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Ein Unternehmer und die Brandanschläge in Bautzen – Seite 3<br />
Union und<br />
Hertha: Die<br />
Kolumnen<br />
Seite 20<br />
2°/7°<br />
Starkbewölkt<br />
Wetter Seite 2<br />
Innenstadt ohne Autos:<br />
Der Plan der Senatorin<br />
Berlin Seite 13<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Corona-Virus: Wiesich<br />
Deutschland wappnet<br />
Tagesthema Seite 2, Kommentar Seite 8<br />
Mittwoch, 22. Januar 2020 Nr.18HA-76. Jahrgang<br />
Auswärts/D**: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Neue Software: Niemand<br />
bleibt unerkannt<br />
Netzwerk Seite 26<br />
Mexiko<br />
Trumps<br />
strengster<br />
Grenzschützer<br />
VonTobias Käufer<br />
Als Andrés Manuel LópezObrador<br />
vorgut anderthalb Jahren seinen<br />
Siegeszug im mexikanischen Präsidentschaftswahlkampf<br />
begann,<br />
wollte der 66-Jährige alles anders<br />
machen. Mitihm als Regierungschef<br />
werde Mexiko eine humanitäre<br />
Flüchtlingspolitik verfolgen, versprach<br />
„AMLO“ wie ihn seine Anhänger<br />
rufen. Die katholische Kirche,<br />
Hilfswerke<br />
und Menschenrechtsorganisationen<br />
sahen in<br />
ihm einen Gegenpartzum<br />
US-<br />
Präsidenten Donald<br />
Trump und<br />
dessen bisweilen<br />
Andrés Manuel López<br />
Obrador, schen und la-<br />
offen rassisti-<br />
Mexikos Präsident tino-feindlichen<br />
Attacken gegen<br />
Migranten und Einwanderer aus Lateinamerika.<br />
Seit über einem Jahr ist López<br />
Obrador nun im Amt. Undgeblieben<br />
ist vonseiner menschlichen Variante<br />
der Flüchtlingspolitik nicht viel. Von<br />
Januar bis August 2019 schob Mexiko<br />
102 314 Mittelamerikaner in ihre<br />
Heimat ab. Laut guatemaltekischem<br />
Institut für Migration war das eine<br />
Steigerung von 63Prozent –und damit<br />
ein neuer Rekord.<br />
In diesen Tagen, in denen sich<br />
wieder einmal eine Karawane von<br />
Migranten aus Honduras auf den<br />
WeginRichtung USA gemacht hat,<br />
spüren die Asylsuchenden die neue<br />
harte Hand aus Mexiko-Stadt. Sie ist<br />
eine direkte Folge der Verhandlungen<br />
von Washington mit López<br />
Obrador.Trump drohte vor ein paar<br />
Monaten mit Sonderzöllen von 25<br />
Prozent auf in Mexiko hergestellte<br />
Produkte, wenn Mexiko die Migranten<br />
nicht stoppe. Das hätte für die<br />
mexikanische Wirtschaft verheerende<br />
Folgen gehabt.<br />
Am Montag ließ López Obrador<br />
einen unkontrollierten Übertritt von<br />
rund 500 Migranten aus Honduras<br />
über den Fluss Suchiate an der Südgrenze<br />
Mexikos stoppen. Sicherheitskräfte<br />
bildeten eine menschliche<br />
Mauer, jagten jenen Migranten<br />
hinterher, die es über den Fluss auf<br />
mexikanisches Gebiet geschafft hatten<br />
und brachten sie wieder zurück.<br />
Und sie setzten Tränengas ein. Die<br />
Bilder werden ihre Wirkungen nicht<br />
verfehlen: Nicht nur in Mittelamerika,<br />
wo sich die bettelarmen Migranten<br />
ob der Vorgehensweise der<br />
Sicherheitskräfte von den „mexikanischen<br />
Brüdern“ verraten fühlen.<br />
Mehr Wissenschaft für Berlin<br />
Der Star im Naturkundemuseum: Tyrannosaurus rex Tristan. Er geht jetzt auf Reisen und kehrterstineinem Jahr zurück. Am Wochenende gibt es eine Abschiedsparty.<br />
VonTorsten Harmsen<br />
Der Startschuss für eines<br />
der größten Projekte der<br />
<strong>Berliner</strong> Wissenschaftspolitik<br />
ist gefallen. Am<br />
Museum für Naturkunde (MfN) Berlin<br />
entsteht in den nächsten zehn<br />
Jahren ein neuer Wissenschaftscampus<br />
für Natur und Gesellschaft, der<br />
überregionale Strahlkraft erlangen<br />
soll. Das Land Berlin und die Bundesregierung<br />
geben dafür insgesamt<br />
660 Millionen Euro aus.Der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> liegt exklusiv der Zukunftsplan<br />
für die Sanierung und Erweiterung<br />
des Museums vor, das zugleich<br />
ein Leibniz-Institut ist. In der Mitte<br />
der Stadt entstehe ein „Erprobungsraum<br />
für neue Formen der Interaktion<br />
von Wissenschaft und Gesellschaft“,<br />
heißt es in einer Erklärung<br />
des MfN und der Humboldt-Universität<br />
(HU) Berlin, deren gemeinsames<br />
Projekt der Campus ist. Geplant ist,<br />
dass Wissenschaftler beider Institutionen<br />
zu Themen wie Artenschutz,<br />
Klimawandel und Biodiversität forschen.<br />
DerCampus soll Zentrum der<br />
Interaktion mit der Gesellschaft und<br />
Bürgern werden. Dafür entsteht eine<br />
„Berlin School of Public Engagement<br />
and Open Science“. Die detaillierten<br />
Pläne für den Campus lesen Sie auf<br />
Seite 9dieser Ausgabe.<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> exklusiv: Wieaus dem Museum für Naturkunde ein<br />
Campus für die Forschung werden soll –jetzt liegen die Pläne vor<br />
DieIdee für den Campus stammt<br />
vonJohannes Vogel, dem Generaldirektor<br />
des MfN. Dieser hatte vorJahren<br />
gemeinsam mit der bundesweiten<br />
InitiativeWissenschaft im Dialog<br />
eine zentrale Plattform „Bürger<br />
schaffen Wissen“ ins Leben gerufen.<br />
Sie sei „ein ganz wichtiges Instrument<br />
in dem Zeitalter,wodas Smartphone<br />
und das Internet die Welt beherrschen“,<br />
erklärte Vogel. Bürger<br />
und Wissenschaftler könnten gemeinsam<br />
wichtige Fragen beantworten.<br />
Denn Forschung brauche „viele<br />
Augen, viele Ohren, viele Hände“,<br />
etwa um Daten zu Lichtverschmutzung<br />
über Städten, zu Plastikmüll in<br />
Flüssen, zur Verbreitung von Insekten,<br />
Fledermäusen undWildtieren in<br />
der Stadt zu sammeln und auszuwerten.<br />
„Vorhaben wie der Wissenschaftscampus von<br />
Naturkundemuseum und Humboldt-Universität<br />
sind nicht nur für Berlin wichtig, sie entfalten<br />
auch eine bundesweite Strahlkraft.“<br />
Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und<br />
Senator für Wissenschaft und Forschung<br />
Johannes Vogel schaffte es, den<br />
Regierenden Bürgermeister und<br />
Wissenschaftssenator Michael Müller<br />
(SPD) und dessen Staatssekretär<br />
Steffen Krach vonder Idee zu begeistern,<br />
das MfN zu einem neuartigen<br />
Wissenschaftscampus für Natur und<br />
Gesellschaft auszubauen. Berlin gelang<br />
es,eine Sonderfinanzierung des<br />
Bundes in Höhe von 330 Millionen<br />
Euro zu erhalten.<br />
Vom Land kommen 330 Millionen<br />
Euro dazu. Wie der Zukunftsplan<br />
zeigt, sollen in einer ersten Projektphase<br />
bis 2028 voraussichtlich<br />
299 Millionen Euro für die Sanierung<br />
von Nordflügel und Nordbau des<br />
Museums sowie die Errichtung eines<br />
Ergänzungsbaus fließen.<br />
Für die <strong>Berliner</strong> Wissenschaftspolitik<br />
ist der neue Campus ein weiterer<br />
DPA<br />
Meilenstein. „Das Engagement des<br />
Bundes unterstreicht, welches Potenzial<br />
in unserer Stadt steckt und wie<br />
stark wir uns zu einer führenden Innovationsmetropole<br />
entwickeln“,<br />
sagte Michael Müller der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Vorhaben wie der Campus von<br />
MfN und HU seien„nicht nur für Berlin<br />
wichtig, sie entfalten auch eine<br />
bundesweite Strahlkraft“.<br />
Zu den Erfolgen der jüngeren Zeit<br />
gehören unter anderem die Einwerbung<br />
von Bundesmitteln in Höhe<br />
von 100 Millionen Euro für das geplante<br />
Universitäre Herzzentrum<br />
Berlin, die Etablierung einer dauerhaft<br />
funktionierenden Struktur für<br />
das <strong>Berliner</strong> Institut für Gesundheitsforschung<br />
(BIG) unter dem<br />
Dach der Charité sowie die Entscheidung<br />
von Siemens, 600 Millionen<br />
Euro in einen Innovationscampus in<br />
Berlin zu investieren.<br />
Noch einen Höhepunkt gibt es: In<br />
dieser Woche verabschiedet das Naturkundemuseum<br />
den Tyrannosaurus<br />
rex Tristan Otto, der seit Ende<br />
2015 Publikumsmagnet und Forschungsobjekt<br />
des Museums war.<br />
DasSkelett reist für ein Jahr nach Kopenhagen,<br />
danach kehrt eszurück.<br />
Am Wochenende wird es im Museum<br />
eine große Abschiedsparty für<br />
Tristan Otto geben –mit freiem Eintritt<br />
für die Besucher. Berlin Seite 9<br />
Fliegerbombe<br />
am Roten<br />
Rathaus<br />
Häuser in Mitte evakuiert und<br />
Fernsehturm geschlossen<br />
Inder Nähe des Roten Rathauses in<br />
Berlin-Mitte ist in der Nacht zum<br />
Mittwoch eine 250 Kilogramm<br />
schwere Fliegerbombe aus dem<br />
Zweiten Weltkrieg entschärft worden.<br />
Auf dem Areal an der Gruner-,<br />
Ecke Jüdenstraße finden derzeit Ausgrabungen<br />
und Bauarbeiten statt.<br />
Dort hatte eine private Munitionsbergungsfirma<br />
die Bombe am Mittwoch<br />
gefunden.<br />
Die Polizei richtete dafür einen<br />
Sperrkreis mit einem Radius von300<br />
Metern ein. In diesem Bereich<br />
räumte sie die Häuser. Etwa 2000<br />
Menschen mussten ihreWohnungen<br />
verlassen. Viele, meist ältere Menschen,<br />
wurden im Rathaus Mitte betreut.<br />
Weil der Platz dort nicht ausreichte,<br />
musste das Bezirksamt weitereRäume<br />
zurVerfügung stellen. Im<br />
engen Sperrkreis lagen unter anderemdas<br />
Nikolaiviertel, das Rote Rathaus,die<br />
Senatsverwaltung für Inneres<br />
und ein Kino. Die Brasilianische<br />
und die Niederländische Botschaft<br />
mussten ebenfalls geräumt werden.<br />
Zudem gab es einen erweiterten<br />
Sperrkreis, in dem die Menschen<br />
ihre Wohnungen nicht verlassen<br />
durften.<br />
Gesperrt wurde auch die vielbefahrene<br />
Grunerstraße sowie der Autotunnel,<br />
wodurch es zu massiven<br />
Verkehrsbehinderungen kam. Während<br />
der Entschärfung war auch der<br />
Zugverkehr der S-und Regionalbahn<br />
unterbrochen.<br />
Die Bombe mit einem mechanischen<br />
Zünder war deutscher Bauart.<br />
DieAlliierten hatten sie erbeutet und<br />
dann über Berlin abgeworfen.<br />
Zuletzt war im Juni vergangenen<br />
Jahres in der Nähe des Alexanderplatzeseine<br />
Bombe entdeckt worden. Die<br />
Entschärfung zog sich bis Mitternacht<br />
hin. (kop.)<br />
Berlin Seite 9<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag GmbH, 11509 Berlin<br />
Redaktion: (030) 63 33 11-457<br />
(Mo-Fr13-14 Uhr), Fax-499;<br />
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BERLIN<br />
MESSEN
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Neue Lungenkrankheit<br />
Das in Asien grassierende<br />
Corona-Virus beschäftigt auch die<br />
Bundesregierung.<br />
Sollten bereits Vorkehrungen<br />
getroffen werden?<br />
Alarmstufe C<br />
VonRasmus Buchsteiner<br />
Schutzmaßnahme: Ein Mitarbeiter des Flughafens Wuhan Tianhe International misst bei einem Reisenden die Temperatur.<br />
AP/DAKE KANG<br />
Das derzeit in Asien, insbesondere<br />
in China,<br />
grassierende Corona-Viruskönnte<br />
sich nach Experteneinschätzung<br />
bis nach<br />
Deutschland ausbreiten. Trotz erster<br />
Fälle, in denen eine Übertragung<br />
von Mensch zu Mensch bereits<br />
nachgewiesen wurde, stuft das für<br />
Infektionskrankheiten zuständige<br />
Robert-Koch-Institut (RKI) das Risiko<br />
für die Bevölkerung noch als<br />
„gering“ ein.„Die Nachricht über begrenzte<br />
Mensch-zu-Mensch-Übertragungen<br />
in China war zu erwarten,<br />
da sich eine Reihe vonErkrankungsfällen<br />
nicht anders erklären ließ“,<br />
sagte RKI-Präsident Lothar H. Wieler<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />
Eine Variante des Sars-Erregers<br />
Die Lungenkrankheit Sars<br />
Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom ist eine durch Coronaviren ausgelöste<br />
Infektionskrankheit. Sie breitete sich in den Jahren 2002 und 2003 weltweit aus.<br />
Coronavirus<br />
Hülle<br />
Proteine<br />
Ansteckung<br />
Tröpfcheninfektion<br />
durch niesende/<br />
hustende Infizierte<br />
wurde vermutlich<br />
vonTieren auf den<br />
Menschen übertragen<br />
Inkubationszeit:<br />
2bis 10 Tage<br />
Gegenwärtig gebe es aber keine Hinweise<br />
für eine fortgesetzte Menschzu-Mensch-Übertragung.<br />
Der Import<br />
einzelner Fälle nach Deutschland<br />
könne nicht ausgeschlossen<br />
werden: „Damit die Ärzte und Gesundheitsbehörden<br />
auf einen solchen<br />
Fall gut vorbereitet sind, haben<br />
wir Empfehlungen für den Umgang<br />
mit Verdachtsfällen veröffentlicht.“<br />
An diesem Mittwoch wollen sich<br />
Experten der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) mit der Lage beschäftigen.<br />
Der aktuelle Virus ist offenbar<br />
eine Variante des Sars-Erregers,<br />
der 2003 ausgehend von China<br />
eine Pandemie mit Hunderten Todesfällen<br />
ausgelöst hatte.Die Mortalitätsrate<br />
wirdjedoch als deutlich geringer<br />
eingeschätzt. Die Symptome<br />
ähneln der bei einer Grippe.<br />
Bundesgesundheitsminister Jens<br />
Spahn (CDU) zeigte sich am Dienstag<br />
zurückhaltend, was die Berichte<br />
Erbgut<br />
ein RNA-Strang<br />
Für die aktuellen Fälle in<br />
Asien, die von einer neuen<br />
Variante des Coronavirus<br />
verursacht werden, liegen<br />
noch keine gesicherten<br />
Erkenntnisse vor. Ansteckung<br />
und Krankheitsverlauf<br />
können sich unterscheiden.<br />
Krankeitsverlauf<br />
1. Woche:<br />
grippeähnliche Symptome<br />
(Fieber,Unwohlsein, Kopfschmerz,<br />
Schüttelfrost)<br />
2. Woche:<br />
Husten, Atemnot,<br />
Lungenentzündung,<br />
Durchfall<br />
Sterblichkeitsrate:<br />
durchschnittlich 11%<br />
aus Asien angeht. Natürlich beobachte<br />
man die Situation in China<br />
aufmerksam und stehe in ständigem<br />
Austausch mit unseren internationalen<br />
Partnern. „Koordiniert wird<br />
die Lagebeobachtung durch das Robert-Koch-Institut.<br />
Wie in solchen<br />
Fällen üblich, werden alle relevanten<br />
Stellen über den aktuellen Sachstand<br />
fortlaufend informiert“, sagte<br />
Spahns Sprecher.<br />
Lungenkrankheit in Asien<br />
x Erkrankungen durch<br />
neues Corona-Virus<br />
STAND 21.1., 14.30 UHR MEZ<br />
CHINA<br />
6bestätigte Todesfälle<br />
THAILAND<br />
2<br />
Bangkok<br />
Unmittelbaren Handlungsbedarf<br />
sieht die SPD-Bundestagsfraktion.<br />
„In Europa wurden bisher zwar<br />
keine von Reisenden eingeschleppten<br />
Fälle bekannt. Durch die Reisewelle<br />
zu den chinesischen Neujahrsfesten<br />
kann sich das aber schnell ändern“,<br />
sagte Bärbel Bas, stellvertretende<br />
Fraktionsvorsitzende. „Daher<br />
ist die Bundesregierung aufgerufen,<br />
hier Vorkehrungen zu treffen. Es ist<br />
Peking<br />
5<br />
258<br />
Wuhan<br />
14<br />
Provinz<br />
Guangdong<br />
5<br />
2<br />
SÜDKOREA<br />
Seoul<br />
Shanghai<br />
Provinz Zhejiang<br />
1<br />
TAIWAN<br />
JAPAN<br />
Tokio<br />
200 km<br />
BLZ/GALANTY (2); QUELLE: RKI, WHO, CHINESISCHE GESUNDHEITSBEHÖRDE, DPA, AFP<br />
1<br />
1<br />
zum Beispiel zu prüfen, ob an Flughäfen,<br />
wie in anderen Ländernweltweit<br />
auch, wegen der neuen Lungenkrankheit<br />
Fieberkontrollen bei der<br />
Einreise aus Wuhan eingeführt werden<br />
sollten.“<br />
Für den Umgang mit Verdachtsfällen<br />
gibt es konkrete Vorbereitungen<br />
und Verfahrenswege.„Die deutschen<br />
Flughäfen sind für den Umgang<br />
mit Verdachtsfällen gut vorbereitet<br />
und stehen mit den<br />
zuständigen Behörden in engem<br />
Kontakt“, sagte eine Sprecherin des<br />
Flughafenverbandes ADV. DieWHO-<br />
Vorschriften würden für Deutschland<br />
fünf Flughäfen vorsehen, die<br />
zum Schutz der öffentlichen Gesundheit<br />
sogenannte Kernkapazitäten<br />
vorhalten müssten: „ImFalle der<br />
Ankunft eines Passagierflugzeuges,<br />
das einen Verdachtsfall an Bord hat,<br />
würde die betreffende Maschine zu<br />
einem dieser Flughäfen umgeleitet.<br />
In Deutschland zählen dazu Hamburg,<br />
Düsseldorf, Frankfurt, München<br />
und Berlin.“<br />
Bisher keine Reisebeschränkungen<br />
Grundsätzlich seien die Gesundheitsbehörden<br />
der Bundesländer zuständig<br />
für die Umsetzung der Maßnahmen.<br />
„Notfallpläne für den Umgang<br />
mit gefährlichen Infektionen<br />
auf deutschen Flughäfen existieren<br />
seit Jahren und haben sich in derVergangenheit<br />
bewährt“, so die Sprecherin<br />
des Flughafenverbandes unterVerweis<br />
auf Erfahrungen etwa mit<br />
Sars,Lassafieber oder der Schweinegrippe.<br />
Bisher gebe es keine angeordneten<br />
Reisebeschränkungen.<br />
Fieberkontrollen an Airports wären<br />
angesichts voneiner Inkubationszeit<br />
vonbis zu zwei Wochen ohnehin nur<br />
vonbegrenzter Wirkung.<br />
Erst waren es nur Einzelfälle, inzwischen<br />
steigt die Zahl gemeldeter<br />
Nachweise von Tag zu Tag<br />
deutlich: Ein neuartiges Virus greift<br />
in Asien um sich. EinÜberblick.<br />
Wie viele Fälle gibt es bisher? Die<br />
Zahl bestätigter Infektionen stieg am<br />
Dienstag auf rund 300. Anfangs war<br />
nur die Metropole Wuhan betroffen,<br />
inzwischen werden vonden chinesischen<br />
Behörden auch Fälle an anderen<br />
Orten gemeldet. Experten des<br />
Imperial College London gehen davon<br />
aus, dass die neue Krankheit<br />
weiter verbreitet ist als bekannt.<br />
Nach ihrer Hochrechnung könnte es<br />
mehr als 1700 Infizierte geben.<br />
Wo liegt der Ursprung des Erregers?<br />
Die ersten Infektionen werden mit<br />
einem inzwischen geschlossenen<br />
Tiermarkt in Wuhan in Verbindung<br />
gebracht. Auch der Sars-Erreger von<br />
2002/2003 war höchstwahrscheinlich<br />
voneinemWildtier auf den Menschen<br />
übergesprungen, angenommene<br />
Quelle sind Schleichkatzen.<br />
Den Behörden sollen bereits eine<br />
Hypothese haben, vonwelcher Tier-<br />
Was weiß man über das neue Virus?<br />
Es gibt keine schützende Impfung<br />
art der neue Erreger auf den Menschen<br />
übergesprungen sein könnte.<br />
Sind andere Länder betroffen? Bestätigte<br />
Infektionen wurden bis Dienstag<br />
aus Taiwan, Thailand, Japan und<br />
Südkorea gemeldet. Alle Erkrankten<br />
waren zuvor in Wuhan. Zudem gibt<br />
es in mehreren Ländern Verdachtsfälle,etwa<br />
auf den Philippinen.<br />
Wasist über die Symptome bekannt?<br />
Nach derzeitigem Wissen sorge das<br />
Virus für Fieber und Symptome einer<br />
Lungenentzündung, erklärte der<br />
<strong>Berliner</strong> Virusforscher Christian<br />
Drosten.„Die oberen Atemwege sind<br />
kaum betroffen, es gibt beispielsweise<br />
keinen Schnupfen.“ Von<br />
Lunge zu Lunge gelangt ein Erreger<br />
schwerer als etwa mit den Tröpfchen<br />
beim Niesen. Eine Impfung oder<br />
eine spezielle Therapie zur Behandlung<br />
der Infektion gibt es nicht, lediglich<br />
die Symptome können mit<br />
Medikamenten abgemildertwerden.<br />
Wie viele Todesfälle sind bekannt?<br />
Bis zum Dienstag waren es sechs.<br />
Beim ersten Opfer handelte es sich<br />
um einen 61-Jährigen, der nach Angaben<br />
chinesischer Behörden auch<br />
an Krebs und einer Lebererkrankung<br />
litt. Daszweite Opfer war ein 69-Jähriger<br />
mit einer Herzerkrankung. Zum<br />
dritten Todesopfer gibt es keine Angaben.<br />
Das vierte Todesopfer ist ein<br />
89-Jähriger, der Diabetes und eine<br />
Herzerkrankung gehabt haben soll.<br />
Zu den zwei zuletzt bestätigten Todesfällen<br />
lagen keine Details vor.<br />
Wie ungewöhnlich ist der Erreger?<br />
Dass ein Virus wie das jetzige Ausbrüche<br />
beim Menschen verursacht,<br />
kommt nach Drostens Einschätzung<br />
alle zehn Jahre vor. Tollwut, HIV,<br />
Mers,Ebola: Diemeisten Infektionskrankheiten<br />
des Menschen stammen<br />
aus dem Tierreich. Als Quelle<br />
neuer Coronaviren gelten unter anderem<br />
Fledermäuse und Flughunde.<br />
Auch Nutztierehaben in der Vergangenheit<br />
Coronaviren auf den Menschen<br />
übertragen. Bei spontanen<br />
Wirtswechseln eines Erregers ist die<br />
Gefahr einer gefährlichen Epidemie<br />
oft größer als bei lange kursierenden,<br />
weil der Mensch keine Antikörper<br />
gegen den neuen Erreger hat. (dpa)<br />
Biowetter:<br />
Belastung<br />
Bluthochdruck schwach<br />
Kopfschmerzen schwach<br />
Schlafstörungen schwach<br />
Rheumaschmerzen schwach<br />
Atemwegsbeschwerden schwach<br />
Pollenflug:<br />
Hasel<br />
Erle<br />
Pappel<br />
Weide<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute scheint die Sonne bei stark bewölktem bis bedecktem Himmel selten.<br />
Die Höchsttemperaturen belaufen sich auf 6bis 8Grad, und der<br />
Wind weht schwach bis mäßig aus Nordwest. In der Nacht sorgt Nebel für<br />
eingeschränkte Sichtverhältnisse. Örtlich schimmern die Sterne durch.<br />
Dabei fallen die Tiefsttemperaturen auf 1bis minus 1Grad.<br />
schwach<br />
schwach<br />
keine<br />
keine<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 7Grad.<br />
Wind: schwach aus Nordwest.<br />
Wittenberge<br />
3°/8°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
1°/7° 2°/7°<br />
Luckenwalde<br />
0°/6°<br />
Cottbus<br />
0°/6°<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Sonnabend<br />
wolkig sonnig bedeckt<br />
1°/5° -2°/5° 0°/4°<br />
Prenzlau<br />
2°/8°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
2°/6°<br />
Hoch Ekart reicht weiterhin vom Seegebiet westlich von Irland bis zum Balkan.<br />
Sein Gegenspieler ist Tief Joyce über Nordwestrussland. Mit nordwestlichen<br />
Winden dominiert bei uns mäßig kühle Meeresluft. Über Nordwesteuropa dringt<br />
hingegen bereits wieder sehr milde Luft ostwärts vor.<br />
Köln<br />
-1°/4°<br />
Sylt<br />
3°/8°<br />
Saarbrücken<br />
-2°/5°<br />
Hannover<br />
0°/7°<br />
Konstanz<br />
-3°/4°<br />
Hamburg<br />
2°/7°<br />
Erfurt<br />
-2°/3°<br />
Frankfurt/Main<br />
-1°/5°<br />
Stuttgart<br />
-3°/5°<br />
Rostock<br />
3°/8°<br />
Magdeburg<br />
-1°/5°<br />
Nürnberg<br />
-5°/4°<br />
München<br />
-2°/6°<br />
Rügen<br />
2°/7°<br />
Dresden<br />
0°/5°<br />
Deutschland: Heute gibt es sonnige<br />
Phasen, zeitweise aber auch Wolken,<br />
und die Temperaturen klettern am<br />
Tage auf 3bis 8Grad. Nachts sinken<br />
die Wertedann auf 2bis minus<br />
3Grad. Der Wind weht nur schwach<br />
aus nordwestlichen Richtungen. Morgen<br />
gibt es zeitweise Sonnenschein,<br />
ab und zu aber auch Wolken, und es<br />
sind Höchstwerte von 3bis 6Grad<br />
zu erwarten. Der Wind weht schwach<br />
aus Südost.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 40 cm<br />
Harz bis 5cm<br />
Erzgebirge bis 20 cm<br />
Bayerische Alpen bis 190 cm<br />
Mondphasen: 24.01. 02.02. 09.02. 15.02.<br />
Sonnenaufgang: 08:03 Uhr Sonnenuntergang: 16:32 Uhr Mondaufgang: 06:15 Uhr Monduntergang: 14:04 Uhr<br />
Lissabon<br />
13°<br />
Las Palmas<br />
18°<br />
Madrid<br />
11°<br />
Reykjavik<br />
8°<br />
Dublin<br />
10°<br />
London<br />
9°<br />
Paris<br />
6°<br />
Bordeaux<br />
13°<br />
Palma<br />
17°<br />
Algier<br />
21°<br />
Nizza<br />
15°<br />
Trondheim<br />
4°<br />
Oslo<br />
0°<br />
Stockholm<br />
6°<br />
Kopenhagen<br />
6°<br />
Berlin<br />
7°<br />
Mailand<br />
9°<br />
Tunis<br />
16°<br />
Rom<br />
14°<br />
Warschau<br />
7°<br />
Wien<br />
7° Budapest<br />
4°<br />
Palermo<br />
16°<br />
Kiruna<br />
-11°<br />
Oulu<br />
-2°<br />
Dubrovnik<br />
12°<br />
Athen<br />
14°<br />
St. Petersburg<br />
2°<br />
Wilna<br />
6°<br />
Kiew<br />
3°<br />
Odessa<br />
8°<br />
Varna<br />
9°<br />
Istanbul<br />
8°<br />
Iraklio<br />
15°<br />
Archangelsk<br />
-2°<br />
Moskau<br />
2°<br />
Ankara<br />
2°<br />
Antalya<br />
17°<br />
Acapulco 33° heiter<br />
Bali 25° Schauer<br />
Bangkok 33° heiter<br />
Barbados 26° heiter<br />
Buenos Aires 29° heiter<br />
Casablanca 16° Schauer<br />
Chicago 1° bewölkt<br />
Dakar 27° wolkig<br />
Dubai 25° sonnig<br />
Hongkong 22° bewölkt<br />
Jerusalem 7° heiter<br />
Johannesburg 31° wolkig<br />
Kairo 15° wolkig<br />
Kapstadt 25° wolkig<br />
Los Angeles 16° heiter<br />
Manila 30° heiter<br />
Miami 21° heiter<br />
Nairobi 28° wolkig<br />
Neu Delhi 21° sonnig<br />
New York 3° sonnig<br />
Peking 3° heiter<br />
Perth 25° heiter<br />
Phuket 34° heiter<br />
Rio de Janeiro 25° bewölkt<br />
San Francisco 14° wolkig<br />
Santo Domingo 28° Gewitter<br />
Seychellen 29° heiter<br />
Singapur 35° heiter<br />
Sydney 33° sonnig<br />
Tokio 10° bewölkt<br />
Toronto 1° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 3 *<br />
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Seite 3<br />
Der 60-jährige Jörg Drews ist ein<br />
großer Mann mit festem Händedruck<br />
und misstrauischem Blick.<br />
In Bautzen nennen sie den Baulöwen,<br />
der nach der Wende eine beeindruckende<br />
Unternehmerkarriere hingelegt hat,<br />
den heimlichen König der Stadt. Sein Unternehmen<br />
gehörtzuden drei größten Arbeitgebern<br />
inder Region und sponsert Sozialeinrichtungen,<br />
Kinder- und Kulturunternehmungen<br />
sowie den örtlichen Fußballverein.<br />
Doch Drews polarisiert auch, manche sind<br />
sogar der Meinung, er spalte die Stadt: Dieeinen<br />
halten ihn für mutig und aufrecht, weil er<br />
unbequeme Meinungen vertritt; andere sehen<br />
in ihm einen gefährlichen Rechtspopulisten,<br />
der angeblich das politische Klima in der<br />
Stadt vergiftet.<br />
Seit vergangenem Sommer ist Drews’ Unternehmen<br />
Hentschke Bau wiederholt Ziel<br />
von Brandanschlägen vermutlich linksextremer<br />
Täter gewesen. Erst vergangene Woche,<br />
in der Nacht zum Donnerstag, wurden auf einer<br />
Baustelle in Leipzig zwei Brandsätze an<br />
Baggernder Firmaentdeckt. ZumGlück hatten<br />
sie nicht gezündet. An der betroffenen<br />
Baustelle erneuertHentschke Bauderzeit sieben<br />
Eisenbahnbrücken. Mit steigenden Mieten<br />
und Gentrifizierung –zwei Themen, die<br />
die Messestadt gerade aufwühlen –hat das<br />
wenig zu tun. Es scheint also um die Firmazu<br />
gehen. Undumderen Chef JörgDrews: In Bekennerschreiben<br />
zu früheren Anschlägen warendie<br />
Angriffe unter anderem damit begründet<br />
worden, dass Drews ein Großspender der<br />
AfD war und damit, in der kruden Logik mancher<br />
Ideologen, ein Faschist sei.<br />
Es gebe somit einiges zu bereden mit dem<br />
Bautzener. Das aber ist nicht so einfach,<br />
Drews meidet Journalisten. Er wirft den Medien<br />
eine undifferenzierte Berichterstattung<br />
vor, die ihn in eine rechte Ecke stelle, woer<br />
sich selbst nicht sieht. Schließlich, nach wochenlangen<br />
Vorgesprächen, erklärt er sich<br />
doch bereit zu einem Gespräch in der Bautzener<br />
Firmenzentrale.Esgibt belegte Brötchen,<br />
Kaffee und Wasser. Der Betriebsratsvorsitzende<br />
Mirko Wappler ist dabei, Thomas Alscher,<br />
Teilhaber und Mitgeschäftsführer bei<br />
Hentschke Bau, und ein Pressesprecher. Das<br />
Aufgebot soll offenbar Zusammenhalt und<br />
Solidarität im Unternehmen demonstrieren.<br />
Besuch vomMinisterpräsidenten<br />
„Inden Medien wirdoft der Eindruck verbreitet,<br />
den linken Gruppen geht es nur um<br />
mich“, sagt Drews.„Aber vonden Anschlägen<br />
ist doch die ganze Firma betroffen. Wenn da<br />
ein Fahrzeug ausbrennt, dann trifft es direkt<br />
den Mitarbeiter,der es tagtäglich bewegt und<br />
pflegt.“ Sein Geschäftspartner Alscher pflichtet<br />
ihm bei: Vergangene Woche erst habe<br />
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer<br />
Hentschke Baubesucht, der CDU-Politiker<br />
habe just auf dem gleichen Stuhl gesessen,<br />
wo jetzt der Reporter sitze. „Der Ministerpräsident<br />
hat gesagt, dass er hinter der Firma<br />
stehe,auch wenn er nicht jede politische Ansicht<br />
ihres Chefs teile“, sagt Alscher.„Unddass<br />
es nicht sein kann, wenn Menschen, die ihre<br />
Meinung sagen, angefeindet werden.“<br />
In dem Gespräch geht Drews sofortinVerteidigungsposition.<br />
Er sei bestimmt kein Faschist,<br />
erklärtDrews.„Ichbin zum Beispiel gegen<br />
Manöver wie das gerade bevorstehende,<br />
bei dem große US-Verbände nach Osteuropa<br />
verlegt werden und dabei Sachsen durchqueren.<br />
Ichmöchte eine lebenswerte Welt hinterlassen<br />
für unsereNachkommen, weshalb wir<br />
in unserer Firmaauch großen Wert auf Nachhaltigkeit<br />
legen. Ichbin auch Nebenerwerbslandwirt,<br />
gehe sehr sorgsam mit meinen Tieren<br />
um. Und ich habe wahrscheinlich mehr<br />
Bäume gepflanzt in meinem Leben als die,die<br />
mich angreifen.“ Drews hat sich ein wenig in<br />
Rage geredet. Er möchte gelassen wirken,<br />
doch unter der Oberfläche, das spürt man,<br />
brodelt es. „Ich komme mit denen nicht ins<br />
Gespräch, die über mich reden. Egal, ob ich<br />
historische Persönlichkeiten mit ihren Aussagen<br />
zitiere oder ob ich grüne Positionen vertrete<br />
–meine Kritiker bilden sich ein Urteil<br />
und stempeln mich ab,immer in deren Sinne<br />
und entsprechend undifferenziert. Das ist<br />
doch kein demokratischer Diskurs. Eskann<br />
doch nicht sein, dass mir und meinen Mitarbeitern<br />
und damit der Gesellschaft wirtschaftliche<br />
Nachteile entstehen und dass<br />
Menschen gefährdet werden, weil ich meine<br />
Meinung sage.“<br />
Drews,der zu DDR-Zeiten Taktstraßenleiter<br />
im DDR-Wohnungsbaukombinat war,<br />
hatte 1992 die traditionsreiche, gleichwohl<br />
damals finanziell marode Firma Hentschke<br />
Bau übernommen und sie Stück für Stück<br />
zum bundesweit wichtigsten ostdeutschen<br />
Bauunternehmen mit eigenem Betonfertigteilwerkaufgebaut.<br />
Heute setzt die Firmamit<br />
ihren 700 Beschäftigten jährlich um die 150<br />
Millionen Euro um. Im vergangenen Jahr registrierte<br />
das Unternehmen mit 230 Millionen<br />
Euro ein so hohes Auftragsvolumen wie noch<br />
nie. Derzeit arbeiten Mitarbeiter der Firma<br />
Hentschke auf 60 Baustellen im gesamten<br />
Im November 2019 wurden auf dem Betriebsgelände von HentschkeBau mehrere Fahrzeuge angezündet.<br />
Auf das Unternehmen Hentschke Bau aus Bautzen wurden mehrere<br />
Anschläge verübt. In Bekennerschreiben begründen mutmaßlich<br />
linksextreme Täter die Attacken mit der Nähe des Firmenchefs zur AfD –<br />
der sieht sich verleumdet und seine Mitarbeiter in Gefahr<br />
Bundesgebiet. Hentschke Bauist spezialisiert<br />
auf Brücken, aber auch der schlüsselfertige<br />
Bau von Wohn- und Gesellschaftsbauten sowie<br />
der Fassadenbau gehören zum Portfolio<br />
des Unternehmens. InBerlin hat die Firma<br />
unter anderem exklusive Wohnhäuser in<br />
Prenzlauer Berg errichtet und die Fassade eines<br />
Bürohauses am Humboldthafen gestaltet.<br />
Hinzu kommt das politische Engagement<br />
von Jörg Drews: Bei der Kommunalwahl im<br />
Sommer holte er die meisten Stimmen in<br />
Bautzen und sitzt seitdem für die Sammlungsbewegung<br />
Bürgerbündnis Bautzen im<br />
Stadtrat. „Herr Drews ist ein fleißiger Mann,<br />
der mit innovativen Ideen und ansteckendem<br />
Elan sich und seine Firma nach oben<br />
gearbeitet hat“, lobt ihn sein Co-Geschäftsführer<br />
Alscher.„Und der seine eigene, nicht<br />
immer bequeme Meinung vertritt. Aber Herr<br />
Drews ist definitiv niemand, der Hass oder<br />
Hetzeverbreitet.“<br />
Es gibt einige Bautzener, die das nicht so<br />
sehen. Claus Gruhl etwa, Stadtrat von den<br />
Grünen, wirft dem Firmenchef in <strong>Zeitung</strong>sinterviews<br />
vor, wiederholt gegen Migranten,<br />
die EU, das politische System und die „Lügenpresse“<br />
gehetzt zu haben. Und auch der<br />
Oberbürgermeister Alexander Ahrens von<br />
der SPD räumt ein, dass Drews mit seinen<br />
politischen Äußerungen in der Stadt nicht<br />
unumstritten sei.<br />
In der linksradikalen Szene ist das Urteil<br />
über den Bauunternehmer eindeutig. In den<br />
Auf<br />
Angriff<br />
VonAndreas Förster,Bautzen<br />
Firmenchef Jörg Drews.<br />
auf der linkenWebseite indymedia veröffentlichten<br />
Bekennerschreiben zu den Anschlägen<br />
auf das Unternehmen wird Drews nicht<br />
nur als Profiteur eines Gefängnisneubaus<br />
beschimpft, sondern auch als AfD-Förderer,<br />
der sich zudem auf rechten Veranstaltungen<br />
herumtreibe.„Es verwundert nicht, dass gerade<br />
Faschisten wie Drews den Bau von<br />
Knästen unterstützen und sich dabei noch<br />
einiges in die Taschen stecken können“,<br />
heißt es in der Erklärung.<br />
Dererste Angriff hatte der Baustelle für einen<br />
Gefängnisneubau in Zwickau-Marienthal<br />
gegolten. Hentschke Bau liefert dorthin<br />
Betonteile für die sechs Meter hohe und<br />
mehr als einen Kilometer lange Mauer,während<br />
ein Partnerunternehmen aus Rodewisch<br />
die Tiefbauarbeiten ausführt. In der<br />
Nacht zum 19. August setzten Unbekannte<br />
auf der Baustelle fünf Bagger und einen Rad-<br />
PA/OBS HENTSCHKE BAU GMBH<br />
IMAGO IMAGES<br />
lader in Brand. Die Fahrzeuge gehörten jedoch<br />
alle der Rodewischer Firma, dabei sollten<br />
mit dem Attentat eigentlich –das belegt<br />
das Bekennerschreiben –beide Unternehmen<br />
getroffen werden.<br />
Zweieinhalb Monate später gingen die<br />
unbekannten Täter auf Nummer sicher: In<br />
der Nacht zum 5. November, kurz nach 1<br />
Uhr, schlichen sie sich auf das Betriebsgelände<br />
von Hentschke Bau inder Bautzener<br />
Zeppelinstraße und steckten mehrere Fahrzeuge<br />
in Brand. „Das hätte ein Inferno geben<br />
können, wenn der Brand nicht so schnell bemerkt<br />
worden wäreund die Feuerwehr nicht<br />
so umsichtig gehandelt hätte“, sagt Alscher.<br />
Er hat mehrerePapiereauf dem Tischausgebreitet<br />
und erklärt auf einem Lageplan, wie<br />
dramatisch die Situation war.„DieTäter hatten<br />
unter anderem an einer Zugmaschine<br />
Feuergelegt, die unweit vonzweiTankstellen<br />
und einer Reparaturhalle stand. Wenn das<br />
Feuerdorthin übergegriffen hätte,wäreeszu<br />
einer Katastrophe gekommen“, ist er sicher.<br />
Trotz des schnellen Eingreifens der Feuerwehr<br />
seien mehrere Fahrzeuge schwer beschädigt<br />
worden. Der Schaden, soAlscher,<br />
liege bei knapp einer halben Million Euro.<br />
Zehn Tage später brannte wieder ein<br />
Fahrzeug von Hentschke Bau. Am frühen<br />
Morgen des 15. November hatten Unbekannte<br />
einen Caddy der Firma inBrand gesetzt,<br />
der wertvolle Vermessungstechnik an<br />
Bord hatte. Das Auto mit dem Firmenlogo<br />
stand mitten in einem Wohngebiet in der<br />
Dresdner Neustadt. Der Schaden: rund<br />
60 000 Euro.<br />
„Wir wissen nicht, wer die Täter waren,<br />
ein Bekennerschreiben gibt es hierzu –im<br />
Gegensatz zu den anderen Fällen –nicht“,<br />
sagt Alscher. Ein Trittbrettfahrer könne es<br />
sein, mutmaßt er, denn in linken Kreisen<br />
gelte Hentschke Bau als rechte Firma. „Wir<br />
hatten schon den Fall, dass an einem unseren<br />
Autos unter dem Scheibenwischer ein<br />
Zettel klemmte mit der Aufschrift ‚Diese<br />
Firmagehörteinem Fascho‘.“ Auch Betriebsratschef<br />
Wappler hört von seinen Kollegen<br />
ähnliche Vorfälle. „Es kommt vor, dass unsereKollegen<br />
auf Baustellen beschimpft und<br />
angepöbelt werden“, sagt er.„In Dresden haben<br />
wir erleben müssen, dass Steine über<br />
Bauzäune auf Fahrzeugegeworfen und Baucontainer<br />
beschmiertwurden.“<br />
Drews sagt, es enttäusche ihn, dass Politik<br />
und Öffentlichkeit nicht entschiedener und<br />
lautstärker auf die Attacken gegen seine<br />
Firma reagieren. „Wir haben viele Mails und<br />
Anrufe von Bautzener Bürgern erhalten, die<br />
uns beistehen wollten“, erzählt er. Manche<br />
hätten sogar angeboten, nachts um das Firmengelände<br />
zu patrouillieren. „Von der Politik<br />
hätte ich mir mehr Zuspruch gewünscht.“<br />
Dass dies nicht geschieht, habe aus Sichtvon<br />
Co-Geschäftsführer Alscher auch mit den<br />
Medien und politischen Widersachern im<br />
Bautzener Stadtrat zu tun. Diese würden<br />
Drews auf seine mitunter unbequemen Ansichten<br />
reduzieren.<br />
2017 hatte Drews der sächsischen AfD<br />
19 500 Euro gespendet. DiePartei sei damals<br />
noch in sehr weiten Teilen von den wirtschaftsliberalen<br />
und gesellschaftskonservativen<br />
Überlegungen von Bernd Lucke und<br />
Frauke Petry geprägt gewesen, begründet<br />
Drews das heute.„Da wurden Ansichten vertreten,<br />
die ich teile.Und außerdem gibt es in<br />
einer bürgerlichen Gesellschaft keine Verbote,<br />
eine demokratische Partei zu unterstützen.“<br />
Auch wenn er sich den wertkonservativen<br />
Kreisen in der CDU näher fühle, ist<br />
fürihn dieAfD-Spende aus dem Jahr 2017 in<br />
der Retrospektivekein Fehler gewesen.<br />
Undwie ist es mit seinem finanziellen Engagement<br />
bei der in Bautzen publizierten<br />
Zeitschrift Denkste mit, deren Machern er<br />
vor zwei Jahren eine „einmalige Anschubfinanzierung“<br />
gewährt habe? Er stehe für ein<br />
breites Medien- und Meinungsangebot ein,<br />
sagt Drews dazu. „Ich habe was gegen Denkverbote<br />
und mediale Bevormundung. Ein<br />
breites Meinungsbild muss doch möglich<br />
sein in einer demokratischen Gesellschaft,<br />
um den Menschen auch andere Perspektiven<br />
zuöffnen.“ Und: „Ich nehme keinerlei<br />
Einfluss auf das,was da geschrieben wird.“<br />
Verschwörungstheorien<br />
DiePerspektiven jedoch, die das halbjährlich<br />
erscheinende Magazin seinen Lesern öffnet,<br />
unterscheiden sich kaum von den populistischen<br />
und rassistischen Tönen der Neuen<br />
Rechten. Es wird gegen die Flüchtlingspolitik<br />
der Bundesregierung gehetzt, vor der angeblich<br />
massenhaften Verseuchung der Bevölkerung<br />
durch die von Flugzeugen versprühten<br />
Chemtrails gewarnt und die antisemitische<br />
Verschwörungstheorie verbreitet, wonach<br />
der jüdische US-Milliardär George Soros Europa<br />
in einen Bürgerkrieg treiben will. Als„Informationsquellen<br />
für eine individuelle Meinungsbildung“<br />
empfiehlt das Heft auf seiner<br />
letzten Seite zudem rechte Medien wie Compact,<br />
Junge Freiheit und die Publikationen des<br />
KoppVerlags.<br />
Washält er von diesen Artikeln in der von<br />
ihm unterstützten Zeitschrift? „Herr Drews ist<br />
nicht verantwortlich für die Inhalte der Zeitschrift“,<br />
ruft der Pressesprecher dazwischen.<br />
Es wäredaher besser,wenn Herr Drews dazu<br />
nichts sagt. Der Firmenchef wiegt seinen<br />
Kopf, sagt dann, er wolle sich nicht aufs Glatteis<br />
führen lassen. Aber da habe es ja vor ein<br />
paar Jahren auch mal einenWelt-Artikel gegeben<br />
über Chemikalien, die von Flugzeugen<br />
versprüht werden… Dann bricht Drews ab,<br />
mehr will er doch nicht sagen.<br />
Der Weg hinaus aus der Firmenzentrale<br />
führtdurch den Wartebereich mitroten Sesseln.<br />
Aufeinem Tisch liegen Broschüren und<br />
Zeitschriften über Bauen und Architektur.<br />
Daneben finden sich zusammengeheftete<br />
Kopien von <strong>Zeitung</strong>sartikeln, in denen der<br />
Klimawandel geleugnet wird. Auch ein Bestellkatalog<br />
des rechten Kopp Verlages liegt<br />
aus, der Bücher über die „Klima-Diktatur“<br />
und die angeblich schleichende Islamisierung<br />
Deutschlands offeriert. Interviewbände<br />
mit Thüringens AfD-Chef Björn Höcke und<br />
Italiens rechtspopulistischem Ex-Innenminister<br />
Matteo Salvini kann man dort ebenfalls<br />
bestellen.<br />
Andreas Förster brauchte einen langenAtem,<br />
um mit dem Bauunternehmer<br />
Drews sprechen zu können.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Thüringer Linkehält<br />
an Wahl Ramelows fest<br />
DieLinke in Thüringen hält an der<br />
Anfang Februar geplanten Wahl von<br />
Bodo Ramelowzum Ministerpräsidenten<br />
im Landtag fest. „Wir werden<br />
die Wahl nicht verschieben. Wenn<br />
die CDU stabile Verhältnisse will,<br />
dann muss sie sich im dritten Wahlgang<br />
enthalten“, sagte Parteichefin<br />
Susanne Hennig-WellsowamDienstag<br />
der Deutschen Presse-Agentur.<br />
CDU-Partei- und Fraktionschef<br />
Mike Mohring hatte eine Verschiebung<br />
der Wahl verlangt, um Rechtssicherheit<br />
angesichts der fehlenden<br />
Mehrheit vonRot-Rot-Grün zu<br />
schaffen. DemDreierbündnis fehlen<br />
vier Stimmen im Parlament. Nach<br />
bisherigen Plänen soll Ramelowam<br />
5. oder 6. Februar gewählt werden.<br />
Türkeibelegt 74 Deutsche<br />
mit Ausreisesperre<br />
DieAnzahl der deutschen Staatsbürger,die<br />
aufgrund vonAusreisesperreninder<br />
Türkei festsitzen, ist gestiegen.<br />
DerBundesregierung seien zurzeit<br />
74 solcher Fälle bekannt, teilte<br />
das Auswärtige Amt auf Anfrage mit.<br />
Ende August war noch von38deutschen<br />
Staatsbürgerndie Rede gewesen,<br />
die die Türkei aufgrund von<br />
Ausreisesperren nicht verlassen dürfen.<br />
Im November waren 55 Bundesbürger<br />
betroffen. Nicht bekannt sind<br />
die Hintergründe der verhängten<br />
Ausreisesperren. (dpa)<br />
Kritik an Lambrechts<br />
Kinderrechtsplänen<br />
Justizministerin Lambrecht will Kinderrechte<br />
ins Grundgesetz aufnehmen. DPA<br />
DiePläne vonBundesjustizministerinChristine<br />
Lambrecht (SPD) zur<br />
Aufnahme vonKinderrechten ins<br />
Grundgesetz erfüllen nach Einschätzung<br />
vonBundestagsexperten nicht<br />
die internationalenVorgaben zur<br />
Besserstellung vonKindern. DerVorschlag<br />
bleibe bezüglich der Beteiligungs-<br />
und Mitspracherechte der<br />
Kinder hinter den völkerrechtlichen<br />
Staatenverpflichtungen aus Artikel 12<br />
der UN-Kinderrechtskonvention zurück,<br />
heißt es in einem Gutachten des<br />
Wissenschaftlichen Dienstes des<br />
Bundestags,das der Deutschen<br />
Presse-Agentur vorliegt. Grüne und<br />
Linke sehen sich durch das Gutachten<br />
in ihrer Kritik bestätigt und forderten<br />
am Dienstag deutlich weitreichendereFormulierungen<br />
zugunsten<br />
der Kinder im Gesetzentwurf. (dpa)<br />
Ex-Interpol-Chef Meng muss<br />
mehr als 13 Jahre in Haft<br />
Derehemalige Chef der internationalen<br />
Polizeiorganisation Interpol<br />
Meng Hongwei ist in China wegen<br />
Korruption zu 13 Jahren und sechs<br />
Monaten Haft verurteilt worden. Das<br />
teilte ein Gericht in der ostchinesischen<br />
Stadt Tianjin am Dienstag mit.<br />
Zudem muss der Verurteilte eine<br />
Geldstrafe in Höhe vonzweiMillionenYuan<br />
(etwa 260 000 Euro)zahlen.<br />
Meng Hongwei wurde im Herbst<br />
2018 in China festgenommen. Damals<br />
war er vomInterpol-Sitz in<br />
Frankreich in seine Heimat gereist<br />
und dort„unter Aufsicht“ genommen<br />
worden. DieArt und Weise,wie<br />
der chinesische Interpol-Chef ohne<br />
vorherige Ankündigung aus dem<br />
Verkehr gezogen wurde,hatte internationale<br />
Kritik ausgelöst. (dpa)<br />
Das Rededuell<br />
US-Präsident Trump eröffnet Weltwirtschaftsforum. Greta Thunberg verschärft Toninder Klimadebatte<br />
VonBenedikt von Imhoff und Jürgen Bätz<br />
US-Präsident Donald<br />
Trump und Klimaaktivistin<br />
Greta Thunberg<br />
haben sich in Davos ein<br />
Fernduell um den Klimaschutz geliefert.<br />
„Wir müssen die ewigen Propheten<br />
des Untergangs und die Vorhersagen<br />
einer Apokalypse ablehnen“,<br />
sagte Trump am Dienstag bei<br />
der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums<br />
(WEF). „Dies ist keine<br />
Zeit für Pessimismus, dies ist eine<br />
Zeit für Optimismus“, sagte er. Man<br />
dürfe sich nicht vonden Schwarzsehern<br />
beeinflussen lassen. Thunberg<br />
und andere Aktivisten mahnten dagegen<br />
sofortiges Handeln an.<br />
„Unser Haus brennt noch immer.<br />
Eure Untätigkeit heizt die Flammen<br />
stündlich an“, rief Thunberg den<br />
Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft zu.„Wir sagen euch<br />
immer noch, dass ihr in Panik geraten<br />
und so handeln sollt, als ob ihr<br />
eure Kinder über alles liebt.“ Sie kritisierte,<br />
„leere Worte und Versprechen“<br />
sollten den Eindruck erwecken,<br />
dass etwas für das Klima getan<br />
werde, sie brächten aber nichts gegen<br />
die Klimakrise.<br />
Merkel kommt am Donnerstag<br />
Trump und Thunbergsprachen kurz<br />
nacheinander in unterschiedlichen<br />
Räumen. Die 17-jährige Schwedin<br />
hatte sich vorihrer Rede den Auftritt<br />
des US-Präsidenten im Publikum<br />
angehört. EinTreffen der beiden galt<br />
aber als ausgeschlossen.<br />
Trump nahm weder das Wort Klimawandel<br />
noch den Namen Thunberg<br />
inden Mund. Die USA hätten<br />
Wachstum, Kreativität und die Bereitschaft,<br />
jeder Herausforderung zu begegnen,<br />
betonte er.Trump hatte früher<br />
den Klimawandel einen „Scherz“<br />
genannt. Davonist er mittlerweile abgerückt.<br />
Aber er bezweifelt immer<br />
noch, dass die Klimaveränderungen<br />
menschengemacht sind. Auch Prognosen<br />
zu drastischen Auswirkungen<br />
des Klimawandels stellt er infrage.<br />
Grünen-Chef Robert Habeck<br />
nannte Trumps Rede ein Desaster<br />
für die Konferenz. Nach dem Auftritt<br />
des US-Präsidenten sei„noch klarer“<br />
zu sehen, dass die Richtung gewechselt<br />
werden müsse: „Wir müssen den<br />
Kampf mit Donald Trump aufnehmen,<br />
er steht auf der anderen Seite.“<br />
Die Hilfsorganisation Oxfam betonte:<br />
Es sei beschämend, dass der<br />
Präsident eine Verkaufsrede für die<br />
amerikanische Öl- und Gasindustrie<br />
halte, statt Bedrohungen des Klimanotstands<br />
zu begegnen.<br />
Greta Thunberg hörte US-Präsident Donald Trump in Davos.<br />
„Es ist das erste Mal,<br />
dass die Wirtschaft<br />
den Tonangibt und die Regierungen<br />
hinterherhinken.“<br />
Oliver Bäte, Allianz-Vorstandschef,<br />
kritisiertdie seiner Meinung nach lahmen Bemühungen der Politik gegenden Klimawandel.<br />
Eile und Blockade<br />
Trump traf sich auch mit EU-<br />
Kommissionspräsidentin Ursula von<br />
der Leyen. Danach teilte das Weiße<br />
Haus mit, beide Seiten seien sich einig,<br />
globalen Herausforderungen wie<br />
„Chinas unfairen Handelspraktiken“<br />
gemeinsam zu begegnen. DieUS-Regierung<br />
erwarte „in naher Zukunft<br />
messbare Fortschritte“ beim Abschluss<br />
eines Handelsabkommens.<br />
Vonder Leyen zeigte sich einer Mitteilung<br />
zufolge „überzeugt, dass wir<br />
uns auf eine positive US-EU-Agenda<br />
für Handel, Technologie,Energie und<br />
vieles mehr einlassen können“. Angela<br />
Merkel wirdTrump nicht begegnen:Wenn<br />
er am Mittwoch abreist, ist<br />
die Kanzlerin noch nicht da.<br />
Trump lobte in seiner Rede die<br />
gute Wirtschaftsentwicklung und<br />
niedrige Arbeitslosigkeit in den USA,<br />
die er auf seine Politik zurückführte.<br />
„Amerika wächst und gedeiht, und<br />
ja: Amerika gewinnt wieder wie niemals<br />
zuvor“, sagte Trump. ImVergleich<br />
zu derVorgängerregierung mit<br />
geringem Wachstum und stagnierenden<br />
oder fallenden Löhnen sei<br />
die Entwicklung nun „spektakulär“.<br />
Für die Zukunft prognostizierte er<br />
„gewaltige“ Chancen für die US-<br />
Wirtschaft. Er pries auch die Beziehungen<br />
zu China nach Abschluss eines<br />
ersten Handelsdeals. „Unsere<br />
Beziehungen zu China sind besser<br />
als je zuvor“, sagte Trump. VergangeneWoche<br />
hatten die USA ein lange<br />
verhandeltes erstes Abkommen mit<br />
Peking für neue Bedingungen im bilateralen<br />
Handel geschlossen.<br />
China will offene Märkte<br />
Chinas Vizeministerpräsident Han<br />
Zheng machte sich in Davosfür Globalisierung<br />
und offene Märkte stark.<br />
„Unilaterale und protektionistische<br />
Praktiken, die gegen den weltweiten<br />
Trend laufen, führen nirgendwo<br />
hin“, sagte er,ohne die konfrontative<br />
Handelspolitik von Trump direkt zu<br />
nennen. Er versprach mehr Marktzugang<br />
für ausländische Unternehmen:<br />
„China wird sich der Welt weiter<br />
öffnen.“ Er begrüßte das Teilabkommen<br />
über die erste Phase im<br />
Handelskonflikt mit den USA als„gut<br />
für China, gut für die USA und gut für<br />
die Welt“. Die zugesagten zusätzlichen<br />
Einfuhren von US-Waren nach<br />
China würden nicht zu Lasten andererHandelspartner<br />
gehen.<br />
Im Mittelpunkt des viertägigen<br />
Treffens in den Schweizer Alpen mit<br />
rund 3000 Teilnehmern aus Wirtschaft,<br />
Politik und Gesellschaft stehen<br />
der Kampf gegen den Klimawandel<br />
sowie Krisen etwa im Nahen<br />
Osten und in Libyen. (dpa)<br />
Die Impeachment-Verhandlung im US-Senat beginnt mit einem Eklat. Demokraten sprechen von nationaler Schande<br />
VonKarlDoemens, Washington<br />
Es ist das dritte Impeachment-<br />
Verfahren seit der Gründung der<br />
USA. Doch wenn es nach demWillen<br />
der Republikaner geht, wird esder<br />
kürzeste derartige Prozess in der<br />
amerikanischen Geschichte sein<br />
und möglicherweise schon nächste<br />
Woche mit einem Freispruch von<br />
Donald Trump enden. Entsprechend<br />
massiv ist der Protest der Demokraten.<br />
„Das ist kein Prozess, sondern<br />
eine Vertuschungsaktion und eine<br />
nationale Schande“, wetterte deren<br />
Senats-Anführer Chuck Schumer am<br />
Dienstag. Den republikanischen<br />
Mehrheitsführer in der Kammer,<br />
Mitch McConnell, bezichtigte er, die<br />
Demokratie zu untergraben.<br />
Erbitterte Wortgefechte<br />
Wenige Stunden vor der für den<br />
Dienstagnachmittag (US-Zeit) angesetzten<br />
ersten Verhandlung des Senats<br />
hatte McConnell eine extrem rigide<br />
Geschäftsordnung vorgelegt.<br />
Dem Papier zufolge sollen Anklage<br />
und Verteidigung des Präsidenten<br />
nur jeweils 24 Stunden an zwei aufeinanderfolgenden<br />
Tagen für den Vortrag<br />
ihrer Argumente bekommen.<br />
Dann können 16 Stunden Fragen gestellt<br />
werden. Da die Sitzungen wegen<br />
anderweitiger Verpflichtungen<br />
des Vorsitzenden Richters John Roberts<br />
grundsätzlich erst mittags beginnen,<br />
würden damit große Teile<br />
der Verhandlungen in die Nacht und<br />
den frühen Morgen verschoben.<br />
Noch dramatischer sind die vorgesehenen<br />
Beschränkungen bei der<br />
Beweiserhebung und der Zeugenbefragung.<br />
So sollen die Erkenntnisse<br />
der Anhörungen durch das<br />
Repräsentantenhaus nicht automatisch<br />
in den Prozess einfließen. Vielmehr<br />
muss der Senat die Zulassung<br />
von Dokumenten ausdrücklich beschließen.<br />
Da die Republikaner<br />
über eine Mehrheit von 53 zu 47<br />
Stimmen verfügen, könnten sie das<br />
blockieren. Auch der Wunsch der<br />
Demokraten nach der Anhörung<br />
von Zeugen, die bei den Anhörungen<br />
des Repräsentantenhauses<br />
noch nicht bekannt waren oder<br />
durch einen Maulkorb des Weißen<br />
Hauses an der Aussage gehindert<br />
wurden, wird vorerst abgeblockt:<br />
McConnell will darüber erst zu einem<br />
späteren Zeitpunkt abstimmen<br />
lassen.<br />
Die erste Sitzung des Senats am<br />
Dienstag begann daher mit erbitterten<br />
Wortgefechten. Die Demokraten<br />
wollten gleich zum Auftakt diverse<br />
Änderungsanträge an McConnells<br />
vierseitigem Regelwerk einbringen<br />
und auf deren namentlichen Einzelabstimmung<br />
bestehen. Dabei hofft<br />
die Opposition auf die Unterstützung<br />
einzelner Republikaner. Ob<br />
dieses Kalkül aufgeht, war bei Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe unklar.<br />
Rigide Zugangsbeschränkungen<br />
Diedreimoderaten Senatoren Susan<br />
Collins, Lisa Murkowski und Mitt<br />
Romney hatten grundsätzlich die<br />
Anhörung von Zeugen befürwortet.<br />
Nach einer aktuellen CNN-Umfrage<br />
forderndas auch 69 Prozent der US-<br />
Bürger. Doch wären für eine Änderung<br />
der Geschäftsordnung mindestens<br />
vier republikanische Stimmen<br />
erforderlich.<br />
AFP<br />
Ober-Republikaner McConnell<br />
(Spitzname: „Moskau-Mitch“) hat<br />
keinen Zweifel daran gelassen, dass<br />
er den Prozess in Trumps Sinn abwürgen<br />
will. DieAnwälte des Weißen<br />
Hauses erklärten am Montag erneut,<br />
Trump habe sich in der Affäreumdie<br />
Nötigung des ukrainischen Präsidenten<br />
Wolodymyr Selenskyj zu einer<br />
Intrige gegen den demokratischen<br />
Präsidentschaftsbewerber Joe<br />
Biden nichts zuschulden kommen<br />
lassen. Der Präsident möchte seine<br />
für den 4. Februar terminierte jährliche<br />
„State of the Union“-Ansprache<br />
ohne das Damoklesschwert der<br />
Amtsenthebung halten. Zudem setzt<br />
McConnell alles daran, die Berichterstattung<br />
über den Prozess kleinzuhalten.<br />
So gibt es ungewöhnlich rigide<br />
Zugangsbeschränkungen für<br />
Journalisten. Interviews mit den Senatoren<br />
in den Fluren des Kongresses<br />
werden nicht möglich sein. Weder<br />
Laptops noch Handys dürfen mit<br />
in den Saal genommen werden, und<br />
die Fernsehbilder stammen alleine<br />
von vier stationären offiziellen Kameras.<br />
Zu teuer und<br />
viel zu<br />
kompliziert<br />
Expertenkritik an Heils<br />
Grundrentenentwurf<br />
VonRasmusBuchsteiner und Tobias Peter<br />
Beschäftigte im Reinigungsgewerbe könnten<br />
von der Grundrente profitieren. ISTOCK<br />
Eigentlich ist die Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund dafür bekannt,<br />
dass sie sich nur vorsichtig<br />
und zurückhaltend zu politischen<br />
Entscheidungen äußert. Doch jetzt<br />
hat die Körperschaft des öffentlichen<br />
Rechts eine harsche Stellungnahme<br />
zu den Grundrentenplänen<br />
von Bundesarbeitsminister Hubertus<br />
Heil (SPD) abgegeben.<br />
Das Urteil in der 16-seitigen Stellungnahme,die<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />
vorliegt, ist eindeutig: Die Grundrente<br />
sei nicht zielgenau, teuer und<br />
schwierig umzusetzen, befinden die<br />
Fachleute der Rentenversicherung.<br />
Wörtlich schreiben sie: „Hinsichtlich<br />
der Umsetzbarkeit ist anzumerken,<br />
dass das Gesetzesvorhaben eine<br />
noch nie dagewesene Zäsur darstellt,<br />
die die Deutsche Rentenversicherung<br />
außerordentlich stark belasten<br />
wird.“<br />
Allein im ersten Jahr werde die<br />
Grundrente voraussichtlich Verwaltungskosten<br />
von mehreren Hundert<br />
Millionen Euro verursachen, so die<br />
Aussage der Rentenversicherung.<br />
Das seien „mehr als 25 Prozent der<br />
Leistungsausgaben für die Grundrente“.<br />
Dauerhaft seien für Beratung<br />
und Bearbeitung allein der Grundrente<br />
etwa 560 Vollzeitstellen notwendig.<br />
Die entsprechenden Kosten<br />
würden sich jedes Jahr auf etwa 65<br />
Millionen belaufen.<br />
Der Bundesarbeitsminister hat<br />
seinen Gesetzentwurfindie Ressortabstimmung<br />
gegeben und Stellungnahmen<br />
vonVerbänden erbeten. Die<br />
große Koalition hatte sich nach monatelangem<br />
Gezerre im November<br />
auf Eckpunkte für eine Grundrente<br />
verständigt, die deutlich mehr Empfängern<br />
zugutekommen soll als im<br />
Koalitionsvertrag von CDU, CSU<br />
und SPD vereinbartworden war.<br />
DieIdee der Grundrente ist, diejenigen<br />
besserzustellen, die ein Leben<br />
lang gearbeitet und in das Rentensystem<br />
eingezahlt haben, die aber dennoch<br />
nur über sehr geringe Rentenansprüche<br />
verfügen. Wer über die<br />
Jahrezwischen 30 und 80 Prozent des<br />
Durchschnittseinkommens verdient<br />
hat, soll nach einer komplizierten<br />
Formel eine Aufwertung seiner Rentenansprüche<br />
erhalten. Den vollen<br />
Anspruch sollen nur die bekommen,<br />
die auf mindestens 35 Beitragsjahre<br />
kommen. Ab 33 Beitragsjahren ist ein<br />
Teilanspruch auf Grundrente geplant.<br />
Vorgesehen ist eine Einkommensprüfung,<br />
um den Empfängerkreis<br />
nicht zu groß werden zu lassen.<br />
Die Begründung des Gesetzentwurfs<br />
beziehe sich unter anderem<br />
auf den Wandel der Erwerbsbiografien,<br />
schreiben die Fachleute der<br />
Rentenversicherung in ihrer Stellungnahme.Wegen<br />
der Bindung der<br />
Grundrente an eine lange Pflichtversicherungszeit<br />
würden mit der geplanten<br />
Grundrente aber tendenziell<br />
gerade nicht diejenigen erreicht, die<br />
–als Folge des Wandels der Erwerbswelt<br />
–häufiger zwischen versicherungspflichtiger<br />
Beschäftigung und<br />
nicht versicherungspflichtiger<br />
Selbstständigkeit gewechselt seien.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 5<br />
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Politik<br />
Wladimir Putin am Dienstag im Kreml. Nach seinen heutigen Maßstäben hätte er im Jahr 2000 nicht Präsident werden dürfen.<br />
AP/POOL SPUTNIK KREMLIN<br />
Der Nachlassverwalter<br />
Russlands Präsident Wladimir Putin treibt die Verfassungsreformen im Sprint voran. Es geht um sein politisches Erbe<br />
VonStefan Scholl, Moskau<br />
Änderungen in der Verfassung<br />
wollteWladimir Putin<br />
nicht ausschließen. „Das<br />
kann man erst nach guter<br />
Vorbereitung und gründlicher Diskussion<br />
in der Öffentlichkeit tun“,<br />
sagte der russische Präsident und<br />
machte ein betont gleichgültiges Gesicht.<br />
Beiseiner großen Pressekonferenz<br />
Ende vergangenen Jahres klang<br />
er nicht, als ob er es sehr eilig hätte,<br />
die Spielregeln der russischen Politik<br />
umzuschreiben.<br />
Das neue politische Jahr aber eröffnete<br />
Putin mit mehreren Paukenschlägen.<br />
Bei seiner Rede zur Lage<br />
der Nation am vergangenen Mittwoch<br />
kündigte er eine ganze Reihe<br />
vonVerfassungsänderungen an, entließ<br />
am selben Tag die Regierung,<br />
stellte mit Michail Mischustin, dem<br />
bisherigen Chef der Steuerbehörde,<br />
einen neuen Ministerpräsidenten<br />
vorund gründete eine 75-köpfige Arbeitsgruppe,<br />
die Vorschläge zu den<br />
Verfassungsänderungen ausarbeiten<br />
sollte. Am Montag brachte er<br />
dann selbst Änderungsvorschläge<br />
für 22 Grundrechtsartikel in der<br />
Staatsduma ein. Seine Arbeitsgruppe<br />
ist damit schon wieder überflüssig<br />
geworden.<br />
Putin scheint die Verfassung im<br />
Sprint reformieren zu wollen. Am<br />
Dienstag hat das zuständige Komitee<br />
der Staatsduma seine Vorschläge<br />
bereits gebilligt, die Verabschiedung<br />
der Änderungen in erster<br />
Lesung ist für Donnerstag vorgesehen.<br />
Putins Pressesprecher Dmitri<br />
Peskow erklärt die Hast mit der erhofften<br />
Wirkung seines Chefs: „Jede<br />
Initiative, die das Staatsoberhaupt<br />
verlautbart, findet große Aufmerksamkeit,<br />
ihre Realisierung und Diskussion<br />
besitzt immer außerordentliche<br />
Priorität.“<br />
Die Zustimmung ist gestiegen<br />
Moskaus Medien feiern Wladimir<br />
Putin, 67, seit Jahren als souveränen<br />
Strategen, außenpolitisch eilt er von<br />
Erfolg zu Erfolg. Undlaut dem staatlichen<br />
Meinungsforschungsinstitut<br />
WZIOM stieg in Russland die Zustimmungsrate<br />
für seine Politik nach<br />
der Rede zur Lage der Nation von64<br />
auf 67 Prozent. Allerdings hätten vor<br />
der Rede laut einer Umfrage des Lewada-Zentrums<br />
nur 38 Prozent für<br />
Putin gestimmt.<br />
Das muss ihn vier Jahre vor dem<br />
Ende seiner Amtszeit nicht besonders<br />
beunruhigen. Zumal er dann,<br />
laut seiner eigenen Verfassungsreform,<br />
nicht mehr kandidieren wird.<br />
Aber vielleicht ist gerade das der<br />
Grund für die Hektik und Unklarheit,<br />
die Putin, der Mann mit dem Pokergesicht,<br />
plötzlich verbreitet. „Er versteht<br />
selbst nicht bis zu Ende,was er<br />
da tut“, bloggt Oppositionspolitiker<br />
Alexei Nawalny höhnisch.<br />
Putin will in der Verfassung die<br />
Hebung des Mindestlohns auf das<br />
Existenzminimum und die automatische<br />
Anpassung der Renten an die<br />
Inflation festschreiben. Das ist populistisch,<br />
also politisch logisch.<br />
„Ein und dieselbe Person kann<br />
das Amt des Präsidenten der<br />
Russischen Föderation nicht mehr als zwei<br />
Amtszeiten ausführen.“<br />
Wladimir Putin, in seiner vierten Amtszeit Präsident Russlands, übermittelte diesen<br />
Vorschlag an das russische Parlament.<br />
Andere Vorschläge Putins sind als<br />
vage Rohentwürfe in der Staatsduma<br />
angekommen. Vorallem der Absatz<br />
über den sogenannten Staatsrat, der<br />
künftig das „Zusammenwirken der<br />
staatlichen Machtorgane“ gewährleisten<br />
und die„Hauptrichtungen der<br />
Innen- und Außenpolitik“ bestimmen<br />
soll. Es gilt als wahrscheinlich,<br />
dass Putin nach 2024 den Vorsitz des<br />
Staatsrates übernimmt, aber dessen<br />
Vollmachten und Zusammensetzung<br />
bleiben im Dunkeln. „Völlig unklar,<br />
wie die Änderungen in derVerfassung<br />
mit Putins konkretem Machterhalt<br />
verknüpft werden sollen“, sagt der<br />
Oppositionelle Sergei Dawidis.„Putin<br />
hat offenbar wieder einmal das Format<br />
einer Geheimdienstoperation<br />
gewählt, die alle in Unkenntnis hält.<br />
Hinterher können sie nur noch entsetzt<br />
staunen.“<br />
Der Politologe Juri Korgonjuk<br />
glaubt, Putinbefürchte,die unpopuläre<br />
Staatspartei „Einiges Russland“<br />
könne bei den Duma-Wahlen 2021<br />
ihre Zweidrittelmehrheit verlieren.<br />
„Er will die Verfassungsänderungen<br />
vorher nicht nur durchbringen, sondern<br />
auch testen, wie etwa der neue<br />
Staatsrat funktioniert.“ Putin habe<br />
noch keinen endgültigen Plan. Bisher<br />
sei das politische System extrem<br />
auf ihn zugeschnitten gewesen, autoritär<br />
und zentralistisch. Jetzt stehe<br />
er vor dem Problem, es zu dezentralisieren,<br />
um seinen Nachfolger in<br />
Schach halten zu können. „Aber dabei<br />
muss es autoritär bleiben.“<br />
Einige Neuerungen Putins wirken<br />
sehr persönlich. Der Staatschef, der<br />
vier Amtszeiten regierte, gönnt seinem<br />
Nachfolger lediglich zwei. Und<br />
er kann erst dann Präsident werden,<br />
wenn er vorher 25 Jahrelangnicht im<br />
Ausland gelebt hat. Das ist ein Gesetz,<br />
das sich gegen politische Emigranten,<br />
aber auch junge Russen<br />
richtet, die im Ausland lernen oder<br />
arbeiten wollen.<br />
„In der Psychotherapie nennt<br />
man das Symptom“,spottet der Politologe<br />
Gleb Pawlowski im TV-Kanal<br />
Doschd. Putinprojiziereein Weltbild<br />
in die Verfassung, wonach jenseits<br />
der Grenzen Russlands nur Perverse<br />
und Feinde wohnten.<br />
Putin selbst arbeitete bis Anfang<br />
1990 als KGB-Agent in der DDR. Er<br />
hätte also laut seiner eigenen Verfassungsänderung<br />
erst 2015, 15 Jahre<br />
nach seinem Amtsantritt, Präsident<br />
werden dürfen.<br />
Stefan Scholl kann auch<br />
nach 22 Jahren in Russland<br />
nicht Präsident werden.<br />
Keine Akzeptanz<br />
Nach der Libyen-Konferenz in Berlin warnt der UN-Sonderbeauftragte vor einer Stationierung ausländischer Soldaten zur Befriedung des Landes<br />
Nach der Libyen-Konferenz in<br />
Berlin hat sich der UN-Sondergesandte<br />
Ghassan Salamé gegen den<br />
Einsatz einer internationalen Friedenstruppe<br />
in dem Bürgerkriegsland<br />
ausgesprochen. „Es gibt in Libyen<br />
keine Akzeptanz für ausländische<br />
Truppen. Ich sehe in der internationalen<br />
Gemeinschaft auch nicht<br />
die Bereitschaft, Truppen zu entsenden“,<br />
sagte er der <strong>Zeitung</strong> Welt. Der<br />
UN-Sonderbeauftragte für Libyen<br />
fügte hinzu: „Ich strebe darum keine<br />
solche militärische Operation an.“<br />
Wichtiger sei es, die derzeitige Waffenruhe<br />
in einen dauerhaften Waffenstillstand<br />
zu überführen. Dafür<br />
seien aber keine Blauhelme nötig,<br />
sondernnur eine kleine Zahl vonMilitärbeobachtern.<br />
Salamé sagte, besonders wichtig<br />
sei es,dass sich die kämpfenden Parteien<br />
in Libyen auf einen gemeinsamen<br />
Militärausschuss geeinigt hätten,<br />
der über einen Waffenstillstand<br />
verhandeln solle. Der neu geschaffene<br />
Internationale Ausschuss für<br />
Folgemaßnahmen, der den in Berlin<br />
begonnenen Prozess weiter koordinieren<br />
solle, werde sich Mitte Februar<br />
zum ersten Mal treffen, und<br />
zwar ebenfalls in der Bundeshauptstadt.<br />
Möglicherweise werde<br />
Deutschland dabei gemeinsam mit<br />
der UN-Libyen-Mission den Vorsitz<br />
führen, sagte Salamé.<br />
Salamé bezeichnete die Libyen-<br />
Konferenz in Berlin als Erfolg. „Mein<br />
Ziel war es, die anderen beteiligten<br />
Staaten an einen Tisch zu bekommen.<br />
Da haben wir trotz großer<br />
Schwierigkeiten viel geschafft“,<br />
sagte Salamé.<br />
Überwachung vonWaffenembargo<br />
16 Staaten und Organisationen hatten<br />
sich am Sonntag in Berlin darauf<br />
geeinigt, internationale Anstrengungen<br />
zur Überwachung des bereits<br />
seit 2011 bestehenden UN-Waffenembargos<br />
zu verstärken. Gefordert<br />
wird eine umfassende Demobilisierung<br />
und Entwaffnung der Milizen<br />
im dem Bürgerkriegsland. Verletzungen<br />
eines Waffenstillstandes sollen<br />
sanktioniert werden. Nach der<br />
Konferenz war auch eine Debatte<br />
aufgekommen, ob die Bundeswehr<br />
EU-Marineoperation<br />
„Sophia“<br />
Einsatz derzeit ausgesetzt<br />
Mittelmeer<br />
ALGERIEN<br />
200 km<br />
Tunis<br />
TUNESIEN<br />
Rom<br />
Tripolis<br />
Sizilien<br />
ITALIEN<br />
helfen sollte, einen Waffenstillstand<br />
zu überwachen. Ein solcher kann<br />
nach Einschätzung von Experten<br />
nur dauerhaft sein, wenn er von einer<br />
Friedenstruppe überwacht und<br />
durchgesetzt wird.<br />
Der verteidigungspolitische<br />
Sprecher der Unionsfraktion im<br />
MALTA<br />
LIBYEN<br />
Ungefähres<br />
Einsatzgebiet<br />
GRIECHENLAND<br />
Athen<br />
Kreta<br />
TÜRKEI<br />
ÄGYPTEN<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: AFP<br />
Bundestag, Henning Otte, sprach<br />
sich für die Prüfung eines möglichen<br />
Bundeswehreinsatzes erst<br />
nach einem Waffenstillstand aus.<br />
„Das Waffenembargo muss gestärkt<br />
und ein tragfähiger Waffenstillstand<br />
erreicht werden. In einem nächsten<br />
Schritt können wir prüfen, wie auch<br />
die Bundeswehr hierzu beitragen<br />
kann“, sagte der CDU-Politiker der<br />
Rheinischen Post. Dabei gehe es um<br />
einen gemeinsamen Beitrag mit<br />
den europäischen Partnernund unter<br />
dem Dach der Vereinten Nationen,<br />
sagte Otte.„Deutschland steht<br />
weiter zu seiner Verantwortung für<br />
Stabilität in unserer Nachbarschaft.“<br />
Verteidigungsministerin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer hatte<br />
schon vor der Konferenz gesagt,<br />
wenn ein nachhaltiger Waffenstillstand<br />
vereinbart sei und international<br />
abgesichertwerden müsse,„wird<br />
natürlich auch die Frage kommen,<br />
wie soll das geschehen“. Dass sich<br />
dann Deutschland „mit der Frage<br />
auseinandersetzen muss, was können<br />
wir dazu einbringen, das ist vollkommen<br />
normal“.<br />
Der Wehrbeauftragte des Deutschen<br />
Bundestags, Hans-Peter Bartels,<br />
hält eine Libyen-Mission trotz<br />
knapper Ressourcen bei der Bundeswehr<br />
für leistbar.„Am Ende ist es immer<br />
eine Frage, woman Prioritäten<br />
setzt. Wenn es eine neue wichtige<br />
Aufgabe gäbe,würde man das sicher<br />
hinbekommen“, sagte Bartels der<br />
Passauer Neuen Presse. Allerdings<br />
stehe diese Entscheidung noch nicht<br />
an.„Man sollte jetzt nicht den dritten<br />
Schritt vordem zweiten machen. Ob<br />
eine Militärmission in Libyen unter<br />
Führung der UN oder der EU sinnvoll<br />
ist, hängt davon ab, dass es das,<br />
was man überwachen will, in der<br />
Praxis tatsächlich gibt: nämlich einenWaffenstillstand<br />
und einen Plan,<br />
zum Frieden überzugehen.“<br />
Folgen des Sturzesvon Gaddafi<br />
In Libyen war nach Sturz und Tötung<br />
des langjährigen Machthabers<br />
Muammar al-Gaddafi 2011 ein Bürgerkrieg<br />
ausgebrochen. Die Regierung<br />
von Ministerpräsident Al-Sarradsch<br />
ist international anerkannt,<br />
hält aber nur kleine Gebiete rund<br />
um die Hauptstadt Tripolis im Westen<br />
des Landes.Gegen Al-Sarradsch<br />
kämpft der General Chalifa Haftar<br />
mit seinen Verbündeten, die weite<br />
Teile des ölreichen Landes beherrschen<br />
und ebenfalls aus dem Ausland<br />
unterstützt werden. (AFP)
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
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Hauptstadt<br />
Arbeit und Soziales<br />
Inneres, Bau und Heimat<br />
Justiz und Verbraucherschutz<br />
Gesundheit<br />
Auswärtiges Amt<br />
Finanzen<br />
Petitionen nach<br />
Ressort 2018<br />
2087<br />
Verkehr und digitale<br />
Infrastruktur<br />
Wirtschaft<br />
und Energie<br />
1925<br />
Umwelt,<br />
Naturschutz,<br />
nukleare<br />
Sicherheit<br />
Deutscher<br />
Bundestag<br />
356<br />
271<br />
1119<br />
1485 Verteidigung Bildung,<br />
Forschung<br />
Bundespräsidialamt<br />
Bundesrat<br />
1694<br />
Familie,<br />
Ernährung<br />
Bundeskanzleramschaft<br />
Frauen, 198 185 Wirtschaftliche<br />
Landwirt-<br />
Senioren,<br />
Jugend<br />
Zusammenarbeit<br />
232<br />
und Entwicklung<br />
256<br />
1005<br />
34 15 2<br />
718<br />
538<br />
500<br />
Petitionen in Deutschland<br />
auf eine Million der Bevölkerung des jeweilien Bundeslandes, 2018<br />
bis 120<br />
121 -140<br />
141 -160<br />
161 -180<br />
über 180<br />
Zahl der Petitionen im zeitlichen Verlauf<br />
25 000<br />
20 000<br />
Bremen<br />
113<br />
Niedersachsen 171<br />
Nordrhein-<br />
Westfalen 129<br />
Hessen<br />
Rheinland-<br />
Pfalz<br />
Saarland 173<br />
117<br />
Baden-Württemberg 119<br />
Schleswig-<br />
Holstein 171<br />
Hamburg<br />
151<br />
128<br />
Sachsen-Anhalt 144<br />
128<br />
133<br />
Mecklenburg-<br />
152 Vorpommern<br />
280<br />
Bayern<br />
199<br />
Thüringen<br />
Brandenburg<br />
194<br />
Berlin<br />
Sachsen<br />
23 960<br />
Direkter Draht<br />
Über den Petitionsausschuss kann sich jeder ohne Umwege an den<br />
Bundestag wenden. Und bekommt auch eine Antwort<br />
VonTanja Brandes, Eric Beltermann und Isabella Galanty<br />
Wann hat man als Bürger mit dem Deutschen Bundestag<br />
schon ganz konkret zu tun? „Bei den Wahlen alle<br />
vier Jahre oder wenn man vielleicht mal von einem<br />
Abgeordneten eingeladen wird“, sagt Marian Wendt.<br />
„Und eben über das Petitionsrecht. Durch die Petitionen, die bei<br />
uns eingehen, sehe ich, was die Menschen bewegt und wo im Alltag<br />
Probleme liegen.“<br />
Seit fast zwei Jahren ist Wendt Vorsitzender des Petitionsausschuss<br />
im Bundestag. In dieser Zeit hat der CDU-Politiker einen<br />
ziemlich guten Einblick in die Probleme der Menschen bekommen,<br />
die sich an den Ausschuss wenden. Es gibt Ärger mit einer<br />
Behörde.Die Sanierung einer Schule ist überfällig. DieÄnderung<br />
des Waffenrechts wird gefordert oder mehr Engagement fürs<br />
Klima. Undhin und wieder erlebt der 34-Jährige auch, dass nicht<br />
nur alltägliche Dinge die Bürger umtreiben. Vorwenigen Wochen<br />
forderte ein Petent,die Oblast Kaliningrad solle das 17. deutsche<br />
Bundesland werden: Neu-Ostpreußen. Und regelmäßig landet<br />
auf Wendts Schreibtisch eine Petition, deren Verfasser darauf<br />
drängt, Deutschland möge die Besiedelung eines anderen Planeten<br />
vorbereiten –umgewappnet zu sein, wenn der Todessterndie<br />
Erde zerstört. Absurdoder nicht –auch bei diesen Petitionen gibt<br />
es ein reguläres Verfahren. „Staats- und völkerrechtlich wäreesja<br />
theoretisch möglich, dass Russland sagt: ‚Ihr könnt Kaliningrad<br />
haben, wir haben daran kein Interesse mehr, nennt es, wie ihr<br />
wollt.‘ Politisch ist das natürlich völlig abwegig.“ Trotzdem bekommt<br />
auch dieser Petent ein Schreiben mit der Erklärung,<br />
warum seine Forderungnicht umsetzbar ist. Solange es keine Bedrohung<br />
oder Beleidigung sei, werde jede Petition ernstgenommen,<br />
sagt Wendt. „Egal wie absurd.“<br />
Mehr als 13 000 Petitionen erreichen den Bundestagsausschuss<br />
jedes Jahr. Die meisten davon sind Einzelpetitionen. Undobnun<br />
eine Schule saniertoder ein fremder Planet besiedelt werden soll –<br />
jede bekommt Aufmerksamkeit. „Das Petitionsrecht ist ein Jedermannsrecht“,<br />
sagt Marian Wendt. „Jeder kann eine Petition einreichen,<br />
unabhängig vom Alter oder der Staatsangehörigkeit –und<br />
22 144<br />
für alle gelten die gleichen Kriterien. Wirunterscheiden da nicht.“<br />
Die Petition muss allerdings auf Deutsch abgefasst, verständlich<br />
und unterschrieben sein –und mit einer Adresse versehen. BeiÄrger<br />
mit Behörden reiche oft eine Stellungnahme des zuständigen<br />
Bundesministeriums,damit ein Sachverhalt erneut geprüft werde.<br />
Außerdem wird die Petition vom Ausschuss bewertet und geht<br />
dann an mindestens zwei zuständige Abgeordnete –jeweils einen<br />
vonder Koalition und der Opposition. Es ist eine aufwendige Prozedur,<br />
die auch Wendt oft zu lange dauert. Etwa, wenn die Abstimmung<br />
im Parlament ansteht, bevor die vierwöchige Mitzeichnungsfrist<br />
einer Petition abgelaufen ist. Manarbeite daran,<br />
die Abläufe zu beschleunigen, sagt Wendt.<br />
Fast alle der rund 800 Petitionen, die zurVeröffentlichung beantragt<br />
werden, würden übrigens freigeschaltet. „Nur in manchen<br />
Fällen muss manabwägen:Wann geht es einfach darum, inhaltlich<br />
unterschiedliche Positionen zu diskutieren und wann ist die Diskussion<br />
an sich schon schädlich?“ Eine Petition, in der gefordert<br />
wurde,die Verwendung vonHakenkreuzen nicht mehr strafrechtlich<br />
zu verfolgen, war so ein Fall. „Mit der Veröffentlichung einer<br />
solchen Petition auf der Seite des Bundestages würde man eine<br />
Grenze überschreiten, die wir ziehen müssen –gerade aufgrund<br />
unserer Geschichte.“ Diemeisten Anliegen sind weit weniger heikel.<br />
Etwa 15 Prozent der Petitionen fallen in den Bereich Arbeit und<br />
Soziales,bei fast ebensovielen geht es um Innenpolitik.<br />
Zu Petitionen, die innerhalb von vier Wochen mindestens<br />
50 000 Unterstützern finden, gibt es öffentliche Sitzungen des<br />
Ausschusses. Die Petenten können dort ihr Anliegen vor der<br />
Presse und Zuschauern vortragen. Das garantiert einer Petition<br />
mehr Aufmerksamkeit –was nicht heißt, dass sie auch mehr Aussicht<br />
auf Erfolg hat. „Für uns als Ausschuss spielt es keine Rolle,<br />
ob ein Verein eine Petition einreicht oder Herr Müller,obsie von<br />
einer Person unterzeichnet wurde oder von50000. DerAufwand<br />
ist der gleiche.“ Es wird eben jede Petition ernstgenommen.<br />
Selbst, wenn das angesichts der Forderungen hier und da sicher<br />
auch mal schwerfällt.<br />
15 000<br />
10 735<br />
10 992<br />
10 000<br />
1980 ’85 ’90 ’92<br />
’95 ’00<br />
’05 ’10 ’15 2018<br />
13 832<br />
11 236<br />
13 189<br />
QUELLE: BUNDESTAG<br />
PLATZ DER REPUBLIK<br />
Abgeordnete<br />
und Abstinenz<br />
Christine Dankbar<br />
freut sich auf die Fastenzeit.<br />
Esgibt ein Thema, über das sich<br />
alle Parteien einig sind. Das<br />
kommt im politischen Berlin sehr<br />
selten vor. Es ist noch dazu eine politische<br />
Fragestellung, die ein gewisses<br />
selbstkritisches Element enthält: Nahezu<br />
alle Bundestagsabgeordneten<br />
(MdB) sind der Meinung, dass es zu<br />
viele vonihnen gibt.<br />
Das klingt jetzt ein bisschen so,<br />
als hätte der politikerfeindliche Populismus<br />
schon bei den Protagonisten<br />
selbst Einzug gehalten. Natürlich<br />
ist das nicht der Fall, jedenfalls nicht<br />
bei dieser Angelegenheit. An die 709<br />
Abgeordneten, die derzeit im Bundestag<br />
sitzen, hat man sich ja schon<br />
gewöhnt. Nach außen fällt das auch<br />
nicht so auf, weil ja selten alle im Plenum<br />
sitzen. Doch die Politiker aller<br />
Parteien fürchten sich vor den<br />
nächsten Bundestagswahlen –und<br />
wir reden hier jetzt mal nicht über<br />
die Umfragewerte der Parteien.<br />
Die sind zumindest für die ehemaligen<br />
Volksparteien CDU und<br />
SPD ernüchternd bis verheerend.<br />
Nach der jüngsten Umfrage mit der<br />
so genannten Sonntagsfrage (Wen<br />
würden Sie wählen, wenn am Sonntag<br />
Wahltag wäre?) läge die Union<br />
mit 27,5 Prozent zwar noch an der<br />
Spitze der Wählergunst. Die SPD<br />
kommt gerade mal auf 13 Prozent<br />
und liegt damit hinter den Grünen<br />
liegt (21 Prozent) und auch hinter<br />
der AfD (15 Prozent). Die Linke und<br />
die FDP finden sich bei 9,5 Prozent<br />
bzw.8,5 Prozent. Damit kann man sicher<br />
sagen, dass es auch im nächsten<br />
Bundestag wieder sechs Fraktionen<br />
geben wird. Wie viele Abgeordnete<br />
zur konstituierenden Sitzung auf<br />
den leuchtend blauen Stühlen Platz<br />
nehmen werden, kann man aus diesem<br />
Ergebnis nicht ablesen. DieTendenz<br />
ist allerdings klar:Stimmen die<br />
Deutschen wirklich so ab werde es<br />
mehr als 709 Abgeordnete werden.<br />
Damit würde der Bundestag seine eigene<br />
Rekordzahl weiter steigern.<br />
Vorden denWählernsieht man so<br />
natürlich ganz schlecht aus,weshalb<br />
jetzt, gewissermaßen auf den letzten<br />
Drücker, eine gewisse Betriebsamkeit<br />
hinter den Kulissen eingesetzt<br />
hat. Auch wenn die große Koalition<br />
halten sollte, wonach es bisher ja<br />
wieder aussieht, wird im nächsten<br />
Jahr gewählt. Für ein neues Wahlgesetz<br />
ist es jetzt also höchste Zeit.<br />
An dieser Stelle kann man sich<br />
den Bundestag ein bisschen vorstellen,<br />
wie einen Basar, aufdem lebhaft<br />
gefeilscht und geschimpft wird. Da<br />
das allen aber auch ein bisschen<br />
peinlich ist, versucht man die Debatte<br />
möglichst internzuführen.<br />
Das liegt aber auch an den Argumenten,<br />
die zum Teil leicht zu<br />
durchschauen sind. Die Union etwa<br />
möchte gerne jene Abgeordnetensitze<br />
einsparen, die an die Opposition<br />
gehen würden. So machte<br />
jüngst ein Vorschlag die Runde, der<br />
der Fraktion mit einem der schlechtesten<br />
Wahlergebnisse der Nachkriegszeit<br />
dennoch die absolute<br />
Mehrheit der Mandate einbringen<br />
würde. Selbstverständlich unannehmbar<br />
für die Opposition, die ihrerseits<br />
die Zahl der Direktmandate<br />
reduzieren möchte.Sie ahnen sicher,<br />
welche Seite besonders viele Direktmandate<br />
gewinnt.<br />
Doch bald ist ja Fastenzeit, da<br />
lässt sich ein gemeinsamer Verzicht<br />
vielleicht eher durchsetzen. Andernfalls<br />
müssen mehr leuchtend blaue<br />
Stühle bestellt werden.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 7<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
22.10.19<br />
22.10.19<br />
▼ 13542,10 (–0,05 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
22.10.19<br />
Stand der Daten: 21.01.2020 (16:45 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
21.1.20<br />
▼ 64,98 (–0,37 %)<br />
21.1.20<br />
▲ 1,1115 (+0,27 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom21.01.zum Vortag<br />
21.1.20<br />
Hugo Boss NA 46,39 +6,18 WWWWWWWWWWW<br />
Cancom 54,00 +2,96 WWWWWW<br />
Fresenius 49,27 +1,65 WWWW<br />
Fresenius M. C. St. 69,74<br />
+1,28 WWW<br />
Covestro 41,28 +1,10 WWW<br />
Zalando 46,76 +1,08 WWW<br />
Verlierer<br />
ausDAX und MDAXvom 21.01. zumVortag<br />
Fuchs Petrolub Vz. 41,94 WWWWWWWW –4,16<br />
Siltronic NA 88,78 WWWWWWW –3,73<br />
Lufthansa vNA 14,42 WWWWWWW –3,51<br />
Kion Group 60,42 WWWWWW –3,11<br />
Varta 90,00 WWWWW –2,49<br />
Uniper NA 29,01 WWWW –2,03<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 21.01. ±% z. 20.01.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –0,41<br />
3814/3094 3783,63<br />
CAC 40(FR) – 0,65<br />
6110/4820 6039,10<br />
S&P UK(UK) –0,56<br />
1562/1363 1534,24<br />
RTS (RU) – 0,79<br />
1652/1152 1633,53<br />
IBEX (ES) –0,62<br />
9710/8409 9598,50<br />
Dow Jones (US) –0,29<br />
29374/24307 29264,29<br />
Bovespa (BR) +0,13<br />
118861/89409118513,00<br />
Nikkei (JP) – 0,91<br />
24116/20111 23864,56<br />
Hang Seng (HK) –2,71<br />
30280/24900 28019,85<br />
Stx Singap. 20 (SG) –1,35<br />
1674/1464 1651,16<br />
Ratenkredite 10.000 Euro<br />
Kreditzinsen, bonitätsunabhängig bzw.2/3 Zins<br />
Kundenkontakt 36 Mon. 48 Mon. 60 Mon.<br />
Deutsche Skatbank<br />
skatbank.de 2,89 2,89 2,89<br />
EthikBank<br />
ethikbank.de 2,95 2,95 2,95<br />
DKB Deutsche Kreditbank<br />
dkb.de 3,49 3,49 3,49<br />
SWK Bank<br />
couchkredit.de 3,49 3,49 3,49<br />
netbank<br />
netbank.de 3,59 3,59 3,59<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 3,25 3,25 3,25<br />
ING<br />
ing.de 3,99 3,99 3,99<br />
Targobank<br />
targobank.de 3,75 3,75 3,75<br />
Postbank<br />
postbank.de 3,79 3,79 3,79<br />
Deutsche Bank<br />
deutsche-bank.de 3,89 3,89 3,89<br />
BBBank<br />
030 202480 1,98 1,98 1,98<br />
PSD Berlin-Brandenburg<br />
psd-bb.de 3,49 3,49 3,69<br />
Pax-Bank<br />
pax-bank.de 3,99 3,99 3,99<br />
ABK Allgemeine Beamten Bank *<br />
030/28535200 4,29 4,29 3,19<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
0331/898989 8,99 8,99 8,99<br />
Mittelwert von 70 Banken 3,80 3,89 3,97<br />
*Konditionen gelten für Beamte/Angestellte im öffentlichen Dienst.<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />
Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung<br />
Logistikzentrum von AmazoninLeipzig.<br />
Von Alexander Krenn<br />
Deutschland will raus aus der<br />
Kohle.Der Fahrplan dafür steht.<br />
Bis 2038 soll Kohlestrom im deutschen<br />
Netz keinen Platz mehr finden.<br />
Die entsprechenden Kraftwerke sollen<br />
in zwei Wellen abgeschaltet werden.<br />
DieVereinbarungzwischen der<br />
Bundesregierung und den Kohleländernbirgt<br />
allerdings Widersprüche.<br />
Noch 2020 soll ein neues Steinkohlekraftwerk<br />
in Betrieb genommen<br />
werden: Datteln 4inNordrhein-<br />
Westfalen. Weniger Kohlestrom<br />
durch neue Kohlekraftwerke? Genau<br />
an diesem Punkt schlägt der Bundesregierung<br />
Entsetzen von Klimaschützern<br />
und Teilen der früheren<br />
Kohlekommission entgegen, die die<br />
Vorarbeit für den Kohlekompromiss<br />
Wildes Wachstum<br />
Während der Internethandel kräftig zulegt, kommen immer weniger Kunden in die Läden<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Dagibt es wohl kein Halten<br />
mehr:„Einzel- und Großhandel<br />
werden digital<br />
oder verschwunden<br />
sein“, sagt Christoph Wenk-Fischer,<br />
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes<br />
E-Commerce und Versandhandel<br />
(BEVH). Als Bestätigung<br />
dieser These führt erdas Rekordjahr<br />
2019 an. Das hat für seine Branche<br />
wiederzweistelligeZuwachsratengebracht.<br />
Undinden letzten drei Monaten<br />
des vergangenen Jahres hat derE-<br />
Commerce in einem Quartal erstmals<br />
mehr als 20 Milliarden Euro umgesetzt.<br />
Derweil warnt der Handelsdachverband<br />
HDE vor einer beschleunigten<br />
Verödung der Innenstädte.<br />
2019 haben die Online-Händler<br />
fast 73 Milliarden Euro eingenommen,<br />
was nach BEVH-Berechnungen<br />
einemPlusvon11,6ProzentzumVorjahr<br />
entspricht. Getrieben wird der<br />
Boom von einer höheren Frequenz.<br />
JederdritteKundeordertmittlerweile<br />
mehrmalspro Woche –Bestellen per<br />
Internet wird immer stärker ins alltägliche<br />
Verhalten integriert. Das<br />
wird noch durch moderne Smartphones<br />
erleichtert, die die Käufer immer<br />
bei sich tragen und deren große<br />
Touchscreens das Ordern immereinfacher<br />
machen. Schon fast die Hälfte<br />
allerBestellungen wirdmit schlauen<br />
Handys vollführt.<br />
Wenk-Fischer geht davon aus,<br />
dass sich der Trend in diesem Jahr<br />
Raumplanung: Der Handelsverband<br />
HDE hat einen<br />
Forderungskatalog mit elf<br />
Punkten vorgelegt. Verlangt<br />
wird etwa, dass Kommunen<br />
ihre veraltete Raumplanung<br />
aktualisieren, die häufig<br />
noch nicht „die Umsatzabflüsse<br />
des stationären Handels<br />
zugunsten des Online-<br />
Handels berücksichtigen“.<br />
FORDERUNGEN DES HANDELSVERBANDS<br />
weiterverstärkenwird.Ererwarteterneut<br />
ein zweistelliges Umsatzplus,<br />
aber nur gerade so. Nämlich von<br />
10 Prozent wegen der „gedämpften<br />
Konjunkturaussichten“. Gleichwohl<br />
würde damit die Umsatz-Schwelle<br />
von80Milliarden Euro geknackt.<br />
Einer der Träger des Wachstums<br />
wirdmutmaßlich der Internethandel<br />
mit dem sein, was der VerbandWaren<br />
des „täglichen Bedarfs“ nennt. Gemeint<br />
sind Drogerieartikel, Tiernahrung<br />
und vor allem Lebensmittel.<br />
Letztere erzielten im abgelaufenen<br />
Jahr miteinem Plus von17,3Prozent<br />
die höchste Zuwachsrate aller Warengruppen.<br />
Lebensmittel hinkten<br />
lange im Onlinehandel hinterher.<br />
Marktforscher behaupteten sogar,<br />
die Dinge,die es im Supermarkt gibt,<br />
„Völlig falsches Signal“<br />
Streit überKraftwerk Datteln 4eskaliert.Knapp 5Milliarden Euro Hilfe fürKumpel geplant<br />
Deregulierung: Auch soll es<br />
weitere Deregulierungen geben<br />
–wie mehr verkaufsoffene<br />
Sonntageund eine Lockerung<br />
der Regeln für die<br />
nächtliche Anlieferung von<br />
Geschäften. Auch müssten<br />
Handel und Immobilieneigentümer<br />
wieder zu einer<br />
„Mietpartnerschaft“ zusammenfinden.<br />
Immobilienboom: Dahinter<br />
steckt ein Mechanismus, der<br />
vorallem mit dem Immobilienboom<br />
zu tun hat. Gerade<br />
Fachgeschäfte können sich<br />
in Innenstädten wegenteils<br />
massiv steigender Mieten<br />
nicht mehr halten. Wo früher<br />
Haushaltswaren verkauft<br />
wurden, machen sich nun<br />
Fast-Food-Ketten breit.<br />
der Regierung geleistet hat. Acht der<br />
28 Mitglieder der Kohlekommission<br />
haben ihren Ärger nun öffentlich gemacht.<br />
DerPlander Regierung sei ein<br />
„völlig falsches Signal“, sagte die Co-<br />
Vorsitzende der Kommission, Barbara<br />
Praetorius.Die Einigung zwischen<br />
Wirtschaft, Politik und Umweltorganisationen<br />
sei „an entscheidenden<br />
Stellen aufgekündigt“. Für Datteln 4<br />
hatte die Kommission eine klare<br />
Empfehlung: keine neuen Kraftwerke<br />
in Betrieb nehmen.<br />
Wirtschaftsminister Peter Altmaier<br />
(CDU) kontert: Es sei besser,<br />
alte Kraftwerke mit hohem CO 2 -Ausstoß<br />
stillzulegen und dafür das effizientereneue<br />
Werk Datteln4ans Netz<br />
zu nehmen. Allerdings wirddas umstrittene<br />
neue Werk nach Berechnungen<br />
desUmweltministeriums jedoch<br />
über seine Laufzeit rund zehn<br />
Millionen Tonnen CO 2 mehr ausstoßen<br />
als ältereKraftwerke mit der gleichen<br />
Leistung. Datteln wird voraussichtlichmehrausgelastet<br />
sein als ältere<br />
Blöcke, die weit unterhalb ihrer<br />
vollen Leistungsfähigkeit betrieben<br />
werden. Für Datteln wird 2024 das<br />
Braunkohlekraftwerk Schkopau in<br />
Sachsen-Anhalt stillgelegt.<br />
Laut Altmaier und Nordrhein-<br />
Westfalens Ministerpräsident Armin<br />
Laschet (CDU), in dessen Bundesland<br />
Datteln liegt, geht es aber auch<br />
um Geld. Uniper habe einen Rechtsanspruch<br />
darauf, das Kraftwerk in<br />
Betrieb zu nehmen, hießtesimWirtschaftsministerium.<br />
Andernfalls wären<br />
milliardenschwere Entschädigungen<br />
zu zahlen.<br />
Unterdessen soll Arbeitnehmern<br />
FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE<br />
könnten niemals einen merklichen<br />
Marktanteil im E-Commerce erreichen.<br />
Inzwischen ist klar, dass sich so<br />
gut wie alles über das Internet verkaufen<br />
lässt. Allerdings ist die Lebensmittelsparte<br />
mit einem Umsatz<br />
von 1,6 Milliarden Euro noch immer<br />
etwas unterbelichtet. Es dominieren<br />
die klassischen Kategorien Bekleidung<br />
(14,3 Milliarden Euro) und<br />
Elektronik (13,2 Milliarden Euro). Bemerkenswert<br />
an diesen Zahlen ist,<br />
dass trotz des großen Volumens das<br />
Plus über dem Durchschnitt lag. Das<br />
gilt auch für Artikel, die mit der Einrichtung<br />
zu Hause zu tun haben.Die<br />
Zuwachsrate kletterte bei Möbeln,<br />
Lampen, Heimtextilien und Haushaltsgeräten<br />
auf 13,5 Prozent.<br />
Für Wenk-Fischer ist klar,dass geradeGrundsätzlichesgeschieht:„Das<br />
digitale Geschäft ist der Motor des<br />
Handels, und Plattformen werden<br />
mehrund mehr zum Betriebssystem<br />
der gesamten Wertschöpfungskette.“<br />
Der BEVH legte am Dienstag ein<br />
Weißbuch vor, das die Transformationzum<br />
„neuen Handel“ beschreibt.<br />
Ein von Branchenkennern vielfach<br />
gelobtesExempel ist dieWebsite des<br />
Sportartiklers Adidas. Dort wird eine<br />
VielfaltanProdukten präsentiert,die<br />
in keinem stationären Laden mehr<br />
erreicht werden kann – etwa mit<br />
mehreren hundert Lifestyle-Sportschuh-Modellen.<br />
An vielen traditionellen<br />
stationärer Händlern ist diese<br />
Entwicklung offenbar vorbei gegangen:<br />
Die Umsätzevon derenOnlineshops<br />
legten mit 8,2Prozent deutlich<br />
unter dem Marktniveau zu.<br />
Als Schattenseite des Onlinebooms<br />
sieht der Handelsdachverband<br />
HDE Innenstädte als bedrohte<br />
Lebensräume. Vor allem mittelständische<br />
Unternehmen beklagten, dass<br />
immer weniger Kunden den Wegin<br />
ihre Läden finden. Die Folgeprobleme<br />
zeigten Zahlen des Handelsforschungsinstituts<br />
IFH: In den vergangenen<br />
fünf Jahren ist die Zahl der<br />
Standorte im deutschen Einzelhandel<br />
um rund 29000 geschrumpft.<br />
„Die Probleme der Händler bringen<br />
ganze Innenstädte ins Wanken. Wo<br />
der Handelstirbt,sterben Stadtzentren<br />
und Dorfgemeinschaften“, so<br />
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan<br />
Genth ineinem Brief an Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer (CSU).<br />
in Kohleregionen beim Kohleausstieg<br />
mit bis zu 4,8 Milliarden Euro<br />
der Übergang in die Rente erleichtert<br />
werden. Das geht aus dem Entwurf<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
für das Kohleausstiegsgesetz hervor.<br />
Zwei Drittel soll der Bund zahlen, ein<br />
Drittel betroffene Bundesländer.<br />
Das Anpassungsgeld können<br />
Arbeitnehmer bekommen, die in<br />
Braunkohlekraftwerken und -tagebauen<br />
sowie in Steinkohlekraftwerken<br />
arbeiten, mindestens 58 Jahrealt<br />
sind und wegen des Kohleausstiegs<br />
bis zum Jahr 2038 den Job verlieren.<br />
Es kann einen Zeitraum von höchstensfünfJahrebiszumRenteneintritt<br />
überbrücken. Wenn sie wegen eines<br />
früheren Renteneintritts dann weniger<br />
Rente bekommen, kann das<br />
ebenfalls ausgeglichen werden.<br />
Mehrfachbeschäftigung<br />
nimmt zu<br />
ArbeitsministerHubertus Heil (SPD)<br />
hat sich besorgt über den Anstieg<br />
vonMehrfachbeschäftigung in<br />
Deutschland gezeigt. „Nicht jede<br />
Form vonNebenbeschäftigung ist<br />
schon ein sozialer Skandal, aber es<br />
gibt Bereiche,damuss uns das mit<br />
Sorgeumtreiben“, sagte Heil. Es gebe<br />
Fälle,bei denen ein Arbeitsplatz<br />
nicht mehr zum Leben reiche.„Tatsacheist:<br />
Wirhaben nach wie vorin<br />
Deutschland einen sehr festen Sockel<br />
vonNiedriglöhnen, und darüber<br />
müssen wir reden“, sagte Heil.<br />
Es gebe aber auch Situationen, in<br />
denen Menschen gerneinen Nebenjob<br />
machen. DieZahl derMenschen<br />
mit Nebenjob ist weiter angestiegen.<br />
Ende Juni 2019 waren rund 3538 000<br />
Mehrfachbeschäftigte registriert, so<br />
die Bundesagentur für Arbeit. (dpa)<br />
Frankreich und USA wollen<br />
sich im Steuerstreit einigen<br />
Frankreichwill sich laut Finanzminister<br />
Bruno Le Maireandiesem<br />
Mittwoch mitden USAauf einen<br />
gemeinsamenPlan zur Besteuerung<br />
großer Digitalkonzerne einigen.<br />
Dasgemeinsame Ziel sei„eine<br />
gerechteBesteuerungdigitalerAktivitätenineineminternationalen<br />
Rahmen“.Die VereinigtenStaaten<br />
hatten Frankreich mit Strafzöllen<br />
gedroht,weil ParisimJahr 2019eine<br />
Digitalsteuer eingeführthatte,die<br />
hauptsächlich große US-Konzerne<br />
wie Googleoder Facebooktrifft. Der<br />
französischePräsidentEmmanuel<br />
Macron habe in einem Telefonat<br />
mit US-Präsident DonaldTrump<br />
vereinbart,jedeEskalationzuvermeiden.<br />
(dpa)<br />
Höhere Ticketpreise<br />
bei Easyjet<br />
Easyjet-Maschineauf demFlughafen<br />
Schönefeld. FOTO: STEFFEN KUTTNER/IMAGO IMAGES<br />
HöhereTicketpreise im Weihnachtsquartal<br />
haben den Ausblick beim<br />
britischen Billigflieger Easyjet verbessert.<br />
Im gesamtenWinterhalbjahr<br />
vonOktober bisMärzdürfteder<br />
saisontypische Verlust vorSteuern<br />
geringer ausfallen als ein Jahr zuvor,<br />
teilte Easyjet mit. Firmenchef Johan<br />
Lundgren führte die Entwicklung<br />
auch auf den allgemein gebremsten<br />
Ausbau des Flugangebots europäischer<br />
Airlines zurück. Fluggesellschaften<br />
schreiben im reiseschwachen<br />
Winterhalbjahr in der Regel rote<br />
Zahlen, ihreGewinne fliegen sie<br />
vorallem im Sommer ein. (dpa)<br />
Spielbanken ziehen mehr<br />
Besucher an<br />
Diestaatlich konzessionierten Spielbanken<br />
in Deutschland haben im<br />
vergangenen Jahr deutlich mehr Besucher<br />
angezogen und Geld eingenommen.<br />
6,4 Millionen Spieler sorgten<br />
2019 an Automaten und Tischen<br />
für ein Plus beim Bruttospielertrag<br />
(BSE) von25,6 Prozent auf mehr als<br />
860 Millionen Euro,teilteder Vorstandschef<br />
des Deutschen Spielbankenverbandes,OttoWulferding,<br />
in<br />
Baden-Baden mit. DerBSE gibt die<br />
Differenz zwischen den Einsätzen<br />
und den Gewinnen der Spieler an<br />
und entspricht dem Umsatz. 2018<br />
waren rund 5,7 Millionen Besucher<br />
in die Casinos gekommen. (dpa)
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Fahrverbote<br />
ZITAT<br />
Eine Frage<br />
des Stils<br />
Julia Haak<br />
begrüßt die klimaneutrale Stadt<br />
und zweifelt trotzdem am Erfolg.<br />
Verbot und Verbannung –schön klingt<br />
das nicht. Berlins Verkehrs- und Umweltsenatorin<br />
Regine Günther geht gerade<br />
mit Plänen an die Öffentlichkeit, die<br />
viele <strong>Berliner</strong> als Zumutungen empfinden<br />
werden. In zehn Jahren sollen innerhalb<br />
des S-Bahnrings keine Autos mit Verbrennungsmotoren<br />
mehr fahren. Und die Senatorin<br />
hat noch mehr vor. Noch ein paar<br />
Einschränkungen und finanzielle Strafen<br />
für jedes Verhalten, das mit Emissionen<br />
verbunden ist: Citymaut, Nahverkehrsabgabe,<br />
mehr Parkraumbewirtschaftung,<br />
Solarpflicht, Verbot vonÖlheizungen. Der<br />
ADAC spricht bereits in Bezug auf den<br />
Rausschmiss der Verbrenner aus dem Innenstadtgebiet<br />
von einem Klima der<br />
Angst, das Günther schüre.<br />
Bevormundung, auf diesen Vorwurf<br />
wird sich die Diskussion nun verkürzen.<br />
Wasdahinter steht, wirdvorerst niemand<br />
sehen. Schade.Denn es könnte doch sein,<br />
dass die Umweltsenatorin recht hat.<br />
Erst im Dezember hatte sich der Senat<br />
auf einen Klimaplan geeinigt. Die Klimanotlage<br />
wurde ausgerufen. So schnell, wie<br />
es eben geht, soll Berlin nun klimaneutral<br />
werden. Bis 2050 soll der CO 2 -Ausstoß<br />
drastisch reduziert werden: im Vergleich<br />
zu den Werten Anfang der 90er-Jahre um<br />
85 Prozent. Alles, jedes Vorhaben des<br />
Landes soll darauf hin überprüft werden,<br />
ob es die Klimabilanz verschlechtertoder<br />
verbessert. Dass wir im Rahmen eines solchen<br />
Plans auch die Formen der Fortbewegung<br />
in der Stadt drastisch verändern<br />
müssen, sollte eigentlich jedem klar sein.<br />
Es ist allerdings etwas anderes,obman<br />
pauschal über Klimaneutralität spricht<br />
oder das eigene Auto abschaffen muss.<br />
Notwendig ist es. Erreicht werden kann<br />
die Verkehrswende allerdings nur, wenn<br />
die <strong>Berliner</strong> sie auch akzeptieren.<br />
Corona-Virus<br />
Der Erreger und<br />
die Erregung<br />
Rasmus Buchsteiner<br />
glaubt, dass zur Beunruhigung hierzulande<br />
kein Anlass besteht.<br />
Ein bislang unbekannter Virus aus<br />
Asien, der nun nach Europa eingeschleppt<br />
werden könnte. Eine mysteriöser<br />
Lungenkrankheit, die bei der Weltgesundheitsorganisation<br />
zu Krisensitzungen<br />
führt. Dassind Nachrichten mit Gruselfaktor.<br />
Schon erklingt der Ruf nach<br />
Fieberkontrollen an Flughäfen. Doch aus<br />
deutscher oder europäischer Sicht wäre<br />
das zumindest jetzt noch eine übertriebene<br />
Maßnahme.<br />
Es handelt sich um einen Erreger ähnlich<br />
jenem, der 2003 ausgehend von<br />
China zu einer Pandemie mit hunderten<br />
Toten geführt hatte. Man kann nicht sagen,<br />
dass die Volksrepublik beim damaligen<br />
Ausbruch vonSars ein Musterbeispiel<br />
von Transparenz und Kooperation mit<br />
den internationalen Gesundheitsbehörden<br />
war. Man sollte also über nationale<br />
und europäische Vorsorgemaßnahmen<br />
nachgedenken.<br />
Doch dabei gilt es, auf alles, was Pandemie-Panik<br />
unnötig befördern könnte,<br />
zu verzichten. Folgt man nämlich den<br />
Einschätzungen der Experten hierzulande,ist<br />
das Corona-Virus deutlich weniger<br />
gefährlich als der Sars-Erreger, der<br />
2003 Angst und Schrecken verbreitete.<br />
ZurErinnerung: Damals gab es laut Weltgesundheitsorganisation<br />
weltweit 8096<br />
Infektionen, in 774 Fällen waren sie tödlich.<br />
Auch wenn es zynisch anmuten mag,<br />
muss man die Zahlen ins Verhältnis setzen:<br />
Bei der Grippewelle 2017/18 starben<br />
nach offizieller Schätzung mehr als 25 000<br />
Menschen. Diese Zahl hat einen hohen<br />
Gruselfaktor, dasie sich wohlgemerkt allein<br />
auf Deutschland bezieht. Allzu große<br />
Erregung über den neuen Erreger aus<br />
dem fernen China ist daher zumindest bis<br />
jetzt nicht angebracht.<br />
Davos wird grün.<br />
Theaterregisseure dürften beim<br />
Blick auf den Schweizer Alpenort<br />
Davos vor Neid erblassen. Dort ist<br />
es den Organisatoren des Weltwirtschaftsforums<br />
gelungen, das Drama der Gegenwart<br />
auf die Bühne zu bringen. In den<br />
Hauptrollen: Donald Trump und Greta<br />
Thunberg. DerUS-Präsident und die Schülerin<br />
lieferten sich– wenn auch nicht von Angesicht<br />
zu Angesicht –ein ideologisches Duell:<br />
Älterer, selbstgerechter Mann gegen<br />
junge, anklagende Frau. Nationalist gegen<br />
Mahnerin zur internationalen Zusammenarbeit.<br />
Kohlefan gegen Klimaschützerin. Was<br />
sie als existenzielle Gefahr für die Menschheit<br />
ausmacht, verbrämt er als apokalyptisches<br />
Geraune.<br />
Trump und Thunberg verkörpern zwei<br />
Extreme.Daher vermag keiner vonihnen für<br />
den Umgang mit dem Klimawandel jene Orientierung<br />
zu geben, die nicht zuletzt die in<br />
Davos versammelte Wirtschaftselite bitter<br />
nötig hat. Die Erderwärmung ist ein Problem,<br />
ein großes sogar. Doch weder Ignoranz<br />
noch Panik tragen zu dessen Lösung bei.<br />
Trumps Rede verfehlte klar das Thema der<br />
Veranstaltung. Da mochten Einladungskarten,<br />
Einspielfilme und Redner noch so oft vor<br />
Artensterben, Meeresmüll und Konflikten um<br />
Wasser und Ackerland warnen –den US-Präsidenten<br />
ficht das nicht an. Klimaschutz ist für<br />
Trump kein Thema. Und wenn doch, dann<br />
bloß, um seine umweltbewegten Kritiker als<br />
„radikale Sozialisten“ und Untergangsapologeten<br />
zu beschimpfen, wie er es in Davostat.<br />
Sein eigentliches Publikum saß nicht im<br />
Saal. Trump sprach zu den US-Wählern. Die<br />
irrwitzige Aneinanderreihung seiner vermeintlichen<br />
Rekordleistungen auf dem US-<br />
Arbeitsmarkt, derWirtschaft und im internationalen<br />
Handel war der leicht durchschau-<br />
Erst mal einen Tee. Das Wasser ist aufgesetzt,<br />
die Blätter im Netz, draußen zwitscherndie<br />
Vögel, gleich kann es losgehen. Es<br />
wird ein Kräutertee, ist besser für die Gesundheit,<br />
allerdings haben Kräutertees in<br />
letzter Zeit dieTendenz zum bekloppten Produktnamen.<br />
Früher hießen sie nach ihrer<br />
Herkunft oder Zusammensetzung „Wildblumentee“<br />
oder „Kräutermischung“, dann<br />
wurde daraus „duftende Blumenwiese“ oder<br />
„sonniges Alpenglühen“, heute läuft es nicht<br />
mehr unter „Fühl-dich-wohl-Tee“ oder<br />
„Hab-dich-lieb-Tee“ oder „Sei-gut-zu-dir-<br />
Tee“, eins so dämlich wie das andere.<br />
Das Wasser kocht und ich wünsche mir<br />
auch mal etwas kernigere Namen wie<br />
„Siehst-du-diesen-Stinkefinger“ oder „Halteinfach-mal-die-Klappe“.<br />
Jede Bewegung<br />
braucht schließlich ihre Gegenbewegung.<br />
Genauso wie es ja nicht nur die Veganer-<br />
Welle gerade gibt, sondernauch die Blutige-<br />
Steak-Welle oder die Ich-mach-jetzt-malden-Jagdschein-Welle.<br />
Neulich sah ich auf<br />
dem Titelblatt der Edeka-Kundenzeitschrift<br />
zwei Vollbartmänner in Flanellhemden hinter<br />
einem Grill stehen unter der Überschrift<br />
„Im Glutrausch“, was ja schon mal in die<br />
richtige Richtung geht. Das Heft handelte<br />
vonder Zubereitung toter Tiere–grillen, räuchernoder<br />
einfach mal rohprobieren.<br />
Mansollte bei Produktnamen nicht immer<br />
nur aufWellness setzen, sondernsich auch Illness<br />
zutrauen. Dann könnte Porsche dazu<br />
übergehen, seinen Autos nicht mehr Namen<br />
wie „Panterra“ zu geben, die nach griechi-<br />
Weltwirtschaftsforum in Davos<br />
Klima und<br />
Rendite<br />
Marina Kormbaki<br />
ist der Meinung,dass weder Donald Trump noch<br />
Greta Thunberg recht haben.<br />
KOLUMNE<br />
Ein Schluck<br />
vom<br />
Stinkefinger-Tee<br />
Volker Heise<br />
Filmemacher und Autor<br />
scher Göttin klingen, sondern „Riech<br />
Gummi“, was eher der Wahrheit entspricht.<br />
SUV wie „Defender“ oder „Explorer“ haben ja<br />
schon den Hang zum scharfen Geruch von<br />
Testosteron, aber der Pick-up „Mordbrenner“<br />
von Toyota mit optionalem MG-Aufsatz für<br />
den kleinen Bürgerkrieg wäre eine feine Sache.<br />
Ich bin da für brutale Ehrlichkeit, auch<br />
bei Kohlekraftwerken. „Datteln 4“ muss nicht<br />
sein,„Wüste 3000“ klingt schärfer.<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLASSMANN<br />
bareVersuch, den für ihn ungünstigen Nachrichten<br />
daheim etwas entgegenzusetzen. Am<br />
Dienstag begann das Amtsenthebungsverfahren<br />
gegen Trump: Neue Erkenntnisse<br />
zum Treiben seiner Leute in der Ukraine lassen<br />
den Präsidenten in keinem guten Licht<br />
dastehen. Davos kam ihm gelegen, um die<br />
Kritik in Washington mit einem Übermaß an<br />
Selbstlob zu kontern.<br />
In den USA hat Trump eine Vielzahl von<br />
Umweltschutzmaßnahmen seines Vorgängers<br />
Barack Obama rückgängig gemacht. Naturschutzgebiete<br />
dürfen ausgebeutet werden,<br />
Auflagen zur Förderung vonErdöl und Erdgas<br />
werden gelockert. Trump glaubt, dass er damit<br />
der Wirtschaft nützt. Doch womöglich<br />
liest er die Zeichen der Zeit falsch. DerKlimawandel<br />
gilt plötzlich als Bedrohung für die<br />
Rendite.Versicherer sehensich immer größeren<br />
Kostenrisiken ausgesetzt. Immer mehr<br />
Kapitalgeber forderndaher ein Umlenken der<br />
Finanzströme wegvon der Förderung fossiler<br />
Brennstoffe. Der weltgrößte Vermögensverwalter<br />
Blackrock will vorangehen und rät<br />
auch sämtlichen Weltkonzernen zu mehr<br />
Nachhaltigkeit in den Bilanzen.<br />
Undnun wirbt auch das Weltwirtschaftsforum<br />
in Davosfür grüne Geschäfte.Daraus<br />
spricht die Einsicht in die Notwendigkeit einer<br />
klimapolitischen Sensibilisierung der<br />
Wirtschaft. Mit dem Pflanzen von Bäumen,<br />
wozu sich die Konzernchefs verpflichten<br />
wollen, ist es aber gewiss nicht getan. Aufforstung<br />
in fernen Ländern bringt kein Umdenken<br />
daheim, ist schlecht zu kontrollieren<br />
und zeugt vonneokolonialem Denken.<br />
Dass nicht zuletzt dank ihres Protests das<br />
Klima ins Zentrum der wirtschaftspolitischen<br />
Debatte gerückt ist, darf Greta Thunberg<br />
freuen. Es ist nicht so, dass „praktisch<br />
nichts“ passiert, wie die Schwedin kritisiert.<br />
Thunbergs Ungeduld ist berechtigt –sie verstellt<br />
jedoch den Blick auf politische Weichen,<br />
die jetzt gestellt und hoffentlich bald<br />
zur CO 2 -Reduktion führen werden. Die EU<br />
will den Beweis erbringen, dass klimafreundliche<br />
Technologien Wohlstand und<br />
soziale Sicherheit mehren können. Mächtige<br />
US-Bundesstaaten wie das progressive Kalifornien,<br />
aber auch das konservative Texas<br />
haben das ökonomische Potenzial Erneuerbarer<br />
längst erkannt – Trump zum Trotz.<br />
China treibt den Wettbewerb um grüne<br />
Technologien massiv voran.<br />
Zu grünen Geschäften ist es gewiss noch<br />
ein weiter Weg. Gut, dass dieWirtschaft jetzt<br />
drüber spricht. Besser, wenn sie schon bald<br />
danach handelt.<br />
So. Netz aus der Kanne, Stövchen angezündet,<br />
Tasse geholt, die Vorfreude ist groß.<br />
Draußen singen die Vögel immer noch, sind<br />
aber weniger geworden in letzter Zeit. Vor<br />
zwei Jahren konnte man bei uns an der Elbe,<br />
während der großen Trockenheit, ganzeVogelscharen<br />
sich an den letzten Tümpeln versammeln<br />
sehen in der Hoffnung auf einen<br />
mageren Frosch. Überhaupt gibt es immer<br />
weniger Tiere, bald sind wir Menschen allein<br />
auf der Welt oder nahezu allein, es wird immer<br />
noch die Nutztiere geben, die in Fleischfabriken<br />
als Rohstoff gelten. Geht es so weiter,<br />
habe ich neulich gelesen, erzielen wir<br />
bald die Wirkung des Riesenmeteoriten, der<br />
vor 66Millionen Jahren nicht nur den Dinosaurier,<br />
sondern 75Prozent aller Tierarten<br />
ausgerottet hat.<br />
Auf der anderen Seite heißt es ja immer,<br />
dass die Rettung nahe ist, wenn die Not am<br />
größten, und so auch in diesem Fall. Forschern<br />
soll es gelungen sein, neue Lebewesen<br />
zu erzeugen, also kleine Tierchen.Sie haben<br />
Froschzellen isoliert und mit Hilfe von<br />
Computerprogrammen neu zusammengesetzt.<br />
Mal wurden kleine runde Dinger daraus,mal<br />
hatten sie ein Loch in der Mitte, mal<br />
keines. Noch sind sie nur unter dem Mikroskop<br />
zu erkennen, aber auch die Tierwelt hat<br />
ja mal klein angefangen, als hilfloser Einzeller.Einen<br />
Namen haben diese neuen Entitäten<br />
noch nicht, aber ich hätte einen Vorschlag.<br />
Wie wäre esmit „Ich-hab-dich-lieb“?<br />
Vielleicht, in Millionen Jahren, wirdauch ein<br />
Mensch draus.Oder eine Teesorte.<br />
„In der DDR konnte man<br />
selten Sport ineiner Sportstätte<br />
machen, wenn man<br />
nicht olympiaverdächtig<br />
war. Bei mir war das schon<br />
sehr früh sehr klar.“<br />
Angela Merkel, Bundeskanzlerin, bei der Verleihung<br />
der Auszeichnung „Sterne des Sports“ über ihre<br />
fehlenden sportliche Talente<br />
AUSLESE<br />
Die Türkei und der<br />
Libyen-Gipfel<br />
Über den Libyen-Gipfel wurde auch in<br />
der türkischen Presse viel geschrieben.<br />
In einem sind sich die dortigen Kommentatoren<br />
einig: DieTürkei und ihr Präsident<br />
Erdogan haben dabei eine bedeutsame<br />
Rolle gespielt. In der englischsprachigen<br />
Ausgabe der regierungsnahen<br />
türkischen <strong>Zeitung</strong> Yeni Safak vergleicht<br />
Selcuk Türkyilmaz das Treffenmit der<strong>Berliner</strong><br />
Kongo-Konferenz von 1884–85 zur<br />
kolonialen Aufteilung Afrikas und der damals<br />
schwachen Machtposition des Osmanischen<br />
Reiches: „Heute gibt es wieder<br />
eine <strong>Berliner</strong> Konferenz, und dasThema ist<br />
Nordafrika. Aber diesmal kann man nicht<br />
sagen, dass unser StandinBerlin schwach<br />
ist. […] DieTürkei ist zurück in der Region<br />
als‚Schwertder Gerechtigkeit.‘“<br />
DieErgebnissebewertendie türkischen<br />
Blätter quer durch die politischen Lager<br />
skeptisch und melden massiveVerletzungen<br />
des Waffenstillstands durch die Truppen<br />
des aufständischen Generals Chalifa<br />
Haftar. Das moderat-islamische Blatt Karar<br />
bezeichnet Haftar sogar als„Gewinner“<br />
des <strong>Berliner</strong> Treffens. Mit drei Karikaturen<br />
fasst dienationalistisch-oppositionelle Yenicag<br />
das politische Geschehen in Libyen<br />
zusammen. Ein kleiner Steinzeit-Erdogan<br />
versucht verzweifelt und vergeblich, zwei<br />
gewaltige Riesen namens „Ökonomie“<br />
und „Krise“ in Bewegung zu setzen, um<br />
dann im dritten Anlauf einen kleinen Soldaten<br />
vor sich her zu schieben. „Polierte<br />
Steinzeit“ betitelt der Zeichner Emre Ulas<br />
dies. Frank Nordhausen<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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und erreicht laut Mediaanalyse 2019 in Berlin und<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Und wasmeinen Sie?<br />
Die Briefe<br />
unserer Leser<br />
Seite 15<br />
Ein Anfang: Wiedie Hauptstadt klimaneutral werden könnte Seite 13<br />
Ein Abschied: Die Trauerfeier für Manfred Stolpe Seite 16<br />
Stadtbild<br />
Feierabend<br />
1.0<br />
Torsten Landsberg<br />
registriertneue Lokalregeln<br />
Die Bar liegt längst im Dimmerlicht<br />
und weit entfernt von jedweder<br />
Arbeitsatmosphäre. Zur Sicherheit<br />
hängt an einer Wand trotzdem<br />
eine Tafel, handschriftlich ist<br />
dort mit Kreide die dringende Bitte<br />
notiert, ab 21 Uhr Laptops von den<br />
Tischen zu räumen: „Don't kill the<br />
vibe“, schließt die Notiz und macht<br />
die Bitte zu einer deutlichen Ansage.<br />
In Cafés und Bars treffen häufig zwei<br />
Interessen aufeinander: Arbeiten in<br />
angenehmer Umgebung statt am<br />
heimischen Schreibtisch versus Freizeit.<br />
Selbst wenn sich Gäste voneinem<br />
Laptop am Nebentisch gar nicht persönlich<br />
gestört fühlen, stellt sich die<br />
Frage nach Ruheräumen, nach dem<br />
Wert der Pause. Auch ein für private<br />
Zwecke genutztes Notebook bleibt<br />
ein Symbol für den Stress der Arbeitswelt<br />
und die mit mobilen Geräten<br />
in den späten Feierabend eingezogene<br />
Empfangsbereitschaft.<br />
Ohne Schranken droht ein<br />
Schicksal wie dem St. Oberholz in<br />
Mitte, das einst den Ruf als Hort der<br />
digitalen Boheme genoss. Zum Start<br />
der Nullerjahre war Freelance der<br />
neue „heiße Scheiß“ und noch verstand<br />
niemand, dass es bald ein<br />
raumgreifendes Synonym für<br />
(Selbst-)Ausbeutung sein würde.<br />
Leute,die „freelance“ an „Projekten“<br />
arbeiteten, wirkten extrem cool, hielten<br />
sich im Oberholz aber trotzdem<br />
den ganzen Arbeitstag lang an einer<br />
Saftschorle fest. Weil sich damit kein<br />
Umsatz machen ließ, ist das Oberholz<br />
heute ein Co-Working Space.<br />
So einer Entwicklung will der Wirt<br />
einer anderen Stammkneipe vorbeugen.<br />
Er hat keine Hinweistafel<br />
aufgehängt, reagiertaber mit höchst<br />
reservierter Miene, sobald ein Gast<br />
nach dem WLAN-Passwort fragt.<br />
Mitunter handhabt er die Anfrage rigoros<br />
und behauptet, er habe kein<br />
Internet. Entgegnet der Gast darauf,<br />
dass der Name der Lokalität in den<br />
Netzwerken auftaucht, antwortet<br />
der Wirt:„Ist kaputt.“ Wenn ein einzelner<br />
Besucher an einem Vierertisch<br />
seinen Laptop ausbreitet und<br />
dann nur einen Kaffee bestellt, erreicht<br />
die Gastfreundschaft einfach<br />
sehr schnell ihr Ende.<br />
Als er einem weiblichen Gast neulich<br />
sogar erklärte, warum er seinen<br />
Laden nicht als Arbeitsstätte versteht<br />
und möchte, dass sich seine Gäste<br />
hier entspannen können, zeigte sie<br />
sich etwas überrascht, schien die Regeln<br />
aber stillschweigend zu akzeptieren.<br />
Bis sie ein paar Minuten später<br />
ihre eigenen machte, unauffällig<br />
zusammenpackte und die Zeche<br />
prellte.<br />
Stundenlang tippen bei einem Käffchen –<br />
so bitte nicht!<br />
IMAGO IMAGES<br />
Explosiver Fund in der Stadtmitte<br />
Unter den Augen der Saurier<br />
Zukunftsplan in drei Phasen: Naturkundemuseumwird für 660 Millionen Euro saniert und erweitert<br />
VonTorsten Harmsen<br />
Das Museum für Naturkunde<br />
(MfN) ist nicht<br />
nur äußerst beliebt bei<br />
den <strong>Berliner</strong>n und ihren<br />
Gästen. Genau 737 254 Besucher kamen<br />
im Jahre 2019 in das Haus mit<br />
dem großen Sauriersaal, wie das<br />
MfN gerade mitteilte. Zugleich ist<br />
der Gebäudekomplex in der Invalidenstraße<br />
42/43 in Mitte dabei, sich<br />
zu einem herausragenden Wissenschaftscampus<br />
zu entwickeln. Der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> liegt nun exklusiv<br />
der Zukunftsplan vor, der zeigt, wie<br />
das Museum in den kommenden<br />
zehn Jahren saniert, erweitert und<br />
weiterentwickelt werden soll.<br />
Objekte vonHumboldt<br />
Insgesamt fließt in den neuen Campus<br />
für Natur und Gesellschaft des<br />
MfN gemeinsam mit der Humboldt-<br />
Universität (HU) die beachtliche<br />
Summe von 660 Millionen Euro –jeweils<br />
zur Hälfte von Bund und Land.<br />
Es soll drei Bauphasen geben. Die<br />
erste beginnt jetzt und dauertvoraussichtlich<br />
bis 2028. Für geschätzte 299<br />
Millionen Euro werden der Museums-Nordflügel<br />
und der sogenannte<br />
Nordbau saniert. Auch ein Neubau<br />
entsteht. Insgesamt 18 100 Quadratmeter<br />
Nutzungsfläche werden erneuert<br />
und neu geschaffen. In einer späteren<br />
zweiten Bauphase wird der angrenzende<br />
Thaer-Bau der HU mit<br />
einbezogen. In der dritten geht es unter<br />
anderem um ein neues Magazinund<br />
Sammlungsgebäude.<br />
DasMfN besitzt eine der weltweit<br />
umfassendsten naturhistorischen<br />
Sammlungen mit über 30 Millionen<br />
Objekten. Sie lagern unter anderem<br />
in Kellern und Räumen unter<br />
Schwarzer Weg<br />
Haupteingang<br />
schlechten klimatischen Bedingungen.<br />
Dringende Aufgabe ist, sie<br />
„lichtgeschützt, klimaadäquat und<br />
hygienisch“ unterzubringen. Die<br />
Sammlungen wurden seit dem frühen<br />
18. Jahrhundert zusammengetragen,<br />
unter anderem auf Expeditionen<br />
vonAlexander vonHumboldt<br />
und Charles Darwin. Dazu gehören<br />
Chausseestr.<br />
Erste Bauphase<br />
Invalidenstr.<br />
MITTE<br />
Naturkundemuseum<br />
20 km<br />
BLZ/GALANTY<br />
DPA/PAUL ZINKEN<br />
Diese alte Fliegerbombe wurde am Dienstag in der Nähe des Roten Rathauses<br />
entdeckt. Die Polizei evakuierte daraufhin alle Gebäude, die<br />
sich im Umkreis von300 Meternbefanden. DieEntschärfung sollte erst<br />
am späten Abend beginnen. Nach den Schätzungen der Innenverwaltung<br />
liegen noch 4600 Bombenblindgänger im <strong>Berliner</strong> Boden. In den<br />
vergangenen zwei Jahren waren in der Hauptstadt zwölf Bomben entdeckt<br />
und entschärft worden, die schwerer als 50 Kilogramm waren.<br />
Auf dem Gelände, wo am Dienstag die 250-Kilo-Bombe gefunden<br />
wurde,finden derzeit Ausgrabungen statt. Hier soll später gebaut werden.<br />
Wegen der Blindgänger im <strong>Berliner</strong> Boden hatten die Bauherren<br />
vorsorglich einen privaten Kampfmittelräumdienst engagiert, der den<br />
Boden untersuchte und die Bombe entdeckte. (kop.)<br />
Insekten, Skelette, Vogelpräparate,<br />
Felle, Geweihe, Pflanzen, fossile<br />
Tiere, Gewebeproben, Gesteine und<br />
Meteorite, teilweise aus der Entstehungszeit<br />
des Sonnensystems vor<br />
gut 4,5 Milliarden Jahren. Um die<br />
Objekte weltweit zugänglich zu machen,<br />
soll alles digital erschlossen<br />
werden –„vonder Fliege bis zum Dinosaurier“.<br />
Mit einem neuen 3D-<br />
Scanner können unter anderem Insekten<br />
gründlich und bis aufs<br />
kleinste Haar erfasst werden.<br />
In der ersten Projektphase bis<br />
2028 geht es vor allem um die Infrastruktur<br />
des geplanten Campus für<br />
Natur und Gesellschaft. Dafür werden<br />
die größtenteils maroden<br />
Räume des MfN saniert, das als Leibniz-Institut<br />
für Evolutions- und Biodiversitätsforschung<br />
zugleich eine<br />
wissenschaftliche Einrichtung ist. Es<br />
entstehen neue Labore, Arbeitsplätze,<br />
Kommunikations- und Veranstaltungsräume<br />
für Forscher des<br />
MfN und der HU. Auf dem neuen<br />
Campus sollen Botaniker,Ökologen,<br />
Genetiker, Molekularbiologen, Vergleichende<br />
Zoologen, Entwicklungsund<br />
Evolutionsforscher, Morphologen,<br />
Bioakustiker und Bioinformatiker<br />
miteinander arbeiten –inmodernsten<br />
Einrichtungen. Von 2021<br />
bis 2028 soll dann ein neuer, mehrgeschossiger<br />
„Ergänzungsbau Nord“<br />
mit Tiefenmagazin entstehen – als<br />
Ersatz für das bestehende Tierhaus<br />
für kalt- und warmlebende Tiere.<br />
Das Dachgeschoss soll unter anderemals<br />
Gewächshaus dienen.<br />
Für Besucher sind neue Ausstellungsräume<br />
geplant, „die die Vielfalt<br />
der Natur und gleichzeitig die Forschung<br />
für Natur zeigen“, wie es aus<br />
dem MfN heißt. Auch Räumefür Tagungen,<br />
Wissenschaftskommunikation<br />
und Bürgerforschung sollen<br />
entstehen. Über „Fenster zur Öffentlichkeit“<br />
und „Testaufbauten“ wolle<br />
man Besucher an den Entwicklungen<br />
teilhaben lassen.<br />
Verfünffachung der Fläche<br />
Im Rahmen eines Architektenwettbewerbs<br />
soll dann bis 2021 das neue<br />
Gesicht „eines authentischen Museumsfür<br />
Naturkunde“ gefunden werden.<br />
Der 1889 eröffnete Museumsbau<br />
an der Invalidenstraße soll umgestaltet<br />
werden, mit einem offeneren<br />
Eingangsbereich, besserer<br />
Gastronomie und einer besseren<br />
Präsentation der Objekte. Die Ausstellungsfläche<br />
werde verfünffacht,<br />
heißt es in einer Mitteilung. Für die<br />
Bauarbeiten am Museumsgebäude<br />
selbst –voraussichtlich ab 2024 –sei<br />
mit einer zeitweiligen Schließung<br />
der Ausstellung zu rechnen. Der<br />
Zeitraum stehe noch nicht fest, solle<br />
aber so kurzwie möglich sein.<br />
Torsten Harmsen<br />
freut sich auf ein umgestaltetes<br />
Naturkundemuseum.<br />
Ein Angebot,<br />
auch an die<br />
Kritiker<br />
Karstadt-Neubau: Investoren<br />
stellen neue Pläne vor<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Vor der Tür des Neuköllner Rathauses<br />
demonstrierten am<br />
Dienstagabend etwa 140 Bewegte<br />
gegen jedes Projekt, das die Firma<br />
Signa an Stelle des Karstadts am Hermannplatz<br />
plant oder planen könnte<br />
– Motto: Der Kapitalismus muss<br />
auch hier gestoppt werden. Drinnen<br />
tagte der bezirkliche Ausschuss für<br />
Stadtentwicklung zu dem Projekt,<br />
ließ sich den aktuellen Planungsstand<br />
vortragen. Zwar ist Neukölln<br />
administrativ nicht unmittelbar von<br />
dem angekündigten Ersatz- oder<br />
Umbau des Kaufhauses betroffen –<br />
es steht direkt jenseits der Bezirksgrenze.<br />
Doch ist bereits, wie gleich<br />
mehrmals betont wurde, die enge<br />
Zusammenarbeit mit Friedrichshain-Kreuzberg<br />
und der Senatsbauverwaltung<br />
verabredet.<br />
DieInvestoren hatten vordreiJahrenAufsehen<br />
und auch breite Begeisterung<br />
erregt mit der Idee,die 33 Meter<br />
hohe und von Pfeilern geprägte<br />
Original-Fassade des Kaufhauses mit<br />
den zwei 71 Meter hohen Türmen<br />
nachzubauen. In den angrenzenden<br />
Wohnvierteln und der kleinteiligen<br />
Geschäftswelt kamen allerdings auch<br />
Verdrängungsängste auf. Die versuchen<br />
nun die Investoren mit dem<br />
Hinweis zu beruhigen, dass sie eine<br />
enge Abstimmung mit der Bürgergesellschaft<br />
wünschen. Sie verweisen<br />
darauf, dass in dem geplanten Neubau<br />
auch „preisgebundene Wohnungen“<br />
entstehen sollen und das Projekt<br />
in seiner Energiebilanz innerhalb von<br />
zehn Jahren ausgeglichen sein soll.<br />
WeitereVersprechen:CO 2 -Neutralität<br />
innerhalb dieser Zeit, die Mitplanung<br />
der Tram-Verbindung, die Neunutzung<br />
des Parkhausgeländes, die Vermietung<br />
der Flächen weiter auch an<br />
die Post und den Buchhandel. Alles<br />
ist noch sehr vage,aber eben ein Angebot<br />
auch an die Kritiker.<br />
Eines ist für Signa allerdings offenbar<br />
nicht verhandelbar:Der Nachbau<br />
der Fassaden von1929. Erst er mache<br />
das ganzeProjekt zu einem besonderen<br />
Ort. Deswegen brauche man<br />
auch dieAusweitungder Nutzflächen<br />
auf die etwa 71 000 Quadratmeter<br />
von 1929, die etwa ein Viertel mehr<br />
sind als die aktuelle Nutzungsfläche.<br />
Wasallerdings fast zwingend mit sich<br />
bringt, dass ein radikaler Umbau des<br />
in der Nachkriegszeit entstandenen<br />
Gebäudes entstehen muss. Das bestehende<br />
Gebäude sei schlichtweg zu<br />
tief und zu breit, um die Flächen wirtschaftlich<br />
aufteilen und auch Wohnungen<br />
einbauen zu können. Genau<br />
von einer solchen Mischkalkulation<br />
aber hinge der Weiterbetrieb des<br />
Kaufhauses Karstadt ab, den alle im<br />
Saal wünschten.<br />
Karstadt am Hermannplatz, kurz nach der<br />
Eröffnung im Jahr 1929<br />
IMAGO
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
Polizisten untersuchen nach dem zweiten tödlichen Radfahrerunfall dieses Jahres in Berlin das Rad der Frau, die von BVG-Bus 1085 getötet wurde. Der Busfahrer erlitt einen Schock und ist weiterhin in ärztlicher Behandlung.<br />
BERLINER ZEITUNG/ NORRIS PUDWELL<br />
„Ich vermisse einen Aufschrei“<br />
Der Todeiner Radfahrerin in Johannisthal hätte verhindert werden können, sagt ein Unfallforscher.Wie können Berlins Straßen endlich sicherer werden?<br />
VonPeter Neumann<br />
An dem Ort, wo am Sonntagmittag<br />
eine Radfahrerin<br />
starb, liegen viele Dutzend<br />
Blumen. Menschen haben<br />
Kerzen aufgestellt und Briefe abgelegt.<br />
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub<br />
(ADFC) hinterließ ein weiß<br />
gestrichenes Fahrrad, ein „Geisterrad“,<br />
zum Gedenken an die Frau –<br />
wie jedes Mal, wenn eine Radfahrerinoder<br />
ein Radfahrer getötet wird.<br />
Die Gegenstände am Groß-<strong>Berliner</strong><br />
Damm, Ecke Pilotenstraße, zeugen<br />
von der Mahnwache, die Montagabend<br />
dort abgehalten wurde.<br />
Rund 150 Menschen kamen nach<br />
dem Aufruf des ADFC und des Vereins<br />
Changing Cities nach Johannisthal.<br />
Siegedachten nicht nur der 35-<br />
Jährigen, die überrollt wurde,als ein<br />
BVG-Bus der Linie 265 nach rechts<br />
abbog. Sieforderten auch erneut die<br />
Politiker auf, endlich mehr für die<br />
Verkehrssicherheit zu unternehmen.<br />
„Es macht fassungslos und wütend,<br />
was in Berlin geschieht“, sagte<br />
Sophie Lattke von Changing Cities<br />
nach dem zweiten tödlichen Radfahrunfall<br />
in diesem Jahr in Berlin.<br />
„Letzte Woche wurde eine Radfahrerin<br />
am Kottbusser Tor von einem<br />
rechtsabbiegenden Lkw getötet, nun<br />
eine weiterevon einem rechtsabbiegenden<br />
Bus. Wir fordern Sicherheit<br />
auf den Straßen für die 70 Prozent<br />
der <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong>, die<br />
nicht mit dem Auto unterwegs sind.“<br />
Getrennte Ampelphasen<br />
Doch wie könnte der Straßenverkehr<br />
sicherer werden? Welche Mittel eignen<br />
sich, welche weniger? Welche<br />
sind sogar gefährlich? Warder Unfall<br />
von Johannisthal, bei dem der BVG-<br />
Bus 1085 mit einer geradeaus fahrenden<br />
Radlerin zusammenstieß,<br />
unabwendbar? Das sind Fragen, die<br />
für Siegfried Brockmann zur täglichen<br />
Arbeit gehören. Der Politikwissenschaftler<br />
leitet seit 2006 die Unfallforschung<br />
der Versicherer im Gesamtverband<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
in Berlin. Der<br />
61-Jährige ist ein Fachmann, der<br />
Freude daran hat, mit klaren, exponierten<br />
Einschätzungen Stellung zu<br />
beziehen. Dasist hier nicht anders.<br />
„Hätte der BVG-Bus einen richtigen<br />
Abbiegeassistenten gehabt,<br />
hätte der Unfall mit der Radfahrerin<br />
wahrscheinlich verhindert werden<br />
können, oder die Frau hätte ihn<br />
überlebt“ –davon zeigte sich Siegfried<br />
Brockmann am Dienstag überzeugt.<br />
Der Mercedes-Bus hatte eine<br />
Technik, die er nicht als Abbiegeassistent<br />
bezeichnen würde: „Eine Kamerafilmt<br />
den Bereich rechts neben<br />
dem Bus, ein Monitor zeigt das Bild<br />
am Fahrerpult. Bei Gefahr wird der<br />
Fahrer aber nicht gewarnt, er bekommt<br />
keinen Hinweis, weder optisch<br />
noch per Vibration. Dieses System<br />
entlastet das Fahrpersonal also<br />
nicht, es überfordert esmit einem<br />
weiteren Bildschirm, auf den es<br />
schauen soll –wofür aber nicht immer<br />
Zeit ist“, berichtete Brockmann.<br />
Der Unfallforscher fragt sich,<br />
warum ein Landesunternehmen wie<br />
die BVG eine „vermeintliche Sicherheitstechnik<br />
anschafft, die ihre Aufgabe,<br />
Leben zu retten, nicht erfüllen<br />
kann. Da vermisse ich einen Aufschrei<br />
der Landespolitik“, sagte er.<br />
Dabei könnte ein Abbiegeassistent,<br />
der den Namen verdient, Unfälle<br />
wirksam verhindern. „Wichtig<br />
ist aus meiner Sicht, dass er den Fahreroptisch<br />
und zusätzlich auf andere<br />
Weise warnt, wenn jemand dem<br />
Fahrzeug zu nahe kommt“, so Brockmann.<br />
„Beim Sideguard Assist von<br />
Mercedes-Benz leuchtet ein Dreieck<br />
am Holm rechts neben der Windschutzscheibe<br />
erst orange, dann rot,<br />
und kurz darauf spürt der Fahrer<br />
eine Vibration im Sitz. Es gibt auch<br />
Kamera-Monitor-Systeme, die den<br />
Fahrer aktiv warnen, wenn eine Gefahrensituation<br />
entsteht.“ Die Technik<br />
werde auch in Berlin bereits von<br />
einigen Spediteuren eingesetzt. Freiwillig,<br />
denn noch ist die Warneinrichtung<br />
in Europa nicht Pflicht.<br />
Hat die BVG die falsche Technik<br />
angeschafft? Das wies Petra Nelken,<br />
die Sprecherin, mit Nachdruck zurück.<br />
In der Tatverfüge der CitaroC2<br />
EN19, der zu einer im November und<br />
Dezember 2019 gelieferten Tranche<br />
gehört und auf dem Lichtenberger<br />
Busbetriebshof stationiert ist, über<br />
ein Kamera-Monitor-System ohne<br />
Warneinrichtung. „Es wurde auf unseren<br />
Wunsch eingebaut“, so Nelken.<br />
Mehr als 1100 Busse der BVG<br />
verfügen über diese Technik, die es<br />
so nur dort gebe. Derzeit würden<br />
Doppeldecker damit ausgerüstet.<br />
„Wenn ein Bus rechts abbiegt,<br />
schaltet es sich automatisch ein, und<br />
auf dem Monitor erscheint das Kamerabild,<br />
das den Bereich rechts<br />
vom Bus zeigt“, erklärte Nelken.<br />
Dass das System Busfahrernicht mit<br />
Leuchten oder gar Vibrationen<br />
warnt, habe seinen Grund: Im dichten<br />
<strong>Berliner</strong> Verkehr, indem häufig<br />
etwas nebenan auftaucht, würde „es<br />
ständig blinken und vibrieren“, so<br />
die BVG-Sprecherin. Das könnte zur<br />
6<br />
Radfahrer wurden<br />
im vergangenen Jahr<br />
bei Verkehrsunfällen<br />
in Berlin getötet.<br />
Folge haben, dass manche Fahrer die<br />
Technik nicht mehr ernst nehmen<br />
und nicht mehr auf den Monitor<br />
schauen. Darum bleibe es stumm –<br />
zeige aber klar Gefahrensituationen.<br />
Forderungen, dass Abbiegeassistenten<br />
notfalls eine Sofortbremsung<br />
veranlassen müssten, sieht man bei<br />
der BVG ebenfalls skeptisch. „In einem<br />
Linienbus dürfen Fahrgäste im<br />
Stehen mitfahren. Wenn es immer<br />
wieder plötzliche Notstopps gäbe,<br />
könnte das im Bus zuStürzen führen“,<br />
so Nelken. Dass diese Gefahr<br />
nicht zu unterschätze sei, habe sich<br />
im August 2019 gezeigt, als bei einer<br />
DIE BILANZ FÜR BERLIN<br />
7971<br />
Unfälle, an denen Radfahrer<br />
beteiligt waren, wurden<br />
2018 vonder <strong>Berliner</strong><br />
Polizei registriert.<br />
Siegfried Brockmann bei einem Crashtest mit zwei Autos.<br />
49<br />
Prozent der Radfahrerunfälle<br />
2018 wurden vonRadfahrernverursacht,<br />
45 Prozent<br />
vonAuto- und Lkw-Fahrern.<br />
HARALD ALMONAT/GDV<br />
„Wer eine problematische Situation erkennt,<br />
sollte nicht auf seinem Recht bestehen. Ich<br />
stelle fest, dass sich viele Radfahrer sehenden<br />
Auges in gefährliche Situationen begeben.“<br />
Siergfried Brockmann,<br />
Leiter der Unfallforschung der Versicherer<br />
Gefahrenbremsung ein Busfahrgast<br />
ums Leben kam. Die Sprecherin bekräftigte<br />
aber, dass tödliche Unfälle<br />
mit Linienbussen sehr selten seien.<br />
Abbiegeassistent mit Notstopp –<br />
besser nicht! Das ist eine Einschätzung,<br />
die Unfallforscher Brockmann<br />
teilt. Situationen an Straßenecken<br />
seien immer kompliziert, sie könnten<br />
manche Technik überfordern,<br />
warnte er. „Es besteht also die Gefahr,<br />
dass es ständig Gefahrenbremsungen<br />
gäbe – was die Akzeptanz<br />
verringern würde und auch gefährlich<br />
wäre. Deshalb gibt es keinen Abbiegeassistenten<br />
mit Notbremsung.“<br />
An der Johannisthaler Kreuzung,<br />
an der die Radfahrerin Sonntagmittag<br />
getötet wurde, gibt es keine Ampel.<br />
Doch wo es sie gibt, gäbe es ein<br />
wirkungsvolles Mittel, um Unfällen<br />
vorzubeugen, sagte Brockmann: Mit<br />
Hilfe von Ampelschaltungen müssten<br />
Verkehrsströme entzerrtwerden.<br />
„Das würde bedeuten, dass entweder<br />
nur geradeaus gefahren oder<br />
nur abgebogen werden dürfte –aber<br />
nicht beides zur gleichen Zeit“, so<br />
der Unfallforscher. Verkehrsplaner<br />
wenden ein, dass dies die Leistungsfähigkeit<br />
vonKreuzungen verringert.<br />
„Das sehe ich nicht so,denn heute ist<br />
es oft so, dass pro Ampelphase nur<br />
wenige Autos es schaffen abzubiegen,<br />
weil ihnen immer wieder Geradeausfahrer<br />
und Fußgänger in die<br />
Quere kommen. Eine Separierung<br />
der Verkehrsströme würde das Abbiegen<br />
beschleunigen“, sagte er.<br />
Flash und Trixi-Spiegel sind Unsinn<br />
Auf jeden Fall wäre es für Ampelkreuzungen<br />
ein Gewinn für die Verkehrssicherheit.<br />
„Ich unterstützealle<br />
Bemühungen, sie entsprechend umzugestalten<br />
und wunderemich, dass<br />
der Senat bisher nicht darauf eingeht.<br />
Es wäre ander Zeit, in Berlin<br />
ein großes Programm aufzulegen.“<br />
Es ist ein Gedanke, der längst in<br />
der <strong>Berliner</strong> Politik angekommen ist.<br />
Seit Jahren fordertder SPD-Abgeordnete<br />
Tino Schopf „zum Schutz des<br />
Rad- und Fußverkehrs vorabbiegenden<br />
Kraftfahrzeugen an allen dafür<br />
geeigneten lichtsignalgeregelten<br />
Kreuzungen“, wie er es formulierte.<br />
Bei den Grünen, die lange skeptisch<br />
waren, gibt es inzwischen<br />
ebenfalls Befürworter. „Technische<br />
Aufrüstung“ mit Abbiegeassistenten<br />
könne das Problem wederkurzfristig<br />
und noch endgültig lösen, sagte<br />
Matthias Dittmer von der Landesarbeitsgemeinschaft<br />
Mobilität. „Das<br />
wirksamste Mittel, Verkehrstote und<br />
Schwerverletzte beim Rechtsabbiegen<br />
zu verhindern, ist es, den Geradeausverkehr<br />
von den Rechtsabbiegern<br />
mit einer einfachen Ampelschaltung<br />
zu trennen“, forderte er.<br />
„Nach dem Unfall in Johannisthal<br />
sollte der eingeschlagene Weg auf<br />
den Prüfstand. Es darf nicht länger<br />
das Gebot des flüssigen Verkehrs<br />
über der Verkehrssicherheit stehen.“<br />
Andere Vorschläge stoßen bei<br />
Siegfried Brockmannauf vehemente<br />
Ablehnung. So setzen sich <strong>Berliner</strong><br />
CDU-Politiker dafür in, Kreuzungen<br />
mit einem „Bike Flash“ auszurüsten:<br />
Wenn sich ein Radfahrer nähert,<br />
blinkenWarnlampen. In Garbsen bei<br />
Hannover wird die Technik, die dort<br />
34 000 Euro gekostet hat, erprobt –<br />
allerdings an einem im Vergleich zu<br />
Berlin nicht sehr stark befahrenen<br />
Knotenpunkt, wie Brockmannsagte.<br />
Ein„Bike Flash“ wäre„nichts,was<br />
uns weiterhelfen würde“, so der Forscher.<br />
„Die in solchen Säulen verbaute<br />
Technik ist ’dumm’,sie würde<br />
auch in vielen Situationen anschlagen,<br />
die objektiv nicht gefährlich<br />
sind. An belebten Kreuzungen, wie<br />
wir sie in Berlin in großer Zahl haben,<br />
hätte das die Folge, dass die<br />
Säulen fast ständig Fehlalarmgeben.<br />
Das würde die Kraftfahrer nicht nur<br />
gefährlich ablenken, sondern auf<br />
Dauerauch abstumpfen“, warnte er.<br />
Nach Abbiegeunfällen wird auch<br />
immer wieder diskutiert, ob Trixi-<br />
Spiegel das Risiko senken könnten.<br />
1996 und 1997 wurden an mehreren<br />
<strong>Berliner</strong> Kreuzungen Trixi-Spiegel<br />
montiert–runde Parabolspiegel, die<br />
den rechten Straßenrand ins Blickfeld<br />
rückten. Trixi ist der Kosename<br />
von Beatrix Willburger, die 1994 in<br />
Bayern von einem rechts abbiegenden<br />
Betonmischer schwer verletzt<br />
wurde. Ihr Vater Ulrich Willburger<br />
entwickelte daraufhin den Spiegel.<br />
Doch Siegfried Brockmannzeigte<br />
sich auch hier skeptisch. „Trixi-Spiegel<br />
helfen nicht, die Verkehrssicherheit<br />
zu steigern. Sie werden an Ampelmasten<br />
montiert, doch die gefährlichen<br />
Abbiegesituationen entstehen<br />
dahinter“, sagte er. „Die<br />
wirklich wichtigen Bereiche werden<br />
von den Trixi-Spiegeln nicht erfasst.<br />
Wirbrauchen solche Spiegel nicht.“<br />
Nichtjedes Mittel, das propagiert<br />
wird, macht den Verkehr sicherer.<br />
Doch um eine Erkenntnis käme man<br />
nicht herum, sagte Brockmann. Es<br />
habe nichts damit zu tun, Opfer verantwortlich<br />
zu machen, „wenn man<br />
sagt, dass sich Radfahrer ihrer Verletzlichkeit<br />
jederzeit bewusst sein<br />
sollten. Wereine problematische Situation<br />
erkennt, sollte nicht auf seinem<br />
Recht bestehen. Auf der Straße<br />
und bei vielen unserer Forschungen<br />
stelle ich fest, dass sich viele Radfahrersehenden<br />
Auges in gefährliche Situationen<br />
begeben. Gerade erst<br />
habe ich auf einem unserer Videos<br />
einen Radfahrer gesehen, der einen<br />
abbiegenden Lastwagen haarscharf<br />
vorn umrundete –obwohl der Lkw<br />
schoninFahrt war.“ (mitkop.)<br />
Peter Neumann<br />
wundertsich, dass es nicht<br />
noch mehr Unfälle gibt.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 11<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
AfD schließt<br />
Nerstheimer<br />
aus<br />
Parteitag am Wochenende<br />
weiter unsicher<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Der AfD-Politiker Kay Nerstheimer<br />
ist von seiner Partei ausgeschlossen<br />
worden. Das bestätigte<br />
Ronald Gläser, Sprecher der AfD in<br />
Berlin, am Dienstag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
„Aus unserer Sicht ist die Sache<br />
damit erledigt“, sagte Gläser. Die<br />
Gründe für den Ausschluss seien<br />
vielfältig, so der Sprecher weiter.<br />
Nerstheimer sitzt als fraktionsloser<br />
Parlamentarier im <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus.<br />
Erist wegen gefährlicher<br />
Körperverletzung, Betrugs,<br />
Fahrerflucht, Fahrens ohne Fahrerlaubnis<br />
und Verletzung der Unterhaltspflicht<br />
sechsfach vorbestraft.<br />
Mehrfach erregte er durch rassistische,rechtsextreme<br />
und islamfeindliche<br />
Äußerungen Aufsehen. Er war<br />
zudem Mitglied der German Defence<br />
League, einer rechtsextremen,<br />
islamfeindlichen Organisation, die<br />
seit 2013 vomVerfassungsschutz beobachtet<br />
wird.<br />
Nerstheimer hatte im September<br />
2016 in Lichtenbergdas erste Direktmandat<br />
für die AfD in Berlin gewonnen.<br />
Nach seiner Wahl hatte er jedoch<br />
auf einen Sitz in der AfD-Fraktion<br />
im Abgeordnetenhaus verzichtet.<br />
2017 hatte der Rechtsausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses die Immunität<br />
des Abgeordneten aufgehoben.<br />
DieStaatsanwaltschaft ermittelte gegen<br />
den fraktionslosen Parlamentarier<br />
wegen des Verdachts der Volks-<br />
Bärentest: Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian. CHRISTIAN SCHULZ Fährtdemnächst vorbildlich vor:Sir Sebastian Woods CHRISTIAN SCHULZ<br />
Charlottenburg bleibt Bärenlieferant<br />
MARIETTE RISSENBEEK und<br />
CARLO CHATRIAN<br />
machen an der Spitze der Berlinale<br />
vieles neu, wie man so offiziell und<br />
inoffiziell hört. Aber nicht alles. Am<br />
Dienstag absolvierten sie einen Termin<br />
in der Straße Am Spreebord in<br />
Charlottenburg, den auch ihr Vorgänger<br />
Dieter Kosslick jedes Jahr in<br />
seiner Amtszeit mit Wonne zelebrierte.<br />
In der Bildgießerei Hermann Noack<br />
schauten sie nach dem Rechten<br />
und waren dabei als einer der Bären<br />
für die Preisträger der diesjährigen<br />
Berlinale gegossen wurde. Hermann<br />
Noack Jr.begrüßte die beiden neuen<br />
Vertreter des alten Kunden Berlinale:<br />
„Wir machen das jetzt schon seit 70<br />
Jahren und es ist immer wieder eine<br />
Herausforderung, am Tagder Bärenverleihung<br />
die Bären mit der Handgravur<br />
der Gewinnernamen zu versehen,<br />
zu vergolden oder zu versilbernund<br />
dann zu montieren.“<br />
Auch wenn Mariette Rissenbeek<br />
als kaufmännische Chefin des Festivals<br />
umsichtig mit dem Geld umgehen<br />
muss,ist sie weit davon entfernt,<br />
eine Großbestellung billig gedengelter<br />
Bärenkopien für die kommenden<br />
Jahre inChina zu ordern: „Es geht<br />
Die neuen Berlinale-Bosse<br />
besuchen in der Bildgießerei<br />
Hermann Noack die fast fertigen<br />
Festival-Trophäen<br />
nicht immer nur um die Kosten. Wir<br />
fühlen uns auch der Nachhaltigkeit<br />
verpflichtet. Und unterstützen gern<br />
die örtliche Kunstgießerei.“<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
SIR SEBASTIAN WOOD<br />
hat einen Befehl aus London erhalten.<br />
Er sagt selbst „Befehl“ dazu, das<br />
ist keine vondiesen üblen Journalisten-Zuspitzungen.<br />
Sir Sebastian erklärtalso<br />
freimütig, dass die Idee,die<br />
er für gut hält, nicht seine eigene<br />
war: „Voreinigen Monaten kam ein<br />
Befehl aus London, dass wir das machen<br />
müssen.“<br />
Die automobile Flotte der Botschaft<br />
soll nun Schritt für Schritt<br />
komplett auf moderne, emissionsarme<br />
Fahrzeuge umgestellt werden.<br />
DerJaguar,vor dem er sich ablichten<br />
lässt, soll künftig der Wagen sein, mit<br />
dem der oberste Vertreter Großbritanniens<br />
in Berlin elektrisch durch<br />
die Stadt gefahren wird. Einen Hinweis,<br />
dass es sich bei der Neuanschaffung<br />
nicht um des Botschafters<br />
einziges und Hauptfahrzeug handelt,<br />
liefertdas Nummernschild.<br />
Die „2“ als laufende Nummer<br />
der Botschaftsfahrzeuge irritiert,<br />
denn Botschafter fahren mit einer<br />
„1“ am Ende durch die Gegend.<br />
Die Erklärung dafür liefert der Diplomat:<br />
„Es kommt auch noch ein<br />
großer Hybrid Range Rover.“ Weil<br />
Sir Sebastians Fahrer schließlich<br />
nicht nach 300 Kilometern auf<br />
dem Weg zu einem entfernteren<br />
Termin in Deutschland sagen<br />
kann: „Und jetzt suchen wir uns<br />
erst mal eine Ladesäule…“ Von<br />
seinen britischen Botschafterkollegen<br />
in Europa ist Sir Sebastian<br />
der dritte, der elektrifiziert wurde.<br />
Im Diplomatischen Corps von<br />
Berlin soll er der erste Botschafter<br />
mit E-Fahrzeug sein. Selbst am<br />
Steuer hat er schon länger nicht<br />
mehr gesessen: „Das ist ein Problem<br />
der Versicherung. Und außerdem<br />
fahre ich hier sehr gern S-<br />
Bahn.“<br />
Beschimpfung:<br />
Gericht ändert<br />
Beschluss<br />
Renate Künast<br />
erreicht Teilerfolg<br />
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete<br />
Renate Künast hat mit einer<br />
Beschwerde gegen einen Gerichtsbeschluss<br />
zu Beschimpfungen<br />
auf Facebook einen Teilerfolg erreicht.<br />
Das <strong>Berliner</strong> Landgericht<br />
teilte mit, dass die Kommentare zu<br />
einem Post der Politikerin im Lichte<br />
höchstrichterlicher und verfassungsrechtlicher<br />
Rechtsprechung<br />
zur Meinungsfreiheit nochmals geprüft<br />
worden seien. In sechs von 22<br />
Fällen sei anders als in einem Beschluss<br />
vom September 2019 nun<br />
eine Beleidigung gesehen worden.<br />
Damit bekam die Politikerin in diesen<br />
Fällen Recht. Derneue „Abhilfebeschluss“<br />
ist noch nicht rechtskräftig.<br />
Künast will, dass die personenbezogenen<br />
Daten der 22 Nutzer herausgeben<br />
werden dürfen, um gegen sie<br />
zivilrechtlich vorgehen zu können. In<br />
sechs Fällen hat sie dies nun erreicht.<br />
Nach dem damaligen Gerichtsbeschluss<br />
waren alle Kommentarekeine<br />
Diffamierung der Person und damit<br />
keine Beleidigung. Unbekannte hatten<br />
Künast unter anderem als „Stück<br />
Scheiße“ und „Geisteskranke“ bezeichnet<br />
und noch drastischere und<br />
auch sexistische Beiträgen geschrieben.<br />
Die Entscheidung war auf Unverständnis<br />
gestoßen.<br />
Die sechs Nutzer-Äußerungen,<br />
die jetzt als Beleidigung gesehen<br />
werden,hätten einen„ehrherabsetzenden<br />
Inhalt“, der nicht mit der Meinungsfreiheit<br />
zu rechtfertigen sei,<br />
hieß es vom Gericht weiter. Bei den<br />
anderen 16 Kommentaren sah das<br />
Gericht noch keine Straftat der Beleidigung.<br />
Da Künast eine umfassende<br />
Beschwerde eingelegt hatte, werden<br />
diese Fälle nun der nächsten Instanz,<br />
dem Kammergericht, zur Prüfung<br />
vorgelegt. (dpa)<br />
POLIZEIREPORT<br />
Fraktionslos und von der Partei ausgeschlossen:<br />
KayNerstheimer IMAGO IMAGES<br />
verhetzung. Ihm wurde vorgeworfen,<br />
in Facebook-Posts Homosexuelle<br />
diskriminiert zu haben. 2018<br />
wurde der 56-Jährige vom Amtsgericht<br />
Tiergarten wegen seiner Äußerungen<br />
zu einer Geldstrafe von 70<br />
Tagessätzen zu 100 Euro verurteilt.<br />
Ein Jahr später wurde er erneut zu<br />
5000 Euro Geldstrafe verurteilt, weil<br />
er Homosexuelle als degeneriert bezeichnet<br />
hatte.<br />
Schon seit längerem lief das Parteiordnungsverfahren<br />
gegen Nerstheimer.<br />
Seit 2016 hatte die <strong>Berliner</strong><br />
AfD versucht, den Abgeordneten aus<br />
der Partei auszuschließen. Der Parteiausschluss<br />
ist die schärfste Sanktionsmaßnahme,<br />
die einer Partei zur<br />
Verfügung steht, wenn ein Mitglied<br />
parteischädigend agiert. Das Parteiordnungsverfahren<br />
wird nur bei<br />
schwerwiegenden Verstößen eingeleitet.<br />
Am Ende des Verfahrens steht<br />
nicht zwingend der Ausschluss des<br />
Mitglieds.<br />
Auf dem Parteitag der AfD, der<br />
laut Sprecher Gläser am kommenden<br />
Wochenende im Ballhaus Pankow<br />
stattfinden soll, will die AfD eigentlich<br />
einen neuen Vorstand und<br />
ein neues Schiedsgericht wählen.<br />
Doch ob dieser tatsächlich stattfinden<br />
wird, ist weiter unklar. Seit Monaten<br />
sucht die AfD Räumlichkeiten<br />
für ihren Parteitag. DerWirtdes Ballhauses<br />
Pankowhatte der AfD Räume<br />
angeboten, die Verträge aber wieder<br />
gekündigt. Die AfD hatte daraufhin<br />
rechtliche Schritte angekündigt.<br />
Nun soll der Fall am Mittwoch am<br />
Landgericht in Berlin verhandelt<br />
werden. Nach Aussage desWirtswird<br />
„der Parteitag der AfD nicht im Ballhaus<br />
stattfinden“.<br />
Einbrecher erwischt.<br />
Polizisten haben am Montagabend<br />
in der Barfusstraße drei Einbrecher<br />
festgenommen. DieMänner im Alter<br />
von19, 21 und 25 Jahren waren von<br />
zwei Zeugen beobachtet worden,<br />
wie sie zwischen Balkonen im Hochparterrehin<br />
und herliefen. Kurz darauf<br />
hörten die Zeugen Klirren, woraufhin<br />
sie die Polizei alarmierten. Als<br />
zwei Diebe flüchten wollten, folgten<br />
ihnen die Beamten und nahmen sie<br />
fest. Derdritte Tatverdächtige stand<br />
noch auf dem Balkon und wurde<br />
dortfestgenommen. DieEinbrecher<br />
wurden anschließend in Gewahrsam<br />
genommen.<br />
<strong>Zeitung</strong>sladen überfallen.<br />
EinUnbekannter hat am Montag einen<br />
<strong>Zeitung</strong>sladen in Lichtenrade<br />
überfallen. Er betrat das Geschäft in<br />
der Straße Alt-Lichtenrade gegen<br />
17.50 Uhrund bedrohte den 40 Jahre<br />
alten Angestellten mit einer Pistole.<br />
DerMitarbeiter übergab das Geld<br />
aus der Kasse.Der Täter griff sich die<br />
Beute,verließ das Geschäft und<br />
flüchtete in einem Auto.<br />
Wildschwein erschossen.<br />
In Hakenfelde mussten Polizisten in<br />
der Nacht zum Montag ein verletztes<br />
Wildschwein töten. DasWildschwein<br />
war bei einem Verkehrsunfall<br />
in der Niederneuendorfer Allee<br />
schwer verletzt worden.<br />
Verkäuferin bedroht.<br />
EinMann hat am Montagmittag bei<br />
einem Überfall auf einen Supermarkt<br />
in der Sonnenallee in Neukölln<br />
zwei Angestellte mit einem<br />
Messer bedroht. Eine der Frauen<br />
konnte flüchten. Ihre Kollegin<br />
musste das Geld aus der Kasse übergeben.<br />
DerTäter flüchtete.<br />
BVG-Mitarbeiter angegriffen.<br />
EinMitarbeiter der BVGist voneinem<br />
Mann mit einem Teleskopschlagstock<br />
auf dem U-Bahnhof Rosenthaler<br />
Platz in Mitte angegriffen<br />
und verletzt worden. Dem40Jahre<br />
alten Opfer gelang es,den alkoholisierten<br />
33-Jährigen zu überwältigen.<br />
Polizisten nahmen den Schläger fest.<br />
Auto angesteckt.<br />
In Staaken brannte am Dienstagmorgen<br />
auf einem Parkplatz ein<br />
Auto aus.Ein Fußgänger bemerkte<br />
die Flammen in der Obstallee.Er<br />
alarmierte die Feuerwehr,die die<br />
Flammen löschte.Der Opel brannte<br />
fast vollständig aus.Durch die Hitzeeinwirkung<br />
wurden drei weiteredort<br />
geparkte Wagen beschädigt. DiePolizei<br />
geht vorvorsätzlicher Brandstiftung<br />
aus.Hinweise auf ein politisches<br />
Motiv haben die Ermittler<br />
nicht.<br />
Gestohlenes Bikesichergestellt.<br />
Polizisten haben am Dienstagmorgen<br />
eine gestohlene Harley Davidson<br />
sichergestellt. DasBike war zuvorinFriedenau<br />
gestohlen worden.<br />
DerBesitzer informierte die Polizei.<br />
Daraufhin verfolgten sechs Srteifen<br />
sowie den Citröen Berlingo,indem<br />
das Bike nach Polen gebracht werden<br />
sollte.Aneiner Tankstelle nahe<br />
der Anschlussstelle Fürstenwalde/West<br />
konnte der 30 Jahrealte<br />
Dieb gefasst werden.<br />
Sprayer festgenommen.<br />
In Tegel sind am Dienstagmorgen<br />
zwei Männer im Alter von26und 31<br />
Jahren festgenommen worden. Sie<br />
waren beim Besprühen einer Schallschutzwand<br />
der BAB 111 beobachtet<br />
worden. Siewurden am Hermsdorfer<br />
Damm gestellt. (ls.)<br />
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
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Berlin<br />
Kaum ein Thema treibt die <strong>Berliner</strong> seit Jahren so um wie Mieten und Vermieten. WESTEND 61<br />
Klappt der Mietendeckel jetzt?<br />
Das umstrittene Gesetzesvorhaben der rot-rot-grünen Koalition soll am Mittwoch die vorletzte parlamentarische Hürde nehmen<br />
VonElmar Schütze<br />
Der Mietendeckel, eines<br />
der wichtigsten und umstrittensten<br />
Gesetzesvorhaben<br />
der rot-rotgrünen<br />
Koalition, steht nach fast anderthalb<br />
Jahren heftiger Diskussionen<br />
und Kontroversen kurz vor dem<br />
Abschluss.Gleichzeitig stellt sich die<br />
Frage,was die Arbeit der vielen politisch<br />
Beteiligten in Berlin eigentlich<br />
wert ist. Am Ende werden wohl Gerichte<br />
entscheiden müssen.<br />
Am Mittwoch befasst sich der<br />
Ausschuss für Stadtentwicklung mit<br />
den Änderungsanträgen der Fraktionen.<br />
Am Ende soll eine „Empfehlung<br />
zur Beschlussfassung“ stehen. Diese<br />
soll bei der nächsten Plenarsitzung<br />
des Parlaments am 30. Januar beschlossen<br />
und damit Gesetz werden<br />
–rückwirkend zum 18. Juni vorigen<br />
Jahres,als sich der Senat auf die Eckpunkte<br />
einigte.<br />
Und wenn es doch schiefgehen<br />
sollte? Wenn die eigentlich satte rotrot-grüne<br />
92:68-Mehrheit wackeln<br />
sollte? Die <strong>Berliner</strong> Verfassung sieht<br />
nur zwei Lesungen für ein Gesetz<br />
vor. Jedoch könnte der Senat eine<br />
weitere, dritte Lesung beantragen.<br />
Wie schwer sich die Koalitionäre<br />
bis zum allerletzten Tagmit dem Formulieren<br />
von Kompromissen taten,<br />
zeigte sich bei der SPD. Bis zum<br />
Dienstagabend brüteten die Sozialdemokraten<br />
über dem Papier. Zu<br />
kompliziertwar die Konsensfindung<br />
vorigen Herbst, als sich Teile der SPD<br />
und der Grünen damit zufrieden geben<br />
wollten, die Mieten fürWohnungen,<br />
die vor 2014 errichtet wurden,<br />
für fünf Jahreeinzufrieren. Am Ende<br />
setzten sich doch die radikaleren<br />
Vorstellungen der Linken und Teile<br />
der anderen beiden Koalitionspartner<br />
durch, die besonders hohe Mieten<br />
sogar reduzieren wollen.<br />
Tatsächlich stehen in der Debatte<br />
ganz grundsätzliche Themen auf<br />
dem Spiel. Eine der zentralen Fragen<br />
betrifft dieVerlässlichkeit vonPolitik.<br />
Ist esrichtig, dass der Gesetzgeber<br />
Regeln beschließt, die Gefahr laufen,<br />
vonGerichten zerpflückt zu werden?<br />
Kritik an Parlamenten<br />
Nun gehört eszum Wesen der Demokratie,<br />
dass staatliches Handeln<br />
vor unabhängigen Gerichten überprüft<br />
werden kann. Aber Verfassungsrechtler<br />
erkennen einen unguten<br />
Trend. Sie kritisieren, dass das<br />
Bundesverfassungsgericht zuletzt<br />
fast schon zu einer gesetzgebenden<br />
Institution geworden ist, einer Art<br />
Nebenparlament. Immer wieder gibt<br />
2014<br />
ist der Stichtag der 1.Januar.<br />
Alle älteren Wohnungen<br />
sind vomMietendeckel<br />
betroffen<br />
es deswegen Appelle an Abgeordnete<br />
im Bund und in den Ländern,<br />
sorgfältiger und konsensorientierter<br />
zu arbeiten und möglichst rechtssichereGesetzezubeschließen.<br />
Dabei geht es jedoch nicht immer<br />
um Schlampigkeit. Viel öfter<br />
mangelt es am Willen zum Kompromiss.<br />
Beim Mietendeckel zum Beispiel<br />
sieht Rot-Rot-Grün einen Mieten-Notstand.<br />
Dieser müsse behoben<br />
werden, gegen alle Widerstände.<br />
So könnte auch der Mietendeckel<br />
am Ende in Karlsruhe landen –und<br />
jeder in der <strong>Berliner</strong> Politik weiß das.<br />
Nicht umsonst wiederholen Vertreter<br />
der Koalition immer und überall,<br />
MIETE ZU HOCH<br />
340 000<br />
<strong>Berliner</strong> Haushalte zahlen<br />
eine so hohe Miete, dass sie<br />
durch den Mietendeckel gekürzt<br />
werden könnte<br />
2,5<br />
Milliarden Euro<br />
soll die<br />
Entlastung der Mieter<br />
insgesamt betragen<br />
dass man „Neuland“ betrete. Soll<br />
heißen: DerDeckel wackelt.<br />
Bei der ersten Deckel-Lesung im<br />
Abgeordnetenhaus, einer Experten-<br />
Anhörung in der zweiten Dezember-<br />
Woche, waren die rechtlichen<br />
Knackpunkte noch einmal deutlich<br />
zu Tage getreten. Zwei Fragen standen<br />
im Mittelpunkt: Darf das Land<br />
Berlin überhaupt mit einem eigenen<br />
Gesetz die Mieten für fünf Jahreeinfrieren?<br />
Oder steht die Kompetenz<br />
dafür dem Land nicht zu, weil Mietengesetzgebung<br />
Bundessache ist?<br />
Vonsechs eingeladenen Juristen<br />
erklärten drei, dass sie das Land Berlin<br />
für zuständig halten, den Anstieg<br />
der Mieten mit einem eigenen Gesetz<br />
weiter zu beschränken, drei widersprachen<br />
dieser Auffassung.<br />
Nun ging es aber nicht um einen<br />
akademischen Streit von Gutachter,<br />
sondern umknallharte Politik. Natürlich<br />
fühlten sich beide Lager –Opposition<br />
hier, Koalition dort –durch<br />
die Anhörung in ihrer Haltung bestätigt.<br />
CDU-FraktionsvizeStefan Evers<br />
sah den Senat in Erklärungsnot. Dieser<br />
könne sich keineswegs sicher<br />
sein, dass er in diesem Fall tatsächlich<br />
Gesetzgebungskompetenz hat.<br />
FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja<br />
verwies darauf, dass der Eingriff in<br />
Eigentumsrechte von Juristen problematisch<br />
gesehen werde. AfD-<br />
Mann Harald Laatsch sah den Senat<br />
in eine „peinliche Niederlage“ vor<br />
dem Bundesverfassungsgericht stolpern.<br />
Es drohe schwerer Schaden.<br />
SPD, Linke und Grüne dagegen<br />
verteidigten den Deckel ganz<br />
grundsätzlich. SPD-Abgeordnete<br />
Iris Spranger erinnerte daran, dass<br />
es darum gehe, den „Mietenwahnsinn“<br />
zu stoppen. DieLinken-Abgeordnete<br />
Gaby Gottwald verwies auf<br />
die steigende Mietbelastung der<br />
<strong>Berliner</strong>, das sei schlecht für die<br />
Stadt. „Höher, schneller, weiter –so<br />
geht es nicht mehr“, sagte die Grünen-Abgeordnete<br />
Katrin Schmidberger.<br />
Deutschlands oberster Mieter-<br />
Lobbyist Lukas Siebenkotten sieht<br />
den Senat dabei auf dem richtigen<br />
Weg. Die Debatte über den Mietendeckel<br />
sei doch „eine Reaktion auf<br />
die Untätigkeit des Bundes“, sagte<br />
der Präsident des Deutschen Mieterbundes<br />
(DMB) am Dienstag in Berlin.<br />
Der DMB ist ein bundesweiter<br />
Dachverband für zahlreiche Verbände<br />
und Vereine. Auch der <strong>Berliner</strong><br />
Mieterverein mit seinen 170 000<br />
Mitgliederngehörtdem DMB an.<br />
„Viel Glück“ vomLobbyisten<br />
Nach Siebenkottens Worten stimme<br />
die Aussage immer noch, dass die<br />
Wohnungsfrage die soziale Frage unserer<br />
Zeit sei. Das zwinge zum Handeln<br />
–und genau dies habe der Bund<br />
trotz seiner mietengesetzgeberischen<br />
Kompetenz seit den 90er-Jahren<br />
fahrlässigerweise unterlassen.<br />
Vorallem habe sich der Bund nicht<br />
ausreichend um die Begrenzung der<br />
Bestandsmieten gekümmert. Ergo:<br />
„Wir wünschen dem Mietendeckel<br />
viel Glück!“<br />
Elmar Schütze<br />
ärgert, dass so viele Gesetze<br />
in Karlsruhe landen.<br />
Die grüne Wagenburg<br />
Der umstrittene Kreuzberger Baustadtrat Florian Schmidt erhält Rückendeckung von Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann und dem Landeschef der Grünen, Werner Graf<br />
VonAnnika Leister<br />
Lückenlose Aufklärung –das fordernzurzeit<br />
alle in der Causa Florian<br />
Schmidt (Grüne). Dabei, so sehen<br />
es der Regierende Bürgermeister<br />
und die Opposition, stünden zuerst<br />
das grünregierte Bezirksamt und<br />
Schmidts Chefin, Bürgermeisterin<br />
Monika Hermann, in der Pflicht, in<br />
zweiter Instanz auch der Landesverband<br />
der Grünen selbst. Am Dienstag<br />
sagte Hermann der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />
Baustadtrat Schmidt habe<br />
nach jetziger Überprüfung keine Akten<br />
manipuliert: „Das Rechtsamt hat<br />
mir heute noch einmal bestätigt,<br />
dass er nicht eigenhändig in Akten<br />
rumgewühlt, Seiten rausgenommen<br />
oder reingelegt hat“, so Hermann.<br />
Schmidt wirdvon der Opposition<br />
und dem eigenen Koalitionspartner<br />
auf Bezirksebene, der SPD, vorgeworfen,<br />
Akten vor der Opposition<br />
bewusst zurückgehalten zu haben.<br />
Unter Umständen, so ein weiterer<br />
Vorwurf, soll Schmidt die Akten sogar<br />
manipuliert haben. Schmidt hat<br />
bei der Aktenausgabe bereits zwei<br />
„formale Fehler“ eingestanden. Er<br />
habe die Akten aber nicht aus politischer<br />
Motivation zurückgehalten,<br />
teilte er am Montag mit, sondern lediglich<br />
in einer internen Sitzung gesagt,<br />
dass das seine Motivation sei.<br />
Im Bezirksamt Friedrichshain-<br />
Kreuzberg herrscht seit Tagen Ausnahmezustand.<br />
Man habe die Vorgänge<br />
in den vergangenen Tagen untersucht<br />
und mit den für die Bereitstellung<br />
der Akten zuständigen<br />
Mitarbeitern gesprochen, sagt Monika<br />
Hermann. DieVorstellung, dass<br />
Schmidt als politisch Verantwortlicher<br />
die Akten selbst bereitstelle, sei<br />
„naiv“, so Hermann. In der Regel sei<br />
das nicht der Fall, sondern viele Akteure<br />
in eine Akteneinsicht eingebunden<br />
–auch Justiziare.<br />
Um „formale Fehler“ wie jene,die<br />
Schmidt angeblich unterliefen, in<br />
Zukunft zu vermeiden, arbeite das<br />
Bezirksamt gerade an einer Checkliste,sagt<br />
Hermann: Siesolle klarstellen,<br />
was von der Verwaltung bei der<br />
Akteneinsicht zu beachten sei. Der<br />
Die Opposition fordertseinen Rücktritt: Florian Schmidt<br />
GETTY/GALLUP<br />
waltung in Finanzfragen hatte am<br />
Montag angekündigt, dass es die<br />
Vorkäufe durch Florian Schmidt im<br />
Namen der umstrittenen Genossenschaft<br />
Diese EG noch in dieser<br />
Woche prüfen wolle und dabei auch<br />
darauf achte, dass die Akten vollständig<br />
seien. Hermann sagte, sie<br />
sehe das Problem, dass sie für Op-<br />
Leiter des Rechtsamts arbeite diese<br />
Liste aus.<br />
Damit sieht Hermann ihre eigenen<br />
Möglichkeiten zur Aufklärung<br />
ausgeschöpft. „Ich begrüße aber<br />
sehr, dass mit dem Landesrechnungshof<br />
eine neutrale Instanz den<br />
Vorgang überprüfen wird“, sagte<br />
sie. Das Kontrollgremium der Verposition<br />
und Öffentlichkeit als<br />
Grüne wenig glaubwürdig erscheine,<br />
den ebenfalls Grünen<br />
Schmidt zu entlasten. „Der Rechnungshof<br />
ist eine unbestechliche<br />
Instanz. Er wird sich den gesamten<br />
Vorgang vorlegen lassen. Mehr als er<br />
prüfen kann, können wir auch<br />
nicht“, sagte sie.<br />
Werner Graf, Vorsitzender des<br />
<strong>Berliner</strong> Landesverbands, sagt, er<br />
glaube Schmidt, dass er die Akten<br />
nicht aus politischer Motivation zurückgehalten<br />
habe.Ineiner internen<br />
Sitzung aber hat Schmidt davon gesprochen,<br />
durch das Zurückhalten<br />
eine politische Instrumentalisierung<br />
durch die Opposition und Berichterstattung<br />
durch den Tagesspiegel verhindern<br />
zuwollen. Der Landesvorsitzende<br />
folgt dabei Schmidts Argumentation,<br />
wie auch die Grünen im<br />
Bezirk und in der Fraktion: Schmidt<br />
habe seines Wissens nach lediglich<br />
behauptet, die Akten aus politischen<br />
Gründen zurückzuhalten –erhabe<br />
das aber nicht tatsächlich getan.<br />
Dennoch: „Diesen Satz überhaupt<br />
zu sagen, ist nicht akzeptabel“, so<br />
Graf. DasAkteneinsichtsrecht sei für<br />
die Grünen ein sehr hohes Gut. Dennoch<br />
stehe man hinter Schmidt, der<br />
„sehr,sehr gute Arbeit“ leiste.<br />
Ähnlich sieht es Wirtschaftssenatorin<br />
Ramona Pop(Grüne):Transparenz<br />
sei den Grünen wichtig. DasBezirksverwaltungsgesetz<br />
regele das<br />
Vorgehen bei Akteneinsicht. „Dieses<br />
gilt für alle Parteien“, sagte Pop der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> am Montag.<br />
Mehr Klarheit –oder aber neue<br />
Fragen –wird vermutlich schon dieser<br />
Mittwoch bringen: Die FDP hat<br />
beantragt, Schmidt im für Finanzen<br />
zuständigen Hauptausschuss des<br />
Abgeordnetenhauses zu befragen.<br />
Schmidt sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
am Montag, er werde erscheinen.<br />
Hermann wie Graf erwarten das<br />
auch von ihrem Parteikollegen: „Er<br />
sagt, er habe sich nichts vorzuwerfen<br />
–also sollte er zu denVorwürfen Stellung<br />
beziehen“, so Graf. Gremien<br />
wie der Hauptausschuss seien dafür<br />
da, aufzuklären. „Und wir wollen<br />
Aufklärung, keine Verschleppung.“
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 13<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
Grüne wollen<br />
Verhandlungen<br />
stoppen<br />
Berlin dürfe nicht geheim<br />
mit Hohenzollern sprechen<br />
VonAnnika Leister<br />
Die <strong>Berliner</strong> Grünen fordern, dass<br />
sich das Land sofort aus den<br />
Verhandlungen mit den Hohenzollernzurückzieht.<br />
Es gehe dabei nicht<br />
nur um „ein paar historische Vasen<br />
oder Bilder“, sondern„indirekt auch<br />
immer um das deutsche Geschichtsbild<br />
und die historische Verantwortung<br />
der Hohenzollern“, sagte Daniel<br />
Wesener,parlamentarischer Geschäftsführer<br />
der Grünen. „Darüber<br />
kann nicht wie bisher hinter geschlossenen<br />
Türen verhandelt werden.“<br />
Bund, Berlin und Brandenburg<br />
führen mit den Nachfahren der letzten<br />
Monarchie zurzeit Gespräche<br />
über Entschädigungen und mögliche<br />
Rückgaben von Tausenden von<br />
Kunstgegenständen. Nach der Novemberrevolution<br />
1918 waren die<br />
Hohenzollern, wie andere Fürsten<br />
auch, politisch entmachtet und zum<br />
Teil enteignet worden. Rund 100<br />
Jahrespäter dringen die Nachfahren<br />
auf Widergutmachung – ihre Ansprüche<br />
sind aber hoch umstritten.<br />
Dasgilt gerade für die Linken, die<br />
mit Klaus Lederer den Kultursenator<br />
stellen. Im Bundestag forderte die<br />
Linksfraktion in einem Antrag vom<br />
November, dass für den Bundestag<br />
„Rückgaben oder Entschädigungen<br />
der Familie Hohenzollern nicht diskutabel“<br />
sein sollten. Die Hohenzollernseien<br />
bereits mehrfach entschädigt<br />
worden, hätten außerdem „dem<br />
nationalsozialistischen System in erheblicher<br />
Weise Vorschub geleistet<br />
und davon profitiert“, heißt es dort.<br />
Wesener hält Berlins Rechtsposition<br />
für starkund Lederers Verhandlungen<br />
mit dem Adelsgeschlecht für<br />
nachteilig: „Mit vertraulichen Verhandlungen<br />
unterminiert man nur<br />
die eigene Rechtsposition.“<br />
In die City nur noch mit dem E-Mobil<br />
Die Hauptstadt soll rasch klimaneutral werden, so die Umweltsenatorin. Das wird Folgen haben<br />
VonPeter Neumann<br />
Mit dem Benziner oder<br />
Dieselauto in die Innenstadt,<br />
kostenlos<br />
parken, mehrmals<br />
jährlich für wenig Geld mit dem<br />
Flugzeug verreisen: Das ist für viele<br />
<strong>Berliner</strong> ganz normal. Doch in einigen<br />
Jahren werden sie ihren Lebensstil<br />
ändern müssen –wenn es nach<br />
der Senatorin für Umwelt, Verkehr<br />
und Klimaschutz geht. Autos mit<br />
Verbrennungsmotoren sollen verbannt,<br />
Flughafenentgelte erhöht<br />
und Parkzonen ausgedehnt werden.<br />
Dasgeht aus einer Senatsvorlage von<br />
Regine Günther hervor. DieGrünen-<br />
Politikerin „schürt ein Klima der<br />
Angst“, hieß es beim Allgemeinen<br />
Deutschen Automobil-Club (ADAC).<br />
Im Dezember hat der Senat anerkannt,<br />
dass sich Berlin in einer Klimanotlage<br />
befindet. Damit die Stadt<br />
klimaneutral wird, müsse der Kohlendioxidausstoß<br />
weiter sinken, und<br />
zwar stärker als bisher. Bis Mitte Januar<br />
2020 sollte Senatorin Günther<br />
einen Zeit- und Maßnahmenplan<br />
vorlegen –das ist jetzt geschehen.<br />
HöhereParkgebühren<br />
„Ein ,Weiter so’ inder Klima- und<br />
Energiepolitik ist keine Option<br />
mehr“, steht in der Besprechungsunterlage,<br />
die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
vorliegt. Zwar seien die Kohlendioxidemissionen<br />
in Berlin um mehr als<br />
ein Drittel gesunken. Doch je nach<br />
Bereich fällt die Bilanz unterschiedlich<br />
aus.Sogehe die Modernisierung<br />
von Gebäuden nicht zügig genug<br />
voran. Der Kohlendioxidausstoß des<br />
<strong>Berliner</strong> Verkehrs seien sogar gestiegen:<br />
um elf Prozent. Immer mehr<br />
Kraftstoff wirdverbraucht, und auch<br />
der Luftverkehr nimmt zu, hieß es.<br />
Darauf müsse reagiert werden –<br />
zum Beispiel, in dem der Bereich innerhalb<br />
des S-Bahn-Rings zur „Zero<br />
Emission Zone“ erklärt wird. „Ab<br />
dem Jahr 2030 sollen Pkw mit Verbrennungsmotoren<br />
auf fossiler Basis<br />
Sieht in der Dämmerung schön aus, macht aber viel Dreck: der Stadtverkehr.<br />
DPA<br />
in der Umweltzone möglichst ausgeschlossen<br />
werden, 2035 soll die Ausweitung<br />
auf das Gebiet der Gesamtstadt<br />
erfolgen“, so die Senatsvorlage.<br />
Die Umstellung auf emissionsfreie<br />
Antriebe im Wirtschaftsverkehr<br />
sollte gefördert werden. Bei diesem<br />
Thema sollten die Senatsmitglieder<br />
mit gutem Beispiel vorangehen: Ihre<br />
Dienstwagenflotte müsse am Ende<br />
der Legislaturperiode emissionsfrei<br />
sein. Die Bereiche, indenen Parken<br />
Geld kostet, sollten ausgedehnt, die<br />
Gebühren für das Anwohnerparken<br />
(derzeit 20,40 Euro für zwei Jahre)<br />
müssten erhöht werden, hieß es.<br />
Um den Ausbau des Nahverkehrs<br />
zu finanzieren, müssten neue Modelle<br />
erarbeitet werden – denkbar<br />
wäre eine City-Maut oder eine Nahverkehrsabgabe.<br />
Auch den Flugverkehr<br />
nehmen die Planer insVisier:Es<br />
sei nötig, die Start- und Landegebühren<br />
auf dem BER stärker an den<br />
Kohlendioxidemissionen zu orientieren,<br />
so die Umweltsenatorin.<br />
Autofahrer verunsichert<br />
Was die <strong>Berliner</strong> Gebäude anbelangt,<br />
so sieht das Konzept unter anderem<br />
ein „landesrechtliches Verbot<br />
des Einbaus neuer Ölheizungen“<br />
vor. Neubauten müssten künftig mit<br />
Solaranlagen versehen werden, alle<br />
14 geplanten neuen Stadtquartiere<br />
wären klimaneutral zu planen.<br />
Fahrverbote für Verbrenner: „Mit<br />
dieser überzogenen Forderung verunsichert<br />
Regine Günther <strong>Berliner</strong><br />
Autofahrer als auch hunderttausende<br />
Pendler aus dem Umland“,<br />
sagte Volker Krane vomADAC. Karsten<br />
Schulze, ein weiteres Vorstandsmitglied<br />
des ADAC, stellte fest: „Der<br />
Vorschlag kommt einer Enteignung<br />
gleich.“ DieIdeen der Verkehrssenatorin<br />
werden immer radikaler und<br />
drastischer“, so FDP-Fraktionschef<br />
Sebastian Czaja. DenGrünen gehe es<br />
„nicht mehr um einen optimalen,<br />
modernen Verkehrsmix, sondern<br />
nur noch um einen einseitigen<br />
Kampf gegen das Auto“, sagte er.<br />
Bethaus<br />
aus<br />
Backstein<br />
House of One stellt<br />
Musterfassade auf<br />
Das House of One, das geplante<br />
Bethaus für Christen, Muslime<br />
und Juden in Berlin, nimmt Form an:<br />
Eine Musterfassade aus Backstein<br />
gibt jetzt einen sinnlichen Einblick<br />
in das Projekt am Petriplatz in Berlin-Mitte,<br />
woeine Kirche, eine Synagoge<br />
und eine Moschee unter einem<br />
Dach entstehen sollen. Mitdem<br />
Bauausschnitt aus gebranntem Ziegel<br />
würden nun Ästhetik und Beständigkeit<br />
des Baumaterials geprüft,<br />
sagte der Verwaltungsdirektor<br />
der Stiftung House of One, Roland<br />
Stolte,amDienstag bei der Präsentation<br />
der Fassade.<br />
Mit dem Ziegelbau greift das<br />
House of Oneeine alte Tradition auf.<br />
Bereits im 13. Jahrhundert wurde in<br />
Berlin und Brandenburg mit Backstein<br />
gebaut. Angesichts der Diskussionen<br />
um Nachhaltigkeit sei der<br />
Ziegelstein ein Baustoff, der wie die<br />
vor Hunderten von Jahren gebauten<br />
Kirchen auch „mehr als 50 Jahre“<br />
halten werde, sagte der federführende<br />
Architekt Johannes Kuehn<br />
vom<strong>Berliner</strong> BüroKuehn Malvezzi.<br />
Bei den knapp ein Meter starken<br />
Mauern sei keine Wärmedämmung<br />
notwendig, die Haustechnik, etwa<br />
die Kühlung, könne auf ein Minimum<br />
begrenzt werden. Die vier mal<br />
zwei Meter große Ecke soll als Muster<br />
bis Ende 2022 stehen bleiben. Für<br />
das 46 Meter hohe Gebäude sollen<br />
2,3 Millionen Ziegel verbaut werden.<br />
DasGebets- und Lehrhaus ist Teil<br />
der Neugestaltung des Areals am historischen<br />
Gründungsort Berlins. Ein<br />
„archäologisches Fenster“ im Boden<br />
des Neubaus soll einen Blick in die<br />
750 Jahre alten Fundamente der im<br />
Zweiten Weltkrieg schwer beschädigten<br />
und 1964 abgetragenen Petrikirche<br />
geben. DerGrundstein für das<br />
Mehrreligionen-Haus soll am 14.<br />
Aprilgelegt werden. (dpa)<br />
TRAUERANZEIGEN<br />
BERLINER ADRESSEN<br />
NACHRUF<br />
EinLeben mitvielenErfolgen, herrlichen Erlebnissen<br />
undverdientemguten AnsehengingzuEnde.<br />
Dr.med.Elisabeth Horn<br />
*27.2.1935 †28.12.2019<br />
In Trauer<br />
Dr.WalterHorn<br />
TERRASSENDACH<br />
mitDreh-Lamellen<br />
„Bei Sonne auf ...<br />
bei Regen zu.“<br />
Elisabethwurde aufeigenen Wunsch anonym bestattet.<br />
Nach langer, schwerer Krankheit verstarb am 21.12.2019 im Alter von<br />
nur 55Jahren unsere Kollegin<br />
Frau Daniela von Soest-Henckel<br />
Mit großer Betroffenheit haben wir vom Tod unserer Mitarbeiterin erfahren.<br />
Frau von Soest-Henckel war seit 1.März 2011 inunserem Eigenbetrieb als<br />
Erzieherin beschäftigt. Das Kita-Team verliert eine anerkannte und beliebte<br />
Kollegin, die allen immer in Erinnerung bleiben wird.<br />
Unser Mitgefühl gilt der Familie und allen, die umsie trauern.<br />
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Also nicht länger zuschauen!“<br />
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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
FU soll<br />
Türkischlehrer<br />
ausbilden<br />
Senat will mehr von Ankara<br />
unabhängige Lehrkräfte<br />
Die Freie Universität richtet einen<br />
neuen Lehramtsstudiengang<br />
für Türkisch ein. In einem<br />
Schreiben hatte Wissenschaftsstaatssekretär<br />
Steffen Krach (SPD) die<br />
Universität um die Einrichtung eines<br />
solchen Studiengangs gebeten. Losgehen<br />
könnte es schon im Wintersemester<br />
2020/2021.<br />
DasLand bemüht sich seit einigen<br />
Jahren, staatliche Alternativen zum<br />
muttersprachlichen Ergänzungsunterricht<br />
Türkisch zu etablieren. Diesen<br />
„Konsulatsunterricht“ leiten<br />
nämlich Lehrkräfte, die von der Türkei<br />
fortgebildet, entsandt und bezahlt<br />
werden. Nachdem im Rahmenlehrplan<br />
aus Ankaranationalistische und<br />
religiöse Inhalte entdeckt worden waren,<br />
richtete die Bildungsverwaltung<br />
2018 an Grundschulen eigene Lerngruppen<br />
für Kinder mit türkischer<br />
Herkunftssprache ein. Während vor<br />
zwei Jahren an 87 Grundschulen Konsulatsunterricht<br />
stattgefunden hatte,<br />
sind es im laufenden Schuljahr nur<br />
noch 62. Dagegen bieten 67 Grundschulen<br />
aktuell vonder Türkei unabhängigen<br />
„Herkunftssprachenunterricht“<br />
an.<br />
Entgegen dieser Entwicklung<br />
könnten bald wieder mehr von der<br />
Türkei entsandte Lehrer unterrichten:<br />
Berlin ist als einer vondreideutschen<br />
Standorten für eine türkische<br />
Schule im Gespräch. (mrg.)<br />
Polizei findet Leiche in Keller<br />
Zuvor hatte ein Imbissbesitzer die Einsatzkräfte alarmiert. Er sagt, er habe in Notwehr getötet<br />
VonPhilippe Debionne<br />
und Morris Pudwell<br />
Es kommt nicht oft vor, dass<br />
ein Mensch einen anderen<br />
Menschen tötet und dann<br />
die Polizei anruft. Am Montag<br />
meldete sich ein 59-jähriger Imbissbesitzer<br />
in Blankenfelde bei der<br />
örtlichen Polizei und sagte dem Vernehmen<br />
nach, dass er in Notwehr einen<br />
Mann erschossen habe. Dessen<br />
Leiche liege nun in seinem Keller.<br />
Die Beamten sollten bitte zu ihm<br />
kommen.<br />
„Der Sachverhalt wurde umgehend<br />
durch Polizeibeamte untersucht,<br />
die in einem Objekt in Blankenfelde<br />
eine leblose Person auffanden“,<br />
so ein Sprecher der zuständigen<br />
Polizeidirektion West. Und<br />
weiter:„Ein als tatverdächtig geltender<br />
59-jähriger Mann stellte sich<br />
kurznach Bekanntwerden des Sachverhalts<br />
bei der Polizei“. Er wurde<br />
wegen des Verdachts des Totschlags<br />
festgenommen.<br />
Beidem Mann handelt es sich um<br />
einen Imbissbesitzer, bei dem 44-<br />
jährigen Opfer um einen ebenfalls<br />
aus dem Ort stammenden Gebrauchtwagenhändler,<br />
der bosnische<br />
Wurzeln hat. Im Gespräch mit<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> redeten Angehörige<br />
am Montag davon, dass er<br />
und der Imbissbesitzer ein Geschäft<br />
hätten abschliessen wollen, bei dem<br />
es um ein Auto im Wert von 40000<br />
Euro gegangen sei. Dazu hätten sich<br />
die beiden am Nachmittag des 18. Januar,<br />
also vergangenen Sonnabend,<br />
Ein Ermittler der kriminaltechnischen Untersuchung am TatortinBlankenfelde. PUDWELL<br />
in einem Lokal getroffen. Videoaufnahmen<br />
einer Überwachungskamera,<br />
die der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegen,<br />
zeigen dieses Treffen. Nichts<br />
deutet auf einen Streit hin, die beiden<br />
Männer verlassen die Lokalität<br />
gegen 16 Uhrgemeinsam.<br />
Weil anschließend jedes Lebenszeichen<br />
des Autohändlers fehlte,<br />
gingen Verwandte am Sonntag zum<br />
Wohnhaus des Imbissbesitzers und<br />
wollten ihn zur Rede stellten. Dieser<br />
rief daraufhin die Polizei und gab an,<br />
dass er von mehreren Männern bedroht<br />
werde. In der Folge rückten<br />
Einsatzkräfte an und erteilten den<br />
Angehörigen Platzverweise.<br />
Nach derzeitigem Ermittlungsstand<br />
soll der Leichnam des erschossenen<br />
Autohändlers zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits im Keller des Wohnhauses<br />
gelegen haben. Doch niemand<br />
schöpfte Verdacht. Erst als der<br />
Imbissbesitzer am nächsten Tagerneut<br />
die Polizei rief und die Tateinräumte,wurden<br />
die Beamten fündig.<br />
Während des Leichenabtransports<br />
stritten Angehörige mit einem<br />
Kripo-Mann. Sieäußerten ihren Unmut<br />
darüber, dass die Polizei nicht<br />
schon am Vortag das Haus durchsucht<br />
hätte, obwohl die Verwandten<br />
des Opfers den Verdacht geäußert<br />
hatten, der Mann könnte tot im Haus<br />
liegen.<br />
Am Dienstag sollte der Imbissbesitzer<br />
einem Haftrichter vorgeführt<br />
werden. Weshalb es zu der Bluttat<br />
kam und ob es sich tatsächlich um<br />
Notwehr handelte, wird nun ermittelt.<br />
Ein Stern<br />
für<br />
Pfeffersport<br />
Preis für <strong>Berliner</strong> Kinderund<br />
Inklusionsverein<br />
Der <strong>Berliner</strong> Verein Pfeffersport<br />
e.V. ist als Sieger der 16. Auszeichnung<br />
„Sterne des Sports“ hervorgegangen.<br />
„Es ist einfach großartig“,<br />
sagte Pfeffersport-Geschäftsführer<br />
JörgZwirnamDienstag<br />
nach der Ehrung des mit 10 000<br />
Euro dotierten Preises durch Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel in der<br />
DZ Bank am Brandenburger Torin<br />
Berlin.<br />
Pfeffersport ist Berlins größter<br />
Kinder-und Inklusionsverein ist vornehmlich<br />
in den Sportstätten in<br />
Prenzlauer Berg,Pankowund Kreuzberg<br />
beheimatet. Bei dem Preis<br />
„Sterne des Sports“ werden Sportvereine<br />
für ihr herausragendes Engagement<br />
in Sportund Gesellschaft geehrt.<br />
Pfeffersport setzte sich gegen<br />
die 16 Sieger der anderen Bundesländer<br />
durch.<br />
Zwirn bezeichnete die Vereinsarbeit,<br />
bei der Inklusion und Integration<br />
von benachteiligten Kindern<br />
und Jugendlichen in berlinweiten<br />
Projekten und Initiativen im Vordergrund<br />
stehen, als „lokale Raumfahrt“.<br />
Seit 25 Jahren bietet Pfeffersport<br />
den über 4600 Mitgliedern<br />
über 50 Sport- und Bewegungsarten<br />
an. Etwa 80 Prozent der Mitglieder<br />
sind Kinder- und Jugendliche. Zu<br />
den Aufgaben gehört auch, behinderte<br />
Mitglieder zu Übungsleitern<br />
auszubilden. (dpa)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 15<br />
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Leserbriefe<br />
So erreichen Sie uns<br />
PerPost<br />
Leserbriefe<br />
Alte Jakobstr.105,<br />
10969 Berlin<br />
In den sozialen Medien<br />
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PerE-Mail<br />
leser-blz@berlinerverlag.com<br />
Am Telefon<br />
Mo–Fr13–14 Uhr<br />
(030) 63 33 11-457<br />
Wegen der großen Zahl der Zuschriften<br />
ist es uns leider nicht möglich, alle Briefe zu<br />
beantworten oder abzudrucken.<br />
Die Redaktion behält sich das Recht<br />
sinnwahrender Kürzungen vor.<br />
Chaos, Dreck, Bauschutt<br />
und Behinderungen auf der U9<br />
Berlin: „Müller:U-Bahn-Netz wird<br />
wachsen“<br />
(21. Januar)<br />
DieAnkündigung, dass das U-Bahn-<br />
Netz wachsen soll, ist blanker Hohn.<br />
Manist nicht einmal in der Lage,das<br />
bestehende Netz zu sanieren. Sehen<br />
Siesich nur die Bahnhöfe der U9 an,<br />
z. B. zwischen Bundesplatz und Rathaus<br />
Steglitz: Die ganze Strecke ist<br />
eine Baustelle! Chaos, Dreck, Bauschutt<br />
und Behinderungen sind das<br />
Resultat der katastrophalen Misswirtschaft<br />
bei der BVG. Wie hat man<br />
es vormehr als 100 Jahren geschafft,<br />
ohne die Technologien, worüber wir<br />
heute verfügen, innerhalb kürzester<br />
Zeit ganz Berlin zu vernetzen? Offenbar<br />
waren die Ingenieureder Kaiserzeit<br />
weitaus klüger und gescheiter,<br />
sie haben zumindest geliefert, und<br />
nicht gerade schlecht.<br />
NorbertFicek, per Mail<br />
Tischreinigung in einer Schule<br />
Früher hatten alle Schulen einen Hausmeister<br />
Facebook: „Schwarze Ecken, dickeWollmäuse: Darum sind viele <strong>Berliner</strong><br />
Schulen so verdreckt“ von Margarete Gallersdörfer<br />
(20. Januar)<br />
Wenn man den Reinigungskräften vorschreibt proRaum fünf Minuten<br />
zu putzen, was soll dabei rauskommen? Sieht man ja, geht wieder nur<br />
ums Geld. Denke,Kinder sind die Zukunft?! Anja Schaab<br />
Früher hatten alle Schulen einen Hausmeister,der ausgebildeter Handwerker<br />
sein musste.Der würde für je 10 Euro neue Klobrillen kaufen, an<br />
einem Nachmittag alle montieren und fertig.<br />
Elmar Schweer<br />
IMAGO/MOMENTPHOTO/KILLIG<br />
Wenn Schüler ihreToiletten so nutzen, wäreein Dauerauftrag nötig.<br />
Torsten Franke<br />
DasProblem ist doch, dass nicht richtig saubergemacht wird, weil man<br />
hirnrissige Entscheidungen bei der Auswahl der Reinigungsfirma trifft.<br />
Oliver Schlottke<br />
Das ist ein kluger Beitrag zur<br />
Versöhnung der Generationen<br />
Report: „Das Glück der letzten Minute“<br />
von Jens Blankennagel und Markus<br />
Wanzeck<br />
(11. Januar)<br />
Einselten schöner Beitrag, der so aktuell<br />
und positiv in die gegenwärtige<br />
Debatten-(Un)kultur zum Umweltschutz<br />
eingreift und einen klugen<br />
Beitrag zur Versöhnung der Generationen<br />
leisten kann. Wasder fast 80-<br />
jährige Michael Succow in seinem<br />
Leben für den Erhalt der Natur geleistet<br />
hat, ist wirklich unglaublich.<br />
Schon das Lesen dieses Berichts<br />
treibt einem die Tränen in die Augen.<br />
Wenn es doch nur mehr Menschen<br />
wie diesen Succowgeben würde.<br />
Harald Liepert, Nienhagen<br />
Jeder wäre Spender,jeder<br />
kann dem widersprechen<br />
Politik: „Wem gehörtder Mensch?“<br />
von Tobias Peter<br />
(17. Januar)<br />
Da ich selbst vor einem knappen<br />
Jahr ein neues Herz bekommen habe<br />
und dem Todinder Zeit davor einige<br />
Male von der Schippe gesprungen<br />
bin, macht mich dieser Beschluss<br />
nicht nur wütend, sondern auch<br />
traurig. Bei mir drohten die Organe<br />
zu versagen. Da kein passendes Herz<br />
für mich da war,wurden zwei Kunstherzen<br />
eingesetzt. Es folgten Komplikationen<br />
und dann hatte ich doch<br />
ein riesengroßes Glück. Ich war bereits<br />
vor meiner Krankheit Organspender.<br />
Ich verstehe das Problem<br />
nicht, dass es in Deutschland dazu<br />
gibt. Jeder wäre Spender, jeder kann<br />
dem widersprechen. Ich kann nur<br />
hoffen, dass diejenigen oder deren<br />
geliebte Familienmitglieder, die so<br />
etwas beschließen, selbst nicht<br />
krank werden. Ich hätte auch niemals<br />
damit gerechnet, in so eine Situation<br />
zu kommen. Es kam ganz<br />
akut bei mir.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
LESERREISEN
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Brandenburg<br />
Erfasst<br />
und<br />
gespeichert<br />
Kenia-Koalition einigt sich<br />
zu Kennzeichenfahndung<br />
Die rot-schwarz-grüne Koalition<br />
in Brandenburg hat sich auf<br />
erste Vorgaben zur umstrittenen<br />
massenhaften Erfassung von Autokennzeichen<br />
verständigt.<br />
„Ermittler sagen uns, das ist ein<br />
extrem wichtiges Mittel der Strafverfolgung“,<br />
sagte SPD-Fraktionschef<br />
Erik Stohn am Dienstag in Potsdam.<br />
Es müsse aber„datenschutzkonform<br />
ausgestaltet werden“. Nach einem<br />
Entschließungsantrag von SPD,<br />
CDU und Grünen im Landtag soll<br />
bei der Praxis die Beanstandung der<br />
Landesdatenschutzbeauftragten berücksichtigt<br />
werden. Die oppositionelle<br />
Linke fordert, das System vorerst<br />
auszusetzen. Eine sofortige Abschaltung<br />
lehnen SPD, CDU und<br />
Grüne jedoch ab.<br />
Als unzulässig eingestuft<br />
Die Grünen im Landtag halten die<br />
Rechtsgrundlage –die Strafprozessordnung<br />
– für verfassungswidrig.<br />
„Unsere Wunschvorstellung wäre<br />
(...), dass der Aufzeichnungsmodus<br />
dieses Systems abgeschaltet wird“,<br />
sagte die Innenpolitikerin Marie<br />
Schäffer. Sie verwies aber darauf,<br />
dass zunächst eine Lösung gefunden<br />
werden soll, die von der Landesdatenschutzbeauftragten<br />
Dagmar<br />
Hartge akzeptiert wird. Hartge hatte<br />
die Sammlung in der praktizierten<br />
Form als unzulässig eingestuft.<br />
Auf Brandenburgs Autobahnen<br />
werden seit 2010 wegen laufender<br />
Ermittlungsverfahren und auf Anordnung<br />
der Staatsanwaltschaften<br />
Kennzeichen erfasst und gespeichert.<br />
BisAnfang Februar will das Innenministerium<br />
dazu Stellung nehmen.<br />
Eine Entscheidung des Verfassungsgerichts<br />
Brandenburg aufgrund<br />
einer Beschwerde eines<br />
Mitglieds der Piratenpartei steht aus.<br />
Linke-Innenpolitiker Andreas<br />
Büttner betonte: „Wartet bitte, bis<br />
wir eine rechtssichereGrundlage haben<br />
–entschieden vom Landesverfassungsgericht!“<br />
AfD-Fraktionschef<br />
Andreas Kalbitz sagte, freiheitliche<br />
Bürgerrechte und die Datensammlung<br />
des Staates müssten abgewogen<br />
werden. Die Polizei hatte angekündigt,<br />
eine große Menge an Daten<br />
zu löschen, nachdem die Staatsanwaltschaft<br />
Frankfurt (Oder) die Vernichtung<br />
angeordnet hatte. (dpa)<br />
Abschied vom „Brückenbauer“<br />
Die Trauerfeier für Manfred Stolpe fand mit politischer Prominenz in der Potsdamer Nikolaikirche statt<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Die Sonne strahlt über<br />
Potsdam, doch die Stadt<br />
trägt Trauer. Wie überall<br />
im Land Brandenburg<br />
sind an diesem Dienstag alle Flaggen<br />
an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast<br />
gesetzt – zum Gedenken an<br />
Manfred Stolpe. Auch die drei Fahnen<br />
im Hof des Landtags stehen auf<br />
Halbmast. Gleich gegenüber, inder<br />
prunkvollen Nikolaikirche am Alten<br />
Markt, findet an diesem Nachmittag<br />
die zentrale Trauerfeier für Manfred<br />
Stolpe statt: den ersten Ministerpräsidenten<br />
des Landes Brandenburg,<br />
den Mann, für den in diesem Land<br />
der Begriff Landesvater geprägt<br />
wurde –für den bekanntesten SPD-<br />
Politiker in ganz Ostdeutschland.<br />
Es gab eigentlich nur zwei Politiker,<br />
die in Brandenburg das erste<br />
Jahrzehnt nach dem Ende der DDR<br />
in der breiten Öffentlichkeit geprägt<br />
haben: Manfred Stolpe sowie seine<br />
geradezu legendäreSozialministerin<br />
Regine Hildebrandt, die als „Mutter<br />
Courage des Ostens“ bezeichnet<br />
wurde und die das Land Brandenburg<br />
zusammen mit Stolpe über<br />
Jahre hinweg zu einer SPD-Hochburg<br />
machten. Für beide fand die<br />
Trauerfeier in dieser zentralen Kirche<br />
im Herzen von Potsdam statt.<br />
Beide erkrankten an Krebs, Hildebrandt<br />
starb auf dem Höhepunkt ihrer<br />
Popularität mit nur 60 Jahren.<br />
Stolpe wurde immerhin 83 Jahre alt<br />
und starb am 29. Dezember 2019.<br />
600 Gäste bei Trauerfeier<br />
Die Gedenkfeier am Dienstag in Potsdam.<br />
Herkunft: Geboren am 16.<br />
Mai 1936 in Stettin, gestorben<br />
am 29. Dezember in<br />
Potsdam. Er war studierter<br />
Jurist und arbeitete in der<br />
DDR für die Evangelischen<br />
Kirchenleitungen und setzte<br />
sich für Oppositionelle ein.<br />
MANFRED STOLPE<br />
Politik: Stolpe war exakt<br />
4255 Tage Ministerpräsident.<br />
Das waren mehr als elf<br />
Jahren vom1.November<br />
1990 bis zum 26. Juni<br />
2002. Danach war er auch<br />
noch Bundesverkehrsminister<br />
unter Gerhard Schröder.<br />
DPA/SOEREN STACHE<br />
Krankheit: 2003 wurde bei<br />
ihm Darmkrebs diagnostiziert.<br />
Die Ärzte gaben ihm nur<br />
noch drei Jahre Lebenszeit.<br />
Auch seine Frau, eine Ärztin,<br />
erkrankte an Krebs. Stolpe<br />
überlebte die Prognosen der<br />
Ärzte gleich mehrmals.<br />
Vorder Kirche fahren ab 14 Uhr die<br />
schwarzenLimousinen vor. Mehr als<br />
600 Gäste sind gekommen, Ex-Kanzler<br />
Gerhard Schröder ist auch da.<br />
Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke (SPD) trifft auf Bundesfamilienministerin<br />
Franziska Giffey<br />
und auf Schlagersängerin Dagmar<br />
Frederic. Der frühere <strong>Berliner</strong><br />
Regierende Bürgermeister Eberhard<br />
Diepgen (CDU) sagt: „Ich habe Manfred<br />
Stolpe schon vor der ostdeutschen<br />
Revolution kennengelernt. Er<br />
war ein sachkundiger, sehr an den<br />
Menschen orientierter Politiker.“<br />
Immer wieder fällt das Wort vom<br />
„Brückenbauer“, der sehr geholfen<br />
habe bei der Deutschen Einheit, bei<br />
der Verständigung zwischen West<br />
und Ost. Stolpe gilt als großer Versöhner,als<br />
einer,der Brandenburgin<br />
die Demokratie und in ein neues<br />
System führte, der die Neu-Bundesbürger<br />
aber gleichzeitig sehr früh ermahnte,<br />
nicht ihre ostdeutschen<br />
Wurzeln zu vergessen und stolz zu<br />
sein auf das,was sie im Leben geleistet<br />
haben. Dafür nahm er in Kauf,<br />
dass einige Brandenburgals „Stolpes<br />
kleine DDR“ verspotteten.<br />
DieTrauerfeier beginnt mit Gebeten,<br />
Musik und Erinnerungen an<br />
Stolpes Kindheit und seine Vertreibung<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
aus Stettin, aber auch von seinem<br />
späterenWirken. Er wirdals differenzierter<br />
und abwägender Stratege beschrieben,<br />
gelobt wirdsein Geist der<br />
Vermittlung und Versöhnung.<br />
„Notfallhelfer und Schutzpatron“<br />
Der evangelische Landesbischof<br />
Christian Stäblein erzählt, wie klaglos<br />
und geduldig Stolpe den Krebs ertrug.<br />
„Krankheit als Teil des Lebens –<br />
ja. Aber nicht als Macht oder gar<br />
Übermacht.“ Stäblein erinnert vor<br />
allem an Stolpes Kampf in der DDR<br />
für die Ausweitung von „Freiheitsräumen<br />
in einem System der Unfreiheit“.<br />
Er schließt seine Predigt mit einem<br />
Dank. „,Danke’ steht heute auf<br />
unserem Zettel an Gott: Danke Gott<br />
für Manfred Stolpe.“<br />
Nach dem Gottesdienst folgt der<br />
weltliche Teil der Gedenkfeier. Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier<br />
spricht davon, dass Stolpe viele<br />
geprägt und tief beeindruckt habe.<br />
Auch ihn selbst. Wortreich dankt er<br />
der Familie,die dem Kranken half. Er<br />
lobt die „Kraft der Familie, einen<br />
kraftlos Gewordenen zu halten“. Er<br />
erinnert daran, dass viele, die in der<br />
DDR zur Opposition gehörten, Stolpes<br />
Telefonnummer für den Notfall<br />
besaßen. Er erinnert daran, dass<br />
Stolpe seine Stasi-Kontakte vorgeworfen<br />
wurden. Steinmeier ordnet<br />
dies so ein: „Für die menschliche<br />
Hilfe, die Manfred Stolpe geben<br />
konnte,reichte das Zwiegespräch mit<br />
Gott nicht aus.“ Er musste auch mit<br />
dem Unrechtsstaat reden.<br />
Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />
erinnert daran, dass Stolpe zu<br />
DDR-Zeiten für viele ein „Notfallhelfer,Schutzpatron<br />
und eine Hoffnung“<br />
war. Nach der friedlichen Revolution<br />
habe er den Aufbau des neuen<br />
Landes mit der Identitätsfindung der<br />
Brandenburger verknüpft. „Manfred<br />
Stolpe wirduns fehlen“, sagteWoidke.<br />
„Ihn zu ehren, heißt: Unser friedliches<br />
und tolerantes Brandenburg zu<br />
erhalten und weiterzuentwickeln.<br />
Das ist sein Vermächtnis. Das ist unsereAufgabe.“<br />
H5N8: Nach<br />
zwei Jahren<br />
wieder da<br />
Erster Fall von<br />
Vogelgrippe bundesweit<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Nach dem Nachweis des bundesweit<br />
ersten Falls von Vogelgrippe<br />
seit zwei Jahren sind die Geflügelhalter<br />
in Brandenburg zubesonderer<br />
Vorsicht aufgerufen. Am<br />
Montag hatte das Potsdamer Gesundheitsministerium<br />
bekannt gegeben,<br />
dass der Geflügelpest-Erreger<br />
H5N8 bei einem Wildvogel nachgewiesen<br />
wurde.Dabei handelt es sich<br />
um eine Blessgans, die in Südbrandenburg<br />
inder Nähe von Forst an<br />
der polnischen Grenze gefunden<br />
wurde. Dakein Geflügelstall betroffen<br />
ist, wurde auch keine Stallpflicht<br />
für Geflügelhalter verhängt.<br />
Aber die Geflügelhalter überall im<br />
Land wurden aufgefordert, alle gültigen<br />
Sicherheitsvorkehrungen an<br />
Ställen besonders zu beachten. „Zur<br />
Verhinderung der indirekten Einschleppung<br />
des hoch ansteckenden<br />
Erregers sind alle Geflügelhalter aufgefordert,<br />
die vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen<br />
in den Betrieben<br />
zu überprüfen und zu verstärken“,<br />
sagte Verbraucherschutzministerin<br />
Ursula Nonnemacher<br />
(Grüne). Das Seuchengeschehen in<br />
Osteuropa werde sehr aufmerksam<br />
beobachtet. „Das fortlaufende Geflügelpest-Monitoring<br />
bei Hausgeflügel<br />
und Wildvögeln in Brandenburgwirdjetzt<br />
deutlich intensiviert.“<br />
Das bedeutet, dass Vogelexperten,<br />
die regelmäßig in freier Wildbahn<br />
nach Vögeln schauen, ihre Bestände<br />
zählen und überwachen, nun<br />
verstärkt ausschwärmen und auf<br />
tote Vögel achten. Sobald eine verstärkte<br />
Kontrolle beginnt, ist auch<br />
mit weiteren Fällen zu rechnen.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass<br />
die Vogelgrippe durch einen Zugvogel<br />
eingeschleppt wurde. Seit Jahren<br />
läuft in Brandenburg ein Geflügelmonitoring<br />
bei Hausgeflügel und<br />
Wildtieren. Dabei werden Stichproben<br />
von tot gefundenen oder geschossenen<br />
Wildvögeln im Landeslabor<br />
auf Vogelgrippe überprüft. „Es<br />
werden aber nicht nur Kadaver von<br />
Wildtieren untersucht, sondern<br />
auch Proben bei Geflügelhaltern genommen“,<br />
sagte Ministeriumssprecher<br />
Gabriel Hesse.„Im vergangenen<br />
Jahr wurden etwa 230 Proben untersucht.<br />
Alle waren negativ.“<br />
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Wissenschaft<br />
Seltsame<br />
Objekte in der<br />
Milchstraße<br />
Himmelskörper kreisen um<br />
zentrales Schwarzes Loch<br />
VonTill Mundzeck<br />
Astronomen aus den USA haben<br />
eine neue Klasse ungewöhnlicher<br />
Himmelsobjekte im Zentrum<br />
unserer Milchstraße identifiziert.<br />
„Diese Objekte sehen aus wie Gas,<br />
verhalten sich aber wie Sterne“, berichtet<br />
Teamleiterin Andrea Ghez von<br />
der University of California in Los Angeles.<br />
Ihr Team stellt die Entdeckung<br />
vonvier bislang unbekannten Objekten<br />
dieser Artimbritischen Fachblatt<br />
Nature vor. Damit erhöht sich ihre<br />
Zahl auf sechs,und die Forscher sprechen<br />
von einer eigenen Klasse astronomischer<br />
Objekte. Die genaue Natur<br />
dieser Himmelskörper ist unklar.<br />
Eine Gruppe um Ghez hatte 2005<br />
das erste derartige Objekt aufgespürt<br />
und es G1 getauft. Es kreist um das<br />
gigantische Schwarze Loch im Zentrum<br />
unserer Galaxie und kommt<br />
diesem dabei gelegentlich sehr nahe.<br />
2012 hatten Forscher um Stefan Gillessen<br />
vom Max-Planck-Institut für<br />
extraterrestrische Physik in Garching<br />
ein zweites derartiges Objekt entdeckt,<br />
G2, das 2014 eng am zentralen<br />
SchwarzenLoch vorbeiflog.<br />
„Zur Zeit seiner nächsten Annäherung<br />
besaß G2 eine wirklich seltsame<br />
Signatur“, sagt Ghez.„Wirhatten<br />
es zuvor gesehen, aber es sah<br />
nicht allzu merkwürdig aus, bis es<br />
sich dem Schwarzen Loch näherte<br />
und in die Länge gezogen wurde.“<br />
Eingroßer Teil seines Gases sei dabei<br />
weggerissen worden. Das Team hat<br />
nun vier weiterederartige Objekte in<br />
der Umgebung des supermassereichen<br />
Schwarzen Lochs im Zentrum<br />
der Milchstraße gefunden, G3 bis G6.<br />
Damit gebe es eine Population von<br />
G-Objekten.<br />
Andrea Ghez nimmt an, dass es<br />
sich bei den sechs Objekten um miteinander<br />
verschmolzene oder noch<br />
verschmelzende Doppelsterne handelt.<br />
Bei der Annäherung an das<br />
Schwarze Loch verlor G2 zwar seine<br />
Gashülle, aber nicht den dichten<br />
Staubmantel innerhalb des Gases.<br />
Verschmelzende Doppelsterne?<br />
„Irgendetwas muss es kompakt gehalten<br />
und ihm ermöglicht haben,<br />
die Begegnung mit dem Schwarzen<br />
Loch zu überleben“, erläutertCiurlo.<br />
„Das ist ein Hinweis für ein sternartiges<br />
Objekt im Inneren von G2.“ Die<br />
enorme Schwerkraft des Schwarzen<br />
Lochs könne eine Verschmelzung<br />
der Doppelsterne in den G-Objekten<br />
anstoßen, argumentiertGhez.<br />
Zugleich habe diese Population<br />
vermutlich Einfluss auf die Aktivität<br />
des zentralen Schwarzen Lochs, indem<br />
die G-Objekte es bei jedem Vorbeiflug<br />
mit abgesaugtem Gas fütterten.<br />
„Das Material, das durch die Gezeitenkräfte<br />
aus ihnen herausgerissen<br />
wird, wenn sie am zentralen<br />
Schwarzen Loch vorbeirauschen,<br />
muss unausweichlich in das<br />
Schwarze Loch fallen“, erläuterte<br />
Gehz' Kollege und Ko-Autor Mark<br />
Morris.<br />
„Wenn das passiert, könnte es in<br />
der Lage sein, eine eindrucksvolle<br />
Feuerwerksshow zuproduzieren, da<br />
das Material, das vom Schwarzen<br />
Loch verschluckt wird, sich starkaufheizt<br />
und reichlich Strahlung aussendet,<br />
bevor es hinter dem Ereignishorizont<br />
verschwindet.“ (dpa/fwt)<br />
Illustration der G-Objekte: Sie verhalten<br />
sich wie Sterne.<br />
JACK CIURLO<br />
Silberrücken Coriander (links) mit zwei Weibchen aus seiner Gruppe samt Nachwuchs. Die Gruppe zu wechseln, kommt für sie zurzeit nicht infrage.<br />
Senile Silberrücken<br />
Wenn ihr Männchen altert, müssen Gorilla-Weibchen entscheiden, ob sie gehen oder bei ihm bleiben<br />
VonKerstin Viering<br />
Coriander ist schon ein attraktiver<br />
Typ, das muss<br />
man ihm lassen. Kräftig,<br />
eindrucksvoll, 22 Jahrealt.<br />
Undauf dem Höhepunkt seiner Karriere.<br />
Bessies eigener Partner dagegen<br />
–nun ja: Mit36hat George seine<br />
besten Tage hinter sich. Andere<br />
Männer in seinem Alter sind schon<br />
längst wieder Singles. Und auch bei<br />
ihm hat die Anziehungskraft aufs andere<br />
Geschlecht merklich nachgelassen.<br />
Während er früher problemlos<br />
einen ganzen Harem um sich<br />
scharen konnte, ist Bessie nun die<br />
einzige, die ihm noch die Treue hält.<br />
Mitder Betonung auf „noch“.<br />
Zwar ist auch sie schon eine reifere<br />
Dame, etwa in Georges Alter.<br />
Und zugegeben: Sohn Franklin ist<br />
erst vier und damit noch ziemlich<br />
klein, um ihn im Stich zu lassen. Aber<br />
soll sie sich davon aufhalten lassen?<br />
Wäre esnicht doch eine gute Idee,<br />
nochmal ein neues Leben anzufangen,<br />
an der Seite eines Jüngeren?<br />
EinNeustartist riskant<br />
Solche Fragen sind für Bessie und<br />
andere Westliche Flachlandgorillas<br />
wohl nicht wesentlich leichter zu beantworten<br />
als für Menschen. Entsprechend<br />
unterschiedlich fallen die<br />
Entscheidungen aus.„Wirhaben beobachtet,<br />
dass manche Weibchen jedes<br />
Mal in eine andere Gruppe<br />
wechseln, wenn sie ihren Nachwuchs<br />
entwöhnt haben“, berichtet<br />
Marie Manguette vom Max-Planck-<br />
Institut für evolutionäreAnthropologie<br />
in Leipzig. „Anderebleiben dagegen<br />
bis zu zwanzig Jahre lang bei<br />
demselben Männchen.“<br />
Warumaber wählen die Tieremal<br />
die eine Lösung und mal die andere?<br />
Um das herauszufinden, haben MarieManguette<br />
und ihreKollegen Daten<br />
aus einer Langzeitstudie in der<br />
Forschungsstation Mbeli BaiimNorden<br />
der Republik Kongo ausgewertet.<br />
Über zwanzig Jahre hinweg ließen<br />
sich so die Lebens- und Beziehungsgeschichten<br />
von hundert<br />
Weibchen und 229 Säuglingen aus 36<br />
Gorilla-Gruppen rekonstruieren.<br />
Die Forscher wollten wissen, ob die<br />
Weibchen ihre Entscheidung für<br />
oder gegen einen alternden Gefährten<br />
vielleicht ganz nüchternvon den<br />
Überlebenschancen ihres Nachwuchses<br />
abhängig machen.<br />
Naheliegend wäre das. Denn der<br />
Schutz der nächsten Generation gehört<br />
für den männlichen Anführer<br />
einer Gorilla-Gruppe zu den wichtigsten<br />
Aufgaben. Dieser sogenannte<br />
Silberrücken ist etwa doppelt so groß<br />
Verwandtschaft: Wissenschaftler unterscheiden<br />
zwei verschiedene Gorilla-Arten,<br />
den Östlichen Gorilla (Gorilla beringei)und<br />
den Westlichen Gorilla (Gorilla gorilla). Zur<br />
östlichen Artgehören die beiden Unterarten<br />
Berggorilla und Grauergorilla, zur westlichen<br />
der Cross-River-Gorilla und der Westliche<br />
Flachlandgorilla.<br />
Aussehen: Während ihre östlichen Verwandten<br />
ein schwarzes Fell haben, sind Westliche<br />
Flachlandgorillas eher grau-braun. Sie sind<br />
zwar etwas kleiner als Östliche Gorillas,<br />
die Männchen erreichen aufrecht stehend<br />
aber immer noch eine Größe vonknapp<br />
1,70 Meternund bringen 140 bis 160 Kilo<br />
auf die Waage. Weibchen sind etwa halb so<br />
schwer.<br />
wie die Weibchen in seinem Harem.<br />
Da wirdvon ihm erwartet, dass er sowohl<br />
Raubtiere als auch Artgenossen,<br />
die finstereAbsichten haben, in<br />
die Flucht schlagen kann. DieWeibchen<br />
suchen sich gezielt einen besonders<br />
kräftigen Beschützer aus.<br />
Und wenn der die Ansprüche nicht<br />
erfüllt, muss er damit rechnen, verlassen<br />
zu werden.<br />
Allerdings hat so ein Neustart<br />
auch für die Weibchen seinen Preis.<br />
Denn zum einen kann es sein, dass<br />
ihr bisheriger Gefährte sie zum Bleiben<br />
nötigen will. Da riskieren sie<br />
Bisse,Schläge und andereAggressionen,<br />
wenn sie sich aus dem Staub zu<br />
machen versuchen. Zum anderen<br />
wartet auch in der Fremde zunächst<br />
kein entspanntes Leben. Sie kennen<br />
sich dort nicht aus, können ihren<br />
neuen Silberrücken noch nicht gut<br />
einschätzen.<br />
Und auch die weibliche Konkurrenz<br />
kann durchaus aggressiv werden<br />
und die Neuankömmlinge sogar<br />
aktiv an der Paarung hindern. Dasalles<br />
kostet eine Menge Zeit. Und so<br />
brauchen Weibchen nach einem<br />
Gruppenwechsel im Schnitt fünf<br />
Monate länger, bis sie wieder trächtig<br />
werden. Dadurch aber können sie<br />
im Laufe ihres Lebens deutlich weniger<br />
Nachwuchs in die Welt setzen.<br />
Häufige Wechsel können die Zahl<br />
der überlebenden Söhne und Töchter<br />
auf die Hälfte reduzieren, zeigen<br />
die Analysen der Forscher.Die Weibchen<br />
sollten das also nur riskieren,<br />
wenn die Alternativen noch düsterer<br />
sind. Und das ist gar nicht so selten<br />
der Fall.<br />
WESTLICHE FLACHLANDGORILLAS<br />
Leben: Im Freiland werden weibliche Gorillas<br />
meist mit etwa zehn Jahren geschlechtsreif,<br />
Männchen im Zoo haben auch schon mit sieben<br />
Jahren Nachwuchs gezeugt. Ab etwa 35<br />
Jahren zeigen Gorillas deutliche Alterserscheinungen.<br />
Der älteste bekannte Westliche<br />
Flachlandgorilla ist das Weibchen Fatou im<br />
Zoo Berlin. Es wurde vermutlich 1957 in<br />
Westafrika geboren.<br />
Vorkommen undBestand: DerWestliche<br />
Flachlandgorillahat ein relativ großes Verbreitungsgebiet<br />
–von Kamerun und der Zentralafrikanischen<br />
Republik überÄquatorialguinea,<br />
die Republik Kongound Gabun bisnach<br />
Angola.Mit etwa 320 000Tieren ist er der<br />
häufigste Gorilla.Aber aucherist vomAussterben<br />
bedroht,die Bestände schrumpfen.<br />
Denn in den letzten fünf Jahren<br />
einer Silberrücken-Karriere steigt<br />
die Säuglingssterblichkeit in seiner<br />
Gruppe deutlich an. Besonders gefährlich<br />
wird es für die Kleinen,<br />
wenn der Vater stirbt, bevor sie entwöhnt<br />
sind. Denn dann müssen sie<br />
mit ihrer Mutter in eine neue Gruppe<br />
wechseln –und werden häufig von<br />
deren Chef getötet. Der kann dann<br />
nämlich schneller eigenen Nachwuchs<br />
mit den neuenWeibchen zeugen.<br />
Doch selbst wenn der alte Silberrücken<br />
am Leben bleibt, kann er<br />
die Jungtiere nicht mehr so gut beschützen<br />
wie in seinen besten Tagen.<br />
Manchmal geht er der stärkeren<br />
Konkurrenz dann auch lieber aus<br />
dem Wegund verliert dadurch den<br />
Zugang zu guten Nahrungsquellen.<br />
Das alles schmälert die Überlebenschancen<br />
der jungen Generationen.<br />
„Gorillaweibchen, die in der<br />
Gruppe eines älteren Silberrückens<br />
sind, stehen also vor einem Dilemma“,<br />
erklärt Marie Manguette.<br />
Gehen oder bleiben? Beide Optionen<br />
sind mit Nachteilen und Risiken<br />
verbunden. Und für die Entscheidung<br />
haben sie nicht ewig Zeit. Sie<br />
muss in den etwa vier Monaten zwischen<br />
dem Entwöhnen des Nachwuchses<br />
und der nächsten Trächtigkeit<br />
fallen. Denn nur dann können<br />
Weibchen ohne abhängigen Nachwuchs<br />
wechseln, der dadurch in Gefahr<br />
geraten könnte.<br />
Woher aber wissen sie, wann es<br />
Zeit ist, zu gehen? „Viele Weibchen<br />
verlassen ihr Männchen lange vor<br />
dessen Tod“, sagt Marie Manguette.<br />
Offenbar können die Tiere recht gut<br />
MARIE MANGUETTE/WCS-CONGO<br />
einschätzen, wie es um den Gesundheitszustand<br />
und die Konkurrenzfähigkeit<br />
ihres Beschützers bestellt ist.<br />
Möglicherweise erkennen sie das<br />
daran, wie er in Konflikten mit anderenMännchen<br />
auftritt.<br />
„Solche spannenden Zusammenhänge<br />
kann man nur durch langfristige<br />
Beobachtungen aufdecken“, sagt<br />
Angela Meder vonder deutschen Gorilla-Schutzorganisation<br />
„Berggorilla<br />
&Regenwald Direkthilfe“. Diese zeitraubende<br />
Arbeit aber komme auch<br />
dem Schutz der Westlichen Flachlandgorillas<br />
zugute. Denn je besser<br />
man das Verhalten und die Ökologie<br />
der Tiere verstehe, umso mehr erfahre<br />
man auch über ihre Probleme<br />
und umso effektivere Rettungsmaßnahmen<br />
könne man planen. „Gorillaschutz<br />
und Gorillaforschung gehen<br />
Hand in Hand“, betont die Expertin.<br />
Deshalb hat ihre Organisation schon<br />
einige Projekte der Max-Planck-Wissenschaftler<br />
gefördert.<br />
Interessant sind die neuen Erkenntnisse<br />
aber auch im Hinblick auf<br />
unsereeigene Art. „DaGorillas so eng<br />
mit uns verwandt sind, verstehen wir<br />
ihr Verhalten natürlich viel eher als<br />
das anderer Tiere“, sagt Angela Meder.<br />
Tatsächlich geht es dem Max-<br />
Planck-Team auch darum, die Wurzeln<br />
des menschlichen Sozialverhaltens<br />
zu beleuchten. Eine Parallele<br />
zwischen Mensch und Gorilla sieht<br />
Marie Manguette beispielsweise<br />
darin, dass Männer körperlich meist<br />
stärker sind als Frauen. Unddas spielt<br />
durchaus auch bei der menschlichen<br />
Partnerwahl eine Rolle.<br />
George verschwand eines Tages<br />
In vielen Jäger-und Sammler-Kulturen<br />
wie bei den BaYaka in der Republik<br />
Kongo entscheiden sich Frauen<br />
zum Beispiel am liebsten für einen<br />
guten Jäger oder Kletterer. Denn der<br />
bringt mehr Fleisch oder Honig nach<br />
Hause und verbessert sodie Versorgungslage<br />
und die Überlebenschancen<br />
der Kinder.Inwestlichen Gesellschaften<br />
mögen die weiblichen Ansprüche<br />
andere sein. Doch an der<br />
grundsätzlichen Frage „Gehen oder<br />
bleiben?“ haben Frauen auch dort<br />
oft genug zu knabbern.<br />
Bessie scheint in dieser Sache übrigens<br />
die richtige Entscheidung getroffen<br />
zu haben. Trotz ihres offensichtlichen<br />
Interesses an Coriander<br />
ist sie bei George geblieben und hat<br />
von ihm ein weiteres Kind bekommen.<br />
Als der alte Silberrücken eines<br />
Tages spurlos verschwand, war<br />
Tochter Obama etwas mehr als vier<br />
Jahre alt –und damit nicht mehr in<br />
Gefahr,von einem neuen Beschützer<br />
ihrer Mutter umgebracht zu werden.<br />
Aufprall vor<br />
2,23 Milliarden<br />
Jahren<br />
Forscher datieren ältesten<br />
Meteoriten-Einschlagkrater<br />
InAustralien haben Forscher den<br />
bislang ältesten bekannten Einschlagkrater<br />
eines Asteroiden datiert:<br />
Der Yarrabubba-Krater, der einen<br />
Durchmesser von etwa 70 Kilometern<br />
hatte, inzwischen aber vollständig<br />
erodiert ist, entstand durch<br />
den Aufprall eines Himmelskörpers<br />
im heutigen Bundesstaat Western<br />
Australia vor mehr als 2,229 Milliarden<br />
Jahren. Das berichten Forscher<br />
um Timmons Erickson vom Nasa<br />
Johnson Space Center in Houston im<br />
Fachblatt NatureCommunications.<br />
In ihrer Frühzeit wurde die junge<br />
Erde ständig von Himmelskörpern<br />
getroffen. Doch Tektonik und Erosion<br />
haben im Lauf der Jahrmilliarden<br />
die Spuren solcher Einschläge<br />
weitgehend verwischt. Bislang waren<br />
die ältesten bekannten Strukturen<br />
der zwei Milliarden Jahre alte<br />
Vredefort-Krater im nördlichen Südafrika<br />
und das nur wenig jüngere<br />
Sudbury-Becken im Süden der kanadischen<br />
Provinz Ontario –beide haben<br />
einen Durchmesser von mehr<br />
als 200 Kilometern.<br />
VomYarrabubba-Aufprall in der<br />
Region Mid West zeugt kein Krater,<br />
aber eine magnetische Anomalie in<br />
einem elliptischen Bereich von 11<br />
auf 20 KilometernDurchmesser.Die<br />
Zeit des Einschlags datierten die Forscher<br />
anhand von Isotop-Analysen<br />
der Minerale Zirkon und Monazit.<br />
Möglicherweise habe der Aufprall<br />
in Australien das globale Klima beeinflusst,<br />
spekulieren die Forscher. Damals<br />
waren große Teile der Erde bis in<br />
niedrige Breiten vonEis bedeckt. Später<br />
habe sich das Eis für einen Zeitraum<br />
von mindestens 400 Millionen<br />
Jahren zurückgezogen, schreiben<br />
Erickson und sein Team. Sie sehen<br />
eineVerbindung zum Einschlag.<br />
„MehrereFaktoren, die durch den<br />
Yarrabubba-Einschlag ausgelöst<br />
wurden, könnten das regionale oder<br />
globale Klima verändert haben“,<br />
schreibt das Team. So könnte der<br />
Einschlag gewaltige Mengen von<br />
Kohlendioxid, Wasserdampf und anderen<br />
Treibhausgasen in die damals<br />
noch sauerstoffarme Atmosphäre<br />
katapultierthaben. (dpa/fwt)<br />
Neuer Manager<br />
am Deutschen<br />
Herzzentrum<br />
Rolf Zettl wird<br />
Kaufmännischer Direktor<br />
Das Deutsche Herzzentrum Berlin<br />
(DHZB) bekommt einen erfahrenen<br />
Wissenschaftsmanager:<br />
Der promovierte Biologe Rolf Zettl<br />
wird Kaufmännischer Direktor der<br />
Einrichtung. Dashabe der Stiftungsrat<br />
in einer außerordentlichen Sitzung<br />
Dienstag beschlossen, teilte<br />
das DHZB mit. Zettl wechselt aus<br />
Stuttgart nach Berlin. Ein Jahr lang<br />
war er in der Neckarstadt Kaufmännischer<br />
Geschäftsführer am Robert-<br />
Bosch-Krankenhaus und der Robert-Bosch-Gesellschaft<br />
für medizinische<br />
Forschung.<br />
Zuvorwar Zettl lange in Berlin tätig<br />
–zuletzt als administrativer Vorstand<br />
des <strong>Berliner</strong> Instituts für Gesundheitsforschung<br />
(BIH). Er verfüge<br />
über mehr als 25 Jahre Erfahrung<br />
an den Schnittstellen von<br />
Klinik, Wissenschaft und Administration,<br />
betont das DHZB. ZuZettls<br />
großen Aufgaben wird die Begleitung<br />
eines einmaligen Prozesses gehören.<br />
Denn ab 2021 soll in Wedding<br />
das UniversitäreHerzzentrum Berlin<br />
entstehen. Dafür werden die herzchirurgischen<br />
und kardiologischen<br />
Stationen der Charité und das DHZB<br />
fusionieren. (BLZ)
18 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Sport<br />
NACHRICHTEN<br />
Fuchs Zachrisson fehlt die<br />
ganze Saison<br />
HANDBALL. DieFüchse Berlin müssen<br />
für den Rest dieser Saison nach<br />
einer zweiten Schulteroperation auf<br />
den schwedischen Nationalspieler<br />
Mattias Zachrisson, 29, verzichten.<br />
„Die Operation ist gut verlaufen und<br />
wir sind guter Dinge,dass der angestrebte<br />
Heilungsprozess reibungslos<br />
stattfinden kann. Leider werden wir<br />
in dieser Saison nicht mehr auf Zacke<br />
zurückgreifen können“, sagte<br />
Geschäftsführer BobHanning nach<br />
der Arthroskopie.<br />
Bayernleiht Verteidiger<br />
Odriozola von Real aus<br />
FUSSBALL. DerFCBayernsteht kurz<br />
vorder Verpflichtung des Spaniers<br />
AlvaroOdriozola, 24. DerRechtsverteidiger<br />
soll bereits in München sein,<br />
dorteinen Medizincheck absolvierenund<br />
soll dann bis zum Saisonende<br />
vonReal Madrid ohne Kaufoption<br />
ausgeliehen werden.<br />
Union-TorwartMoser<br />
wechselt nach Brügge<br />
FUSSBALL. Der1.FCUnion leiht<br />
Nachwuchstorhüter LennartMoser,<br />
20, bis zum Saisonende an den belgischen<br />
Erstligisten Cercle Brügge aus.<br />
Wiedie Köpenicker mitteilten, einigten<br />
sich die Klubs auf ein Leihgeschäft<br />
mit Kaufoption.<br />
Kitzbühel-Favorit Paris reißt<br />
sich das Kreuzband<br />
SKI ALPN. DerItaliener Dominik Paris,<br />
30, zogsich bei einem Trainingssturzeinen<br />
Kreuzbandriss zu, auch<br />
der Wadenbeinkopf soll in Mitleidenschaft<br />
gezogen worden sein. Der<br />
Favoritfür den Weltcup-Abfahrtsklassiker<br />
am Sonnabend in Kitzbühel<br />
sagte:„Meine Saison ist zu Ende.“<br />
Gruppe I<br />
Handball<br />
EM, Hauptrunde<br />
Kroatien -Spanien Mi., 16.00<br />
Weißrussland -Österreich Mi., 18.15<br />
Tschechien -Deutschland Mi., 20.30<br />
1. Spanien 4 131:105 8<br />
2. Kroatien 4 105: 91 8<br />
3. Deutschland 4 115:103 4<br />
4. Österreich 4 103:120 2<br />
5. Weißrussland 4 102:124 2<br />
6. Tschechien 4 100:113 0<br />
Gruppe II<br />
ZAHLEN<br />
Portugal -Slowenien 24:29<br />
Norwegen -Island 31:28<br />
Ungarn-Schweden 18:24<br />
1. Norwegen 4 124:105 8<br />
2. Slowenien 4 108: 99 6<br />
3. Ungarn 4 100:106 4<br />
4. Portugal 4 112:116 2<br />
5. Island 4 101:110 2<br />
6. Schweden 4 88: 97 0<br />
Tennis<br />
Australian Open<br />
Männer,1.Runde: u. a. Alexander Zverev(Hamburg/7)<br />
-Marco Cecchinato (Italien) 6:4, 7:6<br />
(7:4), 6:3; Benoit Paire (Frankreich/21) -Cedrik-<br />
Marcel Stebe (Vaihingen) 6:4, 3:6, 6:3, 6:7 (2:7),<br />
6:0; Peter Gojowczyk (München) -Christopher Eubanks<br />
(USA) 7:6 (7:1), 6:3, 4:6, 6:0; Pedro Martinez<br />
Portero (Spanien) -Dominik Koepfer (Donaueschingen)<br />
6:3, 6:4, 7:5; Rafael Nadal (Spanien/1)<br />
-HugoDellien (Bolivien) 6:2, 6:3, 6:0;<br />
Daniil Medwedew(Russland/4) -Frances Tiafoe<br />
(USA) 6:3, 4:6, 6:4, 6:2; Dominic Thiem (Österreich/5)<br />
-Adrian Mannarino (Frankreich) 6:3, 7:5,<br />
6:2<br />
Frauen, 1. Runde: u. a. Angelique Kerber<br />
(Kiel/17) -Elisabetta Cocciaretto (Italien) 6:2,<br />
6:2; Laura Siegemund (Metzingen) -Coco Vandeweghe<br />
(USA) 6:1, 6:4; Camila Giorgi (Italien) -Antonia<br />
Lottner (Stuttgart) 6:3, 6:3; Catherine Bellis<br />
(USA) -Tatjana Maria (Bad Saulgau) 6:0, 6:2<br />
Dominic Thiem (l.) will von Thomas Muster lernen, noch erfolgreicher zu werden.<br />
Schokolade mit Chili<br />
Dass Tennisprofi Dominic Thiem mit Landsmann Thomas Muster zusammenarbeitet, birgt gewisse Risiken<br />
VonDoris Henkel, Melbourne<br />
Schmecken reizvolle Gegensätzenicht<br />
viel besser als gezuckerte<br />
Harmonie? Erdbeeren<br />
mit Pfeffer oder<br />
Schokolade mit Chili? Ungefähr in<br />
diese Abteilung jedenfalls passt die<br />
kürzlich verkündete Zusammenarbeit<br />
der Österreicher Dominic<br />
Thiem und Thomas Muster. 20Wochen<br />
im Jahr wird der ehemalige<br />
Profi Muster das Team Thiem begleiten,<br />
als Ergänzung zum Chilenen Nicolas<br />
Massu, der weiter an Bord bleiben<br />
wird. „Thomas ist mit Abstand<br />
der beste Spieler, den Österreich je<br />
hatte“, sagte Thiem bei dem Termin<br />
in Sydney, auf dem die Kooperation<br />
verkündet wurde,„er ist der Einzige,<br />
der die Ziele erreicht hat, die ich<br />
noch habe.Eskann mir nichts Besseres<br />
passieren, als einen wie ihn an<br />
meiner Seite zu haben.“ Muster revanchierte<br />
sich mit dem Geständnis,<br />
diesen Job hätte er für keinen anderen<br />
übernommen, obwohl es genügend<br />
Angebote gegeben habe.Wenn<br />
er Thiem helfen könne, Nummer<br />
eins zu werden, dann müsse er das<br />
einfach tun.<br />
Das ist auf vielen Ebenen eine<br />
reizvolle Geschichte mit einer<br />
Menge Potenzial. Thomas Muster,<br />
52, einer der besten Sandplatzspieler,die<br />
es je im Tennis gab,Sieger der<br />
French Open 1995 und im Frühjahr<br />
1996 insgesamt sechs Wochen lang<br />
die Nummer eins der Weltrangliste,<br />
ist einTypmit Ecken und Kanten. Ein<br />
Freund klarer Worte, jederzeit bereit<br />
zu drastischen Maßnahmen aus der<br />
Abteilung Alles oder Nichts. Erlebte<br />
nach dem Ende seiner Karrierelange<br />
in Australien, ging danach zurück<br />
nach Österreich und hat jetzt einen<br />
hübschen Besitz in der Bay Of Islands<br />
auf der Nordinsel Neuseelands<br />
mit einem nicht immer ganz unkomplizierten<br />
Verhältnis zu seinem<br />
Heimatland. Als Österreich 1990 das<br />
Davis-Cup-Halbfinale erreichte, lag<br />
er mit seinem Teampartner Horst<br />
Skoff über Kreuz.<br />
Unglücklich in Wimbledon<br />
Wenn er sagt, er werde alles geben,<br />
um Dominic Thiem zu einem besseren<br />
Spieler zu machen, als er es<br />
selbst je gewesen sei, dann kann<br />
man sich darauf verlassen, dass er<br />
nichts anderes im Sinn haben wird.<br />
Dieser Tage in Melbourne sieht die<br />
Sache so aus, dass er nicht nur den<br />
Sparringspartner für Thiem gibt und<br />
mit der gleichen, fast wütend anmutenden<br />
Entschlossenheit Bälle übers<br />
Netz prügelt wie früher. Er wärmt<br />
sich mit ihm auf, geht hinterher mit<br />
ihm in den Kraftraum, tüftelt, vergleicht<br />
Daten, denkt und ist Tennis,<br />
Tennis, Tennis. Aber auch bei den<br />
Dingen, die er nicht tun will, ist er<br />
konsequent; die 20 Wochen, in denen<br />
er sich um Thiem kümmern<br />
wird, erstrecken sich auf Einsätzebei<br />
„Er ist der Einzige, der die Ziele erreicht hat,<br />
die ich noch habe.Eskann mir nichts Besseres<br />
passieren, als einen wie ihn an meiner Seite<br />
zu haben.“<br />
Dominic Thiem schwärmt von seinem neuen Trainer Thomas Muster.<br />
drei Grand-Slam- und allen Masters-<br />
1000-Turnieren, bloß Wimbledon<br />
lässt er aus. Muster gewann seinerzeit<br />
bei vier Versuchen kein einziges<br />
Spiel im ehrwürdigen All England<br />
Club; das Spiel auf Rasen war ihm so<br />
sympathisch wie Schmeicheleien.<br />
Und wenn er findet, er habe da<br />
nichts verloren, dann bleibt er lieber<br />
weg.<br />
Muster sagt, er habe keinen<br />
Freund gehabt damals auf der Tour,<br />
das sei ja nicht der Sinn der Sache.<br />
Dominic Thiem dagegen, der zweimal<br />
im Finale der French Open<br />
spielte und in seiner besten Phase<br />
Gelöste Sorgenkinder<br />
IMAGO IMAGES/MATTHIAS HAUER<br />
auf platz vier der Weltrangliste landete,<br />
ist im Kreise seiner Mitspieler<br />
ausgesprochen beliebt. Er ist einer,<br />
der ungern Nein sagt und niemandem<br />
freiwillig auf die Füße tritt,<br />
freundlich bis in die Spitzen seiner<br />
dieser Tage blond gesträhnten<br />
Haare. Muster wirdkein Problem damit<br />
haben, in Zukunft gelegentlich<br />
für seinen Partner Nein zu sagen,<br />
und vielleicht ist es genau ein Schuss<br />
dieser anderen, kompromisslosen<br />
Mentalität, die Thiem weiterbringen<br />
kann.<br />
Aber spannend ist die Geschichte<br />
auch wegen des dritten Mannes. Nicolas<br />
Massu ist ein extrem entspannter<br />
Typ, dessen Anwesenheit Thiem<br />
im vergangenen Jahr sichtlich gut<br />
getan hatte. Der sagt: „Thomas<br />
bringt sehr viel Energie mit, hauptsächlich<br />
positiv. Der Nico ist so ein<br />
bisschen ein Gegenpol, eher gechillter,<br />
deshalb ergänzt sich das perfekt.“<br />
Wo er sich selbst zwischen diesen<br />
Polen sieht? Eher in Massus<br />
Ecke, gibt er amüsiert zu, allerdings<br />
mit der Idee, ein wenig von Musters<br />
Wesen könne vielleicht ganz hilfreich<br />
sein. Während des Spiels, das<br />
Dominic Thiem am Dienstag in der<br />
ersten Runde der Australian Open<br />
gewann, saßen die beiden Trainer<br />
auf der Tribüne nebeneinander,und<br />
es gab kaum einen Ball, den Muster<br />
nicht lautstark kommentierte. Es<br />
sieht ganz so aus,als stünden Thiem<br />
aufregende Zeiten bevor; vielleicht<br />
schmecken sie tatsächlich wie Chilli<br />
und dunkle Schokolade.<br />
Alexander Zverev und Angelique Kerber erreichen nach ihren Fehlstarts ins Jahr die zweite Runde der Australian Open<br />
Gelöst zeigte Alexander Zverev<br />
ein großes Herz.Unter dem Applaus<br />
der Zuschauer in der Margaret-Court-Arena<br />
kündigte der 22-<br />
jährige Hamburger nach seinem<br />
Zweitrunden-Einzug bei den Australian<br />
Open Spenden für die Betroffenen<br />
der Buschbrände an. Mit 10000<br />
Dollar für jeden Sieg beim ersten<br />
Grand-Slam-Turnier des Jahres<br />
wolle er helfen − und sagte am<br />
Dienstag in Melbourne auch: „Ich<br />
weiß, ich bin nicht der große Favorit<br />
für dieses Event. Aber wenn ich gewinne,<br />
werde ich jeden einzelnen<br />
Cent spenden.“<br />
Dass derWeltranglisten-Siebte einen<br />
solchen Coup schafft und mit<br />
dem Titelgewinn 4,12 Millionen australische<br />
Dollar (rund 2,5 Millionen<br />
Euro) verdient, scheint allerdings<br />
ausgeschlossen. Die Chancen auf<br />
weitere Erfolge und zumindest erst<br />
einmal den Drittrunden-Einzug am<br />
Donnerstag sind bei ihm nach dem<br />
6:4, 7:6 (7:4), 6:3 gegen den Italiener<br />
Marcos Cecchinato aber realistisch.<br />
„Australien ist jedes Jahr für über<br />
einen Monat unsereHeimat, und wir<br />
haben mitbekommen, was mit den<br />
Ein seltenes Motiv in diesem Jahr:Alexander Zverevjubelt.<br />
Buschbränden, mit den Menschen,<br />
die ihr Zuhause verlieren, mit den<br />
Tieren passiert“, sagte Zverev.<br />
Am Donnerstag sollte für ihn die<br />
nächste Aufgabe gegen den Weißrussen<br />
Jegor Gerassimow oder Casper<br />
Ruud aus Norwegen machbar<br />
sein. Angelique Kerber ist dann klare<br />
Favoritin gegen die australische<br />
Wildcard-Inhaberin Priscilla Hon.<br />
Insgesamt stehen sechs vonanfangs<br />
AFP/WILLIAM WEST<br />
elf deutschen Tennisspielern inder<br />
zweiten Runde,amzweiten Turniertag<br />
gelangen auch LauraSiegemund<br />
und Peter Gojowczyk Auftaktsiege.<br />
Kerber hatte beim 6:2, 6:2 gegen<br />
die italienische Qualifikantin und<br />
Grand-Slam-Debütantin Elisabetta<br />
Cocciaretto noch weniger Probleme.<br />
„Es ist großartig, in der nächsten<br />
Runde zu sein“, sagte Kerber, deren<br />
Oberschenkelproblemen in den Ta-<br />
gen von Melbourne Fragen nach ihrerFitness<br />
aufgeworfen hatten.<br />
Bei Zverev waren die Schwächen<br />
beim Aufschlag ein zentrales Thema<br />
der vergangenen Wochen gewesen.<br />
Gegen Cecchinato waren vier Doppelfehler<br />
bei acht Assen eine ordentliche<br />
Quote. Allerdings leistete sich<br />
der Weltranglisten-Siebte in allen<br />
Sätzen Schwächephasen und Aufschlagverluste,<br />
kam aber nach den<br />
Rückständen immer direkt wieder<br />
zurück. Unter dem dunklen Abendhimmel<br />
durfte er endlich seinen ersten<br />
Sieg in der neuen Saison feiern.<br />
Kerber quälte sich mit einer Blessur<br />
am hinteren linken Oberschenkel,<br />
die in Adelaide vor einer knappen<br />
Woche zur Aufgabe geführt<br />
hatte. Anders als die Weltranglisten-<br />
175. Cocciaretto, die mit einem Verband<br />
am rechten Oberschenkel<br />
spielte, kam Kerber ohne Auszeit<br />
aus. Gegen diese „sehr selbstbewusste<br />
junge Dame“, wie Frauen-<br />
Chefin Barbara Rittner die Gegnerin<br />
vorgestellt hatte, von der die Webseite<br />
der Spielerinnenorganisation<br />
WTA nicht einmal ein Foto anbietet,<br />
half Kerber auch ihreRoutine. (dpa)<br />
Aus dem<br />
Leben<br />
gerissen<br />
Eishockeyspielerin Kratzer<br />
stirbt mit nur 30 Jahren<br />
Dem Präsidenten des Deutschen<br />
Eishockey Bundes, Franz<br />
Reindl, verschlug es vor Bestürzung<br />
die Sprache. „Wir sind schockiert<br />
über den Verlust unserer außerordentlich<br />
verdienten Nationalspielerin<br />
und sympathischen Mitarbeiterin<br />
Sophie, den man nicht in Worte<br />
fassen kann.“ Viel zu früh wurde die<br />
ehemalige deutsche Nationalspielerin<br />
Sophie Kratzer aus dem Leben<br />
gerissen. Eine Frau, die viel mehr war<br />
als nur eine Sportlerin unter vielen.<br />
Mitgerade einmal 30 Jahren erlag die<br />
Olympia-Teilnehmerin von2014 Anfang<br />
der vergangenen Woche einer<br />
Krebserkrankung.<br />
Kampf für mehr Akzeptanz<br />
149 Länderspiele absolvierte Kratzer,<br />
erlebte nicht nur die Spiele in Sotschi,<br />
sondernwar auch Teil der DEB-<br />
Auswahl, die 2017 in den USA mit<br />
Rang vier den größten deutschen<br />
WM-Erfolg bei den Frauen feierte.<br />
Außerdem holte die gebürtige<br />
Landshuterin mit dem ESC Planegg<br />
sieben deutsche Meistertitel.<br />
Kratzer setzte sich für eine größere<br />
Akzeptanz des Frauen-Eishockeys<br />
ein, das ein Nischendasein<br />
fristet. „Ich denke, das fängt bei einem<br />
ganz elementaren<br />
Gefühl<br />
an. Nämlich<br />
den Sport, den<br />
Frauen betreiben,<br />
ernst zu<br />
nehmen“, sagte<br />
Sophie Kratzer erlag<br />
dem Krebs.<br />
sie dem<br />
Deutschlandfunk.<br />
Profis gebe<br />
es nicht, Training<br />
und Beruf müssten<br />
immer miteinander<br />
einhergehen, und auch das<br />
Image sei wandlungsbedürftig.<br />
Kratzer bereiste die Welt, beobachtete,<br />
reflektierte und berichtete<br />
über ihre Erlebnisse. Noch vor<br />
einem Jahr, ihre Eishockey-Karriere<br />
hatte sie wegen ihres Leidens beenden<br />
müssen, recherchierte die angehende<br />
Journalistin in Nordostindien.<br />
Die letzten Wochen ihres Lebens<br />
verbrachte Kratzer im Krankenhaus.<br />
Über ihr Schicksal habe Kratzer laut<br />
Münchner Merkur gesagt:„Ich bin in<br />
Behandlung, die Ärzte nennen das<br />
lebensverlängernde Maßnahmen.<br />
Aber das sehe ich ein bisschen anders.Ich<br />
nehme das sportlich.“ (sid)<br />
TWITTER<br />
Die<br />
letzte<br />
Chance<br />
Biathlet Lesser kämpft um<br />
WM-Nominierung<br />
E<br />
ine Chance auf die Qualifikation<br />
für die Biathlon-WM bekommt<br />
Erik Lesser noch, doch der ehemaligeWeltmeister<br />
hält sich mit Kampfansagen<br />
zurück. „Natürlich will ich<br />
nach Antholz. Aber realistisch gesehen<br />
sind die Chancen doch eher gering“,<br />
sagte der 31 Jahrealte Thüringer.Nach<br />
einer bislang enttäuschenden<br />
Saison kehrtLesser nach mehreren<br />
Wochen Pause ins deutsche<br />
Team zurück und kann sich für die<br />
Titelkämpfe vom 13. bis 23. Februar<br />
empfehlen.<br />
Formschwach wurde der Verfolgungsweltmeister<br />
von 2015 in den<br />
zweitklassigen IBU-Cup versetzt und<br />
konnte diesen Schritt „absolut nachvollziehen“,<br />
wie Lesser sagt, der in<br />
diesem Winter im Weltcup kein einziges<br />
Mal unter die besten 30 kam:<br />
„Wenn man der schlechtplatzierteste<br />
Deutsche ist, dann müssen die<br />
Trainer agieren.“ Ganz egal, wie der<br />
Sportler heißt. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 19<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Sport<br />
Etwas fehlt<br />
Die Bilanz von Handball-Bundestrainer Christian Prokop ist bescheiden, dennoch stehen Spieler und Verband öffentlich hinter ihm<br />
VonCarolin Paul, Wien<br />
Vor zwei Jahren gehörte<br />
Hendrik Pekeler noch zu<br />
den schärfsten Kritikern<br />
von Handball-Bundestrainer<br />
Christian Prokop.Vor der aktuellen<br />
Europameisterschaft standen die<br />
Zeichen indes schon etwas anders.<br />
Man habe sich ausgesprochen und<br />
Probleme behoben, hieß es. Nach<br />
dem 34:22-Erfolg am Montagabend<br />
gegen Österreich stellte sich der<br />
Kieler Kreisläufer nun gänzlich hinter<br />
seinen Coach: „Auf der Trainerposition<br />
brauchen wir keine Veränderung.“<br />
Damit sprach Pekeler aus,<br />
was viele seiner Mannschaftskollegen<br />
bekräftigten. Eine Debatte über<br />
Prokop würde teamintern nicht geführtwerden.<br />
Turniereohne Medaillen<br />
Ein paar Kritikpunkte muss sich der<br />
41-Jährige Köthener indes gefallen<br />
lassen. Seit seinem Amtsantritt im<br />
Juli 2017 konnte die deutsche Nationalmannschaft<br />
in keinem Turnier etwas<br />
Handfestes mitnehmen. Auf die<br />
desaströse EM in Kroatien, welche<br />
die DHB-Auswahl nur als Neunter<br />
beschloss,folgten der vierte Platz bei<br />
der Weltmeisterschaft im eigenen<br />
Land und nun das vorzeitigeWettbewerbs-Aus<br />
in der Europameisterschaft,<br />
bei der das bestmögliche Auskommen<br />
im Rahmen eines fünften<br />
Ranges liegt. Anspruch und Wirklichkeit<br />
liegen auseinander.<br />
Christian Prokop wirkt bei der EM häufig frustriert.<br />
Möchte man den Bundestrainer<br />
verteidigen, wirdverständlicherweise<br />
gerne auf die WM im letzten Jahr verwiesen,<br />
bei der in Deutschland zumindest<br />
kurzfristig ein Handball-<br />
Hype ausgelöst wurde und Pekeler<br />
und Co. mit ihrer leidenschaftlichen<br />
SpielweiseWerbung für den Sportbetrieben<br />
haben. Dennoch bleibt auch<br />
dieser Sport ergebnisorientiert, und<br />
wieder reichte es nicht für eine Medaille.Bei<br />
der aktuellen Drei-Länder-<br />
EM stehen vier Siege zu Buche: gegen<br />
die EM-Debütanten Holland und<br />
Lettland sowie gegen Österreich und<br />
Weißrussland. Alles keine Gegner,die<br />
zum engeren Favoritenkreis gezählt<br />
werden können. Gegen den amtierenden<br />
Europameister Spanien ging<br />
Prokops Team in der Vorrunde hingegen<br />
mit einer 26:33-Niederlage regelrecht<br />
unter.Und der beherzte Auftritt<br />
gegen die starken Kroaten endete mit<br />
einem schmerzhaften 24:25-Misserfolg.<br />
Gegen Ende der Partie zeigte sich<br />
dabei deutlich, dass eine führende<br />
Hand fehlt –sowohl auf dem Feld als<br />
auch an der Seitenlinie.<br />
DieFormsteigerung in der Hauptrunde<br />
täuscht jedenfalls nicht darüber<br />
hinweg, dass Prokop das Potenzial<br />
seiner Mannschaft anscheinend<br />
nicht richtig ausschöpfen kann. Natürlich<br />
ist der Einwand, dass der Bundestrainer<br />
auf sieben Stammkräfte<br />
verzichten muss,gerechtfertigt. Aller-<br />
GETTY IMAGES/ROSE<br />
dings gelang es Dagur Sigurdsson<br />
2016, seine „Bad Boys“ in einer ähnlichen<br />
Situation zum Titel zu führen.<br />
Die von DHB-Vizepräsident Bob<br />
Hanning für die Olympischen Spiele<br />
in Tokio ausgegebene Erwartung einer<br />
Goldmedaille scheint in weite<br />
Fernegerückt. Bisher ist die deutsche<br />
Mannschaft nicht einmal qualifiziert.<br />
Um sich einen Startplatz zu sichern,<br />
gilt es, sich bei dem Turnier vom 17.<br />
bis 19. AprilinBerlin gegen eine afrikanische<br />
und zwei europäische Nationen<br />
durchzusetzen. Als Kontrahenten<br />
um die zwei Olympia-Tickets<br />
könnten mit Kroatien, Schweden und<br />
Spanien zwei Gegner auf Deutschland<br />
warten, gegen die man bei der<br />
EM unterlag. Vorteilhaft ist –und das<br />
haben Prokop und seine Schützlinge<br />
just wieder gezeigt –der Heimvorteil.<br />
Mit der Unterstützung der eigenen<br />
Fans steigen die Emotionen.<br />
Damit diese Souveränität auch<br />
ohne die Zuschauerunterstützung,<br />
die in Tokio höchstwahrscheinlich<br />
geringer ausfallen wird, ausgestrahlt<br />
werden kann, ist es umso wichtiger,<br />
die letzten beiden EM-Spiele siegreich<br />
zu gestalten und das Turnier mit<br />
einem positiven Gefühl abzuschließen.<br />
Das Duell am Mittwoch gegen<br />
Tschechien (20.30 Uhr, ZDF) ist sportlich<br />
nur insofernvon Bedeutung, um<br />
Erfahrungswerte zu sammeln und<br />
spieltechnische Abstimmungsprobleme<br />
zu beheben –ein Testspiel mit<br />
Wettkampf-Charakter.<br />
Immerhin: Am Dienstag erhielt<br />
Prokop Rückendeckung von Axel<br />
Kromer. Der DHB-Sportvorstand erklärte:<br />
„Wir als Verbandsführung wollen<br />
klarstellen, dass es internnie eine<br />
Diskussion darüber gab, mit welchem<br />
Trainer wir künftig die Nationalmannschaft<br />
prägen wollen. Wir<br />
werden natürlich mit Christian in<br />
Richtung Olympia gehen und die<br />
Sommerspiele anpeilen.“ Aber was<br />
passiertmit Prokop,wenn dieses Ziel<br />
verfehlt wird?<br />
Rom hat einen<br />
neuen König<br />
Angreifer Ciro Immobile ist in der Serie Ader Mann der Stunde<br />
„Mit deinem Nachnamen<br />
wirst du in<br />
meinem Team nie<br />
Mittelstürmer.“<br />
Trainerlegende Zeman erlaubte sich<br />
ein vorschnelles Urteil.<br />
Ciro Immobile verschwendet an<br />
sein „verlorenes Jahr“ bei Borussia<br />
Dortmund inzwischen kaum<br />
noch einen Gedanken. Vielmehr ist<br />
der italienische Nationalstürmer der<br />
Torjäger der Stunde in der SerieA,er<br />
hat mit 23 Treffern sogar den fünfmaligen<br />
Weltfußballer Cristiano Ronaldo<br />
(Juventus Turin/16) abgehängt.<br />
Am vergangenen Sonnabend<br />
erzielte Immobile, der 2014/15 eine<br />
Saison für den BVBkickte und mickrige<br />
drei Tore in 24 Partien für die<br />
Schwarz-Gelben erzielte, einen<br />
Dreierpack beim 5:1 gegen Sampdoria<br />
Genua. Der Corriere dello Sport<br />
feierte den 29-Jährigen als „König<br />
vonRom“. DieLazio-Tifosi rasten regelmäßig<br />
aus,wenn ihr Ciromal wieder<br />
trifft und die gegnerischen Abwehrreihen<br />
aus den Angeln hebt.<br />
„Ciro veni, vidi, vici“ (Ciro kam, sah<br />
und siegte), lobte der Corriere dello<br />
Sport.<br />
Dabei stimmt bei ihm die Redewendung<br />
„nomen est omen“ nicht,<br />
denn sein Familienname bedeutet<br />
übersetzt „unbeweglich“. „Mit deinem<br />
Nachnamen wirst du in meinem<br />
Team nie Mittelstürmer“, soll<br />
die Trainerlegende Zdenek Zeman<br />
2011 gesagt haben. Inzwischen werden<br />
keine Witze mehr über seinen<br />
Namen gemacht.<br />
Immobile begann seine Profikarriere<br />
bei Juventus Turin, im März<br />
2009 lief er das erste Mal für die Alte<br />
Dame auf. Doch im Kader vonJuventus<br />
war selten Platz für den jungen<br />
Angreifer, sodass er zu den Zweitligisten<br />
AC Siena, Grosseto und Pescarawechselte,bevor<br />
er zum FC Genua<br />
und dann zum FC Turin kam.<br />
2014 wechselte er als Torschützenkönig<br />
in die Bundesliga. Aber beim<br />
BVBkam Immobile nicht wie erhofft<br />
zurecht. Auch Trainer Jürgen Klopp<br />
konnte Immobile nicht zum gleichwertigen<br />
Ersatz für den nach München<br />
abgewanderten RobertLewandowski<br />
aufbauen.<br />
Später monierte Immobile, der<br />
inzwischen zum FC Sevilla gewechselt<br />
war, dass Klopp zwar „ein guter<br />
Coach“ sei und mit seiner motivierenden<br />
Art das Maximum aus Spielern<br />
heraushole. Aber: „Im taktischen<br />
Bereich haben wir nicht viel<br />
gearbeitet“, betonte er damals im Interview<br />
mit El Pais. Inzwischen ist<br />
Klopp Champions-League-Sieger<br />
mit dem FC Liverpool und zumWelttrainer<br />
gewählt worden.<br />
Knapp eine Millionen Follower<br />
Als Glücksfall erwies sich für Immobile<br />
der Wechsel 2016 zu Lazio. Seinen<br />
Vertrag verdankte er Lazios<br />
Sportdirektor, dem früheren Bundesligaprofi<br />
Igli Tare, der mit der Verpflichtung<br />
des Stürmers ein gutes<br />
Näschen bewies. Inder Serie Aerzielte<br />
Immobile bisher 122 Tore. Der<br />
wendige Stürmer ist beidfüßig, dribbelstark,<br />
robust im Zweikampf, kann<br />
im Zentrum oder auf dem Flügel eingesetzt<br />
werden.<br />
Der Profi, der sich auf Instagram<br />
gern mit seiner Frau Jessica und seinen<br />
drei Kindern den knapp eine<br />
Million Followern zeigt, tritt bescheiden<br />
auf. „Ich bin stolz auf die Leistungen<br />
meiner Mannschaft und<br />
meiner Teamkollegen, die mich immer<br />
in die Lage versetzen, mein Bestes<br />
zu geben“, sagt er. Die Ziele in<br />
dieser Saison sind klar: Immobile<br />
und Lazio wollen sich für die Champions<br />
League qualifizieren, im Augenblick<br />
ist das Team Dritter mit sieben<br />
Punkten Vorsprung auf den Lokalrivalen<br />
AS Rom auf Position vier.<br />
„Dieses Jahr können wir es schaffen“,<br />
betonte Immobile. (sid)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 20<br />
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Sport<br />
Videobeweis<br />
Nehmt Euch<br />
ein Beispiel!<br />
Markus Lotter<br />
sieht feine Unterschiede zwischen<br />
Fußball und Football.<br />
Sich ein Beispiel am American<br />
Football zu nehmen, ist auf den<br />
ersten Blick tatsächlich keine<br />
schlechte Idee.Denn wie sich in diesen<br />
Tagen bei den faszinierenden<br />
Duellen in den Play-offs der Nordamerikanischen<br />
Football League<br />
(NFL) wieder einmal zeigt, ist der Videobeweis<br />
und der Umgang der Referees<br />
mit diesem Instrument bei der<br />
Wahrheitsfindung in dieser Sportart<br />
kein störendes Element. Im Gegenteil:<br />
Das sportliche Geschehen gewinnt<br />
durch Überprüfung strittiger<br />
Szenen mitunter sogar an Spannung.<br />
Hier ist der Videobeweis teil<br />
der prächtigen Unterhaltung und<br />
keineswegs ein Ärgernis, das einem<br />
die Unterhaltung verdirbt. Stellt sich<br />
bloß die Frage, obdergleichen sich<br />
bei entsprechender Anwendung auf<br />
den Fußball übertragen lässt.<br />
Lutz Michael Fröhlich, der für das<br />
Schiedsrichterwesen verantwortliche<br />
Mann beim Deutschen Fußball-<br />
Bund (DFB), ist jedenfalls zu dem<br />
Schluss gekommen, dass es für den<br />
Fußball genau in diese Richtung gehen<br />
muss. Von einer „Headset- und<br />
Leinwand-Lösung“ sprach der gebürtige<br />
<strong>Berliner</strong> am Dienstag bei einem<br />
Termin im Deutschen Fußballmuseum<br />
in Dortmund, die Schiedsrichter<br />
sollen „Entscheidungen irgendwann<br />
einmal selbst erklären<br />
und den Prozess erläutern“ können<br />
und „nicht nur intern kommunizieren,<br />
sondern auch in die Rolle eines<br />
Moderators schlüpfen“. Wenn nicht<br />
nur der Fernsehzuschauer, sondern<br />
auch der Stadionbesucher flugs eine<br />
von Bildern getragene Erläuterung<br />
durch den Unparteiischen bekäme,<br />
würde das „sehr viel Druck rausnehmen“,<br />
glaubt Fröhlich.<br />
Nun ist es aber so, dass sich Fußball<br />
mit Football nur schwerlich vergleichen<br />
lässt. Während beim Fußball<br />
die Übergänge zwischen Abwehr-<br />
und Angriffsaktion fließend<br />
sind, ist beim Football die Angriffsund<br />
Abwehraktion klar getrennt und<br />
eben aus welcher Sicht auch immer<br />
nach einem Spielzug auch erst mal<br />
beendet. Das erleichtert den Einsatz<br />
desVideobeweises,aber auch die Arbeit<br />
des Referees, weil der bei der<br />
Überprüfung der Fernsehbilder erst<br />
mal nicht unter Zeitdruck steht.<br />
Noch komplizierter wird die Sache<br />
für den Fußball allerdings bei einem<br />
Vergleich der Sittenkultur. Im<br />
Football gibt es nur in Ausnahmefällen<br />
wild lamentierende Fans,Spieler<br />
und Trainer zu beobachten, die mit<br />
ihrem Gezeter Einfluss auf die Entscheidung<br />
nehmen wollen. Hier<br />
wird dem Schiedsrichter noch Respekt<br />
entgegengebracht, während er<br />
im Fußball grundsätzlich mit Zweifel<br />
an seiner Kompetenz konfrontiert<br />
wird. Ohne Verabredung auf ein respektvolleres<br />
Miteinander macht der<br />
technische Fortschritt im Fußball<br />
erst mal keinen Sinn.<br />
Schiedsrichter Felix Brych sucht Rat am<br />
Bildschirm.<br />
IMAGO IMAGES/HORSTMÜLLER<br />
Das Bauchgefühl<br />
des Jubilars<br />
VonMichael Jahn<br />
Keine Blumen, keine Urkunde<br />
und ganz sicher<br />
keine Prämie. Am Sonnabend<br />
erwartet Helmut<br />
Friberg nur ein „kleines Essen“ mit<br />
seiner Lebensgefährtin Daniela und<br />
ein paar Freunden. Mit dem Auto<br />
geht es zuvor nachWolfsburg. Der63-<br />
Jährige wirdseine Hertha im Duell gegen<br />
den VfL Wolfsburg unterstützen.<br />
Er wird imengen Gästeblock stehen,<br />
über vergebene Torchancen schimpfen<br />
und vielleicht auch ausgelassen<br />
über <strong>Berliner</strong> Tore jubeln.<br />
So wie immer seit<br />
Anfang der Siebzigerjahre!<br />
Fribergfeiertein<br />
seltenes Jubiläum: Es<br />
wird sein 700. Auswärtsspiel<br />
sein, zu dem<br />
er Hertha begleitet.<br />
Ganz ehrlich: Ich<br />
bewundere solche<br />
Fußballfans,die alle 14<br />
Tage auf Tour gehen.<br />
Sie drängeln sich in<br />
überfüllte Zügen. Sie<br />
liefern sich Wortgefechte<br />
mit betrunkenen<br />
Anhängern andererVereine<br />
und ab und<br />
an gibt es Rangeleien<br />
mit der örtlichen Polizei.<br />
Sie feiern heftig<br />
nach Siegen und ärgernsich<br />
tagelang nach Niederlagen.<br />
Sieleben für ihrenVerein.<br />
Fribergsagt nun, er fährtmit dem<br />
gleichen Bauchgefühl wie immer<br />
nach Wolfsburg: „Mit Hoffnung auf<br />
einen Erfolg. Aber ich weiß auch, dass<br />
dies als Hertha-Fan in den zurückliegenden<br />
Jahren oft ein eher seltenes<br />
Erlebnis war.“ Isterstolz auf sein 700.<br />
Spiel in einem fremden Stadion?<br />
„Naja, ich freue mich auf das Jubiläum,<br />
hätte mir das aber nicht unbedingt<br />
in der Provinz gewünscht.“ Da<br />
kommt die <strong>Berliner</strong> Schnauze zum<br />
Vorschein.„Meine Daniela konnte ihr<br />
200. Auswärtsspiel mit Hertha mit mir<br />
gemeinsam bei einem Europa-<br />
League-Spiel in Bilbao feiern. Daswar<br />
schon ein toller Rahmen.“<br />
Seine Liebe zu Hertha begann<br />
1971. Friberg, der damals in der Nähe<br />
vonViersen lebte,sah die <strong>Berliner</strong> live<br />
„Ich<br />
bewundere<br />
solche Fußballfans,<br />
die alle 14<br />
Tage auf<br />
Tour<br />
gehen.“<br />
bei einer 0:4-Niederlage auf dem Bökelberg<br />
bei Borussia Mönchengladbach.<br />
„Ich fand Hertha sympathisch,<br />
warum auch immer.“ Hatte er etwa<br />
Mitleid mit den Verlierern? Seit 1979<br />
besitzt er eine Dauerkarte im Olympiastadion<br />
und 1984 gehörte der kräftige<br />
Mann zu den Mitbegründerndes<br />
„Anhängerclubs Oberring“.<br />
Ichhabe Donato Melillo,den Chef<br />
der Fanbetreuung, zu Fribergbefragt.<br />
Melillo sagt: „700 Auswärtsspiele –<br />
das ist der Hammer!“ Man brauche<br />
solch treue Fans unbedingt, so Melillo.<br />
ImMoment gibt es 358 offizielle<br />
Fanclubs bei Hertha<br />
(OFC) mit 9400 Mitgliedern.<br />
„Diese Szene<br />
wächst ständig, aber<br />
langsam“, sagt der<br />
oberste Fanbeauftragte.<br />
Knapp über<br />
2000 Fans begleiten<br />
das Team im Schnitt zu<br />
den Auftritten in der<br />
Fremde. Helmut Fribergist<br />
beinahe immer<br />
dabei. Es gibt wohl ein,<br />
zwei Fans, die noch<br />
mehr Auswärtsspiele<br />
erlebten, aber Friberg<br />
ist der Einzige, der alle<br />
Duelle akribisch aufgelistet<br />
hat. Wastreibt einen<br />
Mann wie Friberg<br />
an, sich dem Stress dieser<br />
Auswärtstouren anzutun?„Das<br />
ist vorallem das Gemeinschaftsgefühl“,<br />
kommt als Antwort,<br />
„sich auswärts gegen die Übermacht<br />
der heimischen Fans zu behaupten,<br />
bringt Adrenalin.“<br />
Es fällt Friberg schwer, aus beinahe<br />
50 Jahren Fan-Dasein einen Höhepunkt<br />
im fremden Stadion herauszupicken.<br />
Doch es gibt ihn: das 2:2 in<br />
der Champions League 1999 bei Galatasaray<br />
Istanbul. Ersagt: „Ich war<br />
voller Stolz, das war ein Hochgefühl.“<br />
Er würde die Königsklasse liebend<br />
gernnoch einmal erleben. Dazu passen<br />
immerhin die Visionen vonTrainer<br />
Jürgen Klinsmann sehr gut. Ob<br />
das vielleicht in seinem 750. Auswärtsspiel<br />
tatsächlich Realität werden<br />
kann? „Mir wäre eslieb, wenn<br />
Klinsmann als Trainer noch ein Jahr<br />
anhängen würde“, sagt Friberg. Er hat<br />
da so ein Bauchgefühl.<br />
Der Weisheit letzter Schuss<br />
VonAndreas Baingo<br />
Jeder hat den Spruch schon mal<br />
gehört und er sagt sich auch<br />
ganz leicht hin:WerWeltmeister<br />
werden will, muss jeden Gegner<br />
schlagen. Kleine Einschränkung: zumindest<br />
in den Spielen, in denen es<br />
um etwas geht. Um das zu verdeutlichen,<br />
krame ich ganz tief in der<br />
Schatzkiste der Fußball-Psychologie<br />
und lege mich sozusagen bei Sepp<br />
Herberger, dem Weltmeistermacher<br />
von1954, auf die Couch.<br />
Nicht alles hat „der Chef“, wie ihn<br />
selbst sein Lieblingsspieler<br />
Fritz Walter,der<br />
Kapitän beim „Wunder<br />
von Bern“, genannt<br />
hat, richtig gemacht.<br />
Für manche Ansagen<br />
würden sie ihm heute<br />
schlichtweg einen Vogel<br />
zeigen. Zum Beispiel<br />
für die, möglichst<br />
wenig Wasser zu trinken,<br />
weil Flüssigkeit<br />
den Kreislauf und damit<br />
das Herz sinnloserweise<br />
belaste.<br />
Doch es geht ja<br />
nicht um Wasser, sondern<br />
um Psychologie.<br />
Die hat der alte Herr<br />
viel besser verstanden<br />
und die anderen damit<br />
aufs Glatteis geführt.<br />
Die Ungarn nämlich, die seinerzeit<br />
unschlagbaren Magyaren um ihren<br />
Superstar Ferenc Puskas. Weil esder<br />
Modus so wollte und Deutschland<br />
bereits im Gruppenspiel auf den<br />
WM-Topfavoriten traf, warf Herberger<br />
dem Gegner eine B-Elf regelrecht<br />
zum Fraß vor. Das3:8 ist eines von31<br />
Spielen in Folge,indenen die Puszta-<br />
Zauberer vor dem WM-Finale vier<br />
Jahre ungeschlagen geblieben waren<br />
–und nach dem legendären 3:2-Triumph<br />
der deutschen „Helden von<br />
Bern“nochmals zwei Jahreblieben.<br />
Was nur hat das mit dem 1.FC<br />
Unionzutun unddem strengenPlan,<br />
als Bundesliganeuling die Klasse zu<br />
halten? Denn Weltmeister, soviel ist<br />
sicher, wollen und können die Eisernennicht<br />
werden.Den Gegner mit einer<br />
B-Elf überraschen, wäre zudem<br />
ziemlich bescheuert.Trotzdem könn-<br />
Zwei <strong>Berliner</strong> Teams in der Bundesliga,<br />
zwei Kenner des <strong>Berliner</strong> Fußballs:<br />
Michael Jahn und Andreas Baingogeben<br />
immer mittwochs ihre Expertise ab.<br />
Michael Jahn für Hertha BSC, seine Hertha,<br />
die er seit mehr als zwei Jahrzehnten als<br />
Reporter begleitet. Und Andreas Baingofür<br />
den 1. FC Union, seine Eisernen, für die er<br />
selbst früher am Ball war. Vordem<br />
neunzehnten Spieltag erweist der eine einem<br />
der treuesten Fans der Blau-Weißen die Ehre,<br />
der andere kramt ganz tief in der Schatzkiste<br />
der Fußball-Psychologie.<br />
Macht’sdoch mal<br />
wie Herberger!<br />
„Es muss<br />
ja nicht wie<br />
in Bern<br />
unbedingt<br />
nach<br />
einem 0:2-<br />
Rückstand<br />
gelingen.“<br />
GETTY IMAGES<br />
ten sich die Männer aus der Wuhlheide<br />
an den alten Herberger Sepp erinnern<br />
und an seine Sicht der Dinge.<br />
Für den war zwar auch wichtig auf<br />
dem Platz, enormwichtig, manchmal<br />
aber noch wichtiger,gegen wenesda<br />
ging und zu welchem Zeitpunkt.<br />
Logischerweise ist eine Punkterunde<br />
kein WM-Turnier. Also zählen,<br />
ob im Rennen um den Titel oder im<br />
Kampf gegen den Abstieg, jeder Sieg<br />
und jedes Unentschieden. Erst einmal<br />
auch gegen jeden Gegner. Und<br />
doch gibt es da den nicht ganz so winzigen<br />
Unterschied, der mit einem<br />
Sechs-Punkte-Spiel<br />
beschrieben wird. Mathematisch<br />
ist das keineswegs<br />
exakt, wenigstens<br />
vom Gefühl her<br />
aber wird das der Sache<br />
doch irgendwie gerecht.<br />
Die einfache<br />
Überlegung: Wenn ich<br />
einen Gegner, der sich<br />
mitmir auf Augenhöhe<br />
wähnt, bezwinge,kann<br />
derzumindest im Spiel<br />
gegen mich nichts holen,<br />
fertig!<br />
Damit wäre ich bei<br />
Augsburg. Das wird alles<br />
andereals eine Puppenkiste,<br />
dabei ist gerade<br />
das ein Spiel, das<br />
sich sozusagen von<br />
selbst erklärt. Ein<br />
Sechs-Punkte-Spiel halt. Gewinnen<br />
heißt, den Gegner bei Punktgleichheit<br />
zu überholen. Derhat in derTordifferenz<br />
zwar derzeitein Plus voneinem<br />
Treffer, die würde sich aber mit<br />
jedem mehr erzielten Torzweifach zu<br />
Gunsten der Eisernen verschieben.<br />
Die Tore insolch einem Spiel zählen<br />
in der Tatdoppelt, klar, weil sie hier<br />
auf der Plus-und dortgleichzeitig auf<br />
der Minusseite fallen. Also würde bereits<br />
ein 1:0 genügen, um die bayerischen<br />
Schwaben zu überflügeln.<br />
Das wäre sicherlich ganz nach<br />
dem Geschmack von Herberger.<br />
Nach dem von Trainer Urs Fischer<br />
auch und erst rechtnach dem vonKapitän<br />
Christopher Trimmel und seinen<br />
Mitspielern. Ein3:2 wie damals in<br />
Bern würde es auch machen. Es muss<br />
ja nicht wie dort unbedingt nach einem<br />
0:2-Rückstand gelingen.<br />
Jede<br />
Sekunde<br />
Genuss<br />
Yunus Malli will Unions<br />
Offensivspiel bereichern<br />
VonMathias Bunkus<br />
Als der Wechsel feststand, gab es<br />
Glückwünsche. Aus Augsburg<br />
übrigens. Von niemand geringerem<br />
als vonFCA-Trainer Martin Schmidt.<br />
„Erwar ja mein Trainer in Mainz und<br />
wir haben den Kontakt nie verloren.<br />
Er hat mit einer SMS Glück gewünscht“,<br />
verriet Yunus Malli, 27,<br />
Unions Leihgabe aus Wolfsburg, vor<br />
seiner ersten richtigen Trainingseinheit<br />
mit den neuen Kollegen. Ob sich<br />
der Schweizer in schwäbischen<br />
Diensten das so genau überlegt hat?<br />
Schließlich muss er ja am Sonnabend<br />
mit den Fuggerstädterngleich<br />
in der Alten Försterei ran. „Wahrscheinlich<br />
meinte er erst ab Sonntag“,<br />
erklärte Malli am Dienstag mit<br />
einem leichten Lächeln.<br />
Es ging etwas hektisch zu für den<br />
türkischen Nationalspieler in den<br />
letzten Tagen.„Ich bin froh, dass jetzt<br />
erst einmal eine normale Arbeitswoche<br />
vor mir liegt“, meinte der 25-fache<br />
Nationalspieler. AmFreitagvormittag<br />
der Medizincheck, dann ab in<br />
den Bus nach Leipzig. Dort dann<br />
zwanzig Minuten Einsatz und am<br />
Sonntag gleich noch eine Stunde im<br />
Test gegen den FC St. Gallen aus der<br />
Schweiz. „Jede Minute auf dem Platz<br />
tut mir gut derzeit. Ich habe ja in<br />
Wolfsburg zuletzt nicht so viel gespielt“,<br />
sagte der aus Kassel stammendeMittelfeldspieler.<br />
DerGrund dafür ist ihm nicht offensichtlich.<br />
„Manchmal ist es eben<br />
so,dass ein Trainer auf andereTypen<br />
steht. Es gibt im Leben halt mal Momente,<br />
woesnicht passt. Da muss<br />
man keinem böse sein“, sagte der<br />
198-fache Bundesligaspieler (Mainz<br />
und Wolfsburg). Fest stand für Malli<br />
nur, dass er eine Luftveränderung<br />
braucht. Darüber hat er sich in den<br />
letztenWochen auch mit seinem Nationaltrainer<br />
Senol Günter gesprochen.<br />
Denn bei den letzten beiden<br />
Länderspielblöcken vor der Winterpause<br />
ist er im Kader nicht mehr berücksichtig<br />
worden.<br />
DerWeg in die Türkei war für ihn<br />
keine Option. „Ich hatte das Gefühl,<br />
dass ich mit der Bundesliga noch<br />
nicht fertig bin. Ich weiß, was ich<br />
kann. Unddas möchte ich auch wieder<br />
zeigen“, erklärte der 1,79 m<br />
große Offensivgeist, dessen Fähigkeiten<br />
mit den Füßen nicht zum Auftreten<br />
auf dem Platz passen. Thomas<br />
Tuchel, sein einstiger Trainer in<br />
Mainz, hätte sich oft einen Malli gewünscht,<br />
der noch mehr aus sich herausgeht.<br />
„Ich bin halt eher der zurückhaltende<br />
Typ. Unddas wirdsich<br />
auch nicht mehr groß ändern“,<br />
meinte Malli.<br />
Dass er mit seinen Fähigkeiten<br />
das Spiel der Eisernen bereichern<br />
kann, davon ist er überzeugt. Auch<br />
wenn die eher einen robusten Spielstil<br />
mit Umschalten und Eroberung<br />
von zweiten Bällen pflegen, weniger<br />
das filigrane Einschnüren der Gegner,für<br />
das er steht.<br />
Will seine Technik ins robuste Spiel der Eisernen<br />
einbringen: Yunus Malli. MATTHIAS KOCH
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 21<br />
·························································································································································································································································································<br />
Feuilleton<br />
Peter Uehling schaut<br />
auf eine reiche<br />
Klassik-Woche<br />
Seiten 24 und 25<br />
„Burials Musik erzählt vom Nachhall der Nacht.“<br />
Markus Schneider in seiner Kritik des Albums „Tunes 2011–19“ des britischen Clubproduzenten Seite 22<br />
Umwelt<br />
Seien wir<br />
unhöflich!<br />
Susanne Lenz<br />
denkt über das Versenden<br />
vonE-Mails nach.<br />
Halt! Drücken Sie nicht auf den<br />
Senden-Knopf. Fragen Sie sich<br />
bitte erst, ob Sie diese Mail wirklich<br />
beantworten müssen. Wollten Sie<br />
sich womöglich nur bedanken, weil<br />
Ihnen jemand zum Beispiel eine<br />
Frage beantwortet hat. Das zeugte<br />
zwar von gutem Benehmen, ist aber<br />
leider auch umweltschädlich. Jede<br />
E-Mail kostet Energie, selbst wenn<br />
der Computer keinen Rauch ausstößt.<br />
Denn es stehen auf der ganzen<br />
Welt riesige Rechner herum, die<br />
Stromverbrauchen und gekühlt werden<br />
müssen, um die Online-Welt am<br />
Laufen zu halten.<br />
Eine –ohweh –ebenfalls umweltschädliche<br />
Online-Recherche erbrachte<br />
zwar nur eine Studie aus<br />
Großbritannien zutage, aber sie ist<br />
ganz frisch und auf Deutschland, ja<br />
die ganzeWelt übertragbar:Wenn jeder<br />
Engländer eine Mail weniger am<br />
Tag schicken würde, könnte das<br />
Land seinen Kohlendioxidausstoß<br />
um mehr als 16 000 Tonnen senken.<br />
Das entspricht 81 000 Flügen von<br />
London nach Madrid. Ob die höflichen<br />
Engländer, die sich sogar beim<br />
Aussteigen aus dem Busbeim Fahrer<br />
bedanken, ausgerechnet auf Thankyou-Mails<br />
verzichten, ist fraglich.<br />
Bedenkenswert sind die Zahlen<br />
trotzdem.<br />
Das Umdenken findet bereits<br />
statt: Der Kollege zu meiner Linken<br />
schlug vor, schon aufs Fragen zu verzichten,<br />
damit man erst gar keine<br />
Antworten bekomme, für die man<br />
sich dann bedanken zu müssen<br />
meint. DerKollege schräg gegenüber<br />
beantwortet nur absolut wichtige E-<br />
Mails.Sein Umfeld solle aber wissen,<br />
dass er auch den Inhalt der übrigen<br />
zur Kenntnis nehme. Essei hiermit<br />
darüber informiert.<br />
Informiert seien auch meine<br />
sämtlichen Korrespondenzkontakte.<br />
Ichmöchte mich bei Ihnen an dieser<br />
Stelle für alle aktuellen und künftigen<br />
Mails mit Antworten, Hinweisen,<br />
Nachrichten und so weiter aufs<br />
Herzlichste und Höflichste bedanken.<br />
Ansonsten gilt: Lassen Sie uns<br />
unhöflich sein und schweigen.<br />
Nina Hoss spielt eine Lehrerin am Musikgymnasium. Wie in Jan-Ole GerstersFilm „Lara“ gibt eine Frau die Ansprüche an sich nun an andere weiter.<br />
Vertuschen lässt sich nichts<br />
Ina Weisse zeichnet in ihrem Film „Das Vorspiel“ mit Nina Hoss als Violinistin ein Familien-Psychogramm<br />
VonChristina Bylow<br />
Ehrgeizige Frauen haben im<br />
Kino ein doppeltes Empathieproblem.<br />
Einerseits<br />
sind sie den meisten Zuschauern<br />
einfach unsympathisch,<br />
andererseits werden sie als Figur in<br />
der Interaktion mit anderen selbst<br />
meist als frostige Gefühlsanalphabetinnen<br />
gezeigt. Das sind dann diese<br />
Frauen, die am Ende aufgefordert<br />
werden, ihren „knochigen Hintern“<br />
wegzubewegen. Dies ist zugegeben<br />
ein altes Beispiel –Sigourney Weaver<br />
in„Working Girl“ –aber doch ein ikonographisches.<br />
Das Kino, auch das<br />
jüngste, europäische, (zuletzt „Little<br />
Joe“ mit einer skrupellosen Genetikerin)<br />
ist voll von solchen „knochigen“<br />
Frauen, die,von ihren Ambitionen<br />
besessen, jenseits ihres Perfektionismus’nichts<br />
wahrnehmen.<br />
Die Regisseurin Ina Weisse geht<br />
diesen Klischees nicht in die Falle.<br />
Das hat weniger damit zu tun, dass<br />
sie selbst eine versierte Schauspielerin<br />
ist und Schablonen auch in ihrer<br />
Rollenwahl nicht in Erwägung zieht<br />
–sie interessiert sich schlicht nicht<br />
dafür. Ihre Hauptfigur Anna (Nina<br />
Hoss) ist zwar eine Geigerin mit hohen<br />
Ansprüchen an sich selbst, der<br />
Film „Das Vorspiel“ aber kein klassisches<br />
Musikerdrama. Vielmehr fächert<br />
ersubtil und präzise das Psychogramm<br />
einer Familie auf.<br />
Diese hier ist, wie so oft im bildungsbürgerlichen<br />
Milieu, der Ort<br />
größter Verletzungen und größter<br />
Geborgenheit. Dieintime Nähe lässt<br />
Grenzen verschwimmen oder verhindert<br />
sie ganz. Entfremdungen<br />
und Brüchen gehen fast immer heftige<br />
Grenzüberschreitungen voran.<br />
So war es in Ina Weisses furiosem<br />
Spielfilmdebüt „Der Architekt“ von<br />
2008, und so ist es auch hier.<br />
Und noch etwas findet sich wieder:Die<br />
Wortlosigkeit bei gleichzeitiger<br />
Ungeniertheit in körperlicher<br />
Hinsicht. Einmal hilft Anna ihrem<br />
Vater (Thomas Thieme) vonder Toilette,<br />
kurz zuvor hatte er ihren Sohn<br />
misshandelt, was Anna deutlich untersagt.<br />
Das ist ihr Dilemma: Sie<br />
weiß, was los ist mit ihr und mit der<br />
Familie, aus der sie kommt, schafft<br />
aber den Absprung nicht. Nicht mit<br />
ihrem ebenso sanften wie selbstbewussten<br />
Ehemann (Simon Abkarian),<br />
nicht mit dem enigmatischen<br />
Liebhaber (Jens Albinus), nicht mit<br />
ihrem pubertierenden Sohn und am<br />
allerwenigsten mit der Musik.<br />
Denn die klassische Musik verlangt<br />
nach Perfektion, vertuschen<br />
lässt sich nichts. Daran ist Anna<br />
schon längst gescheitert, als die<br />
Filmhandlung einsetzt. Sie lehrt an<br />
einem <strong>Berliner</strong> Musikgymnasium,<br />
aus der Orchesterlaufbahn, die sie<br />
ursprünglich einschlagen wollte, ist<br />
nichts geworden. Lampenfieber,Zittern<br />
im Handgelenk, nicht einmal<br />
Betablocker halfen.<br />
Das sind alltägliche LebenskurvenimUmfeld<br />
der Klassik. Geiger,die<br />
Physiotherapeuten werden, Fagottisten,<br />
die hinschmeißen und Medizin<br />
studieren, ganz zu schweigen von<br />
den Pianisten, die in ihrer Isolation<br />
noch gefährdeter sind, sich selbst zu<br />
zerstören. Anna spielt nicht mehr<br />
wirklich, sie lässt spielen: Als Lehrerinist<br />
sie eine Koryphäe,unerbittlich<br />
und kompetent. Wiesie ihrem Schüler<br />
erklärt, dass es auf die Tonvorstellung<br />
ankommt, zeigt, dass InaWeisse<br />
sich das Wissen über diese Dinge<br />
nicht angeklebt hat, ihreDarstellung<br />
der Streicher beruht offensichtlich<br />
auf eigenen Kenntnissen.<br />
<strong>Berliner</strong> Tempo<br />
Anna wird mit einer Szene eingeführt,<br />
in der sich von ihren Kollegen<br />
deutlich abhebt. Anders als diese,die<br />
in ihrer Routine verächtlich geworden<br />
sind, erkennt sie eine Begabung<br />
bei einem Jugendlichen intuitiv auch<br />
hinter Fehlhaltungen und Schwächen.<br />
DerJunge (Ilja Monti, tatsächlich<br />
ein exzellenter Geigenschüler)<br />
wird jedoch zunehmend zu ihrem<br />
Objekt –das ist die Grenzverletzung,<br />
der sie erliegt, obwohl sie darum<br />
weiß. Nina Hoss kann diese Zerrissenheit<br />
allein durch ihren Blick, das<br />
Zucken einer Lippe,eine abrupte Bewegung<br />
sichtbar machen, ihr Spiel<br />
PETER HARTWIG<br />
zeichnet das Porträt einer zutiefst<br />
gespaltenen Frau. Natürlich drängt<br />
sich der Vergleich mit Jan-Ole Gersters<br />
jüngstem Werk „Lara“ auf, jener<br />
ebenfalls von stellvertretender Ambition<br />
gemarterten Mutter, in diesem<br />
Fall ist es der erwachsene Sohn.<br />
Den unterschwelligen Sadismus der<br />
von Corinna Harfouch gespielten<br />
Lara-Figur findet man jedoch in<br />
Anna nicht, und auch nicht jenes<br />
MaßanSelbstabtötung.<br />
Die einstige Klavierstudentin<br />
Laraspielt nicht mehr,Anna wagt es<br />
sogar, öffentlich in einem Konzert<br />
mit einem bekannten Streichquartett<br />
zu versagen. DerMitwirkung des<br />
Kuss-Quartetts verdankt der Film<br />
viel vonseiner Aura,ganz zu schweigen<br />
von der sinnlichen Bildgestaltung<br />
durch die Kamerafrau Judith<br />
Kaufmann. Charlottenburg – nicht<br />
zusammengestückelt, sondern geografisch<br />
genau –hat sie in eine Art<br />
leuchtendes Dunkel getaucht. Anna<br />
kann durch die Fülle und Schönheit<br />
der Orte nur hetzen. Bachs Presto,<br />
das sie ihren Schüler rhythmisch<br />
klatschen lässt, ist ihr Lebenstempo<br />
geworden. Am Ende trägt es damit<br />
genau denjenigen aus der Kurve, den<br />
sie eigentlich beschützen wollte.<br />
DasVorspiel Dt.2019.Regie: Ina Weisse; Drehbuch:<br />
Daphne Charizani,Ina Weisse; Kamera:Judith<br />
Kaufmann;Darsteller:Nina Hoss, Simon Abkarian,<br />
ThomasThieme,u.a.99Min. FSK ab 12<br />
NACHRICHTEN<br />
HerbertFritsch inszeniert<br />
Grönemeyer-Songs<br />
Für eine Zusammenarbeit mit dem<br />
Regisseur HerbertFritsch kehrtder<br />
Sänger HerbertGrönemeyer ans Bochumer<br />
Schauspielhaus zurück. Unter<br />
dem Titel „Herbert“ will Fritsch<br />
aus den Texten und der Musik von<br />
Grönemeyer neue Klang- und Gesangserlebnisse<br />
formen, wie das<br />
Schauspielhaus am Dienstag mitteilte.Das<br />
Stück soll am 21. MärzPremierefeiern.<br />
Grönemeyer selbst<br />
werdenicht auf der Bühne stehen,<br />
aber die Entwicklung des Stücks eng<br />
begleiten. DieKooperation beruhe<br />
dabei auf einer langjährigen Bewunderung<br />
füreinander.Grönemeyer<br />
teilte dazu mit: „Fritsch darfalles.Er<br />
darfmich zerlegen, zerfleddern,<br />
ohne Ehrfurcht, mit Witz. Wenn er<br />
mich dabei braucht, bin ich zur<br />
Stelle.“Grönemeyer arbeitete in den<br />
70er Jahren als Theatermusiker und<br />
Schauspieler am Bochumer Schauspielhaus,bevor<br />
ihm 1984 mit dem<br />
Album „4630 Bochum“ der Durchbruch<br />
als Solokünstler gelang. (dpa)<br />
Großspende für Staatliche<br />
Museen Schwerin<br />
Mitfünf Millionen Euro unterstützt<br />
die Dorit &Alexander Otto Stiftung<br />
(Hamburg) die Modernisierung des<br />
Staatlichen Museums Schwerin ab<br />
Mai2021. Alexander Otto erklärte<br />
am Dienstag in Schwerin, er habe<br />
das Museum häufig besucht, „weil<br />
ich ein großer Verehrer der holländischen<br />
Meister bin und ihnen hier<br />
sehr viel Raum gewidmet wird“. Das<br />
Land Mecklenburg-Vorpommern<br />
gibt 1,25 Millionen Euro dazu, wie<br />
Ministerpräsidentin Manuela<br />
Schwesig (SPD) bei der Vertragsunterzeichnung<br />
sagte. (dpa)<br />
Frank Plasberg muss bei<br />
„Hartaber fair“ pausieren<br />
Der„Hart aber fair“-Moderator<br />
Frank Plasbergfällt nach ARD-Angaben<br />
aus gesundheitlichen Gründen<br />
für „einige wenige Wochen“ aus.<br />
Plasbergleide an einem temporären<br />
Ausfall des rechten Gleichgewichtsorgans,teilte<br />
die ARD am Dienstag in<br />
München mit. Vertreten werdeer<br />
vonSusan Link, bekannt durch das<br />
ARD-Morgenmagazin. (AFP)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Genau genommen<br />
Vomrechtzeitigen<br />
Bleibenlassen<br />
VonMartin Z. Schröder<br />
Haben Siefür das neue Jahr gute Vorsätze<br />
gefasst? Mehr von dem einen tun, das<br />
andere unterlassen? Und dann wird eswieder<br />
nichts? Ihr Gewissen beißt Sie? Ich<br />
schlage Ihnen etwas anderes vor.<br />
Ob man selbst teilnahm oder nicht, die<br />
Erfolge des Sozialismus sollten in Erinnerung<br />
sein. Man kann auch einen Blick in die<br />
gegenwärtigen sozialistischen Länder werfen.<br />
Dort ist jederzeit alles bestens, Superlativewerden<br />
überholt.Wirhatten das hier früher<br />
auch und erfüllten die Pläne nicht nur,<br />
sondern schossen Jahr für Jahr weit übers<br />
Ziel hinaus. 120 Prozent Planerfüllung mindestens.Wir<br />
waren stolz auf einen aus heutiger<br />
Sicht schlichten Lebensstandard, den wir<br />
als Errungenschaften bezeichneten. Errungen<br />
wurde im Plural.<br />
Ich hatte in meinem damaligen Beruf in<br />
einem Buchverlag so furchtbar wenig zu arbeiten,<br />
dass es zwei Holzwürmer vor dem<br />
Frühstück hätten erledigen können, und so<br />
schüttelte ich meine Planübererfüllung gelassen<br />
und gelangweilt aus dem Ärmel. Den<br />
besseren Teil der sogenannten Arbeitszeit<br />
verbrachte ich cocktailschlürfend mit Kolleginnen<br />
in ähnlicher Lage im Haus der sowjetischen<br />
Kultur in der Friedrichstraße.Wir waren<br />
dort mittags die einzigen Gäste, nippten<br />
an Martinis, gabelten die Errungenschaften<br />
eines Imbisses und fanden die Sowjetunion<br />
als Gastronomin dufte und knorke zugleich.<br />
Irgendwann wurde uns Werktätigen<br />
durch gemessen euphorische Artikel in der<br />
<strong>Zeitung</strong> mitgeteilt, dass wir alle den Plan<br />
übererfüllt hatten, also auch ich. Der Überfluss<br />
war amtlich. So leicht ging uns das damals<br />
vonder Hand.<br />
MARTIN Z. SCHRÖDER<br />
Und nun wollte ich das fortführen und<br />
jahrplante, ein wenig mit dem teuren<br />
Strome zu geizeln nach dem kärglichen<br />
DDR-Motto:„Energie,ich sparesie!“ Es wird<br />
nichts daraus. Bei mir gastiert häufig ein<br />
Herr,der sich in der kühlen Jahreszeit einen<br />
warmen Holundersaft wünscht. Sobald das<br />
Getränk zubereitet ist, lässt der Herr zwei<br />
Eiswürfel hineinplumpsen. Ich erläutere<br />
ihm also den tiefen ökologischen Hufabdruck<br />
seines Getränkes im Sand meines Gewissens<br />
und meinen Sparplan an seinem<br />
Gesöff. Er aber strahlt mich an und spricht<br />
begütigend: „Wozu bin ich da? Bin ich als<br />
Einsparung in deine Welt gekommen? Ich<br />
bin nicht nur das Glück, ich bin auch die<br />
Verschwendung, und dringlichst für mein<br />
Vergnügen ist mir das Krachen der Eisbrocken<br />
in meinem Heißgetränk. Ich wäre dir<br />
verbunden, schüttetest du deine düsterlichen<br />
Erwägungen, die du für Wissen halten<br />
magst, nicht als moralische Grundsätze<br />
über mir und meiner kleinen Freude aus.“<br />
Auch wenn dieser Herr erst fünf Jahrealt ist:<br />
Er nimmt sich nicht vergeblich vor, sein Dasein<br />
zu verbessern, er handelt. Wie herrlich<br />
in der Tatdie Eisbrocken krachen!<br />
Ziehen wir eine Lehre daraus: Pläne taugen<br />
nichts, für jeden ersichtlich endete die<br />
vielfache Übererfüllung unserer Fünfjahrespläne<br />
in diversen Pleiten. Am besten ist es,<br />
sich nichts vorzunehmen, sondernentweder<br />
sofort mit dem zu beginnen, was man erreichen<br />
möchte.Oder es bleibenzulassen.<br />
Dashätte man aber schon mal eher in die<br />
<strong>Zeitung</strong> schreiben sollen, kritisieren Sie?<br />
Jetzt, so spät im Januar,haben Siesich an Ihren<br />
guten Vorsätzen schon die ersten Zähne<br />
ausgebissen? Nein, wir geben rechtzeitig unseren<br />
Teil, also diesen Neujahrstip zur Weltverbesserung,<br />
nämlich über elf Monate vorfristig.<br />
Er gilt für 2021. Plan übererfüllt!
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
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Feuilleton<br />
UweKowski: „Wald“, 2015, Öl auf Leinwand (l.) und „Selbst mit Himmel“, 2018, Öl auf Leinwand VG BILDKUNST BONN 2020/ UWE WALTER BERLIN/ COURTESY GAL. EIGEN+ART LEIPZIG/BERLIN (2)<br />
Explodierendes Vokabular<br />
Das Malerische selbst ist die Botschaft: Die Bilder des Wahlberliners Uwe Kowski in der Kunsthalle Rostock<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Sehen“. Das Schlichte des<br />
Ausstellungstitels täuscht.<br />
Mit der simplen Aufforderung<br />
„Sehen“ verbindet dieser<br />
Maler seinen Anspruch an den<br />
kostbaren Augen-Sinn, der in einer<br />
Welt der digitalen Bilderflut- und<br />
Verwurstung dauerstrapaziert wird.<br />
So sehr, dass viele Leute eigentlich<br />
gar nichts mehr sehen. Der Titel<br />
steht für den Anspruch des Malers<br />
UweKowski an sich selbst und an die<br />
Betrachter –der Landschaften, der<br />
Ein- und Ausdrucksmotive für Geschautes,Gelesenens,Empfundenes<br />
–und für die Selbstporträts.Die hängen<br />
an der Wand hinter eine Gruppe<br />
von Bronzebüsten aus der Sammlung<br />
der Kunsthalle Rostock.<br />
Die stehen jetzt im neugebauten<br />
großzügigen Schaudepot des Moderne-Museums<br />
und lassen sich<br />
nicht lange bitten. Kowski, dieser in<br />
Berlin lebende Leipziger – einst<br />
lernte er an der Kunsthochschule<br />
seiner Geburtsstadt das Handwerk<br />
bei Malern wie Dietrich Burger und<br />
Bernhard Heisig –hat die Bilder des<br />
letzten Jahrzehnts ausgebreitet:<br />
kleine und große Hoch- und auch etliche<br />
Querformate,die nichts mit der<br />
neoromantischen oder surrealen<br />
Bildsprache der damaligen Leipziger<br />
Mal-Gefährten zu tun haben. Auch<br />
versagen bei diesen Arbeiten Attribute<br />
wie „abstrakt“ oder „gegenständlich“.<br />
Diese einst – ideologischen<br />
– Schubladen der Kunstgeschichte<br />
des Jahrhunderts der Moderne<br />
sind für Kowski seit gut 30<br />
Jahren obsolet.<br />
Willkür und Form<br />
Er hat sich stattdessen beizeiten<br />
Maßstäbe und Zuspruch bei Altvorderen<br />
geholt. Unübersehbar etwa<br />
bei Delacroix und dessen Ratschlag,<br />
das Vokabular der Natur und der<br />
Umwelt unbeirrtineine eigene Sprache<br />
zu „übersetzen“. Undwohl auch<br />
bei Matisse, der sagte, man müsse<br />
vonAnfang an eine klareVorstellung<br />
vom Ganzen haben. In der Weise:<br />
„... ich schreite fort, angespornt von<br />
einer Idee, die ich erst kennenlerne<br />
dadurch, dass sie nach und nach in<br />
meinem Bild Gestalt annimmt“.<br />
Also malt Kowski nach dem Prinzip,<br />
Anschauung und Willkür in eine<br />
Form zu bringen. Sanft zwingt er uns<br />
Betrachter, die Augen zwischen<br />
Oberfläche und Tiefenstrukturen<br />
des Bildes hin- und herwandern zu<br />
lassen, die weichen und die harten<br />
Formungen, das heftig Gestrichelte,<br />
das Splitternde, das Schwellende,<br />
sich Ineinanderschiebende,die bunten<br />
Konfettis,die sich zu einem Kopf,<br />
einer vagen Form ballen. Nurandeutungsweise<br />
nimmt man Gebilde in<br />
den Schichten wahr. Sind es Farbtöne<br />
für Stimmungen, heitere, melancholische,<br />
angstvolle, ungeduldige,<br />
elegische? Für Einnerungen?<br />
DIE AUSSTELLUNG „SEHEN“<br />
Der Maler Uwe Kowski, geboren 1963 in Leipzig,gelernter Schriftmaler,studierte an der<br />
Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, zählte mit seinem eigenwilligen nichtfigurativenund<br />
nicht erzählenden Stil zu den jungen Protagonisten der um 2000 Furore machenden<br />
„NewLeipzig School“. Er zog um nach Berlin und setzte sich vondem Label ab,umdie unerschöpfliche<br />
Vielseitigkeit des Malens zu ergründen und auszuloten.<br />
Kunsthalle Rostock: „Sehen“, Hamburger Str.40, kuratiertvon Leonie Pfennig,bis 15. März,<br />
Di–So 11–18 Uhr.Katalog (MMKoehn), 28 Euro. Infos: www.kunsthallerostock.de<br />
Für Tagund Nacht, für die Jahreszeiten<br />
und den gnadenlosen Fluss der<br />
Zeit? Nach dem ersten Rundgang in<br />
der weitläufigen Halle weiß ich: Ich<br />
muss diese Bilder komplex sehen:<br />
Schicht für Schicht, Struktur für<br />
Struktur.Ich muss darin mit den Augen<br />
herumwandern, während vom<br />
Maler eigentlich nichts erzählt,<br />
nichts erklärtwird.<br />
Die Deutungen liegen bei mir als<br />
Betrachtende selbst. Titel wie<br />
„Wald“, „Vor einer Mauer“, „Holz“<br />
„Die Dinge“, „Regennasse Scheibe“,<br />
„Im Gras“ oder „Freischwimmer“<br />
helfen ein bisschen, treiben die Assoziationen<br />
aber viel weiter,weil das,<br />
was man sieht, auch etwas ganz anderes<br />
sein kann. Solche Bild-Wahrnehmung<br />
ist anstrengend. Und sie<br />
ist befreiend. Anfangs,meint Kowski,<br />
seien da die einzelnen Sujets, die<br />
würden genährtdurch seine alltägliche<br />
Weltanschauung. „Aber es geht<br />
ja nicht um das Was, sonder ums<br />
Wie.“Ermalt nicht nach dem klassischen<br />
Vorbild mit Vorder- und Hintergrund,<br />
mit „Goldendem Schnitt“,<br />
Tiefenperspektiveoder Fluchtpunkt.<br />
Wie Wald nach einem Sturm<br />
Manche Motive scheinen aus Farboder<br />
Filmschnipseln zu bestehen,<br />
lassen entfernt an Monets Seerosen<br />
denken, andere an einen Wäscheplatz<br />
oder eine Sommerwiese, ein<br />
nächstes Bild hat etwas von einem<br />
Eissee, über den der Wind fegt oder<br />
einem Wald nach einem Wirbelsturm.<br />
Alles sind farbige Erinnerungsfetzen,<br />
vielleicht auch Ausschnitte<br />
aus einem größeren oder<br />
auch ganz banalem (Welt-)Geschehen.<br />
Ereignisse, die sich unscharf<br />
über die Leinwände ziehen: ein azurblauer<br />
Bildgrund, darauf ein rotgelbbraunlilaweißer<br />
Kopf, aber ohne<br />
Physiognomie. Das wie aus dem<br />
Blau auftauchende Porträt „Selbst<br />
mit Himmel“, ein offenkundig gutgelauntes<br />
Konterfei des Malers an einem<br />
Sommertag. Kowskis Bilderfindungen<br />
haben immer auch mit Licht<br />
zu tun, da ist er den Impressionisten,<br />
ihrer atmosphärischen Kunst nahe.<br />
Dann wieder haben das Stakkato der<br />
heftigen Pinselstriche,die Wuchtder<br />
Farbmassen etwas Expressives.<br />
Die Stil-Schublade aber ist Kowski<br />
sounwichtig wie die Unterscheidung<br />
abstrakt oder gegenständlich.<br />
Er sagt entschieden: „Ich bin kein<br />
abstrakter Maler!“ Er will ungebändigte<br />
Lebensdynamik erfassen, dramatisch<br />
oder verspielt und poetisch,<br />
Farbe scheint zu explodieren, als<br />
wolle sie aus dem Bildraum hinaus,<br />
aber sie fügt sich und gerinnt dann<br />
doch zu etwas, dem Vokabular, das<br />
zum Großen und Ganzen gehört.<br />
Ingeborg Ruthe erlebte<br />
die Rostocker Schau als<br />
Schule des Sehens.<br />
Eine Ruinenlandschaft, in der fetzenhafte Stimmen wehen<br />
Burial alias William Bevan, der prominenteste Vertreter der britischen Clubmusik, legt ein erstaunliches Album vor<br />
VonMarkus Schneider<br />
Komm doch runter zu uns“ –<br />
Come Down to Us –heißt einer<br />
der erstaunlichsten Tracks auf dieser<br />
Sammlung des britischen Clubproduzenten<br />
Burial. Über 13 Minuten<br />
schleppt er sich in einem schleichenden<br />
Downbeat-Trabdurch Gewölbekeller.„Excuse<br />
me,I’m lost“ hörtman<br />
eine Stimme im Vorbeigehen, während<br />
aus labyrinthischen Seitengängen<br />
verschlungene, kaum entzifferbare<br />
Gesänge wehen und sich wieder<br />
verlieren. In der Fernespielt eine<br />
gläserne, anschmiegsame Melodie,<br />
vielleicht voneiner einsamen hohen<br />
Orgelpfeife. Dann setzt die Musik<br />
aus, es knirscht, brummt und<br />
knackt, falsch abgebogen.<br />
Eine Ansage krackelt: „Don’t be<br />
afraid to step in the unknown!“ Und<br />
wirklich: Die Melodie wird wieder<br />
lauter, dichter, bis wir durch einen<br />
Raum gehen, dessen Weite nur zu<br />
ahnen ist, weil die Sounds zu einem<br />
hallenden jubilierenden Lied anschwellen.„You<br />
arenot alone“. In die<br />
Auslaufstille spricht eine Stimme:<br />
„Diese Welt, die wir uns hier vorstellen,<br />
die öffnet uns Türen in andere<br />
Räume, andere Welten, von denen<br />
wir bisher nie geahnt haben.“<br />
Erstaunlich ist das Stück nicht nur<br />
wegen der emotionalen Wärme, die<br />
Burial mit seinen Samples und Maschinen<br />
hier konstruiert; oder der<br />
wunderbaren Architektur der Klänge.<br />
Sondern auch, weil William Bevan,<br />
der Künstler hinter dem Künstlernamen,<br />
seiner Musik explizit einen politischen<br />
Boden einzieht: Wir hören<br />
Auszüge einer Preisrede,die die„Matrix“-Regisseurin<br />
Lana Wachowski<br />
2014 für die LGBTQ-Human-Rights-<br />
Kampagne über den schmerzvollen<br />
Wegzur Transition als Frau hielt. Bevan<br />
ist seit seinen ersten beiden Alben<br />
„Burial“ (2006) und „Untrue“<br />
(2007) einerseits der prominenteste<br />
Vertreter der britischen Clubmusik.<br />
Dennoch ist es ihm gelungen, sich<br />
als Person bis heute der Prominenz<br />
so zu entziehen wie er seine Beats<br />
unter Layern aus Vinylkratzen, Industrierauschen<br />
und Regen vernebelt<br />
– praktisch keine Interviews,<br />
keine Auftritte,keine Promotion.<br />
Burial: Ein Star,der hinter seiner Musik verschwindet.<br />
BURIAL/PROMO<br />
trale der Dubstep-Szene in den Nullerjahren.<br />
In Burials frühen Tracks<br />
wurden die kathedralischen Katakomben<br />
dieser durch Hall und Subbässe<br />
verräumlichten Musik zu einer<br />
düsteren Ruinenlandschaft, in der<br />
nur mehr fetzenhafte, zweifelhaft<br />
humanoide Stimmen wehten.<br />
Wiedas Label hat sich auch Burial<br />
in der letzten Dekade stilistisch<br />
gründlich erweitert. Durch die hier<br />
fast komplett versammelten Hyper-<br />
Daher ist auch „Tunes 2011–19“<br />
kein herkömmliches Best-of geworden:<br />
Burial hat seit den beiden Alben<br />
seine Tracks nur noch einzeln oder<br />
auf EP-Maxis veröffentlicht, auch<br />
wenn diese, wie im Falle von „Rival<br />
Dealer“, von dem das eingangs vorgestellte<br />
Stück stammt, gern mal<br />
eine halbe Stunde dauern. Einen Anlass<br />
für „Tunes“ gab der 15. Geburtstag<br />
von Steve Goodmans wegweisendem<br />
Hyperdub-Label, der Zendub-Stücke<br />
(es fehlen ein paar Gemeinschaftsarbeiten<br />
und anderswo<br />
verstreute Tracks) geistern all die jeweils<br />
aufgeregt ausgerufenen Subgenres,die<br />
sich aus den hinkend vertrackten<br />
Rhythmen von Jungle, UK<br />
Garage, Two Step verzweigt haben.<br />
Umso mehr erkennt man nun im<br />
Fluss dieser 150 Minuten das ästhetische<br />
Programm und die Perspektive<br />
des Künstlers: Er schaut wesentlich<br />
vondraußen, als lägen die Stimmen,<br />
Körper, Beats schon als futurisische<br />
Entwürfe in der Vergangenheit.<br />
Durchaus sinnvoll ordnet er die<br />
Stücke grob absteigend chronologisch.<br />
Er beginnt mit beinah ambient-artigen<br />
Stücken der letzten beiden<br />
Jahre, mulmenden, geräuschbelegten<br />
Synthieschwaden, durch die<br />
nur mühsam ein paar Nebelhornsigale<br />
dringen. Vondortbewegt er sich<br />
durch immer dichter rhythmisierte<br />
und melodisierte Tracks, bis er am<br />
Ende mit einer sanft entkörperlichten<br />
Heliumstimme in der industrialisierten<br />
Landschaft von„NYC“ landet.<br />
Dazwischen streift er melancholisch<br />
durch die ständig sich verändernden<br />
Szenen, wobei auch ein<br />
später Track wie „Claustro“ von2019<br />
in die mittlere Clubbanger-Phase<br />
sortiert wird. Allerdings verliert er<br />
sich auch in solchen eher gradlinig<br />
orientierten Stücken nicht in der Unmittelbarkeit<br />
und zeitverlustigen Euphorie<br />
des Raves. Noch Stimmen,<br />
die aus munterem Europop oder<br />
seelenvollem R&B zu stammen<br />
scheinen, verformt er unter den aufgeregt<br />
knirschenden, zischenden<br />
und buckelnden Beats und düster<br />
warmen Harmonien zu verwischten,<br />
schmerzlichen Seufzern der Erinnerung<br />
an Extase und Lust.<br />
Burials Musik erzählt vom Nachhall<br />
der Nacht und der Flüchtigkeit<br />
des gemeinschaftlichen Grooves.<br />
Seine Tunes halten die Echos des<br />
Bewusstseins im Beginn des Morgens<br />
fest, Momente des Glücks und<br />
der Hoffnung, die sonst, um es mit<br />
den Worten eines berühmten Philosophen<br />
der Erinnerung zu sagen, in<br />
der Zeit verloren wären wie Tränen<br />
im Regen.<br />
Burial: Tunes2011–19, Hyperclub/Cargo
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 23<br />
· ·<br />
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Feuilleton<br />
Quadratur<br />
des<br />
Kreises<br />
Herzstück der Alten Münze<br />
wird ein Zentrum für Jazz<br />
Wenn der<br />
Mensch wieder<br />
weg ist<br />
Heinrich-Mann-Preis<br />
für Eva Horn<br />
VonPetraKohse<br />
Imvergangenen Jahr war die Alte<br />
Münzevor allem Projektionsfläche<br />
und Kulisse.Für den Traum der freien<br />
Szene vomeigenen Ort(legitim). Für<br />
das Ausprobieren partizipativer Prozesse<br />
in der Kulturpolitik (sportlich).<br />
Für das Gegeneinanderausspielen<br />
kreativer Genres: freie Kunst gegen<br />
Kunsthandwerk und Design (unnötig).<br />
Undfür das immer neue Skizziereneiner<br />
Quadratur des Kreises: Dass<br />
ein Ort, an dem die Inhalte in die<br />
Breite gehen, dennoch von der Bedeutung<br />
her in die Höhe wachsen<br />
kann (wirdzubeweisen sein).<br />
Nach einem intensiven Beteiligungsverfahren<br />
und mehreren Gesprächen<br />
dazu im Abgeordnetenhaus<br />
ist nun, durchaus etwas überraschend,<br />
zunächst nur über einen Teil<br />
des Areals entschieden worden:<br />
Herzstück des ehemaligen Gewerbeareals<br />
an der Spreesoll –wie die Kulturverwaltung<br />
am Montag verkündete,<br />
noch während der Kulturausschuss<br />
tagte –ein Zentrum für Jazz<br />
und improvisierte Musik werden.<br />
Ausdreivorliegenden Konzepten für<br />
die Bespielung des zentralen Hauses<br />
Nummer 4als Ort der Musik wählte<br />
Kultursenator Klaus Lederer eines,<br />
das auf der Idee eines„House of Jazz“<br />
des Musikers Till Brönner aus dem<br />
Jahr 2016 aufbaut. In Kooperation<br />
mit der Deutschen Jazzunion und<br />
der IG Jazz sieht es ein intendantengeführtes<br />
Haus mit dynamischem<br />
Ensemble, kuratiertem Konzertprogramm,<br />
Residenzen, Raum für Produktion<br />
und Forschung sowie einem<br />
Vermittlungsprogramm vor.<br />
Dem Bund hatte die Jazzhaus-<br />
Idee von Anfang an gefallen, er wird<br />
die damals angekündigten 12,5 Millionen<br />
Euro auch in das entwickelte<br />
Projekt investieren und sich wohl<br />
ebenfalls am Unterhalt beteiligen.<br />
Damit wäre Haus 4samt geplantem<br />
Erweiterungsbau eine selbstständige<br />
Einheit –innerhalb eines Gefüges,<br />
über das ansonsten noch nicht<br />
entschieden wurde. Die weiteren<br />
Die Harfenistin Kathrin Pechlof ist als Geschäftsführerin<br />
der IG Jazz am neuen Projekt<br />
beteiligt.<br />
LENA SEMMELROGGEN<br />
Flächen, die momentan teilweise<br />
zwischengenutzt werden und<br />
ebenso Gegenstand des partizipativenProzesses<br />
waren wie Haus 4, harrennoch<br />
ihrer Bestimmung.<br />
Dass nach dem aufwendigen Diskussionsprozess,bei<br />
dem sich dieVision<br />
eines Ortes für die gesamte freie<br />
Szene und mit kollektiver Leitungsstruktur<br />
herauskristallisierthat, jetzt<br />
über die Autonomie eines Teils der<br />
Münze schon entschieden wurde,<br />
stößt nicht nur bei der Initiative<br />
Neue Musik auf Kritik, die sich ausgebootet<br />
und vorden Kopf gestoßen<br />
fühlt, wie sie am Dienstag mitteilte.<br />
Auch Wibke Behrens von der AG<br />
Münzeder Koalition der freien Szene<br />
hofft, dass nun wenigstens über den<br />
Rest der Alten Münzeauf der Grundlage<br />
der gemeinsam erarbeiteten<br />
und sorgfältig dokumentierten Ergebnisse<br />
entschieden wird. Einen<br />
Zeitplan gibt es hierfür noch nicht.<br />
Klar ist nur, dass die Sanierung des<br />
Geländes,für die das Land 35 Millionen<br />
Euro zur Verfügung stellt, alsbald<br />
in die Planung gehen und bis<br />
2023 abgeschlossen sein soll.<br />
Auf und hinter den Bildschirmen: die Theaterwissenschaftlerin Nina Tecklenburg und der Autor Till Müller-Klug von Interrobang<br />
Soziale Spiele<br />
Interrobang erfindet das interaktive Theater neu und bringt „Die Philosophiermaschine“ in die Sophiensaele<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Könnte Papier sprechen,<br />
würde man hier eine vielstimmige<br />
Begrüßung hören:<br />
„Guten Taach –gutten<br />
Tak. Willkommen in der −Philosophiiier-Maschine!“<br />
Die zusammengeschnipselten<br />
Worte stammen aus<br />
drei verschiedenen Mündern. Siegehören<br />
drei Philosophen des 20. Jahrhunderts,<br />
aus deren frei zugänglichen<br />
Originalton-Archiven die findigen<br />
Performer von Interrobang einen<br />
einzigen fantastischen<br />
Sprechkörper montiert haben, ihre<br />
„Philosopiermaschine“. Ab Donnerstag<br />
wird diese „künstliche Intelligenz“<br />
in Gestalt altertümlicher Kabeltelefone<br />
mit digitaler Binnentechnik<br />
die Besucher der Sophiensaele<br />
auf Denkreisen schicken, die<br />
man so imTheater selten erlebt. Man<br />
könnte es auch ein vampirisch-futuristisches<br />
Schnittstellen-Theater<br />
nennen, das Interrobang hier zwischen<br />
den Zeiten, Materialien und<br />
Ästhetiken schwirren lässt. Denn die<br />
Stimmen der toten Philosophen<br />
greifen durch diese Hörmaschine so<br />
vital ins Jetzt, wie sie umgekehrt<br />
auch jeden ermuntern, in dieses<br />
montierte Denken direkt mit einzugreifen.<br />
Das jedenfalls wünscht sich<br />
Till Müller-Klug, der bei unserem Besuch<br />
wenige Tage vor der Premiere<br />
freundlich entspannt vor seinen Apparaten<br />
sitzt.<br />
Das weich und hell dahin fließende<br />
„Guten Taach“ stammt von<br />
dem Existenzphilosophen Karl Jaspers,<br />
das Hannah Arendts robuste<br />
Raucherstimme sogleich mit ihrer<br />
entschiedenen Wiederholung erdet<br />
und von Adornos leisem „Willkommen“<br />
zurück in reservierte Sachlichkeit<br />
gehoben wird. Etwas später rollt<br />
noch der bayrisch kernige Vollklang<br />
des Hoffnungsphilosophen Ernst<br />
Bloch dazu, aber das hängt davon ab,<br />
wie sich der Besucher über die Tasten<br />
seines Telefons durch die Fragen<br />
und Antworten des verzweigten Gesprächskanälesystems<br />
manövriert.<br />
Aufden ersten Blick ist die „Philosopiermachine“<br />
kein Theater mehr,<br />
sondern eine interaktive Installation.<br />
Kein Performer agiert darin vor oder<br />
mit Publikum irgendetwas aus. Und<br />
dennoch wirdauch in dieser großen,<br />
offenen Spiel-Maschine ein Kollektiv<br />
auf Zeit hergestellt, das man theatralisch<br />
nennen muss, nur dass es die<br />
Besucher selbst sind, die dieses spielerische<br />
Miteinander herstellen. Alle<br />
30 Minuten werden 15 Zuschauer<br />
eingelassen, die an einem großen<br />
Tisch Platz nehmen und ihrePhilosophen-Telefonate<br />
führen. Nehmen sie<br />
ihre Gesprächspartner dabei ernst,<br />
folgen sie Jaspers oder Arendt, die<br />
Denken erst frei nennen, wenn es sich<br />
auch dem„Wagnis der Öffentlichkeit“<br />
aussetzt, dann wirdjeder irgendwann<br />
bestimmt auch Kontakt aufnehmen<br />
mit anderen oder zumindest mit dem<br />
präparierten Raum drum herum.<br />
So viele und verschiedene Handlungsangebote<br />
wie möglich an die<br />
Zuschauer zu machen, um sie aus ihrerReserve,vielleicht<br />
auch Angst, sicher<br />
aber aus ihren festen Verhaltensmusternzulocken,<br />
sie zu öffnen<br />
für neue Situationen, das ist zweifellos<br />
das Wichtigste und Schwierigste<br />
an dem partizipativen Theater, wie<br />
Interrobang es sucht. Seit fast zehn<br />
Jahren experimentiert die Gruppe<br />
um den Autor Till Müller-Klug, die<br />
Theaterwissenschaftlerin Nina Tecklenburgund<br />
den Performer Lajos Talamonti<br />
an genau diesen Prozessen,<br />
die sie selbst lieber „Spiel mit theatraler<br />
Gemeinschaft“ nennen.<br />
Handeln und Reflektieren, diese beiden<br />
Bewegungen, die einander gern schnell<br />
ausschließen, sollen in den Partizipationsprojekten<br />
von Interrobang zusammenfinden.<br />
Hinter jedem Projekt stehen<br />
lange Entwicklungsprozesse, sagt<br />
Müller-Klug, in denen sie so viele<br />
Spielwege wie möglich zu antizipieren<br />
versuchen, dabei das Tableau<br />
aber doch so offen halten wollen wie<br />
nötig. Denn nicht um die sportive<br />
Anpassungsfitness der Zuschauer<br />
geht es ihnen, nicht darum, wie flink<br />
sich Leute in fremde Settings einfinden<br />
−das wäre vielleicht der bloße<br />
Aktionismus des oft belächelten<br />
„Mitmachtheaters“. Nein, Handeln<br />
und Reflektieren, diese beiden Bewegungen,<br />
die einander gernschnell<br />
ausschließen, so Till Müller-Klug,<br />
sollen in ihren theatralen Spielen,<br />
die er auch einfach „Plattformen“<br />
nennen möchte,gerade zusammenfinden.<br />
Undzwar in den Zuschauern<br />
„Er wird wieder da raus gehen“<br />
Der britischeRockmusiker Ozzy Osbourne spricht über Parkinson-Erkrankung<br />
Der britische Musiker Ozzy Osbourne<br />
ist nach eigenen Angaben<br />
an Parkinson erkrankt. Das gab<br />
der 71-Jährige gemeinsam mit seiner<br />
Frau und Managerin Sharon in einem<br />
Interview der US-Fernsehsendung<br />
„Good Morning America“ bekannt.<br />
„Ich kann Geheimnisse<br />
schlecht für mich behalten“, sagte<br />
der frühere Black-Sabbath-Sänger<br />
mit sichtbarer Anstrengung. „Ich<br />
kann nicht mehr damit herumlaufen,<br />
weil mir die Ausreden ausgehen.“<br />
Bereits zweimal hatte Osbourne<br />
seine Abschiedstournee wegen<br />
gesundheitlicher Probleme verschoben<br />
und als Grund dafür die<br />
Folgen eines Unfalls angegeben.<br />
„Es ist eine Form der Parkinson-<br />
Krankheit“, stellte Sharon Osbourne,<br />
die seit 1982 mit dem Heavy-Metal-<br />
Musiker verheiratet ist, nun klar.„Es<br />
ist in keiner Weise ein Todesurteil“,<br />
betonte sie in der Sendung vom<br />
Dienstag, „aber es beeinträchtigt die<br />
Nerven. Man hat einen guten Tag,<br />
noch einen guten Tagund dann einen<br />
richtig schlechten Tag.“<br />
Osbourne sagte, erkönne kaum<br />
zwischen den Folgen des Unfalls –er<br />
war in seinem Haus in Los Angeles<br />
gestürzt –und der Krankheit unterscheiden.<br />
„Ich hab eine Taubheit im<br />
Armvon der Operation, meine Beine<br />
werden immer wieder kalt“, erzählte<br />
er.„Ichweiß nicht, ob das Parkinson<br />
ist oder was, aber das ist das Problem.<br />
Denn die haben bei der Operation<br />
Nerven getrennt.“<br />
Trotz seiner Beschwerden sieht<br />
sich der als „Prince Of Darkness“ bekannte<br />
Musiker auf dem Weg der<br />
MICHAEL BENNETT; RENATA CHUEIRE<br />
selbst, nicht nur als einzelne, sondern<br />
inihrem konkreten Miteinander<br />
während des Abends.<br />
Interrobangs soziale Spiele wollen<br />
nicht pädagogisch sein – das<br />
Wort mag Müller-Klug gar nicht. Das<br />
Ausprobieren ist ihm wichtiger, sie<br />
wollen die Zuschauer dazu bringen<br />
über sich und das Alltägliche hinauszugehen.<br />
Gerade dafür, so Müller-<br />
Klug, sei bei aller digitalen und performativen<br />
Raffinesse ihrer multioptionalen<br />
Anordnungen das gute alte<br />
Theater immer noch der beste Ort:<br />
ein Kunstraum, der durch die direkte<br />
menschlich Konfrontation die reale<br />
Verantwortung für alles immer bewusst<br />
macht.<br />
Kaum eine Truppe forscht so intensiv<br />
selbstkritisch an diesem realen-theatralen<br />
Bewusstwerden wie<br />
Interrobang. Wenn auch bei ihnen<br />
nicht jedes Projekt immer so gut<br />
zündete,wie etwa das Kafka-Theater<br />
„Prozess 2.0“ vor knapp drei Jahren,<br />
für das ein veritables Behörden-Labyrinth<br />
in den Sophiensaelen entstand<br />
und jeder Eintretende gleich<br />
seine eigene Lebensakte unter den<br />
Arm geklemmt bekam. Mithilfe seltsamer<br />
Wandzettelchen und unerwarteter<br />
Aufgabenstellungen war die<br />
Akte im Lauf des Spiels zu füllen oder<br />
zu leeren −jenach eigenem Ermessen,<br />
wobei ein kollektiver Schauprozess<br />
am Ende vor Augen hielt, wie<br />
willig man sich aufblättern ließ oder<br />
nicht. Trotzdem: Bloße Reisen zu<br />
sich selbst sind die Partizipationsspiele<br />
der Interrobangs nicht. Vielmehr<br />
wird man an die Oberflächenrisse<br />
der Wirklichkeit gelockt, die<br />
man sehen lernt durch das Spiel.<br />
Die Philosophiermaschine 23.−26. 1., gestaffelter<br />
Einlass ab 19 Uhr,Sophiensaele,T: 2835266<br />
Besserung. Am 21. Februar wird er<br />
sein neues Album „Ordinary Man“<br />
veröffentlichen, auf dem unter anderem<br />
Elton John und Guns n’Roses-<br />
Gitarrist Slash zu hören sind. Sharon<br />
Osbourne äußerte überzeugt, dass<br />
Ozzy auch seine Tournee wie geplant<br />
nachholen wird. „Er wird wieder da<br />
raus gehen“, sagte die 67-Jährige.<br />
„Und er wird das machen, was er<br />
liebt. Das weiß ich.“ In Deutschland<br />
sind Konzerte in Dortmund, München,<br />
Mannheim, Berlin und Hamburggeplant.<br />
(dpa)<br />
VonHarry Nutt<br />
Nach der kurzen Phase des gesellschaftspolitischen<br />
Aufbruchs<br />
nach 1989 hat uns das apokalyptische<br />
Denken wieder fest im<br />
Griff. Keine Diskussion über die Folgen<br />
des Klimawandels, inder nicht<br />
darauf hingewiesen wird, dass nur<br />
noch wenig Zeit zum Handeln bleibt,<br />
ehe der sogenannte Kipppunkt erreicht<br />
ist, vondem an CO 2 -Reduktion<br />
und die Einhaltung ambitionierter<br />
Klimaziele nichts mehr bewirken.<br />
Der amerikanische Schriftsteller<br />
Jonathan Franzen hatte zuletzt in<br />
mehreren Essays ketzerisch darauf<br />
aufmerksam gemacht, dass das<br />
Quantum der verrinnenden Zeit erstaunlicherweise<br />
konstant ist. Es ist<br />
fünf vor zwölf –<br />
und das schon<br />
sehr lange.<br />
Kaum jemand<br />
hat sich so<br />
intensiv mit den<br />
Katastrophenerzählungen<br />
auseinandergesetzt<br />
wie die in Wien Sie wird ausgezeichnet:<br />
Eva Horn<br />
lehrende Literaturwissenschaftlerin<br />
Eva Horn, die für ihre immer<br />
wieder erhellenden Essays nun mit<br />
dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie<br />
der Künste ausgezeichnet<br />
wird. Die1965 in FrankfurtamMain<br />
geborene Eva Horn verbinde Wissenschaftsgeschichte<br />
mit Literatur<br />
und Kunst, lobt die Jury des Heinrich-Mann-Preises.Wie<br />
nur wenigen<br />
Autorinnen und Autoren gelinge es<br />
ihr, eine Sprache zu finden, die für<br />
ein breites Publikum zugänglich ist,<br />
ohne dabei an wissenschaftlicher<br />
Präzision zu verlieren.<br />
In ihrem 2014 erschienenem Essay<br />
„Zukunft als Apokalypse“ hat sie<br />
sich auf die Spuren des modernen<br />
Katastrophenbewusstseins in Literatur<br />
und Film begeben. Über die<br />
Überlegungen zur Lust am Untergang<br />
hinaus ist Eva Horn der Frage<br />
nachgegangen, welche Fiktionen in<br />
den gesellschaftspolitisch immer<br />
wieder artikulierten Bedürfnissen<br />
nach Prävention und Sicherheit<br />
wirksam sind. So gesehen ist das<br />
apokalyptische Denken selbst ein<br />
Versuch, das Schlimmste vorwegzunehmen,<br />
um wenigstens mental auf<br />
der sicheren Seite zu sein. In dem<br />
Film „I Am Legend“ (mit Will Smith)<br />
erscheint das menschleere und von<br />
Ranken überwucherte New York<br />
nicht als Schreckensbild, sondernals<br />
unterschwelliger Wunsch. Es sei ein<br />
Bild post-apokalyptischer Ruhe, so<br />
Horn,die nur einkehren kann, wenn<br />
der Mensch endlich verschwunden<br />
sein wird. Eva Horn ist sich in ihrem<br />
Denken für keinen Umweg und<br />
keine Abschweifung zu schade, um<br />
etwas über das Bild hinter dem Bild<br />
zu erfahren.<br />
Der Heinrich-Mann-Preis für Essayistik<br />
wirdam27. Märzinder Akademie<br />
der Künste verliehen. Diebeiden<br />
vorherigen Preisträger waren<br />
Christian Bommarius (2018) und<br />
Danilo Scholz (2019).<br />
MATHIAS SWOBODA<br />
TOP 10<br />
Montag,20. Januar<br />
1 Neben der Spur ZDF 6,03 19 %<br />
2 Tagesschau ARD 5,44 18 %<br />
3 Handball-EM ARD 4,80 15 %<br />
4 Ich bin ein Star ... RTL 4,57 24 %<br />
5 Wer weiß denn ...? ARD 4,05 19 %<br />
6 Sportschau ARD 3,99 13 %<br />
7 heute-journal ZDF 3,81 13 %<br />
8 SokoMünchen ZDF 3,77 17 %<br />
9 heute ZDF 3,76 14 %<br />
10 RTL aktuell RTL 3,67 15 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Naunynstraße (✆ 75 45 37 25)<br />
20.00: Cyclops (Nasheeka Nedsreal)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Endstation Sehnsucht<br />
20.00 Kleines Haus: Aufder Straße<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00 Box: Tropfen auf heiße Steine<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
20.00: Männerschlussverkauf<br />
Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (✆<br />
75 54 17 -0)<br />
19.00 UNTEN: Drum links! Zwei, drei?<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Drei Männer im Schnee<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Hass-Triptychon –Wegeaus der Krise<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00 Studio: Die Weise vonLiebe und Tod<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
19.00 Glaspalast: Knüppel aus’m Sack /Ali Baba<br />
(Hexenberg Ensemble)<br />
Renaissance-Theater (✆ 312 42 02)<br />
20.00: Extrawurst<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
19.30 Saal A: Hamlet<br />
20.00 Globe: Love hurts in Tinder Times<br />
20.30 Studio: März<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ichbin nicht Mercury<br />
Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />
19.30 Alter Orchesterprobensaal: Linden 21: Usher<br />
Studio 1 (Mariannenpl. 2)<br />
19.00 Studio 1: abandonedpositions<br />
Theater im Palais (✆ 201 06 93)<br />
19.30: Affäre Spittelmarkt<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.30: Howl<br />
20.00 3. Stock: Final Fantasy<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: The Golden Gmilfs<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Ding-Show(ImproBerlin)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Gnadenlos 2(JohnnyArmstrong)<br />
Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />
19.30: Family Affairs<br />
Ratibortheater (✆ 618 61 99)<br />
20.30: Das große 7(Die Gorillas)<br />
Scheinbar Varieté (✆ 784 55 39)<br />
20.00: Open StageVarieté (Katharina Hoffmann<br />
(Mod.)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
18.30: Mamma Mia! –Das Musical mit den Hits<br />
vonABBA<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es scheint<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Aufder Suche nach dem verlorenen Witz<br />
(Timo Wopp)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
12.00 Gr.Saal: Öffentliche Probemit dem Konzerthausorchester<br />
Berlin, Ltg.Iván Fischer,Richard<br />
Strauss: „Also sprach Zarathustra“, Sinfonische<br />
Dichtung nachFriedrich Nietzsche op.30<br />
14.00: Espresso-Konzert<br />
Lukaskirche Steglitz (✆ 795 50 51)<br />
18.00: MarkusEpp (Orgel), Orgel to go!–klangbaden,<br />
Stamm: Romanze, Rêverie, Gartan Mother’s<br />
Lullaby; Bach: Choralvorspiel über Schmückedich, o<br />
liebe Seele<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
10.30: Denis Kozhukhin (Klavier), Elternzeit-KonzertIII<br />
KINDER<br />
Amerika-Gedenkbibliothek (✆ 902 26 -0)<br />
16.30 Kinderbibliothek: Die Schluckaufprinzessin,<br />
Buchvostellung.LeseZeichen –Bilderbücher in<br />
Gebärdensprache erzählt<br />
(bis 9J.). Anm. erf.<br />
17.00 Kinderbibliothek: Wortschätze für die Kleinsten,<br />
mit Erzählzeit e.V.(ab 3J.)<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
10.00 Studio: Hans im Glück (ab 6bis 10 J.)<br />
10.30: Zahlen, bitte!, RobertMetcalf (ab5bis 10 J.)<br />
Berlin mit Kindern (✆ 33 02 98 70)<br />
11.00: Familienführung: Am Brandenburger Torist viel<br />
passiert–Berlingeschichte von1700 bis heute (ab 8<br />
bis 16 J.). Anm. erf.<br />
Computerspielemuseum (✆ 60 98 85 77)<br />
10.00, 10.00: Aufschlag Games. Wiedigitale Spiele<br />
in unser Leben traten, Videogames<br />
Dorfkirche Staaken (Hauptstr.12)<br />
10.00: Der kleine Angsthase, Artisanen (ab 4J.)<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.00: Als der Igel sagte: „Ich bin schon hier!“, Puppenbühne<br />
allerHand, Mitmachtheater (ab 4J.)<br />
Fuchsbau Reinickendorf (✆ 41 92 63 75)<br />
10.30: Winterparadies, mimicus, die Kinderliedermacher,Kindertheater<br />
(ab 3bis 8J.)<br />
Gemäldegalerie (✆ 266 42 42 42)<br />
10.00: Kinder-Reich in der Gemäldegalerie. Die<br />
Werkstatt des Malers<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Die LückeimBauzaun (ab 6J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
18.00: Ankommen is WLAN, musikalische Ensembleproduktion<br />
(ab 12 J.)<br />
Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />
10.30: HerrKlugeund ein Dinosaurier in der Schule<br />
(ab3bis9J.)<br />
Jugendmuseum Schöneberg (✆ 902776163)<br />
14.00: Villa Global. The Next Generation<br />
14.00: Wunderkammern–Wunderkisten<br />
Labyrinth Kindermuseum (✆ 800 93 11 50)<br />
9.00: Natürlich heute!, Umweltausstellung für Kinder<br />
MACHmit! Museum für Kinder (✆ 74 77 82 00)<br />
10.00: Aufdem Holzweg,Ausstellung über Holz<br />
10.00: AufBiegen ohne Brechen –Eisstiele für’s<br />
Handgelenk<br />
14.00: Brenn das Jo-Jo, Bezahlwerkstatt: 3€<br />
Planetarium am Insulaner (✆ 790 09 30)<br />
9.30: Das kleine 1x1der Sterne<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: Die Zwölf Monate (ab 5J.)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
10.00: Kasperund Rotkäppchen<br />
16.30: Kasperund Rumpelstilzchen<br />
Schaubude (✆ 423 43 14)<br />
10.00: Peterchens Mondfahrt, Figurentheater Marie<br />
Bretschneider (ab 4bis 8J.)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.30: Fli-Fla-Flockenzauber,Zuckertraumtheater (ab<br />
2bis 8J.)<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Unterscheidet euch!, Turbo Pascal, Ein<br />
Gesellschaftsspiel –interaktiveInszenierung (ab 10<br />
bis 14 J.)<br />
Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />
10.00: Kasperrettet den kleinen Eisbär,Thomas<br />
Mierau, Puppentheater (ab 4bis 13 J.). Anm. erf.<br />
theater strahl (✆ 69 59 92 22)<br />
11.00: Can touch this, Tanzstück (ab 12 J.)<br />
Popdiskurs I<br />
Musik und<br />
Malerei<br />
und Politik<br />
Vor 120 Jahren wurde Ernst<br />
Busch geboren, der Mann,<br />
der in der ersten Verfilmung<br />
der „Dreigroschenoper“ den<br />
Mackie-Messer-Song sang, der<br />
den Arbeiter Fritz in „Kuhle<br />
Wampe“ spielte und das Solidaritätslied<br />
anstimmte: „Vorwärts<br />
und nicht vergessen,<br />
worin unsere Stärke besteht<br />
...“ Straßen tragen seinen<br />
Namen, ein Chor auch –und<br />
die berühmte <strong>Berliner</strong> Hochschule<br />
für Schauspielkunst.<br />
Dort wird heute auf ungewöhnliche<br />
Weise gefeiert, mit<br />
einer Collage aus Texten und<br />
Musik, die ergründen will, wer<br />
Ernst Busch war: Schauspieler<br />
oder Entertainer? Volkssänger<br />
oder Stalinist? Exilant oder<br />
Querulant? Der Maler Ronald<br />
Paris, dessen Ernst-Busch-Porträt<br />
vomEnde der 60er-Jahrein<br />
der DDR auf rätselhafte Weise<br />
verschwand, kommt zum Gespräch.<br />
Cornelia Geißler<br />
Drum links! zwei, drei? EineCollage zum<br />
120. Geburtstag vonErnst Busch.<br />
19Uhr, Hochschulefür Schauspielkunst<br />
ErnstBusch, Zinnowitzer Str. 11<br />
Reisende Tschechen und Br<br />
Der Chor des Trinity College Cambridge füllt beim NoonSong die Kirche am Hohenzollernplatz.<br />
Dass Berlin eine Musikstadt ist, erkennt man auch a<br />
Peter Uehling<br />
macht immer wieder Werbung für den<br />
NoonSong,weilMusik hier durch Tradition<br />
und Liturgie lebenspraktischen Anschluss<br />
gewinnt, statt immer nur einer oft<br />
genug schimärischen „künstlerischen<br />
Freiheit“ hinterherzulaufen.<br />
anderen Traditionen als der deuts<br />
Wer vorknapp zwei Wochen<br />
bei den Philharmonikern<br />
von Josef<br />
Suks Zweiter Symphonie<br />
begeistert war, darf sich freuen<br />
auf das Konzertdes Rundfunk-Sinfonieorchesters<br />
am Sonntagnachmittag:<br />
Nach dem mittelprächtigen Violinkonzert<br />
seines Schwiegervaters<br />
Antonìn Dvorák erklingt Suks „Ein<br />
Sommermärchen“. Darunter stelle<br />
man sich kein Idyll vor! Diese mit<br />
knapp 50 Minuten und fünf Sätzen<br />
ebenfalls sehr raumgreifende symphonische<br />
Dichtung umfasst wie die<br />
unmittelbar zuvor komponierte<br />
Zweite Symphonie eine gewaltige<br />
emotionale Spanne, beginnt düster<br />
und steigert sich zu wilder Dämonie<br />
und findet erst im abschließenden<br />
Adagio nach sanften, post-tristanischen<br />
Ekstasen zu einer ruhigen,<br />
pantheistischen Hymnik. Am Pult<br />
steht Jakub Hruša; wie man am Namen<br />
unschwer erkennt, wird zur<br />
Vermittlung des tschechischen Tons<br />
ans deutsche Orchester wieder einmal<br />
auf die Kompetenz der Landsmannschaftlichkeit<br />
gesetzt.<br />
Gleich nach dem RSB spielt das<br />
Deutsche Symphonie-Orchester unter<br />
Robin Ticciati ebenfalls Tschechisches:<br />
Dvorák und den Zeitgenossen<br />
Ondrej Adámek –allerdings präsentiert<br />
esbeide als Reisende. Dvorák<br />
wurde in die USA eingeladen, weil er<br />
aus folkloristischem Material symphonische<br />
Musik europäischen Formats<br />
komponieren konnte, und das<br />
erstrebte man hier auch: So versorgte<br />
man ihn mit allerlei Material,<br />
vondem einiges in seine Symphonie<br />
„Aus der neuen Welt“ einging; Duke<br />
Ellington versuchte in seiner „Harlem“-Suite<br />
etwas ähnliches.<br />
Adámek, in Prag und Paris ausgebildet,<br />
begeisterter Bali-Besucher und<br />
Wahl-<strong>Berliner</strong>, hat in „Kameny“ für<br />
Chor und Instrumente ein isländisches<br />
Gedicht als große klangliche<br />
Entwicklung vertont: DerRias-Kammerchor<br />
wird zunächst auf Steinen<br />
klopfen, bevor er mit der Stimme<br />
schlagzeughafte Impulse vor die<br />
Wörter setzt. Zusammen mit der<br />
Premiere „Frühlingsstürme“ von Jaromir<br />
Weinberger an der Komischen<br />
Oper wirddas ein tschechisches Wochenende!<br />
Oder eher ein britisches? Die<br />
Deutsche Oper setzt ihren Britten-<br />
Zyklus mit „Midsummer Night’s<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51)Crescendo #makemusicnotwar<br />
14.45; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
17.15,20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Knives Out–Mordist<br />
Familiensache 14.30,17.30,20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 1026) 1917 –Der Film<br />
(OmU) 20.00; Judy 14.00, 17.00<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache (OmU) 17.10; Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache (OF) 14.00, 20.00; 1917 –Der<br />
Film 13.30, 16.15, 19.00, 21.40; Freies Land<br />
14.30, 17.15; A Rainy Day In New York (OmU)<br />
18.40; Albrecht Schnider –Was bleibt 13.30; Judy<br />
(OmU) 16.00, 20.50; The Peanut Butter Falcon<br />
(OmU) 19.00, 21.15; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
13.40,16.40; Miles Davis: Birth of the Cool<br />
(OmU) 15.30, 21.30; Parasite 18.00; Queen &<br />
Slim (OmU) 20.50; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />
(OmU) 14.00; Einsam zweisam 19.00; Die Sehnsucht<br />
der Schwestern Gusmao 16.00<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Crescendo #makemusicnotwar<br />
20.00; Motherless Brooklyn 17.15;<br />
Pavarotti (OmU) 17.30; The Peanut Butter Falcon<br />
20.15<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 14.30, 17.30, 20.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 14.30, 17.15,20.00;ARainy Day In<br />
New York 14.00, 18.30; Das perfekte Geheimnis<br />
16.00; Die schönste Zeit unseres Lebens 20.45;<br />
The Farewell 17.50, 20.10; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 15.30;Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick 16.15, 18.30, 20.45<br />
Zoo Palast (✆ 01805/22 29 66) Atmos: Bad Boys<br />
for Life 20.00, 23.00; Die Eiskönigin II14.00; 3D,<br />
Atmos: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 16.45, 19.45, 22.50;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.15; Preview: Jojo<br />
Rabbit (OF) 19.45; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
16.40; Star Wars: DerAufstieg Skywalkers<br />
13.30, 22.30; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
17.00; Preview: Die Hochzeit 20.15; Jumanji –The<br />
Next Level 14.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
23.00; Bad Boys for Life 14.00, 16.50; 3D:<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 19.45, 23.00;<br />
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 14.15, 20.15;<br />
Bad Boys for Life (OF) 23.00; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 17.00; Joker 23.05; Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache 20.00; Das perfekte Geheimnis<br />
14.30, 17.15<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) 2040 –Wir<br />
retten die Welt! (OmU) 12.45; A Rainy Day In<br />
New York (OmU) 17.45; Einsam zweisam –Deux<br />
moi (OmU) 14.15; Der geheime Roman des Monsieur<br />
Pick –Lemystere Henri Pick (OmU) 11.00;<br />
Latte Igel und der magische Wasserstein 16.15;<br />
Der Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 20.45;<br />
Milchkrieg in Dalsmynni 19.15; Why Don‘t You Just<br />
Die! –Papa, sdokhni (OmenglU) 22.40; Bunuel im<br />
Labyrinth der Schildkröten 16.00; Freies Land (DFmenglU)<br />
19.30;Gottexistiert,ihr Name ist Petrunya<br />
–Gospod postoi, imeto i‘ePetrunija (OmU) 11.00;<br />
Jeannette: Die Kindheit der Jeanne d‘Arc (OmenglU)<br />
14.15; Lara (DFmenglU) 12.45; Midsommar<br />
(OmU) 21.40; Systemsprenger (DFmenglU) 17.30;<br />
But Beautiful –Nichts existiert unabhängig (OmU)<br />
11.00; The Farewell (OmenglU) 17.00; Der geheime<br />
Roman des Monsieur Pick –Lemystere Henri<br />
Pick (OmU) 18.50; Jam (OmU) 12.50; Joker (OmU)<br />
22.45; Motherless Brooklyn (OmU) 14.30; Parasite<br />
–Gisaengchung (OmenglU) 20.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 14.00, 18.15; Freies Land<br />
20.30; Joker (OmU) 23.00; Lara 16.15; Aretha<br />
Franklin: Amazing Grace (OmU) 22.00;Der geheime<br />
Roman des Monsieur Pick –Le mystere Henri Pick<br />
(OmU) 20.00; Der marktgerechte Mensch 18.00;<br />
Schönheit &Vergänglichkeit 14.00; Systemsprenger<br />
15.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz 1917 –Der Film<br />
14.20, 17.10, 20.10; 3Engel für Charlie 13.45,<br />
16.20; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 19.20;<br />
Bad Boys for Life 17.30, 19.10, 19.40; Bad Boys<br />
for Life (OF) 20.20; IMAX: Bad Boys for Life 14.10,<br />
17.00; Cats 17.15; Die Eiskönigin II14.20,16.50;<br />
TheGrudge20.10; Preview:Die Hochzeit 20.00;Jumanji<br />
–The Next Level 14.00, 16.50, 19.45; Knives<br />
Out –Mord ist Familiensache 15.00, 16.40, 19.50;<br />
Latte Igel und der magische Wasserstein 15.00;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 14.10, 17.15, 20.30;<br />
Le Mans 66: Gegen jede Chance 17.15; The Peanut<br />
Butter Falcon 14.20; Queen &Slim 20.40; 3D:<br />
Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 18.00;<br />
Spione Undercover: Eine wildeVerwandlung 14.45;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.45,<br />
17.00, 20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.30, 20.40; Thomas und seine Freunde: Große<br />
Welt! Große Abenteuer! 14.00; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.00, 17.45; Viva the Underdogs –A<br />
Parkway Drive Film 21.00;Wonder Boy, Olivier Rousteing,nesous<br />
X (OmU) 15.10<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 86 10 79) Der Leuchtturm<br />
–The Lighthouse (OmU) 20.20; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmU) 22.30; Systemsprenger (OmenglU)<br />
18.00; Milchkrieg in Dalsmynni –Heradid (OmU)<br />
18.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen –Portraitdelajeune<br />
filleenfeu (OmU) 19.50; WhyDon‘t<br />
You Just Die! –Papa,sdokhni (OmU) 22.10<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –Der Film<br />
13.40, 16.40, 19.40; Bad Boys for Life 13.30,<br />
17.00, 20.00; Die Eiskönigin II 13.50, 16.30; Preview:<br />
Die Hochzeit 19.45; Jumanji –The Next Level<br />
16.40,19.50; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
19.20; Lindenberg! Mach dein Ding 13.50, 16.30,<br />
19.50; Das perfekte Geheimnis 17.00; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.10; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.20, 19.30; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 13.40; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.00<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Morgen sind wir frei<br />
14.00;Neo Rauch–Gefährten undBegleiter 18.00;<br />
Rotschühchen und die sieben Zwerge 16.00; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) 1917 –Der<br />
Film 14.20, 17.10, 20.00; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 20.10; Bad Boys for Life 14.20,<br />
17.30, 20.20; 3D: Die Eiskönigin II 14.15; Die Eiskönigin<br />
II17.20; The Grudge 17.30; Seniorenkino:<br />
Gundermann 15.00; Preview: Die Hochzeit 20.00;<br />
Jumanji –The Next Level 17.20, 19.50; Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache 17.15, 19.45; Latte Igel<br />
und der magische Wasserstein 15.00; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 16.30, 19.30; Miniblockbuster –6<br />
Kurzfilme 14.00; Das perfekte Geheimnis 19.40;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.50;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.40,<br />
19.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.40, 17.10<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache (OmU) 17.30, 20.30; B Aretha<br />
Franklin: Amazing Grace (OmU) 16.40; Parasite –<br />
Gisaengchung (OmU) 18.40,21.30<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Little Joe –<br />
Glück ist ein Geschäft (OmU) 17.45,20.00; Milchkrieg<br />
in Dalsmynni –Heradid (OmU) 19.00, 22.15;<br />
Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –Avida<br />
invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 21.00<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 22.00; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
(OmU) 13.00, 15.15, 17.30, 19.45; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 11.00, 16.00, 18.30;<br />
Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU) 13.30,<br />
21.00; 68 hat an meinem Institut richtig zugeschlagen<br />
19.00; Der kleine Rabe Socke 314.30; Der<br />
Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 21.30; Systemsprenger<br />
16.15;Thomas und seine Freunde: Große<br />
Welt! Große Abenteuer! 12.30; Vom Gießen des<br />
Zitronenbaums (OmU) 10.15<br />
Sputnik (✆ 6941147) The Farewell (OmU) 19.30;<br />
Der marktgerechte Mensch 17.45; Milchkrieg<br />
in Dalsmynni – Heradid (OmU) 16.00; Parasite<br />
(OmenglU) 21.15; Aretha Franklin: Amazing Grace<br />
(OmU) 17.45; Joker (OmU) 21.30; Lara (OmenglU)<br />
16.00; Little Joe(OmU)19.30; KinobarimSputnik<br />
Swans –Where DoesABody End? (OmU) 20.15<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 14.30,17.30,20.30; New Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache 18.50; Parasite 16.00, 21.40;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 13.50<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Bad Boys for Life<br />
17.30, 20.30; Die Eiskönigin II 15.00, 17.45; Preview:<br />
Die Hochzeit 20.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
17.15, 20.15; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 14.00; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 15.00, 17.00, 20.00; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 14.45; 3D: Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 17.15, 20.15; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 15.15<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 10.00, 13.00, 17.45; Judy<br />
13.00, 18.00, 20.30; Jumanji –The Next Level<br />
15.30; Lara 10.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
13.30, 16.30, 19.30; Vom Gießen des Zitronenbaums<br />
10.15, 15.30, 20.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) 1917<br />
–Der Film 14.00, 17.00, 20.00; 3Engel für Charlie<br />
14.00; Bad Boys for Life 14.00, 17.00, 20.00; Die<br />
Eiskönigin II14.00,17.00; The Grudge 20.15; Preview:<br />
Die Hochzeit 20.00; Jumanji –The Next Level<br />
14.00, 17.00; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
16.30, 19.45; Lindenberg! Mach dein Ding 16.30,<br />
19.40; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.10; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
19.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10,<br />
16.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.00, 17.30;<br />
Viva the Underdogs –AParkway Drive Film (OmU)<br />
20.00<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Bunuel im Labyrinth der<br />
Schildkröten 21.15; Der kleine Rabe Socke 3<br />
17.00; Der marktgerechte Mensch (OmU; m. Gespräch)<br />
19.00; Gundermann Revier (OmenglU)<br />
18.00; Milchkrieg inDalsmynni 20.00; Die Wache<br />
–Auposte! (OmU) 21.45<br />
Babylon (✆ 242 5969) Fellini 100: Boccaccio 70<br />
(OmenglU) 22.30; Fellini 100: Fellinis Amarcord<br />
(OmenglU) 22.30; Fellini100: Fellinis Dassüße Leben<br />
–Ladolce vita (OmenglU) 19.15; Fellini 100:<br />
Fellinis Die Nächte der Cabiria –Lenotti di Cabiria<br />
(OmenglU) 22.00; Fellini 100: Fellinis Ivitelloni –<br />
Die Müßiggänger (OmenglU) 18.00; Fellini 100:<br />
Fellinis Julia und die Geister –Giulietta degli spiriti<br />
(OmenglU) 17.15; Fellini 100: Fellinis La Strada –<br />
Das Lied der Straße (OmenglU) 20.00; Fellini 100:<br />
Fellinis Roma (OmenglU) 16.45; Kill MeToday, Tomorrow<br />
I‘m Sick! 20.00; KinderWagenKino: Porträt<br />
einer jungen Frau in Flammen 11.10; KinderWagen-<br />
Kino: Porträt einerjungen Frau in Flammen –Portrait<br />
de la jeune fille en feu (OmU) 11.00<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73) Joker<br />
(OmU) 21.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />
(OmU) 16.30; Vom Gießen des Zitronenbaums –It<br />
Must Be Heaven (OmU) 14.30, 19.00; Queen &<br />
Slim (OmU) 12.15, 14.45, 17.15, 20.00; Thomas<br />
und seine Freunde: Große Welt! Große Abenteuer!<br />
10.30; Wohne lieber ungewöhnlich – C‘est quoi<br />
cette famille?! (OmU) 8.30; Yung (OmenglU) 22.45<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 0200) 1917 –<br />
Der Film 11.50, 14.00, 16.20, 20.20, 23.10;<br />
1917 –Der Film (OF) 17.20, 19.50; 3Engel für<br />
Charlie 11.40, 22.30; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 11.20, 14.20; Bad Boys for Life 11.00,<br />
13.45,17.00, 20.10, 23.15; Bad Boys forLife (OF)<br />
22.45;Cats11.45;Cats(OF)13.40; Die Eiskönigin<br />
II 11.15, 17.20; Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF)<br />
14.50; Preview: Die Hochzeit 19.45; Joker 22.50;<br />
3D: Jumanji –The Next Level 23.15; Jumanji –The<br />
Next Level 14.30, 17.10; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
16.30, 20.10; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache (OF) 23.15; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 11.30; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 16.45, 20.00; Das perfekte Geheimnis 17.30;<br />
3D: Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
11.10; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
13.40; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.10, 19.30, 22.50; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
–Star Wars: The Rise ofSkywalker (OF) 20.30; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 11.30, 13.50; Viva the Underdogs<br />
–AParkway Drive Film (OmU) 20.00<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) 1917 –Der Film<br />
(OmU) 16.30, 19.00, 21.30; ARainy Day InNew<br />
York (OmU) 14.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
14.00, 19.30, 22.15; Die Sehnsucht der Schwestern<br />
Gusmao (OmU) 16.45; The Farewell (OmU)<br />
19.00; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />
14.15, 21.15; Miles Davis (OmU) 16.30; Als Hitler<br />
dasrosaKaninchen stahl14.15,16.45,19.15;Einsam<br />
zweisam –Deux moi (OmU) 21.45; Aquarela<br />
(OmU) 15.15; Der geheime Roman des Monsieur<br />
Pick –Le mystere Henri Pick (OmU) 17.15; Jeanne<br />
d‘Arc (OmU) 22.00; Judy (OmU) 19.30<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex NeuköllnArcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
1917 –Der Film 14.50, 17.10, 20.15; 1917 –Der<br />
Film (OF) 19.50; Baba Parasi (OmU) 20.30; Bad<br />
Boys forLife 14.20,17.00, 20.10; BadBoysfor Life<br />
(OF) 19.55; Bernadette 15.00; Cep Herkülü: Naim<br />
Süleymanoglu – Pocket Hercules (OmU) 14.15;<br />
Die Eiskönigin II 14.15, 17.15; Jumanji –The Next<br />
Level 14.00, 17.20, 20.10; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache 20.10; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 14.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
17.10, 19.55; Mucize Ask (OmU) 17.35; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.30, 17.15;<br />
Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00, 16.10,<br />
19.35;Vier zauberhafte Schwestern 17.20<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) The Farewell (OmenglU)<br />
16.20; Land des Honigs – Medena Zemja:<br />
Honeyland (OmU) 18.10; Milchkrieg inDalsmynni<br />
–Heradid (OmU) 12.30; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 22.00; Porträt einer jungen Frau in<br />
Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />
19.50; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />
vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 10.00;<br />
Systemsprenger (DFmenglU) 14.10<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Queen &Slim (OmU)<br />
16.30,19.30, 22.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) 1917 –Der Film (OmU)<br />
15.00, 17.45, 20.30; Joker (OmU) 17.45, 20.30,<br />
21.30; Judy (OmU) 16.00, 19.00; Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 15.00, 16.30; Miles Davis:<br />
Birth of the Cool (OmU) 18.30; Motherless Brooklyn<br />
(OmU) 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45)1917–Der Film –1917<br />
(OF) 16.45,19.30,22.15; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 17.00, 20.00; Knives Out –Mord ist<br />
Familiensache (OF) 16.00, 19.00; Der Leuchtturm<br />
–The Lighthouse (OF) 21.50; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers –StarWars:The Rise of Skywalker<br />
(OF) 17.20, 20.30;The Farewell (OmenglU) 19.10;<br />
Queen &Slim (OF) 16.20, 21.30
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
iten von ihrer besten Seite<br />
n der Begeisterung, mit der die Ensembles sich<br />
ch-österreichischen widmen.<br />
Dream“ fort, wiederum das DSO<br />
spielt Brittens „Rape of Lucretia“ mit<br />
Studenten der Hochschule für Musik,<br />
und der „NoonSong“ bereitet<br />
sich auf sein 500. Veranstaltung vor<br />
und lädt zum Auftakt seiner Festtage<br />
den Choir of Trinity College in Cambridge<br />
und seinen berühmten Leiter<br />
Stephen Layton ein.<br />
Bei einem Besuch im Trinity College<br />
nämlich war der <strong>Berliner</strong> Chordirigent<br />
Stefan Schuck vonderTradition<br />
des „Evensong“, des täglichen<br />
Abendgottesdienstes so begeistert,<br />
dass er ähnliches in Berlin ausprobieren<br />
wollte.Trotz der vielen Chöre<br />
in dieser Stadt gibt es keinen, der vergleichbares<br />
leistet wie die semiprofessionellen<br />
College-Chöreder britischen<br />
Universitäten, nämlich täglich<br />
ein wechselndes Repertoire auf hohem<br />
Niveau zu singen. Schuck rief<br />
mit Mitgliedern der <strong>Berliner</strong> Berufschöre<br />
und freien Sängern das Ensemble<br />
Sirventes ins Leben, das seit<br />
2009 an jedem Samstag um12Uhr<br />
einen halbstündigen Gottesdienst<br />
mit Liturgie, Lesung und viel Musik<br />
bestreitet, darunter zwei Psalm-Motetten<br />
und meistens ein Magnificat.<br />
Das klingt nach Gottesdienst, zieht<br />
KLASSIK<br />
NoonSong: 25. 1., 12 Uhr,Kirche am<br />
Hohenzollernplatz<br />
Choir of Trinity College: 25. 1., 16 Uhr,<br />
Kirche am Hohenzollernplatz<br />
„Frühlingsstürme“: 25. 1., 19 Uhr,<br />
29. 1., 19.30 Uhr,Komische Oper,Behrenstr.55-57<br />
Dvorák und Suk: 26. 1., 16 Uhr,Philharmonie,<br />
Herbert-von-Karajan-Str.1<br />
„Midsummer Night’sDream“: 26. 1.,<br />
18 Uhr,29. 1., 19.30 Uhr,Deutsche<br />
Oper,Bismarckstr.35<br />
Dvorák und Adámek: 26. 1., 20 Uhr,<br />
Philharmonie<br />
„Rape of Lucretia“: 28. 1., 20 Uhr,Kühlhaus<br />
Berlin, Luckenwalder Str.3<br />
BENJAMIN EALOVEGA<br />
aber auch Menschen an, die nicht<br />
viel nach Konfession und Theologie<br />
fragen, denn der NoonSong präsentiert<br />
eine Musik, die man sonst nirgends<br />
hört und schafft ihr den liturgischen<br />
Rahmen, mit dem sie ursprünglich<br />
gerechnet hat und ohne<br />
den sie oft ein wenig verloren wirkt.<br />
Der regelmäßige Besucher –und<br />
davon gibt es viele,sonst gäbe es den<br />
öffentlich nicht geförderten Noon-<br />
Song nicht mehr –bewegt sich geführt<br />
von der liturgischen Leseordnung<br />
durch das Jahr,erwirdgeistlich<br />
begleitet und kann diese Begleitung<br />
annehmen, ohne dass er fromm sein<br />
müsste.Dem 497. NoonSong an diesem<br />
Samstag mit Musik vonWilliam<br />
Byrd und Orlando Gibbons folgt um<br />
16 Uhrnoch ein Konzertdes Choir of<br />
Trinity College mit britischer Musik,<br />
darunter wunderbare Hits wie Thomas<br />
Tallis’ „O nata lux“, Byrds „Ave<br />
verum“ und„Sing joyfully“ oder Robert<br />
Parsons „Ave Maria“. Werkevon<br />
Charles Villiers Stanford, Gustav<br />
Holst oder John Tavener bezeugen<br />
die Ungebrochenheit dieser Tradition<br />
durch die Jahrhunderte: England<br />
zeigt sich hier vonseiner besten<br />
Seite.<br />
Popdiskurs II &III<br />
Der<br />
Sound<br />
der Worte<br />
Was wäre Musik ohne die<br />
Möglichkeit, darüber zu<br />
reden? Ausdem Bedürfnis,das<br />
Gehörte zu kontextualisieren<br />
und neu zu fassen, ist irgendwann<br />
der Popdiskurs entstanden<br />
und hat im Verlauf der<br />
Jahrzehnte ganz eigene Verwertungsketten<br />
hervorgebracht.<br />
Darin befinden sich so<br />
schöne und bewehrte Formate<br />
wie der Popsalon in den Kammerspielen<br />
des Deutschen<br />
Theaters, indem Jens Balzer<br />
und Tobi Müller, oft mit Gästen,<br />
die Phänomene der Popwelt<br />
befragen, erklären und<br />
kommentieren. Ganz genau so<br />
hält es der Schriftsteller und<br />
Musiker Thomas Meinecke in<br />
seinem Plattenspieler-Projekt<br />
im HAU 1,zudem er diesmal<br />
den Musiker und CTM-Mitkurator<br />
Born inFlamez eingeladen<br />
hat. Interessierte müssen<br />
sich aber entscheiden. Plattenspieler<br />
und Popsalon spielen<br />
zeitgleich. HarryNutt<br />
Popsalon,21Uhr,DT-Kammer,<br />
Schumannstraße 8, Plattenspieler,20<br />
Uhr, HAU1,Stresemannstraße 29<br />
Uferstudios (✆ 46 06 08 87)<br />
10.00 Studio 14:Purple – Internationales Tanzfestival<br />
für junges Publikum: drunter und drüber,Canan Erek,<br />
Tanzstück<br />
(ab 6J.)<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ /42 18 45 10)<br />
11.00: Mit Raketen zu Planeten<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
daadgalerie (✆ 261 36 40)<br />
19.00: PoetryinDark Times, Ellen Hinsey&Maria<br />
Stepanova,Lesung und Gespräch, Mod.: Marie Luise<br />
Knott<br />
Haus für Poesie (✆ 48 52 45 -0)<br />
19.30: Resumé mit Seepapagei–Adolf Endler,Die<br />
Gedichte, Sonja vomBrocke, Nancy Hünger,Katja<br />
Lange-Müller,Peter Wawerzinek, Thorsten Ahrend<br />
Lettrétage (✆ 692 45 38)<br />
20.00: Drei Romane –drei Welten, Marius Hulpe,<br />
Esther de Soomer und Valeria Gordeev<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />
20.00: Angewandte Verhältnisse, Kristin Schulz, Lyrik<br />
mit Zwiegespräch zwischen Kristin Schulz und Kerstin<br />
Hensel<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Literatur Live: Sabine Rennefanz liest<br />
Kolumnen<br />
Tschechisches Zentrum (✆ 31 01 13 40)<br />
19.00: Tschechien erlesen: Die große Neuigkeit vom<br />
schrecklichen Mord an Šimon Abeles, Marek Toman,<br />
Lesung und Gespräch<br />
FÜHRUNG<br />
Akademie der Künste am Pariser Platz (✆ 200 57<br />
10 00)<br />
18.00: Bilderkeller<br />
Botanischer Garten Berlin (✆ 83 85 01 00)<br />
14.00: Teufelszunge, Wassersalat und Schweigrohr –<br />
Vielfalt der Aronstabgewächse, Dipl. Biologin Beate<br />
Senska, Treff: Eingang Königin-Luise-Straße<br />
Bärentouren (✆ 015 20 -5 22 67)<br />
14.00: Das <strong>Berliner</strong> Schlossund seine Peripherie:<br />
Schlossführung über Geschichte, Ausgrabung und<br />
Wiederaufbau, Treff: Granitschale, Lustgarten. Anm. erf.<br />
16.00: Architektursprache und Geomantie: Historische<br />
Bauten als Brückeindie Vergangenheit und ihre<br />
Wirkung aufuns, Treff: Reiterstandbild „Friedrich der<br />
Große“, Unter d. Linden. Anm. erf.<br />
20.00: „Ghostwalk“ Berlin auf dem Geisterpfad:<br />
Mystikführung zu Parapsychologie, Gespensternund<br />
Spukerscheinungen, Treff: Kl. Springbrunnen, Oranienburger<br />
/EckeMonbijoustr.. Anm. erf.<br />
22.00: Nachtwächtertour –Auf denSpuren vonSagenund<br />
GespensternimNikolaiviertel und Alt-Berlin,<br />
Treff: Eing.Nikolaikirche, Propststr.. Anm. erf.<br />
Hamburger Bahnhof /Museum für Gegenwart<br />
Berlin (✆ 39 78 34 11)<br />
12.00, 16.00: Kunst und Politik, Treff: Foyer<br />
Museum für Naturkunde (✆ 889140-8591)<br />
18.00: Abends im Museum: Die Dinosaurierfunde der<br />
Tendaguru-Expedition. Anm. erf.<br />
Olympiastadion (✆ 30 68 86 18)<br />
11.00: Tour durchs Olympiastadion<br />
11.30: Tour durchs Olympiastadion (in English)<br />
Secret Tours Berlin (✆ /82 09 67 51)<br />
10.00: Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen (ab<br />
Potsdamer Platz), Treff: Potsdamer Pl. 3(vordem<br />
Hotel „Ritz-Carlton“) .Anm. erf.<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Ulf Wakenius/Paul Morello Brazilian Experience<br />
Quartet<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Der Herrder Ringe&Der Hobbit –Konzert<br />
mit „Pippin“ Billy Boyd, Sky du Mont (Sprecher),<br />
Orchester,Chor und dem Tolkien-Ensemble<br />
Arcanoa (✆ 67 96 26 51)<br />
21.00: SpielleuteSession –Mittelalter-Musik<br />
b-flat (✆ 283 31 23)<br />
21.00: Robin’sNest<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
18.00: Shearer +Ladehemmung<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Roland Satterwhite’sTolyqyn, Blue Wednesday<br />
Show<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Florian Paul &die Kapelle der letzten Hoffnung,Dazwischen<br />
Bar Tausend (✆ 41 71 54 69)<br />
21.00: Global Groovers<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.30: The Chap<br />
Café Lyrik (✆ 44 31 71 91)<br />
19.30: Anka (Gesang) &Nora Bulat (Klavier), Love<br />
me or leaveme–Durch Höhen undTiefen der Liebe<br />
Donau115 (Donaustr.115)<br />
20.30: Mark Pringle Trio<br />
Festsaal Kreuzberg (✆ 403 65 56 30)<br />
19.45: Gloryhammer+Nekrogoblikon +WindRose<br />
Kaffeehaus Mila (✆ 88 92 38 89)<br />
20.00: Carmelo Leotta Trio<br />
Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
20.00: The Hu<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79)<br />
19.30: hallo, wie geht es dir –Celebrating Daniel<br />
Johnston feat. Klaus Beyer, Paranoia Godard, Alvise<br />
Bittente, Marco Brosolo<br />
Lido (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Sunset Sons<br />
Panda (✆ 44 31 95 57)<br />
20.00: Wahnschaffe /Westergard /Schmolling /<br />
Baumgärtner<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Keir<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Jovi’sMainstream Session–Rock &Pop<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
20.30: Studienvorbereitung SVAMusical &Musiktheaterder<br />
MusikschulePaul Hindemith in Neukölln,<br />
Stardust 2020!<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: OatmealBoy,little league shows<br />
Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />
21.00: Square Go, Wild Wednesday<br />
Yaam (✆ 615 13 54)<br />
20.00: PJ Morton &Band<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
21.00: Lars VegasBlues Connection<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.00: Super Funky Soul Wednesdaywith Keith Tynes<br />
(voc)<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Bass Station, Bass Station Berlin, Selekta Mik<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Slowlove mit Finster,Tvísker,Molto<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: Weird Tunes for Winter,JRI &MissVergnügen<br />
Kulturbrauerei/Alte Kantine (✆ 44 31 50)<br />
22.00: Ping Pong Club<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 21.00: Sing on Stagewith King<br />
Josephine<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Tresor NewFaces w/ Dinamite,Asec (live),<br />
Temudo<br />
BALLROOM<br />
Insomnia (Alt-Tempelhof 17-19)<br />
20.00: TangoVicioso<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
19.00: El Ocaso –TangoArgentino<br />
KINO<br />
UCILuxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
1917 –Der Film 14.25, 16.45, 20.10; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 14.00; Bad Boys for<br />
Life 14.00, 16.50, 20.00; Die Eiskönigin II 14.40,<br />
17.25; Preview: Die Hochzeit 20.00; 3D: Jumanji<br />
–The Next Level 19.30; Jumanji –The Next Level<br />
16.40; Lindenberg! Mach dein Ding 17.10, 19.40;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.10,<br />
20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.10;<br />
Vier zauberhafte Schwestern 14.30<br />
Wolf (✆ 921 039333) The Farewell (OmenglU)<br />
18.50; Der Leuchtturm – The Lighthouse (OmU)<br />
16.30; Little Joe –Glück ist ein Geschäft (OmU)<br />
21.10; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />
vida invisivel de Euridice Gusmao(OmU)18.10;Die<br />
Tigerentenbande –Der Film 16.40; VomGießen des<br />
Zitronenbaums –It Must Be Heaven (OmU) 21.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 17.30, 20.30; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 15.15; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 14.40, 17.15; Knives Out<br />
–Mord ist Familiensache 20.00<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) 1917 –Der<br />
Film 15.15, 18.00; 1917 –Der Film (OmU) 20.45;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 14.40, 17.30, 20.30;<br />
Judy 17.15; Parasite 20.00; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 15.00; Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache 14.50, 20.30; Knives Out –Mord<br />
ist Familiensache(OmU) 17.40;FreiesLand 14.40,<br />
17.20,20.00<br />
Kino inder Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
1917 – Der Film (OmU) 14.00, 17.10, 20.00,<br />
22.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 13.30,<br />
16.45; Die Eiskönigin II 14.20;The Farewell (OmU)<br />
23.00; Freies Land 21.30; Judy (OmU) 16.15; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 14.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
(OmU) 16.20, 20.00, 22.50; Lindenberg! Mach<br />
dein Ding 13.30, 16.40, 19.45; Little Joe –Glück<br />
ist ein Geschäft (OmU) 21.30; Parasite – Gisaengchung<br />
(OmU) 22.50; The Peanut Butter Falcon<br />
(OmU) 19.00; Das perfekte Geheimnis 16.20;<br />
Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung 13.50;<br />
StarWars: DerAufstieg Skywalkers –StarWars: The<br />
RiseofSkywalker(OF) 13.45, 16.50, 19.30,22.30;<br />
Vier zauberhafte Schwestern15.00,17.30; Viva the<br />
Underdogs –AParkway Drive Film (OmU) 20.00;<br />
VomGießen desZitronenbaums –ItMustBeHeaven<br />
(OmU) 19.00; Preview: Das Vorspiel 20.30<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Gundermann Revier<br />
19.30; Land des Honigs –Medena Zemja: Honeyland<br />
(OmU) 18.00; Schönheit &Vergänglichkeit<br />
21.15<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Celebrating Daniel<br />
Johnston: Daniel Johnston Live inBerlin 1999<br />
(OF) /The Devil and Daniel Johnston (OV; m. Musikprogramm)<br />
19.30; Schönheit &Vergänglichkeit<br />
(OmenglU) 18.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 1917<br />
–Der Film 14.15, 17.05,19.40, 22.30; 3Engel für<br />
Charlie 17.20; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
19.55; Bad Boys for Life 14.25, 17.00, 20.00,<br />
22.45; Cats 14.30; Die Eiskönigin II14.20,17.15;<br />
The Grudge 22.35; Preview: Die Hochzeit 20.00;<br />
Joker 22.35; 3D: Jumanji –The Next Level 19.55;<br />
Jumanji–TheNextLevel 14.15, 17.00; KnivesOut –<br />
Mord ist Familiensache 16.50, 19.45,22.45; Latte<br />
Igel und der magische Wasserstein 14.25; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 14.20,16.40,19.40, 22.40;<br />
Das perfekte Geheimnis 19.50; Queen & Slim<br />
22.45; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.20; 3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
16.45, 22.40; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.35, 19.40; Underwater –Esist erwacht 19.55,<br />
22.30; Vier zauberhafte Schwestern 14.30, 17.05<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –<br />
Der Film 13.50, 16.50, 19.50; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 17.20; Bad Boys for Life 14.15,<br />
17.00, 20.05; Die Eiskönigin II 14.10, 16.50; The<br />
Grudge 20.20; Preview: Die Hochzeit 19.45; Jumanji<br />
–The Next Level 13.50, 16.45; Knives Out –<br />
Mord ist Familiensache 16.15, 19.45; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 13.50, 16.25, 19.35; Das perfekte<br />
Geheimnis 13.15, 20.15; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 13.45; 3D: Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 14.10, 16.15; Star Wars: Der Aufstieg<br />
Skywalkers 19.20; Vier zauberhafte Schwestern<br />
13.30,17.30; Viva the Underdogs –AParkway<br />
Drive Film (OmU) 20.00<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Freies Land 17.00; Das perfekte Geheimnis 14.00,<br />
20.00<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Alles außer gewöhnlich<br />
20.15; Die zwei Päpste 18.00<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
(OmU) 14.40, 20.30; Queen &Slim<br />
(OmU) 17.30<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Crescendo #makemusicnotwar<br />
(OmU) 18.00; Judy (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) 1917<br />
–Der Film 13.30, 16.30, 20.10; Bad Boys for Life<br />
17.00, 20.00; Bernadette 15.00; Die Eiskönigin II<br />
10.00,12.20, 15.05; Preview: Die Hochzeit 20.00;<br />
Jumanji – The Next Level 10.30, 14.00, 17.20,<br />
20.15; Der kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem<br />
verlorenen Schatz 10.00; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding19.30;Das perfekte Geheimnis 17.30;Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.15,<br />
14.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 12.10,<br />
16.55;Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 11.50<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Alles<br />
außer gewöhnlich 18.00; Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 15.30, 20.15; Ich war noch niemals in<br />
NewYork 13.00<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 0711) Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.00, 17.00,20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
1917 – Der Film 13.15, 17.20, 20.00, 22.55;<br />
1917 –Der Film (OF) 22.50; Bad Boys for Life<br />
17.00, 20.00, 23.00; Bernadette 15.00; Die Eiskönigin<br />
II 10.00, 12.15, 14.25, 17.20; Preview: Die<br />
Hochzeit 20.00; Jumanji –The Next Level 11.00,<br />
14.05, 17.00, 19.55; Der kleine Rabe Socke 3–<br />
Suche nach dem verlorenen Schatz 10.00, 12.15;<br />
Knives Out –Mord ist Familiensache 14.00, 17.00,<br />
19.40, 23.00, 23.05; Latte Igel und der magische<br />
Wasserstein 10.00, 12.00; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 16.55, 20.00, 22.50; Spione Undercover:<br />
Eine wilde Verwandlung 10.00, 12.00, 14.20; Star<br />
Wars:Der Aufstieg Skywalkers 10.00, 16.10, 19.30,<br />
23.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00, 12.10,<br />
14.30<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 18.00; Bad Boys for Life<br />
17.45, 20.30; Die Eiskönigin II15.30, 18.00; Preview:<br />
Die Hochzeit 20.30; Jumanji –The Next Level<br />
15.15; Knives Out –Mord ist Familiensache 20.30;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 17.45, 20.30; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 15.30; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 15.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Kenji Mizoguchi: Straße<br />
der Schande –Akasen chitai (OmenglU) 20.00;<br />
Magical HistoryTour: Frühling für Hitler –The Producers:<br />
Springtime for Hitler (OF) 19.30<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
1917 –Der Film 13.30, 16.40, 19.45, 23.00; 3<br />
Engel für Charlie 22.40, 22.50; Als Hitler das rosa<br />
Kaninchen stahl 14.20, 17.20, 19.45; BadBoysfor<br />
Life 13.45, 16.40, 16.50, 19.30, 20.05, 22.50;<br />
Cats 16.40; Die Eiskönigin II 13.50, 16.50; The<br />
Grudge 17.00, 20.30, 22.45; Preview: Die Hochzeit19.30;Judy16.10;3D:<br />
Jumanji 23.00;Jumanji<br />
12.30, 13.40, 16.00, 16.40, 19.50; Knives Out<br />
13.30, 16.20, 19.40, 19.50, 22.20; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 13.20, 16.30, 19.40, 22.45; Parasite<br />
19.15; Das perfekte Geheimnis 16.30, 19.45;<br />
Queen &Slim 19.45, 23.00; Spione Undercover<br />
13.45, 17.00; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
13.40, 17.00, 20.30, 22.50; Star Wars:<br />
Der Aufstieg Skywalkers 13.00, 16.00, 19.00,<br />
19.30, 22.40; Underwater 22.35; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.00, 16.15; Viva the Underdogs<br />
(OmU) 20.00; Zombieland 222.55<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Jam (OmU)<br />
22.00; Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao –A<br />
vida invisivel de Euridice Gusmao (OmU) 19.30;<br />
Why Don‘t You Just Die! –Papa, sdokhni (OmU)<br />
17.30<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50)Als Hitler das rosa Kaninchen<br />
stahl 10.00, 19.00; BadBoysfor Life10.00, 17.00,<br />
20.00, 22.30; Die Eiskönigin II 10.00, 12.15,<br />
14.30,16.45; Preview: Die Hochzeit 20.00,22.30;<br />
Lindenberg! Mach dein Ding 10.00, 14.00, 17.00,<br />
20.15, 22.00; Spione Undercover: Eine wilde Verwandlung<br />
14.30; 3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
20.15; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers<br />
14.00, 17.00; Vier zauberhafte Schwestern 10.00,<br />
12.00, 14.00, 16.00<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Der geheime Roman<br />
des Monsieur Pick 16.00; Das perfekte Geheimnis<br />
20.30; Die schönste Zeit unseres Lebens 18.00<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 0200)<br />
1917 –Der Film 14.05, 17.00, 20.15; 3Engel für<br />
Charlie 14.10; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl<br />
17.00; Bad Boys for Life 14.15, 17.15, 20.15; Die<br />
Eiskönigin II14.00, 16.50; The Grudge 20.00; Preview:<br />
Die Hochzeit 19.45; Jumanji –The Next Level<br />
14.15,17.15; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
16.50, 20.15; Lindenberg! Mach dein Ding 14.00,<br />
16.35,19.45; Das perfekte Geheimnis 19.45; Spione<br />
Undercover: Eine wilde Verwandlung 14.20;<br />
3D: Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.55; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.00, 19.30; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 14.15, 17.15; Viva the Underdogs<br />
–AParkway Drive Film (OmU) 20.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) 1917<br />
–Der Film 14.00, 17.15, 19.40; Bad Boys for Life<br />
14.00,17.00,20.00; BadBoysfor Life(OF)20.10;<br />
Bernadette 15.00; Die Eiskönigin II15.00, 17.20;<br />
Preview: Die Hochzeit 20.00; Jumanji –The Next Level<br />
14.10, 16.40, 20.15; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 14.15, 17.00; Star Wars: Der<br />
Aufstieg Skywalkers 17.20,19.30<br />
WEISSENSEE<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Joker 21.00; Der<br />
kleine Rabe Socke 3–Suche nach dem verlorenen<br />
Schatz 10.30; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
12.15, 15.00; Filmwoche zum Gedenken an den<br />
Holocaust: Shine –Der Weg ins Licht 18.00; Die<br />
Eiskönigin II 13.15, 15.30; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 17.45, 20.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) M.C.Escher:<br />
Reise in die Unendlichkeit 16.00; Miles Davis: Birth<br />
of the Cool (OmU) 20.30; Porträt einer jungen Frau<br />
in Flammen 18.00<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Als Hitler das<br />
rosa Kaninchen stahl 13.00; The Peanut Butter<br />
Falcon 17.45; Der alte deutsche Film: Der Strom<br />
15.45; VomGießen desZitronenbaums–It Must Be<br />
Heaven (OmU) 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Idioten der Familie 20.30; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 18.00<br />
Capitol (✆ 831 6417) Judy 17.45; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 14.45, 20.30<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12) Nie<br />
wieder schlafen –nie mehr zurück 17.00; Parasite<br />
19.00<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 15.30, 19.00; Freies<br />
Land 20.45; Der geheimeRoman desMonsieur Pick<br />
16.30; Film trifft Leben: IAm Not Your Negro (OmU)<br />
18.45; Judy 13.45, 16.00; Lindenberg! Mach dein<br />
Ding 16.15, 21.15; Little Joe –Glück ist ein Geschäft<br />
20.45; The Peanut Butter Falcon 14.15; Seniorenkino:<br />
Vom Gießen des Zitronenbaums 14.00;<br />
Vom Gießen des Zitronenbaums 18.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70)<br />
1917 –Der Film 14.00, 17.00, 20.10; Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 13.50, 20.15; Bad Boys<br />
for Life 13.45, 16.45, 20.00; Cats 14.00; Die Eiskönigin<br />
II 13.45, 14.00, 17.00;<br />
Preview:Die Hochzeit 20.00; 3D: Jumanji –The Next<br />
Level 16.50; Knives Out –Mord ist Familiensache<br />
16.45, 20.00; Lindenberg! Mach dein Ding 16.40,<br />
19.50; Das perfekte Geheimnis 20.00; 3D: Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 16.15, 20.00; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.20; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.15, 17.40<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Bernadette<br />
15.00; Preview: Die Hochzeit 20.15; Knives Out 17.20<br />
Capitol Königs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Der geheime Roman des Monsieur Pick 17.00; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 1917 –<br />
Der Film 14.10, 17.00, 20.20; 3Engel für Charlie<br />
16.50; Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 16.50;<br />
Bad Boys for Life 14.15, 17.15, 19.45; Die Eiskönigin<br />
II14.20, 17.00; The Grudge 20.30; Preview:<br />
Die Hochzeit 19.45; 3D: Jumanji 20.15; Jumanji<br />
14.00, 17.10; Knives Out 17.15, 19.50; Latte Igel<br />
und der magische Wasserstein 15.00; Lindenberg!<br />
Mach dein Ding 14.00, 17.00, 20.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.10; Spione Undercover: Eine<br />
wilde Verwandlung 14.20; 3D: Star Wars IX 17.00,<br />
20.15; StarWars IX14.30,19.40; Vier zauberhafte<br />
Schwestern 14.15, 17.30; Viva the Underdogs –A<br />
Parkway Drive Film (OmU) 20.00<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 5454) Als Hitler<br />
das rosa Kaninchen stahl 17.45; Bad Boys for<br />
Life 17.45,20.30; Die Eiskönigin II15.15; Preview:<br />
Die Hochzeit 20.30; Jumanji 15.00; Spione Undercover15.00;<br />
3D:StarWars:Der Aufstieg Skywalkers<br />
20.30; Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers 17.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828)<br />
Bad Boys for Life 17.15, 19.45; Die Eiskönigin II<br />
14.45; Preview: Die Hochzeit 20.00; Jumanji –The<br />
Next Level 18.00; Lindenberg! Mach dein Ding<br />
17.30, 20.15; Miniblockbuster–6Kurzfilme 14.15;<br />
3D: StarWars: Der Aufstieg Skywalkers 17.00; Star<br />
Wars: Der Aufstieg Skywalkers 14.30, 20.30; Vier<br />
zauberhafte Schwestern 15.15,16.00<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Als Hitler das rosa Kaninchen stahl 18.00, 20.10;<br />
Jumanji –The Next Level 16.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68)Bad Boys for<br />
Life 17.30, 20.00; Die Eiskönigin II 15.00; Jumanji<br />
–The Next Level 18.00; Der kleine Rabe Socke 3–<br />
Suche nach dem verlorenen Schatz 16.15; Knives<br />
Out 20.45<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (✆ 03 32 03/84 75 84)<br />
Einsam zweisam 18.00; The Farewell 20.15; Latte<br />
Igel und der magische Wasserstein 16.00
26 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 2 2. Januar 2020<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
NACHRICHTEN<br />
Digitales Grill-Vergnügen:<br />
Steak aus dem Drucker<br />
WERKSTATT<br />
WhatsApp:<br />
Einfach mal<br />
diktieren<br />
Aufgrund einer technischen Störung<br />
war es zahlreichen WhatsApp-Nutzern<br />
am vergangenen<br />
Sonntag nicht möglich, Fotos und<br />
Videos zu versenden oder zu empfangen.<br />
Auch Sprachnachrichten<br />
konnte der Messenger-Diensts nicht<br />
weiterleiten. Redselige User, die<br />
nicht gerne auf ihrem Smartphone<br />
tippen, hatten also ein Problem –für<br />
das es aber eine Ausweichlösung<br />
gibt. Denn über das Eingabefeld ist<br />
es möglich, WhatsApp eine Nachricht<br />
zu diktieren.<br />
Dazu muss der Nutzer lediglich<br />
das Feld für die Texteingabe berühren,<br />
um die virtuelle Tastatur zu öffnen.<br />
Sobald sie die Diktierfunktion<br />
in den allgemeinen Einstellungen<br />
aktivierthaben, sehen Besitzer eines<br />
iPhones dann am unteren Rand ein<br />
kleines Mikrofon-Symbol. Ein Fingertipp<br />
darauf und WhatsApp wartet<br />
auf Input.<br />
Auf Android-Smartphones, auf<br />
denen eine Keyboard-App mit<br />
Spracherkennung installiert ist, lassen<br />
sich Mitteilung ebenfalls einsprechen.<br />
Werzum Beispiel die beliebte<br />
Gboard-Tastatur verwendet,<br />
findet im Eingabebereich rechts<br />
oben ein schwarzesoder weißes Mikrofon-Icon.<br />
Bitte nicht verwechseln:<br />
Die grün unterlegte Mikrofon-<br />
Grafik zur Aufzeichnung vonSprachnachrichten<br />
befindet sich direkt<br />
über dem stilisierten Mikrofon der<br />
Gboard-App. Satzzeichen wie Kommata<br />
oder Punkt müssen übrigens<br />
mitdiktiert werden! Der komplette<br />
Text wird erst nach Anwählen des<br />
„Senden“-Buttons abgeschickt. Vor<br />
dem Versand kann der User die Mitteilung<br />
also durchgehen und falls<br />
nötig editieren.<br />
Übrigens lässt sich eine Sprachoder<br />
Textnachricht auch noch unmittelbar<br />
nach dem Versand löschen.<br />
Wenn der Verfasser seine<br />
Nachricht zurücknehmen will, hält<br />
er die entsprechende Sprechblase<br />
gedrückt, bis das Kontextmenü erscheint.<br />
Auf Android-Systemen<br />
wählt er dann „Löschen“, auf iPhones<br />
„Mehr“ und „Löschen“ aus. Der<br />
Vorgang wird dann mit dem Antippen<br />
der Option „Für alle löschen“<br />
abgeschlossen. Statt des zurückgenommenen<br />
Texts bekommt der<br />
Empfänger nur die Hinweis „Diese<br />
Nachricht wurde gelöscht“ zu lesen.<br />
Das klappt allerdings nur, wenn sowohl<br />
der Ersteller als auch der Adressat<br />
die neuesteWhatApp-Version auf<br />
ihren Smartphones haben.<br />
Und noch ein kleiner Tipp: Empfänger<br />
von Sprachnachrichten können<br />
sich die Botschaften in Textform<br />
ausgeben lassen. Sitzen sie im Theater,<br />
einer Vorlesungen oder einem<br />
Meeting, leiten die Anwender die<br />
Mitteilung über das Kontextmenü an<br />
Apps wie Transcriber for WhatsApp<br />
(Android) oder Audio to Text for<br />
WhatsApp (iOS) weiter. Die kleinen<br />
Programme wandeln gesprochene<br />
in geschrieben Worteum. BeiBedarf<br />
kann der User die generierte Textnachricht<br />
wieder in WhatsApp kopieren.<br />
Wenn die Nachricht in einer<br />
ruhigeren Umgebung aufgezeichnet<br />
wurde, funktioniert die automatische<br />
Transkription erstaunlich gut.<br />
Weitere acht Whatsapp-Tricks finden Interessierte<br />
auf der Webseiteder <strong>Berliner</strong><strong>Zeitung</strong>.<br />
Daniel Dangelmaier<br />
schreibt seit mehr als<br />
18 Jahren über Digitales.<br />
Die App ClearviewAInutzt das komplette Foto- und Videomaterial von Facebook und YouTube. Jedes Gesicht weltweit kann verglichen werden.<br />
Googel mal die Frau da drüben!<br />
Wielange kann man in Europa noch unerkannt auf die Straße gehen? Clearview kennt fast jeden<br />
VonMatthias Koch und Damir Fras<br />
Sundar Pichai, geboren in Indien<br />
und berufstätig in den<br />
USA, hat eine neue, sehr<br />
wichtige Schlüsselregion für<br />
sich und sein Unternehmen entdeckt:<br />
Europa.<br />
In Brüssel fand er sich am Montag<br />
vor einem Lunchbüfett wieder. Pichai<br />
war der Star der Veranstaltung.<br />
Der 47-Jährige ist einer der mächtigsten<br />
Manager auf dem gesamten<br />
Globus. Erführt nicht nur Google,<br />
sondern auch den Dachkonzern Alphabet.<br />
Dessen Börsenwert stieg zu<br />
Jahresbeginn erstmals auf mehr als<br />
1000 Milliarden US-Dollar. In solchen<br />
Flughöhen beginnt ein neues<br />
Denken.<br />
In Brüssel ließ er etwas erkennen,<br />
das man bei Managernvon US-Konzernen<br />
nur sehr selten sieht: Mutzur<br />
Langsamkeit. Gesichtserkennungsprogramme<br />
zum Beispiel, sagte Pichai,<br />
werde Google weiterhin nicht<br />
anbieten –obwohl die Technologie<br />
längst zur Verfügung steht. „Diese<br />
Programme sind beladen mit lauter<br />
Problemen.“ Ausdrücklich äußerte<br />
Pichai Verständnis für ein Moratorium<br />
in der EU: „Es ist Sache der Regierungen,<br />
den Kurs vorzugeben.“<br />
Google sucht Führung: Dasist neu<br />
Doch Pichai ist mit seiner fragenden,<br />
fast demütigen Grundhaltung nicht<br />
allein. Immer mehr amerikanische<br />
Konzernchefs verbeugen sich derzeit<br />
höflich vor den Europäern. Dabei<br />
mischen sich echte Diskussionsbereitschaft<br />
und schlichtem Eigennutz.<br />
Denn die EU ist aus Sicht globaler<br />
High-Tech-Giganten doppelt<br />
interessant. Erstens reguliert sie die<br />
Zugänge zu einem hoch entwickelten<br />
Markt mit 500 Millionen Menschen.<br />
Zweitens beweisen die Brüsseler<br />
immer wieder einen weltweit<br />
einzigartigen politischen Mut, bloße<br />
Marktregelungen gleich auch mit<br />
Regelungen zum Schutz der Menschenwürde<br />
und der Freiheitsrechte<br />
zu verbinden.<br />
Auch bei allen Regeln zur künstlichen<br />
Intelligenz (KI), ließ die neue<br />
EU-Kommissionspräsidentin Ursula<br />
von der Leyen frühzeitig wissen,<br />
könnten sich die Konzerne schon<br />
mal auf „ein koordiniertes Vorgehen<br />
der EU“ einstellen. Mehr denn je<br />
werde esdabei auch um „ethische<br />
Fragestellungen“ gehen. Alle Beteiligten<br />
in Brüssel wissen: Die wahrhaft<br />
spannenden ethischen Grundsatzfragen<br />
sind in der Vergangenheit<br />
noch gar nicht berührtworden.<br />
Bei den von Vestager verhängten<br />
Milliardenstrafen gegen Google etwa<br />
ging es lediglich um Wettbewerbsverzerrungen;<br />
der Konzern hatte<br />
zum Beispiel Produkte, andenen er<br />
selbst beteiligt ist, in seinen Suchmaschinen<br />
begünstigt.<br />
Das Thema Gesichtserkennung<br />
indessen führt einen großen, einen<br />
ungeheuren Schritt weiter -ineine<br />
ganz neue Richtung. Bislang wurde<br />
Datenschutz nur für denjenigen<br />
zum Thema, der selbst in der digitalen<br />
Welt aktiv wurde, etwa indem er<br />
in eine Suchmaschine einen Begriff<br />
eingab oder bei einem Onlinedienst<br />
etwas bestellte.<br />
Künftig aber könnte es schon reichen,<br />
aus der Tür zu treten und mal<br />
eben über die Straße zu gehen, um<br />
im weltweiten Netz eine Datenspur<br />
zu hinterlassen –bis in alle Ewigkeit<br />
und rund um die Welt verfolgbar.<br />
Auf Knopfdruck könnten Facial-<br />
Recognition-Apps auch im freien<br />
Westen Datenberge aufhäufen wie<br />
im streng kontrollierten Polizeistaat<br />
China. Bestimmte Pixelkonfigurationen<br />
von Augen, Mund und Nase ergeben,<br />
erstens, die Identität der Person.<br />
Über GPS-Daten kommt zweitens<br />
der genaue Orthinzu. Als drittes<br />
wirddie Uhrzeit abgespeichert–fertig<br />
ist das Überwachungsdokument.<br />
Wasist das am Ende für eine Gesellschaft,<br />
die Millionen oder gar<br />
Milliarden solcher Pakete zusammenschiebt?<br />
Fühlt man sich darin<br />
am Ende angenehm sicher? Oder<br />
eher wie eine Laborratte?<br />
DieEU-Kommission sieht die Gefahren<br />
–und drückt erstmal auf die<br />
Bremse.Ein Moratorium vondreibis<br />
fünf Jahren wird ineinem Papier erwogen,<br />
das Vestager im Februar vorstellen<br />
will. Kernpunkte daraus wurden<br />
schon vorabbekannt,<br />
Die Technologie zur Gesichtserkennung<br />
ist längst da. Milliarden<br />
Menschen nutzen sie schon, etwa im<br />
Programm fürs private Fotoarchiv.<br />
Ordnet man einem Gesicht einen<br />
Namen zu, kann das Programm<br />
schnell alle weiteren auf dem Handy<br />
oder in der Cloud gespeicherten Fotos<br />
finden, auf denen diese Person zu<br />
sehen ist.<br />
Aus dem Spiel wird allerdings<br />
Ernst, wenn eine Appüber privat angelegte<br />
Bilddateien hinausgreift,<br />
sämtliche öffentlich verfügbaren Fotoszusammenkratzt.<br />
Genau dies soll<br />
die App Clearview AI schaffen –wobei<br />
AI für Artificial Intelligence steht,<br />
künstliche Intelligenz.<br />
Die App nutzt laut „New York<br />
Times „unter anderem das komplette<br />
Foto- und Videomaterial der<br />
Internet-Giganten Facebook und<br />
YouTube. Jedes Gesicht könne auf<br />
dieseWeise mit drei Milliarden andererGesichternverglichen<br />
werden.<br />
Im Fall einer Übereinstimmung<br />
meldet die App, wo und in welchem<br />
inhaltlichen Kontext die fragliche<br />
Person bereits aufgetaucht ist.<br />
Clearview versorgt nach eigenen<br />
Angaben bereits „600 Behörden“ aus<br />
dem Bereich Strafverfolgung mit ihrenProgrammen.<br />
Wegen der Berichterstattung in<br />
der “New York Times„ häufen sich<br />
zwar die Suchen nach Clearview im<br />
App-Store von Apple - doch eine<br />
Nutzung durch einzelne Privatleute<br />
ist bislang ausgeschlossen.<br />
Eine kleine Zahl privater Firmen<br />
soll ausnahmsweise bereits Zugang<br />
„Gesichtserkennungsprogramme wird<br />
Google nicht anbieten –obwohl die<br />
Technologie längst zur Verfügung steht.<br />
Diese Programme sind beladen<br />
mit lauter Problemen.“<br />
Sundar Pichai CEO von Google LLC sowie dessen Holding Alphabet Inc.<br />
zu Clearview bekommen haben, „zu<br />
Sicherheitszwecken“.<br />
Einstweilen bleibt Clearview umweht<br />
vom Odium des Obskuren.<br />
Gründer Hoan Ton-That, Australier<br />
mit asiatischen Wurzeln, arbeitete<br />
schon mal als Model, betont in seinem<br />
Internetauftritt, man könne ihn<br />
mit „er“ und „ihn“ ansprechen und<br />
fing seine digitale Laufbahn mit<br />
Spielchen an, bei denen man Donald<br />
Trumps gelbe Haare sich selbst oder<br />
anderen auf den Kopf zaubern<br />
konnte.<br />
Zwei weitere Namen allerdings<br />
ließen die No-Nonsense-Abteilung<br />
der Internetszene aufmerken. Zu<br />
den Clearview-Gründern gehört<br />
auch RichardSchwartz, der lange für<br />
den republikanischen Politiker Rudolph<br />
Giuliani gearbeitet hat. Und<br />
als sehr früher Investor bei Clearview<br />
trat der Deutsche Peter Thiel auf, ein<br />
Internetmilliardär, der auch in den<br />
Anfängen von Facebook eine Rolle<br />
spielte und zu den Gründern von<br />
Paypal gehörte.<br />
EinSprecher vonThiel sagte,Thiel<br />
habe Clearview im Jahr 2017 mit nur<br />
ISTOCKPHOTO/GUVENDEMIR<br />
200000 Dollar unterstützt „und dafür<br />
einen Anteil bekommen“.<br />
Der Bericht der „New York<br />
Times“-Reporterin Kashmir Hill<br />
schlug mittlerweile weltweit Wellen.<br />
Als gruselig wird nicht nur ihr Ausblick<br />
auf „eine Welt ohne Privatsphäre,<br />
wie wir sie kennen“, empfunden.<br />
Hinzu kommt eine bedrückende<br />
Begebenheit während der<br />
Recherche: In einem Gespräch mit<br />
Polizisten, die Clearview nutzten,<br />
bat Hill, doch auch einmal ein Foto<br />
von ihr hochzuladen – kurze Zeit<br />
später rief die Firma bei der Polizeibehörde<br />
an und fragte nach, ob sie<br />
gerade Besuch vonder Presse habe.<br />
DasUnternehmen Clearview gibt<br />
sich zugeknöpft, eine Liste vonKunden<br />
will es nicht vorlegen. Aufseiner<br />
Webseite betont Clearview, esgehe<br />
einzig und allein um die Bekämpfung<br />
vonVerbrechen. Zitiertwirdauf<br />
der Clearview-Seite ein namentlich<br />
nicht genannter „Detective“ aus einer<br />
„kanadischen Behörde zur Verfolgung<br />
vonSexualdelikten“ mit den<br />
Worten, Clearview sei „das Beste,<br />
was in Sachen Identifizierung seit<br />
langem passiertist“.<br />
In Kalifornien wächst Widerstand<br />
Politiker in den USA ziehen unterdessen<br />
die Stirn kraus. US-Senator<br />
Ron Wyden aus Oregon etwa, Mitglied<br />
der Demokratischen Partei,<br />
zeigte sich besorgt: „Amerikaner<br />
müssten wissen, ob ihreFotos heimlich<br />
in einer privaten Datenbank landen.“<br />
Nach vielen Jahren schlichter<br />
Technikbegeisterung hat an vielen<br />
Stellen in den USA inzwischen ein<br />
Umdenken eingesetzt. Besonders<br />
die Aussicht auf eine massenhafte<br />
Gesichtserkennung ist den Amerikanernnicht<br />
ganz geheuer.<br />
Ausgerechnet in den High-Tech-<br />
Regionen Kaliforniens wuchs zuletzt<br />
der Widerstand. So erklärte sich San<br />
Francisco als erste Großstadt in den<br />
USA zur gesichtserkennungsfreien<br />
Zone. Ausgenommen wurden nur<br />
Flughafen und Hafen. Mehrere<br />
kleine Städte und diverse Universitäten<br />
folgten. Derliberale Aktivist Matt<br />
Cagle vonder Bürgerrechtsorganisation<br />
American Civil Liberties Union<br />
applaudierte: „Gesichtsüberwachung<br />
passt einfach nicht zu einer<br />
gesunden Demokratie.“<br />
Jüngst musste San Francisco seinen<br />
Bann allerdings ein bisschen<br />
modifizieren. In einer Zusatzklausel<br />
wurde die Entsperrung von Smartphones<br />
per Gesichtserkennung vom<br />
generellen Facial-Recognition-Verbot<br />
ausgenommen. Ohne diese Veränderung<br />
wäre die Regelung in San<br />
Francisco auf ein Verbot der neuesten<br />
Generation von iPhones hinausgelaufen.<br />
Rund jeder achte Bundesbürger (13<br />
Prozent) kann sich vorstellen, künftig<br />
auch Fleisch aus dem 3D-Drucker<br />
zu essen. Beidiesem Verfahren wird<br />
mithilfe eines Lebensmitteldruckers<br />
etwa aus Rinder-Zellen ein Stück<br />
Fleisch produziert–massenmarkttauglich<br />
ist diese Methode jedoch<br />
noch nicht. Für 21 Prozent ist Fleisch<br />
aus dem 3D-Drucker jedoch eher<br />
nichts,62Prozent schließen es kategorisch<br />
aus,Fleisch aus dem 3D-<br />
Druckerzuprobieren. Dasist das Ergebnis<br />
einer repräsentativen Umfrage<br />
im Auftrag des Digitalverbands<br />
Bitkom unter 1003 Bundesbürgern<br />
ab 16 Jahren. (kk)<br />
Datenklau durch Apps<br />
zur Fotobearbeitung<br />
Viele Apps,mit denen man seine Fotos<br />
„verschönern“ kann, sind offenbar<br />
nur auf die Daten ihrer Nutzer<br />
aus.Und diese könnten direkt in<br />
China landen, wie eine aktuelle Untersuchung<br />
zeigt. Experten von„Cybernews.com“,<br />
einer auf Datenschutz<br />
spezialisierten Internetseite<br />
aus Litauen, haben die 30 beliebtesten<br />
Beauty-Kamera-Apps im Play<br />
Storevon Google analysiert. Dabei<br />
stellten sie fest, dass mehr als die<br />
Hälfte der Apps ihren Ursprung in<br />
China oder Hongkong haben. Die<br />
Apps verlangen auf den Smartphones<br />
oft umfangreichen Zugriff auf<br />
Daten und Funktionen. DieApp<br />
„Beauty Camera“ des Anbieters<br />
Phila AppStore, mit mehr als einer<br />
halben Million Downloads,greift sogar<br />
ohne Zustimmung auf die Kamerazu.<br />
(kk)<br />
Roboterauto-Pionier<br />
setzt auf Flugtaxis<br />
Solche autonom fliegenden Flug-Taxis<br />
will Thrun mit Kitty Hawk bauen. KITTY HAWK<br />
Roboterauto-Pionier Sebastian<br />
Thrun will nun mit Lufttaxis denVerkehr<br />
in Großstädten revolutionieren.<br />
„Die Vision sind Taxis,mit denen<br />
man zur Arbeit fliegen wird, statt zur<br />
Arbeit zu fahren“, sagte Thrun auf<br />
der Innovationskonferenz DLD in<br />
München. Deraus Deutschland<br />
stammende Thrun stand vorüber<br />
zehn Jahren an den Anfängen von<br />
Googles Roboterwagen-Programm.<br />
Aktuell ist er Chef der FirmaKitty<br />
Hawk, die elektrische Flugmaschinen<br />
entwickelt. Biszum Betrieb dieser<br />
Lufttaxis würden weniger als 10<br />
oder 15 Jahrevergehen, sagte Thrun.<br />
ZurVision gehört, dass die Maschinen<br />
autonom fliegen. „Das ist in der<br />
Luft leichter umzusetzen als auf der<br />
Straße,soThrun. Kitty Hawk wolle<br />
zumindest am Anfang auch einen eigenen<br />
Flugtaxi-Service haben. (dpa)<br />
In Zukunft zahlen wir<br />
durch Handauflegen<br />
Handelsriese Amazon spricht laut<br />
„Wall Street Journal“ bereits mit Kreditkartenfirmen<br />
über den Einsatz<br />
vonHandscannern, die das Unternehmen<br />
entwickelt. Anstatt die Kreditkarte<br />
zu zücken, solle man künftig<br />
in Schnellrestaurants oder Cafés per<br />
Handerkennung die Rechnung begleichen<br />
können, heißt es.ErsteTests<br />
mit Visa sollen bereits laufen, auch<br />
mit Mastercard würden Gespräche<br />
geführt. Dasbeschriebene Gerät<br />
nimmt mehrereBilder der Hand auf,<br />
zum einen vonFalten und Linien der<br />
Haut,aber auch per Infrarot vonder<br />
Position der Venen in der Hand. (kk)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 27<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
9.00 (für HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live<br />
nach Neun 9.55 (für HG) Sturmder Liebe 10.45<br />
(für HG) Meister des Alltags 11.15 (für HG) Wer<br />
weiß denn sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau<br />
12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG)<br />
ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für HG) Tagesschau<br />
14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00 (für HG)<br />
Tagesschau 15.10 (für HG) Sturmder Liebe.<br />
Telenovela 16.00 (für HG) Tagesschau 16.10 (für<br />
HG) Verrückt nach Meer 17.00 (für HG)<br />
Tagesschau 17.15 (für HG) Brisant 18.00 (für<br />
HG) Werweiß denn sowas? 18.50 (für HG)<br />
Rentnercops 19.45 (für HG) Wissen voracht –<br />
Werkstatt 19.50 (für HG) Wetter voracht 19.55<br />
(für HG) Börse voracht 20.00 Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Fremder Feind<br />
Drama, D2018. Mit Ulrich Matthes.<br />
Arnold lässt sein Leben zurück und zieht<br />
sich mit seinem Hund in die Einsamkeit<br />
einer Berghütte zurück. Doch in dem Idyll<br />
findet er keinen Frieden.<br />
21.45 (für HG) Plusminus<br />
U. a.: IT-Sicherheitslücken:<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) maischberger.die woche<br />
Zu Gast: Gerd Müller,Gloria vonThurn<br />
und Taxis, Florian Schroeder u. a.<br />
0.00 (für HG) Nachtmagazin<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 (für HG) Alles was<br />
zählt. Daily Soap 10.00 Der Blaulicht Report.<br />
Reality-Soap 11.00 Der Blaulicht Report.<br />
Reality-Soap 12.00 Punkt 12 –Das RTL-Mittagsjournal<br />
14.00 Die Superhändler –4Räume, 1<br />
Deal 15.00 Die Superhändler –4Räume, 1Deal<br />
16.00 Mensch Papa! Väter allein zu Haus 17.00<br />
Herz über Kopf. Telenovela 17.30 Unter uns. Daily<br />
Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin 18.30<br />
Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 RTL Aktuell<br />
19.03 RTL Aktuell –Das Wetter 19.05 (für HG)<br />
Alles was zählt. Daily Soap 19.40 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Der Bachelor<br />
Dateshow. Für sechs Frauen geht es auf<br />
einen Jachtausflug: Schwimmen und<br />
schnorcheln im Meer und eine Partyan<br />
Deck versprecheneinen paradiesischen<br />
Tag. Doch ob er das auch wird?<br />
22.15 (für HG) Ich bin ein Star –Holt mich<br />
hier raus!<br />
23.15 sternTV<br />
U. a.: Nach Buschbränden: Deutsche<br />
Tierretter in Australien<br />
0.00 RTL Nachtjournal /Wetter<br />
0.30 Ich bin ein Star –Holt mich hier raus!<br />
MDR<br />
13.58 (für HG) MDR aktuell 14.00 (für HG) MDR<br />
um 2 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) MDR um 4 17.45 (für HG) MDR aktuell<br />
18.05 (für HG) Wetter für 3 18.10 (für HG)<br />
Brisant 18.54 (für HG) Unser Sandmännchen<br />
19.00 Regionales 19.30 (für HG) MDR aktuell<br />
19.50 (für HG) Tierisch tierisch 20.15 (für HG)<br />
Exakt 20.45 (für HG) Justiz in Not 21.15 (für HG)<br />
Die Spur der Täter 21.45 (für HG) MDR aktuell<br />
22.05 (für HG) Polizeiruf 110: Endstation.<br />
Krimireihe, D2016 23.33 MDR aktuell 23.35<br />
(für HG) Sedwitz 0.05 (für HG) Nuhr im Ersten<br />
Bayern<br />
11.55 (für HG) In aller Freundschaft 12.40 (für<br />
HG) Alles Klara 13.30 Polizeiinspektion 1 14.00<br />
(für HG) Mannsbild &Pfundskerl 14.45 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 15.30 Schnittgut 16.00 (für<br />
HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />
17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für HG)<br />
Stationen 19.30 (für HG) Dahoam is Dahoam<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) jetzt<br />
red i 21.00 (für HG) Kontrovers 21.45 (für HG)<br />
Rundschau Magazin 22.00 DokThema 22.45 (für<br />
HG)Der Mann, der zweimal starb 0.15 kinokino<br />
Vox<br />
5.15 CSI: NY 6.00 Bones –Die Knochenjägerin<br />
6.55 CSI: Den Täternauf der Spur 8.45 Verklag<br />
mich doch! 10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein<br />
Kind, dein Kind –Wie erziehst du denn? 12.00<br />
Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen<br />
14.00 Mein Kind, dein Kind –Wie erziehst du<br />
denn? 15.00 Shopping Queen 16.00 Salonfähig<br />
–Wer macht schöner? 17.00 Zwischen Tüll und<br />
Tränen 18.00 First Dates 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Law&<br />
Order:Special Victims Unit 23.55 Vox<br />
Nachrichten 0.15 (für HG) Medical Detectives<br />
Super RTL<br />
9.40 Thomas &seine Freunde 10.05 PawPatrol<br />
10.35 Sammy 11.05 Die Dschungelhelden<br />
11.30 Grizzy &die Lemminge 11.55 Go Wild!<br />
12.15 Trolls 12.45 Friends 13.10 Sally<br />
Bollywood 13.40 Angelo! 14.05 Die Tomund<br />
JerryShow 14.30 Zak Storm 14.55 Dragons<br />
15.20 Scooby-Doo! 15.45 Alvinnn!!! 16.10<br />
Grizzy &die Lemminge 16.40 Dennis &Fletscher<br />
17.10 Mighty Mops 17.35 Zak Storm 18.05 Die<br />
Tomund JerryShow 18.40 Woozle Goozle 19.10<br />
Alvinnn!!! 19.30 Angelo! 20.15 (für HG) Dr.<br />
House 0.00 Comedytotal 0.30 Infomercials<br />
Sport1<br />
16.30 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
17.00 StorageWars –Die Geschäftemacher<br />
17.30 StorageWars –Geschäfte in NewYork<br />
18.00 StorageWars –Geschäfte in NewYork<br />
18.30 Sport1 News Live 19.00 Turbo –Die<br />
Reportage 19.30 Turbo Reportage 20.00 Die PS<br />
Profis –Mehr Poweraus dem Pott. 21.00 Die PS<br />
Profis –Mehr Poweraus dem Pott 22.00 Die PS<br />
Profis –Mehr Poweraus dem Pott 23.00 Die PS<br />
Profis –Mehr Poweraus dem Pott 23.30 Sport1<br />
News Live 0.00 SportClips<br />
ZDF<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
heute Xpress 9.05 (für HG) Volle Kanne –Service<br />
täglich 10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15<br />
(für HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SokoWismar.Krimiserie. Ein<br />
würdeloser Tod 18.54 Lotto am Mittwoch 19.00<br />
(für HG) heute 19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für<br />
HG) Heldt. Krimiserie. Die Wanne ist voll<br />
20.15 (für HG) ZDF Sportextra<br />
Handball. EM: Tschechien –Deutschland ,<br />
live. Christoph Hamm und Markus Baur<br />
kommentieren das Schaulaufen der<br />
deutschenMannschaft, die für das Spiel<br />
um Platz 5bereits qualifiziertist.<br />
22.15 auslandsjournal<br />
22.45 (für HG) ZDFzoom: Ungenießbar –<br />
Lücken in der Lebensmittelkontrolle<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
0.45 Wem gehören die Schätze des<br />
Kaisers?<br />
Sat.1<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Im<br />
Namen der Gerechtigkeit –Wir kämpfenfür Sie!<br />
11.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz<br />
13.00 Anwälte im Einsatz 14.00 AufStreife<br />
15.00 AufStreife –Die Spezialisten 16.00 Klinik<br />
am Südring.Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring<br />
–Die Familienhelfer.Doku-Soap. Ein Achtjähriger<br />
will sich nicht mehr waschen und hat panische<br />
Angst vorWasser.Hängt das damit zusammen,<br />
dass er vorKurzem in eine große Pfütze gestolpert<br />
ist? 17.30 Klinik am Südring /oder Sat.1<br />
Regional-Magazine 18.00 AufStreife –Die<br />
Spezialisten 19.00 Genial daneben –das Quiz<br />
19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 111 chaotische Kollegen!<br />
Mit wemverbringen die arbeitenden<br />
Menschen fast die Hälfte des Tages? Mit<br />
den lieben Kollegen! Und dass es da<br />
nicht immer nur eitel Sonnenschein gibt,<br />
davonkann jeder ein Lied singen.<br />
22.20 Die Unglaublichsten ... Schicksale<br />
Clipshow<br />
0.45 111 chaotische Kollegen!<br />
2.15 Auf Streife –Die Spezialisten<br />
2.55 Auf Streife –Die Spezialisten<br />
3.40 Auf Streife –Die Spezialisten<br />
4.25 Auf Streife<br />
WDR<br />
13.55 (für HG) Hogräfer packt’san14.25 (für<br />
HG) Um Himmels Willen 16.00 (für HG) WDR<br />
aktuell 16.15 Hier und heute 18.00 (für HG)<br />
WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG)<br />
Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Markt 21.00 (für HG) Könnes<br />
kämpft 21.45 (für HG) WDR aktuell 22.10 (für<br />
HG) Kritisch Reisen 22.55 (für HG) Deutschland<br />
im Kalten Krieg 23.40 (für HG) Die Böhms –Architektur<br />
einer Familie. Dokumentarfilm, D2014<br />
1.00 (für HG) maischberger.die woche<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />
Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />
die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) Wiegeht<br />
das? 18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Der<br />
Blaue Planet 21.45 (für HG) NDR Info 22.00 (für<br />
HG) Großstadtrevier –Eine Serie zieht um 22.45<br />
(für HG) extra 3 23.15 (für HG) Zapp 23.45 (für<br />
HG) 7Tage... 0.15 Kümo Henriette<br />
Kabel eins<br />
5.55 (für HG) Castle 6.40 (für HG) The Mentalist<br />
7.35 (für HG) Navy CIS: L.A. 8.35 Navy CIS 9.30<br />
Blue Bloods 11.15 Numb3rs 12.10 (für HG)<br />
Castle 13.05 (für HG) Castle 14.05 (für HG) The<br />
Mentalist 15.00 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50<br />
kabel eins news 16.00 Navy CIS 16.55<br />
Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein<br />
Lokal –Der Profi kommt 18.55 Achtung<br />
Kontrolle! Wirkümmernuns drum 20.15 (für HG)<br />
Mrs. Doubtfire –Das stacheligeKindermädchen.<br />
Komödie, USA 1993 22.50 (für HG) Die<br />
Wutprobe. Komödie, USA 2003 0.55 Watch Me<br />
RTLZWEI<br />
5.20 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 PrivatdetektiveimEinsatz<br />
7.00 Die Straßencops –Jugend<br />
im Visier 8.00 Frauentausch 10.00 Frauentausch<br />
12.00 Frauentausch 14.00 Die Reimanns–Ein<br />
außergewöhnliches Leben 15.00 Die Reimanns<br />
–Ein außergewöhnliches Leben 16.00 Hartz und<br />
herzlich –Tag für TagBenz-Baracken 18.05 Köln<br />
50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15 Die<br />
Wollnys –Eine schrecklich große Familie! 21.15<br />
Lecker Schmecker Wollny 22.15 Lecker<br />
Schmecker Wollny 23.15 Hartz und herzlich 1.05<br />
Die Forensiker –Profis am Tatort<br />
Eurosport 1<br />
5.00 Tennis. Australian Open. Tag3,live 7.00<br />
Tennis. Australian Open. Tag3,live 9.00<br />
Matchball Becker 9.15 Tennis. Australian Open.<br />
Tag3,live 11.00 Tennis. Australian Open. Tag3,<br />
live 14.30 Matchball Becker 15.00 Spirit of<br />
Yachting 15.30 Handball. EM: Kroatien –Spanien,<br />
live 17.45 Handball. EM: Weißrussland –Österreich,<br />
live 20.00 Olympische Jugendspiele<br />
20.30 Snooker.European Masters. 1. Runde, live<br />
23.00 Nachrichten 23.10 Tennis 23.40 Tennis<br />
0.20 Nachrichten 0.25 Game, Schett &Mats<br />
TV-Tipps<br />
ARD, 20.15 UHR DRAMA<br />
Fremder Feind<br />
Das Drama erzählt die Geschichte einer zerbrochenen Familie und der<br />
Folgen dieser Tragödie.Die Hauptrolle wird von Ulrich Matthes (Foto)<br />
gespielt. Er verkörpertden Familienvater Arnold, dessen Schicksal in zwei<br />
Zeitebenen dargestellt wird: Dieerste spielt sich in der Gegenwartab, in der<br />
Arnold allein in einer Berghütte lebt. Diezweite handelt von den Monaten<br />
davor und erklärt, wie es zu diesem Einsiedlerleben kam. Das Drama beginnt<br />
an jenem Tag, an dem Arnolds Sohn Chris seinen Eltern mitteilt, dass er in<br />
wenigen Tagen in den Krieg zieht. Bald darauf passiertdas Schlimmste:Chris<br />
fällt in Afghanistan. Während sich seine Mutter in ihrer Trauer in den Alkohol<br />
flüchtet, sucht Arnold mit seinem Hund Zuflucht in einer einsamen Berghütte.Doch<br />
dortlauertihm ein Unbekannter auf, der ihn terrorisiert.<br />
(D/2018)<br />
Foto: WDR<br />
3SAT,21.05 UHR DOKUMENTATION<br />
Die kleinen Machos sind zurück<br />
Während die neue Frauenbewegung<br />
mit Verveund Elan das<br />
Patriarchat und Gewalt gegen Frauen<br />
und verurteilt, erlebt paradoxerweise<br />
der Machismo bei jungen Männern<br />
ein Comeback. Dieheutigen Teenager<br />
scheinen ihn stärker zu leben als<br />
die Generation vor ihnen. Eine groß<br />
angelegte Studie der Universität Zürich<br />
ging den Ursachen und Auswirkungen<br />
auf den Grund. So lässt sich Gewalt in<br />
Teenager-Beziehungen unter anderem<br />
mit eben jener Macho-Einstellung<br />
erklären. Junge Frauen wie Alicia<br />
berichteten, wie sie dadurch Opfer von<br />
Übergriffen wurden.<br />
(CH/2019) Foto: ZDF/SRF/RTS<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
8 9 2 4<br />
5<br />
2 3 9<br />
6 9<br />
8 5 2<br />
2 7<br />
6 4 8<br />
7<br />
1 3 6<br />
MitDIAGONALEN-schwer<br />
MIT –SCHWER<br />
3 4 5<br />
8 3<br />
1 6<br />
1 3<br />
2<br />
9<br />
2<br />
9<br />
5 7 4<br />
Auflösung<br />
AUFLÖSUNG<br />
vom VOM21.1.2020<br />
2020<br />
mittel MITTEL<br />
6 1 7 3 8 9 5 4 2<br />
5 2 9 6 4 7 1 8 3<br />
4 3 8 2 5 1 6 7 9<br />
3 5 4 9 2 6 7 1 8<br />
1 8 2 4 7 5 3 9 6<br />
7 9 6 8 1 3 2 5 4<br />
9 6 5 7 3 4 8 2 1<br />
2 4 1 5 6 8 9 3 7<br />
8 7 3 1 9 2 4 6 5<br />
AUFLÖSUNG<br />
Auflösung<br />
VOM 21. 1. 2020<br />
vom 21.1.2020<br />
schwer<br />
SCHWER<br />
2 4 8 9 7 5 1 3 6<br />
6 3 5 1 4 8 9 7 2<br />
9 7 1 2 6 3 4 8 5<br />
8 6 4 7 9 2 5 1 3<br />
3 5 2 6 8 1 7 9 4<br />
7 1 9 5 3 4 2 6 8<br />
5 2 3 8 1 9 6 4 7<br />
4 9 7 3 2 6 8 5 1<br />
1 8 6 4 5 7 3 2 9<br />
RBB<br />
5.30 (für HG) Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb<br />
7.20 (für HG) Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg<br />
aktuell 8.30 (für HG) Abendschau 9.00 (für HG)<br />
In aller Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen<br />
11.20 (für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG)<br />
Hauptstadtrevier 13.00 rbb24 13.10 (für HG)<br />
Verrückt nach Meer 14.00 (für HG) Tiere bis<br />
unters Dach 14.30 (für HG) Der Bernsteinfischer<br />
/Die rbb Reporter 15.00 Heute im Parlament<br />
16.00 (für HG) rbb24 16.15 (für HG) Gefragt–<br />
Gejagt 17.00 (für HG) rbb24 17.05 (für HG)<br />
Panda, Gorilla &Co. 17.55 (für HG) Unser<br />
Sandmännchen 18.02 rbb UM6 18.27 zibb<br />
19.30 (für HG) Abendschau /Brandenburg<br />
aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) rbb Praxis<br />
Wenn die Nierenallmählich versagen /<br />
Nasensprays: Achtung,Suchtgefahr! Bei<br />
Schnupfen sind Nasensprays ein Segen.<br />
Doch bei längerer Anwendung können sie<br />
abhängig machen.<br />
21.00 (für HG) Die Bewegungs-Docs<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) Babylon Berlin<br />
Krimiserie<br />
22.45 (für HG) Babylon Berlin<br />
23.30 (für HG) McMafia<br />
0.25 (für HG) rbb Praxis<br />
ProSieben<br />
5.15 Mom. Sitcom. Supermom 5.35 The Middle.<br />
Comedyserie 6.15 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />
Sitcom 7.35 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Sitcom 8.50 (für HG) HowIMet Your Mother.<br />
Sitcom 10.40 Mike&Molly.Sitcom. Mikekann<br />
nicht lesen 11.05 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />
Jessicas Krimi 11.35 Last Man Standing.<br />
Comedyserie. Das Geisterhaus 12.00 2Broke<br />
Girls. Sitcom. Hoffnungfür Caroline 12.30 Mom.<br />
Sitcom 13.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />
Sitcom 14.40 The Middle. Comedyserie 15.40<br />
(für HG) The Big Bang Theory. Sitcom 17.00 taff<br />
18.00 Newstime 18.10 (für HG) Die Simpsons.<br />
Zeichentrickserie.Die erste Liebe /Geächtet<br />
19.05 Galileo. Magazin<br />
20.15 The Passage –Das Erwachen<br />
Thriller-Serie.AmScheideweg/Der<br />
Tunnel. Guilder wird vomVerteidigungsminister<br />
beauftragt, alle nötigen Maßnahmen<br />
zu ergreifen, um Projekt NOAH für<br />
das Militär brauchbar zu machen.<br />
22.10 The Passage –Das Erwachen<br />
Thriller-Serie. Das Elizabeth-Protokoll /<br />
Die letzte Lektion<br />
23.55 The Girl with All the Gifts<br />
Horrorfilm, GB/USA2016<br />
1.55 Mother’s Day<br />
Thriller,USA 2010. Mit Jaime King<br />
Arte<br />
11.00 Die WinzlingeinfreierWildbahn 11.45<br />
Medizin in fernen Ländern 12.15 Re: 12.50 Arte<br />
Journal 13.00 Stadt Land Kunst 13.45 Chocolat<br />
... Ein kleiner Biss genügt. Romanze, USA/GB<br />
2000 16.05 Big Pacific 16.50 (für HG) Xenius<br />
17.20 Medizin in fernen Ländern 17.50 (für HG)<br />
Wüste Wurzeln, starkeStämme 18.30 (für HG)<br />
Geheimnisvolle Eichhörnchen 19.20 Arte Journal<br />
19.40 Re: 20.15 Das kalte Herz. Fantasyfilm, D<br />
2016 22.05 Asterix &Co. 23.00 (für HG) Die<br />
Tochter des Brunnenbauers. Drama, F1940 1.25<br />
(für HG) Um jedenPreis. Drama, DK/D 2014<br />
3Sat<br />
10.15 (für HG) Anne Will 11.15 (für HG) Promi,<br />
Playboy, frommer Pilger 11.45 (für HG) Liebe trotz<br />
aller Unterschiede 12.30 Schweizweit 13.00 (für<br />
HG) ZIB 13.20 Oman 14.05 Marokko 14.50 (für<br />
HG) Basare der Welt 17.00 Der Duft des Orient<br />
17.45 Jordanien 18.30 nano 19.00 (für HG)<br />
heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 Bedrängt. Bedroht.<br />
Geschlagen 21.05 Die kleinen Machossind<br />
zurück 22.00 (für HG) ZIB 2 22.25 (für HG)<br />
Rosannas Tochter.Drama, D2010 23.55 (für<br />
HG) Das Leid der Welpen 0.25 10 vor10<br />
Phoenix<br />
9.00 phoenix vorort 9.30 Handelskriege 10.00<br />
phoenix vorort 10.30 Pulverfass Libyen 11.15<br />
Steckbrief Hamburg 12.00 phoenix vorort 12.45<br />
Antisemitismus in Deutschland 13.30 Armes<br />
Deutschland? 14.00 phoenix vorort 14.45 VR<br />
–schöne Welt 16.00 Korruption und Wohnungsbau<br />
16.45 Amazon 17.30 phoenix der tag<br />
18.00 Die Macht der Treibhausgase 18.30 (für<br />
HG) Der Rhein 20.00 (für HG) Tagesschau 20.15<br />
Geheimnisvolle Orte 21.45 (für HG) Wenn das<br />
Geld nicht reicht 22.15 Phoenix Runde 23.00<br />
phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />
Kika<br />
13.20 Mirette ermittelt 13.40 (für HG) Die<br />
Pfefferkörner 14.10 (für HG) Schloss Einstein –<br />
Erfurt 15.00 Trio –Cybergold 15.50 Max &<br />
Maestro 16.00 Die Abenteuerdes jungen Marco<br />
Polo 16.50 (für HG) Peter Pan 17.35 (für HG)<br />
Der kleine Prinz 18.00 Shaun das Schaf 18.15<br />
(für HG) Ritter Rost 18.40 Wolkenkinder 18.47<br />
Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />
(für HG) Wickie und die starken Männer 19.25<br />
(für HG) Anna und die wilden Tiere 19.50 (für<br />
HG) logo! 20.00 (für HG) Kika Live 20.10 Die<br />
Jungs-WG 20.35 Die Mädchen-WG<br />
Dmax<br />
6.50 Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20<br />
Auction Hunters 9.50 Infomercial 10.15 House<br />
Hunters 10.45 Die Abräumer 11.15 Border<br />
Control 12.15 SteelBuddies 13.15 Railroad<br />
Alaska 14.15 Die Schatzsucher –Goldrausch in<br />
Alaska 16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15<br />
Steel Buddies 18.15 Asphalt-Cowboys 19.15 A2<br />
–AbenteuerAutobahn 20.15 Die Schatzsucher<br />
–Goldrausch in Alaska 22.15 Undercover<br />
Billionaire 23.10 DMAX News 23.15 Undercover<br />
Billionaire 0.10 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ARD-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrich<br />
ten 9.15 Liebe mit Handycap 10.00 Tagesschau<br />
Nachrichten 10.15 Brustkrebs –Was tun?<br />
Vorsorgeund Therapie 11.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 19.15 Markt 20.00<br />
Tagesschau 20.15 Fakt 20.45 Panorama 3<br />
21.15 Tagesschau 21.17 Fakt ist! 22.15 Markt<br />
23.00 Tagesthemen 23.30 Kontrovers –das<br />
Politikmagazin 0.15 defacto 1.00 Nachtmagazin<br />
1.20 extra 3 1.50 Extra 2.00 Tagesschau 2.02<br />
Abendschau 2.30 MDR Sachsen-Anhalt Heute<br />
3.00 Tagesschau 3.02 Aktuelle Stunde<br />
ONE<br />
6.50 Brisant 7.30 Mein Nachbar,sein Dackel &<br />
ich. Komödie, D2009 8.55 Brisant 9.35<br />
Bezaubernde Jeannie 10.00 Bezaubernde<br />
Jeannie 10.25 Lindenstraße 10.55 Hollywood’s<br />
Best Film Directors 11.25 Sturmder Liebe 12.1<br />
Sturmder Liebe 13.00 Sportschau. Eiskunstlauf<br />
EM: Kurzprogramm Herren, live 16.30 Hartaber<br />
herzlich 17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber<br />
herzlich 18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmde<br />
Liebe 20.15 Agatha Christies Marple: Das<br />
SterbeninWychwood. Krimireihe,GB2009<br />
21.50 Alfred Hitchcock präsentiert: Galgenfrist<br />
22.15 Sportschau. Eiskunstlauf EM 0.15 Agatha<br />
Christies Marple: Das SterbeninWychwood<br />
ZDF NEO<br />
6.35 (für HG) Expedition ins ewigeEis 7.20 (für<br />
HG) Drama im ewigen Eis 8.05 Topfgeldjäger<br />
8.55 (für HG) Lafer!Lichter!Lecker! 9.40 (für HG<br />
Bares für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares<br />
11.25 Dinner Date 12.15 (für HG) Monk 12.55<br />
(für HG) Monk 13.35 Psych 14.15 Psych 14.55<br />
(für HG) Monk 15.35 (für HG) Monk 16.20<br />
Psych 17.00 Psych 17.40 (für HG) Bares für<br />
Rares 18.35 Dinner Date 19.20 (für HG) Bares<br />
für Rares 20.15 (für HG) Wilsberg: Der Betreuer.<br />
Krimireihe,D2016 21.45 (für HG) Wilsberg: Die<br />
fünfte Gewalt. Krimireihe, D2017 23.15 Dawn o<br />
the Dead. Horrorfilm, USA 2004 0.50 (für HG)<br />
Wilsberg: Der Betreuer.Krimireihe, D2016<br />
ZDF INFO<br />
6.00 UFOs Declassified 6.45 Geheimnisse der<br />
Geschichte 7.30 Das Nevada-Dreieck 8.13<br />
heute Xpress 8.15 Täterjagd 9.00 Täterjagd 9.4<br />
Täterjagd 10.30 Täterjagd 11.15 Täterjagd<br />
12.00 Ermittler! 12.30 Ermittler! 13.00<br />
ZDF-History 13.45 Die schwerstenUnglückeder<br />
DDR 14.45 Die schwersten Unglückeder DDR<br />
15.45 ZDF-History 16.30 Damals nach der DDR<br />
17.15 Damals nach der DDR 18.00 Damals<br />
nach der DDR 18.45 Teheran extrem 19.30 Der<br />
Schattengeneral 20.15 Die Kurden 21.00<br />
Syriens Herrscher 21.45 Syriens Herrscher 22.3<br />
Syriens Herrscher 23.15 Inside IS 0.00 Wurzeln<br />
des Bösen 0.45 ZDF-History<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Opernführer Ralph Benatzky: Im weißen Rössl /<br />
Bezauberndes Fräulein, ca. 56 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Konzert National ConcertHall, Dublin, RTÉ<br />
National SymphonyOrchestra: Brian Boydell „In<br />
memoriam Mahatma Gandhi“ /Ina Boyle „Elegy<br />
für Violoncello und Orchester/Charles Villiers<br />
Stanford, Sinfonie Nr.3(„Irische“), ca. 87 Min.<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Alte Musik Spezial „Innsbruck, ich muss dich<br />
lassen“ –DeutschsprachigeLieder der<br />
Renaissance, ca. 56 Min.<br />
21.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Alte Musik In goldenem Glanz: Musik am Hofe<br />
Karls V. VonEva Blaskewitz, ca. 30 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Rohstoff (3/20). VonJörg Fauser /<br />
Gelesen vonLars Eidinger,ca. 30 Min.<br />
20.30 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Lesezeit Christiane Neudecker liest aus ihrem<br />
Roman „Der Gott der Stadt“ (2/2), ca. 30 Min.<br />
22.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Hörspiel Dreileben. Ein Hörspiel über das<br />
Sterben. VonGernot Grünewald /Mit: Marie<br />
Seiser,Cornelia Dörru.a., ca. 57 Min.<br />
22.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Feature Zum 70. Jahrestag der Befreiungvon<br />
Auschwitz –Geschichtenvom Überleben. Von<br />
Marc O. Dreher, ca.56Min.<br />
MAGAZIN<br />
18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Weltzeit Gemeinsam gegendie Dürre: Indiens<br />
Landwirtschaft in der Krise. VonNicole Graaf.<br />
Moderation: Isabella Kolar,ca. 30 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin Sanfter streiten–Konflikte lösen<br />
durch Mediation. Momentaufnahmen vonCarme<br />
Gräf, ca. 26 Min.<br />
19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen „Ich hatte keine Privatsphäre“:<br />
Rückblick auf ein Korrespondentenleben in der<br />
DDR. VonDieterBub,ca. 55 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Querköpfe Die Comedienne Maria Vollmer –Von<br />
Budapester Beinscherenzur Tupper-Technik. Ein<br />
Porträt vonAnja Buchmann, ca. 55 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Der US-amerikanische Songwriter,<br />
Gitarrist und Produzent JoeHenry. Mit Susanne<br />
Papawassiliu, ca. 30 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 18 · M ittwoch, 22. Januar 2020 – S eite 28<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Prinz Harry (35) ist wieder in den Kreis<br />
seiner Familie zurückgekehrt, was<br />
nach denWirren der letztenWochen<br />
heißt: nach Kanada zu seiner Frau<br />
Meghan (38) und seinem Sohn Archie.InEngland<br />
hat der junge Mann<br />
zwar auch noch Familie,aber da läuft<br />
gerade ein Prozess der mehr oder weniger<br />
geregelten Entfremdung –das<br />
britische Königshaus ließ uns,die<br />
Weltöffentlichkeit, freundlicherweise<br />
daran teilnehmen.Wieauch immer:<br />
Harryist per Flugzeug also aufVancouver<br />
Island eingeschwebt, wo ihn<br />
Meghan und Archie bereits erwarteten.<br />
DiePazifikinsel zeichnet sich unter<br />
anderem durch ihr für kanadische<br />
Verhältnisse ausgesprochen mildes<br />
Klima aus und ist mit 20 Menschen<br />
proQuadratkilometer auch recht<br />
dünn besiedelt. Einidealer Ort, gewissermaßen<br />
der Nullpunkt für society-und<br />
blitzlichtmüde,kleinfamilienselige<br />
Quasi-Ex-Royals.<br />
UweOchsenknecht (64) verrät uns einen<br />
todsicheren Trick, mit dem wir<br />
verhindernkönnen sollen, dass wir<br />
uns in einer Beziehung auseinanderleben.„Ich<br />
muss mir die einfache<br />
Frage stellen: Hätte ich meinen Partner,wie<br />
ich ihn jetzt behandele,auch<br />
so am Tagdes Kennenlernens behandelt?Viele<br />
müssten das vermutlich<br />
verneinen“, erklärte der zum zweiten<br />
Malverheiratete Schauspieler jetzt<br />
der Augsburger Allgemeinen. Puh,<br />
ganz schön anstrengend.<br />
Joaquin Phoenix (45) nimmt als<br />
Schauspieler jede Anstrengung auf<br />
sich, zuletzt verwandelte er sich in<br />
den beeindruckenden Erzbösewicht<br />
Joker.Doch auch jenseits des Filmgeschäfts<br />
setzt Phoenix starke Akzente:<br />
Unlängst nahm er in Los Angeles<br />
an einer sogenannten<br />
Schweine-Wache teil<br />
und spritzte durch die<br />
Öffnungen eines LastwagensWasser<br />
auf<br />
die dicht gedrängten<br />
Schweineschnauzen.<br />
Derüberzeugte<br />
Veganer weiß ganz<br />
genau:„Wer Fleisch<br />
isst und Leder trägt,<br />
unterstützt Tierquälerei.“<br />
(schl.)<br />
Hat ein großes Herz für<br />
geschundene Kreaturen.<br />
AFP/JEAN-BAPTISTE LACROIX<br />
TIERE<br />
Gebeutelt: Das junge Känguruerlitt<br />
Verbrennungen dritten Grades. DPA<br />
Sind seit kurzem Elterneines Sohnes: Shinjiro Koizumi will seiner Frau Christel Takigawa bei der Kinderbetreuung helfen.<br />
Eine kleine Sensation<br />
Japans Umweltminister nimmt zwei Wochen Elternzeit–das machtihn in seiner Heimat zummodernen Mann<br />
VonFelix Lill, Tokio<br />
Die Notiz aus den japanischen<br />
Nachrichtenagenturen<br />
hätte auch als<br />
Scherz durchgehen können:<br />
„ShinjiroKoizumi wirdinVaterschaftsurlaub<br />
gehen.“ Ein Emporkömmling<br />
der konservativen Regierungspartei<br />
und Sohn eines ehemaligen<br />
Premierministers will seinem<br />
Jobfernbleiben, damit er sich um die<br />
Familie kümmernkann? Dann sagte<br />
der 38-jährige Politiker auch noch:<br />
„Die Zahl Offizieller,die in Elternzeit<br />
gehen, wird nicht steigen, solange<br />
die Regierung nicht bloß Regulierungen<br />
des Arbeitsmarkts ändert,<br />
sondern auch die Arbeitsatmosphäre.“Daher<br />
gehe er,Japans Umweltminister,<br />
nun mit gutem Beispiel<br />
voran.<br />
Die Bevölkerung schrumpft<br />
Ein Top-Politiker geht in Elternzeit.<br />
In den meisten Ländern der Welt<br />
wäredies der Rede wert.InJapan, wo<br />
Staat und Gesellschaft das Kinderkriegen<br />
bisher kaum unterstützen,<br />
ist es eine Sensation. Zwar werde<br />
Shinjiro Koizumi seine „öffentlichen<br />
Pflichten und Krisenmanagement<br />
priorisieren“ und „wichtige öffentliche<br />
Aktivitäten“ wie Kabinettsversammlungen<br />
nicht auslassen, wie er<br />
nun doch noch betonte. Einiges<br />
werde er zudem vom Homeoffice<br />
und durch Telearbeit erledigen. Dennoch:<br />
In seinem Land könnte Koizumi<br />
für einen Ruck sorgen.<br />
Gender Gap: Seit langem<br />
plagt Japan noch mehr als<br />
andere Industriestaaten eine<br />
ungleiche Behandlung der<br />
Geschlechter.Bei internationalen<br />
Vergleichen in diesem<br />
Bereich landet das Land notorisch<br />
auf hinteren Rängen.<br />
Frauen sind in Japan in der Regel<br />
zwar ähnlich gut ausgebildet wie<br />
Männer. Weil auf dem Arbeitsmarkt<br />
eine Schwangerschaft aber bisher wie<br />
ein Karriere-Aus wirkt, schrecken<br />
viele Frauen vor dem Kinderkriegen<br />
zurück. Auch deshalb ist Japans Geburtenrate<br />
noch etwas niedriger als<br />
die in Deutschland. Die Bevölkerung<br />
schrumpft seit Jahren, was auf dem<br />
Arbeitsmarkt mittlerweile zu erheblichen<br />
Engpässen führt.<br />
Um eine familienfreundlichere<br />
Arbeitswelt zu schaffen, hat sich Japans<br />
Regierung über die letzten<br />
JahreinReformen versucht, doch die<br />
Auswirkungen bleiben spärlich. Obwohl<br />
angestellte Väter gesetzlichen<br />
Anspruch auf Elternzeit hätten, machen<br />
nur sechs Prozent davon Gebrauch.<br />
Vondieser Minderheit wiederum<br />
verlässt ein Drittel seinen Arbeitsplatz<br />
für nicht einmal fünf Tage.<br />
DIE ARBEITGEBER BLOCKIEREN<br />
Platz 121: Der Gender Gap<br />
Reportdes WorldEconomic<br />
Forum, der den Zugang zu<br />
Lebensbereichen wie Politik,<br />
Arbeitsmarkt und Bildung für<br />
Männer und Frauen analysiert,<br />
stuft Japan von153<br />
Ländernauf Platz 121 ein.<br />
Der Wille ist da: Umfragen<br />
zeigen immer wieder,dass<br />
knapp acht vonzehn japanischen<br />
VäterngernElternzeit<br />
nehmen würden. Meist sei<br />
es der Arbeitgeber,der diesen<br />
Plan am Ende doch zunichtemache.<br />
Schuld und Verzweiflung<br />
IMAGO IMAGES<br />
Als Chef des Umweltministeriums<br />
kann Koizumi selbst entscheiden.<br />
Es ist nicht das erste Mal, dass<br />
der 38-jährige, der mit der bekannten<br />
TV-Moderatorin Christel Takigawa<br />
verheiratet ist, mit forschen<br />
Entschlüssen auffällt. So ließ er –entgegen<br />
der Meinung des atomenergiefreundlichen<br />
Premierministers<br />
Shinzo Abe –verlautbaren, er würde<br />
am liebsten alle Atomreaktoren im<br />
Land abreißen. Angesichts der Katastrophe<br />
von Fukushima ließ diese<br />
bei der Bevölkerung populäre Meinung<br />
aufhorchen. Nunwill der drittjüngste<br />
Minister in Japans Nachkriegsgeschichte<br />
die Familienpolitik<br />
modernisieren.<br />
Dabei ist Koizumi streng genommen<br />
nicht sonderlich fortschrittlich.<br />
Angesichts der schon seit Jahrzehnten<br />
niedrigen Geburtenrate und der<br />
noch immer langsam voranschreitenden<br />
Aufweichung traditioneller<br />
Geschlechterrollen sprach die Regierung,<br />
der er selbst angehört, letzten<br />
Monat eine Empfehlung an alle<br />
männlichen Beamten aus: Diese<br />
mögen doch zumindest für einen<br />
Monat in Elternzeit gehen. Koizumi<br />
aber will nur zwei Wochen lang mit<br />
seinem Sohn daheimbleiben, also<br />
nur knapp die Hälfte der von ihm<br />
mitempfohlenen Zeit. Statt ihn für<br />
seinen Mutzuloben, könnte er in Japan<br />
also auch kritisiertwerden.<br />
Stillen als Karrierekiller<br />
Aber der Entschluss sorgt für positive<br />
Überraschung, weil in der Riege etablierter<br />
Politiker oft ganz andere<br />
Töne an der Tagesordnung sind. Besonders<br />
Koizumis Liberaldemokratische<br />
Partei (LDP) fällt immer wieder<br />
mit rückwärtsgewandten Haltungen<br />
auf. 2017 wurde im LDP-dominierten<br />
Stadtrat vonKumamoto im Südwesten<br />
des Landes eine Abgeordnete<br />
der Kammer verwiesen, weil sie in<br />
der Plenarsitzung ihr sieben Monate<br />
altes Kind gestillt hatte.Ein Jahr später<br />
warf man dieselbe Politikerin erneut<br />
raus,weil sie einen Hustenbonbon<br />
lutschte, während sie sprach.<br />
Kritiker witterten eine Kampagne,<br />
um diese Frau und weitere, die Elternschaft<br />
und Politik vereinbaren<br />
wollen, einfach rauszuekeln.<br />
Etablierte Sichtweisen, die Koizumi<br />
nun herausfordert. Immerhin:<br />
Eine Umfrage zeigt, dass die Mehrheit<br />
der Japaner hinter Koizumis Elternzeit-Entscheidung<br />
steht.<br />
Voreinem Jahr starb der zweijährige Julen in einem Bohrloch bei Málaga. Jetzt wurde der Finca-Besitzer verurteilt<br />
Isolierte Familie: Kinder<br />
waren „psychisch gefangen“<br />
EinVater,der mit seiner Familie isoliertauf<br />
einem niederländischen<br />
Bauernhof lebte,hat der Anklage zufolge<br />
seine sechs Kinder über Jahre<br />
hinweg misshandelt. DerNiederländer<br />
Gerrit Janvan D. (67) habe sie<br />
neun Jahrelang „psychisch gefangen<br />
gehalten“, erklärte Staatsanwältin<br />
Diana Roggen am Dienstag in Assen<br />
vorGericht.„Es sind Straftaten gegen<br />
Kinder in einer extrem abhängigen<br />
Situation.“ GutdreiMonate nach<br />
Entdeckung der Familie auf dem Hof<br />
im ostniederländischen DorfRuinerwold<br />
wurde der bizarreFall jetzt<br />
erstmals dem Gericht vorgelegt. Der<br />
Vater sowie der Österreicher Josef B.<br />
(58), der den Hofgemietet hatte,<br />
werden der Freiheitsberaubung und<br />
Geldwäsche beschuldigt. (dpa)<br />
Weltkriegsbombe in Köln<br />
erfolgreich entschärft<br />
Für die Entschärfung einer Weltkriegsbombe<br />
sind in Köln Züge gestoppt<br />
und Fernsehsendungen von<br />
der Straße aus moderiertworden.<br />
Rund 10 000 Beschäftigte mussten<br />
am Dienstag ihreArbeitsplätzeverlassen<br />
–oder sie blieben gleich im<br />
Homeoffice.Die am Montag bei<br />
Bauarbeiten entdeckte Bombe lag<br />
am rechten Rheinufer in einer Gegend<br />
mit vielen Firmenzentralen –<br />
eine davon war das Sendezentrum<br />
vonRTL. DerSender n-tv sendete als<br />
Folge der Evakuierung „Open Air“<br />
vomRheinufer.Auch der Bahnverkehr<br />
war beeinträchtigt. Am Mittag<br />
wurde die Bombe binnen 25 Minuten<br />
unschädlich gemacht. (dpa)<br />
Paris: Chanel präsentiert<br />
eine neue Schlichtheit<br />
Kein Schmuck, keine Taschen: Die Kollektion<br />
wirkte sehr zurückgenommen. AFP<br />
Unter der Kuppel des Pariser Grand<br />
Palais warenWäscheleinen gespannt,<br />
an denen weiße Tischtücher hingen.<br />
In der Mitte ein Gemüsegarten und<br />
ein Brunnen. DasSetting der Haute-<br />
Couture-Showvon Chanel am Dienstag<br />
sollte an den Klostergarten der<br />
Abtei Aubazine erinnern, in deren<br />
Waisenheim Coco Chanel (1883 –<br />
1971) ihreJugend verbrachte.Fast ein<br />
Jahr nach demTodvon Karl Lagerfeld<br />
kehrtseine Nachfolgerin Virginie Viard(58)<br />
zu den Ursprüngen des Modeimperiums<br />
zurück und propagiert<br />
eine neue Schlichtheit. (dpa)<br />
Über das Leid der Tiere in den Brandgebieten<br />
Australiens kann man gar<br />
nicht oft genug berichten. Nehmen<br />
wir dieses verwaiste Östliche Graue<br />
Riesenkängurunamens Qantas.Die<br />
Pfoten vonden Buschfeuernverbrannt,<br />
darfsich Qantas nun bei der<br />
Tierschutzorganisation WiresinSydney<br />
versorgen und pflegen lassen –<br />
und endlich aufatmen. Derweil warnen<br />
Wetterexperten voreiner Rückkehr<br />
der Hitzeund neuen Bränden in<br />
Australien. Um die betroffenen Tiere<br />
zu versorgen, wollen Helfer wieder<br />
Futter aus der Luft abwerfen. Am<br />
Dienstag startete im Bundesstaat<br />
Victoria ein Kontrollflug, der zeigen<br />
sollte,woKarotten und Süßkartoffeln<br />
am nötigsten sind. (avo.)<br />
VonMartin Dahms, Madrid<br />
Die Männer, sosieht es aus, haben<br />
sich versöhnt. Eine Reporterin<br />
von ElPaís beobachtet, wie sie<br />
sich vor Prozessbeginn unterhalten<br />
und dann gemeinsam das Provinzgericht<br />
in Málaga betreten. Einer der<br />
beiden ist der Kläger, der andere der<br />
Beklagte. Seit Jahrzehnten waren sie<br />
gute Freunde.Bis sie Julens Todauseinanderbrachte.Nach<br />
vielen Monaten<br />
der Verständnislosigkeit können<br />
sie sich wieder in die Augen schauen.<br />
Am Dienstag sollte vor dem Gericht<br />
in Málaga der Strafprozess in<br />
Sachen Julen beginnen. Sechs Verhandlungstage<br />
waren dafür angesetzt,<br />
doch er war nach einer Stunde<br />
beendet. DerRichter verkündete das<br />
Urteil, auf das sich Anklage und Verteidigung<br />
am Tagzuvor für den Beschuldigten<br />
geeinigt hatten: ein Jahr<br />
Haft auf Bewährung, 180 000 Euro<br />
Schmerzensgeld für die Eltern von<br />
Julen und eine weitere Zahlung von<br />
gut 660 000 Euro für die Kosten, die<br />
jenes Unglück vor einem Jahr verursachte.<br />
Die Justiz hat gesprochen.<br />
DieWunden bleiben.<br />
Dieser Fall hatte Spanien vor einem<br />
Jahr fast zwei Wochen lang in<br />
Atem gehalten. Im Dezember 2018<br />
hatte sich der 36-jährige Beklagte<br />
und nun Verurteilte ein Wiesengrundstück<br />
im Bergland vonTotalán<br />
nahe Málaga gekauft. Ein paar Wochen<br />
später, am13. Januar, luden er<br />
und seine Frau ein befreundetes<br />
Ehepaar zu einem Paella-Essen auf<br />
dem Grundstück ein. Die Gastgeber<br />
brachten ihre gut zwei Jahre alte<br />
Tochter mit und die Gäste ihren etwa<br />
gleichaltrigen Sohn, Julen. DerJunge<br />
lief über das Gelände,sein Vater und<br />
die Mutter des Gastgebers hatten ihn<br />
im Blick. Plötzlich verschwand er.<br />
Julen war in ein Bohrloch gefallen.<br />
Er steckte in mehr als 70 Meter<br />
Tiefe fest. Über ihm waren Sand und<br />
Gestein nachgerutscht, aber möglicherweise<br />
lebte er noch. Eine fieberhafte<br />
Rettungsaktion begann. Nach<br />
zwölfeinhalb Tagen fand man die<br />
Leiche des Jungen. Die Autopsie ergab,<br />
dass er sich beim Hinabrutschen<br />
zweimal den Kopf an Steinen<br />
in der Bohrlochwand angeschlagen<br />
hatte und kurzdarauf gestorben war.<br />
Der Versuch, ihn zu retten, war von<br />
vornherein vergeblich gewesen.<br />
Die Schuld für dieses Unglück<br />
fällt nach dem Urteil vom Dienstag<br />
auf den 36-jährigen Besitzer des Geländes.<br />
Erhatte kurz nach dem Kauf<br />
einen Brunnenbohrer kommen lassen.<br />
Nach erfolgloser Bohrung wurde<br />
das Loch mit einem Stein verschlossen.<br />
Am Tag, als Julen abstürzte, war<br />
das Loch aber ungesichert. „Verflucht<br />
sei der Morgen, an dem ich an<br />
jenem Tagaufstand“, sagte der nun<br />
verurteilte Finca-Besitzer vor wenigen<br />
Tagen in einem Interview. Seit<br />
damals lebe er mit „einer Mischung<br />
aus Schuld und Verzweiflung“.<br />
BabyinPolen kommt mit<br />
über drei Promille zur Welt<br />
EinBabyist in Polen mit mehr als drei<br />
Promille im Blut und schweren genetischen<br />
Fehlbildungen zurWelt gekommen<br />
und gut dreiWochen nach<br />
der Geburtgestorben. DasFrühchen<br />
wurde nach Medienberichten am 23.<br />
Dezember in einem Krankenhaus bei<br />
Warschau geboren.„Sowohl die 44-<br />
jährige Mutter als auch das Neugeborene<br />
hatten mehr als 3,2 Promille Alkohol<br />
im Blut“, so ein Sprecher der<br />
Staatsanwaltschaft. Gegen die Mutter<br />
wurde zunächst wegen schwerer<br />
Körperverletzung ermittelt. Eine Obduktion<br />
soll nun Klarheit über die<br />
genaue Todesursache bringen. (dpa)