AUTOINSIDE Ausgabe 3 – März 2020
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REIFEN & RÄDER<br />
Die Guayule-Pflanze gedeiht im trockenen Klima<br />
Spaniens ausgezeichnet und soll künftig die ökologisch<br />
problematischen Kautschuk-Plantagen in Südostasien<br />
ersetzen: Nokian Tyres hat deshalb im neuen Technologiezentrum<br />
in Spanien eine eigene Plantage angelegt.<br />
Grüne Reifen<br />
Ernsthafte Alternative<br />
oder Marketing-Gag?<br />
Der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen und das Verringern von CO 2<br />
-Emissionen werden auch für<br />
die Reifenhersteller mehr und mehr zum Thema. Geforscht wird in verschiedene Richtungen. Sandro Compagno<br />
Es ist kein Zufall, dass die Wörter «Reifen» und<br />
«Gummi» für viele Autobesitzer Synonyme<br />
sind. Noch immer besteht ein Reifen zu rund<br />
40 Prozent aus Kautschuk <strong>–</strong> natürlich wie auch<br />
künstlich hergestellt. Natürlicher Kautschuk<br />
wird in riesigen Plantagen vor allem in Südostasien<br />
angebaut. Weltweit grösster Produzent ist<br />
Thailand, gefolgt von Indonesien und Malaysia.<br />
Was den Menschen in der Region Arbeit und<br />
ein Auskommen beschert, bedroht auf der anderen<br />
Seite den Urwaldbestand und die Artenvielfalt<br />
im Regenwald.<br />
Daher bemüht sich eine zunehmende Zahl von<br />
Reifenherstellern um ökologische Alternativen<br />
zur «Hevea brasiliensis», so der wissenschaftliche<br />
Name der Kautschukpflanze. Der finnische<br />
Hersteller Nokian Tyres und die Japaner<br />
von Bridgestone beispielsweise tüfteln mit Latex<br />
aus dem Wüstenstrauch Guayule. Nokian<br />
hat dafür im neuen Technologiezentrum in<br />
Spanien eigens eine Plantage angelegt. Wissenschaftler<br />
des deutschen Fraunhofer-Instituts für<br />
Molekularbiologie und Angewandte Ökologie<br />
gelang es gemeinsam mit Chemikern und Ingenieuren<br />
von Continental, aus der Wurzel des<br />
Russischen Löwenzahns (Lat.: Taraxacum) Latex<br />
zu gewinnen. «Erste Versuche sind vielversprechend»,<br />
sagt Daniel Freund, CEO Continental<br />
Suisse. «Wir haben bereits eine Kleinserie<br />
Fahrradreifen mit diesem Naturkautschuk hergestellt.»<br />
Diese beiden natürlichen Alternativen sind keineswegs<br />
brandneu: Schon zu Zeiten des Zweiten<br />
Weltkriegs wurde nach Ersatz für den Naturkautschuk<br />
gesucht: die Sowjets mit ihrem<br />
Löwenzahn, die Amerikaner mit dem Wüstenstrauch.<br />
Nur standen damals nicht ökologische<br />
Gesichtspunkte am Ursprung der Versuche,<br />
sondern der Umstand, dass der Krieg diese<br />
wichtigen Produkte verknappt hatte.<br />
Die Laufstreifenmischung ist das bestgehütete<br />
Geheimnis in der Produktion von Reifen. Sie besteht<br />
im Wesentlichen aus Natur- und Synthetikkautschuk,<br />
Füllmaterialien wie Russ, Silica,<br />
Ölen und Schwefel sowie Verstärkungsmaterialien<br />
(Stahl, Polyester etc.). Durch Vulkanisation<br />
(Erhitzen auf 170 bis 200 Grad) bilden die Makromoleküle<br />
beider Kautschukarten langkettige<br />
Polymere, die durch Schwefelbrücken miteinander<br />
verbunden werden <strong>–</strong> Gummi entsteht. Der<br />
Vorteil des Naturkautschuks gegenüber dem<br />
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<strong>März</strong> <strong>2020</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>