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8 BERLIN BERLINER KURIER, Montag, 20. Januar 2020<br />
In vielen Schulen wird<br />
aus Mängel an Geld zu<br />
selten sauber gemacht.<br />
Initiativeschlägt Alarm<br />
Schluss mit dem<br />
LernenimDreck!<br />
Lehrer,Eltern und Politiker wollen die Zustände in den Schulen nicht mehr hinnehmen<br />
Von<br />
ANNIKA LEISTER<br />
Berlin –Unsere Schulen sind<br />
dreckig –manche so sehr, dass<br />
normaler Unterricht unmöglich<br />
ist. Wie der KURIER berichtete,<br />
musste im November die Reinhold-Burger-Schule<br />
in Pankow<br />
wegen verschmutzter Toiletten<br />
für einen Tag schließen. Wenige<br />
Wochen zuvor schrieben 30<br />
Schulleiter, mehrheitlich von<br />
Grundschulen, einen Brandbrief<br />
an das zuständige Bezirksamt<br />
Charlottenburg-Wilmers-<br />
dorf: Die hygienischen Zustände<br />
seien so katastrophal, dass<br />
ein „vermeidbares Gesundheitsrisiko<br />
für die Kinder billigend in<br />
Kauf genommen“ werde. Philipp<br />
Dehne von der Initiative<br />
„Schule in Not“, die Tausende<br />
Unterschriften für saubere<br />
Schulen gesammelt hat, erzählt:<br />
„Es gibt Schulen, da sind die<br />
Ecken und Ränder von Treppen<br />
und Fluren einfach schwarz. In<br />
der Mitte wird noch gewischt,<br />
für den Rest reicht die Zeit nicht<br />
mehr. Viele Lehrkräfte berichten<br />
uns, dass sie schon selber<br />
Putzmittel gekauft und sauber<br />
gemacht haben.“<br />
Die Kritik an<br />
den Reinigungsfirmen,<br />
den zuständigen<br />
Bezirksschulämtern,<br />
aber auch<br />
der mittelzuweisenden<br />
Landespolitik<br />
ist groß. So<br />
groß, dass sie zurzeit<br />
in Landes- und Bezirkshaushalten<br />
mehr Geld lockert<br />
und neue Diskussionen zum Beenden<br />
des Hygiene-Notstands<br />
befördert. 16 Millionen Euro zusätzlich<br />
für die Schulreinigung<br />
Philipp Dehne von<br />
„Schule in Not“<br />
wurden gerade in den Doppelhaushalt<br />
2020/2021<br />
eingestellt. Sie sollen in<br />
Schulen fließen, die besonders<br />
betroffen sind<br />
und in Zukunft zweistatt<br />
einmal pro Tag gereinigt<br />
werden sollen.<br />
Kritiker sind sich einig:<br />
ein erster Schritt –aber das<br />
wird nicht reichen. Das<br />
Problem sei systemisch bedingt,<br />
und gründet auch in der allgemein<br />
schlechten Verfassung<br />
und Überfüllung vieler Klassenräume.<br />
„Wir alle wissen, dass<br />
die Schulen voll sind“, sagt Norman<br />
Heise, Vorsitzender des<br />
Landeselternausschusses. „Sie<br />
wurden vollgemacht.“ Mehr<br />
Schüler, mehr Schmutz –das sei<br />
eine logische Folge, die in den<br />
Reinigungsplänen insgesamt<br />
bisher keinerlei Berücksichtigung<br />
finde.<br />
„Das ist eine große Baustelle“,<br />
sagt auch Roland Kern, Sprecher<br />
des Dachverbands <strong>Berliner</strong><br />
Kinder- und Schülerläden, Interessenvertretung<br />
für Kitas,<br />
Horte und freie Schulen. Auch<br />
die Zahl der Hortkinder sei extrem<br />
gestiegen, Gebäude und<br />
Reinigungspläne seien aber<br />
nicht für die ganztätige Nutzung<br />
konzipiert. Die Reinigung<br />
der Hort- und Klassenräume<br />
einmal pro Tag sei absoluter<br />
Mindeststandard, der schon<br />
jetzt an vielen Schulen gerissen<br />
werde, so Kern. Sanitärbereich<br />
und Mensen zum Beispiel müssten<br />
eigentlich dringend mehrfach<br />
pro Tag gereinigt werden.<br />
Der Hygieneplan für die <strong>Berliner</strong><br />
Schulen schreibt vor, dass<br />
Toiletten, Flure und die Böden<br />
in stark frequentierten Räumen