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Die Kunst des Fermentierens (Leseprobe)

KOPP Verlag (Sandor Ellix Katz)

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Vorwort

Die Kunst des Fermentierens ist ein inspirierendes Buch; das meine ich wörtlich.

Es hat mich dazu inspiriert, Dinge zu tun, die ich vorher nie getan hatte und wohl

niemals tun würde, wenn ich es nicht gelesen hätte. Tatsächlich ist Katz’ Buch der

Hauptgrund dafür, dass meine Küchentresen und mein Keller voller Weckgläser,

Tontöpfe, Flaschen und Ballonflaschen sind, die in überirdischen Farben leuchten.

Seit ich dem Zauber von Katz’ Fermentierungsmissionierung erlegen bin,

habe ich große Töpfe Sauerkraut und kimchi, Einmachgläser mit eingelegten

Gurken, Karotten, Beten, Zucchini, Zwiebeln, Paprika und Lauch, Gläser mit

Joghurt und Kefir sowie fünf Ballon flaschen Bier und Met angesetzt. Alle – daran

werde ich regelmäßig erinnert – sind am Leben. Spät in der Nacht, wenn es im

Haus ganz still ist, höre ich meine Gärgüter vergnügt gurgeln. Ich mag das

Geräusch sehr, denn es bedeutet, dass meine Mikroben glücklich sind.

Ich lese die ganze Zeit Kochbücher und wende doch nie ein Rezept daraus an.

Warum ist das bei Die Kunst des Fermentierens anders? Zum einen schreibt Sandor

Katz über die transformative Kraft der Fermentierung mit solch ansteckender

Begeisterung, dass man die Dinge ausprobieren möchte, nur um zu schauen,

was passiert. Ähnliches fühlte ich damals, als mein Lehrer in der Grundschule

sagte, dass etwas Wunderbares geschehen würde, wenn wir Essig mit Backpulver

mischten. Diese mikrobiellen Transformationen sind tatsächlich etwas Wunderbares

– und sehr oft auch die Ergebnisse daraus: verblüffende neue Aromen und

interessante neue Konsistenzen, aus ganz gewöhnlichen Zutaten geschaffen, aber

nicht von uns, sondern von Bakterien und Pilzen.

Ein weiterer Grund, warum Katz uns dazu veranlasst, Rezepte auszuprobieren,

um Dinge zu gewinnen, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt

(kwas? shrub?!), ist die Tatsache, dass er einen nie einschüchtert. Im Gegenteil:

Als Kochbuch – und es ist doch, wie ich noch darlegen werde, so viel mehr als

ein Kochbuch – ist Die Kunst des Fermentierens ermutigend. Obwohl sein

Buch von vielerlei mikrobiellen Mysterien handelt, ist Katz von Natur aus ein

Entmystifizierer: Es ist nicht so kompliziert, versichert er, jeder kann Sauerkraut

machen – hier ist alles, was man dazu braucht. Und wenn etwas schiefläuft?

Wenn das Kraut einen gefährlich wirkenden Bart aus Schimmelpilzen

bekommt? Keine Panik, einfach den Bart abrasieren und das Kraut darunter

genießen.

Hinter dieser Haltung steckt jedoch mehr als Sandor Katz’ Gelassenheit in der

Küche; hier ist auch Politik am Werk. Die Kunst des Fermentierens ist viel mehr

als ein Kochbuch. Besser gesagt: Es ist so sehr ein Kochbuch, wie Zen in der

Kunst des Bogenschießens ein Lehrbuch für Pfeil und Bogen ist. Natürlich sagt es,

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