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Berliner Zeitung 10.01.2020

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18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 8 · F reitag, 10. Januar 2020<br />

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Lokalsport<br />

„Wir führen nun ein ganz normales Arbeitsleben“<br />

Der frühere Fußballprofi Benjamin Köhler über die Stimmung beim Traditionsmasters, den Aufstieg des 1. FC Union und sein Eiscafé La Luna<br />

Benjamin Köhler,ein gebürtiger<br />

<strong>Berliner</strong>, der einst für<br />

Hertha BSC und den 1. FC<br />

Union spielte, wird beim<br />

11. Traditionsmasters am Wochenende<br />

in der Max-Schmeling-Halle<br />

zum dritten Mal inSerie für das Legenden-Team<br />

des 1. FC Union auflaufen.<br />

Das ist nicht selbstverständlich.<br />

Beim 39 Jahrealten ehemaligen<br />

Profi wurde im Februar 2015 ein bösartiger<br />

Tumor festgestellt, der eine<br />

lange Therapie notwendig machte.<br />

Köhler besiegte den Krebs und feierte<br />

im März 2016 sogar ein umjubeltes<br />

Comeback an der Alten Försterei.<br />

Erst im Sommer 2017 beendete<br />

er seine Karriereaufgrund anhaltender<br />

Knieprobleme. Erbestritt insgesamt<br />

169 Erstligaspiele für Eintracht<br />

Frankfurt und Hertha BSC und 140<br />

Partien in der Zweiten Bundesliga für<br />

den 1. FC Union, MSV Duisburgund<br />

den 1. FC Kaiserslautern. Köhler ist<br />

verheiratet und hat drei Kinder.<br />

nen 4:0. Ich kam vier Minuten vor<br />

Schluss für Pal Dardai ins Spiel und<br />

kurzdanach folgte Thorben Marx für<br />

Sebastian Deisler. Ich hatte kurz vor<br />

dem Abpfiff sogar die Chance, ein<br />

Torzumachen, lief frei mit Michael<br />

Preetz aufs Eintracht-Tor zu. Der<br />

spielte aber nicht ab und wollte die<br />

Bude selbst machen. Dashat er dann<br />

auch geschafft.<br />

Zurück zum Masters. Der1.FCUnion<br />

steht in der Max-Schmeling-Halle in<br />

einer schweren Gruppe mit Hertha<br />

BSC, mit Werder Bremen und dem<br />

Turnier-Neuling Tennis Borussia.Wie<br />

beurteilen Sie dabei Unions Chancen?<br />

Ach, sicher gut. Dasist schon eine<br />

knallharte Gruppe,die Gegner kommen<br />

alle mit gestandenen ehemaligen<br />

Profis und es gibt viele Derbys.<br />

Die Stimmung in der Halle wird<br />

großartig sein. Malsehen, wie fit unsereGegner<br />

noch sind.<br />

Herr Köhler, wie geht es Ihnen gesundheitlich?<br />

Alles super, alles top. Alle halbe<br />

Jahre muss ich zu einem Kontroll-<br />

Check gehen. Ich kann in meiner<br />

knappen Freizeit Fußball spielen,<br />

aber für den Profibereich reicht das<br />

natürlich längst nicht mehr.<br />

Beim Legenden-Treff am Wochenende<br />

geht es oft recht robust zur Sache,<br />

die vielen, einst sehr erfolgreichen<br />

Profis zeigen noch extremen<br />

Ehrgeiz.<br />

Dasstimmt. Aber wir mit unserer<br />

Truppe vom1.FCUnion müssen uns<br />

nicht verstecken. Wir haben viele<br />

sehr gute Fußballer im Team und ich<br />

denke, dass auch ich mithalten<br />

kann.<br />

Siespielen ja noch bei den Spandauer<br />

Kickers in der Senioren-Verbandsliga<br />

(Ü32), einer Mannschaft, die sehr erfolgreich<br />

ist …<br />

Ja, dort bin ich regelmäßig am<br />

Ball, als Spielmacher auf der Zehner-<br />

Position im Mittelfeld. Das ist eine<br />

starke Truppe, in der auch Karim<br />

Benyamina oder Chinedu Ede spielen.<br />

Wir führen die Tabelle vor dem<br />

TSVRudowan, sind noch ungeschlagen<br />

in dieser Saison und haben ein<br />

Torverhältnis von80:17.<br />

Benjamin Köhler will in der Halle zeigen, wasermit dem Ball noch drauf hat.<br />

Wie sieht es mit Ihrer Kondition für<br />

das Masters aus, bei dem viel Tempo<br />

auf engem Raum gefordertist?<br />

Mal abwarten, wir trainieren ja<br />

nicht extra inder Woche bei den Kickers.Aber<br />

ich denke,unserespielerische<br />

Qualität bei den Alt-Unionern<br />

reicht aus, um gut abzuschneiden<br />

und unseren Fans etwas zu bieten.<br />

Siewaren schon 2018 und 2019 in der<br />

Max-Schmeling-Halle dabei und<br />

wurden vonden Fans gefeiert.<br />

Ja,das war toll. 2018 schafften wir<br />

es mit Union ins Endspiel und<br />

schickten Borussia Mönchengladbach<br />

mit 6:1 nach Hause. Das war<br />

mein erster Auftritt nach dem Karriereende.<br />

Sieschossen im Finale zwei Tore,Benyamina<br />

traf dreimal und Ronny Nikol<br />

einmal. Danach bekamen Sieden<br />

„Zecke-Neuendorf-Ehrenpreis“.<br />

KLASSENTREFFEN DER ALTMEISTER<br />

Die Organisation: Das 11. Traditionsmasters findet am Sonnabend (ab 16.30 Uhr) und am<br />

Sonntag (ab 13 Uhr) in der Max-Schmeling-Halle statt. Da die Olympia-Qualifikation im Volleyball<br />

der Männer bis Freitagabend in gleicher Halle über die Bühne geht, können die Organisatoren<br />

um Turnierchef Bernd Kühn erst um Mitternacht zum Sonnabend den neuen klimaneutralen<br />

Kunstrasen aufbauen. Etwa 60 Helfer werden in der Nacht aktiv sein.<br />

Die Gruppeneinteilung: In Gruppe Aspielen Schalke04, Borussia Dortmund, BayerLeverkusen<br />

(Cupverteidiger) und Dinamo Tiflis, in der Gruppe BWerder Bremen, Tennis Borussia, Hertha<br />

BSC und der 1. FC Union. Gleich drei ehemaligeTorschützenkönigeder Bundesligasind<br />

am Ball: Ulf Kirsten (für BayerLeverkusen), Martin Max (für Schalke04) und Ailton (für Werder<br />

Bremen). Für Hertha sollen u.a. PalDardai, Gabor Kiraly,ZeckeNeuendorf und Dariusz Wosz<br />

auflaufen. Union meldet Torsten Mattuschka, RonnyNikol und Benjamin Köhler. (mj.)<br />

IMAGO IMAGES/KOCH<br />

Es wurde halt gewürdigt, dass ich<br />

mich nach meiner schweren Krankheit<br />

herangekämpft hatte und sogar<br />

wieder Fußball spielen konnte.<br />

Union war in meinen schweren Zeiten<br />

sowieso großartig und hatte damals<br />

meinenVertragspontan um ein<br />

Jahr verlängert.<br />

Viele Jahre zuvor, im Herbst 2000,<br />

schafften Sie gemeinsam mit Thorben<br />

Marx als erster Spieler aus der<br />

Hertha-Jugend-Akademie den<br />

Sprung in den Profifußball. Erinnern<br />

Sie sich noch gut an Ihr Debüt in der<br />

Bundesliga?<br />

Ja, das war im November 2000.<br />

Wir spielten bei Eintracht Frankfurt,<br />

meinem späteren Klub und gewan-<br />

In dieser Saison spielen zum ersten<br />

Malmit Hertha und Union zwei <strong>Berliner</strong><br />

Klubs in der Ersten Bundesliga.<br />

Wiesehen Siedie Entwicklung beider<br />

Vereine?<br />

Ich war beim Relegationsspiel<br />

von Union gegen den VfB Stuttgart<br />

im Stadion an der Alten Försterei.<br />

Der Aufstieg war großartig und die<br />

Feier danach gigantisch. Bislang hält<br />

sich die Mannschaft sehr gut, damit<br />

hatte ich nicht unbedingt gerechnet.<br />

Und: Union steht nach der Hinrunde<br />

vor Hertha. Bei der Hertha lief es ja<br />

nicht so gut, aber nun passiert dort<br />

sehr viel. Jürgen Klinsmann krempelt<br />

vieles um. Mal abwarten, wie es<br />

weitergeht.<br />

Seit Herbst 2018 betreiben Siemit Ihrer<br />

Frau ein Eiscafé mit dem Namen<br />

La Luna in der East Side Mall nahe<br />

der Arena am Ostbahnhof. Sind Sie<br />

jeden Tagdortzufinden?<br />

Meist bin ich drei- oder viermal in<br />

der Woche dort. Ich helfe bei der<br />

Buchhaltung, mache Dienstpläne<br />

oder Bestellungen –also wir führen<br />

nun ein ganz normales Arbeitsleben.<br />

Aber wir haben jetzt auch eine Filialleiterin,<br />

die uns entlastet.<br />

Bleibt da noch Zeit, um ins Stadion<br />

zu gehen?<br />

Das wird doch meist erst am Tag<br />

des Spiels entschieden. Aber ab und<br />

zu findet man mich in der Alten<br />

Försterei.<br />

DasGespräch führte Michael Jahn.<br />

Ausfallerscheinungen<br />

In diesem Jahr findet der Regio-Cup nicht statt. Ob es je eine 42. Auflage des <strong>Berliner</strong> Fußballturniers geben wird, ist fraglich. Schuld daran ist die Terminnot –und Futsal<br />

VonChristian Kattner<br />

Das Titelfoto der Facebookseite<br />

des Regio-Cups ziert noch immer<br />

Lichtenberg 47. Der Klub<br />

konnte schließlich im vergangenen<br />

Jahr die 41. Auflage des Turniers der<br />

<strong>Berliner</strong> Fußball-Regional- und<br />

Oberligisten gewinnen. Mindestens<br />

noch ein weiteres Jahr wird sich das<br />

Bild allerdings auch nicht ändern.<br />

Denn das Turnier wurde für 2020 abgesagt.<br />

„Wir hätten unseren Titel<br />

gerne verteidigt“, sagt Nico Dörr,„es<br />

konnte aber kein Termin gefunden<br />

werden.“ Statt eines Hallenturniers<br />

seiner Mannschaft wirdder Lichtenberger<br />

Abteilungsleiter am Sonnabend<br />

ein Testspiel gegen den <strong>Berliner</strong><br />

SC auf dem Sportplatz Bornitzstraße<br />

zu sehen bekommen. Kunstrasen<br />

unter freiem Himmel statt<br />

unter dem Dach der Max-Schmeling-Halle.<br />

Dort werden sich stattdessen die<br />

acht Teilnehmer des Traditionsmasters<br />

gegenüberstehen. Diesmal aber<br />

an zwei Tagen und nicht mehr nur an<br />

einem. Und das ist wohl in diesem<br />

Jahr der Knackpunkt für eine Ausrichtung<br />

des Regio-Cups gewesen. „Der<br />

grundlegende Fakt ist der,dass er immer<br />

im Anschluss an das Traditionsmasters<br />

stattgefunden hat“, sagt<br />

Dörr. Alle Banden konnten aufgebaut,<br />

der Kunstrasen ausgerollt bleiben.<br />

Bis in den Dezember hinein<br />

wurde nach einem Ausweichtermin<br />

gesucht, der allerdings zu ungünstig<br />

für alle Teams gelegen hätte. Obes<br />

eine 42. Auflage des Regio-Cups geben<br />

wird, steht derzeit noch nicht<br />

fest.<br />

DerFan als Gewohnheitstier<br />

Hallenfußball, eine vom Aussterben bedrohte Sportart?<br />

IMAGO/PRESSEDIENST NORD<br />

„Für Fußballer ist es eigentlich interessanter,<br />

wenn im klassischen Hallenmodus<br />

gespielt wird.<br />

Nur für Vereine mit Futsal-Spielern ist Futsal<br />

auch interessanter.“<br />

Nico Dörr, Fußball-Abteilungsleiter von Lichtenberg 47, sieht sein Regionalligateam am<br />

Sonnabend nicht in der Halle, sondern beim Testspiel unter freiem Himmel spielen.<br />

fachter Form,Futsal und nicht mehr<br />

der klassische Hallenfußball gespielt.Werdas<br />

nicht will, ist nicht dabei.<br />

Das kommt bei den Vereinen<br />

und den Zuschauern nicht gut an.<br />

Allein sechs der 18 Berlin-Ligisten<br />

hatten sich gegen eine Teilnahme<br />

entschieden.<br />

In Stern 1900, Mahlsdorf, dem<br />

TSVRudow, Berlin United und Makkabi<br />

Berlin fehlten gleich fünf der<br />

besten sechs Teams nach der Hinrunde.<br />

Das sorgt natürlich auch für<br />

einen Schwund auf den Zuschauerrängen.<br />

Kratzte die Zahl der Fans normalerweise<br />

schon am ersten Turniertag<br />

am vierstelligen Bereich, so waren<br />

es diesmal rund 300 Zuschauer weniger,die<br />

sich die Spiele im für sie ungewohnten<br />

Spielmodus anschauen<br />

wollten. DerFan ist ein Gewohnheitstier<br />

und wenn jetzt auch noch der<br />

„Budenzauber“ seine Magie verliert,<br />

geht er eben nicht mehr hin. Weniger<br />

Zuschauer bedeuten für die Spieler<br />

wiederum weniger Unterstützung.<br />

EinTeufelskreis.<br />

Neben allem Drumherum ist es<br />

vor allem sportlich „für Fußballer eigentlich<br />

interessanter, wenn im klassischen<br />

Hallenmodus gespielt wird“,<br />

Es ist längst nicht das erste klassische<br />

Hallenfußballturnier das „um seine<br />

Existenz fürchten muss“, sagt Dörr.<br />

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB)<br />

hat sich bereits vor etlichen Jahren<br />

auf Futsal als Sport unter dem Hallendach<br />

festgelegt. Im Nachwuchs<br />

werden überregionale Meisterschaften<br />

nur noch im Futsal-Modus gespielt.<br />

Mittlerweile müssen alle offiziellen<br />

DFB-Turniere imFutsal gespielt<br />

werden.<br />

Das hat auch haftungsrechtliche<br />

Gründe, wie beim Berlin-Liga-Hallenturnier<br />

am ersten Januar-Wochenende<br />

des neuen Jahres. Auch<br />

hier wurde, wenn auch in vereinsagt<br />

Dörr,„nur für Vereine mit Futsal-<br />

Spielern ist Futsal auch interessanter.“<br />

Dabei haben die in Berlin sogar<br />

eine eigene Liga und dort die Möglichkeit<br />

sich untereinander und nicht<br />

mit zusammengewürfelten Mannschaften<br />

aus Fußballern und Futsal-<br />

Spielern zumessen. Denn: Nicht jeder<br />

gute Fußballer,gerade in den unteren<br />

Ligen, ist auch gleichzeitig ein<br />

guter Futsal-Spieler. Und: Er muss es<br />

für die wenigen Turniere, die er im<br />

Winter spielt, auch nicht werden.<br />

Bleiben die Fußballerinnen vom<br />

Futsal noch unberührt und können,<br />

so wie Lichtenberg 47amvergangenen<br />

Wochenende, noch neue Hallenturniere<br />

ins Leben rufen, bleibt<br />

den Männern und dem Nachwuchs<br />

nur eine kleine Nische. Sie müssen<br />

die Turniere wie die Lichtenberger<br />

Hallenmeisterschaft Ende Dezember<br />

als inoffizielle Turniereund nicht<br />

als offizielle DFB-Turniere stattfinden<br />

lassen.<br />

Vielleicht also wird Lichtenberg<br />

47 auch deshalb der letzte Titelträger<br />

des Regio-Cups bleiben und sein Siegerfoto<br />

so lange auf der Facebook-<br />

Seite des Turniers zu sehen sein, bis<br />

die gelöscht wird.

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