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gab Februar 2020

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10 REGION<br />

MR. LEATHER BAWÜ<br />

MARCUS KAPP – EIN MISTER ZUM ANFASSEN<br />

FOTO: M.KNAPP<br />

Marcus Kapp ist seit gut neun Monaten<br />

der amtierende Mr. Leather<br />

Baden-Württemberg und hat sich einen<br />

Namen gemacht als unprätentiöser<br />

Vertreter der Leder- und Fetischszene. Wir<br />

haben den sympathischen Lederkerl zum<br />

Halbzeit-Interview getroffen. *bjö<br />

Als Mr. Leather Baden-Württemberg<br />

2019/<strong>2020</strong> bist du nun gut neun Monate<br />

im Amt. Welche Erfahrungen hast du<br />

gesammelt?<br />

Ich kann es kaum glauben, dass seit meiner Wahl<br />

schon neun Monate vergangen sind. Das Erlebnis<br />

dieses Events kommt mir vor wie gestern, was<br />

auch daran liegt das so viele Dinge passiert<br />

sind. Und ich bin ja auch bekannt dafür, mich<br />

gerne über „Regeln“ hinwegzusetzen, so<br />

wie es in Mannheim passierte auf dem CSD.<br />

Als die Idee in mir aufkam, in Mannheim für<br />

„Vielfalt“ die Fahne zu heben und Lesben<br />

und auch Transsexuelle mit in der Fetischgruppe<br />

laufen zu lassen. Ich glaube, diese<br />

Form <strong>gab</strong> es in unserer Region noch nie.<br />

Mein Club LUGMAN war von der Idee begeistert,<br />

also wurde sie umgesetzt. Was<br />

mir natürlich mal wieder Kritik speziell<br />

aus der schwulen Szene einbrachte.<br />

Auch, dass ich als Mister Leather<br />

diesen CSD in Rubber gemischt mit<br />

Leder lief ... ein Skandal! Ich bekam<br />

Mails, bei denen ich echt dachte,<br />

wo ist denn hier die Gemeinschaft,<br />

von der alle reden? Aber<br />

das war es mir Wert, in jeder<br />

Hinsicht. Der Rückhalt war<br />

andererseits so groß, dass ich<br />

das Gemotze gut kompensieren<br />

konnte.<br />

Du gehst sehr selbstbewusst<br />

mit deiner<br />

Homosexualität und<br />

mit deinem Fetisch um –<br />

war das schon immer so? Gab es<br />

eine Art „Schlüsselerlebnis“, das dich<br />

„stark“ gemacht hat?<br />

Dieses Selbstbewusstsein hatte ich definitiv<br />

nicht immer. Der Knackpunkt lag in einer<br />

miesen Trennung, wie wir sie alle schon<br />

einmal hatten. Nur, dass mein damaliger<br />

Partner, mit dem ich einige Jahre verbracht<br />

habe, mit einem anderen Kerl durchbrannte<br />

und ich bin abends nach Hause gekommen<br />

und hatte eine leere Wohnung, in der nur<br />

noch mein damaliger Hund saß. Alles weg.<br />

Aber ich bin gestolpert und wieder aufgestanden.<br />

Daher kommen die Stärke und mein Selbstbewusstsein.<br />

Man muss sich einfach immer wieder<br />

bewusst sein, wie schnell die geregelten Bahnen<br />

außer Kraft gesetzt werden.<br />

Du fungierst als Vorbild – hattest du selber<br />

auch Vorbilder, an denen du dich orientieren<br />

konntest?<br />

Ich finde es total geil, wenn ich höre, eine Vorbildfunktion<br />

zu haben, Kerle zu animieren, sich mehr<br />

zu trauen. Ich bekomme sehr viele Mails aus der<br />

Community zu diesem Thema. Aber denkt dran:<br />

Auch ich wurde nicht in Lederwindeln geboren. Es<br />

ist ein langer Prozess dahin zu kommen, wo ich<br />

heute bin, die Gratwanderung zu perfektionieren,<br />

dass der Alltag nicht überfordert wird. Ich trage<br />

den Fetisch ja offen, aber immer so, dass sich<br />

niemand belästigt fühlt. Kombiniere den Fetisch<br />

mit Alltagsklamotten und dir steht echt nichts im<br />

Weg. Meine Vorbilder kennt bestimmt keiner mehr.<br />

Das war die Serie „Western von gestern“, diese<br />

Kerle in Cowboygear, Chaps und Cowboyboots,<br />

die mit einem Faustschlag die holde Maid vor<br />

dem sicheren Skalpieren durch die bösen Indianer<br />

retteten. Also, ich fand das erregend. Bis ich von<br />

meinen Helden irgendwann mal die Originalstimmen<br />

gehört habe (lacht)!<br />

Was würdest du jemandem empfehlen,<br />

der auf der Suche nach seiner sexuellen<br />

Orientierung und seinen Vorlieben ist und<br />

dabei mit Ängsten und Unsicherheiten zu<br />

kämpfen hat?<br />

Um sich selber zu finden, was die eigene sexuelle<br />

Orientierung betrifft: ausprobieren! Geht in die<br />

Clubs, schaut euch das Treiben an. Auf diese Art<br />

weiß man schon mal, wohin die Reise gehen wird.<br />

Am Besten ist es, einen „Verbündeten“ zu haben,<br />

der sich in der Szene auskennt und einen Fuß in<br />

der Türe hat. Das nimmt die Angst und schafft<br />

Vertrauen. Glaubt ihr etwa, ich wäre damals ohne<br />

Anstandsdame nach Mannheim ins Jail’s gegangen?<br />

Große Klappe damals und nix dahinter! Fünf<br />

Meter vor der Türe wich die große Klappe dem<br />

sterbenden Schwan! Also, immer in Begleitung<br />

diese Erfahrungen machen, am besten mit Kerlen,<br />

die selbst Erfahrung in der Fetischszene haben.<br />

Oder wendet euch an die Mister wie mich. Wir<br />

helfen, wir sind dafür da, die Community zu unterstützen<br />

und Kerle, die sich für die Fetischszene<br />

interessieren, zu informieren.<br />

Kontakt über Facebook unter Marcus Kapp,<br />

Instagram: mr.leather_badenwuerttemberg19.<br />

Das komplette Interview gibt’s auf<br />

www.mäenner.media/regional/<strong>gab</strong>

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