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Paddy Graham<br />
„Ich dachte<br />
mir: Das ist<br />
krank. Das will<br />
ich auch.“<br />
Paddy Graham über seine ersten<br />
Begegnungen mit Freeskiern<br />
British Airways<br />
Paddy Graham zählt zur Weltelite der Freeskier.<br />
Das Besondere daran: Er ist Engländer. Und hat erst<br />
mit elf Ski fahren gelernt – auf einer künstlichen Piste.<br />
Text HUGH FRANCIS AN<strong>DE</strong>RSON<br />
Fotos GIAN PAUL LOZZA<br />
Vor gut zwei Jahren wollte Paddy<br />
Graham einen Weltrekord aufstellen<br />
– das Ziel war, bei einem Sprung<br />
länger als vier Sekunden in der Luft<br />
zu bleiben. Man hatte ihm für diesen<br />
Zweck im italienischen Livigno in<br />
gut vier Wochen Arbeit eine Riesenschanze<br />
aus 100.000 Kubikmeter<br />
Schnee gebaut. Beim ersten Versuch<br />
rast Graham mit 117 km/h über den<br />
Kicker, springt und landet sicher.<br />
Aber „schon“ nach 3,8 Sekunden.<br />
Beim zweiten Versuch wählt er<br />
eine noch waghalsigere Anfahrtsgeschwindigkeit.<br />
Nach 4,5 Sekunden<br />
schlägt er aus 30 Meter Höhe auf<br />
der Piste auf. Die Folgen: gerissenes<br />
Kreuzband und kaputter Meniskus<br />
im einen Bein, ein gebrochener<br />
Knöchel im anderen.<br />
Nur ein Detail macht die Aktion<br />
noch verrückter, als sie ohnehin<br />
war: Paddy Graham ist nicht mit<br />
Skiern an den Beinen aufgewachsen<br />
– so wie die meisten anderen aus der<br />
Freerider-Weltelite. Er ist Engländer.<br />
Geboren in Sheffield, einer Industriestadt<br />
im Herzen des Landes.<br />
Hier gibt es keine hohen Berge<br />
und selten Schnee. Aber es gab die<br />
größte künstliche Skipiste Europas,<br />
ausgestattet mit Half- und Quarterpipe,<br />
Kicker und Grindrails – sie ist<br />
inzwischen leider abgebrannt. Dort<br />
lernte Paddy Graham mit elf Ski<br />
fahren – bloß weil er jeden anderen<br />
Sport langweilig gefunden hatte.<br />
„Ich sah Menschen mit Skiern springen<br />
und Tricks machen und dachte:<br />
Das ist krank, das will ich auch.“ Und<br />
dann ging alles ganz schnell. „Am<br />
Anfang war’s ein Kampf“, erinnert<br />
sich Graham heute grinsend. „Aber<br />
meine Lernkurve stieg rasch an.“<br />
Natürlich haben die Älpler anfangs<br />
über den fliegenden Briten gelacht<br />
– aber nicht lange. Inzwischen<br />
gilt Graham als mit Abstand bester<br />
Freerider Englands. 2009 ist er nach<br />
Innsbruck übersiedelt und hat dort<br />
mit Freunden die Gruppe „Legs of<br />
Steel“ gegründet, mit der er spektakulären<br />
Film-Content herstellt.<br />
Der jüngste Film wurde in Japan<br />
gedreht. Er heißt „121“, in Anlehnung<br />
an ein neues Skimodell der<br />
Marke Völkl. Dieses wurde mit Input<br />
von Legs of Steel entwickelt. „Er<br />
kann Freeride, Tiefschnee, Backcountry-Sprünge<br />
und Skitouren“,<br />
schwärmt Graham, „ein wahrer<br />
Gamechanger.“ Graham meint den<br />
Ski. Er könnte das auch von sich<br />
selbst sagen.<br />
legsofsteel.film<br />
42 THE RED BULLETIN