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RECHT<br />
Die wichtigsten<br />
SEITE17<br />
Urteile der Woche BERLINER KURIER, Dienstag, 28. Januar 2020<br />
Haftung in der<br />
Waschstraße<br />
Der Motor ist aus, das Auto<br />
steht: In manchen Waschstraßen<br />
werden Fahrzeuge<br />
wie Gegenstände auf einem<br />
Förderband transportiert.<br />
Passiert dabei ein Unfall,<br />
haftet der betroffene Halter<br />
nicht aufgrund der Betriebsgefahr<br />
seines Autos.<br />
Das zeigt ein rechtskräftiges<br />
Urteil des Oberlandesgerichts<br />
(OLG) Koblenz.<br />
Im konkreten Fall war ein<br />
Mann mit seinem Wagen<br />
auf dem Förderband einer<br />
automatisiertenWaschstraße<br />
unterwegs.Plötzlich<br />
blieb das Auto vor ihm<br />
stehen, weilsich eine der<br />
Transportrollen unter dem<br />
Hinterrad des Wagens<br />
durchgezogen hatte –das<br />
Auto konnte dadurch nicht<br />
mehr vorwärtsgezogen<br />
werden. Der Mann im hinteren<br />
Auto stoppte nun<br />
auch die Bewegung seines<br />
Autos, um nicht aufzufahren.<br />
Allerdings drückte<br />
sich daraufhin die Gebläsetrocknung<br />
auf das Heck<br />
seines Wagens und beschädigte<br />
dieses.<br />
Auch in Waschstraßen können<br />
Unfälle passieren.<br />
Wechsel der<br />
Versicherung<br />
Rentner, die in die Pflichtversicherung<br />
der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung<br />
wechseln wollen, sollten<br />
die zuständige Krankenkasse<br />
bitten, ihre Vorversicherungszeit<br />
zu prüfen. Das rät<br />
die Deutsche Rentenversicherung<br />
Bund. Denn nur<br />
bei Neurentnern prüft die<br />
Krankenkasse automatisch<br />
die Vorversicherungszeit,<br />
wenn der Rentenantrag gestellt<br />
wird. Wer bereits als<br />
Rentner bei einer gesetzlichen<br />
Krankenkasse versichert<br />
ist, kann dort einen<br />
formlosen Antrag stellen.<br />
Privat krankenversicherten<br />
Rentnern rät die Deutsche<br />
Rentenversicherung, sich<br />
an ihre letzte gesetzliche<br />
Krankenkasse zu wenden.<br />
Rentner, die bislang freiwillig<br />
gesetzlich krankenversichert<br />
sind, können in die<br />
Pflichtversicherung wechseln,<br />
wenn sie die Voraussetzungen<br />
erfüllen.<br />
Foto: imago/Arnulf Hettrich<br />
Foto: imago/Westend61<br />
Wenn Brautpaare<br />
Staatsangehörige<br />
unterschiedlicher Länder<br />
sind, spielt auch<br />
ausländisches Recht<br />
eine Rolle.<br />
Liebe<br />
überwindet Grenzen<br />
Wenn Partner aus unterschiedlichen Ländern heiraten, sind einige Fragen zu klären –<br />
und besondereUnterlagen vorzulegen<br />
Im Alltag mag es selten eine<br />
Rolle spielen, welche Staatsangehörigkeit<br />
Partner haben.<br />
Wer sich offiziell binden<br />
möchte, hat es aber mit einigen<br />
Besonderheiten zu tun,<br />
denn dann gilt nicht nur das<br />
deutsche Eherecht.<br />
Wenn ein Paar mit unterschiedlichen<br />
Staatsangehörigkeiten<br />
heiratet, muss die Behörde<br />
nach diesen beiden Rechtsordnungen<br />
prüfen, ob<br />
Eheverbote vorliegen<br />
und ob der Ausländer<br />
in seinem Land überhaupt<br />
heiraten dürfte.<br />
Wenn dies nach dem<br />
Auch strengere<br />
Vorschriften aus<br />
dem Ausland<br />
gelten<br />
Heimatrecht eines<br />
Partners nicht erlaubt ist, darf<br />
das Paar auch in einem deutschen<br />
Rathaus nicht verheiratet<br />
werden.<br />
Das kann zum Beispiel der<br />
Fall sein, wenn die Verlobten<br />
zu nah miteinander verwandt<br />
sind. Weil deutsche Standesbeamte<br />
das fremde Recht nicht<br />
unbedingt kennen, muss der<br />
Ausländer ein Ehefähigkeitszeugnis<br />
beibringen. Darin bescheinigen<br />
Beamte des Heimatstaates,<br />
dass der Eheschließung<br />
nach ausländischem Recht<br />
nichts entgegensteht. Wenn das<br />
Herkunftsland kein Zeugnis<br />
ausstellt, prüft die Landesjustizverwaltung<br />
das fremde<br />
Recht, erklärt Frank Müsken,<br />
Leiter des Standesamtes der<br />
Stadt Kassel.<br />
Eine Ausnahme gilt für Menschen,<br />
die neben dem deutschen<br />
auch einen ausländischen<br />
Pass haben,<br />
und für gleichgeschlechtliche<br />
Paare.<br />
Sie brauchen weder<br />
Ehefähigkeitszeugnis<br />
noch Befreiung. Für sie<br />
gilt ohnehin unabhängig von<br />
der Staatsangehörigkeit deutsches<br />
Eherecht.<br />
Neben dem Ehefähigkeitszeugnis<br />
benötigt das Standesamt<br />
von jedem Partner einen<br />
Geburtsnachweis und einen<br />
Identitätsnachweis, also Personalausweis<br />
oder Reisepass.<br />
Wenn ein Ehepartner schon<br />
einmal verheiratet war, muss er<br />
beweisen, dass die vorherige<br />
Ehe nicht mehr besteht. Hat<br />
das Paar schon gemeinsame<br />
Kinder, muss es außerdem deren<br />
Geburtsurkunden vorlegen.<br />
Die Vorgaben für den<br />
eigenen Fall können<br />
Paare beim zuständigen<br />
Standesamt erfragen.<br />
Nach der Trauung<br />
melden die Partner<br />
die Ehe dann beim Generalkonsulat<br />
des Heimatlandes an.<br />
Welchen Nachnamen man<br />
führt, hängt auch nach der Heirat<br />
von der Staatsangehörigkeit<br />
ab. In Ländern wie Spanien<br />
haben Ehepaare keinen gemeinsamen<br />
Ehenamen. Sofern<br />
einer der Ehepartner in<br />
Deutschland bleibt, könne man<br />
aber auch das deutsche Namensrecht<br />
wählen, sagt Marianne<br />
Andrae, pensionierte Professorin<br />
für Bürgerliches Recht<br />
an der Universität Potsdam.<br />
Doch nicht nur beim Ehenamen<br />
lohnt es sich, genauer hinzusehen.<br />
Gerade binationalen<br />
Ehepaaren empfiehlt Rechtsanwältin<br />
Christina Gehrig von<br />
Ein Ehevertrag<br />
wird dringend<br />
empfohlen<br />
der Kanzlei Hasselbach, einen<br />
Ehevertrag aufzusetzen, in dem<br />
man festlegt, welches Recht bei<br />
einer etwaigen Scheidung anwendbar<br />
sein soll.<br />
Hier wird nämlich in<br />
der Regel nicht an die<br />
Staatsangehörigkeit,<br />
sondern an den gewöhnlichen<br />
Aufenthalt<br />
des Paares angeknüpft.<br />
„Der kann sich ganz schnell ändern.<br />
Wenn man sechs Monate<br />
lang seinen Lebensmittelpunkt<br />
in einem anderen Land hat,<br />
dann ist in der Regel das Recht<br />
dieses Landes anwendbar“, betont<br />
die Kölner Familienrechtlerin.<br />
Auch wenn eine internationale<br />
Heirat komplizierter ist als<br />
die eines deutschen Paares –<br />
unmöglich ist sie nicht. Für die<br />
meisten Paare ist da, wo ein<br />
Wille beziehungsweise die Liebe<br />
ist, auch ein Weg. So ist beinahe<br />
jede dritte Ehe, die bei<br />
Frank Müsken im Standesamt<br />
der Stadt Kassel vorgenommen<br />
wird, eine internationale.<br />
Alexander Holzer