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Dossier "Frieden fördern" der Aktion Sternsingen 2020

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen. Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

Wie die Geschwister auf dem Titelbild des Dossiers «Frieden fördern» leben rund eine Million syrische Flüchtlinge im kleinen Nachbarland Syrien. Etwa ein Drittel von ihnen lebt in der Bekaa-Ebene. In den Flüchtlingslagern nahe der syrischen Grenze wohnen sie unter prekären Bedingungen.

Im Dossier erfahren Sie, wie Frieden gefährdet und wie Frieden gefördert werden kann. Das machen die Beiträge der Projektpartner, der Fachleute und der Mitarbeiter*innen deutlich.

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Zehn Menschen werden täglich<br />

ermordet<br />

Obwohl <strong>der</strong> Bürgerkrieg mittlerweile<br />

längst vorbei ist, leben die Menschen<br />

bis heute nicht in <strong>Frieden</strong>. Viele können<br />

ihre Wohnviertel nicht verlassen. Das<br />

kleinste Land Mittelamerikas gilt als<br />

gefährlichstes <strong>der</strong> Region – mit einer <strong>der</strong><br />

höchsten Mordraten weltweit. Im Jahr<br />

2017 wurden laut Amnesty International<br />

3.605 Menschen umgebracht – rund zehn<br />

Menschen täglich. Mit Schuld daran sind<br />

die Straßenbanden, sogenannte „Maras“<br />

o<strong>der</strong> „Pandillas“, die seit dem Ende des<br />

Bürgerkriegs ihr Unwesen treiben.<br />

Überall im Land verlaufen unsichtbare<br />

Grenzen, zwischen denen verschiedene<br />

Banden das Sagen haben. Und sie suchen<br />

ständig neue Mitglie<strong>der</strong>. Zuerst locken<br />

sie Kin<strong>der</strong> mit Handys o<strong>der</strong> Geld für<br />

Kleidung, die sie zum Beispiel dafür<br />

bekommen, dass sie befeindete Gruppen<br />

ausspionieren. Später werden die Neuen<br />

gezwungen, zu rauben und manchmal<br />

sogar zu töten. Wer wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong><br />

Bande aussteigen will, wird umgebracht<br />

o<strong>der</strong> ein Familienmitglied wird ermordet.<br />

Die Polizei bekommt die Lage nicht<br />

in den Griff.<br />

Freizeitangebote holen Kin<strong>der</strong> von<br />

<strong>der</strong> Straße<br />

Für José Santos Guevara sind Armut,<br />

eine schlechte wirtschaftliche Situation<br />

und fehlende Gerechtigkeit Hauptursachen<br />

für die anhaltende Gewalt. Um<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen eine Alternative<br />

zu den Banden zu bieten, gründete<br />

er im Jahr 1998 die Organisation<br />

ACUDESBAL. Sein Team mit <strong>der</strong>zeit 22<br />

Mitarbeitern organisiert ein vielfältiges<br />

Freizeitangebot, um Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

von <strong>der</strong> Straße zu holen. Rund 500<br />

Jungen und Mädchen besuchen nachmittags<br />

und am Wochenende die Musik-,<br />

Tanz- und Malkurse von ACUDESBAL.<br />

Weitere 600 Kin<strong>der</strong> und Jugendliche sind<br />

in gemischten Fußballmannschaften<br />

aktiv. So gewinnen sie Selbstbewusstsein,<br />

fühlen sich nicht alleingelassen und<br />

lernen, sich vor den Banden zu schützen.<br />

Ältere Jugendliche werden zu Themen<br />

wie Umwelt, Politik o<strong>der</strong> Gesundheit<br />

fortgebildet. Nelson, ein Projektmitarbeiter,<br />

erzählt: „Wenn wir die Freizeitlücken<br />

nicht füllen, kommen Banden<br />

und holen die Kin<strong>der</strong>, damit sie für sie<br />

arbeiten. Der Schlüssel gegen diese<br />

Banden ist unsere tägliche Arbeit mit<br />

den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen.“<br />

Bewaffnete Polizisten und Soldaten<br />

gehören zum Alltag<br />

Emerson nimmt seit einem Jahr regelmäßig<br />

an den Aktivitäten von ACUDESBAL<br />

teil. Am meisten Spaß macht ihm das<br />

gemeinsame Singen im Chor und die<br />

Choreografien, die er mit seiner Tanzgruppe<br />

einstudiert. Auch bei <strong>der</strong> Er-<br />

öffnung des neuen Fußballplatzes im<br />

Dorf ist Emerson selbstverständlich<br />

dabei. Den Sportplatz hat das Kin<strong>der</strong>missionswerk<br />

,Die Sternsinger‘ finanziert,<br />

das seit 2011 mit ACUDESBAL<br />

zusammenarbeitet. Eine Mädchentanzgruppe<br />

eröffnet die Feier mit traditionellen<br />

Tänzen. Dann ist Emerson mit<br />

seiner Showtanzgruppe dran. Dass zum<br />

Schutz <strong>der</strong> Veranstaltung bewaffnete<br />

Die Banden von El Salvador<br />

Polizisten und Soldaten am Spielfeldrand<br />

stehen, gehört zum Alltag <strong>der</strong> Menschen.<br />

„Eine ganz an<strong>der</strong>e Sicht auf die Dinge“<br />

Symbolisch schneidet José Santos<br />

Guevara eine rote Schleife durch, dann<br />

ist <strong>der</strong> Platz offiziell eingeweiht und das<br />

große Fußballturnier kann beginnen.<br />

Acht Frauen- und zwölf Herrenmannschaften<br />

treten gegeneinan<strong>der</strong> an.<br />

Beson<strong>der</strong>s freut es Guevara, dass auch<br />

die Gemeinden San Juan del Gozo und<br />

El Marillo mit zwei Mannschaften<br />

vertreten sind. Das wäre vor kurzem<br />

noch nicht möglich gewesen. Banden<br />

kontrollierten die Dörfer, und niemand<br />

durfte sie verlassen. „Durch Fußball<br />

bekommen die jungen Leute eine ganz<br />

an<strong>der</strong>e Sicht auf die Dinge“, ist Guevara<br />

überzeugt. „Und auch <strong>der</strong> Austausch<br />

zwischen den verschiedenen Dorfgemeinschaften<br />

ist sehr wichtig.“ Ein<br />

kleiner, aber sehr wichtiger Schritt<br />

in eine friedliche Zukunft. *<br />

Die Situation von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen in El Salvador ist alarmierend:<br />

Viele von ihnen müssen ohne Eltern aufwachsen, weil diese im Bürgerkrieg<br />

ums Leben kamen o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Suche nach Arbeit in die USA ausgewan<strong>der</strong>t<br />

sind. Das macht es kriminellen Jugendbanden leicht, neue Mitglie<strong>der</strong> zu gewinnen.<br />

Junge Menschen schließen sich ihnen an, weil sie in den Banden eine<br />

Möglichkeit sehen, leicht Geld zu verdienen, sich Kleidung o<strong>der</strong> ein Handy zu<br />

kaufen. Manche werden jedoch auch zwangsrekrutiert. Wer nicht mitmachen<br />

will, wird umgebracht. Auch Schutzgel<strong>der</strong>pressungen, Drogen- und Waffenhandel<br />

o<strong>der</strong> Morde sind alltäglich.<br />

600 Mädchen und Jungen<br />

spielen bei ACUDESBAL<br />

Fußball. Der Sport hilft<br />

ihnen auch, sich gegen<br />

Banden zu schützen.<br />

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