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Dossier "Frieden fördern" der Aktion Sternsingen 2020

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen. Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen.

Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

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die sich als benachteiligte Min<strong>der</strong>heit in ihrem Land<br />

sehen, als gleichberechtigt anerkannt zu werden,<br />

ihren Glauben frei leben zu können, Zugang zu<br />

denselben Ressourcen zu haben wie die Mehrheit.<br />

Ich kann das lei<strong>der</strong> im Augenblick so von keinem<br />

meiner Projektlän<strong>der</strong> sagen. Auch da, wo es im<br />

Augenblick friedlicher zu sein scheint, ist <strong>der</strong><br />

Friede fragil, o<strong>der</strong> An<strong>der</strong>sdenkende werden massiv<br />

unterdrückt, sodass man nicht wirklich von <strong>Frieden</strong><br />

sprechen kann. Aufgrund von Begegnungen bei<br />

meinen Reisen und Kontakten über die Projektarbeit<br />

sehe ich jedoch überall auch Lichtblicke,<br />

nämlich Menschen – Kin<strong>der</strong>, Jugendliche<br />

und Erwachsene –, die sich aufrichtig für eine<br />

friedlichere Gesellschaft einsetzen.<br />

Was bedeutet <strong>Frieden</strong> für Sie?<br />

Tragfähiger <strong>Frieden</strong> bedeutet für mich, Gemeinsamkeiten,<br />

vor allem auch gemeinsame Werte zu sehen,<br />

sich für gemeinsame Ziele einzusetzen, aber auch<br />

Unterschiede anzuerkennen und zu akzeptieren.<br />

Er bedeutet nicht, schwierige, unbequeme Themen<br />

auszuklammern aus Angst vor Konflikten o<strong>der</strong><br />

falsch verstandener Rücksichtnahme, son<strong>der</strong>n<br />

darüber in konstruktiver Weise sprechen zu lernen,<br />

in gegenseitigem Respekt und mit Sensibilität und<br />

Empathie für den an<strong>der</strong>en. Sonst ist <strong>der</strong> Friede<br />

oberflächlich und kann spannungsreichen Situationen<br />

nicht standhalten. Nicht angesprochene und<br />

nicht aufgearbeitete Konflikte können weiter gären<br />

und erst recht zu gewaltsamen Ausbrüchen führen<br />

o<strong>der</strong> zumindest zu einer feindseligen Haltung<br />

gegenüber dem an<strong>der</strong>en. Dies gilt ebenso im<br />

kleinen, zwischenmenschlichen Bereich wie<br />

auch im Großen.<br />

Ich habe mit Projektpartnern gesprochen, <strong>der</strong>en<br />

Projekte wir als <strong>Frieden</strong>sprogramme bezeichnen<br />

würden, die diese Einordnung selbst aber als zu<br />

hoch gegriffen ansehen, weil sie <strong>der</strong> Meinung sind,<br />

dass die Bedingungen für wirklichen <strong>Frieden</strong><br />

aufgrund <strong>der</strong> Verhältnisse in ihrem Land nicht<br />

gegeben sind. Sie sprechen lieber von Dialog,<br />

Respekt vor dem an<strong>der</strong>en und Empathie als ersten<br />

Schritten hin zu einer Verän<strong>der</strong>ung. Indem sie<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen die Grundlagen friedlichen<br />

Zusammenlebens vermitteln, hoffen sie, eine<br />

neue Generation heranzubilden, <strong>der</strong> gelingt, was<br />

<strong>der</strong>zeit noch unmöglich scheint: Voraussetzungen<br />

zu schaffen, in denen <strong>Frieden</strong> wachsen kann.<br />

Wie gehen Sie mit <strong>der</strong> Belastung um, bei Ihrer<br />

Arbeit so häufig mit dem Leid <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />

ihrer Familien in konfliktgeprägten Regionen<br />

konfrontiert zu sein? Was gibt Ihnen die Stärke,<br />

optimistisch zu bleiben?<br />

Mir hilft es zu erleben, welche unglaublichen<br />

Ressourcen Kin<strong>der</strong> in sich tragen und trotz schwierigster<br />

Situationen und Erfahrungen ihre Lebensfreude<br />

nicht verlieren bzw. ihre Zuversicht,<br />

Fröhlichkeit und Energie wie<strong>der</strong>finden können,<br />

wenn sie die nötige Unterstützung erhalten.<br />

Ich halte mich an positiven Beispielen fest, die<br />

zeigen, wie die Arbeit unserer Partner zumindest<br />

im Kleinen Früchte trägt. Als einen Lichtblick<br />

empfinde ich es zum Beispiel, wenn ich sehe, wie in<br />

den Schulen unseres israelischen Projektpartners<br />

Hand in Hand jüdische und arabische Kin<strong>der</strong><br />

unbefangen miteinan<strong>der</strong> umgehen, und wie die<br />

Erwachsenen, die sie begleiten, darum ringen, in<br />

einem offenen und ehrlichen Dialog zu bleiben,<br />

auch wenn das Umfeld es ihnen nicht leicht macht.<br />

Im Libanon habe ich tolle junge Menschen getroffen,<br />

die an einem Projekt des Partners Adyan für<br />

interreligiösen Dialog an Schulen teilnehmen und<br />

sehr reflektiert darüber gesprochen haben, wie das<br />

Programm ihre Einstellungen verän<strong>der</strong>t und ihnen<br />

geholfen hat, Vorurteile abzubauen und Unterschiede<br />

zu schätzen. So etwas macht Hoffnung, dass<br />

Verän<strong>der</strong>ungen langfristig möglich sind. Sehr<br />

wichtig ist für mich das Gebet, in dem ich alles<br />

Bedrückende immer wie<strong>der</strong> vor Gott tragen und<br />

abgeben kann. *<br />

Als Projektreferentin arbeiten Sie mit Partnern<br />

verschiedener Län<strong>der</strong> Afrikas und des Nahen<br />

Ostens zusammen. In welchen dieser Län<strong>der</strong><br />

gibt es Ihrer Meinung nach beson<strong>der</strong>s positive<br />

Entwicklungen in Richtung <strong>Frieden</strong>?<br />

Klara Koch zu Besuch in<br />

einem Projekt in Beirut,<br />

Libanon<br />

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