Berliner Zeitung 06.02.2020
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12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 31 · D onnerstag, 6. Februar 2020<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Ikea eröffnet im Spätsommer<br />
zwei kleinere Läden<br />
DerMöbelhändler Ikea kommt<br />
schneller als bislang bekannt mit einem<br />
neuen Ladenkonzept nach Berlin.<br />
In Pankowund in Potsdam sollen<br />
bis zum Spätsommer zwei kleine Läden<br />
entstehen, vonIkea „Planungsstudio“<br />
genannt. Daskündigte das<br />
Unternehmen am Mittwoch in Hofheim<br />
bei Frankfurtan. DieGeschäfte<br />
sollen nur über eine Fläche vonje<br />
500 bis 1000 Quadratmeter verfügen<br />
und nicht das volle Sortiment zeigen,<br />
sonderndie Kunden bei der Planung<br />
etwa vonKüchen oder Wandschränken<br />
unterstützen. In beiden Läden<br />
zusammen will Ikea bis zu 40 Mitarbeiter<br />
beschäftigen. Bislang hatte<br />
der Händler als Umsetzungszeitpunkt<br />
für das neue Konzept das Jahr<br />
2021 genannt. DerMöbelhändler<br />
betreibt in Berlin bereits vier große<br />
Einrichtungshäuser. (dpa)<br />
Polizei fahndet nach<br />
mutmaßlichem Sextäter<br />
EinMann soll in<br />
Reinickendorf<br />
eine 16-Jährige<br />
verfolgt und sexuell<br />
motiviert<br />
angegriffen haben.<br />
DerVorfall,<br />
den die Polizei<br />
am Mittwoch<br />
publik machte,ereignete sich bereits<br />
am 1. September vergangenen<br />
Jahres.Mit Fotos sucht die Polizei<br />
nun nach dem mutmaßlichen Täter.<br />
DerMann soll den Teenager am U-<br />
Bahnhof Paracelsus-Bad angesprochen<br />
und anschließend verfolgt<br />
und angegriffen zu haben, teilte die<br />
Polizei mit. DieJugendliche wehrte<br />
sich gegen den Angreifer und schrie<br />
um Hilfe,daraufhin flüchtete der<br />
Täter. (dpa)<br />
POLIZEI<br />
GEWINNZAHLEN<br />
Mittwoch-Lotto:<br />
13 -16-31-37-39-49<br />
Superzahl: 7<br />
Spiel 77: 9567030<br />
Landeslotterie Super 6: 761668<br />
Alle Angaben ohne Gewähr!<br />
Neue Verträge, teure Verträge<br />
Bevor der Mietendeckel kommt, fordern viele Eigentümer für freie Wohnungen mehr,als künftig erlaubt ist<br />
VonUlrich Paul<br />
Wenn der Mietendeckel<br />
kommt, gelten neue<br />
Mietobergrenzen für<br />
Wohnungen in Berlin.<br />
Doch noch vordem Inkrafttreten der<br />
neuen Regelung verlangen viele Vermieter<br />
für freie Wohnungen deutlich<br />
mehr Geld, als ihnen künftig zustehen<br />
soll. Dasgeht aus einer Untersuchung<br />
des Internetportals Immoscout<br />
24 hervor, die am Mittwoch<br />
veröffentlicht wurde. Der <strong>Berliner</strong><br />
Mieterverein rät zur Wachsamkeit.<br />
DieMieten vonknapp 95 Prozent<br />
aller in Berlin von Anfang 2019 bis<br />
Mitte Januar 2020 angebotenen<br />
Wohnungen lagen laut Immoscout<br />
über den zukünftig geltenden Oberwerten.<br />
Im Schnitt überschritten die<br />
Angebote der Vermieter die Mietobergrenzen<br />
um 5,92 Euro pro Quadratmeter.<br />
Im Ortsteil Mitte lagen<br />
laut Immoscout die Mieten von so<br />
gut wie allen angebotenen Wohnungen<br />
über den Oberwerten des Preisdeckels<br />
–zum Stichtag am 23. Januar<br />
2020 waren es laut dem Portal sogar<br />
100 Prozent.<br />
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Das geplante Gesetz: Mit<br />
dem Mietendeckel sollen die<br />
Mieten für fünf Jahre weitgehend<br />
eingefroren werden.<br />
Maßgeblich in laufenden<br />
Verträgen soll die Miete sein,<br />
die am 18. Juni 2019 wirksam<br />
vereinbartwar.<br />
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MIETENDECKEL<br />
Das Instrument: Eingeführt<br />
werden Mietobergrenzen, die<br />
je nach Ausstattung und<br />
Bezugsfertigkeit zwischen<br />
3,92 und 9,80 Euro je Quadratmeter<br />
liegen. Je nach<br />
Lageund Ausstattung sind<br />
Zu- und Abschlägemöglich.<br />
GETTY IMAGES<br />
Die Absenkung: Liegt eine<br />
Miete mehr als 20 Prozent<br />
über dem Oberwert, gilt sie<br />
als überhöht. Der Mieter<br />
kann die Absenkung verlangen.<br />
Diese Regelung tritt allerdings<br />
erst neun Monate<br />
nach dem Gesetz in Kraft.<br />
Die Mietobergrenzen bewegen sich<br />
im Mietendeckel zwischen 3,92 und<br />
9,80 Euro je Quadratmeter, wobei es<br />
noch verschiedene Zuschläge oder<br />
Abschläge geben kann. DieDifferenz<br />
zwischen künftigen Obergrenzen<br />
und Mietangeboten war laut Immoscout<br />
zum Stichtag 23. Januar mit<br />
durchschnittlich 11,61 Euro pro<br />
Quadratmeter bei den ausgewerteten<br />
Offerten in Mitte am größten.<br />
Kreuzberg folgt mit einer Differenz<br />
von 9,34 Euro je Quadratmeter, danach<br />
Prenzlauer Berg mit 8,79 Euro<br />
je Quadratmeter und der Ortsteil<br />
Grunewald mit 8,23 Euro je Quadratmeter.<br />
Die geringsten Differenzen<br />
zwischen der zukünftig zulässigen<br />
Miete und der verlangten Miete gibt<br />
es der Untersuchung zufolge in Buckow<br />
mit 1,83 Euro je Quadratmeter<br />
und in Marzahn mit 1,40 Euro je<br />
Quadratmeter.<br />
„Die massive Überschreitung der<br />
Mietobergrenzen des Mietendeckels<br />
in den Immoscout-Angeboten kurz<br />
vor Inkrafttreten des Mietendeckels<br />
überrascht uns nicht“, sagt Reiner<br />
Wild, Geschäftsführer des <strong>Berliner</strong><br />
Mietervereins (BMV). „Denn rechtlich<br />
können diese hohen Mietabschlüsse<br />
heute und bis zu neun Monaten<br />
nach Inkrafttreten des Gesetzes<br />
nur durch die Mietpreisbremse<br />
abgefangen werden.“ Der Grund:<br />
Zwar werden die Mieten in laufenden<br />
Mietverhältnissen durch den<br />
Mietendeckel auf dem Niveau vom<br />
18. Juni 2019 festgeschrieben. Anders<br />
verhält es sich jedoch bei Mietvertragsabschlüssen.<br />
Hier gilt: In allen<br />
Verträgen, die bis zum Inkrafttreten<br />
des Mietendeckels abgeschlossen<br />
werden, wird die dabei<br />
vereinbarte Miete eingefroren –<br />
selbst wenn diese über der künftigen<br />
Obergrenzeliegt. DerMieter hat erst<br />
neun Monate später,wenn die Regelung<br />
zur Absenkung überhöhter<br />
Mieten in Kraft tritt, die Möglichkeit,<br />
die überhöhte Miete zu verringern –<br />
wenn die Miete mehr als 20 Prozent<br />
über dem Oberwert liegt.<br />
Mietpreisbremse als Ausweg<br />
Einzige Möglichkeit, um vor Ablauf<br />
der neun Monate gegen überzogene<br />
Forderungen beim Abschluss neuer<br />
Verträge vorzugehen, ist die Mietpreisbremse.Hier<br />
gilt: DerVermieter<br />
darf die ortsübliche Miete um<br />
höchstens zehn Prozent überschreiten.<br />
Liegt die vereinbarte Miete darüber,muss<br />
der Mieter dies „rügen“.<br />
Möglicher Nebeneffekt: Auf diese<br />
Weise sichernsich Mieter zumindest<br />
die Ansprüche aus der Mietpreisbremse,<br />
falls der Mietendeckel vom<br />
Bundesverfassungsgericht verworfen<br />
wird, so BMV-Chef Reiner Wild.<br />
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung<br />
kommentierte die Immoscout-Zahlen<br />
mit den Worten:<br />
„Sie zeigen, wie angespannt der <strong>Berliner</strong><br />
Wohnungsmarkt ist und wie<br />
schwierig es für Menschen mit kleinen<br />
und mittleren Einkommen ist,<br />
eine leistbareWohnung zu finden.“<br />
WasImmoscout ebenfalls festgestellt<br />
hat: Das Angebot an Mietwohnungen<br />
hat sich innerhalb eines Jahres<br />
umzirka 18 Prozent verringert.<br />
Gleichzeitig gibt es bei Offerten für<br />
Eigentumswohnungen ein Plus –<br />
von 40 Prozent bei unvermieteten<br />
Eigentumswohnungen und von 25<br />
Prozent bei vermieteten. Mieter geraten<br />
dadurch unter Druck. Um das<br />
zu verhindern, fordertder Senat vom<br />
Bund, Umwandlungen von Miet- in<br />
Eigentumswohnungen<br />
stärker einzuschränken.<br />
gesetzlich<br />
Gegen gefälschte Noten<br />
Potsdamer Institut kooperiert mit elf Unis gegen Betrüger<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Die gefälschten Lebensläufe oder<br />
Zeugnisse von Betrügern stellen<br />
weltweit ein wachsendes Problem<br />
dar. Gerade bei Hochschulabschlüssen.<br />
Immer wieder werden<br />
Fälle öffentlich, bei denen sich zum<br />
Beispiel Krankenpfleger als Ärzte<br />
ausgeben und sogar operieren. Für<br />
Schlagzeilen sorgte 2014 auch der<br />
Fall eines Flughafenplaners am BER<br />
in Schönefeld (Dahme-Spreewald),<br />
der gar kein Ingenieur war, sondern<br />
nur Technischer Zeichner.<br />
Initiativeging mit vonPotsdam aus<br />
Das Hauptproblem ist: In Zeiten der<br />
digitalen Technologien sind Zeugnisse<br />
oder Lebensläufe noch viel<br />
leichter zu manipulieren als früher.<br />
Das haben einige Hochschulen erkannt<br />
und wollen nun international<br />
mit einer gemeinsamen Vereinigung<br />
namens Digital Credentials Consortium<br />
(DCC) dagegen vorgehen. Die<br />
Initiativedafür ging aus vomPotsdamer<br />
Hasso Plattner Institut (HPI),<br />
der TU München und dem MIT,also<br />
dem Massachusetts Institute of<br />
Technology in den USA.<br />
„Im Rahmen des Projekts gibt es<br />
zwei Arbeitsgruppen“, sagte HPI-<br />
Sprecherin Christiane Rosenbach<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. Eine Gruppe<br />
kümmere sich um die technologische<br />
Seite,die andereumdie Sicherheit.<br />
„Wir sind in beiden Arbeitsgruppen<br />
vertreten, allerdings liegt<br />
unser Fokus auf dem technischen<br />
Bereich.“ Da können die Experten<br />
aus Potsdam ihre Expertise insbesondere<br />
imBereich dezentrale Systeme<br />
und Netzwerke einbringen.<br />
Im Digital Credentials Consortium<br />
haben sich zwölf international<br />
führende Unis zusammengeschlossen,<br />
um einen neuen Standard zu<br />
entwickeln, der einen sicheren und<br />
zuverlässigen Austausch sowie die<br />
Überprüfung akademischer Leistungsnachweise<br />
ermöglicht. Ziel ist<br />
es dabei, gemeinsam eine globale Infrastruktur<br />
für digitale akademische<br />
Leistungsnachweise aufzubauen.<br />
Das Ziel des Konsortiums ist es,<br />
dass es überprüfbare digitale akademische<br />
Zeugnisse gibt. Dafür soll<br />
eine „vertrauenswürdige, verteilte<br />
und gemeinsam genutzte Infrastruktur“<br />
aufgebaut werden. Diese soll<br />
dann zum allgemein anerkannten<br />
Standard werden für das Ausstellen,<br />
Speichern, Anzeigen und Überprüfen<br />
von digitalen akademischen<br />
Zeugnissen. Zuerst soll dieser Standard<br />
inder akademischen Welt genutzt<br />
werden, langfristig aber für<br />
sämtliche Bildungsnachweise und<br />
Zeugnisse.<br />
Berlkönig<br />
droht schon<br />
bald das Aus<br />
SPD will kein Steuergeld<br />
für Taxi-Konkurrenz<br />
VonPeter Neumann<br />
Seit September 2018 fährt der<br />
Berlkönig – ein Mittelding zwischen<br />
Sammeltaxi und Rufbus –<br />
durch die östliche Innenstadt. Doch<br />
Ende April 2020 droht dem Mobilitätsangebot<br />
das Aus, teilten die <strong>Berliner</strong><br />
Verkehrsbetriebe (BVG) mit. Der<br />
Vertrag mit ViaVan sei auf maximal<br />
zwei Jahrebefristet. Um das Angebot<br />
weiterführen zu können, müsste das<br />
Land Berlin das Angebot bestellen<br />
und bezahlen –ansonsten werde es<br />
„unwiderruflich“ enden, heißt es<br />
warnend in einem Schreiben an die<br />
Verkehrspolitiker der rot-rot-grünen<br />
Koalition. Spätestens Ende 2019<br />
hätte die BVGeine sogenannte „Vergabeabsichtsinformation“<br />
bekannt<br />
geben müssen. Doch die dafür erforderliche<br />
Absichtserklärung vom<br />
Land Berlin traf bis heute nicht ein.<br />
Dabei sei der Berlkönig ein Erfolg,<br />
so die BVG. Bislang wurden mehr als<br />
1,4 Millionen Fahrten absolviert, die<br />
mittlerweile 185 Limousinen werden<br />
in mehr als der Hälfte der Fälle von<br />
zwei oder mehr Fahrgästen genutzt.<br />
Die App wurde mehr als 333 000mal<br />
geladen, mehr als 200 000 Menschen<br />
haben sich als Kunden registriert.<br />
DerenBewertungen seien zu 97 Prozent<br />
gut oder sehr gut, hieß es.<br />
Gern würde die BVG den Berlkönig<br />
mit ihrem Partner ViaVan weiterführen<br />
und das Gebiet ausweiten.<br />
Zunächst nach Weißensee, Lichtenberg,<br />
Friedrichsfelde, Karlshorst,<br />
Schöneweide sowie Plänterwald,<br />
dann Richtung Westen –innerhalb<br />
des westlichen S-Bahn-Rings plus<br />
Wedding/Sprengelkiez, Eichkamp<br />
und Friedenau. Ziel sei es,den Fahrdienst<br />
in ganz Berlin anzubieten.<br />
1800 neue Arbeitsplätze<br />
Vonden 761 Fahrzeugen, die erforderlich<br />
wären, würden 74 barrierefrei<br />
sein. 1800 Vollzeit-Arbeitsplätze<br />
würden geschaffen –zuden attraktiven<br />
Bedingungen des Tarifvertrags<br />
Nahverkehr, der auch für Busfahrer<br />
gilt. DieZahl der Kilometer,die jährlich<br />
mit Autos in Berlin zurückgelegt<br />
werden, würde um mehr als 7,5 Millionen<br />
sinken, lautet ein weiteres Argument.<br />
11 000 Tonnen Kohlendioxid<br />
und 27 000 Kilo Stickoxide würden<br />
die Luft nicht belasten. EinBerlkönig<br />
legt im Schnitt zehnmal so viel<br />
Kilometer zurück wie ein Privatauto.<br />
Doch für ein flächendeckendes<br />
Angebot wären Zuschüsse des<br />
Landes erforderlich, die schrittweise<br />
steigen –auf 44 Millionen Euro im<br />
Jahr 2024. „Wir sind dagegen, dass<br />
das Taxigewerbe mit Steuergeldern<br />
kaputt gemacht wird“, sagte der<br />
SPD-Verkehrspolitiker Tino Schopf.<br />
Der Berlkönig trage nicht dazu bei,<br />
dass es in Berlin weniger Lärm und<br />
weniger Stau gibt, sagte der PankowerAbgeordnete.„Underkannibalisiertden<br />
Nahverkehr und das Taxi“ –<br />
indem er Fahrgäste abwirbt. Bestenfalls<br />
in den Außenbezirken gäbe es<br />
eine Daseinsberechtigung für ihn.<br />
Am 13. Februar kommen die rotrot-grünen<br />
Verkehrspolitiker mit<br />
Vertretern der BVG zusammen. „Wir<br />
wollen erst einmal weitere Informationen<br />
gewinnen“, so Schopf. „Wir<br />
werden keine Entscheidung treffen.“<br />
Werfährtsospät durch Nacht und Wind?<br />
Einer von 185 Berlkönigen. DAIMLER AG