27.03.2020 Aufrufe

rik April/Mai 2020

Das schwule Metropolenmagazin für Köln und Düsseldorf.

Das schwule Metropolenmagazin für Köln und Düsseldorf.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24 ALTER<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

ROSA VON PRAUNHEIM:<br />

„Marlene Dietrich beeindruckte mich“<br />

1942 wurde Deutschlands<br />

wohl umstrittenster Regisseur<br />

(„Nicht der Homosexuelle ist pervers,<br />

sondern die Situation, in der<br />

er lebt“, „Darkroom – Tödliche Tropfen“,<br />

„Die Jungs vom Bahnhof Zoo“,<br />

...) und Homo-Aktivist geboren:<br />

Rosa von Praunheim. Seine Kunst<br />

und Polemik sorgten für Skandale,<br />

die Deutschland veränderten. Allein<br />

durch den anfangs genannten<br />

Film gründeten sich fünfzig neue<br />

Schwulengruppen! Wir trafen ihn im<br />

Deutschen Theater, wo er uns von<br />

seinen Plänen erzählte und Privates<br />

verriet.<br />

Welches war dein bestes<br />

Lebensjahrzehnt?<br />

Das kann ich so einfach nicht sagen.<br />

Jeder Mensch hat mehrmals am Tag<br />

unterschiedliche Stimmungen. Es gibt<br />

glückliche Momente, wenn man wahrgenommen<br />

wird. Etwa meine Ehrenauszeichnung<br />

beim „Max Ophüls Preis“ im<br />

Januar. Und wenn ein Stück, ein Film gut<br />

läuft, dann werden die Sorgen weniger.<br />

Du sorgst dich?<br />

Jeder freischaffende Künstler sorgt sich<br />

darum, die Miete nicht zahlen zu können.<br />

Dadurch, dass ich sehr produktiv bin,<br />

arbeite ich aber immer an bis zu zehn<br />

Projekten gleichzeitig, manche laufen,<br />

manche nicht. Man muss immer wieder<br />

kämpfen.<br />

Ermüdet das?<br />

Ich bin jetzt fünfzig Jahre<br />

im Beruf und muss<br />

weiterarbeiten. Und<br />

mach es gerne! Ich<br />

bekomme eine kleine<br />

Rente, es ist aber<br />

gut, dass ich arbeiten<br />

muss, das hält jung.<br />

Bist du jetzt gelassener<br />

als früher?<br />

Ja und nein. Die Ängste<br />

sind aber mitunter sehr groß,<br />

das ändert sich nicht. Ich weiß nur,<br />

dass das Kreative, das Malen, das Schreiben,<br />

dass das ein großes Geschenk ist.<br />

Wie siehst du die jetzige Szene, etwa<br />

Formate wie „Prince Charming“.<br />

Ich finde ALLES gut, was Sichtbarkeit<br />

schafft. In Deutschland habe ich mich<br />

immer bemüht, Schwule ins Fernsehen zu<br />

bringen. Egal, wie trivial ein Format ist, es<br />

ist wichtig, dass Schwule wahrgenommen<br />

werden.<br />

Gehst du denn schwul aus?<br />

Ich war nie ein Partygänger, aber ich<br />

war früher natürlich überall<br />

mal in Berlin. Ich war nie<br />

ein Nachtschwärmer.<br />

Dass man Freitag bis<br />

Montag durchfeiert,<br />

ist ja eine neue Entwicklung.<br />

Es würde<br />

mir keinen Spaß<br />

machen, ich nehme<br />

keine Drogen und<br />

trinke nicht.<br />

Was für Musik hörst<br />

du zu Hause?<br />

Nichts. Ich bin eher musikfeindlich!<br />

Wenn, dann höre ich schräge Musik, keinen<br />

Pop. Thailändische Militärmusik, DDR-<br />

Politsongs, auch polnische Chansons. Elvis<br />

habe ich einmal live gesehen, das bleibt<br />

natürlich in Erinnerung. Oder Marlene

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!