28.02.2020 Aufrufe

unternehmen Ausgabe71 März 2020

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 71 - März 2020

Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten. Ausgabe 71 - März 2020

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24<br />

MACHEN <strong>unternehmen</strong> [!]<br />

Von fast jedem Platz in der Klinik hat<br />

man einen Blick über den Bodensee.<br />

Sanftes Training und verschiedene Kurse gehören zum Fasten.<br />

Fasten<br />

mit Aussicht<br />

Buchinger Wilhelmi Vor 100 Jahren<br />

entwickelte Otto Buchinger seine<br />

Fastenmethode. Inzwischen hat sein<br />

Urenkel die Klinik übernommen – ihn<br />

beschäftigt auch der Verzicht auf Digitales.<br />

Durch die großen Fenster<br />

der Lobby kann man<br />

den Bodensee schimmern<br />

sehen. Wäre das<br />

Wetter klarer, würde der Blick<br />

bis weit in die Alpen reichen.<br />

Hier, in der Fastenklinik Buchinger<br />

Wilhelmi in Überlingen, bezahlen<br />

die Besucher viel Geld<br />

dafür, dass sie sehr wenig zu essen<br />

bekommen. Im Frühjahr des<br />

vergangenen Jahres hat Raimund<br />

Wilhelmi, der<br />

die Klinik in dritter Generation<br />

geführt hat, die<br />

Geschäfte an seinen Sohn<br />

Leonard übergeben.<br />

Entwickelt wurde die Methode<br />

des Fastens nach Buchinger<br />

vor etwa 100 Jahren von<br />

Otto Buchinger. Um sein<br />

Rheuma zu behandeln unterzog<br />

sich der Arzt einer dreiwöchigen<br />

Fastenkur – erfolgreich.<br />

Wenig später behandelte er seinen<br />

ersten Patienten mit der<br />

neuen Methode und gründete in<br />

Witzenhausen an der Werra ein<br />

erstes Kurheim.<br />

Die Fastenkur nach Buchinger<br />

beginnt mit einem Entlastungstag,<br />

an dem man nur wenige<br />

Kalorien zu sich nimmt.<br />

Auch wenn es<br />

gerade Trend<br />

ist, will ich das<br />

Fasten, wie wir es<br />

machen, erhalten.<br />

Leonard Wilhelmi<br />

Urenkel von Otto Buchinger<br />

Mit Glaubersalz wird das Verdauungssystem<br />

entleert, danach<br />

gibt es für den Rest der Kur nur<br />

noch Saft, Brühe und Tee – ein<br />

Teelöffel Honig am Tag ist erlaubt.<br />

Am Ende stehen die Aufbautage,<br />

an denen die Kalorienmenge<br />

wieder erhöht wird.<br />

Die Wirkung des Fastens ist<br />

unter Medizinern durchaus umstritten<br />

– vor allem, wenn es um<br />

das langfristige Abnehmen geht.<br />

Das ist laut Wilhelmi aber gar<br />

nicht unbedingt das Ziel: „Viele<br />

unserer Patienten kommen lediglich<br />

mit dem Ziel um abzunehmen,<br />

stellen dann aber fest,<br />

dass es ganz andere Effekte mit<br />

sich bringt.“ 3000 Gäste besuchen<br />

die Klinik jedes Jahr. Viele<br />

von ihnen würden merken,<br />

dass sie danach das ganze Jahr<br />

über mehr Energie hätten.<br />

Damit die Effekte des Fasten-Aufenthaltes<br />

nicht sofort<br />

wieder verpuffen, gibt es viele<br />

Kurse und Tipps, wie man seinen<br />

Lebensstil grundsätzlich<br />

verändern kann – rund 350<br />

Mitarbeiter, darunter Ärzte,<br />

Therapeuten und<br />

Köche, begleiten die<br />

Patienten.<br />

1953 gründete Buchinger mit<br />

seiner Tochter Maria und ihrem<br />

Ehemann Helmut Wilhelmi die<br />

Klinik in Überlingen am Bodensee.<br />

„Meine Großeltern nutzten<br />

die Dynamik der Nachkriegsjahre“,<br />

zollt der heutige Chef Leonard<br />

Wilhelmi seinen Vorfahren<br />

Respekt. Die dritte Generation,<br />

also seine Eltern Raimund Wilhelmi<br />

und Françoise Wilhelmi<br />

de Toledo, habe dann vor allem<br />

die Qualität des Hauses vorangetrieben:<br />

spezialisierte Ärzte<br />

eingestellt, das Kursangebot erweitert<br />

und die Methode wissenschaftlich<br />

begleitet und untermauert.<br />

Studie mit 1422 Probanden<br />

Leonard Wilhelmi, der jetzt ein<br />

knappes Jahr die Geschäftsführung<br />

der Überlinger Klinik innehat,<br />

will vor allem das Erbe<br />

seiner Vorfahren bewahren.<br />

„Auch wenn Fasten gerade im<br />

Trend liegt, will ich das Fasten,<br />

wie wir es machen, erhalten“,<br />

erklärt der 32-Jährige. Natürlich<br />

wolle er das Erbe auch sinnvoll<br />

weiterentwickeln. In welche<br />

Richtung das gehen könnte, da<br />

will er sich noch nicht festlegen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!