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Dossier "Frieden fördern" der Aktion Sternsingen 2020

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen. Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen.

Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

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TEIL 2<br />

WIE ERREICHT UND STABILISIERT MAN FRIEDEN?<br />

Kann Krieg ein Mittel<br />

zum <strong>Frieden</strong> sein?<br />

Die Frage, ob es mit militärischen Mitteln<br />

möglich ist, <strong>Frieden</strong> zu schaffen, beschäftigt<br />

Sozial- und Politikwissenschaftler, Völkerrechtler<br />

und Politiker bis heute.<br />

Verena Roth ist Online-Redakteurin im<br />

Kin<strong>der</strong>missionswerk ‚Die Sternsinger‘.<br />

Schwer verwundete und getötete<br />

Soldaten in den Schützengräben<br />

rund um Verdun, Atompilze über<br />

Hiroshima und Nagasaki, Kim Phúc, die<br />

nach einem Napalm-Angriff nackt aus<br />

einem Dorf in Vietnam flieht, zerstörte<br />

Straßen in Syrien, Flüchtlingszüge an<br />

den Grenzen – gleich, welches Szenario<br />

<strong>der</strong> Weltgeschichte einem bei dem Wort<br />

„Krieg“ als erstes einfällt, es sind immer<br />

Bil<strong>der</strong> von Tod, Zerstörung und unendlichem<br />

Leid. Was soll Krieg also mit<br />

<strong>Frieden</strong> zu tun haben? Kann Krieg gar<br />

ein Weg o<strong>der</strong> ein Mittel zum <strong>Frieden</strong><br />

sein? „Nein“, rufen überzeugte Pazifisten<br />

und <strong>Frieden</strong>saktivisten. <strong>Frieden</strong>, <strong>der</strong><br />

durch Krieg möglich wird? Absurd!<br />

Wasser und Weideland sind ein seltenes<br />

Gut im Nordosten Kenias, an <strong>der</strong> Grenze<br />

zu Äthiopien und dem Sudan. Viehhirten<br />

sind mit aus Somalia importierten<br />

Gewehren ausgestattet.<br />

O<strong>der</strong> ist das vielleicht doch nicht ganz<br />

abwegig? „Jemanden bekriegen“ bedeutet<br />

laut Duden einerseits „gegen ihn Krieg<br />

zu führen“. An<strong>der</strong>erseits hat das Grundwort<br />

„kriegen“ die Bedeutung „etwas<br />

bekommen“ o<strong>der</strong> „erhalten“. Der<br />

preußische General Carl von Clausewitz<br />

behauptete, Krieg sei „eine bloße Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Politik mit an<strong>der</strong>en Mitteln“.<br />

Langfristig, so Clausewitz, ginge es<br />

immer darum, den <strong>Frieden</strong> wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Folgt man seinem Gedanken,<br />

so müsste sich in <strong>der</strong> gewalttätigen<br />

Menschheitsgeschichte doch mindestens<br />

ein Beispiel finden, in dem Krieg<br />

tatsächlich zu <strong>Frieden</strong> geführt hat.<br />

Der gerechte Krieg<br />

In Europa braucht man nicht lang<br />

suchen. Wo stünden wir wohl heute,<br />

hätten sich die Alliierten im Zweiten<br />

Weltkrieg nicht gegen das nationalsozialistische<br />

Hitler-Deutschland gestellt?<br />

Hat nicht <strong>der</strong> Sieg <strong>der</strong> Alliierten im Jahr<br />

1945 eine Kettenreaktion in Gang gesetzt,<br />

die in <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union mündete? Hat diese Union nicht<br />

wie<strong>der</strong>um dazu geführt, dass ihre<br />

Mitglie<strong>der</strong> auf über 70 Jahre <strong>Frieden</strong><br />

zurückblicken können, was im Jahr 2012<br />

mit dem <strong>Frieden</strong>snobelpreis honoriert<br />

wurde? Demnach scheint es durchaus<br />

möglich zu sein, <strong>Frieden</strong> mit militärischen<br />

Mitteln herbeizuführen. Krieg<br />

wäre dann nicht mehr das Kräftemessen<br />

zwischen zwei Parteien, son<strong>der</strong>n die<br />

Durchsetzung von Recht gegen einen<br />

Rechtsbrecher, überspitzt ausgedrückt:<br />

<strong>der</strong> Sieg des Guten über das Böse. Die alte<br />

Idee vom gerechten Krieg fand übrigens<br />

auch Eingang ins Völkerrecht: Prinzipiell<br />

verbietet es den Staaten die Anwendung<br />

von Gewalt. Selbst die bloße Gewaltandrohung<br />

ist im Völkerrecht strikt<br />

untersagt. Kriege sind heute grundsätzlich<br />

völkerrechtswidrig. Doch es gibt<br />

Ausnahmen, zum Beispiel die nach<br />

Artikel 51 <strong>der</strong> UN-Charta zugelassene<br />

Selbstverteidigung eines Staates im Falle<br />

eines bewaffneten Angriffs eines<br />

an<strong>der</strong>en Staates – allerdings nur, bis <strong>der</strong><br />

Sicherheitsrat die „erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Maßnahmen“ gegen den Angreifer<br />

ergriffen hat.<br />

28 * DOSSIER

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