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KOMMENTAR

! Coronavirus ! - Danke für deine Aufmerksamkeit,

du darfst weiterlesen

Text Valentina Scheiwiller

Der oder das Coronavirus. Aus jedem Munde kommt nur noch

das Wort Corona. Auf jedem Tagesblatt sehe ich grosse Titel wie

«Der Coronavirus nimmt die Welt ein». Im Fernsehen erscheinen

Anleitungen, wie ich mir die Hände richtig waschen soll

und in den sozialen Medien werden mir Videos mit Titeln wie

«Wie gefährlich der Coronavirus wirklich ist» vorgeschlagen.

Der Virus verbreitet sich rasch und infiziert Menschen auf der

ganzen Welt. Der Krankheitsverlauf kann schlimm sein – mögliche

Komplikationen beinhalten Lungenendzündung und Nierenversagen.

Auch die Sterberate darf nicht unterschätzt werden.

Menschen leiden unter dem Virus und die Schwächsten

kommen am stärksten dran.

Durch die Digitalisierung verbreitete sich der Virus in den

Medien hierzulande schon lange bevor er tatsächlich in der

Schweiz ankam. Die Berichterstattung läuft meist nach einem

bestimmten Schema ab: In den Titeln wird die Anzahl der Todesfälle

preisgegeben und das Ende des Artikels spricht davon,

wie viele die Krankheit trotzdem überlebt haben. Vor lauter

Berichterstattung erscheint der Zusammenhang zwischen tatsächlicher

Gefahr des Virus und Thematisierung in den Medien

nicht mehr gegeben. Überall in den Medien und in den sozialen

Medien ist der Coronavirus spürbar und vor lauter Informationen

kann schnell das Gefühl entstehen, dass man infiziert

ist. Jedes Stechen im Kopf, Husten oder Niesen wird direkt mit

dem neuen Coronavirus in Verbindung gebracht. Die Digitalisierung

bringt den Virus schneller in aller Munde als der Virus

Menschen ansteckt und die Angst in den Medien ist schneller

gewachsen als die Angst in der Realität. Ironischerweise gibt

es keine Schutzmasken mehr zu kaufen und trotzdem sehe ich

niemanden mit einer solchen herumlaufen. Im öffentlichen

Raum belausche ich immer wieder Gespräche über den Coronavirus

und niemanden scheint die Angst wirklich zu belasten.

Ich höre Aussagen wie «ach was, ich wür gern agsteckt werde,

denn hetti wieder mal frei» oder «näi, soepis macht mir doch

kei Angst, mir si ja i de Schwiz.» Ist also die Angst in den Medien

grösser als die Angst in der Realität? Egal ob du Angst hast oder

nicht, der Schutz ist nicht nur für dich selbst, sondern auch für

diejenigen, die stärker gefährdet sind, angesteckt zu werden.

Wasch dir also die Hände und huste in deine Armbeuge. Danke.

Von dummen Debatten und Alkohol

Text Elisa Jeanneret

Hattet ihr auch schon mal eine Diskussion, die so animiert,

zugleich aber auch so dumm war, dass ihr froh wart, euch

hört niemand zu? Das denke ich bei jedem Gespräch mit

meinen Freundinnen. Vor allem, wenn wir schon eine oder

zwei (oder drei, seien wir ehrlich hier) Flaschen Wein zu trinken

hatten und jemand wieder unsere monatealte Debatte

aufgreift: «Ist Zopf Brot?» Unsere Zehnerguppe ist in dieser

Hinsicht gespalten. Etwa die Hälfte findet, Zopf sei kein Brot,

die andere Hälfte findet das unsinnig. Angefangen hat es,

als ich sagte, wir könnten zum Frühstück Brot kaufen gehen.

An diesem einen Tag wollten meine Freundinnen aber einen

Zopf, weil am darauffolgenden Tag Sonntag war. Da wagte

ich die kontroverse Aussage, dass die Unterscheidung unnötig

sei, weil Zopf ganz klar ein Brot sei.

Die Diskussion ist dann ziemlich ausgeartet. Eine von uns

musste sogar einen Papierblock holen, um «Teigsachen» zu

kategorisieren. Die Idee war, die Teigsachen nach Zubereitungsart

einzuordnen und so ein für alle Male Ordnung in

die Teigwelt zu bringen. Genannte Kategorien waren «gebacken»,

«gekocht» und «frittiert». So würde Pasta zu «gekocht»

zugeordnet werden, Berliner zu «frittiert» und Brot

zu «gebacken». Doch auch diese Kategorisierung stellte sich

als kontrovers heraus, denn es ging plötzlich nicht mehr nur

um die Zubereitung, sondern um «Ingredenzien» (ich sagte

ja, wir hatten schon einige Gläser intus). So mussten wir das

Thema wechseln, bevor es ausartete.

Dein Freund*innenkreis hat sicher auch schon mal so eine

dumme Debatte geführt. Zum Beispiel, welcher Zustand von

Wasser (flüssig, gasförmig, fest?) am besten ist. Oder auch, welches

Gewürz das beste von allen ist. Das lustigste an solchen

Debatten ist ganz sicher, dass sie nie abschliessend geklärt werden

können. Letztens kam in unserem Gruppenchat die Frage

auf, ob wir denn Tortillas (oder allgemein Fladenbrote) auch zu

Brot zählen dürfen. Eine von uns meinte, ja, das würde noch dazugehören,

Omeletten aber nicht mehr, wegen der Eier. Ich bin

aber der Meinung, dass erst Backpulver oder Hefe Brot zu Brot

machen. Gleichzeitig denke ich aber auch, dass Kuchen eigentlich

süsses Brot ist, weswegen meine Freundinnen meine Meinung

schon lange nicht mehr ernst nehmen. Deswegen kann

ich auch mit dieser Aussage keinen befriedigenden Abschluss

bieten. Ich wollte dich nur dazu animieren, deinen Freund*innen

eine Frage zu stellen: «Ist Zopf Brot?»

03.2020

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