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Berliner Zeitung 22.01.2020

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Ein Unternehmer und die Brandanschläge in Bautzen – Seite 3<br />

Union und<br />

Hertha: Die<br />

Kolumnen<br />

Seite 20<br />

2°/7°<br />

Starkbewölkt<br />

Wetter Seite 2<br />

Innenstadt ohne Autos:<br />

Der Plan der Senatorin<br />

Berlin Seite 13<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Corona-Virus: Wiesich<br />

Deutschland wappnet<br />

Tagesthema Seite 2, Kommentar Seite 8<br />

Mittwoch, 22. Januar 2020 Nr.18HA-76. Jahrgang<br />

Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Neue Software: Niemand<br />

bleibt unerkannt<br />

Netzwerk Seite 26<br />

Mexiko<br />

Trumps<br />

strengster<br />

Grenzschützer<br />

VonTobias Käufer<br />

Als Andrés Manuel LópezObrador<br />

vorgut anderthalb Jahren seinen<br />

Siegeszug im mexikanischen Präsidentschaftswahlkampf<br />

begann,<br />

wollte der 66-Jährige alles anders<br />

machen. Mitihm als Regierungschef<br />

werde Mexiko eine humanitäre<br />

Flüchtlingspolitik verfolgen, versprach<br />

„AMLO“ wie ihn seine Anhänger<br />

rufen. Die katholische Kirche,<br />

Hilfswerke<br />

und Menschenrechtsorganisationen<br />

sahen in<br />

ihm einen Gegenpartzum<br />

US-<br />

Präsidenten Donald<br />

Trump und<br />

dessen bisweilen<br />

Andrés Manuel López<br />

Obrador, schen und la-<br />

offen rassisti-<br />

Mexikos Präsident tino-feindlichen<br />

Attacken gegen<br />

Migranten und Einwanderer aus Lateinamerika.<br />

Seit über einem Jahr ist López<br />

Obrador nun im Amt. Undgeblieben<br />

ist vonseiner menschlichen Variante<br />

der Flüchtlingspolitik nicht viel. Von<br />

Januar bis August 2019 schob Mexiko<br />

102 314 Mittelamerikaner in ihre<br />

Heimat ab. Laut guatemaltekischem<br />

Institut für Migration war das eine<br />

Steigerung von 63Prozent –und damit<br />

ein neuer Rekord.<br />

In diesen Tagen, in denen sich<br />

wieder einmal eine Karawane von<br />

Migranten aus Honduras auf den<br />

WeginRichtung USA gemacht hat,<br />

spüren die Asylsuchenden die neue<br />

harte Hand aus Mexiko-Stadt. Sie ist<br />

eine direkte Folge der Verhandlungen<br />

von Washington mit López<br />

Obrador.Trump drohte vor ein paar<br />

Monaten mit Sonderzöllen von 25<br />

Prozent auf in Mexiko hergestellte<br />

Produkte, wenn Mexiko die Migranten<br />

nicht stoppe. Das hätte für die<br />

mexikanische Wirtschaft verheerende<br />

Folgen gehabt.<br />

Am Montag ließ López Obrador<br />

einen unkontrollierten Übertritt von<br />

rund 500 Migranten aus Honduras<br />

über den Fluss Suchiate an der Südgrenze<br />

Mexikos stoppen. Sicherheitskräfte<br />

bildeten eine menschliche<br />

Mauer, jagten jenen Migranten<br />

hinterher, die es über den Fluss auf<br />

mexikanisches Gebiet geschafft hatten<br />

und brachten sie wieder zurück.<br />

Und sie setzten Tränengas ein. Die<br />

Bilder werden ihre Wirkungen nicht<br />

verfehlen: Nicht nur in Mittelamerika,<br />

wo sich die bettelarmen Migranten<br />

ob der Vorgehensweise der<br />

Sicherheitskräfte von den „mexikanischen<br />

Brüdern“ verraten fühlen.<br />

Mehr Wissenschaft für Berlin<br />

Der Star im Naturkundemuseum: Tyrannosaurus rex Tristan. Er geht jetzt auf Reisen und kehrterstineinem Jahr zurück. Am Wochenende gibt es eine Abschiedsparty.<br />

VonTorsten Harmsen<br />

Der Startschuss für eines<br />

der größten Projekte der<br />

<strong>Berliner</strong> Wissenschaftspolitik<br />

ist gefallen. Am<br />

Museum für Naturkunde (MfN) Berlin<br />

entsteht in den nächsten zehn<br />

Jahren ein neuer Wissenschaftscampus<br />

für Natur und Gesellschaft, der<br />

überregionale Strahlkraft erlangen<br />

soll. Das Land Berlin und die Bundesregierung<br />

geben dafür insgesamt<br />

660 Millionen Euro aus.Der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> liegt exklusiv der Zukunftsplan<br />

für die Sanierung und Erweiterung<br />

des Museums vor, das zugleich<br />

ein Leibniz-Institut ist. In der Mitte<br />

der Stadt entstehe ein „Erprobungsraum<br />

für neue Formen der Interaktion<br />

von Wissenschaft und Gesellschaft“,<br />

heißt es in einer Erklärung<br />

des MfN und der Humboldt-Universität<br />

(HU) Berlin, deren gemeinsames<br />

Projekt der Campus ist. Geplant ist,<br />

dass Wissenschaftler beider Institutionen<br />

zu Themen wie Artenschutz,<br />

Klimawandel und Biodiversität forschen.<br />

DerCampus soll Zentrum der<br />

Interaktion mit der Gesellschaft und<br />

Bürgern werden. Dafür entsteht eine<br />

„Berlin School of Public Engagement<br />

and Open Science“. Die detaillierten<br />

Pläne für den Campus lesen Sie auf<br />

Seite 9dieser Ausgabe.<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> exklusiv: Wieaus dem Museum für Naturkunde ein<br />

Campus für die Forschung werden soll –jetzt liegen die Pläne vor<br />

DieIdee für den Campus stammt<br />

vonJohannes Vogel, dem Generaldirektor<br />

des MfN. Dieser hatte vorJahren<br />

gemeinsam mit der bundesweiten<br />

InitiativeWissenschaft im Dialog<br />

eine zentrale Plattform „Bürger<br />

schaffen Wissen“ ins Leben gerufen.<br />

Sie sei „ein ganz wichtiges Instrument<br />

in dem Zeitalter,wodas Smartphone<br />

und das Internet die Welt beherrschen“,<br />

erklärte Vogel. Bürger<br />

und Wissenschaftler könnten gemeinsam<br />

wichtige Fragen beantworten.<br />

Denn Forschung brauche „viele<br />

Augen, viele Ohren, viele Hände“,<br />

etwa um Daten zu Lichtverschmutzung<br />

über Städten, zu Plastikmüll in<br />

Flüssen, zur Verbreitung von Insekten,<br />

Fledermäusen undWildtieren in<br />

der Stadt zu sammeln und auszuwerten.<br />

„Vorhaben wie der Wissenschaftscampus von<br />

Naturkundemuseum und Humboldt-Universität<br />

sind nicht nur für Berlin wichtig, sie entfalten<br />

auch eine bundesweite Strahlkraft.“<br />

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und<br />

Senator für Wissenschaft und Forschung<br />

Johannes Vogel schaffte es, den<br />

Regierenden Bürgermeister und<br />

Wissenschaftssenator Michael Müller<br />

(SPD) und dessen Staatssekretär<br />

Steffen Krach vonder Idee zu begeistern,<br />

das MfN zu einem neuartigen<br />

Wissenschaftscampus für Natur und<br />

Gesellschaft auszubauen. Berlin gelang<br />

es,eine Sonderfinanzierung des<br />

Bundes in Höhe von 330 Millionen<br />

Euro zu erhalten.<br />

Vom Land kommen 330 Millionen<br />

Euro dazu. Wie der Zukunftsplan<br />

zeigt, sollen in einer ersten Projektphase<br />

bis 2028 voraussichtlich<br />

299 Millionen Euro für die Sanierung<br />

von Nordflügel und Nordbau des<br />

Museums sowie die Errichtung eines<br />

Ergänzungsbaus fließen.<br />

Für die <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspolitik<br />

ist der neue Campus ein weiterer<br />

DPA<br />

Meilenstein. „Das Engagement des<br />

Bundes unterstreicht, welches Potenzial<br />

in unserer Stadt steckt und wie<br />

stark wir uns zu einer führenden Innovationsmetropole<br />

entwickeln“,<br />

sagte Michael Müller der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

Vorhaben wie der Campus von<br />

MfN und HU seien„nicht nur für Berlin<br />

wichtig, sie entfalten auch eine<br />

bundesweite Strahlkraft“.<br />

Zu den Erfolgen der jüngeren Zeit<br />

gehören unter anderem die Einwerbung<br />

von Bundesmitteln in Höhe<br />

von 100 Millionen Euro für das geplante<br />

Universitäre Herzzentrum<br />

Berlin, die Etablierung einer dauerhaft<br />

funktionierenden Struktur für<br />

das <strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung<br />

(BIG) unter dem<br />

Dach der Charité sowie die Entscheidung<br />

von Siemens, 600 Millionen<br />

Euro in einen Innovationscampus in<br />

Berlin zu investieren.<br />

Noch einen Höhepunkt gibt es: In<br />

dieser Woche verabschiedet das Naturkundemuseum<br />

den Tyrannosaurus<br />

rex Tristan Otto, der seit Ende<br />

2015 Publikumsmagnet und Forschungsobjekt<br />

des Museums war.<br />

DasSkelett reist für ein Jahr nach Kopenhagen,<br />

danach kehrt eszurück.<br />

Am Wochenende wird es im Museum<br />

eine große Abschiedsparty für<br />

Tristan Otto geben –mit freiem Eintritt<br />

für die Besucher. Berlin Seite 9<br />

Fliegerbombe<br />

am Roten<br />

Rathaus<br />

Häuser in Mitte evakuiert und<br />

Fernsehturm geschlossen<br />

Inder Nähe des Roten Rathauses in<br />

Berlin-Mitte ist in der Nacht zum<br />

Mittwoch eine 250 Kilogramm<br />

schwere Fliegerbombe aus dem<br />

Zweiten Weltkrieg entschärft worden.<br />

Auf dem Areal an der Gruner-,<br />

Ecke Jüdenstraße finden derzeit Ausgrabungen<br />

und Bauarbeiten statt.<br />

Dort hatte eine private Munitionsbergungsfirma<br />

die Bombe am Mittwoch<br />

gefunden.<br />

Die Polizei richtete dafür einen<br />

Sperrkreis mit einem Radius von300<br />

Metern ein. In diesem Bereich<br />

räumte sie die Häuser. Etwa 2000<br />

Menschen mussten ihreWohnungen<br />

verlassen. Viele, meist ältere Menschen,<br />

wurden im Rathaus Mitte betreut.<br />

Weil der Platz dort nicht ausreichte,<br />

musste das Bezirksamt weitereRäume<br />

zurVerfügung stellen. Im<br />

engen Sperrkreis lagen unter anderemdas<br />

Nikolaiviertel, das Rote Rathaus,die<br />

Senatsverwaltung für Inneres<br />

und ein Kino. Die Brasilianische<br />

und die Niederländische Botschaft<br />

mussten ebenfalls geräumt werden.<br />

Zudem gab es einen erweiterten<br />

Sperrkreis, in dem die Menschen<br />

ihre Wohnungen nicht verlassen<br />

durften.<br />

Gesperrt wurde auch die vielbefahrene<br />

Grunerstraße sowie der Autotunnel,<br />

wodurch es zu massiven<br />

Verkehrsbehinderungen kam. Während<br />

der Entschärfung war auch der<br />

Zugverkehr der S-und Regionalbahn<br />

unterbrochen.<br />

Die Bombe mit einem mechanischen<br />

Zünder war deutscher Bauart.<br />

DieAlliierten hatten sie erbeutet und<br />

dann über Berlin abgeworfen.<br />

Zuletzt war im Juni vergangenen<br />

Jahres in der Nähe des Alexanderplatzeseine<br />

Bombe entdeckt worden. Die<br />

Entschärfung zog sich bis Mitternacht<br />

hin. (kop.)<br />

Berlin Seite 9<br />

<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />

Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />

(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />

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Entgelt bezahlt<br />

4<br />

194050<br />

501603<br />

31004<br />

DieZukun beginnthier<br />

Messe Ausbildung &Karriere<br />

14. &15. Februar 2020, 9–16Uhr<br />

Eintritt<br />

kostenlos.<br />

Cafe Moskau<br />

Karl-Marx-Allee 34<br />

10178 Berlin<br />

BERLIN<br />

MESSEN


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Neue Lungenkrankheit<br />

Das in Asien grassierende<br />

Corona-Virus beschäftigt auch die<br />

Bundesregierung.<br />

Sollten bereits Vorkehrungen<br />

getroffen werden?<br />

Alarmstufe C<br />

VonRasmus Buchsteiner<br />

Schutzmaßnahme: Ein Mitarbeiter des Flughafens Wuhan Tianhe International misst bei einem Reisenden die Temperatur.<br />

AP/DAKE KANG<br />

Das derzeit in Asien, insbesondere<br />

in China,<br />

grassierende Corona-Viruskönnte<br />

sich nach Experteneinschätzung<br />

bis nach<br />

Deutschland ausbreiten. Trotz erster<br />

Fälle, in denen eine Übertragung<br />

von Mensch zu Mensch bereits<br />

nachgewiesen wurde, stuft das für<br />

Infektionskrankheiten zuständige<br />

Robert-Koch-Institut (RKI) das Risiko<br />

für die Bevölkerung noch als<br />

„gering“ ein.„Die Nachricht über begrenzte<br />

Mensch-zu-Mensch-Übertragungen<br />

in China war zu erwarten,<br />

da sich eine Reihe vonErkrankungsfällen<br />

nicht anders erklären ließ“,<br />

sagte RKI-Präsident Lothar H. Wieler<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />

Eine Variante des Sars-Erregers<br />

Die Lungenkrankheit Sars<br />

Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom ist eine durch Coronaviren ausgelöste<br />

Infektionskrankheit. Sie breitete sich in den Jahren 2002 und 2003 weltweit aus.<br />

Coronavirus<br />

Hülle<br />

Proteine<br />

Ansteckung<br />

Tröpfcheninfektion<br />

durch niesende/<br />

hustende Infizierte<br />

wurde vermutlich<br />

vonTieren auf den<br />

Menschen übertragen<br />

Inkubationszeit:<br />

2bis 10 Tage<br />

Gegenwärtig gebe es aber keine Hinweise<br />

für eine fortgesetzte Menschzu-Mensch-Übertragung.<br />

Der Import<br />

einzelner Fälle nach Deutschland<br />

könne nicht ausgeschlossen<br />

werden: „Damit die Ärzte und Gesundheitsbehörden<br />

auf einen solchen<br />

Fall gut vorbereitet sind, haben<br />

wir Empfehlungen für den Umgang<br />

mit Verdachtsfällen veröffentlicht.“<br />

An diesem Mittwoch wollen sich<br />

Experten der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) mit der Lage beschäftigen.<br />

Der aktuelle Virus ist offenbar<br />

eine Variante des Sars-Erregers,<br />

der 2003 ausgehend von China<br />

eine Pandemie mit Hunderten Todesfällen<br />

ausgelöst hatte.Die Mortalitätsrate<br />

wirdjedoch als deutlich geringer<br />

eingeschätzt. Die Symptome<br />

ähneln der bei einer Grippe.<br />

Bundesgesundheitsminister Jens<br />

Spahn (CDU) zeigte sich am Dienstag<br />

zurückhaltend, was die Berichte<br />

Erbgut<br />

ein RNA-Strang<br />

Für die aktuellen Fälle in<br />

Asien, die von einer neuen<br />

Variante des Coronavirus<br />

verursacht werden, liegen<br />

noch keine gesicherten<br />

Erkenntnisse vor. Ansteckung<br />

und Krankheitsverlauf<br />

können sich unterscheiden.<br />

Krankeitsverlauf<br />

1. Woche:<br />

grippeähnliche Symptome<br />

(Fieber,Unwohlsein, Kopfschmerz,<br />

Schüttelfrost)<br />

2. Woche:<br />

Husten, Atemnot,<br />

Lungenentzündung,<br />

Durchfall<br />

Sterblichkeitsrate:<br />

durchschnittlich 11%<br />

aus Asien angeht. Natürlich beobachte<br />

man die Situation in China<br />

aufmerksam und stehe in ständigem<br />

Austausch mit unseren internationalen<br />

Partnern. „Koordiniert wird<br />

die Lagebeobachtung durch das Robert-Koch-Institut.<br />

Wie in solchen<br />

Fällen üblich, werden alle relevanten<br />

Stellen über den aktuellen Sachstand<br />

fortlaufend informiert“, sagte<br />

Spahns Sprecher.<br />

Lungenkrankheit in Asien<br />

x Erkrankungen durch<br />

neues Corona-Virus<br />

STAND 21.1., 14.30 UHR MEZ<br />

CHINA<br />

6bestätigte Todesfälle<br />

THAILAND<br />

2<br />

Bangkok<br />

Unmittelbaren Handlungsbedarf<br />

sieht die SPD-Bundestagsfraktion.<br />

„In Europa wurden bisher zwar<br />

keine von Reisenden eingeschleppten<br />

Fälle bekannt. Durch die Reisewelle<br />

zu den chinesischen Neujahrsfesten<br />

kann sich das aber schnell ändern“,<br />

sagte Bärbel Bas, stellvertretende<br />

Fraktionsvorsitzende. „Daher<br />

ist die Bundesregierung aufgerufen,<br />

hier Vorkehrungen zu treffen. Es ist<br />

Peking<br />

5<br />

258<br />

Wuhan<br />

14<br />

Provinz<br />

Guangdong<br />

5<br />

2<br />

SÜDKOREA<br />

Seoul<br />

Shanghai<br />

Provinz Zhejiang<br />

1<br />

TAIWAN<br />

JAPAN<br />

Tokio<br />

200 km<br />

BLZ/GALANTY (2); QUELLE: RKI, WHO, CHINESISCHE GESUNDHEITSBEHÖRDE, DPA, AFP<br />

1<br />

1<br />

zum Beispiel zu prüfen, ob an Flughäfen,<br />

wie in anderen Ländernweltweit<br />

auch, wegen der neuen Lungenkrankheit<br />

Fieberkontrollen bei der<br />

Einreise aus Wuhan eingeführt werden<br />

sollten.“<br />

Für den Umgang mit Verdachtsfällen<br />

gibt es konkrete Vorbereitungen<br />

und Verfahrenswege.„Die deutschen<br />

Flughäfen sind für den Umgang<br />

mit Verdachtsfällen gut vorbereitet<br />

und stehen mit den<br />

zuständigen Behörden in engem<br />

Kontakt“, sagte eine Sprecherin des<br />

Flughafenverbandes ADV. DieWHO-<br />

Vorschriften würden für Deutschland<br />

fünf Flughäfen vorsehen, die<br />

zum Schutz der öffentlichen Gesundheit<br />

sogenannte Kernkapazitäten<br />

vorhalten müssten: „ImFalle der<br />

Ankunft eines Passagierflugzeuges,<br />

das einen Verdachtsfall an Bord hat,<br />

würde die betreffende Maschine zu<br />

einem dieser Flughäfen umgeleitet.<br />

In Deutschland zählen dazu Hamburg,<br />

Düsseldorf, Frankfurt, München<br />

und Berlin.“<br />

Bisher keine Reisebeschränkungen<br />

Grundsätzlich seien die Gesundheitsbehörden<br />

der Bundesländer zuständig<br />

für die Umsetzung der Maßnahmen.<br />

„Notfallpläne für den Umgang<br />

mit gefährlichen Infektionen<br />

auf deutschen Flughäfen existieren<br />

seit Jahren und haben sich in derVergangenheit<br />

bewährt“, so die Sprecherin<br />

des Flughafenverbandes unterVerweis<br />

auf Erfahrungen etwa mit<br />

Sars,Lassafieber oder der Schweinegrippe.<br />

Bisher gebe es keine angeordneten<br />

Reisebeschränkungen.<br />

Fieberkontrollen an Airports wären<br />

angesichts voneiner Inkubationszeit<br />

vonbis zu zwei Wochen ohnehin nur<br />

vonbegrenzter Wirkung.<br />

Erst waren es nur Einzelfälle, inzwischen<br />

steigt die Zahl gemeldeter<br />

Nachweise von Tag zu Tag<br />

deutlich: Ein neuartiges Virus greift<br />

in Asien um sich. EinÜberblick.<br />

Wie viele Fälle gibt es bisher? Die<br />

Zahl bestätigter Infektionen stieg am<br />

Dienstag auf rund 300. Anfangs war<br />

nur die Metropole Wuhan betroffen,<br />

inzwischen werden vonden chinesischen<br />

Behörden auch Fälle an anderen<br />

Orten gemeldet. Experten des<br />

Imperial College London gehen davon<br />

aus, dass die neue Krankheit<br />

weiter verbreitet ist als bekannt.<br />

Nach ihrer Hochrechnung könnte es<br />

mehr als 1700 Infizierte geben.<br />

Wo liegt der Ursprung des Erregers?<br />

Die ersten Infektionen werden mit<br />

einem inzwischen geschlossenen<br />

Tiermarkt in Wuhan in Verbindung<br />

gebracht. Auch der Sars-Erreger von<br />

2002/2003 war höchstwahrscheinlich<br />

voneinemWildtier auf den Menschen<br />

übergesprungen, angenommene<br />

Quelle sind Schleichkatzen.<br />

Den Behörden sollen bereits eine<br />

Hypothese haben, vonwelcher Tier-<br />

Was weiß man über das neue Virus?<br />

Es gibt keine schützende Impfung<br />

art der neue Erreger auf den Menschen<br />

übergesprungen sein könnte.<br />

Sind andere Länder betroffen? Bestätigte<br />

Infektionen wurden bis Dienstag<br />

aus Taiwan, Thailand, Japan und<br />

Südkorea gemeldet. Alle Erkrankten<br />

waren zuvor in Wuhan. Zudem gibt<br />

es in mehreren Ländern Verdachtsfälle,etwa<br />

auf den Philippinen.<br />

Wasist über die Symptome bekannt?<br />

Nach derzeitigem Wissen sorge das<br />

Virus für Fieber und Symptome einer<br />

Lungenentzündung, erklärte der<br />

<strong>Berliner</strong> Virusforscher Christian<br />

Drosten.„Die oberen Atemwege sind<br />

kaum betroffen, es gibt beispielsweise<br />

keinen Schnupfen.“ Von<br />

Lunge zu Lunge gelangt ein Erreger<br />

schwerer als etwa mit den Tröpfchen<br />

beim Niesen. Eine Impfung oder<br />

eine spezielle Therapie zur Behandlung<br />

der Infektion gibt es nicht, lediglich<br />

die Symptome können mit<br />

Medikamenten abgemildertwerden.<br />

Wie viele Todesfälle sind bekannt?<br />

Bis zum Dienstag waren es sechs.<br />

Beim ersten Opfer handelte es sich<br />

um einen 61-Jährigen, der nach Angaben<br />

chinesischer Behörden auch<br />

an Krebs und einer Lebererkrankung<br />

litt. Daszweite Opfer war ein 69-Jähriger<br />

mit einer Herzerkrankung. Zum<br />

dritten Todesopfer gibt es keine Angaben.<br />

Das vierte Todesopfer ist ein<br />

89-Jähriger, der Diabetes und eine<br />

Herzerkrankung gehabt haben soll.<br />

Zu den zwei zuletzt bestätigten Todesfällen<br />

lagen keine Details vor.<br />

Wie ungewöhnlich ist der Erreger?<br />

Dass ein Virus wie das jetzige Ausbrüche<br />

beim Menschen verursacht,<br />

kommt nach Drostens Einschätzung<br />

alle zehn Jahre vor. Tollwut, HIV,<br />

Mers,Ebola: Diemeisten Infektionskrankheiten<br />

des Menschen stammen<br />

aus dem Tierreich. Als Quelle<br />

neuer Coronaviren gelten unter anderem<br />

Fledermäuse und Flughunde.<br />

Auch Nutztierehaben in der Vergangenheit<br />

Coronaviren auf den Menschen<br />

übertragen. Bei spontanen<br />

Wirtswechseln eines Erregers ist die<br />

Gefahr einer gefährlichen Epidemie<br />

oft größer als bei lange kursierenden,<br />

weil der Mensch keine Antikörper<br />

gegen den neuen Erreger hat. (dpa)<br />

Biowetter:<br />

Belastung<br />

Bluthochdruck schwach<br />

Kopfschmerzen schwach<br />

Schlafstörungen schwach<br />

Rheumaschmerzen schwach<br />

Atemwegsbeschwerden schwach<br />

Pollenflug:<br />

Hasel<br />

Erle<br />

Pappel<br />

Weide<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute scheint die Sonne bei stark bewölktem bis bedecktem Himmel selten.<br />

Die Höchsttemperaturen belaufen sich auf 6bis 8Grad, und der<br />

Wind weht schwach bis mäßig aus Nordwest. In der Nacht sorgt Nebel für<br />

eingeschränkte Sichtverhältnisse. Örtlich schimmern die Sterne durch.<br />

Dabei fallen die Tiefsttemperaturen auf 1bis minus 1Grad.<br />

schwach<br />

schwach<br />

keine<br />

keine<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 7Grad.<br />

Wind: schwach aus Nordwest.<br />

Wittenberge<br />

3°/8°<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

1°/7° 2°/7°<br />

Luckenwalde<br />

0°/6°<br />

Cottbus<br />

0°/6°<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Sonnabend<br />

wolkig sonnig bedeckt<br />

1°/5° -2°/5° 0°/4°<br />

Prenzlau<br />

2°/8°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

2°/6°<br />

Hoch Ekart reicht weiterhin vom Seegebiet westlich von Irland bis zum Balkan.<br />

Sein Gegenspieler ist Tief Joyce über Nordwestrussland. Mit nordwestlichen<br />

Winden dominiert bei uns mäßig kühle Meeresluft. Über Nordwesteuropa dringt<br />

hingegen bereits wieder sehr milde Luft ostwärts vor.<br />

Köln<br />

-1°/4°<br />

Sylt<br />

3°/8°<br />

Saarbrücken<br />

-2°/5°<br />

Hannover<br />

0°/7°<br />

Konstanz<br />

-3°/4°<br />

Hamburg<br />

2°/7°<br />

Erfurt<br />

-2°/3°<br />

Frankfurt/Main<br />

-1°/5°<br />

Stuttgart<br />

-3°/5°<br />

Rostock<br />

3°/8°<br />

Magdeburg<br />

-1°/5°<br />

Nürnberg<br />

-5°/4°<br />

München<br />

-2°/6°<br />

Rügen<br />

2°/7°<br />

Dresden<br />

0°/5°<br />

Deutschland: Heute gibt es sonnige<br />

Phasen, zeitweise aber auch Wolken,<br />

und die Temperaturen klettern am<br />

Tage auf 3bis 8Grad. Nachts sinken<br />

die Wertedann auf 2bis minus<br />

3Grad. Der Wind weht nur schwach<br />

aus nordwestlichen Richtungen. Morgen<br />

gibt es zeitweise Sonnenschein,<br />

ab und zu aber auch Wolken, und es<br />

sind Höchstwerte von 3bis 6Grad<br />

zu erwarten. Der Wind weht schwach<br />

aus Südost.<br />

Schneehöhen:<br />

Thüringer Wald bis 40 cm<br />

Harz bis 5cm<br />

Erzgebirge bis 20 cm<br />

Bayerische Alpen bis 190 cm<br />

Mondphasen: 24.01. 02.02. 09.02. 15.02.<br />

Sonnenaufgang: 08:03 Uhr Sonnenuntergang: 16:32 Uhr Mondaufgang: 06:15 Uhr Monduntergang: 14:04 Uhr<br />

Lissabon<br />

13°<br />

Las Palmas<br />

18°<br />

Madrid<br />

11°<br />

Reykjavik<br />

8°<br />

Dublin<br />

10°<br />

London<br />

9°<br />

Paris<br />

6°<br />

Bordeaux<br />

13°<br />

Palma<br />

17°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

15°<br />

Trondheim<br />

4°<br />

Oslo<br />

0°<br />

Stockholm<br />

6°<br />

Kopenhagen<br />

6°<br />

Berlin<br />

7°<br />

Mailand<br />

9°<br />

Tunis<br />

16°<br />

Rom<br />

14°<br />

Warschau<br />

7°<br />

Wien<br />

7° Budapest<br />

4°<br />

Palermo<br />

16°<br />

Kiruna<br />

-11°<br />

Oulu<br />

-2°<br />

Dubrovnik<br />

12°<br />

Athen<br />

14°<br />

St. Petersburg<br />

2°<br />

Wilna<br />

6°<br />

Kiew<br />

3°<br />

Odessa<br />

8°<br />

Varna<br />

9°<br />

Istanbul<br />

8°<br />

Iraklio<br />

15°<br />

Archangelsk<br />

-2°<br />

Moskau<br />

2°<br />

Ankara<br />

2°<br />

Antalya<br />

17°<br />

Acapulco 33° heiter<br />

Bali 25° Schauer<br />

Bangkok 33° heiter<br />

Barbados 26° heiter<br />

Buenos Aires 29° heiter<br />

Casablanca 16° Schauer<br />

Chicago 1° bewölkt<br />

Dakar 27° wolkig<br />

Dubai 25° sonnig<br />

Hongkong 22° bewölkt<br />

Jerusalem 7° heiter<br />

Johannesburg 31° wolkig<br />

Kairo 15° wolkig<br />

Kapstadt 25° wolkig<br />

Los Angeles 16° heiter<br />

Manila 30° heiter<br />

Miami 21° heiter<br />

Nairobi 28° wolkig<br />

Neu Delhi 21° sonnig<br />

New York 3° sonnig<br />

Peking 3° heiter<br />

Perth 25° heiter<br />

Phuket 34° heiter<br />

Rio de Janeiro 25° bewölkt<br />

San Francisco 14° wolkig<br />

Santo Domingo 28° Gewitter<br />

Seychellen 29° heiter<br />

Singapur 35° heiter<br />

Sydney 33° sonnig<br />

Tokio 10° bewölkt<br />

Toronto 1° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 3 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Seite 3<br />

Der 60-jährige Jörg Drews ist ein<br />

großer Mann mit festem Händedruck<br />

und misstrauischem Blick.<br />

In Bautzen nennen sie den Baulöwen,<br />

der nach der Wende eine beeindruckende<br />

Unternehmerkarriere hingelegt hat,<br />

den heimlichen König der Stadt. Sein Unternehmen<br />

gehörtzuden drei größten Arbeitgebern<br />

inder Region und sponsert Sozialeinrichtungen,<br />

Kinder- und Kulturunternehmungen<br />

sowie den örtlichen Fußballverein.<br />

Doch Drews polarisiert auch, manche sind<br />

sogar der Meinung, er spalte die Stadt: Dieeinen<br />

halten ihn für mutig und aufrecht, weil er<br />

unbequeme Meinungen vertritt; andere sehen<br />

in ihm einen gefährlichen Rechtspopulisten,<br />

der angeblich das politische Klima in der<br />

Stadt vergiftet.<br />

Seit vergangenem Sommer ist Drews’ Unternehmen<br />

Hentschke Bau wiederholt Ziel<br />

von Brandanschlägen vermutlich linksextremer<br />

Täter gewesen. Erst vergangene Woche,<br />

in der Nacht zum Donnerstag, wurden auf einer<br />

Baustelle in Leipzig zwei Brandsätze an<br />

Baggernder Firmaentdeckt. ZumGlück hatten<br />

sie nicht gezündet. An der betroffenen<br />

Baustelle erneuertHentschke Bauderzeit sieben<br />

Eisenbahnbrücken. Mit steigenden Mieten<br />

und Gentrifizierung –zwei Themen, die<br />

die Messestadt gerade aufwühlen –hat das<br />

wenig zu tun. Es scheint also um die Firmazu<br />

gehen. Undumderen Chef JörgDrews: In Bekennerschreiben<br />

zu früheren Anschlägen warendie<br />

Angriffe unter anderem damit begründet<br />

worden, dass Drews ein Großspender der<br />

AfD war und damit, in der kruden Logik mancher<br />

Ideologen, ein Faschist sei.<br />

Es gebe somit einiges zu bereden mit dem<br />

Bautzener. Das aber ist nicht so einfach,<br />

Drews meidet Journalisten. Er wirft den Medien<br />

eine undifferenzierte Berichterstattung<br />

vor, die ihn in eine rechte Ecke stelle, woer<br />

sich selbst nicht sieht. Schließlich, nach wochenlangen<br />

Vorgesprächen, erklärt er sich<br />

doch bereit zu einem Gespräch in der Bautzener<br />

Firmenzentrale.Esgibt belegte Brötchen,<br />

Kaffee und Wasser. Der Betriebsratsvorsitzende<br />

Mirko Wappler ist dabei, Thomas Alscher,<br />

Teilhaber und Mitgeschäftsführer bei<br />

Hentschke Bau, und ein Pressesprecher. Das<br />

Aufgebot soll offenbar Zusammenhalt und<br />

Solidarität im Unternehmen demonstrieren.<br />

Besuch vomMinisterpräsidenten<br />

„Inden Medien wirdoft der Eindruck verbreitet,<br />

den linken Gruppen geht es nur um<br />

mich“, sagt Drews.„Aber vonden Anschlägen<br />

ist doch die ganze Firma betroffen. Wenn da<br />

ein Fahrzeug ausbrennt, dann trifft es direkt<br />

den Mitarbeiter,der es tagtäglich bewegt und<br />

pflegt.“ Sein Geschäftspartner Alscher pflichtet<br />

ihm bei: Vergangene Woche erst habe<br />

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer<br />

Hentschke Baubesucht, der CDU-Politiker<br />

habe just auf dem gleichen Stuhl gesessen,<br />

wo jetzt der Reporter sitze. „Der Ministerpräsident<br />

hat gesagt, dass er hinter der Firma<br />

stehe,auch wenn er nicht jede politische Ansicht<br />

ihres Chefs teile“, sagt Alscher.„Unddass<br />

es nicht sein kann, wenn Menschen, die ihre<br />

Meinung sagen, angefeindet werden.“<br />

In dem Gespräch geht Drews sofortinVerteidigungsposition.<br />

Er sei bestimmt kein Faschist,<br />

erklärtDrews.„Ichbin zum Beispiel gegen<br />

Manöver wie das gerade bevorstehende,<br />

bei dem große US-Verbände nach Osteuropa<br />

verlegt werden und dabei Sachsen durchqueren.<br />

Ichmöchte eine lebenswerte Welt hinterlassen<br />

für unsereNachkommen, weshalb wir<br />

in unserer Firmaauch großen Wert auf Nachhaltigkeit<br />

legen. Ichbin auch Nebenerwerbslandwirt,<br />

gehe sehr sorgsam mit meinen Tieren<br />

um. Und ich habe wahrscheinlich mehr<br />

Bäume gepflanzt in meinem Leben als die,die<br />

mich angreifen.“ Drews hat sich ein wenig in<br />

Rage geredet. Er möchte gelassen wirken,<br />

doch unter der Oberfläche, das spürt man,<br />

brodelt es. „Ich komme mit denen nicht ins<br />

Gespräch, die über mich reden. Egal, ob ich<br />

historische Persönlichkeiten mit ihren Aussagen<br />

zitiere oder ob ich grüne Positionen vertrete<br />

–meine Kritiker bilden sich ein Urteil<br />

und stempeln mich ab,immer in deren Sinne<br />

und entsprechend undifferenziert. Das ist<br />

doch kein demokratischer Diskurs. Eskann<br />

doch nicht sein, dass mir und meinen Mitarbeitern<br />

und damit der Gesellschaft wirtschaftliche<br />

Nachteile entstehen und dass<br />

Menschen gefährdet werden, weil ich meine<br />

Meinung sage.“<br />

Drews,der zu DDR-Zeiten Taktstraßenleiter<br />

im DDR-Wohnungsbaukombinat war,<br />

hatte 1992 die traditionsreiche, gleichwohl<br />

damals finanziell marode Firma Hentschke<br />

Bau übernommen und sie Stück für Stück<br />

zum bundesweit wichtigsten ostdeutschen<br />

Bauunternehmen mit eigenem Betonfertigteilwerkaufgebaut.<br />

Heute setzt die Firmamit<br />

ihren 700 Beschäftigten jährlich um die 150<br />

Millionen Euro um. Im vergangenen Jahr registrierte<br />

das Unternehmen mit 230 Millionen<br />

Euro ein so hohes Auftragsvolumen wie noch<br />

nie. Derzeit arbeiten Mitarbeiter der Firma<br />

Hentschke auf 60 Baustellen im gesamten<br />

Im November 2019 wurden auf dem Betriebsgelände von HentschkeBau mehrere Fahrzeuge angezündet.<br />

Auf das Unternehmen Hentschke Bau aus Bautzen wurden mehrere<br />

Anschläge verübt. In Bekennerschreiben begründen mutmaßlich<br />

linksextreme Täter die Attacken mit der Nähe des Firmenchefs zur AfD –<br />

der sieht sich verleumdet und seine Mitarbeiter in Gefahr<br />

Bundesgebiet. Hentschke Bauist spezialisiert<br />

auf Brücken, aber auch der schlüsselfertige<br />

Bau von Wohn- und Gesellschaftsbauten sowie<br />

der Fassadenbau gehören zum Portfolio<br />

des Unternehmens. InBerlin hat die Firma<br />

unter anderem exklusive Wohnhäuser in<br />

Prenzlauer Berg errichtet und die Fassade eines<br />

Bürohauses am Humboldthafen gestaltet.<br />

Hinzu kommt das politische Engagement<br />

von Jörg Drews: Bei der Kommunalwahl im<br />

Sommer holte er die meisten Stimmen in<br />

Bautzen und sitzt seitdem für die Sammlungsbewegung<br />

Bürgerbündnis Bautzen im<br />

Stadtrat. „Herr Drews ist ein fleißiger Mann,<br />

der mit innovativen Ideen und ansteckendem<br />

Elan sich und seine Firma nach oben<br />

gearbeitet hat“, lobt ihn sein Co-Geschäftsführer<br />

Alscher.„Und der seine eigene, nicht<br />

immer bequeme Meinung vertritt. Aber Herr<br />

Drews ist definitiv niemand, der Hass oder<br />

Hetzeverbreitet.“<br />

Es gibt einige Bautzener, die das nicht so<br />

sehen. Claus Gruhl etwa, Stadtrat von den<br />

Grünen, wirft dem Firmenchef in <strong>Zeitung</strong>sinterviews<br />

vor, wiederholt gegen Migranten,<br />

die EU, das politische System und die „Lügenpresse“<br />

gehetzt zu haben. Und auch der<br />

Oberbürgermeister Alexander Ahrens von<br />

der SPD räumt ein, dass Drews mit seinen<br />

politischen Äußerungen in der Stadt nicht<br />

unumstritten sei.<br />

In der linksradikalen Szene ist das Urteil<br />

über den Bauunternehmer eindeutig. In den<br />

Auf<br />

Angriff<br />

VonAndreas Förster,Bautzen<br />

Firmenchef Jörg Drews.<br />

auf der linkenWebseite indymedia veröffentlichten<br />

Bekennerschreiben zu den Anschlägen<br />

auf das Unternehmen wird Drews nicht<br />

nur als Profiteur eines Gefängnisneubaus<br />

beschimpft, sondern auch als AfD-Förderer,<br />

der sich zudem auf rechten Veranstaltungen<br />

herumtreibe.„Es verwundert nicht, dass gerade<br />

Faschisten wie Drews den Bau von<br />

Knästen unterstützen und sich dabei noch<br />

einiges in die Taschen stecken können“,<br />

heißt es in der Erklärung.<br />

Dererste Angriff hatte der Baustelle für einen<br />

Gefängnisneubau in Zwickau-Marienthal<br />

gegolten. Hentschke Bau liefert dorthin<br />

Betonteile für die sechs Meter hohe und<br />

mehr als einen Kilometer lange Mauer,während<br />

ein Partnerunternehmen aus Rodewisch<br />

die Tiefbauarbeiten ausführt. In der<br />

Nacht zum 19. August setzten Unbekannte<br />

auf der Baustelle fünf Bagger und einen Rad-<br />

PA/OBS HENTSCHKE BAU GMBH<br />

IMAGO IMAGES<br />

lader in Brand. Die Fahrzeuge gehörten jedoch<br />

alle der Rodewischer Firma, dabei sollten<br />

mit dem Attentat eigentlich –das belegt<br />

das Bekennerschreiben –beide Unternehmen<br />

getroffen werden.<br />

Zweieinhalb Monate später gingen die<br />

unbekannten Täter auf Nummer sicher: In<br />

der Nacht zum 5. November, kurz nach 1<br />

Uhr, schlichen sie sich auf das Betriebsgelände<br />

von Hentschke Bau inder Bautzener<br />

Zeppelinstraße und steckten mehrere Fahrzeuge<br />

in Brand. „Das hätte ein Inferno geben<br />

können, wenn der Brand nicht so schnell bemerkt<br />

worden wäreund die Feuerwehr nicht<br />

so umsichtig gehandelt hätte“, sagt Alscher.<br />

Er hat mehrerePapiereauf dem Tischausgebreitet<br />

und erklärt auf einem Lageplan, wie<br />

dramatisch die Situation war.„DieTäter hatten<br />

unter anderem an einer Zugmaschine<br />

Feuergelegt, die unweit vonzweiTankstellen<br />

und einer Reparaturhalle stand. Wenn das<br />

Feuerdorthin übergegriffen hätte,wäreeszu<br />

einer Katastrophe gekommen“, ist er sicher.<br />

Trotz des schnellen Eingreifens der Feuerwehr<br />

seien mehrere Fahrzeuge schwer beschädigt<br />

worden. Der Schaden, soAlscher,<br />

liege bei knapp einer halben Million Euro.<br />

Zehn Tage später brannte wieder ein<br />

Fahrzeug von Hentschke Bau. Am frühen<br />

Morgen des 15. November hatten Unbekannte<br />

einen Caddy der Firma inBrand gesetzt,<br />

der wertvolle Vermessungstechnik an<br />

Bord hatte. Das Auto mit dem Firmenlogo<br />

stand mitten in einem Wohngebiet in der<br />

Dresdner Neustadt. Der Schaden: rund<br />

60 000 Euro.<br />

„Wir wissen nicht, wer die Täter waren,<br />

ein Bekennerschreiben gibt es hierzu –im<br />

Gegensatz zu den anderen Fällen –nicht“,<br />

sagt Alscher. Ein Trittbrettfahrer könne es<br />

sein, mutmaßt er, denn in linken Kreisen<br />

gelte Hentschke Bau als rechte Firma. „Wir<br />

hatten schon den Fall, dass an einem unseren<br />

Autos unter dem Scheibenwischer ein<br />

Zettel klemmte mit der Aufschrift ‚Diese<br />

Firmagehörteinem Fascho‘.“ Auch Betriebsratschef<br />

Wappler hört von seinen Kollegen<br />

ähnliche Vorfälle. „Es kommt vor, dass unsereKollegen<br />

auf Baustellen beschimpft und<br />

angepöbelt werden“, sagt er.„In Dresden haben<br />

wir erleben müssen, dass Steine über<br />

Bauzäune auf Fahrzeugegeworfen und Baucontainer<br />

beschmiertwurden.“<br />

Drews sagt, es enttäusche ihn, dass Politik<br />

und Öffentlichkeit nicht entschiedener und<br />

lautstärker auf die Attacken gegen seine<br />

Firma reagieren. „Wir haben viele Mails und<br />

Anrufe von Bautzener Bürgern erhalten, die<br />

uns beistehen wollten“, erzählt er. Manche<br />

hätten sogar angeboten, nachts um das Firmengelände<br />

zu patrouillieren. „Von der Politik<br />

hätte ich mir mehr Zuspruch gewünscht.“<br />

Dass dies nicht geschieht, habe aus Sichtvon<br />

Co-Geschäftsführer Alscher auch mit den<br />

Medien und politischen Widersachern im<br />

Bautzener Stadtrat zu tun. Diese würden<br />

Drews auf seine mitunter unbequemen Ansichten<br />

reduzieren.<br />

2017 hatte Drews der sächsischen AfD<br />

19 500 Euro gespendet. DiePartei sei damals<br />

noch in sehr weiten Teilen von den wirtschaftsliberalen<br />

und gesellschaftskonservativen<br />

Überlegungen von Bernd Lucke und<br />

Frauke Petry geprägt gewesen, begründet<br />

Drews das heute.„Da wurden Ansichten vertreten,<br />

die ich teile.Und außerdem gibt es in<br />

einer bürgerlichen Gesellschaft keine Verbote,<br />

eine demokratische Partei zu unterstützen.“<br />

Auch wenn er sich den wertkonservativen<br />

Kreisen in der CDU näher fühle, ist<br />

fürihn dieAfD-Spende aus dem Jahr 2017 in<br />

der Retrospektivekein Fehler gewesen.<br />

Undwie ist es mit seinem finanziellen Engagement<br />

bei der in Bautzen publizierten<br />

Zeitschrift Denkste mit, deren Machern er<br />

vor zwei Jahren eine „einmalige Anschubfinanzierung“<br />

gewährt habe? Er stehe für ein<br />

breites Medien- und Meinungsangebot ein,<br />

sagt Drews dazu. „Ich habe was gegen Denkverbote<br />

und mediale Bevormundung. Ein<br />

breites Meinungsbild muss doch möglich<br />

sein in einer demokratischen Gesellschaft,<br />

um den Menschen auch andere Perspektiven<br />

zuöffnen.“ Und: „Ich nehme keinerlei<br />

Einfluss auf das,was da geschrieben wird.“<br />

Verschwörungstheorien<br />

DiePerspektiven jedoch, die das halbjährlich<br />

erscheinende Magazin seinen Lesern öffnet,<br />

unterscheiden sich kaum von den populistischen<br />

und rassistischen Tönen der Neuen<br />

Rechten. Es wird gegen die Flüchtlingspolitik<br />

der Bundesregierung gehetzt, vor der angeblich<br />

massenhaften Verseuchung der Bevölkerung<br />

durch die von Flugzeugen versprühten<br />

Chemtrails gewarnt und die antisemitische<br />

Verschwörungstheorie verbreitet, wonach<br />

der jüdische US-Milliardär George Soros Europa<br />

in einen Bürgerkrieg treiben will. Als„Informationsquellen<br />

für eine individuelle Meinungsbildung“<br />

empfiehlt das Heft auf seiner<br />

letzten Seite zudem rechte Medien wie Compact,<br />

Junge Freiheit und die Publikationen des<br />

KoppVerlags.<br />

Washält er von diesen Artikeln in der von<br />

ihm unterstützten Zeitschrift? „Herr Drews ist<br />

nicht verantwortlich für die Inhalte der Zeitschrift“,<br />

ruft der Pressesprecher dazwischen.<br />

Es wäredaher besser,wenn Herr Drews dazu<br />

nichts sagt. Der Firmenchef wiegt seinen<br />

Kopf, sagt dann, er wolle sich nicht aufs Glatteis<br />

führen lassen. Aber da habe es ja vor ein<br />

paar Jahren auch mal einenWelt-Artikel gegeben<br />

über Chemikalien, die von Flugzeugen<br />

versprüht werden… Dann bricht Drews ab,<br />

mehr will er doch nicht sagen.<br />

Der Weg hinaus aus der Firmenzentrale<br />

führtdurch den Wartebereich mitroten Sesseln.<br />

Aufeinem Tisch liegen Broschüren und<br />

Zeitschriften über Bauen und Architektur.<br />

Daneben finden sich zusammengeheftete<br />

Kopien von <strong>Zeitung</strong>sartikeln, in denen der<br />

Klimawandel geleugnet wird. Auch ein Bestellkatalog<br />

des rechten Kopp Verlages liegt<br />

aus, der Bücher über die „Klima-Diktatur“<br />

und die angeblich schleichende Islamisierung<br />

Deutschlands offeriert. Interviewbände<br />

mit Thüringens AfD-Chef Björn Höcke und<br />

Italiens rechtspopulistischem Ex-Innenminister<br />

Matteo Salvini kann man dort ebenfalls<br />

bestellen.<br />

Andreas Förster brauchte einen langenAtem,<br />

um mit dem Bauunternehmer<br />

Drews sprechen zu können.


4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Thüringer Linkehält<br />

an Wahl Ramelows fest<br />

DieLinke in Thüringen hält an der<br />

Anfang Februar geplanten Wahl von<br />

Bodo Ramelowzum Ministerpräsidenten<br />

im Landtag fest. „Wir werden<br />

die Wahl nicht verschieben. Wenn<br />

die CDU stabile Verhältnisse will,<br />

dann muss sie sich im dritten Wahlgang<br />

enthalten“, sagte Parteichefin<br />

Susanne Hennig-WellsowamDienstag<br />

der Deutschen Presse-Agentur.<br />

CDU-Partei- und Fraktionschef<br />

Mike Mohring hatte eine Verschiebung<br />

der Wahl verlangt, um Rechtssicherheit<br />

angesichts der fehlenden<br />

Mehrheit vonRot-Rot-Grün zu<br />

schaffen. DemDreierbündnis fehlen<br />

vier Stimmen im Parlament. Nach<br />

bisherigen Plänen soll Ramelowam<br />

5. oder 6. Februar gewählt werden.<br />

Türkeibelegt 74 Deutsche<br />

mit Ausreisesperre<br />

DieAnzahl der deutschen Staatsbürger,die<br />

aufgrund vonAusreisesperreninder<br />

Türkei festsitzen, ist gestiegen.<br />

DerBundesregierung seien zurzeit<br />

74 solcher Fälle bekannt, teilte<br />

das Auswärtige Amt auf Anfrage mit.<br />

Ende August war noch von38deutschen<br />

Staatsbürgerndie Rede gewesen,<br />

die die Türkei aufgrund von<br />

Ausreisesperren nicht verlassen dürfen.<br />

Im November waren 55 Bundesbürger<br />

betroffen. Nicht bekannt sind<br />

die Hintergründe der verhängten<br />

Ausreisesperren. (dpa)<br />

Kritik an Lambrechts<br />

Kinderrechtsplänen<br />

Justizministerin Lambrecht will Kinderrechte<br />

ins Grundgesetz aufnehmen. DPA<br />

DiePläne vonBundesjustizministerinChristine<br />

Lambrecht (SPD) zur<br />

Aufnahme vonKinderrechten ins<br />

Grundgesetz erfüllen nach Einschätzung<br />

vonBundestagsexperten nicht<br />

die internationalenVorgaben zur<br />

Besserstellung vonKindern. DerVorschlag<br />

bleibe bezüglich der Beteiligungs-<br />

und Mitspracherechte der<br />

Kinder hinter den völkerrechtlichen<br />

Staatenverpflichtungen aus Artikel 12<br />

der UN-Kinderrechtskonvention zurück,<br />

heißt es in einem Gutachten des<br />

Wissenschaftlichen Dienstes des<br />

Bundestags,das der Deutschen<br />

Presse-Agentur vorliegt. Grüne und<br />

Linke sehen sich durch das Gutachten<br />

in ihrer Kritik bestätigt und forderten<br />

am Dienstag deutlich weitreichendereFormulierungen<br />

zugunsten<br />

der Kinder im Gesetzentwurf. (dpa)<br />

Ex-Interpol-Chef Meng muss<br />

mehr als 13 Jahre in Haft<br />

Derehemalige Chef der internationalen<br />

Polizeiorganisation Interpol<br />

Meng Hongwei ist in China wegen<br />

Korruption zu 13 Jahren und sechs<br />

Monaten Haft verurteilt worden. Das<br />

teilte ein Gericht in der ostchinesischen<br />

Stadt Tianjin am Dienstag mit.<br />

Zudem muss der Verurteilte eine<br />

Geldstrafe in Höhe vonzweiMillionenYuan<br />

(etwa 260 000 Euro)zahlen.<br />

Meng Hongwei wurde im Herbst<br />

2018 in China festgenommen. Damals<br />

war er vomInterpol-Sitz in<br />

Frankreich in seine Heimat gereist<br />

und dort„unter Aufsicht“ genommen<br />

worden. DieArt und Weise,wie<br />

der chinesische Interpol-Chef ohne<br />

vorherige Ankündigung aus dem<br />

Verkehr gezogen wurde,hatte internationale<br />

Kritik ausgelöst. (dpa)<br />

Das Rededuell<br />

US-Präsident Trump eröffnet Weltwirtschaftsforum. Greta Thunberg verschärft Toninder Klimadebatte<br />

VonBenedikt von Imhoff und Jürgen Bätz<br />

US-Präsident Donald<br />

Trump und Klimaaktivistin<br />

Greta Thunberg<br />

haben sich in Davos ein<br />

Fernduell um den Klimaschutz geliefert.<br />

„Wir müssen die ewigen Propheten<br />

des Untergangs und die Vorhersagen<br />

einer Apokalypse ablehnen“,<br />

sagte Trump am Dienstag bei<br />

der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums<br />

(WEF). „Dies ist keine<br />

Zeit für Pessimismus, dies ist eine<br />

Zeit für Optimismus“, sagte er. Man<br />

dürfe sich nicht vonden Schwarzsehern<br />

beeinflussen lassen. Thunberg<br />

und andere Aktivisten mahnten dagegen<br />

sofortiges Handeln an.<br />

„Unser Haus brennt noch immer.<br />

Eure Untätigkeit heizt die Flammen<br />

stündlich an“, rief Thunberg den<br />

Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft zu.„Wir sagen euch<br />

immer noch, dass ihr in Panik geraten<br />

und so handeln sollt, als ob ihr<br />

eure Kinder über alles liebt.“ Sie kritisierte,<br />

„leere Worte und Versprechen“<br />

sollten den Eindruck erwecken,<br />

dass etwas für das Klima getan<br />

werde, sie brächten aber nichts gegen<br />

die Klimakrise.<br />

Merkel kommt am Donnerstag<br />

Trump und Thunbergsprachen kurz<br />

nacheinander in unterschiedlichen<br />

Räumen. Die 17-jährige Schwedin<br />

hatte sich vorihrer Rede den Auftritt<br />

des US-Präsidenten im Publikum<br />

angehört. EinTreffen der beiden galt<br />

aber als ausgeschlossen.<br />

Trump nahm weder das Wort Klimawandel<br />

noch den Namen Thunberg<br />

inden Mund. Die USA hätten<br />

Wachstum, Kreativität und die Bereitschaft,<br />

jeder Herausforderung zu begegnen,<br />

betonte er.Trump hatte früher<br />

den Klimawandel einen „Scherz“<br />

genannt. Davonist er mittlerweile abgerückt.<br />

Aber er bezweifelt immer<br />

noch, dass die Klimaveränderungen<br />

menschengemacht sind. Auch Prognosen<br />

zu drastischen Auswirkungen<br />

des Klimawandels stellt er infrage.<br />

Grünen-Chef Robert Habeck<br />

nannte Trumps Rede ein Desaster<br />

für die Konferenz. Nach dem Auftritt<br />

des US-Präsidenten sei„noch klarer“<br />

zu sehen, dass die Richtung gewechselt<br />

werden müsse: „Wir müssen den<br />

Kampf mit Donald Trump aufnehmen,<br />

er steht auf der anderen Seite.“<br />

Die Hilfsorganisation Oxfam betonte:<br />

Es sei beschämend, dass der<br />

Präsident eine Verkaufsrede für die<br />

amerikanische Öl- und Gasindustrie<br />

halte, statt Bedrohungen des Klimanotstands<br />

zu begegnen.<br />

Greta Thunberg hörte US-Präsident Donald Trump in Davos.<br />

„Es ist das erste Mal,<br />

dass die Wirtschaft<br />

den Tonangibt und die Regierungen<br />

hinterherhinken.“<br />

Oliver Bäte, Allianz-Vorstandschef,<br />

kritisiertdie seiner Meinung nach lahmen Bemühungen der Politik gegenden Klimawandel.<br />

Eile und Blockade<br />

Trump traf sich auch mit EU-<br />

Kommissionspräsidentin Ursula von<br />

der Leyen. Danach teilte das Weiße<br />

Haus mit, beide Seiten seien sich einig,<br />

globalen Herausforderungen wie<br />

„Chinas unfairen Handelspraktiken“<br />

gemeinsam zu begegnen. DieUS-Regierung<br />

erwarte „in naher Zukunft<br />

messbare Fortschritte“ beim Abschluss<br />

eines Handelsabkommens.<br />

Vonder Leyen zeigte sich einer Mitteilung<br />

zufolge „überzeugt, dass wir<br />

uns auf eine positive US-EU-Agenda<br />

für Handel, Technologie,Energie und<br />

vieles mehr einlassen können“. Angela<br />

Merkel wirdTrump nicht begegnen:Wenn<br />

er am Mittwoch abreist, ist<br />

die Kanzlerin noch nicht da.<br />

Trump lobte in seiner Rede die<br />

gute Wirtschaftsentwicklung und<br />

niedrige Arbeitslosigkeit in den USA,<br />

die er auf seine Politik zurückführte.<br />

„Amerika wächst und gedeiht, und<br />

ja: Amerika gewinnt wieder wie niemals<br />

zuvor“, sagte Trump. ImVergleich<br />

zu derVorgängerregierung mit<br />

geringem Wachstum und stagnierenden<br />

oder fallenden Löhnen sei<br />

die Entwicklung nun „spektakulär“.<br />

Für die Zukunft prognostizierte er<br />

„gewaltige“ Chancen für die US-<br />

Wirtschaft. Er pries auch die Beziehungen<br />

zu China nach Abschluss eines<br />

ersten Handelsdeals. „Unsere<br />

Beziehungen zu China sind besser<br />

als je zuvor“, sagte Trump. VergangeneWoche<br />

hatten die USA ein lange<br />

verhandeltes erstes Abkommen mit<br />

Peking für neue Bedingungen im bilateralen<br />

Handel geschlossen.<br />

China will offene Märkte<br />

Chinas Vizeministerpräsident Han<br />

Zheng machte sich in Davosfür Globalisierung<br />

und offene Märkte stark.<br />

„Unilaterale und protektionistische<br />

Praktiken, die gegen den weltweiten<br />

Trend laufen, führen nirgendwo<br />

hin“, sagte er,ohne die konfrontative<br />

Handelspolitik von Trump direkt zu<br />

nennen. Er versprach mehr Marktzugang<br />

für ausländische Unternehmen:<br />

„China wird sich der Welt weiter<br />

öffnen.“ Er begrüßte das Teilabkommen<br />

über die erste Phase im<br />

Handelskonflikt mit den USA als„gut<br />

für China, gut für die USA und gut für<br />

die Welt“. Die zugesagten zusätzlichen<br />

Einfuhren von US-Waren nach<br />

China würden nicht zu Lasten andererHandelspartner<br />

gehen.<br />

Im Mittelpunkt des viertägigen<br />

Treffens in den Schweizer Alpen mit<br />

rund 3000 Teilnehmern aus Wirtschaft,<br />

Politik und Gesellschaft stehen<br />

der Kampf gegen den Klimawandel<br />

sowie Krisen etwa im Nahen<br />

Osten und in Libyen. (dpa)<br />

Die Impeachment-Verhandlung im US-Senat beginnt mit einem Eklat. Demokraten sprechen von nationaler Schande<br />

VonKarlDoemens, Washington<br />

Es ist das dritte Impeachment-<br />

Verfahren seit der Gründung der<br />

USA. Doch wenn es nach demWillen<br />

der Republikaner geht, wird esder<br />

kürzeste derartige Prozess in der<br />

amerikanischen Geschichte sein<br />

und möglicherweise schon nächste<br />

Woche mit einem Freispruch von<br />

Donald Trump enden. Entsprechend<br />

massiv ist der Protest der Demokraten.<br />

„Das ist kein Prozess, sondern<br />

eine Vertuschungsaktion und eine<br />

nationale Schande“, wetterte deren<br />

Senats-Anführer Chuck Schumer am<br />

Dienstag. Den republikanischen<br />

Mehrheitsführer in der Kammer,<br />

Mitch McConnell, bezichtigte er, die<br />

Demokratie zu untergraben.<br />

Erbitterte Wortgefechte<br />

Wenige Stunden vor der für den<br />

Dienstagnachmittag (US-Zeit) angesetzten<br />

ersten Verhandlung des Senats<br />

hatte McConnell eine extrem rigide<br />

Geschäftsordnung vorgelegt.<br />

Dem Papier zufolge sollen Anklage<br />

und Verteidigung des Präsidenten<br />

nur jeweils 24 Stunden an zwei aufeinanderfolgenden<br />

Tagen für den Vortrag<br />

ihrer Argumente bekommen.<br />

Dann können 16 Stunden Fragen gestellt<br />

werden. Da die Sitzungen wegen<br />

anderweitiger Verpflichtungen<br />

des Vorsitzenden Richters John Roberts<br />

grundsätzlich erst mittags beginnen,<br />

würden damit große Teile<br />

der Verhandlungen in die Nacht und<br />

den frühen Morgen verschoben.<br />

Noch dramatischer sind die vorgesehenen<br />

Beschränkungen bei der<br />

Beweiserhebung und der Zeugenbefragung.<br />

So sollen die Erkenntnisse<br />

der Anhörungen durch das<br />

Repräsentantenhaus nicht automatisch<br />

in den Prozess einfließen. Vielmehr<br />

muss der Senat die Zulassung<br />

von Dokumenten ausdrücklich beschließen.<br />

Da die Republikaner<br />

über eine Mehrheit von 53 zu 47<br />

Stimmen verfügen, könnten sie das<br />

blockieren. Auch der Wunsch der<br />

Demokraten nach der Anhörung<br />

von Zeugen, die bei den Anhörungen<br />

des Repräsentantenhauses<br />

noch nicht bekannt waren oder<br />

durch einen Maulkorb des Weißen<br />

Hauses an der Aussage gehindert<br />

wurden, wird vorerst abgeblockt:<br />

McConnell will darüber erst zu einem<br />

späteren Zeitpunkt abstimmen<br />

lassen.<br />

Die erste Sitzung des Senats am<br />

Dienstag begann daher mit erbitterten<br />

Wortgefechten. Die Demokraten<br />

wollten gleich zum Auftakt diverse<br />

Änderungsanträge an McConnells<br />

vierseitigem Regelwerk einbringen<br />

und auf deren namentlichen Einzelabstimmung<br />

bestehen. Dabei hofft<br />

die Opposition auf die Unterstützung<br />

einzelner Republikaner. Ob<br />

dieses Kalkül aufgeht, war bei Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe unklar.<br />

Rigide Zugangsbeschränkungen<br />

Diedreimoderaten Senatoren Susan<br />

Collins, Lisa Murkowski und Mitt<br />

Romney hatten grundsätzlich die<br />

Anhörung von Zeugen befürwortet.<br />

Nach einer aktuellen CNN-Umfrage<br />

forderndas auch 69 Prozent der US-<br />

Bürger. Doch wären für eine Änderung<br />

der Geschäftsordnung mindestens<br />

vier republikanische Stimmen<br />

erforderlich.<br />

AFP<br />

Ober-Republikaner McConnell<br />

(Spitzname: „Moskau-Mitch“) hat<br />

keinen Zweifel daran gelassen, dass<br />

er den Prozess in Trumps Sinn abwürgen<br />

will. DieAnwälte des Weißen<br />

Hauses erklärten am Montag erneut,<br />

Trump habe sich in der Affäreumdie<br />

Nötigung des ukrainischen Präsidenten<br />

Wolodymyr Selenskyj zu einer<br />

Intrige gegen den demokratischen<br />

Präsidentschaftsbewerber Joe<br />

Biden nichts zuschulden kommen<br />

lassen. Der Präsident möchte seine<br />

für den 4. Februar terminierte jährliche<br />

„State of the Union“-Ansprache<br />

ohne das Damoklesschwert der<br />

Amtsenthebung halten. Zudem setzt<br />

McConnell alles daran, die Berichterstattung<br />

über den Prozess kleinzuhalten.<br />

So gibt es ungewöhnlich rigide<br />

Zugangsbeschränkungen für<br />

Journalisten. Interviews mit den Senatoren<br />

in den Fluren des Kongresses<br />

werden nicht möglich sein. Weder<br />

Laptops noch Handys dürfen mit<br />

in den Saal genommen werden, und<br />

die Fernsehbilder stammen alleine<br />

von vier stationären offiziellen Kameras.<br />

Zu teuer und<br />

viel zu<br />

kompliziert<br />

Expertenkritik an Heils<br />

Grundrentenentwurf<br />

VonRasmusBuchsteiner und Tobias Peter<br />

Beschäftigte im Reinigungsgewerbe könnten<br />

von der Grundrente profitieren. ISTOCK<br />

Eigentlich ist die Deutsche Rentenversicherung<br />

Bund dafür bekannt,<br />

dass sie sich nur vorsichtig<br />

und zurückhaltend zu politischen<br />

Entscheidungen äußert. Doch jetzt<br />

hat die Körperschaft des öffentlichen<br />

Rechts eine harsche Stellungnahme<br />

zu den Grundrentenplänen<br />

von Bundesarbeitsminister Hubertus<br />

Heil (SPD) abgegeben.<br />

Das Urteil in der 16-seitigen Stellungnahme,die<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />

vorliegt, ist eindeutig: Die Grundrente<br />

sei nicht zielgenau, teuer und<br />

schwierig umzusetzen, befinden die<br />

Fachleute der Rentenversicherung.<br />

Wörtlich schreiben sie: „Hinsichtlich<br />

der Umsetzbarkeit ist anzumerken,<br />

dass das Gesetzesvorhaben eine<br />

noch nie dagewesene Zäsur darstellt,<br />

die die Deutsche Rentenversicherung<br />

außerordentlich stark belasten<br />

wird.“<br />

Allein im ersten Jahr werde die<br />

Grundrente voraussichtlich Verwaltungskosten<br />

von mehreren Hundert<br />

Millionen Euro verursachen, so die<br />

Aussage der Rentenversicherung.<br />

Das seien „mehr als 25 Prozent der<br />

Leistungsausgaben für die Grundrente“.<br />

Dauerhaft seien für Beratung<br />

und Bearbeitung allein der Grundrente<br />

etwa 560 Vollzeitstellen notwendig.<br />

Die entsprechenden Kosten<br />

würden sich jedes Jahr auf etwa 65<br />

Millionen belaufen.<br />

Der Bundesarbeitsminister hat<br />

seinen Gesetzentwurfindie Ressortabstimmung<br />

gegeben und Stellungnahmen<br />

vonVerbänden erbeten. Die<br />

große Koalition hatte sich nach monatelangem<br />

Gezerre im November<br />

auf Eckpunkte für eine Grundrente<br />

verständigt, die deutlich mehr Empfängern<br />

zugutekommen soll als im<br />

Koalitionsvertrag von CDU, CSU<br />

und SPD vereinbartworden war.<br />

DieIdee der Grundrente ist, diejenigen<br />

besserzustellen, die ein Leben<br />

lang gearbeitet und in das Rentensystem<br />

eingezahlt haben, die aber dennoch<br />

nur über sehr geringe Rentenansprüche<br />

verfügen. Wer über die<br />

Jahrezwischen 30 und 80 Prozent des<br />

Durchschnittseinkommens verdient<br />

hat, soll nach einer komplizierten<br />

Formel eine Aufwertung seiner Rentenansprüche<br />

erhalten. Den vollen<br />

Anspruch sollen nur die bekommen,<br />

die auf mindestens 35 Beitragsjahre<br />

kommen. Ab 33 Beitragsjahren ist ein<br />

Teilanspruch auf Grundrente geplant.<br />

Vorgesehen ist eine Einkommensprüfung,<br />

um den Empfängerkreis<br />

nicht zu groß werden zu lassen.<br />

Die Begründung des Gesetzentwurfs<br />

beziehe sich unter anderem<br />

auf den Wandel der Erwerbsbiografien,<br />

schreiben die Fachleute der<br />

Rentenversicherung in ihrer Stellungnahme.Wegen<br />

der Bindung der<br />

Grundrente an eine lange Pflichtversicherungszeit<br />

würden mit der geplanten<br />

Grundrente aber tendenziell<br />

gerade nicht diejenigen erreicht, die<br />

–als Folge des Wandels der Erwerbswelt<br />

–häufiger zwischen versicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung und<br />

nicht versicherungspflichtiger<br />

Selbstständigkeit gewechselt seien.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 5<br />

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Politik<br />

Wladimir Putin am Dienstag im Kreml. Nach seinen heutigen Maßstäben hätte er im Jahr 2000 nicht Präsident werden dürfen.<br />

AP/POOL SPUTNIK KREMLIN<br />

Der Nachlassverwalter<br />

Russlands Präsident Wladimir Putin treibt die Verfassungsreformen im Sprint voran. Es geht um sein politisches Erbe<br />

VonStefan Scholl, Moskau<br />

Änderungen in der Verfassung<br />

wollteWladimir Putin<br />

nicht ausschließen. „Das<br />

kann man erst nach guter<br />

Vorbereitung und gründlicher Diskussion<br />

in der Öffentlichkeit tun“,<br />

sagte der russische Präsident und<br />

machte ein betont gleichgültiges Gesicht.<br />

Beiseiner großen Pressekonferenz<br />

Ende vergangenen Jahres klang<br />

er nicht, als ob er es sehr eilig hätte,<br />

die Spielregeln der russischen Politik<br />

umzuschreiben.<br />

Das neue politische Jahr aber eröffnete<br />

Putin mit mehreren Paukenschlägen.<br />

Bei seiner Rede zur Lage<br />

der Nation am vergangenen Mittwoch<br />

kündigte er eine ganze Reihe<br />

vonVerfassungsänderungen an, entließ<br />

am selben Tag die Regierung,<br />

stellte mit Michail Mischustin, dem<br />

bisherigen Chef der Steuerbehörde,<br />

einen neuen Ministerpräsidenten<br />

vorund gründete eine 75-köpfige Arbeitsgruppe,<br />

die Vorschläge zu den<br />

Verfassungsänderungen ausarbeiten<br />

sollte. Am Montag brachte er<br />

dann selbst Änderungsvorschläge<br />

für 22 Grundrechtsartikel in der<br />

Staatsduma ein. Seine Arbeitsgruppe<br />

ist damit schon wieder überflüssig<br />

geworden.<br />

Putin scheint die Verfassung im<br />

Sprint reformieren zu wollen. Am<br />

Dienstag hat das zuständige Komitee<br />

der Staatsduma seine Vorschläge<br />

bereits gebilligt, die Verabschiedung<br />

der Änderungen in erster<br />

Lesung ist für Donnerstag vorgesehen.<br />

Putins Pressesprecher Dmitri<br />

Peskow erklärt die Hast mit der erhofften<br />

Wirkung seines Chefs: „Jede<br />

Initiative, die das Staatsoberhaupt<br />

verlautbart, findet große Aufmerksamkeit,<br />

ihre Realisierung und Diskussion<br />

besitzt immer außerordentliche<br />

Priorität.“<br />

Die Zustimmung ist gestiegen<br />

Moskaus Medien feiern Wladimir<br />

Putin, 67, seit Jahren als souveränen<br />

Strategen, außenpolitisch eilt er von<br />

Erfolg zu Erfolg. Undlaut dem staatlichen<br />

Meinungsforschungsinstitut<br />

WZIOM stieg in Russland die Zustimmungsrate<br />

für seine Politik nach<br />

der Rede zur Lage der Nation von64<br />

auf 67 Prozent. Allerdings hätten vor<br />

der Rede laut einer Umfrage des Lewada-Zentrums<br />

nur 38 Prozent für<br />

Putin gestimmt.<br />

Das muss ihn vier Jahre vor dem<br />

Ende seiner Amtszeit nicht besonders<br />

beunruhigen. Zumal er dann,<br />

laut seiner eigenen Verfassungsreform,<br />

nicht mehr kandidieren wird.<br />

Aber vielleicht ist gerade das der<br />

Grund für die Hektik und Unklarheit,<br />

die Putin, der Mann mit dem Pokergesicht,<br />

plötzlich verbreitet. „Er versteht<br />

selbst nicht bis zu Ende,was er<br />

da tut“, bloggt Oppositionspolitiker<br />

Alexei Nawalny höhnisch.<br />

Putin will in der Verfassung die<br />

Hebung des Mindestlohns auf das<br />

Existenzminimum und die automatische<br />

Anpassung der Renten an die<br />

Inflation festschreiben. Das ist populistisch,<br />

also politisch logisch.<br />

„Ein und dieselbe Person kann<br />

das Amt des Präsidenten der<br />

Russischen Föderation nicht mehr als zwei<br />

Amtszeiten ausführen.“<br />

Wladimir Putin, in seiner vierten Amtszeit Präsident Russlands, übermittelte diesen<br />

Vorschlag an das russische Parlament.<br />

Andere Vorschläge Putins sind als<br />

vage Rohentwürfe in der Staatsduma<br />

angekommen. Vorallem der Absatz<br />

über den sogenannten Staatsrat, der<br />

künftig das „Zusammenwirken der<br />

staatlichen Machtorgane“ gewährleisten<br />

und die„Hauptrichtungen der<br />

Innen- und Außenpolitik“ bestimmen<br />

soll. Es gilt als wahrscheinlich,<br />

dass Putin nach 2024 den Vorsitz des<br />

Staatsrates übernimmt, aber dessen<br />

Vollmachten und Zusammensetzung<br />

bleiben im Dunkeln. „Völlig unklar,<br />

wie die Änderungen in derVerfassung<br />

mit Putins konkretem Machterhalt<br />

verknüpft werden sollen“, sagt der<br />

Oppositionelle Sergei Dawidis.„Putin<br />

hat offenbar wieder einmal das Format<br />

einer Geheimdienstoperation<br />

gewählt, die alle in Unkenntnis hält.<br />

Hinterher können sie nur noch entsetzt<br />

staunen.“<br />

Der Politologe Juri Korgonjuk<br />

glaubt, Putinbefürchte,die unpopuläre<br />

Staatspartei „Einiges Russland“<br />

könne bei den Duma-Wahlen 2021<br />

ihre Zweidrittelmehrheit verlieren.<br />

„Er will die Verfassungsänderungen<br />

vorher nicht nur durchbringen, sondern<br />

auch testen, wie etwa der neue<br />

Staatsrat funktioniert.“ Putin habe<br />

noch keinen endgültigen Plan. Bisher<br />

sei das politische System extrem<br />

auf ihn zugeschnitten gewesen, autoritär<br />

und zentralistisch. Jetzt stehe<br />

er vor dem Problem, es zu dezentralisieren,<br />

um seinen Nachfolger in<br />

Schach halten zu können. „Aber dabei<br />

muss es autoritär bleiben.“<br />

Einige Neuerungen Putins wirken<br />

sehr persönlich. Der Staatschef, der<br />

vier Amtszeiten regierte, gönnt seinem<br />

Nachfolger lediglich zwei. Und<br />

er kann erst dann Präsident werden,<br />

wenn er vorher 25 Jahrelangnicht im<br />

Ausland gelebt hat. Das ist ein Gesetz,<br />

das sich gegen politische Emigranten,<br />

aber auch junge Russen<br />

richtet, die im Ausland lernen oder<br />

arbeiten wollen.<br />

„In der Psychotherapie nennt<br />

man das Symptom“,spottet der Politologe<br />

Gleb Pawlowski im TV-Kanal<br />

Doschd. Putinprojiziereein Weltbild<br />

in die Verfassung, wonach jenseits<br />

der Grenzen Russlands nur Perverse<br />

und Feinde wohnten.<br />

Putin selbst arbeitete bis Anfang<br />

1990 als KGB-Agent in der DDR. Er<br />

hätte also laut seiner eigenen Verfassungsänderung<br />

erst 2015, 15 Jahre<br />

nach seinem Amtsantritt, Präsident<br />

werden dürfen.<br />

Stefan Scholl kann auch<br />

nach 22 Jahren in Russland<br />

nicht Präsident werden.<br />

Keine Akzeptanz<br />

Nach der Libyen-Konferenz in Berlin warnt der UN-Sonderbeauftragte vor einer Stationierung ausländischer Soldaten zur Befriedung des Landes<br />

Nach der Libyen-Konferenz in<br />

Berlin hat sich der UN-Sondergesandte<br />

Ghassan Salamé gegen den<br />

Einsatz einer internationalen Friedenstruppe<br />

in dem Bürgerkriegsland<br />

ausgesprochen. „Es gibt in Libyen<br />

keine Akzeptanz für ausländische<br />

Truppen. Ich sehe in der internationalen<br />

Gemeinschaft auch nicht<br />

die Bereitschaft, Truppen zu entsenden“,<br />

sagte er der <strong>Zeitung</strong> Welt. Der<br />

UN-Sonderbeauftragte für Libyen<br />

fügte hinzu: „Ich strebe darum keine<br />

solche militärische Operation an.“<br />

Wichtiger sei es, die derzeitige Waffenruhe<br />

in einen dauerhaften Waffenstillstand<br />

zu überführen. Dafür<br />

seien aber keine Blauhelme nötig,<br />

sondernnur eine kleine Zahl vonMilitärbeobachtern.<br />

Salamé sagte, besonders wichtig<br />

sei es,dass sich die kämpfenden Parteien<br />

in Libyen auf einen gemeinsamen<br />

Militärausschuss geeinigt hätten,<br />

der über einen Waffenstillstand<br />

verhandeln solle. Der neu geschaffene<br />

Internationale Ausschuss für<br />

Folgemaßnahmen, der den in Berlin<br />

begonnenen Prozess weiter koordinieren<br />

solle, werde sich Mitte Februar<br />

zum ersten Mal treffen, und<br />

zwar ebenfalls in der Bundeshauptstadt.<br />

Möglicherweise werde<br />

Deutschland dabei gemeinsam mit<br />

der UN-Libyen-Mission den Vorsitz<br />

führen, sagte Salamé.<br />

Salamé bezeichnete die Libyen-<br />

Konferenz in Berlin als Erfolg. „Mein<br />

Ziel war es, die anderen beteiligten<br />

Staaten an einen Tisch zu bekommen.<br />

Da haben wir trotz großer<br />

Schwierigkeiten viel geschafft“,<br />

sagte Salamé.<br />

Überwachung vonWaffenembargo<br />

16 Staaten und Organisationen hatten<br />

sich am Sonntag in Berlin darauf<br />

geeinigt, internationale Anstrengungen<br />

zur Überwachung des bereits<br />

seit 2011 bestehenden UN-Waffenembargos<br />

zu verstärken. Gefordert<br />

wird eine umfassende Demobilisierung<br />

und Entwaffnung der Milizen<br />

im dem Bürgerkriegsland. Verletzungen<br />

eines Waffenstillstandes sollen<br />

sanktioniert werden. Nach der<br />

Konferenz war auch eine Debatte<br />

aufgekommen, ob die Bundeswehr<br />

EU-Marineoperation<br />

„Sophia“<br />

Einsatz derzeit ausgesetzt<br />

Mittelmeer<br />

ALGERIEN<br />

200 km<br />

Tunis<br />

TUNESIEN<br />

Rom<br />

Tripolis<br />

Sizilien<br />

ITALIEN<br />

helfen sollte, einen Waffenstillstand<br />

zu überwachen. Ein solcher kann<br />

nach Einschätzung von Experten<br />

nur dauerhaft sein, wenn er von einer<br />

Friedenstruppe überwacht und<br />

durchgesetzt wird.<br />

Der verteidigungspolitische<br />

Sprecher der Unionsfraktion im<br />

MALTA<br />

LIBYEN<br />

Ungefähres<br />

Einsatzgebiet<br />

GRIECHENLAND<br />

Athen<br />

Kreta<br />

TÜRKEI<br />

ÄGYPTEN<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />

Bundestag, Henning Otte, sprach<br />

sich für die Prüfung eines möglichen<br />

Bundeswehreinsatzes erst<br />

nach einem Waffenstillstand aus.<br />

„Das Waffenembargo muss gestärkt<br />

und ein tragfähiger Waffenstillstand<br />

erreicht werden. In einem nächsten<br />

Schritt können wir prüfen, wie auch<br />

die Bundeswehr hierzu beitragen<br />

kann“, sagte der CDU-Politiker der<br />

Rheinischen Post. Dabei gehe es um<br />

einen gemeinsamen Beitrag mit<br />

den europäischen Partnernund unter<br />

dem Dach der Vereinten Nationen,<br />

sagte Otte.„Deutschland steht<br />

weiter zu seiner Verantwortung für<br />

Stabilität in unserer Nachbarschaft.“<br />

Verteidigungsministerin Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer hatte<br />

schon vor der Konferenz gesagt,<br />

wenn ein nachhaltiger Waffenstillstand<br />

vereinbart sei und international<br />

abgesichertwerden müsse,„wird<br />

natürlich auch die Frage kommen,<br />

wie soll das geschehen“. Dass sich<br />

dann Deutschland „mit der Frage<br />

auseinandersetzen muss, was können<br />

wir dazu einbringen, das ist vollkommen<br />

normal“.<br />

Der Wehrbeauftragte des Deutschen<br />

Bundestags, Hans-Peter Bartels,<br />

hält eine Libyen-Mission trotz<br />

knapper Ressourcen bei der Bundeswehr<br />

für leistbar.„Am Ende ist es immer<br />

eine Frage, woman Prioritäten<br />

setzt. Wenn es eine neue wichtige<br />

Aufgabe gäbe,würde man das sicher<br />

hinbekommen“, sagte Bartels der<br />

Passauer Neuen Presse. Allerdings<br />

stehe diese Entscheidung noch nicht<br />

an.„Man sollte jetzt nicht den dritten<br />

Schritt vordem zweiten machen. Ob<br />

eine Militärmission in Libyen unter<br />

Führung der UN oder der EU sinnvoll<br />

ist, hängt davon ab, dass es das,<br />

was man überwachen will, in der<br />

Praxis tatsächlich gibt: nämlich einenWaffenstillstand<br />

und einen Plan,<br />

zum Frieden überzugehen.“<br />

Folgen des Sturzesvon Gaddafi<br />

In Libyen war nach Sturz und Tötung<br />

des langjährigen Machthabers<br />

Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg<br />

ausgebrochen. Die Regierung<br />

von Ministerpräsident Al-Sarradsch<br />

ist international anerkannt,<br />

hält aber nur kleine Gebiete rund<br />

um die Hauptstadt Tripolis im Westen<br />

des Landes.Gegen Al-Sarradsch<br />

kämpft der General Chalifa Haftar<br />

mit seinen Verbündeten, die weite<br />

Teile des ölreichen Landes beherrschen<br />

und ebenfalls aus dem Ausland<br />

unterstützt werden. (AFP)


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

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Hauptstadt<br />

Arbeit und Soziales<br />

Inneres, Bau und Heimat<br />

Justiz und Verbraucherschutz<br />

Gesundheit<br />

Auswärtiges Amt<br />

Finanzen<br />

Petitionen nach<br />

Ressort 2018<br />

2087<br />

Verkehr und digitale<br />

Infrastruktur<br />

Wirtschaft<br />

und Energie<br />

1925<br />

Umwelt,<br />

Naturschutz,<br />

nukleare<br />

Sicherheit<br />

Deutscher<br />

Bundestag<br />

356<br />

271<br />

1119<br />

1485 Verteidigung Bildung,<br />

Forschung<br />

Bundespräsidialamt<br />

Bundesrat<br />

1694<br />

Familie,<br />

Ernährung<br />

Bundeskanzleramschaft<br />

Frauen, 198 185 Wirtschaftliche<br />

Landwirt-<br />

Senioren,<br />

Jugend<br />

Zusammenarbeit<br />

232<br />

und Entwicklung<br />

256<br />

1005<br />

34 15 2<br />

718<br />

538<br />

500<br />

Petitionen in Deutschland<br />

auf eine Million der Bevölkerung des jeweilien Bundeslandes, 2018<br />

bis 120<br />

121 -140<br />

141 -160<br />

161 -180<br />

über 180<br />

Zahl der Petitionen im zeitlichen Verlauf<br />

25 000<br />

20 000<br />

Bremen<br />

113<br />

Niedersachsen 171<br />

Nordrhein-<br />

Westfalen 129<br />

Hessen<br />

Rheinland-<br />

Pfalz<br />

Saarland 173<br />

117<br />

Baden-Württemberg 119<br />

Schleswig-<br />

Holstein 171<br />

Hamburg<br />

151<br />

128<br />

Sachsen-Anhalt 144<br />

128<br />

133<br />

Mecklenburg-<br />

152 Vorpommern<br />

280<br />

Bayern<br />

199<br />

Thüringen<br />

Brandenburg<br />

194<br />

Berlin<br />

Sachsen<br />

23 960<br />

Direkter Draht<br />

Über den Petitionsausschuss kann sich jeder ohne Umwege an den<br />

Bundestag wenden. Und bekommt auch eine Antwort<br />

VonTanja Brandes, Eric Beltermann und Isabella Galanty<br />

Wann hat man als Bürger mit dem Deutschen Bundestag<br />

schon ganz konkret zu tun? „Bei den Wahlen alle<br />

vier Jahre oder wenn man vielleicht mal von einem<br />

Abgeordneten eingeladen wird“, sagt Marian Wendt.<br />

„Und eben über das Petitionsrecht. Durch die Petitionen, die bei<br />

uns eingehen, sehe ich, was die Menschen bewegt und wo im Alltag<br />

Probleme liegen.“<br />

Seit fast zwei Jahren ist Wendt Vorsitzender des Petitionsausschuss<br />

im Bundestag. In dieser Zeit hat der CDU-Politiker einen<br />

ziemlich guten Einblick in die Probleme der Menschen bekommen,<br />

die sich an den Ausschuss wenden. Es gibt Ärger mit einer<br />

Behörde.Die Sanierung einer Schule ist überfällig. DieÄnderung<br />

des Waffenrechts wird gefordert oder mehr Engagement fürs<br />

Klima. Undhin und wieder erlebt der 34-Jährige auch, dass nicht<br />

nur alltägliche Dinge die Bürger umtreiben. Vorwenigen Wochen<br />

forderte ein Petent,die Oblast Kaliningrad solle das 17. deutsche<br />

Bundesland werden: Neu-Ostpreußen. Und regelmäßig landet<br />

auf Wendts Schreibtisch eine Petition, deren Verfasser darauf<br />

drängt, Deutschland möge die Besiedelung eines anderen Planeten<br />

vorbereiten –umgewappnet zu sein, wenn der Todessterndie<br />

Erde zerstört. Absurdoder nicht –auch bei diesen Petitionen gibt<br />

es ein reguläres Verfahren. „Staats- und völkerrechtlich wäreesja<br />

theoretisch möglich, dass Russland sagt: ‚Ihr könnt Kaliningrad<br />

haben, wir haben daran kein Interesse mehr, nennt es, wie ihr<br />

wollt.‘ Politisch ist das natürlich völlig abwegig.“ Trotzdem bekommt<br />

auch dieser Petent ein Schreiben mit der Erklärung,<br />

warum seine Forderungnicht umsetzbar ist. Solange es keine Bedrohung<br />

oder Beleidigung sei, werde jede Petition ernstgenommen,<br />

sagt Wendt. „Egal wie absurd.“<br />

Mehr als 13 000 Petitionen erreichen den Bundestagsausschuss<br />

jedes Jahr. Die meisten davon sind Einzelpetitionen. Undobnun<br />

eine Schule saniertoder ein fremder Planet besiedelt werden soll –<br />

jede bekommt Aufmerksamkeit. „Das Petitionsrecht ist ein Jedermannsrecht“,<br />

sagt Marian Wendt. „Jeder kann eine Petition einreichen,<br />

unabhängig vom Alter oder der Staatsangehörigkeit –und<br />

22 144<br />

für alle gelten die gleichen Kriterien. Wirunterscheiden da nicht.“<br />

Die Petition muss allerdings auf Deutsch abgefasst, verständlich<br />

und unterschrieben sein –und mit einer Adresse versehen. BeiÄrger<br />

mit Behörden reiche oft eine Stellungnahme des zuständigen<br />

Bundesministeriums,damit ein Sachverhalt erneut geprüft werde.<br />

Außerdem wird die Petition vom Ausschuss bewertet und geht<br />

dann an mindestens zwei zuständige Abgeordnete –jeweils einen<br />

vonder Koalition und der Opposition. Es ist eine aufwendige Prozedur,<br />

die auch Wendt oft zu lange dauert. Etwa, wenn die Abstimmung<br />

im Parlament ansteht, bevor die vierwöchige Mitzeichnungsfrist<br />

einer Petition abgelaufen ist. Manarbeite daran,<br />

die Abläufe zu beschleunigen, sagt Wendt.<br />

Fast alle der rund 800 Petitionen, die zurVeröffentlichung beantragt<br />

werden, würden übrigens freigeschaltet. „Nur in manchen<br />

Fällen muss manabwägen:Wann geht es einfach darum, inhaltlich<br />

unterschiedliche Positionen zu diskutieren und wann ist die Diskussion<br />

an sich schon schädlich?“ Eine Petition, in der gefordert<br />

wurde,die Verwendung vonHakenkreuzen nicht mehr strafrechtlich<br />

zu verfolgen, war so ein Fall. „Mit der Veröffentlichung einer<br />

solchen Petition auf der Seite des Bundestages würde man eine<br />

Grenze überschreiten, die wir ziehen müssen –gerade aufgrund<br />

unserer Geschichte.“ Diemeisten Anliegen sind weit weniger heikel.<br />

Etwa 15 Prozent der Petitionen fallen in den Bereich Arbeit und<br />

Soziales,bei fast ebensovielen geht es um Innenpolitik.<br />

Zu Petitionen, die innerhalb von vier Wochen mindestens<br />

50 000 Unterstützern finden, gibt es öffentliche Sitzungen des<br />

Ausschusses. Die Petenten können dort ihr Anliegen vor der<br />

Presse und Zuschauern vortragen. Das garantiert einer Petition<br />

mehr Aufmerksamkeit –was nicht heißt, dass sie auch mehr Aussicht<br />

auf Erfolg hat. „Für uns als Ausschuss spielt es keine Rolle,<br />

ob ein Verein eine Petition einreicht oder Herr Müller,obsie von<br />

einer Person unterzeichnet wurde oder von50000. DerAufwand<br />

ist der gleiche.“ Es wird eben jede Petition ernstgenommen.<br />

Selbst, wenn das angesichts der Forderungen hier und da sicher<br />

auch mal schwerfällt.<br />

15 000<br />

10 735<br />

10 992<br />

10 000<br />

1980 ’85 ’90 ’92<br />

’95 ’00<br />

’05 ’10 ’15 2018<br />

13 832<br />

11 236<br />

13 189<br />

QUELLE: BUNDESTAG<br />

PLATZ DER REPUBLIK<br />

Abgeordnete<br />

und Abstinenz<br />

Christine Dankbar<br />

freut sich auf die Fastenzeit.<br />

Esgibt ein Thema, über das sich<br />

alle Parteien einig sind. Das<br />

kommt im politischen Berlin sehr<br />

selten vor. Es ist noch dazu eine politische<br />

Fragestellung, die ein gewisses<br />

selbstkritisches Element enthält: Nahezu<br />

alle Bundestagsabgeordneten<br />

(MdB) sind der Meinung, dass es zu<br />

viele vonihnen gibt.<br />

Das klingt jetzt ein bisschen so,<br />

als hätte der politikerfeindliche Populismus<br />

schon bei den Protagonisten<br />

selbst Einzug gehalten. Natürlich<br />

ist das nicht der Fall, jedenfalls nicht<br />

bei dieser Angelegenheit. An die 709<br />

Abgeordneten, die derzeit im Bundestag<br />

sitzen, hat man sich ja schon<br />

gewöhnt. Nach außen fällt das auch<br />

nicht so auf, weil ja selten alle im Plenum<br />

sitzen. Doch die Politiker aller<br />

Parteien fürchten sich vor den<br />

nächsten Bundestagswahlen –und<br />

wir reden hier jetzt mal nicht über<br />

die Umfragewerte der Parteien.<br />

Die sind zumindest für die ehemaligen<br />

Volksparteien CDU und<br />

SPD ernüchternd bis verheerend.<br />

Nach der jüngsten Umfrage mit der<br />

so genannten Sonntagsfrage (Wen<br />

würden Sie wählen, wenn am Sonntag<br />

Wahltag wäre?) läge die Union<br />

mit 27,5 Prozent zwar noch an der<br />

Spitze der Wählergunst. Die SPD<br />

kommt gerade mal auf 13 Prozent<br />

und liegt damit hinter den Grünen<br />

liegt (21 Prozent) und auch hinter<br />

der AfD (15 Prozent). Die Linke und<br />

die FDP finden sich bei 9,5 Prozent<br />

bzw.8,5 Prozent. Damit kann man sicher<br />

sagen, dass es auch im nächsten<br />

Bundestag wieder sechs Fraktionen<br />

geben wird. Wie viele Abgeordnete<br />

zur konstituierenden Sitzung auf<br />

den leuchtend blauen Stühlen Platz<br />

nehmen werden, kann man aus diesem<br />

Ergebnis nicht ablesen. DieTendenz<br />

ist allerdings klar:Stimmen die<br />

Deutschen wirklich so ab werde es<br />

mehr als 709 Abgeordnete werden.<br />

Damit würde der Bundestag seine eigene<br />

Rekordzahl weiter steigern.<br />

Vorden denWählernsieht man so<br />

natürlich ganz schlecht aus,weshalb<br />

jetzt, gewissermaßen auf den letzten<br />

Drücker, eine gewisse Betriebsamkeit<br />

hinter den Kulissen eingesetzt<br />

hat. Auch wenn die große Koalition<br />

halten sollte, wonach es bisher ja<br />

wieder aussieht, wird im nächsten<br />

Jahr gewählt. Für ein neues Wahlgesetz<br />

ist es jetzt also höchste Zeit.<br />

An dieser Stelle kann man sich<br />

den Bundestag ein bisschen vorstellen,<br />

wie einen Basar, aufdem lebhaft<br />

gefeilscht und geschimpft wird. Da<br />

das allen aber auch ein bisschen<br />

peinlich ist, versucht man die Debatte<br />

möglichst internzuführen.<br />

Das liegt aber auch an den Argumenten,<br />

die zum Teil leicht zu<br />

durchschauen sind. Die Union etwa<br />

möchte gerne jene Abgeordnetensitze<br />

einsparen, die an die Opposition<br />

gehen würden. So machte<br />

jüngst ein Vorschlag die Runde, der<br />

der Fraktion mit einem der schlechtesten<br />

Wahlergebnisse der Nachkriegszeit<br />

dennoch die absolute<br />

Mehrheit der Mandate einbringen<br />

würde. Selbstverständlich unannehmbar<br />

für die Opposition, die ihrerseits<br />

die Zahl der Direktmandate<br />

reduzieren möchte.Sie ahnen sicher,<br />

welche Seite besonders viele Direktmandate<br />

gewinnt.<br />

Doch bald ist ja Fastenzeit, da<br />

lässt sich ein gemeinsamer Verzicht<br />

vielleicht eher durchsetzen. Andernfalls<br />

müssen mehr leuchtend blaue<br />

Stühle bestellt werden.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 7<br />

·························································································································································································································································································<br />

Wirtschaft<br />

MÄRKTE<br />

NACHRICHTEN<br />

DAX-30 in Punkten<br />

22.10.19<br />

22.10.19<br />

▼ 13542,10 (–0,05 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

22.10.19<br />

Stand der Daten: 21.01.2020 (16:45 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

21.1.20<br />

▼ 64,98 (–0,37 %)<br />

21.1.20<br />

▲ 1,1115 (+0,27 %)<br />

Quelle<br />

aus DAXund MDAX vom21.01.zum Vortag<br />

21.1.20<br />

Hugo Boss NA 46,39 +6,18 WWWWWWWWWWW<br />

Cancom 54,00 +2,96 WWWWWW<br />

Fresenius 49,27 +1,65 WWWW<br />

Fresenius M. C. St. 69,74<br />

+1,28 WWW<br />

Covestro 41,28 +1,10 WWW<br />

Zalando 46,76 +1,08 WWW<br />

Verlierer<br />

ausDAX und MDAXvom 21.01. zumVortag<br />

Fuchs Petrolub Vz. 41,94 WWWWWWWW –4,16<br />

Siltronic NA 88,78 WWWWWWW –3,73<br />

Lufthansa vNA 14,42 WWWWWWW –3,51<br />

Kion Group 60,42 WWWWWW –3,11<br />

Varta 90,00 WWWWW –2,49<br />

Uniper NA 29,01 WWWW –2,03<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 21.01. ±% z. 20.01.<br />

Euro Stoxx 50(EU) –0,41<br />

3814/3094 3783,63<br />

CAC 40(FR) – 0,65<br />

6110/4820 6039,10<br />

S&P UK(UK) –0,56<br />

1562/1363 1534,24<br />

RTS (RU) – 0,79<br />

1652/1152 1633,53<br />

IBEX (ES) –0,62<br />

9710/8409 9598,50<br />

Dow Jones (US) –0,29<br />

29374/24307 29264,29<br />

Bovespa (BR) +0,13<br />

118861/89409118513,00<br />

Nikkei (JP) – 0,91<br />

24116/20111 23864,56<br />

Hang Seng (HK) –2,71<br />

30280/24900 28019,85<br />

Stx Singap. 20 (SG) –1,35<br />

1674/1464 1651,16<br />

Ratenkredite 10.000 Euro<br />

Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />

Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />

Deutsche Skatbank<br />

skatbank.de 2,89 2,89 2,89<br />

EthikBank<br />

ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />

DKB Deutsche Kreditbank<br />

dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />

SWK Bank<br />

couchkredit.de 3,49 3,49 3,49<br />

netbank<br />

netbank.de 3,59 3,59 3,59<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 3,25 3,25 3,25<br />

ING<br />

ing.de 3,99 3,99 3,99<br />

Targobank<br />

targobank.de 3,75 3,75 3,75<br />

Postbank<br />

postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />

Deutsche Bank<br />

deutsche-bank.de 3,89 3,89 3,89<br />

BBBank<br />

030 202480 1,98 1,98 1,98<br />

PSD Berlin-Brandenburg<br />

psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />

Pax-Bank<br />

pax-bank.de 3,99 3,99 3,99<br />

ABK Allgemeine Beamten Bank *<br />

030/28535200 4,29 4,29 3,19<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />

0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />

Mittelwert von 70 Banken 3,80 3,89 3,97<br />

*Konditionen gelten für Beamte/Angestellte im öffentlichen Dienst.<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung<br />

Logistikzentrum von AmazoninLeipzig.<br />

Von Alexander Krenn<br />

Deutschland will raus aus der<br />

Kohle.Der Fahrplan dafür steht.<br />

Bis 2038 soll Kohlestrom im deutschen<br />

Netz keinen Platz mehr finden.<br />

Die entsprechenden Kraftwerke sollen<br />

in zwei Wellen abgeschaltet werden.<br />

DieVereinbarungzwischen der<br />

Bundesregierung und den Kohleländernbirgt<br />

allerdings Widersprüche.<br />

Noch 2020 soll ein neues Steinkohlekraftwerk<br />

in Betrieb genommen<br />

werden: Datteln 4inNordrhein-<br />

Westfalen. Weniger Kohlestrom<br />

durch neue Kohlekraftwerke? Genau<br />

an diesem Punkt schlägt der Bundesregierung<br />

Entsetzen von Klimaschützern<br />

und Teilen der früheren<br />

Kohlekommission entgegen, die die<br />

Vorarbeit für den Kohlekompromiss<br />

Wildes Wachstum<br />

Während der Internethandel kräftig zulegt, kommen immer weniger Kunden in die Läden<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Dagibt es wohl kein Halten<br />

mehr:„Einzel- und Großhandel<br />

werden digital<br />

oder verschwunden<br />

sein“, sagt Christoph Wenk-Fischer,<br />

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes<br />

E-Commerce und Versandhandel<br />

(BEVH). Als Bestätigung<br />

dieser These führt erdas Rekordjahr<br />

2019 an. Das hat für seine Branche<br />

wiederzweistelligeZuwachsratengebracht.<br />

Undinden letzten drei Monaten<br />

des vergangenen Jahres hat derE-<br />

Commerce in einem Quartal erstmals<br />

mehr als 20 Milliarden Euro umgesetzt.<br />

Derweil warnt der Handelsdachverband<br />

HDE vor einer beschleunigten<br />

Verödung der Innenstädte.<br />

2019 haben die Online-Händler<br />

fast 73 Milliarden Euro eingenommen,<br />

was nach BEVH-Berechnungen<br />

einemPlusvon11,6ProzentzumVorjahr<br />

entspricht. Getrieben wird der<br />

Boom von einer höheren Frequenz.<br />

JederdritteKundeordertmittlerweile<br />

mehrmalspro Woche –Bestellen per<br />

Internet wird immer stärker ins alltägliche<br />

Verhalten integriert. Das<br />

wird noch durch moderne Smartphones<br />

erleichtert, die die Käufer immer<br />

bei sich tragen und deren große<br />

Touchscreens das Ordern immereinfacher<br />

machen. Schon fast die Hälfte<br />

allerBestellungen wirdmit schlauen<br />

Handys vollführt.<br />

Wenk-Fischer geht davon aus,<br />

dass sich der Trend in diesem Jahr<br />

Raumplanung: Der Handelsverband<br />

HDE hat einen<br />

Forderungskatalog mit elf<br />

Punkten vorgelegt. Verlangt<br />

wird etwa, dass Kommunen<br />

ihre veraltete Raumplanung<br />

aktualisieren, die häufig<br />

noch nicht „die Umsatzabflüsse<br />

des stationären Handels<br />

zugunsten des Online-<br />

Handels berücksichtigen“.<br />

FORDERUNGEN DES HANDELSVERBANDS<br />

weiterverstärkenwird.Ererwarteterneut<br />

ein zweistelliges Umsatzplus,<br />

aber nur gerade so. Nämlich von<br />

10 Prozent wegen der „gedämpften<br />

Konjunkturaussichten“. Gleichwohl<br />

würde damit die Umsatz-Schwelle<br />

von80Milliarden Euro geknackt.<br />

Einer der Träger des Wachstums<br />

wirdmutmaßlich der Internethandel<br />

mit dem sein, was der VerbandWaren<br />

des „täglichen Bedarfs“ nennt. Gemeint<br />

sind Drogerieartikel, Tiernahrung<br />

und vor allem Lebensmittel.<br />

Letztere erzielten im abgelaufenen<br />

Jahr miteinem Plus von17,3Prozent<br />

die höchste Zuwachsrate aller Warengruppen.<br />

Lebensmittel hinkten<br />

lange im Onlinehandel hinterher.<br />

Marktforscher behaupteten sogar,<br />

die Dinge,die es im Supermarkt gibt,<br />

„Völlig falsches Signal“<br />

Streit überKraftwerk Datteln 4eskaliert.Knapp 5Milliarden Euro Hilfe fürKumpel geplant<br />

Deregulierung: Auch soll es<br />

weitere Deregulierungen geben<br />

–wie mehr verkaufsoffene<br />

Sonntageund eine Lockerung<br />

der Regeln für die<br />

nächtliche Anlieferung von<br />

Geschäften. Auch müssten<br />

Handel und Immobilieneigentümer<br />

wieder zu einer<br />

„Mietpartnerschaft“ zusammenfinden.<br />

Immobilienboom: Dahinter<br />

steckt ein Mechanismus, der<br />

vorallem mit dem Immobilienboom<br />

zu tun hat. Gerade<br />

Fachgeschäfte können sich<br />

in Innenstädten wegenteils<br />

massiv steigender Mieten<br />

nicht mehr halten. Wo früher<br />

Haushaltswaren verkauft<br />

wurden, machen sich nun<br />

Fast-Food-Ketten breit.<br />

der Regierung geleistet hat. Acht der<br />

28 Mitglieder der Kohlekommission<br />

haben ihren Ärger nun öffentlich gemacht.<br />

DerPlander Regierung sei ein<br />

„völlig falsches Signal“, sagte die Co-<br />

Vorsitzende der Kommission, Barbara<br />

Praetorius.Die Einigung zwischen<br />

Wirtschaft, Politik und Umweltorganisationen<br />

sei „an entscheidenden<br />

Stellen aufgekündigt“. Für Datteln 4<br />

hatte die Kommission eine klare<br />

Empfehlung: keine neuen Kraftwerke<br />

in Betrieb nehmen.<br />

Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />

(CDU) kontert: Es sei besser,<br />

alte Kraftwerke mit hohem CO 2 -Ausstoß<br />

stillzulegen und dafür das effizientereneue<br />

Werk Datteln4ans Netz<br />

zu nehmen. Allerdings wirddas umstrittene<br />

neue Werk nach Berechnungen<br />

desUmweltministeriums jedoch<br />

über seine Laufzeit rund zehn<br />

Millionen Tonnen CO 2 mehr ausstoßen<br />

als ältereKraftwerke mit der gleichen<br />

Leistung. Datteln wird voraussichtlichmehrausgelastet<br />

sein als ältere<br />

Blöcke, die weit unterhalb ihrer<br />

vollen Leistungsfähigkeit betrieben<br />

werden. Für Datteln wird 2024 das<br />

Braunkohlekraftwerk Schkopau in<br />

Sachsen-Anhalt stillgelegt.<br />

Laut Altmaier und Nordrhein-<br />

Westfalens Ministerpräsident Armin<br />

Laschet (CDU), in dessen Bundesland<br />

Datteln liegt, geht es aber auch<br />

um Geld. Uniper habe einen Rechtsanspruch<br />

darauf, das Kraftwerk in<br />

Betrieb zu nehmen, hießtesimWirtschaftsministerium.<br />

Andernfalls wären<br />

milliardenschwere Entschädigungen<br />

zu zahlen.<br />

Unterdessen soll Arbeitnehmern<br />

FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE<br />

könnten niemals einen merklichen<br />

Marktanteil im E-Commerce erreichen.<br />

Inzwischen ist klar, dass sich so<br />

gut wie alles über das Internet verkaufen<br />

lässt. Allerdings ist die Lebensmittelsparte<br />

mit einem Umsatz<br />

von 1,6 Milliarden Euro noch immer<br />

etwas unterbelichtet. Es dominieren<br />

die klassischen Kategorien Bekleidung<br />

(14,3 Milliarden Euro) und<br />

Elektronik (13,2 Milliarden Euro). Bemerkenswert<br />

an diesen Zahlen ist,<br />

dass trotz des großen Volumens das<br />

Plus über dem Durchschnitt lag. Das<br />

gilt auch für Artikel, die mit der Einrichtung<br />

zu Hause zu tun haben.Die<br />

Zuwachsrate kletterte bei Möbeln,<br />

Lampen, Heimtextilien und Haushaltsgeräten<br />

auf 13,5 Prozent.<br />

Für Wenk-Fischer ist klar,dass geradeGrundsätzlichesgeschieht:„Das<br />

digitale Geschäft ist der Motor des<br />

Handels, und Plattformen werden<br />

mehrund mehr zum Betriebssystem<br />

der gesamten Wertschöpfungskette.“<br />

Der BEVH legte am Dienstag ein<br />

Weißbuch vor, das die Transformationzum<br />

„neuen Handel“ beschreibt.<br />

Ein von Branchenkennern vielfach<br />

gelobtesExempel ist dieWebsite des<br />

Sportartiklers Adidas. Dort wird eine<br />

VielfaltanProdukten präsentiert,die<br />

in keinem stationären Laden mehr<br />

erreicht werden kann – etwa mit<br />

mehreren hundert Lifestyle-Sportschuh-Modellen.<br />

An vielen traditionellen<br />

stationärer Händlern ist diese<br />

Entwicklung offenbar vorbei gegangen:<br />

Die Umsätzevon derenOnlineshops<br />

legten mit 8,2Prozent deutlich<br />

unter dem Marktniveau zu.<br />

Als Schattenseite des Onlinebooms<br />

sieht der Handelsdachverband<br />

HDE Innenstädte als bedrohte<br />

Lebensräume. Vor allem mittelständische<br />

Unternehmen beklagten, dass<br />

immer weniger Kunden den Wegin<br />

ihre Läden finden. Die Folgeprobleme<br />

zeigten Zahlen des Handelsforschungsinstituts<br />

IFH: In den vergangenen<br />

fünf Jahren ist die Zahl der<br />

Standorte im deutschen Einzelhandel<br />

um rund 29000 geschrumpft.<br />

„Die Probleme der Händler bringen<br />

ganze Innenstädte ins Wanken. Wo<br />

der Handelstirbt,sterben Stadtzentren<br />

und Dorfgemeinschaften“, so<br />

HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan<br />

Genth ineinem Brief an Bundesinnenminister<br />

Horst Seehofer (CSU).<br />

in Kohleregionen beim Kohleausstieg<br />

mit bis zu 4,8 Milliarden Euro<br />

der Übergang in die Rente erleichtert<br />

werden. Das geht aus dem Entwurf<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

für das Kohleausstiegsgesetz hervor.<br />

Zwei Drittel soll der Bund zahlen, ein<br />

Drittel betroffene Bundesländer.<br />

Das Anpassungsgeld können<br />

Arbeitnehmer bekommen, die in<br />

Braunkohlekraftwerken und -tagebauen<br />

sowie in Steinkohlekraftwerken<br />

arbeiten, mindestens 58 Jahrealt<br />

sind und wegen des Kohleausstiegs<br />

bis zum Jahr 2038 den Job verlieren.<br />

Es kann einen Zeitraum von höchstensfünfJahrebiszumRenteneintritt<br />

überbrücken. Wenn sie wegen eines<br />

früheren Renteneintritts dann weniger<br />

Rente bekommen, kann das<br />

ebenfalls ausgeglichen werden.<br />

Mehrfachbeschäftigung<br />

nimmt zu<br />

ArbeitsministerHubertus Heil (SPD)<br />

hat sich besorgt über den Anstieg<br />

vonMehrfachbeschäftigung in<br />

Deutschland gezeigt. „Nicht jede<br />

Form vonNebenbeschäftigung ist<br />

schon ein sozialer Skandal, aber es<br />

gibt Bereiche,damuss uns das mit<br />

Sorgeumtreiben“, sagte Heil. Es gebe<br />

Fälle,bei denen ein Arbeitsplatz<br />

nicht mehr zum Leben reiche.„Tatsacheist:<br />

Wirhaben nach wie vorin<br />

Deutschland einen sehr festen Sockel<br />

vonNiedriglöhnen, und darüber<br />

müssen wir reden“, sagte Heil.<br />

Es gebe aber auch Situationen, in<br />

denen Menschen gerneinen Nebenjob<br />

machen. DieZahl derMenschen<br />

mit Nebenjob ist weiter angestiegen.<br />

Ende Juni 2019 waren rund 3538 000<br />

Mehrfachbeschäftigte registriert, so<br />

die Bundesagentur für Arbeit. (dpa)<br />

Frankreich und USA wollen<br />

sich im Steuerstreit einigen<br />

Frankreichwill sich laut Finanzminister<br />

Bruno Le Maireandiesem<br />

Mittwoch mitden USAauf einen<br />

gemeinsamenPlan zur Besteuerung<br />

großer Digitalkonzerne einigen.<br />

Dasgemeinsame Ziel sei„eine<br />

gerechteBesteuerungdigitalerAktivitätenineineminternationalen<br />

Rahmen“.Die VereinigtenStaaten<br />

hatten Frankreich mit Strafzöllen<br />

gedroht,weil ParisimJahr 2019eine<br />

Digitalsteuer eingeführthatte,die<br />

hauptsächlich große US-Konzerne<br />

wie Googleoder Facebooktrifft. Der<br />

französischePräsidentEmmanuel<br />

Macron habe in einem Telefonat<br />

mit US-Präsident DonaldTrump<br />

vereinbart,jedeEskalationzuvermeiden.<br />

(dpa)<br />

Höhere Ticketpreise<br />

bei Easyjet<br />

Easyjet-Maschineauf demFlughafen<br />

Schönefeld. FOTO: STEFFEN KUTTNER/IMAGO IMAGES<br />

HöhereTicketpreise im Weihnachtsquartal<br />

haben den Ausblick beim<br />

britischen Billigflieger Easyjet verbessert.<br />

Im gesamtenWinterhalbjahr<br />

vonOktober bisMärzdürfteder<br />

saisontypische Verlust vorSteuern<br />

geringer ausfallen als ein Jahr zuvor,<br />

teilte Easyjet mit. Firmenchef Johan<br />

Lundgren führte die Entwicklung<br />

auch auf den allgemein gebremsten<br />

Ausbau des Flugangebots europäischer<br />

Airlines zurück. Fluggesellschaften<br />

schreiben im reiseschwachen<br />

Winterhalbjahr in der Regel rote<br />

Zahlen, ihreGewinne fliegen sie<br />

vorallem im Sommer ein. (dpa)<br />

Spielbanken ziehen mehr<br />

Besucher an<br />

Diestaatlich konzessionierten Spielbanken<br />

in Deutschland haben im<br />

vergangenen Jahr deutlich mehr Besucher<br />

angezogen und Geld eingenommen.<br />

6,4 Millionen Spieler sorgten<br />

2019 an Automaten und Tischen<br />

für ein Plus beim Bruttospielertrag<br />

(BSE) von25,6 Prozent auf mehr als<br />

860 Millionen Euro,teilteder Vorstandschef<br />

des Deutschen Spielbankenverbandes,OttoWulferding,<br />

in<br />

Baden-Baden mit. DerBSE gibt die<br />

Differenz zwischen den Einsätzen<br />

und den Gewinnen der Spieler an<br />

und entspricht dem Umsatz. 2018<br />

waren rund 5,7 Millionen Besucher<br />

in die Casinos gekommen. (dpa)


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Fahrverbote<br />

ZITAT<br />

Eine Frage<br />

des Stils<br />

Julia Haak<br />

begrüßt die klimaneutrale Stadt<br />

und zweifelt trotzdem am Erfolg.<br />

Verbot und Verbannung –schön klingt<br />

das nicht. Berlins Verkehrs- und Umweltsenatorin<br />

Regine Günther geht gerade<br />

mit Plänen an die Öffentlichkeit, die<br />

viele <strong>Berliner</strong> als Zumutungen empfinden<br />

werden. In zehn Jahren sollen innerhalb<br />

des S-Bahnrings keine Autos mit Verbrennungsmotoren<br />

mehr fahren. Und die Senatorin<br />

hat noch mehr vor. Noch ein paar<br />

Einschränkungen und finanzielle Strafen<br />

für jedes Verhalten, das mit Emissionen<br />

verbunden ist: Citymaut, Nahverkehrsabgabe,<br />

mehr Parkraumbewirtschaftung,<br />

Solarpflicht, Verbot vonÖlheizungen. Der<br />

ADAC spricht bereits in Bezug auf den<br />

Rausschmiss der Verbrenner aus dem Innenstadtgebiet<br />

von einem Klima der<br />

Angst, das Günther schüre.<br />

Bevormundung, auf diesen Vorwurf<br />

wird sich die Diskussion nun verkürzen.<br />

Wasdahinter steht, wirdvorerst niemand<br />

sehen. Schade.Denn es könnte doch sein,<br />

dass die Umweltsenatorin recht hat.<br />

Erst im Dezember hatte sich der Senat<br />

auf einen Klimaplan geeinigt. Die Klimanotlage<br />

wurde ausgerufen. So schnell, wie<br />

es eben geht, soll Berlin nun klimaneutral<br />

werden. Bis 2050 soll der CO 2 -Ausstoß<br />

drastisch reduziert werden: im Vergleich<br />

zu den Werten Anfang der 90er-Jahre um<br />

85 Prozent. Alles, jedes Vorhaben des<br />

Landes soll darauf hin überprüft werden,<br />

ob es die Klimabilanz verschlechtertoder<br />

verbessert. Dass wir im Rahmen eines solchen<br />

Plans auch die Formen der Fortbewegung<br />

in der Stadt drastisch verändern<br />

müssen, sollte eigentlich jedem klar sein.<br />

Es ist allerdings etwas anderes,obman<br />

pauschal über Klimaneutralität spricht<br />

oder das eigene Auto abschaffen muss.<br />

Notwendig ist es. Erreicht werden kann<br />

die Verkehrswende allerdings nur, wenn<br />

die <strong>Berliner</strong> sie auch akzeptieren.<br />

Corona-Virus<br />

Der Erreger und<br />

die Erregung<br />

Rasmus Buchsteiner<br />

glaubt, dass zur Beunruhigung hierzulande<br />

kein Anlass besteht.<br />

Ein bislang unbekannter Virus aus<br />

Asien, der nun nach Europa eingeschleppt<br />

werden könnte. Eine mysteriöser<br />

Lungenkrankheit, die bei der Weltgesundheitsorganisation<br />

zu Krisensitzungen<br />

führt. Dassind Nachrichten mit Gruselfaktor.<br />

Schon erklingt der Ruf nach<br />

Fieberkontrollen an Flughäfen. Doch aus<br />

deutscher oder europäischer Sicht wäre<br />

das zumindest jetzt noch eine übertriebene<br />

Maßnahme.<br />

Es handelt sich um einen Erreger ähnlich<br />

jenem, der 2003 ausgehend von<br />

China zu einer Pandemie mit hunderten<br />

Toten geführt hatte. Man kann nicht sagen,<br />

dass die Volksrepublik beim damaligen<br />

Ausbruch vonSars ein Musterbeispiel<br />

von Transparenz und Kooperation mit<br />

den internationalen Gesundheitsbehörden<br />

war. Man sollte also über nationale<br />

und europäische Vorsorgemaßnahmen<br />

nachgedenken.<br />

Doch dabei gilt es, auf alles, was Pandemie-Panik<br />

unnötig befördern könnte,<br />

zu verzichten. Folgt man nämlich den<br />

Einschätzungen der Experten hierzulande,ist<br />

das Corona-Virus deutlich weniger<br />

gefährlich als der Sars-Erreger, der<br />

2003 Angst und Schrecken verbreitete.<br />

ZurErinnerung: Damals gab es laut Weltgesundheitsorganisation<br />

weltweit 8096<br />

Infektionen, in 774 Fällen waren sie tödlich.<br />

Auch wenn es zynisch anmuten mag,<br />

muss man die Zahlen ins Verhältnis setzen:<br />

Bei der Grippewelle 2017/18 starben<br />

nach offizieller Schätzung mehr als 25 000<br />

Menschen. Diese Zahl hat einen hohen<br />

Gruselfaktor, dasie sich wohlgemerkt allein<br />

auf Deutschland bezieht. Allzu große<br />

Erregung über den neuen Erreger aus<br />

dem fernen China ist daher zumindest bis<br />

jetzt nicht angebracht.<br />

Davos wird grün.<br />

Theaterregisseure dürften beim<br />

Blick auf den Schweizer Alpenort<br />

Davos vor Neid erblassen. Dort ist<br />

es den Organisatoren des Weltwirtschaftsforums<br />

gelungen, das Drama der Gegenwart<br />

auf die Bühne zu bringen. In den<br />

Hauptrollen: Donald Trump und Greta<br />

Thunberg. DerUS-Präsident und die Schülerin<br />

lieferten sich– wenn auch nicht von Angesicht<br />

zu Angesicht –ein ideologisches Duell:<br />

Älterer, selbstgerechter Mann gegen<br />

junge, anklagende Frau. Nationalist gegen<br />

Mahnerin zur internationalen Zusammenarbeit.<br />

Kohlefan gegen Klimaschützerin. Was<br />

sie als existenzielle Gefahr für die Menschheit<br />

ausmacht, verbrämt er als apokalyptisches<br />

Geraune.<br />

Trump und Thunberg verkörpern zwei<br />

Extreme.Daher vermag keiner vonihnen für<br />

den Umgang mit dem Klimawandel jene Orientierung<br />

zu geben, die nicht zuletzt die in<br />

Davos versammelte Wirtschaftselite bitter<br />

nötig hat. Die Erderwärmung ist ein Problem,<br />

ein großes sogar. Doch weder Ignoranz<br />

noch Panik tragen zu dessen Lösung bei.<br />

Trumps Rede verfehlte klar das Thema der<br />

Veranstaltung. Da mochten Einladungskarten,<br />

Einspielfilme und Redner noch so oft vor<br />

Artensterben, Meeresmüll und Konflikten um<br />

Wasser und Ackerland warnen –den US-Präsidenten<br />

ficht das nicht an. Klimaschutz ist für<br />

Trump kein Thema. Und wenn doch, dann<br />

bloß, um seine umweltbewegten Kritiker als<br />

„radikale Sozialisten“ und Untergangsapologeten<br />

zu beschimpfen, wie er es in Davostat.<br />

Sein eigentliches Publikum saß nicht im<br />

Saal. Trump sprach zu den US-Wählern. Die<br />

irrwitzige Aneinanderreihung seiner vermeintlichen<br />

Rekordleistungen auf dem US-<br />

Arbeitsmarkt, derWirtschaft und im internationalen<br />

Handel war der leicht durchschau-<br />

Erst mal einen Tee. Das Wasser ist aufgesetzt,<br />

die Blätter im Netz, draußen zwitscherndie<br />

Vögel, gleich kann es losgehen. Es<br />

wird ein Kräutertee, ist besser für die Gesundheit,<br />

allerdings haben Kräutertees in<br />

letzter Zeit dieTendenz zum bekloppten Produktnamen.<br />

Früher hießen sie nach ihrer<br />

Herkunft oder Zusammensetzung „Wildblumentee“<br />

oder „Kräutermischung“, dann<br />

wurde daraus „duftende Blumenwiese“ oder<br />

„sonniges Alpenglühen“, heute läuft es nicht<br />

mehr unter „Fühl-dich-wohl-Tee“ oder<br />

„Hab-dich-lieb-Tee“ oder „Sei-gut-zu-dir-<br />

Tee“, eins so dämlich wie das andere.<br />

Das Wasser kocht und ich wünsche mir<br />

auch mal etwas kernigere Namen wie<br />

„Siehst-du-diesen-Stinkefinger“ oder „Halteinfach-mal-die-Klappe“.<br />

Jede Bewegung<br />

braucht schließlich ihre Gegenbewegung.<br />

Genauso wie es ja nicht nur die Veganer-<br />

Welle gerade gibt, sondernauch die Blutige-<br />

Steak-Welle oder die Ich-mach-jetzt-malden-Jagdschein-Welle.<br />

Neulich sah ich auf<br />

dem Titelblatt der Edeka-Kundenzeitschrift<br />

zwei Vollbartmänner in Flanellhemden hinter<br />

einem Grill stehen unter der Überschrift<br />

„Im Glutrausch“, was ja schon mal in die<br />

richtige Richtung geht. Das Heft handelte<br />

vonder Zubereitung toter Tiere–grillen, räuchernoder<br />

einfach mal rohprobieren.<br />

Mansollte bei Produktnamen nicht immer<br />

nur aufWellness setzen, sondernsich auch Illness<br />

zutrauen. Dann könnte Porsche dazu<br />

übergehen, seinen Autos nicht mehr Namen<br />

wie „Panterra“ zu geben, die nach griechi-<br />

Weltwirtschaftsforum in Davos<br />

Klima und<br />

Rendite<br />

Marina Kormbaki<br />

ist der Meinung,dass weder Donald Trump noch<br />

Greta Thunberg recht haben.<br />

KOLUMNE<br />

Ein Schluck<br />

vom<br />

Stinkefinger-Tee<br />

Volker Heise<br />

Filmemacher und Autor<br />

scher Göttin klingen, sondern „Riech<br />

Gummi“, was eher der Wahrheit entspricht.<br />

SUV wie „Defender“ oder „Explorer“ haben ja<br />

schon den Hang zum scharfen Geruch von<br />

Testosteron, aber der Pick-up „Mordbrenner“<br />

von Toyota mit optionalem MG-Aufsatz für<br />

den kleinen Bürgerkrieg wäre eine feine Sache.<br />

Ich bin da für brutale Ehrlichkeit, auch<br />

bei Kohlekraftwerken. „Datteln 4“ muss nicht<br />

sein,„Wüste 3000“ klingt schärfer.<br />

BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />

bareVersuch, den für ihn ungünstigen Nachrichten<br />

daheim etwas entgegenzusetzen. Am<br />

Dienstag begann das Amtsenthebungsverfahren<br />

gegen Trump: Neue Erkenntnisse<br />

zum Treiben seiner Leute in der Ukraine lassen<br />

den Präsidenten in keinem guten Licht<br />

dastehen. Davos kam ihm gelegen, um die<br />

Kritik in Washington mit einem Übermaß an<br />

Selbstlob zu kontern.<br />

In den USA hat Trump eine Vielzahl von<br />

Umweltschutzmaßnahmen seines Vorgängers<br />

Barack Obama rückgängig gemacht. Naturschutzgebiete<br />

dürfen ausgebeutet werden,<br />

Auflagen zur Förderung vonErdöl und Erdgas<br />

werden gelockert. Trump glaubt, dass er damit<br />

der Wirtschaft nützt. Doch womöglich<br />

liest er die Zeichen der Zeit falsch. DerKlimawandel<br />

gilt plötzlich als Bedrohung für die<br />

Rendite.Versicherer sehensich immer größeren<br />

Kostenrisiken ausgesetzt. Immer mehr<br />

Kapitalgeber forderndaher ein Umlenken der<br />

Finanzströme wegvon der Förderung fossiler<br />

Brennstoffe. Der weltgrößte Vermögensverwalter<br />

Blackrock will vorangehen und rät<br />

auch sämtlichen Weltkonzernen zu mehr<br />

Nachhaltigkeit in den Bilanzen.<br />

Undnun wirbt auch das Weltwirtschaftsforum<br />

in Davosfür grüne Geschäfte.Daraus<br />

spricht die Einsicht in die Notwendigkeit einer<br />

klimapolitischen Sensibilisierung der<br />

Wirtschaft. Mit dem Pflanzen von Bäumen,<br />

wozu sich die Konzernchefs verpflichten<br />

wollen, ist es aber gewiss nicht getan. Aufforstung<br />

in fernen Ländern bringt kein Umdenken<br />

daheim, ist schlecht zu kontrollieren<br />

und zeugt vonneokolonialem Denken.<br />

Dass nicht zuletzt dank ihres Protests das<br />

Klima ins Zentrum der wirtschaftspolitischen<br />

Debatte gerückt ist, darf Greta Thunberg<br />

freuen. Es ist nicht so, dass „praktisch<br />

nichts“ passiert, wie die Schwedin kritisiert.<br />

Thunbergs Ungeduld ist berechtigt –sie verstellt<br />

jedoch den Blick auf politische Weichen,<br />

die jetzt gestellt und hoffentlich bald<br />

zur CO 2 -Reduktion führen werden. Die EU<br />

will den Beweis erbringen, dass klimafreundliche<br />

Technologien Wohlstand und<br />

soziale Sicherheit mehren können. Mächtige<br />

US-Bundesstaaten wie das progressive Kalifornien,<br />

aber auch das konservative Texas<br />

haben das ökonomische Potenzial Erneuerbarer<br />

längst erkannt – Trump zum Trotz.<br />

China treibt den Wettbewerb um grüne<br />

Technologien massiv voran.<br />

Zu grünen Geschäften ist es gewiss noch<br />

ein weiter Weg. Gut, dass dieWirtschaft jetzt<br />

drüber spricht. Besser, wenn sie schon bald<br />

danach handelt.<br />

So. Netz aus der Kanne, Stövchen angezündet,<br />

Tasse geholt, die Vorfreude ist groß.<br />

Draußen singen die Vögel immer noch, sind<br />

aber weniger geworden in letzter Zeit. Vor<br />

zwei Jahren konnte man bei uns an der Elbe,<br />

während der großen Trockenheit, ganzeVogelscharen<br />

sich an den letzten Tümpeln versammeln<br />

sehen in der Hoffnung auf einen<br />

mageren Frosch. Überhaupt gibt es immer<br />

weniger Tiere, bald sind wir Menschen allein<br />

auf der Welt oder nahezu allein, es wird immer<br />

noch die Nutztiere geben, die in Fleischfabriken<br />

als Rohstoff gelten. Geht es so weiter,<br />

habe ich neulich gelesen, erzielen wir<br />

bald die Wirkung des Riesenmeteoriten, der<br />

vor 66Millionen Jahren nicht nur den Dinosaurier,<br />

sondern 75Prozent aller Tierarten<br />

ausgerottet hat.<br />

Auf der anderen Seite heißt es ja immer,<br />

dass die Rettung nahe ist, wenn die Not am<br />

größten, und so auch in diesem Fall. Forschern<br />

soll es gelungen sein, neue Lebewesen<br />

zu erzeugen, also kleine Tierchen.Sie haben<br />

Froschzellen isoliert und mit Hilfe von<br />

Computerprogrammen neu zusammengesetzt.<br />

Mal wurden kleine runde Dinger daraus,mal<br />

hatten sie ein Loch in der Mitte, mal<br />

keines. Noch sind sie nur unter dem Mikroskop<br />

zu erkennen, aber auch die Tierwelt hat<br />

ja mal klein angefangen, als hilfloser Einzeller.Einen<br />

Namen haben diese neuen Entitäten<br />

noch nicht, aber ich hätte einen Vorschlag.<br />

Wie wäre esmit „Ich-hab-dich-lieb“?<br />

Vielleicht, in Millionen Jahren, wirdauch ein<br />

Mensch draus.Oder eine Teesorte.<br />

„In der DDR konnte man<br />

selten Sport ineiner Sportstätte<br />

machen, wenn man<br />

nicht olympiaverdächtig<br />

war. Bei mir war das schon<br />

sehr früh sehr klar.“<br />

Angela Merkel, Bundeskanzlerin, bei der Verleihung<br />

der Auszeichnung „Sterne des Sports“ über ihre<br />

fehlenden sportliche Talente<br />

AUSLESE<br />

Die Türkei und der<br />

Libyen-Gipfel<br />

Über den Libyen-Gipfel wurde auch in<br />

der türkischen Presse viel geschrieben.<br />

In einem sind sich die dortigen Kommentatoren<br />

einig: DieTürkei und ihr Präsident<br />

Erdogan haben dabei eine bedeutsame<br />

Rolle gespielt. In der englischsprachigen<br />

Ausgabe der regierungsnahen<br />

türkischen <strong>Zeitung</strong> Yeni Safak vergleicht<br />

Selcuk Türkyilmaz das Treffenmit der<strong>Berliner</strong><br />

Kongo-Konferenz von 1884–85 zur<br />

kolonialen Aufteilung Afrikas und der damals<br />

schwachen Machtposition des Osmanischen<br />

Reiches: „Heute gibt es wieder<br />

eine <strong>Berliner</strong> Konferenz, und dasThema ist<br />

Nordafrika. Aber diesmal kann man nicht<br />

sagen, dass unser StandinBerlin schwach<br />

ist. […] DieTürkei ist zurück in der Region<br />

als‚Schwertder Gerechtigkeit.‘“<br />

DieErgebnissebewertendie türkischen<br />

Blätter quer durch die politischen Lager<br />

skeptisch und melden massiveVerletzungen<br />

des Waffenstillstands durch die Truppen<br />

des aufständischen Generals Chalifa<br />

Haftar. Das moderat-islamische Blatt Karar<br />

bezeichnet Haftar sogar als„Gewinner“<br />

des <strong>Berliner</strong> Treffens. Mit drei Karikaturen<br />

fasst dienationalistisch-oppositionelle Yenicag<br />

das politische Geschehen in Libyen<br />

zusammen. Ein kleiner Steinzeit-Erdogan<br />

versucht verzweifelt und vergeblich, zwei<br />

gewaltige Riesen namens „Ökonomie“<br />

und „Krise“ in Bewegung zu setzen, um<br />

dann im dritten Anlauf einen kleinen Soldaten<br />

vor sich her zu schieben. „Polierte<br />

Steinzeit“ betitelt der Zeichner Emre Ulas<br />

dies. Frank Nordhausen<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

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Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

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und erreicht laut Mediaanalyse 2019 in Berlin und<br />

Brandenburg täglich 267 000 Leser.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Und wasmeinen Sie?<br />

Die Briefe<br />

unserer Leser<br />

Seite 15<br />

Ein Anfang: Wiedie Hauptstadt klimaneutral werden könnte Seite 13<br />

Ein Abschied: Die Trauerfeier für Manfred Stolpe Seite 16<br />

Stadtbild<br />

Feierabend<br />

1.0<br />

Torsten Landsberg<br />

registriertneue Lokalregeln<br />

Die Bar liegt längst im Dimmerlicht<br />

und weit entfernt von jedweder<br />

Arbeitsatmosphäre. Zur Sicherheit<br />

hängt an einer Wand trotzdem<br />

eine Tafel, handschriftlich ist<br />

dort mit Kreide die dringende Bitte<br />

notiert, ab 21 Uhr Laptops von den<br />

Tischen zu räumen: „Don't kill the<br />

vibe“, schließt die Notiz und macht<br />

die Bitte zu einer deutlichen Ansage.<br />

In Cafés und Bars treffen häufig zwei<br />

Interessen aufeinander: Arbeiten in<br />

angenehmer Umgebung statt am<br />

heimischen Schreibtisch versus Freizeit.<br />

Selbst wenn sich Gäste voneinem<br />

Laptop am Nebentisch gar nicht persönlich<br />

gestört fühlen, stellt sich die<br />

Frage nach Ruheräumen, nach dem<br />

Wert der Pause. Auch ein für private<br />

Zwecke genutztes Notebook bleibt<br />

ein Symbol für den Stress der Arbeitswelt<br />

und die mit mobilen Geräten<br />

in den späten Feierabend eingezogene<br />

Empfangsbereitschaft.<br />

Ohne Schranken droht ein<br />

Schicksal wie dem St. Oberholz in<br />

Mitte, das einst den Ruf als Hort der<br />

digitalen Boheme genoss. Zum Start<br />

der Nullerjahre war Freelance der<br />

neue „heiße Scheiß“ und noch verstand<br />

niemand, dass es bald ein<br />

raumgreifendes Synonym für<br />

(Selbst-)Ausbeutung sein würde.<br />

Leute,die „freelance“ an „Projekten“<br />

arbeiteten, wirkten extrem cool, hielten<br />

sich im Oberholz aber trotzdem<br />

den ganzen Arbeitstag lang an einer<br />

Saftschorle fest. Weil sich damit kein<br />

Umsatz machen ließ, ist das Oberholz<br />

heute ein Co-Working Space.<br />

So einer Entwicklung will der Wirt<br />

einer anderen Stammkneipe vorbeugen.<br />

Er hat keine Hinweistafel<br />

aufgehängt, reagiertaber mit höchst<br />

reservierter Miene, sobald ein Gast<br />

nach dem WLAN-Passwort fragt.<br />

Mitunter handhabt er die Anfrage rigoros<br />

und behauptet, er habe kein<br />

Internet. Entgegnet der Gast darauf,<br />

dass der Name der Lokalität in den<br />

Netzwerken auftaucht, antwortet<br />

der Wirt:„Ist kaputt.“ Wenn ein einzelner<br />

Besucher an einem Vierertisch<br />

seinen Laptop ausbreitet und<br />

dann nur einen Kaffee bestellt, erreicht<br />

die Gastfreundschaft einfach<br />

sehr schnell ihr Ende.<br />

Als er einem weiblichen Gast neulich<br />

sogar erklärte, warum er seinen<br />

Laden nicht als Arbeitsstätte versteht<br />

und möchte, dass sich seine Gäste<br />

hier entspannen können, zeigte sie<br />

sich etwas überrascht, schien die Regeln<br />

aber stillschweigend zu akzeptieren.<br />

Bis sie ein paar Minuten später<br />

ihre eigenen machte, unauffällig<br />

zusammenpackte und die Zeche<br />

prellte.<br />

Stundenlang tippen bei einem Käffchen –<br />

so bitte nicht!<br />

IMAGO IMAGES<br />

Explosiver Fund in der Stadtmitte<br />

Unter den Augen der Saurier<br />

Zukunftsplan in drei Phasen: Naturkundemuseumwird für 660 Millionen Euro saniert und erweitert<br />

VonTorsten Harmsen<br />

Das Museum für Naturkunde<br />

(MfN) ist nicht<br />

nur äußerst beliebt bei<br />

den <strong>Berliner</strong>n und ihren<br />

Gästen. Genau 737 254 Besucher kamen<br />

im Jahre 2019 in das Haus mit<br />

dem großen Sauriersaal, wie das<br />

MfN gerade mitteilte. Zugleich ist<br />

der Gebäudekomplex in der Invalidenstraße<br />

42/43 in Mitte dabei, sich<br />

zu einem herausragenden Wissenschaftscampus<br />

zu entwickeln. Der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> liegt nun exklusiv<br />

der Zukunftsplan vor, der zeigt, wie<br />

das Museum in den kommenden<br />

zehn Jahren saniert, erweitert und<br />

weiterentwickelt werden soll.<br />

Objekte vonHumboldt<br />

Insgesamt fließt in den neuen Campus<br />

für Natur und Gesellschaft des<br />

MfN gemeinsam mit der Humboldt-<br />

Universität (HU) die beachtliche<br />

Summe von 660 Millionen Euro –jeweils<br />

zur Hälfte von Bund und Land.<br />

Es soll drei Bauphasen geben. Die<br />

erste beginnt jetzt und dauertvoraussichtlich<br />

bis 2028. Für geschätzte 299<br />

Millionen Euro werden der Museums-Nordflügel<br />

und der sogenannte<br />

Nordbau saniert. Auch ein Neubau<br />

entsteht. Insgesamt 18 100 Quadratmeter<br />

Nutzungsfläche werden erneuert<br />

und neu geschaffen. In einer späteren<br />

zweiten Bauphase wird der angrenzende<br />

Thaer-Bau der HU mit<br />

einbezogen. In der dritten geht es unter<br />

anderem um ein neues Magazinund<br />

Sammlungsgebäude.<br />

DasMfN besitzt eine der weltweit<br />

umfassendsten naturhistorischen<br />

Sammlungen mit über 30 Millionen<br />

Objekten. Sie lagern unter anderem<br />

in Kellern und Räumen unter<br />

Schwarzer Weg<br />

Haupteingang<br />

schlechten klimatischen Bedingungen.<br />

Dringende Aufgabe ist, sie<br />

„lichtgeschützt, klimaadäquat und<br />

hygienisch“ unterzubringen. Die<br />

Sammlungen wurden seit dem frühen<br />

18. Jahrhundert zusammengetragen,<br />

unter anderem auf Expeditionen<br />

vonAlexander vonHumboldt<br />

und Charles Darwin. Dazu gehören<br />

Chausseestr.<br />

Erste Bauphase<br />

Invalidenstr.<br />

MITTE<br />

Naturkundemuseum<br />

20 km<br />

BLZ/GALANTY<br />

DPA/PAUL ZINKEN<br />

Diese alte Fliegerbombe wurde am Dienstag in der Nähe des Roten Rathauses<br />

entdeckt. Die Polizei evakuierte daraufhin alle Gebäude, die<br />

sich im Umkreis von300 Meternbefanden. DieEntschärfung sollte erst<br />

am späten Abend beginnen. Nach den Schätzungen der Innenverwaltung<br />

liegen noch 4600 Bombenblindgänger im <strong>Berliner</strong> Boden. In den<br />

vergangenen zwei Jahren waren in der Hauptstadt zwölf Bomben entdeckt<br />

und entschärft worden, die schwerer als 50 Kilogramm waren.<br />

Auf dem Gelände, wo am Dienstag die 250-Kilo-Bombe gefunden<br />

wurde,finden derzeit Ausgrabungen statt. Hier soll später gebaut werden.<br />

Wegen der Blindgänger im <strong>Berliner</strong> Boden hatten die Bauherren<br />

vorsorglich einen privaten Kampfmittelräumdienst engagiert, der den<br />

Boden untersuchte und die Bombe entdeckte. (kop.)<br />

Insekten, Skelette, Vogelpräparate,<br />

Felle, Geweihe, Pflanzen, fossile<br />

Tiere, Gewebeproben, Gesteine und<br />

Meteorite, teilweise aus der Entstehungszeit<br />

des Sonnensystems vor<br />

gut 4,5 Milliarden Jahren. Um die<br />

Objekte weltweit zugänglich zu machen,<br />

soll alles digital erschlossen<br />

werden –„vonder Fliege bis zum Dinosaurier“.<br />

Mit einem neuen 3D-<br />

Scanner können unter anderem Insekten<br />

gründlich und bis aufs<br />

kleinste Haar erfasst werden.<br />

In der ersten Projektphase bis<br />

2028 geht es vor allem um die Infrastruktur<br />

des geplanten Campus für<br />

Natur und Gesellschaft. Dafür werden<br />

die größtenteils maroden<br />

Räume des MfN saniert, das als Leibniz-Institut<br />

für Evolutions- und Biodiversitätsforschung<br />

zugleich eine<br />

wissenschaftliche Einrichtung ist. Es<br />

entstehen neue Labore, Arbeitsplätze,<br />

Kommunikations- und Veranstaltungsräume<br />

für Forscher des<br />

MfN und der HU. Auf dem neuen<br />

Campus sollen Botaniker,Ökologen,<br />

Genetiker, Molekularbiologen, Vergleichende<br />

Zoologen, Entwicklungsund<br />

Evolutionsforscher, Morphologen,<br />

Bioakustiker und Bioinformatiker<br />

miteinander arbeiten –inmodernsten<br />

Einrichtungen. Von 2021<br />

bis 2028 soll dann ein neuer, mehrgeschossiger<br />

„Ergänzungsbau Nord“<br />

mit Tiefenmagazin entstehen – als<br />

Ersatz für das bestehende Tierhaus<br />

für kalt- und warmlebende Tiere.<br />

Das Dachgeschoss soll unter anderemals<br />

Gewächshaus dienen.<br />

Für Besucher sind neue Ausstellungsräume<br />

geplant, „die die Vielfalt<br />

der Natur und gleichzeitig die Forschung<br />

für Natur zeigen“, wie es aus<br />

dem MfN heißt. Auch Räumefür Tagungen,<br />

Wissenschaftskommunikation<br />

und Bürgerforschung sollen<br />

entstehen. Über „Fenster zur Öffentlichkeit“<br />

und „Testaufbauten“ wolle<br />

man Besucher an den Entwicklungen<br />

teilhaben lassen.<br />

Verfünffachung der Fläche<br />

Im Rahmen eines Architektenwettbewerbs<br />

soll dann bis 2021 das neue<br />

Gesicht „eines authentischen Museumsfür<br />

Naturkunde“ gefunden werden.<br />

Der 1889 eröffnete Museumsbau<br />

an der Invalidenstraße soll umgestaltet<br />

werden, mit einem offeneren<br />

Eingangsbereich, besserer<br />

Gastronomie und einer besseren<br />

Präsentation der Objekte. Die Ausstellungsfläche<br />

werde verfünffacht,<br />

heißt es in einer Mitteilung. Für die<br />

Bauarbeiten am Museumsgebäude<br />

selbst –voraussichtlich ab 2024 –sei<br />

mit einer zeitweiligen Schließung<br />

der Ausstellung zu rechnen. Der<br />

Zeitraum stehe noch nicht fest, solle<br />

aber so kurzwie möglich sein.<br />

Torsten Harmsen<br />

freut sich auf ein umgestaltetes<br />

Naturkundemuseum.<br />

Ein Angebot,<br />

auch an die<br />

Kritiker<br />

Karstadt-Neubau: Investoren<br />

stellen neue Pläne vor<br />

VonNikolaus Bernau<br />

Vor der Tür des Neuköllner Rathauses<br />

demonstrierten am<br />

Dienstagabend etwa 140 Bewegte<br />

gegen jedes Projekt, das die Firma<br />

Signa an Stelle des Karstadts am Hermannplatz<br />

plant oder planen könnte<br />

– Motto: Der Kapitalismus muss<br />

auch hier gestoppt werden. Drinnen<br />

tagte der bezirkliche Ausschuss für<br />

Stadtentwicklung zu dem Projekt,<br />

ließ sich den aktuellen Planungsstand<br />

vortragen. Zwar ist Neukölln<br />

administrativ nicht unmittelbar von<br />

dem angekündigten Ersatz- oder<br />

Umbau des Kaufhauses betroffen –<br />

es steht direkt jenseits der Bezirksgrenze.<br />

Doch ist bereits, wie gleich<br />

mehrmals betont wurde, die enge<br />

Zusammenarbeit mit Friedrichshain-Kreuzberg<br />

und der Senatsbauverwaltung<br />

verabredet.<br />

DieInvestoren hatten vordreiJahrenAufsehen<br />

und auch breite Begeisterung<br />

erregt mit der Idee,die 33 Meter<br />

hohe und von Pfeilern geprägte<br />

Original-Fassade des Kaufhauses mit<br />

den zwei 71 Meter hohen Türmen<br />

nachzubauen. In den angrenzenden<br />

Wohnvierteln und der kleinteiligen<br />

Geschäftswelt kamen allerdings auch<br />

Verdrängungsängste auf. Die versuchen<br />

nun die Investoren mit dem<br />

Hinweis zu beruhigen, dass sie eine<br />

enge Abstimmung mit der Bürgergesellschaft<br />

wünschen. Sie verweisen<br />

darauf, dass in dem geplanten Neubau<br />

auch „preisgebundene Wohnungen“<br />

entstehen sollen und das Projekt<br />

in seiner Energiebilanz innerhalb von<br />

zehn Jahren ausgeglichen sein soll.<br />

WeitereVersprechen:CO 2 -Neutralität<br />

innerhalb dieser Zeit, die Mitplanung<br />

der Tram-Verbindung, die Neunutzung<br />

des Parkhausgeländes, die Vermietung<br />

der Flächen weiter auch an<br />

die Post und den Buchhandel. Alles<br />

ist noch sehr vage,aber eben ein Angebot<br />

auch an die Kritiker.<br />

Eines ist für Signa allerdings offenbar<br />

nicht verhandelbar:Der Nachbau<br />

der Fassaden von1929. Erst er mache<br />

das ganzeProjekt zu einem besonderen<br />

Ort. Deswegen brauche man<br />

auch dieAusweitungder Nutzflächen<br />

auf die etwa 71 000 Quadratmeter<br />

von 1929, die etwa ein Viertel mehr<br />

sind als die aktuelle Nutzungsfläche.<br />

Wasallerdings fast zwingend mit sich<br />

bringt, dass ein radikaler Umbau des<br />

in der Nachkriegszeit entstandenen<br />

Gebäudes entstehen muss. Das bestehende<br />

Gebäude sei schlichtweg zu<br />

tief und zu breit, um die Flächen wirtschaftlich<br />

aufteilen und auch Wohnungen<br />

einbauen zu können. Genau<br />

von einer solchen Mischkalkulation<br />

aber hinge der Weiterbetrieb des<br />

Kaufhauses Karstadt ab, den alle im<br />

Saal wünschten.<br />

Karstadt am Hermannplatz, kurz nach der<br />

Eröffnung im Jahr 1929<br />

IMAGO


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Polizisten untersuchen nach dem zweiten tödlichen Radfahrerunfall dieses Jahres in Berlin das Rad der Frau, die von BVG-Bus 1085 getötet wurde. Der Busfahrer erlitt einen Schock und ist weiterhin in ärztlicher Behandlung.<br />

BERLINER ZEITUNG/ NORRIS PUDWELL<br />

„Ich vermisse einen Aufschrei“<br />

Der Todeiner Radfahrerin in Johannisthal hätte verhindert werden können, sagt ein Unfallforscher.Wie können Berlins Straßen endlich sicherer werden?<br />

VonPeter Neumann<br />

An dem Ort, wo am Sonntagmittag<br />

eine Radfahrerin<br />

starb, liegen viele Dutzend<br />

Blumen. Menschen haben<br />

Kerzen aufgestellt und Briefe abgelegt.<br />

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub<br />

(ADFC) hinterließ ein weiß<br />

gestrichenes Fahrrad, ein „Geisterrad“,<br />

zum Gedenken an die Frau –<br />

wie jedes Mal, wenn eine Radfahrerinoder<br />

ein Radfahrer getötet wird.<br />

Die Gegenstände am Groß-<strong>Berliner</strong><br />

Damm, Ecke Pilotenstraße, zeugen<br />

von der Mahnwache, die Montagabend<br />

dort abgehalten wurde.<br />

Rund 150 Menschen kamen nach<br />

dem Aufruf des ADFC und des Vereins<br />

Changing Cities nach Johannisthal.<br />

Siegedachten nicht nur der 35-<br />

Jährigen, die überrollt wurde,als ein<br />

BVG-Bus der Linie 265 nach rechts<br />

abbog. Sieforderten auch erneut die<br />

Politiker auf, endlich mehr für die<br />

Verkehrssicherheit zu unternehmen.<br />

„Es macht fassungslos und wütend,<br />

was in Berlin geschieht“, sagte<br />

Sophie Lattke von Changing Cities<br />

nach dem zweiten tödlichen Radfahrunfall<br />

in diesem Jahr in Berlin.<br />

„Letzte Woche wurde eine Radfahrerin<br />

am Kottbusser Tor von einem<br />

rechtsabbiegenden Lkw getötet, nun<br />

eine weiterevon einem rechtsabbiegenden<br />

Bus. Wir fordern Sicherheit<br />

auf den Straßen für die 70 Prozent<br />

der <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong>, die<br />

nicht mit dem Auto unterwegs sind.“<br />

Getrennte Ampelphasen<br />

Doch wie könnte der Straßenverkehr<br />

sicherer werden? Welche Mittel eignen<br />

sich, welche weniger? Welche<br />

sind sogar gefährlich? Warder Unfall<br />

von Johannisthal, bei dem der BVG-<br />

Bus 1085 mit einer geradeaus fahrenden<br />

Radlerin zusammenstieß,<br />

unabwendbar? Das sind Fragen, die<br />

für Siegfried Brockmann zur täglichen<br />

Arbeit gehören. Der Politikwissenschaftler<br />

leitet seit 2006 die Unfallforschung<br />

der Versicherer im Gesamtverband<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

in Berlin. Der<br />

61-Jährige ist ein Fachmann, der<br />

Freude daran hat, mit klaren, exponierten<br />

Einschätzungen Stellung zu<br />

beziehen. Dasist hier nicht anders.<br />

„Hätte der BVG-Bus einen richtigen<br />

Abbiegeassistenten gehabt,<br />

hätte der Unfall mit der Radfahrerin<br />

wahrscheinlich verhindert werden<br />

können, oder die Frau hätte ihn<br />

überlebt“ –davon zeigte sich Siegfried<br />

Brockmann am Dienstag überzeugt.<br />

Der Mercedes-Bus hatte eine<br />

Technik, die er nicht als Abbiegeassistent<br />

bezeichnen würde: „Eine Kamerafilmt<br />

den Bereich rechts neben<br />

dem Bus, ein Monitor zeigt das Bild<br />

am Fahrerpult. Bei Gefahr wird der<br />

Fahrer aber nicht gewarnt, er bekommt<br />

keinen Hinweis, weder optisch<br />

noch per Vibration. Dieses System<br />

entlastet das Fahrpersonal also<br />

nicht, es überfordert esmit einem<br />

weiteren Bildschirm, auf den es<br />

schauen soll –wofür aber nicht immer<br />

Zeit ist“, berichtete Brockmann.<br />

Der Unfallforscher fragt sich,<br />

warum ein Landesunternehmen wie<br />

die BVG eine „vermeintliche Sicherheitstechnik<br />

anschafft, die ihre Aufgabe,<br />

Leben zu retten, nicht erfüllen<br />

kann. Da vermisse ich einen Aufschrei<br />

der Landespolitik“, sagte er.<br />

Dabei könnte ein Abbiegeassistent,<br />

der den Namen verdient, Unfälle<br />

wirksam verhindern. „Wichtig<br />

ist aus meiner Sicht, dass er den Fahreroptisch<br />

und zusätzlich auf andere<br />

Weise warnt, wenn jemand dem<br />

Fahrzeug zu nahe kommt“, so Brockmann.<br />

„Beim Sideguard Assist von<br />

Mercedes-Benz leuchtet ein Dreieck<br />

am Holm rechts neben der Windschutzscheibe<br />

erst orange, dann rot,<br />

und kurz darauf spürt der Fahrer<br />

eine Vibration im Sitz. Es gibt auch<br />

Kamera-Monitor-Systeme, die den<br />

Fahrer aktiv warnen, wenn eine Gefahrensituation<br />

entsteht.“ Die Technik<br />

werde auch in Berlin bereits von<br />

einigen Spediteuren eingesetzt. Freiwillig,<br />

denn noch ist die Warneinrichtung<br />

in Europa nicht Pflicht.<br />

Hat die BVG die falsche Technik<br />

angeschafft? Das wies Petra Nelken,<br />

die Sprecherin, mit Nachdruck zurück.<br />

In der Tatverfüge der CitaroC2<br />

EN19, der zu einer im November und<br />

Dezember 2019 gelieferten Tranche<br />

gehört und auf dem Lichtenberger<br />

Busbetriebshof stationiert ist, über<br />

ein Kamera-Monitor-System ohne<br />

Warneinrichtung. „Es wurde auf unseren<br />

Wunsch eingebaut“, so Nelken.<br />

Mehr als 1100 Busse der BVG<br />

verfügen über diese Technik, die es<br />

so nur dort gebe. Derzeit würden<br />

Doppeldecker damit ausgerüstet.<br />

„Wenn ein Bus rechts abbiegt,<br />

schaltet es sich automatisch ein, und<br />

auf dem Monitor erscheint das Kamerabild,<br />

das den Bereich rechts<br />

vom Bus zeigt“, erklärte Nelken.<br />

Dass das System Busfahrernicht mit<br />

Leuchten oder gar Vibrationen<br />

warnt, habe seinen Grund: Im dichten<br />

<strong>Berliner</strong> Verkehr, indem häufig<br />

etwas nebenan auftaucht, würde „es<br />

ständig blinken und vibrieren“, so<br />

die BVG-Sprecherin. Das könnte zur<br />

6<br />

Radfahrer wurden<br />

im vergangenen Jahr<br />

bei Verkehrsunfällen<br />

in Berlin getötet.<br />

Folge haben, dass manche Fahrer die<br />

Technik nicht mehr ernst nehmen<br />

und nicht mehr auf den Monitor<br />

schauen. Darum bleibe es stumm –<br />

zeige aber klar Gefahrensituationen.<br />

Forderungen, dass Abbiegeassistenten<br />

notfalls eine Sofortbremsung<br />

veranlassen müssten, sieht man bei<br />

der BVG ebenfalls skeptisch. „In einem<br />

Linienbus dürfen Fahrgäste im<br />

Stehen mitfahren. Wenn es immer<br />

wieder plötzliche Notstopps gäbe,<br />

könnte das im Bus zuStürzen führen“,<br />

so Nelken. Dass diese Gefahr<br />

nicht zu unterschätze sei, habe sich<br />

im August 2019 gezeigt, als bei einer<br />

DIE BILANZ FÜR BERLIN<br />

7971<br />

Unfälle, an denen Radfahrer<br />

beteiligt waren, wurden<br />

2018 vonder <strong>Berliner</strong><br />

Polizei registriert.<br />

Siegfried Brockmann bei einem Crashtest mit zwei Autos.<br />

49<br />

Prozent der Radfahrerunfälle<br />

2018 wurden vonRadfahrernverursacht,<br />

45 Prozent<br />

vonAuto- und Lkw-Fahrern.<br />

HARALD ALMONAT/GDV<br />

„Wer eine problematische Situation erkennt,<br />

sollte nicht auf seinem Recht bestehen. Ich<br />

stelle fest, dass sich viele Radfahrer sehenden<br />

Auges in gefährliche Situationen begeben.“<br />

Siergfried Brockmann,<br />

Leiter der Unfallforschung der Versicherer<br />

Gefahrenbremsung ein Busfahrgast<br />

ums Leben kam. Die Sprecherin bekräftigte<br />

aber, dass tödliche Unfälle<br />

mit Linienbussen sehr selten seien.<br />

Abbiegeassistent mit Notstopp –<br />

besser nicht! Das ist eine Einschätzung,<br />

die Unfallforscher Brockmann<br />

teilt. Situationen an Straßenecken<br />

seien immer kompliziert, sie könnten<br />

manche Technik überfordern,<br />

warnte er. „Es besteht also die Gefahr,<br />

dass es ständig Gefahrenbremsungen<br />

gäbe – was die Akzeptanz<br />

verringern würde und auch gefährlich<br />

wäre. Deshalb gibt es keinen Abbiegeassistenten<br />

mit Notbremsung.“<br />

An der Johannisthaler Kreuzung,<br />

an der die Radfahrerin Sonntagmittag<br />

getötet wurde, gibt es keine Ampel.<br />

Doch wo es sie gibt, gäbe es ein<br />

wirkungsvolles Mittel, um Unfällen<br />

vorzubeugen, sagte Brockmann: Mit<br />

Hilfe von Ampelschaltungen müssten<br />

Verkehrsströme entzerrtwerden.<br />

„Das würde bedeuten, dass entweder<br />

nur geradeaus gefahren oder<br />

nur abgebogen werden dürfte –aber<br />

nicht beides zur gleichen Zeit“, so<br />

der Unfallforscher. Verkehrsplaner<br />

wenden ein, dass dies die Leistungsfähigkeit<br />

vonKreuzungen verringert.<br />

„Das sehe ich nicht so,denn heute ist<br />

es oft so, dass pro Ampelphase nur<br />

wenige Autos es schaffen abzubiegen,<br />

weil ihnen immer wieder Geradeausfahrer<br />

und Fußgänger in die<br />

Quere kommen. Eine Separierung<br />

der Verkehrsströme würde das Abbiegen<br />

beschleunigen“, sagte er.<br />

Flash und Trixi-Spiegel sind Unsinn<br />

Auf jeden Fall wäre es für Ampelkreuzungen<br />

ein Gewinn für die Verkehrssicherheit.<br />

„Ich unterstützealle<br />

Bemühungen, sie entsprechend umzugestalten<br />

und wunderemich, dass<br />

der Senat bisher nicht darauf eingeht.<br />

Es wäre ander Zeit, in Berlin<br />

ein großes Programm aufzulegen.“<br />

Es ist ein Gedanke, der längst in<br />

der <strong>Berliner</strong> Politik angekommen ist.<br />

Seit Jahren fordertder SPD-Abgeordnete<br />

Tino Schopf „zum Schutz des<br />

Rad- und Fußverkehrs vorabbiegenden<br />

Kraftfahrzeugen an allen dafür<br />

geeigneten lichtsignalgeregelten<br />

Kreuzungen“, wie er es formulierte.<br />

Bei den Grünen, die lange skeptisch<br />

waren, gibt es inzwischen<br />

ebenfalls Befürworter. „Technische<br />

Aufrüstung“ mit Abbiegeassistenten<br />

könne das Problem wederkurzfristig<br />

und noch endgültig lösen, sagte<br />

Matthias Dittmer von der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Mobilität. „Das<br />

wirksamste Mittel, Verkehrstote und<br />

Schwerverletzte beim Rechtsabbiegen<br />

zu verhindern, ist es, den Geradeausverkehr<br />

von den Rechtsabbiegern<br />

mit einer einfachen Ampelschaltung<br />

zu trennen“, forderte er.<br />

„Nach dem Unfall in Johannisthal<br />

sollte der eingeschlagene Weg auf<br />

den Prüfstand. Es darf nicht länger<br />

das Gebot des flüssigen Verkehrs<br />

über der Verkehrssicherheit stehen.“<br />

Andere Vorschläge stoßen bei<br />

Siegfried Brockmannauf vehemente<br />

Ablehnung. So setzen sich <strong>Berliner</strong><br />

CDU-Politiker dafür in, Kreuzungen<br />

mit einem „Bike Flash“ auszurüsten:<br />

Wenn sich ein Radfahrer nähert,<br />

blinkenWarnlampen. In Garbsen bei<br />

Hannover wird die Technik, die dort<br />

34 000 Euro gekostet hat, erprobt –<br />

allerdings an einem im Vergleich zu<br />

Berlin nicht sehr stark befahrenen<br />

Knotenpunkt, wie Brockmannsagte.<br />

Ein„Bike Flash“ wäre„nichts,was<br />

uns weiterhelfen würde“, so der Forscher.<br />

„Die in solchen Säulen verbaute<br />

Technik ist ’dumm’,sie würde<br />

auch in vielen Situationen anschlagen,<br />

die objektiv nicht gefährlich<br />

sind. An belebten Kreuzungen, wie<br />

wir sie in Berlin in großer Zahl haben,<br />

hätte das die Folge, dass die<br />

Säulen fast ständig Fehlalarmgeben.<br />

Das würde die Kraftfahrer nicht nur<br />

gefährlich ablenken, sondern auf<br />

Dauerauch abstumpfen“, warnte er.<br />

Nach Abbiegeunfällen wird auch<br />

immer wieder diskutiert, ob Trixi-<br />

Spiegel das Risiko senken könnten.<br />

1996 und 1997 wurden an mehreren<br />

<strong>Berliner</strong> Kreuzungen Trixi-Spiegel<br />

montiert–runde Parabolspiegel, die<br />

den rechten Straßenrand ins Blickfeld<br />

rückten. Trixi ist der Kosename<br />

von Beatrix Willburger, die 1994 in<br />

Bayern von einem rechts abbiegenden<br />

Betonmischer schwer verletzt<br />

wurde. Ihr Vater Ulrich Willburger<br />

entwickelte daraufhin den Spiegel.<br />

Doch Siegfried Brockmannzeigte<br />

sich auch hier skeptisch. „Trixi-Spiegel<br />

helfen nicht, die Verkehrssicherheit<br />

zu steigern. Sie werden an Ampelmasten<br />

montiert, doch die gefährlichen<br />

Abbiegesituationen entstehen<br />

dahinter“, sagte er. „Die<br />

wirklich wichtigen Bereiche werden<br />

von den Trixi-Spiegeln nicht erfasst.<br />

Wirbrauchen solche Spiegel nicht.“<br />

Nichtjedes Mittel, das propagiert<br />

wird, macht den Verkehr sicherer.<br />

Doch um eine Erkenntnis käme man<br />

nicht herum, sagte Brockmann. Es<br />

habe nichts damit zu tun, Opfer verantwortlich<br />

zu machen, „wenn man<br />

sagt, dass sich Radfahrer ihrer Verletzlichkeit<br />

jederzeit bewusst sein<br />

sollten. Wereine problematische Situation<br />

erkennt, sollte nicht auf seinem<br />

Recht bestehen. Auf der Straße<br />

und bei vielen unserer Forschungen<br />

stelle ich fest, dass sich viele Radfahrersehenden<br />

Auges in gefährliche Situationen<br />

begeben. Gerade erst<br />

habe ich auf einem unserer Videos<br />

einen Radfahrer gesehen, der einen<br />

abbiegenden Lastwagen haarscharf<br />

vorn umrundete –obwohl der Lkw<br />

schoninFahrt war.“ (mitkop.)<br />

Peter Neumann<br />

wundertsich, dass es nicht<br />

noch mehr Unfälle gibt.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 11<br />

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Berlin<br />

AfD schließt<br />

Nerstheimer<br />

aus<br />

Parteitag am Wochenende<br />

weiter unsicher<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Der AfD-Politiker Kay Nerstheimer<br />

ist von seiner Partei ausgeschlossen<br />

worden. Das bestätigte<br />

Ronald Gläser, Sprecher der AfD in<br />

Berlin, am Dienstag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Aus unserer Sicht ist die Sache<br />

damit erledigt“, sagte Gläser. Die<br />

Gründe für den Ausschluss seien<br />

vielfältig, so der Sprecher weiter.<br />

Nerstheimer sitzt als fraktionsloser<br />

Parlamentarier im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus.<br />

Erist wegen gefährlicher<br />

Körperverletzung, Betrugs,<br />

Fahrerflucht, Fahrens ohne Fahrerlaubnis<br />

und Verletzung der Unterhaltspflicht<br />

sechsfach vorbestraft.<br />

Mehrfach erregte er durch rassistische,rechtsextreme<br />

und islamfeindliche<br />

Äußerungen Aufsehen. Er war<br />

zudem Mitglied der German Defence<br />

League, einer rechtsextremen,<br />

islamfeindlichen Organisation, die<br />

seit 2013 vomVerfassungsschutz beobachtet<br />

wird.<br />

Nerstheimer hatte im September<br />

2016 in Lichtenbergdas erste Direktmandat<br />

für die AfD in Berlin gewonnen.<br />

Nach seiner Wahl hatte er jedoch<br />

auf einen Sitz in der AfD-Fraktion<br />

im Abgeordnetenhaus verzichtet.<br />

2017 hatte der Rechtsausschuss<br />

des Abgeordnetenhauses die Immunität<br />

des Abgeordneten aufgehoben.<br />

DieStaatsanwaltschaft ermittelte gegen<br />

den fraktionslosen Parlamentarier<br />

wegen des Verdachts der Volks-<br />

Bärentest: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. CHRISTIAN SCHULZ Fährtdemnächst vorbildlich vor:Sir Sebastian Woods CHRISTIAN SCHULZ<br />

Charlottenburg bleibt Bärenlieferant<br />

MARIETTE RISSENBEEK und<br />

CARLO CHATRIAN<br />

machen an der Spitze der Berlinale<br />

vieles neu, wie man so offiziell und<br />

inoffiziell hört. Aber nicht alles. Am<br />

Dienstag absolvierten sie einen Termin<br />

in der Straße Am Spreebord in<br />

Charlottenburg, den auch ihr Vorgänger<br />

Dieter Kosslick jedes Jahr in<br />

seiner Amtszeit mit Wonne zelebrierte.<br />

In der Bildgießerei Hermann Noack<br />

schauten sie nach dem Rechten<br />

und waren dabei als einer der Bären<br />

für die Preisträger der diesjährigen<br />

Berlinale gegossen wurde. Hermann<br />

Noack Jr.begrüßte die beiden neuen<br />

Vertreter des alten Kunden Berlinale:<br />

„Wir machen das jetzt schon seit 70<br />

Jahren und es ist immer wieder eine<br />

Herausforderung, am Tagder Bärenverleihung<br />

die Bären mit der Handgravur<br />

der Gewinnernamen zu versehen,<br />

zu vergolden oder zu versilbernund<br />

dann zu montieren.“<br />

Auch wenn Mariette Rissenbeek<br />

als kaufmännische Chefin des Festivals<br />

umsichtig mit dem Geld umgehen<br />

muss,ist sie weit davon entfernt,<br />

eine Großbestellung billig gedengelter<br />

Bärenkopien für die kommenden<br />

Jahre inChina zu ordern: „Es geht<br />

Die neuen Berlinale-Bosse<br />

besuchen in der Bildgießerei<br />

Hermann Noack die fast fertigen<br />

Festival-Trophäen<br />

nicht immer nur um die Kosten. Wir<br />

fühlen uns auch der Nachhaltigkeit<br />

verpflichtet. Und unterstützen gern<br />

die örtliche Kunstgießerei.“<br />

von Andreas Kurtz<br />

ak@andreaskurtz.net<br />

SIR SEBASTIAN WOOD<br />

hat einen Befehl aus London erhalten.<br />

Er sagt selbst „Befehl“ dazu, das<br />

ist keine vondiesen üblen Journalisten-Zuspitzungen.<br />

Sir Sebastian erklärtalso<br />

freimütig, dass die Idee,die<br />

er für gut hält, nicht seine eigene<br />

war: „Voreinigen Monaten kam ein<br />

Befehl aus London, dass wir das machen<br />

müssen.“<br />

Die automobile Flotte der Botschaft<br />

soll nun Schritt für Schritt<br />

komplett auf moderne, emissionsarme<br />

Fahrzeuge umgestellt werden.<br />

DerJaguar,vor dem er sich ablichten<br />

lässt, soll künftig der Wagen sein, mit<br />

dem der oberste Vertreter Großbritanniens<br />

in Berlin elektrisch durch<br />

die Stadt gefahren wird. Einen Hinweis,<br />

dass es sich bei der Neuanschaffung<br />

nicht um des Botschafters<br />

einziges und Hauptfahrzeug handelt,<br />

liefertdas Nummernschild.<br />

Die „2“ als laufende Nummer<br />

der Botschaftsfahrzeuge irritiert,<br />

denn Botschafter fahren mit einer<br />

„1“ am Ende durch die Gegend.<br />

Die Erklärung dafür liefert der Diplomat:<br />

„Es kommt auch noch ein<br />

großer Hybrid Range Rover.“ Weil<br />

Sir Sebastians Fahrer schließlich<br />

nicht nach 300 Kilometern auf<br />

dem Weg zu einem entfernteren<br />

Termin in Deutschland sagen<br />

kann: „Und jetzt suchen wir uns<br />

erst mal eine Ladesäule…“ Von<br />

seinen britischen Botschafterkollegen<br />

in Europa ist Sir Sebastian<br />

der dritte, der elektrifiziert wurde.<br />

Im Diplomatischen Corps von<br />

Berlin soll er der erste Botschafter<br />

mit E-Fahrzeug sein. Selbst am<br />

Steuer hat er schon länger nicht<br />

mehr gesessen: „Das ist ein Problem<br />

der Versicherung. Und außerdem<br />

fahre ich hier sehr gern S-<br />

Bahn.“<br />

Beschimpfung:<br />

Gericht ändert<br />

Beschluss<br />

Renate Künast<br />

erreicht Teilerfolg<br />

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete<br />

Renate Künast hat mit einer<br />

Beschwerde gegen einen Gerichtsbeschluss<br />

zu Beschimpfungen<br />

auf Facebook einen Teilerfolg erreicht.<br />

Das <strong>Berliner</strong> Landgericht<br />

teilte mit, dass die Kommentare zu<br />

einem Post der Politikerin im Lichte<br />

höchstrichterlicher und verfassungsrechtlicher<br />

Rechtsprechung<br />

zur Meinungsfreiheit nochmals geprüft<br />

worden seien. In sechs von 22<br />

Fällen sei anders als in einem Beschluss<br />

vom September 2019 nun<br />

eine Beleidigung gesehen worden.<br />

Damit bekam die Politikerin in diesen<br />

Fällen Recht. Derneue „Abhilfebeschluss“<br />

ist noch nicht rechtskräftig.<br />

Künast will, dass die personenbezogenen<br />

Daten der 22 Nutzer herausgeben<br />

werden dürfen, um gegen sie<br />

zivilrechtlich vorgehen zu können. In<br />

sechs Fällen hat sie dies nun erreicht.<br />

Nach dem damaligen Gerichtsbeschluss<br />

waren alle Kommentarekeine<br />

Diffamierung der Person und damit<br />

keine Beleidigung. Unbekannte hatten<br />

Künast unter anderem als „Stück<br />

Scheiße“ und „Geisteskranke“ bezeichnet<br />

und noch drastischere und<br />

auch sexistische Beiträgen geschrieben.<br />

Die Entscheidung war auf Unverständnis<br />

gestoßen.<br />

Die sechs Nutzer-Äußerungen,<br />

die jetzt als Beleidigung gesehen<br />

werden,hätten einen„ehrherabsetzenden<br />

Inhalt“, der nicht mit der Meinungsfreiheit<br />

zu rechtfertigen sei,<br />

hieß es vom Gericht weiter. Bei den<br />

anderen 16 Kommentaren sah das<br />

Gericht noch keine Straftat der Beleidigung.<br />

Da Künast eine umfassende<br />

Beschwerde eingelegt hatte, werden<br />

diese Fälle nun der nächsten Instanz,<br />

dem Kammergericht, zur Prüfung<br />

vorgelegt. (dpa)<br />

POLIZEIREPORT<br />

Fraktionslos und von der Partei ausgeschlossen:<br />

KayNerstheimer IMAGO IMAGES<br />

verhetzung. Ihm wurde vorgeworfen,<br />

in Facebook-Posts Homosexuelle<br />

diskriminiert zu haben. 2018<br />

wurde der 56-Jährige vom Amtsgericht<br />

Tiergarten wegen seiner Äußerungen<br />

zu einer Geldstrafe von 70<br />

Tagessätzen zu 100 Euro verurteilt.<br />

Ein Jahr später wurde er erneut zu<br />

5000 Euro Geldstrafe verurteilt, weil<br />

er Homosexuelle als degeneriert bezeichnet<br />

hatte.<br />

Schon seit längerem lief das Parteiordnungsverfahren<br />

gegen Nerstheimer.<br />

Seit 2016 hatte die <strong>Berliner</strong><br />

AfD versucht, den Abgeordneten aus<br />

der Partei auszuschließen. Der Parteiausschluss<br />

ist die schärfste Sanktionsmaßnahme,<br />

die einer Partei zur<br />

Verfügung steht, wenn ein Mitglied<br />

parteischädigend agiert. Das Parteiordnungsverfahren<br />

wird nur bei<br />

schwerwiegenden Verstößen eingeleitet.<br />

Am Ende des Verfahrens steht<br />

nicht zwingend der Ausschluss des<br />

Mitglieds.<br />

Auf dem Parteitag der AfD, der<br />

laut Sprecher Gläser am kommenden<br />

Wochenende im Ballhaus Pankow<br />

stattfinden soll, will die AfD eigentlich<br />

einen neuen Vorstand und<br />

ein neues Schiedsgericht wählen.<br />

Doch ob dieser tatsächlich stattfinden<br />

wird, ist weiter unklar. Seit Monaten<br />

sucht die AfD Räumlichkeiten<br />

für ihren Parteitag. DerWirtdes Ballhauses<br />

Pankowhatte der AfD Räume<br />

angeboten, die Verträge aber wieder<br />

gekündigt. Die AfD hatte daraufhin<br />

rechtliche Schritte angekündigt.<br />

Nun soll der Fall am Mittwoch am<br />

Landgericht in Berlin verhandelt<br />

werden. Nach Aussage desWirtswird<br />

„der Parteitag der AfD nicht im Ballhaus<br />

stattfinden“.<br />

Einbrecher erwischt.<br />

Polizisten haben am Montagabend<br />

in der Barfusstraße drei Einbrecher<br />

festgenommen. DieMänner im Alter<br />

von19, 21 und 25 Jahren waren von<br />

zwei Zeugen beobachtet worden,<br />

wie sie zwischen Balkonen im Hochparterrehin<br />

und herliefen. Kurz darauf<br />

hörten die Zeugen Klirren, woraufhin<br />

sie die Polizei alarmierten. Als<br />

zwei Diebe flüchten wollten, folgten<br />

ihnen die Beamten und nahmen sie<br />

fest. Derdritte Tatverdächtige stand<br />

noch auf dem Balkon und wurde<br />

dortfestgenommen. DieEinbrecher<br />

wurden anschließend in Gewahrsam<br />

genommen.<br />

<strong>Zeitung</strong>sladen überfallen.<br />

EinUnbekannter hat am Montag einen<br />

<strong>Zeitung</strong>sladen in Lichtenrade<br />

überfallen. Er betrat das Geschäft in<br />

der Straße Alt-Lichtenrade gegen<br />

17.50 Uhrund bedrohte den 40 Jahre<br />

alten Angestellten mit einer Pistole.<br />

DerMitarbeiter übergab das Geld<br />

aus der Kasse.Der Täter griff sich die<br />

Beute,verließ das Geschäft und<br />

flüchtete in einem Auto.<br />

Wildschwein erschossen.<br />

In Hakenfelde mussten Polizisten in<br />

der Nacht zum Montag ein verletztes<br />

Wildschwein töten. DasWildschwein<br />

war bei einem Verkehrsunfall<br />

in der Niederneuendorfer Allee<br />

schwer verletzt worden.<br />

Verkäuferin bedroht.<br />

EinMann hat am Montagmittag bei<br />

einem Überfall auf einen Supermarkt<br />

in der Sonnenallee in Neukölln<br />

zwei Angestellte mit einem<br />

Messer bedroht. Eine der Frauen<br />

konnte flüchten. Ihre Kollegin<br />

musste das Geld aus der Kasse übergeben.<br />

DerTäter flüchtete.<br />

BVG-Mitarbeiter angegriffen.<br />

EinMitarbeiter der BVGist voneinem<br />

Mann mit einem Teleskopschlagstock<br />

auf dem U-Bahnhof Rosenthaler<br />

Platz in Mitte angegriffen<br />

und verletzt worden. Dem40Jahre<br />

alten Opfer gelang es,den alkoholisierten<br />

33-Jährigen zu überwältigen.<br />

Polizisten nahmen den Schläger fest.<br />

Auto angesteckt.<br />

In Staaken brannte am Dienstagmorgen<br />

auf einem Parkplatz ein<br />

Auto aus.Ein Fußgänger bemerkte<br />

die Flammen in der Obstallee.Er<br />

alarmierte die Feuerwehr,die die<br />

Flammen löschte.Der Opel brannte<br />

fast vollständig aus.Durch die Hitzeeinwirkung<br />

wurden drei weiteredort<br />

geparkte Wagen beschädigt. DiePolizei<br />

geht vorvorsätzlicher Brandstiftung<br />

aus.Hinweise auf ein politisches<br />

Motiv haben die Ermittler<br />

nicht.<br />

Gestohlenes Bikesichergestellt.<br />

Polizisten haben am Dienstagmorgen<br />

eine gestohlene Harley Davidson<br />

sichergestellt. DasBike war zuvorinFriedenau<br />

gestohlen worden.<br />

DerBesitzer informierte die Polizei.<br />

Daraufhin verfolgten sechs Srteifen<br />

sowie den Citröen Berlingo,indem<br />

das Bike nach Polen gebracht werden<br />

sollte.Aneiner Tankstelle nahe<br />

der Anschlussstelle Fürstenwalde/West<br />

konnte der 30 Jahrealte<br />

Dieb gefasst werden.<br />

Sprayer festgenommen.<br />

In Tegel sind am Dienstagmorgen<br />

zwei Männer im Alter von26und 31<br />

Jahren festgenommen worden. Sie<br />

waren beim Besprühen einer Schallschutzwand<br />

der BAB 111 beobachtet<br />

worden. Siewurden am Hermsdorfer<br />

Damm gestellt. (ls.)<br />

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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

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Berlin<br />

Kaum ein Thema treibt die <strong>Berliner</strong> seit Jahren so um wie Mieten und Vermieten. WESTEND 61<br />

Klappt der Mietendeckel jetzt?<br />

Das umstrittene Gesetzesvorhaben der rot-rot-grünen Koalition soll am Mittwoch die vorletzte parlamentarische Hürde nehmen<br />

VonElmar Schütze<br />

Der Mietendeckel, eines<br />

der wichtigsten und umstrittensten<br />

Gesetzesvorhaben<br />

der rot-rotgrünen<br />

Koalition, steht nach fast anderthalb<br />

Jahren heftiger Diskussionen<br />

und Kontroversen kurz vor dem<br />

Abschluss.Gleichzeitig stellt sich die<br />

Frage,was die Arbeit der vielen politisch<br />

Beteiligten in Berlin eigentlich<br />

wert ist. Am Ende werden wohl Gerichte<br />

entscheiden müssen.<br />

Am Mittwoch befasst sich der<br />

Ausschuss für Stadtentwicklung mit<br />

den Änderungsanträgen der Fraktionen.<br />

Am Ende soll eine „Empfehlung<br />

zur Beschlussfassung“ stehen. Diese<br />

soll bei der nächsten Plenarsitzung<br />

des Parlaments am 30. Januar beschlossen<br />

und damit Gesetz werden<br />

–rückwirkend zum 18. Juni vorigen<br />

Jahres,als sich der Senat auf die Eckpunkte<br />

einigte.<br />

Und wenn es doch schiefgehen<br />

sollte? Wenn die eigentlich satte rotrot-grüne<br />

92:68-Mehrheit wackeln<br />

sollte? Die <strong>Berliner</strong> Verfassung sieht<br />

nur zwei Lesungen für ein Gesetz<br />

vor. Jedoch könnte der Senat eine<br />

weitere, dritte Lesung beantragen.<br />

Wie schwer sich die Koalitionäre<br />

bis zum allerletzten Tagmit dem Formulieren<br />

von Kompromissen taten,<br />

zeigte sich bei der SPD. Bis zum<br />

Dienstagabend brüteten die Sozialdemokraten<br />

über dem Papier. Zu<br />

kompliziertwar die Konsensfindung<br />

vorigen Herbst, als sich Teile der SPD<br />

und der Grünen damit zufrieden geben<br />

wollten, die Mieten fürWohnungen,<br />

die vor 2014 errichtet wurden,<br />

für fünf Jahreeinzufrieren. Am Ende<br />

setzten sich doch die radikaleren<br />

Vorstellungen der Linken und Teile<br />

der anderen beiden Koalitionspartner<br />

durch, die besonders hohe Mieten<br />

sogar reduzieren wollen.<br />

Tatsächlich stehen in der Debatte<br />

ganz grundsätzliche Themen auf<br />

dem Spiel. Eine der zentralen Fragen<br />

betrifft dieVerlässlichkeit vonPolitik.<br />

Ist esrichtig, dass der Gesetzgeber<br />

Regeln beschließt, die Gefahr laufen,<br />

vonGerichten zerpflückt zu werden?<br />

Kritik an Parlamenten<br />

Nun gehört eszum Wesen der Demokratie,<br />

dass staatliches Handeln<br />

vor unabhängigen Gerichten überprüft<br />

werden kann. Aber Verfassungsrechtler<br />

erkennen einen unguten<br />

Trend. Sie kritisieren, dass das<br />

Bundesverfassungsgericht zuletzt<br />

fast schon zu einer gesetzgebenden<br />

Institution geworden ist, einer Art<br />

Nebenparlament. Immer wieder gibt<br />

2014<br />

ist der Stichtag der 1.Januar.<br />

Alle älteren Wohnungen<br />

sind vomMietendeckel<br />

betroffen<br />

es deswegen Appelle an Abgeordnete<br />

im Bund und in den Ländern,<br />

sorgfältiger und konsensorientierter<br />

zu arbeiten und möglichst rechtssichereGesetzezubeschließen.<br />

Dabei geht es jedoch nicht immer<br />

um Schlampigkeit. Viel öfter<br />

mangelt es am Willen zum Kompromiss.<br />

Beim Mietendeckel zum Beispiel<br />

sieht Rot-Rot-Grün einen Mieten-Notstand.<br />

Dieser müsse behoben<br />

werden, gegen alle Widerstände.<br />

So könnte auch der Mietendeckel<br />

am Ende in Karlsruhe landen –und<br />

jeder in der <strong>Berliner</strong> Politik weiß das.<br />

Nicht umsonst wiederholen Vertreter<br />

der Koalition immer und überall,<br />

MIETE ZU HOCH<br />

340 000<br />

<strong>Berliner</strong> Haushalte zahlen<br />

eine so hohe Miete, dass sie<br />

durch den Mietendeckel gekürzt<br />

werden könnte<br />

2,5<br />

Milliarden Euro<br />

soll die<br />

Entlastung der Mieter<br />

insgesamt betragen<br />

dass man „Neuland“ betrete. Soll<br />

heißen: DerDeckel wackelt.<br />

Bei der ersten Deckel-Lesung im<br />

Abgeordnetenhaus, einer Experten-<br />

Anhörung in der zweiten Dezember-<br />

Woche, waren die rechtlichen<br />

Knackpunkte noch einmal deutlich<br />

zu Tage getreten. Zwei Fragen standen<br />

im Mittelpunkt: Darf das Land<br />

Berlin überhaupt mit einem eigenen<br />

Gesetz die Mieten für fünf Jahreeinfrieren?<br />

Oder steht die Kompetenz<br />

dafür dem Land nicht zu, weil Mietengesetzgebung<br />

Bundessache ist?<br />

Vonsechs eingeladenen Juristen<br />

erklärten drei, dass sie das Land Berlin<br />

für zuständig halten, den Anstieg<br />

der Mieten mit einem eigenen Gesetz<br />

weiter zu beschränken, drei widersprachen<br />

dieser Auffassung.<br />

Nun ging es aber nicht um einen<br />

akademischen Streit von Gutachter,<br />

sondern umknallharte Politik. Natürlich<br />

fühlten sich beide Lager –Opposition<br />

hier, Koalition dort –durch<br />

die Anhörung in ihrer Haltung bestätigt.<br />

CDU-FraktionsvizeStefan Evers<br />

sah den Senat in Erklärungsnot. Dieser<br />

könne sich keineswegs sicher<br />

sein, dass er in diesem Fall tatsächlich<br />

Gesetzgebungskompetenz hat.<br />

FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja<br />

verwies darauf, dass der Eingriff in<br />

Eigentumsrechte von Juristen problematisch<br />

gesehen werde. AfD-<br />

Mann Harald Laatsch sah den Senat<br />

in eine „peinliche Niederlage“ vor<br />

dem Bundesverfassungsgericht stolpern.<br />

Es drohe schwerer Schaden.<br />

SPD, Linke und Grüne dagegen<br />

verteidigten den Deckel ganz<br />

grundsätzlich. SPD-Abgeordnete<br />

Iris Spranger erinnerte daran, dass<br />

es darum gehe, den „Mietenwahnsinn“<br />

zu stoppen. DieLinken-Abgeordnete<br />

Gaby Gottwald verwies auf<br />

die steigende Mietbelastung der<br />

<strong>Berliner</strong>, das sei schlecht für die<br />

Stadt. „Höher, schneller, weiter –so<br />

geht es nicht mehr“, sagte die Grünen-Abgeordnete<br />

Katrin Schmidberger.<br />

Deutschlands oberster Mieter-<br />

Lobbyist Lukas Siebenkotten sieht<br />

den Senat dabei auf dem richtigen<br />

Weg. Die Debatte über den Mietendeckel<br />

sei doch „eine Reaktion auf<br />

die Untätigkeit des Bundes“, sagte<br />

der Präsident des Deutschen Mieterbundes<br />

(DMB) am Dienstag in Berlin.<br />

Der DMB ist ein bundesweiter<br />

Dachverband für zahlreiche Verbände<br />

und Vereine. Auch der <strong>Berliner</strong><br />

Mieterverein mit seinen 170 000<br />

Mitgliederngehörtdem DMB an.<br />

„Viel Glück“ vomLobbyisten<br />

Nach Siebenkottens Worten stimme<br />

die Aussage immer noch, dass die<br />

Wohnungsfrage die soziale Frage unserer<br />

Zeit sei. Das zwinge zum Handeln<br />

–und genau dies habe der Bund<br />

trotz seiner mietengesetzgeberischen<br />

Kompetenz seit den 90er-Jahren<br />

fahrlässigerweise unterlassen.<br />

Vorallem habe sich der Bund nicht<br />

ausreichend um die Begrenzung der<br />

Bestandsmieten gekümmert. Ergo:<br />

„Wir wünschen dem Mietendeckel<br />

viel Glück!“<br />

Elmar Schütze<br />

ärgert, dass so viele Gesetze<br />

in Karlsruhe landen.<br />

Die grüne Wagenburg<br />

Der umstrittene Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt erhält Rückendeckung von Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann und dem Landeschef der Grünen, Werner Graf<br />

VonAnnika Leister<br />

Lückenlose Aufklärung –das fordernzurzeit<br />

alle in der Causa Florian<br />

Schmidt (Grüne). Dabei, so sehen<br />

es der Regierende Bürgermeister<br />

und die Opposition, stünden zuerst<br />

das grünregierte Bezirksamt und<br />

Schmidts Chefin, Bürgermeisterin<br />

Monika Hermann, in der Pflicht, in<br />

zweiter Instanz auch der Landesverband<br />

der Grünen selbst. Am Dienstag<br />

sagte Hermann der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />

Baustadtrat Schmidt habe<br />

nach jetziger Überprüfung keine Akten<br />

manipuliert: „Das Rechtsamt hat<br />

mir heute noch einmal bestätigt,<br />

dass er nicht eigenhändig in Akten<br />

rumgewühlt, Seiten rausgenommen<br />

oder reingelegt hat“, so Hermann.<br />

Schmidt wirdvon der Opposition<br />

und dem eigenen Koalitionspartner<br />

auf Bezirksebene, der SPD, vorgeworfen,<br />

Akten vor der Opposition<br />

bewusst zurückgehalten zu haben.<br />

Unter Umständen, so ein weiterer<br />

Vorwurf, soll Schmidt die Akten sogar<br />

manipuliert haben. Schmidt hat<br />

bei der Aktenausgabe bereits zwei<br />

„formale Fehler“ eingestanden. Er<br />

habe die Akten aber nicht aus politischer<br />

Motivation zurückgehalten,<br />

teilte er am Montag mit, sondern lediglich<br />

in einer internen Sitzung gesagt,<br />

dass das seine Motivation sei.<br />

Im Bezirksamt Friedrichshain-<br />

Kreuzberg herrscht seit Tagen Ausnahmezustand.<br />

Man habe die Vorgänge<br />

in den vergangenen Tagen untersucht<br />

und mit den für die Bereitstellung<br />

der Akten zuständigen<br />

Mitarbeitern gesprochen, sagt Monika<br />

Hermann. DieVorstellung, dass<br />

Schmidt als politisch Verantwortlicher<br />

die Akten selbst bereitstelle, sei<br />

„naiv“, so Hermann. In der Regel sei<br />

das nicht der Fall, sondern viele Akteure<br />

in eine Akteneinsicht eingebunden<br />

–auch Justiziare.<br />

Um „formale Fehler“ wie jene,die<br />

Schmidt angeblich unterliefen, in<br />

Zukunft zu vermeiden, arbeite das<br />

Bezirksamt gerade an einer Checkliste,sagt<br />

Hermann: Siesolle klarstellen,<br />

was von der Verwaltung bei der<br />

Akteneinsicht zu beachten sei. Der<br />

Die Opposition fordertseinen Rücktritt: Florian Schmidt<br />

GETTY/GALLUP<br />

waltung in Finanzfragen hatte am<br />

Montag angekündigt, dass es die<br />

Vorkäufe durch Florian Schmidt im<br />

Namen der umstrittenen Genossenschaft<br />

Diese EG noch in dieser<br />

Woche prüfen wolle und dabei auch<br />

darauf achte, dass die Akten vollständig<br />

seien. Hermann sagte, sie<br />

sehe das Problem, dass sie für Op-<br />

Leiter des Rechtsamts arbeite diese<br />

Liste aus.<br />

Damit sieht Hermann ihre eigenen<br />

Möglichkeiten zur Aufklärung<br />

ausgeschöpft. „Ich begrüße aber<br />

sehr, dass mit dem Landesrechnungshof<br />

eine neutrale Instanz den<br />

Vorgang überprüfen wird“, sagte<br />

sie. Das Kontrollgremium der Verposition<br />

und Öffentlichkeit als<br />

Grüne wenig glaubwürdig erscheine,<br />

den ebenfalls Grünen<br />

Schmidt zu entlasten. „Der Rechnungshof<br />

ist eine unbestechliche<br />

Instanz. Er wird sich den gesamten<br />

Vorgang vorlegen lassen. Mehr als er<br />

prüfen kann, können wir auch<br />

nicht“, sagte sie.<br />

Werner Graf, Vorsitzender des<br />

<strong>Berliner</strong> Landesverbands, sagt, er<br />

glaube Schmidt, dass er die Akten<br />

nicht aus politischer Motivation zurückgehalten<br />

habe.Ineiner internen<br />

Sitzung aber hat Schmidt davon gesprochen,<br />

durch das Zurückhalten<br />

eine politische Instrumentalisierung<br />

durch die Opposition und Berichterstattung<br />

durch den Tagesspiegel verhindern<br />

zuwollen. Der Landesvorsitzende<br />

folgt dabei Schmidts Argumentation,<br />

wie auch die Grünen im<br />

Bezirk und in der Fraktion: Schmidt<br />

habe seines Wissens nach lediglich<br />

behauptet, die Akten aus politischen<br />

Gründen zurückzuhalten –erhabe<br />

das aber nicht tatsächlich getan.<br />

Dennoch: „Diesen Satz überhaupt<br />

zu sagen, ist nicht akzeptabel“, so<br />

Graf. DasAkteneinsichtsrecht sei für<br />

die Grünen ein sehr hohes Gut. Dennoch<br />

stehe man hinter Schmidt, der<br />

„sehr,sehr gute Arbeit“ leiste.<br />

Ähnlich sieht es Wirtschaftssenatorin<br />

Ramona Pop(Grüne):Transparenz<br />

sei den Grünen wichtig. DasBezirksverwaltungsgesetz<br />

regele das<br />

Vorgehen bei Akteneinsicht. „Dieses<br />

gilt für alle Parteien“, sagte Pop der<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am Montag.<br />

Mehr Klarheit –oder aber neue<br />

Fragen –wird vermutlich schon dieser<br />

Mittwoch bringen: Die FDP hat<br />

beantragt, Schmidt im für Finanzen<br />

zuständigen Hauptausschuss des<br />

Abgeordnetenhauses zu befragen.<br />

Schmidt sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

am Montag, er werde erscheinen.<br />

Hermann wie Graf erwarten das<br />

auch von ihrem Parteikollegen: „Er<br />

sagt, er habe sich nichts vorzuwerfen<br />

–also sollte er zu denVorwürfen Stellung<br />

beziehen“, so Graf. Gremien<br />

wie der Hauptausschuss seien dafür<br />

da, aufzuklären. „Und wir wollen<br />

Aufklärung, keine Verschleppung.“


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 13<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

Grüne wollen<br />

Verhandlungen<br />

stoppen<br />

Berlin dürfe nicht geheim<br />

mit Hohenzollern sprechen<br />

VonAnnika Leister<br />

Die <strong>Berliner</strong> Grünen fordern, dass<br />

sich das Land sofort aus den<br />

Verhandlungen mit den Hohenzollernzurückzieht.<br />

Es gehe dabei nicht<br />

nur um „ein paar historische Vasen<br />

oder Bilder“, sondern„indirekt auch<br />

immer um das deutsche Geschichtsbild<br />

und die historische Verantwortung<br />

der Hohenzollern“, sagte Daniel<br />

Wesener,parlamentarischer Geschäftsführer<br />

der Grünen. „Darüber<br />

kann nicht wie bisher hinter geschlossenen<br />

Türen verhandelt werden.“<br />

Bund, Berlin und Brandenburg<br />

führen mit den Nachfahren der letzten<br />

Monarchie zurzeit Gespräche<br />

über Entschädigungen und mögliche<br />

Rückgaben von Tausenden von<br />

Kunstgegenständen. Nach der Novemberrevolution<br />

1918 waren die<br />

Hohenzollern, wie andere Fürsten<br />

auch, politisch entmachtet und zum<br />

Teil enteignet worden. Rund 100<br />

Jahrespäter dringen die Nachfahren<br />

auf Widergutmachung – ihre Ansprüche<br />

sind aber hoch umstritten.<br />

Dasgilt gerade für die Linken, die<br />

mit Klaus Lederer den Kultursenator<br />

stellen. Im Bundestag forderte die<br />

Linksfraktion in einem Antrag vom<br />

November, dass für den Bundestag<br />

„Rückgaben oder Entschädigungen<br />

der Familie Hohenzollern nicht diskutabel“<br />

sein sollten. Die Hohenzollernseien<br />

bereits mehrfach entschädigt<br />

worden, hätten außerdem „dem<br />

nationalsozialistischen System in erheblicher<br />

Weise Vorschub geleistet<br />

und davon profitiert“, heißt es dort.<br />

Wesener hält Berlins Rechtsposition<br />

für starkund Lederers Verhandlungen<br />

mit dem Adelsgeschlecht für<br />

nachteilig: „Mit vertraulichen Verhandlungen<br />

unterminiert man nur<br />

die eigene Rechtsposition.“<br />

In die City nur noch mit dem E-Mobil<br />

Die Hauptstadt soll rasch klimaneutral werden, so die Umweltsenatorin. Das wird Folgen haben<br />

VonPeter Neumann<br />

Mit dem Benziner oder<br />

Dieselauto in die Innenstadt,<br />

kostenlos<br />

parken, mehrmals<br />

jährlich für wenig Geld mit dem<br />

Flugzeug verreisen: Das ist für viele<br />

<strong>Berliner</strong> ganz normal. Doch in einigen<br />

Jahren werden sie ihren Lebensstil<br />

ändern müssen –wenn es nach<br />

der Senatorin für Umwelt, Verkehr<br />

und Klimaschutz geht. Autos mit<br />

Verbrennungsmotoren sollen verbannt,<br />

Flughafenentgelte erhöht<br />

und Parkzonen ausgedehnt werden.<br />

Dasgeht aus einer Senatsvorlage von<br />

Regine Günther hervor. DieGrünen-<br />

Politikerin „schürt ein Klima der<br />

Angst“, hieß es beim Allgemeinen<br />

Deutschen Automobil-Club (ADAC).<br />

Im Dezember hat der Senat anerkannt,<br />

dass sich Berlin in einer Klimanotlage<br />

befindet. Damit die Stadt<br />

klimaneutral wird, müsse der Kohlendioxidausstoß<br />

weiter sinken, und<br />

zwar stärker als bisher. Bis Mitte Januar<br />

2020 sollte Senatorin Günther<br />

einen Zeit- und Maßnahmenplan<br />

vorlegen –das ist jetzt geschehen.<br />

HöhereParkgebühren<br />

„Ein ,Weiter so’ inder Klima- und<br />

Energiepolitik ist keine Option<br />

mehr“, steht in der Besprechungsunterlage,<br />

die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

vorliegt. Zwar seien die Kohlendioxidemissionen<br />

in Berlin um mehr als<br />

ein Drittel gesunken. Doch je nach<br />

Bereich fällt die Bilanz unterschiedlich<br />

aus.Sogehe die Modernisierung<br />

von Gebäuden nicht zügig genug<br />

voran. Der Kohlendioxidausstoß des<br />

<strong>Berliner</strong> Verkehrs seien sogar gestiegen:<br />

um elf Prozent. Immer mehr<br />

Kraftstoff wirdverbraucht, und auch<br />

der Luftverkehr nimmt zu, hieß es.<br />

Darauf müsse reagiert werden –<br />

zum Beispiel, in dem der Bereich innerhalb<br />

des S-Bahn-Rings zur „Zero<br />

Emission Zone“ erklärt wird. „Ab<br />

dem Jahr 2030 sollen Pkw mit Verbrennungsmotoren<br />

auf fossiler Basis<br />

Sieht in der Dämmerung schön aus, macht aber viel Dreck: der Stadtverkehr.<br />

DPA<br />

in der Umweltzone möglichst ausgeschlossen<br />

werden, 2035 soll die Ausweitung<br />

auf das Gebiet der Gesamtstadt<br />

erfolgen“, so die Senatsvorlage.<br />

Die Umstellung auf emissionsfreie<br />

Antriebe im Wirtschaftsverkehr<br />

sollte gefördert werden. Bei diesem<br />

Thema sollten die Senatsmitglieder<br />

mit gutem Beispiel vorangehen: Ihre<br />

Dienstwagenflotte müsse am Ende<br />

der Legislaturperiode emissionsfrei<br />

sein. Die Bereiche, indenen Parken<br />

Geld kostet, sollten ausgedehnt, die<br />

Gebühren für das Anwohnerparken<br />

(derzeit 20,40 Euro für zwei Jahre)<br />

müssten erhöht werden, hieß es.<br />

Um den Ausbau des Nahverkehrs<br />

zu finanzieren, müssten neue Modelle<br />

erarbeitet werden – denkbar<br />

wäre eine City-Maut oder eine Nahverkehrsabgabe.<br />

Auch den Flugverkehr<br />

nehmen die Planer insVisier:Es<br />

sei nötig, die Start- und Landegebühren<br />

auf dem BER stärker an den<br />

Kohlendioxidemissionen zu orientieren,<br />

so die Umweltsenatorin.<br />

Autofahrer verunsichert<br />

Was die <strong>Berliner</strong> Gebäude anbelangt,<br />

so sieht das Konzept unter anderem<br />

ein „landesrechtliches Verbot<br />

des Einbaus neuer Ölheizungen“<br />

vor. Neubauten müssten künftig mit<br />

Solaranlagen versehen werden, alle<br />

14 geplanten neuen Stadtquartiere<br />

wären klimaneutral zu planen.<br />

Fahrverbote für Verbrenner: „Mit<br />

dieser überzogenen Forderung verunsichert<br />

Regine Günther <strong>Berliner</strong><br />

Autofahrer als auch hunderttausende<br />

Pendler aus dem Umland“,<br />

sagte Volker Krane vomADAC. Karsten<br />

Schulze, ein weiteres Vorstandsmitglied<br />

des ADAC, stellte fest: „Der<br />

Vorschlag kommt einer Enteignung<br />

gleich.“ DieIdeen der Verkehrssenatorin<br />

werden immer radikaler und<br />

drastischer“, so FDP-Fraktionschef<br />

Sebastian Czaja. DenGrünen gehe es<br />

„nicht mehr um einen optimalen,<br />

modernen Verkehrsmix, sondern<br />

nur noch um einen einseitigen<br />

Kampf gegen das Auto“, sagte er.<br />

Bethaus<br />

aus<br />

Backstein<br />

House of One stellt<br />

Musterfassade auf<br />

Das House of One, das geplante<br />

Bethaus für Christen, Muslime<br />

und Juden in Berlin, nimmt Form an:<br />

Eine Musterfassade aus Backstein<br />

gibt jetzt einen sinnlichen Einblick<br />

in das Projekt am Petriplatz in Berlin-Mitte,<br />

woeine Kirche, eine Synagoge<br />

und eine Moschee unter einem<br />

Dach entstehen sollen. Mitdem<br />

Bauausschnitt aus gebranntem Ziegel<br />

würden nun Ästhetik und Beständigkeit<br />

des Baumaterials geprüft,<br />

sagte der Verwaltungsdirektor<br />

der Stiftung House of One, Roland<br />

Stolte,amDienstag bei der Präsentation<br />

der Fassade.<br />

Mit dem Ziegelbau greift das<br />

House of Oneeine alte Tradition auf.<br />

Bereits im 13. Jahrhundert wurde in<br />

Berlin und Brandenburg mit Backstein<br />

gebaut. Angesichts der Diskussionen<br />

um Nachhaltigkeit sei der<br />

Ziegelstein ein Baustoff, der wie die<br />

vor Hunderten von Jahren gebauten<br />

Kirchen auch „mehr als 50 Jahre“<br />

halten werde, sagte der federführende<br />

Architekt Johannes Kuehn<br />

vom<strong>Berliner</strong> BüroKuehn Malvezzi.<br />

Bei den knapp ein Meter starken<br />

Mauern sei keine Wärmedämmung<br />

notwendig, die Haustechnik, etwa<br />

die Kühlung, könne auf ein Minimum<br />

begrenzt werden. Die vier mal<br />

zwei Meter große Ecke soll als Muster<br />

bis Ende 2022 stehen bleiben. Für<br />

das 46 Meter hohe Gebäude sollen<br />

2,3 Millionen Ziegel verbaut werden.<br />

DasGebets- und Lehrhaus ist Teil<br />

der Neugestaltung des Areals am historischen<br />

Gründungsort Berlins. Ein<br />

„archäologisches Fenster“ im Boden<br />

des Neubaus soll einen Blick in die<br />

750 Jahre alten Fundamente der im<br />

Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten<br />

und 1964 abgetragenen Petrikirche<br />

geben. DerGrundstein für das<br />

Mehrreligionen-Haus soll am 14.<br />

Aprilgelegt werden. (dpa)<br />

TRAUERANZEIGEN<br />

BERLINER ADRESSEN<br />

NACHRUF<br />

EinLeben mitvielenErfolgen, herrlichen Erlebnissen<br />

undverdientemguten AnsehengingzuEnde.<br />

Dr.med.Elisabeth Horn<br />

*27.2.1935 †28.12.2019<br />

In Trauer<br />

Dr.WalterHorn<br />

TERRASSENDACH<br />

mitDreh-Lamellen<br />

„Bei Sonne auf ...<br />

bei Regen zu.“<br />

Elisabethwurde aufeigenen Wunsch anonym bestattet.<br />

Nach langer, schwerer Krankheit verstarb am 21.12.2019 im Alter von<br />

nur 55Jahren unsere Kollegin<br />

Frau Daniela von Soest-Henckel<br />

Mit großer Betroffenheit haben wir vom Tod unserer Mitarbeiterin erfahren.<br />

Frau von Soest-Henckel war seit 1.März 2011 inunserem Eigenbetrieb als<br />

Erzieherin beschäftigt. Das Kita-Team verliert eine anerkannte und beliebte<br />

Kollegin, die allen immer in Erinnerung bleiben wird.<br />

Unser Mitgefühl gilt der Familie und allen, die umsie trauern.<br />

Eigenbetriebvon Berlin<br />

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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

FU soll<br />

Türkischlehrer<br />

ausbilden<br />

Senat will mehr von Ankara<br />

unabhängige Lehrkräfte<br />

Die Freie Universität richtet einen<br />

neuen Lehramtsstudiengang<br />

für Türkisch ein. In einem<br />

Schreiben hatte Wissenschaftsstaatssekretär<br />

Steffen Krach (SPD) die<br />

Universität um die Einrichtung eines<br />

solchen Studiengangs gebeten. Losgehen<br />

könnte es schon im Wintersemester<br />

2020/2021.<br />

DasLand bemüht sich seit einigen<br />

Jahren, staatliche Alternativen zum<br />

muttersprachlichen Ergänzungsunterricht<br />

Türkisch zu etablieren. Diesen<br />

„Konsulatsunterricht“ leiten<br />

nämlich Lehrkräfte, die von der Türkei<br />

fortgebildet, entsandt und bezahlt<br />

werden. Nachdem im Rahmenlehrplan<br />

aus Ankaranationalistische und<br />

religiöse Inhalte entdeckt worden waren,<br />

richtete die Bildungsverwaltung<br />

2018 an Grundschulen eigene Lerngruppen<br />

für Kinder mit türkischer<br />

Herkunftssprache ein. Während vor<br />

zwei Jahren an 87 Grundschulen Konsulatsunterricht<br />

stattgefunden hatte,<br />

sind es im laufenden Schuljahr nur<br />

noch 62. Dagegen bieten 67 Grundschulen<br />

aktuell vonder Türkei unabhängigen<br />

„Herkunftssprachenunterricht“<br />

an.<br />

Entgegen dieser Entwicklung<br />

könnten bald wieder mehr von der<br />

Türkei entsandte Lehrer unterrichten:<br />

Berlin ist als einer vondreideutschen<br />

Standorten für eine türkische<br />

Schule im Gespräch. (mrg.)<br />

Polizei findet Leiche in Keller<br />

Zuvor hatte ein Imbissbesitzer die Einsatzkräfte alarmiert. Er sagt, er habe in Notwehr getötet<br />

VonPhilippe Debionne<br />

und Morris Pudwell<br />

Es kommt nicht oft vor, dass<br />

ein Mensch einen anderen<br />

Menschen tötet und dann<br />

die Polizei anruft. Am Montag<br />

meldete sich ein 59-jähriger Imbissbesitzer<br />

in Blankenfelde bei der<br />

örtlichen Polizei und sagte dem Vernehmen<br />

nach, dass er in Notwehr einen<br />

Mann erschossen habe. Dessen<br />

Leiche liege nun in seinem Keller.<br />

Die Beamten sollten bitte zu ihm<br />

kommen.<br />

„Der Sachverhalt wurde umgehend<br />

durch Polizeibeamte untersucht,<br />

die in einem Objekt in Blankenfelde<br />

eine leblose Person auffanden“,<br />

so ein Sprecher der zuständigen<br />

Polizeidirektion West. Und<br />

weiter:„Ein als tatverdächtig geltender<br />

59-jähriger Mann stellte sich<br />

kurznach Bekanntwerden des Sachverhalts<br />

bei der Polizei“. Er wurde<br />

wegen des Verdachts des Totschlags<br />

festgenommen.<br />

Beidem Mann handelt es sich um<br />

einen Imbissbesitzer, bei dem 44-<br />

jährigen Opfer um einen ebenfalls<br />

aus dem Ort stammenden Gebrauchtwagenhändler,<br />

der bosnische<br />

Wurzeln hat. Im Gespräch mit<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> redeten Angehörige<br />

am Montag davon, dass er<br />

und der Imbissbesitzer ein Geschäft<br />

hätten abschliessen wollen, bei dem<br />

es um ein Auto im Wert von 40000<br />

Euro gegangen sei. Dazu hätten sich<br />

die beiden am Nachmittag des 18. Januar,<br />

also vergangenen Sonnabend,<br />

Ein Ermittler der kriminaltechnischen Untersuchung am TatortinBlankenfelde. PUDWELL<br />

in einem Lokal getroffen. Videoaufnahmen<br />

einer Überwachungskamera,<br />

die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegen,<br />

zeigen dieses Treffen. Nichts<br />

deutet auf einen Streit hin, die beiden<br />

Männer verlassen die Lokalität<br />

gegen 16 Uhrgemeinsam.<br />

Weil anschließend jedes Lebenszeichen<br />

des Autohändlers fehlte,<br />

gingen Verwandte am Sonntag zum<br />

Wohnhaus des Imbissbesitzers und<br />

wollten ihn zur Rede stellten. Dieser<br />

rief daraufhin die Polizei und gab an,<br />

dass er von mehreren Männern bedroht<br />

werde. In der Folge rückten<br />

Einsatzkräfte an und erteilten den<br />

Angehörigen Platzverweise.<br />

Nach derzeitigem Ermittlungsstand<br />

soll der Leichnam des erschossenen<br />

Autohändlers zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits im Keller des Wohnhauses<br />

gelegen haben. Doch niemand<br />

schöpfte Verdacht. Erst als der<br />

Imbissbesitzer am nächsten Tagerneut<br />

die Polizei rief und die Tateinräumte,wurden<br />

die Beamten fündig.<br />

Während des Leichenabtransports<br />

stritten Angehörige mit einem<br />

Kripo-Mann. Sieäußerten ihren Unmut<br />

darüber, dass die Polizei nicht<br />

schon am Vortag das Haus durchsucht<br />

hätte, obwohl die Verwandten<br />

des Opfers den Verdacht geäußert<br />

hatten, der Mann könnte tot im Haus<br />

liegen.<br />

Am Dienstag sollte der Imbissbesitzer<br />

einem Haftrichter vorgeführt<br />

werden. Weshalb es zu der Bluttat<br />

kam und ob es sich tatsächlich um<br />

Notwehr handelte, wird nun ermittelt.<br />

Ein Stern<br />

für<br />

Pfeffersport<br />

Preis für <strong>Berliner</strong> Kinderund<br />

Inklusionsverein<br />

Der <strong>Berliner</strong> Verein Pfeffersport<br />

e.V. ist als Sieger der 16. Auszeichnung<br />

„Sterne des Sports“ hervorgegangen.<br />

„Es ist einfach großartig“,<br />

sagte Pfeffersport-Geschäftsführer<br />

JörgZwirnamDienstag<br />

nach der Ehrung des mit 10 000<br />

Euro dotierten Preises durch Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel in der<br />

DZ Bank am Brandenburger Torin<br />

Berlin.<br />

Pfeffersport ist Berlins größter<br />

Kinder-und Inklusionsverein ist vornehmlich<br />

in den Sportstätten in<br />

Prenzlauer Berg,Pankowund Kreuzberg<br />

beheimatet. Bei dem Preis<br />

„Sterne des Sports“ werden Sportvereine<br />

für ihr herausragendes Engagement<br />

in Sportund Gesellschaft geehrt.<br />

Pfeffersport setzte sich gegen<br />

die 16 Sieger der anderen Bundesländer<br />

durch.<br />

Zwirn bezeichnete die Vereinsarbeit,<br />

bei der Inklusion und Integration<br />

von benachteiligten Kindern<br />

und Jugendlichen in berlinweiten<br />

Projekten und Initiativen im Vordergrund<br />

stehen, als „lokale Raumfahrt“.<br />

Seit 25 Jahren bietet Pfeffersport<br />

den über 4600 Mitgliedern<br />

über 50 Sport- und Bewegungsarten<br />

an. Etwa 80 Prozent der Mitglieder<br />

sind Kinder- und Jugendliche. Zu<br />

den Aufgaben gehört auch, behinderte<br />

Mitglieder zu Übungsleitern<br />

auszubilden. (dpa)<br />

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Öl ............ Heizöl<br />

Gas .......... Erdgas, Flüssiggas<br />

FW ........... Fernwärmeaus Heizwerk<br />

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Hz ............ Brennholz, Holzpellets,<br />

Holzhackschnitzel<br />

E .............. Elektrische Energie<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 15<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Leserbriefe<br />

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Leserbriefe<br />

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10969 Berlin<br />

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Am Telefon<br />

Mo–Fr13–14 Uhr<br />

(030) 63 33 11-457<br />

Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />

ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />

beantworten oder abzudrucken.<br />

Die Redaktion behält sich das Recht<br />

sinnwahrender Kürzungen vor.<br />

Chaos, Dreck, Bauschutt<br />

und Behinderungen auf der U9<br />

Berlin: „Müller:U-Bahn-Netz wird<br />

wachsen“<br />

(21. Januar)<br />

DieAnkündigung, dass das U-Bahn-<br />

Netz wachsen soll, ist blanker Hohn.<br />

Manist nicht einmal in der Lage,das<br />

bestehende Netz zu sanieren. Sehen<br />

Siesich nur die Bahnhöfe der U9 an,<br />

z. B. zwischen Bundesplatz und Rathaus<br />

Steglitz: Die ganze Strecke ist<br />

eine Baustelle! Chaos, Dreck, Bauschutt<br />

und Behinderungen sind das<br />

Resultat der katastrophalen Misswirtschaft<br />

bei der BVG. Wie hat man<br />

es vormehr als 100 Jahren geschafft,<br />

ohne die Technologien, worüber wir<br />

heute verfügen, innerhalb kürzester<br />

Zeit ganz Berlin zu vernetzen? Offenbar<br />

waren die Ingenieureder Kaiserzeit<br />

weitaus klüger und gescheiter,<br />

sie haben zumindest geliefert, und<br />

nicht gerade schlecht.<br />

NorbertFicek, per Mail<br />

Tischreinigung in einer Schule<br />

Früher hatten alle Schulen einen Hausmeister<br />

Facebook: „Schwarze Ecken, dickeWollmäuse: Darum sind viele <strong>Berliner</strong><br />

Schulen so verdreckt“ von Margarete Gallersdörfer<br />

(20. Januar)<br />

Wenn man den Reinigungskräften vorschreibt proRaum fünf Minuten<br />

zu putzen, was soll dabei rauskommen? Sieht man ja, geht wieder nur<br />

ums Geld. Denke,Kinder sind die Zukunft?! Anja Schaab<br />

Früher hatten alle Schulen einen Hausmeister,der ausgebildeter Handwerker<br />

sein musste.Der würde für je 10 Euro neue Klobrillen kaufen, an<br />

einem Nachmittag alle montieren und fertig.<br />

Elmar Schweer<br />

IMAGO/MOMENTPHOTO/KILLIG<br />

Wenn Schüler ihreToiletten so nutzen, wäreein Dauerauftrag nötig.<br />

Torsten Franke<br />

DasProblem ist doch, dass nicht richtig saubergemacht wird, weil man<br />

hirnrissige Entscheidungen bei der Auswahl der Reinigungsfirma trifft.<br />

Oliver Schlottke<br />

Das ist ein kluger Beitrag zur<br />

Versöhnung der Generationen<br />

Report: „Das Glück der letzten Minute“<br />

von Jens Blankennagel und Markus<br />

Wanzeck<br />

(11. Januar)<br />

Einselten schöner Beitrag, der so aktuell<br />

und positiv in die gegenwärtige<br />

Debatten-(Un)kultur zum Umweltschutz<br />

eingreift und einen klugen<br />

Beitrag zur Versöhnung der Generationen<br />

leisten kann. Wasder fast 80-<br />

jährige Michael Succow in seinem<br />

Leben für den Erhalt der Natur geleistet<br />

hat, ist wirklich unglaublich.<br />

Schon das Lesen dieses Berichts<br />

treibt einem die Tränen in die Augen.<br />

Wenn es doch nur mehr Menschen<br />

wie diesen Succowgeben würde.<br />

Harald Liepert, Nienhagen<br />

Jeder wäre Spender,jeder<br />

kann dem widersprechen<br />

Politik: „Wem gehörtder Mensch?“<br />

von Tobias Peter<br />

(17. Januar)<br />

Da ich selbst vor einem knappen<br />

Jahr ein neues Herz bekommen habe<br />

und dem Todinder Zeit davor einige<br />

Male von der Schippe gesprungen<br />

bin, macht mich dieser Beschluss<br />

nicht nur wütend, sondern auch<br />

traurig. Bei mir drohten die Organe<br />

zu versagen. Da kein passendes Herz<br />

für mich da war,wurden zwei Kunstherzen<br />

eingesetzt. Es folgten Komplikationen<br />

und dann hatte ich doch<br />

ein riesengroßes Glück. Ich war bereits<br />

vor meiner Krankheit Organspender.<br />

Ich verstehe das Problem<br />

nicht, dass es in Deutschland dazu<br />

gibt. Jeder wäre Spender, jeder kann<br />

dem widersprechen. Ich kann nur<br />

hoffen, dass diejenigen oder deren<br />

geliebte Familienmitglieder, die so<br />

etwas beschließen, selbst nicht<br />

krank werden. Ich hätte auch niemals<br />

damit gerechnet, in so eine Situation<br />

zu kommen. Es kam ganz<br />

akut bei mir.<br />

Simone Nommensen-Müller,Nehms<br />

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kleine Gerichte auf Ihre Kabine. Ein Obstkorb<br />

wird täglich mit frischen Früchten aufgefüllt<br />

·Willkommens- und Abschiedscocktail<br />

·Benutzung der Wellness-Einrichtungen<br />

·Betreuung durch Phoenix-Reiseleiter-Team<br />

die Schönheit der zerklüfteten<br />

Fjordregion im Südwesten<br />

des Landes. Natürlich<br />

fehlt auf dieser Route<br />

auch nicht der Besuch im<br />

hübschen Hansestädtchen<br />

Bergen, wo Tradition und<br />

Moderne liebevoll aufeinandertreffen.<br />

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Im Preis enthaltene Leistungen:<br />

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Kategorie<br />

·Ein- und Ausschiffungsgebühren, Hafentaxen<br />

·Vollpension mit Menüwahl an Bord<br />

·Tischwein und Saft des Tages zu den<br />

Hauptmahlzeiten<br />

·Willkommenscocktail, Abschiedsparty<br />

·Captain´s Dinner mit festlichem Menü<br />

·Tagesprogramme und Abendveranstaltungen<br />

·Benutzung der Wellness-Einrichtungen<br />

·Wellness- und Sportprogramme<br />

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Beratung und Buchung: 030 –23276170·Reiseveranstalter (i. S. d. G.): Phoenix Reisen GmbH ·Pfälzer Str. 14, 53111 Bonn<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Brandenburg<br />

Erfasst<br />

und<br />

gespeichert<br />

Kenia-Koalition einigt sich<br />

zu Kennzeichenfahndung<br />

Die rot-schwarz-grüne Koalition<br />

in Brandenburg hat sich auf<br />

erste Vorgaben zur umstrittenen<br />

massenhaften Erfassung von Autokennzeichen<br />

verständigt.<br />

„Ermittler sagen uns, das ist ein<br />

extrem wichtiges Mittel der Strafverfolgung“,<br />

sagte SPD-Fraktionschef<br />

Erik Stohn am Dienstag in Potsdam.<br />

Es müsse aber„datenschutzkonform<br />

ausgestaltet werden“. Nach einem<br />

Entschließungsantrag von SPD,<br />

CDU und Grünen im Landtag soll<br />

bei der Praxis die Beanstandung der<br />

Landesdatenschutzbeauftragten berücksichtigt<br />

werden. Die oppositionelle<br />

Linke fordert, das System vorerst<br />

auszusetzen. Eine sofortige Abschaltung<br />

lehnen SPD, CDU und<br />

Grüne jedoch ab.<br />

Als unzulässig eingestuft<br />

Die Grünen im Landtag halten die<br />

Rechtsgrundlage –die Strafprozessordnung<br />

– für verfassungswidrig.<br />

„Unsere Wunschvorstellung wäre<br />

(...), dass der Aufzeichnungsmodus<br />

dieses Systems abgeschaltet wird“,<br />

sagte die Innenpolitikerin Marie<br />

Schäffer. Sie verwies aber darauf,<br />

dass zunächst eine Lösung gefunden<br />

werden soll, die von der Landesdatenschutzbeauftragten<br />

Dagmar<br />

Hartge akzeptiert wird. Hartge hatte<br />

die Sammlung in der praktizierten<br />

Form als unzulässig eingestuft.<br />

Auf Brandenburgs Autobahnen<br />

werden seit 2010 wegen laufender<br />

Ermittlungsverfahren und auf Anordnung<br />

der Staatsanwaltschaften<br />

Kennzeichen erfasst und gespeichert.<br />

BisAnfang Februar will das Innenministerium<br />

dazu Stellung nehmen.<br />

Eine Entscheidung des Verfassungsgerichts<br />

Brandenburg aufgrund<br />

einer Beschwerde eines<br />

Mitglieds der Piratenpartei steht aus.<br />

Linke-Innenpolitiker Andreas<br />

Büttner betonte: „Wartet bitte, bis<br />

wir eine rechtssichereGrundlage haben<br />

–entschieden vom Landesverfassungsgericht!“<br />

AfD-Fraktionschef<br />

Andreas Kalbitz sagte, freiheitliche<br />

Bürgerrechte und die Datensammlung<br />

des Staates müssten abgewogen<br />

werden. Die Polizei hatte angekündigt,<br />

eine große Menge an Daten<br />

zu löschen, nachdem die Staatsanwaltschaft<br />

Frankfurt (Oder) die Vernichtung<br />

angeordnet hatte. (dpa)<br />

Abschied vom „Brückenbauer“<br />

Die Trauerfeier für Manfred Stolpe fand mit politischer Prominenz in der Potsdamer Nikolaikirche statt<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Die Sonne strahlt über<br />

Potsdam, doch die Stadt<br />

trägt Trauer. Wie überall<br />

im Land Brandenburg<br />

sind an diesem Dienstag alle Flaggen<br />

an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast<br />

gesetzt – zum Gedenken an<br />

Manfred Stolpe. Auch die drei Fahnen<br />

im Hof des Landtags stehen auf<br />

Halbmast. Gleich gegenüber, inder<br />

prunkvollen Nikolaikirche am Alten<br />

Markt, findet an diesem Nachmittag<br />

die zentrale Trauerfeier für Manfred<br />

Stolpe statt: den ersten Ministerpräsidenten<br />

des Landes Brandenburg,<br />

den Mann, für den in diesem Land<br />

der Begriff Landesvater geprägt<br />

wurde –für den bekanntesten SPD-<br />

Politiker in ganz Ostdeutschland.<br />

Es gab eigentlich nur zwei Politiker,<br />

die in Brandenburg das erste<br />

Jahrzehnt nach dem Ende der DDR<br />

in der breiten Öffentlichkeit geprägt<br />

haben: Manfred Stolpe sowie seine<br />

geradezu legendäreSozialministerin<br />

Regine Hildebrandt, die als „Mutter<br />

Courage des Ostens“ bezeichnet<br />

wurde und die das Land Brandenburg<br />

zusammen mit Stolpe über<br />

Jahre hinweg zu einer SPD-Hochburg<br />

machten. Für beide fand die<br />

Trauerfeier in dieser zentralen Kirche<br />

im Herzen von Potsdam statt.<br />

Beide erkrankten an Krebs, Hildebrandt<br />

starb auf dem Höhepunkt ihrer<br />

Popularität mit nur 60 Jahren.<br />

Stolpe wurde immerhin 83 Jahre alt<br />

und starb am 29. Dezember 2019.<br />

600 Gäste bei Trauerfeier<br />

Die Gedenkfeier am Dienstag in Potsdam.<br />

Herkunft: Geboren am 16.<br />

Mai 1936 in Stettin, gestorben<br />

am 29. Dezember in<br />

Potsdam. Er war studierter<br />

Jurist und arbeitete in der<br />

DDR für die Evangelischen<br />

Kirchenleitungen und setzte<br />

sich für Oppositionelle ein.<br />

MANFRED STOLPE<br />

Politik: Stolpe war exakt<br />

4255 Tage Ministerpräsident.<br />

Das waren mehr als elf<br />

Jahren vom1.November<br />

1990 bis zum 26. Juni<br />

2002. Danach war er auch<br />

noch Bundesverkehrsminister<br />

unter Gerhard Schröder.<br />

DPA/SOEREN STACHE<br />

Krankheit: 2003 wurde bei<br />

ihm Darmkrebs diagnostiziert.<br />

Die Ärzte gaben ihm nur<br />

noch drei Jahre Lebenszeit.<br />

Auch seine Frau, eine Ärztin,<br />

erkrankte an Krebs. Stolpe<br />

überlebte die Prognosen der<br />

Ärzte gleich mehrmals.<br />

Vorder Kirche fahren ab 14 Uhr die<br />

schwarzenLimousinen vor. Mehr als<br />

600 Gäste sind gekommen, Ex-Kanzler<br />

Gerhard Schröder ist auch da.<br />

Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke (SPD) trifft auf Bundesfamilienministerin<br />

Franziska Giffey<br />

und auf Schlagersängerin Dagmar<br />

Frederic. Der frühere <strong>Berliner</strong><br />

Regierende Bürgermeister Eberhard<br />

Diepgen (CDU) sagt: „Ich habe Manfred<br />

Stolpe schon vor der ostdeutschen<br />

Revolution kennengelernt. Er<br />

war ein sachkundiger, sehr an den<br />

Menschen orientierter Politiker.“<br />

Immer wieder fällt das Wort vom<br />

„Brückenbauer“, der sehr geholfen<br />

habe bei der Deutschen Einheit, bei<br />

der Verständigung zwischen West<br />

und Ost. Stolpe gilt als großer Versöhner,als<br />

einer,der Brandenburgin<br />

die Demokratie und in ein neues<br />

System führte, der die Neu-Bundesbürger<br />

aber gleichzeitig sehr früh ermahnte,<br />

nicht ihre ostdeutschen<br />

Wurzeln zu vergessen und stolz zu<br />

sein auf das,was sie im Leben geleistet<br />

haben. Dafür nahm er in Kauf,<br />

dass einige Brandenburgals „Stolpes<br />

kleine DDR“ verspotteten.<br />

DieTrauerfeier beginnt mit Gebeten,<br />

Musik und Erinnerungen an<br />

Stolpes Kindheit und seine Vertreibung<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

aus Stettin, aber auch von seinem<br />

späterenWirken. Er wirdals differenzierter<br />

und abwägender Stratege beschrieben,<br />

gelobt wirdsein Geist der<br />

Vermittlung und Versöhnung.<br />

„Notfallhelfer und Schutzpatron“<br />

Der evangelische Landesbischof<br />

Christian Stäblein erzählt, wie klaglos<br />

und geduldig Stolpe den Krebs ertrug.<br />

„Krankheit als Teil des Lebens –<br />

ja. Aber nicht als Macht oder gar<br />

Übermacht.“ Stäblein erinnert vor<br />

allem an Stolpes Kampf in der DDR<br />

für die Ausweitung von „Freiheitsräumen<br />

in einem System der Unfreiheit“.<br />

Er schließt seine Predigt mit einem<br />

Dank. „,Danke’ steht heute auf<br />

unserem Zettel an Gott: Danke Gott<br />

für Manfred Stolpe.“<br />

Nach dem Gottesdienst folgt der<br />

weltliche Teil der Gedenkfeier. Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier<br />

spricht davon, dass Stolpe viele<br />

geprägt und tief beeindruckt habe.<br />

Auch ihn selbst. Wortreich dankt er<br />

der Familie,die dem Kranken half. Er<br />

lobt die „Kraft der Familie, einen<br />

kraftlos Gewordenen zu halten“. Er<br />

erinnert daran, dass viele, die in der<br />

DDR zur Opposition gehörten, Stolpes<br />

Telefonnummer für den Notfall<br />

besaßen. Er erinnert daran, dass<br />

Stolpe seine Stasi-Kontakte vorgeworfen<br />

wurden. Steinmeier ordnet<br />

dies so ein: „Für die menschliche<br />

Hilfe, die Manfred Stolpe geben<br />

konnte,reichte das Zwiegespräch mit<br />

Gott nicht aus.“ Er musste auch mit<br />

dem Unrechtsstaat reden.<br />

Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

erinnert daran, dass Stolpe zu<br />

DDR-Zeiten für viele ein „Notfallhelfer,Schutzpatron<br />

und eine Hoffnung“<br />

war. Nach der friedlichen Revolution<br />

habe er den Aufbau des neuen<br />

Landes mit der Identitätsfindung der<br />

Brandenburger verknüpft. „Manfred<br />

Stolpe wirduns fehlen“, sagteWoidke.<br />

„Ihn zu ehren, heißt: Unser friedliches<br />

und tolerantes Brandenburg zu<br />

erhalten und weiterzuentwickeln.<br />

Das ist sein Vermächtnis. Das ist unsereAufgabe.“<br />

H5N8: Nach<br />

zwei Jahren<br />

wieder da<br />

Erster Fall von<br />

Vogelgrippe bundesweit<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Nach dem Nachweis des bundesweit<br />

ersten Falls von Vogelgrippe<br />

seit zwei Jahren sind die Geflügelhalter<br />

in Brandenburg zubesonderer<br />

Vorsicht aufgerufen. Am<br />

Montag hatte das Potsdamer Gesundheitsministerium<br />

bekannt gegeben,<br />

dass der Geflügelpest-Erreger<br />

H5N8 bei einem Wildvogel nachgewiesen<br />

wurde.Dabei handelt es sich<br />

um eine Blessgans, die in Südbrandenburg<br />

inder Nähe von Forst an<br />

der polnischen Grenze gefunden<br />

wurde. Dakein Geflügelstall betroffen<br />

ist, wurde auch keine Stallpflicht<br />

für Geflügelhalter verhängt.<br />

Aber die Geflügelhalter überall im<br />

Land wurden aufgefordert, alle gültigen<br />

Sicherheitsvorkehrungen an<br />

Ställen besonders zu beachten. „Zur<br />

Verhinderung der indirekten Einschleppung<br />

des hoch ansteckenden<br />

Erregers sind alle Geflügelhalter aufgefordert,<br />

die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen<br />

in den Betrieben<br />

zu überprüfen und zu verstärken“,<br />

sagte Verbraucherschutzministerin<br />

Ursula Nonnemacher<br />

(Grüne). Das Seuchengeschehen in<br />

Osteuropa werde sehr aufmerksam<br />

beobachtet. „Das fortlaufende Geflügelpest-Monitoring<br />

bei Hausgeflügel<br />

und Wildvögeln in Brandenburgwirdjetzt<br />

deutlich intensiviert.“<br />

Das bedeutet, dass Vogelexperten,<br />

die regelmäßig in freier Wildbahn<br />

nach Vögeln schauen, ihre Bestände<br />

zählen und überwachen, nun<br />

verstärkt ausschwärmen und auf<br />

tote Vögel achten. Sobald eine verstärkte<br />

Kontrolle beginnt, ist auch<br />

mit weiteren Fällen zu rechnen.<br />

Es wird davon ausgegangen, dass<br />

die Vogelgrippe durch einen Zugvogel<br />

eingeschleppt wurde. Seit Jahren<br />

läuft in Brandenburg ein Geflügelmonitoring<br />

bei Hausgeflügel und<br />

Wildtieren. Dabei werden Stichproben<br />

von tot gefundenen oder geschossenen<br />

Wildvögeln im Landeslabor<br />

auf Vogelgrippe überprüft. „Es<br />

werden aber nicht nur Kadaver von<br />

Wildtieren untersucht, sondern<br />

auch Proben bei Geflügelhaltern genommen“,<br />

sagte Ministeriumssprecher<br />

Gabriel Hesse.„Im vergangenen<br />

Jahr wurden etwa 230 Proben untersucht.<br />

Alle waren negativ.“<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 17<br />

· ·<br />

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Wissenschaft<br />

Seltsame<br />

Objekte in der<br />

Milchstraße<br />

Himmelskörper kreisen um<br />

zentrales Schwarzes Loch<br />

VonTill Mundzeck<br />

Astronomen aus den USA haben<br />

eine neue Klasse ungewöhnlicher<br />

Himmelsobjekte im Zentrum<br />

unserer Milchstraße identifiziert.<br />

„Diese Objekte sehen aus wie Gas,<br />

verhalten sich aber wie Sterne“, berichtet<br />

Teamleiterin Andrea Ghez von<br />

der University of California in Los Angeles.<br />

Ihr Team stellt die Entdeckung<br />

vonvier bislang unbekannten Objekten<br />

dieser Artimbritischen Fachblatt<br />

Nature vor. Damit erhöht sich ihre<br />

Zahl auf sechs,und die Forscher sprechen<br />

von einer eigenen Klasse astronomischer<br />

Objekte. Die genaue Natur<br />

dieser Himmelskörper ist unklar.<br />

Eine Gruppe um Ghez hatte 2005<br />

das erste derartige Objekt aufgespürt<br />

und es G1 getauft. Es kreist um das<br />

gigantische Schwarze Loch im Zentrum<br />

unserer Galaxie und kommt<br />

diesem dabei gelegentlich sehr nahe.<br />

2012 hatten Forscher um Stefan Gillessen<br />

vom Max-Planck-Institut für<br />

extraterrestrische Physik in Garching<br />

ein zweites derartiges Objekt entdeckt,<br />

G2, das 2014 eng am zentralen<br />

SchwarzenLoch vorbeiflog.<br />

„Zur Zeit seiner nächsten Annäherung<br />

besaß G2 eine wirklich seltsame<br />

Signatur“, sagt Ghez.„Wirhatten<br />

es zuvor gesehen, aber es sah<br />

nicht allzu merkwürdig aus, bis es<br />

sich dem Schwarzen Loch näherte<br />

und in die Länge gezogen wurde.“<br />

Eingroßer Teil seines Gases sei dabei<br />

weggerissen worden. Das Team hat<br />

nun vier weiterederartige Objekte in<br />

der Umgebung des supermassereichen<br />

Schwarzen Lochs im Zentrum<br />

der Milchstraße gefunden, G3 bis G6.<br />

Damit gebe es eine Population von<br />

G-Objekten.<br />

Andrea Ghez nimmt an, dass es<br />

sich bei den sechs Objekten um miteinander<br />

verschmolzene oder noch<br />

verschmelzende Doppelsterne handelt.<br />

Bei der Annäherung an das<br />

Schwarze Loch verlor G2 zwar seine<br />

Gashülle, aber nicht den dichten<br />

Staubmantel innerhalb des Gases.<br />

Verschmelzende Doppelsterne?<br />

„Irgendetwas muss es kompakt gehalten<br />

und ihm ermöglicht haben,<br />

die Begegnung mit dem Schwarzen<br />

Loch zu überleben“, erläutertCiurlo.<br />

„Das ist ein Hinweis für ein sternartiges<br />

Objekt im Inneren von G2.“ Die<br />

enorme Schwerkraft des Schwarzen<br />

Lochs könne eine Verschmelzung<br />

der Doppelsterne in den G-Objekten<br />

anstoßen, argumentiertGhez.<br />

Zugleich habe diese Population<br />

vermutlich Einfluss auf die Aktivität<br />

des zentralen Schwarzen Lochs, indem<br />

die G-Objekte es bei jedem Vorbeiflug<br />

mit abgesaugtem Gas fütterten.<br />

„Das Material, das durch die Gezeitenkräfte<br />

aus ihnen herausgerissen<br />

wird, wenn sie am zentralen<br />

Schwarzen Loch vorbeirauschen,<br />

muss unausweichlich in das<br />

Schwarze Loch fallen“, erläuterte<br />

Gehz' Kollege und Ko-Autor Mark<br />

Morris.<br />

„Wenn das passiert, könnte es in<br />

der Lage sein, eine eindrucksvolle<br />

Feuerwerksshow zuproduzieren, da<br />

das Material, das vom Schwarzen<br />

Loch verschluckt wird, sich starkaufheizt<br />

und reichlich Strahlung aussendet,<br />

bevor es hinter dem Ereignishorizont<br />

verschwindet.“ (dpa/fwt)<br />

Illustration der G-Objekte: Sie verhalten<br />

sich wie Sterne.<br />

JACK CIURLO<br />

Silberrücken Coriander (links) mit zwei Weibchen aus seiner Gruppe samt Nachwuchs. Die Gruppe zu wechseln, kommt für sie zurzeit nicht infrage.<br />

Senile Silberrücken<br />

Wenn ihr Männchen altert, müssen Gorilla-Weibchen entscheiden, ob sie gehen oder bei ihm bleiben<br />

VonKerstin Viering<br />

Coriander ist schon ein attraktiver<br />

Typ, das muss<br />

man ihm lassen. Kräftig,<br />

eindrucksvoll, 22 Jahrealt.<br />

Undauf dem Höhepunkt seiner Karriere.<br />

Bessies eigener Partner dagegen<br />

–nun ja: Mit36hat George seine<br />

besten Tage hinter sich. Andere<br />

Männer in seinem Alter sind schon<br />

längst wieder Singles. Und auch bei<br />

ihm hat die Anziehungskraft aufs andere<br />

Geschlecht merklich nachgelassen.<br />

Während er früher problemlos<br />

einen ganzen Harem um sich<br />

scharen konnte, ist Bessie nun die<br />

einzige, die ihm noch die Treue hält.<br />

Mitder Betonung auf „noch“.<br />

Zwar ist auch sie schon eine reifere<br />

Dame, etwa in Georges Alter.<br />

Und zugegeben: Sohn Franklin ist<br />

erst vier und damit noch ziemlich<br />

klein, um ihn im Stich zu lassen. Aber<br />

soll sie sich davon aufhalten lassen?<br />

Wäre esnicht doch eine gute Idee,<br />

nochmal ein neues Leben anzufangen,<br />

an der Seite eines Jüngeren?<br />

EinNeustartist riskant<br />

Solche Fragen sind für Bessie und<br />

andere Westliche Flachlandgorillas<br />

wohl nicht wesentlich leichter zu beantworten<br />

als für Menschen. Entsprechend<br />

unterschiedlich fallen die<br />

Entscheidungen aus.„Wirhaben beobachtet,<br />

dass manche Weibchen jedes<br />

Mal in eine andere Gruppe<br />

wechseln, wenn sie ihren Nachwuchs<br />

entwöhnt haben“, berichtet<br />

Marie Manguette vom Max-Planck-<br />

Institut für evolutionäreAnthropologie<br />

in Leipzig. „Anderebleiben dagegen<br />

bis zu zwanzig Jahre lang bei<br />

demselben Männchen.“<br />

Warumaber wählen die Tieremal<br />

die eine Lösung und mal die andere?<br />

Um das herauszufinden, haben MarieManguette<br />

und ihreKollegen Daten<br />

aus einer Langzeitstudie in der<br />

Forschungsstation Mbeli BaiimNorden<br />

der Republik Kongo ausgewertet.<br />

Über zwanzig Jahre hinweg ließen<br />

sich so die Lebens- und Beziehungsgeschichten<br />

von hundert<br />

Weibchen und 229 Säuglingen aus 36<br />

Gorilla-Gruppen rekonstruieren.<br />

Die Forscher wollten wissen, ob die<br />

Weibchen ihre Entscheidung für<br />

oder gegen einen alternden Gefährten<br />

vielleicht ganz nüchternvon den<br />

Überlebenschancen ihres Nachwuchses<br />

abhängig machen.<br />

Naheliegend wäre das. Denn der<br />

Schutz der nächsten Generation gehört<br />

für den männlichen Anführer<br />

einer Gorilla-Gruppe zu den wichtigsten<br />

Aufgaben. Dieser sogenannte<br />

Silberrücken ist etwa doppelt so groß<br />

Verwandtschaft: Wissenschaftler unterscheiden<br />

zwei verschiedene Gorilla-Arten,<br />

den Östlichen Gorilla (Gorilla beringei)und<br />

den Westlichen Gorilla (Gorilla gorilla). Zur<br />

östlichen Artgehören die beiden Unterarten<br />

Berggorilla und Grauergorilla, zur westlichen<br />

der Cross-River-Gorilla und der Westliche<br />

Flachlandgorilla.<br />

Aussehen: Während ihre östlichen Verwandten<br />

ein schwarzes Fell haben, sind Westliche<br />

Flachlandgorillas eher grau-braun. Sie sind<br />

zwar etwas kleiner als Östliche Gorillas,<br />

die Männchen erreichen aufrecht stehend<br />

aber immer noch eine Größe vonknapp<br />

1,70 Meternund bringen 140 bis 160 Kilo<br />

auf die Waage. Weibchen sind etwa halb so<br />

schwer.<br />

wie die Weibchen in seinem Harem.<br />

Da wirdvon ihm erwartet, dass er sowohl<br />

Raubtiere als auch Artgenossen,<br />

die finstereAbsichten haben, in<br />

die Flucht schlagen kann. DieWeibchen<br />

suchen sich gezielt einen besonders<br />

kräftigen Beschützer aus.<br />

Und wenn der die Ansprüche nicht<br />

erfüllt, muss er damit rechnen, verlassen<br />

zu werden.<br />

Allerdings hat so ein Neustart<br />

auch für die Weibchen seinen Preis.<br />

Denn zum einen kann es sein, dass<br />

ihr bisheriger Gefährte sie zum Bleiben<br />

nötigen will. Da riskieren sie<br />

Bisse,Schläge und andereAggressionen,<br />

wenn sie sich aus dem Staub zu<br />

machen versuchen. Zum anderen<br />

wartet auch in der Fremde zunächst<br />

kein entspanntes Leben. Sie kennen<br />

sich dort nicht aus, können ihren<br />

neuen Silberrücken noch nicht gut<br />

einschätzen.<br />

Und auch die weibliche Konkurrenz<br />

kann durchaus aggressiv werden<br />

und die Neuankömmlinge sogar<br />

aktiv an der Paarung hindern. Dasalles<br />

kostet eine Menge Zeit. Und so<br />

brauchen Weibchen nach einem<br />

Gruppenwechsel im Schnitt fünf<br />

Monate länger, bis sie wieder trächtig<br />

werden. Dadurch aber können sie<br />

im Laufe ihres Lebens deutlich weniger<br />

Nachwuchs in die Welt setzen.<br />

Häufige Wechsel können die Zahl<br />

der überlebenden Söhne und Töchter<br />

auf die Hälfte reduzieren, zeigen<br />

die Analysen der Forscher.Die Weibchen<br />

sollten das also nur riskieren,<br />

wenn die Alternativen noch düsterer<br />

sind. Und das ist gar nicht so selten<br />

der Fall.<br />

WESTLICHE FLACHLANDGORILLAS<br />

Leben: Im Freiland werden weibliche Gorillas<br />

meist mit etwa zehn Jahren geschlechtsreif,<br />

Männchen im Zoo haben auch schon mit sieben<br />

Jahren Nachwuchs gezeugt. Ab etwa 35<br />

Jahren zeigen Gorillas deutliche Alterserscheinungen.<br />

Der älteste bekannte Westliche<br />

Flachlandgorilla ist das Weibchen Fatou im<br />

Zoo Berlin. Es wurde vermutlich 1957 in<br />

Westafrika geboren.<br />

Vorkommen undBestand: DerWestliche<br />

Flachlandgorillahat ein relativ großes Verbreitungsgebiet<br />

–von Kamerun und der Zentralafrikanischen<br />

Republik überÄquatorialguinea,<br />

die Republik Kongound Gabun bisnach<br />

Angola.Mit etwa 320 000Tieren ist er der<br />

häufigste Gorilla.Aber aucherist vomAussterben<br />

bedroht,die Bestände schrumpfen.<br />

Denn in den letzten fünf Jahren<br />

einer Silberrücken-Karriere steigt<br />

die Säuglingssterblichkeit in seiner<br />

Gruppe deutlich an. Besonders gefährlich<br />

wird es für die Kleinen,<br />

wenn der Vater stirbt, bevor sie entwöhnt<br />

sind. Denn dann müssen sie<br />

mit ihrer Mutter in eine neue Gruppe<br />

wechseln –und werden häufig von<br />

deren Chef getötet. Der kann dann<br />

nämlich schneller eigenen Nachwuchs<br />

mit den neuenWeibchen zeugen.<br />

Doch selbst wenn der alte Silberrücken<br />

am Leben bleibt, kann er<br />

die Jungtiere nicht mehr so gut beschützen<br />

wie in seinen besten Tagen.<br />

Manchmal geht er der stärkeren<br />

Konkurrenz dann auch lieber aus<br />

dem Wegund verliert dadurch den<br />

Zugang zu guten Nahrungsquellen.<br />

Das alles schmälert die Überlebenschancen<br />

der jungen Generationen.<br />

„Gorillaweibchen, die in der<br />

Gruppe eines älteren Silberrückens<br />

sind, stehen also vor einem Dilemma“,<br />

erklärt Marie Manguette.<br />

Gehen oder bleiben? Beide Optionen<br />

sind mit Nachteilen und Risiken<br />

verbunden. Und für die Entscheidung<br />

haben sie nicht ewig Zeit. Sie<br />

muss in den etwa vier Monaten zwischen<br />

dem Entwöhnen des Nachwuchses<br />

und der nächsten Trächtigkeit<br />

fallen. Denn nur dann können<br />

Weibchen ohne abhängigen Nachwuchs<br />

wechseln, der dadurch in Gefahr<br />

geraten könnte.<br />

Woher aber wissen sie, wann es<br />

Zeit ist, zu gehen? „Viele Weibchen<br />

verlassen ihr Männchen lange vor<br />

dessen Tod“, sagt Marie Manguette.<br />

Offenbar können die Tiere recht gut<br />

MARIE MANGUETTE/WCS-CONGO<br />

einschätzen, wie es um den Gesundheitszustand<br />

und die Konkurrenzfähigkeit<br />

ihres Beschützers bestellt ist.<br />

Möglicherweise erkennen sie das<br />

daran, wie er in Konflikten mit anderenMännchen<br />

auftritt.<br />

„Solche spannenden Zusammenhänge<br />

kann man nur durch langfristige<br />

Beobachtungen aufdecken“, sagt<br />

Angela Meder vonder deutschen Gorilla-Schutzorganisation<br />

„Berggorilla<br />

&Regenwald Direkthilfe“. Diese zeitraubende<br />

Arbeit aber komme auch<br />

dem Schutz der Westlichen Flachlandgorillas<br />

zugute. Denn je besser<br />

man das Verhalten und die Ökologie<br />

der Tiere verstehe, umso mehr erfahre<br />

man auch über ihre Probleme<br />

und umso effektivere Rettungsmaßnahmen<br />

könne man planen. „Gorillaschutz<br />

und Gorillaforschung gehen<br />

Hand in Hand“, betont die Expertin.<br />

Deshalb hat ihre Organisation schon<br />

einige Projekte der Max-Planck-Wissenschaftler<br />

gefördert.<br />

Interessant sind die neuen Erkenntnisse<br />

aber auch im Hinblick auf<br />

unsereeigene Art. „DaGorillas so eng<br />

mit uns verwandt sind, verstehen wir<br />

ihr Verhalten natürlich viel eher als<br />

das anderer Tiere“, sagt Angela Meder.<br />

Tatsächlich geht es dem Max-<br />

Planck-Team auch darum, die Wurzeln<br />

des menschlichen Sozialverhaltens<br />

zu beleuchten. Eine Parallele<br />

zwischen Mensch und Gorilla sieht<br />

Marie Manguette beispielsweise<br />

darin, dass Männer körperlich meist<br />

stärker sind als Frauen. Unddas spielt<br />

durchaus auch bei der menschlichen<br />

Partnerwahl eine Rolle.<br />

George verschwand eines Tages<br />

In vielen Jäger-und Sammler-Kulturen<br />

wie bei den BaYaka in der Republik<br />

Kongo entscheiden sich Frauen<br />

zum Beispiel am liebsten für einen<br />

guten Jäger oder Kletterer. Denn der<br />

bringt mehr Fleisch oder Honig nach<br />

Hause und verbessert sodie Versorgungslage<br />

und die Überlebenschancen<br />

der Kinder.Inwestlichen Gesellschaften<br />

mögen die weiblichen Ansprüche<br />

andere sein. Doch an der<br />

grundsätzlichen Frage „Gehen oder<br />

bleiben?“ haben Frauen auch dort<br />

oft genug zu knabbern.<br />

Bessie scheint in dieser Sache übrigens<br />

die richtige Entscheidung getroffen<br />

zu haben. Trotz ihres offensichtlichen<br />

Interesses an Coriander<br />

ist sie bei George geblieben und hat<br />

von ihm ein weiteres Kind bekommen.<br />

Als der alte Silberrücken eines<br />

Tages spurlos verschwand, war<br />

Tochter Obama etwas mehr als vier<br />

Jahre alt –und damit nicht mehr in<br />

Gefahr,von einem neuen Beschützer<br />

ihrer Mutter umgebracht zu werden.<br />

Aufprall vor<br />

2,23 Milliarden<br />

Jahren<br />

Forscher datieren ältesten<br />

Meteoriten-Einschlagkrater<br />

InAustralien haben Forscher den<br />

bislang ältesten bekannten Einschlagkrater<br />

eines Asteroiden datiert:<br />

Der Yarrabubba-Krater, der einen<br />

Durchmesser von etwa 70 Kilometern<br />

hatte, inzwischen aber vollständig<br />

erodiert ist, entstand durch<br />

den Aufprall eines Himmelskörpers<br />

im heutigen Bundesstaat Western<br />

Australia vor mehr als 2,229 Milliarden<br />

Jahren. Das berichten Forscher<br />

um Timmons Erickson vom Nasa<br />

Johnson Space Center in Houston im<br />

Fachblatt NatureCommunications.<br />

In ihrer Frühzeit wurde die junge<br />

Erde ständig von Himmelskörpern<br />

getroffen. Doch Tektonik und Erosion<br />

haben im Lauf der Jahrmilliarden<br />

die Spuren solcher Einschläge<br />

weitgehend verwischt. Bislang waren<br />

die ältesten bekannten Strukturen<br />

der zwei Milliarden Jahre alte<br />

Vredefort-Krater im nördlichen Südafrika<br />

und das nur wenig jüngere<br />

Sudbury-Becken im Süden der kanadischen<br />

Provinz Ontario –beide haben<br />

einen Durchmesser von mehr<br />

als 200 Kilometern.<br />

VomYarrabubba-Aufprall in der<br />

Region Mid West zeugt kein Krater,<br />

aber eine magnetische Anomalie in<br />

einem elliptischen Bereich von 11<br />

auf 20 KilometernDurchmesser.Die<br />

Zeit des Einschlags datierten die Forscher<br />

anhand von Isotop-Analysen<br />

der Minerale Zirkon und Monazit.<br />

Möglicherweise habe der Aufprall<br />

in Australien das globale Klima beeinflusst,<br />

spekulieren die Forscher. Damals<br />

waren große Teile der Erde bis in<br />

niedrige Breiten vonEis bedeckt. Später<br />

habe sich das Eis für einen Zeitraum<br />

von mindestens 400 Millionen<br />

Jahren zurückgezogen, schreiben<br />

Erickson und sein Team. Sie sehen<br />

eineVerbindung zum Einschlag.<br />

„MehrereFaktoren, die durch den<br />

Yarrabubba-Einschlag ausgelöst<br />

wurden, könnten das regionale oder<br />

globale Klima verändert haben“,<br />

schreibt das Team. So könnte der<br />

Einschlag gewaltige Mengen von<br />

Kohlendioxid, Wasserdampf und anderen<br />

Treibhausgasen in die damals<br />

noch sauerstoffarme Atmosphäre<br />

katapultierthaben. (dpa/fwt)<br />

Neuer Manager<br />

am Deutschen<br />

Herzzentrum<br />

Rolf Zettl wird<br />

Kaufmännischer Direktor<br />

Das Deutsche Herzzentrum Berlin<br />

(DHZB) bekommt einen erfahrenen<br />

Wissenschaftsmanager:<br />

Der promovierte Biologe Rolf Zettl<br />

wird Kaufmännischer Direktor der<br />

Einrichtung. Dashabe der Stiftungsrat<br />

in einer außerordentlichen Sitzung<br />

Dienstag beschlossen, teilte<br />

das DHZB mit. Zettl wechselt aus<br />

Stuttgart nach Berlin. Ein Jahr lang<br />

war er in der Neckarstadt Kaufmännischer<br />

Geschäftsführer am Robert-<br />

Bosch-Krankenhaus und der Robert-Bosch-Gesellschaft<br />

für medizinische<br />

Forschung.<br />

Zuvorwar Zettl lange in Berlin tätig<br />

–zuletzt als administrativer Vorstand<br />

des <strong>Berliner</strong> Instituts für Gesundheitsforschung<br />

(BIH). Er verfüge<br />

über mehr als 25 Jahre Erfahrung<br />

an den Schnittstellen von<br />

Klinik, Wissenschaft und Administration,<br />

betont das DHZB. ZuZettls<br />

großen Aufgaben wird die Begleitung<br />

eines einmaligen Prozesses gehören.<br />

Denn ab 2021 soll in Wedding<br />

das UniversitäreHerzzentrum Berlin<br />

entstehen. Dafür werden die herzchirurgischen<br />

und kardiologischen<br />

Stationen der Charité und das DHZB<br />

fusionieren. (BLZ)


18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Sport<br />

NACHRICHTEN<br />

Fuchs Zachrisson fehlt die<br />

ganze Saison<br />

HANDBALL. DieFüchse Berlin müssen<br />

für den Rest dieser Saison nach<br />

einer zweiten Schulteroperation auf<br />

den schwedischen Nationalspieler<br />

Mattias Zachrisson, 29, verzichten.<br />

„Die Operation ist gut verlaufen und<br />

wir sind guter Dinge,dass der angestrebte<br />

Heilungsprozess reibungslos<br />

stattfinden kann. Leider werden wir<br />

in dieser Saison nicht mehr auf Zacke<br />

zurückgreifen können“, sagte<br />

Geschäftsführer BobHanning nach<br />

der Arthroskopie.<br />

Bayernleiht Verteidiger<br />

Odriozola von Real aus<br />

FUSSBALL. DerFCBayernsteht kurz<br />

vorder Verpflichtung des Spaniers<br />

AlvaroOdriozola, 24. DerRechtsverteidiger<br />

soll bereits in München sein,<br />

dorteinen Medizincheck absolvierenund<br />

soll dann bis zum Saisonende<br />

vonReal Madrid ohne Kaufoption<br />

ausgeliehen werden.<br />

Union-TorwartMoser<br />

wechselt nach Brügge<br />

FUSSBALL. Der1.FCUnion leiht<br />

Nachwuchstorhüter LennartMoser,<br />

20, bis zum Saisonende an den belgischen<br />

Erstligisten Cercle Brügge aus.<br />

Wiedie Köpenicker mitteilten, einigten<br />

sich die Klubs auf ein Leihgeschäft<br />

mit Kaufoption.<br />

Kitzbühel-Favorit Paris reißt<br />

sich das Kreuzband<br />

SKI ALPN. DerItaliener Dominik Paris,<br />

30, zogsich bei einem Trainingssturzeinen<br />

Kreuzbandriss zu, auch<br />

der Wadenbeinkopf soll in Mitleidenschaft<br />

gezogen worden sein. Der<br />

Favoritfür den Weltcup-Abfahrtsklassiker<br />

am Sonnabend in Kitzbühel<br />

sagte:„Meine Saison ist zu Ende.“<br />

Gruppe I<br />

Handball<br />

EM, Hauptrunde<br />

Kroatien -Spanien Mi., 16.00<br />

Weißrussland -Österreich Mi., 18.15<br />

Tschechien -Deutschland Mi., 20.30<br />

1. Spanien 4 131:105 8<br />

2. Kroatien 4 105: 91 8<br />

3. Deutschland 4 115:103 4<br />

4. Österreich 4 103:120 2<br />

5. Weißrussland 4 102:124 2<br />

6. Tschechien 4 100:113 0<br />

Gruppe II<br />

ZAHLEN<br />

Portugal -Slowenien 24:29<br />

Norwegen -Island 31:28<br />

Ungarn-Schweden 18:24<br />

1. Norwegen 4 124:105 8<br />

2. Slowenien 4 108: 99 6<br />

3. Ungarn 4 100:106 4<br />

4. Portugal 4 112:116 2<br />

5. Island 4 101:110 2<br />

6. Schweden 4 88: 97 0<br />

Tennis<br />

Australian Open<br />

Männer,1.Runde: u. a. Alexander Zverev(Hamburg/7)<br />

-Marco Cecchinato (Italien) 6:4, 7:6<br />

(7:4), 6:3; Benoit Paire (Frankreich/21) -Cedrik-<br />

Marcel Stebe (Vaihingen) 6:4, 3:6, 6:3, 6:7 (2:7),<br />

6:0; Peter Gojowczyk (München) -Christopher Eubanks<br />

(USA) 7:6 (7:1), 6:3, 4:6, 6:0; Pedro Martinez<br />

Portero (Spanien) -Dominik Koepfer (Donaueschingen)<br />

6:3, 6:4, 7:5; Rafael Nadal (Spanien/1)<br />

-HugoDellien (Bolivien) 6:2, 6:3, 6:0;<br />

Daniil Medwedew(Russland/4) -Frances Tiafoe<br />

(USA) 6:3, 4:6, 6:4, 6:2; Dominic Thiem (Österreich/5)<br />

-Adrian Mannarino (Frankreich) 6:3, 7:5,<br />

6:2<br />

Frauen, 1. Runde: u. a. Angelique Kerber<br />

(Kiel/17) -Elisabetta Cocciaretto (Italien) 6:2,<br />

6:2; Laura Siegemund (Metzingen) -Coco Vandeweghe<br />

(USA) 6:1, 6:4; Camila Giorgi (Italien) -Antonia<br />

Lottner (Stuttgart) 6:3, 6:3; Catherine Bellis<br />

(USA) -Tatjana Maria (Bad Saulgau) 6:0, 6:2<br />

Dominic Thiem (l.) will von Thomas Muster lernen, noch erfolgreicher zu werden.<br />

Schokolade mit Chili<br />

Dass Tennisprofi Dominic Thiem mit Landsmann Thomas Muster zusammenarbeitet, birgt gewisse Risiken<br />

VonDoris Henkel, Melbourne<br />

Schmecken reizvolle Gegensätzenicht<br />

viel besser als gezuckerte<br />

Harmonie? Erdbeeren<br />

mit Pfeffer oder<br />

Schokolade mit Chili? Ungefähr in<br />

diese Abteilung jedenfalls passt die<br />

kürzlich verkündete Zusammenarbeit<br />

der Österreicher Dominic<br />

Thiem und Thomas Muster. 20Wochen<br />

im Jahr wird der ehemalige<br />

Profi Muster das Team Thiem begleiten,<br />

als Ergänzung zum Chilenen Nicolas<br />

Massu, der weiter an Bord bleiben<br />

wird. „Thomas ist mit Abstand<br />

der beste Spieler, den Österreich je<br />

hatte“, sagte Thiem bei dem Termin<br />

in Sydney, auf dem die Kooperation<br />

verkündet wurde,„er ist der Einzige,<br />

der die Ziele erreicht hat, die ich<br />

noch habe.Eskann mir nichts Besseres<br />

passieren, als einen wie ihn an<br />

meiner Seite zu haben.“ Muster revanchierte<br />

sich mit dem Geständnis,<br />

diesen Job hätte er für keinen anderen<br />

übernommen, obwohl es genügend<br />

Angebote gegeben habe.Wenn<br />

er Thiem helfen könne, Nummer<br />

eins zu werden, dann müsse er das<br />

einfach tun.<br />

Das ist auf vielen Ebenen eine<br />

reizvolle Geschichte mit einer<br />

Menge Potenzial. Thomas Muster,<br />

52, einer der besten Sandplatzspieler,die<br />

es je im Tennis gab,Sieger der<br />

French Open 1995 und im Frühjahr<br />

1996 insgesamt sechs Wochen lang<br />

die Nummer eins der Weltrangliste,<br />

ist einTypmit Ecken und Kanten. Ein<br />

Freund klarer Worte, jederzeit bereit<br />

zu drastischen Maßnahmen aus der<br />

Abteilung Alles oder Nichts. Erlebte<br />

nach dem Ende seiner Karrierelange<br />

in Australien, ging danach zurück<br />

nach Österreich und hat jetzt einen<br />

hübschen Besitz in der Bay Of Islands<br />

auf der Nordinsel Neuseelands<br />

mit einem nicht immer ganz unkomplizierten<br />

Verhältnis zu seinem<br />

Heimatland. Als Österreich 1990 das<br />

Davis-Cup-Halbfinale erreichte, lag<br />

er mit seinem Teampartner Horst<br />

Skoff über Kreuz.<br />

Unglücklich in Wimbledon<br />

Wenn er sagt, er werde alles geben,<br />

um Dominic Thiem zu einem besseren<br />

Spieler zu machen, als er es<br />

selbst je gewesen sei, dann kann<br />

man sich darauf verlassen, dass er<br />

nichts anderes im Sinn haben wird.<br />

Dieser Tage in Melbourne sieht die<br />

Sache so aus, dass er nicht nur den<br />

Sparringspartner für Thiem gibt und<br />

mit der gleichen, fast wütend anmutenden<br />

Entschlossenheit Bälle übers<br />

Netz prügelt wie früher. Er wärmt<br />

sich mit ihm auf, geht hinterher mit<br />

ihm in den Kraftraum, tüftelt, vergleicht<br />

Daten, denkt und ist Tennis,<br />

Tennis, Tennis. Aber auch bei den<br />

Dingen, die er nicht tun will, ist er<br />

konsequent; die 20 Wochen, in denen<br />

er sich um Thiem kümmern<br />

wird, erstrecken sich auf Einsätzebei<br />

„Er ist der Einzige, der die Ziele erreicht hat,<br />

die ich noch habe.Eskann mir nichts Besseres<br />

passieren, als einen wie ihn an meiner Seite<br />

zu haben.“<br />

Dominic Thiem schwärmt von seinem neuen Trainer Thomas Muster.<br />

drei Grand-Slam- und allen Masters-<br />

1000-Turnieren, bloß Wimbledon<br />

lässt er aus. Muster gewann seinerzeit<br />

bei vier Versuchen kein einziges<br />

Spiel im ehrwürdigen All England<br />

Club; das Spiel auf Rasen war ihm so<br />

sympathisch wie Schmeicheleien.<br />

Und wenn er findet, er habe da<br />

nichts verloren, dann bleibt er lieber<br />

weg.<br />

Muster sagt, er habe keinen<br />

Freund gehabt damals auf der Tour,<br />

das sei ja nicht der Sinn der Sache.<br />

Dominic Thiem dagegen, der zweimal<br />

im Finale der French Open<br />

spielte und in seiner besten Phase<br />

Gelöste Sorgenkinder<br />

IMAGO IMAGES/MATTHIAS HAUER<br />

auf platz vier der Weltrangliste landete,<br />

ist im Kreise seiner Mitspieler<br />

ausgesprochen beliebt. Er ist einer,<br />

der ungern Nein sagt und niemandem<br />

freiwillig auf die Füße tritt,<br />

freundlich bis in die Spitzen seiner<br />

dieser Tage blond gesträhnten<br />

Haare. Muster wirdkein Problem damit<br />

haben, in Zukunft gelegentlich<br />

für seinen Partner Nein zu sagen,<br />

und vielleicht ist es genau ein Schuss<br />

dieser anderen, kompromisslosen<br />

Mentalität, die Thiem weiterbringen<br />

kann.<br />

Aber spannend ist die Geschichte<br />

auch wegen des dritten Mannes. Nicolas<br />

Massu ist ein extrem entspannter<br />

Typ, dessen Anwesenheit Thiem<br />

im vergangenen Jahr sichtlich gut<br />

getan hatte. Der sagt: „Thomas<br />

bringt sehr viel Energie mit, hauptsächlich<br />

positiv. Der Nico ist so ein<br />

bisschen ein Gegenpol, eher gechillter,<br />

deshalb ergänzt sich das perfekt.“<br />

Wo er sich selbst zwischen diesen<br />

Polen sieht? Eher in Massus<br />

Ecke, gibt er amüsiert zu, allerdings<br />

mit der Idee, ein wenig von Musters<br />

Wesen könne vielleicht ganz hilfreich<br />

sein. Während des Spiels, das<br />

Dominic Thiem am Dienstag in der<br />

ersten Runde der Australian Open<br />

gewann, saßen die beiden Trainer<br />

auf der Tribüne nebeneinander,und<br />

es gab kaum einen Ball, den Muster<br />

nicht lautstark kommentierte. Es<br />

sieht ganz so aus,als stünden Thiem<br />

aufregende Zeiten bevor; vielleicht<br />

schmecken sie tatsächlich wie Chilli<br />

und dunkle Schokolade.<br />

Alexander Zverev und Angelique Kerber erreichen nach ihren Fehlstarts ins Jahr die zweite Runde der Australian Open<br />

Gelöst zeigte Alexander Zverev<br />

ein großes Herz.Unter dem Applaus<br />

der Zuschauer in der Margaret-Court-Arena<br />

kündigte der 22-<br />

jährige Hamburger nach seinem<br />

Zweitrunden-Einzug bei den Australian<br />

Open Spenden für die Betroffenen<br />

der Buschbrände an. Mit 10000<br />

Dollar für jeden Sieg beim ersten<br />

Grand-Slam-Turnier des Jahres<br />

wolle er helfen − und sagte am<br />

Dienstag in Melbourne auch: „Ich<br />

weiß, ich bin nicht der große Favorit<br />

für dieses Event. Aber wenn ich gewinne,<br />

werde ich jeden einzelnen<br />

Cent spenden.“<br />

Dass derWeltranglisten-Siebte einen<br />

solchen Coup schafft und mit<br />

dem Titelgewinn 4,12 Millionen australische<br />

Dollar (rund 2,5 Millionen<br />

Euro) verdient, scheint allerdings<br />

ausgeschlossen. Die Chancen auf<br />

weitere Erfolge und zumindest erst<br />

einmal den Drittrunden-Einzug am<br />

Donnerstag sind bei ihm nach dem<br />

6:4, 7:6 (7:4), 6:3 gegen den Italiener<br />

Marcos Cecchinato aber realistisch.<br />

„Australien ist jedes Jahr für über<br />

einen Monat unsereHeimat, und wir<br />

haben mitbekommen, was mit den<br />

Ein seltenes Motiv in diesem Jahr:Alexander Zverevjubelt.<br />

Buschbränden, mit den Menschen,<br />

die ihr Zuhause verlieren, mit den<br />

Tieren passiert“, sagte Zverev.<br />

Am Donnerstag sollte für ihn die<br />

nächste Aufgabe gegen den Weißrussen<br />

Jegor Gerassimow oder Casper<br />

Ruud aus Norwegen machbar<br />

sein. Angelique Kerber ist dann klare<br />

Favoritin gegen die australische<br />

Wildcard-Inhaberin Priscilla Hon.<br />

Insgesamt stehen sechs vonanfangs<br />

AFP/WILLIAM WEST<br />

elf deutschen Tennisspielern inder<br />

zweiten Runde,amzweiten Turniertag<br />

gelangen auch LauraSiegemund<br />

und Peter Gojowczyk Auftaktsiege.<br />

Kerber hatte beim 6:2, 6:2 gegen<br />

die italienische Qualifikantin und<br />

Grand-Slam-Debütantin Elisabetta<br />

Cocciaretto noch weniger Probleme.<br />

„Es ist großartig, in der nächsten<br />

Runde zu sein“, sagte Kerber, deren<br />

Oberschenkelproblemen in den Ta-<br />

gen von Melbourne Fragen nach ihrerFitness<br />

aufgeworfen hatten.<br />

Bei Zverev waren die Schwächen<br />

beim Aufschlag ein zentrales Thema<br />

der vergangenen Wochen gewesen.<br />

Gegen Cecchinato waren vier Doppelfehler<br />

bei acht Assen eine ordentliche<br />

Quote. Allerdings leistete sich<br />

der Weltranglisten-Siebte in allen<br />

Sätzen Schwächephasen und Aufschlagverluste,<br />

kam aber nach den<br />

Rückständen immer direkt wieder<br />

zurück. Unter dem dunklen Abendhimmel<br />

durfte er endlich seinen ersten<br />

Sieg in der neuen Saison feiern.<br />

Kerber quälte sich mit einer Blessur<br />

am hinteren linken Oberschenkel,<br />

die in Adelaide vor einer knappen<br />

Woche zur Aufgabe geführt<br />

hatte. Anders als die Weltranglisten-<br />

175. Cocciaretto, die mit einem Verband<br />

am rechten Oberschenkel<br />

spielte, kam Kerber ohne Auszeit<br />

aus. Gegen diese „sehr selbstbewusste<br />

junge Dame“, wie Frauen-<br />

Chefin Barbara Rittner die Gegnerin<br />

vorgestellt hatte, von der die Webseite<br />

der Spielerinnenorganisation<br />

WTA nicht einmal ein Foto anbietet,<br />

half Kerber auch ihreRoutine. (dpa)<br />

Aus dem<br />

Leben<br />

gerissen<br />

Eishockeyspielerin Kratzer<br />

stirbt mit nur 30 Jahren<br />

Dem Präsidenten des Deutschen<br />

Eishockey Bundes, Franz<br />

Reindl, verschlug es vor Bestürzung<br />

die Sprache. „Wir sind schockiert<br />

über den Verlust unserer außerordentlich<br />

verdienten Nationalspielerin<br />

und sympathischen Mitarbeiterin<br />

Sophie, den man nicht in Worte<br />

fassen kann.“ Viel zu früh wurde die<br />

ehemalige deutsche Nationalspielerin<br />

Sophie Kratzer aus dem Leben<br />

gerissen. Eine Frau, die viel mehr war<br />

als nur eine Sportlerin unter vielen.<br />

Mitgerade einmal 30 Jahren erlag die<br />

Olympia-Teilnehmerin von2014 Anfang<br />

der vergangenen Woche einer<br />

Krebserkrankung.<br />

Kampf für mehr Akzeptanz<br />

149 Länderspiele absolvierte Kratzer,<br />

erlebte nicht nur die Spiele in Sotschi,<br />

sondernwar auch Teil der DEB-<br />

Auswahl, die 2017 in den USA mit<br />

Rang vier den größten deutschen<br />

WM-Erfolg bei den Frauen feierte.<br />

Außerdem holte die gebürtige<br />

Landshuterin mit dem ESC Planegg<br />

sieben deutsche Meistertitel.<br />

Kratzer setzte sich für eine größere<br />

Akzeptanz des Frauen-Eishockeys<br />

ein, das ein Nischendasein<br />

fristet. „Ich denke, das fängt bei einem<br />

ganz elementaren<br />

Gefühl<br />

an. Nämlich<br />

den Sport, den<br />

Frauen betreiben,<br />

ernst zu<br />

nehmen“, sagte<br />

Sophie Kratzer erlag<br />

dem Krebs.<br />

sie dem<br />

Deutschlandfunk.<br />

Profis gebe<br />

es nicht, Training<br />

und Beruf müssten<br />

immer miteinander<br />

einhergehen, und auch das<br />

Image sei wandlungsbedürftig.<br />

Kratzer bereiste die Welt, beobachtete,<br />

reflektierte und berichtete<br />

über ihre Erlebnisse. Noch vor<br />

einem Jahr, ihre Eishockey-Karriere<br />

hatte sie wegen ihres Leidens beenden<br />

müssen, recherchierte die angehende<br />

Journalistin in Nordostindien.<br />

Die letzten Wochen ihres Lebens<br />

verbrachte Kratzer im Krankenhaus.<br />

Über ihr Schicksal habe Kratzer laut<br />

Münchner Merkur gesagt:„Ich bin in<br />

Behandlung, die Ärzte nennen das<br />

lebensverlängernde Maßnahmen.<br />

Aber das sehe ich ein bisschen anders.Ich<br />

nehme das sportlich.“ (sid)<br />

TWITTER<br />

Die<br />

letzte<br />

Chance<br />

Biathlet Lesser kämpft um<br />

WM-Nominierung<br />

E<br />

ine Chance auf die Qualifikation<br />

für die Biathlon-WM bekommt<br />

Erik Lesser noch, doch der ehemaligeWeltmeister<br />

hält sich mit Kampfansagen<br />

zurück. „Natürlich will ich<br />

nach Antholz. Aber realistisch gesehen<br />

sind die Chancen doch eher gering“,<br />

sagte der 31 Jahrealte Thüringer.Nach<br />

einer bislang enttäuschenden<br />

Saison kehrtLesser nach mehreren<br />

Wochen Pause ins deutsche<br />

Team zurück und kann sich für die<br />

Titelkämpfe vom 13. bis 23. Februar<br />

empfehlen.<br />

Formschwach wurde der Verfolgungsweltmeister<br />

von 2015 in den<br />

zweitklassigen IBU-Cup versetzt und<br />

konnte diesen Schritt „absolut nachvollziehen“,<br />

wie Lesser sagt, der in<br />

diesem Winter im Weltcup kein einziges<br />

Mal unter die besten 30 kam:<br />

„Wenn man der schlechtplatzierteste<br />

Deutsche ist, dann müssen die<br />

Trainer agieren.“ Ganz egal, wie der<br />

Sportler heißt. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 19<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Sport<br />

Etwas fehlt<br />

Die Bilanz von Handball-Bundestrainer Christian Prokop ist bescheiden, dennoch stehen Spieler und Verband öffentlich hinter ihm<br />

VonCarolin Paul, Wien<br />

Vor zwei Jahren gehörte<br />

Hendrik Pekeler noch zu<br />

den schärfsten Kritikern<br />

von Handball-Bundestrainer<br />

Christian Prokop.Vor der aktuellen<br />

Europameisterschaft standen die<br />

Zeichen indes schon etwas anders.<br />

Man habe sich ausgesprochen und<br />

Probleme behoben, hieß es. Nach<br />

dem 34:22-Erfolg am Montagabend<br />

gegen Österreich stellte sich der<br />

Kieler Kreisläufer nun gänzlich hinter<br />

seinen Coach: „Auf der Trainerposition<br />

brauchen wir keine Veränderung.“<br />

Damit sprach Pekeler aus,<br />

was viele seiner Mannschaftskollegen<br />

bekräftigten. Eine Debatte über<br />

Prokop würde teamintern nicht geführtwerden.<br />

Turniereohne Medaillen<br />

Ein paar Kritikpunkte muss sich der<br />

41-Jährige Köthener indes gefallen<br />

lassen. Seit seinem Amtsantritt im<br />

Juli 2017 konnte die deutsche Nationalmannschaft<br />

in keinem Turnier etwas<br />

Handfestes mitnehmen. Auf die<br />

desaströse EM in Kroatien, welche<br />

die DHB-Auswahl nur als Neunter<br />

beschloss,folgten der vierte Platz bei<br />

der Weltmeisterschaft im eigenen<br />

Land und nun das vorzeitigeWettbewerbs-Aus<br />

in der Europameisterschaft,<br />

bei der das bestmögliche Auskommen<br />

im Rahmen eines fünften<br />

Ranges liegt. Anspruch und Wirklichkeit<br />

liegen auseinander.<br />

Christian Prokop wirkt bei der EM häufig frustriert.<br />

Möchte man den Bundestrainer<br />

verteidigen, wirdverständlicherweise<br />

gerne auf die WM im letzten Jahr verwiesen,<br />

bei der in Deutschland zumindest<br />

kurzfristig ein Handball-<br />

Hype ausgelöst wurde und Pekeler<br />

und Co. mit ihrer leidenschaftlichen<br />

SpielweiseWerbung für den Sportbetrieben<br />

haben. Dennoch bleibt auch<br />

dieser Sport ergebnisorientiert, und<br />

wieder reichte es nicht für eine Medaille.Bei<br />

der aktuellen Drei-Länder-<br />

EM stehen vier Siege zu Buche: gegen<br />

die EM-Debütanten Holland und<br />

Lettland sowie gegen Österreich und<br />

Weißrussland. Alles keine Gegner,die<br />

zum engeren Favoritenkreis gezählt<br />

werden können. Gegen den amtierenden<br />

Europameister Spanien ging<br />

Prokops Team in der Vorrunde hingegen<br />

mit einer 26:33-Niederlage regelrecht<br />

unter.Und der beherzte Auftritt<br />

gegen die starken Kroaten endete mit<br />

einem schmerzhaften 24:25-Misserfolg.<br />

Gegen Ende der Partie zeigte sich<br />

dabei deutlich, dass eine führende<br />

Hand fehlt –sowohl auf dem Feld als<br />

auch an der Seitenlinie.<br />

DieFormsteigerung in der Hauptrunde<br />

täuscht jedenfalls nicht darüber<br />

hinweg, dass Prokop das Potenzial<br />

seiner Mannschaft anscheinend<br />

nicht richtig ausschöpfen kann. Natürlich<br />

ist der Einwand, dass der Bundestrainer<br />

auf sieben Stammkräfte<br />

verzichten muss,gerechtfertigt. Aller-<br />

GETTY IMAGES/ROSE<br />

dings gelang es Dagur Sigurdsson<br />

2016, seine „Bad Boys“ in einer ähnlichen<br />

Situation zum Titel zu führen.<br />

Die von DHB-Vizepräsident Bob<br />

Hanning für die Olympischen Spiele<br />

in Tokio ausgegebene Erwartung einer<br />

Goldmedaille scheint in weite<br />

Fernegerückt. Bisher ist die deutsche<br />

Mannschaft nicht einmal qualifiziert.<br />

Um sich einen Startplatz zu sichern,<br />

gilt es, sich bei dem Turnier vom 17.<br />

bis 19. AprilinBerlin gegen eine afrikanische<br />

und zwei europäische Nationen<br />

durchzusetzen. Als Kontrahenten<br />

um die zwei Olympia-Tickets<br />

könnten mit Kroatien, Schweden und<br />

Spanien zwei Gegner auf Deutschland<br />

warten, gegen die man bei der<br />

EM unterlag. Vorteilhaft ist –und das<br />

haben Prokop und seine Schützlinge<br />

just wieder gezeigt –der Heimvorteil.<br />

Mit der Unterstützung der eigenen<br />

Fans steigen die Emotionen.<br />

Damit diese Souveränität auch<br />

ohne die Zuschauerunterstützung,<br />

die in Tokio höchstwahrscheinlich<br />

geringer ausfallen wird, ausgestrahlt<br />

werden kann, ist es umso wichtiger,<br />

die letzten beiden EM-Spiele siegreich<br />

zu gestalten und das Turnier mit<br />

einem positiven Gefühl abzuschließen.<br />

Das Duell am Mittwoch gegen<br />

Tschechien (20.30 Uhr, ZDF) ist sportlich<br />

nur insofernvon Bedeutung, um<br />

Erfahrungswerte zu sammeln und<br />

spieltechnische Abstimmungsprobleme<br />

zu beheben –ein Testspiel mit<br />

Wettkampf-Charakter.<br />

Immerhin: Am Dienstag erhielt<br />

Prokop Rückendeckung von Axel<br />

Kromer. Der DHB-Sportvorstand erklärte:<br />

„Wir als Verbandsführung wollen<br />

klarstellen, dass es internnie eine<br />

Diskussion darüber gab, mit welchem<br />

Trainer wir künftig die Nationalmannschaft<br />

prägen wollen. Wir<br />

werden natürlich mit Christian in<br />

Richtung Olympia gehen und die<br />

Sommerspiele anpeilen.“ Aber was<br />

passiertmit Prokop,wenn dieses Ziel<br />

verfehlt wird?<br />

Rom hat einen<br />

neuen König<br />

Angreifer Ciro Immobile ist in der Serie Ader Mann der Stunde<br />

„Mit deinem Nachnamen<br />

wirst du in<br />

meinem Team nie<br />

Mittelstürmer.“<br />

Trainerlegende Zeman erlaubte sich<br />

ein vorschnelles Urteil.<br />

Ciro Immobile verschwendet an<br />

sein „verlorenes Jahr“ bei Borussia<br />

Dortmund inzwischen kaum<br />

noch einen Gedanken. Vielmehr ist<br />

der italienische Nationalstürmer der<br />

Torjäger der Stunde in der SerieA,er<br />

hat mit 23 Treffern sogar den fünfmaligen<br />

Weltfußballer Cristiano Ronaldo<br />

(Juventus Turin/16) abgehängt.<br />

Am vergangenen Sonnabend<br />

erzielte Immobile, der 2014/15 eine<br />

Saison für den BVBkickte und mickrige<br />

drei Tore in 24 Partien für die<br />

Schwarz-Gelben erzielte, einen<br />

Dreierpack beim 5:1 gegen Sampdoria<br />

Genua. Der Corriere dello Sport<br />

feierte den 29-Jährigen als „König<br />

vonRom“. DieLazio-Tifosi rasten regelmäßig<br />

aus,wenn ihr Ciromal wieder<br />

trifft und die gegnerischen Abwehrreihen<br />

aus den Angeln hebt.<br />

„Ciro veni, vidi, vici“ (Ciro kam, sah<br />

und siegte), lobte der Corriere dello<br />

Sport.<br />

Dabei stimmt bei ihm die Redewendung<br />

„nomen est omen“ nicht,<br />

denn sein Familienname bedeutet<br />

übersetzt „unbeweglich“. „Mit deinem<br />

Nachnamen wirst du in meinem<br />

Team nie Mittelstürmer“, soll<br />

die Trainerlegende Zdenek Zeman<br />

2011 gesagt haben. Inzwischen werden<br />

keine Witze mehr über seinen<br />

Namen gemacht.<br />

Immobile begann seine Profikarriere<br />

bei Juventus Turin, im März<br />

2009 lief er das erste Mal für die Alte<br />

Dame auf. Doch im Kader vonJuventus<br />

war selten Platz für den jungen<br />

Angreifer, sodass er zu den Zweitligisten<br />

AC Siena, Grosseto und Pescarawechselte,bevor<br />

er zum FC Genua<br />

und dann zum FC Turin kam.<br />

2014 wechselte er als Torschützenkönig<br />

in die Bundesliga. Aber beim<br />

BVBkam Immobile nicht wie erhofft<br />

zurecht. Auch Trainer Jürgen Klopp<br />

konnte Immobile nicht zum gleichwertigen<br />

Ersatz für den nach München<br />

abgewanderten RobertLewandowski<br />

aufbauen.<br />

Später monierte Immobile, der<br />

inzwischen zum FC Sevilla gewechselt<br />

war, dass Klopp zwar „ein guter<br />

Coach“ sei und mit seiner motivierenden<br />

Art das Maximum aus Spielern<br />

heraushole. Aber: „Im taktischen<br />

Bereich haben wir nicht viel<br />

gearbeitet“, betonte er damals im Interview<br />

mit El Pais. Inzwischen ist<br />

Klopp Champions-League-Sieger<br />

mit dem FC Liverpool und zumWelttrainer<br />

gewählt worden.<br />

Knapp eine Millionen Follower<br />

Als Glücksfall erwies sich für Immobile<br />

der Wechsel 2016 zu Lazio. Seinen<br />

Vertrag verdankte er Lazios<br />

Sportdirektor, dem früheren Bundesligaprofi<br />

Igli Tare, der mit der Verpflichtung<br />

des Stürmers ein gutes<br />

Näschen bewies. Inder Serie Aerzielte<br />

Immobile bisher 122 Tore. Der<br />

wendige Stürmer ist beidfüßig, dribbelstark,<br />

robust im Zweikampf, kann<br />

im Zentrum oder auf dem Flügel eingesetzt<br />

werden.<br />

Der Profi, der sich auf Instagram<br />

gern mit seiner Frau Jessica und seinen<br />

drei Kindern den knapp eine<br />

Million Followern zeigt, tritt bescheiden<br />

auf. „Ich bin stolz auf die Leistungen<br />

meiner Mannschaft und<br />

meiner Teamkollegen, die mich immer<br />

in die Lage versetzen, mein Bestes<br />

zu geben“, sagt er. Die Ziele in<br />

dieser Saison sind klar: Immobile<br />

und Lazio wollen sich für die Champions<br />

League qualifizieren, im Augenblick<br />

ist das Team Dritter mit sieben<br />

Punkten Vorsprung auf den Lokalrivalen<br />

AS Rom auf Position vier.<br />

„Dieses Jahr können wir es schaffen“,<br />

betonte Immobile. (sid)<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 20<br />

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Sport<br />

Videobeweis<br />

Nehmt Euch<br />

ein Beispiel!<br />

Markus Lotter<br />

sieht feine Unterschiede zwischen<br />

Fußball und Football.<br />

Sich ein Beispiel am American<br />

Football zu nehmen, ist auf den<br />

ersten Blick tatsächlich keine<br />

schlechte Idee.Denn wie sich in diesen<br />

Tagen bei den faszinierenden<br />

Duellen in den Play-offs der Nordamerikanischen<br />

Football League<br />

(NFL) wieder einmal zeigt, ist der Videobeweis<br />

und der Umgang der Referees<br />

mit diesem Instrument bei der<br />

Wahrheitsfindung in dieser Sportart<br />

kein störendes Element. Im Gegenteil:<br />

Das sportliche Geschehen gewinnt<br />

durch Überprüfung strittiger<br />

Szenen mitunter sogar an Spannung.<br />

Hier ist der Videobeweis teil<br />

der prächtigen Unterhaltung und<br />

keineswegs ein Ärgernis, das einem<br />

die Unterhaltung verdirbt. Stellt sich<br />

bloß die Frage, obdergleichen sich<br />

bei entsprechender Anwendung auf<br />

den Fußball übertragen lässt.<br />

Lutz Michael Fröhlich, der für das<br />

Schiedsrichterwesen verantwortliche<br />

Mann beim Deutschen Fußball-<br />

Bund (DFB), ist jedenfalls zu dem<br />

Schluss gekommen, dass es für den<br />

Fußball genau in diese Richtung gehen<br />

muss. Von einer „Headset- und<br />

Leinwand-Lösung“ sprach der gebürtige<br />

<strong>Berliner</strong> am Dienstag bei einem<br />

Termin im Deutschen Fußballmuseum<br />

in Dortmund, die Schiedsrichter<br />

sollen „Entscheidungen irgendwann<br />

einmal selbst erklären<br />

und den Prozess erläutern“ können<br />

und „nicht nur intern kommunizieren,<br />

sondern auch in die Rolle eines<br />

Moderators schlüpfen“. Wenn nicht<br />

nur der Fernsehzuschauer, sondern<br />

auch der Stadionbesucher flugs eine<br />

von Bildern getragene Erläuterung<br />

durch den Unparteiischen bekäme,<br />

würde das „sehr viel Druck rausnehmen“,<br />

glaubt Fröhlich.<br />

Nun ist es aber so, dass sich Fußball<br />

mit Football nur schwerlich vergleichen<br />

lässt. Während beim Fußball<br />

die Übergänge zwischen Abwehr-<br />

und Angriffsaktion fließend<br />

sind, ist beim Football die Angriffsund<br />

Abwehraktion klar getrennt und<br />

eben aus welcher Sicht auch immer<br />

nach einem Spielzug auch erst mal<br />

beendet. Das erleichtert den Einsatz<br />

desVideobeweises,aber auch die Arbeit<br />

des Referees, weil der bei der<br />

Überprüfung der Fernsehbilder erst<br />

mal nicht unter Zeitdruck steht.<br />

Noch komplizierter wird die Sache<br />

für den Fußball allerdings bei einem<br />

Vergleich der Sittenkultur. Im<br />

Football gibt es nur in Ausnahmefällen<br />

wild lamentierende Fans,Spieler<br />

und Trainer zu beobachten, die mit<br />

ihrem Gezeter Einfluss auf die Entscheidung<br />

nehmen wollen. Hier<br />

wird dem Schiedsrichter noch Respekt<br />

entgegengebracht, während er<br />

im Fußball grundsätzlich mit Zweifel<br />

an seiner Kompetenz konfrontiert<br />

wird. Ohne Verabredung auf ein respektvolleres<br />

Miteinander macht der<br />

technische Fortschritt im Fußball<br />

erst mal keinen Sinn.<br />

Schiedsrichter Felix Brych sucht Rat am<br />

Bildschirm.<br />

IMAGO IMAGES/HORSTMÜLLER<br />

Das Bauchgefühl<br />

des Jubilars<br />

VonMichael Jahn<br />

Keine Blumen, keine Urkunde<br />

und ganz sicher<br />

keine Prämie. Am Sonnabend<br />

erwartet Helmut<br />

Friberg nur ein „kleines Essen“ mit<br />

seiner Lebensgefährtin Daniela und<br />

ein paar Freunden. Mit dem Auto<br />

geht es zuvor nachWolfsburg. Der63-<br />

Jährige wirdseine Hertha im Duell gegen<br />

den VfL Wolfsburg unterstützen.<br />

Er wird imengen Gästeblock stehen,<br />

über vergebene Torchancen schimpfen<br />

und vielleicht auch ausgelassen<br />

über <strong>Berliner</strong> Tore jubeln.<br />

So wie immer seit<br />

Anfang der Siebzigerjahre!<br />

Fribergfeiertein<br />

seltenes Jubiläum: Es<br />

wird sein 700. Auswärtsspiel<br />

sein, zu dem<br />

er Hertha begleitet.<br />

Ganz ehrlich: Ich<br />

bewundere solche<br />

Fußballfans,die alle 14<br />

Tage auf Tour gehen.<br />

Sie drängeln sich in<br />

überfüllte Zügen. Sie<br />

liefern sich Wortgefechte<br />

mit betrunkenen<br />

Anhängern andererVereine<br />

und ab und<br />

an gibt es Rangeleien<br />

mit der örtlichen Polizei.<br />

Sie feiern heftig<br />

nach Siegen und ärgernsich<br />

tagelang nach Niederlagen.<br />

Sieleben für ihrenVerein.<br />

Fribergsagt nun, er fährtmit dem<br />

gleichen Bauchgefühl wie immer<br />

nach Wolfsburg: „Mit Hoffnung auf<br />

einen Erfolg. Aber ich weiß auch, dass<br />

dies als Hertha-Fan in den zurückliegenden<br />

Jahren oft ein eher seltenes<br />

Erlebnis war.“ Isterstolz auf sein 700.<br />

Spiel in einem fremden Stadion?<br />

„Naja, ich freue mich auf das Jubiläum,<br />

hätte mir das aber nicht unbedingt<br />

in der Provinz gewünscht.“ Da<br />

kommt die <strong>Berliner</strong> Schnauze zum<br />

Vorschein.„Meine Daniela konnte ihr<br />

200. Auswärtsspiel mit Hertha mit mir<br />

gemeinsam bei einem Europa-<br />

League-Spiel in Bilbao feiern. Daswar<br />

schon ein toller Rahmen.“<br />

Seine Liebe zu Hertha begann<br />

1971. Friberg, der damals in der Nähe<br />

vonViersen lebte,sah die <strong>Berliner</strong> live<br />

„Ich<br />

bewundere<br />

solche Fußballfans,<br />

die alle 14<br />

Tage auf<br />

Tour<br />

gehen.“<br />

bei einer 0:4-Niederlage auf dem Bökelberg<br />

bei Borussia Mönchengladbach.<br />

„Ich fand Hertha sympathisch,<br />

warum auch immer.“ Hatte er etwa<br />

Mitleid mit den Verlierern? Seit 1979<br />

besitzt er eine Dauerkarte im Olympiastadion<br />

und 1984 gehörte der kräftige<br />

Mann zu den Mitbegründerndes<br />

„Anhängerclubs Oberring“.<br />

Ichhabe Donato Melillo,den Chef<br />

der Fanbetreuung, zu Fribergbefragt.<br />

Melillo sagt: „700 Auswärtsspiele –<br />

das ist der Hammer!“ Man brauche<br />

solch treue Fans unbedingt, so Melillo.<br />

ImMoment gibt es 358 offizielle<br />

Fanclubs bei Hertha<br />

(OFC) mit 9400 Mitgliedern.<br />

„Diese Szene<br />

wächst ständig, aber<br />

langsam“, sagt der<br />

oberste Fanbeauftragte.<br />

Knapp über<br />

2000 Fans begleiten<br />

das Team im Schnitt zu<br />

den Auftritten in der<br />

Fremde. Helmut Fribergist<br />

beinahe immer<br />

dabei. Es gibt wohl ein,<br />

zwei Fans, die noch<br />

mehr Auswärtsspiele<br />

erlebten, aber Friberg<br />

ist der Einzige, der alle<br />

Duelle akribisch aufgelistet<br />

hat. Wastreibt einen<br />

Mann wie Friberg<br />

an, sich dem Stress dieser<br />

Auswärtstouren anzutun?„Das<br />

ist vorallem das Gemeinschaftsgefühl“,<br />

kommt als Antwort,<br />

„sich auswärts gegen die Übermacht<br />

der heimischen Fans zu behaupten,<br />

bringt Adrenalin.“<br />

Es fällt Friberg schwer, aus beinahe<br />

50 Jahren Fan-Dasein einen Höhepunkt<br />

im fremden Stadion herauszupicken.<br />

Doch es gibt ihn: das 2:2 in<br />

der Champions League 1999 bei Galatasaray<br />

Istanbul. Ersagt: „Ich war<br />

voller Stolz, das war ein Hochgefühl.“<br />

Er würde die Königsklasse liebend<br />

gernnoch einmal erleben. Dazu passen<br />

immerhin die Visionen vonTrainer<br />

Jürgen Klinsmann sehr gut. Ob<br />

das vielleicht in seinem 750. Auswärtsspiel<br />

tatsächlich Realität werden<br />

kann? „Mir wäre eslieb, wenn<br />

Klinsmann als Trainer noch ein Jahr<br />

anhängen würde“, sagt Friberg. Er hat<br />

da so ein Bauchgefühl.<br />

Der Weisheit letzter Schuss<br />

VonAndreas Baingo<br />

Jeder hat den Spruch schon mal<br />

gehört und er sagt sich auch<br />

ganz leicht hin:WerWeltmeister<br />

werden will, muss jeden Gegner<br />

schlagen. Kleine Einschränkung: zumindest<br />

in den Spielen, in denen es<br />

um etwas geht. Um das zu verdeutlichen,<br />

krame ich ganz tief in der<br />

Schatzkiste der Fußball-Psychologie<br />

und lege mich sozusagen bei Sepp<br />

Herberger, dem Weltmeistermacher<br />

von1954, auf die Couch.<br />

Nicht alles hat „der Chef“, wie ihn<br />

selbst sein Lieblingsspieler<br />

Fritz Walter,der<br />

Kapitän beim „Wunder<br />

von Bern“, genannt<br />

hat, richtig gemacht.<br />

Für manche Ansagen<br />

würden sie ihm heute<br />

schlichtweg einen Vogel<br />

zeigen. Zum Beispiel<br />

für die, möglichst<br />

wenig Wasser zu trinken,<br />

weil Flüssigkeit<br />

den Kreislauf und damit<br />

das Herz sinnloserweise<br />

belaste.<br />

Doch es geht ja<br />

nicht um Wasser, sondern<br />

um Psychologie.<br />

Die hat der alte Herr<br />

viel besser verstanden<br />

und die anderen damit<br />

aufs Glatteis geführt.<br />

Die Ungarn nämlich, die seinerzeit<br />

unschlagbaren Magyaren um ihren<br />

Superstar Ferenc Puskas. Weil esder<br />

Modus so wollte und Deutschland<br />

bereits im Gruppenspiel auf den<br />

WM-Topfavoriten traf, warf Herberger<br />

dem Gegner eine B-Elf regelrecht<br />

zum Fraß vor. Das3:8 ist eines von31<br />

Spielen in Folge,indenen die Puszta-<br />

Zauberer vor dem WM-Finale vier<br />

Jahre ungeschlagen geblieben waren<br />

–und nach dem legendären 3:2-Triumph<br />

der deutschen „Helden von<br />

Bern“nochmals zwei Jahreblieben.<br />

Was nur hat das mit dem 1.FC<br />

Unionzutun unddem strengenPlan,<br />

als Bundesliganeuling die Klasse zu<br />

halten? Denn Weltmeister, soviel ist<br />

sicher, wollen und können die Eisernennicht<br />

werden.Den Gegner mit einer<br />

B-Elf überraschen, wäre zudem<br />

ziemlich bescheuert.Trotzdem könn-<br />

Zwei <strong>Berliner</strong> Teams in der Bundesliga,<br />

zwei Kenner des <strong>Berliner</strong> Fußballs:<br />

Michael Jahn und Andreas Baingogeben<br />

immer mittwochs ihre Expertise ab.<br />

Michael Jahn für Hertha BSC, seine Hertha,<br />

die er seit mehr als zwei Jahrzehnten als<br />

Reporter begleitet. Und Andreas Baingofür<br />

den 1. FC Union, seine Eisernen, für die er<br />

selbst früher am Ball war. Vordem<br />

neunzehnten Spieltag erweist der eine einem<br />

der treuesten Fans der Blau-Weißen die Ehre,<br />

der andere kramt ganz tief in der Schatzkiste<br />

der Fußball-Psychologie.<br />

Macht’sdoch mal<br />

wie Herberger!<br />

„Es muss<br />

ja nicht wie<br />

in Bern<br />

unbedingt<br />

nach<br />

einem 0:2-<br />

Rückstand<br />

gelingen.“<br />

GETTY IMAGES<br />

ten sich die Männer aus der Wuhlheide<br />

an den alten Herberger Sepp erinnern<br />

und an seine Sicht der Dinge.<br />

Für den war zwar auch wichtig auf<br />

dem Platz, enormwichtig, manchmal<br />

aber noch wichtiger,gegen wenesda<br />

ging und zu welchem Zeitpunkt.<br />

Logischerweise ist eine Punkterunde<br />

kein WM-Turnier. Also zählen,<br />

ob im Rennen um den Titel oder im<br />

Kampf gegen den Abstieg, jeder Sieg<br />

und jedes Unentschieden. Erst einmal<br />

auch gegen jeden Gegner. Und<br />

doch gibt es da den nicht ganz so winzigen<br />

Unterschied, der mit einem<br />

Sechs-Punkte-Spiel<br />

beschrieben wird. Mathematisch<br />

ist das keineswegs<br />

exakt, wenigstens<br />

vom Gefühl her<br />

aber wird das der Sache<br />

doch irgendwie gerecht.<br />

Die einfache<br />

Überlegung: Wenn ich<br />

einen Gegner, der sich<br />

mitmir auf Augenhöhe<br />

wähnt, bezwinge,kann<br />

derzumindest im Spiel<br />

gegen mich nichts holen,<br />

fertig!<br />

Damit wäre ich bei<br />

Augsburg. Das wird alles<br />

andereals eine Puppenkiste,<br />

dabei ist gerade<br />

das ein Spiel, das<br />

sich sozusagen von<br />

selbst erklärt. Ein<br />

Sechs-Punkte-Spiel halt. Gewinnen<br />

heißt, den Gegner bei Punktgleichheit<br />

zu überholen. Derhat in derTordifferenz<br />

zwar derzeitein Plus voneinem<br />

Treffer, die würde sich aber mit<br />

jedem mehr erzielten Torzweifach zu<br />

Gunsten der Eisernen verschieben.<br />

Die Tore insolch einem Spiel zählen<br />

in der Tatdoppelt, klar, weil sie hier<br />

auf der Plus-und dortgleichzeitig auf<br />

der Minusseite fallen. Also würde bereits<br />

ein 1:0 genügen, um die bayerischen<br />

Schwaben zu überflügeln.<br />

Das wäre sicherlich ganz nach<br />

dem Geschmack von Herberger.<br />

Nach dem von Trainer Urs Fischer<br />

auch und erst rechtnach dem vonKapitän<br />

Christopher Trimmel und seinen<br />

Mitspielern. Ein3:2 wie damals in<br />

Bern würde es auch machen. Es muss<br />

ja nicht wie dort unbedingt nach einem<br />

0:2-Rückstand gelingen.<br />

Jede<br />

Sekunde<br />

Genuss<br />

Yunus Malli will Unions<br />

Offensivspiel bereichern<br />

VonMathias Bunkus<br />

Als der Wechsel feststand, gab es<br />

Glückwünsche. Aus Augsburg<br />

übrigens. Von niemand geringerem<br />

als vonFCA-Trainer Martin Schmidt.<br />

„Erwar ja mein Trainer in Mainz und<br />

wir haben den Kontakt nie verloren.<br />

Er hat mit einer SMS Glück gewünscht“,<br />

verriet Yunus Malli, 27,<br />

Unions Leihgabe aus Wolfsburg, vor<br />

seiner ersten richtigen Trainingseinheit<br />

mit den neuen Kollegen. Ob sich<br />

der Schweizer in schwäbischen<br />

Diensten das so genau überlegt hat?<br />

Schließlich muss er ja am Sonnabend<br />

mit den Fuggerstädterngleich<br />

in der Alten Försterei ran. „Wahrscheinlich<br />

meinte er erst ab Sonntag“,<br />

erklärte Malli am Dienstag mit<br />

einem leichten Lächeln.<br />

Es ging etwas hektisch zu für den<br />

türkischen Nationalspieler in den<br />

letzten Tagen.„Ich bin froh, dass jetzt<br />

erst einmal eine normale Arbeitswoche<br />

vor mir liegt“, meinte der 25-fache<br />

Nationalspieler. AmFreitagvormittag<br />

der Medizincheck, dann ab in<br />

den Bus nach Leipzig. Dort dann<br />

zwanzig Minuten Einsatz und am<br />

Sonntag gleich noch eine Stunde im<br />

Test gegen den FC St. Gallen aus der<br />

Schweiz. „Jede Minute auf dem Platz<br />

tut mir gut derzeit. Ich habe ja in<br />

Wolfsburg zuletzt nicht so viel gespielt“,<br />

sagte der aus Kassel stammendeMittelfeldspieler.<br />

DerGrund dafür ist ihm nicht offensichtlich.<br />

„Manchmal ist es eben<br />

so,dass ein Trainer auf andereTypen<br />

steht. Es gibt im Leben halt mal Momente,<br />

woesnicht passt. Da muss<br />

man keinem böse sein“, sagte der<br />

198-fache Bundesligaspieler (Mainz<br />

und Wolfsburg). Fest stand für Malli<br />

nur, dass er eine Luftveränderung<br />

braucht. Darüber hat er sich in den<br />

letztenWochen auch mit seinem Nationaltrainer<br />

Senol Günter gesprochen.<br />

Denn bei den letzten beiden<br />

Länderspielblöcken vor der Winterpause<br />

ist er im Kader nicht mehr berücksichtig<br />

worden.<br />

DerWeg in die Türkei war für ihn<br />

keine Option. „Ich hatte das Gefühl,<br />

dass ich mit der Bundesliga noch<br />

nicht fertig bin. Ich weiß, was ich<br />

kann. Unddas möchte ich auch wieder<br />

zeigen“, erklärte der 1,79 m<br />

große Offensivgeist, dessen Fähigkeiten<br />

mit den Füßen nicht zum Auftreten<br />

auf dem Platz passen. Thomas<br />

Tuchel, sein einstiger Trainer in<br />

Mainz, hätte sich oft einen Malli gewünscht,<br />

der noch mehr aus sich herausgeht.<br />

„Ich bin halt eher der zurückhaltende<br />

Typ. Unddas wirdsich<br />

auch nicht mehr groß ändern“,<br />

meinte Malli.<br />

Dass er mit seinen Fähigkeiten<br />

das Spiel der Eisernen bereichern<br />

kann, davon ist er überzeugt. Auch<br />

wenn die eher einen robusten Spielstil<br />

mit Umschalten und Eroberung<br />

von zweiten Bällen pflegen, weniger<br />

das filigrane Einschnüren der Gegner,für<br />

das er steht.<br />

Will seine Technik ins robuste Spiel der Eisernen<br />

einbringen: Yunus Malli. MATTHIAS KOCH


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 21<br />

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Feuilleton<br />

Peter Uehling schaut<br />

auf eine reiche<br />

Klassik-Woche<br />

Seiten 24 und 25<br />

„Burials Musik erzählt vom Nachhall der Nacht.“<br />

Markus Schneider in seiner Kritik des Albums „Tunes 2011–19“ des britischen Clubproduzenten Seite 22<br />

Umwelt<br />

Seien wir<br />

unhöflich!<br />

Susanne Lenz<br />

denkt über das Versenden<br />

vonE-Mails nach.<br />

Halt! Drücken Sie nicht auf den<br />

Senden-Knopf. Fragen Sie sich<br />

bitte erst, ob Sie diese Mail wirklich<br />

beantworten müssen. Wollten Sie<br />

sich womöglich nur bedanken, weil<br />

Ihnen jemand zum Beispiel eine<br />

Frage beantwortet hat. Das zeugte<br />

zwar von gutem Benehmen, ist aber<br />

leider auch umweltschädlich. Jede<br />

E-Mail kostet Energie, selbst wenn<br />

der Computer keinen Rauch ausstößt.<br />

Denn es stehen auf der ganzen<br />

Welt riesige Rechner herum, die<br />

Stromverbrauchen und gekühlt werden<br />

müssen, um die Online-Welt am<br />

Laufen zu halten.<br />

Eine –ohweh –ebenfalls umweltschädliche<br />

Online-Recherche erbrachte<br />

zwar nur eine Studie aus<br />

Großbritannien zutage, aber sie ist<br />

ganz frisch und auf Deutschland, ja<br />

die ganzeWelt übertragbar:Wenn jeder<br />

Engländer eine Mail weniger am<br />

Tag schicken würde, könnte das<br />

Land seinen Kohlendioxidausstoß<br />

um mehr als 16 000 Tonnen senken.<br />

Das entspricht 81 000 Flügen von<br />

London nach Madrid. Ob die höflichen<br />

Engländer, die sich sogar beim<br />

Aussteigen aus dem Busbeim Fahrer<br />

bedanken, ausgerechnet auf Thankyou-Mails<br />

verzichten, ist fraglich.<br />

Bedenkenswert sind die Zahlen<br />

trotzdem.<br />

Das Umdenken findet bereits<br />

statt: Der Kollege zu meiner Linken<br />

schlug vor, schon aufs Fragen zu verzichten,<br />

damit man erst gar keine<br />

Antworten bekomme, für die man<br />

sich dann bedanken zu müssen<br />

meint. DerKollege schräg gegenüber<br />

beantwortet nur absolut wichtige E-<br />

Mails.Sein Umfeld solle aber wissen,<br />

dass er auch den Inhalt der übrigen<br />

zur Kenntnis nehme. Essei hiermit<br />

darüber informiert.<br />

Informiert seien auch meine<br />

sämtlichen Korrespondenzkontakte.<br />

Ichmöchte mich bei Ihnen an dieser<br />

Stelle für alle aktuellen und künftigen<br />

Mails mit Antworten, Hinweisen,<br />

Nachrichten und so weiter aufs<br />

Herzlichste und Höflichste bedanken.<br />

Ansonsten gilt: Lassen Sie uns<br />

unhöflich sein und schweigen.<br />

Nina Hoss spielt eine Lehrerin am Musikgymnasium. Wie in Jan-Ole GerstersFilm „Lara“ gibt eine Frau die Ansprüche an sich nun an andere weiter.<br />

Vertuschen lässt sich nichts<br />

Ina Weisse zeichnet in ihrem Film „Das Vorspiel“ mit Nina Hoss als Violinistin ein Familien-Psychogramm<br />

VonChristina Bylow<br />

Ehrgeizige Frauen haben im<br />

Kino ein doppeltes Empathieproblem.<br />

Einerseits<br />

sind sie den meisten Zuschauern<br />

einfach unsympathisch,<br />

andererseits werden sie als Figur in<br />

der Interaktion mit anderen selbst<br />

meist als frostige Gefühlsanalphabetinnen<br />

gezeigt. Das sind dann diese<br />

Frauen, die am Ende aufgefordert<br />

werden, ihren „knochigen Hintern“<br />

wegzubewegen. Dies ist zugegeben<br />

ein altes Beispiel –Sigourney Weaver<br />

in„Working Girl“ –aber doch ein ikonographisches.<br />

Das Kino, auch das<br />

jüngste, europäische, (zuletzt „Little<br />

Joe“ mit einer skrupellosen Genetikerin)<br />

ist voll von solchen „knochigen“<br />

Frauen, die,von ihren Ambitionen<br />

besessen, jenseits ihres Perfektionismus’nichts<br />

wahrnehmen.<br />

Die Regisseurin Ina Weisse geht<br />

diesen Klischees nicht in die Falle.<br />

Das hat weniger damit zu tun, dass<br />

sie selbst eine versierte Schauspielerin<br />

ist und Schablonen auch in ihrer<br />

Rollenwahl nicht in Erwägung zieht<br />

–sie interessiert sich schlicht nicht<br />

dafür. Ihre Hauptfigur Anna (Nina<br />

Hoss) ist zwar eine Geigerin mit hohen<br />

Ansprüchen an sich selbst, der<br />

Film „Das Vorspiel“ aber kein klassisches<br />

Musikerdrama. Vielmehr fächert<br />

ersubtil und präzise das Psychogramm<br />

einer Familie auf.<br />

Diese hier ist, wie so oft im bildungsbürgerlichen<br />

Milieu, der Ort<br />

größter Verletzungen und größter<br />

Geborgenheit. Dieintime Nähe lässt<br />

Grenzen verschwimmen oder verhindert<br />

sie ganz. Entfremdungen<br />

und Brüchen gehen fast immer heftige<br />

Grenzüberschreitungen voran.<br />

So war es in Ina Weisses furiosem<br />

Spielfilmdebüt „Der Architekt“ von<br />

2008, und so ist es auch hier.<br />

Und noch etwas findet sich wieder:Die<br />

Wortlosigkeit bei gleichzeitiger<br />

Ungeniertheit in körperlicher<br />

Hinsicht. Einmal hilft Anna ihrem<br />

Vater (Thomas Thieme) vonder Toilette,<br />

kurz zuvor hatte er ihren Sohn<br />

misshandelt, was Anna deutlich untersagt.<br />

Das ist ihr Dilemma: Sie<br />

weiß, was los ist mit ihr und mit der<br />

Familie, aus der sie kommt, schafft<br />

aber den Absprung nicht. Nicht mit<br />

ihrem ebenso sanften wie selbstbewussten<br />

Ehemann (Simon Abkarian),<br />

nicht mit dem enigmatischen<br />

Liebhaber (Jens Albinus), nicht mit<br />

ihrem pubertierenden Sohn und am<br />

allerwenigsten mit der Musik.<br />

Denn die klassische Musik verlangt<br />

nach Perfektion, vertuschen<br />

lässt sich nichts. Daran ist Anna<br />

schon längst gescheitert, als die<br />

Filmhandlung einsetzt. Sie lehrt an<br />

einem <strong>Berliner</strong> Musikgymnasium,<br />

aus der Orchesterlaufbahn, die sie<br />

ursprünglich einschlagen wollte, ist<br />

nichts geworden. Lampenfieber,Zittern<br />

im Handgelenk, nicht einmal<br />

Betablocker halfen.<br />

Das sind alltägliche LebenskurvenimUmfeld<br />

der Klassik. Geiger,die<br />

Physiotherapeuten werden, Fagottisten,<br />

die hinschmeißen und Medizin<br />

studieren, ganz zu schweigen von<br />

den Pianisten, die in ihrer Isolation<br />

noch gefährdeter sind, sich selbst zu<br />

zerstören. Anna spielt nicht mehr<br />

wirklich, sie lässt spielen: Als Lehrerinist<br />

sie eine Koryphäe,unerbittlich<br />

und kompetent. Wiesie ihrem Schüler<br />

erklärt, dass es auf die Tonvorstellung<br />

ankommt, zeigt, dass InaWeisse<br />

sich das Wissen über diese Dinge<br />

nicht angeklebt hat, ihreDarstellung<br />

der Streicher beruht offensichtlich<br />

auf eigenen Kenntnissen.<br />

<strong>Berliner</strong> Tempo<br />

Anna wird mit einer Szene eingeführt,<br />

in der sich von ihren Kollegen<br />

deutlich abhebt. Anders als diese,die<br />

in ihrer Routine verächtlich geworden<br />

sind, erkennt sie eine Begabung<br />

bei einem Jugendlichen intuitiv auch<br />

hinter Fehlhaltungen und Schwächen.<br />

DerJunge (Ilja Monti, tatsächlich<br />

ein exzellenter Geigenschüler)<br />

wird jedoch zunehmend zu ihrem<br />

Objekt –das ist die Grenzverletzung,<br />

der sie erliegt, obwohl sie darum<br />

weiß. Nina Hoss kann diese Zerrissenheit<br />

allein durch ihren Blick, das<br />

Zucken einer Lippe,eine abrupte Bewegung<br />

sichtbar machen, ihr Spiel<br />

PETER HARTWIG<br />

zeichnet das Porträt einer zutiefst<br />

gespaltenen Frau. Natürlich drängt<br />

sich der Vergleich mit Jan-Ole Gersters<br />

jüngstem Werk „Lara“ auf, jener<br />

ebenfalls von stellvertretender Ambition<br />

gemarterten Mutter, in diesem<br />

Fall ist es der erwachsene Sohn.<br />

Den unterschwelligen Sadismus der<br />

von Corinna Harfouch gespielten<br />

Lara-Figur findet man jedoch in<br />

Anna nicht, und auch nicht jenes<br />

MaßanSelbstabtötung.<br />

Die einstige Klavierstudentin<br />

Laraspielt nicht mehr,Anna wagt es<br />

sogar, öffentlich in einem Konzert<br />

mit einem bekannten Streichquartett<br />

zu versagen. DerMitwirkung des<br />

Kuss-Quartetts verdankt der Film<br />

viel vonseiner Aura,ganz zu schweigen<br />

von der sinnlichen Bildgestaltung<br />

durch die Kamerafrau Judith<br />

Kaufmann. Charlottenburg – nicht<br />

zusammengestückelt, sondern geografisch<br />

genau –hat sie in eine Art<br />

leuchtendes Dunkel getaucht. Anna<br />

kann durch die Fülle und Schönheit<br />

der Orte nur hetzen. Bachs Presto,<br />

das sie ihren Schüler rhythmisch<br />

klatschen lässt, ist ihr Lebenstempo<br />

geworden. Am Ende trägt es damit<br />

genau denjenigen aus der Kurve, den<br />

sie eigentlich beschützen wollte.<br />

DasVorspiel Dt.2019.Regie: Ina Weisse; Drehbuch:<br />

Daphne Charizani,Ina Weisse; Kamera:Judith<br />

Kaufmann;Darsteller:Nina Hoss, Simon Abkarian,<br />

ThomasThieme,u.a.99Min. FSK ab 12<br />

NACHRICHTEN<br />

HerbertFritsch inszeniert<br />

Grönemeyer-Songs<br />

Für eine Zusammenarbeit mit dem<br />

Regisseur HerbertFritsch kehrtder<br />

Sänger HerbertGrönemeyer ans Bochumer<br />

Schauspielhaus zurück. Unter<br />

dem Titel „Herbert“ will Fritsch<br />

aus den Texten und der Musik von<br />

Grönemeyer neue Klang- und Gesangserlebnisse<br />

formen, wie das<br />

Schauspielhaus am Dienstag mitteilte.Das<br />

Stück soll am 21. MärzPremierefeiern.<br />

Grönemeyer selbst<br />

werdenicht auf der Bühne stehen,<br />

aber die Entwicklung des Stücks eng<br />

begleiten. DieKooperation beruhe<br />

dabei auf einer langjährigen Bewunderung<br />

füreinander.Grönemeyer<br />

teilte dazu mit: „Fritsch darfalles.Er<br />

darfmich zerlegen, zerfleddern,<br />

ohne Ehrfurcht, mit Witz. Wenn er<br />

mich dabei braucht, bin ich zur<br />

Stelle.“Grönemeyer arbeitete in den<br />

70er Jahren als Theatermusiker und<br />

Schauspieler am Bochumer Schauspielhaus,bevor<br />

ihm 1984 mit dem<br />

Album „4630 Bochum“ der Durchbruch<br />

als Solokünstler gelang. (dpa)<br />

Großspende für Staatliche<br />

Museen Schwerin<br />

Mitfünf Millionen Euro unterstützt<br />

die Dorit &Alexander Otto Stiftung<br />

(Hamburg) die Modernisierung des<br />

Staatlichen Museums Schwerin ab<br />

Mai2021. Alexander Otto erklärte<br />

am Dienstag in Schwerin, er habe<br />

das Museum häufig besucht, „weil<br />

ich ein großer Verehrer der holländischen<br />

Meister bin und ihnen hier<br />

sehr viel Raum gewidmet wird“. Das<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

gibt 1,25 Millionen Euro dazu, wie<br />

Ministerpräsidentin Manuela<br />

Schwesig (SPD) bei der Vertragsunterzeichnung<br />

sagte. (dpa)<br />

Frank Plasberg muss bei<br />

„Hartaber fair“ pausieren<br />

Der„Hart aber fair“-Moderator<br />

Frank Plasbergfällt nach ARD-Angaben<br />

aus gesundheitlichen Gründen<br />

für „einige wenige Wochen“ aus.<br />

Plasbergleide an einem temporären<br />

Ausfall des rechten Gleichgewichtsorgans,teilte<br />

die ARD am Dienstag in<br />

München mit. Vertreten werdeer<br />

vonSusan Link, bekannt durch das<br />

ARD-Morgenmagazin. (AFP)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Genau genommen<br />

Vomrechtzeitigen<br />

Bleibenlassen<br />

VonMartin Z. Schröder<br />

Haben Siefür das neue Jahr gute Vorsätze<br />

gefasst? Mehr von dem einen tun, das<br />

andere unterlassen? Und dann wird eswieder<br />

nichts? Ihr Gewissen beißt Sie? Ich<br />

schlage Ihnen etwas anderes vor.<br />

Ob man selbst teilnahm oder nicht, die<br />

Erfolge des Sozialismus sollten in Erinnerung<br />

sein. Man kann auch einen Blick in die<br />

gegenwärtigen sozialistischen Länder werfen.<br />

Dort ist jederzeit alles bestens, Superlativewerden<br />

überholt.Wirhatten das hier früher<br />

auch und erfüllten die Pläne nicht nur,<br />

sondern schossen Jahr für Jahr weit übers<br />

Ziel hinaus. 120 Prozent Planerfüllung mindestens.Wir<br />

waren stolz auf einen aus heutiger<br />

Sicht schlichten Lebensstandard, den wir<br />

als Errungenschaften bezeichneten. Errungen<br />

wurde im Plural.<br />

Ich hatte in meinem damaligen Beruf in<br />

einem Buchverlag so furchtbar wenig zu arbeiten,<br />

dass es zwei Holzwürmer vor dem<br />

Frühstück hätten erledigen können, und so<br />

schüttelte ich meine Planübererfüllung gelassen<br />

und gelangweilt aus dem Ärmel. Den<br />

besseren Teil der sogenannten Arbeitszeit<br />

verbrachte ich cocktailschlürfend mit Kolleginnen<br />

in ähnlicher Lage im Haus der sowjetischen<br />

Kultur in der Friedrichstraße.Wir waren<br />

dort mittags die einzigen Gäste, nippten<br />

an Martinis, gabelten die Errungenschaften<br />

eines Imbisses und fanden die Sowjetunion<br />

als Gastronomin dufte und knorke zugleich.<br />

Irgendwann wurde uns Werktätigen<br />

durch gemessen euphorische Artikel in der<br />

<strong>Zeitung</strong> mitgeteilt, dass wir alle den Plan<br />

übererfüllt hatten, also auch ich. Der Überfluss<br />

war amtlich. So leicht ging uns das damals<br />

vonder Hand.<br />

MARTIN Z. SCHRÖDER<br />

Und nun wollte ich das fortführen und<br />

jahrplante, ein wenig mit dem teuren<br />

Strome zu geizeln nach dem kärglichen<br />

DDR-Motto:„Energie,ich sparesie!“ Es wird<br />

nichts daraus. Bei mir gastiert häufig ein<br />

Herr,der sich in der kühlen Jahreszeit einen<br />

warmen Holundersaft wünscht. Sobald das<br />

Getränk zubereitet ist, lässt der Herr zwei<br />

Eiswürfel hineinplumpsen. Ich erläutere<br />

ihm also den tiefen ökologischen Hufabdruck<br />

seines Getränkes im Sand meines Gewissens<br />

und meinen Sparplan an seinem<br />

Gesöff. Er aber strahlt mich an und spricht<br />

begütigend: „Wozu bin ich da? Bin ich als<br />

Einsparung in deine Welt gekommen? Ich<br />

bin nicht nur das Glück, ich bin auch die<br />

Verschwendung, und dringlichst für mein<br />

Vergnügen ist mir das Krachen der Eisbrocken<br />

in meinem Heißgetränk. Ich wäre dir<br />

verbunden, schüttetest du deine düsterlichen<br />

Erwägungen, die du für Wissen halten<br />

magst, nicht als moralische Grundsätze<br />

über mir und meiner kleinen Freude aus.“<br />

Auch wenn dieser Herr erst fünf Jahrealt ist:<br />

Er nimmt sich nicht vergeblich vor, sein Dasein<br />

zu verbessern, er handelt. Wie herrlich<br />

in der Tatdie Eisbrocken krachen!<br />

Ziehen wir eine Lehre daraus: Pläne taugen<br />

nichts, für jeden ersichtlich endete die<br />

vielfache Übererfüllung unserer Fünfjahrespläne<br />

in diversen Pleiten. Am besten ist es,<br />

sich nichts vorzunehmen, sondernentweder<br />

sofort mit dem zu beginnen, was man erreichen<br />

möchte.Oder es bleibenzulassen.<br />

Dashätte man aber schon mal eher in die<br />

<strong>Zeitung</strong> schreiben sollen, kritisieren Sie?<br />

Jetzt, so spät im Januar,haben Siesich an Ihren<br />

guten Vorsätzen schon die ersten Zähne<br />

ausgebissen? Nein, wir geben rechtzeitig unseren<br />

Teil, also diesen Neujahrstip zur Weltverbesserung,<br />

nämlich über elf Monate vorfristig.<br />

Er gilt für 2021. Plan übererfüllt!


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

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Feuilleton<br />

UweKowski: „Wald“, 2015, Öl auf Leinwand (l.) und „Selbst mit Himmel“, 2018, Öl auf Leinwand VG BILDKUNST BONN 2020/ UWE WALTER BERLIN/ COURTESY GAL. EIGEN+ART LEIPZIG/BERLIN (2)<br />

Explodierendes Vokabular<br />

Das Malerische selbst ist die Botschaft: Die Bilder des Wahlberliners Uwe Kowski in der Kunsthalle Rostock<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Sehen“. Das Schlichte des<br />

Ausstellungstitels täuscht.<br />

Mit der simplen Aufforderung<br />

„Sehen“ verbindet dieser<br />

Maler seinen Anspruch an den<br />

kostbaren Augen-Sinn, der in einer<br />

Welt der digitalen Bilderflut- und<br />

Verwurstung dauerstrapaziert wird.<br />

So sehr, dass viele Leute eigentlich<br />

gar nichts mehr sehen. Der Titel<br />

steht für den Anspruch des Malers<br />

UweKowski an sich selbst und an die<br />

Betrachter –der Landschaften, der<br />

Ein- und Ausdrucksmotive für Geschautes,Gelesenens,Empfundenes<br />

–und für die Selbstporträts.Die hängen<br />

an der Wand hinter eine Gruppe<br />

von Bronzebüsten aus der Sammlung<br />

der Kunsthalle Rostock.<br />

Die stehen jetzt im neugebauten<br />

großzügigen Schaudepot des Moderne-Museums<br />

und lassen sich<br />

nicht lange bitten. Kowski, dieser in<br />

Berlin lebende Leipziger – einst<br />

lernte er an der Kunsthochschule<br />

seiner Geburtsstadt das Handwerk<br />

bei Malern wie Dietrich Burger und<br />

Bernhard Heisig –hat die Bilder des<br />

letzten Jahrzehnts ausgebreitet:<br />

kleine und große Hoch- und auch etliche<br />

Querformate,die nichts mit der<br />

neoromantischen oder surrealen<br />

Bildsprache der damaligen Leipziger<br />

Mal-Gefährten zu tun haben. Auch<br />

versagen bei diesen Arbeiten Attribute<br />

wie „abstrakt“ oder „gegenständlich“.<br />

Diese einst – ideologischen<br />

– Schubladen der Kunstgeschichte<br />

des Jahrhunderts der Moderne<br />

sind für Kowski seit gut 30<br />

Jahren obsolet.<br />

Willkür und Form<br />

Er hat sich stattdessen beizeiten<br />

Maßstäbe und Zuspruch bei Altvorderen<br />

geholt. Unübersehbar etwa<br />

bei Delacroix und dessen Ratschlag,<br />

das Vokabular der Natur und der<br />

Umwelt unbeirrtineine eigene Sprache<br />

zu „übersetzen“. Undwohl auch<br />

bei Matisse, der sagte, man müsse<br />

vonAnfang an eine klareVorstellung<br />

vom Ganzen haben. In der Weise:<br />

„... ich schreite fort, angespornt von<br />

einer Idee, die ich erst kennenlerne<br />

dadurch, dass sie nach und nach in<br />

meinem Bild Gestalt annimmt“.<br />

Also malt Kowski nach dem Prinzip,<br />

Anschauung und Willkür in eine<br />

Form zu bringen. Sanft zwingt er uns<br />

Betrachter, die Augen zwischen<br />

Oberfläche und Tiefenstrukturen<br />

des Bildes hin- und herwandern zu<br />

lassen, die weichen und die harten<br />

Formungen, das heftig Gestrichelte,<br />

das Splitternde, das Schwellende,<br />

sich Ineinanderschiebende,die bunten<br />

Konfettis,die sich zu einem Kopf,<br />

einer vagen Form ballen. Nurandeutungsweise<br />

nimmt man Gebilde in<br />

den Schichten wahr. Sind es Farbtöne<br />

für Stimmungen, heitere, melancholische,<br />

angstvolle, ungeduldige,<br />

elegische? Für Einnerungen?<br />

DIE AUSSTELLUNG „SEHEN“<br />

Der Maler Uwe Kowski, geboren 1963 in Leipzig,gelernter Schriftmaler,studierte an der<br />

Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, zählte mit seinem eigenwilligen nichtfigurativenund<br />

nicht erzählenden Stil zu den jungen Protagonisten der um 2000 Furore machenden<br />

„NewLeipzig School“. Er zog um nach Berlin und setzte sich vondem Label ab,umdie unerschöpfliche<br />

Vielseitigkeit des Malens zu ergründen und auszuloten.<br />

Kunsthalle Rostock: „Sehen“, Hamburger Str.40, kuratiertvon Leonie Pfennig,bis 15. März,<br />

Di–So 11–18 Uhr.Katalog (MMKoehn), 28 Euro. Infos: www.kunsthallerostock.de<br />

Für Tagund Nacht, für die Jahreszeiten<br />

und den gnadenlosen Fluss der<br />

Zeit? Nach dem ersten Rundgang in<br />

der weitläufigen Halle weiß ich: Ich<br />

muss diese Bilder komplex sehen:<br />

Schicht für Schicht, Struktur für<br />

Struktur.Ich muss darin mit den Augen<br />

herumwandern, während vom<br />

Maler eigentlich nichts erzählt,<br />

nichts erklärtwird.<br />

Die Deutungen liegen bei mir als<br />

Betrachtende selbst. Titel wie<br />

„Wald“, „Vor einer Mauer“, „Holz“<br />

„Die Dinge“, „Regennasse Scheibe“,<br />

„Im Gras“ oder „Freischwimmer“<br />

helfen ein bisschen, treiben die Assoziationen<br />

aber viel weiter,weil das,<br />

was man sieht, auch etwas ganz anderes<br />

sein kann. Solche Bild-Wahrnehmung<br />

ist anstrengend. Und sie<br />

ist befreiend. Anfangs,meint Kowski,<br />

seien da die einzelnen Sujets, die<br />

würden genährtdurch seine alltägliche<br />

Weltanschauung. „Aber es geht<br />

ja nicht um das Was, sonder ums<br />

Wie.“Ermalt nicht nach dem klassischen<br />

Vorbild mit Vorder- und Hintergrund,<br />

mit „Goldendem Schnitt“,<br />

Tiefenperspektiveoder Fluchtpunkt.<br />

Wie Wald nach einem Sturm<br />

Manche Motive scheinen aus Farboder<br />

Filmschnipseln zu bestehen,<br />

lassen entfernt an Monets Seerosen<br />

denken, andere an einen Wäscheplatz<br />

oder eine Sommerwiese, ein<br />

nächstes Bild hat etwas von einem<br />

Eissee, über den der Wind fegt oder<br />

einem Wald nach einem Wirbelsturm.<br />

Alles sind farbige Erinnerungsfetzen,<br />

vielleicht auch Ausschnitte<br />

aus einem größeren oder<br />

auch ganz banalem (Welt-)Geschehen.<br />

Ereignisse, die sich unscharf<br />

über die Leinwände ziehen: ein azurblauer<br />

Bildgrund, darauf ein rotgelbbraunlilaweißer<br />

Kopf, aber ohne<br />

Physiognomie. Das wie aus dem<br />

Blau auftauchende Porträt „Selbst<br />

mit Himmel“, ein offenkundig gutgelauntes<br />

Konterfei des Malers an einem<br />

Sommertag. Kowskis Bilderfindungen<br />

haben immer auch mit Licht<br />

zu tun, da ist er den Impressionisten,<br />

ihrer atmosphärischen Kunst nahe.<br />

Dann wieder haben das Stakkato der<br />

heftigen Pinselstriche,die Wuchtder<br />

Farbmassen etwas Expressives.<br />

Die Stil-Schublade aber ist Kowski<br />

sounwichtig wie die Unterscheidung<br />

abstrakt oder gegenständlich.<br />

Er sagt entschieden: „Ich bin kein<br />

abstrakter Maler!“ Er will ungebändigte<br />

Lebensdynamik erfassen, dramatisch<br />

oder verspielt und poetisch,<br />

Farbe scheint zu explodieren, als<br />

wolle sie aus dem Bildraum hinaus,<br />

aber sie fügt sich und gerinnt dann<br />

doch zu etwas, dem Vokabular, das<br />

zum Großen und Ganzen gehört.<br />

Ingeborg Ruthe erlebte<br />

die Rostocker Schau als<br />

Schule des Sehens.<br />

Eine Ruinenlandschaft, in der fetzenhafte Stimmen wehen<br />

Burial alias William Bevan, der prominenteste Vertreter der britischen Clubmusik, legt ein erstaunliches Album vor<br />

VonMarkus Schneider<br />

Komm doch runter zu uns“ –<br />

Come Down to Us –heißt einer<br />

der erstaunlichsten Tracks auf dieser<br />

Sammlung des britischen Clubproduzenten<br />

Burial. Über 13 Minuten<br />

schleppt er sich in einem schleichenden<br />

Downbeat-Trabdurch Gewölbekeller.„Excuse<br />

me,I’m lost“ hörtman<br />

eine Stimme im Vorbeigehen, während<br />

aus labyrinthischen Seitengängen<br />

verschlungene, kaum entzifferbare<br />

Gesänge wehen und sich wieder<br />

verlieren. In der Fernespielt eine<br />

gläserne, anschmiegsame Melodie,<br />

vielleicht voneiner einsamen hohen<br />

Orgelpfeife. Dann setzt die Musik<br />

aus, es knirscht, brummt und<br />

knackt, falsch abgebogen.<br />

Eine Ansage krackelt: „Don’t be<br />

afraid to step in the unknown!“ Und<br />

wirklich: Die Melodie wird wieder<br />

lauter, dichter, bis wir durch einen<br />

Raum gehen, dessen Weite nur zu<br />

ahnen ist, weil die Sounds zu einem<br />

hallenden jubilierenden Lied anschwellen.„You<br />

arenot alone“. In die<br />

Auslaufstille spricht eine Stimme:<br />

„Diese Welt, die wir uns hier vorstellen,<br />

die öffnet uns Türen in andere<br />

Räume, andere Welten, von denen<br />

wir bisher nie geahnt haben.“<br />

Erstaunlich ist das Stück nicht nur<br />

wegen der emotionalen Wärme, die<br />

Burial mit seinen Samples und Maschinen<br />

hier konstruiert; oder der<br />

wunderbaren Architektur der Klänge.<br />

Sondern auch, weil William Bevan,<br />

der Künstler hinter dem Künstlernamen,<br />

seiner Musik explizit einen politischen<br />

Boden einzieht: Wir hören<br />

Auszüge einer Preisrede,die die„Matrix“-Regisseurin<br />

Lana Wachowski<br />

2014 für die LGBTQ-Human-Rights-<br />

Kampagne über den schmerzvollen<br />

Wegzur Transition als Frau hielt. Bevan<br />

ist seit seinen ersten beiden Alben<br />

„Burial“ (2006) und „Untrue“<br />

(2007) einerseits der prominenteste<br />

Vertreter der britischen Clubmusik.<br />

Dennoch ist es ihm gelungen, sich<br />

als Person bis heute der Prominenz<br />

so zu entziehen wie er seine Beats<br />

unter Layern aus Vinylkratzen, Industrierauschen<br />

und Regen vernebelt<br />

– praktisch keine Interviews,<br />

keine Auftritte,keine Promotion.<br />

Burial: Ein Star,der hinter seiner Musik verschwindet.<br />

BURIAL/PROMO<br />

trale der Dubstep-Szene in den Nullerjahren.<br />

In Burials frühen Tracks<br />

wurden die kathedralischen Katakomben<br />

dieser durch Hall und Subbässe<br />

verräumlichten Musik zu einer<br />

düsteren Ruinenlandschaft, in der<br />

nur mehr fetzenhafte, zweifelhaft<br />

humanoide Stimmen wehten.<br />

Wiedas Label hat sich auch Burial<br />

in der letzten Dekade stilistisch<br />

gründlich erweitert. Durch die hier<br />

fast komplett versammelten Hyper-<br />

Daher ist auch „Tunes 2011–19“<br />

kein herkömmliches Best-of geworden:<br />

Burial hat seit den beiden Alben<br />

seine Tracks nur noch einzeln oder<br />

auf EP-Maxis veröffentlicht, auch<br />

wenn diese, wie im Falle von „Rival<br />

Dealer“, von dem das eingangs vorgestellte<br />

Stück stammt, gern mal<br />

eine halbe Stunde dauern. Einen Anlass<br />

für „Tunes“ gab der 15. Geburtstag<br />

von Steve Goodmans wegweisendem<br />

Hyperdub-Label, der Zendub-Stücke<br />

(es fehlen ein paar Gemeinschaftsarbeiten<br />

und anderswo<br />

verstreute Tracks) geistern all die jeweils<br />

aufgeregt ausgerufenen Subgenres,die<br />

sich aus den hinkend vertrackten<br />

Rhythmen von Jungle, UK<br />

Garage, Two Step verzweigt haben.<br />

Umso mehr erkennt man nun im<br />

Fluss dieser 150 Minuten das ästhetische<br />

Programm und die Perspektive<br />

des Künstlers: Er schaut wesentlich<br />

vondraußen, als lägen die Stimmen,<br />

Körper, Beats schon als futurisische<br />

Entwürfe in der Vergangenheit.<br />

Durchaus sinnvoll ordnet er die<br />

Stücke grob absteigend chronologisch.<br />

Er beginnt mit beinah ambient-artigen<br />

Stücken der letzten beiden<br />

Jahre, mulmenden, geräuschbelegten<br />

Synthieschwaden, durch die<br />

nur mühsam ein paar Nebelhornsigale<br />

dringen. Vondortbewegt er sich<br />

durch immer dichter rhythmisierte<br />

und melodisierte Tracks, bis er am<br />

Ende mit einer sanft entkörperlichten<br />

Heliumstimme in der industrialisierten<br />

Landschaft von„NYC“ landet.<br />

Dazwischen streift er melancholisch<br />

durch die ständig sich verändernden<br />

Szenen, wobei auch ein<br />

später Track wie „Claustro“ von2019<br />

in die mittlere Clubbanger-Phase<br />

sortiert wird. Allerdings verliert er<br />

sich auch in solchen eher gradlinig<br />

orientierten Stücken nicht in der Unmittelbarkeit<br />

und zeitverlustigen Euphorie<br />

des Raves. Noch Stimmen,<br />

die aus munterem Europop oder<br />

seelenvollem R&B zu stammen<br />

scheinen, verformt er unter den aufgeregt<br />

knirschenden, zischenden<br />

und buckelnden Beats und düster<br />

warmen Harmonien zu verwischten,<br />

schmerzlichen Seufzern der Erinnerung<br />

an Extase und Lust.<br />

Burials Musik erzählt vom Nachhall<br />

der Nacht und der Flüchtigkeit<br />

des gemeinschaftlichen Grooves.<br />

Seine Tunes halten die Echos des<br />

Bewusstseins im Beginn des Morgens<br />

fest, Momente des Glücks und<br />

der Hoffnung, die sonst, um es mit<br />

den Worten eines berühmten Philosophen<br />

der Erinnerung zu sagen, in<br />

der Zeit verloren wären wie Tränen<br />

im Regen.<br />

Burial: Tunes2011–19, Hyperclub/Cargo


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 23<br />

· ·<br />

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Feuilleton<br />

Quadratur<br />

des<br />

Kreises<br />

Herzstück der Alten Münze<br />

wird ein Zentrum für Jazz<br />

Wenn der<br />

Mensch wieder<br />

weg ist<br />

Heinrich-Mann-Preis<br />

für Eva Horn<br />

VonPetraKohse<br />

Imvergangenen Jahr war die Alte<br />

Münzevor allem Projektionsfläche<br />

und Kulisse.Für den Traum der freien<br />

Szene vomeigenen Ort(legitim). Für<br />

das Ausprobieren partizipativer Prozesse<br />

in der Kulturpolitik (sportlich).<br />

Für das Gegeneinanderausspielen<br />

kreativer Genres: freie Kunst gegen<br />

Kunsthandwerk und Design (unnötig).<br />

Undfür das immer neue Skizziereneiner<br />

Quadratur des Kreises: Dass<br />

ein Ort, an dem die Inhalte in die<br />

Breite gehen, dennoch von der Bedeutung<br />

her in die Höhe wachsen<br />

kann (wirdzubeweisen sein).<br />

Nach einem intensiven Beteiligungsverfahren<br />

und mehreren Gesprächen<br />

dazu im Abgeordnetenhaus<br />

ist nun, durchaus etwas überraschend,<br />

zunächst nur über einen Teil<br />

des Areals entschieden worden:<br />

Herzstück des ehemaligen Gewerbeareals<br />

an der Spreesoll –wie die Kulturverwaltung<br />

am Montag verkündete,<br />

noch während der Kulturausschuss<br />

tagte –ein Zentrum für Jazz<br />

und improvisierte Musik werden.<br />

Ausdreivorliegenden Konzepten für<br />

die Bespielung des zentralen Hauses<br />

Nummer 4als Ort der Musik wählte<br />

Kultursenator Klaus Lederer eines,<br />

das auf der Idee eines„House of Jazz“<br />

des Musikers Till Brönner aus dem<br />

Jahr 2016 aufbaut. In Kooperation<br />

mit der Deutschen Jazzunion und<br />

der IG Jazz sieht es ein intendantengeführtes<br />

Haus mit dynamischem<br />

Ensemble, kuratiertem Konzertprogramm,<br />

Residenzen, Raum für Produktion<br />

und Forschung sowie einem<br />

Vermittlungsprogramm vor.<br />

Dem Bund hatte die Jazzhaus-<br />

Idee von Anfang an gefallen, er wird<br />

die damals angekündigten 12,5 Millionen<br />

Euro auch in das entwickelte<br />

Projekt investieren und sich wohl<br />

ebenfalls am Unterhalt beteiligen.<br />

Damit wäre Haus 4samt geplantem<br />

Erweiterungsbau eine selbstständige<br />

Einheit –innerhalb eines Gefüges,<br />

über das ansonsten noch nicht<br />

entschieden wurde. Die weiteren<br />

Die Harfenistin Kathrin Pechlof ist als Geschäftsführerin<br />

der IG Jazz am neuen Projekt<br />

beteiligt.<br />

LENA SEMMELROGGEN<br />

Flächen, die momentan teilweise<br />

zwischengenutzt werden und<br />

ebenso Gegenstand des partizipativenProzesses<br />

waren wie Haus 4, harrennoch<br />

ihrer Bestimmung.<br />

Dass nach dem aufwendigen Diskussionsprozess,bei<br />

dem sich dieVision<br />

eines Ortes für die gesamte freie<br />

Szene und mit kollektiver Leitungsstruktur<br />

herauskristallisierthat, jetzt<br />

über die Autonomie eines Teils der<br />

Münze schon entschieden wurde,<br />

stößt nicht nur bei der Initiative<br />

Neue Musik auf Kritik, die sich ausgebootet<br />

und vorden Kopf gestoßen<br />

fühlt, wie sie am Dienstag mitteilte.<br />

Auch Wibke Behrens von der AG<br />

Münzeder Koalition der freien Szene<br />

hofft, dass nun wenigstens über den<br />

Rest der Alten Münzeauf der Grundlage<br />

der gemeinsam erarbeiteten<br />

und sorgfältig dokumentierten Ergebnisse<br />

entschieden wird. Einen<br />

Zeitplan gibt es hierfür noch nicht.<br />

Klar ist nur, dass die Sanierung des<br />

Geländes,für die das Land 35 Millionen<br />

Euro zur Verfügung stellt, alsbald<br />

in die Planung gehen und bis<br />

2023 abgeschlossen sein soll.<br />

Auf und hinter den Bildschirmen: die Theaterwissenschaftlerin Nina Tecklenburg und der Autor Till Müller-Klug von Interrobang<br />

Soziale Spiele<br />

Interrobang erfindet das interaktive Theater neu und bringt „Die Philosophiermaschine“ in die Sophiensaele<br />

VonDoris Meierhenrich<br />

Könnte Papier sprechen,<br />

würde man hier eine vielstimmige<br />

Begrüßung hören:<br />

„Guten Taach –gutten<br />

Tak. Willkommen in der −Philosophiiier-Maschine!“<br />

Die zusammengeschnipselten<br />

Worte stammen aus<br />

drei verschiedenen Mündern. Siegehören<br />

drei Philosophen des 20. Jahrhunderts,<br />

aus deren frei zugänglichen<br />

Originalton-Archiven die findigen<br />

Performer von Interrobang einen<br />

einzigen fantastischen<br />

Sprechkörper montiert haben, ihre<br />

„Philosopiermaschine“. Ab Donnerstag<br />

wird diese „künstliche Intelligenz“<br />

in Gestalt altertümlicher Kabeltelefone<br />

mit digitaler Binnentechnik<br />

die Besucher der Sophiensaele<br />

auf Denkreisen schicken, die<br />

man so imTheater selten erlebt. Man<br />

könnte es auch ein vampirisch-futuristisches<br />

Schnittstellen-Theater<br />

nennen, das Interrobang hier zwischen<br />

den Zeiten, Materialien und<br />

Ästhetiken schwirren lässt. Denn die<br />

Stimmen der toten Philosophen<br />

greifen durch diese Hörmaschine so<br />

vital ins Jetzt, wie sie umgekehrt<br />

auch jeden ermuntern, in dieses<br />

montierte Denken direkt mit einzugreifen.<br />

Das jedenfalls wünscht sich<br />

Till Müller-Klug, der bei unserem Besuch<br />

wenige Tage vor der Premiere<br />

freundlich entspannt vor seinen Apparaten<br />

sitzt.<br />

Das weich und hell dahin fließende<br />

„Guten Taach“ stammt von<br />

dem Existenzphilosophen Karl Jaspers,<br />

das Hannah Arendts robuste<br />

Raucherstimme sogleich mit ihrer<br />

entschiedenen Wiederholung erdet<br />

und von Adornos leisem „Willkommen“<br />

zurück in reservierte Sachlichkeit<br />

gehoben wird. Etwas später rollt<br />

noch der bayrisch kernige Vollklang<br />

des Hoffnungsphilosophen Ernst<br />

Bloch dazu, aber das hängt davon ab,<br />

wie sich der Besucher über die Tasten<br />

seines Telefons durch die Fragen<br />

und Antworten des verzweigten Gesprächskanälesystems<br />

manövriert.<br />

Aufden ersten Blick ist die „Philosopiermachine“<br />

kein Theater mehr,<br />

sondern eine interaktive Installation.<br />

Kein Performer agiert darin vor oder<br />

mit Publikum irgendetwas aus. Und<br />

dennoch wirdauch in dieser großen,<br />

offenen Spiel-Maschine ein Kollektiv<br />

auf Zeit hergestellt, das man theatralisch<br />

nennen muss, nur dass es die<br />

Besucher selbst sind, die dieses spielerische<br />

Miteinander herstellen. Alle<br />

30 Minuten werden 15 Zuschauer<br />

eingelassen, die an einem großen<br />

Tisch Platz nehmen und ihrePhilosophen-Telefonate<br />

führen. Nehmen sie<br />

ihre Gesprächspartner dabei ernst,<br />

folgen sie Jaspers oder Arendt, die<br />

Denken erst frei nennen, wenn es sich<br />

auch dem„Wagnis der Öffentlichkeit“<br />

aussetzt, dann wirdjeder irgendwann<br />

bestimmt auch Kontakt aufnehmen<br />

mit anderen oder zumindest mit dem<br />

präparierten Raum drum herum.<br />

So viele und verschiedene Handlungsangebote<br />

wie möglich an die<br />

Zuschauer zu machen, um sie aus ihrerReserve,vielleicht<br />

auch Angst, sicher<br />

aber aus ihren festen Verhaltensmusternzulocken,<br />

sie zu öffnen<br />

für neue Situationen, das ist zweifellos<br />

das Wichtigste und Schwierigste<br />

an dem partizipativen Theater, wie<br />

Interrobang es sucht. Seit fast zehn<br />

Jahren experimentiert die Gruppe<br />

um den Autor Till Müller-Klug, die<br />

Theaterwissenschaftlerin Nina Tecklenburgund<br />

den Performer Lajos Talamonti<br />

an genau diesen Prozessen,<br />

die sie selbst lieber „Spiel mit theatraler<br />

Gemeinschaft“ nennen.<br />

Handeln und Reflektieren, diese beiden<br />

Bewegungen, die einander gern schnell<br />

ausschließen, sollen in den Partizipationsprojekten<br />

von Interrobang zusammenfinden.<br />

Hinter jedem Projekt stehen<br />

lange Entwicklungsprozesse, sagt<br />

Müller-Klug, in denen sie so viele<br />

Spielwege wie möglich zu antizipieren<br />

versuchen, dabei das Tableau<br />

aber doch so offen halten wollen wie<br />

nötig. Denn nicht um die sportive<br />

Anpassungsfitness der Zuschauer<br />

geht es ihnen, nicht darum, wie flink<br />

sich Leute in fremde Settings einfinden<br />

−das wäre vielleicht der bloße<br />

Aktionismus des oft belächelten<br />

„Mitmachtheaters“. Nein, Handeln<br />

und Reflektieren, diese beiden Bewegungen,<br />

die einander gernschnell<br />

ausschließen, so Till Müller-Klug,<br />

sollen in ihren theatralen Spielen,<br />

die er auch einfach „Plattformen“<br />

nennen möchte,gerade zusammenfinden.<br />

Undzwar in den Zuschauern<br />

„Er wird wieder da raus gehen“<br />

Der britischeRockmusiker Ozzy Osbourne spricht über Parkinson-Erkrankung<br />

Der britische Musiker Ozzy Osbourne<br />

ist nach eigenen Angaben<br />

an Parkinson erkrankt. Das gab<br />

der 71-Jährige gemeinsam mit seiner<br />

Frau und Managerin Sharon in einem<br />

Interview der US-Fernsehsendung<br />

„Good Morning America“ bekannt.<br />

„Ich kann Geheimnisse<br />

schlecht für mich behalten“, sagte<br />

der frühere Black-Sabbath-Sänger<br />

mit sichtbarer Anstrengung. „Ich<br />

kann nicht mehr damit herumlaufen,<br />

weil mir die Ausreden ausgehen.“<br />

Bereits zweimal hatte Osbourne<br />

seine Abschiedstournee wegen<br />

gesundheitlicher Probleme verschoben<br />

und als Grund dafür die<br />

Folgen eines Unfalls angegeben.<br />

„Es ist eine Form der Parkinson-<br />

Krankheit“, stellte Sharon Osbourne,<br />

die seit 1982 mit dem Heavy-Metal-<br />

Musiker verheiratet ist, nun klar.„Es<br />

ist in keiner Weise ein Todesurteil“,<br />

betonte sie in der Sendung vom<br />

Dienstag, „aber es beeinträchtigt die<br />

Nerven. Man hat einen guten Tag,<br />

noch einen guten Tagund dann einen<br />

richtig schlechten Tag.“<br />

Osbourne sagte, erkönne kaum<br />

zwischen den Folgen des Unfalls –er<br />

war in seinem Haus in Los Angeles<br />

gestürzt –und der Krankheit unterscheiden.<br />

„Ich hab eine Taubheit im<br />

Armvon der Operation, meine Beine<br />

werden immer wieder kalt“, erzählte<br />

er.„Ichweiß nicht, ob das Parkinson<br />

ist oder was, aber das ist das Problem.<br />

Denn die haben bei der Operation<br />

Nerven getrennt.“<br />

Trotz seiner Beschwerden sieht<br />

sich der als „Prince Of Darkness“ bekannte<br />

Musiker auf dem Weg der<br />

MICHAEL BENNETT; RENATA CHUEIRE<br />

selbst, nicht nur als einzelne, sondern<br />

inihrem konkreten Miteinander<br />

während des Abends.<br />

Interrobangs soziale Spiele wollen<br />

nicht pädagogisch sein – das<br />

Wort mag Müller-Klug gar nicht. Das<br />

Ausprobieren ist ihm wichtiger, sie<br />

wollen die Zuschauer dazu bringen<br />

über sich und das Alltägliche hinauszugehen.<br />

Gerade dafür, so Müller-<br />

Klug, sei bei aller digitalen und performativen<br />

Raffinesse ihrer multioptionalen<br />

Anordnungen das gute alte<br />

Theater immer noch der beste Ort:<br />

ein Kunstraum, der durch die direkte<br />

menschlich Konfrontation die reale<br />

Verantwortung für alles immer bewusst<br />

macht.<br />

Kaum eine Truppe forscht so intensiv<br />

selbstkritisch an diesem realen-theatralen<br />

Bewusstwerden wie<br />

Interrobang. Wenn auch bei ihnen<br />

nicht jedes Projekt immer so gut<br />

zündete,wie etwa das Kafka-Theater<br />

„Prozess 2.0“ vor knapp drei Jahren,<br />

für das ein veritables Behörden-Labyrinth<br />

in den Sophiensaelen entstand<br />

und jeder Eintretende gleich<br />

seine eigene Lebensakte unter den<br />

Arm geklemmt bekam. Mithilfe seltsamer<br />

Wandzettelchen und unerwarteter<br />

Aufgabenstellungen war die<br />

Akte im Lauf des Spiels zu füllen oder<br />

zu leeren −jenach eigenem Ermessen,<br />

wobei ein kollektiver Schauprozess<br />

am Ende vor Augen hielt, wie<br />

willig man sich aufblättern ließ oder<br />

nicht. Trotzdem: Bloße Reisen zu<br />

sich selbst sind die Partizipationsspiele<br />

der Interrobangs nicht. Vielmehr<br />

wird man an die Oberflächenrisse<br />

der Wirklichkeit gelockt, die<br />

man sehen lernt durch das Spiel.<br />

Die Philosophiermaschine 23.−26. 1., gestaffelter<br />

Einlass ab 19 Uhr,Sophiensaele,T: 2835266<br />

Besserung. Am 21. Februar wird er<br />

sein neues Album „Ordinary Man“<br />

veröffentlichen, auf dem unter anderem<br />

Elton John und Guns n’Roses-<br />

Gitarrist Slash zu hören sind. Sharon<br />

Osbourne äußerte überzeugt, dass<br />

Ozzy auch seine Tournee wie geplant<br />

nachholen wird. „Er wird wieder da<br />

raus gehen“, sagte die 67-Jährige.<br />

„Und er wird das machen, was er<br />

liebt. Das weiß ich.“ In Deutschland<br />

sind Konzerte in Dortmund, München,<br />

Mannheim, Berlin und Hamburggeplant.<br />

(dpa)<br />

VonHarry Nutt<br />

Nach der kurzen Phase des gesellschaftspolitischen<br />

Aufbruchs<br />

nach 1989 hat uns das apokalyptische<br />

Denken wieder fest im<br />

Griff. Keine Diskussion über die Folgen<br />

des Klimawandels, inder nicht<br />

darauf hingewiesen wird, dass nur<br />

noch wenig Zeit zum Handeln bleibt,<br />

ehe der sogenannte Kipppunkt erreicht<br />

ist, vondem an CO 2 -Reduktion<br />

und die Einhaltung ambitionierter<br />

Klimaziele nichts mehr bewirken.<br />

Der amerikanische Schriftsteller<br />

Jonathan Franzen hatte zuletzt in<br />

mehreren Essays ketzerisch darauf<br />

aufmerksam gemacht, dass das<br />

Quantum der verrinnenden Zeit erstaunlicherweise<br />

konstant ist. Es ist<br />

fünf vor zwölf –<br />

und das schon<br />

sehr lange.<br />

Kaum jemand<br />

hat sich so<br />

intensiv mit den<br />

Katastrophenerzählungen<br />

auseinandergesetzt<br />

wie die in Wien Sie wird ausgezeichnet:<br />

Eva Horn<br />

lehrende Literaturwissenschaftlerin<br />

Eva Horn, die für ihre immer<br />

wieder erhellenden Essays nun mit<br />

dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie<br />

der Künste ausgezeichnet<br />

wird. Die1965 in FrankfurtamMain<br />

geborene Eva Horn verbinde Wissenschaftsgeschichte<br />

mit Literatur<br />

und Kunst, lobt die Jury des Heinrich-Mann-Preises.Wie<br />

nur wenigen<br />

Autorinnen und Autoren gelinge es<br />

ihr, eine Sprache zu finden, die für<br />

ein breites Publikum zugänglich ist,<br />

ohne dabei an wissenschaftlicher<br />

Präzision zu verlieren.<br />

In ihrem 2014 erschienenem Essay<br />

„Zukunft als Apokalypse“ hat sie<br />

sich auf die Spuren des modernen<br />

Katastrophenbewusstseins in Literatur<br />

und Film begeben. Über die<br />

Überlegungen zur Lust am Untergang<br />

hinaus ist Eva Horn der Frage<br />

nachgegangen, welche Fiktionen in<br />

den gesellschaftspolitisch immer<br />

wieder artikulierten Bedürfnissen<br />

nach Prävention und Sicherheit<br />

wirksam sind. So gesehen ist das<br />

apokalyptische Denken selbst ein<br />

Versuch, das Schlimmste vorwegzunehmen,<br />

um wenigstens mental auf<br />

der sicheren Seite zu sein. In dem<br />

Film „I Am Legend“ (mit Will Smith)<br />

erscheint das menschleere und von<br />

Ranken überwucherte New York<br />

nicht als Schreckensbild, sondernals<br />

unterschwelliger Wunsch. Es sei ein<br />

Bild post-apokalyptischer Ruhe, so<br />

Horn,die nur einkehren kann, wenn<br />

der Mensch endlich verschwunden<br />

sein wird. Eva Horn ist sich in ihrem<br />

Denken für keinen Umweg und<br />

keine Abschweifung zu schade, um<br />

etwas über das Bild hinter dem Bild<br />

zu erfahren.<br />

Der Heinrich-Mann-Preis für Essayistik<br />

wirdam27. Märzinder Akademie<br />

der Künste verliehen. Diebeiden<br />

vorherigen Preisträger waren<br />

Christian Bommarius (2018) und<br />

Danilo Scholz (2019).<br />

MATHIAS SWOBODA<br />

TOP 10<br />

Montag,20. Januar<br />

1 Neben der Spur ZDF 6,03 19 %<br />

2 Tagesschau ARD 5,44 18 %<br />

3 Handball-EM ARD 4,80 15 %<br />

4 Ich bin ein Star ... RTL 4,57 24 %<br />

5 Wer weiß denn ...? ARD 4,05 19 %<br />

6 Sportschau ARD 3,99 13 %<br />

7 heute-journal ZDF 3,81 13 %<br />

8 SokoMünchen ZDF 3,77 17 %<br />

9 heute ZDF 3,76 14 %<br />

10 RTL aktuell RTL 3,67 15 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

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Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />

20.00: Cyclops (Nasheeka Nedsreal)<br />

<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />

19.30: Endstation Sehnsucht<br />

20.00 Kleines Haus: Aufder Straße<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00 Box: Tropfen auf heiße Steine<br />

Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />

20.00: Männerschlussverkauf<br />

Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (✆<br />

75 54 17 -0)<br />

19.00 UNTEN: Drum links! Zwei, drei?<br />

Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />

20.00: Drei Männer im Schnee<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Hass-Triptychon –Wegeaus der Krise<br />

Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />

20.00 Studio: Die Weise vonLiebe und Tod<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

19.00 Glaspalast: Knüppel aus’m Sack /Ali Baba<br />

(Hexenberg Ensemble)<br />

Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />

20.00: Extrawurst<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

19.30 Saal A: Hamlet<br />

20.00 Globe: Love hurts in Tinder Times<br />

20.30 Studio: März<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ichbin nicht Mercury<br />

Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />

19.30 Alter Orchesterprobensaal: Linden 21: Usher<br />

Studio 1 (Mariannenpl. 2)<br />

19.00 Studio 1: abandonedpositions<br />

Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />

19.30: Affäre Spittelmarkt<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

19.30: Howl<br />

20.00 3. Stock: Final Fantasy<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

BKA (✆ 202 20 07)<br />

20.00: The Golden Gmilfs<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Gnadenlos 2(JohnnyArmstrong)<br />

Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />

19.30: Family Affairs<br />

Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />

20.30: Das große 7(Die Gorillas)<br />

Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />

20.00: Open StageVarieté (Katharina Hoffmann<br />

(Mod.)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

18.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />

vonABBA<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es scheint<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Aufder Suche nach dem verlorenen Witz<br />

(Timo Wopp)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

12.00 Gr.Saal: Öffentliche Probemit dem Konzerthausorchester<br />

Berlin, Ltg.Iván Fischer,Richard<br />

Strauss: „Also sprach Zarathustra“, Sinfonische<br />

Dichtung nachFriedrich Nietzsche op.30<br />

14.00: Espresso-Konzert<br />

Lukaskirche Steglitz (✆ 795 50 51)<br />

18.00: MarkusEpp (Orgel), Orgel to go!–klangbaden,<br />

Stamm: Romanze, Rêverie, Gartan Mother’s<br />

Lullaby; Bach: Choralvorspiel über Schmückedich, o<br />

liebe Seele<br />

Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />

10.30: Denis Kozhukhin (Klavier), Elternzeit-KonzertIII<br />

KINDER<br />

Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />

16.30 Kinderbibliothek: Die Schluckaufprinzessin,<br />

Buchvostellung.LeseZeichen –Bilderbücher in<br />

Gebärdensprache erzählt<br />

(bis 9J.). Anm. erf.<br />

17.00 Kinderbibliothek: Wortschätze für die Kleinsten,<br />

mit Erzählzeit e.V.(ab 3J.)<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

10.00 Studio: Hans im Glück (ab 6bis 10 J.)<br />

10.30: Zahlen, bitte!, RobertMetcalf (ab5bis 10 J.)<br />

Berlin mit Kindern (✆ 33 02 98 70)<br />

11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />

passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />

bis 16 J.). Anm. erf.<br />

Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />

10.00, 10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele<br />

in unser Leben traten, Videogames<br />

Dorfkirche Staaken (Hauptstr.12)<br />

10.00: Der kleine Angsthase, Artisanen (ab 4J.)<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00: Als der Igel sagte: „Ich bin schon hier!“, Puppenbühne<br />

allerHand, Mitmachtheater (ab 4J.)<br />

Fuchsbau Reinickendorf (✆ 41 92 63 75)<br />

10.30: Winterparadies, mimicus, die Kinderliedermacher,Kindertheater<br />

(ab 3bis 8J.)<br />

Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />

10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />

Werkstatt des Malers<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Die LückeimBauzaun (ab 6J.)<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

18.00: Ankommen is WLAN, musikalische Ensembleproduktion<br />

(ab 12 J.)<br />

Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />

10.30: HerrKlugeund ein Dinosaurier in der Schule<br />

(ab3bis9J.)<br />

Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902776163)<br />

14.00: Villa Global. The Next Generation<br />

14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />

Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />

9.00: Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />

MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />

10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />

10.00: AufBiegen ohne Brechen –Eisstiele für’s<br />

Handgelenk<br />

14.00: Brenn das Jo-Jo, Bezahlwerkstatt: 3€<br />

Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />

9.30: Das kleine 1x1der Sterne<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Die Zwölf Monate (ab 5J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Kasperund Rotkäppchen<br />

16.30: Kasperund Rumpelstilzchen<br />

Schaubude (✆ 423 43 14)<br />

10.00: Peterchens Mondfahrt, Figurentheater Marie<br />

Bretschneider (ab 4bis 8J.)<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.30: Fli-Fla-Flockenzauber,Zuckertraumtheater (ab<br />

2bis 8J.)<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />

Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />

bis 14 J.)<br />

Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />

10.00: Kasperrettet den kleinen Eisbär,Thomas<br />

Mierau, Puppentheater (ab 4bis 13 J.). Anm. erf.<br />

theater strahl (✆ 69 59 92 22)<br />

11.00: Can touch this, Tanzstück (ab 12 J.)<br />

Popdiskurs I<br />

Musik und<br />

Malerei<br />

und Politik<br />

Vor 120 Jahren wurde Ernst<br />

Busch geboren, der Mann,<br />

der in der ersten Verfilmung<br />

der „Dreigroschenoper“ den<br />

Mackie-Messer-Song sang, der<br />

den Arbeiter Fritz in „Kuhle<br />

Wampe“ spielte und das Solidaritätslied<br />

anstimmte: „Vorwärts<br />

und nicht vergessen,<br />

worin unsere Stärke besteht<br />

...“ Straßen tragen seinen<br />

Namen, ein Chor auch –und<br />

die berühmte <strong>Berliner</strong> Hochschule<br />

für Schauspielkunst.<br />

Dort wird heute auf ungewöhnliche<br />

Weise gefeiert, mit<br />

einer Collage aus Texten und<br />

Musik, die ergründen will, wer<br />

Ernst Busch war: Schauspieler<br />

oder Entertainer? Volkssänger<br />

oder Stalinist? Exilant oder<br />

Querulant? Der Maler Ronald<br />

Paris, dessen Ernst-Busch-Porträt<br />

vomEnde der 60er-Jahrein<br />

der DDR auf rätselhafte Weise<br />

verschwand, kommt zum Gespräch.<br />

Cornelia Geißler<br />

Drum links! zwei, drei? EineCollage zum<br />

120. Geburtstag vonErnst Busch.<br />

19Uhr, Hochschulefür Schauspielkunst<br />

ErnstBusch, Zinnowitzer Str. 11<br />

Reisende Tschechen und Br<br />

Der Chor des Trinity College Cambridge füllt beim NoonSong die Kirche am Hohenzollernplatz.<br />

Dass Berlin eine Musikstadt ist, erkennt man auch a<br />

Peter Uehling<br />

macht immer wieder Werbung für den<br />

NoonSong,weilMusik hier durch Tradition<br />

und Liturgie lebenspraktischen Anschluss<br />

gewinnt, statt immer nur einer oft<br />

genug schimärischen „künstlerischen<br />

Freiheit“ hinterherzulaufen.<br />

anderen Traditionen als der deuts<br />

Wer vorknapp zwei Wochen<br />

bei den Philharmonikern<br />

von Josef<br />

Suks Zweiter Symphonie<br />

begeistert war, darf sich freuen<br />

auf das Konzertdes Rundfunk-Sinfonieorchesters<br />

am Sonntagnachmittag:<br />

Nach dem mittelprächtigen Violinkonzert<br />

seines Schwiegervaters<br />

Antonìn Dvorák erklingt Suks „Ein<br />

Sommermärchen“. Darunter stelle<br />

man sich kein Idyll vor! Diese mit<br />

knapp 50 Minuten und fünf Sätzen<br />

ebenfalls sehr raumgreifende symphonische<br />

Dichtung umfasst wie die<br />

unmittelbar zuvor komponierte<br />

Zweite Symphonie eine gewaltige<br />

emotionale Spanne, beginnt düster<br />

und steigert sich zu wilder Dämonie<br />

und findet erst im abschließenden<br />

Adagio nach sanften, post-tristanischen<br />

Ekstasen zu einer ruhigen,<br />

pantheistischen Hymnik. Am Pult<br />

steht Jakub Hruša; wie man am Namen<br />

unschwer erkennt, wird zur<br />

Vermittlung des tschechischen Tons<br />

ans deutsche Orchester wieder einmal<br />

auf die Kompetenz der Landsmannschaftlichkeit<br />

gesetzt.<br />

Gleich nach dem RSB spielt das<br />

Deutsche Symphonie-Orchester unter<br />

Robin Ticciati ebenfalls Tschechisches:<br />

Dvorák und den Zeitgenossen<br />

Ondrej Adámek –allerdings präsentiert<br />

esbeide als Reisende. Dvorák<br />

wurde in die USA eingeladen, weil er<br />

aus folkloristischem Material symphonische<br />

Musik europäischen Formats<br />

komponieren konnte, und das<br />

erstrebte man hier auch: So versorgte<br />

man ihn mit allerlei Material,<br />

vondem einiges in seine Symphonie<br />

„Aus der neuen Welt“ einging; Duke<br />

Ellington versuchte in seiner „Harlem“-Suite<br />

etwas ähnliches.<br />

Adámek, in Prag und Paris ausgebildet,<br />

begeisterter Bali-Besucher und<br />

Wahl-<strong>Berliner</strong>, hat in „Kameny“ für<br />

Chor und Instrumente ein isländisches<br />

Gedicht als große klangliche<br />

Entwicklung vertont: DerRias-Kammerchor<br />

wird zunächst auf Steinen<br />

klopfen, bevor er mit der Stimme<br />

schlagzeughafte Impulse vor die<br />

Wörter setzt. Zusammen mit der<br />

Premiere „Frühlingsstürme“ von Jaromir<br />

Weinberger an der Komischen<br />

Oper wirddas ein tschechisches Wochenende!<br />

Oder eher ein britisches? Die<br />

Deutsche Oper setzt ihren Britten-<br />

Zyklus mit „Midsummer Night’s<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Astor Film Lounge (✆ 883 85 51)Crescendo #makemusicnotwar<br />

14.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

17.15,20.30<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Knives Out–Mordist<br />

Familiensache 14.30,17.30,20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 1026) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 20.00; Judy 14.00, 17.00<br />

Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OmU) 17.10; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OF) 14.00, 20.00; 1917 –Der<br />

Film 13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Freies Land<br />

14.30, 17.15; A Rainy Day In New York (OmU)<br />

18.40; Albrecht Schnider –Was bleibt 13.30; Judy<br />

(OmU) 16.00, 20.50; The Peanut Butter Falcon<br />

(OmU) 19.00, 21.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

13.40,16.40; Miles Davis: Birth of the Cool<br />

(OmU) 15.30, 21.30; Parasite 18.00; Queen &<br />

Slim (OmU) 20.50; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />

(OmU) 14.00; Einsam zweisam 19.00; Die Sehnsucht<br />

der Schwestern Gusmao 16.00<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Crescendo #makemusicnotwar<br />

20.00; Motherless Brooklyn 17.15;<br />

Pavarotti (OmU) 17.30; The Peanut Butter Falcon<br />

20.15<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.30, 17.30, 20.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 14.30, 17.15,20.00;ARainy Day In<br />

New York 14.00, 18.30; Das perfekte Geheimnis<br />

16.00; Die schönste Zeit unseres Lebens 20.45;<br />

The Farewell 17.50, 20.10; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.30;Der geheime Roman<br />

des Monsieur Pick 16.15, 18.30, 20.45<br />

Zoo Palast (✆ 01805/22 29 66) Atmos: Bad Boys<br />

for Life 20.00, 23.00; Die Eiskönigin II14.00; 3D,<br />

Atmos: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 16.45, 19.45, 22.50;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.15; Preview: Jojo<br />

Rabbit (OF) 19.45; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.40; Star Wars: DerAufstieg Skywalkers<br />

13.30, 22.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

17.00; Preview: Die Hochzeit 20.15; Jumanji –The<br />

Next Level 14.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

23.00; Bad Boys for Life 14.00, 16.50; 3D:<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.45, 23.00;<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.15, 20.15;<br />

Bad Boys for Life (OF) 23.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 17.00; Joker 23.05; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 20.00; Das perfekte Geheimnis<br />

14.30, 17.15<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />

retten die Welt! (OmU) 12.45; A Rainy Day In<br />

New York (OmU) 17.45; Einsam zweisam –Deux<br />

moi (OmU) 14.15; Der geheime Roman des Monsieur<br />

Pick –Lemystere Henri Pick (OmU) 11.00;<br />

Latte Igel und der magische Wasserstein 16.15;<br />

Der Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 20.45;<br />

Milchkrieg in Dalsmynni 19.15; Why Don‘t You Just<br />

Die! –Papa, sdokhni (OmenglU) 22.40; Bunuel im<br />

Labyrinth der Schildkröten 16.00; Freies Land (DFmenglU)<br />

19.30;Gottexistiert,ihr Name ist Petrunya<br />

–Gospod postoi, imeto i‘ePetrunija (OmU) 11.00;<br />

Jeannette: Die Kindheit der Jeanne d‘Arc (OmenglU)<br />

14.15; Lara (DFmenglU) 12.45; Midsommar<br />

(OmU) 21.40; Systemsprenger (DFmenglU) 17.30;<br />

But Beautiful –Nichts existiert unabhängig (OmU)<br />

11.00; The Farewell (OmenglU) 17.00; Der geheime<br />

Roman des Monsieur Pick –Lemystere Henri<br />

Pick (OmU) 18.50; Jam (OmU) 12.50; Joker (OmU)<br />

22.45; Motherless Brooklyn (OmU) 14.30; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmenglU) 20.30<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 14.00, 18.15; Freies Land<br />

20.30; Joker (OmU) 23.00; Lara 16.15; Aretha<br />

Franklin: Amazing Grace (OmU) 22.00;Der geheime<br />

Roman des Monsieur Pick –Le mystere Henri Pick<br />

(OmU) 20.00; Der marktgerechte Mensch 18.00;<br />

Schönheit &Vergänglichkeit 14.00; Systemsprenger<br />

15.30<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />

14.20, 17.10, 20.10; 3Engel für Charlie 13.45,<br />

16.20; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 19.20;<br />

Bad Boys for Life 17.30, 19.10, 19.40; Bad Boys<br />

for Life (OF) 20.20; IMAX: Bad Boys for Life 14.10,<br />

17.00; Cats 17.15; Die Eiskönigin II14.20,16.50;<br />

TheGrudge20.10; Preview:Die Hochzeit 20.00;Jumanji<br />

–The Next Level 14.00, 16.50, 19.45; Knives<br />

Out –Mord ist Familiensache 15.00, 16.40, 19.50;<br />

Latte Igel und der magische Wasserstein 15.00;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 14.10, 17.15, 20.30;<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 17.15; The Peanut<br />

Butter Falcon 14.20; Queen &Slim 20.40; 3D:<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 18.00;<br />

Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 14.45;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.45,<br />

17.00, 20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.30, 20.40; Thomas und seine Freunde: Große<br />

Welt! Große Abenteuer! 14.00; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 15.00, 17.45; Viva the Underdogs –A<br />

Parkway Drive Film 21.00;Wonder Boy, Olivier Rousteing,nesous<br />

X (OmU) 15.10<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OmU) 20.20; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmU) 22.30; Systemsprenger (OmenglU)<br />

18.00; Milchkrieg in Dalsmynni –Heradid (OmU)<br />

18.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portraitdelajeune<br />

filleenfeu (OmU) 19.50; WhyDon‘t<br />

You Just Die! –Papa,sdokhni (OmU) 22.10<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der Film<br />

13.40, 16.40, 19.40; Bad Boys for Life 13.30,<br />

17.00, 20.00; Die Eiskönigin II 13.50, 16.30; Preview:<br />

Die Hochzeit 19.45; Jumanji –The Next Level<br />

16.40,19.50; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

19.20; Lindenberg! Mach dein Ding 13.50, 16.30,<br />

19.50; Das perfekte Geheimnis 17.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.10; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.20, 19.30; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.40; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.00<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) Morgen sind wir frei<br />

14.00;Neo Rauch–Gefährten undBegleiter 18.00;<br />

Rotschühchen und die sieben Zwerge 16.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) 1917 –Der<br />

Film 14.20, 17.10, 20.00; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 20.10; Bad Boys for Life 14.20,<br />

17.30, 20.20; 3D: Die Eiskönigin II 14.15; Die Eiskönigin<br />

II17.20; The Grudge 17.30; Seniorenkino:<br />

Gundermann 15.00; Preview: Die Hochzeit 20.00;<br />

Jumanji –The Next Level 17.20, 19.50; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 17.15, 19.45; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 15.00; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 16.30, 19.30; Miniblockbuster –6<br />

Kurzfilme 14.00; Das perfekte Geheimnis 19.40;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.50;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40,<br />

19.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.40, 17.10<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache (OmU) 17.30, 20.30; B Aretha<br />

Franklin: Amazing Grace (OmU) 16.40; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmU) 18.40,21.30<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Little Joe –<br />

Glück ist ein Geschäft (OmU) 17.45,20.00; Milchkrieg<br />

in Dalsmynni –Heradid (OmU) 19.00, 22.15;<br />

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida<br />

invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 21.00<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 22.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

(OmU) 13.00, 15.15, 17.30, 19.45; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 11.00, 16.00, 18.30;<br />

Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 13.30,<br />

21.00; 68 hat an meinem Institut richtig zugeschlagen<br />

19.00; Der kleine Rabe Socke 314.30; Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 21.30; Systemsprenger<br />

16.15;Thomas und seine Freunde: Große<br />

Welt! Große Abenteuer! 12.30; Vom Gießen des<br />

Zitronenbaums (OmU) 10.15<br />

Sputnik (✆ 6941147) The Farewell (OmU) 19.30;<br />

Der marktgerechte Mensch 17.45; Milchkrieg<br />

in Dalsmynni – Heradid (OmU) 16.00; Parasite<br />

(OmenglU) 21.15; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />

(OmU) 17.45; Joker (OmU) 21.30; Lara (OmenglU)<br />

16.00; Little Joe(OmU)19.30; KinobarimSputnik<br />

Swans –Where DoesABody End? (OmU) 20.15<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 14.30,17.30,20.30; New Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 18.50; Parasite 16.00, 21.40;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 13.50<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Bad Boys for Life<br />

17.30, 20.30; Die Eiskönigin II 15.00, 17.45; Preview:<br />

Die Hochzeit 20.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

17.15, 20.15; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 14.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 15.00, 17.00, 20.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 14.45; 3D: Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 17.15, 20.15; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 15.15<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 10.00, 13.00, 17.45; Judy<br />

13.00, 18.00, 20.30; Jumanji –The Next Level<br />

15.30; Lara 10.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

13.30, 16.30, 19.30; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />

10.15, 15.30, 20.15<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 1917<br />

–Der Film 14.00, 17.00, 20.00; 3Engel für Charlie<br />

14.00; Bad Boys for Life 14.00, 17.00, 20.00; Die<br />

Eiskönigin II14.00,17.00; The Grudge 20.15; Preview:<br />

Die Hochzeit 20.00; Jumanji –The Next Level<br />

14.00, 17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.30, 19.45; Lindenberg! Mach dein Ding 16.30,<br />

19.40; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.10; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

19.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10,<br />

16.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.00, 17.30;<br />

Viva the Underdogs –AParkway Drive Film (OmU)<br />

20.00<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Bunuel im Labyrinth der<br />

Schildkröten 21.15; Der kleine Rabe Socke 3<br />

17.00; Der marktgerechte Mensch (OmU; m. Gespräch)<br />

19.00; Gundermann Revier (OmenglU)<br />

18.00; Milchkrieg inDalsmynni 20.00; Die Wache<br />

–Auposte! (OmU) 21.45<br />

Babylon (✆ 242 5969) Fellini 100: Boccaccio 70<br />

(OmenglU) 22.30; Fellini 100: Fellinis Amarcord<br />

(OmenglU) 22.30; Fellini100: Fellinis Dassüße Leben<br />

–Ladolce vita (OmenglU) 19.15; Fellini 100:<br />

Fellinis Die Nächte der Cabiria –Lenotti di Cabiria<br />

(OmenglU) 22.00; Fellini 100: Fellinis Ivitelloni –<br />

Die Müßiggänger (OmenglU) 18.00; Fellini 100:<br />

Fellinis Julia und die Geister –Giulietta degli spiriti<br />

(OmenglU) 17.15; Fellini 100: Fellinis La Strada –<br />

Das Lied der Straße (OmenglU) 20.00; Fellini 100:<br />

Fellinis Roma (OmenglU) 16.45; Kill MeToday, Tomorrow<br />

I‘m Sick! 20.00; KinderWagenKino: Porträt<br />

einer jungen Frau in Flammen 11.10; KinderWagen-<br />

Kino: Porträt einerjungen Frau in Flammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 11.00<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Joker<br />

(OmU) 21.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />

(OmU) 16.30; Vom Gießen des Zitronenbaums –It<br />

Must Be Heaven (OmU) 14.30, 19.00; Queen &<br />

Slim (OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00; Thomas<br />

und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />

10.30; Wohne lieber ungewöhnlich – C‘est quoi<br />

cette famille?! (OmU) 8.30; Yung (OmenglU) 22.45<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) 1917 –<br />

Der Film 11.50, 14.00, 16.20, 20.20, 23.10;<br />

1917 –Der Film (OF) 17.20, 19.50; 3Engel für<br />

Charlie 11.40, 22.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 11.20, 14.20; Bad Boys for Life 11.00,<br />

13.45,17.00, 20.10, 23.15; Bad Boys forLife (OF)<br />

22.45;Cats11.45;Cats(OF)13.40; Die Eiskönigin<br />

II 11.15, 17.20; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF)<br />

14.50; Preview: Die Hochzeit 19.45; Joker 22.50;<br />

3D: Jumanji –The Next Level 23.15; Jumanji –The<br />

Next Level 14.30, 17.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.30, 20.10; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 23.15; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 11.30; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 16.45, 20.00; Das perfekte Geheimnis 17.30;<br />

3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

11.10; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

13.40; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.10, 19.30, 22.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

–Star Wars: The Rise ofSkywalker (OF) 20.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 11.30, 13.50; Viva the Underdogs<br />

–AParkway Drive Film (OmU) 20.00<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) 1917 –Der Film<br />

(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; ARainy Day InNew<br />

York (OmU) 14.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

14.00, 19.30, 22.15; Die Sehnsucht der Schwestern<br />

Gusmao (OmU) 16.45; The Farewell (OmU)<br />

19.00; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />

14.15, 21.15; Miles Davis (OmU) 16.30; Als Hitler<br />

dasrosaKaninchen stahl14.15,16.45,19.15;Einsam<br />

zweisam –Deux moi (OmU) 21.45; Aquarela<br />

(OmU) 15.15; Der geheime Roman des Monsieur<br />

Pick –Le mystere Henri Pick (OmU) 17.15; Jeanne<br />

d‘Arc (OmU) 22.00; Judy (OmU) 19.30<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

1917 –Der Film 14.50, 17.10, 20.15; 1917 –Der<br />

Film (OF) 19.50; Baba Parasi (OmU) 20.30; Bad<br />

Boys forLife 14.20,17.00, 20.10; BadBoysfor Life<br />

(OF) 19.55; Bernadette 15.00; Cep Herkülü: Naim<br />

Süleymanoglu – Pocket Hercules (OmU) 14.15;<br />

Die Eiskönigin II 14.15, 17.15; Jumanji –The Next<br />

Level 14.00, 17.20, 20.10; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache 20.10; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 14.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

17.10, 19.55; Mucize Ask (OmU) 17.35; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30, 17.15;<br />

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00, 16.10,<br />

19.35;Vier zauberhafte Schwestern 17.20<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />

16.20; Land des Honigs – Medena Zemja:<br />

Honeyland (OmU) 18.10; Milchkrieg inDalsmynni<br />

–Heradid (OmU) 12.30; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.00; Porträt einer jungen Frau in<br />

Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

19.50; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 10.00;<br />

Systemsprenger (DFmenglU) 14.10<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />

16.30,19.30, 22.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)<br />

15.00, 17.45, 20.30; Joker (OmU) 17.45, 20.30,<br />

21.30; Judy (OmU) 16.00, 19.00; Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 15.00, 16.30; Miles Davis:<br />

Birth of the Cool (OmU) 18.30; Motherless Brooklyn<br />

(OmU) 21.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45)1917–Der Film –1917<br />

(OF) 16.45,19.30,22.15; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.00, 20.00; Knives Out –Mord ist<br />

Familiensache (OF) 16.00, 19.00; Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OF) 21.50; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers –StarWars:The Rise of Skywalker<br />

(OF) 17.20, 20.30;The Farewell (OmenglU) 19.10;<br />

Queen &Slim (OF) 16.20, 21.30


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

iten von ihrer besten Seite<br />

n der Begeisterung, mit der die Ensembles sich<br />

ch-österreichischen widmen.<br />

Dream“ fort, wiederum das DSO<br />

spielt Brittens „Rape of Lucretia“ mit<br />

Studenten der Hochschule für Musik,<br />

und der „NoonSong“ bereitet<br />

sich auf sein 500. Veranstaltung vor<br />

und lädt zum Auftakt seiner Festtage<br />

den Choir of Trinity College in Cambridge<br />

und seinen berühmten Leiter<br />

Stephen Layton ein.<br />

Bei einem Besuch im Trinity College<br />

nämlich war der <strong>Berliner</strong> Chordirigent<br />

Stefan Schuck vonderTradition<br />

des „Evensong“, des täglichen<br />

Abendgottesdienstes so begeistert,<br />

dass er ähnliches in Berlin ausprobieren<br />

wollte.Trotz der vielen Chöre<br />

in dieser Stadt gibt es keinen, der vergleichbares<br />

leistet wie die semiprofessionellen<br />

College-Chöreder britischen<br />

Universitäten, nämlich täglich<br />

ein wechselndes Repertoire auf hohem<br />

Niveau zu singen. Schuck rief<br />

mit Mitgliedern der <strong>Berliner</strong> Berufschöre<br />

und freien Sängern das Ensemble<br />

Sirventes ins Leben, das seit<br />

2009 an jedem Samstag um12Uhr<br />

einen halbstündigen Gottesdienst<br />

mit Liturgie, Lesung und viel Musik<br />

bestreitet, darunter zwei Psalm-Motetten<br />

und meistens ein Magnificat.<br />

Das klingt nach Gottesdienst, zieht<br />

KLASSIK<br />

NoonSong: 25. 1., 12 Uhr,Kirche am<br />

Hohenzollernplatz<br />

Choir of Trinity College: 25. 1., 16 Uhr,<br />

Kirche am Hohenzollernplatz<br />

„Frühlingsstürme“: 25. 1., 19 Uhr,<br />

29. 1., 19.30 Uhr,Komische Oper,Behrenstr.55-57<br />

Dvorák und Suk: 26. 1., 16 Uhr,Philharmonie,<br />

Herbert-von-Karajan-Str.1<br />

„Midsummer Night’sDream“: 26. 1.,<br />

18 Uhr,29. 1., 19.30 Uhr,Deutsche<br />

Oper,Bismarckstr.35<br />

Dvorák und Adámek: 26. 1., 20 Uhr,<br />

Philharmonie<br />

„Rape of Lucretia“: 28. 1., 20 Uhr,Kühlhaus<br />

Berlin, Luckenwalder Str.3<br />

BENJAMIN EALOVEGA<br />

aber auch Menschen an, die nicht<br />

viel nach Konfession und Theologie<br />

fragen, denn der NoonSong präsentiert<br />

eine Musik, die man sonst nirgends<br />

hört und schafft ihr den liturgischen<br />

Rahmen, mit dem sie ursprünglich<br />

gerechnet hat und ohne<br />

den sie oft ein wenig verloren wirkt.<br />

Der regelmäßige Besucher –und<br />

davon gibt es viele,sonst gäbe es den<br />

öffentlich nicht geförderten Noon-<br />

Song nicht mehr –bewegt sich geführt<br />

von der liturgischen Leseordnung<br />

durch das Jahr,erwirdgeistlich<br />

begleitet und kann diese Begleitung<br />

annehmen, ohne dass er fromm sein<br />

müsste.Dem 497. NoonSong an diesem<br />

Samstag mit Musik vonWilliam<br />

Byrd und Orlando Gibbons folgt um<br />

16 Uhrnoch ein Konzertdes Choir of<br />

Trinity College mit britischer Musik,<br />

darunter wunderbare Hits wie Thomas<br />

Tallis’ „O nata lux“, Byrds „Ave<br />

verum“ und„Sing joyfully“ oder Robert<br />

Parsons „Ave Maria“. Werkevon<br />

Charles Villiers Stanford, Gustav<br />

Holst oder John Tavener bezeugen<br />

die Ungebrochenheit dieser Tradition<br />

durch die Jahrhunderte: England<br />

zeigt sich hier vonseiner besten<br />

Seite.<br />

Popdiskurs II &III<br />

Der<br />

Sound<br />

der Worte<br />

Was wäre Musik ohne die<br />

Möglichkeit, darüber zu<br />

reden? Ausdem Bedürfnis,das<br />

Gehörte zu kontextualisieren<br />

und neu zu fassen, ist irgendwann<br />

der Popdiskurs entstanden<br />

und hat im Verlauf der<br />

Jahrzehnte ganz eigene Verwertungsketten<br />

hervorgebracht.<br />

Darin befinden sich so<br />

schöne und bewehrte Formate<br />

wie der Popsalon in den Kammerspielen<br />

des Deutschen<br />

Theaters, indem Jens Balzer<br />

und Tobi Müller, oft mit Gästen,<br />

die Phänomene der Popwelt<br />

befragen, erklären und<br />

kommentieren. Ganz genau so<br />

hält es der Schriftsteller und<br />

Musiker Thomas Meinecke in<br />

seinem Plattenspieler-Projekt<br />

im HAU 1,zudem er diesmal<br />

den Musiker und CTM-Mitkurator<br />

Born inFlamez eingeladen<br />

hat. Interessierte müssen<br />

sich aber entscheiden. Plattenspieler<br />

und Popsalon spielen<br />

zeitgleich. HarryNutt<br />

Popsalon,21Uhr,DT-Kammer,<br />

Schumannstraße 8, Plattenspieler,20<br />

Uhr, HAU1,Stresemannstraße 29<br />

Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />

10.00 Studio 14:Purple – Internationales Tanzfestival<br />

für junges Publikum: drunter und drüber,Canan Erek,<br />

Tanzstück<br />

(ab 6J.)<br />

Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />

11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

daadgalerie (✆ 261 36 40)<br />

19.00: PoetryinDark Times, Ellen Hinsey&Maria<br />

Stepanova,Lesung und Gespräch, Mod.: Marie Luise<br />

Knott<br />

Haus für Poesie (✆ 48 52 45 -0)<br />

19.30: Resumé mit Seepapagei–Adolf Endler,Die<br />

Gedichte, Sonja vomBrocke, Nancy Hünger,Katja<br />

Lange-Müller,Peter Wawerzinek, Thorsten Ahrend<br />

Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />

20.00: Drei Romane –drei Welten, Marius Hulpe,<br />

Esther de Soomer und Valeria Gordeev<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Angewandte Verhältnisse, Kristin Schulz, Lyrik<br />

mit Zwiegespräch zwischen Kristin Schulz und Kerstin<br />

Hensel<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Literatur Live: Sabine Rennefanz liest<br />

Kolumnen<br />

Tschechisches Zentrum (✆ 31 01 13 40)<br />

19.00: Tschechien erlesen: Die große Neuigkeit vom<br />

schrecklichen Mord an Šimon Abeles, Marek Toman,<br />

Lesung und Gespräch<br />

FÜHRUNG<br />

Akademie der Künste am Pariser Platz (✆ 200 57<br />

10 00)<br />

18.00: Bilderkeller<br />

Botanischer Garten Berlin (✆ 83 85 01 00)<br />

14.00: Teufelszunge, Wassersalat und Schweigrohr –<br />

Vielfalt der Aronstabgewächse, Dipl. Biologin Beate<br />

Senska, Treff: Eingang Königin-Luise-Straße<br />

Bärentouren (✆ 015 20 -5 22 67)<br />

14.00: Das <strong>Berliner</strong> Schlossund seine Peripherie:<br />

Schlossführung über Geschichte, Ausgrabung und<br />

Wiederaufbau, Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />

16.00: Architektursprache und Geomantie: Historische<br />

Bauten als Brückeindie Vergangenheit und ihre<br />

Wirkung aufuns, Treff: Reiterstandbild „Friedrich der<br />

Große“, Unter d. Linden. Anm. erf.<br />

20.00: „Ghostwalk“ Berlin auf dem Geisterpfad:<br />

Mystikführung zu Parapsychologie, Gespensternund<br />

Spukerscheinungen, Treff: Kl. Springbrunnen, Oranienburger<br />

/EckeMonbijoustr.. Anm. erf.<br />

22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />

GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />

Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />

Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />

Berlin (✆ 39 78 34 11)<br />

12.00, 16.00: Kunst und Politik, Treff: Foyer<br />

Museum für Naturkunde (✆ 889140-8591)<br />

18.00: Abends im Museum: Die Dinosaurierfunde der<br />

Tendaguru-Expedition. Anm. erf.<br />

Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />

11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />

11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />

Secret Tours Berlin (✆ /82 09 67 51)<br />

10.00: Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen (ab<br />

Potsdamer Platz), Treff: Potsdamer Pl. 3(vordem<br />

Hotel „Ritz-Carlton“) .Anm. erf.<br />

KONZERT<br />

A-Trane (✆ 313 25 50)<br />

21.00: Ulf Wakenius/Paul Morello Brazilian Experience<br />

Quartet<br />

Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />

20.00: Der Herrder Ringe&Der Hobbit –Konzert<br />

mit „Pippin“ Billy Boyd, Sky du Mont (Sprecher),<br />

Orchester,Chor und dem Tolkien-Ensemble<br />

Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />

21.00: SpielleuteSession –Mittelalter-Musik<br />

b-flat (✆ 283 31 23)<br />

21.00: Robin’sNest<br />

Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />

18.00: Shearer +Ladehemmung<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Roland Satterwhite’sTolyqyn, Blue Wednesday<br />

Show<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Florian Paul &die Kapelle der letzten Hoffnung,Dazwischen<br />

Bar Tausend (✆ 41 71 54 69)<br />

21.00: Global Groovers<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.30: The Chap<br />

Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />

19.30: Anka (Gesang) &Nora Bulat (Klavier), Love<br />

me or leaveme–Durch Höhen undTiefen der Liebe<br />

Donau115 (Donaustr.115)<br />

20.30: Mark Pringle Trio<br />

Festsaal Kreuzberg (✆ 403 65 56 30)<br />

19.45: Gloryhammer+Nekrogoblikon +WindRose<br />

Kaffeehaus Mila (✆ 88 92 38 89)<br />

20.00: Carmelo Leotta Trio<br />

Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: The Hu<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79)<br />

19.30: hallo, wie geht es dir –Celebrating Daniel<br />

Johnston feat. Klaus Beyer, Paranoia Godard, Alvise<br />

Bittente, Marco Brosolo<br />

Lido (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Sunset Sons<br />

Panda (✆ 44 31 95 57)<br />

20.00: Wahnschaffe /Westergard /Schmolling /<br />

Baumgärtner<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Keir<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Jovi’sMainstream Session–Rock &Pop<br />

Schlot (✆ 448 21 60)<br />

20.30: Studienvorbereitung SVAMusical &Musiktheaterder<br />

MusikschulePaul Hindemith in Neukölln,<br />

Stardust 2020!<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: OatmealBoy,little league shows<br />

Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />

21.00: Square Go, Wild Wednesday<br />

Yaam (✆ 615 13 54)<br />

20.00: PJ Morton &Band<br />

Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />

21.00: Lars VegasBlues Connection<br />

Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />

21.00: Super Funky Soul Wednesdaywith Keith Tynes<br />

(voc)<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Bass Station, Bass Station Berlin, Selekta Mik<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Slowlove mit Finster,Tvísker,Molto<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Weird Tunes for Winter,JRI &MissVergnügen<br />

Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />

22.00: Ping Pong Club<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 21.00: Sing on Stagewith King<br />

Josephine<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />

23.59: Tresor NewFaces w/ Dinamite,Asec (live),<br />

Temudo<br />

BALLROOM<br />

Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />

20.00: TangoVicioso<br />

Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />

19.00: El Ocaso –TangoArgentino<br />

KINO<br />

UCILuxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

1917 –Der Film 14.25, 16.45, 20.10; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.00; Bad Boys for<br />

Life 14.00, 16.50, 20.00; Die Eiskönigin II 14.40,<br />

17.25; Preview: Die Hochzeit 20.00; 3D: Jumanji<br />

–The Next Level 19.30; Jumanji –The Next Level<br />

16.40; Lindenberg! Mach dein Ding 17.10, 19.40;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.10,<br />

20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10;<br />

Vier zauberhafte Schwestern 14.30<br />

Wolf (✆ 921 039333) The Farewell (OmenglU)<br />

18.50; Der Leuchtturm – The Lighthouse (OmU)<br />

16.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />

21.10; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao(OmU)18.10;Die<br />

Tigerentenbande –Der Film 16.40; VomGießen des<br />

Zitronenbaums –It Must Be Heaven (OmU) 21.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 17.30, 20.30; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.15; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 14.40, 17.15; Knives Out<br />

–Mord ist Familiensache 20.00<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) 1917 –Der<br />

Film 15.15, 18.00; 1917 –Der Film (OmU) 20.45;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 14.40, 17.30, 20.30;<br />

Judy 17.15; Parasite 20.00; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 15.00; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache 14.50, 20.30; Knives Out –Mord<br />

ist Familiensache(OmU) 17.40;FreiesLand 14.40,<br />

17.20,20.00<br />

Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

1917 – Der Film (OmU) 14.00, 17.10, 20.00,<br />

22.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.30,<br />

16.45; Die Eiskönigin II 14.20;The Farewell (OmU)<br />

23.00; Freies Land 21.30; Judy (OmU) 16.15; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 14.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OmU) 16.20, 20.00, 22.50; Lindenberg! Mach<br />

dein Ding 13.30, 16.40, 19.45; Little Joe –Glück<br />

ist ein Geschäft (OmU) 21.30; Parasite – Gisaengchung<br />

(OmU) 22.50; The Peanut Butter Falcon<br />

(OmU) 19.00; Das perfekte Geheimnis 16.20;<br />

Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 13.50;<br />

StarWars: DerAufstieg Skywalkers –StarWars: The<br />

RiseofSkywalker(OF) 13.45, 16.50, 19.30,22.30;<br />

Vier zauberhafte Schwestern15.00,17.30; Viva the<br />

Underdogs –AParkway Drive Film (OmU) 20.00;<br />

VomGießen desZitronenbaums –ItMustBeHeaven<br />

(OmU) 19.00; Preview: Das Vorspiel 20.30<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gundermann Revier<br />

19.30; Land des Honigs –Medena Zemja: Honeyland<br />

(OmU) 18.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

21.15<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Celebrating Daniel<br />

Johnston: Daniel Johnston Live inBerlin 1999<br />

(OF) /The Devil and Daniel Johnston (OV; m. Musikprogramm)<br />

19.30; Schönheit &Vergänglichkeit<br />

(OmenglU) 18.00<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 1917<br />

–Der Film 14.15, 17.05,19.40, 22.30; 3Engel für<br />

Charlie 17.20; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

19.55; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 20.00,<br />

22.45; Cats 14.30; Die Eiskönigin II14.20,17.15;<br />

The Grudge 22.35; Preview: Die Hochzeit 20.00;<br />

Joker 22.35; 3D: Jumanji –The Next Level 19.55;<br />

Jumanji–TheNextLevel 14.15, 17.00; KnivesOut –<br />

Mord ist Familiensache 16.50, 19.45,22.45; Latte<br />

Igel und der magische Wasserstein 14.25; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.20,16.40,19.40, 22.40;<br />

Das perfekte Geheimnis 19.50; Queen & Slim<br />

22.45; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.20; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

16.45, 22.40; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.35, 19.40; Underwater –Esist erwacht 19.55,<br />

22.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.30, 17.05<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

Der Film 13.50, 16.50, 19.50; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 17.20; Bad Boys for Life 14.15,<br />

17.00, 20.05; Die Eiskönigin II 14.10, 16.50; The<br />

Grudge 20.20; Preview: Die Hochzeit 19.45; Jumanji<br />

–The Next Level 13.50, 16.45; Knives Out –<br />

Mord ist Familiensache 16.15, 19.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 13.50, 16.25, 19.35; Das perfekte<br />

Geheimnis 13.15, 20.15; Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 13.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 14.10, 16.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />

Skywalkers 19.20; Vier zauberhafte Schwestern<br />

13.30,17.30; Viva the Underdogs –AParkway<br />

Drive Film (OmU) 20.00<br />

SCHÖNEBERG<br />

Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />

Freies Land 17.00; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />

20.00<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich<br />

20.15; Die zwei Päpste 18.00<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

(OmU) 14.40, 20.30; Queen &Slim<br />

(OmU) 17.30<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar<br />

(OmU) 18.00; Judy (OmU) 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) 1917<br />

–Der Film 13.30, 16.30, 20.10; Bad Boys for Life<br />

17.00, 20.00; Bernadette 15.00; Die Eiskönigin II<br />

10.00,12.20, 15.05; Preview: Die Hochzeit 20.00;<br />

Jumanji – The Next Level 10.30, 14.00, 17.20,<br />

20.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />

verlorenen Schatz 10.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding19.30;Das perfekte Geheimnis 17.30;Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.15,<br />

14.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 12.10,<br />

16.55;Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 11.50<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Alles<br />

außer gewöhnlich 18.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 15.30, 20.15; Ich war noch niemals in<br />

NewYork 13.00<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 0711) Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.00, 17.00,20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

1917 – Der Film 13.15, 17.20, 20.00, 22.55;<br />

1917 –Der Film (OF) 22.50; Bad Boys for Life<br />

17.00, 20.00, 23.00; Bernadette 15.00; Die Eiskönigin<br />

II 10.00, 12.15, 14.25, 17.20; Preview: Die<br />

Hochzeit 20.00; Jumanji –The Next Level 11.00,<br />

14.05, 17.00, 19.55; Der kleine Rabe Socke 3–<br />

Suche nach dem verlorenen Schatz 10.00, 12.15;<br />

Knives Out –Mord ist Familiensache 14.00, 17.00,<br />

19.40, 23.00, 23.05; Latte Igel und der magische<br />

Wasserstein 10.00, 12.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 16.55, 20.00, 22.50; Spione Undercover:<br />

Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.00, 14.20; Star<br />

Wars:Der Aufstieg Skywalkers 10.00, 16.10, 19.30,<br />

23.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.10,<br />

14.30<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 18.00; Bad Boys for Life<br />

17.45, 20.30; Die Eiskönigin II15.30, 18.00; Preview:<br />

Die Hochzeit 20.30; Jumanji –The Next Level<br />

15.15; Knives Out –Mord ist Familiensache 20.30;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 17.45, 20.30; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 15.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 15.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Kenji Mizoguchi: Straße<br />

der Schande –Akasen chitai (OmenglU) 20.00;<br />

Magical HistoryTour: Frühling für Hitler –The Producers:<br />

Springtime for Hitler (OF) 19.30<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

1917 –Der Film 13.30, 16.40, 19.45, 23.00; 3<br />

Engel für Charlie 22.40, 22.50; Als Hitler das rosa<br />

Kaninchen stahl 14.20, 17.20, 19.45; BadBoysfor<br />

Life 13.45, 16.40, 16.50, 19.30, 20.05, 22.50;<br />

Cats 16.40; Die Eiskönigin II 13.50, 16.50; The<br />

Grudge 17.00, 20.30, 22.45; Preview: Die Hochzeit19.30;Judy16.10;3D:<br />

Jumanji 23.00;Jumanji<br />

12.30, 13.40, 16.00, 16.40, 19.50; Knives Out<br />

13.30, 16.20, 19.40, 19.50, 22.20; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 13.20, 16.30, 19.40, 22.45; Parasite<br />

19.15; Das perfekte Geheimnis 16.30, 19.45;<br />

Queen &Slim 19.45, 23.00; Spione Undercover<br />

13.45, 17.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

13.40, 17.00, 20.30, 22.50; Star Wars:<br />

Der Aufstieg Skywalkers 13.00, 16.00, 19.00,<br />

19.30, 22.40; Underwater 22.35; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.00, 16.15; Viva the Underdogs<br />

(OmU) 20.00; Zombieland 222.55<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Jam (OmU)<br />

22.00; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />

vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 19.30;<br />

Why Don‘t You Just Die! –Papa, sdokhni (OmU)<br />

17.30<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50)Als Hitler das rosa Kaninchen<br />

stahl 10.00, 19.00; BadBoysfor Life10.00, 17.00,<br />

20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 10.00, 12.15,<br />

14.30,16.45; Preview: Die Hochzeit 20.00,22.30;<br />

Lindenberg! Mach dein Ding 10.00, 14.00, 17.00,<br />

20.15, 22.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />

14.30; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />

14.00, 17.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00,<br />

12.00, 14.00, 16.00<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Der geheime Roman<br />

des Monsieur Pick 16.00; Das perfekte Geheimnis<br />

20.30; Die schönste Zeit unseres Lebens 18.00<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />

1917 –Der Film 14.05, 17.00, 20.15; 3Engel für<br />

Charlie 14.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />

17.00; Bad Boys for Life 14.15, 17.15, 20.15; Die<br />

Eiskönigin II14.00, 16.50; The Grudge 20.00; Preview:<br />

Die Hochzeit 19.45; Jumanji –The Next Level<br />

14.15,17.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.50, 20.15; Lindenberg! Mach dein Ding 14.00,<br />

16.35,19.45; Das perfekte Geheimnis 19.45; Spione<br />

Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.20;<br />

3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.55; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00, 19.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 14.15, 17.15; Viva the Underdogs<br />

–AParkway Drive Film (OmU) 20.00<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) 1917<br />

–Der Film 14.00, 17.15, 19.40; Bad Boys for Life<br />

14.00,17.00,20.00; BadBoysfor Life(OF)20.10;<br />

Bernadette 15.00; Die Eiskönigin II15.00, 17.20;<br />

Preview: Die Hochzeit 20.00; Jumanji –The Next Level<br />

14.10, 16.40, 20.15; Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 14.15, 17.00; Star Wars: Der<br />

Aufstieg Skywalkers 17.20,19.30<br />

WEISSENSEE<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Joker 21.00; Der<br />

kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />

Schatz 10.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

12.15, 15.00; Filmwoche zum Gedenken an den<br />

Holocaust: Shine –Der Weg ins Licht 18.00; Die<br />

Eiskönigin II 13.15, 15.30; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 17.45, 20.30<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) M.C.Escher:<br />

Reise in die Unendlichkeit 16.00; Miles Davis: Birth<br />

of the Cool (OmU) 20.30; Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen 18.00<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Als Hitler das<br />

rosa Kaninchen stahl 13.00; The Peanut Butter<br />

Falcon 17.45; Der alte deutsche Film: Der Strom<br />

15.45; VomGießen desZitronenbaums–It Must Be<br />

Heaven (OmU) 20.30<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Idioten der Familie 20.30; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 18.00<br />

Capitol (✆ 831 6417) Judy 17.45; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.45, 20.30<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Nie<br />

wieder schlafen –nie mehr zurück 17.00; Parasite<br />

19.00<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 15.30, 19.00; Freies<br />

Land 20.45; Der geheimeRoman desMonsieur Pick<br />

16.30; Film trifft Leben: IAm Not Your Negro (OmU)<br />

18.45; Judy 13.45, 16.00; Lindenberg! Mach dein<br />

Ding 16.15, 21.15; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />

20.45; The Peanut Butter Falcon 14.15; Seniorenkino:<br />

Vom Gießen des Zitronenbaums 14.00;<br />

Vom Gießen des Zitronenbaums 18.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)<br />

1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.10; Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 13.50, 20.15; Bad Boys<br />

for Life 13.45, 16.45, 20.00; Cats 14.00; Die Eiskönigin<br />

II 13.45, 14.00, 17.00;<br />

Preview:Die Hochzeit 20.00; 3D: Jumanji –The Next<br />

Level 16.50; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />

16.45, 20.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.40,<br />

19.50; Das perfekte Geheimnis 20.00; 3D: Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.15, 20.00; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.20; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.15, 17.40<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Bernadette<br />

15.00; Preview: Die Hochzeit 20.15; Knives Out 17.20<br />

Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Der geheime Roman des Monsieur Pick 17.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –<br />

Der Film 14.10, 17.00, 20.20; 3Engel für Charlie<br />

16.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.50;<br />

Bad Boys for Life 14.15, 17.15, 19.45; Die Eiskönigin<br />

II14.20, 17.00; The Grudge 20.30; Preview:<br />

Die Hochzeit 19.45; 3D: Jumanji 20.15; Jumanji<br />

14.00, 17.10; Knives Out 17.15, 19.50; Latte Igel<br />

und der magische Wasserstein 15.00; Lindenberg!<br />

Mach dein Ding 14.00, 17.00, 20.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.10; Spione Undercover: Eine<br />

wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star Wars IX 17.00,<br />

20.15; StarWars IX14.30,19.40; Vier zauberhafte<br />

Schwestern 14.15, 17.30; Viva the Underdogs –A<br />

Parkway Drive Film (OmU) 20.00<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 5454) Als Hitler<br />

das rosa Kaninchen stahl 17.45; Bad Boys for<br />

Life 17.45,20.30; Die Eiskönigin II15.15; Preview:<br />

Die Hochzeit 20.30; Jumanji 15.00; Spione Undercover15.00;<br />

3D:StarWars:Der Aufstieg Skywalkers<br />

20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />

Bad Boys for Life 17.15, 19.45; Die Eiskönigin II<br />

14.45; Preview: Die Hochzeit 20.00; Jumanji –The<br />

Next Level 18.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />

17.30, 20.15; Miniblockbuster–6Kurzfilme 14.15;<br />

3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 17.00; Star<br />

Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.30, 20.30; Vier<br />

zauberhafte Schwestern 15.15,16.00<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 18.00, 20.10;<br />

Jumanji –The Next Level 16.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68)Bad Boys for<br />

Life 17.30, 20.00; Die Eiskönigin II 15.00; Jumanji<br />

–The Next Level 18.00; Der kleine Rabe Socke 3–<br />

Suche nach dem verlorenen Schatz 16.15; Knives<br />

Out 20.45<br />

Kammerspiele Kleinmachnow (✆ 03 32 03/84 75 84)<br />

Einsam zweisam 18.00; The Farewell 20.15; Latte<br />

Igel und der magische Wasserstein 16.00


26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

NACHRICHTEN<br />

Digitales Grill-Vergnügen:<br />

Steak aus dem Drucker<br />

WERKSTATT<br />

WhatsApp:<br />

Einfach mal<br />

diktieren<br />

Aufgrund einer technischen Störung<br />

war es zahlreichen WhatsApp-Nutzern<br />

am vergangenen<br />

Sonntag nicht möglich, Fotos und<br />

Videos zu versenden oder zu empfangen.<br />

Auch Sprachnachrichten<br />

konnte der Messenger-Diensts nicht<br />

weiterleiten. Redselige User, die<br />

nicht gerne auf ihrem Smartphone<br />

tippen, hatten also ein Problem –für<br />

das es aber eine Ausweichlösung<br />

gibt. Denn über das Eingabefeld ist<br />

es möglich, WhatsApp eine Nachricht<br />

zu diktieren.<br />

Dazu muss der Nutzer lediglich<br />

das Feld für die Texteingabe berühren,<br />

um die virtuelle Tastatur zu öffnen.<br />

Sobald sie die Diktierfunktion<br />

in den allgemeinen Einstellungen<br />

aktivierthaben, sehen Besitzer eines<br />

iPhones dann am unteren Rand ein<br />

kleines Mikrofon-Symbol. Ein Fingertipp<br />

darauf und WhatsApp wartet<br />

auf Input.<br />

Auf Android-Smartphones, auf<br />

denen eine Keyboard-App mit<br />

Spracherkennung installiert ist, lassen<br />

sich Mitteilung ebenfalls einsprechen.<br />

Werzum Beispiel die beliebte<br />

Gboard-Tastatur verwendet,<br />

findet im Eingabebereich rechts<br />

oben ein schwarzesoder weißes Mikrofon-Icon.<br />

Bitte nicht verwechseln:<br />

Die grün unterlegte Mikrofon-<br />

Grafik zur Aufzeichnung vonSprachnachrichten<br />

befindet sich direkt<br />

über dem stilisierten Mikrofon der<br />

Gboard-App. Satzzeichen wie Kommata<br />

oder Punkt müssen übrigens<br />

mitdiktiert werden! Der komplette<br />

Text wird erst nach Anwählen des<br />

„Senden“-Buttons abgeschickt. Vor<br />

dem Versand kann der User die Mitteilung<br />

also durchgehen und falls<br />

nötig editieren.<br />

Übrigens lässt sich eine Sprachoder<br />

Textnachricht auch noch unmittelbar<br />

nach dem Versand löschen.<br />

Wenn der Verfasser seine<br />

Nachricht zurücknehmen will, hält<br />

er die entsprechende Sprechblase<br />

gedrückt, bis das Kontextmenü erscheint.<br />

Auf Android-Systemen<br />

wählt er dann „Löschen“, auf iPhones<br />

„Mehr“ und „Löschen“ aus. Der<br />

Vorgang wird dann mit dem Antippen<br />

der Option „Für alle löschen“<br />

abgeschlossen. Statt des zurückgenommenen<br />

Texts bekommt der<br />

Empfänger nur die Hinweis „Diese<br />

Nachricht wurde gelöscht“ zu lesen.<br />

Das klappt allerdings nur, wenn sowohl<br />

der Ersteller als auch der Adressat<br />

die neuesteWhatApp-Version auf<br />

ihren Smartphones haben.<br />

Und noch ein kleiner Tipp: Empfänger<br />

von Sprachnachrichten können<br />

sich die Botschaften in Textform<br />

ausgeben lassen. Sitzen sie im Theater,<br />

einer Vorlesungen oder einem<br />

Meeting, leiten die Anwender die<br />

Mitteilung über das Kontextmenü an<br />

Apps wie Transcriber for WhatsApp<br />

(Android) oder Audio to Text for<br />

WhatsApp (iOS) weiter. Die kleinen<br />

Programme wandeln gesprochene<br />

in geschrieben Worteum. BeiBedarf<br />

kann der User die generierte Textnachricht<br />

wieder in WhatsApp kopieren.<br />

Wenn die Nachricht in einer<br />

ruhigeren Umgebung aufgezeichnet<br />

wurde, funktioniert die automatische<br />

Transkription erstaunlich gut.<br />

Weitere acht Whatsapp-Tricks finden Interessierte<br />

auf der Webseiteder <strong>Berliner</strong><strong>Zeitung</strong>.<br />

Daniel Dangelmaier<br />

schreibt seit mehr als<br />

18 Jahren über Digitales.<br />

Die App ClearviewAInutzt das komplette Foto- und Videomaterial von Facebook und YouTube. Jedes Gesicht weltweit kann verglichen werden.<br />

Googel mal die Frau da drüben!<br />

Wielange kann man in Europa noch unerkannt auf die Straße gehen? Clearview kennt fast jeden<br />

VonMatthias Koch und Damir Fras<br />

Sundar Pichai, geboren in Indien<br />

und berufstätig in den<br />

USA, hat eine neue, sehr<br />

wichtige Schlüsselregion für<br />

sich und sein Unternehmen entdeckt:<br />

Europa.<br />

In Brüssel fand er sich am Montag<br />

vor einem Lunchbüfett wieder. Pichai<br />

war der Star der Veranstaltung.<br />

Der 47-Jährige ist einer der mächtigsten<br />

Manager auf dem gesamten<br />

Globus. Erführt nicht nur Google,<br />

sondern auch den Dachkonzern Alphabet.<br />

Dessen Börsenwert stieg zu<br />

Jahresbeginn erstmals auf mehr als<br />

1000 Milliarden US-Dollar. In solchen<br />

Flughöhen beginnt ein neues<br />

Denken.<br />

In Brüssel ließ er etwas erkennen,<br />

das man bei Managernvon US-Konzernen<br />

nur sehr selten sieht: Mutzur<br />

Langsamkeit. Gesichtserkennungsprogramme<br />

zum Beispiel, sagte Pichai,<br />

werde Google weiterhin nicht<br />

anbieten –obwohl die Technologie<br />

längst zur Verfügung steht. „Diese<br />

Programme sind beladen mit lauter<br />

Problemen.“ Ausdrücklich äußerte<br />

Pichai Verständnis für ein Moratorium<br />

in der EU: „Es ist Sache der Regierungen,<br />

den Kurs vorzugeben.“<br />

Google sucht Führung: Dasist neu<br />

Doch Pichai ist mit seiner fragenden,<br />

fast demütigen Grundhaltung nicht<br />

allein. Immer mehr amerikanische<br />

Konzernchefs verbeugen sich derzeit<br />

höflich vor den Europäern. Dabei<br />

mischen sich echte Diskussionsbereitschaft<br />

und schlichtem Eigennutz.<br />

Denn die EU ist aus Sicht globaler<br />

High-Tech-Giganten doppelt<br />

interessant. Erstens reguliert sie die<br />

Zugänge zu einem hoch entwickelten<br />

Markt mit 500 Millionen Menschen.<br />

Zweitens beweisen die Brüsseler<br />

immer wieder einen weltweit<br />

einzigartigen politischen Mut, bloße<br />

Marktregelungen gleich auch mit<br />

Regelungen zum Schutz der Menschenwürde<br />

und der Freiheitsrechte<br />

zu verbinden.<br />

Auch bei allen Regeln zur künstlichen<br />

Intelligenz (KI), ließ die neue<br />

EU-Kommissionspräsidentin Ursula<br />

von der Leyen frühzeitig wissen,<br />

könnten sich die Konzerne schon<br />

mal auf „ein koordiniertes Vorgehen<br />

der EU“ einstellen. Mehr denn je<br />

werde esdabei auch um „ethische<br />

Fragestellungen“ gehen. Alle Beteiligten<br />

in Brüssel wissen: Die wahrhaft<br />

spannenden ethischen Grundsatzfragen<br />

sind in der Vergangenheit<br />

noch gar nicht berührtworden.<br />

Bei den von Vestager verhängten<br />

Milliardenstrafen gegen Google etwa<br />

ging es lediglich um Wettbewerbsverzerrungen;<br />

der Konzern hatte<br />

zum Beispiel Produkte, andenen er<br />

selbst beteiligt ist, in seinen Suchmaschinen<br />

begünstigt.<br />

Das Thema Gesichtserkennung<br />

indessen führt einen großen, einen<br />

ungeheuren Schritt weiter -ineine<br />

ganz neue Richtung. Bislang wurde<br />

Datenschutz nur für denjenigen<br />

zum Thema, der selbst in der digitalen<br />

Welt aktiv wurde, etwa indem er<br />

in eine Suchmaschine einen Begriff<br />

eingab oder bei einem Onlinedienst<br />

etwas bestellte.<br />

Künftig aber könnte es schon reichen,<br />

aus der Tür zu treten und mal<br />

eben über die Straße zu gehen, um<br />

im weltweiten Netz eine Datenspur<br />

zu hinterlassen –bis in alle Ewigkeit<br />

und rund um die Welt verfolgbar.<br />

Auf Knopfdruck könnten Facial-<br />

Recognition-Apps auch im freien<br />

Westen Datenberge aufhäufen wie<br />

im streng kontrollierten Polizeistaat<br />

China. Bestimmte Pixelkonfigurationen<br />

von Augen, Mund und Nase ergeben,<br />

erstens, die Identität der Person.<br />

Über GPS-Daten kommt zweitens<br />

der genaue Orthinzu. Als drittes<br />

wirddie Uhrzeit abgespeichert–fertig<br />

ist das Überwachungsdokument.<br />

Wasist das am Ende für eine Gesellschaft,<br />

die Millionen oder gar<br />

Milliarden solcher Pakete zusammenschiebt?<br />

Fühlt man sich darin<br />

am Ende angenehm sicher? Oder<br />

eher wie eine Laborratte?<br />

DieEU-Kommission sieht die Gefahren<br />

–und drückt erstmal auf die<br />

Bremse.Ein Moratorium vondreibis<br />

fünf Jahren wird ineinem Papier erwogen,<br />

das Vestager im Februar vorstellen<br />

will. Kernpunkte daraus wurden<br />

schon vorabbekannt,<br />

Die Technologie zur Gesichtserkennung<br />

ist längst da. Milliarden<br />

Menschen nutzen sie schon, etwa im<br />

Programm fürs private Fotoarchiv.<br />

Ordnet man einem Gesicht einen<br />

Namen zu, kann das Programm<br />

schnell alle weiteren auf dem Handy<br />

oder in der Cloud gespeicherten Fotos<br />

finden, auf denen diese Person zu<br />

sehen ist.<br />

Aus dem Spiel wird allerdings<br />

Ernst, wenn eine Appüber privat angelegte<br />

Bilddateien hinausgreift,<br />

sämtliche öffentlich verfügbaren Fotoszusammenkratzt.<br />

Genau dies soll<br />

die App Clearview AI schaffen –wobei<br />

AI für Artificial Intelligence steht,<br />

künstliche Intelligenz.<br />

Die App nutzt laut „New York<br />

Times „unter anderem das komplette<br />

Foto- und Videomaterial der<br />

Internet-Giganten Facebook und<br />

YouTube. Jedes Gesicht könne auf<br />

dieseWeise mit drei Milliarden andererGesichternverglichen<br />

werden.<br />

Im Fall einer Übereinstimmung<br />

meldet die App, wo und in welchem<br />

inhaltlichen Kontext die fragliche<br />

Person bereits aufgetaucht ist.<br />

Clearview versorgt nach eigenen<br />

Angaben bereits „600 Behörden“ aus<br />

dem Bereich Strafverfolgung mit ihrenProgrammen.<br />

Wegen der Berichterstattung in<br />

der “New York Times„ häufen sich<br />

zwar die Suchen nach Clearview im<br />

App-Store von Apple - doch eine<br />

Nutzung durch einzelne Privatleute<br />

ist bislang ausgeschlossen.<br />

Eine kleine Zahl privater Firmen<br />

soll ausnahmsweise bereits Zugang<br />

„Gesichtserkennungsprogramme wird<br />

Google nicht anbieten –obwohl die<br />

Technologie längst zur Verfügung steht.<br />

Diese Programme sind beladen<br />

mit lauter Problemen.“<br />

Sundar Pichai CEO von Google LLC sowie dessen Holding Alphabet Inc.<br />

zu Clearview bekommen haben, „zu<br />

Sicherheitszwecken“.<br />

Einstweilen bleibt Clearview umweht<br />

vom Odium des Obskuren.<br />

Gründer Hoan Ton-That, Australier<br />

mit asiatischen Wurzeln, arbeitete<br />

schon mal als Model, betont in seinem<br />

Internetauftritt, man könne ihn<br />

mit „er“ und „ihn“ ansprechen und<br />

fing seine digitale Laufbahn mit<br />

Spielchen an, bei denen man Donald<br />

Trumps gelbe Haare sich selbst oder<br />

anderen auf den Kopf zaubern<br />

konnte.<br />

Zwei weitere Namen allerdings<br />

ließen die No-Nonsense-Abteilung<br />

der Internetszene aufmerken. Zu<br />

den Clearview-Gründern gehört<br />

auch RichardSchwartz, der lange für<br />

den republikanischen Politiker Rudolph<br />

Giuliani gearbeitet hat. Und<br />

als sehr früher Investor bei Clearview<br />

trat der Deutsche Peter Thiel auf, ein<br />

Internetmilliardär, der auch in den<br />

Anfängen von Facebook eine Rolle<br />

spielte und zu den Gründern von<br />

Paypal gehörte.<br />

EinSprecher vonThiel sagte,Thiel<br />

habe Clearview im Jahr 2017 mit nur<br />

ISTOCKPHOTO/GUVENDEMIR<br />

200000 Dollar unterstützt „und dafür<br />

einen Anteil bekommen“.<br />

Der Bericht der „New York<br />

Times“-Reporterin Kashmir Hill<br />

schlug mittlerweile weltweit Wellen.<br />

Als gruselig wird nicht nur ihr Ausblick<br />

auf „eine Welt ohne Privatsphäre,<br />

wie wir sie kennen“, empfunden.<br />

Hinzu kommt eine bedrückende<br />

Begebenheit während der<br />

Recherche: In einem Gespräch mit<br />

Polizisten, die Clearview nutzten,<br />

bat Hill, doch auch einmal ein Foto<br />

von ihr hochzuladen – kurze Zeit<br />

später rief die Firma bei der Polizeibehörde<br />

an und fragte nach, ob sie<br />

gerade Besuch vonder Presse habe.<br />

DasUnternehmen Clearview gibt<br />

sich zugeknöpft, eine Liste vonKunden<br />

will es nicht vorlegen. Aufseiner<br />

Webseite betont Clearview, esgehe<br />

einzig und allein um die Bekämpfung<br />

vonVerbrechen. Zitiertwirdauf<br />

der Clearview-Seite ein namentlich<br />

nicht genannter „Detective“ aus einer<br />

„kanadischen Behörde zur Verfolgung<br />

vonSexualdelikten“ mit den<br />

Worten, Clearview sei „das Beste,<br />

was in Sachen Identifizierung seit<br />

langem passiertist“.<br />

In Kalifornien wächst Widerstand<br />

Politiker in den USA ziehen unterdessen<br />

die Stirn kraus. US-Senator<br />

Ron Wyden aus Oregon etwa, Mitglied<br />

der Demokratischen Partei,<br />

zeigte sich besorgt: „Amerikaner<br />

müssten wissen, ob ihreFotos heimlich<br />

in einer privaten Datenbank landen.“<br />

Nach vielen Jahren schlichter<br />

Technikbegeisterung hat an vielen<br />

Stellen in den USA inzwischen ein<br />

Umdenken eingesetzt. Besonders<br />

die Aussicht auf eine massenhafte<br />

Gesichtserkennung ist den Amerikanernnicht<br />

ganz geheuer.<br />

Ausgerechnet in den High-Tech-<br />

Regionen Kaliforniens wuchs zuletzt<br />

der Widerstand. So erklärte sich San<br />

Francisco als erste Großstadt in den<br />

USA zur gesichtserkennungsfreien<br />

Zone. Ausgenommen wurden nur<br />

Flughafen und Hafen. Mehrere<br />

kleine Städte und diverse Universitäten<br />

folgten. Derliberale Aktivist Matt<br />

Cagle vonder Bürgerrechtsorganisation<br />

American Civil Liberties Union<br />

applaudierte: „Gesichtsüberwachung<br />

passt einfach nicht zu einer<br />

gesunden Demokratie.“<br />

Jüngst musste San Francisco seinen<br />

Bann allerdings ein bisschen<br />

modifizieren. In einer Zusatzklausel<br />

wurde die Entsperrung von Smartphones<br />

per Gesichtserkennung vom<br />

generellen Facial-Recognition-Verbot<br />

ausgenommen. Ohne diese Veränderung<br />

wäre die Regelung in San<br />

Francisco auf ein Verbot der neuesten<br />

Generation von iPhones hinausgelaufen.<br />

Rund jeder achte Bundesbürger (13<br />

Prozent) kann sich vorstellen, künftig<br />

auch Fleisch aus dem 3D-Drucker<br />

zu essen. Beidiesem Verfahren wird<br />

mithilfe eines Lebensmitteldruckers<br />

etwa aus Rinder-Zellen ein Stück<br />

Fleisch produziert–massenmarkttauglich<br />

ist diese Methode jedoch<br />

noch nicht. Für 21 Prozent ist Fleisch<br />

aus dem 3D-Drucker jedoch eher<br />

nichts,62Prozent schließen es kategorisch<br />

aus,Fleisch aus dem 3D-<br />

Druckerzuprobieren. Dasist das Ergebnis<br />

einer repräsentativen Umfrage<br />

im Auftrag des Digitalverbands<br />

Bitkom unter 1003 Bundesbürgern<br />

ab 16 Jahren. (kk)<br />

Datenklau durch Apps<br />

zur Fotobearbeitung<br />

Viele Apps,mit denen man seine Fotos<br />

„verschönern“ kann, sind offenbar<br />

nur auf die Daten ihrer Nutzer<br />

aus.Und diese könnten direkt in<br />

China landen, wie eine aktuelle Untersuchung<br />

zeigt. Experten von„Cybernews.com“,<br />

einer auf Datenschutz<br />

spezialisierten Internetseite<br />

aus Litauen, haben die 30 beliebtesten<br />

Beauty-Kamera-Apps im Play<br />

Storevon Google analysiert. Dabei<br />

stellten sie fest, dass mehr als die<br />

Hälfte der Apps ihren Ursprung in<br />

China oder Hongkong haben. Die<br />

Apps verlangen auf den Smartphones<br />

oft umfangreichen Zugriff auf<br />

Daten und Funktionen. DieApp<br />

„Beauty Camera“ des Anbieters<br />

Phila AppStore, mit mehr als einer<br />

halben Million Downloads,greift sogar<br />

ohne Zustimmung auf die Kamerazu.<br />

(kk)<br />

Roboterauto-Pionier<br />

setzt auf Flugtaxis<br />

Solche autonom fliegenden Flug-Taxis<br />

will Thrun mit Kitty Hawk bauen. KITTY HAWK<br />

Roboterauto-Pionier Sebastian<br />

Thrun will nun mit Lufttaxis denVerkehr<br />

in Großstädten revolutionieren.<br />

„Die Vision sind Taxis,mit denen<br />

man zur Arbeit fliegen wird, statt zur<br />

Arbeit zu fahren“, sagte Thrun auf<br />

der Innovationskonferenz DLD in<br />

München. Deraus Deutschland<br />

stammende Thrun stand vorüber<br />

zehn Jahren an den Anfängen von<br />

Googles Roboterwagen-Programm.<br />

Aktuell ist er Chef der FirmaKitty<br />

Hawk, die elektrische Flugmaschinen<br />

entwickelt. Biszum Betrieb dieser<br />

Lufttaxis würden weniger als 10<br />

oder 15 Jahrevergehen, sagte Thrun.<br />

ZurVision gehört, dass die Maschinen<br />

autonom fliegen. „Das ist in der<br />

Luft leichter umzusetzen als auf der<br />

Straße,soThrun. Kitty Hawk wolle<br />

zumindest am Anfang auch einen eigenen<br />

Flugtaxi-Service haben. (dpa)<br />

In Zukunft zahlen wir<br />

durch Handauflegen<br />

Handelsriese Amazon spricht laut<br />

„Wall Street Journal“ bereits mit Kreditkartenfirmen<br />

über den Einsatz<br />

vonHandscannern, die das Unternehmen<br />

entwickelt. Anstatt die Kreditkarte<br />

zu zücken, solle man künftig<br />

in Schnellrestaurants oder Cafés per<br />

Handerkennung die Rechnung begleichen<br />

können, heißt es.ErsteTests<br />

mit Visa sollen bereits laufen, auch<br />

mit Mastercard würden Gespräche<br />

geführt. Dasbeschriebene Gerät<br />

nimmt mehrereBilder der Hand auf,<br />

zum einen vonFalten und Linien der<br />

Haut,aber auch per Infrarot vonder<br />

Position der Venen in der Hand. (kk)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 27<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live<br />

nach Neun 9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45<br />

(für HG) Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer<br />

weiß denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />

12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />

ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />

14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG)<br />

Tagesschau 15.10 (für HG) Sturmder Liebe.<br />

Telenovela 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für<br />

HG) Verrückt nach Meer 17.00 (für HG)<br />

Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für<br />

HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />

Rentnercops 19.45 (für HG) Wissen voracht –<br />

Werkstatt 19.50 (für HG) Wetter voracht 19.55<br />

(für HG) Börse voracht 20.00 Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Fremder Feind<br />

Drama, D2018. Mit Ulrich Matthes.<br />

Arnold lässt sein Leben zurück und zieht<br />

sich mit seinem Hund in die Einsamkeit<br />

einer Berghütte zurück. Doch in dem Idyll<br />

findet er keinen Frieden.<br />

21.45 (für HG) Plusminus<br />

U. a.: IT-Sicherheitslücken:<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) maischberger.die woche<br />

Zu Gast: Gerd Müller,Gloria vonThurn<br />

und Taxis, Florian Schroeder u. a.<br />

0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />

RTL<br />

6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />

Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />

Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />

zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report.<br />

Reality-Soap 11.00 Der Blaulicht Report.<br />

Reality-Soap 12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal<br />

14.00 Die Superhändler –4Räume, 1<br />

Deal 15.00 Die Superhändler –4Räume, 1Deal<br />

16.00 Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00<br />

Herz über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />

Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />

Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />

19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />

Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Der Bachelor<br />

Dateshow. Für sechs Frauen geht es auf<br />

einen Jachtausflug: Schwimmen und<br />

schnorcheln im Meer und eine Partyan<br />

Deck versprecheneinen paradiesischen<br />

Tag. Doch ob er das auch wird?<br />

22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />

hier raus!<br />

23.15 sternTV<br />

U. a.: Nach Buschbränden: Deutsche<br />

Tierretter in Australien<br />

0.00 RTL Nachtjournal /Wetter<br />

0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus!<br />

MDR<br />

13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für HG) MDR<br />

um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />

HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell<br />

18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG)<br />

Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell<br />

19.50 (für HG) Tierisch tierisch 20.15 (für HG)<br />

Exakt 20.45 (für HG) Justiz in Not 21.15 (für HG)<br />

Die Spur der Täter 21.45 (für HG) MDR aktuell<br />

22.05 (für HG) Polizeiruf 110: Endstation.<br />

Krimireihe, D2016 23.33 MDR aktuell 23.35<br />

(für HG) Sedwitz 0.05 (für HG) Nuhr im Ersten<br />

Bayern<br />

11.55 (für HG) In aller Freundschaft 12.40 (für<br />

HG) Alles Klara 13.30 Polizeiinspektion 1 14.00<br />

(für HG) Mannsbild &Pfundskerl 14.45 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut 16.00 (für<br />

HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />

Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) jetzt<br />

red i 21.00 (für HG) Kontrovers 21.45 (für HG)<br />

Rundschau Magazin 22.00 DokThema 22.45 (für<br />

HG)Der Mann, der zweimal starb 0.15 kinokino<br />

Vox<br />

5.15 CSI: NY 6.00 Bones –Die Knochenjägerin<br />

6.55 CSI: Den Täternauf der Spur 8.45 Verklag<br />

mich doch! 10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein<br />

Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 12.00<br />

Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />

14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />

denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 Salonfähig<br />

–Wer macht schöner? 17.00 Zwischen Tüll und<br />

Tränen 18.00 First Dates 19.00 Das perfekte<br />

Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Law&<br />

Order:Special Victims Unit 23.55 Vox<br />

Nachrichten 0.15 (für HG) Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

9.40 Thomas &seine Freunde 10.05 PawPatrol<br />

10.35 Sammy 11.05 Die Dschungelhelden<br />

11.30 Grizzy &die Lemminge 11.55 Go Wild!<br />

12.15 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />

Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die Tomund<br />

JerryShow 14.30 Zak Storm 14.55 Dragons<br />

15.20 Scooby-Doo! 15.45 Alvinnn!!! 16.10<br />

Grizzy &die Lemminge 16.40 Dennis &Fletscher<br />

17.10 Mighty Mops 17.35 Zak Storm 18.05 Die<br />

Tomund JerryShow 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />

Alvinnn!!! 19.30 Angelo! 20.15 (für HG) Dr.<br />

House 0.00 Comedytotal 0.30 Infomercials<br />

Sport1<br />

16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />

17.00 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />

17.30 StorageWars –Geschäfte in NewYork<br />

18.00 StorageWars –Geschäfte in NewYork<br />

18.30 Sport1 News Live 19.00 Turbo –Die<br />

Reportage 19.30 Turbo Reportage 20.00 Die PS<br />

Profis –Mehr Poweraus dem Pott. 21.00 Die PS<br />

Profis –Mehr Poweraus dem Pott 22.00 Die PS<br />

Profis –Mehr Poweraus dem Pott 23.00 Die PS<br />

Profis –Mehr Poweraus dem Pott 23.30 Sport1<br />

News Live 0.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />

täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />

(für HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoWismar.Krimiserie. Ein<br />

würdeloser Tod 18.54 Lotto am Mittwoch 19.00<br />

(für HG) heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für<br />

HG) Heldt. Krimiserie. Die Wanne ist voll<br />

20.15 (für HG) ZDF Sportextra<br />

Handball. EM: Tschechien –Deutschland ,<br />

live. Christoph Hamm und Markus Baur<br />

kommentieren das Schaulaufen der<br />

deutschenMannschaft, die für das Spiel<br />

um Platz 5bereits qualifiziertist.<br />

22.15 auslandsjournal<br />

22.45 (für HG) ZDFzoom: Ungenießbar –<br />

Lücken in der Lebensmittelkontrolle<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

0.45 Wem gehören die Schätze des<br />

Kaisers?<br />

Sat.1<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />

Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />

11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />

13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />

15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />

am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />

–Die Familienhelfer.Doku-Soap. Ein Achtjähriger<br />

will sich nicht mehr waschen und hat panische<br />

Angst vorWasser.Hängt das damit zusammen,<br />

dass er vorKurzem in eine große Pfütze gestolpert<br />

ist? 17.30 Klinik am Südring /oder Sat.1<br />

Regional-Magazine 18.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten 19.00 Genial daneben –das Quiz<br />

19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 111 chaotische Kollegen!<br />

Mit wemverbringen die arbeitenden<br />

Menschen fast die Hälfte des Tages? Mit<br />

den lieben Kollegen! Und dass es da<br />

nicht immer nur eitel Sonnenschein gibt,<br />

davonkann jeder ein Lied singen.<br />

22.20 Die Unglaublichsten ... Schicksale<br />

Clipshow<br />

0.45 111 chaotische Kollegen!<br />

2.15 Auf Streife –Die Spezialisten<br />

2.55 Auf Streife –Die Spezialisten<br />

3.40 Auf Streife –Die Spezialisten<br />

4.25 Auf Streife<br />

WDR<br />

13.55 (für HG) Hogräfer packt’san14.25 (für<br />

HG) Um Himmels Willen 16.00 (für HG) WDR<br />

aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />

WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG)<br />

Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Könnes<br />

kämpft 21.45 (für HG) WDR aktuell 22.10 (für<br />

HG) Kritisch Reisen 22.55 (für HG) Deutschland<br />

im Kalten Krieg 23.40 (für HG) Die Böhms –Architektur<br />

einer Familie. Dokumentarfilm, D2014<br />

1.00 (für HG) maischberger.die woche<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Wiegeht<br />

das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales<br />

20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Der<br />

Blaue Planet 21.45 (für HG) NDR Info 22.00 (für<br />

HG) Großstadtrevier –Eine Serie zieht um 22.45<br />

(für HG) extra 3 23.15 (für HG) Zapp 23.45 (für<br />

HG) 7Tage... 0.15 Kümo Henriette<br />

Kabel eins<br />

5.55 (für HG) Castle 6.40 (für HG) The Mentalist<br />

7.35 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.30<br />

Blue Bloods 11.15 Numb3rs 12.10 (für HG)<br />

Castle 13.05 (für HG) Castle 14.05 (für HG) The<br />

Mentalist 15.00 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />

kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55<br />

Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />

Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />

Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />

Mrs. Doubtfire –Das stacheligeKindermädchen.<br />

Komödie, USA 1993 22.50 (für HG) Die<br />

Wutprobe. Komödie, USA 2003 0.55 Watch Me<br />

RTLZWEI<br />

5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />

7.00 Die Straßencops –Jugend<br />

im Visier 8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch<br />

12.00 Frauentausch 14.00 Die Reimanns–Ein<br />

außergewöhnliches Leben 15.00 Die Reimanns<br />

–Ein außergewöhnliches Leben 16.00 Hartz und<br />

herzlich –Tag für TagBenz-Baracken 18.05 Köln<br />

50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die<br />

Wollnys –Eine schrecklich große Familie! 21.15<br />

Lecker Schmecker Wollny 22.15 Lecker<br />

Schmecker Wollny 23.15 Hartz und herzlich 1.05<br />

Die Forensiker –Profis am Tatort<br />

Eurosport 1<br />

5.00 Tennis. Australian Open. Tag3,live 7.00<br />

Tennis. Australian Open. Tag3,live 9.00<br />

Matchball Becker 9.15 Tennis. Australian Open.<br />

Tag3,live 11.00 Tennis. Australian Open. Tag3,<br />

live 14.30 Matchball Becker 15.00 Spirit of<br />

Yachting 15.30 Handball. EM: Kroatien –Spanien,<br />

live 17.45 Handball. EM: Weißrussland –Österreich,<br />

live 20.00 Olympische Jugendspiele<br />

20.30 Snooker.European Masters. 1. Runde, live<br />

23.00 Nachrichten 23.10 Tennis 23.40 Tennis<br />

0.20 Nachrichten 0.25 Game, Schett &Mats<br />

TV-Tipps<br />

ARD, 20.15 UHR DRAMA<br />

Fremder Feind<br />

Das Drama erzählt die Geschichte einer zerbrochenen Familie und der<br />

Folgen dieser Tragödie.Die Hauptrolle wird von Ulrich Matthes (Foto)<br />

gespielt. Er verkörpertden Familienvater Arnold, dessen Schicksal in zwei<br />

Zeitebenen dargestellt wird: Dieerste spielt sich in der Gegenwartab, in der<br />

Arnold allein in einer Berghütte lebt. Diezweite handelt von den Monaten<br />

davor und erklärt, wie es zu diesem Einsiedlerleben kam. Das Drama beginnt<br />

an jenem Tag, an dem Arnolds Sohn Chris seinen Eltern mitteilt, dass er in<br />

wenigen Tagen in den Krieg zieht. Bald darauf passiertdas Schlimmste:Chris<br />

fällt in Afghanistan. Während sich seine Mutter in ihrer Trauer in den Alkohol<br />

flüchtet, sucht Arnold mit seinem Hund Zuflucht in einer einsamen Berghütte.Doch<br />

dortlauertihm ein Unbekannter auf, der ihn terrorisiert.<br />

(D/2018)<br />

Foto: WDR<br />

3SAT,21.05 UHR DOKUMENTATION<br />

Die kleinen Machos sind zurück<br />

Während die neue Frauenbewegung<br />

mit Verveund Elan das<br />

Patriarchat und Gewalt gegen Frauen<br />

und verurteilt, erlebt paradoxerweise<br />

der Machismo bei jungen Männern<br />

ein Comeback. Dieheutigen Teenager<br />

scheinen ihn stärker zu leben als<br />

die Generation vor ihnen. Eine groß<br />

angelegte Studie der Universität Zürich<br />

ging den Ursachen und Auswirkungen<br />

auf den Grund. So lässt sich Gewalt in<br />

Teenager-Beziehungen unter anderem<br />

mit eben jener Macho-Einstellung<br />

erklären. Junge Frauen wie Alicia<br />

berichteten, wie sie dadurch Opfer von<br />

Übergriffen wurden.<br />

(CH/2019) Foto: ZDF/SRF/RTS<br />

SUDOKU<br />

NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />

8 9 2 4<br />

5<br />

2 3 9<br />

6 9<br />

8 5 2<br />

2 7<br />

6 4 8<br />

7<br />

1 3 6<br />

MitDIAGONALEN-schwer<br />

MIT –SCHWER<br />

3 4 5<br />

8 3<br />

1 6<br />

1 3<br />

2<br />

9<br />

2<br />

9<br />

5 7 4<br />

Auflösung<br />

AUFLÖSUNG<br />

vom VOM21.1.2020<br />

2020<br />

mittel MITTEL<br />

6 1 7 3 8 9 5 4 2<br />

5 2 9 6 4 7 1 8 3<br />

4 3 8 2 5 1 6 7 9<br />

3 5 4 9 2 6 7 1 8<br />

1 8 2 4 7 5 3 9 6<br />

7 9 6 8 1 3 2 5 4<br />

9 6 5 7 3 4 8 2 1<br />

2 4 1 5 6 8 9 3 7<br />

8 7 3 1 9 2 4 6 5<br />

AUFLÖSUNG<br />

Auflösung<br />

VOM 21. 1. 2020<br />

vom 21.1.2020<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

2 4 8 9 7 5 1 3 6<br />

6 3 5 1 4 8 9 7 2<br />

9 7 1 2 6 3 4 8 5<br />

8 6 4 7 9 2 5 1 3<br />

3 5 2 6 8 1 7 9 4<br />

7 1 9 5 3 4 2 6 8<br />

5 2 3 8 1 9 6 4 7<br />

4 9 7 3 2 6 8 5 1<br />

1 8 6 4 5 7 3 2 9<br />

RBB<br />

5.30 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb<br />

7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg<br />

aktuell 8.30 (für HG) Abendschau 9.00 (für HG)<br />

In aller Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen<br />

11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG)<br />

Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für HG)<br />

Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere bis<br />

unters Dach 14.30 (für HG) Der Bernsteinfischer<br />

/Die rbb Reporter 15.00 Heute im Parlament<br />

16.00 (für HG) rbb24 16.15 (für HG) Gefragt–<br />

Gejagt 17.00 (für HG) rbb24 17.05 (für HG)<br />

Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für HG) Unser<br />

Sandmännchen 18.02 rbb UM6 18.27 zibb<br />

19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />

aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) rbb Praxis<br />

Wenn die Nierenallmählich versagen /<br />

Nasensprays: Achtung,Suchtgefahr! Bei<br />

Schnupfen sind Nasensprays ein Segen.<br />

Doch bei längerer Anwendung können sie<br />

abhängig machen.<br />

21.00 (für HG) Die Bewegungs-Docs<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Babylon Berlin<br />

Krimiserie<br />

22.45 (für HG) Babylon Berlin<br />

23.30 (für HG) McMafia<br />

0.25 (für HG) rbb Praxis<br />

ProSieben<br />

5.15 Mom. Sitcom. Supermom 5.35 The Middle.<br />

Comedyserie 6.15 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 7.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet Your Mother.<br />

Sitcom 10.40 Mike&Molly.Sitcom. Mikekann<br />

nicht lesen 11.05 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />

Jessicas Krimi 11.35 Last Man Standing.<br />

Comedyserie. Das Geisterhaus 12.00 2Broke<br />

Girls. Sitcom. Hoffnungfür Caroline 12.30 Mom.<br />

Sitcom 13.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 14.40 The Middle. Comedyserie 15.40<br />

(für HG) The Big Bang Theory. Sitcom 17.00 taff<br />

18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons.<br />

Zeichentrickserie.Die erste Liebe /Geächtet<br />

19.05 Galileo. Magazin<br />

20.15 The Passage –Das Erwachen<br />

Thriller-Serie.AmScheideweg/Der<br />

Tunnel. Guilder wird vomVerteidigungsminister<br />

beauftragt, alle nötigen Maßnahmen<br />

zu ergreifen, um Projekt NOAH für<br />

das Militär brauchbar zu machen.<br />

22.10 The Passage –Das Erwachen<br />

Thriller-Serie. Das Elizabeth-Protokoll /<br />

Die letzte Lektion<br />

23.55 The Girl with All the Gifts<br />

Horrorfilm, GB/USA2016<br />

1.55 Mother’s Day<br />

Thriller,USA 2010. Mit Jaime King<br />

Arte<br />

11.00 Die WinzlingeinfreierWildbahn 11.45<br />

Medizin in fernen Ländern 12.15 Re: 12.50 Arte<br />

Journal 13.00 Stadt Land Kunst 13.45 Chocolat<br />

... Ein kleiner Biss genügt. Romanze, USA/GB<br />

2000 16.05 Big Pacific 16.50 (für HG) Xenius<br />

17.20 Medizin in fernen Ländern 17.50 (für HG)<br />

Wüste Wurzeln, starkeStämme 18.30 (für HG)<br />

Geheimnisvolle Eichhörnchen 19.20 Arte Journal<br />

19.40 Re: 20.15 Das kalte Herz. Fantasyfilm, D<br />

2016 22.05 Asterix &Co. 23.00 (für HG) Die<br />

Tochter des Brunnenbauers. Drama, F1940 1.25<br />

(für HG) Um jedenPreis. Drama, DK/D 2014<br />

3Sat<br />

10.15 (für HG) Anne Will 11.15 (für HG) Promi,<br />

Playboy, frommer Pilger 11.45 (für HG) Liebe trotz<br />

aller Unterschiede 12.30 Schweizweit 13.00 (für<br />

HG) ZIB 13.20 Oman 14.05 Marokko 14.50 (für<br />

HG) Basare der Welt 17.00 Der Duft des Orient<br />

17.45 Jordanien 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />

heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />

Tagesschau 20.15 Bedrängt. Bedroht.<br />

Geschlagen 21.05 Die kleinen Machossind<br />

zurück 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 (für HG)<br />

Rosannas Tochter.Drama, D2010 23.55 (für<br />

HG) Das Leid der Welpen 0.25 10 vor10<br />

Phoenix<br />

9.00 phoenix vorort 9.30 Handelskriege 10.00<br />

phoenix vorort 10.30 Pulverfass Libyen 11.15<br />

Steckbrief Hamburg 12.00 phoenix vorort 12.45<br />

Antisemitismus in Deutschland 13.30 Armes<br />

Deutschland? 14.00 phoenix vorort 14.45 VR<br />

–schöne Welt 16.00 Korruption und Wohnungsbau<br />

16.45 Amazon 17.30 phoenix der tag<br />

18.00 Die Macht der Treibhausgase 18.30 (für<br />

HG) Der Rhein 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />

Geheimnisvolle Orte 21.45 (für HG) Wenn das<br />

Geld nicht reicht 22.15 Phoenix Runde 23.00<br />

phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

13.20 Mirette ermittelt 13.40 (für HG) Die<br />

Pfefferkörner 14.10 (für HG) Schloss Einstein –<br />

Erfurt 15.00 Trio –Cybergold 15.50 Max &<br />

Maestro 16.00 Die Abenteuerdes jungen Marco<br />

Polo 16.50 (für HG) Peter Pan 17.35 (für HG)<br />

Der kleine Prinz 18.00 Shaun das Schaf 18.15<br />

(für HG) Ritter Rost 18.40 Wolkenkinder 18.47<br />

Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />

(für HG) Wickie und die starken Männer 19.25<br />

(für HG) Anna und die wilden Tiere 19.50 (für<br />

HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />

Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />

Dmax<br />

6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />

Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 House<br />

Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border<br />

Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad<br />

Alaska 14.15 Die Schatzsucher –Goldrausch in<br />

Alaska 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />

Steel Buddies 18.15 Asphalt-Cowboys 19.15 A2<br />

–AbenteuerAutobahn 20.15 Die Schatzsucher<br />

–Goldrausch in Alaska 22.15 Undercover<br />

Billionaire 23.10 DMAX News 23.15 Undercover<br />

Billionaire 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />

ten 9.15 Liebe mit Handycap 10.00 Tagesschau<br />

Nachrichten 10.15 Brustkrebs –Was tun?<br />

Vorsorgeund Therapie 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 19.15 Markt 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Fakt 20.45 Panorama 3<br />

21.15 Tagesschau 21.17 Fakt ist! 22.15 Markt<br />

23.00 Tagesthemen 23.30 Kontrovers –das<br />

Politikmagazin 0.15 defacto 1.00 Nachtmagazin<br />

1.20 extra 3 1.50 Extra 2.00 Tagesschau 2.02<br />

Abendschau 2.30 MDR Sachsen-Anhalt Heute<br />

3.00 Tagesschau 3.02 Aktuelle Stunde<br />

ONE<br />

6.50 Brisant 7.30 Mein Nachbar,sein Dackel &<br />

ich. Komödie, D2009 8.55 Brisant 9.35<br />

Bezaubernde Jeannie 10.00 Bezaubernde<br />

Jeannie 10.25 Lindenstraße 10.55 Hollywood’s<br />

Best Film Directors 11.25 Sturmder Liebe 12.1<br />

Sturmder Liebe 13.00 Sportschau. Eiskunstlauf<br />

EM: Kurzprogramm Herren, live 16.30 Hartaber<br />

herzlich 17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber<br />

herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmde<br />

Liebe 20.15 Agatha Christies Marple: Das<br />

SterbeninWychwood. Krimireihe,GB2009<br />

21.50 Alfred Hitchcock präsentiert: Galgenfrist<br />

22.15 Sportschau. Eiskunstlauf EM 0.15 Agatha<br />

Christies Marple: Das SterbeninWychwood<br />

ZDF NEO<br />

6.35 (für HG) Expedition ins ewigeEis 7.20 (für<br />

HG) Drama im ewigen Eis 8.05 Topfgeldjäger<br />

8.55 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für HG<br />

Bares für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares<br />

11.25 Dinner Date 12.15 (für HG) Monk 12.55<br />

(für HG) Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 14.55<br />

(für HG) Monk 15.35 (für HG) Monk 16.20<br />

Psych 17.00 Psych 17.40 (für HG) Bares für<br />

Rares 18.35 Dinner Date 19.20 (für HG) Bares<br />

für Rares 20.15 (für HG) Wilsberg: Der Betreuer.<br />

Krimireihe,D2016 21.45 (für HG) Wilsberg: Die<br />

fünfte Gewalt. Krimireihe, D2017 23.15 Dawn o<br />

the Dead. Horrorfilm, USA 2004 0.50 (für HG)<br />

Wilsberg: Der Betreuer.Krimireihe, D2016<br />

ZDF INFO<br />

6.00 UFOs Declassified 6.45 Geheimnisse der<br />

Geschichte 7.30 Das Nevada-Dreieck 8.13<br />

heute Xpress 8.15 Täterjagd 9.00 Täterjagd 9.4<br />

Täterjagd 10.30 Täterjagd 11.15 Täterjagd<br />

12.00 Ermittler! 12.30 Ermittler! 13.00<br />

ZDF-History 13.45 Die schwerstenUnglückeder<br />

DDR 14.45 Die schwersten Unglückeder DDR<br />

15.45 ZDF-History 16.30 Damals nach der DDR<br />

17.15 Damals nach der DDR 18.00 Damals<br />

nach der DDR 18.45 Teheran extrem 19.30 Der<br />

Schattengeneral 20.15 Die Kurden 21.00<br />

Syriens Herrscher 21.45 Syriens Herrscher 22.3<br />

Syriens Herrscher 23.15 Inside IS 0.00 Wurzeln<br />

des Bösen 0.45 ZDF-History<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Opernführer Ralph Benatzky: Im weißen Rössl /<br />

Bezauberndes Fräulein, ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert National ConcertHall, Dublin, RTÉ<br />

National SymphonyOrchestra: Brian Boydell „In<br />

memoriam Mahatma Gandhi“ /Ina Boyle „Elegy<br />

für Violoncello und Orchester/Charles Villiers<br />

Stanford, Sinfonie Nr.3(„Irische“), ca. 87 Min.<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Alte Musik Spezial „Innsbruck, ich muss dich<br />

lassen“ –DeutschsprachigeLieder der<br />

Renaissance, ca. 56 Min.<br />

21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Alte Musik In goldenem Glanz: Musik am Hofe<br />

Karls V. VonEva Blaskewitz, ca. 30 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Rohstoff (3/20). VonJörg Fauser /<br />

Gelesen vonLars Eidinger,ca. 30 Min.<br />

20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Lesezeit Christiane Neudecker liest aus ihrem<br />

Roman „Der Gott der Stadt“ (2/2), ca. 30 Min.<br />

22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Hörspiel Dreileben. Ein Hörspiel über das<br />

Sterben. VonGernot Grünewald /Mit: Marie<br />

Seiser,Cornelia Dörru.a., ca. 57 Min.<br />

22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Feature Zum 70. Jahrestag der Befreiungvon<br />

Auschwitz –Geschichtenvom Überleben. Von<br />

Marc O. Dreher, ca.56Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Weltzeit Gemeinsam gegendie Dürre: Indiens<br />

Landwirtschaft in der Krise. VonNicole Graaf.<br />

Moderation: Isabella Kolar,ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin Sanfter streiten–Konflikte lösen<br />

durch Mediation. Momentaufnahmen vonCarme<br />

Gräf, ca. 26 Min.<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen „Ich hatte keine Privatsphäre“:<br />

Rückblick auf ein Korrespondentenleben in der<br />

DDR. VonDieterBub,ca. 55 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Querköpfe Die Comedienne Maria Vollmer –Von<br />

Budapester Beinscherenzur Tupper-Technik. Ein<br />

Porträt vonAnja Buchmann, ca. 55 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Der US-amerikanische Songwriter,<br />

Gitarrist und Produzent JoeHenry. Mit Susanne<br />

Papawassiliu, ca. 30 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 28<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Prinz Harry (35) ist wieder in den Kreis<br />

seiner Familie zurückgekehrt, was<br />

nach denWirren der letztenWochen<br />

heißt: nach Kanada zu seiner Frau<br />

Meghan (38) und seinem Sohn Archie.InEngland<br />

hat der junge Mann<br />

zwar auch noch Familie,aber da läuft<br />

gerade ein Prozess der mehr oder weniger<br />

geregelten Entfremdung –das<br />

britische Königshaus ließ uns,die<br />

Weltöffentlichkeit, freundlicherweise<br />

daran teilnehmen.Wieauch immer:<br />

Harryist per Flugzeug also aufVancouver<br />

Island eingeschwebt, wo ihn<br />

Meghan und Archie bereits erwarteten.<br />

DiePazifikinsel zeichnet sich unter<br />

anderem durch ihr für kanadische<br />

Verhältnisse ausgesprochen mildes<br />

Klima aus und ist mit 20 Menschen<br />

proQuadratkilometer auch recht<br />

dünn besiedelt. Einidealer Ort, gewissermaßen<br />

der Nullpunkt für society-und<br />

blitzlichtmüde,kleinfamilienselige<br />

Quasi-Ex-Royals.<br />

UweOchsenknecht (64) verrät uns einen<br />

todsicheren Trick, mit dem wir<br />

verhindernkönnen sollen, dass wir<br />

uns in einer Beziehung auseinanderleben.„Ich<br />

muss mir die einfache<br />

Frage stellen: Hätte ich meinen Partner,wie<br />

ich ihn jetzt behandele,auch<br />

so am Tagdes Kennenlernens behandelt?Viele<br />

müssten das vermutlich<br />

verneinen“, erklärte der zum zweiten<br />

Malverheiratete Schauspieler jetzt<br />

der Augsburger Allgemeinen. Puh,<br />

ganz schön anstrengend.<br />

Joaquin Phoenix (45) nimmt als<br />

Schauspieler jede Anstrengung auf<br />

sich, zuletzt verwandelte er sich in<br />

den beeindruckenden Erzbösewicht<br />

Joker.Doch auch jenseits des Filmgeschäfts<br />

setzt Phoenix starke Akzente:<br />

Unlängst nahm er in Los Angeles<br />

an einer sogenannten<br />

Schweine-Wache teil<br />

und spritzte durch die<br />

Öffnungen eines LastwagensWasser<br />

auf<br />

die dicht gedrängten<br />

Schweineschnauzen.<br />

Derüberzeugte<br />

Veganer weiß ganz<br />

genau:„Wer Fleisch<br />

isst und Leder trägt,<br />

unterstützt Tierquälerei.“<br />

(schl.)<br />

Hat ein großes Herz für<br />

geschundene Kreaturen.<br />

AFP/JEAN-BAPTISTE LACROIX<br />

TIERE<br />

Gebeutelt: Das junge Känguruerlitt<br />

Verbrennungen dritten Grades. DPA<br />

Sind seit kurzem Elterneines Sohnes: Shinjiro Koizumi will seiner Frau Christel Takigawa bei der Kinderbetreuung helfen.<br />

Eine kleine Sensation<br />

Japans Umweltminister nimmt zwei Wochen Elternzeit–das machtihn in seiner Heimat zummodernen Mann<br />

VonFelix Lill, Tokio<br />

Die Notiz aus den japanischen<br />

Nachrichtenagenturen<br />

hätte auch als<br />

Scherz durchgehen können:<br />

„ShinjiroKoizumi wirdinVaterschaftsurlaub<br />

gehen.“ Ein Emporkömmling<br />

der konservativen Regierungspartei<br />

und Sohn eines ehemaligen<br />

Premierministers will seinem<br />

Jobfernbleiben, damit er sich um die<br />

Familie kümmernkann? Dann sagte<br />

der 38-jährige Politiker auch noch:<br />

„Die Zahl Offizieller,die in Elternzeit<br />

gehen, wird nicht steigen, solange<br />

die Regierung nicht bloß Regulierungen<br />

des Arbeitsmarkts ändert,<br />

sondern auch die Arbeitsatmosphäre.“Daher<br />

gehe er,Japans Umweltminister,<br />

nun mit gutem Beispiel<br />

voran.<br />

Die Bevölkerung schrumpft<br />

Ein Top-Politiker geht in Elternzeit.<br />

In den meisten Ländern der Welt<br />

wäredies der Rede wert.InJapan, wo<br />

Staat und Gesellschaft das Kinderkriegen<br />

bisher kaum unterstützen,<br />

ist es eine Sensation. Zwar werde<br />

Shinjiro Koizumi seine „öffentlichen<br />

Pflichten und Krisenmanagement<br />

priorisieren“ und „wichtige öffentliche<br />

Aktivitäten“ wie Kabinettsversammlungen<br />

nicht auslassen, wie er<br />

nun doch noch betonte. Einiges<br />

werde er zudem vom Homeoffice<br />

und durch Telearbeit erledigen. Dennoch:<br />

In seinem Land könnte Koizumi<br />

für einen Ruck sorgen.<br />

Gender Gap: Seit langem<br />

plagt Japan noch mehr als<br />

andere Industriestaaten eine<br />

ungleiche Behandlung der<br />

Geschlechter.Bei internationalen<br />

Vergleichen in diesem<br />

Bereich landet das Land notorisch<br />

auf hinteren Rängen.<br />

Frauen sind in Japan in der Regel<br />

zwar ähnlich gut ausgebildet wie<br />

Männer. Weil auf dem Arbeitsmarkt<br />

eine Schwangerschaft aber bisher wie<br />

ein Karriere-Aus wirkt, schrecken<br />

viele Frauen vor dem Kinderkriegen<br />

zurück. Auch deshalb ist Japans Geburtenrate<br />

noch etwas niedriger als<br />

die in Deutschland. Die Bevölkerung<br />

schrumpft seit Jahren, was auf dem<br />

Arbeitsmarkt mittlerweile zu erheblichen<br />

Engpässen führt.<br />

Um eine familienfreundlichere<br />

Arbeitswelt zu schaffen, hat sich Japans<br />

Regierung über die letzten<br />

JahreinReformen versucht, doch die<br />

Auswirkungen bleiben spärlich. Obwohl<br />

angestellte Väter gesetzlichen<br />

Anspruch auf Elternzeit hätten, machen<br />

nur sechs Prozent davon Gebrauch.<br />

Vondieser Minderheit wiederum<br />

verlässt ein Drittel seinen Arbeitsplatz<br />

für nicht einmal fünf Tage.<br />

DIE ARBEITGEBER BLOCKIEREN<br />

Platz 121: Der Gender Gap<br />

Reportdes WorldEconomic<br />

Forum, der den Zugang zu<br />

Lebensbereichen wie Politik,<br />

Arbeitsmarkt und Bildung für<br />

Männer und Frauen analysiert,<br />

stuft Japan von153<br />

Ländernauf Platz 121 ein.<br />

Der Wille ist da: Umfragen<br />

zeigen immer wieder,dass<br />

knapp acht vonzehn japanischen<br />

VäterngernElternzeit<br />

nehmen würden. Meist sei<br />

es der Arbeitgeber,der diesen<br />

Plan am Ende doch zunichtemache.<br />

Schuld und Verzweiflung<br />

IMAGO IMAGES<br />

Als Chef des Umweltministeriums<br />

kann Koizumi selbst entscheiden.<br />

Es ist nicht das erste Mal, dass<br />

der 38-jährige, der mit der bekannten<br />

TV-Moderatorin Christel Takigawa<br />

verheiratet ist, mit forschen<br />

Entschlüssen auffällt. So ließ er –entgegen<br />

der Meinung des atomenergiefreundlichen<br />

Premierministers<br />

Shinzo Abe –verlautbaren, er würde<br />

am liebsten alle Atomreaktoren im<br />

Land abreißen. Angesichts der Katastrophe<br />

von Fukushima ließ diese<br />

bei der Bevölkerung populäre Meinung<br />

aufhorchen. Nunwill der drittjüngste<br />

Minister in Japans Nachkriegsgeschichte<br />

die Familienpolitik<br />

modernisieren.<br />

Dabei ist Koizumi streng genommen<br />

nicht sonderlich fortschrittlich.<br />

Angesichts der schon seit Jahrzehnten<br />

niedrigen Geburtenrate und der<br />

noch immer langsam voranschreitenden<br />

Aufweichung traditioneller<br />

Geschlechterrollen sprach die Regierung,<br />

der er selbst angehört, letzten<br />

Monat eine Empfehlung an alle<br />

männlichen Beamten aus: Diese<br />

mögen doch zumindest für einen<br />

Monat in Elternzeit gehen. Koizumi<br />

aber will nur zwei Wochen lang mit<br />

seinem Sohn daheimbleiben, also<br />

nur knapp die Hälfte der von ihm<br />

mitempfohlenen Zeit. Statt ihn für<br />

seinen Mutzuloben, könnte er in Japan<br />

also auch kritisiertwerden.<br />

Stillen als Karrierekiller<br />

Aber der Entschluss sorgt für positive<br />

Überraschung, weil in der Riege etablierter<br />

Politiker oft ganz andere<br />

Töne an der Tagesordnung sind. Besonders<br />

Koizumis Liberaldemokratische<br />

Partei (LDP) fällt immer wieder<br />

mit rückwärtsgewandten Haltungen<br />

auf. 2017 wurde im LDP-dominierten<br />

Stadtrat vonKumamoto im Südwesten<br />

des Landes eine Abgeordnete<br />

der Kammer verwiesen, weil sie in<br />

der Plenarsitzung ihr sieben Monate<br />

altes Kind gestillt hatte.Ein Jahr später<br />

warf man dieselbe Politikerin erneut<br />

raus,weil sie einen Hustenbonbon<br />

lutschte, während sie sprach.<br />

Kritiker witterten eine Kampagne,<br />

um diese Frau und weitere, die Elternschaft<br />

und Politik vereinbaren<br />

wollen, einfach rauszuekeln.<br />

Etablierte Sichtweisen, die Koizumi<br />

nun herausfordert. Immerhin:<br />

Eine Umfrage zeigt, dass die Mehrheit<br />

der Japaner hinter Koizumis Elternzeit-Entscheidung<br />

steht.<br />

Voreinem Jahr starb der zweijährige Julen in einem Bohrloch bei Málaga. Jetzt wurde der Finca-Besitzer verurteilt<br />

Isolierte Familie: Kinder<br />

waren „psychisch gefangen“<br />

EinVater,der mit seiner Familie isoliertauf<br />

einem niederländischen<br />

Bauernhof lebte,hat der Anklage zufolge<br />

seine sechs Kinder über Jahre<br />

hinweg misshandelt. DerNiederländer<br />

Gerrit Janvan D. (67) habe sie<br />

neun Jahrelang „psychisch gefangen<br />

gehalten“, erklärte Staatsanwältin<br />

Diana Roggen am Dienstag in Assen<br />

vorGericht.„Es sind Straftaten gegen<br />

Kinder in einer extrem abhängigen<br />

Situation.“ GutdreiMonate nach<br />

Entdeckung der Familie auf dem Hof<br />

im ostniederländischen DorfRuinerwold<br />

wurde der bizarreFall jetzt<br />

erstmals dem Gericht vorgelegt. Der<br />

Vater sowie der Österreicher Josef B.<br />

(58), der den Hofgemietet hatte,<br />

werden der Freiheitsberaubung und<br />

Geldwäsche beschuldigt. (dpa)<br />

Weltkriegsbombe in Köln<br />

erfolgreich entschärft<br />

Für die Entschärfung einer Weltkriegsbombe<br />

sind in Köln Züge gestoppt<br />

und Fernsehsendungen von<br />

der Straße aus moderiertworden.<br />

Rund 10 000 Beschäftigte mussten<br />

am Dienstag ihreArbeitsplätzeverlassen<br />

–oder sie blieben gleich im<br />

Homeoffice.Die am Montag bei<br />

Bauarbeiten entdeckte Bombe lag<br />

am rechten Rheinufer in einer Gegend<br />

mit vielen Firmenzentralen –<br />

eine davon war das Sendezentrum<br />

vonRTL. DerSender n-tv sendete als<br />

Folge der Evakuierung „Open Air“<br />

vomRheinufer.Auch der Bahnverkehr<br />

war beeinträchtigt. Am Mittag<br />

wurde die Bombe binnen 25 Minuten<br />

unschädlich gemacht. (dpa)<br />

Paris: Chanel präsentiert<br />

eine neue Schlichtheit<br />

Kein Schmuck, keine Taschen: Die Kollektion<br />

wirkte sehr zurückgenommen. AFP<br />

Unter der Kuppel des Pariser Grand<br />

Palais warenWäscheleinen gespannt,<br />

an denen weiße Tischtücher hingen.<br />

In der Mitte ein Gemüsegarten und<br />

ein Brunnen. DasSetting der Haute-<br />

Couture-Showvon Chanel am Dienstag<br />

sollte an den Klostergarten der<br />

Abtei Aubazine erinnern, in deren<br />

Waisenheim Coco Chanel (1883 –<br />

1971) ihreJugend verbrachte.Fast ein<br />

Jahr nach demTodvon Karl Lagerfeld<br />

kehrtseine Nachfolgerin Virginie Viard(58)<br />

zu den Ursprüngen des Modeimperiums<br />

zurück und propagiert<br />

eine neue Schlichtheit. (dpa)<br />

Über das Leid der Tiere in den Brandgebieten<br />

Australiens kann man gar<br />

nicht oft genug berichten. Nehmen<br />

wir dieses verwaiste Östliche Graue<br />

Riesenkängurunamens Qantas.Die<br />

Pfoten vonden Buschfeuernverbrannt,<br />

darfsich Qantas nun bei der<br />

Tierschutzorganisation WiresinSydney<br />

versorgen und pflegen lassen –<br />

und endlich aufatmen. Derweil warnen<br />

Wetterexperten voreiner Rückkehr<br />

der Hitzeund neuen Bränden in<br />

Australien. Um die betroffenen Tiere<br />

zu versorgen, wollen Helfer wieder<br />

Futter aus der Luft abwerfen. Am<br />

Dienstag startete im Bundesstaat<br />

Victoria ein Kontrollflug, der zeigen<br />

sollte,woKarotten und Süßkartoffeln<br />

am nötigsten sind. (avo.)<br />

VonMartin Dahms, Madrid<br />

Die Männer, sosieht es aus, haben<br />

sich versöhnt. Eine Reporterin<br />

von ElPaís beobachtet, wie sie<br />

sich vor Prozessbeginn unterhalten<br />

und dann gemeinsam das Provinzgericht<br />

in Málaga betreten. Einer der<br />

beiden ist der Kläger, der andere der<br />

Beklagte. Seit Jahrzehnten waren sie<br />

gute Freunde.Bis sie Julens Todauseinanderbrachte.Nach<br />

vielen Monaten<br />

der Verständnislosigkeit können<br />

sie sich wieder in die Augen schauen.<br />

Am Dienstag sollte vor dem Gericht<br />

in Málaga der Strafprozess in<br />

Sachen Julen beginnen. Sechs Verhandlungstage<br />

waren dafür angesetzt,<br />

doch er war nach einer Stunde<br />

beendet. DerRichter verkündete das<br />

Urteil, auf das sich Anklage und Verteidigung<br />

am Tagzuvor für den Beschuldigten<br />

geeinigt hatten: ein Jahr<br />

Haft auf Bewährung, 180 000 Euro<br />

Schmerzensgeld für die Eltern von<br />

Julen und eine weitere Zahlung von<br />

gut 660 000 Euro für die Kosten, die<br />

jenes Unglück vor einem Jahr verursachte.<br />

Die Justiz hat gesprochen.<br />

DieWunden bleiben.<br />

Dieser Fall hatte Spanien vor einem<br />

Jahr fast zwei Wochen lang in<br />

Atem gehalten. Im Dezember 2018<br />

hatte sich der 36-jährige Beklagte<br />

und nun Verurteilte ein Wiesengrundstück<br />

im Bergland vonTotalán<br />

nahe Málaga gekauft. Ein paar Wochen<br />

später, am13. Januar, luden er<br />

und seine Frau ein befreundetes<br />

Ehepaar zu einem Paella-Essen auf<br />

dem Grundstück ein. Die Gastgeber<br />

brachten ihre gut zwei Jahre alte<br />

Tochter mit und die Gäste ihren etwa<br />

gleichaltrigen Sohn, Julen. DerJunge<br />

lief über das Gelände,sein Vater und<br />

die Mutter des Gastgebers hatten ihn<br />

im Blick. Plötzlich verschwand er.<br />

Julen war in ein Bohrloch gefallen.<br />

Er steckte in mehr als 70 Meter<br />

Tiefe fest. Über ihm waren Sand und<br />

Gestein nachgerutscht, aber möglicherweise<br />

lebte er noch. Eine fieberhafte<br />

Rettungsaktion begann. Nach<br />

zwölfeinhalb Tagen fand man die<br />

Leiche des Jungen. Die Autopsie ergab,<br />

dass er sich beim Hinabrutschen<br />

zweimal den Kopf an Steinen<br />

in der Bohrlochwand angeschlagen<br />

hatte und kurzdarauf gestorben war.<br />

Der Versuch, ihn zu retten, war von<br />

vornherein vergeblich gewesen.<br />

Die Schuld für dieses Unglück<br />

fällt nach dem Urteil vom Dienstag<br />

auf den 36-jährigen Besitzer des Geländes.<br />

Erhatte kurz nach dem Kauf<br />

einen Brunnenbohrer kommen lassen.<br />

Nach erfolgloser Bohrung wurde<br />

das Loch mit einem Stein verschlossen.<br />

Am Tag, als Julen abstürzte, war<br />

das Loch aber ungesichert. „Verflucht<br />

sei der Morgen, an dem ich an<br />

jenem Tagaufstand“, sagte der nun<br />

verurteilte Finca-Besitzer vor wenigen<br />

Tagen in einem Interview. Seit<br />

damals lebe er mit „einer Mischung<br />

aus Schuld und Verzweiflung“.<br />

BabyinPolen kommt mit<br />

über drei Promille zur Welt<br />

EinBabyist in Polen mit mehr als drei<br />

Promille im Blut und schweren genetischen<br />

Fehlbildungen zurWelt gekommen<br />

und gut dreiWochen nach<br />

der Geburtgestorben. DasFrühchen<br />

wurde nach Medienberichten am 23.<br />

Dezember in einem Krankenhaus bei<br />

Warschau geboren.„Sowohl die 44-<br />

jährige Mutter als auch das Neugeborene<br />

hatten mehr als 3,2 Promille Alkohol<br />

im Blut“, so ein Sprecher der<br />

Staatsanwaltschaft. Gegen die Mutter<br />

wurde zunächst wegen schwerer<br />

Körperverletzung ermittelt. Eine Obduktion<br />

soll nun Klarheit über die<br />

genaue Todesursache bringen. (dpa)

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