute<br />

Venedigs Gondolierihaben bei einer<br />

nächtlichen Müllsuche am Grunde<br />

des Canal Grande reiche Ausbeute<br />

gemacht. Unter anderem seien am<br />

Sonntagabend ein Staubsauger,ein<br />

Kronleuchter und sogar ein Müllkarrenaus<br />

dem Wasser geholt worden,<br />

teilte die Verwaltung der Lagunenstadt<br />

am Montag mit. Dietauchenden<br />

Gondolierihätten einen kleinen<br />

Kran gebraucht, um den schon vor<br />

langer Zeit im Schlamm versunkenen<br />

Karren zu bergen. (dpa)<br />

Kinder werfen Steine auf<br />

Flaschensammler<br />

Drei Kinder haben am Sonntag im<br />

saarländischen Völklingen zwei Flaschensammler<br />

beleidigt und mit<br />

Steinen beworfen. Dabei wurde eine<br />

54 Jahrealte Frau am Kopf verletzt,<br />

wie die Polizei am Montag mitteilte.<br />

DieFrauhabe gemeinsam mit einem<br />

42 Jahrealten Mann auf dem Gelände<br />

eines Supermarkts Pfandflaschen<br />

eingesammelt. DieJungen<br />

und das Mädchen hätten danach das<br />

Gelände zusammen mit ihrer Mutter<br />

verlassen. (AFP)<br />

Transgender-Zebrastreifen<br />

in den Niederlanden<br />

Der Transgender-Zebrastreifen in Almere<br />

bei Amsterdam. FACEBOOK/GEMEENTE ALMERE<br />

In der niederländischen Stadt Almerebei<br />

Amsterdam gibt es jetzt einen<br />

Transgender-Zebrastreifen. Er<br />

hat die Farben rosa, blau und weiß.<br />

Rosa für Mädchen, blau für Jungen<br />

und weiß für Menschen, die sich keinem<br />

dieser beiden Geschlechter zuordnen.<br />

Daneben gibt es auch noch<br />

einen Regenbogen-Zebrastreifen für<br />

die schwule Community. (dpa)<br />

Unwetter spült Schiffswrack<br />

näher an Niagarafälle<br />

Nach heftigen Unwetternhat sich<br />

ein seit mehr als hundertJahren auf<br />

den Niagara-Fällen feststeckendes<br />

Boot Dutzende Meter bewegt. Das<br />

als „IronScow“ (Eiserner Lastkahn)<br />

bekannte Boot sei rund 50 Meter in<br />

Richtung des Wasserfall-Rands gerückt,<br />

sagte ein Vertreter des Niagara-Parks<br />

in Kanada. Seit einem<br />

Bootsunglück im August 1918 steckt<br />

der Kahn auf dem Niagara-Fluss fest<br />

–etwa 600 Meter vomRand des Wasserfalls<br />

entfernt. Starke Regenfälle<br />

und heftige Winde hatten dazu geführt,<br />

dass sich das Boot nun vonder<br />

Stelle bewegte. (AFP)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!