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Dossier "Frieden fördern" der Aktion Sternsingen 2020

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen. Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen.

Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

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TEIL 1<br />

WAS GEFÄHRDET DEN FRIEDEN?<br />

Nationen aufgrund geographischer Grenzen,<br />

son<strong>der</strong>n die zweier Zivilisationen: Kroaten seien<br />

Europäer, Serben <strong>der</strong> Balkan. Es ist im Grunde<br />

irrelevant, ob Serben o<strong>der</strong> Kroaten sich tatsächlich<br />

voneinan<strong>der</strong> unterscheiden. Auf beiden Seiten<br />

wurde <strong>der</strong> An<strong>der</strong>e stigmatisiert und stereotypisiert,<br />

um die eigene Ideologie und die eigenen Machtbestrebungen<br />

zu sichern. Die Selbstzuschreibung ist<br />

es letztlich, die die ethnische Beson<strong>der</strong>heit ausmacht<br />

und die Gruppen voneinan<strong>der</strong> trennt.<br />

Mittel zum Zweck<br />

Die politische Führung, das Bildungssystem und<br />

staatlich kontrollierte Medien spielen eine bedeutende<br />

Rolle in <strong>der</strong> Produktion und Verbreitung<br />

(ethno-)nationaler Ideologien. Tuđman besaß nicht<br />

nur die Kontrolle über alle staatlichen Institutionen<br />

und Organisationen, son<strong>der</strong>n kontrollierte auch die<br />

Medien. Er formte sogar eine eigene Popkultur, um<br />

ein explizites nationales kroatisches Bewusstsein<br />

zu schaffen. Die Verbindung von Partei, Präsident<br />

und Staat war eine durchdachte Strategie und<br />

bildete auch den Grundstein seiner Parteirhetorik<br />

<strong>der</strong> 90er-Jahre: Die Identität <strong>der</strong> Partei wurde mit<br />

<strong>der</strong> Identität <strong>der</strong> Nation gleichgesetzt. So fand sich<br />

das Wappen <strong>der</strong> Landesflagge auch in dem <strong>der</strong><br />

Partei. Gegner <strong>der</strong> Partei wurden zu Gegnern des<br />

Unabhängigen Kroatiens. Die durch den Kommunismus<br />

hervorgerufene „nationale Frustration“ wuchs<br />

zu einer Neuentdeckung und Erfindung einer alten/<br />

neuen Identität an. Kroatiens nationale Symbole<br />

überfluteten das Land. Zur gleichen Zeit wurden<br />

zwei Symbole, das Wappen und die dreifarbige<br />

Flagge, zu beliebten Motiven von Graffitis. Jugendliche<br />

malten sie auf ihre Schultaschen o<strong>der</strong> Jeans,<br />

wo zuvor die Namen ihrer Lieblingsmusiker Platz<br />

gefunden hatten. Man feierte den Fall des Kommunismus<br />

und die Geburt eines jungen, vielversprechenden<br />

Staates.<br />

Ein Konflikt, unterschiedliche Definitionen<br />

Politische Propaganda wirkt beson<strong>der</strong>s dort, wo<br />

Unzufriedenheit herrscht, wo soziale o<strong>der</strong> gesellschaftliche<br />

Umbrüche vorhanden sind und wo<br />

Sicherheit und Schutz fehlen. In den 1990er Jahren<br />

war Jugoslawien täglich mit den Auswirkungen <strong>der</strong><br />

Wirtschaftskrise konfrontiert und die Bevölkerung<br />

somit anfällig für Instrumentalisierungen durch<br />

Massenmedien und die politische Führung ihrer<br />

Republiken. Der Kroatienkrieg war das Ergebnis<br />

komplexer politischer Konflikte, in denen Ethnizität<br />

als Basis <strong>der</strong> politischen Identifikation diente. Es<br />

herrschte ein feindseliges Klima bestimmt durch<br />

die von <strong>der</strong> politischen Propaganda konstruierten<br />

Stereotypen und daraus folgenden Ressentiments.<br />

Aufgrund unterschiedlicher Definitionen <strong>der</strong><br />

Konfliktursachen präsentierte sich jede Seite als<br />

Opfer <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />

Chancen friedlicher Lösungsansätze<br />

Wird dagegen ein Verständnis davon geschaffen,<br />

was einem Konflikt tatsächlich zugrunde liegt,<br />

eröffnet sich eine Chance, friedliche Lösungsansätze<br />

an <strong>der</strong> Ursache zu erarbeiten – vielleicht sogar,<br />

bevor es zur politischen Eskalation kommt. Ist es<br />

bereits zu einem Konflikt gekommen, ist es wichtig,<br />

die eigentlichen Spannungsfel<strong>der</strong> zu lokalisieren<br />

und anhand dieser friedliche Lösungsansätze zu<br />

22 * DOSSIER

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