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Berliner Zeitung 10.01.2020

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Der Gigafactory ganz nah: Landtag billigt Tesla-Deal – Seiten 8und 16<br />

Maren<br />

Kroymann<br />

im Interview<br />

Seite 22<br />

5°/10°<br />

Wolken und Regen<br />

Wetter Seite 28<br />

Fast erwachsen:<br />

Rod Stewart wird 75<br />

Panorama Seite 28<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Franziska Giffeys Mann<br />

als Beamter entlassen<br />

Berlin Seite 9<br />

Freitag,10. Januar 2020 Nr.8HA -76. Jahrgang<br />

Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Handball: Deutschland<br />

startet mit Sieg in die EM<br />

Sport Seite 19<br />

Berlinale<br />

„Zurück in<br />

eine großartige<br />

Stadt“<br />

VonCornelia Geißler<br />

Jeremy Irons<br />

leitet die<br />

Berlinale-Jury.<br />

Zu den Schwierigkeiten bei der<br />

Zusammenstellung des Programms<br />

der <strong>Berliner</strong> Filmfestspiele<br />

gehört es, Berühmtheiten in die<br />

Stadt zu bringen. Denn in der Wahrnehmung<br />

der nur leicht filmaffinen,<br />

aber am Glamour interessierten Öffentlichkeit<br />

steigt die Wertschätzung<br />

der Berlinale mit jedem Promi auf<br />

dem roten Teppich. Mit dem Präsidenten<br />

der Internationalen<br />

Jury<br />

ist nun ein echter<br />

Star gefunden:<br />

der 71 Jahre<br />

alte britische<br />

Film- und Theaterschauspieler<br />

Jeremy Irons.<br />

Viele bedeutende<br />

Regisseure<br />

haben ihn besetzt,<br />

so Bille August,<br />

Bernardo Bertolucci, Louis<br />

Malle,Volker Schlöndorff, Steven Soderbergh,<br />

István Szabo. Ohne große<br />

Arbeit der Masken- und Kostümabteilungen<br />

hat er in vierzig Jahren die<br />

verschiedensten Charaktere verkörpert.<br />

Irons ist extrem wandelbar in<br />

der Darstellung, obwohl man ihn<br />

stets erkennen kann. Er erhielt einen<br />

Oscar und zwei Golden Globes.<br />

Beispielhaft für seine Kunst ist<br />

David Cronenbergs Film „Verhängnis“<br />

von 1992, in dem er zwei Gynäkologen<br />

spielt, ein Zwillingspaar Anfang<br />

vierzig, das sich im selben Beruf<br />

niedergelassen hat, in einer merkwürdigen<br />

Abhängigkeit voneinander<br />

lebt und dann auf gespenstische<br />

Weise auseinanderdriftet. Fünf Jahre<br />

später spielte er in Adrian Lynes Verfilmung<br />

von Nabokovs „Lolita“ den<br />

pädophilen Humbert Humbert so,<br />

dass er angegriffen wurde für seine<br />

sichtbareVerführungskunst.<br />

Jeremy Irons sieht unter den Augen<br />

immer schon so aus,als hätte er<br />

einen Tick zu wenig geschlafen –je<br />

nach Rolle lässt sich ein geheimnisvoller,<br />

schrecklicher oder romantischer<br />

Grund dahinter vermuten.<br />

Vielleicht sieht er noch spätabends<br />

Filme.Mit täglich bis zu drei Wettbewerbsbeiträgen,<br />

die er für die Berlinale-Jurynun<br />

ab 20. Februar zu sichten<br />

hat, dürften die Schatten nun<br />

nicht blasser werden. Für die Wahl<br />

zum Jurypräsidenten bedankte sich<br />

Jeremy Irons Berlin-freundlich: So<br />

habe er „die Gelegenheit, in diese<br />

großartige Stadt zurückzukehren“.<br />

Undnatürlich das Kino: Er freue sich,<br />

„die ausgewählten Filme anzusehen<br />

und deren Vorzüge mit meinen Jurykollegen<br />

zu diskutieren“.<br />

Auf ins Leben<br />

Prinz Harry und<br />

Herzogin Meghan<br />

verlassen das<br />

Königshaus. Die<br />

Geschichte einer<br />

Befreiung. Seiten 3und 8<br />

Die Radfahrerstadt undder Tod<br />

Seit Jahren schon will Berlin die Straßen sicherer machen –warum gelingt das nicht?<br />

VonPeter Neumann und Melanie Reinsch<br />

Vision Zero, keine tödlichen<br />

Verkehrsunfälle mehr: Das<br />

ist seit Langem schon die<br />

Leitlinie der <strong>Berliner</strong> Verkehrspolitik.<br />

Ein schönes Ziel, doch<br />

die Wirklichkeit sieht anders aus.<br />

Weiterhin sterben Menschen auf<br />

Berlins Straßen. Ein besonders großes<br />

Risiko tragen sie, wenn sie ohne<br />

Blechumhüllung und ohne Motorkraft<br />

unterwegs sind –sowie die 68-<br />

jährige Frau, an deren TodamDonnerstagabend<br />

mit einer Mahnwache<br />

am Kottbusser Torerinnertwurde.<br />

Die Frau, die am Mittwoch unter<br />

einem rechts abbiegenden Lkw<br />

starb, ist die erste tote Radfahrerin<br />

des neuen Jahres 2020 in Berlin.<br />

Die Reaktion des Senats<br />

Nicht weit entfernt von dem Kreuzberger<br />

Knotenpunkt ereignete sich<br />

am 2. Januar der erste tödliche Fußgängerunfall<br />

des Jahres. Inder Adalbertstraße<br />

wurde die Begleiterin eines<br />

81-jährigen Fußgängers von einem<br />

Auto angefahren. DieFrauhielt<br />

sich bei ihm fest und beide stürzten.<br />

Der Mann starb an den Verletzungen.<br />

Auch für diesen Verkehrstoten<br />

wirdeseine Mahnwache geben.<br />

Warum kommen in einer Stadt,<br />

die sich die Verkehrswende auf die<br />

Fahnen geschrieben hat, weiterhin<br />

so viele Menschen auf den Straßen<br />

ums Leben? Allein im vergangenen<br />

Jahr starben im <strong>Berliner</strong> Straßenverkehr<br />

24 Fußgänger, Verkehrsaktivisten<br />

zählen sogar 26 tote Fußgänger.<br />

Zudem wurden sechs Radfahrer,laut<br />

ADFC waren es sieben, von Kraftfahrzeugen<br />

getötet. 2019 starben<br />

laut Polizei 40 Menschen im Verkehr.<br />

Davon waren 21 älter als 65. Senioren<br />

sind in immer größerem Maße<br />

gefährdet, wie auch die ersten tödlichen<br />

Unfälle des Jahres zeigen.<br />

Wobei Experten davon warnen,<br />

die Analyse nur auf die Verkehrstoten<br />

zu konzentrieren: Ob jemand bei<br />

einem Zusammenstoß stirbt oder<br />

ihn verletzt übersteht, hängt oft von<br />

Zufällen ab, heißt es bei der Polizei.<br />

Aussagekräftiger sind andereDaten.<br />

Auch sie sehen für Berlin nicht<br />

gut aus.Solag die Zahl der Radfahrer,<br />

die während der ersten drei Quartale<br />

2019 verunglückten, um 3,05 Prozent<br />

über dem Durchschnitt der vergangenen<br />

drei Jahre. Bei den Senioren<br />

betrug das Plus 2,7 Prozent. „Ich<br />

erwarte von der Verkehrsverwaltung<br />

und der Unfallkommission, dass sie<br />

die Unfallursache so schnell wie<br />

möglich aufklärt“, sagt der SPD-Verkehrspolitiker<br />

Tino Schopf. Auch andere<br />

Unfallschwerpunkte müssten<br />

entschärft werden:„Ich erwarte,dass<br />

man proaktiv handelt. Wir können<br />

nicht warten, bis es wieder knallt.“<br />

Das Problem: Während Unfallkommissionen<br />

anderswo für viel weniger<br />

Menschen zuständig sind, gibt<br />

es für Berlin nur ein Gremium dieser<br />

Art. Zudem hatte die Kommission<br />

nach einem tödlichen Fußgängerunfall,<br />

der sich 2018 am Kottbusser<br />

Tor ereignete, keine Änderungen<br />

veranlasst. Der Knotenpunkt war<br />

2012/13 umgestaltet worden – mit<br />

dem Ziel, die Unfallzahlen zu senken.<br />

Doch es ist fraglich, ob es heutigen<br />

Anforderungen noch entspricht.<br />

InitiativeimBundesrat<br />

Offenbar war die Radfahrerin auf<br />

dem Radweg unterwegs,der vonder<br />

Fahrbahn abgesetzt ist, berichtete<br />

Susanne Grittner vom Allgemeinen<br />

Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).<br />

Für manche Kraftfahrer bedeute<br />

diese Trennung nun einmal „aus den<br />

Augen, aus dem Sinn“, sagte sie.<br />

Immerhin: Die Senatsverkehrsverwaltung<br />

reagierte schnell –mit einer<br />

Begehung am Donnerstag. Als<br />

Sofortmaßnahme wurde beschlossen,<br />

die Gestaltung des Radwegs und<br />

„signaltechnische Maßnahmen an<br />

den Ampelanlagen“ zu prüfen, hieß<br />

es. Die Verwaltung wies auch auf<br />

eine Bundesratsinitiativehin. Siesoll<br />

es Kommunen ermöglichen, Straßen<br />

für schwereLkw,die keinen Abbiegeassistenten<br />

haben, zu sperren.<br />

„Ich kann die Ungeduld der Menschen<br />

verstehen, die sagen, dass ihnen<br />

die Verkehrswende zu langsam<br />

voranschreite“, sagte der Linken-<br />

Verkehrspolitiker Harald Wolf. Harald<br />

Moritz (Grüne) sagte, dass es<br />

nicht so schnell gehe,die Politik letzten<br />

70 Jahre inSachen Verkehrspolitik<br />

aufzuholen. „Aber wir müssen<br />

unsere Anstrengungen deutlich verstärken.<br />

Trotzdem wirdesJahredauern,<br />

die Stadt umzubauen“, sagte er.<br />

Auch Kopenhagen, oft alsVorbild bezeichnet,<br />

habe lange gebraucht.<br />

Die Mahnwache am Donnerstag<br />

werde nicht die letzte Aktion dieser<br />

Art2020 bleiben, befürchtet Grittner.<br />

Der ADFC, der Verein Changing Cities<br />

und andere Aktivisten wollen<br />

weiterhin demonstrieren – selbst<br />

wenn die schreckliche Routine viele<br />

belastet. „Jede Mahnwache ist ein<br />

Hinweis, dass etwas falsch läuft“, so<br />

Grittner. „Ich will, dass sich endlich<br />

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Entgelt bezahlt<br />

etwas ändert.“ Berlin Seite9 4 194050 501603<br />

IMAGO IMAGES [M]<br />

Flugzeug bei<br />

Teheran<br />

abgeschossen?<br />

US-Regierungskreise halten<br />

das für wahrscheinlich<br />

Die beiTeheran abgestürzte ukrainische<br />

Passagiermaschine<br />

könnte US-Medienberichten zufolge<br />

von einer iranischen Flugabwehrrakete<br />

getroffen worden sein. US-Regierungsbeamte<br />

hielten dies für hoch<br />

wahrscheinlich, berichtete der TV-<br />

Sender CBS am Donnerstag unter Berufung<br />

auf namentlich nicht genannte<br />

Quellen. Das Nachrichtenmagazin<br />

Newsweek berichtete unter<br />

Berufung auf zwei Pentagon-Mitarbeiter,dies<br />

sei wohl versehentlich geschehen.<br />

Die Annahme sei, dass das<br />

iranische Luftabwehrsystem aktiv gewesen<br />

sein könnte, nachdem am<br />

Mittwoch vom Iran aus Raketen auf<br />

von US-Soldaten genutzte Militärstützpunkte<br />

im Irak abgefeuert worden<br />

waren, berichtete Newsweek.<br />

Iran:Technische Ursache<br />

Bei dem Absturz inmitten des bewaffneten<br />

Konflikts zwischen den<br />

Iran und den USA waren am Mittwoch<br />

mehr als 170 Menschen ums<br />

Leben gekommen. Die britische Regierung<br />

forderte eine „vollständige<br />

und transparente Untersuchung“<br />

zur Ursache des Absturzes.<br />

Die iranischen Behörden bekräftigten<br />

am Donnerstag, dass eine<br />

technische Ursache zu der Katastrophe<br />

geführt habe. „Wegen eines<br />

technischen Defekts hat die Maschine<br />

Feuer gefangen, und dies<br />

führte zum Absturz“, sagte Verkehrsund<br />

Transportminister Mohammed<br />

Eslami der Agentur Isna. DieUkraine<br />

schließt einen Raketenangriff oder<br />

einen Terroranschlag als Ursache<br />

nicht aus. Die Präsidenten des Irans<br />

undder derUkraine einigten sich auf<br />

eine Zusammenarbeit zur Aufklärung.<br />

Expertenteams beider Länder<br />

sollen die Absturzursache gründlich<br />

untersuchen, sagte Irans Präsident<br />

Hassan Ruhani. (dpa) Politik Seite 5<br />

51002<br />

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BERLIN<br />

MESSEN


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Jubiläum<br />

Am Montag werden die<br />

Grünen 40 Jahre alt.<br />

Hans-Christian Ströbele hat<br />

sie geprägt –als<br />

Bundessprecher und<br />

Abgeordneter, als Mahner<br />

und Querulant.<br />

Die Geschichte der Partei ist<br />

auch seine Geschichte.<br />

Ein halbes Leben für die Grünen: Hans-Christian Ströbele spricht 1986 bei der Bundesdelegiertenkonferenz Nürnberg.<br />

IMAGO IMAGES/JOKER<br />

VonMarkus Decker<br />

Hans-Christian Ströbele<br />

kommt diesmal mit<br />

Rollator an die Tür seines<br />

Büros in Berlin-Moabit.<br />

Undwenn man den 80-Jährigen<br />

fragt, wie es ihm geht, dann antwortet<br />

er unumwunden: „Schlecht.“<br />

Die Nervenkrankheit, unter der<br />

der langjährige grüne Bundestagsabgeordnete<br />

seit einigen Jahren leidet<br />

und die seine Muskeln schwinden<br />

lässt, schreitet voran. Arme und Beine<br />

werden schwächer, was die Bewegungsfreiheit<br />

einschränkt. Das geliebte<br />

Fahrrad lässt Ströbele schon<br />

seit zwei Jahren stehen. Undwenn er<br />

vor die Tür geht, dann nur noch mit<br />

Begleitpersonen –wegen der Sturzgefahr.<br />

Als wir auf den Rollator blicken,<br />

sagt Ströbele:„Das ist mein Porsche.“<br />

Noch längst nicht abgemeldet<br />

Dasalles bedeutet nicht, dass der gelernte<br />

Rechtsanwalt abgemeldet<br />

wäre, ganz und gar nicht. Unaufhörlich<br />

brummt während unseres zweistündigen<br />

Gesprächs das Smartphone,<br />

das auf dem Schreibtisch<br />

liegt. Die 282 000 Follower bei Twitter<br />

wollen unterhalten werden. ARD<br />

und ZDF haben sich angemeldet.<br />

UndamFreitag wirdein Taxi vorfahren<br />

und Ströbele nach Weißensee<br />

bringen –ins Motorwerk Berlin. Am<br />

Freitagabend feiern die Grünen dort<br />

Immer noch unbequem<br />

ihre 40-jährige Existenz im Westen<br />

und ihre 30-jährige Existenz im Osten.<br />

Neben Bundespräsident Frank-<br />

Walter Steinmeier, als Kanzleramtschef<br />

eine der tragenden Säulen der<br />

rot-grünen Koalition unter Kanzler<br />

Gerhard Schröder, und dem ehemaligen<br />

Außenminister Joschka Fischer<br />

ist Ströbele einer der Stargäste.<br />

Er hat die Windungen und Wendungen<br />

der Grünen miterlebt –und<br />

vielfach mit zu verantworten. So<br />

holte Ströbele in seinen späten Jahren<br />

in Friedrichshain-Kreuzberg<br />

dreimal das Direktmandat für den<br />

Bundestag. Im Juni 1990 wurde er<br />

zum Bundessprecher der Partei gewählt,<br />

also einem der drei gleichberechtigten<br />

Vorsitzenden. In diese<br />

Zeit fällt freilich auch Ströbeles<br />

größte Niederlage: der verpasste<br />

Wiedereinzug der West-Grünen in<br />

den Bundestag. Allein die Ost-Grünen<br />

schafften es damals,daOst- und<br />

Westdeutschland als getrennte<br />

Wahlgebiete gezählt wurden.<br />

Wermit Ströbele heute über die<br />

Grünen spricht, hört eine gleichermaßen<br />

entschiedene wie zwiespältige<br />

Bilanz. „Mit ihren Forderungen<br />

zum Umweltschutz sind die Grünen<br />

ein Erfolgsprojekt“, sagt er.Wer sich<br />

ökologisch engagiert habe, sei seinerzeit„nur<br />

belächelt und verhöhnt“<br />

worden. Man habe verächtlich von<br />

„Müsli-Fressern“ gesprochen. Heute<br />

seien die Umwelt- und die Klimafrage<br />

in der ganzen Gesellschaft angekommen.<br />

Im gesellschaftspolitischen Bereich,<br />

sagt Ströbele, sei das, was die<br />

Grünen einst geforderthätten, inzwischen<br />

weitgehend Realität. „Als ich<br />

studierthabe,war der uneheliche Vater<br />

eines Kindes mit dem Kind offiziell<br />

nicht verwandt. Der hatte nur die<br />

Aufgabe,Geld zu zahlen. Heute hat er<br />

dieselben Rechte wie die Mutter.Von<br />

den Fortschritten bei der Akzeptanz<br />

Entwicklung der Mitgliederzahlen<br />

1990:<br />

Zusammenschluss<br />

Ost- und West-Grüne<br />

25 222<br />

42 419<br />

41 316 43 899<br />

1993:<br />

Zusammenschluss<br />

Bündnis 90 u. Grüne<br />

51 812<br />

homosexueller Gemeinschaften<br />

brauchen wir gar nicht zu reden.“ Das<br />

von 1998 bis 2005 amtierende rotgrüne<br />

Bündnis habe da viel bewegt.<br />

Allerdings gehört in jene Periode<br />

auch das Ja zu den Kriegen im Kosovo<br />

1999 und in Afghanistan ab<br />

2001. Beide Kriege haben die Grünen<br />

unter Schmerzen mitgetragen –so<br />

wie die Agenda 2010 mit ihrem inzwischen<br />

berüchtigten Bestandteil<br />

HartzIV. „Auch auf uns färbte der Politikbetrieb<br />

ab“, sagt Ströbele. „Das<br />

wurde besonders deutlich in der rotgrünen<br />

Zeit.“<br />

In der mutmaßlich nächsten Regierung<br />

mit grüner Beteiligung habe<br />

die Partei „eine große Verantwortung,<br />

dass das reale Politik wird, was<br />

wir jetzt so berechtigt fordern. Wenn<br />

etwas nicht gleich klappt, müssen<br />

wir erklären, warum. Sonst verlieren<br />

wir Glaubwürdigkeit, wie heute die<br />

*Stand 1. Dezember<br />

43 795<br />

45 105<br />

48 171<br />

61 359<br />

95 000*<br />

65 065<br />

1983 87 1990 94 98 2002 05 09 13 17 19<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: BUNDESWAHLLEITER, DPA<br />

anderen Parteien.“ Ströbele, der früher<br />

oft lange gegen die eigene Regierung<br />

opponierte und sich in den entscheidenden<br />

Abstimmungen dann<br />

meistens doch loyal verhielt, findet<br />

ohnehin: „Die Grünen sind ein bisschen<br />

das geworden, was wir eigentlich<br />

nicht wollten –sowie die etablierten<br />

Parteien. Dasbedauereich.“<br />

Zufrieden ist er hingegen mit den<br />

Vorsitzenden Annalena Baerbock,die<br />

mit 39 Jahren jünger ist als die Partei,<br />

undRobertHabeck, der 50 Jahrezählt<br />

und damit immer noch 30 weniger als<br />

Ströbele. Dahöre er„durchaus interessanteTöne,auch<br />

als Linker.Das begrüße<br />

ich. Die beiden machen das<br />

gut. Ich bin für eine grüne Kanzlerin<br />

oder einen grünen Kanzler“.<br />

Erfolgreich ist dieser Ton noch<br />

dazu. Nach dem Ende der Regierungsbeteiligung<br />

2005 folgten für die<br />

Grünen schwere Jahre. Da waren der<br />

Streit um Veggie-Day und Steuerpolitik<br />

– oder die Pädophilie-Debatte.<br />

Übervater Fischer sagte Adieu. Die<br />

Wahlergebnisse fielen bescheiden<br />

aus. Jetzt liegen die Grünen bei den<br />

Demoskopen seit Monaten stabil bei<br />

20 Prozent und regieren in elf von 16<br />

Bundesländern mit – mal mit der<br />

CDU und der FDP, mal mit der SPD<br />

und den Linken. In Baden-Württemberg<br />

ist Winfried Kretschmann der<br />

erste grüne Ministerpräsident. In<br />

Hamburg könnte ihm Katharina Fegebank<br />

nach der Bürgerschaftswahl<br />

am 23. Februar folgen. Die Zahl der<br />

Parteimitglieder nähert sich der<br />

100 000er-Marke.<br />

Kurzum:Während die SPD bei der<br />

Bundestagswahl 1998 noch 40,9 Prozent<br />

der Stimmen holte und die Grünen<br />

bloß 6,7 Prozent, sind Letztere<br />

rund 20 Jahre später imBegriff, die<br />

Sozialdemokraten als führende<br />

Mitte-links-Partei abzulösen. An einer<br />

Kanzlerkandidatur Baerbocks<br />

oder Habecks führt längst kein Weg<br />

mehr vorbei. Dabei hatte Petra Kelly<br />

1982 gesagt:„Wenn die Grünen eines<br />

Tages anfangen, Minister nach Bonn<br />

zu schicken,dann sind es nicht mehr<br />

die Grünen, die ich mit aufbauen<br />

wollte.“<br />

Nurnicht zu viel Anpassung<br />

Ströbele denkt in Teilen ähnlich, hält<br />

das Widerständige und Unangepasste<br />

hoch. Er habe dasFraternisieren<br />

auf Empfängen stets gemieden,<br />

sagt Ströbele, und möge es nicht,<br />

„wenn junge Leute heute teilweise direkt<br />

nach der Schule in den Bundestag<br />

kommen und da Legislaturperiode<br />

umLegislaturperiode verbringen“.<br />

Das verändere sowohl äußerlich<br />

als auch innerlich. „Zu viel<br />

Anpassung ist nicht der richtigeWeg.“<br />

Als Hans-Christian Ströbele im<br />

Sommer 2017 aus dem Bundestag<br />

ausschied, befestigte er seinen Gehstock<br />

auf dem Gepäckträger und fuhr<br />

mit dem Fahrrad durchs Regierungsviertel.<br />

Jetzt steht er von seinem<br />

Schreibtischstuhl auf, schiebt den<br />

Rollator zur Bürotür und erzählt unterdessen,<br />

dass er die Bundestagsdebatten<br />

gelegentlich im Fernsehen<br />

verfolge. Der Politpensionär, der<br />

dann und wann gern wie früher eine<br />

Zwischenfrage stellen würde, ist unverändertfröhlich.<br />

An diesem Freitag<br />

wird die Republik wieder von dem<br />

freundlichen Unbequemen hören.<br />

Herr Polenz, als Sie 1994 zum ersten<br />

Mal inden Bundestag einzogen, kehrten<br />

auch die Grünen zurück, die 1990<br />

gescheitertwaren. Haben Siedamit gerechnet,<br />

dass es ihnen gelingen würde?<br />

Ja,imGrundsatz schon. Siehatten<br />

ja ein Themenspektrum, das schon<br />

damals genügend Wählerinnen und<br />

Wählern wichtig war, vor allem die<br />

Umweltfragen. Und sie standen für<br />

eine neue politische Kultur, was<br />

ebenfalls für manche attraktiv war.<br />

Dasrührte aus ihrer Herkunft aus der<br />

68er-Studentenbewegung, die dann<br />

während der ersten Großen Koalition<br />

zu einer außerparlamentarischen<br />

Opposition, der APO, geworden war.<br />

Die Trennung von Amt und Mandat,<br />

die Rotation der Abgeordneten, ein<br />

imperatives Mandat, das war alles<br />

neu in der deutschen Politik und für<br />

viele interessant. Heute sind davon<br />

allenfalls Spuren übrig geblieben.<br />

Es gab ja auch einige frühereAnhänger<br />

vonK-Gruppen, dem Kommunistischen<br />

Bund zum Beispiel, die eine<br />

wichtige Rolle bei der Gründung der<br />

Grünen spielten.<br />

„Die Grünen haben einige Themen schneller aufgenommen“<br />

Ja,die Geschichte von Joschka Fischer<br />

zeigt beispielhaft, von wie weit<br />

her man kommen konnte, umdann<br />

bei den Grünen zum Realo zu werden<br />

–und Karriere zumachen. Ähnliche<br />

Entwicklungen haben auch Leute wie<br />

Winfried Kretschmann, Jürgen Trittin<br />

oder Ralf Fücks genommen.<br />

Das könnte man auch als gelungene<br />

Integrationsleistung der Grünen im<br />

Sinne der parlamentarischen Demokratie<br />

verstehen, oder?<br />

Es ist auf jeden Fall ein Beispiel<br />

für die Leistungsfähigkeit der parlamentarischen<br />

Demokratie. Das war<br />

damals ja nicht vorhersehbar, wie<br />

die Grünen sich entwickeln würden.<br />

Man sieht das am Beispiel der Haltung<br />

zu Kampfeinsätzen der Bundeswehr,die<br />

sie anfangs kategorisch<br />

abgelehnt haben.<br />

Es heißt immer, Angela Merkel habe<br />

die CDU sozialdemokratisiert, aber<br />

hat sie sie in Wirklichkeit nicht grün<br />

eingefärbt? Atomausstieg, Abschaffung<br />

der Wehrpflicht, Ehe für alle –<br />

das waren doch alles grüne Themen.<br />

Wie hat die Partei die deutsche Politik geprägt?<br />

ZUR PERSON<br />

Ruprecht Polenz, 73, war von1994 bis 2013 Bundestagsabgeordneter.Erleitete viele Jahre<br />

den Auswärtigen Ausschuss. Heute ist er einer der einflussreichsten CDU-Politiker in den sozialen<br />

Netzwerken. Seine Beiträgeauf Twitter werden so oft geteilt wie die keines anderen<br />

Christdemokraten –imvergangenen Jahr etwa eine Million Mal.<br />

Ich denke, eswaren Themen der<br />

Zeit, die die einen schneller und die<br />

anderen nicht ganz so schnell aufgegriffen<br />

haben. Merkel hat diese<br />

gesellschaftlichen Strömungen<br />

dann zum Teil relativ spät aufgenommen,<br />

aber so,dass sie mit unseren<br />

Wertvorstellungen vereinbar<br />

sind. Die Grünen waren da schneller.<br />

Sehen Sie als Konservativer in den<br />

Grünen auch konservativeAnteile?<br />

Die CDU tritt als christlich orientierte<br />

Partei für die Bewahrung der<br />

Schöpfung ein. Man kann das auch<br />

als Nachhaltigkeit gegenüber der<br />

Umwelt bezeichnen, aber es ist ein<br />

im Kern konservatives Anliegen. Das<br />

ist eine wichtige Schnittstelle zwischen<br />

Union und Grünen, wo man<br />

gemeinsam über die richtigen Wege<br />

nachdenken kann.<br />

Nach der Koalition in Österreich gilt<br />

Schwarz-Grün auch in Deutschland<br />

als Perspektive. Istdas realistisch?<br />

Nach meiner Einschätzung werden<br />

die Grünen, wenn sie eine andere<br />

Option haben, als mit der Union zu<br />

regieren, diese andere Option wählen.<br />

Das liegt daran, dass die ganze<br />

politische Sozialisation der Grünen<br />

sehr stark inFrontstellung zur CDU<br />

entwickelt worden ist. In dem Moment,<br />

wo die CDU als einzige Alternativeinfrage<br />

kommt, um regieren zu<br />

können, werden die Grünen sich das<br />

überlegen. Siewaren 2017 bei den Jamaika-Verhandlungen<br />

ja schon einmal<br />

so weit.Wenn es nach den nächsten<br />

Wahlen nicht zu Grün-Rot-Rot<br />

reichen würde, werden wir irgendeine<br />

Form einerschwarz-grünen Zusammenarbeit<br />

bekommen.<br />

Das wäre dann also auch aus<br />

Unions-Sicht der richtige Weg?<br />

Es verhältsich in beiden Parteien<br />

spiegelbildlich. Für etliche Unionsanhänger<br />

sind die Grünen noch das<br />

Gegenbild, an dem man sich politisch<br />

immer wieder abgearbeitet<br />

hat. Aber es gibt ja schon verschiedene<br />

Beispiele guter Zusammenarbeit<br />

auf Länderebene, auch da, wo<br />

man es nicht erwartet hätte, wie in<br />

Hessen. Die grundsätzlichen Probleme,<br />

die es vielleicht noch vor<br />

zehn Jahren gegeben hätte, sind<br />

überwunden. Sicher würden sowohl<br />

in der Union als auch bei den<br />

Grünen Mitglieder und Wähler erst<br />

einmal schlucken, wenn es auf Bundesebene<br />

zu so einer Zusammenarbeit<br />

käme. Aber am Ende würde es<br />

in beiden Parteien überwiegend akzeptiertwerden.<br />

Haben 40 Jahre Grüne der deutschen<br />

Politik gutgetan?<br />

Jede Partei, die sich auf dem Boden<br />

des Grundgesetzes darum bemüht,<br />

aus ihrer Sicht unsere Gesellschaftvoranzubringen<br />

und Dinge zu<br />

verbessern, tut der deutschen Politik<br />

gut. Auch die Grünen.<br />

DasGespräch führte Holger Schmale.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 3<br />

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Seite 3<br />

Es gab Anzeichen. Als etwa die erste<br />

Garde der Royals am ersten Weihnachtsfeiertag<br />

auf demWegzur Kirche<br />

ihregewohnte Show ablieferte,<br />

lächelte und winkte und die selige Nation beglückte,versteckten<br />

sich der Herzog und die<br />

Herzogin von Sussex mit ihrem Sohn im Urlaub<br />

in der kanadischen Wildnis.<br />

Oder als Königin Elisabeth II. aus dem<br />

opulenten Buckingham-Palast ihrejährliche<br />

Weihnachtsansprache ans Fußvolk hielt,<br />

standen auf dem Schreibtisch vor ihr gerahmte<br />

Bilder vonThronfolger Prinz Charles<br />

und Camilla, von Vorzeige-Enkel Prinz William<br />

mit seiner Vorzeige-Ehefrau Herzogin<br />

Catherine und den Vorzeige-Kindern<br />

George, Charlotte und Louis. Ein Foto von<br />

Prinz Harryplus Anhang fehlte.<br />

Es gab noch viel mehr Anzeichen. DieGeburt<br />

von Baby Archie hielten die Sussexes<br />

zum Leid der Briten so privat wie möglich.<br />

UndHerzogin Meghan klagte erst im vergangenen<br />

Jahr mit Tränen in den Augen in die<br />

Kameras,ihr gehe es nicht gut angesichts des<br />

massiven Drucks, der konstanten Aufmerksamkeit,<br />

der steten Attacken der Presse. Sie<br />

kritisierte zudem den Anspruch der Royals,<br />

immer eine „steife Oberlippe“ zu bewahren,<br />

also keine Gefühle zu zeigen.„Was das im Inneren<br />

anrichtet, ist wahrscheinlich ziemlich<br />

schädigend.“<br />

Hinter den dicken Palastmauern dürfte<br />

nicht nur die Oberlippe der auf Zurückhaltung<br />

bedachten Queen gebebt haben. Die<br />

Königin hält seit mehr als sechs Jahrzehnten<br />

unter dem Motto durch: Nichts erklären, sich<br />

nie beschweren. Prinz Harryattackierte derweil<br />

nicht nur öffentlich und scharf die Medien,<br />

das Paar geht sogar mit juristischen<br />

Mitteln gegen zwei britische Blätter vor, weil<br />

es sich unfair behandelt fühlt.<br />

Es herrschen Verblüffung und Verärgerung<br />

Prinz Harry und Herzogin Meghan verlassen das britische Königshaus.<br />

Sie wollen sich nicht länger in das royale Korsett zwängen. Sie wollen frei<br />

sein, finanziell unabhängig. Sie schienen sich nie wohlzufühlen in ihrer<br />

Rolle als eines der berühmtesten Paare der Welt. Und warum? Trägt der<br />

Boulevard Schuld am Rückzug? Oder war es der Rassismus, der Meghan<br />

immer wieder entgegenschlug? Der Palast ist jedenfalls in Aufruhr<br />

Raus aus<br />

dem Palast<br />

Zweisamkeit: Prinz Harry und Herzogin Meghan bei einem Besuch in Marokko.<br />

VonKatrin Pribyl, London<br />

Vorknapp zwei Jahren<br />

wurde das Paar als das<br />

moderne Gesicht der<br />

Royals bejubelt.<br />

Nun haben sich die<br />

beiden weit von jener<br />

Institution entfernt, als<br />

deren Zukunftsie galten.<br />

IMAGO IMAGES<br />

Ja, die Anzeichen waren wirklich da. Dennoch<br />

sorgte die Ankündigung von Prinz<br />

Harry und Herzogin Meghan am Mittwochabend<br />

für einen Paukenschlag in Großbritannien.<br />

Die beiden wollen als ranghohe<br />

Mitglieder der Königsfamilie zurückzutreten.<br />

Das gaben sie auf ihrem Instagram-Account<br />

bekannt. Stattdessen wollen sie arbeiten,<br />

um finanziell unabhängig zu werden.<br />

Außerdem planen der Herzog und die Herzogin,<br />

ihre Zeit künftig zwischen dem Vereinigten<br />

Königreich und Nordamerika aufzuteilen.<br />

Wiebitte?<br />

Auf der Insel herrscht große Verblüffung<br />

sowie vornehmlich Verärgerung –und das<br />

keineswegs nur bei Fans und Medien. Auch<br />

die Königsfamilie selbst erfuhr von der Entscheidung<br />

offenbar über die sozialen Medien.<br />

In einem dürren Statement aus dem<br />

Palast hieß es noch am Mittwochabend, man<br />

verstehe zwar „ihren Wunsch, einen anderen<br />

Wegeinzuschlagen“. Es handele sich jedoch<br />

um „komplizierte Fragen, deren Klärung Zeit<br />

braucht“.<br />

Wichtiger als der Inhalt dieser Erklärung<br />

ist, was der Palast unausgesprochen ließ. Royale<br />

Insider verrieten, dass in der Königsfamilie<br />

große Bestürzung und Enttäuschung<br />

herrsche. Elizabeth II. sei „am Boden zerstört“,<br />

schrieb der Daily Telegraph. „So geht<br />

man nicht mit der Queen um“, lautete das<br />

Urteil. DerPalast in Aufruhr?<br />

Es sei „beispiellos“, wie hier „schmutzige<br />

Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen“<br />

werde, befand der ehemalige Königshaus-<br />

Korrespondent der BBC, Peter Hunt. Angeblich<br />

wussten die Windsors zwar seit einer<br />

Woche vondem Anliegen der beiden, für sich<br />

eine neue Rolle zu finden. Doch die endgültige<br />

Entscheidung, noch dazu deren Veröffentlichung<br />

per Instagram anstatt über den<br />

offiziellen Palastkanal, traf alle überraschend.<br />

DasVorgehen kommt einem massivenVertrauensbruch<br />

gleich.<br />

Unddieser könnte dem Image der Royals<br />

nachhaltig schaden. Immerhin nährt das<br />

britische Königshaus seinen Zauber auch<br />

aus der Unnahbarkeit und der Distanz. Die<br />

Marketingmaschine liefertPrunk und Pomp,<br />

vermittelt den Traum vomroyalen Märchen.<br />

Die schweren Palastvorhänge werden stets<br />

nur einen Spalt weit aufgezogen.<br />

Harry und Meghan reißen sie nun mit aller<br />

Wucht herunter. Das Paar wolle nach eigenen<br />

Angaben dieses Jahr eine neue „progressive“<br />

Rolle im Königshaus entwickeln.<br />

Wiedas mit solch einem radikalen Schritt in<br />

der traditionell angestaubten Institution<br />

möglich sein soll, dürfte als das Rätsel der<br />

Woche gelten. „Sie werden ganz zurücktreten<br />

müssen“, befand Experte Hunt.„Die progressiveArt<br />

ist unhaltbar.“<br />

Die Daily Mail widmete den „außer Kontrolle<br />

geratenen Royals“ die ersten 17 Seiten.<br />

Siebzehn! Die Reaktion der Briten fiel dagegen<br />

gemischt aus. Die einen zeigten Verständnis,<br />

anderen bewerteten die Ankündigung<br />

als „respektlos“.<br />

Trägt der Boulevard Schuld am Rückzug<br />

der Sussexes? Waresder Rassismus,der Herzogin<br />

Meghan immer wieder entgegenschlug?<br />

Oder wählt das Paar schlichtweg ein<br />

anderes Leben als jenes im engen Korsett der<br />

Royals?<br />

Bislang ist nicht klar, wie das Arrangement<br />

in der Realität aussehen könnte, wie<br />

Dickie Arbiter, der ehemalige Pressesekretär<br />

der Queen, zu Bedenken gibt. „Es ist ein logistischer<br />

Albtraum.“Werwirdkünftig die Sicherheit<br />

übernehmen? Und wer bezahlt für<br />

den Schutz der Sussexes?Wer kommt für die<br />

Kosten auf, wenn Harry als „Freelance-<br />

Prinz“ im Auftrag der Krone auf Reisen geht?<br />

Immerhin will das Paar weiterhin „uneingeschränkt“<br />

die 93-jährige Queen unterstützen.<br />

Es droht trotzdem Chaos.Und auch die<br />

Frage der Finanzen dürfte in Zukunft für Probleme<br />

sorgen. Wiewollen die beiden „unabhängig“<br />

Geld verdienen? Bücher schreiben?<br />

Vorträge geben wie die Obamas oder Clintons?<br />

Die Royals halten sich eigentlich aus<br />

aktuellen politischen Angelegenheiten strikt<br />

heraus.<br />

Es ist noch keine zwei Jahre her, als das<br />

Paar seine Bilderbuch-Hochzeit feierte. Damals<br />

jubelte die Welt, als sich die Inszenierungskünstler<br />

der Windsors selbst übertrafen.<br />

Als die Menschen im Freudentaumel<br />

Union-Jack-Fähnchen schwenkten und mit<br />

Krönchen auf dem Hauptdie frischVermählten<br />

anhimmelten. Als Beobachter nichts weniger<br />

als eine neue Ära der Monarchie vorhersagten.<br />

Hier Meghan Markle, geschiedene US-<br />

Amerikanerin, Ex-Schauspielerin, ehemals<br />

stolze Aktivistin und Feministin, die Mutter<br />

dunkelhäutig. Da Prinz Harry, Sechster der<br />

Thronfolge, jahrelang Liebling der Briten,<br />

der nach dem Todvon Prinzessin Diana als<br />

Sorgenkind der Nation galt und sich mit seinem<br />

Engagement für wohltätige Zwecke<br />

zum Posterboyder Royals gemauserthatte.<br />

Unenglisch leidenschaftlich war die Royal<br />

Wedding. Der schwarze Bischof von Chicago,<br />

Michael Curry, zitierte vor dem britischen<br />

Hochadel Bürgerrechtsikone Martin<br />

Luther King, redete von Sklaven, hungernden<br />

Kindern, Armut und Rassismus. „Wir<br />

müssen die Kraft der Liebe entdecken“, rief<br />

er und das Establishment hob verblüfft die<br />

Augenbrauen. „Wenn wir das tun, werden<br />

wir aus dieser alten Welt eine neue Welt erschaffen<br />

können.“<br />

Das Paar wollte dem antiquierten Königshaus<br />

frischen Wind einhauchen –wenn<br />

man so will, dann hieß das: wegvon den für<br />

die Queen obligatorischen hautfarbenen<br />

Nylon-Strumpfhosen hin zu Auftritten in<br />

nackten Beinen. Doch die Realität holte<br />

Prinz Harry und Herzogin Meghan schnell<br />

ein. Sie schienen sich nie wohlzufühlen in<br />

ihrer Rolle als eines der berühmtesten Paare<br />

der Welt. Und insbesondere die 38-Jährige<br />

eckte regelmäßig an, kämpfte mit der royalen<br />

Etikette. AmEnde trug auch sie Nylon-<br />

Strumpfhosen.<br />

Wiederholt sich die Geschichte? Es ist beinahe<br />

unmöglich, nicht in die Vergangenheit<br />

zu blicken und Vergleiche zu ziehen. DasGedächtnis<br />

der Nation erinnertsich an das Jahr<br />

1936, als König Edward VIII. abdankte, um<br />

die geschiedene US-Amerikanerin Wallis<br />

Simpson zu heiraten. Nur deshalb bestieg<br />

Bruder George, der Vater der Queen, den<br />

Thron. Ohne den Skandal damals, der die<br />

Monarchie ins Wanken brachte, wäre Elizabeth<br />

II. nie Königin geworden.<br />

Und soschließt sich nun der Kreis. Auch<br />

wenn einige Beobachter meinen, der Rückzug<br />

vonHarryund Meghan könnte gar positiv<br />

für die Monarchie sein. „Nur eine auf ein<br />

Minimum beschränkte royale Familie erlaubt<br />

es dieser Institution, noch lang in diesem<br />

Jahrhundert zubestehen“, meinte ein<br />

Kommentator und verwies auf den künftigen<br />

König Prinz Charles sowie die Nummer<br />

zwei der Thronfolge,Prinz William, und dessen<br />

Sohn,den sechsjährigen Prinz George.<br />

Siewollen alles alleine regeln<br />

Der 71-jährige Charles peilt angeblich seit<br />

Längerem eine Verschlankung des Königshauses<br />

an. So soll der Clan auf eine Kerntruppe<br />

verkleinert werden, zu der zwar die<br />

Publikumslieblinge Harry, Nummer sechs<br />

der Thronfolge, und Meghan gezählt hätten,<br />

die jedoch ohne die Mitglieder in der hintersten<br />

Bedeutungsriege auskommen soll. Diese<br />

nehmen meistens vor allem Statistenrollen<br />

ein, kosten den Steuerzahler aber viel Geld.<br />

Und sie sorgen nicht selten für Skandale,<br />

siehe Problem-Royal Prinz Andrew, der<br />

durch seine Freundschaft zum Sexualstraftäter<br />

Jeffrey Epstein erst kürzlich gezwungen<br />

war, all seine öffentlichen Aufgaben niederzulegen.<br />

Auch den Umgang mit den Medien wollen<br />

der Herzog und die Herzogin laut Statement<br />

in die eigene Hand nehmen und nur<br />

noch bestimmten Journalisten Zugang bieten.<br />

Das könnte – gelinde ausgedrückt –<br />

schwierig werden angesichts der nach<br />

Schlagzeilen lechzenden Presse und Bevölkerung.<br />

Die Kritik ergoss sich denn auch sofort<br />

über die„verwöhntesten Blagender Geschichte“,<br />

wie derPublizist Piers Morgan die<br />

beiden nannte.„Wenn sie dieneuen Kardashians<br />

sein wollen, werden sie wie die neuen<br />

Kardashians behandelt.“<br />

Morgan gehört zuden lautstarken Gegnern<br />

des Paares. Seiner Meinung nach sollte<br />

die Queen den beiden alle royalen Titel entziehen<br />

und sie aus der sogenannten Firma<br />

entlassen. Meghan, so der Publizist, würde<br />

gerne das Leben eines A-Stars auf dem Rücken<br />

ihresneuen royalen Ruhmsführen, sich<br />

die guten Dinge wie Luxustouren, Filmpremieren,<br />

Charity-Galas und Hollywood-Parties<br />

als Rosinen herauspflücken. Aber sie<br />

wolle sich „ihre Hände nicht schmutzig machen“,<br />

indem sie an einem regnerischen<br />

Mittwoch in britischen Städten wie Stokeon-Trent<br />

Gemeindehallen eröffnet. Morgan<br />

keifte noch weiter:„Dasist für die kleinen royalen<br />

Leute gedacht, nicht eine Superstar-<br />

Prinzessin wie sie.“<br />

Vornochnicht einmal zwei Jahren wurde<br />

das Paar noch als das moderne Gesicht der<br />

Royals betrachtet und bejubelt. DieseWoche<br />

haben sich der Herzog und die Herzogin von<br />

Sussex in einem gewaltigen Schritt weit von<br />

jener Institution entfernt, als deren Zukunft<br />

sieeinmal galten.<br />

Katrin Pribyl<br />

bezweifelt, dass Harry und Meghan ein<br />

ruhiges Leben führen werden.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Missbrauch: Kritik an<br />

katholischer Kirche<br />

Rund zehn Jahrenach der Aufdeckung<br />

des Missbrauchsskandals in<br />

der katholischen Kirche in Deutschland<br />

hat es nach Ansicht der Opferinitiative„Eckiger<br />

Tisch“ vielerorts<br />

noch „keine echte Aufklärung und<br />

Aufarbeitung“ gegeben. Es gebe „einige<br />

Leuchttürme in der Landschaft“<br />

wie das Kloster Ettal und die<br />

Regensburger Domspatzen, aber<br />

„ansonsten fängt es erst an“, sagte<br />

Sprecher Matthias Katsch der Deutschen<br />

Presse-Agentur.Katsch hatte<br />

im Januar 2010 die Aufdeckung des<br />

Missbrauchsskandals am <strong>Berliner</strong><br />

Canisius-Kolleg mit ins Rollen gebracht.<br />

Er gehörtauch einer Expertenkommission<br />

der Bundesregierung<br />

zur Aufarbeitung vonMissbrauch<br />

an. (dpa)<br />

SPD und Grüne in Hamburg<br />

gleichauf<br />

Hamburgs Grüne holen in der Gunst<br />

derWähler immer weiter auf und liegen<br />

laut einer Umfrage gut sechs<br />

Wochen vorder Bürgerschaftswahl<br />

nun gleichauf mit der SPD.Nach der<br />

am Donnerstag veröffentlichten<br />

Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />

Infratest dimap im Auftrag<br />

des NDR kämen SPD und Grüne auf<br />

jeweils 29 Prozent, wenn bereits an<br />

diesem Sonntag Wahl wäre. Eine am<br />

Montag veröffentlichte Umfrage des<br />

Meinungsforschungsinstituts Forsa<br />

im Auftrag des Hamburger Abendblatts<br />

hatte die SPD vonBürgermeister<br />

Peter Tschentscher noch drei<br />

Punkte vorden Grünen vonHamburgs<br />

Zweiter Bürgermeisterin Katharina<br />

Fegebank gesehen. (dpa)<br />

Ramelow wartet auf<br />

Angebot der CDU<br />

Thüringens Ministerpräsident Bodo<br />

Ramelow(Linke) hält trotz neuer Gedankenspiele<br />

um eine Zusammenarbeit<br />

vonLinken und CDU an der Bildung<br />

einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung<br />

fest. DenVorschlag<br />

des früheren Ministerpräsidenten<br />

Dieter Althaus (CDU), in Thüringen<br />

eine Projektregierung vonCDU und<br />

Linke zu bilden, kenne er bislang nur<br />

aus der <strong>Zeitung</strong>, so Ramelow. „Wenn<br />

jemand darüber reden möchte,muss<br />

er meine Partei einladen und dann<br />

sagen, was genau er mit einer Projektregierung<br />

meint“, betonte er.Althaus<br />

hatte Altbundespräsident Joachim<br />

Gauck alsVermittler vorgeschlagen.<br />

Ramelowwill die Gespräche mit SPD<br />

und Grünen in den nächsten Tagen<br />

abschließen. (dpa)<br />

Deutschland kritisiert<br />

Israels Siedlungsbau<br />

Die israelische Siedlung Har Homa liegt<br />

oberhalb von Bethlehem.<br />

UPI/NEWSCOM<br />

DasAuswärtige Amt in Berlin hat<br />

den Ausbau israelischer Siedlungen<br />

im besetzten Westjordanland kritisiert.<br />

Zuvorhatte die israelische<br />

Menschenrechtsorganisation Peace<br />

Now mitgeteilt, Israel treibe den Bau<br />

von1936 Wohnungen voran. Ein<br />

Sprecher des Auswärtigen Amtes<br />

sagte am Mittwochabend, man habe<br />

die Beschlüsse Israels „mit großer<br />

Sorge“ zur Kenntnis genommen.<br />

„Die Bundesregierung ruft dazu auf,<br />

alle Schritte zu unterlassen, die eine<br />

friedliche Konfliktlösung im Nahen<br />

Osten weiter erschweren.“<br />

Neue Fragen im Fall Lübcke<br />

Hält die neue Version des Hauptverdächtigen Stephan E. einer Überprüfung stand?<br />

Anfang Juni 2019 wurde der Kasseler<br />

Regierungspräsident Walter<br />

Lübcke mit einem Kopfschuss getötet.<br />

Nach den bisherigen Ermittlungen<br />

des Generalbundesanwalts<br />

war die Tatrechtsextrem motiviert.<br />

Als dringend verdächtig gilt Stephan<br />

E., der ein erstes Geständnis widerrufen<br />

hat. Nunhat sein Anwalt Frank<br />

Hannig einen neuen Ablauf der Tatnacht<br />

geschildert.<br />

Wasist neu an den Aussagen von Stephan<br />

E.?<br />

Er war nach Darstellung seines<br />

Anwalts in der Tatnacht nicht alleine<br />

am Haus von Lübcke im nordhessischen<br />

Wolfhagen, sondern zusammen<br />

mit seinem Freund Markus H.<br />

Ihmwill er auch die Waffe überreicht<br />

haben, aus der dann der tödliche<br />

Schuss fiel –angeblich versehentlich<br />

und nach einem Streitgespräch mit<br />

dem CDU-Politiker, dem man lediglich<br />

eine „Abreibung“ habe verpassen<br />

wollen. Es sei aber nicht beabsichtigt<br />

gewesen, Lübcke zu töten.<br />

Hannig äußerte sich nicht dazu,<br />

warum die beiden eine geladene<br />

Waffe dabei hatten.<br />

Was ist der bisherige Ermittlungsstand?<br />

Die neuen Aussagen stehen im<br />

Widerspruch zum ersten Geständnis<br />

von Stephan E., das dieser nach seiner<br />

Festnahme zwei Wochen nach<br />

der Tatabgelegt hatte. E.erklärte, er<br />

habe seine Familie durch kriminelle<br />

Ausländer bedroht gesehen, daneben<br />

hätten ihn islamistische Anschläge<br />

stark aufgewühlt. Lübcke<br />

habe wegen seiner liberalen Haltung<br />

zur Flüchtlingspolitik Mitschuld<br />

daran. Die damaligen Angaben von<br />

E. waren detailliert –bei Durchsuchungen<br />

im Anschluss entdeckten<br />

die Ermittler unter anderem die Tatwaffe<br />

auf einem Firmengelände.<br />

Welche Hinweise hatte es bislang auf<br />

die Anwesenheit einer weiteren Person<br />

am Tatortgegeben?<br />

Ein Zeuge will in der Tatnacht einen<br />

Schuss gehört und 20 Minuten<br />

später zwei Autos bemerkt haben,<br />

die in „aggressiver Manier“ durch<br />

Lübckes Wohnortfuhren. Wasgenau<br />

die Ermittlungen dazu ergeben haben,<br />

ist nicht bekannt.<br />

Welche Rolle spielte bislang Markus<br />

H. in dem Fall?<br />

Er gilt als derjenige, der den Kauf<br />

der späteren Tatwaffe eingefädelt<br />

hat. BeiH.selbst wurden bei Durchsuchungen<br />

zahlreiche Waffen gefunden.<br />

Er wird der rechtsextremen<br />

Stephan E. im Juli 2019 auf dem Wegzum Bundesgerichtshof in Karlsruhe<br />

„Wir müssen wissen, welche<br />

Netzwerkstrukturen hinter dem Mord an<br />

Walter Lübcke standen,<br />

konkrete Mittäter und deren Umfeld.“<br />

Irene Mihalic,<br />

Innenexpertin der Grünen-Fraktion im Bundestag<br />

DPA/ULI DECK<br />

Meuthen scheitert vor Gericht<br />

Szene in Kassel zugeordnet. H. sitzt<br />

seit Juni wegen Beihilfe zum Mord in<br />

Untersuchungshaft. Nach Auffassung<br />

der Bundesanwaltschaft hat er<br />

E. zudem bestärkt, das Attentat auszuführen,<br />

es habe gemeinsame<br />

Schießübungen gegeben.<br />

Wie glaubwürdig ist die neue Aussage<br />

von Stephan E.?<br />

Auseinem Beschluss des Bundesgerichtshofs<br />

vom22. August 2019 zu<br />

einer Haftbeschwerde von Markus<br />

H. geht hervor, dass unter anderem<br />

DNA-Spuren am Opfer das ursprüngliche<br />

Geständnis vonStephan<br />

E. stützten. Außerdem hieß es, auch<br />

nach dem Widerruf von E.bestehe<br />

„kein Anlass, andem Wahrheitsgehalt<br />

der Einlassung zu zweifeln“. Die<br />

Ermittler werden die neuen Aussagen<br />

nun prüfen. Letztlich wird das<br />

Oberlandesgericht Frankfurt dann<br />

in dem Prozess bewerten müssen,<br />

welcher Version es Glauben schenkt.<br />

Wassagt der Anwalt von Markus H.,<br />

den Stephan E. nun belastet hat?<br />

Zu den Vorwürfen sagte er nichts.<br />

Er erklärte aber: „Es kann sich im<br />

Übrigen jeder Beobachter selbst die<br />

Frage stellen, wie glaubwürdig jemand<br />

ist, der im Laufe des Verfahrens<br />

ständig mit neuen Versionen eines<br />

Geschehens aufwartet, zu dem<br />

er ursprünglich ein vollständiges Geständnis<br />

abgelegt hat.“<br />

Was bedeutet das neue Geständnis<br />

für den geplanten Prozess?<br />

Ursprünglich sollte die Anklage<br />

bereits jetzt erhoben werden. Das<br />

könnte sich etwas verzögern. Mit<br />

dem neuen Geständnis hat der Anwalt<br />

eine erste Linie für seine Verteidigungstaktik<br />

vorgegeben. Ihm<br />

dürfte es auch darum gehen, vom<br />

Vorwurfdes Mordes wegzukommen.<br />

Gibt es neue Hinweise auf ein rechtes<br />

Netzwerk?<br />

Politiker fordern schon länger,<br />

dieser Frage nachzugehen. Unter anderem<br />

erscheint ein Punkt in den<br />

Aussagen von E.brisant: Dem Anwalt<br />

zufolge hatte er den Mord zunächst<br />

auf sich genommen, um H.<br />

zu schützen. Gleichzeitig sollen ihm<br />

dafür Schutz und finanzielle Vorteile<br />

für seine Familie angeboten worden<br />

sein. Werdies Stephan E. angeboten<br />

haben soll, lässt der Anwalt auch auf<br />

Nachfrage offen. Gab esHelfer und<br />

Mitwisser aus der Kasseler Neonaziszene?<br />

Geht es womöglich um eine<br />

terroristische Vereinigung? Diesen<br />

Fragen müsse nachgegangen werden,<br />

fordernPolitiker. (dpa)<br />

Wasfür die Bundestagsverwaltung eine illegale Parteispende ist, bezeichnet der AfD-Chef als Freundschaftsdienst<br />

VonJan Sternberg<br />

Alexander Segert und Jörg Meuthen,<br />

das war mal eine ganz besondere<br />

Männerfreundschaft. Der<br />

Werbeprofi und der Fachhochschulprofessor<br />

mit politischen Ambitionen.<br />

Segert, der mit seiner FirmaGoal<br />

AG in der Schweiz wohnt, aber immer<br />

wieder einmal im heimatlichen Baden<br />

vorbeischaut und dann auch<br />

Meuthen trifft –und berät.<br />

Diese Freundschaft war für Meuthen<br />

bei der Landtagswahl 2016 erst<br />

gut und wurde später teuer für die<br />

AfD. Die hatte sich damals das erste<br />

Mal gehäutet. Gründer Bernd Lucke<br />

war entthront, Meuthen neben<br />

Frauke Petry zum Bundessprecher<br />

gewählt worden und auch noch zum<br />

Landeschef im Südwesten. Die<br />

Landtagswahl stand an, die erste<br />

nach dem Flüchtlingsherbst 2015.<br />

Die neue, rechtspopulistische AfD<br />

konnte durchstarten. Sietat das mithilfe<br />

hatte des Werbers Segert. 15,1<br />

Prozent standen am Ende zu Buche –<br />

bis heute das beste Ergebnis in einem<br />

westdeutschen Bundesland.<br />

Der sei für Meuthen „ein Freund<br />

oder zumindest ein guter Bekannter“<br />

gewesen. „Wir kommen auch<br />

politisch aus einer Richtung“, sagt er.<br />

Wieinzwischen bekannt ist, hatte<br />

die Goal AG 2016 Werbeaktionen für<br />

den Spitzenkandidaten Meuthen im<br />

Wert von 89800 Euro organisiert.<br />

Die Bundestagsverwaltung wertet<br />

das als illegale Parteispende und hat<br />

eine Strafzahlung in dreifacher Höhe<br />

verhängt: 269 400 Euro. Dagegen<br />

wehrte sich die AfD mit einer Klage<br />

vordem Verwaltungsgericht Berlin.<br />

Klage abgewiesen<br />

In der mündlichen Verhandlung<br />

stand Meuthen am Donnerstag drei<br />

Stunden lang Rede und Antwort. Am<br />

Abend folgte bereits das Urteil: Das<br />

Gericht wies die Klage zurück. Das<br />

verhängte Bußgeld sei rechtmäßig.<br />

Die AfD habe in der Angelegenheit<br />

gegen das Parteiengesetz verstoßen,<br />

erklärte Gerichtspräsidentin Erna<br />

Xalter.<br />

Dass es zu weiteren Prozessen vor<br />

höheren Instanzen kommen wird, gilt<br />

als sicher. Die Gerichtspräsidentin<br />

betonte, auf jeden Fall eine Revision<br />

zuzulassen, da sie den Fall als Musterprozess<br />

ansieht. Xalter hat schon viele<br />

Parteispendenprozesse geführt, auch<br />

diesen leitete sie fair, zurückhaltend<br />

und ruhig und ließ sich weder von<br />

Meuthen noch von seinem Anwalt<br />

Christian Conrad provozieren.<br />

Wer 2016 die Kampagnenkosten<br />

übernahm, ist bis heute unklar. Segert<br />

schickte der Bundestagsverwaltung<br />

eine Liste von Spendern. Nach<br />

Medienberichten sind mehrere davon<br />

als Strohpersonen anzusehen.<br />

Um die Herkunft des Geldes aber<br />

ging es nicht am Donnerstag. Meuthen<br />

berief sich auf seine damalige<br />

Unerfahrenheit. Der Landtagswahlkampf<br />

sei damals sehr„hemdsärmelig“<br />

abgelaufen,„da gab es keine professionelle<br />

Organisation“, sagte<br />

Meuthen. Auf die Frage der Richterin,<br />

ob ihm die von der Schweizer<br />

Goal AG damals erstellten großformatigen<br />

Plakate, die Flyer und Anzeigen<br />

denn nicht aufgefallen seien,<br />

antwortete Meuthen, er sei sehr beschäftigt<br />

gewesen: „Ich habe vieles<br />

nicht mitgekriegt.“<br />

Segert habe Meuthen bei mehreren<br />

persönlichen Gesprächen im<br />

Wahlkampf beraten. Zunächst habe<br />

er sich um die Erstellung einer<br />

Homepage gekümmert, später dann<br />

weiteres Wahlkampfmaterial angeboten.<br />

Er habe sich damals gedacht:<br />

„Der Alexander hat da ein paar Plakate<br />

gemacht, nett vom Alexander.“<br />

Über die Kosten habe er sich keine<br />

Gedanken gemacht. Segert ist in der<br />

Schweizer Lokalpolitik aktiv –als Vizepräsident<br />

der rechtskonservativen<br />

SVP in der Gemeinde Andelfingen.<br />

Ebenfalls beim Verwaltungsgericht<br />

anhängig ist eine weitereStreitsache,<br />

in der es um ähnliche Leistungen der<br />

Schweizer PR-Agentur für Guido Reil<br />

aus Nordrhein-Westfalen geht. Reil<br />

ist heute AfD-Europaabgeordneter.<br />

Meuthen und Segerthaben heute<br />

immer noch Kontakt. Der Freundschaft<br />

hat die Affärekeinen Abbruch<br />

getan. Doch es wäre ein feiner Zug<br />

gewesen, wenn Segert ihn einmal<br />

über die Dimension der Kampagne<br />

und die Spender informiert hätte,<br />

sagte Meuthen am Rande des Prozesses.<br />

(mit AFP,dpa)<br />

Eine<br />

unendliche<br />

Geschichte<br />

Die SPD und der<br />

Fall Thilo Sarrazin<br />

VonTobias Peter<br />

Esgibt einen Zufall, der die SPD<br />

schon lange beschäftigt. „Die<br />

Partei war mir nie eine emotionale<br />

Heimat“, hat der frühere<strong>Berliner</strong> Finanzsenator<br />

Thilo Sarrazin über<br />

seine SPD-Mitgliedschaft einmal gesagt.<br />

Er fügte hinzu: „Ein anderer Lebenslauf<br />

hätte auch bedeuten können,<br />

dass ich in der FDP oder in der<br />

CDU lande.“ EinStück weit seien das<br />

ja auch „historische Zufälle“, die einen<br />

zu bestimmten Parteien trieben.<br />

Die SPD und Thilo Sarrazin –das<br />

ist eine unendliche Geschichte.Zweimal<br />

haben die Sozialdemokraten in<br />

der Vergangenheit erfolglos versucht,<br />

Sarrazin aus ihrer Partei zu werfen.<br />

Beim dritten Parteiordnungsverfahrenhat<br />

es im Sommer 2019 ein Urteil<br />

des Parteigerichts im <strong>Berliner</strong> SPD-<br />

Kreisverband Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

gegeben, das besagt: Die<br />

SPD darf Sarrazin ausschließen.<br />

Doch der frühere Finanzsenator hat<br />

Berufung eingelegt. Die neue Verhandlung<br />

vor der Landesschiedskommission<br />

der <strong>Berliner</strong> SPD ist für<br />

diesen Freitag, um 18 Uhr, angesetzt.<br />

„Feindliche Übernahme: Wie der<br />

Islam den Fortschritt behindert und<br />

die Gesellschaft bedroht.“ So lautet<br />

der Teil des im August 2018 erschienenen<br />

Buches Sarrazins,das den Anlass<br />

für das aktuelle Verfahren lieferte.<br />

Aus Sicht der SPD beschädigt<br />

Sarrazin mit dem Buch das Ansehen<br />

und die Glaubwürdigkeit der Partei.<br />

Sarrazins Thesen hält der SPD-Bundesvorstand<br />

für rassistisch, islamfeindlich<br />

und diskriminierend.<br />

Gegen Thilo Sarrazin hat die SPD das dritte<br />

Ausschlussverfahren eingeleitet. DPA<br />

Im Urteil der ersten Instanz, also<br />

der Schiedskommission in Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

wo Sarrazin als<br />

Parteimitglied gemeldet ist, wurde<br />

unter anderem darauf verwiesen, in<br />

Sarrazins Buch nehme die These einer<br />

„signifikant unterdurchschnittlichen<br />

Bildungsleistung der Muslime<br />

in Europa“ einen wesentlichen Raum<br />

ein, wobei Sarrazin letztlich mit der<br />

Religion und dem durch sie geprägten<br />

kulturellen Umfeld argumentiere.<br />

Sarrazin hat alleVorwürfe zurückgewiesen,<br />

er missachte die Menschenwürde<br />

oder leugne die Gleichwertigkeit<br />

von Menschen. Er beruft<br />

sich darauf, er arbeite in seinem<br />

Buch nach wissenschaftlichen<br />

Grundsätzen. Seine Äußerungen<br />

und Auftritte tätige er als Privatmann<br />

–auch um die SPD gehe es im gesamten<br />

Buch nicht.<br />

Für einen Ausschluss aus der Partei<br />

gibt es hohe Hürden. Er darf laut<br />

Paragraf 35 des Organisationsstatuts<br />

der SPD nur erfolgen, „wenn das<br />

Mitglied vorsätzlich gegen die Statuten<br />

oder erheblich gegen die Grundsätze<br />

oder die Ordnung der Partei<br />

verstoßen hat und dadurch schwerer<br />

Schaden für die Partei entstanden<br />

ist“. Die Schiedskommission in Berlin-Charlottenburg<br />

sah dies in seinem<br />

Urteil im Sommer 2019 als gegeben<br />

an. Schaden für die Partei entstehe<br />

vor allem, wenn das Verhalten<br />

eines Mitgliedes Ansehen und<br />

Glaubwürdigkeit der SPD nach ihrem<br />

Selbstverständnis und ihrer Interessenlage<br />

erheblich beeinträchtigt<br />

hat. „Dies ist hier der Fall.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 5<br />

·························································································································································································································································································<br />

Politik<br />

Der geistige Führer des Iran, Ajatollah Ali Khamenei, begrüßt Präsident Hassan Ruhani, Justizminister Ebrahim Raisi und Vizepräsident Eshagh Dschahangiri (v.r.) zur Trauerfeier für General Ghassem Soleimani.<br />

AFP<br />

Zeichen der Entspannung<br />

Im Konflikt zwischen den USA und Iran bietet Washington der Teheraner Führung Verhandlungen an. Die Bundeswehr bleibt im Nord-Irak stationiert<br />

Nach den gezielten Militärschlägen<br />

zwischen den<br />

USA und dem Iran stehen<br />

die Zeichen vorerst<br />

auf Entspannung. „Wir sind bereit für<br />

ernsthafte Verhandlungen mit dem<br />

Iran ohne Vorbedingungen“, schrieb<br />

die amerikanische UN-Botschafterin<br />

Kelly Craft an den UN-Sicherheitsrat.<br />

Teheran betonte, man wolle die USA<br />

mit politischen Mitteln aus der Region<br />

vertreiben. Trotz der Entspannungssignale<br />

hält Nato-Generalsekretär<br />

Jens Stoltenberg die Lage weiter<br />

für unberechenbar.„Es ist in niemandes<br />

Interesse, einen neuen<br />

Konflikt zu haben“, sagte der Norweger<br />

am Donnerstag in Brüssel.<br />

Gezielte Tötung des Generals<br />

Die Lage am Persischen Golf war eskaliert,<br />

nachdem die USA den iranischen<br />

Top-General Ghassem Soleimani<br />

Ende vergangener Woche in<br />

Bagdad gezielt getötet hatten. Der<br />

Iran hatte in der Nacht zum Mittwoch<br />

mit einem –angekündigten –Angriff<br />

auf zwei von den USA genutzte Militärbasen<br />

im Irak geantwortet. Danach<br />

hatten US-Präsident Donald<br />

Trump und Irans Staatschef Hassan<br />

Ruhani angekündigt, den Konflikt zunächst<br />

auf politischer Ebene führen<br />

zu wollen. Ruhani warnte aber am<br />

Reichweiten ballistischer Raketen Irans<br />

ungefähre Reichweiten<br />

1000 km<br />

IRAK<br />

ISRAEL<br />

SAUDI-<br />

ARABIEN<br />

IRAN<br />

Indischer<br />

Ozean<br />

RUSSLAND<br />

2000 km<br />

750 km<br />

700 km<br />

500 km<br />

300 km<br />

INDIEN<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: DIA/USA (DEFENSE INTELLIGENCE AGENCY), AFP<br />

Donnerstag: „Falls die Amerikaner einen<br />

weiteren Fehler begehen sollten,<br />

werden sie eine sehr gefährliche Antwortdes<br />

Irans erhalten.“<br />

DieLage im Irak blieb angespannt:<br />

Am späten Mittwochabend schlugen<br />

in der hoch gesicherten Grünen Zone<br />

in Bagdad, in der sich die US-Botschaft<br />

befindet, erneut zwei Raketen<br />

des Typs Katjuscha ein. Solche Angriffe<br />

werden oft örtlichen Milizen zugeschrieben,<br />

von denen manche<br />

auch vomIranunterstützt werden.<br />

Die amerikanische UN-Botschafterin<br />

schrieb in ihrem Brief an den<br />

UN-Sicherheitsrat, Ziel müsse es<br />

sein, eine weitere Gefährdung des<br />

Friedens sowie eine weitere Eskalation<br />

durch den Iran zu verhindern.<br />

Falls die Situation in Nahost es erfordere,<br />

seien die USA darauf vorbereitet,<br />

„zusätzliche Maßnahmen“ zu ergreifen,<br />

um Amerikaner in der Region<br />

zu schützen. Für den Fall, ihre<br />

Bürger aus dem Nahen Osten ausfliegen<br />

zu müssen, verlegten die USA<br />

bereits mehrere Hubschrauber und<br />

Flugzeuge nach Zypern.<br />

US-Vizepräsident Mike Pence<br />

ging davon aus, dass der Iran den<br />

Konflikt nicht weiter anheizen wolle.<br />

Es gebe einige ermutigende Geheimdienstinformationen,<br />

nach denen<br />

Teheran Botschaften an ihreverbündeten<br />

Milizen schicke,sich nicht<br />

gegen amerikanische Ziele oder Zivilisten<br />

zu wenden. „Und wir hoffen,<br />

dass diese Botschaft zu einem Echo<br />

führt“, sagte Pence am Mittwoch<br />

(Ortszeit) CBS News.<br />

Er glaube, „dass wir heute sicherersind“<br />

als vorder Tötung Soleimanis.<br />

„Wir streben keinen Regimewechsel<br />

im Iran an, aber wir wollen,<br />

dass das Regime sein Verhalten ändert.“<br />

Zuvor hatte Trump moderatere<br />

Töne angeschlagen und neue<br />

Wirtschaftssanktionen gegen den<br />

Iran angekündigt, aber keine weiterenMilitärschläge.<br />

Die Nato reagierte auf Trumps<br />

Aufforderung, das Militärbündnis<br />

müsse zusätzlich zur Stabilität im<br />

Nahen Osten und dem Kampf gegen<br />

Terrorismus beitragen. Die Nato<br />

habe das Potenzial dazu, sagte Stoltenberg.<br />

„Und wir prüfen, was wir<br />

zusätzlich tun können.“<br />

DieDemokraten im US-Abgeordnetenhaus<br />

kündigten indes an, sie<br />

wollten schon an diesem Donnerstag<br />

eine Resolution einbringen, um<br />

ein mögliches militärisches Vorgehen<br />

Trumps gegen den Iran zu begrenzen.<br />

Auch einzelne republikanische<br />

Senatoren wollten aus Unmut<br />

über dasVorgehen der Trump-Regierung<br />

der Resolution zustimmen.<br />

Verteidigungsausschuss tagt<br />

Bei dem Vergeltungsschlag der Iraner<br />

in der Nacht zum Mittwoch warennach<br />

US-Angaben elf Raketen im<br />

Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad<br />

westlich von Bagdad und fünf in Erbil<br />

eingeschlagen. Die Iraker sprachen<br />

von 22 Raketen. Alle gingen<br />

demnach über Standorten der von<br />

den USA angeführten internationalen<br />

Koalition zur Bekämpfung der<br />

Terrormiliz Islamischer Staat (IS)<br />

nieder. Im Irak sind auf mehreren<br />

Stützpunkten rund 5000 US-Soldaten<br />

stationiert. Der Iran hatte auch<br />

eine Militärbasis im Raum Erbil angegriffen.<br />

Dort sind etwa 100 deutsche<br />

Soldaten im Einsatz, die unversehrtblieben.<br />

Bundesverteidigungsministerin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer erklärte<br />

am Donnerstag, die irakische<br />

Regierung müsse dringend über die<br />

Zukunft des internationalen Militäreinsatzes<br />

entscheiden. Deutschland<br />

sei bereit, den Einsatz fortzusetzen,<br />

sagte die CDU-Politikerin nach einer<br />

Sondersitzung des Verteidigungsausschusses<br />

des Bundestags. Die<br />

Bundeswehr ziehe allerdings etwa 26<br />

der noch mehr als 100 Männer und<br />

Frauen aus dem Einsatz in Erbil ab,<br />

weil deren Einsatzzeit abgelaufen<br />

sei. „Alle anderen Kräfte bleiben vorerst<br />

auch in Erbil“, sagte sie. „Erbil<br />

wird weiterbetrieben.“ Parallel tagte<br />

der Auswärtige Ausschuss in einer<br />

Sondersitzung.<br />

Die EU stellte am Donnerstag<br />

klar, dass sie das Atomabkommen<br />

mit dem Iran entgegen dem Willen<br />

Trumps nicht aufgeben will. DasAbkommen<br />

sei eine wichtige Errungenschaft<br />

gewesen und bleibe ein wichtiges<br />

Werkzeug für die Stabilität in<br />

der Region, teilte der Sprecher von<br />

EU-Ratschef Charles Michel nach einem<br />

Telefonat Michels mit dem iranischen<br />

Präsidenten Ruhani mit. Michel<br />

habe Ruhani dazu aufgerufen,<br />

unwiderrufbare Handlungen zu unterlassen.<br />

Trump hatte die andem<br />

Abkommen beteiligten Staaten<br />

Großbritannien, Deutschland,<br />

Frankreich, Russland und China am<br />

Mittwoch dazu aufgerufen, nicht<br />

länger daran festzuhalten. (dpa)<br />

Krieg der Worte<br />

75 Jahre nach der Befreiung Europas vom Nazi-Terror liefern sich Russland und Polen verbale und diplomatische Schlachten um das korrekte historische Gedenken<br />

VonUlrich Krökel, Warschau<br />

Die Rede war kurz Rede, die Wirkung<br />

groß. Der russische PräsidentWladimir<br />

Putin hat mit wenigen<br />

Sätzen zur Geschichte des Zweiten<br />

Weltkriegs in Polen einen Sturm der<br />

Entrüstung ausgelöst, der täglich an<br />

Kraft gewinnt. Zuletzt sagte Präsident<br />

Andrzej Duda seine Teilnahme<br />

am Welt-Holocaust-Forum in Jerusalem<br />

ab, weil Putin dort sprechen<br />

sollte, er selbst aber nicht. Dabei<br />

hatte der Kremlchef seine Aussagen<br />

bereits vor Weihnachten getätigt.<br />

Unter anderem hatte er Jozef Lipski,<br />

der in den Dreißigerjahren Polens<br />

Botschafter in Berlin war,als„antisemitisches<br />

Schwein“ bezeichnet. Belegt<br />

ist, dass Lipski die vonden Nazis<br />

geplante Deportation von Juden<br />

nach Afrika öffentlich gerühmt hat.<br />

Putin ging es allerdings um mehr<br />

als um eine zwielichtige historische<br />

Figur.Inseiner Pressekonferenz zum<br />

Jahresende wies er Polen eine Mitschuld<br />

am Ausbruch des Weltkriegs<br />

zu und verteidigte den Hitler-Stalin-<br />

Pakt, der den Überfall der Deutschen<br />

Wehrmacht auf Polen am 1. September<br />

1939 erst ermöglichte. Die Sowjetunion,<br />

erklärte der russische<br />

Präsident, sei „der letzte Staat Europas“<br />

gewesen, der einen Nichtangriffspakt<br />

mit der NS-Führung unterzeichnet<br />

habe. Tatsächlich<br />

schloss Polen mit dem Deutschen<br />

Reich 1934 einen solchen Vertrag,<br />

den Hitler 1939 kündigte.<br />

Putins Erinnerungslücke<br />

Polnisches Gedenken an den Zweiten Weltkrieg auf der Westerplatte<br />

pen im Baltikum und in Ostpolen ein<br />

und eroberten die Gebiete.<br />

Entsprechend hoch schlagen die<br />

Wellen nun in Warschau. Premier<br />

Mateusz Morawiecki warf Putin vor,<br />

in Bezug auf Polen „mehrfach bewusst<br />

gelogen“ zu haben. Aber auch<br />

IMAGO IMAGES<br />

Aus Putins Sicht ergibt sich daraus<br />

und aus der westlichen Beschwichtigungspolitik<br />

gegenüber Hitler eine<br />

Rechtfertigung Stalins. Die Sowjetunion<br />

habe damals allein gestanden<br />

und keine andere Wahl gehabt, als<br />

den Ausgleich mit den Nazis zu suchen.<br />

Was Putin unterschlägt: Der<br />

Hitler-Stalin-Pakt enthielt in einem<br />

geheimen Zusatzprotokoll einen<br />

Kriegsplan. DieSowjetunion und das<br />

Deutsche Reich teilten darin den Osten<br />

des Kontinents in sogenannte Interessensphären<br />

auf: Am 17. September<br />

marschierten Stalins Trupwestliche<br />

Diplomaten kritisierten<br />

den Kremlchef scharf. Die US-Botschafterin<br />

in Warschau, Georgette<br />

Mosbacher, wies Putin darauf hin,<br />

dass sich Hitler und Stalin 1939 „verabredeten,<br />

den Krieg zu beginnen“.<br />

Polen sei Opfer,nichts sonst.<br />

DieVerbalschlachten werden sich<br />

im Gedenkjahr 2020 wohl fortsetzen.<br />

In den kommenden Monaten erinnertsich<br />

die Welt bei diversen Anlässen<br />

an die Überwindung des NS-Terrors.<br />

Der Gedenkreigen beginnt<br />

Ende Januar in Auschwitz und erreicht<br />

im Mai mit dem 75. Jahrestag<br />

der deutschen Kapitulation seinen<br />

Höhepunkt. Aber schon die Feiern<br />

am 27. Januar zur Erinnerung an die<br />

Befreiung des größten NS-Vernichtungslagers<br />

in Auschwitz-Birkenau<br />

durch sowjetische Truppen droht zu<br />

einem Fiasko der Versöhnungspolitik<br />

zu werden: Putins Teilnahme gilt<br />

in Polen als unerwünscht.<br />

Innenpolitischer Profit<br />

Dem Kremlchef spielt die Zuspitzung<br />

allerdings in die Karten. Denn<br />

für Putin gilt dasselbe wie für die polnische<br />

PiS. Er profitiert innenpolitisch<br />

von der Aufwallung nationalistischer<br />

Stimmungen. Dastrifft umso<br />

mehr zu, als die historischen Debatten<br />

kaum ohne den aktuellen Bezugsrahmen<br />

zu verstehen sind. Im<br />

Streit mit dem Westen um die Nato-<br />

Osterweiterungen verweist Moskau<br />

seit Jahren auf eine drohende Einkreisung<br />

Russlands, wie zu Zeiten<br />

der frühen Sowjetunion. In dieser<br />

Lesart wird dann nicht nur Stalins<br />

Kriegspakt mit Hitler zu einer legitimen<br />

Verteidigungsmaßnahme, sondern<br />

auch die aktuelle russische<br />

Ukraine-Politik samt Krim-Annexion.<br />

Aber auch die Regierung in Polen<br />

spielt historische Karten gern inder<br />

Gegenwart aus. Zuletzt machte die<br />

PiS mit Reparationsforderungen an<br />

Deutschland Wahlkampf. Vorallem<br />

aber wird die deutsch-russische<br />

Nord-Stream-Pipeline immer wieder<br />

in den geschichtlichen Kontext<br />

von 1939 gerückt. Schon 2006 stellte<br />

der damalige Verteidigungsminister<br />

Radoslaw Sikorski das Projektineine<br />

„Traditionslinie“ mit dem Hitler-Stalin-Pakt.<br />

Was bei all dem aus dem<br />

Blick gerät, ist die Erinnerung an die<br />

Opfer – und das in dem vielleicht<br />

letzten runden Gedenkjahr, indem<br />

noch Zeitzeugen leben.


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Made in Berlin<br />

BERLINER BEKANNTE<br />

NEU IN DER STADT<br />

Supermarkt<br />

in<br />

XXL<br />

VonJochen Knoblach<br />

Wenn man mit der Ringbahn<br />

auf der nördlichen Route unterwegs<br />

ist, kann man ihn sehen,<br />

auch als Autofahrer von der Beusselstraße<br />

aus –den <strong>Berliner</strong> Großmarkt.<br />

Seit den 60er-Jahren versorgen<br />

sich auf dem 320 000 Quadratmeter<br />

großen Areal am Westhafen<br />

Ladenbesitzer und Gastronomen<br />

mit frischem Obst und Gemüse,mit<br />

Fleisch und Fisch. Obwohl es dort<br />

auch Blumenläden mit einer Gesamtfläche<br />

vonfast zwei Fußballfelderngibt,<br />

gilt der Großmarkt in Moabit<br />

als der „Bauch Berlins“.<br />

Bereits zwei Stunden nach Mitternacht<br />

beginnt dort inder Halle des<br />

Fruchthofs das Geschäft. Danach folgen<br />

im Zwei-Stunden-Takt der Blumenmarkt,<br />

die Fleisch- und die<br />

Fischgeschäfte. Rund 300 Großhandelsfirmen<br />

sind auf dem Markt tätig<br />

und beschäftigen etwa 2500 Menschen.<br />

Wasauf dem Großmarkt jährlich<br />

umgeschlagen wird, bringt zusammen<br />

fast 600 000 Tonnen auf die<br />

Waage.Der Jahresumsatz wirdmit einer<br />

Milliarde Euro beziffert. Ein Supermarkt<br />

in XXL.<br />

Am Alex gegründet<br />

Der Ursprung des <strong>Berliner</strong> Großmarkts<br />

liegt indes ganz woanders: am<br />

Alexanderplatz. In den 80er- und<br />

90er-Jahren des 19. Jahrhunderts ließ<br />

der Magistrat von Berlin im Rahmen<br />

eines kommunalen Bauprogramms<br />

elf Markthallen in der Stadt errichten.<br />

Für diese wurde in der Folge der <strong>Berliner</strong><br />

Großmarkt als Betreibergesellschaft<br />

installiert. Ihren Sitz hatte die<br />

Gesellschaft in der „Zentralen Markthalle“<br />

am Alexanderplatz, die 1886 als<br />

erste kommunale <strong>Berliner</strong> Markthalle<br />

im nordwestlichen Eck zwischen der<br />

heutigen Karl-Liebknecht-Straße und<br />

S-Bahn-Trasse eröffnet wurde.<br />

Nachdem die Markthalle am Alexanderplatz<br />

im Krieg zerstört und nur<br />

zumTeil wieder aufgebaut wurde,zog<br />

die Verwaltungsgesellschaft 1949<br />

nach Mariendorfumund wurde dort<br />

1960 in die <strong>Berliner</strong> Großmarkt<br />

GmbH umfirmiert. Fünf Jahre später<br />

folgte der Umzug in neu gebaute Hallen<br />

an der Beusselstraße.Dortwurde<br />

der neue <strong>Berliner</strong> Großmarkt am<br />

20. März1965 eröffnet.<br />

Nach wie vorist der <strong>Berliner</strong> Großmarkt<br />

ein landeseigenes Unternehmen.<br />

Hauptmieter auf dem Gelände<br />

ist der Fruchthof Berlin, eine bereits<br />

1949 gegründete Genossenschaft von<br />

Händlern, die an der Beusselstraße<br />

gut ein Drittel des Warenumschlags<br />

bestreitet und sich durchaus als<br />

Macht auf dem Marktversteht.<br />

Im Sommer 2017 initiierten die<br />

Fruchthofler jedenfalls die „Interessengemeinschaft<br />

Lebensmittel- und<br />

Frischecluster Berlin“. DerenZiel war<br />

es,den <strong>Berliner</strong> Großmarkt in eigene<br />

Regie zu nehmen und effizienter zu<br />

organisieren. Dafür sollte mit dem Senat<br />

ein Erbpachtvertrag abgeschlossen<br />

werden. Neue Straßen, Investitionen<br />

in Hallen und handwerkliche Lebensmittelproduktion<br />

waren geplant.<br />

Im März2018 lehnte der Senat<br />

das Ansinnen jedoch ab. In jenem<br />

Jahr erwirtschaftete der Großmarkt<br />

einen Gewinn von3,1 Millionen Euro.<br />

Auch die Einkaufswagen sind auf dem<br />

Großmarkt größer.<br />

BLZ/MARKUS WÄCHTER<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen<br />

... nach<br />

Geschlecht<br />

in Berlin<br />

Frauen Männer<br />

29 050<br />

29 313<br />

2016<br />

2017<br />

Zu Besuch in Deutschlands<br />

einzigem inklusiven Coworking<br />

Space Tuechtig<br />

lädt Gründerin Stefanie<br />

Trzecinski ein, sich auf dem Anpass-<br />

Bar-Hocker niederzulassen und einen<br />

Kaffee zu trinken. Es ist ein Hocker<br />

der besonderen Art. Wie der<br />

Name sagt, anpassbar. Bestehend<br />

aus einem System von aufeinander<br />

gestapelten Boxen, die auch als Tritt<br />

funktionieren, macht er es Menschen<br />

jeder Größe möglich, auf Augenhöhe<br />

mit am Tisch zu sitzen –so<br />

zum Beispiel auch Kleinwüchsigen.<br />

Entworfen wurde er in Kooperation<br />

mit dem Produkt-Designer Moritz<br />

Balzer.<br />

Behinderte und nicht behinderte<br />

Menschen arbeiten hier auf 760 barrierefreien<br />

Quadratmetern zusammen.<br />

Es gibt vier Besprechungsräume,<br />

einen Raum der Stille, ein<br />

Großraumbüro und ein Filmstudio<br />

mit Greenscreen, der auch Rollstuhlfahrern<br />

zugänglich ist. Hier werden<br />

Videos zu Themen inklusiven Lebens<br />

produziert. Außerdem gibt es Konferenzräume,die<br />

vermietet werden.<br />

2012 hat Stefanie Trzecinski<br />

Tuechtig eröffnet. Zusätzlich steuert<br />

sie auch die Projekte von „Kopf,<br />

Hand &Fuß“, einer gemeinnützigen<br />

Gesellschaft für Bildung, die sie 2010<br />

ins Leben gerufen hat und deren Anliegen<br />

es ist, das Leben behinderter<br />

Menschen leichter zu machen und<br />

das Zusammenleben selbstverständlicher.<br />

Die Entwicklung einer<br />

App, mit der Jobcenter-Formularein<br />

deutscher Gebärdensprache erklärt<br />

werden, gehörte zu den ersten Projekten<br />

von „Kopf, Hand &Fuß“, ein<br />

anderes war die Entwicklung von<br />

„Irmgard“: Mit dieser App können<br />

Menschen, die nicht schreiben und<br />

lesen können, es lernen. DerCoworking<br />

Space Tuechtig ist quasi die<br />

Zentrale,das Labor für diese Ideen.<br />

Hier geht es aber auch darum zu<br />

zeigen, wie Behinderte und nicht behinderte<br />

Menschen gut zusammenarbeiten<br />

können und was dazu gehört.„Es<br />

gibt viel zu bedenken, wenn<br />

22 919<br />

23 258<br />

Schwerbehinderte<br />

in Beschäftigung<br />

in Berlin<br />

52 571<br />

51 969<br />

2016<br />

Besetzte Pflichtarbeitsplätze<br />

von schwerbehinderten Menschen, Berlin 2017<br />

Schleswig-Holstein 4,4%<br />

Bremen 4,3%<br />

5,2%<br />

Rheinland-Pfalz 4,1%<br />

Saarland 4,2%<br />

Hamburg<br />

4,2%<br />

Niedersachsen 4,3%<br />

Hessen<br />

5,1%<br />

Baden-<br />

Württemberg<br />

4,3%<br />

Sachsen-<br />

Anhalt<br />

Thüringen<br />

4,4%<br />

3,4%<br />

Bayern<br />

4,6%<br />

5,2%<br />

2017<br />

Private<br />

Arbeitgeber<br />

Anteil der besetzten<br />

Pflichtarbeitsplätze<br />

in Berlin 2017<br />

3,7%<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

5,3%<br />

Berlin<br />

4,2% Brandenburg<br />

4,1%<br />

Sachsen<br />

Arbeitgeber mit<br />

20 und mehr<br />

Arbeitsplätzen<br />

Arbeitslose<br />

schwerbehinderteMenschen<br />

in Berlin, Oktober 2019, in Klammern<br />

Veränderung zum Vorjahreszeitraum<br />

Männer Frauen<br />

4519 (–2,6%) 7618 3099 (–4,3%)<br />

Mit Schulabschluss<br />

5738 (–3,3%)<br />

Barrierefreie<br />

Büroarbeit<br />

Im Coworking Space Tuechtig arbeiten behinderte<br />

und nicht behinderte Menschen zusammen.<br />

Es ist ein Ort, an dem Inklusion funktioniert<br />

man barrierefrei arbeiten und das<br />

Zusammenleben von Behinderten<br />

und Nicht-Behinderten möglichst<br />

einfach gestalten möchte“, sagt<br />

Trzecinski. Deshalb bildet sie Inklusionsberater<br />

aus, die von Anfang an<br />

unterstützend zur Seite stehen können,<br />

wenn ein Büro eingerichtet<br />

oder vielleicht auch eine Ausstellung<br />

konzipiert wird. „Oft werden die Bedürfnisse<br />

Behinderter erst in Betracht<br />

gezogen, wenn die Planungen<br />

schon abgeschlossen sind. Viel besser<br />

wärees, sie vonAnfang an mitzudenken.<br />

Wer wäre dafür besser geeignet<br />

als Menschen, die aus eigener<br />

Erfahrung wissen, was eine Behinderung<br />

bedeutet.“<br />

Sichtbar für Sehbehinderte<br />

Öffentliche<br />

Arbeitgeber<br />

Anteil der besetzten<br />

Pflichtarbeitsplätze<br />

in Berlin 2017<br />

8,2%<br />

7618<br />

Ohne Schulabschluss<br />

1240 (–3,8%)<br />

Keine<br />

Angaben<br />

640<br />

(–2,0%)<br />

Erwerbstätigkeit<br />

schwerbehinderter<br />

Menschen in Berlin<br />

2017, in Klammern<br />

Veränderung<br />

zum Vorjahr<br />

Stand Oktober 2019<br />

Arbeitslose<br />

Schwerbehinderte nach Berufen<br />

Berlin, Stand Oktober 2019<br />

Unternehmensführung/-organisation<br />

Lebensmittel- /Gastgewerbe<br />

Handel<br />

Soziale u. kulturelle Dienstleistung<br />

Verkehr- und Logistik<br />

Sicherheit<br />

Fertigung<br />

Bau- und Ausbau<br />

Reinigung<br />

Unternehmensbezogene Dienstleistung<br />

Medizinische/nicht-medizinische Gesundheit<br />

Fertigungstechnik<br />

Land-, Forst- und Gartenbau<br />

IT- u. naturwissenschaftliche<br />

Dienstleistung<br />

Arbeitslose<br />

insgesamt in Berlin 2019,<br />

in Klammern Veränderung<br />

zum Vorjahreszeitraum<br />

Gesamt<br />

152 105<br />

(–4,0%)<br />

VonNikolas Feireiss (Text) und Isabella Galanty (Infografik)<br />

darunter<br />

schwerbehinderte<br />

Menschen<br />

5%<br />

248<br />

246<br />

243<br />

174<br />

433<br />

430<br />

406<br />

390<br />

800<br />

579<br />

672<br />

Langzeitarbeitslose<br />

schwerbehinderte<br />

Menschen in Berlin<br />

2912 2725<br />

2018<br />

2019<br />

724<br />

627<br />

1406<br />

QUELLE: BA<br />

Die Säulen in der ehemaligen Industriehalle,<br />

inder Tuechtig betrieben<br />

wird, sind etwa von der Klebebande,einem<br />

Tape ArtKollektiv,verschönertworden.<br />

Dassieht cool aus,<br />

macht sie aber auch sehbehinderten<br />

Coworkernsichtbar.Dagegen laufen<br />

ausgeschlossen. Die Türen zu den<br />

Toiletten sind grau gestrichen, die zu<br />

den Meetingräumen gelb.Sowerden<br />

sie besser unterscheidbar. Brailleschrift<br />

ist selbstverständlich. Gerne<br />

entwickeln würde Trzecinski noch<br />

eine Funktion, die es tauben Menschen<br />

ermöglicht zu erfahren, ob sie<br />

eintreten können, wenn sie an eine<br />

Tür geklopft haben. Einfreundliches<br />

„Herein“, können sie schließlich<br />

nicht hören.<br />

Von einem selbstverständlichen<br />

Zusammenleben und -arbeiten behinderter<br />

und nicht behinderter<br />

Menschen sei man leider noch weit<br />

entfernt, meint auch Dominik Peter,<br />

Vorsitzender des <strong>Berliner</strong> Behindertenverbands<br />

„Für Selbstbestimmung<br />

und Würde“. Längst nicht genug Betriebe<br />

erreichen die Pflichtquote von<br />

fünf Prozent behinderter Mitarbeiter.<br />

Auch die Arbeitslosenzahlen Behinderter<br />

sind immer noch höher,als die<br />

nicht behinderter Menschen. Aus<br />

dem aktuellen Jahresbericht der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Integrationsämter<br />

und Hauptfürsorgestellen<br />

geht hervor, dass die Arbeitslosigkeit<br />

bundesweit von 2017 auf 2018 bei<br />

schwerbehinderten Menschen um<br />

minus vier Prozent gesunken ist, bei<br />

Menschen ohne Schwerbehinderung<br />

aber um minus acht Prozent. „Selbst<br />

wenn die Statistik mal ein paar Vermittlungen<br />

mehr angibt, sind die Probleme<br />

seit Jahren die gleichen“, sagt<br />

Peter. In Berlin würden die bürokratischen<br />

Mühlen des Landesamtes für<br />

Gesundheit und Soziales (Lageso) zu<br />

langsam arbeiten, wenn es darum<br />

gehe Anträge auf Förderungen zu bearbeiten,<br />

so seine Erfahrung. „Die<br />

Freie Wirtschaft kann nicht monatelang<br />

warten, bis eine Unterstützung<br />

gewährt oder auch eben nicht gewährtwird“,sagt<br />

er.<br />

Peterist selbstRollstuhlfahrer und<br />

arbeitet freiberuflich als Journalist.<br />

Freiberuflichkeit sei für viele Menschen<br />

mit Behinderung bislang eher<br />

keine Option. „Ein inklusiver Coworking<br />

Space wie Tuechtig hat da eine<br />

Vorreiterrolle.Erzeigt, dass das möglich<br />

ist, und zwar nicht nur vomeigenen<br />

Wohnzimmer aus“, sagt Peter.<br />

„Die Zusammenarbeit an so einem<br />

Ort macht Mut zur Unabhängigkeit,<br />

auch vonoffiziellen Stellen.“<br />

DasTuechtiglebt ganz ohne institutionelle<br />

Unterstützung. Der bürokratischeAufwand<br />

sei dafür zu groß.<br />

Stefanie Trzecinski arbeitet dafür mit<br />

Universitäten zusammen, etwa der<br />

Kunsthochschule Weißensee oder<br />

der Humboldt-Universität.<br />

Bruno Ziebell, der gerade sein<br />

Studium als Designer abgeschlossen<br />

hat, ist über eine Kooperation<br />

der Kunsthochschule Weißensee<br />

auf Tuechtig aufmerksam geworden.<br />

Er selbst ist nicht behindert.<br />

Für Ziebell ist seine jetzige Arbeit<br />

eine ganz neue Art Design zu denken.<br />

Er kann die Möbel von Anfang<br />

an mit den Menschen entwickeln,<br />

die sie später auch nutzen werden.<br />

Zurzeit entwickelt er eine Türklinke,<br />

die sich nach unten verlängert und<br />

es kleinwüchsigen Menschen und<br />

Rollstuhlfahrern leichter macht,<br />

Türen zu öffnen. „Das Tollste an Tuechtig<br />

ist für mich, dass ich sofort<br />

Feedback für meine Ideen bekomme“,<br />

sagt Ziebell. „Ich kann<br />

einfach etwas in den Raum stellen<br />

und finde sofortganz unterschiedliche<br />

Menschen, die sich interessierenund<br />

Anregungen geben.“<br />

Drachen<br />

holt Strom<br />

vom Himmel<br />

VonJochen Knoblach<br />

Wer Wind bestmöglich nutzen<br />

will, muss hoch hinaus. Jehöher,<br />

desto besser, lautet eine Grundregel<br />

im Geschäft mit Windkraftanlagen.<br />

In der Folge werden Windräder<br />

immer mächtiger. Ansehnlicher werden<br />

sie dadurch freilich nicht, billiger<br />

schon gar nicht. Und dennoch sind<br />

sie noch immer nicht hoch genug,<br />

um quasi jederzeit zuverlässig Strom<br />

liefern zukönnen. Die mögliche Lösung<br />

des Problems: fliegende Windkraftwerke.<br />

Weltweit befassen sich etwa<br />

70 Unternehmen intensiv mit der<br />

Entwicklung solcher Systeme. Allein<br />

in Europa sucht ein Dutzend Firmen<br />

nach Lösungen zur Stromerzeugung<br />

in großer Höhe –auch in Deutschland.<br />

In der Ackerstraße inMitte hat<br />

das Unternehmen Enerkite seinen<br />

Sitz,das sein fliegendes Kraftwerkinnerhalb<br />

der nächsten zwei Jahre zur<br />

Marktreife bringenwill. „Wir machen<br />

erneuerbare Energie so günstig, dass<br />

niemand mehr eine Ausrede hat, sie<br />

nicht zu nutzen“, sagt Firmenchef<br />

und -gründer Alexander Bormann.<br />

„Und zugleich liefernwir Stromsozuverlässig<br />

wie aus Kohle und Gas.“<br />

Enerkite liefertDrachenstrom.<br />

Effizienter als ein Windrad<br />

Dafür lässt das Unternehmen tatsächlich<br />

einen etwa 30 Quadratmeter<br />

großen Drachen mehrere Hundert<br />

Meter aufsteigen –bis dorthin,<br />

wo der Wind kräftig und beständig<br />

bläst. Dort oben drehen sich allerdings<br />

keine Windräder. Es ist die<br />

Zugkraft des Drachens, die hier zu<br />

Strom gemacht wird. Denn beim<br />

Aufstieg treiben diesich abrollenden<br />

Seile einen Generator am Boden an,<br />

der den Strom erzeugt. Dann wird<br />

derDrachen wieder ein Stückeingeholt,<br />

um in langen Achten erneut<br />

aufzusteigen und wiederum Strom<br />

zu produzieren. Computerprogramme<br />

starten und landen den<br />

Drachen automatisch und halten<br />

ihn stets in der optimalen Flugposition.<br />

Da beim Einholen des Drachens<br />

nur ein Zehntel der Energie<br />

benötigt wird, die beim Aufstieg erzeugt<br />

wird, bleibt ein nennenswerter<br />

Energieüberschuss übrig. „Außer bei<br />

Gewitter kann der Drachen eigentlich<br />

immer in der Luft sein“, sagt<br />

Bormann.<br />

Laut Firmenangaben arbeitet das<br />

Drachenkraftwerk vorallem sehr effizient.<br />

Denn während die Generatoren<br />

herkömmlicher Windkraftanlagen<br />

im Schnitt bei nur 25 Prozent der<br />

Zeit die maximale Stromausbeute liefern,<br />

soll dieser Anteil beim Drachen<br />

bei über 50 Prozent liegen. Die sogenannten<br />

Stromgestehungskosten beziffert<br />

Bormann auf fünf bis zehn<br />

Cent proKilowattstunde.<br />

InsgesamtfünfMillionen Euro hat<br />

das heute 22-köpfige Unternehmen<br />

bislang in die Entwicklung des Drachenkraftwerks<br />

investiert. Im Oktober<br />

hatte Enerkite während eines<br />

Branchentreffens im schottischen<br />

Glasgow die stabile Kontrolle über<br />

den fliegenden Drachen demonstriert.<br />

Nunwirdeine Containerlösung<br />

des Systems aufgebaut, die dann an<br />

fast jedem Ort aufgestellt werden<br />

kann, um beispielsweise Ladestationen<br />

für Elektrofahrzeuge netzunabhängig<br />

mit Stromzuversorgen. Allerdings<br />

ist die Energieausbeute noch<br />

gering. Daserste Kraftwerksoll es auf<br />

eine Leistung von 100 Kilowatt bringen,<br />

später soll eine Ein-Mega-Watt-<br />

Anlage folgen, sagt Bormann.<br />

ENERKITE


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 7<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

10.10.19<br />

10.10.19<br />

▲ 13513,98 (+1,45 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

10.10.19<br />

Stand der Daten: 09.01.2020 (16:45 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

9.1.20<br />

▼ 64,87 (–1,37 %)<br />

9.1.20<br />

▼ 1,111 (–0,04 %)<br />

Quelle<br />

aus DAX und MDAX vom 09.01. zum Vortag<br />

9.1.20<br />

MorphoSys 134,90 +4,49 WWWWWWWWWW<br />

Lufthansa vNA 16,16 +3,99 WWWWWWWWW<br />

Dialog Semic.NA 48,03 +3,29 WWWWWWWW<br />

Siltronic NA 93,20 +3,23 WWWWWWW<br />

TeamViewer 30,65 +3,09 WWWWWWW<br />

MTUAero Engines 270,80<br />

Verlierer<br />

+2,97 WWWWWWW<br />

ausDAX und MDAXvom 09.01. zumVortag<br />

Cancom 50,05 WWWWWWWWWWW –5,03<br />

K+SNA 10,52 WWWWWWWW –3,35<br />

Grand City Prop. 21,50 WWWWW –2,01<br />

Wirecard 109,95 WWWW –1,61<br />

Hochtief 113,80 WWWW –1,30<br />

CompuGroup Med. 63,30 WWW –1,25<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 09.01. ±% z. 08.01.<br />

Euro Stoxx 50(EU) +0,72<br />

3807/3037 3799,74<br />

CAC 40 (FR) + 0,29<br />

6072/4731 6048,51<br />

S&P UK (UK) + 0,39<br />

1562/1363 1534,07<br />

RTS (RU) +0,89<br />

1607/1132 1603,26<br />

IBEX (ES) ±0,00<br />

9705/8409 9591,40<br />

Dow Jones (US) +0,59<br />

28932/23765 28913,50<br />

Bovespa (BR) +0,29<br />

118564/89409116332,90<br />

Nikkei (JP) +2,31<br />

24091/20111 23739,87<br />

Hang Seng (HK) +1,80<br />

30280/24900 28558,76<br />

Stx Singap. 20 (SG) +0,11<br />

1657/1464 1647,14<br />

Edel- und NE-Metalle<br />

Barren &Münzen in € Ankauf Verkauf<br />

(Endkundenpreise) 09.01. 09.01.<br />

Gold (10 g) 444,0 473,5<br />

Gold (1 oz) 1386,5 1446,2<br />

Gold (100 g) 4445,0 4623,5<br />

Gold (250 g) 11113,0 11527,0<br />

Silber (1 kg) 505,5 671,3<br />

Platin (100 g) 2715,0 3509,9<br />

Austr.Nugget (1 oz) 1384,4 1457,0<br />

Britannia (1 oz) 1384,0 1463,0<br />

Krügerrand (1/4 oz) 346,0 391,5<br />

Krügerrand (1/2 oz) 692,0 758,0<br />

Krügerrand (1 oz) 1385,0 1477,0<br />

Maple Leaf (1/4 oz) 346,0 388,3<br />

Maple Leaf (1/2 oz) 692,0 759,8<br />

Maple Leaf (1 oz) 1384,5 1465,0<br />

Philharmoniker (1 oz) 1384,0 1468,0<br />

Quelle Edelmetalle: Degussa Goldhandel GmbH.<br />

Die An- und Verkaufspreise gelten für sehr gut erhaltene Stücke.<br />

NE-Metalle in €/100 kg 31.12. 31.12.<br />

Blei in Kabeln 199,50 199,50<br />

Kupfer (DEL-Notiz) 562,51 562,23<br />

Messing MS 63/37 551,00 551,00<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Blick in die Produktion des ThermomiximWerkWuppertal.<br />

Fridays gegen Siemens<br />

Australienbaut eineder weltweit größten Kohleminen. Der Münchener Konzern ist mit von der Partie<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Der Technologieriese Siemens<br />

nimmt für sich in Anspruch, mit<br />

seiner Umwelttechnik einer der größten<br />

Treiber einer weltweiten Energiewendezusein.ImscharfenGegensatz<br />

dazu steht der Protest, der sich seit einiger<br />

Zeit gegen die Münchner zusammenbraut<br />

und der diesen Freitag<br />

bundesweit sichtbar wird. Dann will<br />

die Klima-Bewegung Fridays for Futureinüber30Städten<br />

vonGreifswald<br />

bis BadTölz und Hannoverbis Stuttgartunter<br />

dem Motto „Siemens schür<br />

keine Feuer“ gegen die Lieferung von<br />

Siemens-Technik für eine riesigen<br />

Kohlemine in Australien mobil machen.<br />

In München erhält die Firmenzentrale<br />

Besuch von den jugendlichen<br />

Aktivisten. Dortist auch eine 24-<br />

Vorteil Vorwerk<br />

Gericht: Thermomix-Herstellermuss Kunden nicht über bevorstehenden Modellwechsel informieren<br />

Von Stefan Winter<br />

und Erich Reimann<br />

Familienfirma: Vorwerk wurde<br />

1883 in Wuppertal gegründet<br />

und ist bis heute im<br />

Familienbesitz. Auch Teppiche,<br />

mit denen alles begann,<br />

gehören noch zum<br />

Programm. 1929 kamen die<br />

Kobold-Handstaubsauger<br />

hinzu, die voneiner Vertriebsmannschaft<br />

im Außendienst<br />

verkauft werden. Ähnlich<br />

läuft der Vertrieb bei der<br />

KosmetikmarkeJafra.<br />

Auf der Suche nach Technik<br />

zum Schnäppchenpreis<br />

gibt es ein Zauberwort:<br />

Auslaufmodell. Wenn die<br />

Kamera, der Computer oder das Auto<br />

schon einige Jahre auf dem Markt<br />

sind, spielen sie technisch meist nicht<br />

mehr ganz weit vorn mit, und das<br />

Nachfolgemodell steht schon fertig<br />

entwickelt bereit. Dann müssen Sonderpreise<br />

den angestaubten Vorgänger<br />

attraktiv machen.<br />

Dafür muss der Kunde aber erstmal<br />

wissen, dass der Modellwechsel<br />

bevorsteht. Vorwerkhat das bei seiner<br />

Küchenmaschine Thermomix für<br />

sich behalten und Anfang 2019 die<br />

Kunden genauso überrascht wie die<br />

eigenen Verkäufer: Inwenigen Wochen<br />

werde das Modell TM5 durch<br />

den Nachfolger TM6 ersetzt, teilte das<br />

Wuppertaler Unternehmen im März<br />

mit.<br />

Die meisten Thermomix-Kunden<br />

sind treue Fans,aber nun gingen einige<br />

auf die Barrikaden. Siehatten kurz<br />

zuvor das alte Modell zum normalen<br />

Preis vonrund 1200 Euro gekauftund<br />

fühlten sich nun mit Altware abgespeist.<br />

Eine kleine Empörungswelle<br />

rolltedurchdasInternet,Vorwerkhätte<br />

über den Modellwechsel informierenmüssen,<br />

meinten einige.<br />

Eine erzürnte Kundin zog vor das<br />

Amtsgericht –und nach der Niederlage<br />

dort auch vor das Landgericht<br />

Wuppertal. Sie forderte die Rückabwicklung<br />

ihres Kaufvertrags und berief<br />

sich auf falsche Angaben durch<br />

das Unternehmen. Doch auch die<br />

zweite Instanz hatte einiges Verständnis<br />

für dessen Strategie. Vorwerk sei<br />

nichtverpflichtetgewesen,denanstehenden<br />

Modellwechsel öffentlich anzukündigen,<br />

entschieden die Richter.<br />

Das Unternehmen habe ein berechtigtes<br />

Interesse gehabt, die aktuelle<br />

Produktion noch abzusetzen, ohne<br />

Hinweise auf den künftigen Produktwechsel<br />

zu geben, heißt es in der Begründung<br />

des rechtskräftigen Urteils<br />

(Az.: 9S179/19).<br />

Allerdings müssen die KundenberaterdieWahrheitsagen,wennsievon<br />

Kunden ausdrücklich nach einem<br />

stündige Mahnwachegeplant. Dabei<br />

ist der Stein des Anstoßes ein eher<br />

kleiner.Denn Siemens will für die sogenannte<br />

Carmichael-Mine, deren<br />

Baudie australische Regierung unter<br />

anhaltenden Protesten 2019 genehmigt<br />

hat, lediglich die Signaltechnik<br />

für Züge liefern, die Kohle abtransportieren<br />

sollen. DerAuftrag hat dem<br />

Vernehmen nach einen Wert von<br />

20 Millionen Euro, was bei jährlich<br />

87 Milliarden Euro Siemens-Umsatz<br />

eine sehr überschaubareGrößenordnung<br />

ist.<br />

Dagegen steht die schiere Monstrosität<br />

der Mine selbst, die der indische<br />

Adani-Konzern bauen will, um<br />

mit der abgebauten Kohle Kraftwerke<br />

inIndienzubefeuern.Miteinemjährlichen<br />

Abbauvolumen von bis zu<br />

60 Millionen Tonnen wäreeseine der<br />

DAS ERFOLGSREZEPT<br />

Außendienst: Nach Angaben<br />

des Unternehmens sind<br />

weltweit mehr als 600 000<br />

selbstständigeBerater für<br />

Vorwerk unterwegs, fest angestellt<br />

sind rund 13 000<br />

Mitarbeiter.Der Thermomix<br />

wurde zum Überraschungserfolg.2004<br />

kam die erste<br />

Version der Küchenmaschine<br />

auf den Markt, die auch<br />

Laien Erfolgserlebnisse beim<br />

Kochen verspricht.<br />

Geschäft: Es entwickelte<br />

sich ein regelrechter Boom –<br />

für Vorwerk zur rechten Zeit,<br />

denn andere Geschäfte<br />

schwächelten. 2018 machte<br />

der Konzern2,8 Milliarden<br />

Euro Umsatz, mehr als ein<br />

Drittel davonmit demThermomix.<br />

Das stürmische<br />

Wachstum ist vorbei. Die<br />

1,1 Milliarden Euro Umsatz<br />

entsprechen einem Rückgang<br />

um knapp 4Prozent.<br />

größten ihrer Art weltweit. Von 2022<br />

bis2080sollgefördertwerden.Australier<br />

protestieren seit Jahren gegen das<br />

Projekt, in dessen Rahmen an der<br />

australischenOstküste auch der weltgrößte<br />

Kohle-Exporthafen gebaut<br />

werden soll. Siemens-Signaltechnik<br />

soll Kohlezüge dorthin lenken.<br />

Deshalb erhält Siemens-Chef Joe<br />

Kaeser nun auch persönlich Post.<br />

„Während Sie in Deutschland versprechen,<br />

Verantwortung für unser<br />

Klima zu übernehmen und bis 2030<br />

klimaneutral werden zu wollen,<br />

unterstützten Sie in Australien ein<br />

rückwärtsgewandtes Vorhaben“,<br />

heißt es in einem Protestbrief vonFridays<br />

for Future. Weil Verbrennung<br />

vonKohle eine Hauptursache für die<br />

Erhitzung der Erde sei, solle Siemens<br />

den Auftrag stornieren. Unterneh-<br />

FOTO: ROLF VENNENBERND/DPA<br />

möglichen Modellwechsel gefragt<br />

werden. Das hätten die Vorwerk-Repräsentanten<br />

nicht getan, monierten<br />

Kunden. Sie konnten es aber auch<br />

nicht, denn Vorwerk hatte auch die<br />

eigenen Leute nicht informiert–wohl<br />

um den Überraschungseffekt für den<br />

TM6 zu sichernund die Verkäufer im<br />

Kundengespräch nicht zum Lügen zu<br />

verleiten.<br />

AngesichtsderEmpörungkamdas<br />

Familienunternehmen einigen Kunden<br />

entgegen: Werseinen TM5 maximal<br />

zweieinhalb Wochen vorder Ankündigung<br />

des Nachfolgers gekauft<br />

hatte, konnte ihn gegen einen TM6<br />

tauschen. Der hat einige zusätzliche<br />

Funktionen wie Vakuumgaren, Karamellisieren<br />

und das Anbraten –Letzteres<br />

hatten vorallem die US-Kunden<br />

beim Vorgängermodell vermisst. Der<br />

PreisstiegmitdemModellwechselauf<br />

1359 Euro. Ein Modellwechsel sei<br />

eben immer eine heikle Sache, sagt<br />

eine Vorwerk-Sprecherin. Eine Übergangsphase<br />

sei nie zu vermeiden.<br />

„Ganz egal, wann Sieankündigen –es<br />

wird immer Kunden geben, die kurz<br />

’davor’gekauft haben.“<br />

Der Marketing-Experte Martin<br />

Fassnacht von der WirtschaftshochschuleWHUinDüsseldorffindetdennoch,<br />

dass Vorwerk bei dem Modellwechsel<br />

„nicht gerade brillant“ agiert<br />

habe. „Der Thermomix ist ein sehr<br />

emotionales Produkt mit einer großen<br />

Fangemeinde, und Firmen tun<br />

gutdaran,solcheengagiertenKunden<br />

nicht vorden Kopf zu stoßen.“ In seinen<br />

Augen wäre esbesser gewesen,<br />

den Übergang stärker mit Umstiegsprämien<br />

oder der Inzahlungnahme<br />

vonAltgeräten abzufedern. „Kurzfristig<br />

verliertman dadurchvielleicht etwas<br />

Geld, aber mittel- und langfristig<br />

rechnet sich ein solches Vorgehen.“<br />

BeiVorwerk jedoch baute man den<br />

2004 erschienenen Thermomix 31<br />

zehn Jahre lang, um seinen Nachfolger<br />

TM5 dann schon nach fünf Jahren<br />

abzulösen. Offenbar wollte man dem<br />

Abflauen des Thermomix-Booms<br />

entgegenwirken, denn die Küchenmaschine<br />

ist innerhalb weniger Jahre<br />

zum wichtigsten Produkt des Unternehmens<br />

geworden: 2018 steuerte sie<br />

1,1 Milliarden Euro zum Konzernumsatz<br />

von2,8 Milliarden Euro bei.<br />

men,diezumBauderMinebeitragen,<br />

hätten eine Mitverantwortung für das<br />

umweltzerstörerische Projekt.<br />

Kaeser ist die Macht, die Fridays<br />

for Future mittlerweile entfaltet,<br />

durchaus bewusst. Vorigen Dezember<br />

hat er deshalb per Twitter versichert,<br />

die Vorwürfe ernst zu nehmen<br />

und sie zu prüfen. „Sie verdienen eine<br />

Antwort“, versprach der Siemens-<br />

Chef. Die Entscheidung zum Signaltechnik-Auftrag<br />

könne revidiert werden<br />

oder auch nicht. Bislang ist sie<br />

nicht gefallen. Wiesich Siemens letztlich<br />

entscheidet, könnte Kaeser am<br />

Freitag brühwarm Luisa Neubauer<br />

mitteilen. Für diesen Taghat er die 23-<br />

jährige Hamburgerin, die hier zu Lande<br />

das Gesicht vonFridays for Future<br />

ist, zu einem Vier-Augen-Gespräch<br />

eingeladen.<br />

Carlos Ghosn muss<br />

im Libanon bleiben<br />

Nach seiner spektakulären Flucht aus<br />

Japan ist der Ex-AutomanagerCarlos<br />

Ghosn im Libanon zwar ein freier<br />

Mann, darfdas Land aber vorerst nicht<br />

verlassen.Die dortigen Behörden verhängten<br />

gegenden 65-Jährigen eine<br />

Ausreisesperreund nahmen ihm seinen<br />

französischen Pass ab.Ghosn<br />

dürfte das zunächstnicht weiterstören,<br />

da er wegen einesFahndungsersuchensder<br />

internationalen Polizeibehörde<br />

Interpol ohnehin kaum in andere<br />

Länder reisen könnte.Der Fall um<br />

den Ex-Chef vonRenault-Nissan-Mitsubishihatte<br />

am Mittwoch einen neuen<br />

Höhepunkt erreicht. Ghosn geißelte<br />

die japanische Justiz in einer Wutrede<br />

und beklagte eine „Verschwörung“<br />

gegen ihn. (dpa)<br />

Weniger Arbeitslose<br />

im Euro-Raum<br />

DieArbeitslosigkeit in der Euro-Zone<br />

bleibt auf einem vergleichsweise<br />

niedrigen Stand. Wiedas Statistikamt<br />

Eurostat mitteilte,betrug die<br />

Arbeitslosenquote im November wie<br />

im Vormonat 7,5 Prozent. Dasist der<br />

niedrigste Wert seit Juli 2008. In der<br />

EU betrug die Quote unverändert<br />

6,3 Prozent. Dasist der niedrigste<br />

Stand seit Beginn der monatlichen<br />

Aufzeichnungen Anfang 2000. (dpa)<br />

Steuerprivileg gilt auch<br />

für Pferdekutsche<br />

Kutschwagen im Wattenmeer.<br />

FOTO: MOHSSEN ASSANIMOGHADDAM/DPA<br />

Deutschlands höchstes Finanzgericht<br />

ist den Pferdekutschernauf<br />

den autofreien Nordseeinseln beigesprungen<br />

–gegen die niedersächsischen<br />

Finanzbehörden. DerBundesfinanzhof<br />

gab einem Inselkutscher<br />

Recht, der Gleichbehandlung<br />

mit Taxis fordertund deshalb auch<br />

nur den ermäßigten Umsatzsteuersatz<br />

von7Prozent zahlen will. Das<br />

örtliche Finanzamt und auch das Finanzgericht<br />

in Hannoverwollten<br />

das nicht anerkennen. (dpa)<br />

Dritte Anklage wegen<br />

Cum-Ex-Geschäften<br />

DieFrankfurter Justiztreibtdie strafrechtliche<br />

Aufarbeitung von„Cum-<br />

Ex“-AktiendealszuLasten derStaatskasse<br />

voran. DieGeneralstaatsanwaltschaft<br />

Frankfurthat nach eigenen<br />

Angaben Anklage wegen schwererSteuerhinterziehung<br />

gegen sieben<br />

Beschuldigte erhoben. DieEröffnung<br />

des Verfahrens wird nunvon der<br />

Wirtschaftsstrafkammer des LandgerichtsFrankfurts<br />

geprüft. DieAnklage<br />

ist die dritte im Zusammenhang mit<br />

sogenannten „Cum-Ex“-Geschäften.<br />

Dabei nutzten Investoren eine Lücke<br />

im Gesetz, um den Staatüber Jahre<br />

hinwegumGeldzuprellen. Rund um<br />

den Dividendenstichtag wurden Aktien<br />

zwischen mehrerenBeteiligten<br />

hin- und hergeschoben. (dpa)<br />

Abnahmemenge<br />

in Liter<br />

HEIZÖLPREISE<br />

Durchschnittspreis<br />

je 100 LiterinEuro<br />

(in Klammern Vorwoche)<br />

1000 75,49 (76,02)<br />

3000 70,92 (71,22)<br />

5000 69,26 (69,60)<br />

10 000 67,77 (68,16)<br />

15 000 67,32 (67,74)<br />

incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />

Quelle: www.dieter-maeder.de<br />

Preisermittlung 9. 1. 2020


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

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Meinung<br />

Tesla<br />

ZITAT<br />

Es geht nicht um<br />

ein paar Millionen<br />

Jens Blankennagel<br />

meint, dass Tesla bislang<br />

keinen Bonus bekommen hat.<br />

Als bekannt wurde, dass der US-Autobauer<br />

Tesla nur 13 Euro pro Quadratmeter<br />

für das Grundstück für seine sogenannte<br />

Gigafactory bezahlen soll, war<br />

schnell voneinem Schnäppchen die Rede<br />

–von einem Tesla-Bonus, damit das Unternehmen<br />

seine erste europäische Fabrik<br />

doch bitte,bitte in Brandenburgbaut<br />

und hier Tausende Arbeitsplätzeschafft.<br />

Als Vergleich wurde angeführt, dass<br />

nebenan 40 Euro fällig sind und im Gewerbegebiet<br />

Dreilinden zwischen Wannsee<br />

und Potsdam sogar 310 Euro.Der Unterschied<br />

ist allerdings: Dreilinden gehört<br />

zu den bestgelegenen Gewerbegebieten<br />

überhaupt in Brandenburg, das Tesla-<br />

Land ist ein Kiefernforst jwd.<br />

Die Frage ist, ob eine Vier-Milliarden-<br />

Euro-Investition daran scheitern würde,<br />

ob Tesla für das Grundstück 40 oder 120<br />

Millionen Euro zahlen muss.Wohl kaum.<br />

Natürlich sollte man sich keine Illusionen<br />

machen: Der US-Autobauer ist keine<br />

Wohltätigkeitsorganisation, sondern ein<br />

global agierender kapitalistischer Konzern,der<br />

natürlich ganz genau schaut, wo<br />

er die lukrativsten Bedingungen findet.<br />

Gerade deshalb wirdesTesla nicht an ein<br />

paar Millionen Euro scheitern lassen,<br />

denn es geht um das ganz große Geld:<br />

Sollte Tesla tatsächlich, wie angeblich geplant,<br />

etwa vier Milliarden Euro in Brandenburg<br />

investieren, könnte der Konzern<br />

sehr viel Fördergeld kassieren. Es wird<br />

über bis zu 500 Millionen Euro spekuliert.<br />

Möglich ist natürlich alles,aber warum<br />

sollte der Konzerndie Aussicht auf so viel<br />

Geld verspielen, nur weil er sich gleich am<br />

Anfang des Verfahrens einen vergleichsweise<br />

kleinen Preisvorteil gewähren lässt?<br />

Einen Vorteil, der nicht erlaubt wäre und<br />

der bei der anstehenden EU-Kontrolle sofortals<br />

Quersubvention aufflöge.<br />

Harry und Meghan<br />

Dankt doch<br />

einfach ab!<br />

Christian Schlüter<br />

unterstützt Prinz HarrysRückzug,<br />

und zwar mit aller Konsequenz.<br />

Indie ganzeAufregung um den angekündigten<br />

Rücktritt von Prinz Harry und<br />

Herzogin Meghan von einem Großteil ihrerroyalen<br />

Verpflichtungen mischt sich erwartungsgemäß<br />

viel Häme. Gern wird<br />

daran erinnert, dass Harry, der berühmtberüchtigte<br />

Party-Prinz, sich noch nie um<br />

die Würde seiner Herkunft geschert habe<br />

und jetzt einfach davonlaufen würde, wo<br />

das Brexit-gebeutelte Königreich in größten<br />

Nöten steckt. Undvielleicht, so geht’s<br />

dann weiter, übe bei der privatistischen<br />

Drückebergerei auch noch die angeheiratete,<br />

zumal standesungemäße Schauspielerin<br />

Meghan Markle einen schlechten<br />

Einfluss auf den Prinzen aus.<br />

Das Problem liegt aber sehr viel tiefer,<br />

wenn man die Monarchie denn als gesellschaftliches<br />

Phänomen ernst nehmen<br />

möchte. Und das hieße zu konstatieren,<br />

dass sich die Windsors –wie übrigens die<br />

meisten anderen Königshäuser –imRahmen<br />

einer konstitutionellen Monarchie<br />

demokratisch haben einhegen lassen und<br />

damit weitreichend auf politische Herrschaftsansprüche<br />

verzichteten. Ohne<br />

diese Modernisierung wären sie längst in<br />

der Bedeutungslosigkeit verschwunden.<br />

In der Folge blieb ihnen als Legitimationsgrund<br />

einzig der willkürliche, nicht an irgendwelche<br />

Verdienste,mithin also zufällige<br />

Befund ihrer Blutsbande.<br />

Vonihnen sagt sich Prinz Harrynun los.<br />

Sein moderner und ja auch grundsympathischer<br />

Anspruch auf mehr Selbstverwirklichung<br />

ist zu viel Modernität für den<br />

Anachronismus, dem er seiner Herkunft<br />

nach verpflichtet ist, und zielt direkt auf die<br />

Grundfeste der Monarchie. Allen Titeln,<br />

zumindest aber allen Privilegien zu entsagen,<br />

wäreHarrys letzter Dienst, den er der<br />

Krone zu leisten hätte.<br />

Mit Erleichterung haben die europäischen<br />

Regierungen zur<br />

Kenntnis genommen, dass die<br />

USA und der Iran vorerst nicht<br />

weiter an der Eskalationsspirale drehen wollen.<br />

Derganz große Knall ist erst einmal ausgeblieben.<br />

Aber hatten die Europäer irgendeinen<br />

Anteil an dieser Entwicklung? Nein.<br />

Die von der neuen Kommissionspräsidentin<br />

Ursula von der Leyen beanspruchte<br />

geopolitische Rolle der Europäischen Union<br />

war nicht wahrnehmbar. Die EU-Gremien<br />

befanden sich in der vergangenen Woche<br />

freilich auch noch in der Winterpause, als<br />

US-Präsident Donald Trump die Tötung,<br />

man könnte auch sagen: den Mord, andem<br />

iranischen General Ghasem Soleimani angeordnet<br />

hat. Aber ernsthaft: Auch die von<br />

Bundesverteidigungsministerin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer angekündigte Entwicklung<br />

Deutschlands zu einer außenpolitischen<br />

Gestaltungsmacht ist bislang ausgeblieben.<br />

Nichts als Worte und Getue. Vielmehr<br />

konnte die Welt am Beispiel des von<br />

den USA plötzlich wieder brandgefährlich<br />

angeheizten Konflikts mit dem Iran erneut<br />

beobachten, wie ratlos die Europäer am<br />

Rande des Geschehens ausharrten.<br />

Dem deutschen Außenminister Heiko<br />

Maas kommt die Rolle zu, die ganzeVerzagtheit<br />

dieser Haltung auch körpersprachlich<br />

auszudrücken. Verbal ließ er sich zu dem<br />

Kommentar herbei, die Tötung des Generals<br />

Soleimani sei „nicht hilfreich“ gewesen. Das<br />

war noch die deutlichste Stellungnahme aus<br />

europäischem Mund. Die Außenminister<br />

der EU treffen sich erst an diesem Freitag zu<br />

einem „Krisentreffen“ in Brüssel –nun, da<br />

die akute Krise erst einmal beigelegt scheint.<br />

Daspasst zum bisherigen Umgang der Europäer<br />

mit der Nahost-Politik Trumps,der Aus-<br />

Wie geht es Ihnen? Falls Sienun reflexartig<br />

„gut“ oder „muss ja“ antworten<br />

würden, sind Sie wahrscheinlich <strong>Berliner</strong>.<br />

Ich halte das auch für eine völlig adäquate<br />

Antwort. Frage ich hier in Amsterdam jemanden,<br />

wie es ihm geht, antworten mir<br />

Niederländer häufig „druk“, was so viel bedeutet<br />

wie „beschäftigt“, was ich wiederum<br />

recht bescheuertfinde.Als ich nach Amsterdam<br />

gezogen bin, wusste ich meistens nicht<br />

so recht, was ich mit der Auskunft anfangen<br />

soll. Istesunter diesen Umständen nicht sogar<br />

unverschämt, wenn ich diesen schwer<br />

beschäftigten Niederländer nun frage,obwir<br />

gemeinsamen einen Kaffee trinken wollen?<br />

In den Niederlanden ist es nämlich so:<br />

Die vorherrschende Glaubensrichtung ist<br />

der Calvinismus. Nach dieser Lehre belohnt<br />

Gott –etwas verkürzt zusammengefasst –die<br />

Schäfchen, die er am meisten liebt, mit barem<br />

Geld. Im Umkehrschluss bedeutet das:<br />

Wer wirtschaftlich erfolgreich ist, wird von<br />

Gott am meisten geliebt, und –soviel kann<br />

ich schon mal verraten –einen Geisteswissenschaftler<br />

wie mich liebt der niederländische<br />

Gott anscheinend nicht ganz so heiß<br />

und innig, nun ja. Ein Niederländer, der mir<br />

mitteilt, dass er beschäftigt ist, sagt mir also<br />

nicht nur, dass es ihm gut geht, sondern<br />

auch, dass er eigentlich gar nichts dafür<br />

kann, dass es ihm so verdammt gut geht. Im<br />

Grunde hat Gott ihm aus purer Liebe all die<br />

wichtigen Aufgaben aufgetragen und da soll<br />

er mit mir Kaffee trinken gehen? Das glaube<br />

ich doch wohl selbst nicht.<br />

Nahost<br />

Ratlose<br />

Europäer<br />

Holger Schmale<br />

meint, die EU hat einen Ruf zu verlieren als letzte Anwältin von<br />

Recht und Regeln auch in internationalen Konflikten.<br />

druck großer Hilflosigkeit und Resignation<br />

ist. Alles,was Trump in den vergangenen Jahren<br />

indieser Region unternommen hat, waren<br />

Schläge gegen europäische Interessen<br />

und diente der Unterminierung internationaler<br />

Bemühungen um eine Befriedung. Das<br />

gilt für die Kündigung des Atomabkommens<br />

mit Iran ebenso wie für die Abkehr voneiner<br />

Zwei-Staaten-Lösung zwischen Israelis und<br />

Palästinensernbis hin zum Mord an dem iranischen<br />

General. Aber hat das je ein führender<br />

europäischer Politiker so benannt?<br />

Warumeigentlich nicht? Um den Wutpolitiker<br />

Trump nicht zu verärgern? Wiearmselig<br />

wäredas.Inder gemeinsamen Erklärung von<br />

Merkel, Macron und Johnson nach dem Anschlag<br />

riefen sie allein Iran zur Zurückhaltung<br />

KOLUMNE<br />

Ora<br />

et<br />

labora<br />

Yulian Ide,<br />

Autor<br />

Ohnehin ist es hier etwas verpönt, seine<br />

Freizeit in vollen Zügen zu genießen. Kürzlich<br />

war ich mit einem Freund an einem Sonnabendabend<br />

in der Stadt, als mir auffiel, dass<br />

ein Kneipenabend mit Niederländernimmer<br />

auch ein bisschen Cape Canaveral ist: In regelmäßigen<br />

Abständen vergewissert sich<br />

meine Begleitung in einer Art Countdown,<br />

wie viel Zeit noch bis zum Montagmorgen<br />

vergeht, wie groß der zu erwartende Kater<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

auf, die USA kamen mit keinem Wort vor.<br />

Auch wenn die Europäer machtpolitisch wenig<br />

ausrichten können, warum machen sie<br />

sich nicht wenigstens zu Anwälten ihrer Interessen,<br />

dienicht zuletzt in derVerteidigung des<br />

Völkerrechts und der internationalen Regeln<br />

über das Zusammenleben der Staaten liegen?<br />

So verzichteten sie jetzt auch darauf, den<br />

Weltsicherheitsrat anzurufen. Natürlich würden<br />

dortwegen der Blockade Russlands oder<br />

der USA keine Beschlüsse gefasst werden.<br />

Aber dieMitgliedstaatenmüssten wenigstens<br />

Stellung beziehen und es würde die Frageder<br />

Verantwortung für die Eskalation des Nahost-<br />

Konflikts thematisiert. Dabei würden die USA<br />

nicht gut aussehen, wohl wahr.<br />

Mankannkaum Sympathien für das iranische<br />

Mullah-Regime empfinden, das das Völkerrecht<br />

und Menschenrechte bricht, wie es<br />

ihm gerade passt. DasProblemist,dassinSachen<br />

Völkerrecht die westliche Führungsmacht<br />

USA nicht weniger rücksichtslos vorgeht.<br />

Dasist keine Erfindung des Präsidenten<br />

Trump. Schon sein Vor-Vorgänger George W.<br />

Bush scherte sich beim Angriffskrieg gegen<br />

den Irak nicht um internationale Vereinbarungen<br />

und ließ dieVereinten Nationen systematisch<br />

hintergehen. Damals haben sich<br />

Deutschland und Frankreich an die Spitzeder<br />

Gegner dieses Irrwegs gestellt und den Konflikt<br />

mit den USA und innerhalb der Nato gewagt.<br />

Diedesaströse Geschichte des Irak und<br />

der ganzen Region bis zum heutigenTagzeigt,<br />

wie rechtsie damals hatten.<br />

Weraber ruft heute: „We are not convinced“<br />

(Wir sind nicht überzeugt), wie einst<br />

Joschka Fischer? Donald Trump würde das<br />

wenig beeindrucken. Aber die EU hat einen<br />

Ruf zuverlieren als vielleicht letzte Anwältin<br />

vonVernunft, von Recht und Regeln auch in<br />

internationalen Konflikten.<br />

nach wie viel Getränken sein wird und ob er<br />

ihn in der verbleibenden Zeit noch wird bewältigen<br />

können. Ichbin betrunken ziemlich<br />

schlecht in Mathe, aber was ich verstanden<br />

habe, ist, dass das Wochenende hier eigentlich<br />

eher ein Wochenanfang ist: Sonnabend<br />

und Sonntag verbringt man damit, sich zu<br />

sorgen, wie es einem am Montag gehen wird.<br />

DieFeste feiert manhier unterdessen, wie<br />

sie fallen –sie fallen bloß einfach nicht so oft.<br />

Zwar gibt es über das Jahr verteilt elfgesetzliche<br />

Feiertage in den Niederlanden, der Gesetzgeber<br />

findet aber, dass man Karfreitag<br />

und den Befreiungstag am 4. Mai auch im<br />

Büro gebührend feierlich begehen kann, Jesus<br />

hat schließlich auch noch denganzen Tag<br />

Blinden das Augenlicht zurückgegeben und<br />

aus Wasser Wein gemacht, bevor er nach Feierabend<br />

ans Kreuz genagelt wurde.<br />

Seit der Einführung des Feiertags am Internationalen<br />

Frauentag haben <strong>Berliner</strong>, die im<br />

bundesdeutschen Vergleich ja auch nicht für<br />

einen prall gefüllten Feiertagskalender bekannt<br />

sind, also einen Tagmehr frei. Dasfreut<br />

mich für Sie, liebe Leserinnen und Leser,aber<br />

Siekönnen sich sicherlich schon denken, was<br />

der niederländische Gott von soviel Faulenzerei<br />

hält. Undweil Gott die Niederländer so<br />

viel mehr liebt als alle anderen, liegt der gesetzliche<br />

Mindesturlaub hier auch nur bei 20<br />

Tagen pro Jahr, vier weniger als in Deutschland.<br />

Lieber niederländischer Gott, eines<br />

muss ich in aller Deutlichkeit sagen:Wenn das<br />

deine einzige Masche ist, wird deine Liebe<br />

vonmeiner Seite unerwidertbleiben.<br />

„Wenn man um 7.15 Uhr<br />

mit ziemlich geschlossenen<br />

Augen Richtung Terrasse<br />

wandert, fragt man sich<br />

schon, ob das jetzt<br />

sein muss.“<br />

Thomas Müller, Fußballspieler beim FC Bayern, am<br />

Mittwoch in Doha zur täglichen Laufeinheit, die Trainer<br />

Hansi Flick im Trainingslager morgens angesetzt hat<br />

AUSLESE<br />

„Die Abschottung<br />

wirkt“<br />

Zum Migrationsbericht der Bundesregierung<br />

schreibt die <strong>Zeitung</strong> DieWelt:<br />

„Die jährliche Gesamtzahl der Asylbewerber<br />

ist seit dem Spitzenjahr 2016 zum dritten<br />

Mal inFolge gesunken. Das ist eine<br />

gute Nachricht für die Stabilität der politischen<br />

und gesellschaftlichen Landschaft.<br />

Es ist aber eine schlechte Nachricht für<br />

diejenigen, die in der EU endlich ein zukunftsfähiges<br />

gemeinsames Asylrecht<br />

schaffen wollen. DerEntscheidungsdruck<br />

schwindet wieder. Die Versuchung ist<br />

groß. Die nächste Flüchtlingskrise aber,<br />

zum Beispiel aus dem libysch-westafrikanischen<br />

Raum, kann schnell kommen.“<br />

In der Badischen <strong>Zeitung</strong> heißt es:„Viele<br />

Flüchtlinge erreichen Deutschland nur<br />

deshalb nicht mehr, weil die Abschottung<br />

an den EU-Außengrenzen wirkt. Werwill,<br />

mag das für einen Erfolg halten. Nurheißt<br />

das eben nicht, dass wir der Lösung des<br />

humanitären Problems nähergekommen<br />

wären. Wir erleben das Elend bloß nicht<br />

mehr so hautnah.“ Die Dresdner Neuesten<br />

Nachrichten ergänzen:„Jenseits der humanitären<br />

Migration gilt: In Zeiten des demografischen<br />

Wandels und des Fachkräftemangels<br />

ist Deutschland darauf angewiesen,<br />

gut qualifizierte Menschen zu gewinnen.<br />

Deshalb ist es höchst erfreulich, dass<br />

die Hochschulen internationaler geworden<br />

sind. Mehr als 300 000 Studenten aus<br />

dem Ausland, fast 50 000 ausländische<br />

Wissenschaftler an deutschen Hochschulen<br />

–das sind Erfolge, über die Deutschland<br />

sich freuen sollte.“ Ingo Preißler<br />

PFLICHTBLATTDER BÖRSE BERLIN<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 – S eite 9 *<br />

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Berlin<br />

Austellung in Neukölln:<br />

Erinnerungen an den<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

Seite 10<br />

Ungebetene Gäste: Berlin hat ein Bettwanzen-Problem Seite 12<br />

Unerwartete Kritik: Die Campus-Pläne von Siemens stoßen nicht nur auf Gegenliebe Seite 11<br />

Stadtbild<br />

Spitzel<br />

spielen<br />

Stefanie Hildebrandt<br />

hat während des Spiels<br />

gelernt, was eine Verkollerungsanlageist.<br />

Also, wie viele Bürger kann ich<br />

jetzt vernichten?“, fragt eine Mitspielerin<br />

etwas verwirrt.Wirsitzen in<br />

den Räumen des Stasi-Unterlagen-<br />

Archivs an der Ruschestraße und haben<br />

einen Stapel Karten vor uns. Zu<br />

Beginn einer Testspielrunde mit<br />

Schülerneiner 12. Klasse des Georg-<br />

Mendheim-Oberstufenzentrums in<br />

Zehdenick geht es noch ein wenig<br />

drunter und drüber. Wir wollen ein<br />

neues Kartenspiel ausprobieren, bei<br />

dem man als Stasi-Spitzel Akten vernichten<br />

muss,bevor engagierte Bürger<br />

kommen und die Zentrale besetzen.<br />

Die Entwicklung des Spiels<br />

wurde vom Stasi-Unterlagen-Archiv<br />

und vomDDR-Museum unterstützt,<br />

das beruhigt mich. Normalerweise<br />

ist man ja nicht so gerne der Böse.<br />

Wir, die Stasi-Spitzel, lachen über<br />

die Eingangsfrage, denn auch wenn<br />

die echte Staatssicherheit ganz gewiss<br />

Existenzen vernichtete, geht es<br />

uns heute nur darum, so viele Akten<br />

wie möglich loszuwerden.<br />

Inspiriert wurden Spieleentwickler<br />

Michael Geithner und Martin<br />

Thiele-Schwez, die an den Tischen<br />

nun die Spielregeln erklären, von einem<br />

Informationsheft der Stasiunterlagenbehörde.<br />

„Stasi am Ende –<br />

die letzten Tage der DDR Geheimpolizei“,<br />

lautet der Titel der Publikation.<br />

„Dawar alles drin, was man zur<br />

Konstruktion eines Spiels braucht.<br />

Ein Konflikt, widerstreitende Akteure,<br />

Hindernisse, die es zu überwinden<br />

gilt“, sagt Michael Geithner.<br />

Trotzdem, darf man das? Mit soeinem<br />

heiklen Thema spielerisch umgehen?„Die<br />

Zeit ist jetzt reif für einen<br />

neuen Zugang zu dieser Geschichte“,<br />

sagt Thiele-Schwez.<br />

Und selbst beim Stasi-Unterlagen-Archiv,<br />

das ja per Definition für<br />

den Erhalt und die Auswertung von<br />

Akten zuständig ist, hat man bereits<br />

mit Genuss gespielt und Akten vernichtet.<br />

Wirdürfen also.<br />

Wir spielen schließlich nicht mit<br />

dem Leben von Menschen, mit Verhören,<br />

Folter oder Erschießung.<br />

Stattdessen lerne ich während des<br />

Spiels,was eine Verkollerungsanlage<br />

ist. Eine Maschine nämlich, in der<br />

Akten in Wasser eingeweicht und zu<br />

einem Brei gerührtwurden.<br />

Undich höre, was die Schüler von<br />

heute über die Stasi wissen. „Die haben<br />

geschaut, ob man Westfernsehen<br />

guckt“, sagt einer der Mitspieler.<br />

Die Oma hätte ihre Akte lieber nicht<br />

einsehen wollen, eine andere. Ja,klar<br />

sei berührend, wenn man bedenke,<br />

was die Stasi damals alles über die<br />

Menschen gewusst hätte. Ein Glück,<br />

dass im Spiel wie in der Geschichte<br />

immer die Bürger gewinnen.<br />

Das Spiel kostet 16,95 Euro. Es ist unter<br />

anderem im DDR-Museum erhältlich KLUG<br />

Trauriges Gedenken. Teilnehmer der Mahnwache am Kottbusser Torscharen sich um das „Geisterrad“, das an den Unfalltod einer Radfahrerin an diesem Orterinnert.<br />

Tödlicher Kreisverkehr<br />

Der Senat setzt sich im Bundesrat dafür ein, dass Stadtstraßen für schwere Lkw gesperrt werden können<br />

VonAndreas Kopietz<br />

und Eric Richard<br />

Sollten Stadtstraßen für<br />

große, schwere Lastwagen<br />

gesperrt werden? Das ist<br />

eine Frage, über die nach<br />

dem ersten tödlichen Fahrradunfall<br />

des neuen Jahres in Berlin diskutiert<br />

wird. Nachdem eine 68-jährige Radfahrerin<br />

am Kottbusser Torvon einem<br />

nach rechts abbiegenden Lkw<br />

getötet worden war, wies der Senat<br />

auf eine Initiativehin, die solche Kollisionen<br />

verhindernkönnte.Danach<br />

sollen Städte und Gemeinden die<br />

Möglichkeit bekommen, „Verkehrssicherheitszonen“<br />

festzulegen.<br />

Diese Bereiche sollen für Lkw über<br />

3,5 Tonnen, die keine Abbiegeassistenten<br />

haben, tabu sein. „Im Januar<br />

wird der Antrag vom zuständigen<br />

Ausschuss des Bundesrats beraten“,<br />

so die Verwaltung vonVerkehrssenatorin<br />

Regine Günther (Grüne).<br />

„Lkw gehören nicht in die Stadt.<br />

Und wenn es sich nicht vermeiden<br />

lässt, dann nur nur zu bestimmten<br />

Uhrzeiten“, sagt Kerstin Leutloff. Die<br />

<strong>Berliner</strong>in ist am Donnerstagabend<br />

zu der Mahnwache gekommen, bei<br />

der mehrere hundert Menschen am<br />

Kottbusser Torder ersten toten Radfahrerin<br />

des neuen Jahres in Berlin<br />

gedenken. Die 68-Jährige kam am<br />

Mittwoch gegen 13.30 Uhr wie der<br />

Lastwagen, der sie kurz darauf tötete,<br />

aus der Kottbusser Straße –allerdings<br />

nicht auf der Fahrbahn, sondernauf<br />

dem abgesetzten Radweg.<br />

Frau soll Lehrerin gewesen sein<br />

Dann bog der 54-jährige Lkw-Fahrer<br />

nach rechts in die Skalitzer Straße<br />

ein. Dabei kam es zu dem Zusammenstoß<br />

mit der Radfahrerin, die in<br />

gleicher Richtung auf dem Radstreifen<br />

fuhr. Die 68-jährige starb noch<br />

am Unfallort. Sie soll Lehrerin und<br />

seit einigen Jahren in Rente gewesen<br />

sein. Der Verkehrsermittlungsdienst<br />

der Polizei erforscht nun die Frage,<br />

wer Schuld hat. Laut Polizei ist noch<br />

unklar, ob er die Radfahrerin im<br />

Spiegel gesehen hat –oder nicht.<br />

Am Donnerstagabend wurde der<br />

große Kreisverkehr rund um den<br />

Hochbahnhof an der U1 Schauplatz<br />

einer Mahnwache. Der Anblick ist<br />

Die Polizei registrierte im<br />

Jahr 2018 insgesamt 7971<br />

Unfälle mit Radfahrern. Das<br />

war ein Anstieg im Vergleich<br />

zum Vorjahr.Elf Menschen<br />

starben. Im vergangenen<br />

Jahr kamen „nur“ sechs Radfahrer<br />

ums Leben –bei einem<br />

Anstieg der Radfahrerunfälle<br />

um drei Prozent.<br />

nicht so selten in Berlin: Blumen,<br />

Kerzen, ein weißes Fahrrad, das als<br />

„Geisterrad“ an die getötete Radfahrerinerinnernwird.<br />

Zeichen des Gedenkens.Radfahrer<br />

leben besonders<br />

gefährlich in Berlin. 2018 war jeder<br />

vierte Mensch, der im Straßenverkehr<br />

ums Leben kam, mit dem Fahrrad<br />

unterwegs. Jeder dritte Verletzte<br />

bei einem Unfall war ein Radfahrer.<br />

2019 kamen in Berlin sechs Radfahrer<br />

bei Kollisionen ums Leben,<br />

laut Polizei waren insgesamt 40 Verkehrstote<br />

zu beklagen. Nach Berechnungen<br />

des Allgemeinen Deutschen<br />

Fahrrad-Clubs, kurz ADFC, starben<br />

sogar sieben Radfahrer. „Eine Frau,<br />

die auf dem Mariendorfer Damm<br />

tödlich verletzt wurde,starb mehr als<br />

30 Tage später. Damit wurde sie in<br />

der Polizeistatistik nicht gezählt“, erklärte<br />

Susanne Grittner vomADFC.<br />

„Jeder Tote im Straßenverkehr ist<br />

einer zu viel“, sagte Kerstin Leutloff<br />

TOTE UND SCHWERVERLETZTE<br />

Die meisten Unfälle,andenen<br />

Radler beteiligt sind, geschehen<br />

in der Innenstadt.<br />

Mehr als ein Fünftel der Unfälle<br />

passieren in Mitte, gefolgt<br />

vonFriedrichshain-<br />

Kreuzberg (14,52 Prozent),<br />

Pankow (11,27 Prozent)<br />

und Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

(10,24 Prozent).<br />

So viele Radfahrer verunglückten in Berlin tödlich<br />

17<br />

15<br />

6<br />

11<br />

9<br />

10 10<br />

Etwajeder vierte Tote bei einem<br />

Verkehrsunfall war<br />

2018 ein Radfahrer.Auch<br />

die Anteile der Schwerverletzten<br />

in jenem Jahr mit<br />

31,71% und der Leichtverletzten<br />

mit 34,43% an den<br />

jeweiligen Gesamtzahlen<br />

verdienen laut Polizei besonderes<br />

Augenmerk.<br />

9<br />

11<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: ADFC<br />

am Rande der Mahnwache. Sie forderte<br />

rigorose Tempolimits.<br />

Das tödliche Zusammenstoß am<br />

Kottbusser Torscheint einer jener typischen<br />

Rechtsabbieger-Unfälle zu<br />

sein, die relativ häufig passieren.<br />

Lkw-Fahrer sehen herannahende<br />

Radfahrer oft nicht. Elektronische<br />

Abbiegeassistenten könnten Abhilfe<br />

schaffen. Sie warnen den Fahrer,<br />

wenn vor oder neben einem Fahrzeug<br />

ein Mensch oder ein Hindernis<br />

auftaucht. Doch derzeit besteht<br />

keine Pflicht, Lkw ab 3,5 Tonnen und<br />

Busse mit dieser Technik auszustatten<br />

–auch wenn einige wenige Spediteure,<br />

auch in Berlin, bereits darauf<br />

zurückgreifen. Erst ab 2022 müssen<br />

neue Fahrzeugtypen in der Europäischen<br />

Union Abbiegeassistenten haben,<br />

ab 2024 auch neue Fahrzeuge.<br />

„Für Fahrzeuge,die es jetzt schon<br />

gibt, gilt diese Pflicht also nicht“ –<br />

das hält nicht nur Susanne Grittner<br />

6<br />

Stand<br />

Januar<br />

1<br />

2010 '11 '12 '13 '14 '15 '16 '17 '18 '19 2020<br />

ERIC RICHARD<br />

für einen Skandal. Deshalb wollten<br />

die Aktivisten im Anschluss an die<br />

Mahnwache vor dem Bundesverkehrsministerium<br />

demonstrieren.<br />

Schon seit Jahren fordert der ADFC,<br />

dass elektronische Abbiegeassistenten<br />

vorgeschrieben werden.<br />

Nicht der erste tödliche Unfall<br />

Berlin ist voll mit Unfallschwerpunkten<br />

wie dem Kottbusser Tor, wo<br />

schon vor knapp zwei Jahren eine<br />

Fußgängerin von einem nach rechts<br />

abbiegenden Sattelzug überrollt<br />

wurde.„Nach dem Unfall im Februar<br />

2018 hat die Unfallkommission über<br />

den Umbau des Kotti beraten. Doch<br />

es ist nichts passiert“, sagte Denis<br />

Petri von Changing Cities am Rande<br />

der Mahnwache.„DieUnfallschwerpunkte<br />

in Berlin sind bekannt, doch<br />

sie werden zu langsam entschärft.“<br />

Zu den Änderungen müssten auch<br />

die Trennung von Grünphasen für<br />

Fußgänger und Radfahrer einerseits<br />

sowie für rechts abbiegende Fahrzeugeandererseits<br />

gehören.<br />

Nach einerBegehung mit der Polizei<br />

kündigte die Verkehrsverwaltung<br />

als Sofortmaßnahme an, die<br />

bauliche Gestaltung des Radwegs<br />

und „signaltechnische Maßnahmen<br />

an den Ampelanlagen“ zu prüfen.<br />

Die aktuellste Unfallstatistik der<br />

Polizei ist die für das Jahr 2018. Demzufolge<br />

wurden 48,96 Prozent der<br />

Radfahrunfälle durch die beteiligten<br />

Radfahrer selbst verursacht. Bei<br />

40,43 Prozent waren Pkw-Fahrer<br />

schuld. Auch Fußgänger oder Motorradfahrer<br />

verursachen Unfälle mit<br />

Radfahrern – und zu 4,14 Prozent<br />

Lastwagenfahrer. Dies waren dann<br />

meist die schwersten Unfälle.<br />

„An erster Stelle bei den Hauptunfallursachen<br />

der Radfahrer steht<br />

der ungenügende Sicherheitsabstand,<br />

der oft als ,Durchschlängeln’<br />

ohne den ausreichenden Platz dafür<br />

zu haben und damit verbunden<br />

Sachschäden an Fahrzeugen verursacht“,<br />

schreiben die Statistiker der<br />

<strong>Berliner</strong> Polizei. Es folgen verbotswidrige<br />

Fahrbahnbenutzung und<br />

Fehler beim Einfahren inden Fließverkehr.<br />

Nach Angaben der <strong>Berliner</strong><br />

Polizei fällt auch bei Radfahrern immer<br />

öfter unangepasstes Geschwindigkeit<br />

auf. (mit pn.)<br />

Franziska<br />

Giffeys Mann<br />

entlassen<br />

Veterinärmediziner war<br />

Beamter des Landes Berlin<br />

VonElmar Schütze<br />

Kaum hat sie die Plagiatsaffäre einigermaßen<br />

glimpflich überstanden,<br />

steht der SPD-Politikerin<br />

und sozialdemokratischen Hoffnungsträgerin<br />

Franziska Giffey neuer<br />

Ärger ins Haus. Wie jetzt bekannt<br />

wurde,hat der Ehemann der Bundesfamilienministerin<br />

seinen Jobals Beamter<br />

des Landes Berlin verloren. Die<br />

Disziplinarkammer des Verwaltungsgerichts<br />

Berlin hat ihn„mit einem Urteil<br />

vom 12. Dezember vergangenen<br />

Jahres aus dem Dienst entfernt“, wie<br />

ein Gerichtssprecher der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

bestätigte. Gegen die Entscheidung<br />

sei Berufung möglich. Dem<br />

Mann werde vorgeworfen, seine Arbeitszeiten<br />

nicht korrekt erfasst zu<br />

haben.<br />

Das Urteil, zu dem esnoch keine<br />

schriftliche Begründung gibt, ist ein<br />

weiterer Schlag für die möglichen<br />

Ambitionen Franziska Giffeys um<br />

eine Spitzenposition in der <strong>Berliner</strong><br />

SPD beidenWahlenzum Abgeordnetenhaus<br />

2021.<br />

Das Ehepaar ist<br />

seit 2008 verheiratet.<br />

Es hat einen<br />

Sohn, der<br />

2009 geboren<br />

wurde. Als erstes<br />

hatte der Branchendienst<br />

Business<br />

Insider von<br />

dem Gerichtsfall<br />

DPA<br />

Franziska<br />

Giffey<br />

berichtet. Demnach<br />

arbeitet Giffeys Mann als verbeamteter<br />

Amtsveterinär beim Landesamt<br />

für Gesundheit und Soziales<br />

(Lageso). Die dienstführende Behörde,<br />

die Senatsgesundheitsverwaltung,<br />

gibt dazu keine Auskunft.<br />

Nach Auskunft des Gerichtssprechers<br />

war das Lageso an das Verwaltungsgericht<br />

herangetreten. Eine Behörde<br />

könne aus eigener Kraft eine<br />

Disziplinarverfügung erlassen, so der<br />

Sprecher. Bei gravierenderen Verstößen<br />

werde aber das Verwaltungsgericht<br />

angerufen. Im konkreten Fall<br />

werde die schriftliche Urteilsbegründung<br />

in einigenWochen vorliegen.<br />

Aus dem Bundesfamilienministerium<br />

hieß es am Donnerstag:„Die Ministerin<br />

äußertsich nicht zu persönlichen<br />

Angelegenheiten von Familienmitgliedern.“Wasdas<br />

Urteil für Giffey<br />

bedeutet, wird sich möglicherweise<br />

in den nächsten Wochen und Monaten<br />

erweisen. Giffey gilt als aussichtsreiche<br />

Kandidatin für eine Spitzenkandidatur<br />

der SPD für das Rote Rathaus<br />

bei der Abgeordnetenhauswahl<br />

im Herbst nächsten Jahres.Der Amtsinhaber,der<br />

Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD), schneidet<br />

bei Umfragen seit Monaten bemerkenswertschlecht<br />

ab.Auch die Werte<br />

der Partei sind abgerutscht. Beobachter<br />

halten es deswegen für denkbar,<br />

dass die <strong>Berliner</strong> SPD nicht noch einmal<br />

mit Müller in die Wahl gehen<br />

wird. Eine Favoritinauf eine mögliche<br />

Nachfolge wäreFranziska Giffey.<br />

Zwar hat die frühere Bezirksbürgermeisterin<br />

von Neukölln wenig<br />

Hausmacht auf SPD-Landesebene,<br />

doch ihrePopularitätswerte sind gut.<br />

Selbst eine Plagiatsaffäre um ihre<br />

Doktorarbeit änderte daran nichts.<br />

Die Arbeit war überprüft worden, als<br />

Plagiatsjäger Unregelmäßigkeiten<br />

moniert hatten. Das Präsidium der<br />

FU sprach eine Rüge aus, ihren Doktortitel<br />

durfte Giffey behalten.


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Ein virtueller Konferenzsaal –und zugeschaltet sind Neuköllner Kriegskinder,die mehr als 70 Jahre lang nicht über ihre Vergangenheit sprachen.<br />

BLZ/SABINE GUDATH<br />

GÜNTHER WARNECKE<br />

Günther Warnecke,1929 geboren, zog<br />

1937 mit seiner Familie nach Britz. Er war<br />

beim Jungvolk, der Jugendorganisation<br />

der Hitlerjugend. 1942 habe er an einem<br />

Ferienlager im Neuköllner Rollbergviertel<br />

teilgenommen, erzählt Warneckeineinem<br />

Video. Wenn das Jungvolk mit seiner<br />

Fahne singend durch die Straßen zog,<br />

hätten alle Leute die Fahne grüßen müssen.<br />

Das sei ein „erhabenes Gefühl“ gewesen,<br />

sagt Warnecke. Erst später habe<br />

er realisiert, wie viele Menschen vomBürgersteig<br />

und in den Hauseingängen verschwanden,<br />

wenn das Jungvolk sich näherte.<br />

Im Rollbergviertel waren im „Blutmai“<br />

1929 kommunistische Demos von<br />

der Polizei brutal niedergeschlagen und<br />

33 Zivilisten erschossen worden.<br />

INGRID HANNEMANN<br />

Ingrid Hannemann,1930 geboren,<br />

wuchs in der Hufeisensiedlung in Britz<br />

auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie<br />

Mitglied in der sozialistischen Jugendorganisation<br />

„Die Falken“. In der Kunstinstallation<br />

erzählt sie vonmehreren Menschen<br />

in ihrer Umgebung,die sich korrumpieren<br />

ließen vonder Macht, die die<br />

Nazis ihnen verliehen. Ein Nachbar,den<br />

sie nur vonder Gartenarbeit kannte, sei<br />

früh zur SS getragen und sei in Stiefeln<br />

und Uniformein „ganz anderer Mensch<br />

gewesen“. Eine ältere Mitschülerin –unbeliebt<br />

und „nichtssagend“ –sei zur Jungmädel-Führerin<br />

ernannt worden, habe<br />

Uniformgetragen und plötzlich „etwas zu<br />

sagen“ gehabt. Da habe sie verstanden,<br />

„wie man Menschen manipulieren kann.“<br />

Erst wurden Broschüren in<br />

seiner Schule verteilt, mit<br />

Darstellungen von Juden<br />

„in der hässlichsten Form“,<br />

erzählt GeorgWeise.Die Kinder hätten<br />

den Auftrag erhalten, sie zu den<br />

Elternnach Hause zu bringen und in<br />

der Familie zu zeigen. Weise blickt<br />

auf seine Hände,hebt sie hilflos.„Ich<br />

wusste: Dasist nichts Gutes.Aber ich<br />

wusste nicht, warum.“ Und schon<br />

gar nicht habe er verstanden, warum<br />

die Broschüre verteilt wurde. „Und<br />

am anderen Morgen, da stand vor<br />

dem Haus der Zahnärztin, vor dem<br />

Haus der Familie Hertz, riesengroß<br />

auf der Straße geschrieben, in breiten<br />

Buchstaben: ‚Jude‘.“<br />

Damals war Georg Weise Kind,<br />

heute ist er beinahe 90 Jahrealt. Über<br />

seine Erinnerungen an die Nazi-Zeit<br />

hat der Sohn eines Antifaschisten<br />

bisher noch nie gesprochen. DerVideokünstlerin<br />

InaRommee und dem<br />

Fotografen und Kameramann Stefan<br />

Krauss hat der Neuköllner sie erstmals<br />

erzählt. Rommee und Krauss<br />

haben Weises Erinnerungen und die<br />

von sieben weiteren <strong>Berliner</strong>n auf<br />

Video gebannt und auf 45 eindrückliche<br />

Minuten gekürzt. Vondiesem<br />

Freitag an ist die Kunstinstallation<br />

„Kriegskinder“ im Museum Neukölln<br />

zu sehen. Als Besucher nimmt<br />

man auf weißen Stühlen vor acht<br />

Monitoren Platz. Reihum erzählen<br />

die Zeitzeugen aus ihrem Leben. Ein<br />

runder Tisch der oft verschwiegenen,<br />

manchmal auch vergessen geglaubten<br />

Erinnerungen.<br />

Sie erzählen vom Leben in Berlin<br />

zur Zeit des ZweitenWeltkriegs –und<br />

zeigen, wie das NS-System gerade<br />

auf die Umerziehung der Jüngsten<br />

zu strammen Nationalsozialisten<br />

abzielte. Hitlergrüße jeden Morgen<br />

in der Schule,Kriegslieder singen am<br />

Wandertag, Fahnen schwenken,<br />

marschieren. Erst Pimpf, dann Jungvolk,<br />

dann Hitlerjugend sein. Wenn<br />

nicht, kommt der Scharführer zuhause<br />

vorbei. Einige sagen, es habe<br />

ihnen gefallen: die Unternehmungen,<br />

das Wandern inder Natur.„Das<br />

war einfach der Alltag in der Zeit.“<br />

Man habe das nicht hinterfragt. Andere,<br />

die zum Teil aus Familien mit<br />

Widerstandskämpfernkommen, beobachteten<br />

früh und skeptisch, wie<br />

SS- und BDM-Uniformen ihreNachbarn<br />

veränderten, wie ihre Eltern<br />

plötzlich zu bestimmten Themen<br />

schwiegen –und verstanden vieles<br />

erst Jahrespäter.<br />

Manchmal spürt man förmlich,<br />

wie sie sich konzentrieren: Einer der<br />

Protagonisten hält seine Augen beim<br />

Erzählen oft minutenlang geschlossen,<br />

umklammert dabei seine Arme.<br />

Manchmal entschuldigen sie sich<br />

auch: An Details könne man sich<br />

nicht mehr erinnern. Und einem<br />

Protagonisten kommen unvermittelt<br />

die Tränen, als er von einer Frau<br />

erzählt, die ihn gemocht und seine<br />

Die letzten<br />

Zeugen<br />

Eine Videokünstlerin und ein Fotograf zeigen in der<br />

Ausstellung „Kriegskinder“ lang verschwiegene<br />

Erinnerungen an die Zeit des Zweiten Weltkriegs.<br />

VonAnnika Leister<br />

Stunden von Erinnerungen haben Ina Rommee und Stefan Krauss gesammelt.<br />

Die Ausstellung „Kriegskinder“<br />

vonIna Rommee und<br />

Stefan Krauss ist bis zum<br />

5. April im Museum Neukölln<br />

(Alt-Britz 81, 12359)<br />

zu sehen. Öffnungszeiten:<br />

täglich von10bis 18 Uhr.<br />

Der Eintritt ist kostenfrei.<br />

SEHEN UND MITMACHEN<br />

Auch der jüngste Film der<br />

Künstler wird in der Preview<br />

am Sonntag,26. Januar,um<br />

11.30 Uhr gezeigt. In „Kinder<br />

der Blockade“ berichten<br />

neun Überlebende auf russisch<br />

(mit Untertiteln) von<br />

der Belagerung Leningrads.<br />

Im Workshop „Gefühlserbschaften“<br />

sind Teilnehmer<br />

eingeladen, über ihre eigene<br />

Familiengeschichte, öffentliche<br />

und private Narrativezu<br />

reflektieren. Termine: 5.,<br />

12. und 19. Februar,jeweils<br />

18 bis 20.30 Uhr.<br />

GUDATH<br />

Familie nach dem Krieg in ihrer<br />

Wohnung aufgenommen habe.<br />

Für UdoGößwald, Ethnologe und<br />

Leiter des Museum Neuköllns,<br />

macht gerade dieser emotionale Zugang<br />

zu den Protagonisten den Wert<br />

der Kunstinstallation aus. 30 Jahre<br />

lang hätten Historiker und Sozialwissenschaftler<br />

mit der Methode der<br />

„Oral History“ Zeitzeugen-Interviews<br />

dokumentiert. Rommee und<br />

Krauss gingen als Künstler freier vor<br />

und verdichteten ihre Erzählungen<br />

stark. Dabei liege eine ganzeGeneration<br />

zwischen den Interviewten und<br />

den Künstlern, die erst Mitte Dreißig<br />

sind. „Eine besondere Konstellation“,<br />

sagt Gößwald, die befreit sei<br />

von der großen Schuldfrage, wie sie<br />

früher immer mitschwang, und dazu<br />

führte, dass plötzlich ganz neu und<br />

ehrlicher erzählt würde.<br />

Auch Rommee und Krauss haben<br />

festgestellt, dass die Generation über<br />

80 Redebedarf hat. Sie haben ihre<br />

Protagonisten über Stiftungen, Vereine<br />

und in Altenheimen gefunden.<br />

Drei Maltrafen sie sich mit ihren Gesprächspartnern<br />

mindestens, bevor<br />

sie die Kameraaufbauten. Undwunderten<br />

sich dann, wie lebhaft, wie<br />

kritisch, aus Kinderaugen berichtet<br />

wurde. „Man hat das Gefühl, dass<br />

diese Menschen in den letzten Lebensjahren<br />

spüren: Ich habe noch<br />

etwas zu erzählen“, sagt Rommee.<br />

In der Wissenschaft sei die Oral<br />

History vielleicht weit verbreitet, in<br />

der Videokunst aber spiele die Arbeit<br />

mit Zeitzeugen bisher keine große<br />

Rolle, sagt Rommee. Zusammen mit<br />

Krauss werde sie das Thema weiterverfolgen:Für<br />

ihrjüngstes Projekthaben<br />

sie Überlebende der Belagerung<br />

von Leningrad durch die Deutschen<br />

interviewt –inRussland und Berlin.<br />

Die Gespräche wurden komplett auf<br />

Russisch geführt und für den Film,<br />

der als Preview im Museum Neukölln<br />

gezeigt wird, untertitelt.<br />

Krauss will vorallem Schüler und<br />

Studenten mit seiner Arbeit erreichen.<br />

Er will, dass sie, wie er selbst,<br />

Eintauchen in die Welt der Überlebenden,<br />

dass sie von ihnen lernen,<br />

dass sie empathisch begreifen, was<br />

Faschismus bedeutet –und dass sie<br />

anfangen, in ihrer eigenen Familiengeschichte<br />

zu recherchieren. „Wenn<br />

wir Menschen in ihrer eigenen Familie<br />

zum Reden bringen, ist schon viel<br />

erreicht“, findet er.<br />

Viel geändert hat sich auch für<br />

Georg Weise. Der Neuköllner, der<br />

noch nie über seine Kindheit gesprochen<br />

hat, will seine Erinnerungen<br />

nach der Arbeit mit Rommee und<br />

Krauss aufschreiben – und wahrscheinlich<br />

als Buch veröffentlichen.<br />

Annika Leister hat mit ihren<br />

Großelternnie über deren<br />

Vergangenheit gesprochen.<br />

HILDEGARD WENZEL<br />

Hildegard Wenzel,1933 in Kaulsdorf geboren,<br />

wuchs in der Handwerkersiedlung<br />

in Neukölln auf. Sie arbeitete später für<br />

den SPD-Politiker Joachim Lipschitz und<br />

engagierte sich in der Arbeitsgemeinschaft<br />

sozialdemokratischer Frauen. Sie<br />

schildertden Nationalsozialismus auf<br />

dem Schulhof als Alltag,die Unternehmungen<br />

mit dem Bund Deutscher Mädel<br />

–beispielsweisesingenund Kräuter pflücken<br />

–als Dinge, die „ich eigentlich ganz<br />

gernegemacht habe“. In der Schule habe<br />

man jeden Morgen den Armgehoben,<br />

„Heil Hitler“ gerufen, die Fahnegegrüßt<br />

und die auswendig gelernten Lieder gesungen.<br />

„Man hat sich dabei nicht so viel<br />

gedacht“, sagt sie. „Es war einfach so,<br />

dass es alle gemachthaben.“<br />

GEORG WEISE<br />

Georg Weise,1930 geboren, wuchs in<br />

Britz auf. Sein Vater war Kommunist und<br />

Antifaschist, was er seinem Sohn verschwieg,umihn<br />

zu schützen. 1937<br />

wurde Weises Vater abgeholt und ins<br />

Zuchthaus gebracht.Weise schlief und erfuhr<br />

jahrelang nicht, was mit seinem Vater<br />

passierte. Die Mutter erzählte ihm, in der<br />

Schule solle er sagen, die Elternlebten<br />

getrennt. WeiseerinnertsichanKinderspiele<br />

der Nazi-Zeit wie das Prellballspiel<br />

„Der,die,das verfluchte Land, das ich<br />

nicht leiden kann“. Trotzseines sehr jungenAlters<br />

damals sagt WeiseimVideo:<br />

„Ich war kein aktiver Widerstandskämpfer.Ich<br />

hab mich ja nur gedrückt, wo es irgendwo<br />

ging.“ Jetztwillerein Buch über<br />

seine Erfahrungen schreiben.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 11<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Erst die Freude, dann die Angst<br />

Die Pläne von Siemens für den Umbau seines traditionsreichen <strong>Berliner</strong> Standorts zum Zukunftscampus lösen zwiespältige Reaktionen aus<br />

VonUlrich Paul<br />

Nach der Wettbewerbsentscheidung<br />

für die Gestaltung<br />

der Siemensstadt<br />

zu einem Zukunftscampus<br />

mischt sich in die Freude<br />

über die anstehende Investition die<br />

Sorge vor einer Aufwertung der umliegenden<br />

Wohngebiete –und einer<br />

Verdrängung der alteingesessenen<br />

Bewohner durch steigende Mieten.<br />

„Die Entwicklung der Siemensstadt<br />

2.0 sehe ich ausgesprochen positiv<br />

und als großen Gewinn für den<br />

Stadtteil und ganz Berlin“, sagt der<br />

SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz.<br />

Doch gleichzeitig müssten die Bewohner<br />

vor Verdrängung geschützt<br />

werden.„Darum brauchen die direkt<br />

angrenzenden Kieze Siemensstadt<br />

und Haselhorst dringend einen Milieuschutz“,<br />

so Buchholz. Damit wären<br />

die angestammten Mieter vor<br />

Luxussanierungen und durch Vorkaufsrechte<br />

der öffentlichen Hand<br />

abgesichert.<br />

Ähnlich sehen es Grüne und<br />

Linke.„Schon letztes Jahr haben wir<br />

im Rahmen eines überparteilichen<br />

runden Tisches dafür gesorgt, dass<br />

die Siemensstadt unter Milieuschutz<br />

gestellt werden soll“, sagt die Grünen-Abgeordnete<br />

Katrin Schmidberger.„Wirrechnen<br />

damit, dass das<br />

Bezirksamt Spandau bis Ende März<br />

die nötigen Untersuchungen abgeschlossen<br />

hat und der Milieuschutz<br />

erlassen werden kann.“ Die Linken-<br />

Der preisgekrönte Entwurf für den Zukunftscampus von Siemens: Im Mittelpunkt steht ein 150 Meter hohes Büro-Wohn-Hochhaus.<br />

Abgeordnete Katalin Gennburg fordert<br />

entschiedeneres Handeln vom<br />

Bezirk. „Wir prüfen derweil, andernfalls<br />

den Milieuschutz von Landesebene<br />

aus zu erlassen und damit die<br />

soziale Integration rings um den Zukunftsortzustärken“,<br />

sagt sie.<br />

Im Wettbewerb zur Gestaltung<br />

der Siemensstadt zu einem Zukunftscampus<br />

hatte eine Jury am<br />

Mittwoch den Entwurfdes Architekturbüros<br />

Ortner +Ortner zum Sieger<br />

gekürt. Der Plan sieht den Bau eines<br />

neuen Stadtquartiers mit Forschungsstätten,<br />

Büros und 2750<br />

Wohnungen vor. 30 Prozent der<br />

Wohnungen sollen mietpreisgebunden<br />

sein, also als Sozialwohnungen<br />

dienen. Siemens will bis zu 600 Millionen<br />

Euro investieren.<br />

Der <strong>Berliner</strong> Mieterverein (BMV)<br />

unterstützt nicht nur die Forderung<br />

nach einem Milieuschutz, sondern<br />

setzt sich für einen höheren Anteil<br />

Sozialwohnungen ein. Angesichts<br />

der Tatsache, dass Siemens die Flächen<br />

bereits gehören, also kein teurer<br />

Grunderwerb nötig sei, könnten<br />

auch 50 Prozent Sozialwohnungen<br />

entstehen, sagt BMV-Geschäftsführer<br />

Reiner Wild. In der rot-rot-grünen<br />

Koalition stößt er damit auf Unterstützung.<br />

„Ich hätte mir gewünscht,<br />

dass sich der Senat gegenüber<br />

Siemens für einen höheren<br />

Anteil starkmacht, denn die <strong>Berliner</strong><br />

SIEMENS/ORTNER +ORTNER<br />

brauchen viel mehr preisgünstigen<br />

Neubau“, sagt die Grünen-Abgeordnete<br />

Schmidberger. „Zumindest<br />

sollte die umliegende Bevölkerung<br />

bei der Besetzung des Wohnraums<br />

besonders berücksichtigt werden.“<br />

Die Linken-Abgeordnete Gennburg<br />

geht noch einen Schritt weiter. „Die<br />

Umwandlung der Industrieflächen<br />

in Wohnbauareale wird enorme Bodenwertsteigerungen<br />

für Siemens<br />

bringen und muss adäquate Gegenleistungen<br />

durch Investitionen in die<br />

öffentliche und soziale Infrastruktur<br />

zur Folge haben“, sagt sie.„Wir können<br />

aus der Stadtbaugeschichte lernen,<br />

dass man die Industrie als Städtebauer<br />

niemals einfach machen lassen<br />

darf“, mahnt Gennburg. Der<br />

weitere Planungsprozess werde ein<br />

hartes Ringen um Interessenausgleiche<br />

werden, „etwa um die Frage,wie<br />

viel Gewinn die Siemens Real Estate<br />

aus der Immobilienentwicklung ziehen<br />

möchte und was demgegenüber<br />

die Interessen des Landes sind“, so<br />

die Linken-Abgeordnete. Gennburg<br />

verlangt, dass sich das Land Berlin<br />

für die Flächen vonSiemens ein Vorkaufsrecht<br />

sichert –umzuverhindern,<br />

dass Siemens die Areale an andereBauträger<br />

weiterverkauft.<br />

Milieuschutz ist aber nicht alles.<br />

„Klar ist, dass über 5000 neue Bewohner<br />

und vermutlich ebenso viele<br />

neue Arbeitsplätze insbesondere für<br />

den Verkehr eine massiveHerausforderung<br />

bedeuten“, sagt SPD-Mann<br />

Buchholz. Der zügigeWiederaufbau<br />

der Siemensbahn sei deswegen genauso<br />

notwendig wie eine Verstärkung<br />

des U-Bahnverkehrs auf der U7<br />

– „und zusätzliche Angebote wie<br />

Straßenbahnen und saubere Elektro-Express-Busse“.<br />

Ulrich Paul<br />

sieht Chancen und Risiken<br />

in den Siemens-Plänen.<br />

Mehr Platz für Kinder mit<br />

geistigen Handicaps<br />

Scheeres kündigt 800 zusätzliche Förderschulplätze an<br />

VonMargarethe Gallersdörfer<br />

Aufgrund vonsteigenden Fallzahlen<br />

will Schulsenatorin Sandra<br />

Scheeres 838 zusätzliche Schulplätze<br />

für Kinder und Jugendliche mit geistigen<br />

Behinderungen schaffen. Die<br />

Plätzesollen durch Anbauten entstehen,<br />

sogenannte Modulare Ergänzungsbauten,<br />

mit denen die Verwaltung<br />

seit einigen Jahren den Schulplatzmangel<br />

einzuhegen versucht.<br />

Ein solcher Ergänzungsbau<br />

schafft planmäßig 96 Plätze. Nach<br />

Auskunft der Senatsverwaltung soll<br />

in den nächsten Jahren in den Bezirken<br />

Mitte, Pankow, Spandau, Tem-<br />

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Reise<br />

Ein rätselhafter Superstar:<br />

Werist der Bamberger Reiter?<br />

Rijeka im Dornröschenschlaf:<br />

Die Kulturhauptstadt 2020<br />

pelhof-Schöneberg, Marzahn-Hellersdorf<br />

sowie Lichtenberg jeweils<br />

eine bereits bestehende Förderschule<br />

mit dem Schwerpunkt Geistige<br />

Entwicklung durch einen solchen<br />

Anbau ergänzt werden. Ein<br />

weiterer Ergänzungsbau in Treptow-<br />

Köpenick befindet sich noch in der<br />

Planungsphase. In Mitte und Pankow<br />

entstehen außerdem zusätzliche<br />

Plätze durch vergrößerte Schulneubauten<br />

der Charlotte-Pfeffer-<br />

Schule und der Panke-Schule.<br />

Im laufenden Schuljahr gibt es<br />

2679 Schülerinnen und Schüler mit<br />

Förderbedarf im Bereich Geistige<br />

Entwicklung, rund 40 Prozent mehr<br />

als noch vor zehn Jahren, bei einem<br />

Zuwachs vonzehn Prozent in der gesamten<br />

<strong>Berliner</strong> Schülerschaft. Das<br />

entspricht einem bundesweiten<br />

Trend.<br />

Als Abkehr von der Inklusion will<br />

die Bildungsverwaltung die Schaffung<br />

von zusätzlichen Schulplätzen<br />

für Kinder und Jugendliche mit geistigen<br />

Behinderungen nicht verstanden<br />

wissen. „Es war nie der Ansatz,<br />

sämtliche Förderzentren zu abzubauen“,<br />

sagte Martin Klesmann,<br />

Sprecher der Bildungsverwaltung. In<br />

der Amtszeit von Schulsenatorin<br />

Sandra Scheeres (SPD) seien keine<br />

Förderschulen mit Schwerpunkt<br />

Geistige Entwicklung geschlossen<br />

worden.<br />

Kinder mit Lern- oder Sprachbehinderungen<br />

und emotionalen und<br />

sozialen Entwicklungsstörungen,<br />

die rund 60 Prozent aller Schülerinnen<br />

und Schüler mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf ausmachen,<br />

seien in Regelschulen überwiegend<br />

gut integrierbar. „Für Schülerinnen<br />

und Schüler mit Förderbedarfinder<br />

geistigen Entwicklung suchen Eltern<br />

besonders häufig den geschützten<br />

Raum eines Förderzentrums“, so der<br />

Sprecher.<br />

Bei einem Pressegespräch am<br />

Mittwoch sagte Scheeres,sie lege bei<br />

der Inklusion Wert auf Behutsamkeit<br />

und den Elternwunsch: „Es gibt Eltern,<br />

die sagen, das Förderzentrum<br />

ist für ihr Kind der richtige Ort. Andere<br />

wollen, dass ihr Kind gemeinsam<br />

mit anderen an einer Regelschule<br />

lernt.“ 70 Prozent aller Schülerinnen<br />

und Schüler mit sonderpädagogischem<br />

Förderbedarf<br />

besuchten inzwischen eine Regelschule.Das<br />

zeige,dass sich die Inklusive<br />

Schule trotz mancher Probleme<br />

auf einem guten Wegbefinde.<br />

Norman Heise vomLandeselternausschuss<br />

bezeichnete die geplante<br />

Schaffung von zusätzlichen Förderplätzen<br />

als „richtig und wichtig“. Die<br />

Bildungsgewerkschaft GEW hingegen<br />

sieht den Ausbau als Rückschritt:<br />

„Es ist dringend nötig, die inklusiven<br />

Schulen besser auszustatten, damit<br />

die Schüler*innen dort angemessen<br />

gefördertwerden können.“<br />

Margarethe Gallersdörfer<br />

verfolgt die Inklusionsdebatten<br />

sehr aufmerksam.<br />

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12 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Fall Amri: Hat<br />

ein LKA-Zeuge<br />

gelogen?<br />

Staatsanwaltschaft ermittelt<br />

wegen Falschaussagen<br />

VonMarkus Decker<br />

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat<br />

Vorermittlungen wegen möglicher<br />

Falschaussagen im Breitscheidplatz-Untersuchungsausschuss<br />

des<br />

Bundestages aufgenommen. Dasergibt<br />

sich aus einem Schreiben an den<br />

Vorsitzenden des Gremiums,das der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />

Deutschland, RND) vorliegt.<br />

Die Staatsanwaltschaft bittet darin<br />

um die Übersendung von Abschriften<br />

der Protokolle zu den Sitzungen<br />

vom 14. November und 12. Dezember<br />

2019, soweit diese Protokolle die<br />

Aussagen des Beamten M. beim Landeskriminalamt<br />

(LKA) Nordrhein-<br />

Westfalen, des Beamten K. beim<br />

Bundeskriminalamt (BKA) sowie des<br />

Oberstaatsanwalts K. beim Bundesgerichtshof<br />

beträfen.<br />

DerLKA-Beamte M. hatte im Untersuchungsausschuss<br />

ausgesagt,<br />

der BKA-Beamte K. habe ihm in einem<br />

Vier-Augen-Gespräch am<br />

Rande einer Besprechung beim Generalbundesanwalt<br />

am 23. Februar<br />

2016 erklärt, sein Gruppenleiter und<br />

das Bundesinnenministerium wollten,<br />

dass ein V-Mann, der damals<br />

Hinweise zu dem späteren Attentäter<br />

Anis Amriund anderen radikalen<br />

Salafisten lieferte,„aus dem Spiel genommen“<br />

werde. Er mache „zu viel<br />

Arbeit“.<br />

Oberstaatsanwalt K. bestätigte,<br />

dass der LKA-Beamte ihm von diesem<br />

Gespräch berichtet habe und<br />

betonte, die Schilderung sei ihm<br />

glaubhaft erschienen. Der BKA-Beamte<br />

hingegen bestritt die Darstellung<br />

zunächst, relativierte das Dementi<br />

aber später in dem Gremium.<br />

Mehreren Ausschuss-Mitgliedern<br />

kam dies mindestens unglaubwürdig<br />

vor. Dabei sind Zeugen in Untersuchungsausschüssen<br />

zur Wahrheit<br />

verpflichtet.<br />

Die innenpolitische Sprecherin<br />

der Grünen-Bundestagsfraktion,<br />

Irene Mihalic, sagte dem RND mit<br />

Blick auf das Schreiben der Staatsanwaltschaft<br />

Berlin, das am 8. Januar<br />

im Ausschuss einging: „Wenn nun<br />

die Staatsanwaltschaft Berlin ein<br />

Prüfverfahren wegen Falschaussage<br />

anlegt, zeigt das, welche Relevanz<br />

diesem Vorgang im Untersuchungsausschuss<br />

des Bundestages zugemessen<br />

wird.“ Sie fügte hinzu: „Wir<br />

haben hier vollkommen unterschiedliche<br />

Aussagen gehört, sodass<br />

klar ist: Einer hat gelogen!“<br />

In der Sache gehe es darum, so<br />

Mihalic, ob das Bundeskriminalamt<br />

oder gar die Bundesregierung selber<br />

die Gefährlichkeit von Amri unterschätzt<br />

und die Übernahme des Falles<br />

zehn Monate vor dem Anschlag<br />

ohne sachliche Begründung abgelehnt<br />

hätten. Eine gerichtliche Klärung<br />

der Widersprüche könne „dazu<br />

beitragen, diesen wichtigen Vorgang<br />

komplett aufzuhellen“. Falschaussagen<br />

vor dem Untersuchungsausschuss<br />

seien „nicht umsonst eine<br />

Straftat“.<br />

Die ursprüngliche Aussage der<br />

Bundesregierung, Bundesbehörden<br />

hätten mit den Fehlern bei der Behandlung<br />

der Causa Amri nichts zu<br />

tun, lasse sich jedenfalls nicht mehr<br />

halten.<br />

Noch immer wird zu den Hintergründen des<br />

Anschlags von Anis Amri ermittelt. DPA<br />

Gefahr unter dem Kopfkissen: Bettwanzen verbreiten sich in Berlin rasant. Schädlingsbekämpfer forderninzwischen eine Meldepflicht.<br />

Es rappelt in der Kiste<br />

Bettwanzen werden in Berlin zum immer größeren Problem. Kammerjäger fordern eine Meldepflicht<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Verfressen. Die Bettwanze wird bis 5,5 Millimeter<br />

groß, vollgesogen bis zu 9Millimeter.<br />

Die Tierchen sind rotbraun gefärbt.<br />

Spuren. Feststellen lässt sich ein Bettwanzen-Befall<br />

–abgesehen vonden juckenden<br />

Stichen, die die Tiere in der Haut hinterlassen<br />

–durch Kotspuren in Formkleiner,dunkler<br />

Tröpfchen an Matratzen, Bettgestellen,<br />

Fußbodenleisten und anderen Verstecken.<br />

Bekämpfung. WerWanzen entdeckt, sollte<br />

auf keinen Fall auf eigene Faust dagegen<br />

vorgehen, sonderneinen Profi-Kammerjäger<br />

rufen. Infos: www.dsvonline.de<br />

Berlin ist ein Touristen-Hotspot<br />

–aber nicht nur immer<br />

mehr Gäste aus der<br />

ganzen Welt kommen her,<br />

sondern auch mehr Ungeziefer:<br />

Bettwanzen fühlen sich in den Betten<br />

der Hauptstadt immer wohler.<br />

Experten sprechen inzwischen von<br />

einer regelrechten Plage, kämpfen<br />

für eine Meldepflicht und machen<br />

jetzt mit Berlins erstem Krabbel-Atlas<br />

darauf aufmerksam.<br />

DieWanzen-Attacken gehören inzwischen<br />

zur festen Einnahmequelle<br />

vieler <strong>Berliner</strong> Kammerjäger gehören.<br />

„Wir haben im Moment<br />

so viele Aufträge wie noch nie“,<br />

sagt etwa Schädlingsbekämpfer<br />

Adam Tesmer, der im vorigen<br />

Jahr rund 20 Prozent mehr Einsätze<br />

zu verzeichnen hatte als im<br />

Vorjahr. „Die Aufträge kommen vor<br />

allem aus der Hotelbranche. Wir<br />

mussten erst neulich zu einem Fünf-<br />

Sterne-Hotel“, verrät er. „Dort war<br />

ein Zimmer so stark befallen, dass<br />

wir die Einrichtung über Nacht in<br />

Tüten packen und entsorgen mussten.“<br />

Das Problem gebe es überall –<br />

in Hostels, aber auch in hochklassigen<br />

Nobel-Häusern. „Es passiertimmer<br />

wieder, dass Hotels sogar Zimmer<br />

schließen müssen.“<br />

Die Plagegeister, die sich gern in<br />

allerlei Ecken und Ritzen verstecken<br />

und beißen, wenn der Mensch<br />

im Bett schläft, verbreiten<br />

sich vor allem durch<br />

die gestiegene<br />

Reisetätigkeit.<br />

Doch obwohl es in Berlins Betten<br />

kreucht und fleucht, ist das<br />

Thema noch immer ein Tabu. „Wir<br />

fordern aber eine Meldepflicht, weil<br />

sich das Problem nur so eindämmen<br />

lässt. Die Mitarbeiter in den Hotels<br />

müssen dafür geschult werden, den<br />

Befall durch Wanzen zu erkennen,<br />

denn nur wenn man rechtzeitig etwas<br />

dagegen tut, verhindertman die<br />

Verbreitung.“<br />

Um auf die Plage aufmerksam zu<br />

machen, startete Tesmer jetzt eine<br />

neue Website: Auf einer Karte imInternet<br />

sind alle Bettwanzen-Einsätze<br />

seiner Firma zu sehen,<br />

auch andere Schädlingsbekämpfer<br />

sollen<br />

ihre Fälle<br />

ROTBRAUNE WINZLINGE<br />

Für die Suche nach den Wanzen bildete<br />

Adam Tesmer einen Hund aus. GUDATH<br />

eintragen. „Es muss endlich einen<br />

Überblick über die Lage in der Stadt<br />

geben, deshalb helfen wir uns mit<br />

dem Projekt selbst“, sagt er. Das<br />

Ganze schauten sich die Kammerjäger<br />

von einer ähnlichen Website in<br />

Amerika ab, hier werden ebenfalls<br />

Bettwanzen-Einsätze erfasst, sogar<br />

genaue Adressen und Namen von<br />

Hotels veröffentlicht. Auch edle<br />

Häuser mit hoher Sterne-Wertung<br />

sind einsehbar.„Daskönnen wir aus<br />

Datenschutzgründen nicht. Wir vermerken<br />

unsereEinsätzedortauf der<br />

Karte, wo sie ungefähr<br />

passiert sind,<br />

ohne Hinweise auf den<br />

IMAGO<br />

konkreten Ort.“ Die Karte soll ständig<br />

erweitert werden, im besten Fall<br />

speisen mehr Fachfirmen ihre Bekämpfungen<br />

ein.<br />

Schon jetzt ist zu erkennen, dass<br />

sich die Wanzen gern inFriedrichshain,<br />

Lichtenberg, Prenzlauer Berg<br />

und in einigen Teilen von Neukölln<br />

tummeln. Auslöser für die Verbreitung<br />

ist laut Experten auch die Beliebtheit<br />

von Flohmärkten – hier<br />

werden auch befallene Möbelstücke<br />

und Kleidung verkauft, der neue<br />

Besitzer holt sich damit nicht selten<br />

die ersten Exemplare der kleinen<br />

Biester ins Haus. Hinzu kommen<br />

Wohngemeinschaften, die sich in<br />

der Stadt bilden und auflösen. Betroffen<br />

sind auch Häuser, die lange<br />

nicht saniertwurden –gernverbreiten<br />

sich die Tierchen über die Lüftungsschächte.<br />

Ob das Schädlings-Problem mit<br />

dem Projekt in den Griff zu bekommen<br />

ist? Schwierig bei den Insekten:<br />

Ein Wanzen-Weibchen, einmal befruchtet,<br />

legt lebenslang Eier. Gegen<br />

einige Gifte entwickeln die Krabbler<br />

zudem Resistenzen. „Wir müssen<br />

unsere Techniken immer weiterentwickeln,<br />

um den Befall einzudämmen.“<br />

Tesmer bildete angesichts der<br />

Plage sogar einen Hund zum ersten<br />

<strong>Berliner</strong> Wanzen-Suchhund aus.<br />

„Und es hat sich gelohnt –Taylor hat<br />

gut zu tun“, sagt er.Injedem Fall hoffen<br />

die Schädlingsbekämpfer auf<br />

Unterstützung durch die Gesundheitsämter<br />

–denn Ratten sind in der<br />

Hauptstadt schon länger meldepflichtig.<br />

www.bettwanzen-meldepflicht.de<br />

Traglufthalle hält die Temperatur<br />

Wasser im Kombibad Seestraße soll jetzt konstant 27 Grad warm sein. Trotzdem bleiben Schulklassen im Hallenbad<br />

VonSusanne Rost<br />

Die Temperaturprobleme<br />

in dem mit Millionenaufwand<br />

überdachten<br />

Freibad an der Seestraße<br />

in Wedding sind behoben. Das zumindest<br />

meldeten die <strong>Berliner</strong> Bäderbetriebe<br />

am Donnerstag. Zuvor<br />

war bekannt geworden, dass es in<br />

der Traglufthallenkonstruktion zu<br />

Temperaturschwankungen gekommen<br />

war. Zeitweise war das Wasser<br />

in den beiden Becken nur 22 Grad<br />

warm, auch die Raumtemperatur<br />

war nicht konstant.<br />

Wegen der erhöhten Erkältungsgefahr<br />

hatten die Bäderbetriebe den<br />

Schul-Schwimmunterricht zuletzt<br />

vorsorglich in das Hallenbad des<br />

Kombibads Seestraße verlegt. Das<br />

aber führte dazu, dass die Öffentlichkeit<br />

das Hallenbad nur noch sehr<br />

eingeschränkt –unter derWoche von<br />

6.30 bis 8Uhr –nutzen konnte.<br />

„Die Heizungsanlage in der Traglufthalle<br />

wurde ertüchtigt, die Arbeiten<br />

sind seit Mittwochnachmittag<br />

abgeschlossen, die Raumtemperatur<br />

ist jetzt ausreichend stabil“, sagt<br />

Matthias Oloew, der Sprecher der<br />

<strong>Berliner</strong> Bäderbetriebe (BBB). Und<br />

die Wassertemperatur betrage jetzt<br />

konstant 27 Grad Celsius.<br />

Größte ihrer Arthierzulande<br />

Trotzdem soll das Schulschwimmen<br />

vorerst weiter im Hallenbad stattfinden.<br />

Auch weil der Wegvon den Umkleiden<br />

und Duschen zu den Becken<br />

dort kürzer sei als zu den überdachten<br />

Außenbecken. „Erwachsene legen<br />

die längeren Wegen leichter zurück,<br />

die Erkältungsgefahr ist bei ihnen<br />

weniger groß“, sagt Oloew. Ab<br />

Montag soll nun die Traglufthalle mit<br />

ihren beiden Becken für die Öffentlichkeit<br />

geöffnet werden –wochentags<br />

bis 16 Uhr. Danach nutzen Vereine<br />

die Traglufthalle und die Allgemeinheit<br />

darf indas Hallenbad. Bisher<br />

war die Traglufthalle Schulen und<br />

Vereinen vorbehalten gewesen. „Mit<br />

dieser Entscheidung kommen die<br />

<strong>Berliner</strong> Bäder-Betriebe einerseits<br />

den Wünschen der Öffentlichkeit<br />

nach einer Nutzung der imposanten<br />

Traglufthalle nach und schaffen zugleich<br />

bessere Bedingungen für das<br />

Schulschwimmen“, heißt es in einer<br />

Mitteilung derBäderbetriebe.Der Öffentlichkeit<br />

werde dadurch auch<br />

mehr Fläche zur Verfügung stehen,<br />

wirbt der Sprecher für die Lösung: In<br />

der Traglufthalle seien die Becken –<br />

ein 50-Meter-Sportbecken mit acht<br />

Bahnen plus ein ebenfalls 50-Meterlanges<br />

Nichtschwimmerbecken –<br />

größer als im Hallenbad.<br />

Zu den Ursachen der Temperaturprobleme<br />

wollte sich BBB-Sprecher<br />

Oloew nicht äußern, auch „um<br />

Regressansprüche zu wahren“. Die<br />

Überdachung der Außenbecken hat<br />

den Angaben zufolge 2,2 Millionen<br />

Euro gekostet. Zugleich wies Oloew<br />

darauf hin, dass die Traglufthalle wegen<br />

ihrer Größe ein Pilotprojekt sei.<br />

Die luftgefüllte Kuppel über einer<br />

Grundfläche von60mal 68 Meter ist<br />

den Bäderbetrieben zufolge die<br />

größte ihrer Arthierzulande.<br />

DieÖffnungszeiten des KombibadsSeestraße<br />

für dieÖffentlichkeit lauten ab 13. Januar wie<br />

folgt: Montag von12bis 22 Uhr (Traglufthalle von<br />

12 bis16Uhr,anschließend im Hallenbad),<br />

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitagvon<br />

6.30bis 22 Uhr (Traglufthalle von6.30 bis<br />

16 Uhr, anschließend im Hallenbad), Sonnabend<br />

und Sonntag:10bis 18 Uhr (ausschließlichimHallenbad).<br />

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NACHRICHTEN<br />

S-Bahn warimvergangenen<br />

Jahr pünktlicher<br />

Die<strong>Berliner</strong> S-Bahn hat ihreFahrgäste<br />

2019 nicht so lange warten lassen<br />

wie noch im Jahr zuvor.„Die<br />

durchschnittliche Pünktlichkeit betrug<br />

96,1 Prozent“, teilte ein Sprecher<br />

der Deutschen Bahn am Donnerstag<br />

mit. Diemit dem Verkehrsverbund<br />

Berlin-Brandenburgvereinbarte<br />

Pünktlichkeitsquote von<br />

96 Prozent wurde damit knapp übertroffen.<br />

2018 lag die Quote noch bei<br />

95 Prozent. Als pünktlich gilt ein Zug<br />

bereits,wenn er weniger als vier Minuten<br />

zu spät in den Bahnhof einfährt.<br />

Als weiteren Erfolg nannte die<br />

Bahn, dass die Zahl der Zugausfälle<br />

im vergangenen Jahr um 39 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen<br />

sei, allerdings „ohne Berücksichtigung<br />

der baubedingten Ausfälle“,<br />

wie es hieß. (dpa)<br />

Trinkwasserpreise sollen<br />

bis 2023 konstant bleiben<br />

DiePreise für Trinkwasser in Berlin<br />

sollen auch in den kommenden<br />

Jahren nicht steigen. Miteinem<br />

speziellen Vertraghaben sich die<br />

<strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe und der<br />

Senat bereits Ende Dezember auf<br />

den Fortbestand der aktuellen Tarife<br />

bis einschließlich 2023 geeinigt,<br />

teilten Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop(Grüne) undder Chef<br />

der Wasserwerke, JörgSimon, am<br />

Donnerstag mit. Demnach beträgt<br />

der Mengenpreis proKubikmeter<br />

Trinkwasser rund 1,81 Euro.Laut<br />

Vertragbeabsichtigen die Wasserwerke,<br />

bis Ende 2030 knapp sechs<br />

Milliarden Euro in die Ver- und Entsorgung<br />

vonTrink- und Abwasser<br />

zu investieren. (dpa)<br />

Lesen Sie am Wochenende<br />

Karriere<br />

Ideenklau im Teamwork:<br />

Wie kann ich mich schützen?<br />

Altes zum Rollen bringen:<br />

Der Job des Reifenmechanikers<br />

Panda-Zwillinge entwickeln<br />

sich unterschiedlich<br />

Dereine kleine Bär bewegt sich nicht<br />

vonder Stelle –sein Bruder turnt dafür<br />

auf ihm herum: DiePanda-Zwillinge<br />

entwickeln sich derzeit unterschiedlich,<br />

wie neue Bilder aus dem<br />

Hauptstadt-Zoo zeigen. „Der Zweitgeborene<br />

Meng Yuan hat den Erstgeborenen<br />

überholt –sowohl beim Gewicht<br />

als auch bei der Aktivität“,<br />

sagte eine Zoo-Sprecherin am<br />

Donnerstag. „Das ist aber alles<br />

ganz normal.“ Noch leben Meng<br />

Xiang und MengYuan hinter den<br />

Zoo-Kulissen. Wann die Besucher<br />

sie erstmals sehen können, hängt<br />

vonder weiteren Entwicklung des<br />

gut vier Monate alten Nachwuchses<br />

ab.Ende Januar,Anfang Februar<br />

kann es laut Zoosoweit sein. Diebeiden<br />

sind die ersten und einzigen<br />

Panda-Babys in einem deutschen<br />

Zoo. (dpa)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

Mittwoch-Lotto:<br />

2-3-11-25-27-35, Sz. 2<br />

QUOTEN<br />

Klasse 1: 1x1448 803,40 Euro<br />

Klasse 2: 8x104 809,20 Euro<br />

Klasse 3: 48 x8734,10Euro<br />

Klasse 4: 407x3090,10 Euro<br />

Klasse 5: 2483 x168,80 Euro<br />

Klasse 6: 23 793 x35,20 Euro<br />

Klasse 7: 41 984 x19,90 Euro<br />

Klasse 8: 419 663 x8,90 Euro<br />

Klasse 9: 297 047 x5,00 Euro<br />

Alle Angaben ohne Gewähr!


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 13<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Die Schwimmhalle in Buch hat nach der Sanierung ein neues Farbkonzept. 6,5 Millionen Euro hat der Umbau gekostet –veranschlagt waren 5,9 Millionen.<br />

GERD ENGELSMANN<br />

Zurück ins Becken<br />

Die ehemalige DDR-Volksschwimmhalle vom TypBerlin 83 in Buch ist saniert. Und damit setzt der 98-jährige Alfred Heil seine Schwimmkarriere fort<br />

VonStefanie Hildebrandt<br />

Wir werden uns wohl<br />

nicht wieder sehen,<br />

machen sie es gut.“ Vor<br />

fast zwei Jahren<br />

drückte Alfred Heil seinem Bademeister<br />

in der Schwimmhalle in Buch<br />

die Hand und verabschiedete sich.<br />

Damals war er,der einmal in der Woche<br />

zum Schwimmen kam, gerade 97<br />

Jahre alt geworden. Die alte DDR-<br />

Volksschwimmhalle vom Typ Berlin<br />

83 sollte saniertund für zwei Jahregeschlossen<br />

werden.<br />

Und weil man in Berlin nicht sicher<br />

sein kann, dass Bauvorhaben im<br />

anvisierten Zeitrahmen beendet werden,<br />

und man im hohem Alter kaum<br />

Termine für das nächste Jahrzehnt<br />

macht, ist es eine kleine Sensation,<br />

dass Alfred Heil nun als einer der ersten<br />

Gäste seine frisch renovierte<br />

Schwimmhalle in Augenschein<br />

nahm.<br />

Eine Kapelle spielt, Journalisten<br />

sind gekommen, Aleksander Dzembritzki,<br />

Staatssekretär für Sport, der<br />

Pankower Bezirksrat für Sport, Torsten<br />

Kühne und einige Vorstände der<br />

<strong>Berliner</strong> Bäderbetriebe halten am Beckenrand<br />

Reden. Herr Heil versteht<br />

keinWort.<br />

„Im Grunde genommen bestehe<br />

ich vonKopf bis zu Fußaus Ersatzteilen“,<br />

sagt er lächelnd und deutet auf<br />

sein Hörgerät. In der neuen, wirklich<br />

sehr schönen Halle hallen die Grußworte<br />

schwer verständlich durch die<br />

Lautsprecher.„Im Zeitrahmen geblieben,<br />

Kosten 6,5 Millionen Euro,energetisch<br />

topsaniert, tolles Farbkonzept“,<br />

Wortfetzen wehen über Chlorwasser,esist<br />

mollig warmamBecken.<br />

Drüben sind die Kitakinder, die<br />

gleich das Kinderbecken im Wintergarten<br />

einweihen sollen, schon ganz<br />

zappelig. Als einige Bademeister mit<br />

Kopfsprung und Tusch ins neue Becken<br />

hechten und eine kleine Staffel<br />

schwimmen, applaudieren die Gäste<br />

und Alfred Heil wird unruhig. „Wo<br />

finde ich denn die Öffnungszeiten“,<br />

fragt er. Am liebsten schwimmt er<br />

mittags, daist es nicht so voll. Jetzt<br />

gleich eine Bahn ziehen? Nein, nein.<br />

Dazu ist noch Zeit, wenn der Trubel<br />

sich gelegt hat. WerzweiJahregewartet<br />

hat, der hat es jetzt nicht eilig.<br />

Alfred Heil ist ein wacher Mann. Er<br />

trägt ein Hemd und einen gestrickten<br />

Pullunder.„Wasich noch selber machen<br />

kann, mache ich“, sagt er. Nur<br />

beim Überziehen der blauen Schuhschoner,mit<br />

denen der Tross der Geladenen<br />

nun zur Besichtigung in<br />

Richtung Sauna schlurft, lässt er sich<br />

zu Hand gehen. Bloß nicht stürzen,<br />

jetzt wo das Bad fertig ist und Heil<br />

endlich wieder in der Nähe seiner<br />

Wohnung in Karow schwimmen gehen<br />

kann. „ImWasser fühle ich mich<br />

sicherer als an Land“, sagt er.<br />

Alfred Heil ist in seinem ganzen<br />

Leben immer wieder auf unterschiedlichste<br />

Weise mit Sport inVerbindung<br />

gekommen. Seine ersten<br />

Schwimmzüge absolvierte er in der<br />

Elbe bei Dresden. Sein Vater, ein<br />

sportbegeisterter Bankangestellter<br />

lotste den Sohn durchsWasser.„Seine<br />

größten Sehnsüchte waren, dass ich<br />

Geige spielen lerne und schwimme“,<br />

erinnert sich Alfred Heil. Das mit der<br />

Geige ging unter, doch im Wasser<br />

hatte Alfred den Dreh bald raus.Mit 8<br />

oder 9Jahren durchmisst er das erste<br />

Mal den großen Elbfluss und von da<br />

an gibt es kein Halten mehr.Die Jungens<br />

entern die Beiboote der Elbdampfer,<br />

lassen sich unter dem Geschimpfe<br />

der Kapitäne ein Stück<br />

flussauf ziehen, um dann retour mit<br />

der Strömung zu fliegen. Auch die<br />

Holzflöße, die aus der Tschechei<br />

„Im Wasser fühle ich mich<br />

sicherer als an Land.“<br />

Alfred Heil, 98 Jahre alt und leidenschaftlicher Schwimmer<br />

kommen, sind nicht sicher vor den<br />

Elbpiraten. Deren Steuermänner lassen<br />

die halbstarken Passagiere meist<br />

gewähren. Als Alfred Heil 19 Jahre alt<br />

ist, holt ihn der Krieg. Er hat Glück,<br />

wirdauf Kreta bei der Küstenartillerie<br />

eingesetzt. Als er 1946 in ein zerstörtes<br />

Dresden heimkehrt, gibt es nicht<br />

mehr so viele 26-jährige Männer in<br />

der Stadt. Viele seiner Altersgenossen<br />

waren im Krieg gefallen. Alfred Heil<br />

hat ein Händchen für die Kinder in<br />

der Jugendarbeit beim antifaschistischen<br />

Jugendausschuss in Dresden,<br />

einemVorläufer der späteren Jugendorganisation<br />

der DDR, der FDJ. Heil<br />

wirddortSekretär für Kultur und Bildung,<br />

kommt 1948 zum Landessportausschuss<br />

Sachsen.<br />

Nach einem Studium an der Parteihochschule<br />

in Berlin leitete er von<br />

1952 bis 1954 die Abteilung Agitation<br />

und Propaganda im Staatlichen Komitee<br />

für Körperkultur und Sport.<br />

Von1954 bis 1959 führte er die Zeitschrift<br />

Deutsches Sportecho.Ab1959<br />

gehörte er als Mitglied dem Nationalen<br />

Olympischen Komitee der DDR<br />

an. Er ist der einzige, der noch lebt<br />

von den Männern, die in den 60er-<br />

Jahren die Teilnahme einer gemeinsamen<br />

Mannschaft von BRD und<br />

DDR an den Olympischen Spielen<br />

aushandelten. 1960 in Rom, 1964 in<br />

Tokio und 1968 in Mexiko traten die<br />

besten Sportler beider deutscher<br />

Staaten nach Ausscheidungswettkämpfen<br />

unter schwarz-rot-goldener<br />

Flagge mit den olympischen Ringen<br />

auf. Bei Siegerehrungen wurde Beethovens<br />

Neunte statt der Nationalhymnen<br />

gespielt.<br />

Heil erinnert sich: Im Westen verhandelte<br />

die ehemalige Nazi-Größe<br />

Karl Ritter von Halt. Die Gespräche<br />

zur Bildung einer gesamtdeutschen<br />

Mannschaft für die Olympischen<br />

Spiele 1952 führte der so, dass sie ergebnislos<br />

verlaufen mussten. Athleten<br />

der DDR nahmen nicht teil. Erst<br />

1956 waren DDR-Sportler erstmals<br />

wieder olympisch. Doch wenig später<br />

verschärfte der Bau der <strong>Berliner</strong><br />

Mauer die Situation. Nach den Olympischen<br />

Spielen 1964 war die Bildung<br />

einer gemeinsamen Mannschaft<br />

nicht mehr im Sinne der Westdeutschen<br />

– die DDR-Sportler waren<br />

schlicht besser als ihre Konkurrenz<br />

aus der BRD. Der Kompromiss hielt<br />

dennoch bis 1968. Man trat zwar<br />

schon mit getrennten Teams, aber<br />

noch mit gleicher Olympiaflagge und<br />

Beethoven-Hymne an. Erst 1972 waren<br />

beide Mannschaften auch symbolisch<br />

getrennt.<br />

„Wissen Sie übrigens, warum die<br />

DDR Volkssporthallen alle nur 25-<br />

Meter-Bahnen haben?“, fragt Alfred<br />

Heil unvermittelt. „ImSportbund gab<br />

es Diskussionen darüber. 50 Meter<br />

oder 25 Meter. Ich war immer für die<br />

kürzere Distanz, denn die langen<br />

Bahnen wären doch sofortvom Leistungssportbelegt<br />

worden. Wirhaben<br />

die Volkssporthallen für ganz normale<br />

Menschen geplant.“<br />

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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Letzter<br />

Schwoof bei<br />

Clärchens<br />

Die Zukunft des Ballhauses<br />

bleibt ungewiss<br />

Heinrich Zille zeichnete an der<br />

Theke, Franz Biberkopf outete<br />

sich in „Berlin Alexanderplatz“ als<br />

Stammgast: Clärchens Ballhaus hat<br />

sich in mehr als einem Jahrhundert<br />

zum Kultlokal der <strong>Berliner</strong> Szene<br />

und internationaler Touristen entwickelt.<br />

Doch am Wochenende ist erst<br />

mal Abschlussball in der Gaststätte,<br />

an der die Jahre nicht spurlos vorübergezogen<br />

sind. Miteinem„Bleib in<br />

guter Erinnerung Schwoof“ verabschiedet<br />

sich das für seinen abgebröckelten<br />

Charme über die Grenzen<br />

Berlins hinaus geliebte Clärchen.<br />

Nicht einfach und teuer<br />

DerFotograf YoramRoth, seit einiger<br />

Zeit Besitzer des sichtbar verfallenden<br />

Gebäudes, hat den Vertrag mit<br />

den bisherigen Pächtern nicht verlängertund<br />

will renovieren.<br />

Inzwischen per Unterschriftensammlung<br />

dokumentierte Sorgen<br />

um den Verlust von Charme und Institution<br />

versucht er zu zerstreuen:<br />

„Ich will, dass das Gebäude hinterher<br />

so aussieht, als wäreesnie angefasst<br />

worden“, sagte Roth. Das sei<br />

nicht einfach und zudem teuer.<br />

Es gebe aber dringend notwendige<br />

Grundsanierungen zu erledigen,<br />

zum Beispiel beim Brandschutz<br />

oder in der Küche. Der historische<br />

Spiegelsaal in der ersten Etage etwa<br />

benötige eine Klimatisierung, um<br />

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Lesen Sie am Wochenende<br />

MobileWelten<br />

Sauber,schlau und schillernd:<br />

Die Auto-Trends der CES<br />

Der Mercedes CLS 350:<br />

Wunderschöne Unvernunft<br />

das ganze Jahr über genutzt werden<br />

zu können. Ausdrücklich kein Vorbild<br />

für die Sanierung vonClärchens<br />

Ballhaus ist für Roth sein jüngstes<br />

Projekt „Veronika“ in NewYork. Das<br />

Restaurant im Stil großer europäischer<br />

Caféhäuser im Gebäude des<br />

Fotografiska-Museums ist ein echter<br />

Hingucker geworden, aber eben<br />

auch nicht ganz günstig.<br />

Roth will „so schnell wie möglich“<br />

wieder öffnen, was fünf bis<br />

sechs Monate bedeuten könne.Am<br />

liebsten wäre esdem Investor, der<br />

Clärchens Ballhaus nicht als klassisches<br />

Investment mit Gewinnabsicht<br />

sieht, wenn mit der Biergartensaison<br />

wieder geöffnet werden<br />

könnte. Was einem seiner Motive<br />

entspräche: „Die Rückkehr von<br />

Kaffee und Kuchen ist mir wichtig“,<br />

aktuell werde Pizza angeboten.<br />

Roth will die Rückkehr des Traditionslokals<br />

„mit Tanz und allem“. Einen<br />

neuen Pächter hat er nach eigenen<br />

Angaben noch nicht. Er<br />

brauche dafür „jemanden, mit dem<br />

ich das Gesamtkonzept entwickeln<br />

kann“. (BLZ/dpa)<br />

„Bleib in guter Erinnerung: Letzter Schwoof“<br />

in Clärchens Ballhaus am 10. und 11. Januar,<br />

jeweils ab 19 Uhr.Karten an der Abendkasse.<br />

Clärchens Ballhaus, Auguststraße, Mitte.<br />

Der Spiegelsaal im ersten Stock des Hauses<br />

muss auch saniertwerden. M. WÄCHTER<br />

Bunt und lustig: Das Kinder- und Jugendensemble des Friedrichstadt-Palastes besteht aus 250 Kindernaller Nationen.<br />

DIE APFEL-FEE<br />

MASCHA STIERLE aus Steglitz ist<br />

zwar erst 15 Jahrealt, aber trotzdem<br />

schon eine alte Häsin. „Ich<br />

gehöre seit sieben Jahren zum<br />

jungen Ensemble“, sagt sie.„Ich<br />

habe früher schon gern getanzt,<br />

deshalb meldete meine Mutter<br />

mich an.“ Besonders reizvoll für<br />

sie: Auf der Bühne zu stehen,<br />

Dinge vorzuführen und am<br />

Ende Applaus zu bekommen,<br />

das Brot der Künstler. Nach<br />

mehreren Shows hat es dieses<br />

Malsogar mit der Hauptrolle geklappt:<br />

Mascha ist Appelina, die<br />

Lese-Fee mit Hang zum Apfel-<br />

Tee. 40 Minuten braucht sie, bis<br />

ihr grün leuchtendes Kostüm<br />

sitzt, die Haare und das Makeup<br />

passen. „Ich habe auch großes<br />

Lampenfieber,aber das wird<br />

schon. Die Proben liefen gut,<br />

auch wenn wir sehr schnell unseren<br />

Text lernen mussten.“<br />

LOURDES ROA ist neun Jahre alt,<br />

macht seit zwei Jahren im jun-<br />

gen Ensemblee des Palastes mit<br />

–und tanzt mit ihren kleinen<br />

Mitstreitern über die gigan-<br />

Bühne. „Mein<br />

tisch wirkende<br />

Papa dachte<br />

Wettbewerb<br />

erst, es ist ein<br />

im Singen und<br />

brachte mich<br />

deshalb<br />

zum Casting“,<br />

sagt<br />

sie. „Da sahen<br />

wir,<br />

dass auch getanzt<br />

wird, das gefiel<br />

mir sehr, dennn<br />

das habe ich<br />

schon immer<br />

gern ge-<br />

Heute Schule,<br />

morgen Bühne<br />

Der Friedrichstadt-Palast bringt kleine<br />

Nachwuchsschauspieler groß raus<br />

VonFlorian Thalmann<br />

Flotte Tanzszenen, große<br />

Stimmen, spektakuläre<br />

Lichtshows und Bühnenbilder,<br />

die sich magisch verwandeln<br />

–wer es nicht weiß, würde<br />

kaum vermuten, dass bei dieser<br />

Show ausschließlich Nachwuchs-<br />

Stars auf der Bühne stehen: Im Friedrichstadt-Palast<br />

ist derzeit die Kinder-Revue<br />

„Im Labyrinth der Bücher“<br />

zu sehen, die im November<br />

ihre Weltpremiere feierte. Auf den<br />

Brettern: unzählige Kinder und Jugendliche<br />

aus den unterschiedlichsten<br />

Nationen, alle zwischen 7und<br />

17 Jahrealt.<br />

Die knallbunte, turbulente Inszenierung<br />

dreht sich um Lea, Jule,Ben<br />

und Mayla, vier Kinder,die gerne lesen.<br />

Während sie in ihren Geschichtenbüchern<br />

blättern, erscheint die<br />

Lese-Fee Appelina und verzaubert<br />

die Szenerie, sodass die Kids in den<br />

Geschichten landen. Ein Ritt durch<br />

die Welt der Kinderliteratur von Robin<br />

Hood bis Robinson Crusoe. „Im<br />

Labyrinth der Bücher“ ist aber nicht<br />

nur eine Revue für Kinder, auch Erwachsene<br />

werden gut unterhalten.<br />

Über Monate wurde vorund hinter<br />

den Palast-Kulissen gebastelt, geschraubt,<br />

geprobt, wurden die Nachwuchs-Künstler<br />

auf die Arbeit auf<br />

der Bühne vorbereitet. Der Palast ist<br />

eigentlich bekannt für seine großen<br />

Revuen –doch seit 1945 unterhält<br />

die <strong>Berliner</strong> Bühnen-Institution ein<br />

junges Ensemble. Rund 250 <strong>Berliner</strong><br />

Kids aus 20 Nationen werden hier<br />

ausgebildet, bekommen das Rüstzeug<br />

für eine Karriere auf den Brettern.<br />

„Wir sehen darin auch eine gesellschaftliche<br />

Aufgabe.Kinder müssen<br />

früh an das Medium Bühne herangeführt<br />

werden, damit sie später<br />

auch als Erwachsene ins Theater gehen“,<br />

sagte Berndt Schmidt, der Intendant<br />

des Palastes.<br />

Im Labyrinthder Bücher läuft noch bis 18. Januar<br />

und dannwieder ab November. Tickets und<br />

Informationen unterwww.palast.berlin<br />

Polizei fasst Auto-Brandstifter<br />

In Schöneberg gingen in der Nacht zu Donnerstag drei Fahrzeuge in Flammen auf –darunter ein Rettungswagen<br />

DER KLEINE RÄUBER<br />

macht.“ Inzwischen habe sie viele<br />

Freunde gewonnen und in den<br />

Kinder-Re evuen einige Rollen<br />

gespielt –dieses Mal sind es<br />

ein Räuber und ein Marien-<br />

bin auch richtig<br />

käfer. „Ich<br />

doll aufgeregt. Ich atme dann<br />

immer langsam ein und<br />

aus, dann kann ich<br />

mich ein bisschen be-<br />

Bis zum 18.<br />

Lebensjahr verfliegt<br />

ruhigen.“<br />

die Aufregung sicher<br />

– denn<br />

Lourdes will später<br />

Schauspielerin<br />

werden.<br />

Nach dem Brand mehrerer Autos<br />

in Schöneberghat die Polizei in<br />

der Nähe des Tatorts den mutmaßlichen<br />

Brandstifter gestellt. Er soll einen<br />

Wagen angezündet haben, von<br />

dem die Flammen dann auf zwei<br />

weitere Autos sowie einen Rettungswagen<br />

übergriffen. Der Mann war<br />

den Polizisten kurz nach dem Feuer<br />

in der Nacht zu Donnerstag aufgefallen.<br />

Demnach flüchtete er,als sie ihn<br />

überprüfen wollten. Die Beamten<br />

holten ihn ein und nahmen ihn fest.<br />

Der Verdächtige trug laut Polizei<br />

Handschuhe, Feuerzeug und einen<br />

Schlüssel der Markedes angezündeten<br />

Wagens bei sich. Weitere Ermittlungen<br />

ergaben, dass der 37-Jährige<br />

falsche Personalien angegeben hatte<br />

und zwei gültige Haftbefehle gegen<br />

ihn vorlagen. Auch stellte die Polizei<br />

fest, dass das angezündete Auto 2015<br />

als gestohlen gemeldet und die<br />

Kennzeichen gefälscht waren. Der<br />

Mann sollte am Donnerstag wegen<br />

der Haftbefehle in eine Justizvollzugsanstalt<br />

überstellt werden.<br />

Anwohner hatten den brennenden<br />

Wagen in der Elßholzstraße kurz<br />

vor 3Uhr bemerkt. Das Ausmaß des<br />

Schadens war zunächst nicht klar.<br />

Zunächst hieß es vonder Feuerwehr,<br />

drei Wagen hätten komplett gebrannt.<br />

IDON ISAJA (13) spielte vor seiner<br />

Zeit im Friedrichstadt-Palast<br />

bereits in einer Theatergruppe<br />

–bis sein Vater in der<br />

U-Bahn ein Werbeplakat für<br />

das junge Ensemble sah.„Ich<br />

ging zum Casting<br />

und<br />

wurde angenommen“,<br />

sagt er. Erhabe früher<br />

Disney-Filme gese-<br />

hen, aus ihnen<br />

zog erdie Inspiration,<br />

selbst zu<br />

spielen und zu<br />

singen. „Außerdem<br />

bin ich immer<br />

in Bewegung und<br />

In der Hauptstadt werden nachts<br />

immer wieder Fahrzeuge durch<br />

Feuer beschädigt oder zerstört. 2019<br />

brannten nach Angaben der Polizei<br />

596 Fahrzeuge wegen Brandstiftung.<br />

Davon seien 358 direkt angezündet<br />

worden. Weitere 238 wurden demnach<br />

von übergreifenden Flammen<br />

beschädigt oder zerstört. Genaue<br />

Hintergründe zu den Brandstiftungen<br />

und Brandanschlägen nannte<br />

die Polizei nicht. In der Vergangenheit<br />

ging sie etwa von Vandalismus,<br />

pyromanischen Tendenzen der Täter,<br />

gezielten Racheaktionen im privaten<br />

Umfeld, Versicherungsbetrug<br />

oder sogenannten Verdeckungs-<br />

DER DICKE MÖNCH<br />

FRIEDRICHSTADT-PALAST BERLIN<br />

DER MOSKITO<br />

AMELIE MÜLLER spielt in der<br />

Kinder-Revue unter anderem einen<br />

Moskito –dagehören auch<br />

die großen Augen zum Kostüm.<br />

DieZwölfjährige wurde 2016 auf<br />

das Ensemble aufmerksam. „Ich<br />

habe immer getanzt und<br />

mochte die Shows“, sagt sie.<br />

„Gemeinsam mit einer Freundin<br />

ging ich zum Casting –und<br />

wir wurden beide angenommen.<br />

Jetzt stehen wir sogar gemeinsam<br />

in den gleichen Gruppen<br />

auf der Bühne.“ Zweimal<br />

pro Woche war sie seit April im<br />

Palast, um mit den jungen Kollegen<br />

zu proben. „Aber es ist sehr<br />

schön, wenn man sieht, wie alles<br />

auf der Bühne wirkt.“ Lampenfieber<br />

hat sie nicht mehr. „Bei<br />

der ersten Aufführung, bei der<br />

ich mitgemacht habe, hat es<br />

noch gekribbelt, aber inzwischen<br />

geht es schon besser!“<br />

mag es, mich auf der Bühne auszu-<br />

toben. “Nach den anstrengenden<br />

Proben freut er sich richtig auf<br />

die Show, auf die Premiere, trotz<br />

Lampenfiebers s. „Ich werde<br />

immer aufgeregter,<br />

aber<br />

wenn man auf der<br />

Bühne ist, konzentriert<br />

man sich auf die Re-<br />

Ob er das<br />

vue.“<br />

Schauspiel<br />

auch zum Beruf<br />

machen<br />

will, weiß er<br />

noch nicht.<br />

„Aber ich habe ja<br />

auch noch Zeit.“<br />

bränden aus. Ineinem solchen Fall<br />

soll mit einem Feuer eine andere<br />

Straftat verdeckt werden.<br />

Ein kleiner Teil der Täter war laut<br />

Polizei politisch motiviert. Die meist<br />

linksextremen Brandstifter zündeten<br />

56 Autos direkt an und beschädigten<br />

dabei 43 umliegende Wagen. Bereits<br />

Mitte 2019 hatte die hohe Zahl der<br />

Brandstiftungen für Aufregung gesorgt.<br />

Die Polizei rief im Juli die Ermittlungsgruppe<br />

„Nachtwache“ ins<br />

Leben. Fünf Beamte des Landeskriminalamtes<br />

sollten Brandstiftungen<br />

an Autos aufklären. Polizeipräsidentin<br />

Barbara Slowik kündigte verstärkte<br />

Polizeistreifen an. (dpa)<br />

Leben<br />

und<br />

lernen<br />

Vor100 Jahren wurde die<br />

erste VHS gegründet<br />

Chancengleichheit und das Konzept<br />

des lebenslangen Lernens,<br />

das sind die Stützen der modernen<br />

Volkshochschule, die allein in Berlin<br />

zwölfmal allen Bürgerinnen und<br />

Bürgern offen steht. Die Idee dahinter:<br />

Der Einzelne trägt durch seine<br />

fortwährende Bildung zur Sicherung<br />

der Demokratie bei. Selten schien<br />

ein Gedanke so aktuell, dabei hat die<br />

Volkshochschule, im Volksmund<br />

kurzVHS, Tradition –amFreitag vor<br />

100 Jahren, am 10. Januar 1920,<br />

wurde die Gesamtberliner Volkshochschule<br />

mit einem Festaktinder<br />

Aula der Friedrich-Wilhelm-Universität,<br />

der heutigen Humboldt-Universität,<br />

feierlich eröffnet.<br />

Die ersten deutschen Volkshochschulen<br />

entstanden schon<br />

Ende des 19. Jahrhunderts,wie etwa<br />

der Vorläufer Humboldt-<br />

Akademie, ein privates <strong>Berliner</strong><br />

Institut zur Erwachsenenbildung<br />

oder auch der Frankfurter Bund für<br />

Volksbildung und im Jahr 1902 die<br />

Freie Hochschule Berlin. Die meis-<br />

Gründungen erfolgten nach dem<br />

ten<br />

Ersten Weltkrieg und bis heute gibt<br />

es in Deutschland rund 900 Volkshochschulen,<br />

die meisten in Bayern<br />

mit 186 Einrichtungen (2017),<br />

Schlusslicht ist der Stadtstaat Hamburg,<br />

mit nur einer VHS. Berlin hat<br />

stadtweit zwölfVolkshochschulen, in<br />

denen jedermann Kurse gegen Bezahlung<br />

besuchen kann.<br />

Zum Angebot der bundesweit<br />

700 000 Veranstaltungen zählen neben<br />

der Grundbildung und dem<br />

Nachholen von Schulabschlüssen,<br />

die politische Bildung ebenso wie<br />

Kultur und Gesundheit. Mit der Zuwanderung<br />

in den vergangenen Jahrenleisten<br />

die VHS mit ihren Sprachkursen<br />

und Förderprogrammen zudem<br />

einen nicht unerheblichen Anteil<br />

zur Integration. (mpw.)<br />

Geliebter<br />

knorriger<br />

Kauz<br />

Katharina Thalbach liest<br />

aus „Räuber Hotzenplotz“<br />

VonBarbaraWeitzel<br />

Im Jahr 1993 traf die japanische<br />

Kaiserin in München einen berühmten<br />

deutschen Kinderbuchautor,<br />

weil sie unbedingt den Schöpfer<br />

des „Odorobo Hottsenpuottso“ kennenlernen<br />

wollte.<br />

Der Schriftsteller war natürlich<br />

Otfried Preußler und seinem „Räuber<br />

Hotzenplotz“ hätte diese<br />

Schreibweise seines Namens vermutlich<br />

nicht geschmeckt. Der regt<br />

sich ja schon immer auf, wenn Kasper<br />

ihn „Plotzenhotz“ nennt. Dabei<br />

kann er selbst seinen Namen nicht<br />

richtig schreiben: „Hodsenplodz“, so<br />

ist er zu lesen aus des Räubers Hand.<br />

Eingefallen ist Preußler der Name<br />

in einer kleinen Stadt in Tschechien.<br />

„Osoblaha“, zu Deutsch: „Hotzenplotz“.<br />

EinBuchwollte er schreiben,<br />

drei Bände sind es geworden, dazu<br />

kam „Hotzenplotz und die Mondrakete“<br />

aus dem Nachlass. Kinder aus<br />

aller Welt schrieben ihm und verlangten<br />

nach Fortsetzungen. In 34<br />

Sprachen gibt es die Geschichten um<br />

den knorrig-sympathischen Gauner<br />

und am liebsten will man gleich<br />

nachforschen, welche Namen er<br />

noch hat. Erst recht nach dem Besuch<br />

im Kino International. Da liest<br />

nämlich Katharina Thalbach aus<br />

dem ersten Band.<br />

KatharinaThalbach liest„Räuber Hotzenplotz“<br />

im Kino International, Karl-Marx-Allee 33, Sonntag<br />

um 11 Uhr,Eintritt 12/15 Euro.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 15<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Problemfüße in Marzahn<br />

KATJA OSKAMP<br />

kommt gerade nicht zum Schreiben.<br />

Was für eine Schriftstellerin<br />

ungünstig ist. Sie freut sich über<br />

den Grund: Ihr aktuelles Buch ist<br />

einfach zu erfolgreich! Katja Oskamp<br />

wird oft eingeladen, daraus<br />

vorzulesen. Sie gibt Interviews.<br />

Undjeden Mittwoch und Donnerstag<br />

geht sie in den Kosmetiksalon<br />

MP20 in der Marzahner Promenade<br />

32. Die Autorin zieht es nicht<br />

zur Behandlung einer komplizierten<br />

Mischhaut so oft in den Salon,<br />

sondernweil sie dortanzweiTagen<br />

proWoche arbeitet. Das steht auch<br />

im Untertitel ihres Buches: In<br />

„Marzahn, mon amour –Geschichten<br />

einer Fusspflegerin“ erzählt sie<br />

über Kollegen und Stammkunden.<br />

Die Ausbildung zur Fußpflegerin<br />

hatte sie am 2. März 2015 begonnen,<br />

weil es mit der Schriftstellerei<br />

nicht so lief und ihr Leben<br />

nach Sinn und Struktur verlangte.<br />

Die Reaktionen auf diese berufliche<br />

Umorientierung gerieten oft<br />

mitleidig. Im Rückblick sagt Katja<br />

Oskamp heute: „Das war ein<br />

Schicksalstag.“ Und so lange, wie<br />

sie noch zu den Füßen ihrer Kunden<br />

runter und anschließend wieder<br />

hoch kommt, will sie das weitermachen.<br />

Auch wenn es jetzt mit<br />

der Schreiberei wieder besser läuft<br />

–aktuell hat sie es sich mit ihrem<br />

Buch auf dem 19. Platz der Spiegel-<br />

Bestsellerliste zwischen Peter<br />

Prange und Axel Hacke bequem gemacht.<br />

An einem Mittwoch oder Donnerstag<br />

passen bis zu neun Fußpflegetermine<br />

in Katja Oskamps Kalen-<br />

Katja Oskamp arbeitet zweimal die Woche<br />

als Fußpflegerin in Marzahn. CHRISTIAN SCHULZ<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

Katja Oskamp landet<br />

mit den Geschichten aus<br />

ihrem zweiten Leben als<br />

Fußpflegerin einen Bestseller<br />

JörnKotzur in seiner Berufskleidung als<br />

Dungeon-Richter.<br />

CHRISTIAN SCHULZ<br />

der. Sie ist nicht böse, wenn es nur<br />

sechs oder sieben sind: „Dann<br />

bleibt auch Zeit für Pausen.“ Wenn<br />

Kunden sie herablassend behandeln,<br />

konzentriert sie sich stur auf<br />

die Füße: „Ich habe nichts gegen<br />

Problemfüße.Das Problem sind selten<br />

die Füße, das ist meistens der<br />

Kopf. Denen, die ich leiden kann,<br />

schaue ich auch in die Augen.“<br />

Frau Fischer,die im Buch anders<br />

heißt, kommt etwas zu früh zu ihrem<br />

10-Uhr-Termin. Das liegt an<br />

ihrer Dackeldame, die mal länger<br />

und mal kürzer für den Weg zum<br />

Salon braucht. Heute kürzer. Frauchen<br />

hat zu Hause ein signiertes<br />

Exemplar mit den Geschichten ihrer<br />

Fußpflegerin stehen. Den Stil<br />

umschreibt sie so: „<strong>Berliner</strong><br />

Schnauze“. Frau Fischer gefällt das.<br />

Seit dem Erscheinen des Buches<br />

kommen immer wieder Leser.<br />

„Auch ohne Termin und aus Ilmenau<br />

oder Nordhausen.“ Wenn<br />

Katja Oskamp dann nicht da ist,<br />

bekommen die Leser von der Chefin,<br />

die im Buch Tiffy heißt, eine<br />

Führung durch den Salon und dürfen<br />

das Buch zum Signieren dalassen.<br />

Es wird ihnen anschließend<br />

zugeschickt.<br />

Nachdem sich viele Marzahner<br />

durch die Comedy-Figur Cindy aus<br />

Marzahn nicht angemessen repräsentiert<br />

fühlten, rutscht Katja Oskamp<br />

gerade in die Rolle einer Marzahn-Botschafterin<br />

hinein: „Ich<br />

durfte schon hier und da über den<br />

Bezirk sprechen und ihm zum<br />

40. Geburtstag im Internet gratulieren.“<br />

VorWeihnachten war Katja<br />

Oskamp im Büro des CDU-Politikers<br />

Mario Czaja, um einen Stapel<br />

ihrer Bücher zu signieren, die er<br />

zum Fest verschenkte.<br />

Katja Oskamp lebt nicht in Marzahn,<br />

sondern in Friedrichshain:<br />

„Für mich ist es schön, dass ich<br />

zwischen meinen beiden Leben<br />

pendele und mich in die Straßenbahn<br />

nach Marzahn setzen kann,<br />

wenn ich von den Bio-Fuzzis die<br />

Schnauzevollhabe.“<br />

ROLF HENNIG<br />

weiß als Fahrer vom Kältebus der<br />

<strong>Berliner</strong> Stadtmission genau, wie<br />

dankbar frische Schlafsäcke bei<br />

den Obdachlosen aufgenommen<br />

werden. Er freute sichalso am Donnerstag<br />

über die Spende, die<br />

Schauspieler Jörn Kotzur, der im<br />

Berlin Dungeon den Richter spielt,<br />

an den Kältebus übergab. ImDezember<br />

waren Schlafsäcke und<br />

warme Wintersachen im Dungeon<br />

gesammelt worden, die Spender<br />

durften gratis ins Gruselkabinett<br />

an der Spandauer Straße inMitte.<br />

Barbara Breuer, Pressesprecherin<br />

der Stadtmission, lobt: „Jede<br />

Spende von Privatpersonen oder<br />

Firmen hilft.“ Wer etwas abgeben<br />

will, darf sich dazu gern animiert<br />

fühlen: „Wochentags von 8 bis<br />

18 Uhr nimmt der Pförtner der<br />

Stadtmission in der Lehrter Straße<br />

gernKleidung und Schlafsäcke an.“<br />

Immer<br />

und<br />

überall.<br />

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16 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

Sturmhauben<br />

lagen im<br />

Kofferraum<br />

Goldmünzen-Prozess:<br />

Spur führt nach Bayern<br />

VonKatrin Bischoff<br />

Wissam R. kommt an diesem<br />

Donnerstag als freier Mann in<br />

den Saal 817 des <strong>Berliner</strong> Landgerichts.<br />

Obwohl der 22-jährige Spross<br />

einer polizeibekannten arabischstämmigen<br />

Großfamilie erst vor wenigen<br />

Wochen in Erlangen zu einer<br />

zweieinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt<br />

wurde. Das bedeutet, bei<br />

Rechtskraft des Urteils muss er ins<br />

Gefängnis.<br />

Wissam R. soll Ende 2018 in Bayern<br />

ineine Firma eingebrochen sein<br />

und dortsieben Hydraulik-Schneider<br />

gestohlen haben. Mit solcher Art<br />

Werkzeug sollen Clanmitglieder auch<br />

einen Geldtransporter in Mitte aufgebrochen<br />

haben. Auch bei dem Juwelenraub<br />

im Grünen Gewölbe in Dresden<br />

kam offenbar ein Hydraulik-<br />

Schneider zum Einsatz. Spuren sollen<br />

ins Berlins Clan-Milieu führen.<br />

Darum geht es in dem <strong>Berliner</strong><br />

Verfahren aber nicht. Wissam R. und<br />

zwei Cousins, Wayci und Ahmad R.,<br />

sowie Denis W. stehen seit nunmehr<br />

genau einem Jahr vor einer Jugendkammer<br />

des <strong>Berliner</strong> Landgerichts.<br />

Sie müssen sich wegen Diebstahls in<br />

besonders schweren Fall verantworten.<br />

Sie sollen im März 2017 an dem<br />

spektakulären Diebstahl der 100-Kilogramm-GoldmünzeBig<br />

Maple Leaf<br />

aus dem Bode-Museum beteiligt gewesen<br />

sein. Vonder Münze imVerkaufswert<br />

von 3,75 Millionen Euro<br />

fehlt bis heute jede Spur.<br />

An diesem Donnerstag wollte die<br />

Vorsitzende Richterin in dem Verfahren<br />

eigentlich das gegen Wissam R.<br />

verhängte Erlanger Urteil in das Verfahren<br />

einfließen lassen. Doch stattdessen<br />

verliest sie einen Ermittlungsbericht<br />

der Verkehrsinspektion Bayreuth.<br />

Darinsteht, dass das Auto von<br />

Wissam R. Ende vorigen Jahres bei<br />

Vergangener Glanz: Vonder 3,75-Millionen-Euro-Münze<br />

fehlt jede Spur.<br />

DPA<br />

der automatischen Kennzeichenerfassung<br />

auf der Autobahn 9gesichtet,<br />

der Wagen später angehalten wurde.<br />

Wissam R. saß am Steuer,neben ihm<br />

Cousin Wayci R. Der VW Polo war<br />

nach einer Unfallflucht in Berlin zur<br />

Fahndung ausgeschrieben worden.<br />

Im Auto stießen die Bayreuther<br />

Beamten laut Bericht auf interessante<br />

Dinge. Im Kofferraum steckten ein<br />

Brecheisen, ein Schlagbohrer, ein<br />

großer Schraubendreher, mehrere<br />

Einweg-Anzüge, drei Sturmhauben<br />

und Handschuhe. Die Frage, wofür<br />

diese Ausrüstung wohl bestimmt war,<br />

wird vor Gericht nicht gestellt, der<br />

Prozess schon nach kurzerZeit unterbrochen.<br />

Er wird amnächsten Montag<br />

fortgesetzt. Möglich, dass dann<br />

das Urteil aus Erlangen eine Rolle<br />

spielen wird.<br />

DerProzess wirdnicht das einzige<br />

Verfahren bleiben, in dem es um den<br />

Diebstahl der Big Maple Leaf geht.<br />

Am 21. Februar dieses Jahres zieht<br />

Boris Fuchsmann, der Eigentümer<br />

der Münze aus Düsseldorf, in Berlin<br />

gegen dieVersicherung des Museums<br />

vor Gericht. Die Assekuranz weigert<br />

sich wegen bekanntgewordener Sicherheitsmängel<br />

im Museum die<br />

volle Versicherungssumme vonmehr<br />

als vier Millionen Euro zu zahlen. Bisher<br />

soll Fuchsmann lediglich 800 000<br />

Euro erhalten haben.<br />

Parlament segnet Tesla-Deal ab<br />

Die Landesregierungrechtfertigt den vergleichsweise geringen Verkaufspreis als gesetzeskonform<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

In dem vom Potsdamer Parlament<br />

gebilligten Verkauf von<br />

300 Hektar landeseigenem<br />

Grund und Boden an den US-<br />

Elektroautobauer Tesla wird von einemVerkaufspreis<br />

vonfast 41 Millionen<br />

Euro ausgegangen. Das entspricht<br />

einem Quadratmeterpreis<br />

von13,52 Euro,die die extragegründete<br />

Brandenburger Tesla-Tochterfirma<br />

bezahlen müsste.<br />

Als die Summe am Mittwoch bekannt<br />

wurde, gab es erste Spekulationen,<br />

ob Tesla einen Bonus erhalten<br />

solle, damit sich der US-Elektroautobauer<br />

für den Standort Brandenburg<br />

entscheidet. Als Grund<br />

führte die Linke an, dass der Quadratmeterpreis<br />

im Nachbar-Gewerbegebiet<br />

bei 40 Euro liege.Doch dies ist<br />

ein fertig erschlossenes Gewerbegebiet,<br />

das sich in Betrieb befindet.<br />

Kein Billig-Preis<br />

Das Tesla-Logo ist noch recht selten auf hiesigen Straßen zu sehen.<br />

Anfrage: Für eine Zusammenarbeit<br />

mit dem US-<br />

Elektroautohersteller Tesla<br />

liegen der Industrie- und<br />

Handelskammer (IHK) Ostbrandenburg<br />

bereits zehn<br />

Anfragen vonFirmen aus der<br />

Region vor.<br />

INTERESSENTEN AUS BRANDENBURG<br />

Angebote: Die Firmen legen<br />

ihr Leistungsangebot dar<br />

und äußernWünschen zur<br />

Zusammenarbeit. Es seien<br />

Firmen aus den Bereichen<br />

Automatisierung und Robotik,<br />

Gebäudebau und stromsparende<br />

Technologie.<br />

Weitergabe: Nach Angaben<br />

der Brandenburger Staatskanzlei<br />

werden alle Interessenbekundungen<br />

selbstverständlich<br />

an Tesla weitergeleitet.<br />

Doch über das weitere<br />

Vorgehen entscheidet ausschließlich<br />

Tesla, heißt es.<br />

Das Tesla-Grundstück ist zwar<br />

grundsätzlich als Gewerbeareal im<br />

Bebauungsplan genehmigt, ist aber<br />

noch völlig unerschlossen. „Es gilt<br />

als Rohbauland“, sagte Brandenburgs<br />

Finanzministerin Katrin<br />

Lange (SPD) nach der Zustimmung<br />

des Haushaltsausschusses zu dem<br />

Kaufvertrag. Wegen dieses Zustandes<br />

sei der Kaufpreis vergleichsweise<br />

niedrig. Denn auf den 300 Hektar<br />

stehen 150 Hektar Kiefernforst. Der<br />

Preis gilt sowohl als markt- als auch<br />

als ortsüblich.<br />

„Der Kaufpreis wurde nach Recht<br />

und Gesetz ermittelt“, sagte die Ministerin.<br />

Der Landesbetrieb Forst<br />

habe ein Gutachten erstellt. „Dabei<br />

wurden die rechtlichen Vorgaben<br />

voll umfänglich eingehalten“, sagte<br />

Katrin Lange. Zusätzlich wird nun<br />

noch ein Gutachten voneiner unabhängigen<br />

Stelle erstellt, das Ende Januar<br />

vorliegen soll.„Tesla hat zugesichert,<br />

den dann in diesem Gutachten<br />

ermittelten Preis zu akzeptieren<br />

und zu zahlen“, sagte sie. Zudem<br />

werdedas ganzeGeschäft auch noch<br />

vonder EU auf seine Rechtmäßigkeit<br />

geprüft, weil Tesla ja Fördermittel<br />

beantragt hat.<br />

Zum Kaufpreis müssen noch die<br />

Kosten für die Fäll- und Rodungsarbeiten<br />

mit eingerechnet werden sowie<br />

die Kosten für die Ersatzpflanzungen<br />

und die Munitionssuche.<br />

Denn gerade in Ostbrandenburg ist<br />

der Boden meist noch recht belastet<br />

von Altmunition aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg, da die Rote Armee im<br />

Frühjahr 1945 vonOsten nach Berlin<br />

vorrückte. Außerdem gab es auch<br />

starke Luftangriffe der West-Alliierten<br />

auf deutsche Truppen. In diesem<br />

Fall werden 25 Blindgänger amerikanischer<br />

Herkunft im Boden vermutet.<br />

Der Kampfmittelräumdienst hat<br />

nach Angaben der Landesregierung<br />

die digitalisierten Luftbilder ausgewertet,<br />

die die Alliierten im Krieg<br />

nach jedem Bombenflug gemacht<br />

haben. In diesem Gebiet wurden damals<br />

250 Bombentrichter gesichtet.<br />

In der Regel wird von zehn Prozent<br />

Blindgängernausgegangen.<br />

Die Linke-Opposition hatte bereits<br />

im Vorfeld angekündigt, dem<br />

Kaufvertrag nicht zuzustimmen,<br />

denn er sei eine„Blanko-Vollmacht“.<br />

Beider AfD hieß es hinterher,die Debatte<br />

im Ausschuss sei konstruktiv<br />

gewesen und es wurden viele Fragen<br />

geklärt. Aber die AfD habe nicht zugestimmt,<br />

weil der Vertragnicht vorgelegt<br />

wurde und damit die Details<br />

nicht bekannt waren.<br />

„Keine politischen Vorgaben“<br />

Tesla will noch in diesem Frühjahr<br />

mit dem Bau beginnen. Die Fabrik<br />

soll 2021 anlaufen und Elektro-SUV<br />

produzieren. Insgesamt wird über<br />

eine Investitionssumme von bis zu<br />

vier Milliarden Euro spekuliert und<br />

darüber, dass dort bis zu 8000 Arbeitsplätze<br />

entstehen. Anfangs will<br />

Tesla dort100 000 Autos bauen –später<br />

bis zu 500 000 pro Jahr. Zum Vergleich:<br />

Weltweit hat Tesla 2019 insgesamt<br />

360 000 Autos ausgeliefert.<br />

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach<br />

(SPD) sagte, dass die Jobs helfen,<br />

die Probleme durch den Kohleausstieg<br />

zu minimieren. „Wenn die<br />

Tesla-Ansiedlung funktioniert, wird<br />

die große Zahl von Jobs auch für Ersatzarbeitsplätzesorgen<br />

für das,was<br />

in der Lausitz wegfällt.“<br />

Nach der Zustimmung von Tesla<br />

wirdderVerkauf notariell beglaubigt.<br />

Tesla will schnell mit der Arbeit beginnen<br />

und vor der Genehmigung<br />

mit der Rodung der Kiefern beginnen.<br />

Denn Anfang März beginnt die<br />

Vegetationsperiode, und es darf danach<br />

aus Gründen des Artenschutzes<br />

zum Beispiel für Brutvögel nicht<br />

mehr gefällt werden. Dem Konzern<br />

ginge also ein ganzes Jahr verloren.<br />

Laut Antrag müssen 150 Hektar<br />

Bäume gefällt werden. Die Harvester,<br />

also die Erntemaschinen, schaffen<br />

auf einem Grundstück dieser<br />

Größe zehn Hektar am Tag. „Aber es<br />

könnten auch mehr Maschinen eingesetzt<br />

werden“, sagte Umweltminister<br />

Axel Vogel (Grüne). Tesla sei<br />

für die Rodungen zuständig und entscheide,wie<br />

gearbeitet werde.<br />

DasGenehmigungsverfahren des<br />

Landes läuft bereits. „Das Verfahren<br />

unterliegt keinerlei politischer Weisung“,<br />

versicherte Minister Vogel. Es<br />

erfolge nach Recht und Gesetz. „Am<br />

Ende steht entweder eine Genehmigung<br />

oder Auflagen für Tesla.“<br />

AfD-Mitglieder ziehen gegen linke Aktivistin vor Gericht<br />

Angeblich soll die Frau einen Wirt bedroht haben, damit der einen Vertrag mit der AfD kündigt. Doch der Wirt widerspricht<br />

VonAnnika Leister<br />

<strong>Berliner</strong> AfD-Mitglieder klagen<br />

gegen eine linke Aktivistin –weil<br />

die einem Wirt ihre Haltung zur AfD<br />

erklärte. Der Wirt des Ballhauses<br />

Pankow wollte der AfD ursprünglich<br />

Räume für deren Landesparteitag<br />

bereitstellen, hatte laut AfD auch<br />

schon einen Vertrag unterzeichnet,<br />

entschied sich dann aber anders.Die<br />

AfD behauptet, das sei aufgrund von<br />

telefonisch ausgeübtem Druck<br />

durch die Aktivistin Irmgard Wurdack<br />

geschehen. Wurdack ist Bundesgeschäftsführerin<br />

des Bündnisses<br />

„Aufstehen gegen Rassismus“.<br />

Wurdack und der Wirt widersprechen<br />

der Darstellung der AfD.<br />

Karsten Franck, Vorsitzender der<br />

AfD Tempelhof-Schöneberg, habe<br />

Anzeige gegen Wurdack bei der<br />

Staatsanwaltschaft gestellt, hieß es<br />

am Donnerstag. Die Anzeigeschrift<br />

liegt der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vor. Darin<br />

fordert Franck, gegen Wurdack ein<br />

Verfahren wegen „Nötigung und<br />

übler Nachrede“ einzuleiten –auch<br />

wenn er,wie er in der Anzeige zugibt,<br />

den Inhalt des Telefongesprächs zwischen<br />

Wirt und Wurdack überhaupt<br />

nicht kennt.<br />

Der Wirt des Ballhauses Pankow<br />

selbst bewertet den Fall gänzlich anders:<br />

„Das ist gelogen“, sagte er der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am Donnerstag zur<br />

Darstellung der AfD. Erhabe viele<br />

Anrufe bezüglich der AfD erhalten,<br />

aber:„Keiner hat mich bedroht.“<br />

Auch Irmgard Wurdack schildert<br />

das Telefonat als nett, ein reiner Austausch<br />

von Meinungen. Der Wirt<br />

habe erklärt, er sei unpolitisch und<br />

vermiete auch an andere Parteien.<br />

Wurdack habe ihm gesagt, sie könne<br />

seinen Standpunkt verstehen, auch<br />

wenn sie ihn nicht teile.Sie habe darauf<br />

hingewiesen, dass der geplante<br />

Termin des Parteitags am 25./26. Januar<br />

sehr nah an dem Jahrestag der<br />

Befreiung vonAuschwitz (27. Januar)<br />

liege. Außerdem habe sie gesagt,<br />

dass sie die AfD für eine „faschistische<br />

Partei im Werden“ halte und Initiativen<br />

wie „Aufstehen gegen Rassismus“<br />

vermutlich gegen den Parteitag<br />

protestieren würden. „Das war<br />

aber keine Drohung“, sagt sie. „Natürlich<br />

nehmen wir unser Recht auf<br />

freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit<br />

wahr.“<br />

Wurdack wertet ganz im Gegenteil<br />

die Anzeige der AfD als „Einschüchterungsversuch“.<br />

Die Partei<br />

dränge sich so außerdem in eine Opferrolle,<br />

die wahre Opfer verhöhne –<br />

zum Beispiel Geflüchtete, deren<br />

Heime in den vergangenen Jahren<br />

verstärkt mit rechten Parolen beschmiert<br />

würden. Die AfD trage als<br />

„Brandstifterin“ Verantwortung dafür.Noch<br />

sei ihr die Anzeige nicht zugestellt<br />

worden. „Aber ich sehe dem<br />

gelassen entgegen.“<br />

Laut Sprecher Ronald Gläser will<br />

die <strong>Berliner</strong> AfD weiterhin an dem<br />

Termin für den Parteitag festhalten.<br />

Man prüfe nun, ob man gerichtlich<br />

AP<br />

gegen die Kündigung des Vertrags<br />

durch den Wirt vorgehen könne.<br />

Der Landesparteitag der AfD<br />

wurde bereits zweimal verschoben –<br />

und damit auch die laut Satzung eigentlich<br />

vor Monaten vorgeschriebenen<br />

Neuwahlen für den Parteivorstand.<br />

Deswegen wird die <strong>Berliner</strong><br />

AfD zurzeit von einem sogenannten<br />

Notvorstand vertreten, mit dem<br />

Fraktions- und vorigen Landeschef<br />

GeorgPazderski an der Spitze.<br />

DerAfD-Vorstand führtals Grund<br />

für die Verzögerungen an, dass man<br />

seit Monaten keine Räume finde –<br />

auch, weil Wirte zum Teil bedroht<br />

würden. Konkrete Beispiele nennt<br />

die AfD nicht.<br />

Ausder Partei selbst hieß es schon<br />

vor Wochen, dass der Vorstand sich<br />

schlicht zu wenig bemühe.Manches<br />

Parteimitglied argwöhnt außerdem,<br />

dass es Pazderski gelegen kommt,<br />

die Vorstandswahlen zu verzögern.<br />

Seine Position gilt nicht mehr als gesichert.<br />

UVB: „Senat<br />

muss<br />

umsteuern“<br />

Wirtschaftsverbände<br />

kritisieren Landesregierung<br />

VonElmar Schütze<br />

Berlins Wirtschaft wächst. In den<br />

vergangenen Jahren waren die<br />

Wachstumsraten des Landes stets höher<br />

als der Bundesdurchschnitt.<br />

Während die Unternehmensverbände<br />

Berlin-Brandenburg (UVB)<br />

davor warnen, dass der Aufschwung<br />

durch die Politik des rot-rot-grünen<br />

Senats in Gefahr sei, wiesWirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop (Grüne) die<br />

Kritik jetzt zurück. Die <strong>Berliner</strong> Wirtschaft<br />

wachse dynamisch stärker als<br />

im Bund und schafft jedes Jahr 50 000<br />

neue Arbeitsplätze. „Es ist schädlich,<br />

wenn immer wieder versucht wird,<br />

diese gute Entwicklung schlecht zu<br />

reden“, sagte die Politikerin.<br />

Rot-rot-grüne Gesetzesvorhaben<br />

zur Marktregulierung seien ein Anlass,<br />

sich um den wirtschaftlichen<br />

Aufschwung Berlins zu sorgen, sagte<br />

UVB-Hauptgeschäftsführer Christian<br />

Amsinck am Donnerstag. Eine Überregulierung,<br />

wie er es nannte,könnte<br />

die Anziehungskraft Berlins und der<br />

Region bremsen, sagte Amsinck. Deshalb<br />

müsse der Senat einen Kurswechsel<br />

vornehmen. „Er muss beim<br />

Mietendeckel und beim Vergabegesetz<br />

korrigieren“, forderte er.<br />

Unternehmen seien verunsichert<br />

Beieinem Treffen vorJournalisten erinnerte<br />

Amsinck daran, dass in Berlin<br />

die Binnenwirtschaft mangels einer<br />

relevanten Exportwirtschaft eine besonders<br />

große Rolle spiele.Branchen<br />

wie die Bau- und Wohnungswirtschaft<br />

wären besonders wichtig –und<br />

ausgerechnet sie würden durch den<br />

Mietendeckel des Senats getroffen.<br />

Zwar glaube er persönlich nicht, dass<br />

der Gesetzespassus, wonach Mieten<br />

gesenkt werden dürfen, vor Gericht<br />

Bestand haben werde. Dennoch würden<br />

die Unternehmen verunsichert,<br />

warnte derWirtschaftsvertreter.<br />

Zwar ist in dem Entwurf des Mietendeckel-Gesetzes,<br />

der sich derzeit<br />

im parlamentarischen Verfahren befindet,<br />

der Neubau ab Fertigstellung<br />

2014 ausdrücklich ausgenommen.<br />

Dennoch stornierten Unternehmen<br />

schon jetzt Bauaufträge, sagte Amsinck.<br />

Deutliche Einbußen drohten,<br />

vielfach werde die doch eigentlich<br />

politisch gewünschte und notwendige<br />

energetische Sanierung bereits<br />

bestehender Gebäude gestoppt.<br />

Der Hauptgeschäftsführer der<br />

UVB kritisierte auch das angestrebte<br />

Vergabegesetz. Es lege unter anderem<br />

fest, dass Firmen, die sich an öffentlichen<br />

Ausschreibungen beteiligen<br />

wollen, Löhne von mindestens<br />

12,30 Euro pro Stunde zahlen müssen.<br />

Dieser sogenannte Vergabemindestlohn<br />

sei eine Belastung für die<br />

Wirtschaft. Auch das Plus an Bürokratie<br />

sei ein Hemmnis für Investitionen,<br />

warnte Amsinck. Immer weniger Unternehmen<br />

würden sich an öffentlichen<br />

Ausschreibungen beteiligen.<br />

Tatsächlich liegt der angestrebte<br />

<strong>Berliner</strong> Vergabemindestlohn unter<br />

dem Baumindestlohn, der ab Aprilin<br />

Ostdeutschland 12,55 Euro betragen<br />

wird.<br />

Investition nützen der Wirtschaft<br />

Wirtschaftssenatorin Ramona Pop<br />

sagte, dass auch in der Baubranche<br />

die Entwicklung gut bleibe. Die Auftragseingänge<br />

blieben auf hohem Niveau,<br />

die Anzahl der Baugenehmigungen<br />

steige. Zudem investiere Senat<br />

und Landesunternehmen in den<br />

nächsten Jahren weitere Milliardenbeträge<br />

in Kitas, Schulen, Krankenhäuser<br />

und Verkehrsinfrastruktur –<br />

dies komme auch der Baubranche<br />

zugute.<br />

Darüber hinaus lege der Senat ein<br />

Förderprogramm auf, um die energetischeWohnraumsanierung<br />

zu unterstützen.<br />

Diese müsse im Blick behalten<br />

werden, schließlich sei der Kampf<br />

gegen die Klimakrise „die größte Herausforderung<br />

unserer Zeit“, so die Senatorin.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 17<br />

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Gesundheit<br />

Wenn der Hals kratzt,<br />

hilft eine heiße Milch<br />

mit Honig. Das hat<br />

Oma schon gesagt. Bei<br />

einer Erkältung tut eine Tasse heiße<br />

Zitrone gut, bei Ohrenschmerzen<br />

können Zwiebelsäckchen Abhilfe<br />

schaffen. Das Wissen über Hausmittel<br />

wird von Generation zu Generation<br />

weitergegeben. Und sie werden<br />

häufig angewandt –einer Studie von<br />

2007 zufolge in Deutschland von<br />

rund der Hälfte der Bevölkerung.<br />

Doch helfen Honig, Zwiebel und Zitrone<br />

wirklich? Sicher ist das nicht.<br />

Denn: Hausmittel und ihreWirksamkeit<br />

sind weitgehend unerforscht.<br />

Pharmafirmen nicht interessiert<br />

„Hausmittel wurden eigentlich nie<br />

richtig untersucht“, sagt Stefanie<br />

Joos,Allgemeinmedizinerin und Leiterin<br />

des Instituts für Allgemeinmedizin<br />

am Universitätsklinikum Tübingen.<br />

Dassei sehr schade,denn„es<br />

sind ja Mittel, die teilweise wirklich<br />

sehr lange Tradition haben“. Es gebe<br />

nur wenige gut gemac*hte Studien,<br />

in denen die Wirksamkeit vonHausmitteln<br />

geprüft wurde.<br />

Warumist das so?„Wenn Pharmafirmen<br />

Forschung finanzieren, dann<br />

sind die nicht an Hausmitteln interessiert.<br />

Dafür bräuchte es dann eine öffentliche<br />

Forschungsförderung“, sagt<br />

Joos. Dazu seien Hausmittel aber<br />

nicht innovativ genug. Und: Hausmittel<br />

werden oft bei einfacheren,<br />

selbstlimitierenden Erkrankungen<br />

angewendet. Da sage der Fördermittelgeber:„Na<br />

ja, so eine Erkältung ist<br />

ja jetzt nicht so wichtig.“<br />

JörgMeerpohl, Leiter des Instituts<br />

für Evidenz in der Medizin am Uniklinikum<br />

Freiburg, bestätigt das.Die<br />

Industrie habe selten Interesse<br />

daran, in Hausmittel-Forschung zu<br />

investieren. Die Mittel müssten aus<br />

Unerforschte<br />

Wohltaten<br />

Salbeitee, Wadenwickel,<br />

Hühnersuppe: Jeder kennt Hausmittel,<br />

die angeblich etwa bei Erkältung<br />

Abhilfe schaffen. Ihr Nutzen ist<br />

wissenschaftlich meist nicht bewiesen<br />

VonKatharina Redanz<br />

öffentlicher Hand kommen. DieFörderrichtlinien<br />

des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung,<br />

Geldgeber für öffentliche Forschung,<br />

im Gesundheitsforschungsprogramm<br />

sind themenoffen, heißt es.<br />

An sich könnten auch Untersuchungen<br />

zur Wirksamkeit von Hausmitteln<br />

unterstützt werden.<br />

Tatsächlich seien aber bisher<br />

keine Forschungsanträge mit direktem<br />

Bezug dazu eingereicht worden.<br />

Auch demVerband Forschender Arzneimittelhersteller<br />

ist kein Projekt<br />

bekannt, bei dem bekannte Hausmittel<br />

auf ihre Wirksamkeit untersucht<br />

werden, sagt Verbandssprecher<br />

Rolf Hömke.<br />

Dass nicht zu Hausmitteln geforscht<br />

wird, findet der Kinderarzt<br />

Meerpohl schade.„Ausakademischwissenschaftlicher<br />

Sicht würde ich<br />

mir wünschen, dass man Menschen<br />

klar sagen kann, ob ein Hausmittel<br />

zum Beispiel bei Erkältung wirkt<br />

oder nicht.“ Aus medizinischer<br />

Sicht, denkt er, ist es vielleicht weniger<br />

wichtig. Viele Leute wendeten<br />

Hausmittel an und fühlten sich damit<br />

subjektiv besser. „Ob das Hausmittel<br />

dann viel geholfen hat, nur ein<br />

bisschen, oder lediglich ein Placebo-<br />

Effekt vorliegt, ist vielleicht nicht<br />

entscheidend zu wissen.“<br />

Medizinerin Joos bedauert die<br />

fehlende Forschung. „Hausmittel<br />

werden immer ein bisschen belächelt<br />

–undankbarerweise, denn das<br />

Zwiebelsäckchen kann in Einzelfällen<br />

besser wirken als die Schmerztablette.<br />

Umhier verlässliche Empfehlungen<br />

zu geben, brauchen wir<br />

GETTY IMAGES/MOMENT RF<br />

eigentlich Studien.“ Hausmittel einzusetzen<br />

sei aus verschiedenen<br />

Gründen sinnvoll, sagt Joos. Neben<br />

der tatsächlichen Wirkung sei es gut,<br />

dass der Patient selber etwas macht:<br />

„Diese Überzeugung, ich kann auch<br />

selbst etwas für mich tun, ich muss<br />

nicht immer gleich zum Arzt gehen.“<br />

Wenn man Hausmittel zu- und<br />

vorbereite, zum Beispiel Zwiebelsäckchen<br />

gegen Ohrenschmerzen<br />

bei Kindern, komme der Aspekt<br />

hinzu, dass man jemandem Zuwendung<br />

und Zeit schenke. Das sei ein<br />

wichtiger Punkt bei einem Hausmittel.<br />

Auch Berührungen etwa bei Wadenwickeln<br />

zum Fiebersenken lösten<br />

mit Sicherheit etwas aus.<br />

Vonihr selbst durchgeführte Studien<br />

hätten ergeben, dass vor allem<br />

ältere Menschen und auch eher<br />

Frauen Hausmittel anwenden. Das<br />

liege auch daran, dass das Wissen in<br />

den älteren Generationen noch stärker<br />

vorhanden sei als in den jüngeren.<br />

Hier gehe den Umfragen zufolge<br />

dasWissen eher verloren. Diebeliebtesten<br />

Hausmittel sind der Erhebung<br />

zufolge Hühnersuppe, heiße Milch<br />

mit Honig, das Inhalieren von etwa<br />

Salzwasser oder heiße Zitrone.<br />

Relativ neu: Ingwerwasser<br />

Dass noch einmal „neue“ Hausmittel<br />

entdeckt werden, hält die Ärztin<br />

für unwahrscheinlich. „Ich glaube<br />

eher, dass durch Globalisierung und<br />

Migration Hausmittel aus anderen<br />

Kulturen dazukommen.“ In anderen<br />

Ländern gebe es teilweise ganz andere<br />

Hausmittel. So spiele die Kartoffel<br />

in den Haus-Apotheken Russlands<br />

eine große Rolle, ebenso auch<br />

der Wodka. Ingwer sei ebenfalls ein<br />

Beispiel. Vor 15 Jahren hätte niemand<br />

in Deutschland Ingwertee für<br />

die Gesundheit getrunken – heute<br />

sehe das anders aus.<br />

Auch wenn es nicht viele Studien<br />

zu Hausmitteln gibt –ein paar helfen<br />

erwiesenermaßen. „Nasenspülungen<br />

sind relativ gut untersucht, die<br />

helfen definitiv“, sagt die Medizinerin<br />

Joos. Ebenso Wadenwickel zum<br />

Fiebersenken und Honig als<br />

Schleimlöser und Hustenstiller.<br />

„Man muss ganz klar sagen: Hausmittel<br />

sind eine symptomorientierte<br />

Behandlung. Sie lindern etwa<br />

Schmerz oder Husten, tragen aber<br />

wahrscheinlich nicht dazu bei, eine<br />

Krankheit zu verkürzen.“ (dpa)<br />

Zukunft im OP-Saal<br />

Am Sana-Klinikum wird jetzt mithilfe von Augmented-Reality-Brillen operiert<br />

VonFlorian Thalmann<br />

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Bluthochdruck<br />

Das ist der Durchbruch!<br />

Von Nabel-, Narbenund<br />

Leistenbruch<br />

Referentin:<br />

Dr. med. Katharina Paul-Promchan<br />

Chefärztin Abteilung für Allgemeinchirurgie<br />

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch.<br />

krankenhaus<br />

bethel berlin<br />

Promenadenstraße 3–5<br />

12207 Berlin-Lichterfelde • Telefon 030/7791- 0<br />

www.krankenhaus-bethel-berlin.de<br />

Wer sieht, was derzeit hinter den<br />

Kulissen des Lichtenberger<br />

Sana-Klinikums entsteht, fühlt sich,<br />

als sei er in die Zukunft gereist. Experten<br />

tüfteln hier an einer neuen<br />

Technologie, die Operationen bald<br />

noch sicherer machen soll. Dabei<br />

helfen futuristische Augmented-<br />

Reality-Brillen.<br />

Werdurch die Scheibe in den OP-<br />

Saal blickt und Dr. Niki Spyrantis,<br />

Oberärztin in der Klinik für Innere<br />

Medizin, beobachtet, der wundert<br />

sich: Die Medizinerin steht am Operationstisch,<br />

vor ihr liegt der Patient,<br />

der einen neuen Herzschrittmacher<br />

eingesetzt bekommen soll. Doch ihre<br />

Hände hat die Medizinerin nicht am<br />

Patienten, sonderneinen halben Meter<br />

über ihm in der Luft –hier gestikuliert<br />

sie, als würde sie einen unsichtbaren<br />

Gegenstand hin- und herschieben,<br />

drehen und ausführlich von allen<br />

Seiten begutachten. Der Grund:<br />

Spyrantis trägt eine Augmented-Reality-Brille<br />

–mithilfe des Gerätes wird<br />

eine 3D-Aufnahme vom Patienten-<br />

Herz in ihr Blickfeld projiziert. Während<br />

des Eingriffs sieht sie das Bild,<br />

das bisher auf einem separaten Monitor<br />

im OP-Saal zu sehen war, direkt<br />

vor sich, kann es drehen und von allen<br />

Seiten begutachten. Unddadurch<br />

bei der Operation präziser und sichererarbeiten.<br />

DieTechnologie ist eine Neuheit.<br />

Das amerikanische Start-Up apoQlar<br />

entwickelte die Software für die<br />

Hololens-Brillen der Firma Microsoft.<br />

Dr. med. Olaf Göing, Chefarzt<br />

der Klinik für Innere Medizin II, hat<br />

das Projekt am Sana-Klinikum initiiert.„Wir<br />

sind die erste Klinik, bei der<br />

die Technologie im Bereich Kardiologie<br />

eingesetzt wird“, sagt der Mediziner.<br />

„Wir können bei Operationen<br />

dadurch besser sehen, wo einzelne<br />

Teile des Herzens verlaufen, beispielsweise<br />

die Herzscheidewand.<br />

Denn jedes Herz ist anders –esgibt<br />

kleine und große, manche haben<br />

vielleicht eine Narbe oder sind anatomisch<br />

verzogen, weil sie schon<br />

einmal operiertworden.“<br />

Hat ein Patient beispielsweise einen<br />

Tumor,können alle anderen Bestandteile<br />

des 3D-Bildes ausgeblendet<br />

werden, sodass nur das Geschwür<br />

selbst zu sehen ist, dieses<br />

kann dann von allen Seiten begutachtet<br />

werden. „Das kann auf lange<br />

Sicht sogar aufwendige Katheteranlagen<br />

überflüssig machen“, sagt Göing.<br />

Sogar eine Fusion der einzelnen<br />

Ebenen steht in bestimmten Bereichen<br />

kurz bevor –mithilfe von Markierungspunkten<br />

könnten das echte<br />

und das digitale Herz im Blickfeld<br />

bald übereinandergelegt werden,<br />

damit wärenoch präziseres Arbeiten<br />

möglich.<br />

Eine andere Rolle spielt die Ausbildung<br />

neuer Ärzte, auch dafür sei<br />

die Technologie spannend. „Und die<br />

Vernetzung von Medizinern auf der<br />

ganzen Welt wird dadurch vereinfacht.<br />

Mankann bei einer OP jetzt einen<br />

Fachmann hinzuschalten, der in<br />

Amerika sitzt, der sonst hätte eingeflogen<br />

werden müssen. Der Kollege<br />

kann zuschauen – und dann beispielsweise<br />

sagen: Achtung, noch<br />

zwei Millimeter, dann kommt die<br />

Aorta.“ Die Zeit, die gespart wird,<br />

könne letztlich in die Arbeit mit den<br />

Patienten fließen, sagt Göing. Am<br />

Freitag und Sonnabend wird das<br />

Projekt bei einem Kardiologen-Symposium<br />

im Hotel InterContinental<br />

vorgestellt. Dann wirdeine Ärztin einem<br />

Patienten einen Schrittmacher<br />

einsetzen; was sie durch die Brille<br />

sieht, wird zum Kongress übertragen.<br />

Es ist nicht das einzige Projekt,<br />

mit dem der Chefarzt beschäftigt ist<br />

– Göing beobachtet den Gesundheitsmarkt,<br />

der sich durch die Digitalisierung<br />

im Umbruch befindet,<br />

genau. Derzeit tauscht er sich auch<br />

mit Forschern der Universität Stanford<br />

aus, esgeht um eine neue Verwendung<br />

der Apple Watch, die bisher<br />

vor allem als Fitnesstracker eingesetzt<br />

wird. Mithilfe Künstlicher Intelligenz<br />

kann die Uhr bei Patienten<br />

Vorhofflimmernerkennen.<br />

FRIEDRICHSHAINER SPRECHSTUNDE<br />

15. Januar 2020<br />

17:00 –19:00 Uhr, Raum 15.0.008<br />

Der Kniegelenkersatz<br />

Behandlungsmöglichkeiten der Arthrose des Kniegelenkes<br />

Referent<br />

Cornel Kubacki<br />

Oberarzt<br />

Sektion Orthopädie<br />

Anmeldung<br />

erforderlich!<br />

Tel. 030 -<br />

130 231306<br />

Veranstalter<br />

Dr. Markus Steinmetz<br />

Leitender Arzt der Sektion Orthopädie<br />

Abteilungfür Wirbelsäulenerkrankungen<br />

undEndoprothetik<br />

Priv.-Doz. Dr. Thomas Fuchs<br />

Chefarzt desZentrums fürMuskuloskelettale<br />

Medizin,Klinik fürOrthopädie, Unfall-,HandundWiederherstellungschirurgie<br />

Bei Rückfragen: Tel. 030 130 23 1306<br />

LandsbergerAllee 49,10249 Berlin<br />

www.vivantes.de/kfh<br />

Titelfoto: ©Monique Wüstenhagen


18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

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Lokalsport<br />

„Wir führen nun ein ganz normales Arbeitsleben“<br />

Der frühere Fußballprofi Benjamin Köhler über die Stimmung beim Traditionsmasters, den Aufstieg des 1. FC Union und sein Eiscafé La Luna<br />

Benjamin Köhler,ein gebürtiger<br />

<strong>Berliner</strong>, der einst für<br />

Hertha BSC und den 1. FC<br />

Union spielte, wird beim<br />

11. Traditionsmasters am Wochenende<br />

in der Max-Schmeling-Halle<br />

zum dritten Mal inSerie für das Legenden-Team<br />

des 1. FC Union auflaufen.<br />

Das ist nicht selbstverständlich.<br />

Beim 39 Jahrealten ehemaligen<br />

Profi wurde im Februar 2015 ein bösartiger<br />

Tumor festgestellt, der eine<br />

lange Therapie notwendig machte.<br />

Köhler besiegte den Krebs und feierte<br />

im März 2016 sogar ein umjubeltes<br />

Comeback an der Alten Försterei.<br />

Erst im Sommer 2017 beendete<br />

er seine Karriereaufgrund anhaltender<br />

Knieprobleme. Erbestritt insgesamt<br />

169 Erstligaspiele für Eintracht<br />

Frankfurt und Hertha BSC und 140<br />

Partien in der Zweiten Bundesliga für<br />

den 1. FC Union, MSV Duisburgund<br />

den 1. FC Kaiserslautern. Köhler ist<br />

verheiratet und hat drei Kinder.<br />

nen 4:0. Ich kam vier Minuten vor<br />

Schluss für Pal Dardai ins Spiel und<br />

kurzdanach folgte Thorben Marx für<br />

Sebastian Deisler. Ich hatte kurz vor<br />

dem Abpfiff sogar die Chance, ein<br />

Torzumachen, lief frei mit Michael<br />

Preetz aufs Eintracht-Tor zu. Der<br />

spielte aber nicht ab und wollte die<br />

Bude selbst machen. Dashat er dann<br />

auch geschafft.<br />

Zurück zum Masters. Der1.FCUnion<br />

steht in der Max-Schmeling-Halle in<br />

einer schweren Gruppe mit Hertha<br />

BSC, mit Werder Bremen und dem<br />

Turnier-Neuling Tennis Borussia.Wie<br />

beurteilen Sie dabei Unions Chancen?<br />

Ach, sicher gut. Dasist schon eine<br />

knallharte Gruppe,die Gegner kommen<br />

alle mit gestandenen ehemaligen<br />

Profis und es gibt viele Derbys.<br />

Die Stimmung in der Halle wird<br />

großartig sein. Malsehen, wie fit unsereGegner<br />

noch sind.<br />

Herr Köhler, wie geht es Ihnen gesundheitlich?<br />

Alles super, alles top. Alle halbe<br />

Jahre muss ich zu einem Kontroll-<br />

Check gehen. Ich kann in meiner<br />

knappen Freizeit Fußball spielen,<br />

aber für den Profibereich reicht das<br />

natürlich längst nicht mehr.<br />

Beim Legenden-Treff am Wochenende<br />

geht es oft recht robust zur Sache,<br />

die vielen, einst sehr erfolgreichen<br />

Profis zeigen noch extremen<br />

Ehrgeiz.<br />

Dasstimmt. Aber wir mit unserer<br />

Truppe vom1.FCUnion müssen uns<br />

nicht verstecken. Wir haben viele<br />

sehr gute Fußballer im Team und ich<br />

denke, dass auch ich mithalten<br />

kann.<br />

Siespielen ja noch bei den Spandauer<br />

Kickers in der Senioren-Verbandsliga<br />

(Ü32), einer Mannschaft, die sehr erfolgreich<br />

ist …<br />

Ja, dort bin ich regelmäßig am<br />

Ball, als Spielmacher auf der Zehner-<br />

Position im Mittelfeld. Das ist eine<br />

starke Truppe, in der auch Karim<br />

Benyamina oder Chinedu Ede spielen.<br />

Wir führen die Tabelle vor dem<br />

TSVRudowan, sind noch ungeschlagen<br />

in dieser Saison und haben ein<br />

Torverhältnis von80:17.<br />

Benjamin Köhler will in der Halle zeigen, wasermit dem Ball noch drauf hat.<br />

Wie sieht es mit Ihrer Kondition für<br />

das Masters aus, bei dem viel Tempo<br />

auf engem Raum gefordertist?<br />

Mal abwarten, wir trainieren ja<br />

nicht extra inder Woche bei den Kickers.Aber<br />

ich denke,unserespielerische<br />

Qualität bei den Alt-Unionern<br />

reicht aus, um gut abzuschneiden<br />

und unseren Fans etwas zu bieten.<br />

Siewaren schon 2018 und 2019 in der<br />

Max-Schmeling-Halle dabei und<br />

wurden vonden Fans gefeiert.<br />

Ja,das war toll. 2018 schafften wir<br />

es mit Union ins Endspiel und<br />

schickten Borussia Mönchengladbach<br />

mit 6:1 nach Hause. Das war<br />

mein erster Auftritt nach dem Karriereende.<br />

Sieschossen im Finale zwei Tore,Benyamina<br />

traf dreimal und Ronny Nikol<br />

einmal. Danach bekamen Sieden<br />

„Zecke-Neuendorf-Ehrenpreis“.<br />

KLASSENTREFFEN DER ALTMEISTER<br />

Die Organisation: Das 11. Traditionsmasters findet am Sonnabend (ab 16.30 Uhr) und am<br />

Sonntag (ab 13 Uhr) in der Max-Schmeling-Halle statt. Da die Olympia-Qualifikation im Volleyball<br />

der Männer bis Freitagabend in gleicher Halle über die Bühne geht, können die Organisatoren<br />

um Turnierchef Bernd Kühn erst um Mitternacht zum Sonnabend den neuen klimaneutralen<br />

Kunstrasen aufbauen. Etwa 60 Helfer werden in der Nacht aktiv sein.<br />

Die Gruppeneinteilung: In Gruppe Aspielen Schalke04, Borussia Dortmund, BayerLeverkusen<br />

(Cupverteidiger) und Dinamo Tiflis, in der Gruppe BWerder Bremen, Tennis Borussia, Hertha<br />

BSC und der 1. FC Union. Gleich drei ehemaligeTorschützenkönigeder Bundesligasind<br />

am Ball: Ulf Kirsten (für BayerLeverkusen), Martin Max (für Schalke04) und Ailton (für Werder<br />

Bremen). Für Hertha sollen u.a. PalDardai, Gabor Kiraly,ZeckeNeuendorf und Dariusz Wosz<br />

auflaufen. Union meldet Torsten Mattuschka, RonnyNikol und Benjamin Köhler. (mj.)<br />

IMAGO IMAGES/KOCH<br />

Es wurde halt gewürdigt, dass ich<br />

mich nach meiner schweren Krankheit<br />

herangekämpft hatte und sogar<br />

wieder Fußball spielen konnte.<br />

Union war in meinen schweren Zeiten<br />

sowieso großartig und hatte damals<br />

meinenVertragspontan um ein<br />

Jahr verlängert.<br />

Viele Jahre zuvor, im Herbst 2000,<br />

schafften Sie gemeinsam mit Thorben<br />

Marx als erster Spieler aus der<br />

Hertha-Jugend-Akademie den<br />

Sprung in den Profifußball. Erinnern<br />

Sie sich noch gut an Ihr Debüt in der<br />

Bundesliga?<br />

Ja, das war im November 2000.<br />

Wir spielten bei Eintracht Frankfurt,<br />

meinem späteren Klub und gewan-<br />

In dieser Saison spielen zum ersten<br />

Malmit Hertha und Union zwei <strong>Berliner</strong><br />

Klubs in der Ersten Bundesliga.<br />

Wiesehen Siedie Entwicklung beider<br />

Vereine?<br />

Ich war beim Relegationsspiel<br />

von Union gegen den VfB Stuttgart<br />

im Stadion an der Alten Försterei.<br />

Der Aufstieg war großartig und die<br />

Feier danach gigantisch. Bislang hält<br />

sich die Mannschaft sehr gut, damit<br />

hatte ich nicht unbedingt gerechnet.<br />

Und: Union steht nach der Hinrunde<br />

vor Hertha. Bei der Hertha lief es ja<br />

nicht so gut, aber nun passiert dort<br />

sehr viel. Jürgen Klinsmann krempelt<br />

vieles um. Mal abwarten, wie es<br />

weitergeht.<br />

Seit Herbst 2018 betreiben Siemit Ihrer<br />

Frau ein Eiscafé mit dem Namen<br />

La Luna in der East Side Mall nahe<br />

der Arena am Ostbahnhof. Sind Sie<br />

jeden Tagdortzufinden?<br />

Meist bin ich drei- oder viermal in<br />

der Woche dort. Ich helfe bei der<br />

Buchhaltung, mache Dienstpläne<br />

oder Bestellungen –also wir führen<br />

nun ein ganz normales Arbeitsleben.<br />

Aber wir haben jetzt auch eine Filialleiterin,<br />

die uns entlastet.<br />

Bleibt da noch Zeit, um ins Stadion<br />

zu gehen?<br />

Das wird doch meist erst am Tag<br />

des Spiels entschieden. Aber ab und<br />

zu findet man mich in der Alten<br />

Försterei.<br />

DasGespräch führte Michael Jahn.<br />

Ausfallerscheinungen<br />

In diesem Jahr findet der Regio-Cup nicht statt. Ob es je eine 42. Auflage des <strong>Berliner</strong> Fußballturniers geben wird, ist fraglich. Schuld daran ist die Terminnot –und Futsal<br />

VonChristian Kattner<br />

Das Titelfoto der Facebookseite<br />

des Regio-Cups ziert noch immer<br />

Lichtenberg 47. Der Klub<br />

konnte schließlich im vergangenen<br />

Jahr die 41. Auflage des Turniers der<br />

<strong>Berliner</strong> Fußball-Regional- und<br />

Oberligisten gewinnen. Mindestens<br />

noch ein weiteres Jahr wird sich das<br />

Bild allerdings auch nicht ändern.<br />

Denn das Turnier wurde für 2020 abgesagt.<br />

„Wir hätten unseren Titel<br />

gerne verteidigt“, sagt Nico Dörr,„es<br />

konnte aber kein Termin gefunden<br />

werden.“ Statt eines Hallenturniers<br />

seiner Mannschaft wirdder Lichtenberger<br />

Abteilungsleiter am Sonnabend<br />

ein Testspiel gegen den <strong>Berliner</strong><br />

SC auf dem Sportplatz Bornitzstraße<br />

zu sehen bekommen. Kunstrasen<br />

unter freiem Himmel statt<br />

unter dem Dach der Max-Schmeling-Halle.<br />

Dort werden sich stattdessen die<br />

acht Teilnehmer des Traditionsmasters<br />

gegenüberstehen. Diesmal aber<br />

an zwei Tagen und nicht mehr nur an<br />

einem. Und das ist wohl in diesem<br />

Jahr der Knackpunkt für eine Ausrichtung<br />

des Regio-Cups gewesen. „Der<br />

grundlegende Fakt ist der,dass er immer<br />

im Anschluss an das Traditionsmasters<br />

stattgefunden hat“, sagt<br />

Dörr. Alle Banden konnten aufgebaut,<br />

der Kunstrasen ausgerollt bleiben.<br />

Bis in den Dezember hinein<br />

wurde nach einem Ausweichtermin<br />

gesucht, der allerdings zu ungünstig<br />

für alle Teams gelegen hätte. Obes<br />

eine 42. Auflage des Regio-Cups geben<br />

wird, steht derzeit noch nicht<br />

fest.<br />

DerFan als Gewohnheitstier<br />

Hallenfußball, eine vom Aussterben bedrohte Sportart?<br />

IMAGO/PRESSEDIENST NORD<br />

„Für Fußballer ist es eigentlich interessanter,<br />

wenn im klassischen Hallenmodus<br />

gespielt wird.<br />

Nur für Vereine mit Futsal-Spielern ist Futsal<br />

auch interessanter.“<br />

Nico Dörr, Fußball-Abteilungsleiter von Lichtenberg 47, sieht sein Regionalligateam am<br />

Sonnabend nicht in der Halle, sondern beim Testspiel unter freiem Himmel spielen.<br />

fachter Form,Futsal und nicht mehr<br />

der klassische Hallenfußball gespielt.Werdas<br />

nicht will, ist nicht dabei.<br />

Das kommt bei den Vereinen<br />

und den Zuschauern nicht gut an.<br />

Allein sechs der 18 Berlin-Ligisten<br />

hatten sich gegen eine Teilnahme<br />

entschieden.<br />

In Stern 1900, Mahlsdorf, dem<br />

TSVRudow, Berlin United und Makkabi<br />

Berlin fehlten gleich fünf der<br />

besten sechs Teams nach der Hinrunde.<br />

Das sorgt natürlich auch für<br />

einen Schwund auf den Zuschauerrängen.<br />

Kratzte die Zahl der Fans normalerweise<br />

schon am ersten Turniertag<br />

am vierstelligen Bereich, so waren<br />

es diesmal rund 300 Zuschauer weniger,die<br />

sich die Spiele im für sie ungewohnten<br />

Spielmodus anschauen<br />

wollten. DerFan ist ein Gewohnheitstier<br />

und wenn jetzt auch noch der<br />

„Budenzauber“ seine Magie verliert,<br />

geht er eben nicht mehr hin. Weniger<br />

Zuschauer bedeuten für die Spieler<br />

wiederum weniger Unterstützung.<br />

EinTeufelskreis.<br />

Neben allem Drumherum ist es<br />

vor allem sportlich „für Fußballer eigentlich<br />

interessanter, wenn im klassischen<br />

Hallenmodus gespielt wird“,<br />

Es ist längst nicht das erste klassische<br />

Hallenfußballturnier das „um seine<br />

Existenz fürchten muss“, sagt Dörr.<br />

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB)<br />

hat sich bereits vor etlichen Jahren<br />

auf Futsal als Sport unter dem Hallendach<br />

festgelegt. Im Nachwuchs<br />

werden überregionale Meisterschaften<br />

nur noch im Futsal-Modus gespielt.<br />

Mittlerweile müssen alle offiziellen<br />

DFB-Turniere imFutsal gespielt<br />

werden.<br />

Das hat auch haftungsrechtliche<br />

Gründe, wie beim Berlin-Liga-Hallenturnier<br />

am ersten Januar-Wochenende<br />

des neuen Jahres. Auch<br />

hier wurde, wenn auch in vereinsagt<br />

Dörr,„nur für Vereine mit Futsal-<br />

Spielern ist Futsal auch interessanter.“<br />

Dabei haben die in Berlin sogar<br />

eine eigene Liga und dort die Möglichkeit<br />

sich untereinander und nicht<br />

mit zusammengewürfelten Mannschaften<br />

aus Fußballern und Futsal-<br />

Spielern zumessen. Denn: Nicht jeder<br />

gute Fußballer,gerade in den unteren<br />

Ligen, ist auch gleichzeitig ein<br />

guter Futsal-Spieler. Und: Er muss es<br />

für die wenigen Turniere, die er im<br />

Winter spielt, auch nicht werden.<br />

Bleiben die Fußballerinnen vom<br />

Futsal noch unberührt und können,<br />

so wie Lichtenberg 47amvergangenen<br />

Wochenende, noch neue Hallenturniere<br />

ins Leben rufen, bleibt<br />

den Männern und dem Nachwuchs<br />

nur eine kleine Nische. Sie müssen<br />

die Turniere wie die Lichtenberger<br />

Hallenmeisterschaft Ende Dezember<br />

als inoffizielle Turniereund nicht<br />

als offizielle DFB-Turniere stattfinden<br />

lassen.<br />

Vielleicht also wird Lichtenberg<br />

47 auch deshalb der letzte Titelträger<br />

des Regio-Cups bleiben und sein Siegerfoto<br />

so lange auf der Facebook-<br />

Seite des Turniers zu sehen sein, bis<br />

die gelöscht wird.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 19 *<br />

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Sport<br />

Von<br />

Lauf zu<br />

Lauf<br />

Alba unterliegt Maccabi nach<br />

packendem Kampf 89:95<br />

VonChristian Kattner<br />

Dass am Ende des Spiels Fans in<br />

blau-gelber Bekleidung über einen<br />

Sieg würden jubeln können, war<br />

klar. Denn Gäste- und Heimblock in<br />

der Arena am Ostbahnhof trugen am<br />

Donnerstagabend die identischen<br />

Farben. Und auch, dass der Sieger<br />

nach dem Schlusspfiff Maccabi Tel<br />

Aviv und nicht Alba Berlin heißen<br />

würde, schien vor dem Anpfiff sehr<br />

wahrscheinlich zu sein. Auch wenn<br />

nach 40 Minuten beide zu erwartenden<br />

Ereignisse eintraten, hatten<br />

auch die Anhänger von Alba keinen<br />

Grund zur Trauer. Ihr Team bot bis<br />

zum Schlusspfiff einen beeindruckenden<br />

Kampf und unterlag lediglich<br />

mit 89:95.<br />

Rund 1000 Fans des sechsfachen<br />

Europaliga-Champions aus Israel<br />

hatten sich auf den Plätzen im Unterring<br />

der Arena verteilt und trugen<br />

während des gesamten Spielverlaufs<br />

ihren Teil zu einer gelungenen Basketball-Party<br />

bei. In einem Spiel, in<br />

dem gerade zu Beginn beidseitig<br />

mehr Wert auf die Offensive als auf<br />

die Defensive gelegt wurde, fanden<br />

viele Würfe den Weg in den Korb.<br />

Wenn Alba gegen einen der Mitfavoriten<br />

auf den diesjährigen Titel überhaupt<br />

eine Siegchance haben wollte,<br />

war es genau dieses schnelle Spiel,<br />

welches dem Team in die Karten<br />

spielte. Beim 28:31 nach den ersten<br />

zehn Minuten war alles in Ordnung<br />

und auch der zwischenzeitliche<br />

Zwölf-Punkte-Rückstand (31:43)<br />

konnte dank eines 10:0-Laufs beinahe<br />

wieder ausgeglichen werden.<br />

Gerade Luke Sikma erwischte mit<br />

acht Punkten und neun Rebounds<br />

eine sehr gute, erste Hälfte, die Alba<br />

lediglich mit 45:50 abgeben musste.<br />

Doch auch nach dem Seitenwechsel<br />

erwischten die Gäste den<br />

Hallo, hier ist der Ball: Albas Niels Giffey<br />

sucht eine Anspielstation.<br />

CITY-PRESS<br />

besseren Start und lagen in der 37.<br />

Minute mit 66:52 in Führung. Die<br />

Maccabi-Fans versetzte das natürlich<br />

in Verzückung, doch auch die <strong>Berliner</strong><br />

Anhänger bekamen von ihren<br />

Spielern krachende Dunkings, wie<br />

den vonRokas Giedraitis,aber vorallem<br />

sehr hohen Einsatz zu sehen.<br />

Genau damit knabberten die<br />

Gastgeber bis zum Ende des Abschnitts<br />

wieder etwas vom Rückstand<br />

ab und hatten beim Stand von<br />

64:72 vor Beginn des Schlussviertels<br />

weiterhin die Chance auf eine Überraschung.<br />

Die sollte allerdings ausbleiben.<br />

Auch wenn Alba bis zum<br />

Ende kämpfte und sich nicht abschütteln<br />

ließ, packten die Gäste in<br />

den entscheidenden Momenten die<br />

richtigen Würfe aus.„Sie haben eine<br />

Menge Dreier getroffen“, sagte Rückkehrer<br />

Peyton Siva und hatte ein gutes<br />

Gespür. Imgesamten Spiel traf<br />

Maccabi 14 von27Dreierversuchen.<br />

„Wir haben zwar sehr gut verteidigt,<br />

aber sie haben trotzdem die schwierigen<br />

Würfe gemacht“, so Siva.<br />

Genau diese Treffer bildeten am<br />

Ende die Grundlage für den Sieg. Der<br />

versetzte die Fans in Blau und Gelb<br />

in Feierlaune.Zumindest die,die wegen<br />

Maccabi in der Halle waren und<br />

auch noch Minuten nach dem Spiel<br />

in der fast schon leeren Arena weiter<br />

trommelten.<br />

Wasfür eine Wucht: Georg Grozer im Kreis seiner Teamkollegen.<br />

Eine Hand an der dicken Puppe<br />

Im Finale gegen Frankreich fehlt den Deutschen Volleyballern noch ein Sieg zur Olympiaqualifikation<br />

VonKarin Bühler<br />

Noch vor dem Olympiaqualifikationsturnier,<br />

als<br />

die Coaches aller acht<br />

Volleyball-Nationalteams<br />

vorgestellt wurden, hatte<br />

Deutschlands Bundestrainer Andrea<br />

Giani dieser großen, rotbemalten, japanischen<br />

Puppenfigur über den<br />

Kopf gestreichelt, die dick und rund<br />

auf einem Stehtisch präsentiert<br />

wurde. Um die Puppe aus<br />

Pappmaché geht es bei diesem Turnier,bei<br />

dem es keine Trophäe zu gewinnen<br />

gibt, sonderneinen Platz, den<br />

letzten Platz für eine europäischeVolleyballmannschaft<br />

bei den Olympischen<br />

Spielen im August in Tokio.Die<br />

dicke Puppe heißt Daruma. Sie ist in<br />

Japan einer der beliebtesten Glücksbringer.Daruma<br />

gilt als Helfer bei der<br />

Erfüllung vonWünschen.<br />

Undwenn es überhaupt so einen<br />

Zauber gibt, dann hat er die deutschen<br />

Volleyballer bislang durch das<br />

Turnier getragen. Denn nach einem<br />

wirklich fulminanten Auftritt im<br />

Halbfinale am Donnerstagabend<br />

fegte die deutsche Mannschaft Bulgarien<br />

mit 3:1 (25:20, 25:23, 20:25, 25:23)<br />

aus der Halle.<br />

An diesem Freitag entscheidet sich<br />

im Finalduell mit Frankreich (20.10<br />

Uhr, Sport), ob die Deutschen Volleyballer<br />

mit ihrem italienischen Trainer<br />

QUALIFIKATION DER FRAUEN IN APELDOORN<br />

Ohne Druck: Die deutschen Volleyballerinnen<br />

können ohne großen Druck in ihr letztes<br />

Vorrundenspiel in der Olympia-Qualifikation<br />

in den Niederlanden gehen. Schon vorder<br />

abschließenden Partie in Gruppe BamFreitag<br />

(13.30 Uhr) gegendas sieglose Kroatien<br />

ist die Mannschaft vonBundestrainer Felix<br />

Koslowski für das Halbfinale qualifiziert.<br />

Giani im Sommer nach Tokio reisen.<br />

DieFranzosen hatten sich im zweiten<br />

Semifinale nach 0:2-Satzrückstand<br />

noch mit 3:2 gegen Slowenien durchgesetzt.<br />

Den Matchball für das französische<br />

Team hatte ein Spieler erzielt,<br />

der sonst im Trikot der BR Volleys<br />

in Berlin zu sehen ist: Mittelblocker<br />

Nicolas Le Goff.<br />

Als dann die Partie der Deutschen<br />

gegen Bulgarien angepfiffen wurde,<br />

hatte sich schon mal der Wunsch von<br />

Mannschaftskapitän Lukas Kampa<br />

erfüllt. In der Max-Schmeling-Halle<br />

war alles so,wie es sich Deutschlands<br />

Zuspieler schon vordem Turnier vorgestellt<br />

hatte. „Du siehst die vollen<br />

Oberränge. Leute, die uns anfeuern.<br />

Überall, wo man hinguckt unsereFar-<br />

Mit Pausen: Damit sind die Deutschen nur<br />

noch zwei Schritte vonder ersten Olympia-<br />

Teilnahme seit 16 Jahren entfernt. Nur der<br />

Turniergewinner vonApeldoornqualifiziert<br />

sich für Tokio im Sommer.Koslowski könnte<br />

es sich gegenKroatien erlauben, seiner<br />

Stammformation um Angreiferin Louisa Lippmann<br />

Pausen zu gönnen.<br />

ben.“ Knapp 4300 Zuschauer waren<br />

gekommen, wieder deutlich mehr als<br />

in den Vortagen während der Gruppenspiele,<br />

als die Kulisse doch eher<br />

enttäuschend war.<br />

Undsie sahen: Georg Grozer, der<br />

zuletzt wegenWadenproblemen pausieren<br />

musste,stand auf dem Feld. Sie<br />

sahen auch: DiePartie ohne ihn hatte<br />

der Mannschaft gutgetan. Denn die<br />

Deutschen spielten von Anfang an<br />

wesentlich variabler als in den ersten<br />

Partien. Auch die anderen schmissen<br />

sich mit Verve indie Partie, stellen<br />

sich ihrer Verantwortung. Undsobekam<br />

Denis Kaliberda an diesem<br />

Abend den ersten Kuss vonDeutschlands<br />

Hauptangreifer Grozer. Ein<br />

Schmatz auf die Wange, mitten auf<br />

Ein mühevoller Kantersieg<br />

DPA/GORA<br />

dem Feld. Den hatte sich der Außenangreifer<br />

für seinen Angriffsschlag<br />

zum 23:20 im ersten Satz verdient.<br />

Hochmotiviert blockte Kaliberda<br />

gleich den nächsten Angriff der Bulgaren<br />

zurück in deren Feld. DenSatzball<br />

verwandelte Kapitän Kampa mit<br />

einem Stupser.<br />

Mit ähnlicher Konsequenz und<br />

großem Selbstbewusstsein zog die<br />

deutsche Mannschaft ihr Spiel im<br />

zweiten Satz durch. Perfekt dirigiert<br />

von Kapitän Kampa, der sich immer<br />

wieder mit Giani an der Seitenlinie<br />

austauschte,trugen alle ihren Teil zur<br />

Teamleistung bei: Tobias Krick und<br />

Marcus Böhme mit ihrem Blockspiel,<br />

Christian Fromm mit gewaltigen Aufschlägen<br />

und Angriffsbällen. Undals<br />

LiberoMarkus Steuerwald voneinem<br />

Ball im Gesicht getroffen wurde und<br />

benommen wirkte, sprang einfach<br />

der <strong>Berliner</strong> LiberoJulian Zenger ein.<br />

Nachdem sich die Bulgaren Satz<br />

drei erkämpft hatten, spitzte sich der<br />

vierte zu. DasPublikum riss es schon<br />

beim 21:18 vonden Sitzen. Undwem<br />

blieb der letzte Ball des Abends vorbehalten?<br />

DemMann, der die wichtigen,<br />

die entscheidenden Bälle bekommt:<br />

den Matchball verwandelte –<br />

natürlich –GeorgGrozer. „Wir waren<br />

von Anfang an überzeugt, dass wir<br />

heute das Finale hier holen“, sagte er.<br />

Vielleicht hat die dicke Puppe in diesem<br />

Moment ein bisschen gewackelt.<br />

Die DHB-Auswahl hat beim 34:23 zum EM-Aufakt gegen die Niederlande mehr Probleme, als das Ergebnis vermuten lässt<br />

VonCarolin Paul, Trondheim<br />

Ermusste wieder ganz schon einstecken.<br />

Als Füchse-Spieler Paul<br />

Drux in der 16. Minute in seiner gewohnt<br />

dynamischen Art auf das gegnerische<br />

Torzog, durfte er erstmals<br />

den norwegischen Hallenboden etwas<br />

besser kennenlernen. Und es<br />

sollte nicht nicht der einzige schmerzvolle<br />

Moment bleiben. Beim Start in<br />

die Europameisterschaft gegen die<br />

Niederlande tat sich die deutsche Nationalmannschaft<br />

gegen den EM-Debütanten<br />

unerwartet schwer, musste<br />

wie der <strong>Berliner</strong> Rückraumspieler viel<br />

einstecken und wesentlich mehr Kraft<br />

für den 34:23 (15:13)-Sieg aufwenden,<br />

als noch imVorfeld erwartet.<br />

Eine anfängliche Nervosität<br />

konnte die DHB-Auswahl nicht verbergen.<br />

Erst funktionierte ein Kreisanspiel<br />

nicht, im nächsten Angriff<br />

leistete sich Drux einen technischen<br />

Fehler. Beide Ballabgaben wurden<br />

von den Holländern eiskalt bestraft<br />

und führten zu einem frühen Rückstand.<br />

Nach ansteigender Form verschob<br />

Kapitän Uwe Gensheimer mit<br />

einem verworfenen Strafwurf inder<br />

Paul Drux (r.) musste schon im Auftaktspiel ordentlich einstecken.<br />

sechsten Minute dann die erste Führungschance<br />

für sein Team.<br />

Diebesorgte sein Kollege KaiHäfner<br />

76 Sekunden später (8., 4:3) mit<br />

einem seiner fünf Tore. Im Anschluss<br />

stabilisierte sich das Spiel. Die<br />

Schützlinge vonBundestrainer Christian<br />

Prokop zogen auf sechs Tore davon<br />

(15., 10:4) und schienen das Geschehen<br />

unter Kontrolle gebracht zu<br />

haben. Es folgte jedoch der nächste<br />

IMAGO-IMAGES/BILDBYRANX<br />

Einschnitt. Gensheimer räumte in<br />

der 16. Minute den gegnerischen Torhüter<br />

beim Siebenmeter via Kopftreffer<br />

ab und sah dafür die Rote Karte.<br />

Eine Situation, die den Spielfluss wieder<br />

durcheinander brachte.<br />

„Da spielen wir langsamer und<br />

machen zu viele einfache Fehler“,<br />

analysierte Drux, „wir geben ihnen<br />

ihre Stärke und lassen sie die zweite<br />

Welle laufen.“ Folglich schmolz der<br />

Vorsprung bis auf einen Treffer zusammen<br />

(24., 12:11).<br />

Ähnlich diffus ging es nach der<br />

Pause weiter. Trotz einer Zeitstrafe<br />

standen sieben deutsche Spieler auf<br />

dem Feld, was die nächste Zwei-Minuten-Zeitstrafe<br />

nach sich zog. Zwei<br />

aufeinanderfolgende Paraden von<br />

Keeper AndreasWolff –mit insgesamt<br />

14 gehaltenen Bällen in Top-Form –<br />

brachten die Deutschen indes erneut<br />

ins Spiel und leiteten eine torreichere<br />

Phase sein.<br />

Prokop stellte seine Aufstellung<br />

noch einmal um und kehrte im Rückraum<br />

zur Startformation zurück. Somit<br />

durfte sich auch Drux wieder zeigen,<br />

der in der 48. Minute gleich die<br />

nächste körperliche Herausforderung<br />

überstehen durfte. Inder Abwehr<br />

stehend erwischte ihn sein Gegenspieler<br />

mit dem Oberschenkel<br />

zwischen den Beinen und rammte<br />

Drux den Ellbogen in die Rippen. Obwohl<br />

hartimNehmen, musste der 24-<br />

Jährige den Rest des Spiels von der<br />

Bank aus verfolgen. Sahdaallerdings<br />

einen versöhnlichen Abschluss,denn<br />

mit dem Sieg hatten sich all die<br />

Schmerzengelohnt.<br />

NACHRICHTEN<br />

Eisbären können auf drei<br />

Rückkehrer bauen<br />

EISHOCKEY. DiePersonalsituation<br />

der Eisbären Berlin entspannt sich.<br />

Vordem Auswärtsspiel in der Deutschen<br />

Eishockey Liga (DEL) bei der<br />

Düsseldorfer EG am Freitagabend<br />

(19.30 Uhr/Magentasport) haben<br />

Verteidiger John Ramage und Angreifer<br />

Landon FerraroihreVerletzungen<br />

auskuriert. Außerdem kehrt<br />

Lukas Reichel, der bis Sonntag bei<br />

der U20-Weltmeisterschaft im Einsatz<br />

war,indie Mannschaft zurück.<br />

Zeitweise mussten die <strong>Berliner</strong> sogar<br />

auf zehn Stammspieler verzichten.<br />

Zwangspause für<br />

Skispringer Eisenbichler<br />

SKISPRINGEN. Eine Bruchlandung<br />

auf Eishat Weltmeister Markus Eisenbichler<br />

für unbestimmte Zeit außer<br />

Gefecht gesetzt. „Ich bin am<br />

Parkplatz vormeinem Auto ganz<br />

klassisch auf einer Eisplatte weggerutscht<br />

und wollte mich mit der<br />

rechten Hand abstützen. Dabei habe<br />

ich mir die Verletzung zugezogen“,<br />

schilderte Eisenbichler sein Missgeschick<br />

in seiner Heimat Ruhpolding.<br />

Zunächst wurde eine Verletzung des<br />

Kapsel- und Bandapparates im<br />

Handgelenk diagnostiziert.<br />

Herrmann sprintet in<br />

Oberhof auf Platz zwei<br />

BIATHLON. Denise Herrmann hat<br />

den deutschen Biathletinnen zum<br />

Auftakt des Heim-Weltcups in Oberhof<br />

den ersten Podestplatz der Saison<br />

gesichert. Im Sprint über 7,5 Kilometer<br />

wurde die 31-Jährige aus<br />

Sachsen Zweite und musste sich am<br />

Donnerstag nur der Norwegerin<br />

MarteOlsbu Röiseland geschlagen<br />

geben. Dendritten Platz belegte die<br />

Französin Julia Simon (1 Fehler).<br />

Zweitbeste Deutsche wurde Vanessa<br />

Hinz (1 Fehler) auf Rang 15.<br />

ZAHLEN<br />

Handball<br />

Europameisterschaft<br />

der Männer<br />

Gruppe AinGraz<br />

Weißrussland -Serbien 35:30<br />

Kroatien -Montenegro 27:21<br />

Gruppe CinTrondheim<br />

Deutschland -Niederlande 34:23<br />

Spanien -Lettland 33:22<br />

Tennis<br />

WTA-Turnier in Brisbane<br />

Achtelfinale: Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr.4)-<br />

Jil Teichmann (Schweiz) 6:3, 6:2, Laura Siegemund<br />

(Metzingen) -Cori Gauff (USA) 5:7, 6:2,<br />

6:3, Serena Williams (USA/Nr.1)-Christina<br />

McHale (USA) 3:6, 6:2, 6:3, Caroline Wozniacki<br />

(Dänemark/Nr.5)-Lauren Davis (USA) 6:1, 4:6,<br />

6:4<br />

Volleyball<br />

Olympia-Qualifikation<br />

der Männer in Berlin<br />

Halbfinals<br />

Slowenien -Frankreich 2:3<br />

Bulgarien -Deutschland 1:3<br />

Olympia-Qualifikation<br />

der Frauen in Apeldoorn<br />

Gruppe A<br />

Bulgarien -Aserbaidschan 3:1<br />

Niederlande -Polen 1:3<br />

Polen -Aserbaidschan Fr., 20.00<br />

1. Niederlande 3 7:3 6<br />

2. Polen 2 6:2 6<br />

3. Bulgarien 3 4:7 3<br />

4. Aserbaidschan 2 1:6 0<br />

Gruppe B<br />

Belgien -Kroatien 3:1<br />

Deutschland -Kroatien Fr., 13.30<br />

Türkei Belgien Fr., 16.30<br />

1. Deutschland 2 6:2 6<br />

2. Türkei 2 4:4 3<br />

3. Belgien 2 4:4 3<br />

4. Kroatien 2 2:6 0<br />

Modus: Gruppen-1. -2. im Halbfinale


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Ruhe im Regal<br />

Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten denkt der 1. FC Union<br />

nicht über die Verpflichtung von Winterzugängen nach.<br />

Manager Oliver Ruhnert plant lieber langfristig<br />

VonMathias Bunkus, Orihuela<br />

Ob sich Trainer UrsFischer (l.) und Manager Oliver Ruhnertüber Verstärkungen unterhalten?<br />

MATTHIAS KOCH<br />

Sonnengebräunt, ein wenig<br />

dünner um die Hüften, als<br />

man ihn aus der Vorweihnachtszeit<br />

in Erinnerung<br />

hatte,und vorallem sehr entspannt,<br />

was die Zukunft angeht −sopräsentiert<br />

sich Oliver Ruhnert derzeit in<br />

Orihuela. DerGeschäftsführer Profifußball<br />

des 1. FC Union ist am späten<br />

Dienstagabend im Trainingscamp<br />

eingetroffen. Zum einen, um seine<br />

halbjährige Tagung mit der Scoutingabteilung<br />

der Eisernen über die<br />

Bühne zu bringen. Aber natürlich<br />

auch, um sich mit der Zukunftsgestaltung<br />

des Kaders der Köpenicker<br />

zu befassen.<br />

Eine Situation, die sich auf den<br />

ersten Blick als sehr diffizil erachten<br />

lässt. Immerhin laufen nach dieser<br />

Saison 15 Verträge aus. Tatsächlich<br />

sind es wohl weniger, denn bei Sebastian<br />

Andersson haben die Eisernen<br />

auch im Sommer irgendwie<br />

noch die Finger drauf. Undauch Florian<br />

Hübner hat es seinem Vater<br />

Bruno −Sportdirektor bei Eintracht<br />

Frankfurt −zuverdanken, dass die<br />

durch den Aufstieg bedingte Vertragsverlängerung<br />

durchsickerte.<br />

Hübner senior verriet hessischen<br />

Medien nämlich, dass sich sein Filius<br />

im Sommer keine Gedanken über<br />

eine Luftveränderung machen<br />

müsse. Zudem ist bei Marius Bülter<br />

so gut wie sicher, dass Union die<br />

Kaufoption für die Leihgabe aus<br />

Magdeburgziehen wird.<br />

Auslaufende Verträge als Chance<br />

Zwölf auslaufende Verträge sind<br />

dennoch eine Menge. Doch Ruhnert<br />

erkennt eher die Schönheit der<br />

Chance als ein substanzielles Risiko.<br />

„Das mag offiziell so sein“, ließ er<br />

durchblicken, wollte aber auf einen<br />

ihm wichtigen Punkt hinweisen:<br />

„Auslaufende Verträge haben auch<br />

Vorteile. Die bieten immer auch die<br />

Möglichkeit, dass man am Kader arbeiten<br />

kann. Es sagt ja keiner,dass wir<br />

alle auslaufenden Verträge auch bedienen<br />

wollen.“ Dieser Umstand hat<br />

zur Folge, dass sich einige Kicker in<br />

der Rückrunde noch mal richtig präsentieren<br />

wollen, um eine Verlängerung<br />

ihres Arbeitspapiers zu erreichen.<br />

Der Kern seiner Arbeit stellt sich<br />

folgendermaßen dar: Union muss<br />

Verletzt: Der verletzte Mittelfeldspieler<br />

Joshua Mees ist<br />

vorzeitig aus dem Trainingslager<br />

des 1. FC Union abgereist.<br />

Der 23-Jährigehatte<br />

sich am Mittwoch eine Blessur<br />

am Oberschenkel zugezogen.<br />

MEES REIST AUS TRAININGSLAGER AB<br />

sich so aufstellen, dass ein zweites<br />

Bundesligajahr ebenfalls erfolgreich<br />

angegangen werden kann und<br />

gleichzeitig für den Fall des Abstiegs<br />

ein Team vorhanden ist, das in der<br />

Saison 20/21 sofort wieder aufsteigt.<br />

Es ist die gleiche Zweigleisigkeit, die<br />

Union im Vorjahr beschäftigte, als<br />

der Aufstieg zwar möglich, aber eben<br />

noch längst nicht gewiss war.<br />

Natürlich sondieren die Köpenicker<br />

derzeit den Markt. Doch in Sachen<br />

Zugänge sieht Ruhnert keinen<br />

Gekrümmt: In Berlin soll er<br />

nun ausführlich untersucht<br />

werden. Nach einem missglückten<br />

Schussversuch<br />

hatte sich Mees am Boden<br />

gekrümmt. Die genaue Ausfallzeit<br />

wird nun vomArzt ermittelt.<br />

Geplant: Am Sonnabend<br />

trifft die Mannschaft vonTrainer<br />

Urs Fischer im Rahmen<br />

desTrainingslagers im letzten<br />

Test vordem Rückrundenstartauf<br />

den ungarischen<br />

Meister Ferencvaros Budapest<br />

(15.00 Uhr).<br />

übermäßigen Handlungsbedarf.<br />

„Ich rufe jetzt nicht einen Mario<br />

Götze an“, machte der Sauerländer<br />

einen Scherz mit ernsthaftem Hintergrund.<br />

Denn das Regal ist begrenzt,<br />

an dem sich Union als Aufsteiger<br />

bedienen kann. Die wesentlich<br />

besser betuchte Konkurrenz<br />

macht die Sache nicht einfacher.<br />

Auch weil Union ein gewisses Gehaltsniveau<br />

nicht überschreiten will,<br />

um im internen Gefüge nicht für Unruhe<br />

zu sorgen.<br />

Zudem müsste ein Neuer dem<br />

Team sofort weiterhelfen können,<br />

keiner nur für die Bank sein. „Wenn<br />

sich etwas Sinnvolles ergibt, werden<br />

wir das das tun. Wenn wir aber der<br />

Auffassung sind, dass die Spieler,die<br />

auf dem Markt sind, uns nicht kurzfristig<br />

besser machen, dann setzen<br />

wir halt auf das,was wir haben.“<br />

Hoffen auf Prömel<br />

Abgänge, auch wenn bis dato nicht<br />

bekannt, konnte und wollte der 48-<br />

Jährige nicht ausschließen. „Unverkäuflich<br />

ist keiner. Das ist immer alles<br />

eine Frage der Wirtschaftlichkeit.<br />

Es gibt viele gute und interessante<br />

Spieler.Wie es für einen Spieler legitim<br />

ist, sich umzuschauen, was sein<br />

möglicherweise nächster Schritt ist,<br />

ist es doch auch unsereAufgabe,darauf<br />

vorbereitet zu sein, dass uns<br />

Spieler auch mal verlassen. Andersson<br />

ist genauso ein Spieler wie jeder<br />

andere. Er ist ein sehr wichtiger Spieler,<br />

ein sehr guter Spieler, aber jeder<br />

ist ersetzbar. Vielleicht würden wir<br />

eine etwas andereSpielweise wählen<br />

müssen.“ Mit anderen Worten:<br />

Selbst ein vorzeitiger Abgang des<br />

Torjägers ließe Ruhnert kalt, da<br />

glaubt er sich gerüstet. Der Markt<br />

wurde offenbar schon diesbezüglich<br />

abgeklopft, um nötigenfalls Ersatz<br />

beschaffen zu können.<br />

Grundsätzlich hoffen sie alle zudem,<br />

dass die Rekonvaleszenten Keven<br />

Schlotterbeck und Grischa Prömel,<br />

der nach dem zweiten Spieltag<br />

mit Patellasehnenproblemen ausgefallen<br />

ist, bald wieder mitmischen<br />

können. Ruhnert sagt: „Er ist als<br />

Spieler ein Typ, den wir so auch kein<br />

zweites Mal haben in der Mannschaft.<br />

Aber wir haben auch ohne<br />

Grischa 19 Punkte geholt und das<br />

spricht halt auch für die Jungs, die<br />

gespielt haben.“ Union schenkt also<br />

primär dem vorhandenen Kaderdas<br />

Vertrauen.<br />

Gut aufgestellt sieht Ruhnert die<br />

Seinen auch, weil sie dieWeihnachtstage<br />

offensichtlich gut überstanden<br />

haben. Ruhnert lockt: „Unter dem<br />

Strich, das kann man festhalten, ist<br />

die Mannschaft mit unglaublich guten<br />

Werten aus dem Urlaub zurückgekommen.<br />

Wenn man das mal als<br />

Grundlage nimmt, kann man damit<br />

sehr zufrieden sein.“<br />

Problemzone Zentrum<br />

Arne Maier zieht sich beim Trainingslager in denUSA erneut eine Knieverletzung zu. Aber nicht nur deshalb besteht bei Hertha BSC im Mittelfeld erhöhter Handlungsbedarf<br />

VonSebastian Schmitt, Saint Petersburg<br />

Die mitgereisten Fans und Beobachter<br />

aus Deutschland hatten<br />

natürlich auf den Einsatz der<br />

Stammkräfte gehofft. Und damit<br />

auch auf einen ersten Hinweis, wer<br />

bei den Blau-Weißen am Sonntag in<br />

acht Tagen beim Rückrundenauftakt<br />

gegen den FC Bayern in der Startelf<br />

steht. Aber denkste: Beim letzten<br />

und einzigen öffentlichen Testspiel<br />

des Trainingslagers in Florida<br />

schickte Herthas Cheftrainer Jürgen<br />

Klinsmann am Mittwochabend<br />

(Ortszeit) nur eine vermeintliche B-<br />

Elf aufs Feld. Inwieweit das auch<br />

kontraproduktiv für den Versuch der<br />

Deutschen Fußball-Liga ist, das Produkt<br />

Bundesliga in den Fokus zu rücken,<br />

ist schwer zu sagen. Sportlich<br />

ausreichend war es aber allemal, um<br />

Ligakonkurrent Eintracht Frankfurt<br />

am letzten Tag der siebentägigen<br />

USA-Reise mit 2:1 (0:0) zu schlagen.<br />

„Egal, wer hinter wem lauert, er<br />

muss zeigen, dass er besser ist“,<br />

hatte Klinsmann zuvor gefordert<br />

und damit den Versuch unternommen,<br />

den Konkurrenzkampf im<br />

Team zu schüren. Insbesondere in<br />

Halbzeit eins bekamen die 4263 Zuschauer,<br />

die kostenlos im ehemaligen<br />

Baseballstadion an der Golfküste<br />

des Sunshine States vorbeischauten,<br />

aber kaum sportliche Höhepunkte<br />

zu sehen. Die Tore<br />

erzielten schließlich Alexander Esswein<br />

(71., 78./Foulelfmeter) und Timothy<br />

Chandler (73.).<br />

Klinsmanns Aufruf, den Stammkräften,<br />

die bereits am vergangenen<br />

Sonntag Spielpraxis sammeln durften<br />

und unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

gegen die U19 des MLS-<br />

Klubs Orlando City mit 5:1 gewannen,<br />

Druck zu machen, setzten lediglich<br />

Innenverteidiger Jordan<br />

Torunarigha mit seiner Spritzigkeit<br />

und Mittelfeldabräumer Per Skje-<br />

Arne Maier wird von den SanitäternRichtung Kabine kutschiert.<br />

bred mit seiner gewohnt hohen<br />

Lauffreudigkeit um. Als Torunarigha<br />

mit einer kompromisslosen Grätsche<br />

gegen Filip Kostic zur Sache<br />

ging, jubelten dem Herthaner auch<br />

die US-amerikanischen Zuschauer<br />

zu, die vorher vom einzigen Merchandising-Stand<br />

größtenteils mit<br />

CITY-PRESS<br />

Fahnen und Luftballons im Eintracht-Look<br />

ausgestattet wurden.<br />

Duda vorWechsel nach Norwich<br />

Getrübt wurde das Spiel aus <strong>Berliner</strong><br />

Sicht durch die Verletzung von Arne<br />

Maier. Herthas U21-Nationalspieler<br />

zog sich an seinem 21. Geburtstag<br />

nach einem Zweikampf mit Frankfurts<br />

Dominik Kohr eine Blessur am<br />

rechten Knie zu, nachdem er bereits<br />

den Großteil der aktuellen Saison<br />

wegen einer Innenband-OP am linken<br />

Knie verpasst hatte. „Wir kreuzenalle<br />

Finger,die wir haben, damit<br />

es nichts Schlimmes ist“, sagte Mittelfeldkollege<br />

Skjelbred. Maier gilt<br />

als Mann der Zukunft, ist anscheinend<br />

aber auch verletzungsanfällig.<br />

Michael Preetz, der Manager, erklärte:<br />

„Arne war nach einer langen<br />

Leidenszeit auf dem Wegzurück und<br />

wieder in einer besseren Verfassung.<br />

Das wäre jetzt ein Rückschlag. Eine<br />

genaue Diagnose steht noch aus. Er<br />

wirdinBerlin untersucht.“<br />

Durch Maiers Verletzung und<br />

durch den Abgang von Eduard Löwen<br />

zum FC Augsburg fehlen Klinsmann<br />

im Hinblick auf die Partie gegen<br />

den Rekordmeister zwei weitere<br />

Alternativen im Mittelfeld. Dabei<br />

hatte der ehemalige Bundestrainer<br />

sowieso das Mittelfeld zur offenen<br />

Planstelle ausgerufen und somit Gerüchte<br />

auf dem Transfermarkt angeheizt.<br />

Inzwischen scheint die Verpflichtung<br />

vonGranit Xhaka, für den<br />

der FC Arsenal dem Vernehmen<br />

nach inzwischen eine Ablösesumme<br />

in Höhe von 30Millionen Euro fordert,<br />

dringend notwendig zu sein.<br />

Ondrej Duda scheint jedenfalls trotz<br />

des personellen Engpasses keine<br />

Chance mehr zu bekommen. Der<br />

Spielmacher steht vor einem Wechsel<br />

zum Premier-League-Klub Norwich<br />

City.<br />

Am Freitagnachmittag kehrt der<br />

Hertha-Tross in die Heimat zurück.<br />

Am Sonntag findet dann die Bundesligageneralprobe<br />

gegen den polnischen<br />

Erstligisten Pogon Stettin statt<br />

– dann wohl auch mit der Mannschaft,<br />

welche die Bayern ärgernsoll.<br />

Allerdings testet Klinsmann dann erneut<br />

unter Ausschluss der Öffentlichkeit.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Maren Kroymann<br />

macht ihre Witze<br />

auch über Frauen<br />

Seite 22<br />

„Ich befand mich in einer dunklen Phase meines Lebens“<br />

Die <strong>Berliner</strong> Sängerin Balbina über die Zeit, in der sie ihr Album „Punkt“ aufnahm Seite 23<br />

Verbotener Jesus-Film<br />

Spaß um Gut<br />

und Böse<br />

PetraKohse<br />

konnte den inkriminierten<br />

Film auf Netflix noch sehen.<br />

Ha! Gerade noch geschafft! Sofort,<br />

nachdem ich am Donnerstagmorgen<br />

die Meldung gelesen<br />

hatte, dass Netflix auf Geheiß eines<br />

brasilianischen Gerichtes die seit<br />

3. Dezember zur Verfügung gestellte<br />

Jesus-Satire„APrimeiraTentação de<br />

Cristo“ (Die erste Versuchung<br />

Christi) bis auf Weiteres aus dem<br />

Netz nehmen muss, habe ich mich<br />

dort natürlich sofort eingeloggt, um<br />

zu prüfen, ob der Film vielleicht<br />

doch noch zu sehen ist –und ich<br />

hatte Glück! Und danach eine wirklich<br />

nette Dreiviertelstunde.<br />

Danke,liebesVerbot, das stets das<br />

Böse will und oft das Gute schafft.<br />

Anders hätte ich kaum von diesem<br />

Spaß der Komikertruppe Porta dos<br />

Fundos (Hintertür) erfahren, die auf<br />

YouTube einen eigenen Kanal unterhält.<br />

Wasdas in Rio de Janeiroansässige<br />

christliche Dom-Bosco-Zentrum<br />

an diesem Monty-Python-artigen<br />

Kostümfilm über eine Party zu<br />

Jesus’ 30. Geburtstag so erzürnte,<br />

dass es Klage einreichte, ist, dass Jesus<br />

nach den 40 Tagen in der Wüste<br />

mit Orlando zurückkommt, seinem<br />

schwulen Geliebten. Es gibt keine sexuellen<br />

Handlungen zu sehen und<br />

Orlando entpuppt sich sogar als Luzifer<br />

und wirdvon Jesus vernichtet.<br />

Dennoch fühlen sich mehr als 2,3<br />

Millionen Unterzeichner einer Petition<br />

gegen den Film so starkinihren<br />

religiösen (oder sollen wir lieber sagen:<br />

homophoben) Gefühlen verletzt,<br />

dass das Gericht in zweiter Instanz<br />

ein Verbot beschloss. Diese<br />

Entscheidung kann (und sollte) angefochten<br />

werden. Einstweilen aber<br />

kann man jene,die sich vondem saloppen<br />

Umgang von Porta dos<br />

Fundos mit dem Personal des Neuen<br />

Testaments tatsächlich gekränkt und<br />

angegriffen fühlen, daran erinnern,<br />

dass sie hier doch Gelegenheit hätten,<br />

den Jesus in sich zu zeigen.<br />

Denn wie sagte er auf dem Berg:<br />

„Liebt eureFeinde und bittet für die,<br />

die euch verfolgen, damit ihr Kinder<br />

seid eures Vaters im Himmel.“ Will<br />

sagen: In moralischer Hinsicht ist ein<br />

Verbot immer ein Bankrott.<br />

Modell<br />

Berlin<br />

Mythos, Topografie und<br />

kulturelle DNA-Analyse:<br />

Ein Medienkunstprojekt für<br />

unsere Stadt<br />

VonThomas Martin<br />

Ist unsere Stadt ein Mythos, der viele nährtund verschlingt? Washält ihn am Leben? Berlin bei Nacht.<br />

Die Angaben sind schwankend:<br />

5000 bis 10 000<br />

Künstler, dazu eine ungenaue<br />

Zahl von Autoren,<br />

leben in dieser Stadt, die vonder<br />

Kultur in den Mund lebt und sich dabei<br />

mit sich selbst beschäftigt wie<br />

keine andere. Sie füttert ihren Mythos<br />

und sie macht nicht satt, auch<br />

heute,inden neuen Zwanzigern. Ob<br />

sie ebenso vergoldet werden, wie 100<br />

Jahre zuvor, wird sich zeigen. Kein<br />

Blick trifft ins Herz dieser Mythenmaschine,<br />

kein Stethoskop ergründet<br />

ihr Prinzip.Jeder stochertimGetriebe,<br />

Patina fällt ab und man ist<br />

dankbar für ein wenig Kenntlichkeit.<br />

Da wäre Analyse hilfreich. Die verlangt<br />

Zeit und hat mit Walter Benjamins<br />

Schildkröte zu tun (dazu später).<br />

Vielleicht sollte man die Stadt<br />

mit Abstand und als Modell begreifen,<br />

beschreiben und in den Dialog<br />

zwingen. Wirversuchen das.<br />

„Modell Berlin“ ist ein kommunikatives<br />

medienkünstlerisches Graswurzelprojekt<br />

mit Unterstützung der<br />

Senatsverwaltung für Kultur und Europa.<br />

Es holt <strong>Berliner</strong> Institutionen<br />

an den Tisch, die Berlinische Galerie,<br />

die Kulturstiftung St. Matthäus der<br />

Evangelischen Kirche, die UdK, das<br />

Museum der Subkulturen, das Institut<br />

für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin<br />

der Charité, die Zeitschriften<br />

Flaneur Magazine und Die Epilog,<br />

die Verlage Das Kulturelle Gedächtnis<br />

und Matthes &Seitz, das<br />

Walter-Benjamin-Archiv der Akademie<br />

und andere. Beteiligt sind Autoren<br />

aus den verschiedensten Bereichen,<br />

die ihrePerspektiven unter anderem<br />

hier „UntermStrich“ einbringen<br />

werden.<br />

Was ist so groß an Groß-Berlin?<br />

Vor 100 Jahren stand die Stadt am<br />

Scheideweg, sie lahmte der Entwicklung<br />

der Gesellschaft hinterher. Die<br />

Formung von94Stadt- und Landgemeinden<br />

zu 20 großstädtischen Bezirken<br />

war Voraussetzung für die<br />

sprunghaft wachsende Metropole,<br />

die von der preußischen Hauptstadt<br />

zur Hauptstadt des Kaiserreichs und<br />

der Weimarer Republik wurde. Die<br />

am 1. Oktober 1920 mit Gesetzeskraft<br />

beschlossene Agglomeration<br />

der Bezirke und Dörfer führte zur<br />

Genese einer Großstadt mit enormen<br />

Synergieeffekten. Nach dem revolutionären<br />

Verwaltungsakt traf<br />

Landbevölkerung auf Proletariat<br />

und Bourgeoisie, dazu kamen Intellektuelle<br />

und Künstler. Traditionen,<br />

Prägungen prallten aufeinander und<br />

führten, befeuert von technischen<br />

Neuerungen und sozialen Reformen,<br />

zu ungeheurer Beschleunigung<br />

in allen Lebensbereichen.<br />

Wir untersuchen nun: Was ist<br />

(noch) revolutionär an dieser Stadt?<br />

Ist esamEnde doch der Mauermythos,<br />

sind es die Tacheles-90er oder<br />

wieder,immer wieder die Zwanziger,<br />

FRANK RAMSPOTT<br />

an denen die Stadt sich letztlich<br />

selbst befriedigt?<br />

Uns interessieren Reflexionen,<br />

Thesen, Theorien, eine Philosophie<br />

für Berlin, die nicht zwingend von<br />

Einmaligkeit, Größe,von „Weltstadt“<br />

ausgeht. DasRevolutionäre,Modellhafte<br />

kann im Kleinen, ganz Kleinen<br />

liegen, unter der Pflasterplatte, im<br />

Hirnkasten, in der Zukunft, in der<br />

Geschichte und oft tief versteckt.<br />

Versteckt in Archiven, diesen mit der<br />

Menschheit und über sie hinaus<br />

wachsenden Batterien eines revolutionären<br />

Gedächtnisses und der<br />

Schöpfungskraft, die wir so schwer<br />

nutzen können, weil wir an allem zu<br />

viel haben im Turbo einer nie endenden<br />

Gegenwart, die auf Surplus angelegt<br />

ist und keine Struktur für die<br />

Aufbewahrung desVergangenen hat.<br />

„Modell Berlin“ beruft sich auf<br />

Walter Benjamin als Kulturkritiker,als<br />

Kritiker der Großstadt. Geboren in<br />

Charlottenburg um1900, gestorben<br />

1940 im Exil, wo er auf der Grenzlinie<br />

zur Freiheit sein Leben beendete.<br />

Sein nachgelassenes „Passagen-<br />

Werk“, sein Lebens-Fragment, eins<br />

der gewaltigsten, das die Literaturgeschichte<br />

kennt, ist Anstoß für„Modell<br />

Berlin“. Benjamin schreibt seine<br />

„Passagen“ ab 1927 in Berlin, aber<br />

über Paris, „Hauptstadt des 19. Jahrhunderts“,<br />

um dort den Urgrund einer<br />

Hauptstadt der Moderne nach soziokulturellen,<br />

geschichtsphilosophischen<br />

Motiven zuerforschen. Kenneth<br />

Goldsmith, geboren 1961 in<br />

Long Island, übernimmt diese Ausgangslage<br />

ab 2010 und legt von hier<br />

aus das Netz seiner kontextualen Untersuchung<br />

derStadtbühne NewYork<br />

aus, Ergebnis: „Capital of the 20th<br />

Century“, 909 Seiten in der Kurzfassung,Verso<br />

Publishers 2015.<br />

Keine Ahnung (doch, eine Ahnung<br />

…),warum Berlin so was nicht<br />

hat. Wirwollen das ändern. WirnehmenBerlinals<br />

Gegenstand einer Betrachtung<br />

vor, die den Modellcharakter<br />

erst erweisen muss.Wir stellen<br />

ein <strong>Berliner</strong> Passagen-Projekt auf,<br />

ein philosophisches Panorama, eine<br />

literarische Kartographie, ein Wörterbuch<br />

in Bild undTon der Lebenswelten<br />

dieserStadt. Wirpräsentieren<br />

es in dieser Kolumnesowie begehbar<br />

demnächst an verschiedenen Orten,<br />

Rändernund Mitten Berlins.<br />

In der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> lesen Sie<br />

Denkansätze und Betrachtungen<br />

vonbeteiligten Autorinnen wie Luise<br />

Meier, Annett Gröschner, Franziska<br />

Hauser, Wolfgang Engler, Thomas<br />

Martin und vielen anderen. Sie werden<br />

über Veranstaltungen und Ausstellungen<br />

informiert. Achten Sieauf<br />

das Logo: „Modell Berlin“!<br />

ThomasMartin (geboren 1963 in Ost-Berlin) ist<br />

Autor, Publikzistund Regisseur. Seit2010war er<br />

Chef-Dramaturgder Castorf-Volksbühne. Martin<br />

ist Initiator von„ModellBerlin“.<br />

NACHRICHTEN<br />

Oscar-Verleihung im Februar<br />

erneut ohne Gastgeber<br />

Über Jahrzehnte hinweg standen<br />

Oscar-Gastgeber im Rampenlicht.<br />

Doch in diesem Jahr wirdzum zweiten<br />

MalinFolge bei der Preisgala am<br />

9. Februar der „Host“ fehlen, wie die<br />

Filmakademie in Beverly Hills in einem<br />

Tweet mitteilte.ABC-Senderchefin<br />

KareyBurke bestätigte,dass<br />

es keinen traditionellen Moderator<br />

geben werde, wie das Branchenblatt<br />

Hollywood Reporter berichtete.Die<br />

Show solle im Stil der vorigen Trophäen-Verleihung<br />

ablaufen. Im Februar<br />

2019 fehlte erstmals seit 30<br />

Jahren ein Gastgeber, derdie Show<br />

lenkte.Der zunächst vorgesehene<br />

US-Komiker Kevin Hart war nach einer<br />

Kontroverse um frühereschwulenfeindliche<br />

Bemerkungen kurzfristig<br />

abgesprungen. (dpa)<br />

Berlinale 2020: Jonas<br />

Dassler wird Shooting Star<br />

Schauspieler Jonas Dassler (23) wird<br />

auf der Berlinale als europäischer<br />

Nachwuchsschauspieler ausgezeichnet.<br />

Er gehörtzuden zehn diesjährigen<br />

Shooting Stars,wie das<br />

NetzwerkEuropean Film Promotion<br />

und die Auslandsvertretung des<br />

deutschen Films,German Films,<br />

mitteilten. Dassler spielte zum Beispiel<br />

in der Literaturverfilmung „Der<br />

goldene Handschuh“ vonFatih Akin<br />

mit. Dassler studierte an der Schauspielschule<br />

„Ernst Busch“ und arbeitet<br />

auch am Gorki-Theater. (dpa)<br />

Beethoven-Umfrage: Wenig<br />

Wissen über Komponisten<br />

Fast jeder über 18-Jährige in<br />

Deutschland hat den Namen Ludwig<br />

vanBeethoven(95 Prozent) schon<br />

einmal gehört−bei Werken des<br />

Komponisten ist so mancher allerdings<br />

blank. Dasgeht aus einer repräsentativen<br />

Umfrage des Marktforschungsinstituts<br />

Yougovhervor.<br />

Rund jeder Siebte (15 Prozent) in der<br />

Gruppe der Befragten, die Beethovenkennen<br />

und ihn als Komponisten<br />

einordnen, ist mit keinem Werk<br />

des Künstlers vertraut.Jeder Neunte<br />

(11 Prozent) wählte die Antwort<br />

„Weiß nicht“. 74 Prozent sagen Stücke<br />

wie Beethovens Neunte jedoch<br />

etwas. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Modell Berlin<br />

Zwei <strong>Berliner</strong><br />

Hälften<br />

VonLuise Meier<br />

Berlin muss man sich erst verdienen.<br />

Mein Bruder und ich sind Halbgeschwister.Was<br />

ich definitiv schon als Kindergartenkind<br />

weiß, weil mein drei Jahre älterer Halbbruder<br />

mich als Juniorpartnerin in einige<br />

seiner Geschäfte im für uns 1989 frisch eröffneten<br />

West-Berlin einbezieht. Meine Mutter<br />

findet es definitiv schöner,sich hier im Westteil<br />

eine schöne große Wohnung nur eben<br />

grade jetzt noch nicht leisten zu können, als<br />

drüben in einer heruntergekommenen zu<br />

IRINA RASTORGUEVA<br />

wohnen. Also leben wir vorübergehend in einer<br />

Einzimmerwohnung in Kreuzberg. Dort<br />

versammeln sich irgendwann die Kinder im<br />

Kreis um den Nachbarsjungen, der einen<br />

Holzsplitter im Auge hat, mein Bruder holt<br />

mich dazu, denn das lohnt sich und kostet<br />

nichts. Irgendwann kriege ich glitzernde<br />

Ohrstecker, die ja auch irgendwie Splitter<br />

sind und mein Bruder eine Katze von Mehmet,<br />

der keine Katzemehr haben darf. Es ist<br />

halb unsere Katze, halb Mehmets. Abjetzt<br />

sind wir zu viertinder Einzimmerwohnung.<br />

Mein Bruder nimmt mich mit, zum Brocken-aus-der-Mauer-rausklopfen,<br />

was uns<br />

reich machen soll. Ichweiß nicht, ob das die<br />

Mauer ist, mit vier sehen alle Mauern gleich<br />

aus.Wahrscheinlicher ist, dass mein Bruder,<br />

dem sehr früh jede Romantik abgeht, findet,<br />

dass alle Brocken aus allen Mauern Mauerbrocken<br />

sind und sich am Fetisch der anderengut<br />

verdienen lässt. Wirwerden vongrößeren<br />

Leuten vertrieben. Nicht immer geht<br />

jede seiner Geschäftsideen auf. Reich werden<br />

wir später, während meine Mutter im<br />

Club tanzt, beim Pfandbechersammeln.<br />

Mein Bruder gibt mir nur sehr wenig vom<br />

Gewinn ab.Das hat etwas mit seinem geistigem<br />

Eigentum an der Geschäftsidee zu tun<br />

und Lehrjahresind keine Herrenjahre.<br />

Nach einem knappen Jahr in Kreuzberg<br />

ziehen wir mit dem westdeutschen Klavierlehrer<br />

meiner Mutter nach Brandenburg, in<br />

ein Einfamilienhaus mit Spitzengardinen,<br />

das seine Elternkaufen. Siekaufen auch das<br />

Haus nebenan für sich. Mein Bruder will finanziell<br />

unabhängig bleiben. Wir denken<br />

langfristig und pflanzen Mohrrüben, die wir<br />

gefühlte 30 Jahre später auf der Dorfstraße<br />

verkaufen. Doch die Eltern des Klavierlehrers<br />

machen uns mit der Behauptung, wir<br />

hätten ihre Mohrrüben geklaut, einen Strich<br />

durch die Rechnung und nehmen uns das<br />

Geld (ca. eine DM) und die Mohrrüben ab.<br />

Als Strafe oder Schulden oder Miete oder so<br />

und weil ihnen die Produktionsmittel gehören,<br />

das Haus, der Boden, das Wasser zum<br />

Möhrengießen und irgendwie auch wir.Wir<br />

ziehen uns aus der Landwirtschaft zurück.<br />

Kurz darauf bin ich wieder in Berlin. Ohne<br />

den halben Bruder, schaue ich bei meinem<br />

Vater in einer Einzimmerwohnung am Kollwitzplatz<br />

alte Märchenfilme,während meine<br />

Milchzähne rausfallen, die sich aber nicht<br />

verkaufen lassen. Ich sammle das Kleingeld<br />

auf, das aus den Hosentaschen meines Vaters<br />

fällt und arbeite mich langsam zu seiner<br />

Kleingelddose, später zu seinem Portemonnaie<br />

vor, was nicht mehr okay ist.<br />

Geld auf dem Boden ist Gemeineigentum,<br />

Geld in Dosen und im Portemonnaie Privateigentum.<br />

Geld im Portemonnaie,das auf dem<br />

Boden liegt, ist trotzdem Geld im Portemonnaie.<br />

Anden Klavierlehrer denke ich, als ich<br />

Jahre später das Lied „Er fährt nicht mehr<br />

nach Thailand, weil er sein Girl in Sachsen<br />

fand“ höre. Zuhause ist definitiv Berlin. Wo<br />

auch der Kapitalismus wohnt, den erst der<br />

kalkulatorische Blick meines achtjährigen<br />

Bruders entlarvt hat, und viel später Marx.


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

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Feuilleton<br />

„Postklimakteriell ist ein super Alter“<br />

Die Kabarettistin und Schauspielerin Maren Kroymann im Gespräch über Frauenrollen und Männergagen und die beste Zeit ihres Lebens<br />

Eine Antwort auf eine vor<br />

Monaten gestellte Frage<br />

blinkt im Postfach: Maren<br />

Kroymann ist endlich für<br />

ein paar Tage in Berlin, wo sie ja eigentlich<br />

wohnt, und könnte ein Interview<br />

geben. Die Frau ist viel beschäftigt,<br />

dreht neue Folgen für ihre<br />

Comedy-Serie,spielt in einem Kinofilm<br />

mit, der Anfang Februar startet<br />

und tritt live auf. Wir haben uns am<br />

Mittwochnachmittag im Café gegenüber<br />

dem Babylon Mitte verabredet,<br />

weil sie dort anschließend vors Mikrofon<br />

vonRadioEins gehen sollte.<br />

Am Freitag und Sonnabend treten Sie<br />

wieder mit Ihrem Programm „In my<br />

Sixties“ im Tipi in Berlin auf. Ich<br />

möchte nicht unhöflich sein, aber Sie<br />

sind inzwischen 70.<br />

Das hat sich herumgesprochen.<br />

Deshalb muss ich das in der Anfangsmoderation<br />

klären. Ich fühle<br />

mich seit meinem 70. Geburtstag<br />

nicht wesentlich anders als davor.<br />

Also frage ich das Publikum, ob es<br />

akzeptieren könnte, dass ich an den<br />

Tagen, an denen ich das Programm<br />

spiele,einfach noch in meinen Sechzigern<br />

bin? Bisher wurde immer zustimmend<br />

applaudiert.<br />

Glücklicherweise.<br />

Tja, sonst müssten die Leute ihr<br />

Geld zurückbekommen. Ich mache<br />

ja Lebensabschnittsprogramme,mit<br />

diesem trete ich schon eine ganze<br />

Weile auf. Die gesellschaftlichen<br />

Ereignisse wachsen dem Programm<br />

entgegen.<br />

Wiemeinen Siedas?<br />

Die Leute denken, ich erzähle die<br />

Vergewaltigungswitze seit der #Me-<br />

Too-Debatte.Ich erzähle sie aber seit<br />

der Premiere 2011. Nur fällt es jetzt<br />

auf fruchtbaren Boden. Vielen Menschen<br />

ist klarer geworden, dassVergewaltigung<br />

nicht nur in bestimmten<br />

Spalten der <strong>Zeitung</strong> stattfindet, sonderninallen<br />

Kreisen der Gesellschaft<br />

möglich ist, auch in der Familie.<br />

Ich finde das Programm großartig.<br />

Die Sechziger aus dem Titel beziehen<br />

sich ja eigentlich auf die Zeit, in der<br />

Sie jung waren. Sie erzählen von sich<br />

und den Verhältnissen anhand von<br />

Musik. Setzen Sie das irgendwann<br />

fort, mit den 70er-Jahren?<br />

Nein, das wäreetwas anderes.Da<br />

kam ich nach Berlin zum Studium,<br />

war im Hanns-Eisler-Chor und entdeckte<br />

das politische Lied für mich –<br />

Ernst Busch, Franz-Josef Degenhardt,<br />

Inti Ilimani …Die Sixties warenmein<br />

Pop-Jahrzehnt. Diese amerikanischen,<br />

britischen, französischen<br />

Songs haben mich geprägt. In<br />

Maren Kroymann tritt live auf sowie in Film und Fernsehen, spricht Hörbücher ein, hat aber noch kein Buch geschrieben …<br />

den 70er-Jahren habe ich reflektiert<br />

Musik gehört, das war natürlich auch<br />

eine Artvon Prägung, aber anders.Es<br />

war nie mehr so wie in der Kindheit<br />

oder der Pubertät, wenn dich ein<br />

Popsong ins Herz trifft.<br />

Wirtreten nun in die Zwanzigerjahre<br />

ein. Wasbedeuten Ihnen jene des vorigen<br />

Jahrhunderts, von denen jetzt<br />

so oft die Rede ist?<br />

Daswar eine große Zeit. Ichhatte<br />

mich erst damit beschäftigt, als ich<br />

selbst mit dem Kabarett anfing, mit<br />

ClaireWaldoff oder Anita Berber,mit<br />

den Gedichten von Kurt Tucholsky.<br />

Frauen hatten endlich das Wahlrecht,<br />

konnten studieren, es gab fortschrittliche<br />

Lehrerinnen. Meine<br />

Mutter, 1910 geboren, schwärmte<br />

von Marlene Dietrich und den Comedian<br />

Harmonists. Meine Eltern<br />

kamen ja ursprünglich aus Berlin,<br />

und sie sehnte sich später in Tübingen<br />

nach dem Großstädtischen. Das<br />

Freche, das Kühne mochte sie. Sie<br />

hat zwar ihreSöhne nicht besonders<br />

emanzipiert erzogen, aber mich<br />

schon. Sie hatte auch nichts gegen<br />

Lesben, zumindest sagte sie mir<br />

schon früh: Es gibt Frauen, die sind<br />

einfach zu tüchtig für einen Mann.<br />

Daswar wohl ihreUmschreibung.<br />

Da Sie nun so erfolgreich mit dem<br />

autobiografischen Programm unterwegs<br />

sind, haben Sie mal überlegt,<br />

Ihre Autobiografie zu schreiben?<br />

Ich bin zwar oft vonVerlagen gefragt<br />

worden, aber noch ist es nicht<br />

so weit. So viele Kabarettisten und<br />

Schauspieler schreiben Bücher. Ich<br />

bringe meine sprachlichen Beiträge<br />

lieber auf die Bühne.<br />

Und ins Fernsehen! Schreiben Sie<br />

nicht auch die Spielszenen für Ihre<br />

Sendung „Kroymann“ meistens<br />

selbst?<br />

ZUR PERSON<br />

Maren Kroymann, 1949 geboren, hat Anglistik, Amerikanistik und Romanistik studiert. 1982<br />

entwickelte sie ihr erstes Bühnenprogramm, ins Fernsehen zog sie ab 1988 mit der Serie „Oh<br />

Gott, HerrPfarrer“ ein. Ihre erste eigene Sendung „Nachtschwester Kroymann“ lief von1993<br />

bis 1997. Sie spielte die Hauptrolle in Angelina Maccarones Film „Verfolgt“, der 2006 den<br />

Goldenen Leoparden in Locarno gewann. Seit 2017 läuft ihre Satire-Sendung „Kroymann“.<br />

Termine: „In My Sixties“, 10. und 11.1., 20 Uhr,Tipi am Kanzleramt; „Kroymann“, Folge10,<br />

6.2., 23.30 Uhr,ARD,„Enkel für Anfänger“, Kinostartam6.2.<br />

So etwas macht man ja nicht allein.<br />

Wir sind ein Team von Autorinnen<br />

und Autoren. Ichgebe natürlich<br />

meine Themen, meine Haltung,<br />

meine Ideen hinein. Auch die Artvon<br />

Humor ist mir ganz wichtig, dass es<br />

anarchisch ist, selbstironisch, dass<br />

ich auch Frauen verarsche. Aber die<br />

Texte gehen immer durch mehrere<br />

Hände.Esist ein wirklich gutes Team<br />

bei der btf, der Bildundtonfabrik, die<br />

zum Beispiel auch für Jan Böhmermann<br />

arbeitet.<br />

MIRJAM KNICKRIEM<br />

Im vergangenen Jahr sind Sie dafür<br />

mehrfach ausgezeichnet worden: Bayerischer<br />

Fernsehpreis, Deutscher Fernsehpreis,<br />

Grimme-Preis –und dann<br />

kam zum Jahresende noch die Rose<br />

d’Or dazu, eine legendäreeuropäische<br />

Fernsehauszeichnung, einst als Goldene<br />

Rose vonMontreux bekannt.<br />

Das war der Hammer! Wir waren<br />

auch als Sendung nominiert, eine<br />

große Ehre. Dann bekam ich sie fürs<br />

Lebenswerk …Drumherum gibt es<br />

immer ein Branchentreffen mit Veranstaltungen,<br />

in diesem Jahr unter<br />

dem Stichwort Diversity. Datraf es<br />

sich gut, dass ich als offen lesbische<br />

Person dazugehörte. Ich hatte ja in<br />

der Zwischenzeit auch zwanzig Jahre<br />

mal keine eigene Sendung.<br />

Sie spielen auf Ihre erste Reihe<br />

„Nachtschwester Kroymann“ an, die<br />

nach fünf Jahren abgesetzt wurde.<br />

Ja, damals war ich eben zu alt, zu<br />

wenig sexy, vermutlich war die Sendung<br />

1997 auch noch zu feministisch<br />

und intellektuell.<br />

Sind Sie auch im Alltag Feministin?<br />

Haben Sie zum Beispiel jetzt bei dem<br />

Kinofilm „Enkel für Anfänger“ dafür<br />

gesorgt, dass Sie die gleiche Gage bekommen<br />

wie Heiner Lauterbach?<br />

Ichvermute mal, dass er eine höherebekommt.<br />

Dasist aber ungerecht.<br />

Dasist schon okay,esgeht ja auch<br />

nach Marktwert. Heiner ist viel berühmter<br />

als ich. Natürlich verhandeln<br />

wir meine Gagen, immer schon.<br />

Ich bin Mitglied bei ProQuote Film,<br />

die sich für die Gleichberechtigung<br />

starkmachen –auch für equal pay.<br />

Mich stört schon sehr lange, wie Regisseurinnen,<br />

Autorinnen, also überhaupt<br />

Frauen als denkende Personen<br />

geringgeschätzt werden. Von<br />

den Kategorien „feministisch“, „lesbisch“<br />

und„intellektuell“ ist intellektuell<br />

das Schlimmste. Das möchten<br />

viele Männer nicht haben, das ist ein<br />

Grund dafür, warum Kabarettistinnen<br />

lange Zeit so wenig Unterstützung<br />

erfahren haben. Zumindest in<br />

meiner Generation, in der noch das<br />

Fernsehen über die Karriere entschied.<br />

Durch YouTube, Blogs und<br />

Twitter ändertsich gerade etwas.<br />

Noch einmal zurück zu den Auszeichnungen.<br />

Sehen Sie die noch als<br />

Ansporn?<br />

Na klar, das ist ein wunderbarer<br />

Rückenwind. Ich habe sie für meine<br />

Arbeit bekommen, früher wurde ich<br />

geehrt, weil ich mich für Lesben einsetze.<br />

Und so einen Lebenswerk-<br />

Preis bekommt doch normalerweise<br />

jemand, dessen Erfolge lange zurückliegen,<br />

wenn er kurz vorm Abnibbeln<br />

ist. Mir hilft er bei dem, was<br />

ich die nächsten zehn Jahrenoch tun<br />

möchte. Postklimakteriell ist ein super<br />

Alter für eine Frau, kann ich nur<br />

sagen. Ichhabe die beste Zeit meines<br />

Lebens.<br />

In einer Woche wirdIhnen auch noch<br />

die Carl-Zuckmayer-Medaille verliehen<br />

–für Verdienste um die deutsche<br />

Sprache. Der Feminismus hat auch<br />

da seine Auswirkungen. Was halten<br />

Sievon gendergerechter Sprache?<br />

Die ist wichtig. Wenn ich eine<br />

hohe Beamtin wäre, würde ich mich<br />

auch stur daran halten. Denn man<br />

hat ja immer ein Bild vor Augen.<br />

Wenn zum Beispiel von den Professoren<br />

in Deutschland gesprochen<br />

wird, stellt sich doch jeder nur Männer<br />

vor und sieht nicht, dass inzwischen<br />

fast ein Drittel davon Frauen<br />

sind. In meiner Alltagssprache sage<br />

ich aber nicht immer „Politikerinnen<br />

und Politiker“, „Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler“. Sprache entwickelt<br />

sich, da wird sich noch viel ändern.<br />

Als Kabarettistin möchte ich<br />

auch überraschen. So kann ich Männer<br />

mit einem weiblichen Schimpfwort<br />

konfrontieren, das ist sehr effektiv:Sagen<br />

Siemal „Blöde Kuh!“ zu<br />

einem Mann.<br />

DasGespräch führte Cornelia Geißler.<br />

Entdeckungen am Baikalsee<br />

Sibiriens faszinierende Landschaften und Kulturen<br />

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©Mikhail Markovskiy –Fotolia.com<br />

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LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 23<br />

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Feuilleton<br />

Häkelstab,<br />

Madras und<br />

Whipcord<br />

Gewebe der Vergangenheit<br />

im Technikmuseum<br />

VonSusanne Lenz<br />

Detail eines kettlancierten Gewebes, ein<br />

Seidenstoff<br />

HEINER BÜLD<br />

Verborgene Strukturen heißt die<br />

kleine Sonderausstellung. Es<br />

sind auch verlorene Strukturen, eine<br />

verlorene Vielfalt, die hier zu entdecken<br />

sind.Werkennt schon noch das<br />

Gewebe namens Häkelstab, für dessen<br />

Herstellung man einen speziellen<br />

Webstuhl brauchte.Das im Technikmuseum<br />

gezeigte Material aus<br />

Leinen und Wolle stammt aus dem<br />

Jahr 1913. Man weiß nicht einmal<br />

mehr genau, wozu es verwendet<br />

wurde. Für Damenoberbekleidung<br />

und Fensterbekleidung, also Vorhänge,<br />

vermutlich. Das Doppelgewebe<br />

mit Warenwechsel ist ein Möbelstoff<br />

aus Wolle,dessen Besonderheit<br />

es ist, dass er aus zwei Lagen besteht,<br />

also sehr fest ist. Aber wie<br />

genau das Gewebe aufgebaut ist?<br />

Man müsste das vorliegende Muster<br />

auseinandernehmen und also zerstören,<br />

um es herauszufinden.<br />

Details der zwanzig Muster von<br />

Whipcord, Scheindrehergewebe<br />

oder Madras, die die Ausstellung<br />

umfasst, hat der <strong>Berliner</strong> Fotograf<br />

Heiner Büld stark vergrößert. In<br />

Form von Wandpaneelen sind sie<br />

mit dem jeweiligen Original kombiniert.<br />

Es ist, als hätte Büld die Gewebe<br />

unter ein Mikroskop gelegt.<br />

Seine Fotografien bringen eine<br />

Struktur zutage, die mit bloßem<br />

Auge nicht zu sehen ist. Man bekommt<br />

so einen Eindruck von den<br />

unterschiedlichen Webarten, aber es<br />

enthüllt sich einem auch eine eigene<br />

Ästhetik. Wie eine wulstige Landschaft<br />

aus erkalteter Lava etwa erscheint<br />

das lilafarbene Blasengewebe,<br />

was mit bloßem Auge wie Stickerei<br />

wirkte,erweist sich in der Vergrößerung<br />

eingewebt und erscheint<br />

zugleich wie Moos. Was durchgehend<br />

und glatt schien, hat luftige<br />

Maschen und lose Fäden.<br />

Zur Hochzeit der Textilindustrie<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es<br />

Tausende verschiedener Arten von<br />

Stoffen. Von den 1930er-Jahren an<br />

wurde die Textilindustrie rationalisiert<br />

und viel verschwand. Das gilt<br />

für das Wissen um die Herstellungsverfahren<br />

wie auch für die Webstühle.<br />

Von den hier gezeigten Stoffen<br />

könnte kaum noch einer in<br />

Deutschland hergestellt werden.<br />

Sie entstammen der Sammlung<br />

vonWieland Poser,Schüler vonWilly<br />

Sitte,der bis 2006 an der Kunsthochschule<br />

Burg Giebichenstein in Halle<br />

Professor für Modedesign und Textil<br />

war. Ziel seiner Sammlung aus den<br />

1970er-Jahren war es, ein Lexikon<br />

der Gewebearten aus der Zeit zwischen<br />

1880 und 1937 mit dazugehörigen<br />

Stoffproben anzulegen. Er<br />

konnte über 2000 mit Produktnamen<br />

versehene Gewebearten ausmachen,<br />

doch für alle noch Proben<br />

zu finden war nicht mehr möglich.<br />

Seine Sammlung umfasst immerhin<br />

knapp 500 Stoffmuster, oft sind sie<br />

nur wenige Zentimeter groß. 2016<br />

übergab er sie dem Deutschen Technikmuseum.<br />

Verborgene Strukturen Di−Fr 9–17.30 Uhr,<br />

Sa+So 10–18 Uhr,DeutschesTechnikmuseum,<br />

TrebbinerStr.9.Bis 10. Mai<br />

Nach dem Satz ist vor dem Satz<br />

Die <strong>Berliner</strong> Sängerin Balbina hat mit „Punkt“ gerade ihr drittes Album veröffentlicht<br />

VonMarkus Schneider<br />

Ein sehr romantischer Begriff<br />

prägt das neue Album<br />

der <strong>Berliner</strong> Sängerin Balbina:<br />

„Wandeerluuust,<br />

Wandeerluuust“ intoniert mit ulkiger<br />

Betonung ein Frauenchor den<br />

Refrain im gleichnamigen Titel, der<br />

mit einem wunderbar weich<br />

schwappenden R&B-Groove auch<br />

einer der besten ist. DieLust zuWandern<br />

signalisiert nicht nur den Aufbruch<br />

in die Welt und das Abenteuer,<br />

sondern auch die Auseinandersetzung<br />

mit dem, was zurückbleibt.<br />

„Vor der Produktion des Albums“,<br />

sagt Balbina in Berlin im Interview,<br />

„befand ich mich in einer dunklen<br />

Phase meines Lebens. Umdem zu<br />

entkommen, habe ich mich aus der<br />

Realität rausgezoomt und beim Einschlafen<br />

an einsame Inseln oder an<br />

irgendwelche Ecken im Ural gedacht<br />

– die Wanderlust steht für diese<br />

Flucht, die mir real gegen die Dunkelheit<br />

und beim Umprogrammierenmeiner<br />

Gedanken geholfen hat.“<br />

„Punkt“, so heißt nach einem<br />

Frühwerk als Bina ihr drittes Album<br />

als Balbina. Es steht im Zeichen dieser<br />

Neuorientierung –ein Abschluss,<br />

der sie zugleich weiter in das Terrain<br />

bringt, dessen Erkundung sie in den<br />

vergangenen fünf Jahren zu einer der<br />

prägnantesten Künstlerinnen im<br />

deutschsprachigen Popwerden ließ.<br />

Zunächst hat sie den Majorvertrag<br />

beendet, sozusagen den Polkadot<br />

hinter die Episode gesetzt, nach dem<br />

nun ihr eigenes Label benannt ist.<br />

„Ich bin nicht gut in einer Struktur,in<br />

der ich ständig erklären muss,<br />

warum ich etwas mache. Die Kommunikation<br />

ist zu lang und umständlich.<br />

Jetzt sind wir zu dritt, und<br />

jeder macht alles.“<br />

Betonte Kantigkeit<br />

VonAnja Semmelroch<br />

Balbina mag klare Strukturen: In der Garderobe und im Gesang.<br />

Sie hat auch bisher von der Komposition<br />

und dem Text zum Videoschnitt<br />

und dem Auftritt alles selbst<br />

gestaltet. Künstlerisch zeigt sich die<br />

Konsequenz daher weniger als<br />

Bruch. Das Album beschreibt eine<br />

Reise, die sie von einer Fantasiewelt<br />

„Hinter der Welt“ bis zum abschließenden<br />

Entschluss „Machen.“ (mit<br />

Punkt) führt.<br />

Ihr auffälligstes Stilmittel war dabei<br />

von Beginn an ein höchst eigenwilliger,<br />

auch skurriler Umgang mit<br />

der für den Popgebrauch recht unlockeren<br />

deutschen Sprache.Als sei es<br />

ein Gegenmodell zu Udo Lindenbergs<br />

nuschlig-lockerer Manier, betont<br />

sie eine besondere Kantigkeit.<br />

Dabei drehte und würfelte die gebürtige<br />

Polin ihre Worte und Wendungen,<br />

bis sie aus jeder Gepflogenheit<br />

entfremdet wirkten –und dadurch<br />

zu einer anderen Beweglichkeit finden.<br />

In „Weit weg“ geht es um die<br />

„Welt der vergessenen Dinge“, jenseits<br />

der Sprachfähigkeit: „Ich kam<br />

mit drei nach Moabit, und stand<br />

schnell im Kindergarten, wo ich die<br />

Sprache nicht verstand. Das ist ein<br />

Gefühl, das du nie ganz los wirst. Du<br />

kannst nicht einmal das Nicht-Verstehen<br />

artikulieren. Aber diese<br />

Fremdheit, die spüre ich auch heute<br />

noch oft in einer Umgebung, wo alle<br />

ständig aufs Smartphone schauen<br />

und kommunizieren.“<br />

Die manieristische Freude am<br />

Wortklauben komme jedoch auch<br />

von der Liebe zum Dadaismus, sagt<br />

sie. „In jedem Laut, jeder Silbe, jedem<br />

Wort steckt so viel Bedeutung<br />

aus Jahrhunderten emotionaler In-<br />

CHRISTOPHKASSETTE.COM<br />

teraktion, sozialem Gefüge, Umwelt,<br />

die wir nicht mehr wahrnehmen.<br />

Ich liebe es, wenn aus diesen<br />

wertvollen Zeichen und Lauten<br />

neue Dinge passieren, neue Zusammenhänge<br />

entstehen.“<br />

Ihr Konzept zeigt sich noch im<br />

Bühnenoutfit, in opulent ausladenden,<br />

hochgeschlossen erstarrten<br />

Entwürfen, die entgegen der Popmutmaßung<br />

förmlich, fast steif wirken.<br />

„Es ist völlig okay, das steif zu<br />

finden“, lacht sie,zivil, aber in einem<br />

gleichsam stehenden weißen Oversize-Hoodie,<br />

„aber ich mag einfach<br />

klare Strukturen und Linien, Symmetrie<br />

und eine gewisse Strenge.“<br />

Zwanzig Jahre Streit um einen Beat<br />

Endlos-Streit um kopierten Kraftwerk-Beat bleibt kompliziert<br />

Der Streit zwischen dem Musikproduzenten<br />

Moses Pelham<br />

und den Elektropop-Pionieren Kraftwerk<br />

um einen Zwei-Sekunden-<br />

Rhythmus bleibt auch nach über zwei<br />

Jahrzehnten vertrackt. In der inzwischen<br />

vierten Verhandlung des Bundesgerichtshofs<br />

(BGH) zeichnete sich<br />

am Donnerstag zwar ab,dass Pelham<br />

den Kraftwerk-Beat wohl 1997 ungefragt<br />

kopieren und unter einen Song<br />

mit der Rapperin Sabrina Setlur legen<br />

durfte. Die Karlsruher Richter scheinen<br />

aber davon auszugehen, dass<br />

von 2002 an die Herstellung weiterer<br />

Tonträger wegen einer neuen Rechtslage<br />

nicht mehr erlaubt gewesen sein<br />

könnte (Az. IZR115/16).<br />

Offen blieb, ob die möglicherweise<br />

unrechtmäßig hergestellten<br />

Tonträger trotzdem vertrieben werden<br />

dürften. DasUrteil soll erst in ein<br />

paar Wochen verkündet werden.<br />

Zur Verhandlung waren sowohl<br />

Pelham als auch der Kraftwerk-Mitbegründer<br />

Ralf Hütter nach Karlsruhe<br />

gekommen. DasVerfahren wird<br />

in der Musikbranche mit Spannung<br />

verfolgt, weil es sehr grundsätzliche<br />

Fragen zum Verhältnis von Kunstfreiheit<br />

und Urheberschutz aufwirft.<br />

Es gibt dazu auch schon Urteile des<br />

Bundesverfassungsgerichts und des<br />

Europäischen Gerichtshofs (EuGH).<br />

Seit 2002 ist das Urheberrecht in<br />

der Europäischen Union vereinheitlicht.<br />

Für die Zeit danach hatte der<br />

EuGH auf Anfrage des BGH entschieden,<br />

dass eine fremde Tonsequenz<br />

nur dann ohne Erlaubnis verwendet<br />

werden darf, wenn sie für<br />

den Hörer in dem neuen Werk nicht<br />

mehr wiedererkennbar ist. Die<br />

obersten Zivilrichter des BGH müs-<br />

sen jetzt entscheiden, ob das auf den<br />

Setlur-Song „Nur mir“ zutrifft.<br />

Das Original stammt aus dem<br />

Kraftwerk-Titel „Metall auf Metall“<br />

von1977. Pelham hatte den Beat verlangsamt<br />

in Endlosschleife unter<br />

seine Produktion gelegt. Diese Interpretation<br />

nennt man Sampling. Sie<br />

ist in Rapund HipHop gängig.<br />

„Die Sache ist nicht einfacher geworden“,<br />

sagte derVorsitzende Richter<br />

Thomas Koch. Nach einem früheren<br />

Urteil des Oberlandesgerichts<br />

(OLG) Hamburg könne der durchschnittliche<br />

Hörer die Rythmussequenz<br />

in „Nur mir“ deutlich wahrnehmen,<br />

vor allem bevor die Musik<br />

und der Sprechgesang einsetzten.<br />

Pelhams BGH-Anwalt Jochen Höger<br />

hielt entgegen, es gehe nicht um<br />

Wahrnehmbarkeit, sondern um<br />

Wiedererkennbarkeit. Ja, die ersten<br />

15 Sekunden hörten sich ähnlich an.<br />

Vonletzterer hat sich die 36-Jährige<br />

indes nun entfernt. Die Texte<br />

wirken etwas narrativer, vielleicht<br />

weniger verspielt. Zuvor noch bemerkt<br />

man jedoch die entspannteren<br />

Grooves, die den eben noch geraden<br />

Popdrive synkopieren –eine<br />

frühe Prägung im sogenannten Urbangenre,<br />

wie der R&B seit der Jahrtausendwende<br />

heißt.<br />

Als Bina fand sie eine erste PlattformimUmfeld<br />

vonMarcus Staigers<br />

Kreuzberger Royal Bunker, zwischen<br />

Straßen- und Battlerappern, schweren<br />

–heute würde man sagen: toxischen<br />

–Jungs wie Frauenarzt oder<br />

Kool Savas und den klischeesprengenden<br />

Funkfüchsen oder K.I.Z.. Entgegen<br />

deren Ruf erinnert sie sich an<br />

die Auftritte nur mit Dankbarkeit:<br />

„Ich habe“, sagt sie,„nie mehr einen<br />

derartigen Support und Zusammenhalt<br />

erlebt wie in dieser Urbanszene.“<br />

Den R&B-Touch hört man auch<br />

deutlicher, weil sie ihre Tracks nicht<br />

wie sonst skizziert und dann für die<br />

letztgültige Gestalt ins Studio getragen<br />

hat, wo sie etwa auf dem letzten<br />

Album „Fragen über Fragen“ mit<br />

teils orchestralen Arrangements erhoben<br />

wurden. Stattdessen arbeitete<br />

sie zu Hause an Keyboard, Mikround<br />

Computer gründlich vor, bevor ihr<br />

langjähriger und seit Bina-Zeiten<br />

vertrauter Produzent Biztram die<br />

Songs im Studio veredelt und auf<br />

den Punkt gebracht hat. Dort hört<br />

man nun fast akrobatisch sprunghafte<br />

Wechsel von Tonhöhen und<br />

Stimmungslagen bis zu einem gelegentlich<br />

gerollten R, das man aus<br />

den Konzerten kennt.<br />

Verstärkte Verfremdung<br />

Siehabe „Nicht-Perfektion“ zugelassen,<br />

weil sie sich zuvor weniger um<br />

die Emotion in der Gesangsperformance<br />

gekümmert habe, sondern<br />

„darum, das geschriebene Raster zu<br />

illustrieren, um die perfekte Stelle<br />

oder Intonation einer Silbe, eines<br />

Wortes“. Sie hat sogar (ohne gerollten<br />

Konsonanten!) das Rammstein-<br />

Stück „Sonne“ –„schon immer einer<br />

meiner Lieblingssongs“ –gecovert,<br />

und aus deren lichtlos hämmerndem<br />

Männertum mit sparsamem<br />

Clubklackern und Frauenchor eine<br />

ganz erstaunliche, strahlend helle<br />

Hymne geschaffen. Und sie singt<br />

erstmals auf Englisch, passagenweise,wechselhaft,<br />

unerwartet.<br />

Natürlich nimmt sie das Englisch<br />

nicht als Relaxans für das Sprachproblem.<br />

Wenn sie im narrativen<br />

Wendepunkt des Albums,dem Titelstück,<br />

groß schmettert: „I have tofinish<br />

…this sentence.Full stop!“, ebnet<br />

sie nichts ein. Sie verstärkt die<br />

Verfremdung. Wie imSpiel gilt auch<br />

hier:Nach dem Satz ist vordem Satz.<br />

Und der neue klingt selbstbewusst<br />

anders als der letzte. Aber ebenso so<br />

abenteuerlustig und schön.<br />

Aber:„Ichhab’s nicht erkannt.“<br />

Hütters Anwalt aus den Vorinstanzen,<br />

Hermann Lindhorst, zeigte<br />

sich nach der Verhandlung erleichtert.<br />

„Es wird mit Sicherheit einen<br />

Teilsieg geben“, sagte er. Sampling<br />

als Kunstform bleibe möglich, aber<br />

es gebe gewisse Regeln. Pelham<br />

hätte um Erlaubnis fragen können.<br />

Pelhams Anwalt Udo Kornmeier<br />

sagte, ergehe davon aus, dass es vor<br />

einer abschließenden Entscheidung<br />

mindestens noch eine Runde vor<br />

dem OLG Hamburg geben werde.<br />

Dieses müsse noch einmal die Wiedererkennbarkeit<br />

der Rhythmussequenz<br />

prüfen.<br />

Tatsächlich könnte eine Zurückverweisung<br />

nötig sein, denn das Verfassungsgericht<br />

hatte die OLG-Urteile<br />

aufgehoben. Es ist nicht einmal<br />

auszuschließen, dass der BGH noch<br />

einmal den EuGH einschaltet. (dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Buchmarkt mit leichtem<br />

Umsatzplus<br />

DieBuchbranche hat das vergangene<br />

Jahr mit einem leichten Umsatzplus<br />

abgeschlossen. 2019 wurde ein Zuwachs<br />

von1,4 Prozent verzeichnet,<br />

wie der Börsenverein des Deutschen<br />

Buchhandels mitteilte.Der Handel<br />

vorOrt legte immerhin um 0,5 Prozent<br />

zu. Dassei der erste Zuwachs seit<br />

2013, hieß es.Allerdings: DieZahl der<br />

verkauften Bücher ging um 0,4 Prozent<br />

zurück. HöherePreise konnten<br />

diesen Kaufschwund deutlich wettmachen.<br />

Im Schnitt kostete ein Buch<br />

13,61 Euro,das sind 1,9 Prozent mehr<br />

als imVorjahr.Die Zahlen basieren<br />

auf monatlichen Erhebungen des<br />

Marktforschungsunternehmens Media<br />

Control. Genaue Zahlen zum Umsatz<br />

und demWachstum im Internethandel<br />

will der Börsenverein Mitte<br />

des Jahres veröffentlichen. (dpa)<br />

Beratungsstelle für<br />

NS-Raubgut eröffnet<br />

Opfer des nationalsozialistischen<br />

Kulturraubs und ihreNachfahren<br />

können sich jetzt in Berlin an eine eigens<br />

eingerichtete Beratungsstelle<br />

wenden. DieKontaktstelle der Kommission<br />

für die Rückgabe vonNS-<br />

Raubgut könne den oft im Ausland<br />

lebenden Betroffenen Hilfe bei der<br />

Suche und möglichen Rückgabe von<br />

Kulturgüternhelfen, teilte Kulturstaatsministerin<br />

Monika Grütters<br />

(CDU) mit. Menschen, denen Leid<br />

vondeutscher Hand widerfahren sei,<br />

dürften bei der Suche nach Hilfe<br />

nicht auf bürokratische Hürden stoßen.<br />

Dersogenannte Help Desk wird<br />

vonder Kunsthistorikerin Susanne<br />

Meyer-Abich geleitet. (dpa)<br />

Hamburg fördert<br />

Computerspiele<br />

Entwickler vonComputerspielen<br />

können in Hamburgkünftig mit bis<br />

zu 80 000 Euro proProjekt unterstützt<br />

werden. Von2020 an und bis<br />

2023 will die Stadt jedes Jahr insgesamt<br />

400 000 Euro dafür zur Verfügung<br />

stellen, wie die Stadt mitteilte.<br />

Dabei können sowohl einzelne Entwickler,als<br />

auch Entwicklergemeinschaften,<br />

Studios und Unternehmen<br />

den Zuschuss beantragen. Einzige<br />

Bedingung: Siemüssen ihren Sitz<br />

oder eine Betriebsstätte in Hamburg<br />

haben. Werdas Geld bekommt, entscheidet<br />

eine Jury. (dpa)<br />

Brotfabrik beendet Reihe<br />

„Literatur in Weißensee“<br />

Nach sieben Jahren und 44 Ausgaben<br />

beendet die Brotfabrik in Berlin-<br />

Weißensee die Lesereihe „Literatur<br />

in Weißensee“. DerenKurator Alexander<br />

Graeff schildertineiner Pressemitteilung<br />

seine vergeblichen Versuche,vom<br />

Kulturamt des Bezirks<br />

Pankowoder der Senatsverwaltung<br />

für Kultur eine regelmäßige Förderung<br />

zu erhalten. DenAutoren<br />

könne er nicht länger zumuten,<br />

ohne Honorar aufzutreten, so Graeff<br />

gegenüber der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Das<br />

allgemeine Literaturprogramm der<br />

Brotfabrik wirdjedoch weiterhin von<br />

ihm betreut. (BLZ)<br />

TOP 10<br />

Mittwoch, 8. Januar<br />

1 Mädchen am StrandZDF 6,17 19 %<br />

2 Tagesschau ARD 5,06 17 %<br />

3 Brennpunkt ARD 4,95 15 %<br />

4 heute-journal ZDF 4,51 17 %<br />

5 heute ZDF 4,46 18 %<br />

6 Heldt ZDF 4,17 14 %<br />

7 Alte Bande ARD 4,13 13 %<br />

8 SokoWismar ZDF 3,93 18 %<br />

9 Wer weiß denn ...? ARD 3,73 17 %<br />

10 ZDF spezial ZDF 3,65 14 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Acker Stadt Palast (✆ 441 00 09)<br />

20.00: Lob der WorldIII: bzzzzz (ufaaq)<br />

Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />

20.00: Postcolonial Poly Perspectives: Becoming my<br />

body(Bishop Black )<br />

Ballhaus Ost (✆ 44 03 91 68)<br />

19.30: Traumgirl&Traumboy<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

20.00: Die Blechtrommel<br />

20.00 Neues Haus: Fahrenheit 451<br />

Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />

20.00: Reziprok Proportional<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.30: Der Nussknacker (Staatsballett Berlin)<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Persona; 20.00 Box: Am Boden<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Die Männerfalle<br />

GarnTheater (✆ 78 95 13 46)<br />

20.30: Die Schädlichkeit des Tabaks und andere<br />

Ungeschicklichkeiten<br />

Halle Tanzbühne Berlin (✆ 44 04 42 92)<br />

20.30Großer Saal: Borders &Corners (Grupo Oito)<br />

HAU1(✆25 90 04 27)<br />

20.00: 100% Berlin Reloaded (Rimini Protokoll<br />

(Haug/Kaegi/Wetzel))<br />

Haus der <strong>Berliner</strong> Festspiele (✆ 25 48 91 00)<br />

18.00 Seitenbühne: UncannyValley(Rimini Protokoll)<br />

Kater Blau (Holzmarktstr. 25)<br />

20.00: Titanic 2.0 (Seifentheater Spielwerk)<br />

Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />

19.30: La traviata<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Hase Hase<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Third Generation –Next Generation<br />

20.00 Container:Die Verlobung in St. Domingo<br />

RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />

19.30: Lulu<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Nein zum Geld<br />

Schaubude (✆ 423 43 14)<br />

20.00: Schlemihl (Max Howitz)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

18.00: Hedda Gabler;20.00 Studio: He? She? Me!<br />

Free; 20.30 Saal B: abgrund<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ichbin nicht Mercury<br />

Schlossplatztheater (✆ 651 65 16)<br />

20.00: EVADAM -Experimente am Mythos<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

19.00 Kantine: Tanztage: Kirkpinar (Caner Teker)<br />

20.30: Tanztage: Neptune (Lois Alexander)<br />

Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />

19.30: Violetter Schnee<br />

Theaterforum Kreuzberg (✆ 70 07 17 10)<br />

20.00: Fairytown oder auch Lone Star:esstimmt jaja<br />

wir fliegen ... (Gastspiel Ensemble: eswirdbundt)<br />

Theater im Nikolaiviertel (✆ 017 6/ 40 53 11)<br />

19.30: ZilleseinMilljöh<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: MichaelKohlhaas<br />

Theater Thikwa (✆ 61 20 26 20)<br />

20.00: Die Butterblumen des Guten<br />

Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />

20.00: Verlorene Könige<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />

20.00: Die <strong>Berliner</strong> Stadtmusikanten<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

19.30: Lehman Brothers<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

19.30: Flashdance -Das Musical<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Zaubershow(Siegfried &Joy)<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze (✆ 017 95 34 66 96)<br />

20.00: Roski,Reutter,Rock‘n‘ Roll (T.Schmitt, H-P.<br />

Fruck, N. Schultz)<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: Hallo 2020 –mit Edith ins neue Jahr (Ades<br />

Zabel &Company)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Zukunft ist kein Ponyhof (Studio-<br />

Ensemble); 20.00: Wohin mit Mutti?<br />

Estrel Showtheater (✆ 68 31 68 31)<br />

20.00: Thank youfor the music -Die ABBAStory<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: AufNimmerwiedersehen 2019-Ein Jahr<br />

kommt unter die Räder (Die Brauseboys)<br />

Kulturbrauerei/Soda (✆ 44 31 51 55)<br />

18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />

erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />

Mehringhof-Theater (✆ 691 50 99)<br />

20.00: Die Expertise war bedeutend höher (Fil)<br />

Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />

19.30: Family Affairs<br />

Quatsch ComedyClub (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Die LiveShow<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Das große 7(Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Lina Lärch, Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater Berlin (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group -The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: Mamma Mia!<br />

Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />

20.00: One Vision of Queen<br />

Theater am Potsdamer Platz (✆ 259 24 45 55)<br />

20.00: That‘s Life -Das Sinatra-Musical<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: In My Sixties (Maren Kroymann &Band)<br />

VertiMusic Hall (✆ 20 60 70 88 11)<br />

20.00: Forever–King of Pop<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: ZauberZauber -Nichts ist, wieesscheint<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Der Staats-Trainer (IngoAppelt)<br />

Zimmertheater Steglitz (✆ 25 05 80 78)<br />

20.00: Wo kommen die Löcher im Käse her?<br />

KLASSIK<br />

Christuskirche Oberschöneweide (✆ 535 31 55)<br />

17.00: Sternenfischer Freiwilligenzentrum Treptow-<br />

Köpenick und das Bundespolizeiorchester Berlin,<br />

Neujahrskonzert<br />

Dorfkirche Heiligensee (Alt-Heiligensee 47)<br />

18.00: Peter-Michael Seifried, 6. Heiligenseer Kirchenmusik<br />

-Orgel und Stummfilm, Live-Musik zu „Tod<br />

in der Orgel“ (2014) u. a. Kurzfilmen<br />

Gemeinschaftshaus Lichtenrade (✆ 902 77 70)<br />

19.00: Kinderorchester,Jugendsinfonieorchester,<br />

Kammerorchester,Bläserquintett der der Leo<br />

Kestenberg Musikschule, Ltg. Alexander Ramm, Thea<br />

Nielsen, Neujahrskonzert, Werkevon Danzi, Dvorak,<br />

Glinka u. a.<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

20.30: Ademallo Quartett des DeutschenSymphonie-<br />

Orchesters, Kammerkonzert, Mark Andre: (iv 13) -<br />

Miniaturen für Streichquartett; Ludwig vanBeethoven:<br />

Streichquartett F-Dur op. 59 Nr.1<br />

Hochschule fürMusikHanns Eisler im Neuen<br />

Marstall (✆ 203 09 21 01)<br />

18.00: Michael Cohen Weissert, Peter Gorobets<br />

(Klavier), Weiqi Bai (Schlagzeug), Lauriane Maudry<br />

(Klarinette), Exzellenzkonzert, Werkevon Knussen,<br />

Chopin, Wahlund, Martynciow, Brahms<br />

Der<br />

Wolf ist<br />

zurück<br />

Der<br />

Dokumentarfilm<br />

„Gundermann Revier“<br />

vonGritLemke (Buch und Regie)<br />

und Uwe Mann (Kamera)<br />

vermag die vielbekannte Geschichte<br />

des baggerfahrenden<br />

Liedermachers persönlich zu<br />

fassen als eine nahbare Biografie<br />

von Irrtum und Utopie,<br />

von Sozialismus, neuem Menschen,<br />

Bürokratie und Stasi.<br />

Aber sie setzt sie auch in einen<br />

Zeit- und Größenvergleich.<br />

Und was bleibt dann übrig als<br />

eine kulturanthropologische<br />

Anekdote, als das Aufblitzen<br />

der kurz mal gewachsenen<br />

und dann wieder geschrumpften<br />

Stadt Hoyerswerder mit<br />

ein paar Tausend Schicksalen,<br />

über die die aufgekratzte<br />

Sumpflandschaft mit ihren<br />

Millionen von Jahren alten<br />

Flözen und den karbonisierten<br />

Zeugen längst vergessenen uralten<br />

Lebens nur milde lächelt.<br />

Eingroßer kleiner Film, dessen<br />

einprägsamstes Bild einem<br />

Wolf gehört. Ulrich Seidler<br />

Gundermann<br />

Gundermann Revier 19.30Uhr,Kino<br />

Krokodil,Greifenhagener Straße 32<br />

Das Phänomen von Raum und Zeit ist Thema in Thomas Wredes<br />

„Islands“, 2008. H. WREDE/VG BILDKUNST BONN 2020<br />

Lang, lang ist’s her, dass die<br />

Leute der um 1826 erfundenen<br />

Fotografie – damals<br />

schrieb man die Neuerung<br />

noch mit zwei „ph“ –eine große Realitätsnähe<br />

zugestanden haben. Und<br />

diese Meinung hielt sich. Auch dann<br />

noch, als das Medium nach 1900 in<br />

den USA und viel später auch in Europa<br />

die Weihen der Kunstzugehörigkeit<br />

erhielt, als immer mehr „Photographen“<br />

und später dudengemäße<br />

„Fotografen“ das weite Feld<br />

des Experimentierens entdeckten<br />

und die Disziplin längst nicht mehr<br />

dem Abbildhaften zu dienen hatte.<br />

So Mancher glaubt bis heute, im<br />

Zeitalter der Digitalisierung und der<br />

massenhaften Manipulation, an den<br />

Wahrheitsgehalt des Mediums.<br />

In der Ausstellung „Modell-Natureninder<br />

zeitgenössischen Fotografie“<br />

in der <strong>Berliner</strong> Alfred-Ehrhardt-<br />

Stiftung ist also die Rede von den<br />

künstlerischen Täuschungsstrategien<br />

in der Fotografie,von den unerschöpflichen<br />

Illusionsmöglichkeiten,<br />

wie sie spätestes seit dem Manierismus<br />

der Malerei zu eigen sind.<br />

Heute wissen wir von dem mannigfaltigen<br />

Manipulationspotenzial der<br />

Ingeborg Ruthe<br />

erlebt eine überaus sinnliche<br />

Lehrstunde über die virtuose<br />

Vielfalt der Fotografie. Sie bietet<br />

unerschöpfliche Möglichkeiten,<br />

die Natur und deren Phänomene<br />

nicht nur abzubilden, sondern<br />

zu interpretieren.<br />

Meister<br />

der<br />

Täuschung<br />

Die Alfred-Ehrhardt-Stiftung<br />

führt uns<br />

Modell-Naturen<br />

in der<br />

zeitgenössischen<br />

Fotografie vor Augen<br />

Fotografie; die digitale Technik kann<br />

im Prinzip alles und jedes.<br />

Diesem spannenden Thema widmen<br />

sich fünf bekannte Fotografinnen<br />

und Fotografen. Ihre Naturaufnahmen<br />

wurden nicht digital nachbearbeitet.<br />

Umso mehr verwandten<br />

alle –zweiFrauen und drei Männer –<br />

viel Mühe darauf, „Modell-Naturen“<br />

zu schaffen, per Hand Augentäuschungen<br />

zu „bauen“, die dann<br />

durch Kamerastandpunkt, Fokussierung,<br />

Ausleuchtung, Belichtungszeit<br />

derart gezielt fixiert wurden, sodass<br />

diese absichtsvoll „hergestellte“ Natur<br />

frappierend echt aussieht.<br />

Die Meeresaufnahme „Islands“<br />

vonThomasWrede (Abb.links) etwa.<br />

Täuschend real wirkt dieses Blau von<br />

Himmel, Wasser und den schwarzgrauen,<br />

teils mit Vegetation grünlich<br />

bewachsenen, aber unwirtlichen<br />

Felsinselchen, die auf der Oberfläche<br />

zu schwimmen scheinen. In Wirklichkeit<br />

gehören diese Brocken unterirdisch<br />

zu einer ganzen, für Boote,<br />

Schiffe, Schwimmer gefährlichen<br />

Formation. Der Anblick vermittelt<br />

etwas Spielerisches und auch verwirrend<br />

Sphärisches. Das Motiv, mit<br />

seinen verschobenen Proportionen<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 8551) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.50,17.40,20.30<br />

Cinema Paris (✆ 8813119) KnivesOut –Mordist<br />

Familiensache 14.30,17.30,20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 1026) Judy 14.00,<br />

17.00,20.00<br />

Delphi LUX (✆ 322 931040) Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU) 15.50; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OmU) 18.00; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers –Star Wars: The Rise of Skywalker<br />

(OV) 20.50; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OV) 14.00, 17.00, 20.00, 22.50; Judy<br />

(OmU) 14.45, 20.15; Judy (OV) 17.30; ARainy<br />

Day InNew York (OmU) 19.15; Freies Land 13.30;<br />

Motherless Brooklyn (OmU) 21.20; Queen &Slim<br />

(OmU)16.10; Lara 13.50; ThePeanut ButterFalcon<br />

(OmU) 13.30, 19.00, 21.15, 22.50; Die Sehnsucht<br />

der Schwestern Gusmao 16.00; Alkohol –Der globale<br />

Rausch 13.20; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 15.30, 21.30; Motherless Brooklyn (OmU)<br />

21.20; Parasite 18.00; Cats (OmU) 14.30; Einsam<br />

zweisam 19.00; The Farewell (OmU) 16.40<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53)Alkohol –Der globale<br />

Rausch (m. Gast u. Gespräch) 19.30; Pavarotti<br />

(OmU) 17.00; The Peanut Butter Falcon 22.30; Kamikaze<br />

1989 (OmenglU) 22.30; Milchkrieg in Dalsmynni<br />

18.00; Motherless Brooklyn 20.00<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.00, 17.00, 20.00; Cunningham<br />

13.45; Die Eiskönigin II 15.50;The Farewell 18.10,<br />

20.30; Die Eiskönigin II 18.10; Latte Igel und der<br />

magische Wasserstein13.45; DasperfekteGeheimnis<br />

15.30, 21.00; ARainy Day InNew York 16.40,<br />

18.50; Die schönste Zeit unseres Lebens 21.00;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30;<br />

Der geheime Roman des Monsieur Pick 16.15,<br />

18.30, 20.45; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 14.20<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Premiere, Preview:<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 20.30; 3D, Atmos:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.20,<br />

16.40; Die Eiskönigin II 13.40; 3D: Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 19.30, 22.50; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 16.15; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.30, 17.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 19.50, 23.05; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 20.00,23.00; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OV) 17.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.30; 3D: Jumanji –The Next Level<br />

17.30,20.10; Jumanji –The Next Level 14.45; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache (OV) 23.00; Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.15; Die Eiskönigin<br />

II 17.45; Joker 23.00;Vier zauberhafte Schwestern<br />

15.30; Engel für Charlie 14.00, 20.30; Miles<br />

Davis: Birth of the Cool (OmU) 23.15<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Aretha Franklin:<br />

Amazing Grace (OmU) 15.15; Freies Land (DFmenglU)20.15;Gott<br />

existiert, ihr Name ist Petrunya<br />

–Gospod postoi, imeto i‘ ePetrunija (OmenglU)<br />

11.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

16.45; Motherless Brooklyn (OmU) 12.45; Once<br />

Upon aTime in... Hollywood (OmU) 22.20; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 18.15; 7500 –Der Film<br />

(OmU) 12.45; A Rainy Day In New York (OmU)<br />

19.20;Aquarela(OmU) 14.15; Bunuel im Labyrinth<br />

der Schildkröten 16.00; Einsam zweisam –Deux<br />

moi (OmU) 17.30; Jeanne d‘Arc –Jeanne (OmU)<br />

22.40; Jeannette: Die Kindheit der Jeanne d‘Arc<br />

(OmU) 11.00; Der Leuchtturm – The Lighthouse<br />

(OmU) 20.50; Bernadette –Where‘d You Go, Bernadette(OmU)<br />

11.00;The Farewell (OmU)18.40; Jam<br />

(OmU) 17.00; Joker (OmU) 22.45; Official Secrets<br />

(OmU) 15.00; Parasite –Gisaengchung (OmenglU)<br />

20.30; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 13.00<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Deutschstunde<br />

16.00; Freies Land 20.15; Das Kapital im 21.Jahrhundert<br />

–Capital in theTwenty-First Century (OmU)<br />

14.00; Lara 18.15; Parasite –Gisaengchung(OmU)<br />

22.45;Alkohol –Der globale Rausch 17.45; Aretha<br />

Franklin: Amazing Grace (OmU) 19.30; Midsommar<br />

–Director‘s Cut (OmU) 21.15; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

14.00; Und der Zukunft zugewandt 15.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 3Engel für Charlie<br />

14.00, 17.00, 20.00, 23.10; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.20, 17.10, 20.10; Black and<br />

Blue 23.10; Midnight Movie: Book of Monsters<br />

23.00; Cats 14.10, 17.00; Die Eiskönigin II 14.10,<br />

16.50, 19.50; The Grudge 20.10, 22.45; Hustlers<br />

19.30, 22.50; Joker 23.00; 3D: Jumanji – The<br />

Next Level 19.00; Jumanji –The Next Level 13.50,<br />

16.50, 19.50, 23.00; Der kleine Rabe Socke 3–<br />

Suche nach dem verlorenen Schatz 14.40; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 14.00, 16.45, 19.50,<br />

22.10; Knives Out –Mord ist Familiensache (OV)<br />

22.30; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

14.30; LeMans 66: Gegen jede Chance 16.45;The<br />

Peanut Butter Falcon 16.20; Das perfekte Geheimnis<br />

19.30; Queen &Slim16.30,19.40;3D: Spione<br />

Undercover: Eine wildeVerwandlung 17.15; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.20; 3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.45, 17.15,<br />

20.50;IMAX 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

15.00, 22.45; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.30, 18.00, 20.30, 21.30; IMAX 3D: Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers –Star Wars: The Rise of<br />

Skywalker (OV) 19.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers –Star Wars: The Rise of Skywalker (OV)<br />

22.30; Thomas und seine Freunde: Grofle Welt!<br />

Grofle Abenteuer! 13.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.00, 17.00<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OmU) 20.10; Mein Ende. Dein<br />

Anfang. (OmenglU) 18.00; Ying –Shadow (OmU)<br />

22.20; Milchkrieg inDalsmynni –Heradid (OmU)<br />

20.20; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 22.10; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.00<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar Hellersdorf (✆ 04 51/703 02 00) Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 20.00; Cats<br />

13.30; Die Eiskönigin II13.50, 17.00, 19.30; Joker<br />

22.50; 3D: Jumanji –The Next Level 19.40; Jumanji<br />

–The Next Level 14.10,16.30,22.20; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 16.50, 19.50, 22.30;<br />

Last Christmas 22.50; Das perfekte Geheimnis<br />

19.45, 22.45; 3D: Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 17.10; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 13.45, 16.20, 20.10; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 16.45,19.30,22.40; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.00,17.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion Hohenschönhausen (✆ 038 71/<br />

211 41 09) 3Engel für Charlie 17.30; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 17.10, 19.50; Black<br />

Christmas 22.50; Cats 14.40; 3D: Die Eiskönigin II<br />

14.20; Die Eiskönigin II14.30, 17.40; The Grudge<br />

20.20, 22.45; 3D: Jumanji –The Next Level 14.00,<br />

20.15; Jumanji –The Next Level 17.20, 19.45,<br />

22.40; Knives Out –Mord ist Familiensache 16.50,<br />

20.00, 22.30; Last Christmas 23.00; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 14.50; Das perfekte<br />

Geheimnis 19.30; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.45, 17.15; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 14.10, 16.40, 19.50, 22.10; Star<br />

Wars:Der Aufstieg Skywalkers 14.30, 17.00, 20.10,<br />

22.20; Underwater –Esist erwacht 19.40, 23.00;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 15.00, 17.00<br />

KREUZBERG<br />

Babylon Kreuzberg (✆ 61 60 96 93) A Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache (OmU) 16.30,19.30,<br />

22.20; B Parasite –Gisaengchung (OmU) 19.00;<br />

The Peanut Butter Falcon (OmU) 16.45, 21.50<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Little Joe –<br />

Glück ist ein Geschäft (OmU) 17.45, 20.00; Milchkrieg<br />

inDalsmynni –Heradid (OmU) 19.00,22.15;<br />

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida<br />

invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 21.00<br />

Moviemento (✆ 692 4785) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 11.45, 14.15, 16.45, 19.15; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 10.00; DerLeuchtturm–The Lighthouse<br />

(OmU) 21.45; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

22.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />

12.30, 15.00, 17.30; Little Joe – Glück ist ein<br />

Geschäft (OmU) 21.15, 23.45; Milchkrieg in Dalsmynni<br />

–Heradid (OmU) 14.00,19.00; Porträt einer<br />

jungen Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmU) 16.15; Thomas und seine Freunde:<br />

GrofleWelt! GrofleAbenteuer! 10.00, 12.00<br />

Regenbogen Kino (✆ 69 57 95 17) PJHarvey –A<br />

Dog Called Money (OmU) 20.30<br />

Sputnik (höfe am südstern) (✆ 694 11 47) The<br />

Farewell (OmU) 20.30; Human Nature: Die CRISPR<br />

Revolution (OmU) 16.30; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.30; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />

18.30; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

15.00;Alles aufler gewöhnlich 15.00; Cunningham<br />

(OmU) 17.00; Einsam zweisam –Deux moi (OmU)<br />

18.45; Milchkrieg inDalsmynni –Heradid (OmU)<br />

20.30; Swans –Where Does ABody End? (OmU)<br />

22.30; Kinobar im Sputnik Schönheit &Vergänglichkeit<br />

18.45<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) The Farewell 15.10; Judy<br />

17.30; Parasite 20.15; New Yorck Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 17.00, 19.50; Spione Undercover:<br />

Eine wildeVerwandlung 14.45<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90)Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl17.30, 20.00; Cats 20.15; DieEiskönigin<br />

II 15.00, 17.45; Jumanji –The Next Level<br />

20.30; Knives Out –Mord ist Familiensache 17.15,<br />

20.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

15.15; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

15.15; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.00, 17.00, 20.15; Vier zauberhafte Schwestern<br />

15.30,17.45<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41)Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 13.00, 15.30, 18.30, 21.00;<br />

Cunningham 13.15; Judy 13.00, 17.30, 20.00;<br />

Miles Davis: Birth of the Cool 22.30; Motherless<br />

Brooklyn 15.30;Thomas und seine Freunde: Grofle<br />

Welt! GrofleAbenteuer! 15.30<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 3<br />

Engel für Charlie 14.00, 17.00,20.00, 22.45; Midnight<br />

Movie: Book of Monsters 23.00; Cats 14.15,<br />

16.50; Die Eiskönigin II 14.35, 17.25, 19.50; The<br />

Grudge 20.15, 23.00; 3D: Jumanji –The Next Level<br />

19.55, 23.00; Jumanji –The Next Level 14.00,<br />

17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache 16.30,<br />

19.45,23.00; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

14.00; Das perfekte Geheimnis 19.30; 3D:<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 17.15;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.10;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.00,<br />

22.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10,<br />

16.00, 19.30, 22.45; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.30, 17.00<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98)Einsamzweisam 18.30;Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 17.00; Lara (OmenglU) 20.45; Bunuel im<br />

Labyrinth der Schildkröten 21.45; But Beautiful –<br />

Nichts existiert unabhängig (OmU) 17.45; Gundermann<br />

Revier (OmenglU) 20.00<br />

Babylon (✆ 242 59 69) Top Secret!: Burn After<br />

Reading –Wer verbrennt sich hierdie Finger? (OmU)<br />

17.00; IndoGerman Film: Chhapaak (OmenglU)<br />

17.30; TopSecret!:Dame, König,As, Spion –Tinker,<br />

Tailor,Soldier,Spy (OmU) 20.00; IndoGerman Film:<br />

Darbar (OmenglU) 22.45; Top Secret!: Departed:<br />

Unter Feinden (OmU) 19.00; Top Secret!: Face/<br />

Off –ImKörper des Feindes (OmU) 22.30; Metropolis<br />

(1925/26/2010) – Restaurierte Fassung<br />

(DFmenglU; m. Live-Musikbegleitung) 19.30; Top<br />

Secret!: Der Staatsfeind Nr.1–Enemy of the State<br />

(OV) 22.00<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 10.15; Queen &Slim (OmU) 11.45, 14.15,<br />

17.00, 19.45, 22.30; Joker (OmU) 19.00; Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 12.45, 21.45;<br />

Thomas und seine Freunde: Grofle Welt! Grofle<br />

Abenteuer! 15.00; Yung (OmenglU) 16.45<br />

CineStar CUBIX Filmpalast Alexanderplatz<br />

(✆ 04 51/703 0200) 3Engel für Charlie 14.10,<br />

20.20; 3Engel für Charlie –Charlie‘s Angels (OV)<br />

23.00; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 11.20,<br />

15.00, 20.20; Cats 11.10; Cats (OV) 16.40; Die<br />

Eiskönigin II 11.00, 14.00, 17.45; Die Eiskönigin II<br />

–Frozen 2(OV) 12.00,14.30; Joker 23.15; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level 19.40, 23.15; Jumanji –The<br />

Next Level 13.55, 16.50; Jumanji –The Next Level<br />

(OV) 13.45, 20.10, 23.10; Der kleine RabeSocke3<br />

–Suche nach dem verlorenen Schatz 13.00; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 17.00, 20.00, 23.10;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache (OV) 16.45,<br />

19.45,22.50; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

11.50; Das perfekte Geheimnis 19.20; 3D:<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 17.45;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 11.30,<br />

14.30; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

11.10, 14.20, 19.30, 22.50; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 11.25, 16.15; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers –Star Wars: The Rise ofSkywalker<br />

(OV) 22.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

–StarWars:The Rise ofSkywalker (OV) 17.00,<br />

19.45; Thomas und seine Freunde: Grofle Welt!<br />

Grofle Abenteuer! 11.00; Vier zauberhafte Schwestern<br />

13.35, 17.10; Ying –Shadow (OmU) 22.45<br />

Hackesche Höfe Kino (✆ 283 4603) The Farewell<br />

(OmU) 16.45, 21.15; Der geheime Roman<br />

des Monsieur Pick –Lemystere Henri Pick (OmU)<br />

14.30, 19.00; A Rainy Day In New York (OmU)<br />

14.30; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 16.30,<br />

19.15; Wild Rose (OmU) 22.00; Little Joe –Glück<br />

ist ein Geschäft (OmU) 14.15, 19.00; Marriage<br />

Story (OmU) 21.15; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 16.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

14.15, 16.45, 19.15; Einsam zweisam –Deux moi<br />

(OmU) 21.45;Aquarela (OmU) 15.00; Jeanne d‘Arc<br />

–Jeanne (OmU) 22.00; Judy (OmU) 17.00,19.30<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Land der Liebe<br />

19.00; Lola 21.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

7. Kogustaki Mucize –Das Wunder in Zelle Sieben<br />

(OmU) 22.15; Aman Reis Duymasin 20.15, 22.55;<br />

Baba Parasi (OmU) 16.30, 19.30, 22.50; Cats<br />

17.00; Cep Herkülü: Naim Süleymanoglu –Pocket<br />

Hercules (OmU) 14.00; Die Eiskönigin II 14.20,<br />

17.15; The Grudge 20.15; The Grudge (OV) 23.00;<br />

Jumanji –The Next Level 14.00, 16.55, 20.00; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 14.20; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

17.05, 19.55; Knives Out (OV) 22.30; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 14.00; Mucize Ask<br />

20.00; Recep Ivedik VI 23.00; 3D: Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 17.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D: Star<br />

Wars: DerAufstieg Skywalkers 14.00, 16.10, 19.40;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00, 19.00,<br />

22.15; Underwater –Es ist erwacht 19.45, 23.00;<br />

Underwater (OV) 23.05; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.45, 17.10


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

ShirleyWegner inszenierte mit dieser unwirklichen „Night Explosion“, 2013, ein bedrohliches, metaphorisches Wolkendrama<br />

über einemisraelischen Siedlungsgebiet .<br />

SHIRLEY WEGNER/ FARIDEH CADOT PARIS<br />

wird zur surrealen Metapher für<br />

Raum und Zeit. Für die Beziehungen<br />

zwischen verschiedenen Teilen der<br />

Materie.Weder Raum noch Zeit existieren<br />

laut Einstein unabhängig von<br />

Materie.Raumund Zeit gelten als Eigenschaften<br />

desVakuums–und sind<br />

beeinflussbar.<br />

Dievon Shirley Wegner konstruierte<br />

„Nacht Explosion“ (Abb.<br />

rechts) erzeugt eine Dramatik, der<br />

man zugleich das Unwirkliche, die<br />

Künstlichkeit ansieht. Die israelische<br />

Künstlerin baute für ihre„Modell“-Fotos<br />

riesige Bricolagen –<br />

Bild-Basteleien von Landschaften<br />

ihrer politisch zerrissenen Heimat,<br />

mit den Siedlungsgebieten und<br />

Grenzmauern.<br />

Die Lichter der nächtlichen Ortschaften<br />

unter den explosiven rotlila-orange-gelben<br />

und weißschwarzenWolkenformationen<br />

sind<br />

nur noch helle Farbreflexe, die ein<br />

System menschlicher Behausungen<br />

ahnen lassen. Leben da unten Israelis?<br />

Juden, Christen, Araber? Undwas<br />

richten die Quellformen der Wolken<br />

an, was besagen sie? Dass Aufnahmen<br />

wie diese vor allem die Realität<br />

ins Künstliche kippen, dass man<br />

MEIN BILD DER WOCHE<br />

Am Exkurs über die Fotografie der Natur<br />

beteiligen sich fünf namhafte internationale<br />

Fotokünstler:Sonja Braas, Shirley<br />

Wegner,Oliver Boberg,Julian Charrière<br />

und Thomas Wrede.<br />

Die Ausstellung „Modell-Naturen in der<br />

zeitgenössischen Fotografie“ beginnt<br />

heute Abend, 10. Januar,19Uhr,inder<br />

Alfred-Ehrhardt-Stiftung,Auguststr.75.<br />

Bis 26. April, Di–So 11–18 Uhr.<br />

Tel.: 20095333<br />

alfred-ehrhardt-stiftung.de<br />

dann irritiert ist, weil es womöglich<br />

auch umgekehrt sein kann, liegt an<br />

der starken Metaphorik der Aufnahmen.<br />

Betrachter werden da zu ganz<br />

unterschiedlichen Assoziationen<br />

kommen. Es ist die Lust am Schein,<br />

die einen bannt und zugleich alte<br />

Sehgewohnheiten infrage stellt,<br />

diese auf einmal zu einem vielleicht<br />

auch verstörenden Spiel treibt –und<br />

einen womöglich an die eigenen<br />

Grenzen der Wahrnehmung bringt:<br />

die des Realen wie des Künstlichen.<br />

So,wennOliver Bobergimöden Niemandsland<br />

auf einmal Schatten inszeniert<br />

wie in einem Hitchcock-<br />

Film. Oder wenn einem fast der<br />

Atem stockt angesichts der künstlichen<br />

und doch real wirkenden Bergpanoramen<br />

Julian Charrières.<br />

Nicht zuletzt vor den „Modellen“<br />

vonSonja Braas,indenensich theatralische,<br />

furchteinflößende Naturschauspiele<br />

–Wirbelstürme und Fluten<br />

–ereignen, kommt das Zerstörerische<br />

in atemberaubend romantischer<br />

Schönheit daher. Als eine Art<br />

biblischer Genesis, die als wandfüllendes<br />

40-teiliges Foto-Tableau zu<br />

erleben ist. Kommentare zur unaufhaltsamen<br />

Bilderflut unserer Zeit.<br />

Buchvorstellung<br />

Offene<br />

Wunden,<br />

offene Fragen<br />

Esist bald neun Jahre her,<br />

seit die rechte Terrororganisation<br />

NSU aufgeflogen ist.<br />

Seither hat es ein Dutzend Untersuchungsausschüsse<br />

im<br />

Bundestag und in mehreren<br />

Landtagen zu der lange unentdeckt<br />

gebliebenen Mordserie<br />

gegeben. Der Prozess gegen<br />

die verurteilte NSU-Mittäterin<br />

Beate Zschäpe ist in die Justizgeschichte<br />

eingegangen und<br />

hat doch den schalen Beigeschmack<br />

zurückgelassen, dass<br />

mehr Fragen aufgeworfen als<br />

beantwortet wurden. Eine offene<br />

Wunde sind die NSU-<br />

Morde nicht allein für die Angehörigen<br />

der Opfer, sondern<br />

auch für den Rechtsstaat. In<br />

ihrem Buch „Ende der Aufklärung.<br />

Die offene Wunde NSU“<br />

rekonstruieren die Herausgeber<br />

Andreas Förster, Thomas<br />

Moser und Thumilan Selvakumaran<br />

die Zusammenhänge<br />

und stellen Verbindungen zu<br />

anderen rechtsradikalen Verbrechen<br />

her. HarryNutt<br />

Offene WundeNSU,20Uhr,Volksbühne<br />

(Roter Salon),Rosa-Luxemburg-Platz<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00 Kl. Saal: Kammermusik des Konzerthausorchesters,<br />

Moderne Groovesfür Gitarre und<br />

Schlagzeug treffen aufklassische Bearbeitungen für<br />

Blechbläser und Perkussion<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

20.00: <strong>Berliner</strong> Philharmoniker,Ltg.Kirill Petrenko,<br />

Daniel Barenboim(Klavier), Ludwig vanBeethoven:<br />

Konzertfür Klavier und Orchester Nr.3c-Moll op. 37;<br />

Josef Suk: Symphonie c-Moll op. 27 „Asrael“<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

20.00: Festival Orchestra Berlin, PavelKuznetsov<br />

(Klavier), Johann Sebastian Bach: Cembalokonzert<br />

Nr.1d-Moll, Fassung für Klavier;Frédéric Chopin:<br />

Konzertfür Klavier und OrchesterNr. 1e-Moll op. 11<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

19.30: Streichquartett der Staatskapelle Berlin,<br />

Quartetto Teatrale I, Mozart: Streichquartett B-Dur;<br />

Verdi: Streichquartett e-Moll; Puccini: Crisantemi;<br />

Tschaikowsky: Streichquartett Nr.1D-Dur op. 11<br />

Villa Elisabeth (✆ 44 04 36 44)<br />

19.30: Bläser derAkademie für Alte Musik Berlin,<br />

Mozart: Serenade in Es, Serenade in B-Dur „Gran<br />

Partita“<br />

KINDER<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

17.00: Die Bremer Stadtmusikanten (ab4J.)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

19.00, 20.30 Glaspalast: Frau Holle /Hase und Igel,<br />

Hexenberg Ensemble (ab 4J.)<br />

20.00: Der kleine Prinz, Drehbühne Berlin (ab 8J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />

17.00: Frau Holle, Ulrich Müller-Hönow<br />

Varia Vineta (✆ 43 72 32 44)<br />

16.00: Aschenputtel (ab 3J.). Anm. erf.<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

kallasch& -Moabiter Barprojekt (Unionstr.2)<br />

19.30: Eagel Slam -PoetrySlam Moabit, PoetrySlam<br />

mit Improrunde<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

20.00: *innen -Frauengeschichten, FraukeAngel,<br />

Stefanie Schweizer,Katharina Körting,Daniel Klaus,<br />

Anne Büttner,Bernd Lüttgerding,Buchpremiere<br />

Anzeige<br />

Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />

19.30: ATaste of Honey, vonShelagh Delaney, mit Tobias<br />

Schwartz und Manuela Reichart, Buchvorstellung<br />

Monarch (Skalitzer Str.134)<br />

19.00: JungePanke: Friedrich Engels‘ Werk „Zur<br />

Wohnungsfrage“ –Vorgestellt vonAndrej Holm, Moderation:<br />

JennyStupka<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30 Globe: Meyerhoff liest Meyerhoff, Joachim<br />

Meyerhoff, mehrtägigen Werkstatt-Lesung<br />

Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />

20.00: Helen Jahn und Christian vonAster,Lesung<br />

mit Musik (singende Säge)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

21.30: Die drei ??? und der dreiäugigeTotenkopf,<br />

Hörspiel<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: Riccardo del Fra/Peter Weniger Quintet feat.<br />

Billy Hart(dr)<br />

Auster Club (✆ 611 33 02)<br />

19.30: Damian Lynn<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.30: Call Me Cleo<br />

Kiste (✆ 998 74 81)<br />

21.00: Frankie goes to Liverpool<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203092101)<br />

20.00Gr. Saal: Andrej Hermlin and his Swing Dance<br />

Orchestra, NewYear‘sSwing<br />

Orania.Berlin (✆ 69 53 96 80)<br />

21.00: Orania.Pop: Laura Luppino<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

21.00: Ran Nir,Obsession -Album release show<br />

Rickenbacker‘s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Ulli &Die Grauen Zellen<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

21.00: Jaspar Libuda Trio<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

20.00: Götz Widmann, Tohuwabohu<br />

Specialgalerie Peppi Guggenheim International<br />

Berlin (✆ 62 72 43 10)<br />

21.00: Lindhorst Huffel Sundland Griener<br />

Tschechisches Zentrum (✆ 31 01 13 40)<br />

20.00: Tomás Palucha<br />

KINO<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />

11.40, 22.10; Land des Honigs –Medena Zemja:<br />

Honeyland (OmU) 10.00; Milchkrieg inDalsmynni<br />

–Heradid (OmU) 13.40, 20.30; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 15.30; Die Sehnsucht der<br />

Schwestern Gusmao –Avida invisivel de Euridice<br />

Gusmao (OmU) 18.00<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />

16.30, 19.30, 22.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 15.00, 17.45, 20.30; Joker (OmU)<br />

20.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 20.30;<br />

Motherless Brooklyn (OmU) 17.30, 21.00; Systemsprenger<br />

15.00; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 16.00, 18.30, 21.30; Judy (OmU) 16.30,<br />

19.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Knives Out –Mordist Familiensache<br />

(OV) 16.00, 19.00, 22.00; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers –Star Wars: The Rise of<br />

Skywalker (OV) 17.20, 20.30; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.00, 20.00; Once Upon aTime<br />

in... Hollywood (OmU) 18.00; Queen &Slim (OV)<br />

21.20; The Farewell (OmenglU) 17.00, 19.20; Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OV) 21.40<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.50,19.40; Cats<br />

14.15; Die Eiskönigin II 14.30, 17.10; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level17.00, 20.00, 22.55;Jumanji –The<br />

Next Level 14.20; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 14.40; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 19.50, 22.50; Das perfekte<br />

Geheimnis 22.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 16.40, 20.30; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 15.15, 19.15, 20.00, 22.30; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.50, 17.20<br />

Wolf (✆ 921 03 93 33) All INever Wanted (OmU)<br />

17.00; The Farewell (OmenglU) 19.00; Jeannette:<br />

Die Kindheit der Jeanne d‘Arc –Jeanne: L‘enfance<br />

de Jeanne d‘Arc (OmU) 18.40; Little Joe –Glück ist<br />

ein Geschäft 21.10; Die Sehnsucht der Schwestern<br />

Gusmao –Avida invisivel deEuridice Gusmao<br />

(OmU) 21.00; Die Tigerentenbande – Der Film<br />

16.30<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 17.45, 20.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.30; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.45, 17.20, 20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 14.50,17.40,20.30,<br />

22.10; Freies Land 16.15, 20.50; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache (OmU) 18.00;Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.00, 16.40, 19.20; Judy<br />

15.20, 19.00; Queen &Slim (OmU) 21.30; Miles<br />

Davis: Birth of the Cool (OmU) 17.20; Parasite<br />

20.00; Spione Undercover 15.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Alles aufler gewöhnlich 14.20; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.30, 16.40, 19.20; Cats 14.00;<br />

Die Eiskönigin II 14.20; Freies Land 21.30; Judy<br />

19.00; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz 13.50; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

17.00, 19.45; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OmU) 22.40; Little Joe –Glück ist<br />

ein Geschäft 18.00;MilchkrieginDalsmynni 14.40,<br />

20.00; The Peanut Butter Falcon (OmU) 19.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 17.00; Queen &Slim 16.20,<br />

19.30; Queen &Slim (OmU) 22.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 13.45; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 15.50, 21.00; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers –Star Wars: The Rise of<br />

Skywalker (OmU) 17.15, 20.30, 21.50; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers –Star Wars: The Rise of<br />

Skywalker (OV) 22.15;Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.00, 16.30; Ying –Shadow (OmU) 22.45<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gott existiert, ihr Name<br />

ist Petrunya –Gospod postoi, imeto i‘ePetrunija<br />

(OmU) 21.15; Gundermann Revier 19.30; Havelland.<br />

Fontane 16.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

18.00<br />

UCI KinoweltColosseum (✆ 44 01 92 00) 3Engel<br />

für Charlie 14.20, 17.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.35, 17.15, 19.55; Midnight Movie:<br />

Book of Monsters 22.45; Cats 17.15; 3D: Die<br />

Eiskönigin II14.20; Die Eiskönigin II14.30,16.55;<br />

The Grudge 19.40, 22.30; Hustlers 22.35; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level 19.50; Jumanji –The Next<br />

Level 14.15, 17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

14.25, 16.45, 19.35, 22.35; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 14.30; Motherless<br />

Brooklyn 22.40; Das perfekte Geheimnis 19.40;<br />

Queen &Slim 16.40, 19.40; Sneak Preview 22.45;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.20;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.00; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.25, 16.40, 19.15,<br />

22.30; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

22.35; Systemsprenger 19.50; Underwater –Esist<br />

erwacht 19.45, 22.30; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.30, 16.55<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema Walther-Schreiber-Platz (✆ 852 3004)<br />

Das perfekte Geheimnis 14.35, 17.20, 20.15<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02)The Irishman 20.00; Der<br />

Leuchtturm 18.00<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OmU) 14.40, 20.30; Queen &Slim<br />

(OmU) 17.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Cunningham (OmU)<br />

18.00; Judy (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Cats<br />

20.10; Die Eiskönigin II 10.00, 11.50, 14.10,<br />

16.50; Joker 23.00; 3D: Jumanji –The Next Level<br />

19.45, 22.55; Jumanji –The Next Level 10.00,<br />

14.45, 17.00; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 10.00, 12.40; Das<br />

perfekte Geheimnis 20.20, 23.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.15, 14.30;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.00,<br />

19.30, 22.55; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

12.30, 15.45, 20.10; Vier zauberhafte Schwestern<br />

10.00, 12.15, 14.30, 17.40<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 6081) Alles<br />

aufler gewöhnlich 13.30, 18.00; Lara 15.45; Das<br />

perfekte Geheimnis 20.15<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.00, 17.00, 20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20) 3<br />

Engel für Charlie 23.05; Cats 20.20; Die Eiskönigin<br />

II 10.00, 12.15, 14.00, 16.45; Hustlers 23.00; Jumanji<br />

–The Next Level 13.40, 16.40,16.45, 19.45,<br />

19.50, 23.00; Der kleine Rabe Socke 3–Suche<br />

nach dem verlorenen Schatz 11.00; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 15.00,19.30, 22.45; Latte<br />

Igel und der magische Wasserstein 10.00, 12.00,<br />

13.00; 3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

18.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

10.00, 12.20, 14.00; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 10.00, 14.40, 17.05, 20.30;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 11.00, 15.15,<br />

19.30, 22.40<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 18.00, 20.30; Die Eiskönigin<br />

II 15.30, 18.00; Jumanji –The Next Level 20.30;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 20.30; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 15.45;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 20.30; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00, 17.15; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 15.00,18.00<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Unknown Pleasures –<br />

American Independent Film Fest: En el septimo<br />

dia (OmU) 19.00; Unknown Pleasures –American<br />

Independent Film Fest: Ishtar (OV) 21.00; Kasseler<br />

Filmkollektiv: Kurzfilmprogramm Adolf Winkelmann<br />

(m. Moderation) 20.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

3Engel für Charlie 13.40, 16.15, 19.40, 22.45,<br />

23.00; 7500 –Der Film 23.00; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.00,17.00, 20.00; Cats 16.40;<br />

3D: DieEisköniginII13.30; Die EisköniginII13.30,<br />

15.00, 17.40, 19.45; The Grudge 17.30, 20.20,<br />

23.00; Joker19.50,22.50; Judy17.00,20.00; 3D:<br />

Jumanji –The Next Level 23.00; Jumanji –The Next<br />

Level 12.45, 14.00, 16.30, 18.00, 19.50, 21.00;<br />

Der kleineRabeSocke3–Suchenach dem verlorenen<br />

Schatz 13.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

13.30, 15.00, 16.30, 19.40, 20.15, 23.00;<br />

Latte Igel und der magische Wasserstein 12.45;<br />

Parasite 19.15; Das perfekte Geheimnis 13.45,<br />

16.45, 19.45; Queen &Slim 16.20, 16.30, 19.40,<br />

20.20, 22.50, 23.00; Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 14.00, 16.45; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 14.10, 16.30, 17.00, 20.00,<br />

22.35; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 12.30,<br />

13.00,13.15,15.15, 16.30, 17.00, 19.00, 19.30,<br />

20.30, 22.45, 22.50; Underwater –Esist erwacht<br />

19.30, 22.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.00,<br />

16.50; Zombieland 2: Doppelt hält besser 22.30<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Climax (OmU)<br />

19.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50)Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.30, 17.30, 20.00, 22.30; Die Eiskönigin II<br />

15.00, 17.30, 20.00; 3D: Jumanji –The Next Level<br />

20.30, 22.30; Jumanji –The Next Level 18.00; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.00;3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00, 17.00,<br />

20.15, 22.00; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.00, 19.00; Vier zauberhafte Schwestern 14.00,<br />

16.00<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) The Peanut Butter Falcon<br />

18.30; Das perfekte Geheimnis 20.30; Systemsprenger<br />

16.00<br />

CineStar – Der Filmpalast Treptower Park<br />

(✆ 04 51/703 02 00) 3Engel für Charlie 16.30,<br />

20.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.25,<br />

16.50, 19.45; Black Christmas 23.15; Cats 14.10;<br />

Die Eiskönigin II 14.20, 17.00; The Grudge 20.30,<br />

23.10; 3D: Jumanji –The Next Level20.15; Jumanji<br />

–The Next Level 14.15, 17.15, 22.40; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

14.40; Knives Out –Mord ist Familiensache 16.55,<br />

19.40, 23.00; Das perfekte Geheimnis 20.00;<br />

3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

17.25; Spione Undercover 14.50; 3D: Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 16.40, 20.00, 22.30;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00, 17.15,<br />

19.15, 23.00; Thomas und seine Freunde: Grofle<br />

Welt! Grofle Abenteuer! 14.25; Underwater –Esist<br />

erwacht 20.20, 22.50; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.00,17.20;Ying –Shadow (OmU) 22.45<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) 3Engel<br />

für Charlie 23.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 20.00; Aman Reis Duymasin (OmU) 23.00;<br />

Baba Parasi (OmU)20.15;Cats15.00; Die EisköniginII14.25,<br />

17.15; Jumanji –The Next Level14.20,<br />

17.20, 20.00, 23.00; 3D: Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 17.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.30; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 17.00, 20.30; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 14.00, 16.30, 19.30, 22.50;<br />

Underwater –Esist erwacht 20.20,23.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.00, 17.40<br />

City KinoWedding (✆ 01 77/270 19 76) Aquarela<br />

21.15; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao<br />

18.30<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Best of Genrenale<br />

Vol. I22.00; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />

(OmU) 18.00; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 20.00<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Die Eiskönigin II<br />

11.00, 13.15, 15.30, 17.45; Joker 20.00; Der geheime<br />

Roman des Monsieur Pick 19.00; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

13.00; Das perfekte Geheimnis 21.15; Swimmingpool<br />

am Golan –Eine deutsche Familiengeschichte<br />

(OmU) 16.45; Thomas und seine Freunde: Grofle<br />

Welt! Grofle Abenteuer! 14.45<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) ARainy Day<br />

In New York (OmU) 18.00; Marianne &Leonard –<br />

Words of Love (OmU) 16.00; Miles Davis: Birth of<br />

the Cool (OmU) 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 15.15, 17.45, 20.15<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Land des Honigs 20.30; Pokemon<br />

Meisterdetektiv Pikachu 16.00; Die schönste<br />

Zeit unseres Lebens 18.00<br />

Capitol (✆ 831 6417) Judy 17.45; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 14.50,20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Exhibition<br />

on Screen: VanGoghund Japan–Exhibition<br />

on Screen: Van Gogh &Japan (OmU) 19.30; Ich<br />

war noch niemals inNew York 21.15; Nie wieder<br />

schlafen –nie mehr zurück 17.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) FFF: 2040<br />

–Wir retten die Welt! 16.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 15.45, 18.15, 20.45; The Farewell<br />

14.15; Freies Land 20.45; Der geheimeRoman des<br />

MonsieurPick20.45; Judy13.45, 18.15; Der kleine<br />

Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen Schatz<br />

16.15; Latte Igel und der magische Wasserstein<br />

16.15; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (mit Gast)<br />

18.30;Milchkrieg in Dalsmynni 18.45; Nur die Füfle<br />

tun mir leid–900 Kilometer Jakobsweg14.15; Thomas<br />

und seine Freunde: Grofle Welt! Grofle Abenteuer!<br />

13.45; Ying –Shadow (OmU) 21.15<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.00, 20.00;<br />

Black Christmas 23.00; Cats 16.50, 20.15; Die<br />

Eiskönigin II 14.00, 14.10, 16.55, 17.20, 20.00;<br />

3D: Jumanji –The Next Level 17.00, 23.00; Jumanji<br />

–The Next Level 13.45, 19.50; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 16.45, 20.00, 23.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 19.45, 23.00; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 13.45, 16.00, 20.00, 22.45;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00, 19.00,<br />

22.50; Thomas und seine Freunde: Grofle Welt!<br />

Grofle Abenteuer! 13.50; Vier zauberhafte Schwestern<br />

14.10, 17.15<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 19.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.30, 17.00<br />

CineStar Wildau A10-Erlebniswelt (✆ 0451/<br />

703 0200) 3Engel für Charlie 14.00, 19.45; Als<br />

Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.10,17.15; Cats<br />

16.50; 3D: Die Eiskönigin II14.00; Die Eiskönigin<br />

II 14.30, 17.00, 20.15; The Grudge 20.30, 22.50;<br />

Hustlers 22.40; Joker 23.00; 3D: Jumanji –The<br />

Next Level 20.15; Jumanji –The Next Level 14.20,<br />

17.10, 23.15; Knives Out 17.10, 19.45, 23.00;<br />

LatteIgelund der magische Wasserstein 15.00; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.10, 20.00; Queen &Slim<br />

16.50, 19.40; 3D: Spione Undercover: Eine wilde<br />

Verwandlung 17.20; Spione Undercover 14.45; 3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.00, 20.15,<br />

22.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 15.00,<br />

19.00, 22.30; Underwater –Esist erwacht 20.20,<br />

23.10; Vier zauberhafte Schwestern 14.15, 17.30;<br />

Ying –Shadow 22.45; Zombieland 223.30


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Internet-Betrüger legen<br />

Apple-Nutzer rein<br />

STREAMING<br />

Knapp den<br />

Golden Globe<br />

verpasst<br />

VonMarcus Posimski<br />

Wie in jedem Jahr im Januar wurden<br />

auch am letzten Wochenende<br />

wieder die Golden Globes verliehen.<br />

Oft werden bei den Nominierten<br />

diejenigen vergessen, die einen<br />

zweiten Blick wert wären. Hier<br />

ein paar Nominierte, die eigentlich<br />

auch einen Preis verdient hätten …<br />

Beste Drama-Serie<br />

Hier hat, wie erwartet, die Serie„Succession“<br />

gewonnen. In diesem Jahr<br />

hätte jedoch „The Crown“ einen<br />

Preis verdient. Die Serie hat mit Oscargewinnerin<br />

Olivia Coleman als<br />

Queen Elisabeth II. in der aktuellen<br />

Staffel richtig an Fahrt aufgenommen<br />

und wirklich in jeder Hinsicht<br />

großartige Unterhaltung geliefert.<br />

Beste Mini-Serie<br />

In dieser Kategorie hat verdient<br />

„Chernobyl“ den Sieg davongetragen.<br />

Allerdings ist die Serie „Catch-<br />

22“, mit ihrem bitterbösen und<br />

gleichzeitig komödiantischen Blick<br />

auf das Leben vonSoldaten auf einer<br />

Militärbasis im Zweiten Weltkrieg,<br />

beachtenswert. Die Serie basiert auf<br />

einem der wohl besten Bücher des<br />

20. Jahrhunderts und George Clooney<br />

hat sich nicht nur zur Regie,sondernauch<br />

zu einer kleineren Nebenrolle<br />

hinreißen lassen. Sehr speziell,<br />

aber sehr gelungen!<br />

George Clooney(links) spielt in „Catch-<br />

22“ und führtauch Regie. PR<br />

Bester Hauptdarsteller/Miniserie<br />

Hier hat Russel Crowe für „Loudest<br />

Voice“ gewonnen, was natürlich<br />

mehr als gerechtfertigt ist. Jedoch<br />

war sicher eine der größten Überraschungen<br />

des letzten Serienjahres<br />

die von Sasha Baron Cohen verkörperte<br />

Rolle als Spion in der Netflix-<br />

Serie„The Spy“. Dass Cohen in dieser<br />

Dramaserie derart glänzen<br />

würde,hat nicht wenige Kritiker und<br />

Fans von den eigentlichen Fähigkeiten<br />

dieses Multitalents überzeugt.<br />

Bester Hauptdarsteller/Drama<br />

Das Serien- und Film-Urgestein<br />

Brian Cox hat hier für seine Rolle in<br />

„Succession“ den Hauptpreis mitnehmen<br />

dürfen. In dieser Kategorie<br />

war die Konkurrenz jedoch starkund<br />

der wunderbare Billy Porter, der in<br />

der Serie „Pose“ die Rolle des Tray<br />

spielt, hätte ebenso den ersten Platz<br />

verdient. „Pose“ spielt im New York<br />

der 1980er-Jahre und es geht um die<br />

„Ballroom Culture“, einer LGBT-<br />

Queer-Drag-Subkultur in Harlem.<br />

Sich von dieser Serie ineine unbekannte,<br />

faszinierende Welt hineinziehen<br />

zu lassen, ist eine wahrlich<br />

seltene Freude.Die Macher der Serie<br />

haben übrigens vorher u.a. „Glee“,<br />

„American Horror Story“ gemacht.<br />

Marcus Posimski hat<br />

amerikanische Kultur mit<br />

Schwerpunkt Film studiert.<br />

Beim Fahren in der Muschel kuscheln: Auf der CES präsentiertMercedes diesen Prototyp AVTR. Gestartet wird das „Fahrzeug“ durch Handauflegen in der Mitte.<br />

Technik, die begeistert<br />

Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas gibt’sSpielzeug für Groß und Klein –oft mit Sinn<br />

VonSebastian Moll<br />

Las Vegas ist ein Ort, der orientierungslos<br />

macht. Das<br />

Kunstgebilde in der Wüste<br />

von Nevada war schon immer<br />

dazu gedacht, den Sinn für<br />

Raum und Zeit aufzulösen. Werden<br />

Strip, die funkelnde Hauptader der<br />

Stadt, hinunterläuft, schwimmt<br />

durch ein Meer von hyperrealen<br />

LED-Anzeigen, hinter denen sich die<br />

Glasfassaden auflösen. Konturen hat<br />

nur die ältere Generation an Casinos,<br />

welche die Illusion noch in Beton<br />

gegossen haben –das NewYork,<br />

New York mit seinem falschen Empire<br />

State Building, daneben das Parisund<br />

ein paar Meter weiter die Pyramiden<br />

vonGizeh.<br />

Die Interieurs machen die Sache<br />

nicht besser, die Räume mit den<br />

endlosen Spielautomaten, Restaurants<br />

und Shopping-Gelegenheiten<br />

fließen zu einem einzigen, amorphen<br />

Raumbrei zusammen, in dem<br />

niemals Tagund niemals Nacht ist.<br />

Es ist die perfekte Heimat für die<br />

weltweit größte Messe für Verbraucherelektronik,<br />

die CES, die vorrund<br />

20 Jahren von Chicago hierhergezogen<br />

ist. Die schier endlosen Hallen<br />

des Messegeländes von Vegas mit<br />

den rund 4000 Ausstellern wirken<br />

wie eine Fortsetzung der Stadt. Man<br />

verliert rasch die Orientierung, zugleich<br />

betört und betäubt von einer<br />

unmöglich zu verarbeitenden Flut<br />

an Reizen.<br />

Smartwatches messen Strahlen<br />

Von überall her blinken und piepsen<br />

einen die Angebote an, die das<br />

Leben der Zukunft besser, leichter<br />

und schöner machen sollen. Da<br />

sind etwa neue Smartwatches, die<br />

nicht nur jede körperliche Aktivität<br />

tracken, einen durch die Welt navigieren<br />

und Biodaten aufnehmen,<br />

sondern auch noch Luftverschmutzung<br />

und Strahlenbelastung messen.<br />

Da sind die neuen Bildschirme,<br />

die sich falten lassen und die ihre<br />

Anwendung sowohl im Wohn-<br />

Fernsehgerät, als auch<br />

zimmer als versenkbares<br />

beim Laptop für die<br />

Manteltasche finden. Da<br />

gibt es Duschköpfe mit<br />

einem eingebauten<br />

Sprachassistenten und Roboter, die<br />

eigenständig mit dem Haustier<br />

spielen.<br />

Nach wenigen Stundenn ist das<br />

Staunpotenzial des Besuchers erdie<br />

Sehn-<br />

schöpft und es entsteht<br />

sucht nach einem technologiefreien<br />

Raum mit Licht und Luft.<br />

Dort<br />

drängt sich dann unweigerlich die<br />

Frage auf, auf welche Welt all diese<br />

Das kannste knicken! So sieht das faltbare Smartphone HuaweiMate Xaus.<br />

Der Kaffee ist fertig! Der LG CLOi Cobot Barista mahlt, kocht und serviert.<br />

personalisierte Verbrauchertechno-<br />

logie zusteuert.<br />

Die Antwort – oder zumindest<br />

eine Antwort –darauf hatte bei seiner<br />

Keynote am ersten Abend der<br />

Messe Samsung-CEO H. S. Kim, der<br />

den Anbruch eines neuen Zeitalters<br />

proklamierte. Mit dem Jahr 2020, so<br />

Kim, treten wir in die Ära„der Erfahrung“<br />

ein, einer Ära, in der„die Technologie<br />

uns individuell versteht und<br />

die Art und Weise verändert, in der<br />

wir uns mit unserer Umwelt, unseren<br />

Städten und unseren Gemeinschaften<br />

ins Benehmen setzen“. Zur<br />

Transformer in Klein: der T9. Der erste<br />

programmierbare (Mini-)Roboter.<br />

AP<br />

Demonstration hat Kim„Ballie“ mitgebracht,<br />

einen kleinen kugelförmigen<br />

Roboter,der ihm über die Bühne<br />

folgt, als persönlicher Assistent dient<br />

und ihm Fragen beantwortet. Ballie<br />

könnte in der Zukunft jedem Verbraucher<br />

das Leben leichter und<br />

besser machen und Teil einer Umgebung<br />

sein, die seine Bedürfnisse in<br />

Echtzeit erfüllt.<br />

Kim stellt sich einen Haushalt<br />

voller Geräte vor, die alle klug sind<br />

und alle miteinander kommunizie-<br />

Welt ist nicht an der<br />

ren. Und diese<br />

Türschwelle zu Ende. Auch<br />

die Städte der Zukunft,<br />

mit 5G und Bluetooth<br />

ausgestattete Netzwerke<br />

kluger Geräte,<br />

bilden eine intelligent vernetzte Welt<br />

der Dinge.<br />

Deshalb investiertnicht nur Samund<br />

in Künstliche Intelli-<br />

sung in 5G genz. Schonauf dem Parkplatz der<br />

CES kann der Besucher einen Con-<br />

in dem Google das<br />

tainer betreten,<br />

durch seinen neuen Google Assis-<br />

intelligente Heim der<br />

tant gesteuerte<br />

Zukunft betretenkann.<br />

Eine ganz Halle wurde gar dem<br />

Thema der„ „SmartCities“ gewidmet.<br />

Aussteller von Plattformen für die<br />

Nutzer elektrischer Fahrzeuge aller<br />

Art bis hin zur US-Heimatschutzbehörde<br />

zeigen dort, wie sie unsere<br />

AFP<br />

AFP<br />

PR/DAIMLER MEDIA<br />

Städte in einen Mischraum vonRealität,<br />

augmentierter Realität und virtueller<br />

Realität verwandeln wollen.<br />

Natürlich waren Datenschutzbedenken<br />

angesichts all dieser Vernetzung<br />

und beschleunigten Datenerhebung<br />

auch in Las Vegas ein<br />

Thema. Es gab Diskussionsforen<br />

zwischen Firmen-Verantwortlichen<br />

und Politikern und Round-Table-<br />

Gespräche von Werbeexperten. Der<br />

amerikanische Verbraucher als solcher<br />

scheint jedoch weiterhin eher<br />

sorglos. Viele Besucher nutzten<br />

gerne die Möglichkeit, sich mithilfe<br />

vonGesichtserkennung Zugang zum<br />

Messegelände zu verschaffen. Ein<br />

Kamerahersteller gab zu, dass die<br />

wenigsten Kunden dazu bereit wären,<br />

für Datensicherheit mehr Geld<br />

zu bezahlen. „Sie wollen vor allem<br />

etwas Neues, Frisches.“<br />

So gehörte zu den großen Hits der<br />

Touchscreen-Projektor der Firma<br />

Hachi. Der Projektor kann aus dem<br />

Küchentisch oder Schreibtisch einen<br />

Touchscreen machen.<br />

Derganz große Hingucker war allerdings<br />

das Konzeptauto AVTR von<br />

Mercedes. Der Stand des Stuttgarter<br />

Herstellers war rund um die Uhrbelagert,<br />

um einen Blick auf die Wundermaschine<br />

zu erhaschen.<br />

EinAuto wie ein Fabelwesen<br />

Das Auto, das zu Hundert Prozent<br />

elektrisch fährt und zu 95 Prozent<br />

wiederverwertbar ist, mutet an wie<br />

ein Fabelwesen aus einer anderen<br />

Welt. Und das soll auch so sein –die<br />

Designer haben sich von dem<br />

Science-Fiction-Blockbuster „Avatar“<br />

inspirieren lassen.<br />

Im Cockpit fehlen sowohl Gaspedale<br />

als auch Lenkrad, als auch ein<br />

Armaturenbrett im herkömmlichen<br />

Sinn. Manlegt lediglich die Hand auf<br />

dieKonsole,umzustartenund kann<br />

durch Kippen das Gefährt nach<br />

rechts und links befördern oder beschleunigen.<br />

Der Rest macht das<br />

Auto selbst. Icons werden auf die<br />

Handfläche projiziert, der Fahrer<br />

kann durch das Ballen der Faust Befehle<br />

erteilen oder Informationen<br />

abrufen. Ob mansehen will, wasauf<br />

der Straße passiert, ob man per AR<br />

(Argumented Reality) erleben will,<br />

wasman an derUmgebung nicht sehen<br />

kann oder ob man sich in eine<br />

ganz andere Realität transportieren<br />

lassen möchte,kann mansich ebenfalls<br />

aussuchen.<br />

So stellt man sich bei Daimlerden<br />

Transport imJahr 2040 vor, zumindest<br />

im Luxussegment. Es ist genau<br />

dieWelt, die H. S. Kimimaginiert, die<br />

sich völlig demVerbraucher anpasst<br />

unddie sämtliche Grenzen zwischen<br />

Realität undVirtualität niederbricht.<br />

Es ist imGrunde wie eine Fahrt den<br />

Stripvon LasVegas hinunter.Geht es<br />

nach der Branche, wird in20Jahren<br />

LasVegas überall sein.<br />

Nutzer vonApple-Geräten sind erneut<br />

im Visier vonInternetbetrügern.<br />

DasLandeskriminalamt Niedersachsen<br />

warnt vorE-Mails mit<br />

gefälschten Bestellbestätigungen. In<br />

den Nachrichten wirdvorgegaukelt,<br />

dass über die Apple-ID des Nutzers<br />

ein Produkt gekauft worden sei. Der<br />

weiß davon nichts und möchte die<br />

Zahlung rückgängig machen. Darauf<br />

setzen die Betrüger,die unter anderemKreditkarten-<br />

und Ausweisdaten<br />

ergaunernwollen. Will man nun<br />

die angebliche Bestellung stornieren,<br />

wirdman aufgefordert, Fotos<br />

vonKreditkarte und Ausweishochzuladen.<br />

Besser nicht! Betroffene<br />

können die Kreditkarte schnell sperrenlassen<br />

unter 116 116. (dpa)<br />

Robotaxis ab 2021<br />

in den USA geplant<br />

Ford will Ende 2021 Robotaxis in drei<br />

US-Städten auf die Straße bringen.<br />

Miami, Austin und die Hauptstadt<br />

Washington seien dafür unter anderemwegen<br />

der unterschiedlichen<br />

Fahrstile ausgesucht worden, sagte<br />

der zuständige Manager John Rich<br />

auf der Technik-Messe CES.„Mir war<br />

zuvor nicht bewusst, wie sehr sich<br />

das Fahrverhalten vonStadt zu Stadt<br />

unterscheidet.“ Ford wolle dabei keinen<br />

eigenen Robotaxi-Service betreiben,<br />

sonderndie Wagen über<br />

Plattformen vorhandener Fahrdienst-Vermittler<br />

wie Uber und Lyft<br />

verfügbar machen, statt mit ihnen zu<br />

konkurrieren. (dpa)<br />

Digital-Umfrage: Unserer<br />

Regierung fehlt Kompetenz<br />

Beim Thema Digitalisierung fehlt<br />

der Bundesregierung nach Einschätzung<br />

der meisten Bürger der Durchblick.<br />

Laut einer aktuellen Umfrage<br />

des Meinungsforschungsinstituts<br />

Allensbach halten nur zwei Prozent<br />

der Bevölkerung die Regierung auf<br />

diesem Gebiet für sehr kompetent.<br />

47 Prozent der Befragten finden sie<br />

„weniger kompetent“. Zehn Prozent<br />

glauben, sie sei „gar nicht kompetent“.<br />

Dieser vermutete Mangel an<br />

Kompetenz lässt die Menschen nicht<br />

kalt. 90 Prozent der Teilnehmer der<br />

repräsentativen Umfrage im Auftrag<br />

der ESCP Business School Berlin erklärten,<br />

es sei wichtig oder sogar sehr<br />

wichtig, dass Politiker einschätzen<br />

könnten, was im Zusammenhang<br />

mit dem Thema Digitalisierung unternommen<br />

werden müsse.Von den<br />

fünf Kabinettsmitgliedern, die für<br />

Digitalisierung zuständig sind, erhält<br />

Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />

noch die besten Noten (18<br />

Prozent der Befragten). (dpa)<br />

AUSDER REDAKTION<br />

Berlin Mitte,<br />

der Podcast<br />

von<br />

Jochen Arntz<br />

Freitags<br />

ab sechs<br />

Jetzt gibt’s unter www.berliner-zeitung.de<br />

auch was zum Hören –direkt<br />

aus der Chefredaktion. „Berlin<br />

Mitte“ heißt der Podcast, in dem ich<br />

Ihnen jeden Freitag ab sechs Uhr<br />

morgens Neues aus der Redaktion<br />

und Neues aus Berlin präsentiere.<br />

Diesmal spreche ich mit unserem<br />

Verkehrs-Experten Peter Neumann<br />

über dietödlichen Fahrradunfälle in<br />

Berlin – und wie die Straßen der<br />

Stadt sicherer werden könnten.<br />

Wirhören uns,<br />

Ihr Jochen Arntz, Chefredakteur<br />

bei Twitter @JochenArntz


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55 (für HG)<br />

Sportschau. Kombinationsspringen /ca. 10.50<br />

Paralympischer Ski-Weltcup 11.15 (für HG) Wer<br />

weiß denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />

12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />

14.10 (für HG) Sportschau. Biathlon: 10 km<br />

Sprint Herren /ca. 15.50 Nordische Kombination:<br />

10 km Kombinationslanglauf 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweißdenn sowas?<br />

18.50 (für HG) Quizduell-Olymp 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht 19.50 (für HG) Wetter 19.55 (für<br />

HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Der Ranger –Paradies<br />

Heimat: Zeit der Wahrheit<br />

Familienreihe, D2020. Mit Philipp<br />

Danne, Eva-Maria Grein vonFriedl. Jonas’<br />

Beziehung mit Emilia steht immer mehr<br />

auf der Kippe.<br />

21.45 (für HG) Tagesthemen<br />

22.00 (für HG) Tatort: Alles was Sie sagen<br />

Krimireihe, D2017. Mit Franziska Weisz<br />

23.30 (für HG) Das Verschwinden (3/4) –<br />

Zwei Mütter<br />

Krimireihe, D/CZ 2017. Mit Julia Jentsch<br />

1.00 (für HG) Tagesschau<br />

RTL<br />

5.00 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />

Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />

Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00 Unter<br />

uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was zählt.<br />

Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report 11.00<br />

Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –Das<br />

RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4Räume,<br />

1Deal 16.00 Mensch Papa! Väter allein zu<br />

Haus 17.00 Herz über Kopf 17.30 Unter uns<br />

18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30 Exclusiv –<br />

Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell 19.03 Wetter<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Wer wird Millionär?<br />

Quizshow. Schon in unzähligen Shows<br />

überzeugte Günther Jauch mit seiner<br />

gewitzten Art, die noch so manchen<br />

Kandidaten völlig aus der Fassung<br />

gebracht hat.<br />

21.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />

hier raus!<br />

Reality-Show<br />

0.00 RTL Nachtjournal<br />

0.27 RTL Nachtjournal –Das Wetter<br />

0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus!<br />

3.05 Der Bachelor<br />

MDR<br />

11.45 (für HG) In aller Freundschaft 12.30 (für<br />

HG) Echte Bauernsingen besser.Komödie, D<br />

2019 13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für<br />

HG) MDR um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR<br />

aktuell 18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für<br />

HG) Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR<br />

aktuell 19.50 (für HG) Elefant, Tiger&Co. 20.15<br />

(für HG) Wiedersehen macht Freude 21.45 (für<br />

HG) MDR aktuell 22.00 (für HG) Riverboat 0.08<br />

MDR aktuell 0.10 MDR Kultur –Filmmagazin<br />

Bayern<br />

14.00 (für HG) Tierischer Einsatz Bayern 14.45<br />

(für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut 16.00<br />

(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG) Unser<br />

Land 19.30 (für HG) Landgasthäuser Bayern<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />

Hubertund Staller 21.50 (für HG) Rundschau<br />

Magazin 22.05 (für HG) Michl Müller –Liveauf<br />

der Bühne! 22.50 Der Marshal. Western, USA<br />

1969 0.50 Der große Eisenbahnüberfall.<br />

Stummfilm, USA 1903<br />

Vox<br />

5.20 CSI: NY 6.55 CSI: Den Täternauf der Spur<br />

8.50 Verklag mich doch! 10.50 VoxNachrichten<br />

10.55 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 12.00 Shopping Queen 13.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie<br />

erziehst du denn? 15.00 Shopping Queen 16.00<br />

4Hochzeiten und eine Traumreise 17.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First Dates –Ein<br />

Tisch für zwei 19.00 Das perfekte Dinner –Wer<br />

ist der Profi? 20.00 Prominent! 20.15 (für HG)<br />

Bones –Die Knochenjägerin 0.00 VoxNachrichten<br />

0.20 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

10.35 Sammy 11.05 Die Dschungelhelden<br />

11.30 Grizzy &die Lemminge 11.55 Go Wild!<br />

12.20 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />

Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die Tomund<br />

JerryShow 14.30 Zak Storm 14.55 Dragons<br />

15.20 Scooby-Doo! 15.50 Alvinnn!!! 16.15<br />

Grizzy &die Lemminge 16.40 Dennis &Fletscher<br />

17.20 Mighty Mops 17.35 Zak Storm 18.05 Die<br />

Tomund JerryShow 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />

Alvinnn!!! 19.30 Angelo! 20.15 Tomund Jerry<br />

–Der Film. Zeichentrickfilm, USA 1992 21.50<br />

CSI: Miami 23.40 30 Rock 0.05 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.45 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />

StorageWars –Geschäfte in Texas 16.00 Storage<br />

Wars –Geschäfte in Texas 16.30 StorageWars<br />

–Die Geschäftemacher 17.00 StorageWars –<br />

DieGeschäftemacher 17.30 YukonGold 18.30<br />

StorageWars –Geschäfte in Texas 19.00 Storage<br />

Wars –Geschäfte in Texas 19.30 StorageWars<br />

–Geschäfte in Texas 20.00 Volleyball. Olympia<br />

Qualifikation. Finale, Männer,live 22.00 Die PS<br />

Profis –ImEinsatz 23.00 Die PS Profis –Im<br />

Einsatz 23.30 FC Bayern Inside 0.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.15 Deutschland vonoben 5.30 (für HG)<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoKitzbühel 19.00 (für HG)<br />

heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG)<br />

Bettys Diagnose. Gegen alle Widerstände<br />

20.15 (für HG) Der Staatsanwalt<br />

Krimiserie.Null Toleranz. Ein Auto wird<br />

gefunden, dessen Fahrer hingerichtet<br />

wurde. Handelt es sich um eine<br />

Eifersuchtstat? Das Opfer hat einem<br />

anderen die Freundin ausgespannt.<br />

21.45 (für HG) Soko Leipzig<br />

Krimiserie.TieferFall<br />

23.10 (für HG) heute journal<br />

23.40 (für HG) Kommissar Marthaler –<br />

Die Sterntaler-Verschwörung<br />

Kriminalfilm, D2017. Mit Alice Dwyer<br />

1.10 (für HG) Monk<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap. Die Ärzte kämpfen<br />

darum, das Bein eines jungen Mannes zu retten,<br />

der mit Fieber zum Jobgegangenist und einen<br />

schweren Arbeitsunfall erlitten hat. 17.00 Klinik<br />

am Südring –Die Familienhelfer.Doku-Soap<br />

17.30 Klinik am Südring /oder Sat.1<br />

Regional-Magazine 18.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten 19.00 Genial daneben –das Quiz<br />

19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 Luke! Die 90er und ich<br />

Comedian LukeMockridgebegibt sich<br />

auf eine Zeitreise in die 90er-Jahre, mit<br />

denen jeder ganz besondere Dingeund<br />

Ereignisse verbindet. Woran erinnertman<br />

sich noch am besten?<br />

22.55 Knallerfrauen<br />

Comedyshow<br />

23.25 Knallerfrauen<br />

23.55 Switch reloaded<br />

0.25 Switch reloaded<br />

0.55 Sechserpack<br />

1.20 Sechserpack<br />

WDR<br />

12.45 (für HG) WDR aktuell 13.05 (für HG)<br />

Abenteuer Erde 13.50 Erlebnisreisen 13.55 (für<br />

HG) Ausgerechnet 14.25 (für HG) Um Himmels<br />

Willen 16.00 (für HG) WDR aktuell 16.15 Hier<br />

und heute 18.00 (für HG) WDR aktuell /<br />

Lokalzeit 18.15 (für HG) Das Beste im Westen<br />

18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) Geheimnis Rursee 21.00 Unser Westen,<br />

Unsere Gänsehautmomente 21.45 (für HG) WDR<br />

aktuell 22.00 (für HG) Kölner Treff 23.30 Die<br />

letzte Instanz 0.30 (für HG) Kölner Treff<br />

NDR<br />

12.20 (für HG) In aller Freundschaft 13.10 (für<br />

HG) In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte<br />

14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG) die<br />

nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00<br />

(für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Hofgeschichten<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />

Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

(für HG) die nordstory 21.15 (für HG) Wintercamping<br />

in Italien 21.45 NDR Info 22.00 NDR Talk<br />

Show 0.00 Linda Zervakis: Alles auf Anfang<br />

Kabel eins<br />

5.00 K1 Magazin 5.45 Abenteuer Leben Spezial<br />

6.00 Without aTrace 6.45 (für HG) The Mentalist<br />

7.40 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.30<br />

Blue Bloods –Crime Scene NewYork 11.10<br />

Without aTrace 12.05 Numb3rs –Die Logik des<br />

Verbrechens 13.00 (für HG) Castle 14.00 (für<br />

HG) The Mentalist 14.55 (für HG) Navy CIS: L.A.<br />

15.50 kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />

Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 Navy<br />

CIS 1.05 kabel eins late news 1.10 Navy CIS<br />

RTLZWEI<br />

5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />

7.00 Die Straßencops –Jugend<br />

im Visier 8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch<br />

12.00 Frauentausch 14.00 Die Reimanns–Ein<br />

außergewöhnliches Leben 15.00 Die Reimanns<br />

–Ein außergewöhnliches Leben 16.00 Hartz und<br />

herzlich –Tag für TagBenz-Baracken 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Bad<br />

Boys –Harte Jungs. Actionfilm, USA 1995 22.30<br />

Bad Boys 2. Actionkomödie, USA 2003 1.20<br />

Vertical Limit. Actionfilm, USA 2000 3.25 Bad<br />

Boys 2. Actionkomödie,USA 2003<br />

Eurosport 1<br />

9.50 Nordische Kombination. 1. Einzelspringen<br />

(HS 134), live 10.50 Ski Alpin 11.30 Skispringen<br />

12.15 Biathlon 13.00 Nordische Kombination<br />

13.40 Nordische Kombination. 10 km Langlauf,<br />

live 14.25 Biathlon. 10 km Sprint der Männer,<br />

live 15.50 Biathlon 16.30 Skispringen 17.55<br />

Skispringen. Qualifikation (HS135), live 19.15<br />

Nordische Kombination 20.15 Nachrichten<br />

20.20 Biathlon 21.00 Skispringen 22.00 Tennis<br />

23.00 Nachrichten 23.05 Motorsport 23.35<br />

Biathlon 0.15 Biathlon<br />

TV-Tipps<br />

ARTE, 20.15 UHR HISTORIENFILM<br />

Ein Dorf wehrt sich<br />

ImJahr 1945: Nach und nach werden Deutschland und Österreich von den<br />

Nazis befreit. Doch in Altaussee im Salzkammergut ist ihreHerrschaft<br />

noch nicht zu Ende.Hier haben sich Nazigrößen wie Ernst Kaltenbrunner,<br />

Chef der Gestapo,inder Nähe des alten Salzbergwerks verschanzt. In dessen<br />

Stollen lagern Kunstschätze, die in ganz Europa für das geplante Führermuseum<br />

in Linz geraubt wurden. DerGauleiter von Oberdonau, August Eigruber,ordnet<br />

die Sprengung an, damit die Meisterwerkenicht in die Hände der<br />

Alliierten fallen. Doch bei den Bergleuten beginnt sich Widerstand zu regen.<br />

Aber im Gegensatz zu seinem Freund Franz (Harald Windisch, r.), der die<br />

Deserteureinden Bergen heimlich versorgt, versucht Sepp (Fritz Karl), sich<br />

rauszuhalten. Doch dann muss er aus der Reserve kommen.<br />

(A, D/2019)<br />

Foto: ZDF<br />

ARTE, 22.05 UHR DOKUMENTATION<br />

ABBA forever<br />

Vor 50 Jahren lernten sie sich kennen,<br />

vor 40Jahren gaben sie ihr<br />

letztes Konzertund vor 20Jahren feierten<br />

ihreSongs mit dem Musical „Mamma<br />

Mia!“ ein Comeback: DerDokumentarfilm<br />

erzählt die Geschichte<br />

der ABBA-Mitglieder von ihrer ersten<br />

Begegnung bis heute.Nebenden Songs<br />

und Interviews mit Agnetha (v. l.),<br />

Benny (h. l.), Björn und Anni-Frid<br />

nimmt die Erzählung Gestalt an durch<br />

Beiträge von Fans und Wegbegleitern<br />

wie Donny Osmond, Bono oder Barbara<br />

Dickson. Außerdem blickt Arte den<br />

Machern der Hologramm-Tour von<br />

2019 über die Schultern.<br />

(GB/2019)<br />

Foto: FOX<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

5 3 1<br />

6 8 7<br />

4 3<br />

8<br />

7 3 6<br />

1 9 5<br />

3 7 4<br />

2 9<br />

1 5<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

4<br />

7<br />

2 8<br />

9 7<br />

7 3<br />

1 4<br />

8<br />

8 5<br />

9 2 1<br />

Auflösung<br />

AUFLÖSUNG<br />

vom VOM9.1.2020<br />

mittel MITTEL<br />

9 4 6 5 2 8 3 1 7<br />

1 2 3 6 4 7 5 9 8<br />

8 5 7 1 9 3 6 4 2<br />

6 9 4 7 5 1 8 2 3<br />

7 8 2 3 6 4 9 5 1<br />

3 1 5 2 8 9 7 6 4<br />

5 7 9 4 3 2 1 8 6<br />

2 6 1 8 7 5 4 3 9<br />

4 3 8 9 1 6 2 7 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 9. 1. 2020<br />

vom 9.1.2020<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

9 2 1 4 5 3 8 6 7<br />

7 3 8 6 2 9 4 1 5<br />

6 4 5 7 8 1 3 2 9<br />

4 8 7 1 3 2 5 9 6<br />

5 1 6 9 4 7 2 8 3<br />

2 9 3 5 6 8 7 4 1<br />

1 5 9 2 7 4 6 3 8<br />

3 6 2 8 9 5 1 7 4<br />

8 7 4 3 1 6 9 5 2<br />

RBB<br />

5.30 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb<br />

7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg<br />

aktuell 8.30 (für HG) Abendschau 9.00 (für HG)<br />

In aller Freundschaft 10.30 (für HG) Ein<br />

Geschenk des Himmels. Liebeskomödie, D2005<br />

12.00 Unterwegs in Berlin-Neukölln 12.10 (für<br />

HG) Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für<br />

HG) Verrückt nach Fluss 14.00 (für HG) Tiere bis<br />

unters Dach 14.30 (für HG) WieTag und Nacht.<br />

Komödie, D2013 16.00 (für HG) rbb24 16.15<br />

(für HG) Gefragt –Gejagt 17.00 (für HG) rbb24<br />

17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für<br />

HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb UM6<br />

18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Pop nonstop<br />

Die Sendung bringt in einerneuenFolge<br />

die 70er-Jahre-Ohrwürmer der<br />

Antenne-Hörerinnenund -Hörer auf den<br />

Bildschirm–90Minuten Musik und<br />

Rhythmus pur.<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 Der Mann, der nach der Oma kam<br />

Komödie,DDR 1972. Mit Rolf Herricht,<br />

Winfried Glatzeder<br />

23.30 (für HG) Musikladen<br />

0.15 (für HG) Musikladen<br />

1.00 (für HG) Musikladen<br />

ProSieben<br />

5.15 Mom. Sitcom. Gurkeoder Essiggurke? 5.35<br />

The Middle.Comedyserie 6.15 (für HG) Twoand<br />

aHalf Men. Sitcom 7.35 (für HG) The Big Bang<br />

Theory. Sitcom 8.55 (für HG) HowIMet Your<br />

Mother.Sitcom 10.45 Mike&Molly.Sitcom.<br />

Mollys Geburtstag 11.05 Fresh Off the Boat.<br />

Sitcom. Home SweetHome 11.35 Last Man<br />

Standing.Comedyserie. Private Nachtwächter<br />

12.00 2BrokeGirls. Sitcom. Eröffnung mit<br />

Hindernissen 12.30 Mom. Sitcom 13.20 (für<br />

HG) Twoand aHalf Men 14.40 The Middle.<br />

Comedyserie 15.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom 17.00 taff 18.00 Newstime 18.10 (für<br />

HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie.Dogtown /<br />

Todesgrüße aus Springfield 19.05 Galileo<br />

20.15 (für HG) Hitman:Agent 47<br />

Actionfilm, USA 2015. Mit RupertFriend,<br />

Hannah Ware. Agent 47 ist ein Auftragskiller,der<br />

gentechnisch verändertwurde, um<br />

die perfekte Killermaschine zu sein. Sein<br />

neuester Auftrag führtihn nach Berlin.<br />

22.10 Hitman –Jeder stirbt alleine<br />

Actionfilm, F/USA 2007. Mit Timothy<br />

Olyphant, Scott Dougray<br />

0.00 (für HG) Hitman:Agent 47<br />

Actionfilm, USA 2015. Mit RupertFriend,<br />

Hannah Ware<br />

1.50 Watch Me –das Kinomagazin<br />

Arte<br />

7.15 (für HG) 360° 8.00 Amerikas Naturwunder<br />

8.45 Stadt Land Kunst 9.45 Wasser 11.15 Bis<br />

zum letztenTropfen 12.15 (für HG) Re: 12.50<br />

Arte Journal 13.05 Stadt Land Kunst 13.45<br />

Chicago. Musikfilm, USA/D 2002 15.40 Amerika<br />

mit David Yetman 16.05 Die wilde Bergwelt<br />

Kantabriens 16.50 Xenius 17.20 Medizin in<br />

fernen Ländern 17.50 (für HG) Magische Anden<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 (für HG) Ein<br />

Dorf wehrtsich. Historienfilm, A/D 2019 22.05<br />

ABBAforever 22.55 Tracks 23.30 David Gilmour<br />

LiveatPompeii 0.30 Arte Journal<br />

3Sat<br />

6.15 3satTextVision 6.20 Kulturzeit 7.00 nano<br />

7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05<br />

Kulturzeit 9.45 nano 10.15 Faszinierende Erde<br />

12.30 Besonders normal 13.00 (für HG) ZIB<br />

13.25 Zauberhaftes Albanien 14.50 Griechenland<br />

vonInsel zu Insel 18.30 nano 19.00 (für<br />

HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 (für HG) Ethik oder<br />

Etikettenschwindel? 21.00 makro 21.30<br />

Brasilien unter Bolsonaro 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 TheIceman. Thriller,USA 2012 0.00 Die<br />

geheimnisvolle Fremde. Thriller,F/PL/GB2011<br />

Phoenix<br />

9.00 phoenix vorort 9.15 24 Stunden<br />

Hamburger Hafen 10.30 Logistik der Zukunft<br />

11.45 phoenix vorort 12.00 C’est la France<br />

12.15 Stadt, Land, Flut 12.45 Vergiftete Flüsse<br />

13.30 (für HG) Die Plastikflut 14.15 Bedrohte<br />

Schönheit 15.00 (für HG) Planet Sand 15.45<br />

Fluch des Pazifik 16.30 Maybrit Illner 17.30<br />

phoenix der tag 18.00 Stadt, Land, Flut 18.30<br />

Vergiftete Flüsse 19.15 (für HG) Die Plastikflut<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 Geheimnisse<br />

der Ozeane 22.30 (für HG) Freibeuterder Meere<br />

0.45 Die Schatzinsel des Robinson Crusoe<br />

Kika<br />

12.55 Ernest &Rebecca 13.20 (für HG) Mirette<br />

ermittelt 13.40 (für HG) Die Pfefferkörner 14.10<br />

(für HG) SchlossEinstein –Erfurt 15.00 Du bist<br />

Style! 15.30 Max &Maestro 16.05 (für HG)<br />

Hexe Lilli 16.50 Peter Pan–Neue Abenteuer<br />

17.35 (für HG) Der kleine Prinz 18.00 Shaun<br />

das Schaf 18.15 (für HG) Ritter Rost 18.40<br />

Wolkenkinder 18.47 Baumhaus 18.50 Unser<br />

Sandmännchen 19.00 (für HG) Wickie und die<br />

starken Männer 19.25 (für HG) logo! 19.30<br />

Onneli und Anneli im Winter.Familienfilm, FIN<br />

2015 20.50 (für HG) Mascha und der Bär<br />

Dmax<br />

6.00 Die Schatzsucher –Goldtaucher der<br />

Beringsee 6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn<br />

9.20 Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15<br />

ToyHunter 11.15 Border Control 12.15 Steel<br />

Buddies 13.15 Railroad Alaska 14.15 Die<br />

Schatzsucher –Goldrausch in Alaska 16.15 Die<br />

Zwangsvollstrecker 17.15 SteelBuddies 18.15<br />

Euro Truckers 19.15 Deutschland 24/7 20.15<br />

Monsterfische am Haken 22.15 Expedition am<br />

Limit mit Steve Backshall 23.15 DMAX News<br />

23.20 Naked Survival 0.15 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />

ten 9.15 Zapp 9.45 Shift 10.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 10.15 quer 11.00 Tagesschau-<br />

Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 19.15 Treffpunkt<br />

Kriegsgrab –Feiernfür den Frieden 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Monitor 20.45 Vonwegen alt<br />

und lustlos –Das Verlangen bleibt 21.15<br />

Tagesschau 21.17 Ostfrauen 22.00 Tagestheme<br />

22.15 mehr/wert 22.45 Extra 23.00 Tagesthemen<br />

23.15 Europa-Reportage 23.45 Tausend<br />

Jahre islamische Kunst 0.00 Tagesthemen 0.15<br />

Als das Wetter verrücktspielte<br />

ONE<br />

5.20 Um Himmels Willen 6.05 Familie Dr.Kleist<br />

6.55 Brisant 7.35 Global Player–Wo wir sind<br />

isch vorne. Drama, D2013 9.05 Brisant 9.45<br />

Bezaubernde Jeannie 10.10 Bezaubernde<br />

Jeannie 10.35 Lindenstraße 11.05 Familie Dr.<br />

Kleist 11.55 Sturmder Liebe 12.40 Sturmder<br />

Liebe 13.30 Um Himmels Willen 14.20 Partyof<br />

Five 15.00 PartyofFive 15.40 Familie Dr.Kleist<br />

16.30 Bezaubernde Jeannie 16.55 Bezaubernd<br />

Jeannie 17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber<br />

herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmde<br />

Liebe 20.15 DieterNuhr live! 21.30 Bin ich<br />

schön? Liebeskomödie, D1998 23.20 Die<br />

Erbschaft 0.15 Die Erbschaft 1.10 Die Erbschaft<br />

ZDF NEO<br />

6.15 Neo Magazin Royale Classics 6.35 The<br />

Rookie 7.20 The Rookie 8.00 Topfgeldjäger 8.55<br />

Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für HG) Bares für<br />

Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares 11.25<br />

Dinner Date 12.10 (für HG) Monk 12.50 (für HG<br />

Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 15.00 (für HG)<br />

Monk 15.35 (für HG) Monk 16.20 Psych 17.00<br />

Psych 17.45 (für HG) Bares für Rares 18.35<br />

Dinner Date 19.20 (für HG) Bares für Rares<br />

20.15 (für HG) Bares für Rares 21.45 The<br />

Rookie 22.25 The Rookie 23.10 The Aliens<br />

23.55 The Aliens 0.40 The Aliens 1.20 The<br />

Aliens 2.05 The Aliens 2.50 The Aliens 3.35 (für<br />

HG) NewBlood –Tod in London<br />

ZDF INFO<br />

6.15 Mythen-Jäger 7.00 (für HG) Mythos<br />

Wolfskind 7.45 forum am freitag 7.58 heute<br />

Xpress 8.00 Unsere Zukunft 8.45 (für HG) Der<br />

unsichtbare Feind 9.15 Leschs Kosmos 9.45<br />

SpanischeGrippe 10.30 Killerkeime 11.15<br />

Tödliche Wissenschaft 12.00 Leschs Kosmos<br />

12.30 Leschs Kosmos 13.00 ZDF-History 13.30<br />

ZDF-History 14.15 ZDF-History 15.00<br />

ZDF-History 15.45 ZDF-History 16.30<br />

ZDF-History 17.15 ZDF-History 18.00<br />

ZDF-History 18.45 Die innere Unsicherheit 19.3<br />

Tödliche Rennen 20.15 Die Welt der Clans 21.4<br />

Rockerkrieg 22.30 Rockerkrieg 23.15<br />

Rockerkrieg 0.00 Die Paten vonder Ruhr<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Der Countertenor Benno Schachtner<br />

Mit Bernhard Schrammek, ca. 46 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert Liveaus der Philharmonie Berlin: Ludwig<br />

vanBeethoven, Konzertfür Klavier und Orchester<br />

Nr.3c-Moll op. 37 /Josef Suk, Sinfonie Nr.2<br />

c-Moll op. 27 „Asrael“. Leitung: Kirill Petrenko/<br />

Daniel Barenboim,Klavier,ca. 147 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Die Liebe im Ernstfall (16/18). Von<br />

Daniela Krien /GelesenvonBibana Beglau,<br />

Maren Eggert, Jeanette Hain, ca. 30 Min.<br />

19.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Zeitfragen. Literatur Literatur im Gespräch:<br />

Diesmal spricht Terézia Mora über ihren neuen<br />

Roman „Auf dem Seil“. Moderation: Dorothea<br />

Westphal, ca. 30 Min.<br />

20.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Fake Family: Menschenverleih in<br />

Japan. VonJean-Claude Kuner /Regie: der Autor<br />

ca. 55 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Hörspiel Mein fremdes Land. VonLeyla Rabih<br />

und Mohammed al Attar /Mit AtheerAdel, Atesç<br />

Mehmet, Tilo Nest, Leyla Rabih, Urs Fabian<br />

Winiger.Regie: Anouschka Trocker,ca. 56 Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Wortwechsel Eskalation programmiert–Droht<br />

ein neuerKrieg im Golf? Moderation: Annette<br />

Riedel, ca. 55 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Mikrokosmos –Die Kulturreportage Beethove<br />

Jubiläumsjahr:Musik im Museum. VonManuel<br />

Gogos, ca. 45 Min.<br />

22.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Musikfeuilleton Leipzigs „Notenspur“: Ein Weg<br />

durch die Musikgeschichte der Stadt. Von<br />

Cornelia de Reese, ca. 30 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Der Entertainer Dean Martin. Mit<br />

Susanne Papawassiliu, ca. 30 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

On Stage Routiniertes Debüt: Die US-amerikanische<br />

Band SouthernAvenue, Aufnahme vom<br />

8.6.2019 beim Bluesfestival Schöppingen. Am<br />

Mikrofon: TimSchauen, ca. 55 Min.<br />

22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Rockmusik Aktuellesaus Pop, Rock, Indie. Am<br />

Mikrofon: Thomas Elbern, ca. 45 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020 – S eite 28 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Justin Bieber (25) informiertuns per<br />

Instagram über seinen Gesundheitszustand,<br />

und der ist durchaus angespannt<br />

zu nennen: Beiihm sei Lyme-<br />

Borreliose,eine vonZecken übertragene<br />

Infektionskrankheit, vorkurzem<br />

diagnostiziertworden. Zuvorhabe er<br />

schon mit dem Pfeiffer-Drüsenfieber<br />

kämpfen müssen, so der Sänger,er<br />

habe„ein paar harte Jahre“ hinter<br />

sich.WarumBieber uns das sagt?<br />

Nun:Viele Menschen hätten in jüngster<br />

Zeit sein schlechtes Aussehen kritisiertund<br />

behauptet, dies liege am<br />

Drogenkonsum. Dabei seien es die<br />

genannten Krankheiten gewesen, die<br />

„meine Haut, meine Gehirnfunktionen<br />

und mein gesundheitliches Gesamtbefinden<br />

beeinträchtigt haben“.<br />

Am 27. Januar will Bieber auf derVideoplattformYouTube<br />

eine Dokumentation<br />

zu seinem Umgang mit<br />

der Krankheit veröffentlichen.<br />

Sharon Stone (61) äußertsich nicht<br />

zum ersten Malabfällig über Donald<br />

Trump.Doch dieses Malbelässt es die<br />

US-Schauspielerin nicht bei der Kritik<br />

an ihrem Präsidenten. In dem Magazin<br />

GQ erklärtsie,„Trump wirdvon<br />

anderen Staatsführernmanipuliert“,<br />

etwa vondem russischen PräsidentenWladimir<br />

Putin, den sie überdies<br />

als einen„starken Anführer“ lobt.<br />

Zwar sei sie froh, dass der Autokrat<br />

nicht die USA regiert, aber nicht jedes<br />

Land sei demokratisch:„Und vielleicht<br />

sollte auch gar nicht jedes Land<br />

demokratisch sein.“ (schl.)<br />

TIERE<br />

Hält seinen Kopf hin: Ein geretteter<br />

Koala in Australien. GETTY/MARK BRAKE<br />

Heute mal etwas Neues: Koala-Politik.<br />

Unser Bild zeigt Anthony Albanese,der<br />

mit einer Reihe weiterer<br />

australischer Labour-Politiker das<br />

Koala Rescue Center in Adelaide besucht.<br />

DieMission ist klar:Die Politiker<br />

wollen sich nach dem Befinden<br />

der geretteten Koalas erkundigen, zugleich<br />

aber als Mitglieder der oppositionellen<br />

Labour -Partei mithilfe den<br />

superniedlichen, feinflauschigen<br />

Sympathieträgernetwas Stimmung<br />

gegen den Regierungschef Scott Morrison<br />

vonder Liberal PartyofAustralia<br />

machen. Tja, so läuft’s. (schl.)<br />

Die große Entertainer-Geste hat Rod Steward voll drauf, Glitzerjacketts inbegriffen. Dennoch scheint er sich dabei auch über sich selbst zu amüsieren.<br />

Rocken und schwelgen<br />

Mit rauer Stimme und struppiger Haarpracht wurde er zur Sehnsuchtsfigur: Rod Stewart wird 75<br />

VonHarry Nutt<br />

Wenn man die pop-archäologische<br />

Exkursion<br />

unternimmt und<br />

das kantige Bluesalbum<br />

„Long Player“ von den Faces<br />

mit den hymnischen „Sailing“-Klängen<br />

vergleicht, die Rod Stewart über<br />

40 Jahre zueinem der populärsten<br />

Sänger überhaupt gemacht haben,<br />

dann bringt man beides nur schwer<br />

zusammen. Dabei waren es der spätere<br />

Stones-Gitarrist Ron Wood und<br />

RodStewart, die erklärtermaßen angetreten<br />

waren, aus den munteren<br />

Small Faces („Lazy Sunday“, „Here<br />

Comes the Nice“) eine erwachsene<br />

Rockband zu machen.<br />

Die Zeit des Drei-Minuten-Beat<br />

war vorbei, und die Faces schienen<br />

bereit, in die experimentierfreudigen<br />

70er-Jahre einzutreten. Mit dem<br />

Bedürfnis nach Selbstentfaltung<br />

nahmen aber auch die Identitätskrisen<br />

zu, und die die übrigen Mitglieder<br />

der Faces waren es bald leid, bloß<br />

eine Begleitband vonRod Stewartzu<br />

sein. Kein großer Pop ohne gegenläufige<br />

Ego-Strategien.<br />

Unbedingt gefallen wollen<br />

Also war es Mitte der 70er-Jahre bereits<br />

wieder vorbei mit den Faces,<br />

auch wenn RodStewarteinige seiner<br />

Bandkollegen noch manches Malfür<br />

seine Soloalben anheuerte, von denen<br />

die ersten bereits während der<br />

Zeit mit den Faces entstanden waren.<br />

Der Durchbruch als Solokünstler<br />

gelang mit dem Album „Every<br />

PictureTells aStory“, von dem auch<br />

die Single-Auskopplung „Maggie<br />

May“ stammt, das bis heute zum Repertoire<br />

der Live-Auftritte von Rod<br />

Stewartgehört.<br />

Der am10. Januar 1945 in London-Highgate<br />

geborene Rod Stewart<br />

hat seine Anfänge<br />

im weißen Blues<br />

nie verleugnet,<br />

den er vonseinem<br />

Lehrmeister Long<br />

John Baldryinder<br />

gemeinsamen<br />

Zeit Ende der<br />

60er-Jahre mit<br />

dem Gitarristen<br />

Jeff Beck adaptiert<br />

hat. Aber je mehr<br />

es auf die popkulturellen<br />

Wellen<br />

der 80er-Jahrezulief,<br />

wurde deutlich,<br />

dass sein Bedürfnis<br />

nach Avantgarde erlahmt war<br />

und Rod Stewart sein Publikum vor<br />

allem durch seine Live-Auftritte zu<br />

binden verstand. Mit rauer Stimme<br />

und struppiger Haarpracht wurde er<br />

zur Sehnsuchtsfigur alleinstehender<br />

Frauen mittleren Alters,für die er Melodien<br />

zum Schwelgen schuf. Er hatte<br />

Gefallen daran gefunden zu gefallen.<br />

„BabyJane“, „Do Ya Think I’mSexy“ –<br />

Siewissen schon …<br />

Dabei kam ihm sein erstaunliches<br />

Gespür für gute Songs zur Hilfe. Sei-<br />

Kein Bedürfnis nach Avantgarde:<br />

Rod Stewart im Jahre 1976.<br />

nen Hit„The First Cutisthe Deepest“<br />

hatte Yussuf Islam, als dieser noch<br />

Cat Stevens hieß, ursprünglich für<br />

die Sängerin P. P. Arnold geschrieben.<br />

Erst in der Version vonRod Stewartwurde<br />

das Stück zu einemWelthit,<br />

obwohl P. P. Arnold ihmeine sehr<br />

viel intensivere Dimension weiblicher<br />

Verletzlichkeit verliehen hatte.<br />

Das große Geheimnis<br />

von dem anhaltenden<br />

Erfolg Rod<br />

Stewarts besteht<br />

aber wohl gerade<br />

darin, die emotionale<br />

Eindringlichkeit<br />

einzelner Songs<br />

in ein allgemein zugängliches<br />

Format<br />

zu überführen. Drücken<br />

die Stücke<br />

DPA<br />

WIRE IMAGE/SAMIR HUSSEIN<br />

„Tom Traubert’s<br />

Blues (Waltzing Mathilda)“<br />

und„Downtown<br />

Train“ in der<br />

ursprünglichen Version<br />

vonTom Waits immer auch das<br />

Gefühl existenzieller Not aus, die<br />

TomWaits allein durch seine Anti-<br />

Singstimme herausbrummt, so entlässt<br />

Rod Stewart die Stücke aus der<br />

Nische und bereitet sie fürs unterhaltsame<br />

Abendprogramm auf. Es<br />

tut mir, wenn ich „Downtown Train“<br />

von Rod Stewart höre, immer auch<br />

ein wenig weh, dass er dasWaits-Original<br />

so süßlich dahinplätschern<br />

lässt. Und doch kann ich eine gewisse<br />

Grundsympathie nicht verhehlen,<br />

wenn Rod Stewart, mit was<br />

auch immer, gerade im Radio erklingt.<br />

Das gilt natürlich auch für Livekonzerte,<br />

zudenen die große Entertainer-Geste<br />

mit mehreren Glitzer-<br />

Jacketts unvermeidlich ist. Inzwischen<br />

aber trägt er all das mit heiterer<br />

Lässigkeit und amüsiert sich<br />

selbst am Meisten darüber, wenn<br />

eine aufwendige Choreografie auch<br />

schon mal daneben geht.<br />

Vertrauter Lebensbegleiter<br />

Wasden privaten Lebensentwurfangeht,<br />

ist RodStewartzweifellos auch<br />

ein Überlebender der wilden Rock-<br />

Ära, deren Protagonisten bemüht<br />

waren, sich so auffällig wie möglich<br />

zu verschwenden. Die Künstlerexistenz<br />

hat RodStewart, der mit dem FC<br />

Watford auch schon einmal einen<br />

Profi-Klub sponserte, aber auch demütig<br />

gemacht. Nach zwei überstandenen<br />

Krebserkrankungen freut er<br />

sich, immer noch da zu sein, und<br />

seine mit ihm älter gewordenen Fans<br />

nehmen ihm dankbar den Vorrat an<br />

Melodien ab, die ihr Leben wie gute<br />

Bekannte begleitet haben.<br />

Doch manchmal bricht sich die<br />

frühereImpulsivität Bahn.Weil siein<br />

Florida keinen Einlass auf eine Silvesterparty<br />

erhielten, sollen RodStewart<br />

und sein Sohn Sean vor wenigen<br />

Tagen in einem Hotel in Palm<br />

Beach handgreiflich geworden sein.<br />

Rock ’n’Rollmuss immer noch raus,<br />

auch wenn einer bloß rein will.<br />

Zwei deutsche Skifahrer von<br />

Raupe erfasst<br />

Zwei deutsche Skifahrer sind in Österreich<br />

voneiner Pistenraupe erfasst<br />

worden. Diebeiden Männer im<br />

Alter von36und 40 Jahren seien im<br />

Skigebiet Silvretta Montafon in Vorarlbergauf<br />

einer gesperrten Piste<br />

unterwegs gewesen, berichtete die<br />

Nachrichtenagentur APAamDonnerstag<br />

unter Berufung auf die Polizei.<br />

Der40-Jährige sei mit Prellungen<br />

davon gekommen, der 36-Jährige<br />

aber habe mit schwersten Verletzungen<br />

ins Krankenhaus geflogen werden<br />

müssen. DiePiste war den Angaben<br />

zufolge für Präparierungsarbeiten<br />

gesperrt. DieSperrung sei ausgeschildertgewesen.<br />

(AFP)<br />

Südtiroler Todesopfer nach<br />

Deutschland gebracht<br />

DieLeichen vonsechs jungen Menschen,<br />

die bei dem schweren Verkehrsunfall<br />

vonSüdtirol starben,<br />

sind nach Deutschland gebracht<br />

worden. DieTodesopfer seien am<br />

Mittwoch vomKrankenhaus in<br />

Bruneck überstellt worden, sagte der<br />

Sprecher des Südtiroler Sanitätsbetriebes<br />

am Donnerstag. Eine Frau,<br />

das siebte Todesopfer,war im Krankenhaus<br />

vonInnsbruck in Österreich<br />

gestorben. (dpa)<br />

Vergiftete Brote: Opfer stirbt<br />

mehrere Jahre nach Tat<br />

Zehn Monate nach dem Urteil im<br />

Prozess um vergiftete Pausenbrote<br />

ist eines der Opfer gestorben. Der26-<br />

Jährige lag jahrelang im Wachkoma,<br />

nachdem ein Kollege ihm im ostwestfälischen<br />

Schloß Holte-Stukenbrock<br />

nach Überzeugung der<br />

Richter giftiges Pulver auf seine<br />

Brote gestreut hatte.Ein Sprecher<br />

des Landgerichts Bielefeld bestätigte<br />

am Donnerstag den Toddes Mannes.Das<br />

Landgericht hatte im März<br />

2019 den damals 57-Jährigen wegen<br />

versuchten Mordes zu lebenslanger<br />

Haft und anschließender Sicherungsverwahrung<br />

verurteilt und zudem<br />

die besondereSchwere der<br />

Schuld festgestellt. (dpa)<br />

Dieb entschuldigt sich beim<br />

Einbruch bei seinem Opfer<br />

Während eines Einbruchs in ein<br />

Haus in Kamen (NRW)hat sich der<br />

Täter bei der 80-jährigen Bewohnerinentschuldigt<br />

und ist dann ohne<br />

Beute geflohen. Diealte Dame entdeckte<br />

in der Küche den fremden<br />

Mann und schrie laut auf –woraufhin<br />

der Täter„Entschuldigung“ sagte<br />

und durch das Küchenfenster das<br />

Weite suchte. (dpa)<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute fällt aus einem wolkenverhangenen Himmel verbreitet Regen. Die<br />

Höchsttemperaturen belaufen sich auf 9bis 11 Grad, und der Wind weht<br />

mäßig, in Böen frisch aus West. In der Nacht gibt es kaum Auflockerungen,<br />

dafür viele Wolken und sehr vereinzelt Regen, und die Tiefstwerte<br />

gehen bis auf 1Grad zurück.<br />

Biowetter: Die aktuelle Witterung<br />

ruft des Öfteren Gelenk- und Gliederschmerzen<br />

hervor. Muskelverspannungen<br />

sind ebenfalls nicht<br />

selten. Mit Wärme lassen sich die<br />

Beschwerden etwas lindern.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 70 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 44 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 14 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 92%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 10Grad.<br />

Wind: mäßig aus West.<br />

Wittenberge<br />

5°/11°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

5°/10° 5°/10°<br />

Luckenwalde<br />

5°/10°<br />

Sonnabend<br />

Sonntag<br />

Montag<br />

stark bewölkt stark bewölkt bedeckt<br />

3°/5° 2°/6° 3°/7°<br />

Prenzlau<br />

6°/11°<br />

Cottbus<br />

6°/11°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

4°/9°<br />

Ein Tief über der mittleren Ostsee lenkt vorübergehend einen Schwung kühle<br />

Meeresluft aus Nordwesten nach Mitteleuropa. Dies ist von der Ostsee bis zu<br />

den Pyrenäen mit örtlichen Schauern verbunden. Kühle Luft in höheren Schichten<br />

sorgt zudem für teils kräftige Schauer rund um die Balearen.<br />

Sylt<br />

4°/11°<br />

Hannover<br />

5°/11°<br />

Köln<br />

5°/10°<br />

Saarbrücken<br />

3°/8°<br />

Konstanz<br />

2°/8°<br />

Hamburg<br />

3°/11°<br />

Erfurt<br />

3°/9°<br />

Frankfurt/Main<br />

5°/9°<br />

Stuttgart<br />

5°/10°<br />

Rostock<br />

6°/11°<br />

Magdeburg<br />

4°/10°<br />

Nürnberg<br />

4°/9°<br />

München<br />

4°/11°<br />

Rügen<br />

5°/10°<br />

Dresden<br />

4°/11°<br />

Deutschland: Heute gibt es etwas<br />

Sonne, viele Wolken sowie schauerartige<br />

Regenfälle, und die Temperaturen<br />

steigen am Tage auf 8bis<br />

11 Grad. Nachts gehen die Werte<br />

dann auf 3bis minus 1Grad zurück.<br />

Der Wind weht schwach bis mäßig<br />

aus West. Morgen gesellen sich gelegentlich<br />

harmlose Wolkenfelder zur<br />

Sonne. Dabei betragen die Höchsttemperaturen<br />

4bis 7Grad, und der<br />

Wind weht nur schwach aus Süd.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 40 cm<br />

Harz bis 25 cm<br />

Erzgebirge bis 30 cm<br />

Bayerische Alpen bis 170 cm<br />

Mondphasen: 10.01. 17.01. 24.01. 02.02.<br />

Sonnenaufgang: 08:14 Uhr Sonnenuntergang: 16:13 Uhr Mondaufgang: 15:49 Uhr Monduntergang: 08:00 Uhr<br />

Lissabon<br />

14°<br />

Las Palmas<br />

17°<br />

Madrid<br />

10°<br />

Reykjavik<br />

7°<br />

Dublin<br />

9°<br />

London<br />

9°<br />

Paris<br />

10°<br />

Bordeaux<br />

13°<br />

Palma<br />

13°<br />

Algier<br />

12°<br />

Nizza<br />

14°<br />

Trondheim<br />

3°<br />

Oslo<br />

-2°<br />

Stockholm<br />

3°<br />

Kopenhagen<br />

9°<br />

Berlin<br />

10°<br />

Mailand<br />

10°<br />

Tunis<br />

15°<br />

Rom<br />

12°<br />

Warschau<br />

9°<br />

Wien<br />

6° Budapest<br />

3°<br />

Palermo<br />

13°<br />

Kiruna<br />

-5°<br />

Oulu<br />

-1°<br />

Dubrovnik<br />

13°<br />

Athen<br />

13°<br />

St. Petersburg<br />

2°<br />

Wilna<br />

6°<br />

Kiew<br />

1°<br />

Odessa<br />

7°<br />

Varna<br />

8°<br />

Istanbul<br />

10°<br />

Iraklio<br />

15°<br />

Archangelsk<br />

-1°<br />

Moskau<br />

1°<br />

Ankara<br />

3°<br />

Antalya<br />

15°<br />

Acapulco 35° sonnig<br />

Bali 23° Gewitter<br />

Bangkok 34° wolkig<br />

Barbados 28° heiter<br />

Buenos Aires 33° sonnig<br />

Casablanca 18° heiter<br />

Chicago 10° Regen<br />

Dakar 27° heiter<br />

Dubai 23° Regen<br />

Hongkong 22° wolkig<br />

Jerusalem 6° bewölkt<br />

Johannesburg 28° Gewitter<br />

Kairo 16° wolkig<br />

Kapstadt 27° sonnig<br />

Los Angeles 17° sonnig<br />

Manila 31° wolkig<br />

Miami 27° bewölkt<br />

Nairobi 27° heiter<br />

Neu Delhi 18° sonnig<br />

New York 12° bewölkt<br />

Peking 4° wolkig<br />

Perth 32° sonnig<br />

Phuket 33° wolkig<br />

Rio de Janeiro 34° Gewitter<br />

San Francisco 13° sonnig<br />

Santo Domingo 28° Schauer<br />

Seychellen 30° Gewitter<br />

Singapur 34° Gewitter<br />

Sydney 34° heiter<br />

Tokio 12° wolkig<br />

Toronto 7° Regen

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