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LEUTE<br />
BERLINER KURIER, Mittwoch, 6. November 2019<br />
Berndt Marmulla<br />
Der frühereKripo-Mann<br />
Berndt Marmulla:<br />
Die alten Fälle lassen<br />
ihn nicht los.<br />
Foto: Kremming<br />
DerWeihnachtsmord<br />
lässtihnnichtmehrlos<br />
Ex-Kripo-Ermittler rollt in neuem Buch den alten Fall auf und liefertgleich noch <strong>Berliner</strong> Zeitgeschichte<br />
Berndt Marmulla (73) ist<br />
Realist. Der einstige Kriminaloberrat<br />
sagt: „Die<br />
Arbeit eines Kriminalisten besteht<br />
in erster Linie aus Fakten.<br />
Tat, Motiv und Alibi sind die<br />
Grundlagen jeder Ermittlung.<br />
Aber auch Menschenkenntnis,<br />
Psychologie und Bauchgefühl<br />
gehören dazu.“ Marmulla, auch<br />
der „Greifer“ genannt, hatte<br />
von jedem die richtige Dosis,<br />
um erfolgreich zu sein. Seine<br />
Aufklärungsquote bei Mord<br />
war hundert Prozent.<br />
Als Leiter des „Dezernats X“<br />
hat er von 1985 bis 1990 gemeinsam<br />
mit seinen Kollegen<br />
1017 Verbrechen in der DDR<br />
aufgeklärt und 58 Serientäter<br />
hinter Gitter gebracht. Er war<br />
noch bis 1992 in der Gesamtberliner<br />
Polizei tätig. Jetzt schildert<br />
er in einem neuen Buch<br />
spannende Fälle aus seiner Zeit<br />
als Ermittler.<br />
Ein Buch, das nicht nur die<br />
Verbrechen schildert, sondern<br />
auch viel aus der DDR-Vergangenheit<br />
erzählt. Geschichten,<br />
die bei älteren Lesern Erinnerungen<br />
wecken und jungen<br />
Menschen eine DDR zeigt, die<br />
sie nicht erlebt haben.<br />
Da gibt es die Geschichte des<br />
Serientäters Reiner S., der<br />
sechs Mädchen im Alter zwischen<br />
acht und elf Jahren überfallen,<br />
gequält und vergewaltigt<br />
hatte. Bis ein zurückgelassener<br />
Zettel dem Täter zum Verhängnis<br />
wurde.<br />
„Zehn Jahre nach seiner Festnahme<br />
sah ich in einer Zeitung<br />
ein Bild von ihm mit der Überschrift:<br />
33-jähriger Sexualtäter<br />
erneut festgenommen. Ich erkannte<br />
ihn auf dem Foto sofort<br />
wieder. Was mich vor allem erstaunte,<br />
war, dass seine Opfer<br />
diesmal keine kleinen Mädchen<br />
waren, sondern Prostituierte.“<br />
Marmulla schildert den Fall<br />
eines Mannes, dem sein<br />
Wunsch nach Anerkennung<br />
zum Verhängnis wurde. Mit<br />
nachgemachten Zehn- und<br />
Zwanzig-Markstücken der<br />
DDR-Mark schmiss er Lokalrunden<br />
und versuchte, so<br />
Freunde zu finden. In einer anderen<br />
Geschichte beschreibter<br />
das Leben einer Hausgemeinschaft<br />
in einem Friedrichshainer<br />
Altbau, das durch einen<br />
Mord erschüttert wird. Denn<br />
Täter und Opfer sind seit Jahren<br />
Nachbarn.<br />
Besonders mysteriös war der<br />
Fall eines Einbrechers. Wie<br />
kann ein gefesselter und geknebelter<br />
Mann einen Einbruch<br />
verüben? Ein Rätsel, das Marmulla<br />
und sein Team lösten.<br />
„Der Weihnachtsmord“ ist<br />
ein Stück Zeitgeschichte mitsamt<br />
Polizeiakten und authentischen<br />
Fotos. Rolf Kremming<br />
DasBuch<br />
„Der<br />
Weihnachtsmord“<br />
hat<br />
158 Seiten<br />
und kostet<br />
5,99 Euro.<br />
„My Zoe“: Der Film, der ohne Daniel Brühl nicht da wäre<br />
Julie Delpy und<br />
Daniel Brühl bei<br />
der Premiere<br />
gestern im Kino<br />
International<br />
Foto: Christian Schulz<br />
Daniel Brühl (41) ist ein dufter<br />
Typ. Nicht nur als Schauspieler.<br />
Auch als Freund und Helfer in<br />
der Not hat er sich einen Namen<br />
gemacht. Julie Delpy (49)<br />
gehört zu denen, die in den Genuss<br />
Brühlscher Wohltaten gekommen<br />
sind. Und das kam so:<br />
Frankreichs Independent-Fee<br />
hatte eine tolle Film-Idee –und<br />
musste erfahren, wie es ist,<br />
wenn ein wankelmütiger<br />
Hauptproduzent abspringt. Da<br />
platzen dann auch mal sexistische<br />
Bemerkungen aus der Deckung:<br />
Ich stecke doch kein<br />
Geld in eine Produktion, bei der<br />
eine Frau den Hut aufhat –zu<br />
emotional, soll der gesagt<br />
haben. Fast wäre Delpys Projekt<br />
in der Versenkung verschwunden<br />
–bis Brühl auf den<br />
Plan trat. Der <strong>Berliner</strong> Weltstar<br />
stieg mit seiner Filmfirma ein.<br />
So erlebt „My Zoe“, nach mehr<br />
als 20-jähriger Planung, nun<br />
doch noch seine Kino-Geburt.<br />
Bei der Deutschlandpremiere<br />
gestern im Kino International<br />
sagte Brühl: „Es wären sicher<br />
auch noch andere Produzenten<br />
aufgesprungen, weil das Drehbuch<br />
wirklich stark ist. Ich<br />
musste heulen, als ich es las.“<br />
Der Plot ist in der nahen Zukunft<br />
angesiedelt: Eine von ihrem<br />
Mann (Richard Armitage)<br />
geschiedene Genetikerin (Julie<br />
Delpy) trifft ein schwerer<br />
Schicksalsschlag: Töchterchen<br />
Zoe (Sophia Ally) bekommt eine<br />
Hirnblutung und stirbt.<br />
Doch die Frau will ihre Tochter<br />
nicht aufgeben, sie kämpft und<br />
versucht, Zoe im Labor neu zu<br />
erschaffen. Ein Arzt (Daniel<br />
Brühl) soll dabei helfen. „My<br />
Zoe“ startet am 14.11. KM